~Auszug aus dem Tagebuch von Amber~
Wir verließen also die Hütte der alten Damen - sie wirkten wie Druidinnen, schienen aber keine zu sein. Welch eine Enttäuschung. Die Blicke der beiden hatten mir ein wenig das Fell zu Berge stehen lassen. Wir benötigten in jedem Falle einen Plan. Dass Piskar nichts gutes im Schilde führte, war mir ja von anfang an klar gewesen - nun, vielleicht nicht ganz von anfang an - aber wir mussten etwas tun wenn wir nicht so enden wollten wie die armen Seelen, die wir im Keller dieses Hauses im Dorf bestattet hatten. Und wo wir gerade davon sprechen - während wir gerade die Holzhütte der Damen verließen, konnten wir einige Wachen, eine Art Patrouille beobachten.
Nicht alle waren so beeindruckt oder besorgt davon. Wir versuchten weitere Informationen zu bekommen, doch Vögel eigneten sich nur bedingt als Gesprächspartner, wie wir feststellen mussten. Letztendlich war ein Plan gefunden, wenn auch wohl nicht der beste aller Pläne, der je gemacht worden war. Wir würden essen, Zmej und Midnight würden früh zu Bett gehen und versuchen, in Piskars Zimmer einzubrechen um etwas zu finden, das uns helfen würde. Währenddessen würden Mirahn und ich versuchen würden möglichst lange unauffällig so zu wirken, als hätten wir nichts böses im Schilde.
Nun waren wir also aufgeteilt, und das macht es etwas schwieriger für mich, mich zu erinnern. Vor allem, wenn man bedenkt, was wir da getrunken haben... aber immer der Reihe nach.
Larissa gesellte sich zu mir und Mirahn, wir spielten Würfel und tranken besonders guten Sake. Ich hatte ein wenig das Gefühl, dass Larissa sich für Mirahn interessierte - aber sie war kein Stück besser als Pisskar.
Nachdem ich etwas vergeblich versucht hatte, Informationen aus den Patrouille-Leuten heraus zu kriegen, die sich auch in der Taverne aufhielten, tranken wir noch ein wenig - und dann wurde alles schwarz.
Was also währenddessen bei Midnight und Zmej passiert ist kann ich hier nur aus Erzählungen festhalten!
Anscheinend hatten die beiden kein Problem damit, das Zimmer zu finden, das Piskar gehörte. Beide sind sehr gut im Klettern und Fliegen und schon zuvor hatten wir davon gesprochen gehabt, dass sie wohl über das Fenster einsteigen würden. Die Tür war definitiv mit einem Zauber geschützt gewesen!
Leider kam alles immer etwas anders als man so denkt, und Piskars Zimmer war eines ohne Fenster. Was, im Nachhinein, sehr klug war, denn man konnte ja sehen wie leicht jemand einfach so in ein Zimmer einbrechen kann. Allerdings hatte sie nicht bedacht, dass da immer noch ein Kamin in ihr Reich führte. (Ein Kamin in einem Zimmer ohne Fenster? Vollkommen unverantwortlich, wenn ihr mich fragt.)
Ich bin mir nicht sicher, ob ich veralbert wurde, als mir Zmej und Midnight erzählt haben, dass Zmej offenbar von einem giftigen Pfeil ausgeknockt und unter dem Bett versteckt worden waren, während Midnight versuchte sich zu verstecken, als Piskar wieder ins Zimmer kam. Leider hatte sie nicht mit dem Spiegel gerechnet, und damit wie selbstverliebt Piskar war - anscheinend endete das ganze in einem "Cat-Fight", von dem ich es schade finde, dass ich ihn verpasst hatte.
Mirahn und ich waren bis dahin ja leider bereits... unpässlich.
Wir erwachten alle gemeinsam, unserer Sachen beraubt und in denkbar schlechtem geistigen Zustand. Kelemvor sei dank habe zumindest ich meine Karten noch bei mir. Mit uns eingeschlossen waren ein Ork und ein Halb-Elf - Murasas Freund?
Der Ork war der Überzeugung, Midnight zu kennen und gab ihr ständig einen anderen Namen. Ich kann mich nicht mal an seinen Namen erinnern, ich war schon immer schlecht darin, mir so etwas zu merken. Oder hatte er uns ihn noch gar nicht gesagt?
Nun, hier strandeten wir also. Eingeschlossen, mehr oder minder mittellos und darauf wartend, dass etwas passierte. Meine Fingerspitzen kribbeln wenn ich meine Karten berühre - wohin auch immer wir gebracht werden, Kelemvor denkt, dass dort eine Aufgabe für mich wartet. Unsere erste, viel dringlichere Aufgabe wird wohl aber sein, überhaupt einmal hier raus zu kommen.
Mirahns Logbucheintrag
Auszug aus:
Helden. Mythen. Geheimnisträger- Eine historische Abschlussthesis über die Tüftlerin der Heldinnen Saltmarshes.
Kapitel 2: Historische Zusammenhänge, das Heldentum und die Schwertküste
Der vorliegende Epos wurde von Thorpe Pinesnout laut seinem Angaben 250 Jahre nach der Beisetzung der letzten Heldin geschrieben. Vorgetragen wurde sie auf dem Gedenkfest vor dem Denkmal in Vauxterre Creek. [19]
Gestützt auf Augenzeugenberichte, zwergische Traditionen und mündliche Übertragungen beschloss Pinesnout die turbulente erste Rückkehr der legendären 4 zu zelebrieren. Zu dieser Zeit hatten die Heldinnen Saltmarshes bereits Piraten und Sklavenhändlern ihre Beute entrissen und ihre Stadt und Schiff verteidgt, diplomatische Bande zwischen dem Gundarluner Clankönig und der Lords Alliance geschmiedet und in Neverwinter die Toten befriedigt [3]. Es ist umstritten, ob sie auch der Verteidigung der Großstadt beigestanden haben. Viele Historiker [25,26a,29] bestreiten dies, da die Schwarze Armada durch ihre Spione von dem unverhüllten Aufenthalt der 4 gewusst hatte und folglich erst nach der Abreise der 4 attackierte.
Oh lang, so lang war es her,
Dass die Heldinnen ihre Heimat sahen,
Selbst der Geruch mochte es nicht mahren,
Und die Vorsicht hatte es schwer.
Nur die Tüfftlerin allein vorsichtig an der Seite verblieb,
Die Befreierin sofort ihre Familie suchte,
Die Ruferin noch einmal die Feinde verfluchte,
Der Wächterin voller Fragen dem Schiffe entstieg.
Mirahn Dunkeltaucher folgte dem Licht der Heiligen Gezeiten,
doch sie hatte es nicht einmal durch die Türe geschafft,
als aus dem Nebel Stimmen auftauchten mit aller Macht.
Gastrecht bewahrend ließ sie Gnade walten und wollte nicht streiten.
Githyanki in ihrer fürchterlichen Pracht kamen die Ruferin zu fordern,
Verletzt in ihrem fragilen aufgebauschten Sein,
schien alles doch nur blasser Schein.
Doch allein und ihre Gefährten: Mirahn Dunkeltaucher ließ sich ordern.
Sie gab ihr Schimmerschwert frei,
Von ihrer Ehre und Treu erschrocken,
ließen sich die Githyanki locken:
Ein Mondumlauf, dann sei die Ruferin zum Duell bereit.
Midnight Fisherman ging sehr filial,
zu ihren Eltern schnellen Schrittes durch leere Gassen.
Doch war das Hause verlassen,
Was eine Qual!
Jedoch die Saltmarsher kannte ihre Helden,
Die Befreier wurde geschwind geschickt zur weiteren Reise,
Zu dem Manor Wellenfischer- ihres Eltern neue Bleibe,
Und ließ sich förmlich melden.
Ihre Eltern voller Freude fielen ihr in die Arme,
Und gemeinsam feierten sie das Yuletide,
So sehr freute sie der Friede,
Vereint genossen sie das Warme.
Doch die Befreierin als Midnight benannt,
Wurde von den Eltern mit einem goldenes Geschenk betraut,
Schwank sich mutig in die Dunkelheit wie nie zuvor getraut,
nun den Ganoven als CATBAT bekannt.
Die Wächterin ging mit weiten Schritten und offenen Blick,
Die Tüftlerin an ihrer stehten Seite,
Gingen sie zum Hainland, der geweihte,
Die Tüftlerin erfand derweil mit großem Geschick.
Der treue Oceanus hatte sein Bestes getan in den Jahren,
Doch sie statt ihres Vater treuen Geiste,
fanden sie auf seinem Lager ihn verflucht und erschöpft vor,
Und fäulende magische Bande ketten ihn ans südliche Moor.
Doch einen Auftrag und Eid sollte die Wächterin wahren.
Gemeinsam eilten starke Wächterin und schlaue Tüftlerin auf geheimen Wegen
Doch aus den dunklen Gassen ohne Zaudern
schoss die zielstrebige Befreierin zu großem Schauder
zur Hilfe und gemeinsam gingen Sie dem Obeliskenmonument entgegen.
Unter den Sternenhimmel, vor den Gezeiten,
ließ sich Amber Moon von ihrem Schicksal leiten.
In den grauen Schleiern des anderen Seins,
traf sie noch rechtzeitig, den Göttern sei dank,
ihren Vater und Mentor lebendig an
Und ihr Schicksal und Lebensweg bekam einen neuen Schein.
Dem Bösen des Südens entgegen zu stehen,
Der Seuche der Sümpfe zu lindern,
All dies mochte ihre Zuversicht nicht zu mindern,
Denn all dies, dann würde es ihrem Vater besser gehen.
Die Ruferin, nun ihrer Silberwaffe beraubt,
machte sich erneut zu ihrem Tempel auf.
Doch Sie wurde wieder ihrem Lager beraubt,
Denn die mächtige Fanghû wollte nicht tatenlos bleiben,
wenn böse Mächte frei über die Ebene schreiten:
ein neuer Pfad tat sich der Ruferin auf auf.
Die Prüfungen bestand die Ruferin mit Ehre und Geschick,
Und Treue und göttlichen Geleit
Und dann war es so weit.
Das Schwert [Name] war fortan der Küste Lichtblick.
Im Licht des beginnenden Tages,
sich die Heldinnen wieder zusammenfanden,
gemeinsam ihre Kräfte vereinten und banden,
Das [2 Wörter unlesbar] erschaudert [unlesbar].
Oh Heldinnen Saltmarsh seit ohne Sorge,
Mit all eurer Macht-
Ihr habt bereits ganz anderes geschafft!
Gemeinsam mit eur[en] Gefährten [unleserlich].
[28]
Es ist anzumerken, dass der Beitrag des Barden nur einer von vielen zu Ehren der Heldinnen war. Durch die Fluten der Einkerkerung Slarkrethel waren viele der umfangreichen Schriften Saltmarsh und Neverwinters beschädigt worden, sodass uns nur noch Schriftstücke und Abschriften mit bekannten Abänderungen vorliegen. Es ist unbestreitbar, welchen Einfluss die kleine Heldengruppe auf diesen Abschnitt der Küste hatte. Dennoch ist auch dieser Epos bezeichnend- erneut wird der Tüftlerin weniger Aufmerksamkeit gewidmet. Sind ihre Taten und Beträge bewusst von ihr im Laufe der Zeit verschleiert worden? Oder war dies der verbleibenden Vorurteile gegen Drachengeborene nach dem vergeblichen Umsturzversuchs Tiamats zu lasten zu legen?
Im folgenden wird diese Arbeit sich zunächst auf die legendenumwobene Identität der Tüftlerin beziehen. Hat diese den legendären 11 bei dem Fall Tiamats geholfen? Ist sie, wie die Theoretiker Luthers behaupten, aus der Glut des göttlichen Schmiedes geboren worden? Warum ist nur in den versiegelten Schriften der Könige ihr Rufname zu finden, während die drei weiteren Heldinnen ihre frei durch die Lande tragen ließen? [...]