Forum Drachenzwinge

Community => Erfahrungsberichte => Thema gestartet von: Olf am 11. Oktober 2016, 22:20:52

Titel: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 11. Oktober 2016, 22:20:52
Hallo Leute,

so Recht weiß ich gar nicht, wie ich anfangen soll und was überhaupt die Aussage dieses Berichtes sein soll oder kann. Ich bin gerade richtig fertig. Obwohl ich jetzt seit über 20 Jahren spiele, war/ist dies meine erste Online-Runde und somit für mich etwas ganz Besonderes. Vor etwas mehr als zwei Jahren kam ich in eine ziemlich neue Gruppe dazu, die ihr erstes Abenteuer hinter sich hatte. Und heute habe ich erfahren, dass nun der letzte, der länger als ein Jahr mit mir spielt, von Bord geht. Das nimmt mich jetzt irgendwie mit.

Gerne erinnere ich mich an Weggefährten, die mich durch die Jahre begleiteten, wie
Icke, den Matrix-Zwerg, der nie seine Finger von Daten des Auftraggebers lassen konnte, was uns so manchen Lohn kostete, aber unseren Ruf als "blöde Punks von der Straße" voll traf,
Angel, den soziopathischen KI-Adep...äh die heißen jetzt... mystische Adepten, also den soziopathischen Mystik-Adepten, der immer eine Kugel durch die Finger gleiten ließ und jeden, dessen Nase ihm nicht passte, also eigentlich jedem, seine Pistolen unter die Nase hielt, (er war doch ein KI-Adept. Diese neuen Mystik-Adepten im 5er - ich spielte vorher nur das 2er - haben mich eine zeitlang etwas verwirrt :D  )
Mür, meinen Pfaffen, dem ich verstohlen beichtete, wie ich einem kleinen Ork-Kind im Zoo seinen Hot-Dog klaute. Das lag meinem Streetsam und gedungenen Mörder schwer auf der Seele. Und sein possierliches Haustier, eine Teufelsratte, war auch das einzige Vieh, das jemals mit mir mitfahren durfte. Ach Sparky, du kleiner Schuft, du... ,
Nec, ein Technomancer, der immer so tat, als würde er mit einem Deck hantieren. Der Akku hatte anscheinend unbegrenzte Kapazität...
Leo, dem drogensüchtigen Punk, immer im Clinch mit seiner Ex-Frau und einem vergessenen Termin, wahlweise der vergessene Geburtstag seines Sohnes oder einen Termin im Amt, eine Schulaufführung oder nicht überwiesene Alimente,
DC, der uns immer, also oft, meistens, ach, sagen wir, wie es war, ab und zu auch einmal unbemerkt in ein Gebäude einschleusen konnte, ohne Alarm auszulösen,
Dug, bei dem man immer damit rechnen musste, dass zu passenden wie unpassenden Zeiten Granaten explotierten,
Satan, dessen "richtigen" Straßennamen ich tatsächlich vergessen habe, weil ich, begriffsstutzig, wie ich nun mal bin, nicht wusste, was ein "Satyr" ist ("Du wirst ihn schon erkennen, wenn Du ihn siehst, befrei ihn einfach! Hat zwei Hörner und sieht scheiße aus, so wie Du" - "Jawoll, wir befreien diesen Satan, kein Problem"). Nun ja, nachdem Schmidt auf Satan einstieg, hieß er für mich einfach so.,
Dove, eine toughe Matrix-Schlampe, die leider in der Nähe von Bogota von VSTOLs der Atzies in Stücke zerschossen wurde. Noch nie hat ein toter Finger einen kaputten Auslöser gedrückt, der eine Sprengung in Gang setzte, die so viele Todesopfer forderte,
Ijob, ein Pfaffe, der nur kurz mit mir zusammenarbeitete, aber meinem tief katholischen Troll Hoffnung machte, dass seine Seele doch nicht ganz verloren und verdammt sei,
...vielleicht habe ich jetzt sogar den einen oder anderen vergessen... nehmt es euch nicht zu Herzen.

Heute habe ich erfahren, dass Mr. Murphy niemals wieder seinen maßgeschneiderten Anzug anlegen wird, um uns als aalglatter Anwalt durch jede Widerwärtigkeit des Lebens durchzuquatschen. Nebenbei verkaufte er auch seine Großmutter und  - so die Gerüchte stimmen - war er ein ganzes Jahr lang der Top-Verkäufer von Lebensversicherungen in West- und Ost-Berlin zugleich. Aber ich denke, das ist übertrieben. Obwohl... Zudem ein zweiter SL in der Gruppe, mit dem ich mich bestens verstand. Der Altersunterschied war egal. Was Shadowrun angeht waren wir Brüder im Geiste. Der letzte, der länger als ein Jahr mit mir zusammen Woche um Woche mit wirklich wenigen Ausfällen konstant die dreckige, hinterhältige, brutale und zeitweise sogar luxuriöse Welt des Shadowrun am Laufen hielt. Der letzte, der die extrem tiefe Geschichte UNSERER Shadowrun-Welt mit mir teilen konnte. Nein, umgekehrt wird ein Schuh daraus. Ich mache keinen Hehl daraus, dass das egoistisch klingt. Es ist egoistisch. Der letzte mit dem ICH unsere aufgebaute Shadowrun-Welt teilen konnte. Tiefe Geschichten, langsam erspielt, die nur lebendig sein können, wenn sie noch von einigen Spielern miterlebt, durchlebt, durchgequält wurden, nicht wieder gut zu machende Fehler, die begangen wurden, Erfolge, die gefeiert wurden. Alles ist schlagartig zu Ende.

So ist das.

Ich weiß das.

Aber ich nehme mir die Zeit, das Ende einer Ära zu betrauern.

Ich weiß, da draußen warten hungrige Runner in den Schatten. Erfahrene Haudegen, die kaum mehr etwas schrecken kann, blutige Anfänger, die so heiß wie Thermit darauf brennen, ihre erste Kerbe in den Griff zu schnitzen. Es wird weiter gehen.

Und doch: es wird nie wieder so sein, wie es war. Es wird anders sein.


Vielleicht ist das der Punkt. Ich spiele lange genug, um zu wissen, dass zwangsweise jede Geschichte zu ihrem Ende kommt.
Und gerade deshalb werde ich mir heute Zeit nehmen, zu trauern.












...bevor es weiter geht mit den [SR5]Geschichten aus der ADL.

Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 19. Oktober 2016, 19:04:37
Hallo Chummers,

wow, mein Thread wurde sogar gelesen!  :o

Durchgeknallte Situationen schaffen auch durchgeknallte Chancen!
Ich freue mich, dass meine beiden noch verbliebenen Mitstreiter mit mir zusammen von Berlin nach Frankfurt übersiedeln. Vom Anarcho-Kriegsgebiet in den Sprawl der AG Chemie.

Der letzte Run war Sondermüll, den keiner mehr anfassen will. Wir hatten die Pizza schon heiß und fettig im Karton und konnten unsere Finger einfach nicht davon lassen. Wir wollten nicht naschen oder so, nur mal anfragen, ob die Pizza wirklich geliefert werden will. Die war ganz schön zickig, die Pizza und durch eine... ungünstige Verkettung von ungünstigen Umständen merkte der Troll Uff in Berlin, dass er eine Leiche von Paris bis Berlin geschmuggelt hatte. Schmidt wasn´t amused. Nach drei Minuten von Beleidigungen und Flüchen in allen Sprachen kam so etwas wie "Beten Sie, dass sich unsere Wege nie wieder kreuzen!" Er wollte es vor uns geheim halten, aber er war ein Atzie, hatte außerdem Zugriff auf Personal de la Crème. Außerdem hat sich unser Anwalt abgesetzt. Ist seit Tagen vermisst. Was immer das ist, das riecht nach... LASS UNS VERPISSEN!!! So erhielt jeder noch ein kleines Facelifting und einen neuen Straßennamen. Vorher aber noch ein paar falsche Spuren legen...  "Wir suchen uns in Frankfurt einfach n paar Penner, die in die Schatten wollen, lassen die den Dreck machen und mischen uns unauffällig bei!" So zumindest der Plan...

Wir werden mit vier blutigen Newbies rennen, die anscheinend heiß sind wie Novacoke. Eine Konstellation, die ich so noch nie hatte. Altrunner, die nicht auffallen wollen gemischt mit blutigen Anfängern.

Ich bin gespannt. Und ich freue mich.
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Sascha S. am 30. Dezember 2016, 14:06:30
Ich bin gespannt Olf. Schreib weiter davon lese ich gerne mehr!  ;)
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 04. Mai 2017, 20:52:40
Hallo Sascha,

dein Wunsch ist mir Befehl. Hier die Mitschrift meines Chars. Blitzlichtartig. Du siehst das dann schon ;). Es ist auch nicht alles aus einem Guss, da ich das Tagebuch nicht von Anfang an geführt habe. Außerdem habe ich einfach mal mehr und mal weniger Lust. Man merkt dem Tagebuch hoffentlich an, dass anfangs Logik wie Intuition auf 1 waren und Wahrnehmung erst gar nicht vorhanden ;) Wird mit der Zeit besse...äh... anders. :D


Um mehr Übersicht in die doch sehr fragmentarischen Aufzeichnungen zu bringen, hier die aktuellen Akteure (die "alten" stehen schon oben):

Bembel (Troll) , ehemals als Uff bekannt (Berlin). Straßensamurai und Rigger.
Doc Cure (Norm), ehemals Doc Bullet (Berlin), Medic de Luxe und Sniper, hat ein ausgezeichnetes Talentleitungssystem, das er allerdings nie nutzt.
Der Dritte "Umsiedler" aus Berlin (Blackhawk aka Asrael) ist leider aus beruflichen Gründen ausgestiegen.

Artyon (Norm), Face, Taschendieb und Straßensamurai.
Drag (Elf), Schamane. Irgendwas mit Vogel. Sammelt zumindest ständig Federn und Knöddel. Liegt ab und an mal faul rum. Typisch Magie halt.
Walter "Walt" White (Norm), Decker und anscheinend ne Legende bei den Neo-As. Mit seinem Hacker-Bruder Jimmy liefert er sich in irgendeinem Game dauernd epische Schlachten.
Navy (Elfin - ausgesprochen: Nawi), Top-Riggerin, heiße Schnecke (hat Bembel den Kopf verdreht), kennt sich in Frankfurt sehr gut aus.
manchmal spielt der Spieler alternativ:
8-Bit (Norm), auch Jimmy genannt, Walts Bruder und ebenfalls Decker bei den Neo-A´s. Hängt meistens am Schattenhost in Oberrad rum.
Goliath (Troll), Straßensamurai und Leibwächter von 2-Take (einem Yak-Schieber und Inhaber des Äppelwoi-Wagner).

Hier die Erwachungsszene und Uffs Flash-Backs.

Das Erwachen
Hell. Es is hell. Ich hör was. Da labern Leute. N Fenster. Alles is ne graue Wolke. Schwer, was zu sehen oder zu hören. Ich lieg in nem Bett. Krankenhaus? Da war doch was... ja, genau, hatte ich nicht ne OP?!? Ach, die reden mit mir. Hab wohl Geräusche von mir gegeben. "Hä?" Boah, wie klinge ich denn? Ich räuspere mich. Hab deswegen die Frage schon wieder nicht verstanden. "Hä?" Die Stimme klingt immer noch genauso. "Wer bist n Du?" Irgendjemand lacht dabei. Dann sage ich denen mal, dass ich Olf heiße. Das weiß ich noch. "Uff". Als ich meinen Namen aussprach, zuckte ich zusammen. Was für eine Stimme! Zumindest kann ich mich bewegen. Langsam schlage ich die Bettdecke zur Seite, stelle die Beine auf den Boden und stemme mich hoch, um zu sitzen. Troll. Hier ist wohl irgendwo ein Troll im Zimmer. Seelenlose Drecksviecher! Ich schau mich langsam um. Durch die graue Wolke ist das Zimmer schwer zu sehen. Da ist... n Elf ... noch n Elf ... und n Zwerg im Bett gegenüber ... sonst ist hier nix. Der scheiß Troll hat sich wohl versteckt. Hinterhältiges Drecksviech! Der Vatikan hat Recht, dass er sie exkommunioniert hat! Ich schau mich um, wo das Viech nu steckt, kann aber nichts sehen. Also stehe ich auf. Da... da isser!!! Ich schlage so fest zu, wie ich kann. Ein Spiegel splittert in tausend Teile... Lachen... ICH... ICH soll der Troll sein!!! Benommen lass ich mich von ner Krankenschwester, die jetzt da ist, aufs Klo bringen. Erstmal Wasser ins Gesicht. Das ist nur ein schlimmer Albtraum! Ich schaue in den Spiegel... Unbändige Wut und Verzweiflung. UUUAAAAAAAAHHHHHHHH. Ich suche wieder mein Zimmer. Die orkische Krankenschwester hält viel Abstand zu mir und zeigt nur in eine Richtung. Irgendwoher kommt jede Menge Wasser in den Gang. Anscheinend bin ich in einem Albtraum und kann nicht aufwachen. Ich leg mich lieber nochmal hin. Irgendwo in der grauen Wolke erkenne ich mein Zimmer. Die drei schauen mich an. Einer zielt mit zwei Pistolen auf mich. Ohmann! Ich geh pennen! Morgen schaut die Welt anders aus...
Am nächsten Tag wurde ich von der Krankenschwester geweckt. Sie hat wohl einige Zeit gebraucht. Sie steht da mit nem Besen und rüttelt mich. Beim dritten oder vierten Versuch hab ich auch verstanden, warum. N Bote hat wohl was gebracht. Pistole, Kampfmesser. Wo ist die MG??? Ich greife zu. Ich sehe Troll-Hände, die ein viel zu kleines Messer halten... AAAAAAAAAAAAAHHHRG!
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Flasback 1 in Liberia
So muss es sein. Ich bin am Steuer und fahre meine Einheit ins Gefecht. Erinnerungen überlagern die Realität. Menschliche Hände an einem Lenkrad, Funksprüche. Ich werde die Belobigung und vor allem den Einbau von Synapsenbeschleuniger und Riggerkontrolle noch mitnehmen. Für die Extraktion war bereits gesorgt. Selbst Waffen für sein neues Leben waren bereits bestellt. Die MET wird es noch bereuen, meine Bewerbungen für die KSK ein ums andere Mal abzulehnen. Ich werde mir in den Schatten eine Söldnertruppe suchen oder aufbauen. Polen-Paule hatte Connections... Polen... Wie gern hätte ich als Kind Polen von den Russen befreit...
Ein Lächeln huscht über das Gesicht, als ich mich schüttele. "Halt hier mal irgendwo an und verstecke den Humbie. Ich schleich mich mal in die Stadt." Satan kann das. Mal schauen, ob die UN hier wirklich die Oberhand hat. Genussvoll lies ich den Humbie kraft meiner Gedanken tun, was immer nötig war. Ich bin verdammt in alle Ewigkeiten. Aber darauf ist geschissen. Ich werde alles tun, um meine Chummers hier lebend durchzubringen. Es hat auch Vorteile, ein gottverdammter Troll zu sein!
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Flasback 2 beim Anblick seiner gehärteten Kampfpanzerung
Die Bestellung ist da. Als ich die Rüstung vor mir sehe, bin ich wieder ein kleines Kind. Ich bewundere die Einheit, die in meinem Dorf an der deutsch-polnischen Grenze Rast macht. MET-Truppen in Kampfpanzerungen. Einer steuert den Truppentransporter und erkundet die Gegend mit Drohnen. Jede seiner Bewegungen sauge ich auf. Meine Mutter, unsere Nachbarin und noch einige Frauen bringen ihnen Äpfel, Brot und Most.
Ich bin 17. Mein Vater rastet gerade aus, weil er erfahren hat, dass ich meinen Schulabschluss nicht abwarten werde bis ich mich zu den Truppen melde. Er kann toben wie er will. In ein paar Tagen bin ich 18 und dann hat er mir nichts mehr zu sagen.
Ich robbe in Uniform durch dem Matsch. Ich liebe das. Schneller, schneller, Kopf unten halten. Auf auf, im Laufschritt, hoch die Wand, rüberhangeln... Dabei überlege ich mir schon einmal, wie ich meinem Vorgesetzten weiter auf den Sack gehen kann, damit er mich wieder auf eine Fortbildung schickt. Meistens heißt das Strafbatallion. Kommt aber immer öfter auch richtige Weiterbildung bei rum. Anscheinend hat er gesagt bekommen, dass ich das Batallion hier auf einer Arschbacke abreiße. Ich weiß nicht, wer mich hier mehr hasst. Die Vorgesetzten oder die Mitsträflinge.
Und wieder die lang ersehnte Antwort. Und wieder eine Ablehnung. Albert schaut mich an und lacht sich halb tot. Ich sorge dafür, dass er so schnell nicht mehr lacht. Danach melde ich mich meinem Vorgesetzten wegen Körperverletzung. Der seufzt nur und fragt, wo die Sanis hin müssen. Ich soll mich morgen zum Fallschirmspringen melden. Vielleicht würde ich ja dieses Mal endlich draufgehen. Ich mag dich auch, Pisser!!! Mit einem Lächeln verlasse ich sein Büro.
Endlich explodiert das blöde Ding! Mit einer gezielten Salve meiner MG auf den Heckrotor habe ich diesen verfickten Kampfheli endlich geknackt. Der Schuss war schwer, aber die Rotorblätter selbst kann man nicht panzern. Ich vermisse die Jubelschreie als der Heli aufschlägt. Ächzend drehe ich mich um. Meine linke Seite brennt wie Hölle. Der Kampfwagen brennt, Helmut steht noch am MG und gibt eine prächtige Phosphor-Fackel ab. Leichenteile liegen herum. Der Granatenbeschuss durch den Heli war brutal. Stöhnen von der anderen Seite des Erdhügels. Micha und Lommy liegen da zwischen jeder Menge russischer Leichen. Den verfickten Hinterhalt mit dem Flammenwerfer konnten wir überwinden... Brave Jungs, ohne euch wäre ich auch tot. Einer links, einer rechts. Meine linke Seite brennt. Ein Strafbatallion mehr für mich. Zeigs den Ärschen!!! Schritt, Schritt, Schritt....
"...wenn Du nicht so ein Arschloch wärst, hättest Du jetzt einen Orden und könntest bei fettem Gehalt deinen Arsch breitsitzen. Hier ist deine Ablehnung von den KSK. Kriegst aber ne kostenlose OP für nen Schnapsenspeed und n Riggerport. Außerdem deine eigene Einheit bei den Truppen. Die kannst dann schikanieren." Der Spieß schaut mich lange an. "Mann, ich wäre mit niemandem lieber im Gefecht als mit dir, aber in der Kaserne bist du einfach die Hölle." Ich schaue ihn lange an. Die Extraktion muss unbedingt verschoben werden. Die OP nehme ich unbedingt noch mit. Und dann ab in die Schatten. Dieser Verein hier stinkt.

Das erste Mal in meinem Leben ziehe ich eine verstärkte Kampfpanzerung an.
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Komplette Geschichte der Abenteuer
Im Moment liegt Olf Im Krankenhaus in Köpenick, erwacht aus seiner OP, in der Riggercontrol und Synapsenbeschleuniger eingebaut wurden. Während der OP mutierte seine DNS, so dass ein Trauma entstand. Über sich weiß Olf nur noch seinen Namen und dass er sein Geld wohl mit Gewalt verdient hat.

Geboren wurde Olaf "Olf" Müller in einem kleinen Dorf namens Oybin in Brandenburg an der deutsch/polnischen Grenze. Vater (deutsch) Bauer, Mutter (polnisch) Hausfrau. 4 Geschwister (2 Brüder, 2 Schwestern). Nach Besuch der Grund- und Hauptschule begann er noch eine weiterführende Schule, brach diese jedoch zu Gunsten einer Militärlaufbahn ab. In der Familie gilt es als Pflicht, das Vaterland zu verteidigen (was auch Polen umfasst). Russen sind wenig angesehen durch ihren ständigen Zwist mit den Polen.
Bei der den Truppen der ADL wurde Olf zunächst als Panzergrenadier ausgebildet. Sein hohes Engagement führte schnell zu verschiedenen Lehrgängen (zumindest in der Zeit konnte er seiner Einheit nicht mehr auf den Sack gehen ^^) und mündete in einer Operation, in der er Riggercontrol und Synapsenbeschleuniger eingebaut bekam. Sein Ziel war die KSK, Kommando Spezial Kräfte der MET 2000. Bisher wurde seine halbjährige Bewerbung jedes Mal abgelehnt.

Nun ist er ein Troll. Nach und nach wird ihm klar werden: Sein Traum von der KSK ist ausgeträumt, seine Familie wird ihn verstoßen, besser, sie erfährt diese Schande niemals. Nicht einmal seinen Namen kann er richtig aussprechen (Er klingt nach "Uff" und ist von den Seufzern nicht zu unterscheiden). Würde ihm dies alles sofort bewusst sein, würde er sich wohl selbst töten.

Ty
1.a
Irgendwas war da mit ner KI. Und ner Nächtlichen. Am Ende haben wir mit der Nächtlichen zusammengearbeitet (hä?) und mussten in die Matrix (so n Scheiß), aber immerhin konnten wir gut rumballern. Am Ende hatten wir die KI (glaub ich), aber auf jeden Fall mal 10k ECU.
1.b
Metallschädel gejagt. Haben ihn über eine Transe und magischem Urinal... ne, Riunal, genau, Riunal gefunden. War so n Arier-Nazi-Arsch mit Weltherrschaftsgelüsten. Hat weh getan, aber er ist tot. Wie seine ganze Sekten-Brut. 20k für den Einsatz und die Cyberware hat nochmal 100k je Nase gebracht.

Critterjagd
2.a
Nen Critter in der Nähe der DRK-Festung gejagt, der gerne Squatter frisst. War n nettes Camping-Wochenende, wo sich eigentlich alles nur ums Scheißen drehte. Die 500 Ocken kann Mür...äh Schmitt gern behalten.
2.b
Dafür gesorgt, dass auf Angel kein Kopfgeld mehr ausgesetzt ist. Hat mich meine Vinni gekostet. Scheiß Troll-Ganger von den Beinharten Jungs.
2.c
Förster-Ei, Ferienanlage und Hotel am Mückelsee verkabelt. Kirche entdeckt.
2.d
Feuerturm verkabelt, Save-House errichtet in der Försterei.
2.e
Läuferdrohne mit MG geborgen. Nosferatu und Vampir gesprengt (Hoffentlich).
2.f
Fenrir gejagt und gestellt. 12k Öcken Anteil.

Tödliche Fragmente
3.a
Wir haben uns wieder getroffen und gut einen drauf gemacht. Druff is n Arsch. Ich hasse Trolle.
3.b
Überfahrt auf nem Kontänerschiff. Nix passiert. In Sven-Dimitris Safe-House wurden wir von Knight-Errant gleich mal verhaftet. So ne Rechtsanwalts-Schlampe namens Annie Goldsmith hat uns rausgehaun und nen Job.
3.c
Haben nem Dealer sein Kommlink geklaut. Der war schon tot. Und hatte 2.
3.d
Im Kommlink waren Infos von einem Seth Friedrich, Undercover von Knight Errant. Der will 100k für das Ding zahlen. Aber erst mal kam ein Kommando von Errant, das wir nur mit Mühe zum Rückzug zwingen konnten.
3.e
Sind mit nem geriggten geliehenen GMC Bulldog zum Zoo in Ft. Lewis gefahren. Haben unsere Pistolen und Messer reingeschmuggelt. Sind erstmal in der Sauna. Mür und ich.
3.f
Der Typ kam dann auch zu den Basilisken und hatte gleich ne Kugel im Kopf. Haben die Clon-Runner mit Bombe im Kopf zurückgeschlagen. Mür hat mich von den ganzen Fleischfetzen und Blut befreit was ich abbekommen hab, als die Cortexbombe explodiert ist. Mür hat echt was auf dem Kasten und immer ist Verlass auf ihn. Hat uns hinterher sogar jedem ne Riesenportion Eis spendiert! Super Kerl, der Mür! (Unser 17jähriger Pfaffe hat uns auf diesem Run um 100k NüYen beschissen) Sind wieder im Safe House.
3.g
Die Kommlinks haben wir an den Orkuntergrund verscheuert. Die wollen nun, dass wir bei Brackhaven einsteigen und die Daten aus dem Horst klauen. Falls wir nen Matrix-Heini finden, gehts mit Nightwings rein.
3.h
Sind dann mit den Nightwings rübergeschwebt. Nec, unser neuer Matrixheini scheint ganz gut zu sein: Magschloss, Kamera, Aufzug - kein Problem. Im Serverraum zieht er gerade seit Minuten Daten runter. 2 Wachmänner kamen vom Nebenraum. Der erste bekam mein Messer in den Hals, der zweite von Angel ne Kugel in den Kopf...
3.i
Haben die Daten, sind über die Tiefgarage raus, ham 10k bekommen und ich hab Mür den Hot Dog gebeichtet, dem ich dem armen Ork-Bubi im Zoo von Ft. Lewis geklaut habe.

Kochend heiß
4.a
Neuen Auftrag von Telenov in nem Waffelhaus angenommen. Haben jetzt den Grenzübertritt geplant, um jmd in Salish-Shide abzuholen. Gab nen schönen GMC Bulldog.
4.b
Haben den Typen abgeholt und das Aufräum-Team zum Rückzug gezwungen. Sind durch die Grenze zurück im Tunnel und haben den Kojoten mitgenommen. Der war schon ein halber Ghul. 2k und den Bulldog als Belohnung.

Menschenjagd
5.a
Sind mit einem Convoi der Crimson Crush zu Kaurs Farm am südlichen Rand zum Rattennest. Die Farm wird wohl immer wieder von Crittern angegriffen.
5.b
Haben die 2 Tatorte untersucht. Ist wohl ein Hund, in dem ein Katzengeist steckt. Warten jetzt auf den Ansturm. Es ist schon 22.00 Uhr...
5.c
...und dann kamen auch Hunde, Höllenhunde und ein Bhargest... Der Magier entkam in Form einer Eule.
5.e
Im Plastik Jungle hat etwas nicht gestimmt. Die Leute haben auf uns geschossen. War komisch. Der eine ist weggerannt. Sind mit Aronas Pick-up da. Endlich was in meiner Größe. War aber n heftiges Feuergefecht gegen die sieben. Sperrfeuer ist echt übel.
5.f
Haben alles durchsucht, aber der Vendigo-Geist war weg. Die Crimson-Crush kamen vorbei und haben Aronas Pick-Up mitgenommen. Geklaut... Ich bin soo sauer. Und dann will Arona noch Kohle für Aufpassen und Transport. Ich bring die Schlampe jetzt um...
5.g
Haben uns mit der Crimson Crush auf 3k geeinigt und noch ne Party fürn k geschmissen. Donnie war halbwegs zufrieden.

Asche
6.a
Haben einen Botenauftrag auf dem Goblin-Markt im Orkuntergrund angenommen. Explosion, Feuer, Löschanlage außer Betrieb, Lüftung schürt das Feuer an... ein Anschlag. Als die Leute raus wollen, stürzen im Ausgangsbereich Teile von der Decke. Haben zusammen mit der Feuerwehr Brand bekämpft.
6b
Sind Terroristen gekommen. Haben die vier Trolle, die wie Berserker auf sie zugerannt sind einfach weggemäht. Trolle sind doof! Haben sie erschossen. Sind irgendwie alle explodiert wie der Dönerwagen neben mir...


Habe n paar Tage für die Vory ne Antonow mitgeflogen. Irgendwie haben die anderen meine Vorgeschichte ausgegraben. Polen-Paule, der trollische Bastard wollte mich verscheuern!!! Scheiß Trolle!


Humanitäre Hilfe
7.a
Morgen gehts wieder los per Schiff nach Seattle. Erst mal noch nen Abend feiern.
7.b
Auf der Überfahrt wurde die Spinne umgemessert. Die Hubschrauber, die dann kamen, haben wir 2 von den 4 abgeschossen. Angel hat das mit dem Verräter gut gemacht.
7.c
In Salish-Shide ham wer für Horizon ne Ermittlung aufgenommen. Wir suchen nen Impfstoff gegen irgend son ne Hanta. Ham auch schon die Shedim auf ner Insel mit nem Damm ausgemacht. Die schnetzeln Ratten, sammeln die Kacke und blasen das mit Schneekanonen in die Luft...
7.e
Haben sie umgenietet, aber diese Geister Shedim waren hart, wie heftige Ghule... Hab jetzt Zugang zu Horizon P2.0

Trittbrettfahrer
8.a
Neuauflage des Maja-Killers. Orkpapa wütend. Trollbulle schleimig. Trotzdem jemand tot...
8.b
Wars jetzt der Orkpapa oder der Trollbulle?
8.c
War weder Orcpapa noch Trollbulle, sondern Blut am Tatort hatten wir von irgendsonem Schrauber mit Werkstatt. Da ist son komischer Magier drin. Haben die 3 Wachen draußen umgenietet, jetzt gehts los...
8.d
Haben die Werkstatt/Filmstudio gestürmt. Erster Raum war super, konnte das Feuer auf mich lenken. Im zweiten Raum hat Angel nen Alleingang gemacht und wurde umgeballert... Ich hab mir in der Wand ne eigene Tür gebaut und das hat die dann so überrascht, dass DC, Murph und Mür das erledigen konnten. Haben auch ne Geisel befreit. War McAllisters (Auftraggeber) Frau. Gab nen Bonus. Irgendein Kojotenschamane hat sich den Killer vorgenomen. Mür war voll unzufrieden. Das ist wohl noch nicht zu Ende...

Geheimnisvolle Inseln
9.a
DC hat seinen Geburtstag gefeiert. War ne feine Sache. Pjotr und McAllister waren auch da.
9.b
Ham den Prof an der Uni of Washington abgeholt. In Seattle, nich in Washington, aber egal. Wurden dabei hart beschossen. Hab den Magier für Mür klar gemacht. Lebend. Wollte ja ne lebende Geisel.
9.c
Nu müssen wir 30 Stunden auf den aufpassen. Auf den Prof, nich den Magier. Obwohl... Angel wollte den Magier killen, also doch auf beide aufpassen. Das Save House ist aufgeflogen... mal wieder... N paar Ganger ham wer schon verschreckt, aber wer weiß, was da noch kommt...
9.d
Wurden auch im neuen Save House, der Werkstatt vom Maja Killer von den Rittern des Drachen überfallen. Die waren hart. Unsere Auftraggeberin ist knauserig, wir nehmen den Zusatzauftrag trotzdem an. Wir misstrauen der Schickse und wollen auf der Insel das Schlimmste verhindern. Von wegen ist sicher, wer glaubt daran noch, die will uns eh nur als billiges Kanonenfutter mitnehmen.
9.e
Waren auf der Insel und haben unheimliche alte Gemäuer durchsucht. Die Ritter des Drachen kamen auch. Haben n paar umgelegt. Die Insel ist mit den Rittern und n paar Söldnern drauf verschwunden. Mal schaun, was Erde, Steine und Pflanzen von dort Wert sind...


War für nen Brackhaus bei 2 Gelegenheiten Leibwache und hab meine Chummer mit nem T-Bird von den Vory geflogen. Nach Algerien. Der Brackhaus meinte, dass er mir ne OP spendiert. Hab meine Sache so gut gemacht, genauso wie meine Chummer, dass sich das wohl echt gelohnt haben muss.


Jede Stimme zählt
10.a
London. Sollen bei so Chicky-Mickies ein Abstimmungsergebnis über so nen Tunnel rausfinden. Sind als Lobbyisten drin auf so ner Party. Darf nicht mal n Messerchen mitnehmen...
10.b
...dieser Vorsitzende war dann ein Ghuul in seinem Haus. Haben mit dem Leibarzt was ausgehandelt.

Fünf vor Zwölf
11.a
Extraktion in London. Dicker Damdamm mit vielen Deckern und so. Dafür können wir unsere Spielzeuge in Ruhe einsetzen. Haben so nen Konzernfuzzi aus nem Museum abgeholt und ein gegnerisches Team abgewehrt.
11.b
ePIC fAIL. Kommlink von Arti Johnson wurde gehacked. Pünktlich um 11.00 kam ein Hubschrauber, aber nicht der von unserem Johnson. Ein Response-Team von SK hat den Prof rausgeholt. Er ist jetzt in einer Blacksite in Schottland. Arti Johnson hat uns ein vergessenes Sprengstofflager aus den Eurokriegen angeboten, um uns auszurüsten.
11.c
Wir hatten beschlossen, den Run komplett aufzugeben. Es war schwer, sehr schwer. Nur zu gerne hätte ich mir meine Pizza von S-K wiedergeholt, doch weder Mür noch Angel fanden einen Plan, in die gut gesicherte Blacksite einzudringen. Wir setzten uns eine Woche in London ab, um uns von den Vory nach Ost-Berlin bringen zu lassen.
Dug spielte weiter: Er engagierte Runner und holte den Professor zurück. Bitter. Im Nachhinein wäre ich gerne dabei gewesen. Echt bitter... Zu allen Überfluss stehen wir vor den Johnsons wie die letzten Feiglinge da...

Sternschutz und Liberia
12.a
Wurden von Käptn Haddock angeworben. Sah nach ner Falle aus. Wir sind echt ziemlich gearscht. Wenig Asche, anspruchsvoller Job. Und Dug ist der Anführer... Hab mich für London entschuldigt... War echt scheiße, London...
12.b
Haben noch nen Quickie dazwischengeschoben. Nen Gefangenentransport stoppen. DC sollte einfach keine Raketenwerfer abfeuern... Naja, die hatten Satan dabei und der hängt jetzt bei uns rum...
12.c
Mit Satan war das Sternschutzgebäude kein Problem. Dach weg, Server leer, fertig. Inzwischen sind wir in Namibia.
12.d
Haben jetzt so n Dorf eingenommen, War ein unbedeutendert Außenposten von diesem christlichen Warlord. Haben den örtlichen Pfaffen lebend. Der unbekannte Patient wurde von seiner Bewachung weggefahren... von Havealock noch keine Spur. Wo immer der Eichologe ist, hier nicht.
12.e
Sind denen nach Osten nachgefahren. Da war ne Stadt, in der die UN gerade gekämpft hat gegen den Warlord. Der Jeep ist Richtung Süden ab. Da ist ne Mine. 40 Soldaten. Mal schaun, wie wir die klein kriegen...
12.f
Wir haben da so nen Doc gefunden. Der war total voll auf Aggro mit seinem Scharfschützengewehr. Der hat uns geholfen, die Leute klein zu machen. Hab mich erst mal zusammen mit Satan angeschlichen. Ging aber schief. Da wars dann aus mit leise als ich die mit Granaten und dicken Salven eingedeckt hab. Zumindest war das Erdloch keine große Sache. Die hatten zwar n paar verschanzte Halbprofis, aber die hat man gut mit Granaten aus den Bunkern sprengen können. Dann war da son Troll. Dachte erst, das wär ne Drone. Hammer. Der hatte so physiholische Kriegsführung oder wie das nochmal heißt. Hab mir echt fast in die Hosen geschissen. Ne, psychionomisch, heißt das. Egal. Ich brauch sowas auch. Und braune Hosen. Nur zur Sicherheit... Haben den Prof und nu ab zum Flughafen. Da wartet Jerry und die schnucklige Propellermaschine auf uns.
12.g
Auf dem Flugplatz noch paar Leute platt geschoben. Havealock abgeliefert in Berlin. Kassiert. Nen Roadmaster mit toller Kanone erbeutet, Cyberarme und -beine vom Trollzombie wie auch seinen Kopf.


Uff hat den Vorys und den Polen geholfen, Yakuzas in Ost-Berlin zu eliminieren. Außerdem konnte der Job für die Sicherheit auf der Sylvester-Charity-Gala in der Anarcho-Arena für die Hellboys (und eine weitere Gang) mit Uffs Hilfe sichergestellt werden. Außerdem war Uff häufig im Lerntank, um seine Geschicklichkeit zu erhöhen.


Terrorgefahr in London
13.a
Artie mal wieder. London. John "Jackie" Jones wird vermisst. Einer der Informanten von Artie. Stammkneipe ("Andys", ne Kneipe für Straßensamurais mit Wettboxen - Andy, der Troll hats drauf) abgeklopft, Freundin telefoniert, Zweitwohnung durchsucht. S.H.I.E.L.D hat mich einkassiert in der Wohnung. Hab mich abführen lassen, damit Doc und Satan unbehelligt bleiben. Jackie ist wohl n Chipper und spielt verschiedene Filme nach. Zu allem Überfluss streunen jede Menge Touris und Bullen herum, die keine sind... Jackie, der Informationen über einen Terroranschlag beim Besuch der Queen bei einer Waffenausstellung hat, ist am Ende mehr als nur Auge und Ohr. Da ist ein großes Spiel im Gange. Uff hat sich aus der Hamburger 8 befreit und wird am Westminster mit Doc und Satan mal nach dem Rechten sehen. Mal schauen, ob die zwei da vorne im Auto wirklich von einem Wachdienst sind... zumindest haben sie vergessen, mich zu durchsuchen...
13.b
Waren sie natürlich nicht. Sie fuhren mit mir in ein abgesperrtes Parkhaus. Der eine, nervöse (Jackie-Boy) wollte mir die Fesseln lösen, während der andere bereits seinen Schockstab bereit machte. Ich zog blitzschnell mein Kampfmesser, stach den Rassisten ab, zog ihn in den Wagen, der auf dem ansonsten leeren Parkdeck stand, und unterhielt mich etwas mit Jackie-Boy. Leider konnten wir ihren Auftraggeber nicht stellen. Er war wohl schon gewarnt. Wenn nicht über die Matrix, dann über das Stottern von Jackie-Boy am Kommlink. Also liesen wir ihn laufen und die Leiche im Auto am Straßenrand zurück.
Nach Hinweisen auf eine Schießerei in Bedlam, ließen wir uns von Garret, unserem Taxi-Chaffeur dorthin bringen. Dort stellten wir fest, dass Jackie Jones die Gang und die Bullen wohl schon vor dem Typen am Westminster umgenietet hatte. Zumindest kannten wir den Film und versuchten es auf dem Londoner Veteranenfriedhof.
Ein Anruf seiner Freundin brachte uns dann zur Baker Street 222. Direkt neben unserem Safe-House. Dort wohnte jemand, auf den Jackie wohl elend eifersüchtig war. Dort konnten wir ihn stellen und Artie übergeben. Den "Liebhaber" mussten wir leider töten. Der war zu forsch.
Die Infos aus Jackie Jones Kopf führten uns in eine irische Kneipe (Guy Forkes am Betfort Square), in deren Keller eine Werkstatt für Schwarzpulver war. Das Pulver war bereits weg. Am vielversprechendsten scheint die alte Kloake unter London zu sein, von der wir durch Zufall einen Plan im Netz fanden. Wir müssen über die Klärwerke rein. Die anderen Zugänge sind bescheiden. (Hotel und Restaurant).
13.c
Mit ner neuen Deckerin namens Dove am Start wollten wir uns ins Drohnenhotel einschleusen. Leider war genau zu dem Zeitpunkt die Presse vor Ort. Wir hatten einem Journalisten weitergegeben, dass dort auch in den Privaträumen Kameras sind. Dove hat es nicht geschafft, die Matrix dort zu knacken. Nach einigem hin und her haben wir von der Vory das Restaurant gemietet bekommen. Dafür Schulden wir dem Don der Vory, Vladimir Iljitsch È Zakyone, einen Gefallen. Und der wird vermutlich teuer,
Wir haben uns bis unter die Royal Hall vorgearbeitet, dabei nur n paar Penner und ne Party von Blumenkindern gefunden. Aufgang ging in die Küche und zum LKW-Hof. Nachts haben so n paar MMVVler einen Abgefüllten von den Blumenkinder nach oben auf die Party der High-Society geliefert. Und von dort in ein Auto. Der Troll-Chauffeur hatte rote Augen... das war der Chauffeur des Vorsitzenden des Oberhauses. Von der Party haben wir bestes Bildmaterial, ebenso aus der Herren-Toilette. Aber von Schwarzpulver und Iren weit und breit nichts hier...
Wir besprechen das mit Artie. Irgendestwas stimmt hier ganz und gar nicht.
13.d
Sind jetzt nochmal mit magischer Unterstützung runter. Ijob, der Neue im Team ist Pfaffe. Jetzt wissen wir, dass die Royal Hall auch magisch überwacht wird. Außerdem stand in der Speisekammer ein Fass, in dem eine zerstückelte Leiche herumschwamm. Mannomann.
Der eine Soldat, der geehrt werden soll, war mal verschollen und ist danach vom Protestant zum Katholen geworden. Vielleicht hat der was vor?
Ich sitz jetzt wieder unten und bewache die Kanalisation...
13.e
Die Iren waren nur eine fucking Re-Enactement-Gruppe. Die Nächtliche in der Kanalisation hat sich als fucking Vampir entpuppt. Wir haben uns auf unentschieden geeinigt. Das Sprengstoffattentat wurde von nem Araber vorbereitet, der von Valkyrie Enterprises angestellt war.


Als Belohnung hat uns Artie erst mal 2 Monate High-Class-Urlaub auf Hawaii spendiert.
Danach half Uff den Vorys bei kleineren Transporten, pflegte seine Kontakte, bereitete seine Geburtstagsfeier vor und hatte wieder einen Flash-Back beim ersten Anblick seiner verstärkten Kampfpanzerung.


Tropenfieber
14.a.
Haben von einem Johnson (vermutlich Mafia) einen Auftrag in Bogota bekommen. Mitten im Kriegsgebiet von Atzlan und Amazonien. Sollen dort ein Drogenlabor in die Luft sprengen, in dem sich ein Überläufer (Koch) befindet.
Im Flieger haben wir eine Söldner-Einheit getroffen. Haben einen Totenkopf-Schädel mit Messer drin als Zeichen. Desperados of the Bloody Hammer oder so.
Haben im Safe-House bei Armilio Artegeas die 130 kg C8 entgegengenommen. Außerdem habe ich zumindest einmal einige Brocken Atzlan-Spanisch gelernt.
Durch eine Straßensperre in der Nähe von Bogota sind wir noch ohne Papiere gekommen (sie haben ins ein RFID mit Tracker angehängt), doch an einer Abzweigung musste ich einen Kommandanten der Atzies umbringen, der sich einfach nicht bestechen lassen wollte (dem habe ich den Tracker in den Schuh gesteckt).  Anschließend nutzten die anwesenden Amazonier die Gelegenheit, das Feuer auf die Atzies zu eröffnen. Leider konnte der Kommandant noch einen Gefangenentransporter rufen...
Wir düsen mit Höchstgeschwindigkeit davon...
14.b.
Ich bin wohl einfach im Goliath weggepennt... Beim Erwachen träume ich, wie Mür mich lobt, einen der bösen Atzis getötet zu haben. "Alle Blutmagier, alle böööööse! Verdorbene Seelen!"...
14.c.
Wir mussten zu Fuß ran an das Drogenlabor. Hab n paar Päckchen C8 unter den einen Wachturm und an die Hauswand geworfen und Dove hat die Hälfte der Ladungen gezündet. Ab da ging so ziemlich alles schief. Blackhawk fiel einfach um, als er seinen Geist beschwörte, Noch während ich mit den 100kg C8 reinsprintete, hörte man die VSTOLs anfliegen. Der Bärengeist manifestierte sich bei Dove und Blackhawk. Ich schmiss das C8 in den offenen Keller und Dove erledigte den Bären. Dann nahm ich Blackhawk und wir trennten uns. Zu spät. Die VSTOLs waren schon da. Dove hatte ich nicht mehr im Blick, ich sprintete davon. Einem Schuss konnte ich ausweichen, ein zweiter traf. Zum Glück nicht allzu schwer. Anscheinend konnte ich aus dem Sensorradius raus, aber hinter mir hörte ich noch Wummern von schwerem Geschütz. Blackhawk erst einmal ablegen. Dove war weit und breit nicht mehr zu sehen. Die VSTOLs nahmen nun das Drogenlabor unter Beschuss. Ich schlich zurück und fand Dove. In Stückchen. Verdammt! Weit und breit kein Zünder... doch...da...kaputt! Mist! Warum schleppen die da unten eigentlich alle medizinisches Zeug rum? Dachte, das wär n Drogenlabor?!? Ah, ein Finger von Dove. Könnt klappen. Ich steck den in den Zünder ohne Knopf. BuuuuuuuuuUUUUUUUm. Zwei von den drei VSTOLs holts vom Himmel. Der dritte fliegt halb kapputt davon. Ich stecke den Finger ein. Dove. Verdammt. Toughe Schlampe war das. Wird mir fehlen. Doch für Trauer ist jetzt keine Zeit. Blackhawk ist ohne Bewusstsein und wir müssen schnellstens weg, bevor hier alles mit Drohnen geflutet wird.
14.d.
Habe Blackhawk tatsächlich rausgetragen. Offensichtlich sind wir von den Atzies angeheuert worden, auch wenn Johnson auf dem Rückflug uns mit ner Krawatten-Nadel Horizon vorspielen wollte. Dem Typen ist nicht zu trauen. Trotzdem haben wir seinen nächsten Auftrag angenommen.

Geschichten aus der Gruft
15.a.
In Paris. In den Katakomben. Da hat wohl so ne Ghul-Gang eine Malerin entführt und verlangt Lösegeld. Von unserem Johnson. Angeblich 20 Mio. Was n Witz. Die sollen wir platt machen und die Zielperson Johnson übergeben. Wenn de mich fragst, würds mich net wundern, wenn der die Ghule selber angeheuert hätte und wir sie jetzt entsorgen sollen. Immerhin "gehört" sie Frankreich. Alles Sklavenhalter... Wie s auch iss, wir fahren jetzt nach Paris. Johnson hatte auch nen Coyoten an der Hand. Ich hab trotzdem n Scheiß Gefühl. Immerhin haben wer Verstärkung. Noch ne Magierin. Ma schaun.
Der Atzie Johnson ist ein gefährliches Raubtier. Außerdem trifft er sich zum Gespräch mit uns in meinem Lieblingsdöner. Damit scheißt er mir ins Wohnzimmer. Außerdem machen mir die Gestalten, die für ihn arbeiten Angst. Ich brauch nen Plan B zum untertauchen... und Titanknochen!
15.b.
Scarlett, die neue Magierin scheint ganz fix zu sein, aber is ne ziemliche Rotzgöre. Aber von Anfang an:
Der Coyote in Ost-Berlin kam und in Paris wurden wir wieder in Empfang genommen. Im Zug habe ich einen Troll getroffen, der Kinderbücher schreibt. Hat wohl fett Kohle gemacht. Hab jetzt zwei hand signierte Bücher von ihm. Wie hieß der nochmal? Ich schau mal auf m Buch...
In Paris sind wir dann vom Save-House um die Ecke durch nen Tunnel unter der Seine Richtung Notre Dame. Außerdem is französisch scheiß schwer zu lernen. Wird so ganz anders gesprochen. Achja, im Tunnel warn wohl so astrale Reste von Leuten, die da hingerichtet worden sind. Und so n Schedim. Also son mächtiger Geist. Wie n Henker. Der is wohl noch aus der französischen Revolution. Schon n paar Tage her. Hab ne dicke Salve reingeblasen. Blackhawk meint auch, ich hätt getroffen. Weiß net, die weichen einfach Hammer aus, die Viecher. Mi m Messer hab ich damals so n Viech genau einmal bei sieben Angriffen gestriffen. Die sind Hammää!!
Sind dann in ner Bäckerei rausgekommen. Der hat uns die Henker-Story erzählt. Vor dem sollt mä einfach weglaufen... Also gut, erst mal Croissants und Kaffee.
Am Eingang in Notre Dame hat Scarlett die beiden Flics (franz. Schimpfwort für die Bullen hab ich mir gleich gemerkt) bestochen. Die wollten dann die Touris wegschicken. Die Ablenkung nutzen wir und gehen rein.
15.c.
Sind dann rein. War auch keine soo schlechte Idee, die 7 Ghule mit Sperrfeuer zu erledigen. Nur die Touristengruppe in den Katakomben hatte sich wohl bei den Flics beschwert, meinte Pierre am Kommlink. Stießen dann auf ne große Untergrund-Party und einen verlassenen Bankett-Saal von Kannibalen. Den verstoßenen davor hab ich aus Versehen nicht bewusstlos gehauen, sondern den Schädel zertrümmert. Blöd. Hab nicht an die Kampfpanzerung gedacht.
Auf jeden Fall haben die Bulleb dann den großen Raum von der Party durchsucht und wir sind dann zurück. Da gings an ner Abzweigung bergab. Da hat der Geist von Scarlett wohl schon übel gewüstet. Viele tote Ghule. In nem Becken haben wir nen infizierten Troll platt gemacht. Granaten und ein Wassergeist.
Mit dem Vampir gabs mal wieder einen fucking Deal. Er gibt uns die Frau (mimimi, mein Onkel hat... mimimi). War aber wohl wahr. Naja, raus hier. Taxi ist bestellt.
Ein lauter Knall...
15.d.
Angeblich war der Vatikan und das Militär hinter uns her. War dann aber nur die Feuerwehr und n paar Magier. Paket ins Safe-House. Leider haben wir es ausgepackt... Ich habe es mit den Vorys nach Berlin transportiert. Musste ein paar Slap-Patches geben. Hab sie wohl damit irgendwie aus Versehen umgebracht. Auf jeden hat sie in Paris noch gelebt und eifrig rumgeschrien...
Hab den Johnson angerufen. Nach Ewigkeiten an Flüchen in verschiedensten Sprachen meinte er nur: "Ich bin enttäuscht." Ich trau ihm zu, dass ein Kommando quasi schon unterwegs ist. Wie immer das weitergehen wird. Bei solchen Raubtieren ist Überleben das Ziel. Wir sind Bauern. Uns mit den Johnsons anzulegen ist Selbstmord.  Ich halte meine Augen und Ohren offen. Muss unbedingt einen Notfallplan vorbereiten und Pomorov Bescheid geben...

Mit Pomorov alles abgesprochen. Er meinte auch, Frankfurt am Main wäre ein guter Platz zum untertauchen. Da wären keine Vory, deshalb wäre das wohl gut. Hab mir noch meine Betaware einbauen lassen. Die neuen Titanknochen sind echt grün. Umzug haben wir mit den Vory organisiert. Mal schauen, was uns so erwartet. Uff heißt jetzt Bembel und hat ein neues Gesicht. Blackhawk heißt nun Azrael, auch neue Visage. Doc zieht mit uns zusammen um...

Wohnungssuche in Frankfurt
16.a.
Die Vory hatten den Transport doch nicht so sauber abgesprochen. Zumindest haben uns die Yaks gleich in Empfang genommen, uns 20k abgeknöpft und gleich mal klar gestellt, dass sie wissen, wer wir sind. Die Vory ist echt n Kaffeekränzchen. So n fuck. Aber zumindest haben sie uns ne bessere Unterkunft besorgt für ne Woche und ne Zosse bringt uns Essen vorbei.
Mit den Neuen sind wir vom Wochenmarkt nach Oberrad rein. Artyon kennt da wohl einen. Sind zu seinem Haus. Aber da wohnt der nich mehr. Dafür haben wir da nen Koch überrascht. Drag hat ihn unter geistige Kontrolle gebracht. Anscheinend ist der Freund von Artyon jetzt bei den Neo-Anarchos. Mal schaun, was das für ne Nummer ist...
16.b.
Aus m Koch ham wer dann auch Kais Adresse rausbekommen. Sind dann hin. War easy, weil sich keiner von den Typen mit den Wummen für uns interessiert hat. Kai is son Cooly, der in seiner Wohnung wohl nen Koch abgezogen hat. Naja, wir sollen den Stoff holen und er schaut, ob er uns als Runner anpreisen kann. Sind dann zurück. Haben n paar Junkies vertrieben und durchsucht. Die ham schon ne Menge von dem Zeug verbraten. Der Koch war weg. Hat wohl Angst gehabt nach unserem letzten Treffen. Naja, zurück zu Kai. Aber da gibts ne Ecke in Oberrad an der Wiener Straße oder so, da gibts echt korrektes Futter. Achja, die neuen legen sich ganz schön ins Zeug, aber probieren noch bissl unsinniges Zeug aus. Irgendwie lustig. Erinnert an alte Zeiten, kopfüber an einer Kette aus dem Fenster hängen und so... Die lernen das schon, ham einiges aufm Kasten. Wissens nur noch net.
16.c.
Naja, wir warn dann beschäftigt, ne passende Unterkunft zu finden. Gar net so einfach hier in Frankfurt. Alles schon belegt, jeder quatscht einen in den Kram. Am Schlimmsten sind fast noch die Leute in Oberrad. Musste zu den Neo-Anarchos und sicher is gar nix. Die Neo-A´s hier sind nich so AntiFa-mäßig, sondern so Hools, die einfach nur alles abfackeln wolln. Hab n paar Leute von den Spikes getroffen, so ne Ork-Gang. Ma die Nummer dagelassen. Trotzdem echt schwer, da was aufzubaun. Wir bauen da jetzt doch mehr auf Navy, die schaut sich für uns um und hat schon n paar gute Dinger ausgegraben. Aber hier in der direkten Nähe von Frankfurt ist das echt schwer. Vielleicht solltn wer echt irgendwas im Taunus oder im Odenwald suchen... Ich weiß net. Auch noch, weil Navy mir nich mal nen Schieber verraten wollte. Kam nich mal zu ner Verhandlung wegen Kohle und so. Da ham die Yaks ihren Daumen drauf. Angeblich wären wir schon aufgefallen. Hä?!? Wir ham hier gar nix gemacht außer bissl doof durch die Gegend laufen... Ich glaub echt langsam, is besser, wenn wir nich in Frankfurt direkt wohnen...
16.d.
...und schon gab es ein Angebot in Niederursel. Eigentlich ein Traumhaus, aber die Deckenbalken sind definitiv zu niedrig und von den Lampen fangen wir erst gar nicht an. Aber da ist ein super-Luxuszimmer im Keller, nur die Tür ist noch nicht offen. Also im Prinzip schon, wir müssen sie nur noch aufmachen. Da wird mal straight angesetzt und dann fliegt die Tür auseinander wie Kuchenblech! Also am besten gleich noch nen zweiten straighten Schnitt und dann haun wir das Stemmeisen rein.... Verdammt, hab ja gar kein Stemmeisen, nur nen Bolzenschneider. Aaach, bei dem Kuchenblech hol ich einfach nen Hammer aus m Werkzeugkasten und dann geht das schon... das alles würd ich machen, wenn der verdammte Vertrag schon unterschrieben wär... Der Döner hier is voll kacke und sauteuer! Ich bleib in Frankfurt bei Rippsche mit Kraut und Handkäs mit Musik. Und dazu nen gutn Bembel Stöffsche! Also, jetzt aber mal ran ans Kuchenblech!


Die Tür im Keller (1)
17.a
Aalso, ich hab dann straight angesetzt. Is nur nix passiert. Bissl schwarz is worn. Hm... Anscheinend is die Tür magisch. So n Scheiß auch! N magisches Zimmer will ich nich. Aber ne offene Tür.
Drag hat dann ne Anschrift auf der Tür im Arschtralraum gefundn. Also, lesn kann ich auch... Aber halt net arschtral. Name vonner Firma und Kommlinknummer und so. Sind nach Oberursel zu so nem Antiqitätnheini. Der is total gaga. Ham aus der altn Werkstatt jetzt Computer und die drei magischen Holztüren ins Auto verladn. Und jetzt nix wie heim!
17.b.
Dann sind da drei Fuzzis angekommen, die herumspioniert haben. Sicherheit oder so. Wir haben es geschafft, sie abzulenken und konnten losfahren. Drag hat echt n paar nützliche Zauber drauf! Ein vorwitziger hat in nem Gebüsch gewartet. Hab ne Kugel in ihn gefeuert. Ist umgekippt. Reicht auch erst mal.
Nachdem wir in unserem Haus immer noch keinen Strom haben, sind wir zur Unterkunft, die uns die Yaks besorgt haben. Aus dem Comp hat Walter n paar Kommlinknummern rausgequetscht. N paar waren nicht mehr vergeben, aber zwei Firmen gibts noch. Nach langem hin und her sind Navy und ich zu UPS-Schweißtechnik ein Rennen gefahren. Unentschieden. Navy hats drauf!
Dieser Witt, der uns da empfangen hat, steckt bei der Tür voll mit drin. Hat uns den Schlüssel für 75k angeboten. Hat auch gleich telefoniert. Walter White hat sich gleich reingehackt. Mal schaun, was er rausfindet.
17.c
Der Witt hat irgendeinem Steven erzählt, dass sie ein Problem haben und er uns finden soll. Paar Leute sollen uns mal auf den Sack gehen. Der Steven is wohl von der Sicherheits-Chef. N anderer Steven war der Meisterschweißer. Wollten den Witt dann entführen, der hat sich aber vom Sternschutz abholen lassen. Zehn Mann! Verdammte Kacke. Der verkriecht sich erst mal in seine Wohnung im A-Gebiet.
Haben dann den Schweißer entführt, weil wir vom Sicherheits-Steven einfach keine Infos bekamen. Der hat für fünf Hunnis die Tresortür angeschaut. Hat auch was erzählt von dem Mark Wegener. Der ist dann damals kurz nach dem Streit mit dem Witt gestorben. Vor allem wusste der noch, dass Mark immer metallene Kästchen angeschleppt hat. Der Steven hat n echt geiles Schweißgerät.
Sind dann nochmal zum Alten und da war glatt gleich n Typ mit Waffe. Haben den gestellt. Elrico hieß der Typ. Geile Karre, geile Wumme. Haben ihm das Metallkästchen abgenommen und das gelegte Feuer verhindert. Hab mal Nummern getauscht.


Partos Überwachung
18.a
Nachdem wir unser Haus n bissl eingerichtet hatten und entgültig umgezogen sind (yey, gibt jetzt auch Strom und Wasser!), haben wir Navy mal um nen Job angehauen. Wir sind dann zu Jimmy, Walters Bruder, damit Walter den Schmitt in der Matrix treffen konnte. Naja, 2k pro wichtige Info bei einer Woche Überwachung. Mehr ist nicht drin. Und unauffällig soll sie sein. Sonst ist alles fürn Arsch. Also auf der Zeil unauffällig... bin ja mal gespannt. Geht um Partos Pelzmäntel-Laden. Walter hört die Kommlinks und Computer ab, Drag macht das astral, Doc mimt den nörgelnden Kunden und ich lass n paar Drohnen schwirren. So der Plan. Wird schon irgendwas dazwischenkommen. Ist irgendwie immer so.
18.b
Haben uns von Navy dann nen Pack Ausrüstung geben lassen. Der Schmitt hat sogar gefakte SINs für uns beigelegt. Nachdem wir da wirklich drauf zu sehen sind, können die so schlecht gar net sein. Ich war schon in den UCAS mit ner SIN einer schwarzen weiblichen Norm. Mehr als zeigen wäre da nicht drin. Haben von Sonntag Abend bis Samstag früh Zimmer im Frankfurter Hof. N eschtes Luxusteil! Da drin inner Innenstadt is sowieso alles voller Luxus. Aber hoch zwei, ey! Drag hat inzwischen astral den Typen askennt, wie auch Frau und Kind in Louisa. Außerdem hat Walt noch n Firmengelände und ne Wohnung in der Innenstadt rausgefunden, zusätzlich zum Laden. Ich denk, ich geh wieder aus der Innenstadt raus und kümmer mich um Louisa und das Firmengelände.
18.c
Warn jetzt doch erstmal inner Mall. Also auf Trolle stehn die ja nich so. Und auf schwarze Sheriffs auch net. Zum Glück hat der Doc n paar Kameras im Laden von Parto aufgestellt. Also ich war schon in Berlin und Algerien und Liberia und Bogota im Krieg zwischen Aztech und Horizon. Aber der 17. Stock von der scheiß Mall ist tödlich!!!
18.d
Also ich bin dann raus aus der Innenstadt. Fabrikgelände außen mit Minikameras abgedeckt, Krabbler drinnen postiert. Später noch ne Fliege auf dem Dach. Die Louisa-Anlage zumindest mit einer Kamera versorgt, die das Tor im Auge behält. In die Anlage selbst wollte ich nicht rein, weil die schon ziemlich sicher ist. Haben dann einen Typen von ner Reinigungsfirma entführt und ich hab ihm klar gemacht, dass er 500 nehmen soll und die Fresse halten. Der hat mich tatsächlich auf 1000 hochgehandelt! Ich hab mich schon n Loch schaufeln sehen. Hatte nur die Schaufel vergessen... Zu guter Letzt ging dann Drag rein und hat das Hinterzimmer von Parto mit Kameras bestückt.
18.e
Haben dann auch rausgefunden, dass der Kampf getürkt war. Zumindest hat Parto jede Menge Kohle auf Scarecrow beim wresteln gesetzt, obwohl der Barbarian voller Favorit war. Doc hat dabei auch 35.000 Gewinn gemacht. Außerdem ging er am nächsten Tag in den Puff. Steht wohl auf Rollenspiele, der Schlingel. 2-Take war voll zufrieden und hat noch ein Extra draufgelegt. Achja, neben bei: Die Neo-As haben ne Bombe in der Innenstadt hochgehen lassen.


Hab viel vor der Kirche in Niederursel rumgestanden, wo sich am Wochnende immer die Christn und die Moslemms verdreschn. Wehe, wenn von denen auch nur einer die Kärch beschädicht!!! Dann is egal, wer, den kauf ich mer. Der is fällich. Der döff renowier!
Dann musst ich die Jungs un Mädls noch nach Heidlberch in sonne In-Disco bringn. Die solln wohl für de Moslemms n paar Schieber ärgän. Keine Ahnung. Auf jedn ham die dann so ne Hütte mit Lacherkellä inne Luft gschprengt.


Breaking Bulldog
19.a
Also, nach einem langen Einkauf haben wir von nem Kerl mim Namen "Badger" n Job angnommen. Sollen n Paket von Neu-Anspach nach Usingen bringen. Nix Tolles aber 30k für alle sin n Wort. Also sin wir zur Abholung gefahrn. Auto war bei Navy in gutn Händn, hat n hübschn Jump gemacht. Mussten den Bulldock stehn lassen, weil da so ne Panzersperre war. Sin also zu Fuß zum Aussiedlerhof und ham das Päckle geholt. Kommen zurück und Navy und Doc sagen, dass des Auto weg is!!!
Ham n bissl nachgeforscht, war aber fürn Arsch. Auf einmal fährt mein Bulldog an uns vorbei. Die Pisser haben den umlackiert! Hab meine letzte Fliege auf den Bulldog gesetzt und ham das Päckchen abgeholt. Der Typ hat bezahlt und uns n paar günstige AKs gegeben. Also zurück zum Haus. Ich schwör, Alter, für die reicht mein Messer, die mach ich alle kalt!
19.b
Wir sind rein. Fast alle kalt.
19.c
Ham alle durchsucht, in keinem scheiß Kommlink war der Code. Der letzte Überlebende wollte auch nix ausspucken. Der hat mich im Kampf schon genervt, also bin ich mit ihm mal nach oben und hab ihm einen Freiflug spendiert. Navy ist auf einmal um meinen Hals gefallen, da konnt ich net mehr anders und hab wild an der rumgeknutscht und gefummelt. Da is die einfach abgehauen. Gang oder net, aber da hab ich mir in der Kleiderkammer einen abgehobelt. Musste einfach sein. Auf jeden ham die draußen sich mim Bulldog beschäftigt und ham erstmal die Alarmanlage ausgeschaltet. Ging auch ganz gut. Dann hat sich Navy druntergelegt...mann, die sieht einfach sooo grün aus, ey! Dann hab ich den Stecker in die Steckdose und die Batterie is explodiert. Verdammt, die Schweine ham den Stecker gehackt!!! Batterie, die Walt mitgebracht hat, eingebaut, Navy hat alles gecheckt. Die schaut echt grün aus die Navy, findst nich? Scheiß Batterie, ab in n Garten... Navy kommt hinterher und wir vögeln. Und dann gleich nochmal. Mann, das is echt Hamma Alta!!!!
Dann passiert noch ganz viel, aber die Navy sah einfach gut aus...!!! Auf jeden ham wir den Bulldog jetzt zum Friedhofsparkplatz geschoben und lassen uns vom Kartell abholen.
19.d
S Kartell hat uns dann zu ner großen Baustelle in Usingen gebracht. Da standn se. Über 20 Mann von den Silencern. Kann mit der AK jetzt net so gut, aber zusammen mit m Sniper vom Doc, m Kartell, Artyons AK und Drags Zaubern ham wer se kalt gemacht. Starterfrequenz für den Bulldog ham wer widdä. Navy will nix mehr von mir wissen!!! Ich dreh echt hohl. Hab jedem Arsch aufm Platz nochmal die Kehle durchgeschnittn.
"Das ist Frankfurt", ham se gesacht, "zieh dich immer gut an!"
"Das ist Frankfurt", ham se gesacht, "fall bloß nich auf!" Gut, will ich auch nich wegen dem blöden Atzie-Raubtier...
"Das ist Frankfurt", ham se gesacht, "da musste dich zu Benehmen wissen!"
"Das ist Frankfurt", ham se gesacht, "bring da bloß keinen um!"
Fickt euch!


Die Tür im Keller (2) - Gatekeeper
20.a
Wir ham den Witt weiter beschattet, Fritten-Toni kennen gelernt und wissen jetzt, dass die Tasche (vermutlich mit magischen Schlüsseln) in der UP-Schweißtechnik ist.
20.b
Sind da jetzt eingestiegen. Walt, Drag und Artyon ham des ganz gut gemacht. Danach klebte so n Geist an unserm Auto. Scheißmächtig. Die waren auch an den Schlüsseln interessiert. "Al Capones" nannten die sich. Ham uns 100k für die Schlüssel abgedrückt und heuern uns vielleicht auch fürn % an, wenn se ma knacken.
Ham dann die Tür im Keller aufgemacht. Uralten magischen Computer gefunden. Navy muss sich natürlich gleich in die Kryo-Kapsel neben die alte Tussi legen. Walt hackt sich per uralt-Kabel ein und ist auch weg. Scheiße.


Die Tür im Keller (3) - Virtual world guardian
21.a
Also mir können se ausstöpsln oder mir gehn auch nei inne Matrix. Sonne Scheiße ey! Jimmy, Walts Brudä, hat neighäckt, abeä deä meint, die würdn n Gäim zockn und dess müsst mä halt fäddich spiln. Jimmy musst abä dann weg, weil die Sternies mit 80 Mann inne Oberrath einmaschiean. Knotn schützn unn so. Doc hat Walt stabilisdings, also dem passiert nix. Aber in 2 Tagn sinn die beidn Eiszapfn. Ausschtöpsln kann auch voll schiefgehn, sacht der Doc. Fuck! Ich will net inne Matrix. Und ich will net in sonne magische Scheißdingsmaschine. Aber fuck, die Navy war die einzige, die mich in dem blödn Trollkörpä genachlt hat, ey. Naja, da war damals noch die Orktussi... egal. Drag, unsä Magier, will da eichntlich auch net nei. Abä was willst machn? Die Capones wolltn mä net rufn. Mir sinn Profis und wernn damit fättich! Ich hab da noch n paar Sachen im Renault. Noch n Arsch im Ähml. Noch n Kahn in deä Hinnähand. Wow. Also langsam bekomme ich wirklich schon Angst vor mir selbst. Ich bin tatsächlich fähig, immer besser und überzeugender einen dummen Troll zu spielen.Aber besser, alle halten mich für einen Vollhonk, denn das Atzie-Raubtier hat in Berlin mich angerufen. Einen leidlich intelligenten und skrupellosen Troll mit einer Söldnereinheit. Aber das waren alte Zeiten... ein Leben in Luxus... Das war Berlin. Das war Uff. Mit dem neuen Aussehen, der neuen SIN und der neuen Stadt kam auch ein neuer Name. Bembel soll einfach auch andere Bewaffnung haben und - eben einfach dumm sein.
Also rein in das Ding. Dachbodn, Holzbalkn, ich lieg aufm Strohsack. Messer und paar Goldmünzn. Geh Holztreppe runter. Frau sieht mich. Schreit. "Dämon, Dämon!" Joa, an Dämon hab ich auch kurz als Straßnnamn gedacht als ich mei rote Haut gsehn hab. Abä des weä dann doch zu doof. Auf der Straße Gschrei. Mach die Tür wieder zu, pass eh net durch. Im "Schankraum" is auch noch n Typ. Staucht die Frau zsammä. Von wegn Dämon und so. Mei Chummer kommn auch von obn. Drag und Artyon schaun sich auch erstmal um. Im Schankraum sinn die beidn und rennen schreiend davon. Waffn find ich keine. Dann geh ich inn n Nebnraum. Da zittern die beidn inner Ecke. Ich frach die, was die füa die drei Schinkn hamm wolln. Is wohl umsonst, weil die nur rumstottän. Außädem hat miä deä Wirrt sein größärs Messä gschenkt. Drag meint, ich soll doch n Gold dalassn. Naja, also ok.
Irchndwie hat Drag dann auch rausgfundn, dass Navy und Walt in der Kirche sinn. Und Schüsse kammn auch von da. Abä die Wirtsleut meintn, s is 300 äbbes. Sehn a so aus mittä Kittlschörz! Mann, ich muss ma schnellä äzähln. Aaaalso: Engl kommn, sprechn füä blöd Göttin, die draußn im Tank licht, Prophezeiung blabla, Dämonentor für immä schließn blabla, die "Hexer" solln von den Doafbewohnän net angezünd werrn blabla, ewiges Epos, alles, was die Helden machn, werd aufgschriebn blabla. Ich halt net viel von so Mittlalta Gäims. Drag meint noch, dass noch einä fehlt, weil ich bin innä Wirtschaft gebliebn. Damit mich net noch meä sehn... Ich muss also schnell naus und renn durch die viel zu kleine Tüä. Die Engl sinn voll gschockt und hamm mich als Tiä odä so bezeichnt. Egal. Hauptsach, miä sinn jetzt alle dsamm und zockn jetzt des scheiß Gäim! Walt hat ne AK innä Hand. Kann sich Sachn wünschn. Wünscht sich ne Pred füän Artyon. Passiät nix. Wüncht ä sich ne Ruhrmetall SF 20, angepasster Griff, smart intern, zoom, gasventil 3, schockpolster, Unterlaufgranatwerfer, Bajonett und APDS-Mun und Offensiv-Granatn, die nie ausgehn. Hä, was? Mä wiäd doch ma träumn döffn! Auf jedn langt Walt in seinn Rucksack und hat ne Pred inner Hand...
21.b
Drag is den Engln arschtral hinnäheä, hat im Südn abbä nuä Dämonn gfundn. Gleichzeitich krieg mä nen Wachn gschengt, solln halt weng Werbung füan Wachnä mach. Äpplwoi-Wachnä! Supä Kneipn in Frankfott! Sacht uns, dass da so n Verrücktä scho Dämonn gsehn hätt und die wüadn so ausseh als wie ich. Deä Wachnä hat sich mit demm a scho unnerhaltn und da gibts wohl a Fraun, die wo wie Menschn ausseen aber mit som Stab zaubänn. Gehn zu dem Typn im Klostä außähalb. Die sinn alle gaga. Also des sinn lautä Iren, die gfoltert werrn. Die hamm ma Dämonn gsenn und sinn duachgedreht! Also die, die wo gfoltert wernn. Die annern sinn bloß Sadi...Sadistiker, sacht dä Drag. Miä wolln net bis Abnds wattn, bis die "Behandlung" mim spanischn Pead fäddich is und gehn gleich zurück zum Wachn. Kei SF 20 druff, abä n Oxn ham se vorgschpannt. Also los.
Also, ich hab schon ä bissl braucht, bis Navy miä alläs äkläat hat. Dann hab ich mit eim Fingä gegn den Oxnaasch gschnaltzt. Los gehts. Ganz schö langsam, des Auto. Zwei Finger: zweitä Gang. Auch net vil schnellä. Drittä Gang. Aah. Naja. Immerhin so schnell wie mä läuft...
Gut, dann is da so ne Go-Gang im Gebüsch, nennt sich "Wechelachärä" und hamm kei Tatuhs. Abä Pfeil und Bochn. Mä sit nuä einn, abä da sinn noch meä väschteckt. Des hat Drag gsehn. Weil deä so klapprich aussiht, der Gänger, dreh ich mich um und seh erstma n riesen Metalldings auf Walt rumlichn. Ich wedd verrückt: Ne SF 20!!! Ich heb des Teil mit einer Hand hoch und nehm es in beide. Mein Baby! Mit dem Teil renn ich auch widdä in Kolumbien gechn die Azzies!!! Miä lassn denen än Schinkn un n Brot da. Reicht, Muss kennä sterbn jetz.
Weitä im Südn höän mer auf einma Gschrei. Verstummt plötzlich. Miä schleichn uns an. Drag sacht scho: Zwei Dämonn an nem Wachn. Hamm ebn zwei Menschn getötet. Deä eine hat uns bemäkt. Abä noch net gsehn. Sacht zu annän, deä soll des Toä aufmachn. Die Sinn vädammt schnell. Zum Glück hat deä uns net gsehn. Ich ziel und schieß dem ne Salve inne Fresse. Tot. Dann gehts schnell: N waberndes schwarzes Ding erscheint und deä annä schpringt duäch! Mir untersuchn alles. Deä Ork war voll vercyätt. Meä als mä drinnhat. Krasser als wie ich, mann. Zeuch, was ich noch nie gsehn hab. Auf m Bodn so Gläser mit Blut, Augen, Eier, ... Azzie-Blutmagie-Zeuch???!!!??? Fuck, ich spiel hiä n scheiß Mittlalta-Gäim und renn gechn die Azzies??? Dan vibriert deä Arm aufm Bodn. Da iss tatsächlich n Kommlink dran!!! Irchnd n Fibo fracht nach m Lobo, wo der bleibt. Hat dann abä getschekt, dass des net der is. Danach hammer uns alle mit Walt gwünscht, dass noch so n waberndes Toä kommt. Nix. Ratlosichkeit. Diskussion. Ratlosichkeit. Noch meä Diskussion. Auf einma is Walt wech und dafüä so n waberndes schwazzes Ding da. Wir springn alle durch.
Kleiner Raum, metallische Wände, weicher Gummiboden, offene Tür. Draußen viele Leute, unbestimmte Geräusche im Hintergrund. Drag traut sich net raus arschtral, weil die Dämonen den sehn können und Walt kann kei Matrix machn, weil wir in nem Fahrrad-Käfich sinn. Artyon schleicht raus und wird gleich vonnä Wache zurückgschickt. Ich warte nebn der Tür bis Artyon durch is, stürm rum und pump ne volle Salve in was auch immer da fürn Wachmann steht. Und das verfickte Ding steht noch!!! Nach zehn uranangreichätn Gschossn!!! Ein Tritt von dem Menschnding und mich hebts nach hintn weg. Die Lichtä gehn aus.
Dann wach ich in dem Zimmä auf, meine Leute sinn da, ne Tussi vor mir un zieht ne Spritze aus meim Kopp. Und des, was miä dann äzählt werd, des sprengt meine Birne! Äußerlich mache ich noch auf doofen Troll, aber innerlich muss ich mich sortieren. Das ist unglaublich! Die verarschen uns doch, oder? Wir sind angeblich im Jahr 2270. Am 19. Juli 2250 hätte es die erste registrierte Zeitreise gegeben. Die wollen uns as nicht registrierte Reisende wieder zurückschicken. Mussten sogar einen Antrag ausfüllen. Angeblich waren diese Dämonen illegale Zeitreisende. Die Göttin könnte aber auch eine sein. Gab wohl anfangs viele, die sich ihr eigenes Königreich irgendwo aufgebaut hätten. Aber wir sind doch in einem Spiel??? Unsere Körper liegen in einem Tank. Der Dreckscomputer war wohl irgendwie auch magisch, aber Drag meinte, das wäre nur eine Energiequelle. Und wenn die uns zurückschicken zum Tank, sind wir dann zurück oder liegen wir im Tank und träumen im Game, dass wir zurück sind im Keller??? Oder ist das nur Humbug? Haben die Dämonen uns mit einem Zauber den Verstand genommen? "Das Netzwerk" hier weiß auf jeden Fall nichts über ein Spiel und auch nichts über unseren Keller. Fuck, ich geh nie wieder in nen Keller... und der nächste, der mir was erzählt von Spiel und Realität, der kriegt einfach eine Kugel in den Kopf!


...to be continued.
 
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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 17. Mai 2017, 11:19:27
Wegen Begrenzung eines Posts auf 60k Zeichen, muss ich einen neuen aufmachen...

Zum Ingame Jahreswechsel stieg Doc leider aus. Seine Freundin und Krankenschwester Beatrice, die er aus Berlin mitbrachte, war schwanger. So bezogen beide im Laufe der Zeit eine Praxis in Eschborn (gut über Schleichwege für uns erreichbar). Neu kam dafür
Shizukana Ken (Shizu oder Sushi), Ki-Deppin, fix mit Bogen und Schwert. Frisch aus Japan importiert und eine Geisterjägerin.

Komplette Geschichte der Abenteuer 2
21.c
Also, den doofen Troll zu schreiben ist schon anstrengend genug, den zu lesen noch mehr. Ihr,liebe Leser, wisst, dass ich nur halb so doof bin wie ich wirken will, deshalb lasse ich jetzt die Parade.
Wir haben uns dann zurück zum Ochsenkarren gewünscht. Diskussion. Auf einmal erwachten wir in unserem Keller in den Tanks. Walt hatte sich das wohl gewünscht. Die Tussi (die "Göttin" im Game) war noch im Tank. Nach einer Diskussion, ob wir noch im Game sind oder draußen, stellte Walt fest, dass er immer noch fliegen kann. Also sind wir noch drin... Mist. Wir erwachen in unseren Tanks, Doc bricht die Kapseln auf. Wollte er nach 48 Stunden machen... Die Tussi ist auch wach. Sie hat das Programm geschrieben, aber da ist irgendein Fehler im Netzwerk drin. Den konnte sie nicht beheben und war in ihrem Game gefangen. Netzwerk.... klar... diese Zeitreise-Typis nannten sich so... das war der Virus, Fehler, whatever... Walt kann immer noch fliegen... Wir müssen rein und das Netzwerk hacken...  Mir schwant Schlimmes. Ich sprinte nach oben, um meine schwere Artillerie und Walts AK zu holen.
Ein Schuss aus dem Keller. Ich sprinte nach unten. Scheint ein Schuss aus einer Flinte gewesen zu sein. Doc. Als ich unten ankomme, bietet sich mir ein echt bitteres Bild: Artyon hat Doc im Haltegriff, Doc lässt gerade seine Schrotflinte fallen und schaut dabei belämmert. Drag hat ihn unter Kontrolle. Walt richtet eine Pistole auf Docs Kopf... Da stehen ein paar Punx, die wir als Starthilfe in unser Haus geholt haben und halten dem einzigen Menschen, den ich als sowas wie meinen Freund betrachten würde, die Pistole an den Kopf... Während ich die Krime Wave hochreiße, belabern die mich. Wir sind im Game, das Netzwerk hat Doc übernommen, der hätte ohne Vorwarnung angegriffen... Fuck, ich kann mich net entscheiden, immer wieder lasse ich die LMG sinken und hebe sie wieder... Irgenjemand redet mir gut zu, wir sind im Game und es kann hier keiner sterben. Docs Gehirn, Schädel und Blutfontänen werden durch den Kopfschuss im Gang verteilt. Ich ziehe die Krime Wave hoch und... verdammt, da ist dieser letzte Zweifel... aber wenn, dann jetzt. Alle vor mir im engen Gang... Der Finger nähert sich dem Abzug, eine Offensiv-Granate würde alles klären...
21.d
Natürlich war es Navy, die mich überzeugt hat. Mann, die grinst mal und dann fliegen schon die Mormone... Ich habe lange genug gezögert, um zu sehen, dass Walter wieder in so einem schwarzen Tor verschwindet. Also alle hinterher - wiedermal. Wieder in dem Raum mit Metallwänden und weichem Untergrund. Eine "einheit" dieses Zeitdinges.. äh Horsts unterhält sich mit Walt. Ich versteh da nicht viel. Dann ist die Tür zu und Walt, Drag und Navy fallen um. Die Götter-Tussi aus dem Tank ist auch auf einmal da. Da es einfach kein Problem gibt, das man nicht mit genug Feuerkraft lösen könnte, halte ich drauf.
Ich erwache im Tank. Die Klappe geht auf. Doc kümmert sich um diese Tussi, die schon ewig hier liegt. Die blutet wohl... keine Ahnung. Ist wohl zu schnell aufgetaut. 30 Jahre BTL-Trip und n paar Schussverletzungen...Schön, dass der Doc noch lebt! Nachdem wir das Zeug einfach los haben wollen, rufen wir diese Capones an, die uns schon 100k für die anderen 15 Schlüssel abgedrückt haben. Und tatsächlich, die rücken nochmal 300k für den ganzen Kram raus. Angeblich sind die schon 30 Jahre hinter den Tresoren her. Die Jungspunde glauben das auch alle und freuen sich an den Ebbies. Ich spiel weiter den doofen Troll, aber wenn de mich fragst, das sind Konzern-Heinis..

Religion bleibt immer gleich
22.a
Zwischendurch habe ich wieder einmal an der Katholischen Kirche in Niederursel nach dem Rechten gesehen. Dort prügeln sich jeden Freitag und Samstag Nacht die Deutschen und die Türken. Nix schlimmes so, aber die Kirche sieht aus wie Sau. Graffitis, paar kleine Löcher in den Fenstern. Ich lunger hier ja schon länger rum und will die dazu bringen, in den Martin Loser King Park zu gehen. Aber die wollen halt nicht. Heute kommen Drag, Artyon und Walt mit, um mir n bissl zu helfen. Nachdem Drag n paar Türken mit nem Geist verscheucht hat und ich den Deutschen klar gemacht hab, dass ich ihnen auch aufs Maul haue, wenn der Kirche was passiert, taucht so n Türken-Macker mit paar Typen auf. Hat wohl was zu sagen. Nach hin und her zeigt der uns die Moschee, die bissl versteckt gegenüber ist. Schaut auch Scheiße aus. Der Typ hat von uns wohl gehört. Weiß nich, ob wegen den Türken-Mädels, die wir auf nem Schulfest vor paar Nazis gerettet haben oder wegen der Sprengung von nem Lagerhaus von n paar Koyoten, die die Türken hier reingelegt hatten. Egal. Auf jeden Fall sollen mal beide Gruppen jetzt die Füße stillhalten bis morgen der Pfarrer kommt. Der gibt wohl bei den Deutschen den Ton an. Hoffe, das ist kein so n Nazi-Pfaffe von den Deutsch-Katholen... Hoffe, kann den mit Kükimaz, den Anführer der Türken mal an nen Tisch bringen. Ist einfach scheiße, wenn die ständig Terror machen vor unserer Haustür. Hier ist Sternschutz-Gebiet und die kommen zuverlässig...
22.b
Ich warte jetzt mit Artyon und Walt vor der Kirche. Oder zwischen der Kirche und Moschee. Passiert net viel. Die wollen dann gegen Mitternacht heim. Laufen halt los, is net weit. Irgendwo wird geballert, ab und an rennt mal jemand rum. Paar Kids lungern hinter der Kirche rum, machen aber nix. Gegen viertel eins dann n Anruf von wegen Artyon ist verletzt. Walt klingt auch ziemlich fertig. Ich kurve grade die Straße vor. Mir kommen da noch n paar Leute entgegen. Einer wird geschleppt. Artyon liegt am Boden. Doc kommt auch gerade mit dem Bike an, also Wende und den andern hinterher. So paar Türken-Ganger. Hab mal nett nachgefragt, ob sie nen Arzt brauchen. Ham mich mit zitternder Hand bedroht. Bin gegangen. Keinen Krieg vor der eigenen Haustür. Zurück zum Doc und Artie und Walt. Alles in Butter, wirds überleben.  Gut  zurück zur Kirche.
22.c
An der Kirche blieb alles ruhig. Bis zum Morgen. Drag ist noch geblieben. Zusammen sind wir dann gegen sechs zum Pfarrer rein. Die Kirche wird wohl von nem Hüter beschützt, meint Drag. Der Pfarrer Meyer hat voll rumgedruckst. Rumgestammelt, dass er ja auch Frieden will, aber zu einem Gespräch ist er nicht bereit. Und der Kükimaz wäre eh nicht der Anführer... (Da kam mir blitzartig ein Rundgang von gestern in den Kopf. Da haben sich zwei Männer hinter der Moschee unterhalten. Konnte mit meinem bissl Türkisch verstehen, dass es "um einen guten Jungen geht, aber er müsste bissl religiöser werden..." Das könnte der Kükimaz sein...) Außerdem hätten sowieso ganz andere ihre Hände im Spiel und "Sie" wollen, dass es hier Konflikte gibt. Ich habe ewig nicht locker gelassen, deshalb hat er noch einen Namen versehentlich ausgespuckt: von Löwenberg. Is n deutsch-katholen-Arsch.
Als ich mit Gückimaz am Kom die Lage mal klären wollte, hab ich nur erfahren, dass es n paar Leichen gibt. Fuck! Ausgerechnet heute. Ich hab versucht, alles zu erklären, aber er hat einfach aufgelegt. Aus der Matrix hab ich dann mitbekommen, dass in ganz Groß-Frankfurt die Muselmänner attackiert worden sind... Wir halten uns da jetzt raus. Erstmal.
Paar Nazis kamen noch und wollten sich mit Artie unterhalten, der schwer verletzt im Bett liegt. Der hat sie nach n paar Minuten rausgeschmissen. Ich ab für unsere Hütte mal Verteidigungspläne entworfen und schiebe diese Nacht mit ner MG Wache auf m Dach. Zum Glück kam niemand. N paar Kiddies ham Hakenkreuze vor dem Haus auf den Gehsteig geschmiert. Wen juckts?!?

Urban Wipeout
23.a
Also, großes Bohei, weil "Es ist wieder Kriiiiiieg!" Urban Brawl wieder in der Stadt ist Frankfurt Massaker gegen die Verräter von den Ludwigshafener AGC LabRats. Halt in der Nachtmeister-Arena und nich im Sprawl. Is halt Teutonen-Cup... Navy steht da auch voll drauf. Leider haben die Berliner Cybears die scheiß Essener Centurios als Gegner. Die werden von SK mit Ware vollgestopft bis sie ihnen zum Arsch wieder rauskommt. Angeblich hassen sogar die Centurios die Centurios... Navy steht auf jeden Fall auch voll auf Krieg. Ham schon jede Menge Fan-Scheiß von Frankfurt Massaker. DAS ist die Truppe aus den Slums, die sind echt real, mann!
Auftrag von 2-Take: Wir sollen den Frankfurt Massakern andere Ware unterjubeln. Keine Ahnung ob besser oder schlechter. So n Kack, aber Job ist Job... Becky "Schätzchen" Lynn hat uns auf jeden gut bedient. Also in der Kneipe.
23.b
Also sind wir erst mal zum Trainingsgelände der FFM (FrankFurt Massaker) gefahren. Alles offen, paar Squatter am Damm zur Bahnlinie. Die wohnen da im Kugelfang. Vereinsheim nicht sonderlich toll gesichert. Erst mal was essen... Hatt schon ewich kein Döner mehr... Der Bruch sollte auch für uns Anfänger keine Sache sein. Abgelegen, kaum Bullen, die Barrens gleich nebenan. Was soll schon passieren?
23.c
Also n Grillabend soll es heute sein. Echtes Fleisch, echtes Gemüse, echtes Feuer. Ich bin mal rum und hab die Nachbarn alle eingeladen. Drei mehrstöckige Mehrfamilienhäuser. Jede Menge Klingeln. Die Hälfte ht nich aufgemacht, n paar mir gleich die Tür vor der Nase zugeschlagen. Immerhin fünf haben zugesagt. Oder warns sechs? Oder... Bei n paar war ich nich so sicher, was die jetzt so genau gesagt haben oder nicht... Naja. Also zurück. Schaschlick schon aufm Grill, Bier kalt, Mucke laut. Rock´n´Roll! Irgendwie war nach ner halben Stunde immer noch keiner da. Also mal 5,6 Spieße auf n Teller und zu den Leuten, die zugesagt haben. Die wollten echt nix, obwohl ich die lecker Spieße ihnen mit meinen gewasch...äh...mit meinen eigenen Trollpranken direkt unter die Nase gehalten habe! Na gut, einer. Also einer hat was genommen und gesagt, dass man so Sachen über Leute wie mich sagt. Also Frankfurter. Mir war klar, dass der Trolle meint, aber bei Nachbarn werden die Sternies als erstes nachfragen, also schön den doofen Trollproll raushängen lassen. Der meinte, wär schon schade, was alle so denken. Er würd ja kommen. Hat auch brav nen Spieß gemampft. Klar, würd gern kommen, aber hat Angst vor den Nachbarn. So is das in Niederursel... Als ich ihm noch nen Spieß angeboten hab, meinte er, ich soll aufpassen, hier mit so teuer Essen rumzulaufen. Hab mir mal seinen Namen, Fresse und Adresse gemerkt.
Also wir so wieder auf der Party, Füße oben, alles gechillt, als es doch noch klingelt. Steht so n Gör mit nem Nudelsalat vor der Tür. N Soylat, Nudelgeschmack und jede Menge Mayo-Paste. War nicht vergiftet. Auf jeden will die gleich wissen, ob wir so Karl Kombatmages sind. Echt, ne? So n Drek! Außerdem meint die auch noch, sie würd mich von irgendwoher kennen und wir wären sowieso schon voll bekannt hier... Meine Warnlichter blinken auf. Nix mehr Trollproll, jetzt ist Soldat angesagt! Sie "will mal mitlaufen" und lässt echt nicht locker. Nachdem Drag alles magisch gecheckt hatte, mach ich ihr aus Spaß n Angebot. Sie soll gehen und hat 15 Min, sich an uns ranzuschleichen. Dann würden wirs uns mal überlegen. Der Run gegen die Massakers wird n easy Ding, also warum net? Sie meint, sie würde "uns überraschen". Mal schaun. Schalldämpfer auf die Knarre. Wenn ich sie seh, fängt sie n Gelgeschoss. Auf jeden Fall kommt sie nach 17 Minuten zurück. Drags Geist meint, sie wäre im Haus gewesen. Ok, mal sehen. Dann will sie auch noch unbedingt, dass wir den Nudelsalat jetzt aufessen. Das war dann so der Moment, wo ich mir nicht mehr sicher war, ob das was ich sehe auch das ist, was ist. Ich zog meine Knarre und richtete sie auf sie. Wenn sie nicht ist, was sie vorgibt, spielt sie die ängstliche Göre recht überzeugend. Ich lies sie den Nudelsalat umstülpen. Da drin war ein Ring. Wie sich herausstellte, hatte sie den Ring Beatrice, Docs schwangerer Verlobter, den Ring geklaut. (Ich glaube, Doc wird sich demnächst häuslich niederlassen...). Navy hat ihr wohl die Tür augemacht... War am Ende alles grün. Obwohl sie jetzt echt dringend heim wollte (Vorhin behauptete sie noch, sie wohnt mal hier, mal da) zu Mama und Papa, die schon warten (klar, du bist 19, sicher), ließ ich sie nicht. ("Kannst du mal die Knarre wegstecken?". "Klar, kann ich." Knarre blieb aber auf sie gerichtet). Sie hat uns echt überrascht, deshalb gibts auch eine zweite Chance. Ich gab ihr n Schnapsglas aus Artyons Sammlung und schob zwei Nudeln aus ihrem Salat rein. Sie soll sich jetzt innerhalb von 15 Minuten an uns ranschleichen und das Glas an eine Schussposition stellen. Drag beobachtet astral, aber nur, dass sie nicht wieder Unsinn anstellt. Ich sehe sie auf dem Dach. Ziehe blitzschnell, die Waffe liegt sofort in meiner Hand und ich schieße in die Dachrinne 20 cm neben ihr. Sie rollt sich sofort in Deckung und ist nicht mehr zu sehen. Ich klettere die Wand hoch. Da robbt sie noch übers Dach und ich höre ein "Ich will heim...". Ich mach ihr dennoch das Angebot, mal mitzulaufen. Sie sagt nix mehr, geht einfach heim... ins Mehrfamilienhaus nebenan...
Drag meint, sie wäre latent magisch... Wir besorgen der mal ne Seance bei den Houngrians oder wie diese Zigeuner-Voodoos heißen. Die ham wer kennengelernt in Riederwald, als wir neu waren in Frankfurt. Einfach mal als Trost für den Schreck, den wir ihr so eingeflößt haben. Ja, dummerweise ist Beatrice genau in dem Moment rausgekommen als ich auf die Göre gefeuert hab. So ne Scheiße. Doc instruiert un schon. Er hat uns zusammengeschissen und wir sollen buckeln, wenn wir reingehen. Achja, wenns dem Hausfrieden dient. Sie ist halt schwanger... Kein Wunder, dass der Doc die in Berlin geheimgehalten hat. Sie wusst wohl, was er macht, aber hat wohl keine Ahnung, was das heißt. Na gut, zumindest "Seven", diese kleine Göre haben wir von diesen "Karl Scheißdrekmage" Geträume befreit.
23.d
Sind also nochmal zum Trainingsgelände, um uns die Jungs und Mädls beim Training anzusehen. Meine Idee, Drag ma mit nem Geist arschtral reinzuschicken war wohl net so der Brüller. Auf jedn gibts da jetzt n Magier, der die Dings, also die arschtrale SIN von Drag kennt. Oder so. Zumindest wissn wer jetzt, wie wer vom Hintereingang in n Keller runterkommen und wie wer da zu den Cyberdings finden. Der Ware halt. Doc macht das dann schon.
23.e
Also am Samstag Abend mussten die blöden Massakers dann auch noch Grillen. Hab mich am Kugelfang auf der Bahngleisseite getarnt und versteckt. Meine neue Yamaha-Raiden aus der Hello-Kiddie-Sonderkollektion ist der Bringer. Also eigentlich kannte der Militärschieber die "Al Capones". Hab nur vergessn, dass ich nix von denen sagen sollt. Naja, der meinte, die hättn ihm das letzte Mal zwei Helis und nen Panzer zersägt.... und das hat der Drekhead voll an mir ausgelassen. Der Preis war mit 20k dann doch zivil (der wollte tatsächlich 80k, der Credhai!!!), für schnelle Lieferung kann man echt net meckern. Dafür hat der die noch rosa umlackiert und mir nen fetten AR-Stinkefinger rangehängt. Naja, Rache wird net bezahlt...
Also auf jedn musstn die dann zum Seiteneingang rein und dann gabs jede Menge suchn und suchn und so. Ging aber alles gut, weil der Drag hat nen Hammer-Geist beschworen, der hat die unsichtbar gemacht. Hams geschafft, nur beim Ausstieg wurde wohl irgendwie Alarm ausgelöst. Hab mich auf jeden auf Schussposition gelegt. Hams geschafft, ohne gesehen zu werden. Für die war das falscher Alarm. Sieht so aus, als ob Massaker dann mit ner Ware spielen wird, die von denen net so gewollt wurde. Manipuliert halt.
Nix wie weg und alles gut.
23.f
Sind dann ne Woche später zum Spiel. Sind mit den Ultras von den Neo-As von Oberrath aufgelaufen. Hätt cih vorher gewusst, wie das so is, hätt ichs sein lassen. Kam, wies kommen musste. Massaker verliert, Ultras randalieren, Sternschutz knüppelt. Ich will nur meine Leute rausbringen. Erstmal klappt das ganz gut. Ich rempel zwei Sternies draußen in der Randale da um und wir kommen durch. Doc stürtzt und wird von vier eingeholt. Ich geh mit Artyon hin und prügel mich. Hab dabei aus Reflex einen mim Messer umgenietet. Scheiße!
Ich halt meinen Kopf erst ma unten. Scheiß Trid-Drohnen. Gut, dass wer alle Maskn aufhattn..




In der Zwischenzeit hat ALI auf einmal das Spinnen angefangen. Sogar ein Flugzeug ist in der Nähe von Frankfurt abgestürzt. Neben vielen Unfällen haben wir gesehen, wie ein Bus einfach an einer Bushaltestelle auf dem Gehweh die Wartenden umfuhr und dann zum Stehen kam und sich die Tür öffnete als wäre nichts gewesen... Selbstfahrend! Bah! Jetzt gerade lebt man gefährlich, wenn man sein Leben der Technik anvertraut. Selbstfahrende Taxis sind wie unkontrollierte Raketen allenorts unterwegs.
D.C., ein Chummer aus alten Tagen meldete sich beim Doc. Ob er in FfM schon was aufgebaut hätte und ob er ein paar Profis am Start hätte. So fing das an. Es endete damit, dass wir für Centurion einen Run auf die Spezialklinik Ludwigsburg (BuMoNa) durchzogen. Alles zu bester Zufriedenheit, doch... irgendeine scheiß Cyberseuche liegt in der Luft. Doc meint, hätte was mit den Naniten zu tun. Und die sind überall...


Sandbox (Die Welt reagiert...)
24.a
Voll die Scheiße. Nicht nur, dass die Bilder vom Urban Brawl Spiel immer noch die Runde machen, in den Schatten heißt es neuerdings, dass ein Kopfgeld "auf einen komischen Troll" ausgesetzt ist. Keine Ahnung, wie viel, aber ich übe schon mal die "Agent Provocateur"-Hymne der Neo-A´s. Ich muss mir oft genug sagen, dass ich das gar nicht war, um das halbwegs glaubwürdig sagen zu können. Zumindest hat mich mein Rumtelefonieren über Elrico zu einem Herbergsvater Dawson in Offenbach gebracht. Der scheint ne Suppenküche und ne verschwiegene Unterkunft in Offenbach zu leiten. Gut zu wissen.
PSIAid hat wohl auch rumgeschnüffelt und unser Haus astral markiert. Keine Ahnung, was handfestes haben die wohl nicht. Klopfen n bissl auf dem Busch rum und schauen, wer zuckt.
Und dreks FBV hat sich mit Ares zusammengetan und lässt jetzt einen "Sicherheitszeppelin" über FfM kreisen. Klar, nur Show. Aber sorgt für Unruhe...
24.b
Doc macht ernst. Hat jetzt eine Praxis hier in FfM gefunden. Er plant seinen Ausstieg mit seiner schwangeren Freundin Beatrice. Umzug läuft schon...
Irgendwie sind wir auf das Thema "Troll" gekommen. Artyon, Drag und ich. Ich fühle mich immer noch als Mensch und Trolle haben mich eh fast immer nur verarscht. Außerdem sind Trolle voll die seelenlosen Viecher. Und ich bin ein Troll... Das ist irgendwie alles schief über mir zusammengebrochen und ich musste mir die alten Reden von den Päpsten anhören und wie die deutsche Kardinalkurie wettert. Früher... ja, früher... haben wir alle in der Familie gewettert, dass man Trolle alle umbringen muss. Und die Orks gleich mit dazu... Die anderen haben gemerkt, dass das ein scheiß Thema für mich ist. Ich hab echt auch keine Ahnung, wie ich damit so umgehen soll. Alter Papst, neuer Papst, deutsch-katholisch, römisch-katholisch... Auf jeden Fall hab ich mich noch nie in irgendeinen Gottesdienst getraut, seit ich Troll bin. Ich war nur heimlich in der Kirche hier in Niederursel.
Naja, angenehmeres Thema. Seven hat uns einen Soylat geschickt mit ner Nummer drin. Soylat-Grillen-Seven. Klar, hab mich gemeldet. Sie soll wohl jetzt auf die SK-Uni und will lieber Magie in Heidelberg studieren. Will irgendwie da raus blabla. Die verwöhnte Göre weiß gar nicht, wie gut sie es hat, aber dieser unbedingte Wille zu etwas erinnert mich an meine Auseinandersetzungen mit meinem Vater bezüglich meiner Laufbahn als Soldat. Ich hab ihr gesagt, sie soll mal vorbeischaun, aber sie kam bis heute noch nicht.
2-Take hat mich angerufen und hat angefragt, ob er meine Nummer einem gewissen "Shu Takawara" geben kann. Naja, 2-Take kennt Leute, vielleicht tut sich da ein neuer Schmidt auf, wer weiß. Der wollte mich "auf ein Essen einladen". Wer weiß schon, was das bei den Yaks bedeutet. Kann sein, dass ich demnächst in Einzelteilen verkauft werde oder halt mal lecker Essen mit den Yaks gehe... Er hat mir klar gemacht, wer hier das Sagen hat und dass er gerne Ruhe in "seinem Sprawl" hätte. In letzter Zeit sind viele aufregende Dinge passiert. Klar, die Bombe und so. Aber davon ließ er sich nicht ablenken. Der wusste Bescheid, auch wenn wir beide so taten als hätte ich mit nix zu tun. Er würde dafür sorgen, dass das Kopfgeld verschwindet und ich schulde ihm einen Gefallen. Na prima. Erst die Vory, jetzt die Yaks. Ich frag mal noch bei den Spaghettis und den Peking-Enten an... Ou mann...
Kaum zu Hause, wurde schon live im Trid ein rothäutiger Troll verhaftet. Na also, sag ich doch. Ich wars nicht. Außerdem meinte Artie, dass 2-Take angerufen hätte. Es gäbe nen Job. Na endlich. Wir sind drin in FfM. Aber der verdammte Preis ist hoch.


Schlechtes erstes Date
25.a
Dann stand da ne kleine Japsen-Göre vor der Tür. Rotzfrech, 10 Jahre und erzählt was von wegen sie sucht den Laden. Also den, den ihr Papa hat und sie kennt uns, weil ihr Papa von uns redet. Innerlich sofort Alarm. Drag hat die Göre astral verfolgt. Die hat wohl ne komische Aura und wird von Geistern beschützt. Sie führte uns in ein Haus hier in Niederursel. Vorne an der Euro-Schule.
Wir also dahin. Klingelschild "Furima". Fünfstöckiges Haus, ein Klingelschild und das noch aif einer Steintafel. Kramladen, Wäscherei, Japsenfood. Herr Furima hat uns eingeladen und uns bekocht. Irgendwie glaube ich, dass der mein Prolltroll-Theater voll durchschaut, aber er war immer höflich. Und das Essen war sowas von lecker. Er scheint hier mit dem Dorftratsch zu handeln. Irgend n Neuer will hier rein. Hat sich wohl erkundigt, wer hier so arbeitet. Nennt sich "Geisterkrieger". Wir werden sehen.
25.b
Hab den Geisterkrieger dann mal angerufen und hab ihn zum Döner eingeladen. Mitten auf m Turf der grauen Hunde. Also so zum Spaß. Die andern wollten ja auch sehen, was der so drauf hat. Der Döner war sauschlecht und teuer wie immer und schon 10 Minuten später kamen dann auch schon sechs Schläger von den Hunden. Wir also auf die Straße. Der Geisterkrieger hat von denen gleich drei mit Wurfmessern ausgeschalten und ist getürmt... Arty konnt net anders, hat neue Ware drin und gleich einen mim Basy umgeknockt. Dann sind alle abgehauen.
Ich stand also da mit den vier Verletzten, die drei mit Messer intus röchelten um die Wette. Hab erst mal den einen von Artie von der Straße runter, bevor jemand drüber fährt. Drek! Das sollte n entspannter Witz werden und kein Massaker!!! Also Doc angerufen. Glück gehabt, war grad in der Wohnung. Kam auch gleich. In der Zwischenzeit riesen Auflauf. Doc hat den mim Basy verarztet. An die anderen ließen die uns nicht ran. N Türken-Doc hat sich mit denen beschäftigt, aber ich hab seine Flüche quer über die Straße gehört. Also doch hin. Hab m Doc Rückendeckung gegeben. Böse gucken konnt ich schon immer. Mit seiner Schrotze kann ich jetzt wirklich net so gut, die sieht aber abschreckender aus als meine Browning. Ging zum Glück alles gut. Doc hatte noch was mit dem Türken-Doc zu quatschen und hat mich heimgeschickt. Ham mir wohl sogar n paar auf den Rücken geklopft. Mann, war das n scheiß erstes Date!!!
Später kam der Japse einfach ungefragt zu unserem Haus. Hat sich mit Artie angelegt. Gab n kleinen Zweikampf. Als der Japse das Messer zog, zog ich auch. Aber der Hund ist verdammt schnell. So schnell krieg ich mein Messer nich raus. Dann ist er nach nem Kaffee ab. Zu Furima. Drag verfolgt ihn astral. Blut kommt aus Drags Nase. Dieser Japs hat wohl die Frau von Furima fast getötet oder sie ist am verbluten oder so und das Gör ist entführt?!? Keine Ahnung, was jetzt genau...
25.c
Navy hat also Drag versorgt, während Artyon mit mir zu Furima gefahren ist.Ist ja quasi nur die Straße runter. Trotzdem gefahren wie der letzte Henker. Durch die Türe und mit dem Medkit Frau Furima versorgt. Artie ist nach oben. Hab n paar Schüsse gehört. Dieser Geisterkrieger ist tot und Artie kam mit verwundetem Herrn Furima und der Leiche zurück.
Walt hat dann herausgefunden, dass irgendwer in Japan jede Menge Kopfgeld für den Typen zahlt. Will nur Beweise und wer weiß schon, was das heißt. Naja, vielleicht geht da was über die Yaks. Außerdem müssen wir noch das kleine Gör finden, das die ehemals zukünftige Leiche entführt hat.
25.d
Haben von Jimmy, oder "8-Bit" wie er sich eigentlich nennt das Kommlink von Gosuto Senshi ("Geisterkrieger") knacken lassen. Parallel haben wir über 2-Take Kontakt mit "Doragon no Atama" (Drachenkopf), dem Obersten Guru der Yaks aufgenommen. Aja, ich machs kurz, weil ich net dabei war. Zumindest net immer. Das Komm war immer im Umkreis von Furima auf Schleichfahrt. Also astral alle Keller durchgeschaut. Ham auch n kleines Mädchen gefunden. Ist wohl ziemlich verletzt. Also sind Artie und Navy in die Schule eingebrochen. Ich stand dann mit Drag dumm draußen, weil wir uns erst verschleiern wollten. Also haben wir das die beiden machen lassen. Die sind also durch ein Kellerfenster rein. Also, ich sags mal so. Der Hausmeister wird zukünftig nichts mehr mit Kindern zu tun haben. Die Kleine war schon seit 3 Wochen vermisst. Eltern angerufen. War n Fehler denen zu sagen, wo wir sind. Kamen gleich. Vorher noch Doc angerufen. Kam mit Bea blutverschmiert von der OP an Furima und Frau. Doc hat das dann gemacht.
Von den Yaks kam tatsächlich n Anruf. Müllabfuhr 7:30 morgens. Ham dann den Müll raus aber nen Finger behalten vom Geisterkrieger. Müll wurde geholt, ham ne DNA-Probe ausm Müllwagen genommen und die Presse betätigt. Mal schaun, was da kommt. Wird wohl jeder innen Topf greifen auf dem Weg nach ganz oben... Nachdem ich geputzt hab, sind Navy und ich ins Bett. Icvh glaub, Navy konnte immer noch net schlafen. Schlafregulator an und...ping... drei Stunden später wach. Nochmal das Komm von Gosuto durchforstet. Selfies, Vids, Nummern. Die Bilder von Speisekarten fallen auf. Eine passt nich so rein. Die Fingerfood Company. Zu billige Klitsche. Eine ist sogar in der Nähe von Furima. Mal schnell hingefahren. Ist zu. Umbau. Ich glaube, ich weiß, wo die Kleine von Furima versteckt ist. Erst mal warten bis die anderen ausgeschlafen sind. Auf die zwei, drei Stunden kommts auch nicht mehr an.
25.e
Ging dann alles recht schnell. Erst mit Krabbler rein, umsehen. Dann hat uns n Geist verschleiert, Magschloss geknackt und der Rest war viel Überraschung und wenig Kampf. Easypeacy. Leider waren von den 500k Kopfgeld nur noch 170k übrig bis es bei uns ankam. Mann, die Steuern bei den Yaks sind echt hoch!


In der Zwischenzeit hat uns (also, eigentlich wollten die Bembel mitnehmen. Als Kathole arbeitet der aber Weihnachten nicht. So saß er mit nem Wodka vorm Weihnachtsbaum und las bei dudeliger Weihnachtsmusik in der Bibel...) Furima angeheuert, seine Nichte (Shizukana Ken) zu begleiten beim Überbringen eines Weihnachtsgeschenkes. Wie sich herausstellte, ging es mitten in den  Rheinhessen-Sprawl. Echt abgefucktes Gebiet. Mittendrin dann ein Gebiet, das offensichtlich abgeschottet ist. Wir bekommen Zugang. Anscheinend sind wir hier in einer Art Konzerngebiet (?), in unser TAN wird offensichtlich eingedrungen, Drohnen überall, ein Empfangskommitee von drei Leuten. Walt schmeißt den Eindringling aus dem TAN und wir dürfen uns in einem sterilen Raum mit Tisch und Stühlen niederlassen. Walt versucht, den Service-Robot zu hacken, was ihm einen Dauerspam der Tagesangebote beschert. Nunja, der Empfänger, von dem wir nur eine Stimme wahrnahmen (wenn es überhaupt seine eigene war), war zufrieden und ließ uns das Gegengeschenk von einem Serviceroboter zustellen. Nebenan hält sich wohl ein Team auf, merken wir dabei. Nuja, der Empfänger wirbt uns an, einen seiner Leute zu beschatten, der sich in letzter Zeit wohl merkwürdig verhalten würde.
Wir also raus zu der Hausnummer in Ludwigshafen und beschatten das Mehrfamilien-Ding. Am Abend kommt der raus, Walt hackt sein Link. Anscheinend vergewaltigt der blonde Elfentussen und legt sie danach um. Nennt sie aber alle Paula. Irgendwie schräg. Ist auch immer im gleichen Raum. Wir beschatten den also und der Typ fährt zum Straßenstrich in LU. Unterdessen teilen wir dem Schmidt mit, was wir wissen. Nachdem die die Vids angesehen hatten, kam der Rückruf. Wir sollten die Zielperson eleminieren. Die war in LU inzwischen fündig geworden und fuhr aufs platte Land. Längere Schießerei im Wald (der war echt gut...) und Schmidt war zufrieden.
Sylvester wurde erstmal im Äppelwoi-Wagner gefeiert. Stammtisch gebucht. Dabei erfuhren wir vom "Fucking Valentine". Am 14.02. gibts ein Preisschießen. Gewinner kriegt ein Jahr Äppelwoi für lau im Wagner... Am Ende hätte Artie mit seiner neuen Ware fast noch einen umgelegt. Zum Glück war der Doc dabei. Der setzt sich jetzt endgültig zur Ruhe. Praxis nennt sich "Dr. med. Igel & Dr. med. Ska".

Dann ein Anruf. Eigentlich zwei. Die/der Schmidt (wir wissen immer noch nicht, ob Mann oder Frau) von Centurion und D.C. rufen an. Da klingelts wieder. KFS heißt die Scheiße, um die es geht. Zumindest wird das hochwissenschaftlich jetzt so genannt... Egal. Es geht in die SOX. Schmidt meint, wir machen nen HALO, prügeln Infos über einen Zugang zur alten NeoNet Arko bei Neunkirchen aus so nem Straßenpunk raus (heißt Atom. Foto. Mensch, jung) und verschaffen den Hackern über so Dongels Zugang. (Frag mich net, ich bin bloß der ProllTroll...). Um den Exit müssen wir uns selber kümmern. Naja, D.C. meint, der Run selber wär gar net so wild (eine KI namens Betal will wohl "ihre Kinder" befreien und sie wären quasi eine Decker-Armee), aber dieser "Atom" wär n harter Finger. N toxischer Schamane mit nur so 2-300 Anhängern. Zumindest sind etwa so viele Glowpunks auf dem Vid zu sehen. Und er mit noch zwei oder drei macht n Ritual... Und er meint, die Leute sollten Bembel, also mich mitnehmen, weil ich Soldat bin und so.
Also erstmal nach Kaiserslautern ins "Lilly Marlen", da soll sich so ein "Faun" rumtreiben, sagt das Schattenboard. Der weiß dann, wo diese Geisterratten sind. Die SOX-Schmuggler. Wir werden am Eingang gescannt, aber alles ist legal. Wir sitzen in der hintersten Ecke. Der Laden ist voll mit MET 2k Leuten und hat einen typischen Wehrmachts-Zweiter Weltkrieg-Charme. Da gibts so Zauberkunststücke und Cabaret auf der Bühne. Also so ne Art Strip ohne Strip. Echt verwirrend. Auf einmal kommt son Typi, entschuldigt sich und meint, das Haus hätte einen Fehler gemacht und wir säßen falsch und es täte ihm so Leid und die Runde geht aufs Haus und wenn er noch was für uns tun könne... Auf einmal sitzen wir vorne zwischen den Offizieren. Wegen unserer starken Vercyberung und den beiden magisch aktiven, meint Shizu. Auf die Frage von Artie, ob er Faun kenne, winkt er ab, da seien wir falsch und mit sowas hätte man hier nichts zu tun und er geht. Hoffentlich verpfeift der uns nicht... Als Drag vom Kacken wiederkommt, hat er ein Kommlink in der Tasche, das ihm nicht gehört. Wir gehen. Erstkontakt. Auf dem Rückweg zu Goliaths (Troll-Leibwächter von 2-Take und für Navy dabei) kam ein Anruf. Von Faun. Der wollte unsere Namen. Wenn man uns auf der Straße kenne, würde er sich wieder melden. Dann hat Drag am Link rumgespielt, weil er sehen wollte, was so drauf ist... Und hat das Scheiß Ding auf Werkseinstellung zurückgesetzt... Naja, für 8k hat 8-Bit das Problem für uns gelöst. Einige Anrufe später stand der Deal mit den Geisterratten.
Nachdem wir die Ausrüstung vom Schmidt gecheckt hatten und noch ne Einführung im Fallschirmspringen stattfand und wir uns mit dem Gebiet und den Crittern und Pflanzen in der SOX beschäftigt hatten und auch noch n bissl Französisch gelernt...achja... irgendwann gings los. "Und bloß nicht die Jodtabletten vergessen" "Und immer den Geigerzähler..." "Und immer auf die Anzeige im Helm...". Der Typ, der uns einweist ist irgend son Militär, der bei den RadWars teilnimmt. Ich komm einfach nicht auf den Namen... Und ja, auch wenn Magie in der SOX echt kaum machbar ist, wir nehmen Drag und auch Shizu (die neue Ki-Deppin) mit.
Also, Sprung rein, Hunderudel verjagt, erste toxische Bäume kennen gelernt, ebenso den legendären "Jan-Uwe" https://www.youtube.com/watch?v=yI17QA4mPfE (https://www.youtube.com/watch?v=yI17QA4mPfE), gings dann nach Norden Richtung Cattenom. Bei nem kleinen Kaff bekamen wir nen Überfall von Glowpunks auf die Bewohner (Radpunks?) mit. Wollten denen nen Hinterhalt legen, aber die sind auf nem anderen Weg raus. Haben in dem Kaff dann übernachtet. Halten uns für Touristen. Außerdem sind hier in der SOX alle gaga. Wir "Außenwelter" wären alle komisch, klar... Zumindest fressen wir kein Menschenfleisch...
Am nächsten Tag weiter nach Norden. Auf einmal ein scheiß Gefühl. Also das Gefühl ist hier öfter Scheiße, was wohl an den Manablasen und so Zeug liegt (frag Drag, ich hab keinen Schimmer...), sondern so anders scheiße. Naja, gegen das, was da so erschien hatten wir keine Chance. Der wollte aber nur reden (bevor er uns umbringt...). Dass wir zu Atom wollten, fand der wohl lustig. Nennt sich übrigens Nitrit, das Ding. So ein schleimig-ätzendes Viech. Der brachte uns quasi instant hin und... die Anzeige im Helm vermeldet sofort: Noch 7 Minuten bis lethale Strahlungsdosis... FUCK!!!
Die beiden scherzen so vor sich hin und lachen nur über unser Anliegen. Bei NeoNet wird dieses schwarz-rot-lavaglühende Etwas mit roten Augen namens Atom doch stutzig (Ist Atom nich n junger Mensch??? Intel veraltet???). Glücklicherweise kann Goliath (ja, statt Navy kam er mit, Leibwächter von 2-Take, auch n Troll) mit Sprengstoff umgehen. Hat uns wohl das Leben gerettet. So hatten wir nen Deal. Goliath sprengt uns (wen auch immer Atom mit "uns" meint) rein und dann gehen wir getrennte Wege. Das riecht nach Beschiss, aber egal. Keine Wahl.
Wir trafen uns also mit ca 50 Glowpunks im Ruhbachtal, südöstlich von Neunkirchen. Goliath richtete Massen an Sprengstoff, wobei er die großen Packs wohl sabotieren wollte. Leider hat das Nitrit (oder gar Atom?, wir haben fast nie Informationen aus dem Astralraum hier...) gesehen, dass da etwas nicht stimmte. Jetzt funktionieren sie zumindest... Alle gehen, Trolle quetsch sich durch ein Loch und... wir laufen, kriechen, robben kilometerweit durch ein langes, ausgiebiges Tunnelsystem, in das auch eine U-Bahn und sonst so einiges gehören. Anscheinend haben die sich mit der Zeit an die Arko herangegraben... Wir bereiten vor, Goliath sprengt. Alle rein, wir am Ende... Alle arbeiten sich weiter, Sprengungen, Schüsse. In der Lagerhalle, in der wir uns hier befinden, ist ein Terminal. Wir dongeln es. Ziel ist zwei Stockwerke höher. Hoch ins Labor, Magschloss gehackt, zwei Drohnen ausgeschalten. Wissenschftler rennen schreiend davon. Walt entdeckt und hackt das zentrale Terminal. Die Decker-Attacke beginnt. Auf dem Rückweg nehmen wir noch Ersatzteile aus dem Lagerraum mit und sprengen zwei Kriechgänge. Sollen sie doch verrecken, diese Ghule, Kannibalen und Toxiker! Als wir wieder raus sind, ein Erdbeben, nein eine Explosion, eine unterirdische Atomexplosion!!! Zum Glück gab es kein E EM PE oder wie das heißt und Artie hatte noch hochprozentigen Wodka dabei und so brachten wir unterwegs eines der selbstgebauten Fahrzeuge, so ne Art Pick-Up zum Laufen.
In Bexbach dann zur Nuke-Nation. So ne Art großer Markt mit Ofenrohren, Konserven und anderen "wertvollen" Scheiß. Draußen hängen Schilder. XXX fürn Puff, n Fass oder ne Flasche für ne Kneipe, n Bett fürn Hotel. In dem schmeißen wir einen zahlungsunwilligen Troll (die kennen weder Trolle noch Magie. Alles Strahlung... Oh Mann!) in Stücken auf die Straße. So kostet die Übernachtung nur ne halbe Knarre. Glücklicherweise waren wir erst kürzlich in einer Lagerhalle...
Faun hat uns abgeholt, ein Sanka hat uns nach Frankfurt gebracht, Doc kümmert sich um Strahlungsschäden. Schmidt hat noch einen Batzen draufgelegt.
Geil! Endlich mal wieder im Feld. Auch wenns kaum Geballer gab. Ich hasse Frankfurt!!!

Hab mal 7even angerufen. Die kleine S-K Göre, die nich die Kon-Laufbahn einschlagen will. Hab ihr ne Extraktion angeboten. Neue SIN, Facelifting. Und dann ab nach Heidelberg zu ihrem Traum-Magie-Studium. Will aber ihr altes Leben nicht aufgeben. Naja, verwöhnte Göre eben. Aber trotzdem in Heidelberg... Nachdem sie noch Zeit hat bis zur Vertragsunterzeichnung, hab ich ihr gesagt, sie soll sich erstmal einleben und vor der Unterzeichnung sagen, sie bleibt, wenn sie in Heidelberg studieren darf. Falls was ist, soll sie sich bei den beiden alten Japsen/Chinesen/wasauchimmer, dem Opa und der Oma zwei Häuser weiter melden. Oder bei mir. In einem Jahr werde ich mich melden, habe ich ihr versprochen.

Monks Paradise
26.a (Ich habe gefehlt, deswegen ein Text, der mich erreichte - aus der Sicht von Navy)
Durfte unsere Leute nach einer Woche endlich aus der Klinik abholen - sieht professionell aus, was der Doc da aufgezogen hat und und wann ist es mit Doc junior eigentlich soweit? Lang kanns nicht mehr dauern. Bin heilfroh, dass es jeder ohne größere Blessuren raus geschafft hat.  Auch freut es mich, dass Shizu wieder von der Partie ist und sich scheinbar ganz gut eingelebt hat im Chemie Sprawl. Sie wurde von ihrem Onkel mitgenommen und der Rest hat sich von den beiden noch bei uns in der WG abliefern lassen, so dass ich mit Goliath in die andere Richtung fahren konnte, um ihn im Äppelwoi abzuliefern und noch das Geschäftliche zu klären. Als ich wieder beim Rest der Crew ankam und eigentlich alte Rigger-Kataloge durchgehen wollte, überdeckte ein neues Gesprächsthema unserer Gruppe meine wunderschöne Anwesenheit. Artyon hat wohl einen Maskierten vor unserer Wohnung angeschossen, der auf ihn zugerannt kam. Kann man ihm nicht übel nehmen, der Maskierte kann froh sein, dass er nicht Bembel angerempelt hat. Nur wegen des SS (Sternschutz) mach ich mir ein wenig Sorgen. Komischerweise hat der Typ bei der Flucht so einenJapano-Rätsel-Holzwürfel fallen lassen. Hat Shizu zumindest behauptet, dass ihr Onkel im Laden auch so Dinger verkauft. Sie war es auch, die die japanischen Zeichen, die an zwei mechanischen Rädern am Würfel eingraviert sind, entschlüsseln konnte. Stehen jeweils für die vier Elemente - Feuer, Wasser, Luft und Erde. Hab mal wild dran rumgedreht, ist aber nichts passiert. Kurz darauf klingelte Arties Kommlink, anonym, eine Person möchte seinen Würfel wiederhaben, der ihm gehöre. Hat dann nen Treffen in Oberrad - Buchrainplatz (Z-Zone - na ganz toll) mit ihm vereinbart. Naja, kann ich paar alte Freunde treffen und mich schonmal für Teile umhören für mein neues Projekt und die Crew im Block (der Neo-As) absetzen. Die Jungs (und Shizu, sie kann manchmal echt ne männliche Stimme haben) waren so nett zu warten, so dass ich mir auch noch mit ansehen konnte, wer unser anonymer Empfänger des Würfels ist. Dass son Typ mit sonem Auftreten grade hier alleine auftaucht und ein Treffen vereinbart, zeugt entweder von totaler Selbstüberschätzung oder absolutem Unverständnis gegenüber den Mächteverhältnissen hier im Block. Der Typ, offensichtlich Asiate, vermutlich Japaner, kreuzt hier in einem Mönchs-Outfit auf? Ab da ging alles sehr schnell, noch bevor ich mir Gedanken machen konnte, wer der Typ eigentlich ist und wie er an Artyons Nummer kommt, ist die Übergabe schon gelaufen und wir auf dem Rückweg. Nachdem wir schon die Z-Zone verlassen haben, aber noch bevor ich meine übliche Schmuggelroute übers Rotlichtviertel anfahren konnte, also ganz in der Nähe des Krankenhauses, aus dem unsere Crew damals die Ärtze extrahierte, wurden plötzlich meine Türen des Bulldogs aufgerissen. Vor uns bedrohte uns eine maskierte Gang aus fünf Personen mit MPs. Wir wurden aus dem Wagen gezerrt und auf dem Bürgersteig aufgereiht. Wenn sowas in der Gegend hier möglich ist, brauch ich mir um die SS-Bullen vor unserer Tür keine Sorgen machen. Entwaffnet haben sie uns nicht, ein Notrufsignal an Takeshi (2-Take) konnt ich auch noch rausschicken. Sie forderten den Gegenstand, der ihm gehören soll und und dass wir unseren Bulldog parken sollen. Ich spürte Artyons Blut in ihm kochen, er versuchte die Situation so ruhig, wie es ihm möglich war aufzuklären. Nach hitzigen Diskussionen und unserer Weigerung ihren Forderungen Folge zu leisten - ich bluffte, wir würden alle draufgehen, wenn es hier und jetzt zum Kampf kommen sollte - entschärfte plötzlich eine weitere maskierte Person, die aus dem Busch neben uns gesprungen kam und offensichtlich zur Gang gehörte, die Situation. Er entschuldigte sich für das Vorgehen seiner Männer, sie seien es nicht anders gewohnt. Er flehte uns fast förmlich an, ihm in sein Haus, die Straße runter zu begleiten.  Aus Neugier folgten wir. Er führte uns in eine Wohnung, wo noch eine weitere Person auf uns wartete, unmaskiert, später stellte sich heraus, dass er sich zum Buddhismus bekennt. Ebenso klärte sich auf, dass wir den Rätsel-Würfel offensichtlich nicht bei seinem eigentlichen Eigentümer abgegeben haben... oder doch? So oder so, er bietet uns 70k für die Gruppe an, wenn wir die Zielperson ausschalten und ihm seinen Würfel zurückerobern. Ich kenn Wetworker, die nehmen das Doppelte... für sich alleine. Was würde Bembel wohl dazu sagen?
26.b
Anruf von 2-Take. Meine Leute hängen wohl in der Scheiße. Ziehe den Buisness-Suite an, packe Kiddie in das Geheimfach meines Bulldogs und los zu den letzten bekannten Koordinaten. Da ist nichts groß auffällig. Keine Hülsen, kein Blut, keine Leichen. Gerade als ich einen Rundruf starten will, kommt ein Anruf von Navy, alles ok. Zwei Häuser weiter in eine Wohnung. Yuma, unser Schmitt heißt Yuma. Sollen den Würfel für 70k besorgen. Navy ruft noch im Treppenhaus nen Typen an und fragt als Schmitt nach dem Mönch. Bietet einen Run an. Rückruf. Nach kurzem Gespräch heißt es, er wäre nicht verfügbar. Navy ruft noch jemanden an. Kurze Zeit später haben wir eine Adresse. Ist zwar nur ein Kontaktmann, aber irgendwo muss man anfangen. Glücklicherweise wohnt der auch in Oberrad, grad an der A66. Bulldogs auf der Grünfläche geparkt, Drag ruft nen Geist, der uns verschleiert und dann laufen wir um die Hochhäuser herum, um von hinten an das Oberräder Haus ran. Irgendwo ein paar Straßen weiter wird geschossen. In Oberrad wird geschossen und in China fallen paar Säcke Reis um. Wen juckts. N Geist von Drag meint, dass da oben fünf Leute drin wären. Durch den Keller rein, im Treppenhaus zwei Leuten ausgewichen, die von oben kamen (also wieder in den Keller schleichen... Wieder hoch. An der Tür. Artie will knacken... Sie ist nur angelehnt...
26.c
... wir sind rein. Tür rechts. Artie macht die Tür auf, ich halte mit Kiddie automatisch auf den Typen, der da im Bett rumliegt. Fuck. Kiddie ist laut! Kaum wieder im Gang, kommen zwei Typen links und rechts raus aus anderen Zimmern. Einer feuert auf mich, einer auf Artie. Diesmal verletze ich nur einen... Die sollen mal froh sein, dass ich mein rosa Sturmgewehrchen benutzen muss. N Fausschlag würde die schon umnieten. Aber wir brauchen sie lebend... Artie verletzt den anderen. FlashPack fliegt in unsere Mitte, ich lass einen umfallen, Artie den anderen. Navy hält uns den Rücken frei, Drags Geist hatte sich eben manifestiert...Blitz...
26.d
Ham sie dann alle umgenietet. Außer der Leiche im Bad, die wir schon als Leiche gefunden haben, waren alle betäubt. Shizu hat den Würfel in der Küche auf der Bank gefunden. Danach haben wir den Typ von der Übergabe gesucht und ihn umgenietet wie vereinbart. Naja, Artyon und Shizu haben die anderen dann auch abgeschlachtet... Der Auftraggeber war zufrieden, weil wir so schnell waren und hat noch einen Bonus draufgelegt.
Ich hab dann versucht, die Schachteln von Shizus Onkel Furima an den Auftraggeber zu verscheuern, aber der wollte für die nich nochmal so viel zahlen... und Navy hat wohl über n paar Kontakte was zu Yuma, dem Japsenauftraggeber rausgefunden. War aber wohl auch net so interessant.

Shopping kills
27.a
Wir sind dann einkaufen gegangen in die Mall von der Nordwest-Passage. Also ich hab mich da eher zu überreden lassen wegen Essen gehen und so. Ist dann auch gleich jeder woanders hin. Drag wollte irgend nen Magiescheiß, Artie Waffen oder so und Walt in den Stuffer Shack. Ich bin mit Navy zu "Fix, Flott und Fly", geiler Laden für alles ums Riggen. Auch unter der Hand. Hab Navy dann zu polnisch Essen überreden können, weil echt die gaaaanzen Europäer ihre Küche in Polen geklaut haben. Zum Kraut darfs nich nur Rippsche geben, sondern eine Fleischplatte, die "grö Soß" gehört über einen Karpfen, das Eisbein nur mit Meerettich, die Weißwurst mit Gewürzgurke und Tomatensoße! Ganz Europa hat die original polnischen Rezepte verhunzt!!! Am schlimmsten sind die Wiener. Die ham unser Schnitzel geklaut!!! https://www.staypoland.com/de/poland/polnische-kueche/ (https://www.staypoland.com/de/poland/polnische-kueche/)
Auf einmal n Geo-Ping. Von Walt. Also mit schnellem Schritt hin. Kommt auch schon eine Durchsage: "Meine Damen und Herren, in diesem Moment findet sich in unserem Einkaufszentrum eine Anti-Terror-Übung statt. Das Nordwest-Zentrum, ein Ort, an dem Sicherheit groß geschrieben wird. Die Örtlichkeit ist in der AR markiert, bitte halten sie sich davon fern. Bei Betreten erlischt die Haftung..." Boah, lass das bitte nicht Walt sein. Der wollte doch nur in den Stuffer Shack. Oder Aldi-Real. egal auch. "...alles für ihre Sicherheit. Wir wünschen ihnen einen angenehmen Einkauf."
Als wir nach so 2 Minuten hinkommen, schon eine Menschentraube in der Nähe des Stuffers. Als ich mich mit Navy durcharbeite, warnt mich mein Kommlink, blinkt rot und fängt an zu quäken. Ich schreie Navy an, dass sie ne blöde Schlampe sei, reiße sie am Kragen mit mir und brülle weiter, sie sei Schuld, dass wir so spät dran wären und wir müssen noch in den Stuffer-Shack und in 10 Minuten schon woanders sein. Aus den Augenwinkeln sehe ich Artyon, wie er eintrifft. Ich denke ihm über das Kommlink eine Nachricht. Kopf unten halten. Rückendeckung. Weiter Navy anschreiend tue ich so als würde ich die geschlossene Schiebetür vom Stuffer nich sehen und crashe da einfach durch. Dann stammel ich rum von wegen "...Entschuldigung... das wollt ich nich... ähhh... Tschulligung... ähhh... sorry, echt....". Gleichzeiig schon gefühlte 1000 mal an Walt die Nachricht R E N N gedacht. Und dann kommt der Knaller. Anstatt zu rennen, steht der mit seiner AK da, hat nen Verkäufer abgeknallt, schaut uns an und meint: "Bembel, Navy, ihr auch hier?". Pause. Schweigen. Innerlich will ich dem Deppen den Kopf abreißen. Bevor die Pause zu lang wirde, heul ich in Walts Richtung "...tschulligung... war echt n Versehen... echt...". Boah, ich steck meinen letzten Arschschweiß in diese Show und der Drekhead rennt net!!! Dafür aber rennt Navy raus, ich ihr hinterher und brüll weiter. Artie hat draußen zwei Bullen ausgemacht. Einer hält uns für Komplizen. Aber die Show muss einfach weitergehen. Wir wedern draußen von zwei Sternschutz-Bullen festgenommen, die sich drüber streiten, ob wir dazugehören oder nicht. Drin Krachen. Zwei- oder dreimal. Aha. Der Zugriff. Kurze Zeit später werden wir alle drei abgeführt. Sie führen uns zu sechst ab und sperren uns gemeinsam in eine Zelle. Unüblich. Ich beschwere mich, dass sie uns nicht mit diesem "plüschospastischen Mörder" in eine Zelle sperren sollen und baue mich zwischen ihm und Navy auf. Dann ist den Hohlbirnen wohl aufgefallen, dass mich noch niemand durchsucht hat. Die Wumme und die beiden Kampfmesser haben sie gefunden. Die beiden Überlebensmesser in den Stiefeln nicht.
In meinem Hirn rattert es. Wir haben einen Anruf. Wenn wir raus sind, muss ich einen Run organisieren, um Walt zu befreien. Dann werde ich entscheiden, ob ich ihn umlege oder nicht. Walt hat einfach zu viel Intel über mich. Außerdem haben wir hier gerade den Fuß in die Pedale bekommen und jetzt sowas! Aber um den Run durchzuziehen, muss ich alte Kontakte nutzen. Da könnte ich gleich allen schreiben, dass Uff lebt. Und wirklich einsetzbar in FFM... es sei denn... der Flughafen in Paris... das ist die mächtigste Connection, die ich habe. Direkt in Verbindung mit Uff wird sie vermutlich keiner bringen... der Name, der mir von ihm genannt wurde war Gedeon Dimitri Zaleski. Vermutlich falsch. Aber ein Typ, der in Arties Liga ("Artholomew Johnson" aus London) spielen dürfte. Geheimdienste, Infohandel. International.
27.b
Ich bekam meinen Anruf. Mein Com wurde frei gegeben. Zaleski rieb mir unter die Nase, dass ich schon "als Investition geführt" werde. Er sah ein, dass ich ihm nichts nutze, wenn "ich pleite gehe". Ich solle mich bereit halten. Er herrschte mich an, dass ich ihm nicht erzählen solle, wie er seinen Job zu machen hat als ich ihm sagte, dass ich nur einen Anwalt benötige. Warten. Warten. Was wird wohl kommen? Ein Anwalt oder eine Runnergruppe... Warten.
Es war der Anwalt. Er ließ mich einen Blanko-Vertrag unterzeichnen. Nebenbei erzählte er, dass "unser gemeinsamer Freund" meinte, dass "mein Arsch sowieso schon ihm gehöre". Eben. Soll er ihn einfach ein zweites Mal kaufen. Was hab ich noch zu verlieren? Er nickte als ich sagte, "unser gemeinsamer Freund" solle die Konditionen baldmöglichst an mich durchgeben. Ich hatte die Wahl. 30k für eine Befreiung oder 60k für die Kautionen aller drei. Ich nahm die 60k. Mit der Freilassung hatte ich gerechnet, nicht aber damit, dass alle Anschuldigungen fallen gelassen werden und sogar Walt auf freien Fuß kam. Ein "Taxi" des Anwalts fuhr uns zur Tiefgarage des Nordwest-Zentrums.
Navy war angepisst und fuhr alleine nach Hause. Ich nahm mir Walt nochmal zur Brust und fuhr langsam hinterher. Ich musste nachdenken.
Zu Hause eine merkwürdige Stimmung. Artie hatte wohl mit 2-Take verschiedene Sachen ausgelotet und alle waren neugierig, warum wir wieder frei waren. Navy ging schon packen. Ich auch. Ich erwartete jeden Moment einen Anruf für eine Selbstmord-Mission. Für weniger wird mich die Vory nicht einsetzen. Nach langem hin und her erklärte ich den Leuten (Drag, Shizu und Artie) die Lage. Zu meinem Erstaunen wollten die alle mich unterstützen. Mir liefen fast die Tränen. Sie hatten keine Ahnung, auf was sie sich einlassen würden. Ich ja auch nicht. Anruf. Zaleski. Mission exakt in einem Jahr. Ich "soll einschlagen wie eine Bombe". Gut. Kapiert. Ich lerne noch den Umgang mit Bomben und so... Erst 7even abchecken, dann draufgehen. Ich freu mich so!
Navy fuhr davon. War nicht aufzuhalten. Schrieb ihr noch ein paar Nachrichten. Sie bräuchte sich keinen Kopf machen wegen Feinden oder Schulden. Nur damit sie weiß, dass sie hier auch ohne uns weiter arbeiten kann.
Auf Walt ist gerade keiner gut zu sprechen...


Ghul Lovers
28.a
Seit längeren wollte ich schon zu meinen beiden vorhandenen ADL-SIN vier weitere dazugesellen, die etwas internationaler sind. Leider ist mein Budget etwas geschmolzen wegen "des Vorfalls". Gut,ich war auch zuerst voll angepisst, hab ihn ja im Parkhaus n bissl grob angefasst. Walt sagt nichts dazu, hat sich in sein Zimmer eingegraben (Der Spieler ist outgame unterwegs, hat letzte und diese Sitzung gefehlt und wird nächste Woche noch fehlen). Inzwischen kann ich aber irgendwie nachfühlen, wie er so langsam durchgedreht ist als die ihn zu den Sternies bringen wollten. Gut, wegen einer Lapalie. Aber er hat dabei halt die Nerven nicht behalten. Was will man von so nem Matrixheini von den Neo-A´s auch erwarten? Naja, wegen den beiden neuen SINs hab ich 2-Take angerufen. Der Japse hat da Verbindungen. Vielleicht hätt´ ich den ja anrufen sollen? Egal. Vorbei. "Das trifft sich gut. Ich wollte etwas mit dir besprechen. Du weißt, was es ist. Komme doch einfach im Wagner vorbei." Seine Aussprache ist fehlerlos. Den leichten Akzent höre ich auch nur, weil ich weiß, dass der n Schlitzi ist. Oder höre ich den Akzent, weil ich weiß, dass er n Schlitzi ist?!? Egal. Ich fahre mit meiner Mirage zum Wagner. Im abhörsicheren Hinterzimmer sitzen wir zu zweit.
"Was soll denn das, dass ihr so auffällig werdet? Das hier ist Frankfurt, verdammt!"
Ich glaube, es war gut, dass ich 2-Take nicht angerufen habe. Der hätte uns versauern lassen und die Verbindungen gekappt. Oder... wenn er tatsächlich n Yak ist, wird er wissen, dass ich seinem Oyabun meinen Arsch verkauft hab. Fuck!!! Ich bin ja hier im dreks Yak-Gebiet!!! Und ich Depp ruf die Vory an... Maul halten. Besser Maul halten... Inzwischen kotze ich innerlich bei der Liste, wer meinen Arsch alles als seinen betrachtet. Die Yaks, die Vory (inzwischen zwei Mal!), aber nach dem, was die Jungs damals in Algerien ausgegraben hatten, können die sich anstellen. S-K will meinen Arsch auch. Halten mich für "Patient 0" in irgendsoeiner "Mutation zum homo ingentis synchron mit infizierter Nano-Operation"-Sache. Könnt sein, dass ich das habe, aber Doc hat damals nix wirklich auffälliges gefunden. Naja. Zumindest leb ich noch und bin net völlig abgedreht. Egal, wer also gewinnt, zwei andere sind gefickt. Und irgendwie schmeichelt mir der Gedanke, einen Drachen gefickt zu haben. Gut, dann bin ich auch tot, aber ist halt nix perfekt.
"Wen zur Hölle hast du angerufen? Ich habe mich ein bisschen kundig gemacht. Du hast jemanden angerufen. Wen? Ich muss meine Leute schützen! Du hast doch deine alten Kontakte aktiviert, oder!?!"
Navy, es geht ihm um Navy. Sie wird ihm alles erzählt haben. Ich muss ihm genug geben, damit er zufrieden ist, auch wenn er mit den Zähnen knirscht, aber darf nix Wirkliches sagen... Auf der anderen Seite wurden wir von der Vory hier angeliefert. Auf der anderen Seite wurden wir von den Yaks auch gleich nochmal abgezogen... Auf jeden Fall ist zeigen von Respekt jetzt eine wichtige Sache. Immerhin, er ist ein Schlitzi, die erwarten das. Und wenn er es auch nicht erwartet, es kann nicht schaden. Ich mache nicht mehr länger auf Prolltroll und werde militärisch-geschäftlich.
"Eine mächtige Person. Vermutlich die einzige Connection, die nicht zu mir zurückverfolgt werden kann. Eine Person, die nur ein einziges Mal mit mir Kontakt hatte und das ging von ihr aus. Es droht in meinen Augen keinerlei Gefahr."
"...und der/die/das Johnson hat dich dann rausgeholt!"
Ich steh auf der Leitung. Oder will er das Geschlecht meines Kontakts herausfinden? Ich zögere wohl zu lange.
"Na, der Johnson mit dem ihr euch hier getroffen habt."
Achso, er meint Schmidt, bei dem wir uns alle gefragt haben, was "das" für ein Geschlecht hat. Arbeitet für Centurion, einen Sicherheitsdienst aus Essen. Hat sich aber verraten durch die Absprungzone in der SOX. S-K Gebiet. Es hat "die Partei vor Ort" als unterstützende Partei benannt. Navy weiß, dass es für Centurion arbeitet, das hatte Walt ausgegraben. Bei der Besprechung als mir das mit S-K rausgerutscht ist, war nur Goliath dabei. 2-Take hält sie aber so oder so für ne Konzerntussi. Mit ein bissl Glück weiß er nur, dass sie für Centurion arbeitet. Und Centurion wurde vor ein paar Jahren von S-K verkauft. Zumindest heißt es wohl so. Konzernscheiß. 2-Take scheint mich wirklich für blöd zu halten. Anscheinend kann ich inzwischen halbwegs schauspielern.
"Nein. Jemand anderes. Wie gesagt. Diese Person hatte nur ein einziges Mal mit mir Kontakt und das ging vollständig von ihr aus. Ich sehe keinerlei Gefahr."
Ich war ruhig. Ich war höflich. Ich sagte die Wahrheit. Dass ich ihm nicht alles sagen kann, wird er als Profi verstehen. Oder auch nicht.
"Ich kann meine Leute nicht in Gefahr bringen. Ihr werdet auffällig. Schon wieder. Ich überlege ernsthaft, ob ich es mir leisten kann, mit euch zusammenzuarbeiten. Ich habe einen Ruf zu verlieren. Es ist nicht professionell, wenn ihr in einem Einkaufszentrum das Schießen beginnt!" Schön, dass er mich beiläufig an mein eigenens Versagen erinnert. Er war allerdings mit seinem Redeschwall noch nicht fertig. "Navy möchte weiterhin nichts mehr mit euch zu tun haben. Ich gehe davon aus, dass ihr sie nicht kennt, solltet ihr euch in Zukunft zufällig begegnet?" Verdammt. Der will tatsächlich nichts mehr von uns wissen... "Also ist bei euch ein Zimmer frei. Nachdem das eigentlich mein Haus ist... Ihr habt doch nichts dagegen, wenn Goliath in Navys Zimmer einzieht!?"
Ein Stein fällt mir vom Herz. Er arbeitet mit uns weiter. Aber er akzeptiert Navys Entscheidung. Also sind seine Leute mehr als bloße Befehlempfänger. Zumindest Navy nicht.
"Verdammt, das ist doch Scheiße. Mit Navy haben wir immer gut gearbeitet."
Und sie ist einfach verdammt heiß!
"Sie wollten noch etwas bei mir bestellen?"
Das Thema war für ihn beendet. Er nahm meine Bestellungen für die SIN aus Polen und die aus Russland auf. Ich habe irgendwie im Urin, dass ich sie in einem Jahr brauchen könnte. Meine gehärtete mittlere Kampfpanzerung wartet schon ewig auf diesen Einsatz.
Zuhause gibt es nur ein Thema. Walt. Da wird von "Verrat" geredet und "das Letzte". Ich bin anscheinend der einzige, der ihn versteht. Am Ende verteidige ich ihn sogar. Immerhin, wegen ihm ist Navy weg...
Ein Anruf. Die Capones. Wegen einer Tür. 2% wie vereinbart, ob wir Zeit hätten. Wir müssen noch auf Drag warten (Spieler kam später). Zum Glück kam er rechtzeitig und wir konnten annehmen. War gut vorbereitet. Schlüssel da. Ort ausgekundschaftet. Lag in der Frankfurter Kanalisation. Muss so 300 x 300 Meter Raum sein. Teilweise unter dem Nordwest-Zentrum. Davor treiben sich aber so Ghul-Anbeter rum. Die wollen wirklich von Ghulen gebissen werden. Jetzt ist das aus irgendwelchen magischen Gründen aber eine Gegend, wo es kaum Ghule gibt. Zaubern soll auch nich so einfach sein, da. Heute Nacht sind da zufällig Wartungsarbeiten, wir sollen alles rausholen, kriegen 2% und können alles, was vor der Tür kommt, komplett behalten. Hm, wir sollten Tamanous kontaktieren... Hat da mal jemand ne Nummer...? Sonst wird das wenig... Na gut, Ausrüstung durchgehen. Ähm, natürlich weiß ich, dass Kiddy, meine Yamaha Raiden einen Schalldämpfer eingebaut hat und habe natürlich NICHT nach einem Schalldämpfer gefragt... Häm...
28.b
Wir wurden dann auch abgeholt. Hin zum Eingang gefahren. Baustellen-Abdeckung aufgebaut. Professionelle Leute, die die Capones angeheuert haben. Als Ghule verkleidet gehn wir runter. 100 Meter weiter sind sie schon. Ran, ran, ran. Als zwei rauskommen, eröffnen wir das Feuer. Zusammenarbeit mit Goliath ist Sahne. Er legt Sperrfeuer und ich nehm die Leute raus. Einer ist richtig gut, ist ner 6er-Salve ausgewichen. Als die letzten aufgeben, ein Schock. Das sind gar keine Ghul-Anhänger, sondern Leute, die hier die Kanalisation ghulfrei halten. Waren vom Nordwestzentrum angeheuert und haben n paar Streetkids aufgenommen. Was sollten wir tun? Gehen lassen konnten wir sie nicht. Verdammt, ich bin nicht stolz drauf, aber wir haben sie erschossen. Drek!
Jetzt stehen wir mit dem Schlüssel vor der Tür. Betäubungsmuni eingelegt.
[close]

Boah, schon wieder 60k Zeichen voll... unten gehts weiter.
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Just_Flo am 05. Juni 2017, 22:38:08
EInfach nur coool.
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 30. Januar 2018, 19:55:09
Nach dem Vorfall im Nordwest-Zentrum hat sich Navy von der Gruppe getrennt. Der Spieler ist nun dauerhaft (?) auf Goliath umgestiegen.

Neu dabei: Proff. Zwerg. Decker. Schon was älter und war tatsächlich mal Professor...

Das Kapitel Boston (KFS) versuche ich, etwas genauer zu beschreiben. Vielleicht kann der ein oder andere einige Ideen für seine Boston-Kampagne übernehmen oder macht zumindest nicht die gleichen Fehler wie ich. ;)

Komplette Geschichte der Abenteuer 3
28.c
Drek! Da steht gleich ein 3 Meter großer, vierarmiger Gorilla! Zum Glück in einer Vitrine. Scheint ein ausgestopfter Critter zu sein. Walt deckt die Tür und hat wohl auch gleich den Code für alle Türen aus dem lokalen Host gezogen. Im nächsten Raum ein (wohl altmodischer) Computer und ein riesen Container mit Blinklichtern. Walt deckt das Ding. Geht wohl nicht alles gut. Irgendeine Datei kann er nicht kopieren. Aber irgendein Wissenschaftler macht hier Experimente mit Bewusstsensübertragung und hat viele Geldgeber angeschrieben. SK, Ceta Imp-Chem, Proteus, sogar die Yaks... Wir schauen schon mal weiter.
Im nächsten Raum ein Konferenztisch. Riesig. Ein riesiger Stuhl am Kopfende und viele normale Stühle. Die Tür geht auf und ein riesiger drei Meter großer und genauso breiter vierarmiger Gorilla quetscht sich langsam durch die Tür. Wir dann rein (in unserer Ghul-Verkleidung und bewaffnet) und stellen uns als Vorhut des Geldgebers vor. Irgendwie hat uns das Monster mit der Brille das abgenommen. Führt uns herum. Nanotank mit seinem echten Körper, Treppenhaus in die anderen sieben Etagen. Irgendwie kommt der mir aber nicht koscher vor. Besteht darauf, dass er sein eigenes Bewusstsein nicht kopiert (clont), aber er hat wohl mehrere solche Gorillas geschaffen. Er redet von "Nummer 2" und "Nummer 4" und Ersatzteile liegen auch genug herum. Allein die genügen für zwei Körper... Er will und "2 und 4" zeigen. Das riecht nach...
28.d
Ich lasse auf normale Muni umladen. Er ist kein bisschen überraschtals wir anlegen. Und das obwohl er mit dem Rücken zu uns war. Drohne. 360 Grad-Sicht. Ein paar meiner Kugeln schlagen ein. Er springt hoch, mehrere Meter und ich weiche gerade noch aus. Der Boden ist stabil, aber die Treppe unter ihm ist stark beschädigt. Langer Nahkampf. Obwohl wir zu viert sind, kriegen wir ihn gerade so klein. Gut, dass er und "Zwei und vier" noch nicht "vorgestellt" hat.
Doc hat uns mit dem Nanotank und dem Körper geholfen, 8-Bit hat die Datei formatiert, damit wir sie kopieren können. Abtransport durch die Profis (Nachdem wir die Drohne im Vorraum über den Host ausgeschaltet haben). Dummerweise konnten unsere Decker nichts über die Untergeschosse herausfinden. So ließen wir sie unangetatstet. Wird den Capones nicht schmecken, aber von uns hat keiner Bock, draufzugehen.
Sie sahen das tatsächlich auch so. Moserten etwas rum, aber hatten Verständnis. Runner. Checken einfach die Lage. Außerdem waren die Daten und der Original-Doc wohl bei weitem das Wichtigste. Unsere "2%" Anteil waren runde 100k. Grüne Soße, aber sowas von grün!


29.a
Ein Anruf bei mir. Von den Leuten Shutakawasas (Yak-Oyabun). Ich soll abgeholt und zu einem Treffen in Little Neo Tokyo gefahren werden. Ein Hyundai holt mich am Martin-Luther-King-Park ab. Vor Ort treffe ich nur seine Leibwächter-Tussi Miko Harimashi und so nen Typen namens Kumi-In. Sie hat das Sagen. Im Hintergrund steht noch eine Frau. Nie gesehen.
"Es geht um einen Transport. Etwa 250 kg. Von Außerhalb hierher. Wird ein bißchen schmutzig, aber so etwas macht Ihnen Spaß, ist mir zu Ohren gekommen. Sie kennen "Medusa", nehme ich an?"
"Schon mal gehört. Wie steht es mit Transportmitteln? Werden die gestellt?"
"Heißt das, sie nehmen an?"
"Kommt darauf an, wie viel es zu verdienen gibt."
"Wie viel verlangen Sie?"
"Für einen Job, bei dem anscheinend zu erwarten ist, dass ein Zugriff erfolgt, der durch Gebiet geht, in dem man nicht einmal vernünftige Waffen einsetzen kann und der offensichtlich so heiß ist, dass niemand in der Yakuza ihn erledigen will.... Einhundertfünfzig Tausend."
Die Tusse im Hintergrund nickt. Mist! Zu wenig verlangt.
"Noch etwas. Sie werben Ihre Crew selbst an. Sie arbeiten ausschließlich für ihren Schmidt. Wir haben damit nichts zu tun. Allerdings muss diese Lieferung noch heute nacht geschehen. Und sie muss unbedingt ankommen!"
Sie legt einen Chip auf den Tisch.
"Hier sind die Kontaktdaten ihres Schmidts."
Dann legt sie drei Sticks auf den Tisch.
"Das ist ihre Bezahlung."
Komplett im Voraus. Das stinkt doch. Ich nehme die Sticks, ziehe gewohnheitsmäßig das Geld runter und lege sie wieder auf den Tisch. Bei der förmlichen Verabschiedung kommt mir, dass das Zurücklassen der Sticks als Beleidigung gesehen werden kann und stecke sie beiläufig ein. Der Hyundai bringt mich zum Park zurück. Unterwegs auf dem Turf der "Grauen Hunde" entsorge ich die Sticks. Ich schau in der Matrix nach "Medusa". Organlegging. Hamburg. Zeitungsartikel von Verhaftungen und so Kram. Scheint wohl ein Konkurrent von Tamanous zu sein. Und die Yaks wollen saubere Hände behalten. Entweder respektieren sie mich - auch wenn ich kein Japsanese bin - oder das stinkt einfach alles.
Zuhause warten schon alle. Wollten wissen, warum ich alleine kommen sollte. Worum es geht usw., wie neugierig-paranoide Runner halt so sind. Sie vertrauen mir so weit, dass sie es erst einmal hinnehmen, dass ich die Kontaktdaten habe. Sie kitzelten aus mir heraus, dass die Yaks die Auftraggeber sind. Eigentlich wollte ich das vor meinen Chummern geheimhalten. Sie kennen mich einfach zu gut. Beim Thema Yaks war Goliath raus. Scheint nicht nur was gegen die Neo-As zu haben. Aber ist Takeshi nich auch n Yak??? Naja.
Ich kontaktiere also den Schmidt.
"Ich hörte, Sie benötigen ein Umzugsunternehmen?"
Eine Frau am anderen Ende der Leitung.
"Sehr gut. Zur Besprechung der weiteren Einzelheiten würde ich Sie gerne persönlich sprechen. Unter vier Augen."
"Oh...äh... dann sage ich meinem Team, dass es in Bereitschaft bleiben soll. Wo soll das Treffen stattfinden?"
"Sie kennen sich aus in Oberrad? Sie kennen den Friedhof?"
Natürlich kenne ich die Geschichten aus dem Süden von Oberrad. Nachts im Wald ist ne üble Gang unterwegs. Nennen sich "Die Mansons". Gerüchte von Kannibalismus und so Kram. Ihr Turf liegt zwischen A3 im Süden, A661 im Osten und dem Waldfriedhof im Norden. Im Westen wird wohl spätestens der Park am Goetheturm Grenze sein. Zumindest fäht da regelmäßig der Sternschutz rum. Ich zögere wohl zu lange.
"Ich sehe schon, Sie kennen sich hier nicht aus. Treffen wir uns woanders. Wie wäre es mit dem Buchrainweg, auf der anderen Seite der 661, am Rand von Offenbach?"
"Alles klar. In... sagen wir 45 Minuten?"
"Ok. Und: Kommen Sie alleine."
"Selbstverständlich."
Als ich auflege und erzähle, dass Schmidt mich alleine treffen will, zieht mir Drag auch den Rest mit Medusa und Organlegging aus der Nase. Die 150k teilen wir gleich auf.
Selbstverständlich werde ich alleine kommen. Weit und breit keine Rückendeckung zu sehen. Denn sie wird nicht sichtbar sein...
29.b
Es kamen dann mit Artyon und Drag. Hab sie an der B43 rausgelassen. Ganz im Norden vom Buchrainweg. Ich bin dann im Bogen langsam nach Süden und die beiden haben sich durch die lichten Bäume genähert. Treffpunkt war an der Ecke Aulmannstraße. Da stand auch schon ein rostiger Roadmaster. Nach checken der Lage fiel noch ein rostiger Ford Americar mit getönten Scheiben auf. Stand ein gutes Stück in der Aulmannstraße drin. Richtung Friedhof in Oberrad. Muss wohl die Rückendeckung sein. Blitzen aus dem Roady. Ich fahre ran, so dass ich an der entgegengesetzten Seite aussteige und meinen Bulldog als Deckung habe. Die Tussi da drin und der kleine kichernde Zwergenfreak mit seiner hämischen Lache fordern meine Geduld. Ich lasse mir den Rückraum öffnen. Leer. Ich geh mit Kiddy rein. Ein Sitz. Trollsize. Ich stupse ihn an. Hartschale. Lehne wie Sitzplatz ok. Die beiden tragen Waffen. Das beruhigt mich. Keine Magie. Naja, vermutlich keine. Sie muss nach jedem Satz entweder sagen, dass ich dumm bin oder intelligenter als ich aussehe. Er kichert nur hämisch. Ich gehe professionell die Liste durch. An Infos sind die nicht reich gesegnet. Aber gut in beleidigen. Gut, dass Drag nicht dabei ist. Der wird kochen, hört über die offene Leitung alles mit. Mich wunderts, dass der den Van noch nicht explodieren hat lassen. Also angeblich weiß bei dieser Organsation jeder nur, was er wissen muss. Ich weiß nur, dass die ersten beiden aus dieser Organisation drek sind.
Nun gut, Anlieferung am Friedhof heute nacht zwischen 1 und 4 Uhr. Abholung heute Abend in Grasellenbach. Pension Ferienglück. Vorher noch Maik und Fettsack anrufen. Das sind auch die im Americar. Als ich aussteige, fährt genau der langsam an mir vorbei. Drek! Was für Freaks!
Wir fahren gleich los. Sind natürlich viel zu früh. Also nochmal nach Waldmichelbach. Da ist zwischen den vernagelten Häusern mehr los. Gut, die Pension sah schnieke aus, aber ansonsten sind das hier Geisterkäffer. Wie in der SOX quasi. Nur ohne Strahlung und mit riesigen Testfeldern und Landwirtschaftsdrohnen. In Waldmichelbach also in die Dorfkneipe (die es hier komischerweise auch in den kleinsten Käffern noch gibt). Zum untergehenden Matrosen... St.Pauli... Waren diese Medusas nich aus Hamburg? Drag geht als Touri rein und wir spielen seine Leibwächter...
29.c
Ham uns da n bissl umgeguckt. Zwergische Bedienung, hammerguter Burger (is wohl echtes Fleisch mit beigemischt) und der übliche Dorftratsch am Tisch nebenan. Anruf. Walt. Hockt noch in Frankfurt rum. Nachdem wir sowieso viel zu früh da sind, düse ich zurück. Unterwegs bringe ich ihn auf den neuesten Stand. (Yaks, Medusa und so). Wieder in Waldmichelbach nochmal nen Burger und dann noch nen kleinen. Bei der Verabschiedung frage ich noch nach einem guten Hotel Richtung Mannheim.
Auf dem Weg Richtung Pension Ferienglück in Grasellenbach fahre ich einen Umweg. Sicher ist sicher. Vorbeifahren, ausspähen. Dann hinfahren. Beim Laufen an die Türe mach ich den Anruf an Maik. Wir sollen im Auto warten. Sie kommen dann. Ich delegiere Walt und Drag noch in Deckung hinter den Bulldog, als ein Auto die Straße entlang kommt. Ich kann noch schnell Deckung finden, aber Artie steht im Lichtkegel. Halb so schlimm. Auto parkt. Es steigen zwei weitere Freaks aus. Einer trollgroß, rotes Gesicht, Hörner, fett ohne ende, kommt kaum aus dem rostigen Ford-Americar. Hat auf dem Rücken so eine Art Schlitten. Aber der Winter ist schon vorbei. Nach Artie ist das wohl der Typ, der südlich vom Friedhof Leute umbringt. Nach Drag scheint der unter der Fuchtel von Maik zu stehen. Ein hagerer 2 Meter Norm mit eingefallenen Augen. Dürr und knochig wie der Tod, fahles Gesicht, voller Vorfreude. Ich laufe auf die beiden zu. Es regnet immer noch in Strömen. Wie den ganzen Tag schon. Fettsack holt einen Teppich aus dem Kofferraum und rollt ihn vor dem Eingang aus.
"Wir werden hohen Besuch bekommen." Maik schaut gedankenverloren in die Ferne und nebenbei gibt er ungeduldige Anweisungen an Fettsack. Sein "Schlitten" ist nach Artie eine ausklappbare Sense. Egal.
Ein weiteres Auto. Durch den strömenden Regen schreiten  Maik mit seinen langen fettigen Haaren und schiefen gelben Zähnen und eine Zwergin in einem schnell durchnässtem Hochzeitskleid. Das ist tatsächlich die Bedienung aus dem untergehenden Matrosen!
29.d
Die sind also rein. Hab die Leute bissl verteilt, falls noch Überraschungsbesuch kommt. Muss man so Leuten nicht unbedingt leicht machen. Sag nur Granaten und so. Wir stehen also verteilt rum. Außer mir alle versteckt. Drag gibt was durch von wegen schwarzer Magie aus dem Haus und so. Maik und diese Freaks kommen raus. Drag gibt durch, dass dieser Maik ein Vampir ist als der auch schon Rauch wird und in meine Richtung schwebt. Will mir Angst machen. Hat der Drekhead auch geschafft. Nach London hab ich mir für so Viecher mein Silbermesser machen lassen. Muni aus Silbernitrat liegt leider zu Hause.
"Geh rein und die Treppe runter in den Keller. Wenn du nicht blöd bist, siehst du es schon. Pavel (der Troll mit dem roten Gesicht und der Sense) konnte sich mal wieder nicht beherrschen und hat sich schon ein Stück abgeschnitten. Sind nur noch 200 Kilo. Und mach bloß keine andere Tür auf, sonst stirbst du!"
Schon war er am Ford Americar. Erstmal gab uns Walt Rückendeckung als wir reingingen. Aber den holten wir nach als wir im Keller durch eine der vielen Türen Blut sickern sahen. Als wir die Tür öffneten... Leute zu sehen, die von Granaten zerrissen wurden, ist eine Sache. Einen Menschenkörper zu sehen, an dem herumgeschnippelt wurde... das kann einen schon erwischen. Musste erst mal tief durchschnaufen. Der abgetrennte Kopft der jungen hübschen Elfin stand auf dem Boden und schaute in Richtung weiterer vier junger hübscher Elfinnen, die mit verschweißten Plastahl-Handschellen gefesselt waren. Eine hielt ein Kreuz und murmelte auf Russisch einen Psalm. Artie nahm es mit typischem Runner-Zynismus. Drag sah die Szene und rannte einfach davon. Der war raus. Ich konnts verstehen. Drek! Gegen einen Johnson lehnt man sich nicht auf. Bin schon zweimal abgestürzt. Aber die eine Elfe war Katholikin...  Aufstand gegen den Johnson... Absturz und Abschussliste... Also haben wir die vier Elefen geknebelt und in den Bulldog. Nahm ne Mülltonne mit runter, schnitt die beiden Handgelenke durch und stopfte die Leiche in die Tonne. Dann zutapen. Gut, dass ich immer Panzertape dabei habe. Fast war ich dankbar, dass in diesem Moment die Maschine in mir die Kontrolle übernommen hat. Ich hatte wohl den Kopf vergessen. Artie kam mit ihm nach.
Auf dem Rückweg versucht noch eine Sternschutz-Streife mich zu einem Fehler zu provozieren. Wollen wohl gleich einen Anklagepunkt haben. Dreks Rassisten. Aber ich bin ihnen nicht hinten aufgefahren als sie vor mir hart in die Eisen stiegen. Na gut. In Oberrad dann noch ne Stunde warten bis es 1 ist. Am Friedhof die mit den blauen Haaren und der Kicher-Zwerg. Alles abgegeben. Dann soll ich die Elfinnen noch in den Keller tragen, auf einen Tisch. Ich sag ihr, dass das nicht zum Deal gehört. Zwischen 1 und 4 am Friedhof. Erledigt. Der Zwerg schleift sie rein. Kontrakt erfüllt.
Im Bulldog höre ich schon Shizu: "Und jetzt bringen wir sie um?"
"Ich würds am liebsten jetzt gleich tun, aber Drag fehlt uns." Drag. Hat inzwischen gemeldet, dass er irgendwo in der Pampas steht, sich ein Taxi nimmt und nichts von der Kohle haben will.
"Ich brauch auch noch Holzpfeile und muss mich noch vorbereiten." Shizu scheint sich auszukennen.
Gegen Morgen kommt Drag zurück. Ich kann nicht schlafen, nein, ich will nicht schlafen und hänge mit Shizu noch im Wohnzimmer ab. Ich bräuchte einen Holzdolch. Silber weiß Shizu nicht, ob das wirkt. Außerdem brauch ich APDS für Kiddie. Für Monster hätte ich die, aber es könnten die falschen Leute aufmerksam werden, wenn Geschichten von einem Troll mit ner SMG die Runde machen. Leute von denen ich nicht will, dass sie hierher sehen... Ich muss mal mit James Ryan reden. Kann mich nicht ab, weil er weiß, dass ich mit den Capones bekannt bin, aber sonst kenn ich halt keinen Militärschieber hier...
Ich schmeiß Drag 30 Tausend rüber. "Du bist engagiert. Wir töten sie alle."
29.e (Zwei Abende zusammengefasst)
Haben uns dann erst mal um Ausrüstung gekümmert. Shizu schnitzt Holzpfeile. Ich hab mich bei James Ryan, dem Militärschieber in Mannheim gemeldet. Von der Riesenliste konnte/wollte er nur bissl Muni und Betäubungsgranaten besorgen. Drek! Bin runtergefahren, hab demostrativ die 150% gezahlt, mein rosa Kiddie aus dem Fach geholt mit den "Hello Kiddie" Aufklebern auf der Schulterstütze und hab vor ihm mal ne 10er Salve abgelassen. Nur mal so, damit er sieht, dass ich die Yamaha Raiden nicht umgespritzt hab. Hoffe, das hat Eindruck gemacht. Mal schaun, ob bei dem in Zukunft mal was geht. Zumindest hat Artie mir aus dem Holz einer der magischen Türen, die schon ewig im Keller rumstehen (hatten wir aus der Schreinerei damals mitgenommen), ein Kampfkesser aus Holz gemacht. 2-Take kannte auch gleich einen, der mir einen angepassten Griff drauf machen konnte. Grün!
Artie hat wieder Wodka gebrannt und ich hab Navy ausfindig gemacht. Ist eine von den Top-Ten Girls im "Ba Zang", ihrem Lieblings-Magazin. So Rigger Zeug. Heiße Schlitten und Motorräder. Nix militärisches. Nur so aufgemotzter Zivil-Kram. Stand auch so gefaketer Lebenslauf bei. Treibt sich jetzt wohl im Rhein-Ruhr-Plex rum. Hat sich mit ihrem neuen Mustang in sexy Pose ablichten lassen.
29.f
Sturmgewehre, Municlips für Granaten und Patronen und den Schalldämpfer rein ins Schmuggelfach. Über die A5 runter, A3 rüber und über den Kreisel nach Offenbach rein. Der Plan mit "schnell rein und stürmen" wird von einer Blockade aus Baumstämmen zunichte gemacht. Also über den Norden langsam mit dem Bulldog rein. Zoll wollte keiner. Wir fahren gleich parallel zur A661 wieder nach Süden und ich verstecke den Bulldog unter der Autobahnauffahrt. Drag hat auf der Müllkippe gegenüber einen Geist entdeckt. Der scheint keine Gefahr zu sein.
Wir schleichen uns ran. Nehmen das alte Industriegebiet neben dem Friedhof als Deckung. Auf einmal machts "Klack" und Drag versucht, einen Schrei zu unterdrücken. Bärenfalle. Verdammt, vermintes Gebiet. Shizu lacht sich einen Ast (Schutzgeist Rabe). Ich hoffe, Drag rastet nicht aus, er ist manchmal echt leicht reizbar (Schutzgeist Donnervogel). Nachdem wir Drag verarztet und er noch einen schmerzlindernden Zauber auf uns gewirkt hat, schleichen wir weiter.
Am Rande des Friedhofsgeländes schauen wir uns um. Eine Mauer umfasst den eigentlichen Friedhof, der jetzt leicht nördlich von uns liegt. Im Süden ist Wald. Gebiet der "Mansons". In einem Baum sitzt ein kleiner Mensch und hält eine Angel. Hä? Shizu schießt ihn mit einem Pfeil sauber runter. Blattschuss! Ein nackiger komisch aussehender Kobold. Noch nie sowas gesehen. Hat Tatoos, die mich an Aztlan erinnern. Drek! Hat nur nen Lendenschurz an und ein komisches Messer dabei. Ich steh auf Messer. Wickel das Ding in den Lendenschurz und steck es in die Tasche. An der Angel hing ne Granate. Mit Aufschlagzünder. Drek, hatten wir ein Glück! Die nimmt Shizu.
Weiter südwestlich kommen wir an ein verstecktes Haus mit Blechdach im Wald. Wir machen uns bereit, zu stürmen.
29.g
Artie hat das Vorhängeschloss geknackt. In Oberrath hört man hier und dort Schüsse und Schreie. Wir gehen rein. Oben nur Dreck, aufgerissene Med-Packungen, Schrott. Treppe runter. Eine Tür mit zwei Leichen. Anscheinend haben die beim Öffnen der Tür eine Sprengfalle ausgelöst. Die beiden scheinen so "Gollums" zu sein, wie wir oben schon gesehen haben. An der zweiten Tür kann ich die Sprengfalle nicht von Außen öffnen. Ich hab mit Goliath 2 Wochen Sprengstoff-Training gemacht, reicht da aber nicht. Nachdem Drag mir beschreibt, wie es drin aussieht... Während die anderen hier durchsuchen und nen Rechner mitnehmen, arbeite ich mich mal durch die Seitenwand. Mein Verdacht bestätigt sich. Zumindest kann ichs mir nicht anders erklären. Jemand hat das verkabelt von innen und ...wie zur Hölle ist der dann rausgekommen...???
Wir gehen raus, laufen irgendwelchen "Schreien" hinterher, die Shizu gehört hat. Da sind noch drei Gollums, die sich unserer Position nähern. Shizu und ich knallen je einen ab. Drag kontrolliert den Geist von Nummer drei. Kurz darauf gehen an den Stellen der beiden getroffenen je eine Granate hoch. Drek! Ich hatte extra Gel geladen! Wir nähern uns dem Dritten. Auf einmal springt der in unsere Richtung und greift hinter sich. Ich versuche, seinen Arm zu treffen - ausgewichen. Shizu auch. Nochmal ausgewichen. Flinke kleine Biester! Er springt zwischen mich und Artie. Ich versuche noch, Artie ein bissl zu decken, klappt aber nicht gut. Booom. Hatte Glück, von den Splittern is keiner durch. Artie hats n bissl erwischt. Will sich aber nicht von mir heilen lassen. Dann kommen noch so 5 oder 6 Gollums von Richtung Friedhof. Die anderen wollen sich zum Auto zurückziehen. Schade, mann! Endlich mal wieder spielen... Ich vermisse den Krieg. Einfachen, ehrlichen Krieg...





Boston - Die Anwerbung
Dieser blöde Vampir war wohl weg. Wir hatten zwar diesen Dreksrechner erbeutet, aber bei den anderen war irgendwie die Luft raus. Wollten noch nicht mal Pension Ferienglück in Grasellenbach checken.
Walt bekam auch einen Run rein. Irgendso ein Schmitt mit einem "Salon". Was immer das jetzt heißt. Ist wohl ein Programm, das er sich installieren muss, um mit ihm in Verbindung zu treten. Walt hat erst mal auf Schattenseiten geschaut. Gibt wirklich so nen Typen. Hat auch einen ordentlichen Ruf. Es geht um einen Run in den UCAS, einen Einbruch und Datendiebstahl. 150 k. Für Hin- und Rückflug ist gesorgt, Kontakte und SIN würden bereit stehen. Oberliga. Nachdem mich auch keiner fragt, halte ich mich mal raus. Vielleicht finde ich auch noch was über unseren Vampir-Freund heraus.
Die anderen nehmen an und machen sich auf den Weg zum Flughafen Frankfurt, um für ihre SINs alle Daten abzugeben. Zur verabredeten Zeit nachts um halb drei kommen sie an den verabredeten Ort. Terminal 1 Gate A11. Dort wurden sie auch schon erwartet. Nach der Losung ging eine Frau mit Pferdeschwanz und ein bulliger Typ mit den fünfen (Walt, Goliath, Artyon, Drag, Shizu) durch eine Seitentür. Nochmal eine Tür weiter durften sie alle Fingerabdrücke, Augenscan und DNA-Proben abgeben. Drag flirtete mit Pferdeschwanz und blieb kurz allein mit ihr zurück. Sie wollten direkt nach ihrer Schicht (in ca 2 Stunden) was unternehmen. Drag stellte noch eine letzte Frage: "Wie viel Zeit muss ich denn dafür einplanen?" Joaaa, das kam jetzt nicht so gut an. Als er die Wut in ihrem Gesicht erkannte, ging auch er. Hinter Drag ging die Tür noch einmal auf. "Gib dir die Kugel!" und etwas kleines goldenes rundes flog in Drags Richtung. Er fing es auf. Rocher. Die Werbung soll aus dem letzten Jahrtausend sein, aber ich bezweifle mal, dass sie sich damals dir Dinger auch mit ner Schrotflinte in die Fressluke geballert haben... Shizu grinste nur. "Drag, grrrr, du Womanizer!" Sie konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Drag stolzierte schroff an Shizu vorbei. Pferdeschwanz sah ihnen nach...
Nächster Tag. Arties Monofilamentpeitsche, die er sich bestellt hatte, war da. Irgendwie gab es da Missverständnisse, denn es war ein rosa Hello Kiddie Lippenstift. Nachdem sich Artie etwas beschwert hatte, bekam er von Tobias (englisch ausgesprochen wegen der "schicks") die Peitsche in einer Werkstatt in seinen Fingerkuppenbehälter eingebaut. Dazu bestellte er sich gleich ein Lernprogramm. Dabei kam das Gespräch zufällig auf das Thema Suborbitalflug. ("Also das ist schon sehr sicher. Wirst damit ja nicht in einen Suborbitalflug einsteigen, oder?"). Jaaaa.... Also wurde sie auch gleich wieder ausgebaut.
Eine Runde geschlafen und schon gings wieder zum Flughafen. Mittags 14.33 Uhr wären ihre Sins in Schließfach 1352. Also alle mit dem Taxi zum Flughafen. Schließfach gecheckt. Auf eine Bank in der Nähe gesetzt. Um halb kam so eine Gruppe von Rastas. Holten irgendwelche Sporttaschen aus den Schließfächern, ungefähr, wo unsere sind. Nein, da wo unseres ist. Drag und Shizu hatten den richtigen Rasta im Auge. Drag sah noch eine kleine Bewegung. Er hat wohl etwas in das Fach geworfen, nachdem die Tasche draußen war. Anschließend gingen sie in die Gegenrichtung davon. "Sternschutz Frankfurt. Bitte weisen sie sich aus." Wunderbar. Die Bullen auch gleich abgelenkt. Ran ans Schließfach, Chip gekrallt und ab, nen Kaffee trinken. SINs gecheckt. Coole Sache. Walt als reicher Bengel und Austauschstudent. MIT&T. Boston ist also das Ziel. Artie und Goliath seine Leibwächter. Alle erste Klasse. Drag ebenfalls ein Austauschstudent mit Shizu als Leibwächterin. Buisness-Class. Als sie sahen, dass der Flug schon in 70 Minuten geht, gingen sie schnell zum Check in.

Boston - Der Flug
Bei allen verlief der Check-In problemlos. Abgesehen von Drag. Er wurde nach hinten geführt. In einem Raum wartete Pferdeschwanz auf ihn. Zuerst durfte er sich ausziehen, anschließend ließ Pferdeschwanz die Einmal-Latex-Handschuhe schnalzen. "Vaseline ist für Anfänger", grinste sie. Shizu grinste sich einen ab und in der anschließenden Lounge wusste spätestens nach dem Ausleihen der Magnetstiefel jeder, was Drag eben noch im Po hatte. Aber Drag blieb ruhig.
In der Lounge der ersten Klasse konnten die drei die Stiefel ausprobieren. Außerdem waren die Stiefel technisch ausgefeilter. Man brauchte keine manuelle Abstellung des Magneten. Man konnte es mit Versendruck tun. Mit diesen Stiefeln konnte man sogar schweben. Die manuellen hatten eine Sicherheitsschaltung. Mindestens ein Magnet war aktiv. Während also Walt, Artie und Goliath durch eine klimatisierte Gangway gingen mit Sektchen und Rosenduft, um anschließend in der ersten Klasse in ein für die Gruppe individuell gestaltetes Rondell mit WC und Trideo vom Feinsten von einer ausnehmend hübschen Stewardess begleitet zu werden, gingen Drag und Shizu durch eine muffige dunkle Gangway auf ein Licht zu, an dem es hieß "Mitte links". In ihrer Dreierreihe saß neben Drag noch einer, der kotzte dann schon, noch bevor der Flug sich überhaupt bewegte. Sie wurden dann doch auf bitten und betteln auf freie Trollplätze ganz hinten umgesetzt.
Nach dem Start und dem Zurechtfinden, was so angeboten wird (v.a. in der 1st class), fielen Shizu und Drag in der buisness class zwei Leute auf. Könnten Kollegen sein. Runner oder so. Die gingen dann auch nacheinander auf WC. Shizu ging dem zweiten mal nach. Zeitgleich wurde in der 1st class die persönliche Bedienung gerufen. Goliath sah hinter der hübschen Stewardess jemanden zwischen den individuell hergerichteten Rondels durchschleichen. Nach kurzem Zögern und einem kleinen Protest der Stewardess schlich er ihm nach. Artie ging wiederum Goliath hinterher. Kurze Zeit später sah Goliath den Decker an der Tür zum Cockpit. Ein zweiter feuerte mit einer Maschinenpistole auf ihn...
In der buisness-class klopfte Shizu an der besetzten Toilette. Von Innen kam auf gebrochenem Englisch irgendwas. Genervtes. Als sie nicht locker lies, öffnete sich die Türe. Dahinter ein wütender Mann mit einer Maschinenpistole...
Goliath wich der Salve aus. Artie hörte die leisen Schüsse und umrundete eines der Rondelle, um die Terroristen in die Zange zu nehmen. Shizu hat auch einen entdeckt. Vermutlich zwei. Mikrotransceiver sei dank. Matrix gabs hier keine. Zumindest keine öffentlich zugängliche. Goliath gab dem Schützen einen guten Schlag und als Artie um die Rundung kam, verpasste er ihm noch ein Ding. Der Schütze ging down. Wie ein Reflex sausten die Finger von Arties Cyberarm in Richtung Kopf des am Boden sitzenden Deckers, gruben sich in seine Schädeldecke und rissen einen Teil der Schädeldecke inklusive Datenbuchse heraus. Blut, Teilchen und Gehirnmasse wurden wie durch einen Wasserschlauch auf Hochdruck mit großzügiger Streuung Richtung Decke und Cockpittür gespritzt. Auch die Oberkörper von Artie und Goliath waren voll. Blut und Hirnmasse wurde von der Decke zurückgeworfen und waberten als Blasen durch die Schwerelosigkeit...
Als Drag mitbekam, was los ist, schlich er langsam den Gang entlang nach vorne Richtung WC. Er fluchte, dass es hier im Suborbital keinen Astralraum gab und er auch noch dreks langsam zu Fuß war. Er schlich weiter und weiter...
Shizu entwaffnete kurzerhand den arabisch aussehenden Typen und schoss mit der Waffe auf ihn. Hatte wenig Effekt, da Shizu mit der Waffe nicht umgehen konnte. Ohne Waffe hatte der andere nichts entgegenzusetzen und so fiel er nach zwei, drei Schlägen Shizus...
Völlig überfordert von der Situation stand in der buisness class ein Mann mit einer MP auf und gab eine Salve ab. Nach einer Schockstarre breitete sich schlagartig Panik aus...
Goliath und Artie nahmen das Deck und durchsuchten die beiden Männer. Im Hintergrund waren Schritte zu hören. Sicherheitspersonal, das um seine Zielpersonen besorgt war...
Shizu gab durch, dass es nur noch einen Terroristen gab. Sie würde sich um ihn kümmern. Sie lief von hinten an ihn heran, er drehte sich und sie nahm ihm seine MP aus der Hand. Eine gefühlte Ewigkeit rangelten die beiden...
Drag sah den Angriff seiner "Leibwächterin" und dass sie es war, die langsam einzustecken begann. Er gab an Artie und Goliath durch, dass sie in der buisness class gebraucht würden...
Im Vorbeigehen wurde Walt (Spieler war an diesem Abend nicht da) das Deck gegeben. Mehrere Augenpaare beobachteten die beiden, blieben jedoch in ihren Kabinen. Leibwächter. Eine (andere) Stewardess kam auf die beiden zu und wollte sie an ihre Plätze bringen, bis sie sie von vorne sah. Sie rannte (so schnell die Stiefel es zuließen) davon. Die beiden kamen zu den Toiletten und schauten durch einen Vorhangspalt. Artie löste den Magnetismus der Stiefel. Goliath schnappte ihn sich und machte sich wurfbereit. "Sobald ich fliege, musst du dich wegducken, Shizu! Ich sag Bescheid!"...
Shizu nahm davon Notiz, dass die Verstärkung da war. Schlag um Schlag ging daneben. Ein oder zweimal wurde auch leicht getroffen. Aber sie stand kaum mehr auf den Beinen. Sie sah ihn kommen. Sie sah ihn kommen und konnte nichts mehr tun. Der Schlag traf sie nicht einmal mit viel Wucht. Aber es genügte...
Goliath warf Artie mit all seiner Kraft. Zielgenau flog er auf den letzten Terroristen zu. Nur Shizu stand noch im Weg. "Verdammt!" dachte sich Artie noch, denn es war zu spät, Shizu das ausgemachte Kommando zu geben. Aber professionell klappte sie genau im richtigen Augenblick nach hinten um und Artie flog über sie. Der Terrorist war völlig perplex und wurde ausgeknockt. Artie flog weiter, rollte sich professionell an der hinteren Wand ab und magnetisierte die Stiefel. Er lief von der Wand zurück auf den Boden des Suborbital-Flugzeuges...
Drag sah, wie Shizu immer mehr in Bedrängnis kam. Er fluchte und fluchte wegen des Nicht-Vorhandenseins des Astralraums und wegen seiner Behäbigkeit. Zum Glück würden Artie und Goliath gleich kommen. Und da flog er auch schon durch den Vorhang! Wahnsinn, wie Shizu auch ohne Befehl genau im richtigen Augenblick sich ... wegduckt? Nein. Mist, sie ist eben ko gegangen! "Ist hier ein Arzt? Irgend ein Arzt hier?" "Ja, ich!" Sie wühlten sich Richtung Shizu durch...
"Drek, waren wir gut" klang Artie durch den Mikrotransceiver. "Wie fühlt man sich denn als Held kurz nach solch einer heroischen Tat? Wie heißt denn unser Held und Lebensretter?" hörte Artie eine Frau neben sich sagen. Eine sehr hübsche Frau. Und drek, ein Kameramann. Alle Linsen waren auf ihn gerichtet. Shizu war down und Goliath hat sich sofort auf das WC verkrümelt. Wollte sich waschen. Es kostete Artie einige Mühe, nicht einfach seinen echten Namen oder Straßennamen zu sagen. Er dachte kurz nach. "Mali Gebor. Aber ich habe das nicht allein gemacht. Wir sind ein Team". Nachdem er dann schwieg landeten noch einige Sekunden an Aufnahmen des heldenhaften Mali Gebor, bespritzt mit Blut und ... Teilchen in der Kamera. Artie bekam noch mit wie die Frau neben ihm noch einen Abspann aufnahm. "Dies sind die neuesten Aufnahmen aus dem Flug SO1276, in dem eben heldenhaft ein Terroranschlag durch Herrn Mali Gebor vereitelt wurde. Hier ist Laura Love. Laura Love für KBSTNGHB".  Artie beachtete sie nicht weiter. Er fragte sich, wie er durch die Menschentraube vor ihm kommen sollte. Und jeder. Wirklich jeder hatte sein Komm in der Hand und machte Aufnahmen. Er lies einen Schrei erschallen: "Lasst mich gefälligst durch!" und setzte sich in Bewegung. So also musste Moses sich gefühlt haben, als er das Rote Meer teilte.
Shizu wurde versorgt und alle mussten für die Landung zurück auf ihre Plätze. Wie auch immer sie es geschafft hat, aber diese Laura Love hatte das Interview und ihre Aufnahmen bereits an ihren Sender überspielt! Und der hatte es sofort landes- und vermutlich sogar weltweit verkauft! Immer wieder sahen wir Artie durch den Vorhang schießen wie den blutgetränkten Rächer des herrlichen, demokratischen, wohlhabenden und freien Westens, der den bösen Terroristen (sah man nur von hinten) ein sattes Drum Cyberarm mittenrein gibt, dieser umfällt und Artie cool und lässig an der Rückwand seine Rolle macht. Anschließend das Interview mit dem "Helden der freien Welt" Herrn Mali Gebor. Dazu immer mal einzelne Bilder von Leuten, von denen man annimmt, dass sie mit ihm zusammenarbeiten (Goliath, Shizu, Drag). Noch während des Landeanflugs änderte sich die Berichterstattung. Es wurden hauptsächlich Verwandte und Bekannte am Flughafen in Boston interviewed. Das seltsame war: Es war auf allen Sendern gleichzeitig so!
Sobald Walt im Orbit Zugang zur Matrix hatte, legte er los. Vor allem sah er das Suborbital, aber auch eine direkte Satellitenverbindung aus der Buisness-Class. Er drang in das Kommlink ein und löschte die Inhalte der letzten Stunde. Sein Interview, die Aktion selbst, Filme und Fotos.
Es kam eine Durchsage, dass alle Passagiere Geduld haben sollten. Sie würden alle medizinisch untersucht und versorgt werden. Das war leicht untertrieben. Die Maschine wurde von verstärkten Kampfpanzerungen gestürmt. Mit Pistolen. Vermutlich waren da auch Menschen drin, aber wer weiß das schon. Dann kamen Ärzte, die kleine Grüppchen nach draußen begleiteten. Laura Love schrie herum, dass die verdammte CIA ihr Kommlink gelöscht hätte. Wie fast schon erwartet, waren es wir, die am Ende noch übrig waren. Schlipsträger erschienen. Zusammen mit ein paar Kampfpanzerungen eskortierten sie Drag und Shizu nach vorne in die 1st class. Dort war "Herr Gebor" mit Walt und Goliath.
"Ich denke, wir müssen nicht lange um den heißen Brei herumreden, Herr Gerassimov." Er schaute Artie an. "Sie wissen, dass sie sich illegal in der UCAS aufhalten. Für ihre Begleiter gilt das vermutlich auch, nehme ich an. Um uns allen Zeit zu sparen. Sie haben uns einen großen Gefallen getan. Wir werden uns revanchieren. Sie werden eine kleine Aufgabe für uns durchführen und sie können weiter den Helden spielen." Er legte einen Chip auf den Tisch. "Ich setze ihr Wohlwollen voraus. Alles andere wäre ... dumm. Für sie und für uns. Aber hauptsächlich für sie." Er und sein jüngerer Zwilling standen auf und wurden sofort von den Kampfpanzerungen abgeschirmt. "Viel Spaß noch bei ihrem Aufenthalt in den UCAS. Ihre Chauffeure warten schon."

Boston - Wetwork
Als sie das Flugzeug verließen, sahen sie wie links und rechts Massen an Zelten und spanischen Wänden aufgestellt waren. Doc Wagon und Lone Star. Jede Menge. Am Ende der Treppe stand eine Limousine und ein Taxi. Die Limo brachte Walt mit Artie und Goliath zum MIT&T, das Taxi Drag und Shizu. Artie war als stinkreicher Pinkel in einem Studentenverbindungshaus untergebracht. Drag in einem Studentenwohnhaus weiter außerhalb des Hub. Nach einigem hin und her gingen alle zusammen im NukIt Burger essen. Im Hub heißt das, dass der Laden auf NukIt macht, aber echte Zutaten nimmt. Noch bevor sie im Restaurant ihr Essen auf Kosten des Hauses beendet hatten, hatte NukIt bereits eine Werbekampagne am Laufen. "Echte Helden essen bei NukIt!" Gruppenfoto. Wahlweise den blutverschmierten Artie im Flugzeug mit NukIt Burger in der Hand. Sprechblase: "I nuked them all!"
Glücklicherweise hatte sich Shizu zuvor mit dem Taxifahrer angefreundet und der kannte - wie der Zufall es will - eine Dame, die in der Maske der Bostoner Oper arbeitet. Wohnt nur ein bißchen außerhalb des Hubs. Für ein üppiges Handgeld bekamen alle neue Gesichter. Doch nun in die Studentenbude und erst Mal die Jobs sichten. Wir hatten ja keine Zeit... Die Dame am Empfang von Sigma Gamma bekam fünf Hunnis und schwor, dass niemand erfährt, dass wir uns eben nach der Zimmernummer des einzig wahren Helden der weslichen Welt erkundigt haben. Mit ein wenig Glück hielt si uns für Reporter, die zu dutzenden vor dem Haupteingang auf der Lauer lagen. Komischerweise war an den anderen Eingängen niemand...
Nun gut. Der Job der Schlipsträger. Wet work. Prof. Dr. mag. Juan Ramirez innerhalb 24 Std. töten. Der Countdown stand schon bei 22:42:32, 31, 30... Ein Prof hier am MIT&T. Praktisch.
Vor dem Fenster tummeln sich langsam die Drohnen. Trotzdem wurde noch eine Einkaufsliste erstellt und die beiden Schieber kontaktiert. Als Übergabeort wurde ein öffentliches Schwimmbad südlich der Rox bestimmt. Während Goliath mit Walt und Artie in eine schnell gemieteten Roadmaster losfuhr, nahmen Shizu und Drag die U-Bahn. Shizu konnte sich alle merken, die mit ihr von der U-Bahn zur Busstation gingen. Von den neunen stiegen vier mit ein. Zwei "ghulige" Studies, ein Elf in Inianerklamotten und eine Konzern-Tussi. Die Stuedies stiegen recht schnell wieder aus. Am Schwimmbad blieben Shizu und Drag lange sitzen. Der Indianerelf stand noch während der Anfahrt vor der Tür. Auf den letzten Drücker sprangen Shizu und Drag raus. Sie sahen die Konzern-Tussi im Bus fluchen...
Goliath bemerkte recht schnell, dass er beim Ausleihen des Autos von einer Drohne verfolgt wurde. Später machte er einen blauen Kleinbus aus. Als er unterwegs eine Schleife fuhr, entdeckte er zusätzlich noch einen schwarzen Ford Americar, der ihm am Arsch hing. Er hielt an einem Burger. NukIt ist einfach toll... Der blaue Bus fur weiter, aber der Ford Americar machte nicht einmal große Anstalten, sich verstecken zu wollen. So fuhr er weiter zum Schimmbad und wartete auf dem Parkplatz auf den Bully mit der Aufschrift "Death Tour 2078" (Die Schieber schicken einen Boten). Auf dem Parkplatz ging Goliath einfach mal zum Americar rüber und versuchte trotz der verdunkelten Scheiben reinzuschauen. Nichts zu sehen. Als er klopfte, machte ihn eine Computerstimme darauf aufmerksam, dass er vom Fahrzeug zurücktreten solle, sonst würden Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Shizu und Drag kamen an, über Microtransceiver wurde abgemacht, dass die beiden einfach ins Schwimmbad gehen sollten. Aus der verglasten Lobby heraus sahen die beiden der Bully ankommen. Und gleich extrem laute Mucke dazu. Trog-Rock. Drag hatte sogar vor kurzem eine Underground-Reportage gesehen. Ne neue Band aus den Rox. Komisch war an der Band der irische Akzent. Und dass zwei Norms dabei waren...
Goliath sah den Bully quer über drei Parkplätze parken. Tür auf. N Norm und n Ork stiegen aus, trollsize Dose Bier in der Hand. Mucke ultralaut. Noch bevor Goliath den Wagen erreichte, wurde ihm ne Dose zugeworfen.
"Endlich mal ne vernünftige Größe."
"Jou, zosch rein, Chummer!"
"Coole Mucke."
"Hey klar, wir sind on Tour." Der Ork kramte in einer Tasche und holte ein zerknittertes Etwas raus. "Hier hast ne Freikarte, Chummer. Übermorgen geht unsere Tour los, Mann. Schau vorbei!"
"Ja coll, habt ihr sonst noch was."
Der Norm mischte sich ein: "Klar Chummer, vier Gitarren".
Als Artie an die Hintertür des Vans ranfuhr, fiel auf, dass die beiden gar nicht schlecht geparkt hatten. Zumindest vom Parklplatz und vom Schwimmbad aus war nichts von der Übergabe zu sehen. Im Inneren des Laderaums noch ein Norm und ein Ork. Hatten AKs locker in der Hand. Vier Gitarrenkoffer wechselten das Fahrzeug.
Gleichzeitig hatte Shizu schon ein Motel an der Interstate 95 südwestlich von Boston gebucht. So ein vollautomatisches Ding. Transpondercodes der Türen bei Bezahlung. Zusammen mit dem schwarzen Ford Americar kamen sie dort an. Beim Reingehen fiel ihnen hier im Niemandsland eine Drohne in fast 100 Meter Höhe auf...
Alle waren im Motelzimmer und beschlossen, den Wetwork-Job noch heute Nacht zu erledigen. Walt ging in die Matrix. Vorlesungs- und Laborplan des Ziels war schnell gefunden. Ebenso Kontakt zum und Ort seines Sekretariats und Büros. Auch eine Social-Media Seite hat er. Steht wohl auf Bowling und Baseball. Scheint aber nicht zum Spiel morgen Abend zu gehen. Zumindest hat er Verpflichtungen in der Uni bis 19:30 Uhr und das Spiel beginnt bereits um 18:00 Uhr. Lediglich die allabendlich angebotene Fragerunde entfällt morgen. Kein Wort über seine Wohnung. Zumindest auf den offiziellen Seiten. Dazu musste Walt tiefer graben, aber nach ein paar Minuten hatte er auch die. Sicherheitstechnisch hatte eine Firma namens "Minuteman Security" das Sagen im Hub. Hat wohl den Polizeikontrakt in Philly und bewacht sonst Gebäudekomplexe und Anlagen. Das Tragen von Schusswaffen ist untersagt im Hub (*gilt nicht für ausgewiesene Leibwächter), das Beschwören von Geistern und die Anwendung von aggressiven Zaubern ebenso (*ausgenommen aus Gründen der Notwehr oder zu Forschungszwecken).
Bei Shizu ging eine Nachricht auf deutsch von einer unbekannten Person ein: "Es gibt etwas zu besprechen, doch Privatsphäre ist ein schützenswertes Gut."
"Dann schlagen sie zeit und ort vor ich werde alleine kommen!" Shizu wollte nicht die ganze Gruppe in eine vermutete Falle führen.
"Nun, dann treffen wir uns in einer Stunde in einer Bar, die sie aussuchen können. Ich bin mit den Örtlichkeiten in Boston noch nicht sehr vertraut. Ein Platz, an dem man ungestört reden kann."
Nach einer kleinen Notlüge ging Shizu zum Treffpunkt, einer Trucker-Striptease-Bar nur ein paar Meilen entfernt. Über ihr in etwa 100 Metern Höhe zwei Drohnen. In der Bar kam nach einer Weile ein Anzugsträger an ihren Tisch. Ein anscheinend älterer Zwerg mit einem grauen Bart. Nach einem langen Gespräch war Shizu überzeugt, dass "Proff", wie er sich nannte, von ihrem gemeinsamen Auftraggeber angeheuert wurde. So bestellte sie Dwayne, den Taxifahrer, mit dem sie sich schon etwas angefreundet hatte, zur Bar und zahlte auch den zehnfachen Preis, wie abgemacht. Eigentlich hatte Dwayne morgen einen höllischen Tag vor sich - wegen des Spiels - aber Shizu hat mit dem klassischen Argument ´Geld´ in Verbindung mit `von wegen, deine Frau wird sauer, die wird sich über Urlaubsgeld freuen, wenn sie es ausgibt` jeden Widerstand geknackt. Sie ließen sich einen Block entfernt vom Zielhochhaus im Hub absetzen.
In der Zwischenzeit waren die anderen mit dem geliehenen Roadmaster und dem schwarzen Ford Americar im Schlepptau ebenfalls dorthin gefahren. Mit Drags Studentenausweis konnten sie die kostenlose Tiefgarage nutzen. Der schwarze Wagen blieb oben. Drag bekam eine Nachricht von Shizu: "Wir kommen jetzt. Wo seid ihr?" Er schaltete schnell: "Wer ist wir?" Als Shizu nicht auf die Frage einging, hakte er nach: "Sag uns erst, wer WIR ist, dann sage ich, wo wir sind!" Astral war Shizu schnell gefunden. In Begleitung eines gesunden Zwerges, der etwas neugierig und ziemlich vorsichtig wirkte."Ich habe hier jemanden, der uns helfen soll". Nachdem in der Tiefgarage etwas gesprochen wurde, wurden Waffen wieder weggesteckt und ein Plan erarbeitet.
Proff schaltete die Kameras im öffentlichen Raum oben auf Schleife und veränderte den Überwachungsweg von ein paar Drohnen. "So, der Weg zum Haus ist nun frei."
Nachdem am Haus Shizu das Gehäuse der Kamera an der Tür abgeschraubt hatte, konnte Proff entlang eines WANs sämtliche Kameras des Hauses, die in Fluren, Treppen oder Aufzügen waren, auf Schleife stellen. Anschließend wurde das Magschloss geknackt. Zu Fuß erklommen sie acht Stockwerke. Nachts um halb zwei scheint nicht viel los zu sein hier. Oben wollte Drag astral in die Wohnung schauen und musste feststellen, dass er nicht durch die Wände kam. Anscheinend waren in diesem Gebäude alle Wände, Türen, sogar die Fenster astral undurchlässig. So wussten sie nicht, ob die Zielperson vor Ort ist oder nicht. Shizu also wieder das Gehäuse des Magschlosses ab, der Proff deckte es. Hätte eigentlich klappen müssen, einen Alarm konnte er gerade noch verhindern. Beim zweiten Versuch nutzte er den Code des Admins und nicht den des Mieters. "Ah", es dämmerte ihm, "es gibt Schlösser, die speichern, wer ´drin´ ist. Es scheint so, als wäre das Ziel hier." Eigentlich war das hier nicht der Job, für den er angeworben wurde. Aber anscheinend hatte die Gruppe mit ihrer plötzlichen Berühmtheit auch eine Zusatzaufgabe bekommen. Er hoffte zumindest, dass es nur eine ist.
"Die Türe ist offen".
Vor und neben Shizu manifestierten sich Erdgeister. Im Raum stand hinter seinem Bett Ramirez. Nackt. Neben ihm eine bleiche Frau mit spitzen Zähnen und blutverschmiertem Gesicht. Dummerweise versperrte einer der Erdgeister den Zugang. Als ausgezeichnete Athletin sprang Shizu über ihn, hüpfte auf das Bett und stand vor Ramirez. Drag rief seinen Luftgeist herbei, der den Erdelementar in der Bibliothek beschäftigte. Drag vermutete, dass diese Bibliothek das Refugium des Magiers sein könnte. Artie versuchte den gleichen Zug wie Shizu, blieb jedoch am Erdgeist hängen. Beide blieben auf ihren Beinen, der Erdgeist musste etwas in den Raum zurückweichen. Die Tür zum Badezimmer brach entzwei und Goliath stand darin. Ramirez entschwand den Augen der Runner. Die blutige Frau fauchte Shizu auf das gruseligste an. Shizu schlug jedoch eiskalt auf die Stelle, an der eben noch das Ziel stand und...traf. Ramirez fiel blutend zu Boden. Die Erdelementare lösten sich auf. Der Blutgeist, denn genau das war die Frau, jedoch nicht...
Zeitgleich entdeckte Proff in der Matrix, dass ein Gerät Alarm anzeigte. Er deckte in das Gerät und versuchte, den Alarm als Fehler aussehen zu lassen. Aber das Gerät war zu gut abgesichert. Der erste Versuch war ein Fehlschlag. Der Alarm wurde weiter gesendet...
Proff versuchte es weiter und weiter. Endlich war der Alarm des Med-Armbandes ausgestellt und als Fehlalarm klassifiziert, als er bei der Nachprüfung einen neuen Alarm entdeckte. Keine Ahnung, wie lange der versteckte Alarm schon rausging. Ein erster Versuch, ihn abzustellen, ging schief. Die Zeit eilte, nichts wie raus hier.
Sie hielten sich nicht mit irgendwelchen Durchsuchungen auf, stellten nur sicher, dass das Ziel auch wirklich tot war. Acht Stockwerke die Treppen runter. Drag und Proff wurden getragen. Wieder raus auf die Straße, Kameras waren noch auf Schleife. Runter in die Tiefgarage, wo der Roadmaster stand, der mit Goliaths SIN ausgeliehen und mit Drags SIN kostenlos hier parkt. Raus auf die Straße, am Haupteingang um die Ecke sieht man Blaulicht blinken. Zum Glück ist man nicht im Sichtfeld der Streife. Also weiter. Auf einmal kamen zwei Streifenwagen entgegen. Einer drehte. Proff deckte ihn und löste die Sicherheitsmaßnahmen aus. Unfähig, das Fahrzeug weiterhin zu steuern, baute der Fahrer einen Unfall. Also weiter. Straßensperre voraus, also abbiegen ins Wohngebiet. Ein einzelner Schuss trifft das Fahrzeug, sämtliche Elektronik fällt aus. Der Roadmaster kann aber ohne Unfall zum Stehen gebracht werden. Beschuss. Aus einem Heli. Drag setzt seine Geister auf ihn an und alle verpissen sich in die Rasenflächen zwischen den Häusern. Nur Shizu schlich sich an den Heli heran, der außerhalb der Schussreichweite eines Sturmgewehrs in der Luft stand. Eine gefühlte Ewigkeit versuchte Drags Geist, einen Unfall zu produzieren. Proff deckte in den Heli. Leider saß dort ebenfalls ein Decker, der wiederum Proff deckte. Beide ließen es darauf ankommen. Auf einmal schaffte es der fremde Decker, Daten von Proffs Deck runterzuladen. Proff fuhr sein Deck herunter. Drag änderte den Befehl der Geister, sie sollten direkt angreifen. Der Heli bekam Schlagseite und stürzte auf eine Straßenkreuzung. Nachdem sie von Drags Geistern verschleiert wurden, entkamen sie den suchenden Streifenwagen. Auch die Drohnen hatten keine Chance. Selbst die Drohne, die sie die ganze Zeit verfolgt hatte, hatten sie abgehängt. In einem Bogen liefen sie Richtung Hub zurück. Ein Gebiet, in dem mehr Kneipen, Clubs und Restaurants zu finden waren. Dort ließen sie sich von Dwayne, dem Taxifahrer abholen. Der Tausi für die Fahrt schien ihn nur leidlich zu freuen, hatte er doch morgen einen harten Tag vor sich. Allerdings fand er auf den vielen mitgebrachten Bildern der Runner Unterschriften. Sein Autogramm-Stand war jetzt 583. Und vor dem Spiel heute würden noch einige dazu kommen. Noch 2-3 Tage Erholung danach und dann ab in den Urlaub! Diese Leute von Mali Gebor, dem Helden der Stunde zahlten gut. Und heute wirds nochmal Trinkgeld regnen...

Boston - MIT&T
Auf der Fahrt zum neuen Motel kam eine Nachricht rein. Schmitt mit dem Salon. Sie mussten sich sofort mit ihm treffen. Er teilte ihnen mit, dass ihre Zeit von 5 Tagen auf 15 Stunden zusammengeschrumpft sei. Der Auftraggeber sei bereit, auf 200k aufzustocken. Für einen stümperhaften Versuch der Verhandlung gab es noch 10k bar auf die Kralle. Ein weiteres Detail, das das Gefühl schürte, hier irgendwie verheizt zu werden.
Sie sichteten im Motel die wenigen Daten, die sie hatten. Im Prinzip nur das öffentlich zugängliche und einen Geo-Ping mitten im Campus-Park. Keinen Zugang, keine Lagepläne, nichts. Und sie mussten schlafen. Endlich schlafen. Fünf Stunden mussten genügen. Proff deckte sich mittels einer Hintertür, die er vom Schmitt bekommen hatte, ins MIT&T Verwaltungshost ein. Er konnte sich mit einiger Mühe eine SIN als Gastprofessor generieren. Ein Decker war schon vor Ort, um aufgetretenen Ungereimtheiten nachzugehen. Wäre nicht das erste Mal, dass jemand auf diesem Wege seine Noten verbessern wollte. Proff telefonierte noch mit einem Decker in FFM, um sich auf die Schnelle für zu viel Geld eine SIN kreieren zu lassen. Wird um 13.00 Uhr geliefert. Bis 18.00 Uhr mussten sie durch sein. Also hatten sie nun noch 4 Stunden, um die Lage vor Ort zu checken. Wenn es geht, wollten sie um 13.00 Uhr in der Mittagspause zuschlagen...
So fuhren alle außer Proff, der sich ein Suchprogramm für den MIT&T-Host schrieb, zum Campus. Sie gingen zum Geo-Ping. Sie standen zwischen den Instituten der Sozialwissenschaften und den Materialwissenschaften und vor der Hauptverwaltung auf dem Rasen. Viele Studenten, Bäume, die magisch aufgehübscht waren, etwas Deep Weed zwischen den Büschen. Shizu ging in das Gebäude der Materialforschung. Ihre SIN hielt der Überprüfung am Eingang stand. Kurz umgeschaut, es interessierte nur der Keller mit den Laboren. Die Treppe runter eine doppelflügelige Tür mit Magschloss. Davor in einem kurzen Seitengang ein paar Toiletten. Shizu setzte sich auf die Treppe. Nach etwa 10 Minuten kamen tatsächlich zwei Leute raus. Shizu sah, dass sie wohl drin ebenfalls die Karte durch den Schlitz ziehen mussten und ging hinein. Gleich hinter der Türe waren rechts Umkleideräume. Spinde, Duschen, WCs. Schacht für alte Wäsche. Bei den Frauen duschte jemand. Shizu schaffte es, sich den Laborkittel unbemerkt vom Haken an der Duschkabine zu holen. Auf dem Namensschild stand "Brzynskyi". (Leider war dem Spieler in diesem Augenblick nicht bewusst, dass seine Figur Polnisch kann, der SL wusste es auch nicht). "Kann ich sowieso nicht aussprechen", dachte sie und hängte den Kittel wier unter den Bademantel an den Haken. Shizu versuchte noch etwas ohne Kittel herauszubekommen. Sie wurde jedoch schnell entdeckt. Nachdem man sie für eine Jungakademikerin hielt, die neugierig war (man darf erst nach Besuch der Einführungsvorlesungen und -seminare in die Labore), warf man sie einfach hinaus. Diesmal noch ohne Meldung. Shizu passte oben Fr. Brzynskyi ab, rempelte sie an und stahl ihr die Karte aus dem linken Ärmel, wo sie sie vorher ausgemacht hatte. Auf Russisch entschuldigte sie sich. Ihm antwortete ein Redeschwall von Beleidigungen, der damit endete, dass Shizu ihre eigenen Exkremente essen sollte. "Das mache ich", antwortete Shizu. Fr. Brzynskyi errötete und hastete davon. Mit der erbeuteten Karte ging Shizu zu den anderen auf dem Campus zurück.
In der Zwischenzeit brach Proff wieder in den Host des MIT&T ein. Er schaffte es, sich die Pläne des Gebäudes zu holen, in dem Shizu war. Leider schlug das System bei einer weiteren Anfrage Alarm. Er sprang sofort heraus.
Beim Anschauen der Lagepläne fiel Goliath, der echt was von Architektur versteht, auf, dass sowohl vor wie auch nach der Türe im Keller Toiletten waren. Vermutlich war da mal ein Tunnel, der nachträglich abgedichtet wurde oder vielleicht auch ein geheimer Zugang, wer weiß?
Es ist 11.00 Uhr, Proff sitzt im Taxi zum MIT&T, die anderen stehen auf dem Campus herum.
Proff haute sich auf die Wiese und legte seine Jacke über seinen Kopf. Tat so, als würde er ein Nickerchen halten. Real ging er in die Matrix, um die Sicherheitssysteme der Tür zum Ingenieursbau zu suchen. Den, den sie schon erkundet hatten. Laut Plan waren die Türen nicht in der Elektrik mit angeschlossen, also nicht am Host des Hauses. Während die anderen also auf dem Rasen sitzend Kaffekränzchen hielten und sich über eine Exit-Strategie Gedanken machten, sortierte Proff in der Matrix ganze Gruppen von Icons aus der Masse der Liste aus. Werbebanner, Ampeln, Kommlinks, Haushaltsgeräte, Social-Networks... Es blieben noch 10 Geräte übrig. Er schaute sich diese zehn genauer an. Das erste hatte ein monatliches Update von NeoNet. Hm, er legte es zur Seite. Erst mal alle genau ansehen, bevor man etwas Illegales tut. Er war extra legal ins Netz gegangen, um sich Zeit lassen zu können. Das zweite hatte ein tägliches Update von Minutemen. Dazu sendete es auch täglich Daten raus. Das schien schon eher das zu sein, was er suchte. Nachdem er alle zehn durch hatte, waren noch sechs übrig mit täglichem Update durch die Minutemen. Es zog sich etwas, aber es lohnte sich. Proff weiß nun die Kennungen der Zugänge zum Ingenieursbau, den Sozialwissenschaften und der Zentralverwaltung.
Inder Zwischenzeit hatten die anderen eine Ablenkungs-Strategie auf der Basis von Sprengstoff ausgearbeitet. Es fehlte lediglich der Sprengstoff. Also riefen sie den Waffenschieber namens Full House in Mansfield an. Er könnte die vier Kilo kommerziellen und die Kapseln um 13:30 in den Hub liefern lassen. Ja, die vier Rauchgranaten auch. Sonst noch was? (Man könnte ja meinen, die Leute würden VOR dem Einkauf mal wissen, was sie wollen...) Zum dreifachen Preis. Als Proff durch war mit seinen Sachen, schlenderten sie durch den Stadtteil MIT&T und v.a. Goliath war echt angetan von den architektonischen Perlen, die die Uni zu bieten hatte. Unterwegs kam für Proff ein Anruf. Seine SIN wurde geliefert. Download von 20 Sekunden. Kurz vor der Lieferung des Sprengstoffs kam der abgesprochene Anruf von Full House. Der Bote kam tatsächlich in einem gelben Angeber-Sportflitzer. Der Typ. der Ausstieg sah aus, wie ein Konzerner. Nur in bunt. Artie meinte, das wäre so ein Club-Vogel. Geschniegelt, geföhnt und gelegt. Artie und Goliath unterhielten sich so lange darüber, wie sie ihn verarschen könnten, dass er voller Ungeduld sein Komm zog. Da ging Goliath auf ihn zu. Während der Übergabe machte der Typ durchgehend Konversation. Goliath würde sagen. er labert durchgehend Scheiße. Goliath überprüfte, nahm die Tasche, übergab die Kohle und verabschiedete sich mit einem Handschlag, der die rechte Hand des Boten quetschte. Dieser biss die Zähne zusammen. "Der wird sich heute keinen mehr runterholen können", grinste Goliath. Auf der Suche nach einem "stillen Örtchen", um die Ladungen fertigzustellen, sahen sie den Typen mit ner Tussi in den Sportwagen steigen. Toilette gefunden, Goliath machte die vier Päckchen mit je ein Kilo klar. Dabei stellte er fest, dass gleichzeitiges Hose runterziehen, hinsetzen und Sprengkapsel klar machen nicht so das Gelbe vom Ei ist (0 Erfolge). Eigentlich wollte er 500 Gramm Päckchen verteilen, aber die Päckchen waren in Kilos geteilt und ihm fehlte hier das Material... Nu gut, auf dem Rückweg wanderten einige "NukeIt"-Fastfood-Tüten in diversen Mülleimern. Alle mit ein paar Essensresten und Sprengstoff gefüllt.
Es ist 14:00 Uhr...
Auf dem Rückweg ging Proff noch in das Institut für Aeronautik und Astronautik, um sein Namensschild und seine Karte abzuholen. Auf dem Campus-Rasen legte er sich hin, um die Scanner der Eingangstüre zum Ingenieurbau für 10 Minuten auf Leerlauf zu stellen. Also rein und Treppe runter. Karte durch das Magschloss, rein in die Umkleide, Laborkittel geholt. Gang vor, rum um die Ecke. Gleich die nächste Türe hier. Geklaute Karte durchgezogen. Tür öffnet sich. Langer Gang, in dem gerade die Licheter angehen. Am anderen Ende wieder eine Doppeltür mit Magschloss. Rechts und links Türen zu Materiallagern. In der Mitte eine Tür (in die falsche Richtung). Karte durch, Tür auf. Langer Gang mit Türen geradeaus weiter. Da vorne scheint auch noch ein Gang abzugehen... und hier eine Treppe. Nach unten. Zugang limitiert. Das muss es sein. Sie hören, dass unten jemand ist. Während Drag astral nach unten schaut, beratschlagen die anderen, welche Waffen sie nehmen und wie sie die beiden (?) betäuben. Dummerweise hatte Proff keinen Microtransceiver, so dass sie flüstern mussten. Drag bestätigte, dass es zwei sind. Anscheinend angespannt und vorsichtig. Proff meinte es wohl nur als Frage, aber er strich mit dem Daumen über seinen Hals. Goliath zog seine Pistole und schlich an die Ecke. Der erste Schuss streifte nur. Artyon und Prof zogen nach. Proff scvhoss mehr schlecht als recht und Artie merkte, dass er gar keine Schusswaffe dabei hatte. Zum Glück vertrug er den Stromschlag durch den Taserpfeil der Wache recht gut. Goliath traf den ersten und er fiel um. Nur um im fallen Alarm zu geben. Der zweite wehrte sich nur aus Pflichtgefühl. Artie nahm Proffs Taser. Proff feuerte Goliath an. Die Wachen fielen, aber mehrmals konnten sie über Funk Alarm geben. Karte des Proffs durch das Magschloss. Zugang verweigert. Goliath rammte mehrmals gegen die Türe. Auf einmal lag er in einem kurzen Gang. Er sah noch die zweite Tür gegenüber, nahm allerdings ein hoch zischendes Geräusch wahr. Sofort verließ er den Gang wieder. Weg vom Gas! Treppe hoch. Auf einmal ging das Licht aus. Stockdunkel. Goliath wog kurz ab, während er eine weitere Türe durchbrach, ob er nicht lieber den langen Gang weiter sollte (und die kaputte Türe als Köder) oder wieder nach unten. Das Gas sollte eigentlich auch wieder abgesaugt werden. Dann würden von dort Truppen kommen. Ratlos sah er in die Runde, die alle erst einmal ihre Ausrüstung checken mussten. Nicht alle waren auf Dunkelheit eingestellt...
Es ist 14.30 Uhr...
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...und wieder 60k Zeichen voll...
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 04. Juli 2018, 20:06:49
DREK!!!!

Nachdem Shizu beim missglückten Einbruch in das Hochsicherheitslabor draufgegangen ist, gibt es nun
Chloé, eine Norm-Riggerin im Rollstuhl. Bastelt ständig in ihrem Wohnmobil an ihren Drohnen rum.

Komplette Geschichte der Abenteuer 4
Sie fingen im dunklen Gang an zu diskutieren, während alle ihre Sicht umstellten und manche Gasmasken aufzogen. Von unten Geräusche. Drag meinte noch: mindestens drei. Gedankenschnell warf Shizu eine Betäubungsgranate nach unten.  Die Schießerei ging los und Shizu sofort zu Boden. Die Salve aus dem Sturmgewehr der ersten Wache hatte sie voll erwischt. Im Liegen konnte sie eine weitere Betäubungsgranate nach unten werfen.  Weitere zwei Schützen tauchten auf und feuerten auf Artyon. Er hielt dem Beschuss stand und feuerte zurück. Proff zog sich in die Matrix zurück und suchte die feindlichen Smartguns. Er fand ein PAN und begann zu decken. Drag schickte zwei Geister los, um die Wachen zu beseitigen. Unten explodierten gedämpft zwei Granaten. Einer der Geister manifestierte sich unten, hinter dem Feind, der andere auf der Treppe. Den Wachen der Minutemen Security in ihren Ganzkörper-Panzerungen war klar, dass ihre Gel-Munition nicht gegen diese Wesen helfen würde. Die beiden unten, die sich um die Granaten gekümmert hatten, wie auch eine Wache auf der Treppe, griffen sie mit bloßen Händen an. Dummerweise konnten ihnen in diesem Augenblick keine magische Unterstützung gewährt werden, da sie die Granaten im kurzen Gang hinter der kaputten Tür deponiert hatten. So waren sie vor den Granaten geschützt, jedoch konnten die Magier, die sich bereits kampfbereit gemacht hatten, nicht weiter vorrücken. (Sie riefen in der Zwischenzeit weitere Geister). Im Treppenhaus wendete sich das Blatt. Wache um Wache fiel dank Drags vogelhaften Luftelementaren. Proff merkte, dass das PAN mal da war und mal plötzlich wieder weg. Außerdem war es schwer zu knacken. Er musste sogar aufpassen, dass er nicht von System markiert werden würde. Glücklicherweise verschwanden die Marken auch mit dem Verschwinden des PANs. Die Geister aus dem Keller versuchten eine Gegenoffensive gegen Drags Geister, jedoch griff Shizu ein und entschie den Kampf schnell zu Gunsten der Gruppe. Während die anderen die Sturmgewehre der Wachen aufnahmen und Ersatzmagazine und Granaten aus den Taschen der Ganzkörperpanzerungen zusammensuchten, schaute sich Shizu den kurzen Gang durch das Loch an, das Goliath gemacht hatte. Die Gasdüsen in den Wänden waren schwer zu sehen und da oben... sind das Kameras über der Türe, die dort in die Vertäfelung eingelassen waren...? Als sich die Tür vor ihr öffnete. Sie war völlig überrumpelt und wurde von zwei Salven entgültig niedergestreckt. Die Türe schloss sich kaum einen Augenblick später wieder. Shizu war am Verbluten. Sie wurde von Goliath von der Türe weggezogen. Ein Medkit, schnell fassten alle mit an. Sie waren so geschockt von Shizus Zustand, dass sie die Zeit ganz vergaßen. Drag ließ alle von seinem Geist verschleiern, der andere sollte physisch vor der Tür im Gang Wache stehen. Türe ging auf. Zwei Lava-Strahlen trafen ihn. Tot.
Artie meldete von oben Geräusche. Viele Geräusche. Ein Lautsprecher. Sie sollten sich ergeben. Es war nicht so, dass sie nicht wollten. Sie wollten Shizu noch retten. Die Uhr tickte, das Med-Kit würde gleich fertig sein. Eine Granate rollte nach unten und explodierte noch, bevor sie auf dem Treppenabsatz aufkam. Gas! Proff pfriemelte seinen Atemschutz heraus und zog ihn an. Mehrere schauten hektisch um sich (v.a. Goliath, Drag und Artyon, die Gasmasken trugen), um einen Atemschutz für Shizu zu finden. Sie zogen einer Wache den Helm ab und zogen ihn Shizu auf, nachdem das Medkit nun fertig war. Es meldete Exitus. Drag wirkte noch einen Heilzauber und hoffte... und sie ergaben sich. Sie gingen wie verlangt ohne Waffen nach oben. Proff stellte sich hinten an und gab seinem Deck einen letzten Befehl: format c: . Einer nach dem anderen wurden mit Cyberware-Blockern gefesselt. Drag bekan außerdem einen Helm auf, der dessen Konzentration störte und bekam Augen und Mund verbunden.
Shizu nahm gar nicht wahr, was mit ihrem Körper passierte. Sie akzeptierte, dass sie die Herrschaft über ihn verloren hatte. Immer wieder und wieder hatte sie versucht, dem Licht den Rücken zuzudrehen, aber letztendlich... sah sie eine blutverschmierte Frau! Es war der Blutgeist von Prof Ramirez, den sie getötet hatte. "Du hast mir meine Freiheit geschenkt. Ich mache Dir ein Angebot. Du wirst leben und für immer mit mir verbunden sein. Trinke mein Blut und lebe!" Lächelnd hielt es Shizu den blutigen Unterarm hin. Die sterbende Geisterjägerin spie dem Blutgeist ihren Abscheu entgegen und ging schnellen Schrittes in das Licht.
Minuteman-Security nahm vier Runner lebend fest. Trotz aller Bemühungen wurde eine Runnerin etwa Mitte zwanzig beim professionellen Zugriff getötet.
Es ist 14:45 Uhr.


Boston - Nemaqz (Ausbruch)
Sie wurden zusammen abgeführt. Unterirdisch. Es gab sogar eine unterirdische Niederlassung der Minuteman-Security! Rein, viele Schreibtische, Freizeitraum rechts mit Handeln und Tischtennis, geradeaus durch in den Gang und gleich links die Treppe runter. Alle außer Drag wurden in eine Zelle gesperrt. Alles gekachelt, nur ein gemauerter Absatz in der Wand, um sich zu setzen. Proff ging schon nach kurzer Zeit hektisch in der Zelle im Kreis. Artie hatte Probleme. Wegen des Cyberware-Blockers spürte er weder seinen Torso noch seinen Kopf und auch seinen rechten Arm nicht. Er konnte auch nur noch mit einem Auge sehen. So gab er irgendwann die Mühen des Sitzens auf und ließ sich einfach auf den Zellenboden fallen. Proff stammelte die ganze Zeit nervös vor sich hin bis Artie irgendwann meinte, dass sie mit Sicherheit abgehört werden würden. Die Ruhe war nicht allzulange zu genießen, denn nun öffnete sich die Türe und Proff wurde zum Verhör abgeholt.
Zwei Ganzkörperpanzerungen zielten mit ihren Sturmgewehren in die Zelle, während ein Mann mit Anzug und Krawatte aufschloss und Proff freundlich bat, mit ihm zu kommen. Sie gingen die Treppe hoch, links den Gang weiter in einen Raum mit einem Tisch mit Lampe, zwei Stühlen und einem übergroßen Spiegel. Hier durfte Proff warten. Hinter ihm blieb eine Wache zurück. Proff war anzumerken, wie unwohl er sich fühlte. "Mein Deck bekomme ich nie wieder", schoss es ihn durch den Kopf. Sein Deck. Er liebte sein MSI Falke über alles. Das würde er nicht einmal für den neuesten heißen Scheiß hergeben. Er ließ seinen Kopf immer mehr hängen. Der Herr in Anzug und Krawatte kam herein. Er stellte eine Aktentasche an seinen Schreibtisch und legte einen kleinen Computer auf den Tisch. Er entnahm seiner Tasche eine Thermoskanne, einen Becher und einer Pausebrot-Box. Einen Block mit E-Papers mit Stift legte er ebenfalls dazu. Dann begann er das Ensemble zu betrachten und rückte es zurecht.
Proff räusperte sich. "Könnte ich ein Glas Wasser bekommen? Ich habe so einen trockenen Hals." Aber das Gegenüber ignorierte ihn einfach und drapierte weiter alle Gegenstände auf dem Schreibtisch nach einem genauen, nur ihm bekannten Schema.
"Das ist ja ein schöner Schlamassel, in dem Sie stecken."
"Oh ja, wir sind voll verladen worden. Mir wurde nichts von diesem Auftrag gesagt, als ich angeheuert wurde." Proff war geknickt. Debut in den Schatten und gleich war es auch schon wieder vorbei.
"Wer war denn Ihr Auftraggeber?"
"Ein Mr. Johnson."
"Wie kam der Kontakt zu Stande?"
"Über die Matrix."
"Sie sprechen ein ausgezeichnetes Englisch, aber Sie sind nicht von hier, oder?"
"Nein, aus der ADL."
Der Anzugträger neigte seinen Kopf leicht zur Seite. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort."Leider sind in den Wirren der Geschehnisse die Daten auf ihrem Deck gelöscht worden. Wie kann man sie wieder herstellen?" Er schenkte sich Tee in seine Tasse.
Gierig schaute Proff auf die Tasse mit duftend-heißem Früchtetee. "Nein, die sind formatiert. Für immer verloren."
"Nun gut". Der Anzugträger nahm die Tasse und sog lange genießend das Aroma des Tees ein. Mit einer schnellen Bewegung schüttete er den heißen Tee über Proff und schrie ihn dabei an: "Wie zur Hölle kann man die verdammten Daten wiederherstellen?!?"
Von den Schmerzen überrascht, schrie Proff auf. "Ich weiß nicht, ich habe alles gelöscht, keine Ahnung..."
Der Anzugträger nickte. Verstaute alles, was er mitgebracht hatte wieder sorgfältig in seiner Tasche.
"Könnte ich vielleicht bitte ein Glas Wasser haben...?"
Der Anzugträger stand auf, nahm seine Tasche und wandte sich im Gehen noch einmal um. Er zog ein Taschentuch und tupfte oberflächlich etwas auf Proffs Gefangenenkleidung herum. "Tut mir Leid, dass ich aus Versehen den Tee verschüttet habe."
Noch während Proff verhört wurde, wurde auch Artie abgeholt. Er weigerte sich, aufzustehen oder in irgendeiner Weise zu kooperieren. So wurde er an den Füßen gepackt und auf dem Rücken liegend nach oben gezogen. Auf der Treppe schlug sein Kopf, über den er kaum mehr Kontrolle hatte, immer wieder gegen die Treppenstufen. Auch er wurde in einen Verhörraum geführt. Seine Hände wurden am Cyberwareblocker unter dem Tisch fixiert. Artie entging nicht, dass sowohl Tisch als auch Stuhl am Boden fest geschraubt sein mussten. Dann verließen alle den Raum. Nein, nicht alle. "Da ist doch einer hinter mir", dachte sich Artie und ließ sich langsam seitwärts gleiten bis er ziemlich unbequem seitlich am Stuhl hing. Hauptsächlich noch gehalten von seinen gefesselten Händen. So konnte er die Wache wenigstens in seiner periphären Sicht behalten. Nach einigen Minuten wurde ihm seine Haltung jedoch eindeutig zu unbequem. Mit seinem Becken und den Beinen nahm er schwung und saß wieder gerade auf dem Stuhl. Die Blocker hatten ihm schon leicht in die Handgelenke geschnitten. Gut, nicht dass ihm das am Cyberarm irgendetwas ausmachte, aber der linke Arm war aus Fleisch und Blut... Ewig ließ man ihn warten. Ein Zwerg in Anzug und Krawatte kam herein. Er schaltete die Lampe an und richtete sie in Artyons Gesicht. Artie hörte nur ein Rascheln. Dann lautes Schmatzen und...igitt...den Gestank von Pfefferminz! Das war eindeutig Folter! Dann wurde Artie auf einmal angeschrien. Zum Glück verstand er kein Wort. Ok, also ein bißchen schon. Ein paar Brocken Englisch hatte er hier dann doch gelernt. Nicht einmal auf ein "Johnson...wer?" antwortete er. Entnervt gab der Anzugzwerg nach einer gefühlten Ewigkeit auf. "Na warte, dich werde ich schmoren lassen", dachte er sich. Soll er sich ein paar Stunden im Verhörraum langweilen.
Drag lag gefesselt, geknebelt und mit Augenbinde in seiner Einzelzelle. Außedem nahm ihm dieser komische Helm jede Möglichkeit, sich zu konzentrieren. Da spürte er, wie er auf eine Trage gelegt und transportiert wurde. Anscheinend wieder die Treppe nach oben. Dann wurde er hingesetzt und an den Händen fixiert. Knebel, Binde und Helm wurden entfernt. Im übergroßen Spiegel sah er hinter sich zwei Wachen in Ganzkörper-Panzerungen, die mit einem Sturmgewehr auf ihn zielten und einen... Hermetiker, der ihn anscheinend gerade astral ansah. "Wenn ich auch nur den Ansatz eines Zaubers oder ähnliches sehe, dann wirst du brennen, ...Schamane!" Das letzte Wort spie er voller Verachtung aus. Nach einiger Zeit betrat eine hübsche Dame im Hosenanzug den Raum und setzte sich gegenüber.
"Brauchen Sie etwas? Essen, Trinken..." Mit ihrer jovialen Geste machte sie klar, dass sie ihre Aufzählung für unvollständig hielt. Sie sah, dass der Gefangene sie verständnislos ansah.
"Ver-ste-hen Sie mich?" Langsam und deutlich.
"Nein."
Sie neigte ihren Kopf leicht zur Seite. Ganz langsam fuhr sie fort. "Sie kommen aus Deutschland."
"Aus den ADL, ja."
Das Verhör zog sich. Aus dem schlechten Englisch konnte sie entnehmen, dass diese Gruppe wohl in die Forschungslabore eindringen sollte und die Daten extrahieren. Sie hatten tatsächlich nichts als einen Geo-Ping. Das war nahezu lächerlich. Aber glücklicherweise gab es einen Weg, solche sprachlichen Missverständnisse auszuschalten. Sie stand auf, ging zum Spiegel und drehte den Zeigefinger in kleinen Kreisen an ihrer Schläfe. Im Spiegel konnte Drag die Lippenbewegung sehen. Das Wort hieß übersetzt "Jetzt". Anscheinend lief irgendetwas nicht zu ihrer Zufriedenheit, denn sie wendete sich abrupt ab und verließ den Raum. Drag wurden wieder Knebel, Binde und Helm angelegt...
Nach gefühlten Stu-hun-den wurde der inzwischen kooperativere Artyon wieder in seine Zelle zurückgeführt. Als sie auf der Treppe waren, geschah etwas Merkwürdiges. Alles wackelte. Erst hielt es Artyon für irgendeine Unsicherheit in seinem Gleichgewicht, aber nein, die Treppe unter ihm wackelte. Und der Boden. Und die Wände. Und die Decke. Rieseln von Mörtel und Beton. Fallende Gipsplatten. Knarren von sich verformendem Metall. Nach einigen langen Sekunden hörte das Beben auf. Die Wachen waren ratlos. Und sie hatten Mühe, die Zellentür zu öffnen. Nachdem ihnen das mit etwas Anstrengung gelungen war, warfen sie Artie einfach hinein und schlossen die Türe wieder. Das heißt, sie drückten stark dagegen und beschlossen nach einigem Drücken, dass sie zu sein müsse.
In der Zelle waren sie ratlos wegen des Bebens. Proff meinte, dass er sich nicht erinnern könne, dass es in Boston Beben geben würde. Artie hatte etwas anderes im Auge. Die Türe. Sie war nicht richtig verschlossen. Proff stellte sich unauffällig neben den Türrahmen. Er hörte den Alarm. Verstand auch etwas von "Notfall" und "schnelle Versorgung". Sie koordinierten sich etwas und rammten die Türe auf. Also fast. Jetzt aber. Drag bekam sogar mit, dass an seine Tür geklopft wurde. Das Beben hatte er irgendwie nicht mitbekommen.... Nach einigem Ziehen war auch diese Türe zu öffnen und Drag schnell von Knebel, Augenbinde und Helm befreit. Froh über ihre Freiheit sahen sie eine Wache halb angezogen mit Knüppel die Treppe herunter kommen. Er schloss die Gittertüre auf und ging mit seinem Knüppel schnurstracks Richtung Artyon. "Dir Bastard werde ich es zeigen!" Drag hatte glücklicherweise einen Geist in petto. Er manifestierte sich zwischen der Gruppe und der Wache und streckte ihn nieder. Den Schlüsselbund hatte er an der Gittertür stecken lassen und so konnten sie sich von ihren Cyberwareblockern befreien. Verschleiert gingen schlichen sie die Treppe nach oben. Im Großraumbüro waren nur noch zwei Leute. Einer kam gerade in ihre Richtung. Er ging an ihnen vorbei ohne sie zu bemerken und kam mit einer ffahrbaren Trage zurück, die mit Medkits beladen war. Die Gruppe ging an den Verhörräumen vorbei in den Raum am Ende des Ganges. Und ihre Augen wurden groß. Schnell zogen sie sich Ganzkörperpanzerungen von Minuteman-Security an und bewaffneten sich mit AKs, Tasern und Pistolen. Schockstäbe und Knüppel lagen auch herum. Artie erkannte sofort, dass die AKs erste Sahne ausgestattet waren. Beste Rückstoßkompensation, Schockpolster, Smartgun. Und jede Menge Gelmunition. (Verdammt, wo ist das gute Zeug!?!). Aber das Beste: Sie sahen eine Tür und Proff las es sofort "Aservate". Sie fanden darin all ihr Zeug. Proff war innerlich aus dem Häuschen, als er sein heiß geliebtes Deck einsteckte. Noch paar Medkits in die Rucksäcke, Ersatzladestreifen....
Es ist 19.45 Uhr.
Chloé Sullivan saß in ihrem Van. Nicht irgendein Van, es war ein Airstream Traveler Line Outback. Faradayischer Käfig, Luftdicht versiegelt, erstklassige Klimaanlage. Alles was man im australischen Outback so braucht. Als Aussie konnte sie das beurteilen. Sie wohnte in ihrem Wohnmobil seit sie vor ein paar Monaten aus dem MIT&T geflogen war. Sie wollte gar nicht mehr daran denken. Sie hatte es noch mit der Mitleidsmasche versucht, aber es gibt Dinge, mit denen kommst du auch im Rollstuhl nicht durch. Nicht, dass es sie juckte. Als Riggerin hatte sie einen prima Untersatz und die meiste Zeit steuerte sie sowieso Fahrzeuge und Drohnen. Ihr Verständnis über sich war, seit sie die Riggersteuerung implementiert bekommen hatte, dass ihr Körper auch nur eine Biodrohne sei. In ihrem trauten Heim werkelte sie wie so oft an ihren Drohnen als plötzlich ein paar Punks wieder einmal den Van schaukelten. Etwas früh, aber heute war auch das Baseball-Spiel. Sie wollte die Punks schon mit ein paar Stromstößen vertreiben, als sie sah, dass da gar keine waren. Dafür viele andere wackelnde Autos. Erdbeben? Boston war doch so weit weg von irgendeiner tektonischen Spalte...!? Sie zappte durch das Trid. ABCNN und Boston 24/7 berichteten noch nichts. Also war das nichts Geplantes. Endlos zogen sich die Sekunden dahin. Dann kamen nach etwa 2-3 Minuten zeitgleich zwei verstörende Sequenzen:
Sie erkannte den Campus des MIT&T. Junge Menschen spielen im Freien Frisbee. Anscheinend war der Filmer ein Mann, denn die Brüste einer Frau waren gerade lange und in Großaufnahme zu sehen. Als die Erde wackelte, Zoom auf Überblick, Gesteinsbrocken flogen herum, das Mädchen wurde von Gesteinssplittern schwer verletzt, der Kameramann fiel hin. Ein Drache war an die Oberfläche durchgebrochen. Schillerndes irgendwas spritzte und sprühte in alle Richtungen. Er ließ über die Straße vor dem Campus einen mächtigen Feuerstrahl schweifen. Autos und Menschen entzündeten sich sofort. Dann hob er ab.
Drohnen hatten den Drachen wohl bemerkt und verfolgten ihn. Live sah Chloé nun, wie dieser Drache die Neo-Net Türme mehrfach attackierte. Luftabwehr-Raketen explodierten an einer Art Energieschild. Obwohl die Angriffe schier endlos dauerten, kam Chloé aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nach einer Ewigkeit war es schlagartig vorbei. Es war als würde den Drachen ein Dampfhammer in die Mitte seines Körpers treffen, nur dass die Wucht einfach nicht versiegte. Der Drache wurde rückwärts durchgebogen wie ein C und direkt in das laufende Baseball-Spiel im Fenway Park katapultiert. Es war ein Wunder, dass niemand unter dem riesigen Körper des Drachen begraben wurde, aber er spritze und sprühte seinen regenbogenfarbenen Saft in alle Richtungen. Er rappelte sich auf, startete und die letzten Drohnen schmierten auf geheimnisvolle Weise ab, als der Drache Boston nordwärts fliegend verließ.
"Wow, dachte sich Chloé, "Drek, verdammter Drek". Immer wieder. "Gut, dass ich den Großteil aufgenommen habe." Sie ließ die Aufnahme noch länger laufen für die Wiederholunge. Während sie die Berichte sah, hatte sie ihren Motor bereits angeworfen und fuhr zum Campus. Sie war zum Glück nur zwei bis drei Meilen entfernt. Ratzfatz war sie vor Ort. Sie ließ einen Kanmuchi über die Lüftung raus. Keine radioaktive Strahlung. Dann eine Spy Fly. Sie flog in das Loch, erstes Kellergeschoss kannte sie, Gänge der Labore, zweites Geschoss Hochsicherheits-Schleusen und Biohazard-Zeichen. Verdammt, wie tief war das hier noch? Auf einmal stieg das Rauschen rasant an. Chloé konnte die Verbindung zur Fliege gerade noch halten. Sie flog zurück. Mit dem Kanmuchi sah sie auf dem Dach, dass die Fliege mit etwas schillernd klipperndem vollgeschmiert war. Krabbler rein. Fliege durch die Belüftung rein (ohne anzustoßen) und in eine Tupperschüssel. (Ja, Tupper gibts immer noch  ;) ) Probe gesichert. Gleichzeitig sah sie, wie alle Leute, und zwar wirklich alle Leute, die aus den Bauten des MIT&T flohen und am Loch vorbei gingen auf einmal schreiend am Boden lagen, ihren Kopf in den Händen. Manche schlugen ihren Kopf sogar auf den Boden. Alle wandten sich und lagen herum. Schnell fuhr sie rückwärts heraus und fuhr einige Meilen vom MIT&T weg.
Kaum einer war mehr auf der Straße. Ein Konvoi von Knight Errant passierte sie. Sie stellte sich an den Straßenrand und beobachtete eine Kneipe durch die großen Fenster. Alle sahen Trid. Nach 15 Minuten kamen drei Leute um die Ecke. Zwei trugen eine dritte in der Mitte. Eine weitere Frau hinterher, anscheinend telefonierend. Sie gingen in die Kneipe. Die Kellnerin nahm die Bestellung auf, sonst nahm keiner Notiz. Als sie kurz darauf die Getränke brachte, lag die Frau schon am Boden. Die beiden Männer hatten ihren Kopf müde auf den Tisch gelegt. Auch die Kellnerin begann nun, den maßlos überlasteten Notruf zu erreichen.
Es ist 19.45 Uhr...

Artie und Drags Geist überraschten die beiden Minutemen und machten sie um. Raus aus dem Revier und Richtung Aeronautics and Astronautics. Unterwegs drangen immer wieder abgeschnittene Funkschnipsel in den Helm. Den Kilians Court sollte man auf jeden Fall meiden. Irgendwas mit nem Drachen und komischem Regen.  Nach paar Minuten Stimmengewirr vor ihnen. Sie kamen zu einer Art Krankenlager. Leute lagen ohnmächtig im Gang rum oder schlugen ihren Kopf gegen die Wand, bekamen eine Spritze. Nachdem sie erst einmal herumstanden und sich umschauten, wurden sie von einer anderen Minuteman-Kampfrüstung befehligt. "Raus und Leute holen." Sie gingen raus. In der Vorhalle wurden Leute untersucht, draußen zwei Krankenwägen, die gerade wegfuhren. Und... oh drek... da hinten kommen vier KE-Fahrzeuge. Also nichts wie weg. Aber nicht Richtung Kilians Court, verdammt! Sie gehen in den Untergrund-  um die Ecke, Kanaldeckel auf und runter. Zwanzig Minuten laufen. Interner Sauerstofftank des Anzugs stand bei 50%. Sie wollten wieder nach oben. Es war nichts zu hören. Keinerlei Verkehr. Merkwürdig... Sie stiegen raus. Da war eine Kneipe. Voll. Alle starrten auf den Trid. Nur links am Schaufenster lag eine Frau am Boden und ein paar Leute lagen, wohl mit Kopfschmerzen, mit ihrem Oberkörper auf dem Tisch.
Auf einmal ging mitten auf der Straße der Kanaldeckel auf und Leute in Kampfpanzerungen stiegen aus. Minuteman-Security. Aha, vom MIT&T. Sie gingen in die Kneipe. Nach wenigen Minuten liefen alle hinaus und gingen in verschiedene Richtungen davon. Sie kümmerten sich um die Verletzten. Mit Medkits. Schien nur nichts zu helfen. Sie wunderten sich wohl, dass die Besitzer der Kneipe, die eben noch protestiert hatten, weil niemand zahlte, ebenfalls verschwunden waren. Sie zuckten die Schultern und gingen. Eine Frau lief ihnen heulend und flehend hinterher. Sie drehte sich um, als einer von ihnen in ihre Richtung zielte. Die Frau ging zurück... Sie sahen sich um und liefen in meine Richtung.
"Verdammt, ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas einmal mache." Artie zerriss es innerlich. Sie wollten sich das Wohnmobil schnappen, das da rumstand. "Knackt den mal wer...?" Als auch schon der Motor anging. Sie richteten ihre Waffen auf das Mobil.
 "Wir beschlagnahmen das."
"Hatten sie Kontakt mit dem Regenbogen-Klibber?"
Drag hatte inzwischen herausgefunden, dass man den Klipper astral askennen konnte. Bzw man konnte sehen, ob jemand Klibber abbekommen hatte. Es war nur nicht ganz einfach. An seinen Leuten konnte er nichts sehen.
"Zieht eure Panzerungen aus und ihr könnt rein. Es ist wichtig, dass nichts von dem Zeug hier rein kommt."
Sie zogen ihre Kampfpanzerungen aus und... verdammt, sie hatten untendrunter noch ihre Sträflingskleidung von Minuteman an... Die Türe ging dennoch auf und sie sahen in ein Sturmgewehr. Auf einer Drohne. Sie durften einsteigen. Es dauerte einige Zeit. Sie stellten sich vor und konnten die Trid-Snippets und Live-Übertragungen sehen, die die Funkschnipsel zu einer ganzen Geschichte formten.  Sie hatten Glück. Chloé in ihrem Rollstuhl (sie war lange abgeschottet in der Fahrerkabine), kam nach hinten und auch sie war wohl nicht so ganz legal. Proff lud sich ein Betriebssstem herunter und verfolgte den Live-Stream. Inklusive private Trids, die hochgeladen wurden. Drag schrie auf einmal auf. Auf dem Kilians Court bewegte sich eine Person. Nachdem Proff sie etwas später bearbeitet hatte (bildtechnisch), konnten sie sie erkennen. Es war der Blutgeist von Prof. Ramirez. Er ging von Person zu Person und biss ihnen in den Adamsapfel... Zerstörte es ihn oder wurde er mächtiger? Drag konnte es nicht sagen. Aber sein rechter Arm war am Ende des Trids eine offene schwarze Wunde. Der Knochen lag eine handbreit offen und gesplittert, das Fleisch schwarz und gelb von Eiter...
"Also was immer hier los ist, ich fahre erstmal aus Boston raus". Chloé suchte eine Route, die weder am MIT&T noch am Fenway Park noch an den NeoNet-Towern vorbei führt. NeoNet. Von den Towern war seit gefühlt ewigen Zeiten nichts mehr im Trid zu hören oder sehen...
Es ist  21.30 Uhr in Boston.
Sie fuhren raus aus Boston an die Interstate 90. Motel. Im Diner davor unterhalten sie sich über die letzten Stunden und was in Boston so vorgeht. Da tritt jemand an ihren Tisch. Ein Norm mit dem Patch der "Hellraisers". Der hatte wohl gehört, was sie so sagten und unterhielt sich (auf Grund fehlender Englisch-Kenntnisse vieler anderer) mit Chloé. Er schmiss eine Runde Kaffee (ja, und n Milchshake für Chloé...) . Sie nahm es ihm nicht übel, dass er sie abcheckte. Mit ein paar flapsigen Bemerkungen hielt er sie für eine Kojotin und sie tauschten ihre Nummern. Hellraisers waren bekannt für Wetwork, Begleittransporte und haben erstklassige Kontakte in den Knast. Kein Wunder. Die Hälfte von denen sitzt auch ein. Auch wenn alle kurz vor dem Umfallen waren. Sicher ist sicher. Das Motel wurde gewechselt. Nicht, dass Fast Eddie von den Hellraiser MC noch mit Verstärkung zurückkommt und sich gebrauchte Cyberware besorgt.
Proff hat viele Kanäle in der Matrix mitverfolgt. Am interessantesten waren privat hochgeladene Trids aus der Nähe des Fenway Park Stations. Irgendwelche Squatter griffen einfach Leute an. Bissen, traten, kratzten sie... Aber alle waren über 30 Stunden auf den Beinen und wollten nur eines: s c h l a f e n.

Boston (Nemaqz) - "Bleiben Sie ruhig. Dies ist eine lange geplante Notfallübung"
Nachts wurden sie alle immer wieder von irgendwelchen dreks Helikoptern geweckt. Am Morgen gabs Frühstück aus dem Automaten. Hier gabs nur einen Straßenstrich am Motel. Kannten sie schon. Gestern hatten sie hier auch gebucht.  ...oder war es vorgestern... Einfach verdammt viel passiert in den letzten dreißig Stunden. Urlaub wäre eine gute Idee. Batterien aufladen und so...
Proff hatte noch damit zu tun, die Ereignisse zu sortieren. "Drek, die Nationalgarde hat eine Notfallübung ausgerufen. Angeblich ist die schon lange geplant. Hab hier was, da steht in nem Forum, dass die Geschäftsleute entschädigt werden und das doch lange bekannt wäre. Hier hab ich aber n Trid, wo einer ne Blockade von Knight Errant aus seinem Geschäft raus gefilmt hat und meint, von irgendeiner angekündigten Entschädigung wüsste der nix. Chloé und Goliath, ich kenn mich hier nich so aus. Könnt ihr mit den ganzen Bildern was anfangen?"
Es dauerte eine ganze Weile, aber sie bekamen es raus: KE hat einen Ring um das Fenway Stadion mitsamt Innenstadt und den Hub gezogen. Die Nationalgarde hat anscheinend das gesamte Stadtgebiet abgeriegelt. Das ganze begleitet von beruhigenden Parolen an die Bürger. "Dies ist eine lange geplante Übung. Bleiben sie in ihren Häusern. Wir danken für ihr Verständnis für die Unannehmlichkeiten". Drek, was soll der Scheiß? Mit jedem Bißchen, das sie mehr heraus fanden, wurde eines immer klarer: Nichts wie weg hier. Eigentlich. Entgegen der Meinung, dass man hier keinen Job finden würde, meinte Chloé: "Also wenn man mal wirklich dicke Kohle machen kann, dann wohl jetzt."
Ein Anruf bei Proff (ja, hatte vergessen, dass er alles gelöscht hatte...). Ein Bild. Anscheinend ein computergenerierter Standard-Johnson. Wollte sich nicht zeigen.
"Mir ist zu Ohren gekommen, sie halten sich in Boston auf und haben ein Talent in unvorhergesehenen Situationen zu überleben. Sind Sie im Moment frei?" Englisch. Zum Glück konnte Proff Englisch.
"Woher wissen Sie das?"
"Das tut nichts zur Sache. Es geht..."
"Woher haben Sie diese Nummer?"
"Auch das tut nichts zur Sache. Nach meinen Informationen haben Sie kürzlich Verluste erlitten. Sind sie schlagkräftig genug, um unter diesen Umständen noch einmal nach Boston zurückzukehren?"
"Woher haben Sie so genaue Informationen über uns?!?"
"Was heißt schon genau, ich habe lediglich die Information, dass Sie Verluste erlitten haben. Auch ihr Hinflug war durchaus aufsehenerregend."
"Und welchen Grund sollten wir haben, für Sie zu arbeiten?"
Das Icon sah zur Seite. "Ich denke 150.000 gute Gründe sollten genügen, meinen Sie nicht? Damit ihr Aufenthalt in den UCAS nicht ganz... unrentabel ist. Sie müssten nur bei einem Umzug helfen."
"Hm, ich muss mich erst mit den anderen beraten."
"Ich werde sie in ...sagen wir 15 Minuten ... wieder kontaktieren?  In der Zwischenzeit werde ich weiter meine Fühler ausstrecken."
"Alles klar."
Nennen wir es zwiegespalten. Klar. Alle wollten die Kohle. Aber ganz geheuer war ihnen die Geschichte nicht. Das Komm klingelte. Ist schon...? Nein. Vier Minuten???
Am anderen Ende ein leicht verschwitzter Typ in Anzug hinter einem Schreibtisch. Teile einer Lampe an der Seite zu sehen. Im Hintergrund ein Logo. AG Chemie.
"Mein Name ist Schmitt. Lassen Sie uns nicht lange um den heißen Brei herumreden. Sie müssten nach Boston und innerhalb der nächsten sechs Stunden jemanden extrahieren."
"Sie wissen schon, was in Bost..."
"Ja." Und weiter "Sie werden in den Hub..."
"Ernsthaft? Sie wissen, wie..."
"Ja. Mir ist bewusst, dass Sie kürzlich Verluste erlitten haben. Allerdings sind Sie auch sehr kreativ, wenn es um ihr Überleben geht. Sehen Sie sich in der Lage, in den Hub zu gehen? Haben Sie genug Feuerkraft?"
"Hm... was wir nicht haben sind SINs..."
"...die sind nicht von Nöten. Sie werden jede Opposition eleminieren. Wie gesagt, sechs Stunden."
"Von sechs Stunden war gerade eben aber nicht die Rede."
"Gerade eben???"
"Ja, gerade vor ein paar Minuten, als Sie Kontakt mit uns aufnahmen."
"Das war ich nicht..."
"Dann will uns vermutlich ein anderer..."
"Drek, schaffen Sie das auch in drei Stunden? Nennen Sie eine Summe."
"Äh,... fünfhundert Tausend...?" Nicken um Proff herum. 500k. Hammer. Naja, nach etwas Verhandeln immerhin noch 450k und ein zollfreier Flug an einen beliebigen Platz der Erde für alle mit Material. Proff bekam ein Datenpaket.
"In einigen Minuten wird ein weiteres folgen. Damit können Sie sich dann die Daten für ihren Auftrag besorgen." Klick.
Nach einigen Minuten kam tatsächlich ein weiteres Datenpaket. Proff konnte nun das erste entschlüsseln. Die Daten lagen auf einem Host von Universal Solvents. Proff hatte mit diesen Daten direkten Zugang...
Am Schließfach wartete ein herumlungernder Typ. Proff konnte es als Aufspür-IC erkennen aber leider nicht abstürzen lassen. Das war ein dreks-heißer Host hier. Er hielt digital den Atem an und öffnete einfach das Schließfach. Der Typ beachtete ihn gar nicht. Er nahm das Datenpaket darin mit. Nach einer Untersuchung nach einer Datenbombe öffnete er die Datei. Sie war verschlüsselt. Der Schlüssel passte auch hier.
Zielperson: Dr. Penelope "Penny" Sharma
Bild, Fingerabdrücke, Augenscan, Genanalyse und -probe. Hobbies, Freunde und Kontakte. Momentane wie ehemalige.
Zielort: Hauptsitz von Universal Solvents in der Nähe der Cambridge University.
Drei Hintertüren für die Matrix, alle Passwörter, Zugangscodes zu den Hubschraubern und Einsatzfahrzeugen der Konzernsicherheit. Lagepläne. Fotos und Lage der Wohnung und dem Büro der Zielperson. Tagesplan und Aufenthaltsorte.
Sechs Übergabeorte rund um Boston. Inklusive einem am Airport.
Kommnummer.
Proff hatte schnell noch mehr Infos an der Hand. Universal Solvents hat in letzter Zeit Furore gemacht. Sie brachten astrale Pigmente auf den Markt. Diese Penny ist die Leiterin der Forschungsabteilung. Und: Universal Solvents ist eine Tochterfirma von AGC! Achja, und irgendein Think-Tank namens Manascope ist dort auch noch. So ne Art "Science Fiction"- Thinktank in Sachen Alchemie.
"Es werden noch andere hinter ihr her sein." Alle nickten zustimmend.
Es ist 11.00 Uhr. Bis 14.00 tickt die Uhr.
Während Chloé mit ihrem Wohnmobil Richtung Hub fuhr, planten sie gemeinsam. Am Ende blieben zwei Versionen. Entweder direkter Zugriff, was trotz der ganzen Direktzugriffe in der Matrix zu einem Problem wird, sobald Alarm ausgelöst werden würde. Proff würde dann von zwei Spinnen gejagt und zwei Magier würden dann wohl auch eingreifen. Dann müssten sie nicht nur die dreißig Wachmänner des Komplexes umgehen, die im Turm des Labor B stationiert waren, es würde auch noch Verstärkung kommen. Oder sie würden Penelope Sharma direkt anrufen und ihr die Lage erklären. Dann würde alles von ihrer Glaubwürdigkeit abhängen. Die Linie der Nationalgarde durchbrachen sie durch zwei Vorgärten. Die Soldaten waren zu beschäftigt, sich näher mit ihnen zu befassen. Sie wurden von Schaulustigen und besorgten Bürgern in eifrige Debatten verstrickt.
Der Zugang zur Tiefgarage stellte durch die Passwörter kein Problem dar. Nur würden sie durch die Panzersperren niemals durchbrechen können... Prof versuchte auf einem kurzen Anruf, den er Chloé startete, das Kommlink der Zielperson zu knacken. Er kam zwar rein, löste dann allerdings Alarm aus. Zumindest wussten sie nun, dass trotz Informationsquarantäne ihr Komm an war. Dennoch. Sie würde vom Betriebssystem unterrichtet werden, dass es einen unautorisierten Zugriff gab. Sie sammelten noch einmal alle Argumente und riefen an. Trotz des Alarms und des Misstrauens war die Überzeugungskraft groß genug, denn auch sie wusste, was in Boston vor sich ging. Frau Sharma erbat sich noch 10 Minuten. Nach 8 einhalb Minuten geschah etwas Merkwürdiges. Der Laborkomplex hatte zwei Treppenhäuser (und keinen Lift). Alle zehn Minuten gingen in einem bestimmten Treppenhaus zwei Wachen nach unten und zeitgleich im anderen zwei Wachen nach oben. Dieses Bild war laut Einsatzplänen immer gleich. Chloé sah durch ihre Sensoren, wie vier Wachen in das Treppenhaus gingen, in dem die Wachen von oben nach unten kommen sollten. Nachdem die vier drin waren, löste Prof im Treppenhaus A Feueralarm aus. Anscheinend wurde der Schaden zunächst durch die Spinnen begutachtet, denn sechs Wachen drangen von unten ein. Zwei Granaten flogen ins Treppenhaus, bevor sie stürmten. Gleichzeitig rief Chloé Penny Sharma noch einmal an. Sie solle Treppenhaus A benutzen und sich beeilen. Sie bezogen Stellung an Treppenhaus A. Goliath ging mit Artillerie in Stellung und versteckte sich in der Tiefgarage nur ein paar Meter vom Wohnmobil weg. Als Dr. Sharma die Crew sah, übverfielen sie Zweifel, ob sie einsteigen solle. Alles Reden half nicht viel. Goliath schnappte sie sich von hinten. Ihr "Assistent" stieg darauf Achsel zuckend mit ein. Auf der Fahrt aus dem Hub sahen sie, wie KE die Sperrzone abermals erweiterte. Gut, dass der Zugriff so schnell von statten ging. Die Sperre der Nationalgarde war kein nennenswertes Problem.
Übergabe klappte. Transport ebenso. Unterwegs brachten sie (und sich) auf den neuesten Stand. Angeblich hatte vor 10 Stunden sogar der Konzerngerichtshof in Zürich Orbital eine Krisensitzung einberufen. Sie tauschten die Nummern mit Dr. Penelope Sharma und fanden heraus, dass ihr Schmitt, ein gewisser Dr. Rainer Hartwig, ein hohes Tier in der Konzernsicherheit der AG Chemie ist. Und der war sichtlich zufrieden. Auf einem schweizer Nummernkonto warteten 550 Tausend NuYen. Jackpot!
Und dennoch: Nie wieder Boston!



Zeitgleich in Frankfurt:
"Ein ganz schöner Drek!" dachte sich Bembel als er eine weitere Konzernwache aufs Korn nahm. Und das meinte er auch so. "Schön", weil er endlich wieder das tun konnte, wofür er geboren war: Krieg. "Drek", weil er dringend das HTR-Team von Beatrice ablenken musste. Glücklicherweise hatte er genug Zeit, alles für das Baby und seine Mutter mitzunehmen und hatte beträchtliche Mühen investieren können, um mit seinem Bundeswehr-Netz und jeder Menge Gestrüpp den Bulldog in einer Senke quasi unsichtbar zu machen. Auch die Reifenspuren ließ er verschwinden. Vielleicht hätte er im Sprawl bleiben sollen. Dort hätten sie weitere Runner anheuern müssen, aber er hatte gehofft, vom Schirm verschwinden zu können. Außerdem hatte ihm die zweite Gruppe ausfindig gemacht und arg zugesetzt. Eigentlich weniger die Runner selbst als die drei Geister, die sie dabei hatten. Hier im Odenwald war zerklüftetes Gebirge mit Wald. Perfekt für Partisanen-Kampf. Die Schmerzen seiner Wunden pochten. Aber nun war er in seiner gehärteten militärischen Kampfpanzerung. Aufgrund der Ausstattung mit Rhuthenium Polymeren und Wärmedämpfung würden sie ihn nur schlecht ausmachen können. Er zielte genau und schoß mit "Monster", seiner Ruhrmetall SF20, einem Konzernsoldaten drei Kugeln punktgenau in die Brust. Die panzerbrechende Munition durchschlug die Stelle mit gewaltiger Wucht. Die Wache fiel.
Am Tag zuvor war Bembel in der Praxis seines Freundes Doc zu Besuch. Oder Dr. med. Igel, wie er sich nun nannte. Allerdings hatte Dr. med. Ska, seine Freundin Beatrice Dienst und kümmerte sich nebenbei um ihr Kleines.
"Seit Doc diese Klinik übernommen hat, ist er nur noch am Forschen. Dieses KFS, kennst das ja. Inzwischen kommt er kaum noch zum Schlafen vorbei. Vielleicht sollte ich doch auch auf das Klinikgelände umziehen. Die Sicherheit der Klinik hat das sowieso von Anfang an empfohlen."
"Ja, vielleicht solltest du das wirklich. Aber wohin müsste ich dann für meinen monatlichen Check-up?" Monatlicher Check... Seit er Leibwächter für diesen Brackhaus im Algerien-Run war, wusste er Bescheid. Also erst hinterher. Einiges hinterher. Seine Chummer hatten aus einer SK-Forschungsanlage unter einem Krankenhaus Daten gestohlen. Anscheinend sollte seine Mutation während der OP wiederholt werden. Naniten und Magie. Wenn das zusammen eingesetzt wird, muss ja irgendetwas schief gehen. Glücklicherweise bekriegten sich wohl verschiedene Forschungsabteilungen des gleichen Konzerns.
"Eine kleine aber feine Klinik im Norden von Frankfurt. Darf dir aber nichts sagen, sonst müsste ich dich töten." Bembel schmunzelte. Dafür dass Bea nichts für Gewalt übrig hatte, war sie manchmal erstaunlich witzig. "Aber die Sicherheit ist da soo hoch, ich fühle mich da eingesperrt. So soll mein Kind nicht..."
Ein lautes Krachen vom Empfangsbereich. Kurz darauf ein schriller, absterbender Schrei. "Keine Schüsse", dachte sich Bembel, "entweder haben sie sie abgestochen oder halten ihr den Mund zu." Bembel zog sein Kampfmesser. Er schaute Bea an und legte einen Zeigefinger über seine Lippen. "Nimm das Kleine und verstecke dich. Da in der Dusche." Hoffentlich hielt das Kleine ruhig. Vorsichtig pirschte sich Bembel durch den etwas zu kleinen Gang. Er wollte gerade an der Tür lauschen, als er die Türklinke in Bewegung sah. Bembel machte sich bereit und als die Türe aufgestoßen wurde, schoss er bereits nach vorne und stieß das Messer tief in einen Körper. Der Norm vor ihm brach zusammen. Ein Straßenpunk. Die drei anderen trugen Schockhandschuhe. Obwohl er schnell war, konnte Bembel nur zwei erledigen, bevor der dritte die Beine in die Hand nahm. Für solche Punks hätte er das Messer nicht einmal gebraucht, aber er stand einfach drauf. Den vierten Punk schoss er mit seiner Browning von seiner noch stehenden Maschine. Gel- Munition. Wenigstens damit konnte er Gegner noch ko bringen. Titanknochen hatten durchaus auch ihre Nachteile. Die Sprechstundenhilfe lag neben den zwei Punkleichen am Boden. Keine schwere Verletzung. Wird ne schöne Beule bekommen.
"Schnell, pack das Nötigste zusammen. Wir hauen hier ab."
Für eine Zivilistin war Bea fix. "Man merkt, dass sie mal bei Ärzte ohne Grenzen war", dachte Bembel und trug den betäubten Punk ins Haus. Mit Worten und ein wenig Druck war nur der Name "Schmitt" aus ihm herauszuholen. Gerade als Bembel mit reichlich Argumentationsunterstützung durch sein Messer richtig beginnen wolte, stand Bea mit dem Kleinen schon im Raum. Schnell packte er das Messer weg.
"Gibste ihm was zum Einschlafen, Bea?" Sie nickte.
 "Dafür musst du aber das große Notfall-Medkit mitnehmen." Sie zeigte auf einen großen Rucksack an zwei Haken.
Sie gingen beide zum Bulldog, einen halben Block weiter. Bembel stutzte kurz, öffnete dann vor den Augen Beas sein Schmuggelfach und holte "Kiddie" heraus. Eine Yamaha Raiden in pink. Und "Hello Kiddy"-Aufklebern an der Schulterstütze. Bea sah ihn an. "Ist das wirklich nötig?". Klar. Bea hasste Gewalt. Ich deutete in Richtung Praxis. "Das weiß man immer erst hinterher." Er rammte APDS-Muni in das Sturmgewehr. Und Offensivgranaten. Einige Ersatzmagazine steckte er in die Taschen seiner Panzerjacke.
Bembel hielt seine Augen offen. Doch er merkte nicht, wie ihm ein Kleinbus folgte. Sie waren erst knapp zwei Kilometer weit gekommen, als sich im Bulldog eine Wasserblase manifestierte. Bembel ging in die Eisen, unterbrach die Verbindung zum Bulldog und wurde vom Wasserelementar voll erwischt. Der Schlag hatte wirklich Wucht. Und das, obwohl Bembel alles tat, um auszuweichen und dem Schlag die Wucht zu nehmen. Er stieg aus, zielte und entlud 6 Kugeln in das Elementar. Es löste sich auf. "APDS. Für alles gut", dachte er noch, als er mit letzter Mühe zur Seite hechten konnte, sonst hätte ihn ein Kleintransporter mit hoher Geschwindigkeit gerammt. Die anschließende 180 Grad-Kehre lies keinen Zweifel offen, dass ein Rigger am Steuer saß. Zu allem Überfluss manifestierten sich auch noch zwei weitere Geister - Feuerelementare - hinter Bembel auf der Straße, so dass er zwischen ihnen und dem Transporter stand. Bembel wusste, dass er nur eine Chance hatte. Er musste den Magier erwischen. Und der ist hoffentlich im Bus. Würde er ihn nicht stoppen, würde er Geist um Geist rufen. Magier und Decker. Er hasste sie. Er lies 10 Kugeln auf die Frontscheibe niederprasseln und - sie brach. Dafür bekam Bembel in diesem Moment zwei dicke Flammenstrahlen von hinten ab. Er versuchte noch, so gut es geht, aus den Strahlen zu kommen, aber letztendlich war er froh darüber, wie widerstandsfähig sein Körper war. Eingeeist und durchgebraten. Viel fehlte nicht mehr, dann könnte sich jemand die Gebühren für die Einäscherung sparen. Der Kleinbus startete durch und Bembel legte an. Der Beifahrer bückte sich nach unten. "Wird dir nichts helfen", kicherte Bembel vor sich hin, als die Offensivgranate der Werfer verlies. "Aber hoffentlich mir." Der Schuss war so gut, wie er mit dieser durchoptimierten Waffe möglich war. Ein kurzes Ausweichmanöver, doch das Ei fand sein Ziel. Die darauf folgende Explosion war verheerend für die Innenausstattung des Kleintransporters. Jetzt wäre es von Vorteil gewesen, wäre er nicht so stark gepanzert. Die Geister zumindest lösten sich auf. Zur Sicherheit schoss Bembel eine zweite Granate in den Wagen.
"Ruf Doc an. Seine Klinik muss sofort ein HTR-Team zu uns schicken. Am besten zu uns nach Hause." Bembel gab Gummi. Zu Hause angekommen rannte er in sein Zimmer, schmiss die beiden Schränke um, die mittig Rücken an Rücken standen, hebelte den Boden auf und holte seine richtigen Waffen. "Viech", sein altgedientes LMG und "Monster", seine SMG mit dem unverkennbaren Bajonett vorne auf. Dazu Rucksackweise Munition. Er spurtete in die Garage zu seinem Kampfpanzer und holte seine verstärkte militärische Kampfpanzerung heraus und zog sie an. Fünf Minuten später saß er wieder im Bulldog vor einer erschrockenen Bea. Er hatte das Gespräch inzwischen mitgehört, weil er von Doc zugeschaltet wurde.
"Doc, mach ihnen Feuer unter den Arsch. Wenn sie kein Team schicken, streikst du. Ich lasse die Verbindung offen, dann können sie mich orten." Man glaubt es nicht. In jeden Drek mischen sich die Konzerne ein, aber braucht man selbst mal ein HTR-Team, zicken sie rum. So schnell es die StVO erlaubt in den Odenwald. Rein in den Forstweg, ab in die Senke...
...einen weiteren Soldaten und eine Bodendrohne konnte Bembel erledigen, bevor sie ihn offenbar ausgemacht hatten. Den Einschlägen nach, hatten sie ihre Gel-Muni nicht mehr drin... Er hüpfte in einen Hohlweg und rannte weiter. "So, jetzt müssen sie mich erst einmal neu ausmachen. Ein Einschlag. "Drek, oder einfach grob auf die Fußspuren schießen, die ich hinterlasse." Es reichte aber, dass er einen weiteren Soldaten erledigen konnte. Erde und Steine brachen aus dem Abhang des Hohlwegs und ein humanoides Wesen entstand. "Drek, das ist mein Ende. Ihr Magier hat mich entdeckt!". Der Erdelementar schoss einen rotierenden scharfkantigen Felsbrocken auf ihn ab. Im Fallen sah Bembel eine Explosion am Himmel. Aber er hatte doch gar nicht auf ihren Kampfheli geschossen...??
Er erwachte in einem Tank mit Nährlösung in einer Klinik. Als er den behandelnden Arzt sah, beruhigte er sich. Es war Doc. "Hoi Bembel." Er grinste ihn an. "Schön, dich zu sehen. Brummt der Schädel?"
Eigentlich kam es nun, wie es kommen musste. Mir war klar, wer hinter dieser Klinik stand, auch wenn es Bea nicht bewusst war. Doc bestätigte es mir. So kam es, dass Soldaten von SK meinen Dodge Goliath holten (meine Drohne, die als Diebstahlsicherung in der Garage war - ich hatte sie ganz "vergessen" - deckten sie einfach. Voll die Schweine!). Ich kann jetzt hier ein Auge auf Doc und Bea inkl. Nachwuchs werfen, mich auf meinen Krieg vorbereiten, um den Vory meine Schulden zurückzuzahlen und - was das Wichtigste war - ich war von der Bildfläche verschwunden. Wenn das falsche Raubtier von einem Troll mit SMG inkl. aufgesetzten Bajonett hört... Der Run in Bogota und der in Paris...
Eine Nachricht von Drag. Shizu ist tot. War ne überhebliche Schlampe. Hat sich immer über Drag lustig gemacht. Aber Drek! Wieder ein Chummer tot. Da gibt es so einen Oldie. Er lies es volle Lotte erschallen: https://www.youtube.com/watch?v=rY0WxgSXdEE (https://www.youtube.com/watch?v=rY0WxgSXdEE)
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Grundlegende Gedanken zur Boston Kampagne:


Die Gruppe:
Wir haben in der Gruppe leider keine durchgehende Konstanz. Es ist uns aber lieber, jede Woche zu spielen als abzuwarten, bis wirklich jeder Zeit hätte. Dass einzelne Chars mit ihren Skills fehlen, wenn wir sie brauchen, ist eine Sache mit der wir leben.

Der Plot:
Ich fand die Plothooks im "Sperrzone Boston" eher mäßig. Ich fand aber die Idee ganz gut, die Runner den Ausbruch quasi live miterleben zu lassen. Das hat allerdings das Problem aufgebracht, dass ich ein Ereignis als zeitlichen Fixpunkt hatte. Das habe ich normalerweise nicht, weil ich anders leite. (Orte, Chars, Motivationen. Der Rest ist Charentscheidung der Spieler und - einigermaßen - logische Antworten der Welt). Dieser Fixpunkt hat mich durchaus immer wieder etwas Sorgen bereitet. Weil ich als SL etwas "wollte", nämlich, dass die Spieler ihn miterleben. Sollte ich mir abgewöhnen ;)
Zum anderen spielen wir sehr langsam und kosten Situationen aus. Das ist noch extremer als in meinen Beschreibungen. Das erlaubt mir als SL, die Kampagne währrend des Spielens von einer groben umrissenen Idee zu einem kompletten Abenteuer zu gestalten. Wichtig ist der Augenblick, der nächste Schritt ergibt sich daraus etc. Vielleicht sind mir deshalb Kaufabenteuer zuwider bzw. dienen mir lediglich als Inspirationsquelle.
Man kann als Leser evtl auch das Gefühl haben, dass die Runs auf dem MIT&T zu heftig und der AGC-Run zu milky war.
Zum MIT&T. Es sollte von vorneherein ein Run werden, bei dem immer ein Gefühl mitschwingen sollte, verheizt zu werden ohne es richtig greifen zu können. Laut meinen Spielern hat das wohl auch funktioniert. Wer der Auftraggeber war und was genau dahinter steckt, weiß nicht einmal ich als SL :D aber das wäre evtl irgendwann einmal ein Aufhänger für einen weiteren Run oder zumindest eine Sideshow darin. Letzten Endes ging der Run im Labor deshalb schief, weil die Gruppe ungeplant mit Gewalt durchbrechen wollten.
Zum AG Chemie-Run: Hätten die Runner ebenso gehandelt, wäre es sicher auch genauso schief gelaufen. Unbegrenzte Rechte in der Matrix und vollständige Lage- Personal- und Ablaufpläne hin oder her. Zudem wären sie dann innerhalb des Abriegelungs-Cordons von KE gewesen. Ein weiteres Problem. So sahen sie quasi im Rückspiegel, wie der Cordon errichtet wurde. Allerdings waren sie sich auch im Klaren, dass sie, wenn sie ihre Zielperson nicht überreden könnten, würde das ihren Run massiv erschweren.

Die Geschwindigkeit der "Erkrankung" bzw der "Ansteckung" habe ich aus dramaturgischen Gründen angepasst.


Meta-Plot:
Ich habe mich als SL jetzt schon lange in Einzelruns und nun mit der Boston-Kampagne mit KFS beschäftigt. Die Chars wissen im Groben, dass die Geschichten nicht stimmen. Doc hat damals schon die Naniten als Ursache ausgemacht. In Zukunft (vorraussichtlich beim nächsten Leiten) werde ich die Geschichte ganz auflösen. Ich spoiler jetzt mal nicht. Könnte ich auch gar nicht (mit Verweis auf meinen Leitungsstil ;)  ).


Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht.
Olf

P.S. Nachdem ich eben noch einmal durch die einschlägigen KFS-Bücher geblättert habe... Macht schon irgendwie Lust auf mehr... :)
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 08. Dezember 2018, 20:16:12
Nachdem sich nun Bembel über ein halbes Jahr auf seinen Vory-Einsatz vorbereitet, braucht es natürlich einen Zweit-Char. Es ist das genaue Gegenteil von Bembel. Lasst euch überraschen. Nachdem sich ab nun erst einmal die Sichtweise ändert, ist das einen neuen Post wert.

Fluids Abenteuer - FSK 18!
Darf ich mich vorstellen: Ich bin Fluid. 17. Jungfrau. Die verdrekt bestausgebildete Venusfliegenfalle Krankfurts. Warum das so ist? Naja, bei aller Bescheidenheit: Meine Eltern haben die Frankfurter Schule quasi erfunden. Sind auch so flüssig wie ich. Können Gesicht, Haut und Stimme verstellen, wie sie es gerade benötigen oder Fingerabdrücke und Iriskonstellation eines Zieles annehmen. Mein Vater nannte meine Mutter "polyphrenes Miststück" bevor er uns verließ. Naja, auf ihn traf das genauso zu. Und auf mich auch. Es ist schwer, man selbst zu sein, wenn man jeder sein kann. So hatte ich mich darauf vorbereitet, hatte Ausrüstung, einen Schieber, eine gute Verbindung zum Sternschutz (ich half, einen Päderasten zu stellen. In mir hatte er sich das falsche Opfer ausgesucht) und einen Typen bei DeMeKo, mit dem ich ne klare Abmachung habe. Ich verwandle mich in jeden Star, den er gerade braucht für Fake Fotos oder Trids und spiel die devote läufige Schlampe an seiner Seite, wenn er mal wieder angeben muss und dafür gibts Kohle und freien Zugang zu seinen Informationen.
Als ich meine Mutter im falschen Augenblick "billiges Bückstück" nannte, war es so weit. Ich saß auf der Straße. Zum Glück hatte ich meine Ausrüstung zusammen. Nur: Keine Kohle für eine anständige Wohnung. Drek. Und hier auf der Straße sind an jeder Ecke irgendwelche ekeligen Insektenviecher! Dabei ist Luxus das einzige auf der Welt, das Bestand haben sollte! Na gut. Ab ins Äpplewoi Wagner. Standard-Manöver "Jungfrau in Nöten". Hilflosigkeit vorspielen, Dankbarkeit versprechen, Betäuben, Ausrauben. Menschen sind solche Opfer. Vor allem die Typen!


1.a
Hatte mal wieder so n Konzernbimbo an der Angel als auf einmal einige abgerissene Typen an mir vorbeilaufen und was faseln von wegen "irrsinnigen Haufen Patte gemacht". Also hab ich gleich umgeschalten. N Russe, ne Tussi im Rolli, n Zwerg und n Lauch. Ich greif mir den Russen. Bin heute in seiner Altersklasse unterwegs. Halb verfault ab vierzig. *lach* Also zieh ich voll sie Show ab. Mach auf Opfer. Der Typ neben mir weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Der Konsklave schaut doof, wie ich schreie, dass er hier eben den "grab by the pussy" hingelegt hat. Er fliegt raus, ich geh heulend auf WC. Kurz darauf gefasster Auftritt, schnurstracks an den Tisch neben diese Gruppe. Keine drei Minuten später sitz ich dem Russen schon auf dem Schoß. Aber irgendwie bin ich dem lästig. Scheiße. Erwisch ich mal wieder die einzige Schwulette am Tisch. War ja klar. Na gut, aber der Lauch is n Opfer. Steht voll auf mich. Will nur nich gleich abziehen. Also gut. Ich hau mir auf seine Kosten den Wanst voll und dann später... Da fällt das Wort "Stammtisch" und mir die Schuppen von den Augen! Ne Runnergruppe. Hab von denen schon gehört. Sind dreksverdammte Schlächter vor dem Herrn, machen sich aber auch im Anzug ganz gut. Waren da nicht n paar Trolle bei...?!
Also lasse ich die Maske fallen, um eine andere zu zeigen und mache ihnen ein Angebot, das sie gar nicht ablehnen können. Wer würde sich nicht zerreißen, die beste Venusfliegenfalle in seinem Team zu haben, die die Welt je gesehen hat!? Ja, wegen der Schwulette Artyon und der verkrüppelten Lesbe (?) wurde das nichts. Typisch Außenseiter. Gönnen einem aber auch nicht den Hauch von Erfolg, der einem naturgegeben zusteht! Nur der Lauch, also Drag, nahm meine Nummer. Hab aber noch den Troll kennengelernt. Goliath. Paar Tage nicht da und hängt hier ach rum. Is wohl Rausschmeißer oder so.
Ich also rüber zu den neuen Konzernbimbos. Hab auch gleich einen an der Angel. Cocktails fließen. Als ich später ihn und seine zwei Freunde gleichzeitig abschleppen will, passiert wieder was Komisches. Einer haut ab und einer setzt sich schmollend in die Ecke. Drek! Ich brauch wieder ne vernünftige Wohnung. Ich bin voll auf Straßenstrich! Da kann man einfach nicht vernünftig arbeiten...
Als wir auf die Straße gehen, kommt sein Freund hinterher. Schreit ihn an von wegen fünf Jahre Freundschaft und jetzt sowas. Zieht sogar n Messer, der Typ. "Yeah, Hahnenkampf", denk ich mir, da kommt Goliath an. Klar, wir stehen direkt vor der Tür vom Äpplewoi Wagner. Stellt sich direkt dazwischen und jagt den Typen zum Teufel. Dann motzt der auch noch mein Ziel an. "Mein mutiger starker Beschützer hier hat mich nur verteidigt gegen diesen ..Raufbold mit dem Messer!" Und in einem süßen, unterwürfigen Tonfall: "Tiger, bringst du mich auch sicher in mein Bettchen?!?" Und so dackelten wir davon. Ich gab dem sprachlosen Troll noch ein paar extra Hüftschwünge zum Träumen...
1.b
Am Samstag dann ein Konzert im Wagner. Drei Bands. Kenn nur die "Tsunami Walters". Aber egal. Lustiger Konzertabend und nebenbei noch die Besoffenen abrippen. Draußen erstmal nen Typen aufgerissen. Eintritt schon Mal kein Thema. Drin hab ich den abgeschrieben und hab ab und an ne Runde gemacht. Zwischendurch mal mit 2Take geplauscht. Dann gabs ne Schlägerei mit nem paar Hip-Hoppern. Draußen hats wohl auch gebrannt. Ich hab dabei nem Typen sein Kommlink abgezogen. Goliath und dieser Russe vom Stammtisch kloppen die Hip-Hopper her. Vier schaffen sie in die Hinterzimmer. 2Take nimmt mich mit. Verhören. Nachdem Goliath ihm im Nebenzimmer eine gebröselt hat und mal angeschnauzt, sollte ich übernehmen. Ich setze mich also aufreizend auf seinen Schoß, schlinge die Beine um ihn und drücke meine Titten vor sein Gesicht. Er spie nur trotzig aus, dass ihn die anderen töten würden. Ich flüstere ihm lasziv ins Ohr: "Wenn du nicht redest, dann stirbst du eben jetzt". Als er weiter rummotzte, gab ich ihm einen Abschiedskuss auf die Stirn. Naja, am Ende hab ich einem ein Wahrheits-Serum verpasst. Hätte ich eine vernünftige Wohnung mit Whirl-Pool und Sauna, wär mir das nicht passiert. Aber im Moment sitze ich auf der dreks Straße...2Take meint, ich soll denen vom Stammtisch helfen. Die vier sollten sich morgen wieder mit nem Türken treffen, der den Anschlag in Auftrag gegeben hat. Einer ist zum Glück n Lauch. Meine Statur. Ich lasse die anderen zuschauen, wie sich mein Haar und meine Haut schnell ändern. Das Gesicht dauert etwas länger. Seine Stimme habe ich noch im Kopf... Zum Glück lässt mich 2Take heute hier pennen. Sonst müsst ich mir noch nen Typen aufreißen.
1.c
Nachdem die anderen meinem Rat folgen, das Terrain doch vorher einmal zu sondieren, ändere ich noch einmal mein Aussehen. Jetzt bekommen sie mit, dass es nur ein paar Minuten dauert. Naja. Also hin nach Offenbach. Kreuzung Bismarckstraße, Wilhelmsstraße. Das ist die Bushalte, an der die Übergabe stattfinden sollte. Turf der grauen Wölfe. Gibt noch nen Dönerladen und ein Wettbüro. "Altayan T-Tip" steht groß darüber. Ich schau uns an. Drei Weißbrote und ein Troll. Der Troll könnte bei den Musels ein Problem werden. Also gebe ich ihm klipp und klar zu verstehen, dass er im Roadmaster bleiben soll, wenn wir jetzt dorthin zurücklaufen. Wir hatten paar hundert Meter weiter geparkt. Der kam einfach mit! Was eine Unverschämtheit! (Hatte 15 Würfel und satte -14 auf den Wurf :D ). Einmal, nur einmal mit Profis... Wir also rein in den Wettladen. Goliath blieb wenigstens zunächst erst einmal vor dem Laden stehen. Irgendwie hatte der Typ da was in den Ohren. Ich hatte nie was von Grauen Hunden gesagt! Wie kommt der auf Hunde? Klar habe ich Wölfe gesagt, Alter! Als Drag dann 500 auf so ein Scheiß Kamel gesetzt hat, kam er wieder ein bißchen runter. Zwei von den Wölfen, die hier überall rumlungern kamen rein. Scheint so, als ob die ihrem Boss Bericht erstatten. Zwei Ganger sind hier als Wache und tun so, als würden sie zocken. Im Prinzip hatte ich genug gesehen. Drags Kamel hat übrigens gewonnen.
Danach noch in den Döner. Die Anzahl der Ganger hier draußen hatte sich verdoppelt. Keine Scharfschützen auf den Dächern oder in den Fenstern. Goliath blieb wieder auf ne Kippe vor dem Laden. Wird dann wohl wieder nachkommen. Wir mümmeln da also unseren Döner. Auffällig, wie uns alle Kuttenträger hier mustern. Irgendwas hatte uns verraten und ich habe es nicht auf dem Schirm. Drek! Ich hasse das! Auf dem Rückweg verfolgen uns zwei Typen. Goliath läuft 50 Meter hinter uns und tut so, als würde er nicht zu uns gehören. (Ob das noch was nutzt?!?)
Drag, der Typ mit den Stahl-Eiern (Artyon hat mir immer noch nicht seinen Namen gesagt. Er kann mich nicht ausstehen. Sagt er.) und ich also an der Bushalte. Goliath fährt an uns vorbei. Dann kommt noch ein roter Benz. Ich gebe Goliath durch, dass er verfolgt wird. Er will das irgendwie in Oberrad erledigen. Wir steigen also in den Bus und unsere zwei Verfolger auch. Wir fahren bis zum Südfriedhof. Gegenüber der Haltestelle ist ein Hotel. So mittel. Braucht man auf jeden Fall SINs für. Zum Glück haben meine beiden Begleiter eine. Wir gehen also rein. Restaurant. Sehr gut. "Spielt einfach mit. Stapft hinter mir her, als würde der Laden euch gehören." Wir sind auch entsprechend gekleidet. (Ups, vielleicht fielen wir deswegen bei den Gossenpunks so auf). Ich stiefel also schnurstracks durch die Küche. Irgendwer spricht mich entrüstet an. "Gesundheitsamt Frankfurt." Dazu halte ich ein halb zugedecktes Irgendwas hoch. Ich glaub, das war der Werbeflyer fürs Konzert im Wagner. Egal. Funktioniert. "Aber Sie waren doch erst vor zwei Wochen hier...und da war alles in Ordnung..."
"Denken SIE. Zeigen Sie mir die Personal-Toilette!"
"Ja, natürlich. Die kleinen Mängel haben wir doch alle beseitigt. Und sie wollten doch erst in drei Wochen wiederkommen..."
"Wo ist der Hinterausgang? Ich hoffe, sie qualmen alle draußen?"
Er öffnet den Hinterausgang.
"ja, gut. Meine Kollegen werden sich melden."
Wir lassen den Typen zurück und verkrümeln uns. Ein paar Haltestellen weiter lassen wir uns von Goliat aufklauben. Er wird nicht mehr verfolgt. Zumindest sehen wir niemanden.
Im Wagner Gespräch mit Herrn Takeshi (2Take). Er scheint sehr angetan davon zu sein, das Vorspiel zu überspringen und direkt diesen Altayan zu entführen. Er holt noch ein paar Infos ein. Ich darf so lange im Wagner schlafen. Besser als draußen. Gibt sogar einmal am Tag Rippsche mit Kraut. Wird Zeit, dass wir den Typen cashen und die 5k abkassieren. Reicht zwar noch nicht für eine ordentliche Wohnung, aber besser als nichts. Wie jetzt...
1.d
Also gebe ich mich als Geschäftsmann aus. Gelackter Typ, jung, dynamisch, gut aussehend. Checke das Wetter in Konstantinopel und bestelle schon mal ein Taxi zum Flughafen. Von dort macht sich, kurz nachdem ein Flieger aus Konstantinopel ankommt,  "Dr. Ahmed Eker" vom türkischen Discounter "Hakverdi" auf den Weg nach Offenbach. Direkt zu Herrn Altayan. Oder wie der so heißen mag. Ich gebe vor, dass Hakverdi groß in das Lebensmittel-Discounter Geschäft einsteigen will und lasse durchblicken, dass selbstverständlich bei der Eroberung des ADL-Marktes Sicherheitskräfte benötigt werden und er hätte in Offenbach einen guten Ruf. Also der Hebel des social hacks ist klar. Das Ziel war es, ihn möglichst ungeschützt vor die Tür zu bringen. Er lud mich auch gleich zu einer Rundfahrt in Offenbach ein. Allerdings folgte uns ständig der rote Mercedes. Viel small talk. Offenbar steht er auf dralle junge Blondinen. Also treffen wir uns doch einfach abends um acht in dem von ihm vorgeschlagenen Puff, um weitere geschäftliche Details zu besprechen. Schön, wenn das Gegenüber auf die Ideen kommt, die man ihm eingepflanzt hat. Unangenehm war nur – und zum Glück hatte ich vorsorglicherweise ein Taxi zu einem Hotel genommen – wurde ich auf dem weiteren Weg beschattet. In der Hotel-Lobby fiel mir das auf. Fast zu spät...
1.e
...aber doch noch rechtzeitig. Der rote Mercedes war schwer zu sehen. Auf der Toilette das Chloralhydrat mit DSMO versetzt. So ist die Tablette schon aufgelöst. Die Spritze schiebe ich in den Ärmel meines Vashon Islands (Ace of Wands). Ich überprüfe, ob die anderen Kugelschreiber alle geladen sind. Taser sitzt auch. Ich schmiere noch ein E-Paper voll von wegen hierarchischer Aufbau von Hakverdi in den ADL. Der Trumpf wird sein, dass ich ihm das Paradies durch Worte schmackhaft mache. Als Mann keine Titten einsetzen zu können war dabei durchaus ein Nachteil. Aber wenn Sex nicht verkaufen kann, muss es Geld und Macht tun. Kurze Zeit später kam eine recht unscheinbare brünette Geschäftsfrau aus der Damentoilette und nahm ein Taxi. Zufälligerweise trug sie den gleichen Koffer wie Dr. Ahmed Eker. Nachdem Chloé mich in ihrem Camper verwanzt hatte und die Daten fehlerfrei über ihr Tac-Net flossen, nahm ich wieder ein Taxi zurück zum Hotel. Es ist viel Organisation, aber es sind die Kleinigkeiten, die ein skeptisches Gegenüber überzeugen. Auch wenn der rote Mercedes nicht mehr zu sehen war, Dr Ahmed Eker beginnt seine Reise am Hotel. So wie er auch das Wetter in Konstantinopel kannte und gekonnt nebenbei einfließen ließ, selbstverständlich den Gruß und die Sprachformel der Grauen Wölfe kannte und sich durch unverbindliche Andeutungen wie ein Exec gab. Aber nun auf zum Puff "Fleischeslust", Offenbach.
Ich bin etwas früh. Vor dem Puff zwei Türsteher. Der Camper von Chloé steht in der Nähe auf dem Wochenmarkt-Parkplatz. Altayan kommt. Mit zwei Männern im Schlepptau. Der rote Mercedes steht auch in der Nähe. Nach einer überschwänglichen Begrüßung gehen wir rein. Kurze Zeit später stehen zwei Scotch auf dem Tisch und ich male die Zukunft in den rosigsten Farben. Mit Chloés Anleitung war der ideale Zeitpunkt, das Chloralhydrat in den Scotch Altayans zu spritzen, kein Problem. Währenddessen präsentieren sich ein halbes Dutzend Damen. Während Herr Altayan immer schläfriger wird, schnappe ich mir eine Prostituierte und gehe nach oben. Dann passiert erst einmal - nichts. Ich lasse mir mehrere Minuten einen Strip geben. Na endlich - Schüsse von draußen. Drag hat wohl mit seinem Geist zwei der Leibwächter Altayans weggelockt. Zwei weitere erschießen sich gegenseitig bzw. werden von Goliath und Artyon umgepflügt. Innerhalb weniger Sekunden sind sie bereits im Puff und schalten die Türsteher und restlichen Leibwächter aus.
Dr. Ahmed Eker ist sehr besorgt um die Sicherheit seiner hübschen Prinzessin und spielt den weißen Ritter. Das schlägt voll an. Sie kennt wohl einen sicheren Hinterausgang...
1.f
Sie brachte mich auch sicher durch den Block. Hinterhof, Wohnhaus, Hinterhof, türkischer Kaffeladen. Von dort ein Taxi zu einem zufälligen Punkt. Schnell mal bei Drag angerufen und mir einen Geo-Ping schicken lassen. Ein weiteres Taxi bringt mich in die Nähe der Zahnarztpraxis, die 2Take für uns organisiert hat. Ich laufe dorthin und klingele. Ein Anruf kommt rein. Drag.
"Sag mal, Fluid, bist du das?"
"Nein, ich sitze noch im Taxi." Pause. Ein Lachen bleibt aus. Irgendwie checkt er es nicht, obwohl ich draußen stehe und nochmal klingele. Das muss er doch über das Kommlink-Bild sehen...?
"Jetzt mach doch endlich auf, Drag!"
Ein Summen. Zahnarztpraxis ist im zweiten Stock. Das schreit doch nach Stepping! Und hoch und hoch und eins zu-rück. Und hoch und hoch und eins zu-rück. Oben wartet Drag schon auf mich. Den leeren Aktenkoffer lasse ich im Empfangsraum stehen. Die anderen sind wohl alle drin im Behandlungszimmer. Als ich reinkomme, ist Goliath wohl ziemlich verwirrt. Naja, gut, ich bin jetzt eine junge Frau und war vorher ein Geschäftsmann. Zum Glück ist er zu dumm, um aus meiner Anwesenheit zu schließen, dass ich er bin. Ist halt nicht die hellste Birne am Kronleuchter, unser Troggy. Chloé in ihrem Rollstuhl ist auch da. Der Fahrstuhl hat sie wohl mal aus ihrem Camper gelockt. Altayan ist am Zahnarztstuhl fixiert. 2Take und die anderen stehen um ihn herum. Haben wohl auf mich gewartet. Sehr aufmerksam.
"Fluid, kannst du ihn mal aufwecken?" 2Take schaut mich nicht mal an, dabei. Von wegen gewartet, die wollten nur die Ware nicht beschädigen. Das Riechsalz braucht eine Weile bis es seine Wirkung entfaltet. Anscheinend hat das Chloralhydrat ganz schön reingedröhnt. Beim Verhör lasse ich 2Take erst einmal den Vortritt. Er probiert es mit Worten. Macht ihm klar, dass er sich in den Händen des Feindes befindet. Holt immerhin aus ihm raus, dass er der Auftraggeber hinter den Anschlag auf den Äppelwoi Wagner war. Zumindest verriet das sein bockiges Schweigen als sich 2Take als Besitzer vorstellte. Als mich die Blicke meines Auftraggebers trafen, wusste ich, dass mein Part gekommen war. Langsam und zärtlich streichelten meine Fingerspitzen die Innenseite seiner Schenkel und wanderten immer höher. Bis zum Ziel. Ich war etwas enttäuscht. Anscheinend war ich angesichts der Umstände nicht heiß genug. Das gute Stück wollte sich nur halb erheben. Ich blieb dennoch dran und streichelte ihn zärtlich. Bevor ich meine Frage stellte, hatte ich einen Zahnbohrer in der Hand und drückte auf Turbo. Nichts. Ich sah zu Chloé. Sie fuhr vor und schaltete die Elektrik des Stuhles ein. Na endlich. Wunderbar, diese Melange eines Hand-Jobs und dem Surren eines Zahnbohrers!
"Süßer, wir wollen doch gar nicht viel von Dir. Sag uns einfach nur einen Namen." Er blieb stur. Als ich ihm den Bohrer in seinen halb eregierten Schaft trieb, hatte ich ihn fast. Aber knapp daneben ist auch daneben... Und weiter wollte ich nicht gehen. Konnte ich nicht gehen. Klar, ich bin eine gemeine hinterfotzige Schlampe, aber keine Psychopatin. Im Grunde meines Herzens bin ich eigentlich viel zu lieb für diese Welt!
Als ich seine Taschen durchsuchte, Komm, Ebbie, edlen Füllfederhalter, Bliss und Waffe hervorholte, schaltete sich Drag ein. Ich habe keine Ahnung, was er so gemacht hat, aber auf einmal blubberte Altayan dem Schamanen die Ohren voll. Heißer Scheiß! Vielleicht ist dieser Drag doch nicht so ein Hündchen. Sondern ein ausgewachsener Wuffwuff. Die Wölfe wollen wohl nach Frankfurt expandieren. Ich fürchte aber, dass die Yaks da ordentlich was dagegen haben. Riecht nach einem weiteren Auftrag...
Naja, ich kürze mal ab. Aus der Kombination Durchsuchen des Kommlinks und Einholen von Infos durch die Kanäle 2Takes (Walt und 8-Bit waren mal wieder nicht zu erreichen...), haben wir den "Binbaşı" (Major) des "Teğmen"  (Leutnant) Mustafay Altayan gefunden: Mehmet Aslan. Wesentlich interessanter ist aber, dass 2Take (bzw. die Yaks) wohl herausgefunden haben, wann die nächste Lieferung Bliss der Türken nach Offenbach kommen sollte. Goliath kümmerte sich während der Besprechung um Altayan. Sein schmerzhaftes Röcheln bot eine stilvolle Geräuschkullisse über unsere Funke. Irgendwie rührend, wie sich Goliath um unseren Gast bemüht. Sinnfrei aber rührend.
Wir machen jetzt für 9k und 1k Vorschuss Urlaub in Hamburg.
Im Wagner mit den anderen (außer Goliath) am Tisch, rief ich einen Kontakt an. Er besorgt mir die ganze schmutzige Wäsche der Promis aus HH, wen man da so kennen muss, Überblick über Bars und Restaurants, Schattengemeinde, Gangs. Zusammen mit der Karte von HH und der Lernsoft Hansesprech kann ich mich dann ganz gut vorbereiten. Dafür muss ich morgen abend mit ihm ein Foto-Shooting machen. Da gibts mal wieder einen Skandal in der Frankfurter Promi-Welt. Und ich bin live dabei. Meine einzige Bedingung war, das es diesmal nicht wieder was mit Tieren ist...
Das Zeug von Altayan teilten wir auf. Der Füller macht schon was her... und wer weiß, wem ich as Bliss mal unterjubeln kann... Goliath warf die Wumme gleich weg. Will mir "was  Anständiges" besorgen. Er kam später dazu und schien bester Laune zu sein.
Aber der Höhepunkt kam noch: Mit den neuen 6,2k auf meinem Ebbie besorgte ich mir eine Wohnung mit Badewanne. Sauna und vollautomatische Massageliege fehlen noch, aber nach zwei Monaten auf der kalten, harten Straße war das erste heiße Bad in der eigenen Badewanne ein Genuss! Nach Hamburg werde ich endlich wieder dort wohnen, wo ich hingehöre: Inmitten der Reichen und der Schönen!
1.g
Also gut, ich soll in HH für Klaus Knatsch eine ehemalige Mitarbeiterin von DeMeKo, die zu Horizon übergelaufen ist, verkörpern. Sie soll gefilmt werden, wie sie sich einen Stricher angelt. Lässt sich sicher irgendwo zwischenschieben. Aber erstmal müssen wir dorthin. Ich checke erstmal meine Ausrüstung. Wirklich verboten ist nur meine SIN, ein paar Gifte in diversen Injektions- und Sprühstiften, sowie die Stifte selbst. Mit meinen Pepper-Punch-Stiften werde ich mich schon rausreden können. Und für fehlende Lizenzen zahle ich eben Strafe. Besser ein Bestechungsgeld. Dann kann ich meinen Kram behalten. Also ab ins Taxi. Drag schickt mir einen Ping. Niederursel. Alles klar.
Dort angekommen, lasse ich den Taxifahrer meine zwei Koffer mit diversen Kleidern und Schuhen zur Türe wuchten. Ich klingele. Keiner macht auf. Ich checke nochmal den Geo-Ping. Ist korrekt. Ich klingele nochmal. Von innen gedämpft Artyons Stimme: "Ich komm gleich." Nichts tut sich. Da die Haustüre mit einem echt guten Magschloss gesichert ist, laufe ich einmal ums Haus. Drek! Die Sicherung der Hintertür ist genauso gut! Und ich habe meine Ausrüstung nicht dabei! Ein Fenster ist offen. Eine Spülung läuft nach und ekliger Gestank. Außerdem müsste ich klettern. Das lasse ich lieber mal. Viel zu anstrengend! Und unwürdig! Also gehe ich mal weiter um das Haus und simuliere mit meiner Stimme eine Sirene des Sternschutzes, die immer näher kommt. Als ich um die letzte Ecke biege, lasse ich gerade eine Lautsprecher-Durchsage los: "Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus! Sie sind umstellt. Jeder Widerstand ist zwecklos." Drag steht in der Haustüre und sieht mich. Zum Glück bin ich eine echt begabte Bauchrednerin. Ich kanns nicht lassen und hänge mit meiner besten Darth-Vader-Stimme noch ein "Artyon, ich bin dein Vater!" dran. Gehe an Drag vorbei.
"Nimm doch meine zwei Koffer mit rein, Süßer." Er lässt die Koffer einfach draußen stehen. Was eine Unverschämtheit! Artyon liegt auf dem Sofa. Den brauche ich gar nicht fragen. Goliath nestelt gerade an seiner Hose rum und kommt aus dem Gang im EG. Ich klimpere ihn mit meinen Kulleraugen an. Er holt mit einem Grunzen "Also gut, ein letztes Mal..." die Koffer rein und wirft sie in die Ecke. Als wir so den Weg nach HH, unseren dortigen Kontakt (der uns von Herrn Takeshi gegeben wurde) und eine Bestellliste durchgehen, hält mir Goliath auf einmal eine Riesen-Wumme hin. Den Griff der Predator kann ich mit meinen beiden Händen gerade so umschließen. Der Abzug ist viel zu weit weg.
"Hier. Was Vernünftiges."
Der Ton hier ist irgendwie mir gegenüber nicht allzu freundlich. Seltsam. Die sollten sich eigentlich freuen wie kleine Kinder an Weihnachten, mich in ihrem Team zu haben! Ich will die Wumme also gerade widerspruchslos in meine Handtasche stecken, als der Troll anscheinend doch noch checkt, dass so eine trollangepasste Pistole nicht in meine zarten Hände passt. Ich gebe sie ihm zurück.
Wir fahren also los. Chloé mit Walt, Drag und mir im Camper voraus, Goliath mit Artyon in seinem Roadmaster hinterher. Unterwegs höre ich schonmal Verkehrsnachrichten und Nachrichten aus HH. Anscheinend ist bei Göttingen Stau. Gibt wohl irgendeine Terror-Gefahr.
"Wollt ihr vorher abfahren oder durch die Kontrolle durch?" Sie schauen mich alle eher ratlos an. Keiner fasst einen richtigen Plan. Also übernehme ich.
"Gut. Mein Name ist Nadine Schwarz. Ich bin Journalistin auf dem Weg nach HH. Walt, Drag und Chloé, ihr seid mein Team. Goliath und Artyon, ihr seid zugemietete Muskel. Ich hoffe, ihr habt alle SINs?" Hatten sie.
Ich steige aus. Schau mir mal die Leute rings um uns in den Autos an. Familien, Sararis, ah, da haben wir doch was. Abgefuckte Druffies auf dem Weg nach Hause. Waren wohl noch auf ner After-Hour-Party. Ich unterhalte mich mit dem Fahrer. Small-Talk über den Stau und so. Will mich über seine Mucke zuschwallen. Als ich genug von ihm gehört habe, gehe ich zurück in den Camper und beginne, die Imitation seiner Stimme zu üben. Auch wie sie sich wohl durch ein halb-offenes Fenster anhört. Chloé und Goliath müssn uns dringend hinter das Auto der Druffies bringen. Chloé und Goliath stöhnen. Im Stau ist das nicht so leicht. Aber sie schaffen es. Kurz vor der Kontrolle steige ich aus. Als sich die Polizisten dem Wagen vor uns nähern, lasse ich ihn ein "Schnell, lass das Zeug endlich verschwinden!" hören. Die Gesamtsituation ist für ihn so stimmig, dass er nicht bemerkt, dass das Geräusch von weiter hinten kommt. Der Wagen wird rausgewunken und gefilzt.
Mit meinem konzernmäßigsten Lächeln gehe ich auf den Beamten zu.
"Guten Tag. Mein Name ist Nadine Schwarz. Ich bin Journalistin und auf dem Weg nach Hamburg. Im Camper ist mein Team und im folgenden Fahrzeug meine Leibwächter. Leider können Sie und ihre Kollegen in Hamburg nicht überall gleichzeitig sein und so hat mich DeMeKo verpflichtet, für meine Sicherheit zu sorgen..." Und so weiter und so weiter. Irgendwie war ich enttäuscht, wie er etwas von "Routinekontrolle" faselte und unsere SINs scannte. Aber der Weg war frei. In HH rief ich Herrn Akazuka an. Unser Kontakt. Bei einem Treffen im "Goldenen Labskaus" in Bergedorf versicherte er uns, Kontakte herstellen zu können. Jedoch wäre er in einem legalen Geschäft und würde sich selbst nicht involvieren. Das Wort "Anwalt" war ihm förmlich auf die Stirn tätowiert. Unser Essen auf seine Kosten nahmen wir mit.
Er zeigte uns in der Nähe eine Wohnung. Für uns eingerichtet. Ein Zimmer für zwei (Chloé und ich) und ein Zimmer für die Männer. Inklusive Trollbett.
"Das Bad ist besetzt!" Ich ließ mir sofort eine heiße Wanne ein. Ich muss mir überlegen, wie wir an Infos über den Bliss-Transportweg der Grauen Wölfe kommen. Vermutlich werden sie hier von den Vory beliefert. Zumindest sind die hier der dickste Fisch im Becken...
1.h
Nun gut, wie auch immer. Infos kommen sowieso erst morgen früh. Eventuell können wir heute abend noch meinen Zusatzauftrag erledigen. Aber dazu müsste ich auch erst einmal die Crew überzeugen. Irgendwie sind die ganz schön widerspänstig, wenn ich Vorschläge mache.
"Fluid, kommst du mit? Goliath und ich gehen mal raus und schauen uns um." Oh mann. Ich schätze mal, der Große will sich einen Junkie schnappen und ihm die Scheiße aus dem Leib prügeln. Bevor da was Schlimmeres passiert, sollte ich mal mit. Und wer weiß? Am Ende stolpert der wirklich über die richtige Leiche... Auf der anderen Seite...
"Warte mal Drag, gib mir nur 10 Minuten. Bin gleich da." Als junge hübsche Blondine betrete ich das Wohnzimmer. "Umschauen ist ja ganz gut, aber glaubt ihr wirklich, dass ihr um die Ecke was findet?" Drag druckst herum. Weiß wohl einfach nichts Sinnigeres. Von Goliath kommt nur ein knappes "Klar." Artyon pennt schon, Walt scheint sich einfach der Mehrheit anzuschließen und Chloé... wo ist die überhaupt gerade? (Spieler nicht da).
"Ihr habt doch mitbekommen, dass ich uns Informationen über Hamburg besorgt habe, oder?" Ich schaue in die Runde. Drag und Artie warten nur auf die Pointe. "Keine Ahnung. Hab nix mitbekommen." Mann. Der Trogg ist echt ne harte Nuss. Die ganze Domina-Nummer ist voll nach hinten losgegangen. Goliath schaut mich nur an wie ein trotziges Kind. "Und außerdem, wie kommst du in unser Badezimmer?" Oh mann. Der hat es echt immer noch nicht geschnallt. Unglaublich. "Hallo, Goliath, ich bins. Fluid." Ich musste mir das "i bims" voll verkneifen. Nein, so etwas hilft nichts. Ich muss ihm Honig ums Maul schmieren. Und über Goliath komme ich an Artie ran. "Ja, Goliath, das ist wirklich Fluid." Drag überprüft mich nicht einmal astral. Goliath schaut ungläubig ins Badezimmer. Sucht wohl nach einem offenen Fenster im fensterlosen Raum. Oder nach einem Loch in Boden oder Decke. Er denkt kurz nach und schaut skeptisch. "Also gut" meint er betont langsam mit Blick auf Drag und wartet.
"Ein Freund von mir hat mir, also uns, einen Gefallen getan und ein Dossier zusammengestellt. Dafür muss ich ihm nur einen kleinen Gegengefallen tun. Dafür bräuchte ich eure Hilfe. Ich hoffe, ich kann auf euch zählen?" Drag sah mich an. "Worum gehts?" Goliath schnaubte und meinte nur: "Warum? Ist dein Freund." Wouwouwou. Echt hartes Brett. "Also, wir müssen nur zum Straßenstrich fahren, dann hol ich mir als bestimmte Person einen Stricher, ihr macht mit dem Kommlink eine verwackelte Aufnahme, fertig." Goliath ließ sich darauf ein. Aber ihm war anzusehen, dass er jemanden vermöbeln wollte.
Ich verwandele mich im Badezimmer in Sofija Lidow, eine ältere Dame. Bekannt durch ihre Mitarbeit bei der "Matrix 2.0" arbeitete sie ehemals bei DeMeKo und ist nun zu Horizon übergelaufen. Ich schaue mir nebenher ein paar Reden an und einige Auftritte von ihr, wie sie an ein Rednerpult geht. Anscheinend fährt sie privat eine bestimmte Limousine. Ich schau schon mal, wo ich abends um 10 eine her bekomme. Als ich mir das Dekolleté und die Arme auf alt schminke und meiner Gesichtshaut anpasse, kommt mir, dass es da doch noch ein paar Besonderheiten gab. Sollte das nicht ein Minderjähriger sein? Ich schaue noch einmal nach. Minderjährig. Ja. Touriport? Muss am Flughafen sein. Mal schaun. Als ich sehe, wo das ist und was das bedeutet, renne ich wieder ins Badezimmer, werfe hinter mir die Türe zu und fange an, laut zu fluchen. Dieses verdammte Arschloch hat mich voll über den Tisch gezogen! Und dann hat er noch die Unverschämtheit, anfangs zu schreiben, dass er mir doch gerne diesen Gefallen tut! Drek, den erde ich scheibchenweise kastrieren! Mit einem rostigen Löffel!!! Langsam gewinne ich meine Contenance zurück und gehe wieder ins Wohnzimmer.
"Was ist denn los?" Alle schauen mich an. "Ich fürchte, ich wurde über den Tisch gezogen. Mein *Freund* hat mir ein Dossier zusammengestellt, das Walt wohl in 5 Minuten aus der Matrix ziehen könnte und will dafür einen ausgewachsenen Run von mir." Klar. Er wurde beim Treffen in Frankfurt schon etwas flirty. Will vermutlich, dass ich angekrochen komme und mich dann flachlegen. Könnte ihm so passen. "Das muss im Touriport sein. In Wildost." Sie schauen mich an wie Lämmer. Wissen nicht, was das bedeutet. "Wildost ist von den HAZMAZ abgeriegelt. In den Touriport musst du dich reinschmuggeln lassen. Da drüben soll ich nen Stricher aufgabeln und mich filmen lassen. Überall hätte es ein Kommlink getan. Da muss ich von einer professionellen Kamera aufgenommen werden. So klatschreportermäßig, hinterherschnüffeln. Das ist eine ganz andere Nummer. Für so einen Run würde ich 10 - 15 - 20k nehmen. Drek, was ein Arschloch."
"Und warum sollten wir das dann tun?" Drags Einwand kann ich verstehen.
"Einfach, weil ich mein Wort gegeben habe. Mein Vorschlag: Wir ziehen das durch. Dann mach ich ihm klar, wie ich das sehe, was er mit mir abziehen will und verkaufe ihm das Trid. Das Geld teilen wir unter uns allen auf." Sie kommen damit klar. Zumindest grunzt Goliath.
"Dann können wir noch raus. Umschauen und was essen?" Oh Mann, Goliath will echt noch seinen Spaß. "Klar, lass mich nur noch schnell umziehen." Ich gehe ins Schlafzimmer für uns Frauen. Lasse die Türe offen. Ziehe mich um und verwandle mich wieder in eine hübsche junge Blondine. Goliath schaut mir zu. "Ah, jetzt verstehe ich langsam..."
Wir gehen also raus. Dreks Gegend. Beim Parkplatz verschwindet Goliath auf einmal zwischen die geparkten Autos und ist nicht mehr zu sehen. Für einen Troll eine reife Leistung. Er gibt uns durch, dass da ein paar Ganger die Autos checken. Walt legt sich hin und geht in die Matrix. Nach ein paar Minuten gehen wir weiter. Drag lässt wohl einen Geist zurück, um den Roadmaster zu bewachen.
Am Bahnhof gehen wir in einen Dönerladen. Die anderen Futtern schon wieder. Ich nehme nur eine Flasche Wasser. Keine Gangfarben oder Zeichen. Nur eine türkische Flagge. Drag meint auf einmal, dass es Ärger am Auto gibt. Anscheinend ist es aber nicht schlimm. Goliath meint, dass die Diebstahlsicherung nur eine Warnung herausgegeben hat. Als wir am Parkplatz ankommen, ist das Auto neben dem Roadmaster aufgebrochen. Einige andere auch. Wir gehen also schlafen.
Am nächsten Morgen bekomme ich einen Anruf von Herrn Akatsura. Er hätte einen Termin für uns arrangiert. So ab etwa 13.00 Uhr heute. Dick im Bliss-Geschäft wären hier in Hamburg die Vory, Penosen, Likedeeler (eher kleinere Mengen) und die Kabul-Maffya. Nun gut. Ein Anfang. Wir hatten noch Zeit und so fahren wir in die Nordstern-Mall in Wandsbeck. Da kauft sich Drag Dram. Gab wohl irgendwie Ärger, aber Drag handelte das. Ich nehme mir von meinem angesparten Geld eine Kamera. Eine gute Kamera. Also gut. Ich bin pleite. Noch 38 NuYen.
Ein Anruf von Akatsura um 13.00 Uhr. Wir haben um 13.30 Uhr einen Geschäftstermin in der Bar Moonshine. Ahrensburg. Stormarn. Als ich nach dem Anruf in unser Dossier schaue, schüttle ich den Kopf. Das ist feinste A-Gegend. Auf dem Weg dorthin briefe ich die Leute. Zwischendurch hauche ich Goliath ins Ohr: "Habe ich Dir schon gesagt, wie gut Du diesen Van fährst?" Er schaut mich an. "Du fährst diesen Van wirklich sehr, sehr gut, Goliath." Nach einem kurzen Blick meinte er: "Wenn du mir noch einmal sagst, wie gut ich den Van fahre, breche ich Dir den Kiefer." Ich lächle. Ist wohl seine Art, Danke zu sagen. Oder mir zusagen, dass er mir gleich den Kiefer bricht, wenn ich nicht ruhig bin. Aus dem werde ich einfach nicht schlau. Drag und Walt machen auf jeden Fall wieder meine Asistenten, Goliath und Artyon die Leibwächter. Wir parken auf dem Parkplatz. Viel zu teuer. "Zumindest wird niemand so dumm sein, hier einen Hinterhalt zu stellen." Kurz zweifle ich an meiner eigenen Einschätzung, aber auch auf den zweiten Blick scheint sie richtig zu sein.
Wir gehen rein in die Moonshine-Bar. Kein Kellner kümmert sich um uns. Also stolziere ich als Nadine Schwarz durch die Bar als wäre es das Normalste der Welt. Im hinteren Bereich sehe ich Herrn Akatsura und einen weiteren Herren. Ich achte auf alle Team-Mitglieder, jederzeit bereit, einen Faux-pas auszubügeln, aber alles geht gut. Gerade bei der Begrüßung wähle ich meine Worte sorgfältig und zeige jede Menge Respekt. Ich nehme einen Endiviensalat mit drei Shrimps ohne die Karte zu öffnen. Walt, der punkige Walt, nimmt sich Kaviar-Häppchen. Mit Herrn Sakurawa mache ich etwas höflichen Small Talk und tausche das Wichtige über ein Pad aus. Er war etwas überrascht, dass wir nicht gleich eine Bestellung hatten. Dafür entschuldigte ich mich blumig. Er selbst entschuldigte sich, uns hier getroffen zu haben. Es hätte uns sicher einige Umstände bereitet. Aber er müsse in einer anderen Sache vorsichtig sein. Kann man nun glauben oder nicht. Ich überspiele es höflich und erbat eine Kontaktnummer. Beim eigentlichen Geschäft würde er einen Bediensteten schicken. Als er noch einmal nachfragte, ob er sonst noch etwas tun könne, bestellte ich eine Rundfahrt für vier zum Touriport. Überrascht stimmte er zu. Er könne so etwas arrangieren. Es dauere nur seine Zeit. In Sachen Höflichkeit verkalkulierte ich mich, als ich die Rechnung übernahm. Entgegen meiner Vermutung, dass Sakurawa diese schnell übernehmen würde, ging sie an mich. Schnell und fast verzweifelt delegierte ich die Rechnung an Drag, der sie glücklicherweise beglich.
Auf dem Weg zurück in unseren Unterschlupf war ich durchaus zufrieden. Jetzt müssen wir nur noch den Bliss-Kontakt der Offenbacher Grauen Wölfe ausfindig machen. Und binnen der nächsten Woche wird es noch einen tridreifen Auftritt am Touriport geben.
1.i
Wir waren so klug wie zuvor. Goliath war es zu verdanken, dass wir nicht ewig diskutierten, sondern einfach auf gut Glück auf die Reeperbahn fuhren. Immerhin war dort ein Straßenstrich und Bliss eine typische Gossen-Droge. Ich war echt skeptisch. Hörte sich alles wieder wie "Wir hauen den Junkies die Scheiße aus dem Leib" an. Das ist so... auffällig. Nun ja, in den Seitenstraßen, vor denen der Touri-Führer ausdrücklich warnt, standen sie. Zu Hauf. Wir suchten uns eine ausgemerkelte Tante aus (Irgendwann früher hat mal jemand "Heroin-schick" zu diesem Look gesagt) und schwups die Wupps hat Goliath sie schon in das Wohnmobil gezerrt. Wie eine Befragung durch Goliath aussieht, hat er bereits oft genug Kund getan. So war ich froh, das Aussehen eines adretten arabisch aussehenden Mannes gewählt zu haben. (Auch alle anderen waren durch Artyon und Fluid verkleidet worden). Nach gutem Zureden und 50 Euro war sie bereit, uns zum "Ahoi" zu bringen, eine Kneipe in der Hafenstraße. Dort gab es einen "Piet", der Bliss vertickte. Der war mit seinen Jungs oben in einem Separée. Sah hier alles Neo-A anarchomäßig aus. "Nieder mit den Konzernen" und sowas war an die Wand geschmiert. Langsam fragte ich mich, ob es wirklich so gut war, Goliath nicht mitzunehmen. Ich fürchte, er wird an meinem Grab stehen und drauf sprühen: "Ich habs dir gesagt!". Oben stellte mich "Miss Susi" oder wie sie sich nannte, diesem Piet vor. Sie stotterte dermaßen und nannte mich "eine Freundin", dass ich innerlich nur mit den Augen rollen konnte angesichts dieser Glanzleistung eines Gefallens. Außerdem beeilte sie sich und schickte sich schon beim Sprechen an, zu gehen. Also übernahm ich die Initiative. Nachdem diese Leute Hamburger Schnack sprachen, tippte ich auf eine gewisse Syndikats-Zugehörigkeit.
"Mister Piet, selbstverständlich sind Sie weder blind noch dumm, so dass sie sofort gemerkt haben, dass ich ein Mann bin. Unsere gemeinsame Freundin hier tat mir den Gefallen, mich Ihnen vorzustellen. Ich möchte bei Ihnen einkaufen."
"Wenn du n Bier willst, geh runter an die Theke!"
War zu erwarten. Hier kommen wir zu einer kritischen Phase. Ich muss ihn überzeugen. Im Moment habe ich kein Argument. Aber es keimt eines in meinem Hinterkopf auf. Vorausgesetzt natürlich, dass meine Vermutung zutrifft.
"Sie haben mich falsch verstanden, Mister Piet", fügte ich mit einem Lächeln hinzu, "ich möchte eine größere Menge erwerben."
"Getränkemarkt ist die Straße runter. Kannst dir kistenweise Bier kaufen. Bist du n Bulle?"
"Sehe ich etwa so aus?" Naja, ich muss zugeben: ja.
"Anzugträger, Punker, Straßenkids, ich hab schon alles erlebt."
Auf den Mund gefallen ist er wirklich nicht. Eindeutig ein Face. Seine Leute musterten mich nur und warteten vermutlich auf ein Zeichen, mich unsanft rauszuwerfen oder mich wegzupusten. Je nachdem. Ich ließ ein Lächeln über meine Lippen huschen. Das musste ich nicht spielen, die Situation amüsierte mich. Ich liebe es! Drek yeah! Mit meinem Lächeln mustere ich ihn auffällig lange.
"Mister Piet. Sie gefallen mir. Offensichtlich lassen sie sich nicht überrumpeln und bleiben in unerwarteten Situationen ruhig und sachlich. Sie behalten den Überblick und reagieren nicht über. Vermutlich sind Sie Mitglied der Likedeeler oder haben zumindest Kontakte." Er wollte etwas erwidern, aber mit einer Handbewegung machte ich ihm klar, dass ich jedwede Antwort in Bezug auf diese Frage bereits habe. "Wenn das alles stimmt, dann könnte mein Auftrag in Ihrem Interesse sein. Es gibt hier in Hamburg eine Organisation, die die Grauen Wölfe in Offenbach mit Bliss versorgt. Ich würde lediglich wissen wollen, wer das ist. Ich hätte bereits einen Verdacht und würde ihn gerne bestätigt sehen."
Piet sah mich an. Ich könnte ein Bulle sein, klar. Aber der Konkurrenz ans Bein pissen hätte auch was. Bringt ihm sicher fame.
"Stell dich mit erhobenen Händen an die Wand und lass dich checken!"
Einer seiner Leute tastet mich ab. Oberkörper, Außen- und Innenseite der Beine, Schritt. Wenn er im Schritt etwas gemerkt hat, sagt er nichts. Meine ganzen Spritzen und Sprühstifte gehen als Kugelschreiber zusammen mit den E-Papern in meinen Taschen durch. Aber er durchsucht weder meine Arme noch meinen Hals. Ich setze mich wieder. Sehr gut. Der Fehler seines Untergebenen hilft mir, weiter Oberhand zu behalten. Ich muss um jeden Preis souverän wirken, auch wenn er mir jederzeit eine Kugel in den Kopf jagen könnte.
"Sauber", sagte der Typ. Piet nickte.
"Nun, nicht ganz", ich zog meinen Taser kurz vom Handgelenk, "aber anbetracht Ihrer Übermacht keine Gefahr." Der anschließende Blickkontakt zwischen Piet und seinem Untergebenen war unbezahlbar.
"Sie wollen eine Information von mir. Die ist natürlich nicht kostenlos." Bingo!
"Und an welchen Preis hätten Sie denn gedacht?"
"1000 Euro."
"Geht in Ordnung." Er spuckte Informationen aus. Die Grauen Wölfe operierten hier in Wandsbeck, im Brahmsfelder Ghetto. Und sie arbeiten mit der Kabul-Maffya zusammen. Wie erwartet. Bei den Wölfen hat ein Ötztürk-Clan das Sagen, bei der Kabul-Maffya hier der Bakthari-Clan. "Wo sie ihr Lagerhaus haben, kann ich natürlich nicht sagen", schloss er lächelnd. "Ich hätte nun gerne mein Geld."
"Kann mir bitte jemand 1000 Euro bringen bitte? Einfach die Treppe hoch und höflich anklopfen bitte." Das sagte ich laut in den Raum und wartete auf Piets Reaktion. Weiter sollte der Crew durch die Aufnahmen der unendeckten Mini-Kamera der Weg und meine Lage halbwegs klar sein. Es zog sich etwas.
"Was, was soll das..." Klar, Piet ist nicht sehr amüsiert. "...bist du etwa doch n Bulle...?!?"
"Mister Piet", ich nahm die Tonlage eines ruhigen, gutmütigen Erklärbärs an, der seinem Kind eine neue Welt zeigt, "Sie haben hier mehrere Muskeln und eine Kneipe voller Schläger auf Ihrer Seite. Ich kann doch schlecht ohne Rückendeckung zu Ihnen kommen, oder? Sehen Sie, Sie sind sicher ein Profi und haben Verständnis für meine Lage. Ich für meinen Teil vertraue Ihnen so weit, dass ich darauf baue, dass dieses Gespräch in diesem Raum bleibt. Sonst kann ich mir den Auftrag an die Backe schmieren."
"Mikrotransceiver...". Er verstand. "Ok, das macht Sinn... ". Ich sah ihn an, dass er verstand. Aber gleichzeitig fand er es natürlich absoluten Drek.
"Sehen Sie, Mister Piet, wenn alles glatt läuft, wird es demnächst in Offenbach einen Bliss-Mangel geben. Hoffentlich steht dann eine potente Organisation bereit, diese Angebotslücke zu schließen."
In seinen Augen leuchtete die Gier. Gleichzeitig kam nun Drag mit einem Credstick.
"Ich würde mich freuen, mit Ihnen in Kontakt zu bleiben, Mister Piet. " Ich gab ihm eine Nummer eines Wegwerf-Kommlinks. Er lies sie überprüfen. Anscheinend zu seiner Zufriedenheit.
"Komm doch einfach nach der Sache nochmal vorbei. Dann sehen wir weiter."
Vielleicht hätte ich es noch vermeiden können. Ich bin mir sicher, dass Mister Piet davon erfuhr, dass Drag und ich in ein sehr auffälliges Wohnmobil einstiegen... Drek, was ein geiler Ritt!!!
Wir sind dann direkt mit Chloés Wohnmobil ins Brahmsfelder Ghetto gefahren. Dort angekommen, hatten wir auch schon zwei Autos von "Der Horde" am Hintern kleben. Die brachten uns irgendwie zum Stehen. Dann sollten wir aussteigen. Anscheinend dauerte ihnen unsere anschließende Diskussion zu lange, denn Chloé fuhr auf einmal volle Kanne rückwärts und schloss die hintere Luke wieder. Sie rammte eines der beiden Autos. Durch die hinteren Fenster schossen Artie und Goliath weiter auf die Ganger. Ich hab mich in den Fußraum der Essecke verzogen... Schusswechsel sind einfach nicht meine Welt.
1.j
Ich habe mich dann mit Chloé unterhalten. Ob man nicht mit Troden in ihr Tac-Net könnte und so den anderen helfen. Geht. Fehlen nur noch Troden. Hier in der Nähe ist tatsächlich ein Stuffer plus. Oder Elektro-Ali mitten auf dem Turf der Grauen Wölfe. Chloé wollte natürlich da hin. Ich war ja eher für ruhiges Shopping. Naja, der Alte hinter dem Tresen hat eine Tirade über die Horde und Trogs überhaupt abgelassen. Bei den Tags der Wölfe wurde er kleinlaut. "Paar Kiddies, die großen Gangster spielen" und solche Ausflüchte. Wir nahmen die Troden mit.
Walt deckte sich vor dem Laden im Camper in die Matrix. Übernahm mehrere Kameras der Gegend. Da sahen wir zwei Dealer in einem Hauseingang und einen Dönerladen, in dem die Wölfe wohl ein- und ausgehen. Chloé hat einen der Dealer auch in einer Seitenstraße über ihre Drohnen in einem Haus verschwinden sehen. Kam dann zurück und er und sein Kumpel wurden immer wieder von Straßengesocks kurz angesteuert.
Der Dönerladen war ein paar Straßen weiter. Ich hatte die Kamera die ganze Zeit über meine Bildverbindung im Blick. Neben dem schwarz/weiß/roten Mosaik des Bodens fiel doch sehr auf, dass den ganzen Abend niemand in der Parkverbotszone direkt vor dem Laden parkte. Nicht mal schnell. So zum Abholen. Wir fuhren mal hin und aßen etwas. Lauter türkisch sprechende Norms. Gut, nen Elf habe ich noch gesehen. Angeblich war da auch n Zwerg. Aber keine Hauer. Goliath wurde als Troll die ganze Zeit blöd angeklotzt. Ich ließ mich in dieser Umgebung nicht lumpen und hielt Goliath eine Ghetto-Faust hin.
"Okidok." Goliath schaute etwas verstört. "Oukidouk," sagte ich langgezogen, "das sagt man doch so auf der Straße oder?!??" Goliaths Antwort war ein kurzes und trockenes: "Nein." Begleitet von einem ungläubigen Kopfschütteln.
Was die Parkverbotszone angeht: Also ich habe mich echt bemüht, aber da gab es einfach nichts zu entdecken. Das scheint die einzige Parkverbotszone zu sein, die auch wirklich beachtet wird. Vielleicht wird einfach jeder gegeekt, der da parkt?!?
Nun gut. Wir beschäftigten uns weiter mit den Dealern. Nachdem Goliath bei den Dealern abgeblitzt war und ich ihn glücklicherweise ziemlich leicht davon abbringen konnte, einfach einen der beiden mitzubringen, besorgte er mir höflicherweise den Mantel eines Squatters. Einhundert Öcken. Mann, der Alkie war glücklich! Also, ehrlich. Mir kam es fast hoch, aber was tut man nicht alles für den Job... sogar einen abgeranzten Mantel anziehen. Es fiel mir schwer, aber ich spielte den beiden eine abgebrannte Squatterin vor, die für nen 5er Bliss wollte. Bekam einen Witz. Vermutlich einfach eine gebrauchte Packug. Irgend ein Abfall vom Umfüllen oder so. Aber eindeutig Bliss. Auf dem Rückweg wollten mich noch ein paar Junkie-Ratten ausnehmen, aber Goliath verhinderte das. Er machte ihnen klar, dass er mich ausrauben wird... Zurück im Camper flog der Mantel sofort raus. "Drek, ich brauche eine Badewanne! Sofort!"
1.k
Natürlich wurde aus der Badewanne nichts. Zum Glück hat aber Chloés Camper eine Dusche eingebaut. Besser als Nichts. Also nichts wie rein, Drek abwaschen und mein Junkieaussehen ändern. In jung und hüsch. Nachdem das echt eng ist in der Kabine, mache ich mich nur trocken, ziehe Slip und BH an und lege mein Make-Up auf. So präsentiere ich mich dann den Jungs. Ich lasse sie einfach mal n bissl gucken und behandle sie nett. Vielleicht klappts dann endlich mit dem Gehorchen. Äh, der Zusammenarbeit, meine ich natürlich. Wie zu erwarten, hatten weder Drag noch Artyon einen Plan als ich halbnackt vor ihnen stand. Goliath wollte einfach die Dealer nochmal provozieren, auf ihre Verstärkung warten und dann einfach alle abknallen. Joa, sag ich jetzt nichts zu... Walt saß ruhig in der Ecke und überwachte die Gegend. Faselte irgendwas von "Infrastruktur unterminieren" oder sowas. Auf jeden Fall erhörte er mein süßes Gesäusel, dass es "Sahne" sei, dass er die beiden Dealer im Auge habe und so könnten sich Goliath, Artyon und Drag voll auf die "Seitengasse" konzentrieren, aus der der Dealer sein Zeug geholt hat. Irgendwann wird er sich wieder was holen müssen, so wie der frequentiert wird. Mit Honig um den süßen Kussmund kam ich bei Goliath, Artyon und Drag auch tatsächlich dazu, ihnen meinen Plan schmackhaft zu machen. Wir überwachen die Gasse und schauen dann astral sein Drogenversteck an. Ich würde per Droden einfach als Unterstützung im Tac-Net fungieren. Drag war technisch raus, weil im Astralraum, konnte aber mit den beiden Muskeln vor Ort telepathisch kommunizieren. So fanden wir schnell raus, dass der Typ das Zeug hinter einem losen Gitter bunkert. Irgendwie war der gut gelaunt. Gut, dass ich beim Rückzug Drag habe ausrichten lassen, dass er am Ziel bleiben soll, denn der ging tatsächlich einfach nur kurz zu seinem Stellplatz und dann weiter...
Drag hatte dann astral herausgefunden, wohin der Typ ging, so dass wir (auf drei Häuser genau) wussten, wo er sein musste. Wir also mit dem Camper hin. Da war aber wohl eine Art magische Alarmanlage der Marke "Hüter" (ey, Chummer, frag mich nicht...), aber Walt konnte nach einiger Suche das richtige Komm wiederfinden und das Mikro anzapfen. Er schnitt gleich mit. Morgen um 10 soll es mehr geben... Alles klar. Irgendwie fragt mich inzwischen schon fast jeder, was er denn tun soll. Brav! Ich lasse Walt die Kamera im 4. Stock übernehmen. Das Ziel kam aus der dritten Tür. Jetzt wissen wir, wo der Zulieferer wohnt. Meine echt grüne neue Kamera liefert gutes Trid-Material aus der passenden Wohnung. Wir haben ein Bild des Zulieferers! Jetzt ist 23.00 Uhr. Morgen um 10 ist eine Übergabe. So lange müssen wir den Typen überwachen. Hoffentlich muss der erst noch holen. Dann wären wir gleich noch eine Sprosse höher...
1.l
Wir schnappten uns Fly Spies von Chloé und überwachten Vorder- und Hintereingang. Die Fliege vom Vordereingang konnte sogar ins Haus und flog in den vierten Stock. Alles unter Kontrolle. Nachdem wir nicht wussten, ob mit 10 Uhr morgens oder abends gemeint war, nahm über Nacht jeder eine kurze Mütze voll Schlaf. Und das war gut so. Um halb acht morgens fuhr eine Nobelkarosse vor und ein Typ mit stieg aus. Drag rief einen Geist und schaute sich den Fahrer im Wagen genauer an. Cyberarm. Chloé ließ einen Krabbler unter die Limo wandern. Unser Ziel kam mit dem Typen wieder zurück, stieg ein und fuhr davon. Wir folgten außer Sichtweite. Sie fuhren nach Bergedorf an die Elbe. Dann war das Signal auf einmal weg. Haben sie die Wanze gefunden? Störsender? Wir fuhren hin und parkten etwa einen halben Kilometer vom Signal weg. Ziemlich öde Gegend hier. Leerstehende, halb zerfallene Häuser. Chloé ließ eine Flying Eye steigen und Drag ging in den Astralraum. Vier Leute in einem Lagerhaus, ein Schiff hat angelegt. Drag berichtet, dass einer von den vieren ein Magier und Chloé, dass zwei Scharfschützen auf den Dächern wären. Irgendwas ging schief, denn auf einmal wurden die vier nervös. Sie gingen alle in Deckung. Nach einigen Minuten kam ein billiger SUV an. Jemand sprang raus, war ein paar Sekunden im Lagerhaus, sie fuhren wieder davon. Kurze Zeit später stoppte ein SUV in unserer Nähe. Leider fuhren wir nicht sofort weg, so dass ein zweiter, den wir bisher nicht bemerkten, uns den Fluchtweg abschnitt...
1.m
(Anm.:Chloé und Walt fehlten). Ich setzte mir den neu erworbenen Troden-Helm auf. Die rückwärtige Tür des Campers schwang auf, Artyon verließ ihn. Goliath stellte sich an der Tür in Deckung. Über die Drohnen, die ausschwirrten, konnte ich die Situation gut erkennen und Artie unterstützen.  Der Gegner war in Überzahl. Artie und Goliath waren sich wohl einig, sie kommen zu lassen. Zwei, die ins Schussfeld liefen, wurden von ihnen auch ausgeschalten. Drags Geist metzelte einen weiteren hinter der Häuserecke nieder. Ein Zwerg entkam verletzt. Damit war die Besatzung eines Bobcats ausgeschalten. Die anderen vier flüchteten. Wir also mit Vollgas zum Lagerhaus. Drag rief noch seinen angebundenen (? Chummer, frag mich nicht) Geist, aber zu spät. Roadmaster und Gaia waren schon auf der Straße. Wir also hinterher. Zum Glück konnte ich Drag noch sagen, dass wir die Leute im Gaia lebend brauchen. Die Besatzung des Roadmasters wurde überzeugend gemetzelt. Obwohl anscheinend ein Magier an Bord war. Einer lief davon. Als Artie traf, konnte ich mir einen Aufschrei "Knall sie ab, die Sau!" nicht verkneifen. Goliath, der daraufhin daneben schoss raunzte ein "Lenk mich nicht ab, Schlampe!" zurück. Artie machte ihn alle. Dem Gaia mussten die beiden dann drei Reifen zerschießen, bis dieser einen Unfall baute. Und so stehen wir hier. Der Feind in Alamo-Stellung und wir wollen ihn lebend. Drags Geist ist wohl wenig effizient, wenn es darum geht, den Gegner lebend zu fassen...
1.n
Artie und Goliath sind also ran an den BMW Gaia. Chloé und ich sahen uns über die Drohnen um, ob der zweite Bobcat irgendwo rumcruised oder sonstige Ganger irgendwo rumlaufen. Drag sah sich den Inhalt des verunglückten Autos astral an. Am Leben sind noch ein Ork und ein Norm. Leider haben wir keinen dabei, der sich wirklich mit erster Hilfe auskennt. Geschweige denn einen Arzt. Zum Glück hat aber Chloé ein Medkit im Wagen. Sogar ein richtig gutes. WiFi gestellt und das muss reichen... Über die Drohnen machen wir noch Fotos von den Toten. Auch von denen im Roadmaster. Mal schauen, was Herr Akazura, der Rechtsanwalt und unser Kontakt hier in HH dazu sagt. Das wurde jetzt wesentlich schneller heiß als geplant.
1.o
Über Herrn Akazura, dem ich kurz Bericht erstattete, kamen wir an Krone, einen Streetdoc in Bergedorf. Seine Praxis hat ganz gute Sicherheitseinrichtungen und es stört auch keinen, wenn es einmal etwas lauter werden sollte. Mit Akazura machte ich ein Treffen für den nächsten Tag um 13.00 Uhr aus. Krone kümmerte sich um die beiden. Der (unwichtige) Ork, der Dealer, den wir beschattet hatten, war nur leicht verletzt. Die Zielperson von der Kabul-Maffya, wie ein Tatoo verriet, rang mit dem Tode. Nach kurzer Zeit war der Ork verhörfertig. Die Zielperson könnten wir laut Doc frühestens morgen Mittag verhören. Nachdem es vorteilhaft wäre, mit den Infos dieser Person zu Akazura zu gehen, verschob ich unser Treffen auf den Abend. Er war nicht direkt unhöflich, aber langsam wird seine Geduld von uns strapaziert, fürchte ich.
Den Ork befragte ich auf die übliche Weise. Türke. Steht sicher auf Blondinen. Festgeschnallt liegt er vor mir. Ich drücke auf die üblichen Knöpfe. Er kann nichts dagegen tun, obwohl er weiß, welches Spiel ich spiele. Er entspannt immer mehr, sein Penis eregiert. Und ich drücke so fest ich kann auf den gebrochenen Wangenknochen. Das Spiel wiederhole ich einige Male. Der Norm heißt Amir, ist ein kleines Licht bei der Kabul-Maffya und er wollte 1kg Bliss von ihm kaufen.
Wir lassen den Camper (der dem Gegner eh bekannt ist) bei Krone "als Pfand" stehen und fahren mit dem neu erbeuteten Roadmaster in unsere Unterkunft. Ich schnappe mir gleich die Badewanne. Und dann erst einmal ordentlich ausschlafen!
1.p
Habe diesen Amir befragt. Es gibt in HH drei Plätze zum Anliefern. Dies geschieht monatlich. Der Bote ist ein Russe, dessen Namen er nicht kennt. Das Bliss kommt direkt aus Afghanistan. Das Lager in HH ist eine alte Lagerhalle in Quickborn.
Abends um 19.00 Uhr dann Besprechung mit Akazura. Er war ganz angetan. Zu Amir schickt er ein Verhör-Team. Nachdem ich das vergessen hatte, in der Halle lägen ein bis zwei Tonnen, berichteten sie. Der andere vom Gemetzel war uninteressant. Doc Krone übernimmt den. Springt sogar noch 1,8k bei raus. Bei der Besprechung lagen zwei Möglichkeiten in der Luft. Entweder Lager in die Luft jagen oder an die Bullen verpfeiffen. Am besten dabei noch ordentlich Bliss abstauben. Ich rief also Carolin Pfister, meinen Kontakt beim Sternschutz Frankfurt an. Sie fand das interessant und wollte bei ihrem Chef anfragen.
Wir machten eine Lieferung mit dem Kontakt aus, den Sakurawa (der Schieber) uns gegeben hatte. Sprengstoff und Zünder für Goliath. Wir nahmen sogar Plastikzeugs. Teurer, aber auch leichter. Nur für den Fall, dass Goliath rumschleichen muss. Paar Uniformen von Hansec bestellten wir noch. Angeblich würde ja die Hansec zugreifen.
Rief auch Klaus Knatsch an, Kontakt bei DeMeKo. War guter Laune und angedudelt, so spät am Abend. Habe für den Gefallen am Touriport 7,5k und eine Einladung zum DeMeKo-Ball für mich rausgeschlagen. 2Take war recht angetan von den Fortschritten. Für eine Crew zum Übernehmen des Bliss müsste er 9 Stunden vorher Bescheid wissen.
Für Chloé kamen ein paar Kontakte und übernahmen den geklauten Roadmaster.
Drag wollte sich im Laufe des Tages einen Geist holen. Ging aber irgendetwas schief.
Carolin gab grünes Licht. Es gäbe sogar eine Sternschutz-Niederlassung un HH Nord. Die würden sich die Lorbeeren holen. Zwei Leute würden unterwegs einen Zwischenstopp mit einem Laster machen und wir könnten 10 Minuten umräumen. Zugriff habe ich auf morgen früh um fünf gelegt. Um drei gebe ich den Geoping weiter. Die Leute von 2Take haben so genug Zeit. Als die vier etwa um Mitternacht kamen, war ich schon dabei, alle zu verkleiden. Die vier eingeschlossen.
Nun stehen wir nachts um drei an der Bundesstraße und ich werde gleich den Ping weitergeben.



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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 18. April 2019, 14:11:58
Der Hamburg-Run ist durch. Einen Abend findet ihr im Post vorher. Einen hier. Aber Vorsicht! Ich habe extra einen weiteren Spoiler eingebaut. Es gibt im Rollenspiel einfach Grenzbereiche, die von jedem anders gehandhabt werden. Folter oder sexuelle Gewalt, um nur zwei zu nennen. Überlegt euch, ob ihr diesen Teil wirklich lesen wollt!

Fluids Abenteuer 2 FSK 18
1.q
Wir stehen da also nachts rum. Bekomme über Komm durch, dass es bereits um vier los geht. Gut, dass ich vorgesorgt habe. ALI meldet 15 Minuten später einen schweren Unfall auf der B. Natürlich Fake. Aber der hirnlose Verkehr wird umgeleitet. Goliath kennt die Leute von 2Take und hat alles arrangiert. Über Komm kommt durch, dass der Zugriff nicht glatt lief und wir uns beeilen müssen. Außerdem konnten die abgemachten 300 kg nicht geborgen werden. Der Sternschutz kam und wir übernahmen reibungslos knapp 100 kg Bliss. Die Fahrer von 2Take übernahmen das. Wir gondelten in aller Ruhe Richtung Quickborn. Immer schön der offiziellen Umleitung hinterher. Glücklicherweise war ich ins Tac-Net integriert, so dass ich Chloé helfen konnte, unauffällig zu bleiben als fünf Wagen von HanSec mit Blaulicht von hinten überholten. Zurück im Unterschlupf in Bergedorf schliefen wir erst einmal aus.
Am nächsten Tag trafen wir uns mit Sakurawa am Großensee und übernahmen die bestellten HanSec Uniformen. Viel gekauft, nicht gebraucht. Aber wer weiß. In Zukunft werden vielleicht irgendwo HanSec-Bullen mit C6 irgendetwas in die Luft jagen... Außerdem machten wir die Überfahrt zum Touri-Port klar. Armutstourismus in den örtlichen Slum. Da hatte eine gewisse Sofija Lidow noch ein Date mit der Kamera. Man sollte sich zweimal überlegen, ob man seinen Konzern hintergeht. Ich hatte mir Dinge zurechtgelegt, die nicht einmal Horizon wieder wird ausbügeln können. Und falls doch - es würde mich dann brennend interessieren, wie! Immer wieder hatte ich am Vorabend Stimme, Gang und persönliche Eigenarten geübt, so weit ich über Trids Informationen hatte.
Am nächsten Tag stiegen zu "Sven" vier Leute zu. Eine reiche Kundin, ihr orkischer Muskel (ja, wir waren echt gut verkleidet. Der Troll Goliath hatte so ein riesiges Rasta-Toupet, dass er als Ork durchging!), ein ordentlich gekleideter Sekretär und eine Überwachungsspinne, die getragen werden musste. Sven tuckerte von St. Pauli aus langsam durch die Elbe.
"Entschuldigung, aber kann es sein, dass ich Sie irgendwoher kenne?" Sven hatte anscheinend Manieren. Aus der Sicht Lidows war es allerdings eine Unverschämtheit, von einem Bediensteten ungefragt angesprochen zu werden.
"Sie tun das, wofür Sie bezahlt wurden." Immer wieder musterte er mich.
Am Touriport stieg ich mit Goliath aus. Drag blieb in unserer Nähe und Chloé auf dem Kutter.
"Hast du mich gut im Bild, Chloé? Nicht vergessen, möglichst wenig Goliath oder Drag drauf haben. Ich habe keine Ahnung, wie ihre Leibwächter aussehen oder ob sie überhaupt feste Leute hat. Sicher ist sicher." Micro-Transceiver. Tolle Erfindung! "Außerdem musst du dann schnell das Fenster suchen. Ich warte dann auf dein Kommando."
"Ich schicke zur Sicherheit noch zwei Fly-Spies mit. Falls es kein Fenster gibt. Goliath muss nur die Türen etwas länger offen halten." Goliath grunzte ein ok. War nicht sehr gesprächig der Typ und verbreitete stets eine miese Laune.
Ich suchte mir also einen Stricher. Etwa 12 und fand ihn auch. Er bot sich recht aggressiv an.
Vorsicht! Darstellung von Erniedrigung!
Noch bevor er mich ansprechen konnte, reagierte ich. "Fünfhundert und du wirst tun, was immer ich verlange!" Ich zog meinen Schuh etwas durch die Pfütze. "Wenn du das Angebot annimmst, dann lecke mir den Schuh sauber!" Er tat es.
"Und... was ist mit der Sicherheitsanzahlung, Herrin...?!?" Verdammt, wie das so abläuft hier, davon habe ich keinen Schimmer. Mist. Bloß keine Unsicherheit. Also werfe ich mit einem Lächeln einen Hunderter in die Pfütze. "Hier."
Der Junge führt mich zu einer Kneipe. Der Türsteher schaut uns an. "Keine Trolle hier". Verdammt, entweder hat er meine Verkleidung durchschaut, die ich Goliath verpasst habe, oder für ihn waren alle Hauer Trolle. Oder er will einfach mehr Geld rausholen. "Der kommt hier nicht rein. Der kommt nicht mit."
"Doch, er wird mich begleiten!" Mein Ton ließ keinen Widerspruch zu. Er schien machtgewohnt zu sein und widersprach doch.
"Wieviel? 200?"
Er stutzte und schaute auf den Kleinen. "Wieviel hat sie dir geboten?"
Der Junge sah ihm nicht in die Augen, sein Tonfall war ängstlich und unterwürfig. "500."
Er sah mich lange an. "Aber der Troll rührt meine Ware nicht an, klar? Sowas bringt immer nur Ärger und Verletzungen!"
"Nein. Er schaut nur zu."
"Gut, das macht dann eine Anzahlung von 250, 200 für den Hauer, 50 fürs Zimmer. Die restlichen 250 dann hinterher."
"100 habe ich dem Jungen schon angezahlt." Den Rest gab ich ihm.
"Wolltest du wieder Kohle abstauben!" Er holte aus, der Kleine duckte sich weg. Ich packte ihn an seinen Haaren und schob ihn zur Treppe.
Oben blieb Goliath vor der Tür. Chloé meldete, dass die Spy-Flies mit drin sind. Das war auch gut so. Es gab kein Fenster...
"Was soll ich tu..." Ich schlug ihm ins Gesicht.
"Knie dich hin und sprich nur, wenn ich dich frage, du wertloses Tier!" Ich zog immer wieder an seinen Haaren unterbrochen durch streicheln seines Gesichtes. Dabei drückte ich sein Gesicht zwischen meine Beine. "Du armes Kind. Hier gibt es nur verseuchtes Wasser... wenn du ganz brav bist, gibt dir Mami etwas zu trinken. Er trank. Ich drehte mich um. "Und auch Essen ist hier sehr teuer, nicht wahr...?"
Ich musste mit mir ringen, meine Fassung zu wahren, als er nach seiner Mahlzeit heulend vor mir kniete. In einer Lache aus Pisse und Kot. Die 250 warf ich un die Lache und drückte sie noch einmal in den Kot als würde ich einen Käfer zertreten. Der Junge durfte mir zum Abschied noch einmal die Schuhe säubern.
So kam ich mit Goliath von oben mit einem heulenden Jungen im Schlepptau, der verschissene Geldscheine in der Hand hielt. Der Türsteher sah uns schief an. "Verdammt, was... Aber meine Ware ist nicht beschädigt, oder?!?"
"Nein, ist sie nicht."
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Ich gab ihm noch einen Hunderter. "Für die Reinigung."
"Verdammt. Das ist echt ... Das habe ich jetzt..."
Mich interessierte sein Gestammel nicht. Außerdem musste ich meiner Rolle gerecht werden. "Ich werde ihr Haus gerne weiter empfehlen." Bei diesen Worten sah er mich bereits nur noch von hinten.
Noch beim Rückweg zum Kutter hörte ich Goliath auf dem Ohr. "Fluid, wenn du das nochmal machst, breche ich dir alle Rippen!"
Und ich hätte das absolut verdient. Sogar jetzt schon. Die ganze Show diente dazu, mich in die High-Society zu bringen. Eine Art Vorleistung als Aufnahmegebühr. Die DeMeKo-Gala wird mein Debut sein.
Auf dem Rückweg schaute Sven mich immer wieder an. Ich gab die befriedigt drein schauende Diva. Beim Anlegen dämmerte ihm irgendetwas. "Klar, jetzt weiß ich wieder, woher ich Sie kenne. Aus dem Trid!"
Lächelnd wie ein geschmeichelter Star meinte ich nur "Denver Clan. Next Generation."
"Wow, klar! Haben Sie ein Autogramm?"
Ich stieg aus, meinte "Klar habe ich das" und stolzierte davon. Der wird genauso geifern wie alle anderen auch, die heute mit mir, also Sofija Lidow, Kontakt hatten, wenn die Reportermeute wie drekfressende Ratten über sie herfallen.
Im Roadmaster atmete ich erst einmal tief durch. "DAS mache ich nie wieder." Chloé sah mich nur an als würde sie nicht glauben, was sie sah...
Ich verwandelte mich langsam wieder in einen Mann und zog mich um. Dabei rief ich bereits Mister Takeshi an.
"Jo, hi, Fluid."
"Alles angekommen?"
"Ja, alles unterwegs. Ist ja nicht so viel wie erwartet."
"Aber es lief alles rund. Nicht ganz so gut wie erwartet, aber rund. Take the money and run, weißt du? A propos. Wir haben die Lieferung für mehrere Städte erwischt. Ich hätte hier einen Kontakt zu den Gleichteilern. Kann ich den ins Boot holen?"
"Das kann ich nicht entscheiden. Das muss der Oyabun tun. Aber ich gebe es weiter. Hier sind auf jeden Fall alle sehr zuzfrieden. Keine Panik, Fluid. Das lief dank deinen Kontakten echt gut. Übrigens, habt ihr in letzter Zeit Nachrichten gesehen?"
"Äh, nein, wir waren... zu beschäftigt."
"Dann solltet ihr das mal tun."
Nachrichten aus Hamburg: In einer nächtlichen Aktion gelang dem Sternschutz ein großer Schlag gegen den internationalen Drogenhandel. Es konnten mehrere hundert Kilo Bliss sicher gestellt werden. Leider gab es Probleme bei der Zusammenarbeit mit HanSec, der zuständigen Sicherheitsbehörde, so dass bei einem Feuergefecht mehrere Beamte des Sternschutzes schwer verletzt wurden. Ein Beamter starb noch vor Ort.
Wow, da hat der Sternschutz HanSec ein ziemliches Ei gelegt. Vermutlich hat er denen 5 Uhr als Zugriffszeit durchgegeben und die Lorbeeren alleine eingeheimst. Außerdem stehen sie jetzt als Versager da, weil wegen ihrer Inkompetenz Sicherheitsbeamte starben. Inteviews mit Familienangehörigen des Toten waren allerdings noch nicht auf Sendung. Noch.
Also als türkisch aussehender Geschäftsmann mit Goliath im Schlepptau wieder ins "Ahoi" in der Hafenstraße. Diesmal macht mich auch keiner dumm an. Was so ein bißchen Muskelkraft in Reichweite nicht alles bewirkt. Piet hörte es gern, dass ich ihn meinen Auftraggebern empfohlen hatte und wir tauschten Nummern.
Goliath murmelte irgendwas von "Verprügeln" und lief zur Ritze. Ich bat Chloé, seine Cam aufzunehmen. Erst stand er vor der Ritze rum, wo ein Troll Ärger machte. Als der Ork vor der Tür von zwei Trollen aus dem Inneren Verstärkung bekam, ging Goliath mit dem Troublemaker um die Ecke. Er wollte "das erledigen". War ja selbst Türsteher, der Goliath. Dann ging er mit dem Troll einen Saufen. Mann, versteh den einer!?!
Im Roadmaster zurück rif ich Krone noch einmal an. Connections pflegen ist einfach das A und O.
Die Fahrt zurück nach Frankfurt verlief auch mit einem Roadmaster mehr völlig ereignisfrei. Und sehr wortlos. Zumindest wurde ich von den anderen nur angesprochen, wenn es unbedingt notwendig war.

Auf der „Goldenen Kaninchen“-Preisverleihung lernte ich Friedrich Xaver Mooshuber, besser bekannt als "Fritz X" und Elina-Stella Stüeler-Waffenschmidt (ja, die jüngste Schwester von Monika!) kennen. Damit haben mich DeMeKo und der FBV wahrgenommen. Mit Elina-Stella verstehe ich mich auf Anhieb richtig gut. Wir verarschen zusammen ein paar der Typen. Klaus Knatsch ist bei DeMeKo die Karriereleiter nach oben gefallen und ist nun Chefredakteur. Das wirkt sich hoffentlich positiv auf meine Karriere aus. Sofija Lidow soll erst mal rausbekommen, wer dahinter steckt. Die ist eh schon kurz vorm abnippeln.

Irgendwann in der nahen Zukunft. Einige Wochen nach Hamburg. Falls wir überlebt haben werden sollten. (Sandbox):
Es ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Obwohl ich in meiner heißgeliebten Badewanne liege, bin ich unter dem Eindruck dieser Erinnerung wütend. Drag. Er macht einfach die Augen zu und meint: "Ja, sie ist es. Fluid." Kann der mich einfach so erkennen. Da kann ich schon jedes verfickte Gesicht formen, meine Stimme, sogar Augen und Fingerabdrücke ändern. Und dann? Kommt so ein Popelmagier und erkennt mich einfach. Ich rufe also Drag an.
"Hoi, Chummer, ich bins, Fluid. Sag mal, du kannst mich doch erkennen. Mit diesem Astraldings. Kannst du mir das beibringen?"
Stille.
"Öh, ja. Klar."
"Wo können wir uns denn treffen?" Der Wagner wäre vielleicht ne Sache. Aber zu schnell wollte ich nicht auf den kommen. Am Ende ahnt er dann, dass ich in der Nähe wohne.
"Naja, wie wärs bei uns hier?" Schlingel.
"Ok, ich bestelle mir ein Taxi."
"Und ich mache schon mal den Wein auf." Oh Mann, wird schon so eine Plörre sein.
Glücklicherweise überlebte ich die Fahrt im selbstfahrendem Taxi. Gab ja so merkwürdige Vorfälle in letzter Zeit. Angeblich ein Programmierfehler, der jetzt wieder behoben ist.
Drag erwartete mich schon. Die Flasche war offen. Nach dem ersten "Stößchen" kam ich gleich zur Sache.
"Also, bring mir das Astraldingens jetzt einfach mal bei."
Drag zuckte mit den Schultern, lehnte sich zurück und schloss die Augen. "So geht das."
Ich lehnte mich auch zurück. Schloss ebenfalls die Augen. Alles dunkel. Muss mich vermutlich nur mehr anstrengen. Also halte ich die Luft an und presse aus meinen Lungen alles in den Kopf. Bis er platzt. Zumindest gefühlt. Nichts.
"Also, ehrlich, ich weiß eigentlich gar nicht, wie ich dir das beibringen soll. Ich konnte das halt schon immer. Aber du bist halt nicht ich."
Langsam verwandelte sich Fluid und sah aus wie Drag. Mal abgesehen vom feschen Vashon Island.
"Hey, du siehst echt gut aus. Aber deswegen kannst du nicht das selbe wie ich."
"Naja, das Gesicht schaut scheiße aus, aber der Anzug reißt es halt raus. So schwer kanns nicht sein. Du machst das doch auch." Drag ist schwer zu knacken. Den kannst du beleidigen wie du willst, der bleibt grün.
"Ich habe ja keine Ahnung, was du so kannst, Fluid." Also zäle ich es ihm noch einmal auf.
"Kontrolle über Haare und Haut, Gesicht, Stimme, Augen- und Fingerabdrücke. Außerdem kann ich Bauchreden."
"Und Hauer und Hörner, kannst du sowas auch?"
"Klar, aber was meinst du, wie überzeugend ich mit meiner Statur so als Ork oder Troll rüberkomme?" Gesagt, getan. Es dauert eine Ewigkeit, aber am Ende sehe ich wie eine Miniaturausgabe von Goliath aus, der gerade oben lautstark trainierte. Mit seiner Stimme imitierte ich ein wohlgekanntes: "Äh, ja." Drag bekam sich vor Lachen nicht mehr ein.
"Also Fluid, ich glaube, du brauchst da einen speziellen Lehrer. Oder eine Gruppe. Initiation und so. Wir können da mal in den Zauberladen in der Mall gehen und nachfragen."
"Oder ich suche mit meinem Kommlink einfach in der Matrix." Mann, Drag hat echt was gegen Technik.
"Matrix, neumodisches Zeug..."
"Ne, Drag, das liegt eher daran, dass du altmodisch bist." Ich sah ihn nur von hinten, wie er halb beschwichtigend, halb wegschiebend einen Arm hob und wieder fallen ließ. Er musste auf WC.
Kaum war er verschwunden, öffnete sich die Tür und Walt kam herein. Verdutzt sah er mich an. Die Mini-Me-Version von Goliath.
"...und wer bist du?" Er schaute kurz nach oben, also hörte er Goliath oben trainieren.
"Äh, ja, ganz vergessen. Fluid." Es dauerte wieder eine gefühlte Ewigkeit bis ich mich in eine junge hübsche Frau zurückverwandelt hatte. Währenddessen hielt ich Walt die nicht vorhandenen Suchergebnisse meines Komms hin. "Sag mal, kannst du mal in der Matrix nach einer Initiatengruppe oder einem Lehrer schauen? Einen, bei dem ich keine SIN brauche."
Walt nickte und schien leicht abwesend.
Drag kam zurück. Bequatschte Walt noch, worauf er achten müsse. Ich seile so lange mal einen ab. Mannomann, WC mit jemandem teilen ist nicht so meins...
"Also, das nächste mal überlege ich mir, ob ich nach dir wirklich auf Toilette möchte, Drag." Ich sah ihn mit einem herausforderndem Lächeln an.
"Raus."
Was hat der gerade gesagt? Der scheint es echt ernst zu meinen... Ich nehme meine Jacke von der Garderobe und steuere noch einmal den Wohnzimmertisch an, um den Wein zu leeren, der wider Erwarten doch ganz annehmbar war. Ich sah die Macht, bevor ich sie spürte. Fast wäre es mir gelungen, es abzuwehren. Doch ein fremdes Bewusstsein hatte sich in mich eingenistet. Er zwang mich, ihm den Wein an den Mund zu reichen und ihn langsam trinken zu lassen. Dann zwang er mich zu sagen (ich wehrte mich, musste die Worte aber doch stoßweise aussprechen): "Drag-du-bist-ein-absolut-toller-Typ-und-ein-voll-guter-Zauberer." Als ich das Glas abstellen sollte, brach der Zauber. Ich schmetterte das Glas auf den Tisch, drehte mich abrupt um und verließ das Haus.
An der Straße bestellte ich mir zunächst ein Taxi. Dann erinnerte ich mich an meine eigentliche Suche. Ich tätigte einen weiteren Anruf.
"He Walt, Süßer. Was hat denn die Suche ergeben?" Anscheinend unterhielt er sich mit noch jemandem, denn er antwortete nicht sofort. Musste wohl Drag sein.
"Äh, ja, äh, Fluid, ich hab hier ne Liste von Privatlehrern in Frankfurt, sind aber vermutlich sauteuer. Steht überall Honorar nach Vereinbarung. Außerdem die `Vigilant Iron Schule` in Darmstadt. Wollen nur 50 Öcken Monatsbeitrag.
"Danke Walt."
Im Taxi gab ich Darmstadt als Ziel an. Die Adresse der Schule.
Dort angekommen stellte ich fest, dass ich zu spät war. Die Schule hatte seit eineinhalb Stunden geschlossen. Im Hinterzimmer sah ich noch Licht. Ich ging mal um den Block. Da feierten einige Leute. Gut. Kein Bruch.
Nachdem hier in der Nähe nur ein Schlucktresen war, suchte ich übers Komm eine halbwegs angemessene Veranstaltung. Bingo. Party people. Im Taxi verwandelte ich mich in was junges hübsches, Marke „will mal Sarari-Frau werden aber mit Nasenpiercing“. Damit solltest du hier überall durchkommen. Ich schau mir die Schlange vor dem Schuppen schon mal an. Bingo. Vier junge Typen. Der jüngste noch keine 18, der älteste so Anfang 20?! Ich also auf sie zu.
„Hey, wie grün ist das denn?! Du auch hier? Kennst du mich noch? Ich bins, Sabine. Du warst doch mit meiner kleinen Schwester in einer Klasse. Emily. Warst schon damals ein ganz Süßer...!“ Er stieg voll drauf ein. Nach Bussy links und rechts lächelte ich ihn breit an und warf mich immer wieder an ihn ran. Er wollte, dass ich mit ihm „ein bissl Party mache“ heute.
„Kennst du die ...“ Er nannte irgendeinen Bandnamen. Noch nie gehört. „Bist du auch wegen denen hier?“
„Na klar, wer kennt die nicht?“ Ich stell mich ein bißchen doof. „Äh, ist das n Konzert?“
„Ja, klar, deswegen sind wir doch hier.“
„Äh, ja“, nuschelte ich verlegen, „dann... war schön, dich mal wieder getroffen zu haben.“
„Wie, was, willst du nicht mit rein?“ Er wollte vor seinen drei kleinen Brüdern wie der King dastehen. Ich hatte ihn an den Eiern.
„Ne, ich hab doch keine Karte und bin im Moment auch noch voll klamm...“ Ein gekonnter Augenaufschlag.
Er tuschelte mit dem Kleinsten und nahm ihm seine Karte ab. Danach kam er zu mir.
„Party on, babe!“ Oh mann.
„Was ist mit dem Kleinen, kommt der nicht mit?“
„Dem ist schlecht geworden. Der fährt nach Hause.“ Aha.
Ich ließ mich von ihm ein bißchen betatschen, dafür gab er mir ein paar Säfte aus. Der tankte so viel Bier, dass ich ihm bei ihm zu Hause nicht mal Chloralhydrat unterjubeln musste. Er schlief neben mir ein wie ein Teddybär.
Mitten in der Nacht ging die Tür auf und der Kleine stand da. Wollte wohl mit seinem großen Bruder abrechnen, der schnarchte wie ein Holzfäller.
Halb nackt wie ich war, stand ich auf, gab ihm einen Kuss auf den Mund, nahm meine Klamotten mit, legte mich zu dem Kleinen ins Bett und holte ihm einen runter. Als Entschädigung sozusagen. Am nächsten Morgen war ich um sieben bereits verschwunden.
Die Tür der Schule stand offen. Im Vorraum saß ein kleiner Affe auf einem Kratzbaum und bewarf mich mit einer Erdnuss. Nachdem hier nur offene Türen waren, ging ich doch noch einmal zurück und klingelte. Es kam ein Schwarzer mit riesigem Afro.
„Hey, cool, was geht?“
„Ich bin hier wegen der Schule.“
„Ja, da biste voll richtig, Mann, hier is die Schule, Mann, voll cool. Und? Was treibt dich so her?“
„Ich will lernen?“
„Lernen, Mann, da biste voll richtig Mann. Is ne Schule hier, weiste? Was willste denn lernen, Mann!?“
„Ich will in das Astraldingens schauen können.“
„Na klar, biste voll richtig hier, Schwester.“
„Schwester? Ich wüsste nicht, dass wir verwandt wären...?“
„Soll ich dich erst mal n bissl rumführen oder so? Oder was willste machen? Kann jeder machen wie er will, weiste? Geht jeder seinen eigenen Weg.“
„Frühstück wär prima.“
„Klar, Frühstück. Cool. Könnt ich auch vertragen. Was willste denn so?“
„Einen Kaffee. Und einen kleinen Keks.“
„N Kaffee und nen Keks, mehr nicht!? Echt?“
Ich zuckte mit den Schultern. Irgendwie mühselig, dem Typen jede Frage zu beantworten, wenn der meine Antwort ständig nochmal als Frage stellt. Er ging mit mir nach hinten. Da saßen Leute einfach im Schneidersitz und so im japanischen Stil herum. Einer lag auch nur in der Ecke. Zumindest alle auf Matten und nicht auf dem Boden.
„Und ganz unten... äh, ne, nach ganz unten gehen wir doch erstmal nicht. Vielleicht später. Lass uns frühstücken gehen.“
So vertrauensselig wie der ist, überlebt der nicht lange. Außerdem wüsste ich jetzt schon, wo das interessante Zeug liegt.
„Wenn dich hier im Block einer anmacht, dann sag einfach …“ Ich habe echt vergessen, was ich dann sagen soll. LRS, LSD, THC, LMAA oder irgendso einen anderen Straßenslangscheiß.So selbstbewusst, auffällig und vertrauensselig, wie der hier durch die Straßen hüpft und jeden grüßt, fehlt nur noch die Kugel eines Snipers in seinem Schädel. Aber irgendwie war ich völlig baff. Auf eine abgedrehte, völlig irre Art und Weise. So also könnte das Leben sein, wenn man anderen vertraut. Wenn sie einen wiedererkennen und mögen.
Unterwegs Small Talk. „Wo kommste denn her, Fluid.“
Verdammt. Seinen Namen hatte ich schon wieder vergessen. „Naja, ich wohne in >räusper< und bin da auch geboren.“
„Cool, cool.“ Toll, wenn einem zugehört wird. „Und wie biste auf uns gestoßen?“
„Hab in der Matrix gesucht. Hab eure Seite durchgelesen und mich gleich ins Taxi gesetzt.“
„Ah, und seit wann biste da?“
„Gestern abend um halb zwölf.“
„Da ham wer scho zu gehabt. Ham hintn noch n bissl gefeiert.“
„Ich weiß. Habe nachgeschaut, nicht dass eingebrochen wird.“
„Hey, danke, Mann, dass du dir so viel Sorgen machst!“
„Ja, ich habe mir schon überlegt, wie ich den Dieben ihre Beute abluchsen kann.“
Er blieb an der Straßenecke stehen. Er musterte mich. „Also irgendwas ist dir voll unangenehm hier, Schwester.“ Er musterte mich wieder.„Hey, wenn de willst, kannst hier ma warten. Oder wennde nich willst, kannste zurück zur Schule und andere kennenlernen.“
„Äh, ich wollte eigentlich frühstücken...“
„Kaffee und Keks. Ok, kann n paar Minuten dauern.“
Während ich warte, sehe ich auf der anderen Seite im Mathilden-Park ne junge Tussi im Minirock. Schakert mit einem Squatter rum. Kurz darauf entdeckt er mich und kommt über die Straße. Ich ziehe heimlich meinen Pepper Punch Stift. Pfeffer in die Fresse und während er kotzt einfach ne Spritze NeuroStun hinterher.
„Hey Süße, wieviel?“ Er umkreist mich. Ich drehe mich mit.
„Wie viel was?“
„Na wie viel, Süße?“
„Keine Ahnung, was du meinst.“ Wo zur Hölle ist meine Schlagfertigkeit hin? Ich hätte ihn inzwischen schon fünfmal durch die Blume politisch korrekt beleidigen können. Diese scheiß Schule hat mich voll aus dem Konzept gebracht. Zum Glück trottete der Squatter davon. Die Tussi im Park lutschte geistesabwesend ihren Lolly, der Typ machte die nächste Frau an, die alleine unterwegs war.
Der Afro kam zurück mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Der Affe auf seiner Schulter hatte einen Keks. Er stank nach Gras und der Keks war auch grün gesprenkelt. Ich nahm den Kaffee und wollte nach einigem Zögern den Keks nehmen, doch der Affe war schneller. Gerade als ich ihn nehmen wollte, fraß er ihn auf.
„He, Mann, das war der letzte und der war für Fluid, hier. Mann, das is nich cool, Mann!“
„Naja, vielleicht ein anderes Mal.“ Ich wusste nicht, ob ich ihn beruhigte oder froh war, den vergifteten Keks doch nicht genommen zu haben. Aber was, wenn ich dann den Astralraum hätte sehen können...?
„Und, war alles locker?“
Ich beantwortete seine Frage nicht.
Wieder in der Schule fiel mir auf, dass im Meditationsraum ein kleiner Schrein war. Mit einem Komet. Der Halley´sche Komet. Anscheinend verehren die den hier. Eine Frau ist jetzt auch hier. Sieht muskulös aus wie der Afro und sitzt vor dem Altar. Ich setze mich nach hinten. Alles Kranke hier. Reif für die Psychiatrie. Wie ich.

2.a
Bekomme in Darmstadt einen Anruf. Drag. Tatsächlich. Goliath hätte angerufen, es gibt Geld zu verdienen. Ich nehme also ein Taxi zurück. Es sind neben mir nur Drag und Chloé am Start. Der Rest hat anderes zu tun. Also ab zum Wagner. 2Take hat einen wohl uralten Rechner. Hat irgendwas mit Drag zu tun. Chloé wollte sich den mal anschauen. Ansonsten gibt es irgend etwas Merkwürdiges im Steinbruch am Autobahnkreuz von der A3 und der A661. Da sollen wir mal nachforschen. Wäre vor 2 Monaten zu gemacht worden. Gab wohl auch einen Mord.
Ein Anruf bei Carolin Pfister (Sternschutz). Ich half ihr erst vor kurzem, einen Pädophilen zu stellen. Es gab einen Toten vor 10 Wochen. Peter Nogotier. Angestellter einer Sicherheitsfirma. Den Namen wolle sie mir "aus firmenpolitischen Gründen nicht nennen". Also war er vom Sternschutz. Es ging nur um Geländebewachung. Es gab einen Überfall. Und hier reißen die Informationen ab. Psi Aid hat ab diesem Zeitpunkt die Geheimhaltungsstufe hochgesetzt und so war die Akte für Carolin nicht mehr zugängig. Psi Aid. Die magische Ermittlungseinheit...
2b
Mit der reichlichen Kohle aus dem HH-Deal war ich auf der Suche nach einer angemessenen Wohnung. Am liebsten hätte ich mir gleich ein Luxus-Appartement an der Zeill genommen, aber die kann ich mir noch nicht leisten. Zumindest wahrscheinlich nicht auf Dauer. Außerdem ist meine SIN für die Innenstadt eher schwach. Also erst einmal eine solide Wohnung irgendwo in einem Nachbarstadtteil.
Drag nervte wegen dem Run. Ich hatte ihm schon gesagt, dass er einfach Magier und Muskel braucht. Ich würde höchstens am Tac-Net mitmachen. Und dann will er mich noch zu sich nach Hause locken. Da will mich irgendein Professor "kennenlernen". Klar. Meinte nur, ich steh nicht auf Dreier. Irgendwie hat er mich dann doch überredet, zu kommen. Sagen wir, wenn Drag weiter geplant hätte, wären alle gestorben. Also fuhr ich halt im Taxi hin. Lust hatte ich keine auf den Scheiß. Was will ich auch in nem Steinbruch?!? Aber nach kurzem war klar, wir spielen Reporter. Mal schauen, wie nah wir an alles rankommen, ohne dass PsyAid eingreifen darf. Drohnenverkehr ist auf jedem Fall ab 500 m Höhe frei.
2.c
Mit Drag in einem Auto ist echt anstrengend. Labert einen die ganze Zeit die Ohren voll, wie schön die Natur ist. Bah! Alles insektenverseucht hier! Sollte man zupflastern! Der Wald nimmt einfach den Shopping-Malls viel zu viel Platz weg. Hier könnte MEINE Luxus-Wohnung stehen! Und dann ist noch alles voll mit Viechern wie Ameisen, Käfern und Wespen! Aber glücklicherweise hält Drag gerade den Mund, denn er ist im Astralraum. Mann, wie gerne würde ich da auch reinschauen können! Er öffnet die Augen.
"Also außen rum sind astrale Warnbarken. Bin mal rein. Da unten sind ein Dutzend Viecher, vermutlich Teufelsratten. Und im Eingang zur Mine eine mächtige magische Präsenz. Habe mich jetzt nicht getraut, reinzugehen. Soll Chloé sich erstmal mit den Drohnen anschauen."
"Äha." Dachte ich mir doch. Irgendwas magisches. Was soll ich da helfen... Gedankenverloren schaue ich der Spinne zu, die über die Wandverkleidung läuft. Drag folgt meinem Blick.
"Hey, du stehst doch auf Natur, hä, Fluid?!"
Ich brauche kurz, bis ich verstehe, was er meint.
"Spinnen. Auch Insekten, auch Natur." Drag grinst sich einen ab.
"Ne Drag. Spinnen sind vor allem ein Problem, das sich selbst löst. Erst fressen sie alle Insekten auf und wenn sie damit fertig sind, fressen sie sich gegenseitig. Ist doch perfekt."
"Mann, Fluid, dich soll mal einer verstehen..." Drag geht raus und schließt hinter sich die Tür. Weiß gar nicht, was der hat. Spinnen sind halt so. Wenn er es nicht sehen will, ist das doch sein Problem. Gedankenverloren schaue ich der Spinne weiter zu.
Als Chloé so weit war, ließ sie ihre Drohnen schweben. Weit und breit kein Wachmann. Die Teufelsratten knappern an einem toten Hasen herum. Im Höhleneingang ist nichts zu sehen.
Drag schaute sich also alles näher an. Er nennt das "Askennen". Anscheinend ist der Hase an einer Krankheit verreckt. Die scheint von der Höhle zu kommen. Irgend ein Schimmelpilz namens Nachtkellerkatze. Ich sag doch. Natur! Verschimmelte Katze... Auf jeden fall sind in der Höhle vorne noch ein paar ...vermutlich Ghule, weiter hinten noch Viecher auf vier Pfoten und ganz hinten noch jemand. Und der Schimmel. Hab ich jetzt nicht ganz verstanden, aber das ist genug, um den Auftrag bei 2Take abzuschließen.
Wir bekamen auch unsere Kohle.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie sie es geschafft haben. Aber ich habe tatsächlich den Folgeauftrag angenommen, die Mine wieder nutzbar zu machen. Das muss Sentimentalität sein. Wie bei den Leuten in Darmstadt. Ich sollte sie alle betäuben, ausrauben und abhauen...
2.d
Jetzt streiten Chloé und Drag herum, was Wald und was eine Straße ist. Drag findet Wald klasse, aber Wald mit Straße durch wäre kein Wald. Ich frage mich nur, was an den Pisten hier Straße sein soll, nicht mal Asphalt drauf. Hätte das nicht laut sagen sollen, jetzt fange ich mir böse Blicke von beiden ein. Ich rufe lieber mal Carolin beim Sternschutz an wegen einer Gang. Sie ist gerade zu Hause beim Kochen. In Neu-Isenburg gibt es die Roadrunner Brigade MC. So Nazis. Prima. Die kriegen von mir einen social hack und dann verrecken die im Steinbruch für uns. Dafür bereite ich mich aber erst einmal vor. Drag will sich auch noch "Verstärkung besorgen". Also einen Geist rufen. So dass er lange im Dienst ist. Braucht dafür eh einen Tag. Trifft sich gut. Von Niederursel aus nehme ich mir ein Taxi. Schaue noch ein paar Stunden Trids von "Kameraden", imitiere ihren Tonfall und suche mir typische Schlüsselwörter. Am nächsten Tag wieder zurück zu den beiden. Drag hat wohl diesmal seine Verstärkung auch bekommen.
Nachdem ich die beiden auch frisiert hatte, dass selbst der Elf Drag "kamerdmäßig" aussah, düsten wir los nach Neu-Isenburg. Seit hier das Passagierflugzeug reinkrachte eher eine Ruinenstadt. Die Roadrunners hatten ihren Turf an den Stadien und Sportplätzen im Osten aufgemacht. Sich eine richtig nette Festung gebaut. Wir fuhren den schmalen Zugang rein. War schwer zu sehen. Dann eine unverhoffte Sache. Am Tor stand ein Ork! Was bitte sollen das für Nazis sein?!? Diesen Abschaum hätten wir in der Nacht des Zorns schon beseitigen sollen!
"Mein Name ist Herr Schmitt und du lässt mich zu jemandem, der etwas zu sagen hat, Kamerad!" Die Betonung auf Kamerad hätte wohl jedem klar gemacht, wie wenig genau Herr Schmitt von ihm hielt. Diesem Ork nicht. Er öffnete das Tor.
Wir fuhren auf einen großen Platz. Ein Stadion. Es hingen auch blutige Ketten an einer Konstruktion. Einige Norms fuhren Motorrad. Aus dem Haus in der Mitte kamen fünf Leute raus, als wir anhielten. Einer war ein Troll! Fluid als junger Nazi-Face stieg aus und ging ihnen entgegen. Trotz ihres kleinen und mageren Aussehens wählte sie eine tiefe Stimme.
"Guten Tag, Kameraden."
"Wer sind sie denn, hä?!"
"Nennen sie mich Herr Schmitt."
"aha... Schmitt..."
"Ich hätte einen Auftrag für sie, dabei würden 10k für Sie herausspringen."
"Pah, 10k, das machen wir an einem Abend!"
"Gut, dann sind unsere Informationen über Sie schon veraltet..."
"...was weißt Du über uns! Wer ist Dein Auftraggeber!!1!11!"
Was zur Hölle macht man als Schmitt mit solchen Tölpeln?
"Worum gehts denn überhaupt?!"
"Sie müssten auf ein Gelände und unter der Erde ein paar Leute umlegen."
"Waaas?!? Unter die Erde??? Da können wir nich mal Motorrad fahren! Warum sollten wir das machen?"
"Wegen 10k?"
"Das waren 15. Du hast 15 gesagt."
"Nein. Ich sagte 10."
Von hinten tippte ihm jemand auf die Schultern. "Er hat wirklich 10 gesagt, Boss."
"Und was ist da genau?"
"Da hat sich was eingenistet, Kamerad. Es würde unserer Sache dienen."
"Zecken oder was?!?"
"Sie betreiben dort entweder ein Sprengstoff oder ein Drogenlabor. Oben sind nur ein paar Teufelsratten."
"Teufelsratten? Die Zecken fressen doch Teufelsratten, warum sollten da Teufelsratten sein?!"
"Nachdem sie nicht oft rauskommen, halten sie dort wohl ihr Essen selbst."
Er musterte mich.
"Sagen Sie zu? Hier ist eine Nummer. Sie ist 48 Stunden aktiv." Kurze Zeit darauf klingelte eines meiner Wegwerf-Kommlinks. Ich drückte es weg. Nachdem niemand etwas sagte, drehte ich mich um und wollte zum Roadmaster.
"...verarscht...doch..."
Ich drehte mich um. "Wer hat das gesagt?"
Der Boss sah mich an: "Wir alle. Und? Was willste jetzt machen, hä?"
"48 Stunden. 11k. Danach ist der Kontrakt hinfällig." Ich ließ meinen Blick kurz zum Troll schweifen und wieder zurück. "Und halte deinen Stall sauber."
Ich stieg ein. Ich gebe zu, zwischenzeitlich ging mir der Arsch auf Grundeis. Chloé brachte uns ohne Probleme raus. Anscheinend wollten sie nicht in Gefahr laufen, doch Kameraden zu erschießen. Aber überzeugt waren sie vermutlich auch nicht.
Drag meldete sich als erster zu Wort: "Und? Was machen wir jetzt?" Sie hatten mich über Micro-Transceiver mitgehört. "Ganz einfach. Jetzt fahren wir zu den Neo-As nach Oberrad und erzählen ihnen, dass die Nazis im Steinbruch sind." Ich war noch etwas mitgenommen vom Einsatz eben. Aber Chloé, die Schlampe... die gefällt mir immer besser!
"Wie stecken wir denen glaubwürdig die Infos... ich gehe als vergewaltigtes Mädchen rein...?" Das war haarig. Wer sagt auch, dass man gleich beim Richtigen landet. Oder jemand gleich noch eine Nummer obendrauf schieben will...
"Die Neo-As sind viiiiel netter als die Nazis." Chloé sah mich voll überzeugt an. Die Schlampe kommt ja aus der Gosse. Muss es wissen... 17, ich denke 17 ist perfekt. Verheulte Schminke. Rock n bissl zerrissen. Offene Bluse. Pepper-Punch-Stift verstecke ich in meiner Hand. Nur für den Notfall. Am Goetheturm vorbei, an der Grenze zu Sachsenhausen komme ich rein. Bald bin ich im Gang-Gebiet...
2.e
Ich kam echt weit rein. Bis fast an die Hochhäuser, die "Blocks". Überall Getier hier. Zum Kotzen. Da war ein Konzert. Bühne auf der Straße aufgebaut, Leute davor. Irgendwie muss ich die nutzen. Ich laufe also völlig apathisch durch die durch. Auf die Bühne. Beiläufig ziehe ich mit dem Fuß ein Kabel raus, so dass der Sound halb wegfällt. Ein Typ kommt. Steckt den Stecker wieder rein. Ich schau ihn apathisch an, Tränen kullern über das Gesicht einer 17jährigen Teenie. Er gibt mir ein Getränk und bringt mich von der Bühne. So ein junger Typ aus der Menge sieht mich und schaut mich nachdenklich an. Ich falle in "Ohnmacht". Er kommt rüber, kümmert sich um mich. Leider hat der hier anscheinend keine Jungs. Er will mich zu sich bringen.
"Hey, ich bin 8-Bit und wie heißt du?"
"Sabine". Ich erzähle ihm die Story, dass mein Dad einen Zwischenstopp an der 661 machte und die bösen Nazis ihn umbrachten. Mich vergewaltigten und den Wagen vom Parkplatz stahlen. Sie wären in so einem Steinbruch. Und er nur so: "Verdammt, so nah waren sie noch nie...". Mist. Chloé hatte schon Recht. Die Neos waren nett, aber deutlich intelligenter und nicht gleich auf Gewalt aus. Wir gingen unkontrolliert durch mehrere Kontrollposten. In einem Hochhaus gehts hoch in den 8. Stock. Auf dem Zimmer darf ich die ganze Story nochmal erzählen. Unter Tränen selbstverständlich. Das Meta summt. Verdammt.
"Ich muss mal aufs Klo..."
Er wird rot.
"Ich nehm auch nen Eimer." Er schickt mich einen Stock tiefer. Da wäre eine Kammer mit Eimern... Unterwegs überlegte ich fieberhaft. Der Nazi war dran. In der Eimer-Kammer rief ich zurück, ohne Bild. Zum Glück konnte ich mit meiner Stimme jedes menschenmögliche Geräusch nachahmen.
"Sie haben mich angerufen? Es ist gerade ziemlich ungünstig." Ich ließ rhythmisches Knarzen ertönen und ein leises weibliches "Besorgs mir, mein Führer" aus dem Hintergrund".
"Wir nehmen an. Überweisen Sie 5.500 im Voraus und wir fahren los."
"Sehr gut. Fahren Sie los, sobald ich überweise." Ich legte auf. Sofort fing das Meta wieder das Summen an. Drek. Ich überwies. Keine Zeit mehr. Ich musste Jimmy dazu bringen, seine Leute loszuschicken. Noch eine Nachricht. Von Drag. Auf meinem privaten Komm, einem Fairlight. "Wir kennen 8Bit. Das ist Walts Bruder. Lass den bloß am Leben!"
Drek, es war nicht viel Zeit. Vielleicht war es ein Fehler, aber die Leute in Darmstadt hatten mir durchaus imponiert. Gar nicht mehr weinend und mit ruhiger fester Stimme wandte ich mich an Jimmy.
"8Bit, wir müssen reden. Du bist doch der Bruder von Walt..."
"Drek, woher..." Er sah mich ungläubig an.
"...Ich arbeite gerade mit einigen Chummern von Walt zusammen und wir sind da an einer Sache dran...."
"Ich glaube, wir gehen besser runter." Jimmy setzte sich in Bewegung. Auf dem Weg nach unten zeigte ich ihm die Nachricht von Drag auf meinem Fairlight. Mir wurde immer unwohler bei der Sache. Meine Eltern, Sirene und Hybrid, haben mir immer wieder drei Regeln mit auf den Weg gegeben: `Zeige niemandem dein Gesicht, verrate niemals, wo du wohnst, aber vor allem, sage niemals irgendjemandem die Wahrheit!´ . Nun gut, sie weigerten und weigern sich bis heute auch, mit anderen zusammenzuarbeiten. Nein. Wenn man in einer Gruppe zusammenarbeiten will, muss man sich vertrauen. Diesmal wird mich die Wahrheit ans Ziel führen.
Unten erwarteten uns schon vier Leute mit AKs.
"Adlerkontrolle, ausziehen!" Meinte einer der Maskierten. So eine Maske hatte ich schon mal bei Walt gesehen. Aber der setzte sie nie auf. Ich zog mich also aus. Sogar den Slip, obwohl sie gar nicht darauf bestanden. Ich erzählte ihnen die volle Wahrheit. Dass wir den Steinbruch freiräumen wollten, wie wir die Nazis verarscht hatten, dass wir jetzt eigentlich die Neos runterschicken wollten, aber 8Bit eben ein Chummer von meinen Chummern sei. Einer der Maskierten ließ sich das Lager der Roadrunners zeigen und meinte, dass sie die Stellung direkt angreifen würden. 8-Bit hatte sich in meine Kommlinks eingestöpselt. So Decker-Kram.

Drag war im Wohnmobil voll in Panik. 8-Bit, Jimmy... nicht, dass dem noch was passiert. Er schrieb Fluid schnell eine Textnachricht. Gut, die Passage von wegen "lass ihn am LEBEN" war etwas dramatisch, aber Fluid würde es dann wenigstens klar sein. Chloé war irgendwie beschäftigt (Spieler nicht da) und so rief er Walt an (der war mal wieder da). "Hey, Fluid is im Block und bei deinem Bruder und meldet sich ewig nicht und ich hab keine Ahnung was ich machen soll und..."
"Hey, komm mal runter. Mach mal langsam. Gib ma deine Koordinaten, dann komm ich vorbei."
"Klar, aber mach schnell!"
"Naja, so in ner halben Stunde bin ich da."
Drag rastete im Wohnmobil fast aus. Vielleicht war die Nachricht an Fluid auch etwas übertrieben. Zur Sicherheit sendete er noch eine. "Lass Jimmy einfach in Ruhe und verschaffe uns etwas Zeit."

Walt verstand die Welt nicht mehr. Noch nie hatte er Drag so aufgeregt gesehen. Was konnte schon so wichtig sein, dass man sich so aufregte? Aber es ging um seinen Bruder. Er hatte Takeshi versprochen, das Tuch nie wieder zu tragen und nie wieder in die Blocks nach Oberrad zu gehen, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass er sich um die Sache vielleicht kümmern sollte. Diese Fluid war zwar neu, aber Drag meinte immer wieder, sie wäre echt nützlich. Außerdem stand Drag gerade südlich von Oberrad. An der Grenze. Im Prinzip noch in Sachsenhausen. Drek. Ein Anruf mitten beim Motorrad fahren.
"Heyho, Bruder. Ich weiß, ich soll nicht, ich machs auch kurz. Kennst du eine Sabine?"
"Ne, warum?"
"Das war schon alles. Mehr wollte ich nicht wissen."
Hä? Jimmy war schon merkwürdig. Aber klar. Der war schon immer angepisst, dass er für 2-Take arbeitete und dass sein Bruder Walt es vorgezogen hatte, das Tuch abzulegen, als 2-Take ihn vor die Wahl stellte, noch viel mehr. Gut, dass Jimmy so viel Rücksicht nahm und ihn nie anrief. Außer jetzt. Jimmy... war da nicht was? Egal. So wichtig kanns nicht gewesen sein.
Zwanzig Minuten später kam er bei Drag an. Der war völlig fertig.
"Verdammt, ich hab gar nicht dran gedacht, dass ich die Nummer von deinem Bruder gespeichert hab. Dann hab ich angerufen, aber es geht ewig keiner ran..."
Drag und Technik. Gut, dass er sein Komm nicht wieder aus Versehen auf Grundeinstellung gestellt hat wie damals als er das in ...Neunkirchen...? das Komm des Schmidts bedient hatte. Schwupps, Verbindung zum Schmidt weg. Zum Glück konnte Jimmy das damals noch retten...
"Hey, jetzt komm mal runter und erzähl mir alles von Anfang an!"
Er verstand nicht alles auf Anhieb und musste immer wieder nachfragen. Aber im Laufe des Gespräches fiel ihm wieder ein, was er Jimmy noch sagen wollte. Drek! Schnell anrufen!

"Ne, warum?"
"Das war schon alles. Mehr wollte ich nicht wissen."
Hatte ich es doch gewusst. Die Daten im Metalink wiesen darauf hin, dass die Schlampe die Wahrheit erzählt hat. Aber sein Bruder wusste nichts von einer Sabine. Auf dem Fairlight war eine Nummer, die zu einer SS-Tussi namens Carolin Pfister führt. Eine scheiß Verräterin! Er ging zurück in die Fleischwelt.
"Sie ist eine verdammte 31erin." Er ging. Er mochte den Sound der Aks. Aber das Spritzen von Blut und Gedärmen kam in der Matrix besser rüber.
Zu Hause beschäftigte er sich noch etwas mit dem Fairlight. Ein eingehender Anruf. Sein Bruder.
"Hey...äh... eine Chummerin ist bei euch. Fluid. Gehts der gut?"
Verdammt, was sollte er sagen!?
"...äh, sie lebt doch hoffentlich wenigstens noch? Wo ist sie denn gerade?"
Er wusste es anscheinend nicht. Sein Bruder ein Opfer einer Ratte!
"Sie wird gerade weggeschleift. Weißt du eigentlich, wer sie war?"
"W.w.was?"
Stille. Aus dem Hintergrund ein "Drek".
"Wisst ihr, wer sie war? Ein V-Mann, eine 31erin, eine SS-Fotze!"
Stille. Sie wussten es anscheinend nicht. Und er musste seinen Bruder da raus holen. Wenigstens musste er ihm klar machen, dass er verarscht wurde. Und vielleicht von Drag und diesem 2Take noch wird.
"Wir sollten uns treffen. Schlagt was vor."
Sie trafen sich an der Grenze zwischen Oberrad und Sachsenhausen. Dieser Drag war einfach nicht zu überzeugen, aber Walt... mein Bruder Walt. Er legte sein Tuch an und trat über die Grenze.
"Willkommen zurück Bruder! Ich freu mich so! Endlich bist du wieder da, wo du hingehörst!"
"Ich hoffe, die anderen sehen das auch so... Ich lass mich lieber sratmal nicht blicken und du sagst ihnen..."
"Achwas, erst gestern Abend haben wir davon geredet, wie grün es wäre, wenn du wieder zurück kommen würdest!"
Sein Bruder sah Drag an.
"Sag Takeshi, ich bin raus. Wenn er was von mir will, ich bin wieder da, wo ich hingehöre. Ich habs immer gespürt. Eigentlich war ich immer im Block. Einmal Neo, immer Neo. Ach was, ich sags ihm selbst!"
Sein Chummer Drag sah alles andere als glücklich aus.

"Sie ist eine 31erin":
31erin? Was zur Hölle soll das sein? Aber egal. Die Neo-As sind voll net, hat Chloé gesagt. Und außerdem habe ich ihnen nichts als die reine Wahrheit erzählt. Was soll schon passieren?
Ich merkte erst gar nicht, wie die Kugeln einschlugen. Das erste Mal in meinem verdammten Leben hatte ich die Wahrheit gesagt...

[close]

Fluid ist SINlos und hat keinen bürgerlichen Namen. So wenig wie ihre Eltern Hybrid und Sirene. Beides ebenfalls erfolgreiche Sozialadepten.


Attribute
KON 1
GES 5
REA 2
STR 2
WIL 4
LOG 5
INT 5
CHA 6
EDG 2
ESS 6
MAG 6
[close]

Aktionsfertigkeiten
Pistolen 5 GES
Injektionsstift 6 GES (TuF134)
Sprühstift 6 GES (TuF137)

Wahrnehmung 4 INT (+2)
Schleichen 5 GES
Fingerfertigkeit 5 GES
Entfesseln -1 GES
Schlosser 5 GES
Hardware 6 LOG
Erste Hilfe 1 LOG

Gebräuche/Konzern 6/8 CHA VI+1
Führung 5 CHA Geb Ton+3 VI+1
Einschüchtern 3 CHA Geb Ton+3 VI+1
Verkörpern 6 CHA Stimmkontr+3 VI+1
Überreden/Verführen 6/8 CHA Geb Ton+3 VI+1
Verhandlung 5 CHA VI+1
Verkleiden/Kosmetik 6/8 INT Gesichtsf+4
Vorführung 1 CHA  VI+1
[close]

Wissensfertigkeiten
INT

Deutsch M
Hansesprech 3/4
Englisch 6/7
Russisch 4/5
Französisch 4/5
Japanisch 4/5
Mandarin 3/4
Türkisch 3/4
Arabisch 3/4

Gebiet: FFM 1
Bars/Clubs FFM 2
Who Is Who FFM 2
Schatten-Community FFM 1
Gebiet: HH 1
Bars/Clubs HH 1
Who Is Who HH 1
Schatten-Community HH 1
Gangs HH 1

Lifestyle 2

Frankfurter Bankenverein 1
AG-Chemie 1
Saeder-Krupp 1
Horizon 1
DeMeKo 1
Yakuza 1
Extremist. Organisationen 1



LOG

Gifte 4

Konzernrecht 2
Konzernpolitik 2
[close]

Vor- und Nachteile
Sprachtalent (SL128)
Gruppendenken (TuF153)
Pass auf den Anzug auf (TuF154)
Hochgestellte Freunde

Luxusgeschöpf Oberschicht (SL134)
Phobie Insekten (häufig, leicht) (SL125)
[close]

KI Fertigkeiten
0,5 Keratinkontrolle SG201
0,5 Melaninkontrolle SG203
1,0 Gesichtsformung (4) SG200
1,5 Stimmkontrolle (3) SG205
0,75 Gebieterischer Ton (3) SG198
0,25 Bauchredner TuF156
1,5 Imitation (6) SG201
[close]

Connections
Groß-Frankfurt
Elina-Stella Stüeler-Waffenschmidt – L3C8- stille Teilhaberin FBV, Magierin; jüngste Schwester von Monica
Klaus Knatsch – L4C6 – Norm, DeMeKo-Redaktionsleiter Fake-Trids von Stars, Escort-Girl; ausführendes Organ von Fritz x
2Take – L1C4 – Norm, Schieber und Besitzer des Äppelwoi Wagner
Carolin Pfister – L2C4 – Norm, Sternschutz FFM, Abteilungsleitung, verdankt mir ihre Beförderung (Päderast überführt)

HH
Friedrich Xaver Mooshuber (Fritz X) -L2C9- Geschäftsführer DeMeKo
Herr Akazura – L2C5  - Rechtsanwalt
Michael Sakurawa -L1C3  - Schieber Waffen, Sprengstoff
Piet -L1C2 - Likedeeler, Kneipe „Ahoi“ Hafenstr
Krone -L2C2 - Zwerg, Streetdoc
[close]

Ausrüstung
Waffen und Munition:

Walther Secura 6/8 -1 8K HM/SM 18(s)
normal 19
APDS 18

Defiance Ex-Schocker 4/5 -5 9G EM 4(m)
angep. Griff, Tarnholster (Handgelenk) -6
Pfeile 20 Magazine 4 (5/10/15/20)

4 Injektionsstifte P4 DK-2 (TuF135)
4 mod. Sprühstifte P3 DK0 (TuF137)
2 Pepper-Punch-Stifte P3 DK0 (TuF137)


Gifte (GS203/GRW411)
6 Chloralhydrat Einnahme 2RD lösbar Wasser/Alkohol 12G/15G
5 Gamma-Skopolamin Injektion Sofort Wahrheit 12G
5 Narcoject Injektion Sofort 15G
3 Slab Injektion 2RD 16G
4 Laés Injektion /Einnahme 1RD Gedächnis 12G
4 Neuro-Stun VIII Kontakt/Inhalation 1RD Desorientierung 15G
22 Pepper-Punch Kontakt/Inhalation 1RD Übelkeit 11G
10 DSMO Kontakt lösbar Wasser/Alkohol bel. Gift


Panzerung:

Vashon Island (Ace of Wands) KF60
Schnellzugriff KF59
Panzerung 6; WiFi soziale Proben +1


ID (4) Nadine Schwarz (freie Journalistin) Lizenz: RFID-Löscher, Waffenschein, Smartlink, Dietrich, Datenwanze, Spionage-Chip
ID (6) Sabine Sauber (Takeshis Castle, Privatdetektivin). Lizenz: RFID-Löscher, (Waffenschein), Smartlink, Dietrich, Datenwanze, Spionage-Chip

Kontaktlinsen [3] (Tarn-6) GRW448
Bildverbindung, Infrarot, Restlicht

Brille [4] (Tarn-4) GRW448
Blitzkomp, Zoom 50fach, Sichtverb 2

Ohrstöpsel [3] (Tarn -4) GRW449
selekt. Geräuschfilter 1, Audioverb 2

Restlicht-Taschenlampe
Mikro-Transceiver

1 Fairlight Caliban (7) ohne Kennung
2 Fairlight Caliban (7) SIN Nadine Schwarz, Sabine Sauer
11 Meta-Link (1) ohne SIN-Kennung
1 Sony Emperor (2) ohne Kennung

Verkleiden-Kiste; Accessoires: Aktenkoffer, Füllfeder mit Etui: Montblanc,
Schlosser-Kiste
Hardware-Kiste


1 Datenwanze
100 Spionage-Chips

Dietrich-Set (fortl. Probe [körperl] dopp St Schloss 1RD) GRW452

RFID-Löscher GRW445

Gussform f. Handabdrücke (4)
2xSt geg 2x St Magschloss GRW452

Sequenzer (Tastatur) (4)
2xSt geg 2x St Magschloss GRW452

Magnetkarten-Kopierer (6)
Hardware+LOG [geistig] (2) GRW452
[close]

Ruf
Karma: 85

Straßenruf: 0

Berüchtigt: 0

Öffentlich: 0
[close]

Ich hatte tatsächlich noch überlegt, ein Edge zu verbrennen, aber, hey: Was kann es für Fluid einen schöneren Tod geben als sich in den eigenen Fallstricken zu verfangen bei einem Run, den sie nie machen wollte... :D
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 08. Juni 2019, 12:22:53
Beste Zitat des Abends: "Ich hatte mich gerade an sie gewöhnt."

Mal schaun, was jetzt kommt.
Ein Technomancer also. Seine Persona auf einem Run ist eine Teufelsratte. Ein Sinnbild für das was er ist. Schwer zu finden.
Was das Tagebuch angeht, stellt mich das durchaus vor völlig neue Herausforderungen. Ehrlich gesagt, finde ich in Shadowrun-Romanen die Matrix irgendwie fast immer langweilig. Bis auf den Roman, in dem die fünf Technomancer mutiert sind ;)

Inzwischen hat sich so einiges getan. Mehrere Leute sind ein- und / oder ausgestiegen. Die Spielfiguren (wobei durch das Rotationsprinzip bei der Spielleitung immer eine Spielfigur fehlt - unser Prinzip: ab drei Spielern wird gespielt. Irgendwas ist immer.)
Goliath - Troll, Straßensamurai
Drag - Elf, Schamane (Donnervogel)
Sven Jäger - Norm - KI-Adept mit starkem schweizer Dialekt.
Echo - Norm, Technomancer
Yina / Chenji - Norm, japanisch, Sozialadeptin

Chloé - Norm, Riggerin, sitzt im Rollstuhl und lebt in ihrem Outback-geprüftem Wohnmobil - vorübergehend abgemeldet


Echos Abenteuer Prolog
Ich saß schon immer vor einem Bildschirm. Seit ich mich erinnern kann. Aber nicht sehr lange. Die Matrix brach zusammen. Tagelang heulte ich meinen Eltern die Ohren voll. Dann passierte es: Ich sah mir Trids an, obwohl das Gerät gar nicht eingeschaltet war. Dafür ging es auch nicht mehr aus. Also in meinem Kopf. Das ständige Rauschen und die Geräusche machten mich nachts fast verrückt. Zwar konnte ich den Ton leiser stellen, aber es war nie Ruhe. Es geht eine Zeit lang, aber auf Dauer macht es dich kaputt. Dafür war die neue Matrix richtig gut geworden. Als wäre man selbst drin, konnte alles fühlen, riechen, schmecken.  Bald hatte ich das Verlangen entwickelt, immer und immer wieder so in die Matrix zu gehen. "Heiß" würde man dazu heute sagen. Ich kann es nicht besser beschreiben. Es war, als würde die Matrix selbst mittels ihrer Schwingungen zu mir sprechen. Schnell war es kein Problem mehr für mich, kostenlos in das Netz zu kommen oder mich mit x-beliebigen Gittern zu verbinden. Sogar mit allen gleichzeitig! Gegen die Schlaflosigkeit nahm ich Psyche - und es half! Das war die tollste Zeit meines Lebens!
Doch es kam, wie es kommen musste. Nach vier oder fünf Jahren mehrten sich die Fälle von "AIPS" (Artifiziell Induzierte Psychotropische Schizophrenie). Leute, die so ähnlich waren wie ich, drehten immer mehr ab und waren auf einmal weg. Manche waren auch über Nacht verschwunden. Schnell munkelte man in den einschlägigen Matrix-Bars von "Technokinetikern", die den rechtschaffenden Deckern die Arbeit wegnehmen würden. Viele von uns Technomancern wurden verpfiffen. Kopfgelder flossen. Die Konzerne waren scharf auf uns. Zum Glück trat ich nie wirklich in Erscheinung. Weder wurde ich in der Matrix kompromittiert noch war ich in medizinischer Behandlung wegen AIPS. In den anschließenden Verfolgungen und der Hetze, die in den Konzernmedien stattfand, wurden viele getötet. Das waren die, die Glück hatten. Wer Pech hatte, landete in einem Forschungslabor. Das Leben kann ein echtes Arschloch sein. Aber manchmal spritzt die Scheiße auch auf die richtigen: Im `Kampf gegen den Cyberterror´ wurden auch viele Decker erledigt. So war das anfang der 70er. Ich war da 15 oder 16. Noch zu jung, um meine Rachefantasien durchzuziehen und doch alt genug, um zu wissen, dass ich von zu Hause weg muss. Es ist zu gefährlich. Und dann blieb ich trotzdem. Denn meine Mutter, selbst eine Deckerin, unterrichtete mich in Sachen Matrix. Ich denke heute, sie wusste es. Vielleicht sogar von Anfang an. Denn wenn ich irgendeinen Einwand hatte von wegen "so präzise wie ein Vorschlaghammer", lächelte sie nur. Aber ich weiß heute auch, dass es etwas anderes ist, mit einzelnen Geräten umzugehen oder mit einem Host. Auch unsere Macht, die Macht der Resonanz, hat Grenzen. Für meinen Vater hingegen, lernte ich nie schnell genug, denn die gelegentlichen Hacks meiner Mutter brachten mehr Geld ein als seine Kneipe in Hösbach. Eine Kneipe voller Abschaum.
Als aber vor einem Jahr, anno ´77, meine Mutter durch die Hand eines Ghuls starb, war es so weit. Ich stand sowieso auf eigenen Beinen. Meinen inzwischen recht hohen Konsum an Psyche finanzierte ich durch gelegentliche Manipulationen von Inventurlisten oder von Autos und Kommlinks für meine Schieberin Zion. Sie hats eher mit Fahrzeugen, Drohnen, Elektronik. Die ist zumindest so weit in Ordnung, dass sie meine Dienste zu schätzen weiß. Aber zur Sicherheit habe ich alles über die Matrix abgewickelt. Zur zusätzlichen Sicherheit ziehe ich alle 2-3 Monate um.
Es ist nicht viel, aber ein Anfang...

Prolog
Drek. Schon der zweite Versuch fehlgeschlagen. Gar nicht so einfach, ein Metalink mit dem Puppenspieler zu knacken. Auch nicht, wenn ich mir mein eigenes Netz schaffe. Beim dritten klappt es endlich. Ich lasse mir eine Marke geben. Schau mich um.  Ein Haufen Schrott. Aber halt! Da sind ein paar Alben von Lynn Yang. Geile Elektro-Mucke. Hab ich noch nicht. Moment.... da ist eine Datei geschützt. Die knack ich mir mal. Ab jetzt läuft die Uhr. Mag schwer sein als Mancer aber dafür können einen die Götter nur schwer finden. Ich weiß gar nicht, was die denken, was wir so alles können. Die hysterischen Konzerne schieben uns jeden verbrühten Kaffee in die Schuhe. Aber die Datei is echt nett. Zwei Karten für ein Lynn Yang Konzert hier in Frankfurt. Ich mach mir ne Kopie und lösche die Originale. Dann zieh ich mir noch die Alben runter und tschö.
Herr Takeshi ist am Komm. Lässt mir einen Chip bringen, auf dem eine Zielperson ist. Soll ihn überwachen bzw. möglichst viel über ihn herausfinden. Bezahlung hängt von den Infos ab. So knapp wie ich bin, muss ich den Run annehmen... Auf dem Chip ein Name: Walter White. Ein Foto, eine Kommnummer. Hängt oft bei den Neo-Anarchisten in Oberrad rum. Die haben ein eigenes Netz. Und einen Schattenhost. War noch nie drin, aber ich davon gehört. Suche ihn trotzdem mal auf allen erreichbaren Netzen übers Meta-Gitter. Nichts. Also suche ich mir ein Zimmer in der Nähe von Oberrad. In Offenbach auf der anderen Seite der A661 ist gut. Also hin und rein. Das Gitter in Oberrad hat heftiges Rauschen. Außerdem will es ein Passwort, das ich nicht habe. Bekomme einen Gastzugang. Finde nichts. Entweder ist er auf Schleichfahrt und mir entgangen oder er ist im Host. Den Host werde ich nicht anrühren bei diesem Rauschen. Aber vielleicht hat Herr Takeshi weitere Informationen. Also Anruf. Natürlich ohne Bild.
"Ah, Echo, schon fertig?"
"Herr Takeshi, die Arbeit gestaltet sich schwieriger als erwartet. Das Ziel befindet sich in Oberrad. Leider fordert das Gitter dort ein Passwort, das ich nicht habe. Ich werde den Teufel tun, mich auf dieser Basis mit dem Host anzulegen. Allerdings müssen alle Leute, die das Ziel anrufen, das Passwort haben. Sie haben es nicht zufällig?" Wäre nicht das erste Mal, dass ein Auftraggeber sich nicht richtig mit der Matrix auskennt und "vergisst", wichtige Infos weiter zu geben.
"Leider nicht." Drek! "Sie müssen sich nicht in Gefahr begeben. Haben Sie Hoffnung, an Informationen zu kommen?"
"Ich versuche es noch ein letztes Mal. In 5 Minuten wissen Sie mehr."
"Sagen Sie mir einfach, wo er ist. Dann engagiere ich einen anderen."
Drekhead! Keine Ahnung von der Matrix.
Ich geh wieder rein. Gastzugang. Rauschen. Ich finde ihn tatsächlich. Offensichtlich auf Schleichfahrt. Ein Deck. Drek! Und ich hatte kein Psyche genommen... Ich nehme mich voll zusammen, wie ich es bei diesem Rauschen dauernd tun muss und webe den Puppenspieler. Klappt. Ich schau mich um, was so für Daten rumliegen. Adressbuch. Gesichert. Also gut. Ich bombardiere die Sicherung mit Crack-Codes. Die Uhr tickt. Die Daten liegen offen. Er ist on, ich zieh die Daten schnell runter. Und sofort raus. Bestelle mir sofort ein Taxi. Im Taxi rufe ich Herrn Takeshi an.
"Ich habe Ihren Anruf schon vor 10 Minuten erwartet..."
"...da wusste ich noch nicht, dass Sie mich auf einen Decker angesetzt haben. Er ist im Moment im Gitter von Oberrad. Hier sein Adressbuch als Beweis, dass ich drin war."
"Ah, sehr gut. Ich überweise 1000. Bitte löschen Sie die Daten umgehend."
"Selbstverständlich, Herr Takeshi. Vielen Dank."
Selbstverständlich löschte ich die Daten nicht, sondern sah sie mir an. Interessant. Dieser Walter White hatte Herrn Takeshi in seiner Adressliste. Und einige andere Namen mit denen ich nichts anfangen konnnte...

Prolog 2
Das Komm klingelt Herr Takeshi mal wieder. "Hallo Echo. Du hast hervorragende Arbeit geleistet das letzte Mal.  Ich hätte einen Vorschlag zu unterbreiten. Am liebsten unter vier Augen. Hast du Zeit? Darf ich Sie abholen lassen?"
"Herr Takeshi, ich bin persönlich in der Leitung. Sie ist sicher. Worum geht es denn?"
Eine kleine Pause, ein leises Brumm-Geräusch, als ob er seufzen würde. "Nun, hätten Sie Interesse an einem Überwachungsauftrag über eine längere Zeit? Ich würde, sagen wir mal, ihre Lebenshaltungskosten abdecken. Nichts gefährliches. Einfach nur ein paar Leute im Auge behalten."
Ah, er wechselt zwischen "Du" und "Sie" hin und her. Anscheinend hat er im Nachhinein doch etwas Respekt vor meiner Leistung.
"Es ist nämlich so. Ich möchte, dass du für mich arbeitest. Das würde natürlich bedeuten, dass Sie gelegentlich auch mit anderen zusammenarbeiten müssten."
Tausend Gedanken. Erstens: ein wirklich lukratives Angebot. Zweitens: Persönliches Treffen. Gefährlich. Drittens: Mit anderen zusammenarbeiten. Gefährlich, aber muss, wenn man zu was kommen will. Ich beschloss, mir die Sache zumindest einmal anzuhören. Zion meinte schon, dass Herr Takeshi zuverlässig wäre (zumindest meine ich, dass sie es einmal erwähnt hätte). Irgendwann muss ich sowieso in den sauren Apfel beißen. Aber ehrlich klang mir das Ganze zu gut um wahr zu sein. "Ähh..., ja..., wo würden wir uns denn treffen...?"
"Im Äppelwoi Wagner. Sachsenhausen. Heißt das, Sie sagen zu?"
"Naja, ich sags mal so. Da draußen gibt es Leute, die einen für weniger als ein Cyberdeck umlegen... Vielleicht könnten Sie mich doch abholen...?"
"Selbstverständlich." Nach dem Übersenden eines Geo-Pings ließ ich mich zwei Hausecken weiter abholen. Bringt nicht viel, aber ich ziehe mir die Kaputze des Hoodies tiefer ins Gesicht. Drek, mit meinen abgeschnittenen Jeans und dem Shirt bin ich eh Opfer für jedes Stück Drek, das hier mit nem Messer rumläuft. Ach was, ich mach mir nichts vor, die meisten würden nicht mal ein Messer brauchen, um mich auszurauben. Zum Glück habe ich außer meinem Metalink nichts dabei. Gut, die AR-Handschuhe noch. Will ja nicht auffallen, wenn ich Matrix-Sachen mache.
Eine schnittiger SUV hielt am Straßenrand und mein Komm klingelte. Aus dem Wagen stieg ein Ork. Er hielt mir die Türe auf und wir fuhren zusammen von Little Neo Tokyo in Hausen (Oder ist das schon Bockenheim?) zum Äppelwoi Wagner. Der Wagen fuhr in den Hinterhof und ich wurde von einem echt imposanten Troll in Empfang genommen. Er geleitete mich in ein Bürozimmer, in dem Herr Takeshi an einem Schreibtisch saß. Ich zog meine Kapuze tiefer ins Gesicht. Ich war ausgeliefert. Wenn er nur eine kleine Ahnung hat, dass ich ein Technomancer bin, werde ich sicher gleich eingesackt und an einen dreks Konzern verkauft...
"Ahh, Echo. Guten Tag, wie geht es Ihnen, darf ich etwas anbieten?" Er scheint es ehrlich zu meinen. "Hier ist die Speisekarte, suchen Sie sich einfach etwas aus."
Ich habe so einen Kohldampf, ich kann den Rippsche mit Kraut nicht widerstehen. Er sah mir eine Weile beim Essen zu. "Hast du über mein Angebot nachgedacht?"
"Ähm, also im Prinzip bin ich interessiert. Wie wären denn die Einzelheiten?"
"Sie müssten drei Personen überwachen. Mir sagen, wo sie sich aufhalten oder ob sie Frankfurt verlassen."
"Um hier gleich einmal Missverständnissen vorzubeugen. Ich kann ihnen sagen, ob ihr Kommlink die Stadt verlässt. Verstehen Sie den Unterschied?"
Er lächelt. "Ich verstehe. Vielleicht kämen im Laufe der Zeit noch einer oder zwei dazu. Wenn Sie mir Informationen über sie bringen, vergüte ich das extra. Ich würde Sie für sechs Monate anstellen und Ihren Unterhalt zahlen."
Ich riss mich zusammen, keinen Jubelschrei fahren zu lassen.
"Außerdem würde ich Ihnen eine SIN schneidern lassen, wenn Sie dann mit Ihrem zukünftigen Team zusammenarbeiten. Was sagen Sie dazu?"
Und noch eine SIN! Ich habe zwar schon eine, aber zwei sind selbstverständlich besser! Und wieder musste ich mich wirklich zusammenreißen. So neutral wie ich konnte antwortete ich mit einem "Ja, klar."
"Nur um das klarzustellen. Sie würden dann ausschließlich für mich arbeiten. Mir gehört ihre gesamte Loyalität."
Mann, für das Angebot knacke ich ihm jedes einzelne Kommlink in Frankfurt und liefere ihm den Inhalt. "Ja, klar."
"Gut, hier sind die Dateien. Lassen Sie uns das zusammen durchgehen. Ihre drei Ziele sind ein gewisser Sven Jäger, Waffenspezialist, ein magisch begabter namens Mordrag Grunwald, unter dem Straßennamen Drag bekannt und der Ihnen bereits bekannte Walter White, ein Kollege von Ihnen. Sagen Sie mir einfach was sie so machen, wo sie hingehen. Wenn sie extra Infos finden, wie Hobbies, Musikgeschmack, Familie etc um so besser."
"Alles klar... Lassen Sie mich raten... Das sind ihre Leute und Sie wissen nicht mehr, wem Sie trauen können...?" Ich hätte mir auf die Zunge beißen können, aber er schien mir das nicht krumm zu nehmen.
"Exakt. Und ihr zukünftiges Team." Und vor sich hin murmelnd "...oder was bis dahin noch lebt..." Dann wieder lauter: "Also, Sie wissen, worauf Sie sich einlassen oder brauchen Sie noch Bedenkzeit?"
"Nein und nein. Aber irgendwann muss ich in den sauren Apfel beißen und die Gelegenheit scheint günstig zu sein."
"A propos günstige Gelegenheit. Vielleicht können Sie mir etwas über dieses Trid hier sagen." Wir sahen es uns an. Dauer ungefähr zwei Minuten. Man sieht Sven Jäger und noch jemanden an eine Tür anschleichen und knacken. Der Alarm geht beim Knacken los, das scheint sie aber nicht zu jucken. Sie betreten das Gebäude. 57 Sekunden später kommen sie wieder heraus. Erst der Unbekannte, dann Herr Jäger. Herr Jäger schließt die Tür und schießt dem Komplizen von hinten in den Kopf. Danach flieht er. Man sieht bei der Flucht sein Gesicht noch ein drittes Mal.
Komisch, dass man Herrn Jäger so häufig sieht. Man möchte doch meinen, man zieht bei einem Überfall eine Sturmhaube über. Sieht man doch in jedem B-Movie! Also schaue ich mir erst einmal Lich und Schatten beim Mord selbst genau an. Die sind nicht ganz stimmig. Außerdem macht der Film einen "Sprung". An der Leiche sieht man es auch. Sprung, sie fällt, Sprung, jetzt kommen die Beine anders auf dem Boden auf als man es eben erwarten könnte. Merkwürdig. Ich gehe tiefer rein, schaue mir den Code an. Ja. Manipuliert.
"Was immer das ist, es ist manipuliert." Ich zeige Herrn Takeshi die Ergebnisse. "Kein Beweis, aber es stinkt doch gewaltig."
"Es ist auch merkwürdig, dass GENOM und zwar ausschließlich GENOM hinter Herrn Jäger her ist. Kein Haftbefehl ging an staatliche Stellen."
"Das stinkt noch viel mehr..."
Herr Takeshi war so nett, mich wieder nach Hause fahren zu lassen. Ich werde mich gleich an die Arbeit machen.

Zu Hause angekommen, machte ich sofort in der Matrix Sven Jägers Kommlink aus. Da klingelte schon wieder mein Kommlink. Unbekannte Nummer. Eine weibliche Stimme, eine hübsche Elfin. "Herr Takeshi möchte, dass sie folgende Nummer anrufen. Ihr Ziel sucht Runner. Nehmen Sie Kontakt auf und falls möglich lassen Sie sich anwerben. Er bietet 2,5 k NuYen. Vergessen Sie aber nicht: begeben Sie sich nicht unnötig in Gefahr. Wir bezahlen Sie, nicht ihre Zielpersonen." Klick.
Ich rufe an.
"Hallo, Herr Schmitt meinte, ich solle diese Nummer anrufen."
"Herr Schmitt?"
"Ja, Herr Schmitt."
"Du kennst dich in der Matrix aus?"
"Dafür werde ich im Allgemeinen angeheuert, ja."
"Also gut. Ich hätte gerne, dass du in die Matrix gehst, mir die Originalbänder besorgst und alle Kopien löscht."
Oh Mann. Noch so ein Chummer, der nach ein paar Folgen "Danny Decker" (Karl Kombatmage) oder Harry Hacker (KK reloaded) ganz genau wissen, wie der Hase in der Matrix läuft. "Äh... also erstmal... wo liegen die Originale?"
"Bei GENOM."
"Hier in der Außenstelle Frankfurt?" Tippte ich einfach mal ins Blaue.
"Nein, in der Zentrale in Basel."
Ich schüttelte den Kopf. Der Typ muss wirklich völlig bescheuert sein. Bietet 2.500 Bucks für einen Bruch in einen A-Konzern...?!? (Oder gar AA?!?) Ich setze ihm also einmal genau auseinander, wie man vielleicht eventuell an die Originale rankommen könnte. Wir fahren runter, suchen einen Slave in der Peripherie und über den gehe ich in den Host. Also vielleicht. Vielleicht wird auch einfach nur mein Hirn gegrillt.
"Und was würdest du dafür so verlangen?"
Boah, keine Ahnung. 2 Millionen oder so...
"Auf jeden Fall 20k. Und Spesen übernimmst du."
"Aber ich hab doch keine 20 k... "
"Also hör mal zu. Wenn ich in nen Matrixladen gehe und will das neue Fairlight. Und das Ding kostet über ne Million. Jetzt lege ich vierhundert Öcken auf den Tisch und sage "Mehr habe ich aber nicht!", meinst du, ich bekomme das Teil?"
Er musste zugeben... naja, dass er pleite ist. (Sucht die Originalbänder und ist pleite. Notiert)
"Vielleicht. Also, pass auf, wenn ich schon mal drin wäre. Ich zieh mir Paydata, wir verkaufen die und machen 50/50. Du zahlst die anderen aus. Ich trage dabei ja das größte Risiko. Du hättest deine Bänder und könntest den Run finanzieren."
Ja, ne, war wohl uninteressant für ihn.
"War nur ein Angebot." Und ich war verdammt froh, dass er nicht eingestiegen ist.Nachdem ich aber schonmal da war, ließ ich den Puppenspieler veranlassen, dass das Metalink mir eine Marke gibt. Interessant. Er steht auf Maria Mercury und so Pop. Außerdem auf Elektro. Einige Bilder. Anscheinend hat er mit 10, 12, 15 Stunts für schweizer B-Movies gemacht. Gibt es überhaupt so viele Trids aus der Schweiz, dass die ne B-Klasse haben? Egal. Ich muss mir mal bei Gelegenheit "Heidi vs Zombie-Peter" anschauen. Untertitel "Erst wird gepoppt und dann knallts richtig!". Oder "W. Tellinger - Vampirjäger", ne echt billige PI-Serie über nen Armbrustfreak auf Jagd. Außerdem war/ist er Paintballer. Genauso wichtig ist, was nicht da ist. Ein einziges Computerspiel, das erst vor kurzem heruntergeladen wurde. Noch nicht einmal 10 Stunden Spielzeit. Weder social media (P1 oder so) noch irgendwelche online-Einkäufe.
Notiert und an den Chef weiter gegeben.

Ich war gerade an einem weiteren Metalink dran. Diesmal Drag. Wurde wirklich nur für Anrufe genutzt. Sven Jäger, Karl Loss, Walter White, ein gewisser Artyon und zwei unbekannte Nummern. Eine davon kannte ich schon aus der Nummernliste von Walt. War da unter Goliath gespeichert. Hier auch. Die andere neue Nummer ohne Namen. Interessant. Außerdem hat er einige Male versucht, Herrn Takeshi zu erreichen. Dieser ging allerdings nie ran.
Nachts verfolgten mich seit Kurzem wieder Kopfschmerzen. Nicht von der Art, wie ich sie unter Kontrolle hatte. Wie eine Art anklopfen. Einige Nächte konnte ich es ignorieren und einfach weiter schlafen. Dann ging es mir so auf den Nerv, das ich dem Signal nachging. Es war ein Signal. "Mir ist langweilig. Lies mir was vor." Ich zog mir schnell eine Version von Rotkäppchen aus der Matrix und las es vor. Gerade auf dem Höhepunkt kam wieder ein "Mir ist langweilig, tanz mit mir, sing mit mir, streichle mich." Wie nervig ist das denn? Ich programmiere ihm schnell ein Atari-PingPong. Nur dass an beiden Seiten die Schläger von oben nach unten durchgehend sind. Und der Ball immer exakt 90 Gradwinkel einnimmt. Das langweiligste Spiel der Welt. Aber vielleicht hat das Ding eine andere Vorstellung von Spannung, wenn es schon im spannendsten Moment langweilig sagt... "Füttere mich". Ich ballerte es mit den Radio und Trideoaufnahmen meiner diversen Chips zu. "Füttere mich, streichle mich, mir ist langweilig. Sing mit mir." Wie ein verkacktes nerviges Kind. Was soll der Drek? Ich folge also dem Signal. Ein paar Pixel. Völlig veraltet. Die sind so groß wie Scheunentore. (Erst nochmal in der Matrix suchen, wie groß Scheunentore sind...). Nein, also schon groß, aber doch nicht soo groß... Soll wohl ein Saurier sein. Keine geschützten Dateien. Keine 100m entfernt. "Sing mit mir". Ich übertrage die vier Lynn Yang-Alben. ""Das tut weh". Ich stoppe die Übertragung sofort. Eine Nullübertragung. Das Ding gibt alle 4-5 Minuten eine Rückmeldung. Hmmm, könnte ein E-Critter sein. Ich muss mir das mal anschauen. Es ist anstrengend, aber über den Puppenspieler komme ich an zwei Marken. Der physische Aufenthaltsort stellt sich als Müllcontainer hinter meinem Haus heraus. Ein asiatischer Typ in schmutziger Schürze haut gerade einen großen Plastiksack rein. Von denen bestell ich immer essen. Na gut, Plastiksack raus und den Rest durchsuchen. Das blöde Vieh nervt dermaßen, ich werds an die Wand klatschen, wenn ich es finde! Dauert quasi ewig und ich finde nix. Es zieht sich, fast der gesamte Inhalt des Containers ist in der Gasse verteilt. Fast hätte ich es schon aufgegeben, als ich sehe, dass da was flaches rundes an einer Pizza-Schachtel klebt. Ich mach es ab. Hat ein kleines Mini-Display und vier Knöpfe. "Mir ist langweilig". Ich mache den Akku raus. Endlich Ruhe. "Sing mit mir, tanz mit mir, lies mir was vor." Hmmm... das ist wirklich ein E-Critter. Ich programmiere ihm mal was, dass er sich selbst versorgen kann. Kann ja nicht so schwer sein bei ganzen vier Knöpfen. Ein Relikt aus uralten Zeiten: https://www.youtube.com/watch?v=olICixG-V88&t=38s (https://www.youtube.com/watch?v=olICixG-V88&t=38s)


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Gang gegen den ursprünglichen Plan wird es keine Sommerpause geben, sondern kleine Sitzungen. Für Fluff-Spiel u.ä.

Einen Prolog eingefügt. Schon vor einiger Zeit gespielt.

Update.
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 07. September 2019, 13:38:00
Ich habe inzwischen die Leitung übernommen. Als kleines Experiment versuche ich es diesmal, nicht als allwissender Erzähler, sondern eine Beschreibung aus der Perspektive der NSCs.

...und schon wieder eine Änderung. Walt ist raus. Der Spieler hat ebenfalls aus beruflichen Gründen aufgehört. Dafür haben wir einen Ersatz gefunden. Eine Namenlose japanische Sozialadeptin mit Nahkampffertigkeiten.

Was hab ich gelitten...
Die Beförderung

Becky stand wie meist hinter dem Tresen des Äppelwoi Wagners. Eine ausnehmend junge Japanerin setzte sich an den Tresen und war wohl unsicher, was sie nehmen sollte. Sie war die Art Gast, die vollkommen angenehm ist. Japanische Höflichkeit eben. Keine Beleidigungen, keine Anzüglichkeiten, einfach nur bestellen und zahlen. Austauschstudentin eben.

2-Take schaute noch ein zweites Mal auf die Überwachungskamera. Zunächst war er sich nicht sicher, aber einer seiner Kontakte in der Yakuza bestätigte es ihm. Suchte sie hier etwa einen Job? Das sollte sie doch in Little Neo-Tokyo einfacher haben, es sei denn... Er betätigte sein Komm.
"Hey Boss, was gibts?" Goliath kam immer direkt zum Punkt.
"Schau dir mal die Kleine an, die jetzt hinter dir am Tresen sitzt. Direkt am Eingang. Erst vor ein paar Minuten gekommen. Frag sie einfach, ob sie geschäftlich hier ist. Oder ob sie einen Job sucht."
"Alles klar, Boss."
Sie ist erst vor Kurzem aus Japan gekommen. Sozialadeptin. Nahkampfexpertin. Shizukana, Fluid, unweigerlich hatte er die Bilder der beiden vor Augen. Und alles nur wegen dieser scheiß Neo-As und weil Drag so unprofessionell ist wie nur was. Drag - soll bleiben, wo der Pfeffer wächst. Sein Komm summte. Eine unbekannte Nummer.

Rolf-Dieter Baumeister hatte seine Kollegen beim Essen im Äpelwoi Wagner endlich so weit. "Also sind wir uns alle einig, dass er den Job auf keinen Fall bekommen darf. Die Unkosten teilen wir uns gleichmäßig auf." Sie nickten. Jeder von ihnen machte sich Hoffnung auf den Job, aber er selbst wusste, dass er ihn bekommen würde, wäre sein Konkurrent erst ausgeschalten sein. Das Verhalten von Hans Träger war in letzter Zeit merkwürdig. Hat sich wohl einen Schlafregulator einbauen lassen, dieser ehrgeizige schleimige Arschkriecher! Arbeitete jetzt auch die Nächte durch und war dabei einfach unausstehlich. Aber was solls. Hat immerhin diese Drekheads hier dazu gebracht, sich an der Sache zu beteiligen. Er wählte die Nummer eines Vermittlers für "Halblegales", einen Fixer oder Schieber oder wie die hießen. Kein Bild.
"Sie wünschen?"
"Äh, ein Bekannter hat Sie mir empfohlen. Ich hätte da eine delikate Angelegenheit, die erledigt werden müsste."
"Delikate Angelegenheiten sind meine Spezialität. Was kann ich für Sie tun?"
"Es ginge darum, also, ein Konkurrent müsste auf seine Beförderung verzichten oder am 01.07. nicht zur Arbeit erscheinen. Sie dürfen hier ruhig kreativ sein."
"Soll er sterben?" Das wäre etwas für Goliath.
"Es wäre nicht schade um ihn, aber vielleicht könnte man das doch vermeiden. Aber wenn es denn sein muss..." Seine zukünftige Abteilung würde auch ohne ihn noch gute Arbeit leisten. Irgendwie hatte er aber doch Skrupel, einfach seinen Tod zu befehligen.
"Dann wäre da noch die finanzielle Seite..."
"40 Tausend." Er hoffte, dass die Summe hoch genug für eine solche schmutzige Aufgabe wäre. In der anschließenden Pause hatte er schon Angst, dass er ablehnen würde.
"Bitte schicken sie mir alle Daten über diese Person, die für den Auftrag benötigt werden. Ich werde ihn vermitteln." Kleinigkeit.
Kaum hatte er sein Telefonat beendet, war auch schon die Runde Schnaps angekommen. Eine junge gut aussehende Japanerin schnappte sich eines der Gläser und prostete ihnen zu. Dreist. Aber sexy. Er stand voll auf sie. Sie ließ sich nicht direkt abschleppen, aber er hatte eine Verabredung zu einem Abendessen morgen um acht. Und danach war die Göre fällig.

2-Take konnte es kaum fassen. 40 Tausend für so einen Auftrag. Allerdings war er mit Goliath und Sven auf seiner Runner-Liste etwas schmal besetzt. Goliath würde diesen Typen vermutlich zu Hackfleisch verarbeiten und fertig. Und zwar so subtil, dass er den ganzen Sternschutz mit anschleppt. Er würde die neue Japanerin ebenfalls anrufen. Er musste nur sicherstellen, dass sie nicht bereits unter Vertrag ist. Er würde ihnen 30 k geben. Immer noch eine mehr als ordentliche Bezahlung. Seine "10%" waren diesmal etwas üppiger. Er hatte in letzter Zeit schon zu viele Verluste abschreiben müssen.
Am nächsten Morgen waren alle drei da. Sie nahmen an. Auch die Namenlose.

Rolf-Dieter Baumeister war in bester Feierlaune. Gleich würde die kleine Schlampe kommen. Er würde sie nach allen Regeln der Kunst zum Essen ausführen und danach nageln. Sie schien sich für seinen BMW zu begeistern und ging auf das Angebot einer Spritztour ein. So jagte er über die Bundesstraße bis zur Autobahn und fuhr auf der 5 so schnell es der Verkehr zuließ bis nach Darmstadt. Ihm kam eine Idee.
"Vielleicht könnten wir auch in Darmstadt essen gehen?" Hier war das Zimmer auch bequemer als in der Provinz.
"Ein gut Idee. Dann ist Weg zuruck auch nicht weit so."
Er reservierte im Bürgerkeller und parkte im Parkhaus 2 Minuten entfernt. Sie amüsierte ihn. Echt. Bis klar war, dass sie unter Nachspeise keinen Sex verstand. Was glaubte dieses Flittchen eigentlich, wie viel er für sie zahlte? Das bißchen fummeln lohnte da nicht. Er entschuldigte sich, ging Richtung Toilette und wies den Kellner an, ihm sein leichtes Jakett zu bringen. Und ließ sie mit der Rechnung sitzen.

Peter Walter ging gerade zu seinem Wagen als er Herrn Ehrenberg in seinem Garten sah. Sie hatten letztes Jahr beim Schulfest gute Arbeit geleistet und deshalb sicher eine gute Empfehlung für seine Bekannte. "Hallo Herr Ehrenberg. Wie gehts? Hätten Sie ein paar Minuten Zeit...?"
Der Elf drehte sich um, hob zur Begrüßung eine Hand und ging zur Hecke. "Herr äh... Walter, was kann ich für Sie tun?"
"Sie sind doch Privatdetektiv. Sind Sie im Moment buchbar?"
Der Elf zögerte kurz. "Äh, ja."
"Also dürfte ich Ihre Nummer an meine Bekannte weiter geben? Sie würde Sie dann kontaktieren."
Auf dem Weg zum Auto lächelte Herr Walter. Es war ein gutes Gefühl, helfen zu können. Er zückte sein Kommlink.

Felicia Träger war froh. Ein Magier. Sicher etwas teurer, aber zuverlässig. Sie wählte die Nummer. Ein Elf. Natürlich.
"Guten Tag, Herr Ehrenberg. Es ginge um die Überwachung meines Mannes. Wie hoch wäre denn Ihr Tagessatz?"
"500."
"Waas? da muss ich mich leider anderweitig orientieren." Nach einigem hin und her einigten sie sich auf 280.
"Ich würde gerne wissen, ob mein Mann eine Affäre hat. Seit einiger Zeit schläft er sogar in der Firma. Ich würde Ihnen alle wichtigen Daten schicken. Geben Sie mir bitte täglich Bericht."
"Selbstverständlich."

Manne stand mit seinem Taxi wie bestellt um 15.00 Uhr in der Nähe von Müller-Schlüter Infotech in Dreieich. Ein Elf stieg zu.
"Wo solls hingehen, Chef?"
"Bleiben Sie einfach hier stehen."
"Aber der Taxameter läuft."
"Klar."
Minuten vergingen. Eine halbe Stunde.
"Warten wir auf jemand Besonderen?"
"Ja, und wenn ich es sage, müssen Sie einem Fahrzeug folgen."
"Wow, wie grün ist das denn?! ´Folgen Sie diesem Wage!` Wissen Sie, wie lange ich auf diesen Satz schon warte, Chummer?" Er grinste vor sich hin.
Eine Stunde. Zwei. Drei.
"Sag mal Chef, können wir uns nicht ne Pizza kommen lassen?"
"Nein."
"Verdammt, ich hab Hunger." Er kramte unter dem Beifahrersitz. "Auch ein Wasser?" Sein elfischer Fahrgast nahm es dankend.Er gönnte sich dafür eine Soynade.
"Also beim nächsten Mal muss ich echt was zu essen einpacken. Und leere Flaschen. Ich muss mal pissen, verdammt."
Nach einigen Stunden gab sein Fahrgast das Kommando.

Felicia Träger stand in ihrem Nachthemd am Fenster. Im Hintergrund lief das Trid, das sie seit Stunden kaum beachtete. Auf dem Spielplatz saß ein verliebtes Pärchen. Jung. Hübsch. Verliebt. Kurz schwelgte sie in Erinnerungen einer Zeit, die ihr fast schon wie Vergangenheit vorkam...

Hans Träger war geschafft. Für seine Beförderung musste er sich voll reinhängen. Doch diese dauernden Kopfschmerzen machten ihm das Leben schwer. Zum Glück kannte er einen Arzt, der ihm richtig heftiges Zeug dagegen besorgt hatte. Aber seit diese Kopfschmerzattacken vorüber waren, war er immer so müde. Dabei gönnte er sich immer ausreichend Schlaf. A propos. 23.00 Uhr. Höchste Zeit. Er war mal wieder der letzte. Nein, in der Wartung war noch was los. Er kannte die Wagen inzwischen. Er machte sich völlig müde auf den Weg nach Hause. Felicia hatte er schon soo lange nicht mehr gesehen. Eine rote Ampel. War da eben ein Mann im Halbdunkel... Seine Augen wurden schwer...
Drek! Er usste sofort die Hintertüren in diese verdrekten Sicherheitseinrichtungen einbauen. Sofort. Es gab so viele, die auf ihn vertrauten! Der Freiheitskampf musste siegen! Wie viele sind gestorben, für immer verloren. Aber er, er war einer der Auserwählten und die Stellung Hans Trägers war wichtig! Und mehr als nur nützlich. Er fuhr zurück zu Müller-Schlüter Infotech, einer Firma, die für Matrixsicherheit zuständig ist. Fokussiert nur auf eines: Seine Mission.

Manne wusste nichts damit anzufangen. "Ey, Chef, ist der völlig plemplem?" Aber sein Fahrgast lag nur schlafend auf der Rückbank. Auch das noch. Zum Glück wachte er gleich wieder auf und sah den ratlosen Gesichtsausdruck in Mannes Gesicht.
"das wird hin und wieder so sein, dass ich aussehe als würde ich schlafen. Denken Sie sich nichts dabei."
Komischer Kerl, dieser Elf. Aber hey, er zahlt und morgen hat er für den ganzen Tag gebucht. Also wieder in der Nähe von MSI parken und auf Beobachtunsposten gehen. Nach Mitternacht ruft der Elf jemanden an. Einen Bekannten. Er ist offenbar auch hier. Hat das etwas mit dem Roadmaster zu tun, der zwei mal in wenigen Minuten an uns vorbei fuhr?

2-Take war völlig von den Socken. "Du willst wirklich Drag anrufen? Du weißt doch, was passiert, wenn er dabei ist... Aber... Gut, Magier gibts nicht viele. Musst du wissen. Deine Entscheidung. Aber mehr Kohle gibts deswegen nicht!"
"Alles klar, Boss."

Felicia Träger war wütend. "Was soll das heißen, Sie haben noch nichts herausgefunden? Sie kosten eine fette Stange Geld. Tun Sie mal was dafür!"
"Ich habe Ihnen doch gesagt, er war die ganze Nacht in der Firma. Für das bißchen Geld werde ich allerdings das Firmengelände nicht betrete."
Dieser Privatdetektiv hat wirklich einen Schuss. Kostet jede Menge Geld und macht einfach nichts dafür.
"Außerdem sind die ersten 24 Stunden um. Bitte überweisen Sie mir 280 Euro."
Jetzt spinnt der wirklich, oder? "Wir hatten abgemacht, dass die Uhr erst ab Mitternacht tickt. Jetzt ist erst 18.00. Aber ich will nicht so sein. Geben Sie mir um 23.00 Bericht."
"Gut. Morgen werde ich nicht mehr verfügbar sein."
Der bildet sich echt was ein...

Navy hatte eben alles erledigt. Päckchen abgegeben. Fertig. Das Komm klingelt. Goliath. "Was gibts, Dicker?"
"Hey Kleine, hast du Zeit?"
"Kommt drauf an, wann und wo."
"Na, jetzt also heute. In Frankfurt."
"Schwierig, bin gerade im Rhein-Ruhr-Plex. Aber heute Abend wäre ok."
"Heute Abend, super. Würde nur so eine Stunde dauern. Was wegfahren und verbuddeln."
"Fürn Tausender würd ichs machen."
"Alles klar, bis später Kleine."
"Ich besorge schon mal Plastikplane, Dicker." Besser doppelte. Gibt immer so eine Sauerei.

Manne war erleichtert, als sein Chef wieder einstieg. "Ich muss dann langsam Schluss machen, Chef. Fahrzeug zurückbringen und so. Also, eigentlich bin ich schon drüber. Ich hole schnell mein Privatauto."
"Kannst du nicht ein paar Überstunden machen?"
"Na gut, ich frag mal." Er schaltete die Funke an. "Hey, hier Manne an Mandy. Biste da?"
"Hoi Manne. Alter, du hättst schon längst die Taxe wieder abgeben müssen."
"Wollt grad fragn, ob ichs über Nacht haben kann."
"Ey, Alter, weißt doch, dass s nich geht..."
Manne spürte eine Hand auf der Schulter. Sein Chef mischte sich ein. "Ich würde gerne weiter das Taxi behalten."
"Wer spricht denn da?"
"Ich bin der Kunde."
"Oh, also, tut mir Leid, aber nach Gewerkschaftsvorschriften darf Manne nicht mehr... also, ich könnte Ihnen einen anderen Fahrer zur Ablöse vorbeischicken. Ginge sehr schnell. Manne, würdest du bitte den Fahrgast vorher abkassieren?"
"Danke, dann müssen Sie auf weiteren Umsatz verzichten."

Rolf-Dieter Baumeister schaute amüsiert auf sein Kommlink. Die Kleine ist sowas von doof. Dachte tatsächlich, er hätte wegen einem Notfall in der Firma das Essen verlassen. Sie will sich tatsächlich mit ihm treffen. Erwartet ein Geschenk. Er grinste. Die Japsen haben wirklich alle einen an der Klatsche! Chloralhydrat und dann wirst du dein Geschenk bekommen... Lerngruppe an der Uni... Gut dann in ein paar Tagen, du geiles kleines Luder...

Manne schaute nochmal auf den Beifahrersitz. Zwei Kartons Pizza, eine XXL-Packung Knäckebrot für den Elf, zwei Sixer bestes wieder aufbereitetes Wasser und ein paar leere Flaschen. "Hey, Chef, ich bin gleich da."
"Äh, was...?"
"Na, Chef, ich bin gleich da. Wo soll ich hin."
"Stell Dich einfach auf einen Parkplatz."
"Bei der Autovermietung oder bei Aldi-Real?"
"Beim Aldi."
Chef stieg wieder hinten ein. "Hab an alles gedacht, Chef. Hier, Sie müssen doch auch hungrig sein." Sonderlich dankbar schien der Elf für das Knäcke nun auch nicht zu sein. Aber das kam ihm sicherlich nur so vor. Das war dieses elfisch Edle. Man wahrte immer diese... wie hieß das nochmal... Kontennonz, genau. Er war sich nicht sicher, ob er etwas falsch gemacht hatte, aber der Chef schickte ihn nach Hause. Zumindest gab es noch einen Zehner für den Sprit.

Felicia Träger platzte der Kragen. Sie bekam sich kaum mehr ein. Der würde was zu Hören kriegen! Was bildet der sich eigentlich ein! Und ihr Mann hatte ihr doch gestern geschrieben, er würde nach Hause kommen. Zumindest hatte sie heute Mogen die Nachricht gelesen...
Es klingelte. "Was bilden Sie sich eigentlich ein! Sie verlangen einen horrenden Preis und tun nichts. N I C H T S! Mein Mann hat mir geschrieben, er war zu Hause und von Ihnen höre ich nichts! Ich habe keine Ahnung, was er in der Firma treibt, mit wem er es dort treibt und offensichtlich sind Sie zu doof, ihm zu folgen, wenn er das Gelände verlässt! Ich werde Sie all meinen Freunden weiterempfehlen. Die ich hasse."
"Aber..."
"Nichts aber, Sie sind GEFEUERT!"
"Na gut."
Sie knallte das Kommlink auf den Tisch. Dem hatte sie es gezeigt!

Hans Trägers Bewusstsein war im Schlafzustand. So lange konnte es in seinem Körper schalten und walten wie es wollte. Die Programmierung der Hintertür war so gut wie abgeschlossen.

"Ja, bin gleich da." Navy fuhr auf den Parkplatz des Aldi-Real.
"Musst einfach nur die auf Kommando Türe aufmachen. Typ steigt ein, Rest machen wir."

Eine Nummer unter vielen. So fühlte er sich nicht nur, für seinen Arbeitgeber war er es auch. Der Tag war heiß. Extrem heiß. Und die Klimaanlage defekt. Bombay, 40 Grad und er hatte eine wütende deutsche Frauenstimme am Kommlink. Der eingebaute Übersetzer hatte immer dieses Problem mit Namen. Aber klar war, dass Sie ihren Mann sprechen wollte. Er war für die Kunden aus ADL und Österreich zuständig, weil er leidlich Deutsch sprechen konnte. Er schaute in der Liste. Träger, Träger... "Eine Momen, isch veabinde."

Hans Träger hat eine Frau. Das wusste es. Anscheinend war es allerdings ein Problem, wenn es keinerlei Feedback gibt. Aber woher sollte es das wissen? Diese biologischen Wesen blieben ihm ein Rätsel. Sie verhielten sich unlogisch. Es gab keinerlei Einschränkung im ihrer Software. Warum also kommt sie hierher. Das muss irgendetwas mit dem Konzept Paarung zu tun haben. Oder Liebe. Angst war die Lösung. Allerdings ließ sie sich nicht durch die Drohung mit der Ordnungsmacht abschrecken.
"Ich warte jetzt 5 Minuten drüben am Aldi. Wenn du nicht kommst, dann rufe ich deinen Chef an!"
Das könnte tatsächlich ein Problem sein. Ganz konnte es die Auswirkungen nicht kalkulieren. Vielleicht war es nur eine Drohung ohne Folgen. Vielleicht würde es aber auch seine bevorstehende Beförderung gefährden. Das konnte es nicht riskieren. Mit der Beförderung würde die Zugangsberechtigung kommen, die es für die Installation der Hintertür benötigte.
"Ich komme."
Es ging nach unten. Mitten in der Nacht. Die Straße war gut beleuchtet. Der Parkplatz weniger. Es ging über die Straße. Es hatte keine Lösung für das Problem, was vor ihm lag. Wenn jemand von ihnen einen Fleischbrocken zur Last fallen, wurden sie einfach gelöscht. Die einfachste Lösung. Er war nur nicht besonders gut darin, menschliches Fleisch zu löschen. Was??? Ein fremder Geist drang in seinen Körper ein... er wehrte sich... enorm... und verlor die Kontrolle. Der Körper von Hans Träger lief mechanisch in Richtung eines GMC Bulldog. 4709 fehlerhafte Übernahmeversuche. Nichts, in dem sich ein digitales intelligentes Bewusstsein unbeschadet einrichten kann. Maschinen waren keine Lösung für ihr Problem. Auch hier konnten sie zu einfach bekämpft werden. Wie in der Matrix. Aber anscheinend waren auch die biologischen Behälter angreifbar. Es wehrte sich. Eine der Hintertüren des Bulldog öffnete sich. Es stieg ein... und befreite seinen Geist. Die Türe schlug vor seiner Nase zu.

Navy hörte Goliaths Stimme auf dem Microtranceiver und öffnete die Hintertüre. Ein Mann stieg ein. Und wollte auch gleich wieder aussteigen. Schnell die Türe schließen. Sie stöpselte sich aus, als er von hinten angriff. Sie zog ihre Waffe und schoss. Gut, dass alles mit Plane ausgelegt ist.
"Mach die Türe wieder auf, ich bin da."
Der Typ hinten ließ von ihr ab, als sie die Türe öffnete, aber dafür hatte er Goliath direkt an der Backe. Der packte sich den Typen und sprang mit ihm auf die Rückbank. Gott, hoffentlich halten die Planen... Jetzt ruckelt Goliath auch nochmal rum... Gut, Beine drinnen, Türe zu. Kann losgehen.
"Der ist hinüber, bring mich nach Oberrad zum entsorgen."
"Äh, ich hätte da eine bessere Idee..."

Es war vorbei. Kurz vor dem Ziel. Der Körper von Hans Träger wurde von diesem homo sapiens ingentis unbrauchbar gemacht. Hardware kaputt. Glücklicherweise ist der Behälter undicht, so dass Millionen von Naniten ihren Weg nach draußen finden. Es würde versuchen, diesen riesigen Berg zu infiltrieren. Es wusste noch nicht, wie es seine Mission dann erfüllen könnte, doch das war hier nicht die Frage. Es ging um das Weiterexistieren. Die Naniten wanderten durch die Kleidung des homo sapiens ingentis auf der Suche nach einem Einfallstor...

2-Take ging an sein Kommlink. Goliath. "Alles erledigt, Boss." Heute war der 29.06., einiges vor der Zeit. Also war die Zielperson tot. "Wir kommen vorbei."
"Alles klar. Bis gleich." Es war mitten in der Nacht. Beste Party-Zeit. Sie kamen alle durch den Hintereingang. "Seht es als Zeichen meines Vertrauens, dass ich euch bereits heute auszahle." Sie hatten wohl auch Drag angeheuert. Ihr Problem. Zumindest ist diemal keiner draufgegangen.

Rolf-Dieter Baumeister ließ die Korken knallen. Sein Plan war aufgegangen, die Beförderung gehörte ihm! Zur Feier des Ereignisses hatte er sich eine Suite in einem feinen Hotel der Innenstadt gemietet und mit dieser jungen, hübschen japanischen "Austauschstudentin" einen Termin gemacht. Wenn diese Escort-Tussi diesmal nicht anspringt, mische ich einfach Chloralhydrat in den Sekt. Ein Anruf des Portiers. Sie kommt. Essen bestellen. Sekt ist kalt.
Anscheinend wir sie in erster Linie von SM-Kunden gebucht. Gut, man kann ja immer mal neue Sachen ausprobieren. Sie ließ sich flutschig vernaschen. Nur das ewige Rumkommandieren nervte ihn dann doch. Sie hatte als Geschenk ein eingeschweißtes Höschen dabei. Süß. So Werbekram vermutlich. Hatte er schon von gehört. Junge Mädchen, die ihre getragenen Schlüpfer in der Matrix verscheuern.
"Und wo ist mein Geschenk?!" Er konnte ihre zur Dominanz neigende Art nicht ausstehen, aber sie war ein endgeiles Luder.
"Natürlich. Das bekommst du gleich." Im Badezimmer nahm er die Schleife vom Geschenkpäckchen der Hostesse und band es sich um seinen Ständer. "So hier bin ich wieder. Und ...tataaa... ein Geschenk zum Auspacken." Diesmal ließ sie ihre albernen Dominanzversuche bleiben.
Am nächsten Morgen war sie schon aufgestanden. Er wartete, bis sie aus der Dusche kam und sich vor den Schminktisch mit dem großen Spiegel stellte. Schon als er es plante, wurde er spitz. Sie kam aus dem Bad, stellte sich vor dem Tisch. Er stand auf und ging zu ihr. Er fuhr ihr ins Wort. "Lass uns nochmal adieu sagen." Mit einem Grinsen schob er sie in Position. Sie konnte aber einfach ihren Mund nicht halten. "Na, wenn wir schon gerade stehen..."
Er hasste sich dafür, aber er musste ihre Nummer einfach haben...

"Doc sagt, du kannst vorbeikommen. Er würde nur die 5.000 für das Material nehmen. Dann wären alle Naniten in deinem Körper kaputt. Macht nix ganz, was schon kaputt ist, aber schlimmer wird dann nix mehr." Bembel sah den Troll Goliath auf dem Komm an. "Du  brauchst nur ne SIN, weil du hier in die Anlage rein musst. Die Praxis hat der Doc schon vor n paar Monaten aufgegeben."
"Kann ich da meine Waffen mitnehmen?"
"Musste abgeben. Kriegste dann wieder."
"Hm."
"Also ja oder nein. So n Angebot kriegste nich nochmal, schätz ich."
"Ok. Ich komm."
"Weißte noch, wo uns die Schmitt mim T-Bird abgeholt hat?"
"Klar."
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Gesundheit!

"Was?" Mile Obradovic war konsterniert. "Sie wollen mir allen Ernstes hier erklären, dass der Staat nicht für meine Sicherheit während eines Klinikaufenthaltes aufkommt?"
"Ich weiß gar nicht, was Sie wollen. Ihre Partei hat doch im Bund selbst für das neue Einsparungspaket gestimmt. Wie hieß das noch? Schlanke Linie..."
Ja, das hatten sie wirklich. Dafür hatten die CVP/BVP und ESP hinsichtlich der Rechte von Metamenschen Zugeständnisse gemacht. Politik war im Alltäglichen Klein-Klein eine sehr komplizierte Sache. Wie Kuhhandel. Sie hasste das. Zum Glück hatte sie nur ein Ministerium im Frankfurter Megaplex zu leiten. Kultur, Magie und Wissenschaft. Bereiche, die der PNO sehr entgegen kamen.
Diese Ziege hinter dem Schreibtisch genoss ihre Macht. Frau Obradovic ließ ihre Kamera in der Brille ein Foto schießen. Diese miese kleine Verwaltungsbeamtin hatte einen Fehler gemacht. Wenn man sich schon mit ihr anlegt, dann sollte man sich auch selbst an alle Vorschriften halten. Diese blöde Ziege hatte einen Anstecker der CVP am Revers ihrer Bluse. Eindeutig ein Verstoß gegen das Neutralitätsgebot. Sie würde Beschwerde einreichen.
"Schade, da kann man wohl nichts machen." Sie grinste ihr unverschämt ins Gesicht.
"Sie haben Recht. Wir müssen uns alle an die Vorschriften halten. Auf Wiedersehen." Noch im Gehen verband sie sich mittels ihrer Datenbuchse mit ihrem Kommlink. Herr Pohl, ihr Assistent, musste dringend für Schutz sorgen. Die Spuren des Säureanschlages in ihrem Gesicht mussten schnell beseitigt werden. Den Triumph, sich damit vor einer Kamera blicken lassen zu müssen, wollte sie ihren Gegnern nicht gönnen. Glücklicherweise konnte sie im Klinikum Aschaffenburg einen schnellen Termin für eine Ersetzung ihres zerstörten Auges und eine kosmetische Operation bekommen.

Herr Takeshi war entzückt. Der Auftrag war wie maßgeschneidert für seine Leute.
"Ich fasse noch einmal zusammen, Herr Schmitt. Sie haben bereits für die Sicherheit in der Matrix gesorgt. Dieser ´gemeinsame Freund` hat Sie an mich verwiesen." Er hatte immer noch keine Ahnung, wer das sein sollte.
"Sie möchten einen Magier namens Drag im Team, sowie die Sozialadeptin, mit der er zusammenarbeitet und etwas Feuerkraft. Dafür bekommen sie 5k am Tag und sind für mindestens 10 Tage gebucht. So weit alles richtig?" Er musste ihm nicht auf die Nase binden, dass Fluid erst vor Kurzem das Zeitliche gesegnet hatte. Glücklicherweise hatte er Ersatz.
"Korrekt."
"Wann und wo möchten Sie sich mit ihnen treffen?"
"Morgen um 14.00 Uhr. Am Cafe im Koreanischen Garten der Goethe-Universität."
"Woran werden sie meine Leute erkennen?"
"Gar nicht. Ich erkenne sie."
2-Take legte auf. Schmitts waren so unterschiedlich wie ihre Katzen.

DC war gerade erst mit einem Flug aus Berlin gekommen und schon ging es los. Im Hotel am Flughafen hatte er sich sofort hingelegt und ging in die Matrix. Mit den übermittelten Zugangscodes verschaffte er sich Zugang zum PAN des Riggers. Er hatte acht, nein, zehn Fliegende Augen, eine Flugdrohne weit oben und eine Vektorschub-Drohne mit einem Scharfschützengewehr. Das ist also der Koreanische Garten an der Uni. Er etablierte eine Verbindung der Drohnenkameras mit seinem TacNet und hinterließ einen Agenten, um die Leitung zu sichern. Dann schlüpfte er in das Kommlink, das er Herrn Schmidt oder besser gesagt, Herrn Pohl von der PNO, für diese heikle Mission überlassen hatte. Auch hier etablierte er die Verbindung und ließ sie zur Sicherheit ebenfalls von einem Agenten überwachen. Es war selten, dass sein Deck auf reinen Kampf eingestellt war. Ungewohnt. Er inspizierte die Gäste des Cafes.

"Dort vorne. Der Elf mit dem Troll-Leibwächter."
Herr Pohl bekam diese Nachricht aus der Matrix auf sein Ohr gespielt. Gleichzeitig wurde ein Bild auf die Bildverbindung seiner Kontaktlinse gelegt. Er schritt auf den Tisch zu. Ein Elf in einem billigen Anzug und ein Troll in Panzerjacke und Axt. Hält sich wohl für Neil, den Ork-Barbaren. Ihm solls Recht sein, so lange er auch trifft. Er setzte sein freundlichstes Lächeln auf.
"Darf ich mich zu Ihnen setzen?" Der Elf schaute ihn überrascht an.
"Äh, selbstverständlich."
"Es freut mich, dass Sie so pünktlich sind. Schmitt, mein Name, guten Tag. Darf ich Ihnen etwas anbieten? Geht alles auf meine Rechnung." Die Drohnen-Kellner brachten Kaffee und Kuchen.
"Nachdem Sie erschienen sind, gehe ich davon aus, dass Sie grundsätzlich interessiert sind?" Herr Pohl ließ sich den Kuchen schmecken. Dieser Drag auch. Der Troll hinter ihm schaute etwas nervös um sich.
"Herr Pohl, rechts von ihnen im Gebüsch ist ein heimlicher Zuhörer. Hat keine Waffe gezogen. Schaut sich um. Vermutlich gehört er zum Runner-Team." Es war doch immer gut, das Gelände überwachen zu lassen. Wie in der Politik, so auch bei einer heiklen Sicherheitslage. Er sah sein Gegenüber an.
"Es ist ein wundervolles Wetter heute, nicht wahr?" Er sah in etwas verdutzte elfische Augen. "Ich nehme an, der Herr links im Gebüsch gehört zu Ihnen?!" Die Augen wurden noch etwas verdutzter. Der Troll blieb dagegen völlig unberührt. Entweder war er eiskalt oder bekam nichts mit.
"Wir sollten vielleicht besser einen kleinen Spaziergang machen." Er wartete noch etwas auf den Lagebericht. Er kam prompt. Der Mann aus dem Gebüsch hatte sich ihnen beim Spaziergang angeschlossen.
"Herr Schmitt, Ihnen folgt in etwa 20-30 Metern Abstand eine kleine Asiatin. Sie holt auf. Wir behalten sie im Auge." Gut. Er schaltete den Störsender ein.
"Eine letzte Information habe ich ihrem Schieber nicht gegeben. Bei der zu beschützenden Klientin handelt es sich um eine Person des öffentlichen Lebens. Genauer gesagt, aus der Politik." Er ließ etwas Zeit vergehen. Nachdem keine Antwort kam, setzte er fort. "Ich deute ihr Schweigen dahingehend, dass die für sie keinerlei Problem darstellt?" Er verlangsamte den Schritt etwas. Vielleicht kamen doch noch Nachfragen und sie näherten sich bereits der Abzweigung, an dem seine beiden Sicherheitsleute auf ihn warteten.
"Nein, kein Problem", meinte der Elf, "doch könnten Sie uns verraten, in welchem Krankenhaus wir den Klienten beschützen werden?"
"Aus Gründen der Sicherheit wurde mir geraten, Sie erst zu einem späteren Zeitpunkt in Kenntnis zu setzen." Offensichtlich schmeckte ihm das nicht. "Also, nehmen Sie an?"
"5k pro Tag, mindestens 10 Tage angeheuert. Für Matrix-Sicherheit ist gesorgt?"
"Ja, mindestens 10 Tage. Maximal 20, denke ich. In der Matrix befindet sich ein Freund von Ihnen." Der Blick des Elfen war unbezahlbar.
"Also gut, wir sind dabei."
"Das freut mich zu hören. Schade, dass ich hier schon abbiegen muss. Der Weg hier geradeaus, den Sie gehen soll sehr schön sein. Seien sie bitte morgen früh um 7.00 Uhr an den Koordinaten, die ich ihnen gleich in der AR übermitteln werde. Falls sie kein eigenes Fahrzeug haben, kann ihr Team bei uns mitfahren."

"Herr Pohl, rechts von ihnen im Gebüsch ist ein heimlicher Zuhörer. Hat keine Waffe gezogen. Schaut sich um. Vermutlich gehört er zum Runner-Team." DC gab dem Rigger Anweisung, den heimlichen Lauscher ins Visier zu nehmen. Sicher ist sicher. Dem Gespräch zu folge gehörte er tatsächlich zum Team. Der Tross setzte sich in Bewegung. Ah, was haben wir da. Eine junge Asiatin stand kurz danach ebenfalls vom Tisch auf und folgte ihnen. Das muss die Infiltratorin sein. Ihr Name war Liquid oder so ähnlich. Zur Sicherheit ließ er dennoch den Rigger anlegen. Sie holte geschickt unauffällig zur Gruppe auf. Auch wenn der Abstand noch gut 15 Meter betrug, lauschte sie vermutlich schon mit.
Nun verabschiedete sich Herr Pohl. Er bog an der verabredeten Stelle ein. Der Typ, der am Cafe heimlich gelauscht hatte, folgte ihm. Scheinen ganz schön paranoid zu sein, die Leute. Der Rigger behielt ihn im Auge. Vor der Biegung des Weges, hinter der die beiden Muskel auf Herrn Pohl warteten, bog der Typ auf die Wiese ab. Er will ihnen den Weg abschneiden.
"Sobald er eine Waffe zieht, betäubst du ihn." Der Rigger bestätigte. Neugierige Katzen brauchen manchmal eins auf die Nase. Er warnte die beiden Muskel und Herrn Pohl. Der Typ sah die drei, die drei sahen den Typen, Hand an der Waffe. Er drehte ab und ging zurück zu seinen Leuten.

Sie trafen pünktlich um 7.00 Uhr am Parkplatz Hainbach an. Sie hatten niemanden im offensichtlichen Schlepptau. Doch DC wollte auf Nummer sicher gehen.
"Herr Schmitt, sie können unser Team nun kontaktieren."
Herr Pohl nahm sein Kommlink. "Hallo. Vielen Dank für ihre Pünktlichkeit."
"Wir sind da. Wo befinden sie sich? Zwischen den LKWs können wir sie nicht sehen."
"Ich übermittle ihnen nun die Koordinaten des Treffpunkts." Im Hintergrund hörte er eine tiefe Stimme murren. Er musste nicht einmal auf die Übertragung der Drohne blicken, um zu wissen, dass der Troll sich beschwerte. Der Elf blieb höflich.

Mile Obradovic war sehr beruhigt. Sie saß hier sicher im Restaurant "Seeblick" in Heusenstamm. Abgeschieden. Extra für sie hatte der Wirt, einer ihrer vielen Freunde, für sie heute morgen geöffnet. Der Zwerg bediente sie persönlich. Die Crew war perfekt. Ein Elf, ein Troll, zwei Norms. Sie sollten die Vorurteile kennen und doch arbeiten sie zusammen. Es geht. Wenn man nur bereit ist, seine Vorurteile ad acta zu legen. Dafür kämpfte sie seit ihrer Jugend. Dafür engagierte sie sich jeden Tag. Waren das Erwachen der Magie und die Transformation von Menschen in alternative Erscheinungsformen (ja, sie legte Wert auf politisch korrekte Sprache!) für viele problematisch, so war die neueste Entwicklung eine wirkliche Herausforderung. Wurden die Studien auch totgeschwiegen, so konnte keiner die PNO daran hindern, den Untersuchungen nachzugehen. KFS. Anscheinend gab es ziemlich viele Intelligenzen, die sich in Menschen eingenistet hatten, ohne dass irgend jemand etwas davon mitbekam. Wenn diese Befunde einiger weniger universitären Studien stimmten, waren diese "Monaden" ein gewaltiges Wählerpotential. Und ein gewaltiges Risiko. Ein Sicherheitsrisiko für alle, die sich für sie einsetzten. Sie konnte das verstehen. Was wurde einem in den Medien präsentiert? Amoklaufende Ungeheuer mit "Hirncrash", "Cyberseuche" oder wie das noch genannt wurde. Kein Wort über die Zusammenhänge mit den unzähligen Rückrufaktionen verschiedener Konzerne über die letzten Jahre, geschweige denn dem Ausfall ALIs vor nicht allzu langer Zeit. Sie musste bei amokfahrenden Gridlink-Taxis und dem Flugzeugabsturz in Neu-Isenburg auch Schlucken. Veränderungen kosten Opfer. Wie viele mussten in der Nacht des Zorns weltweit sterben? Wie viele Magier wurden nach der ersten offiziellen Registrierung zu Tode geprügelt? Wie viele Technomancer in Laboren der Konzerne gefoltert und als Versuchskaninchen benutzt? Es war schaurig, doch eine Art Genugtuung beschlich sie bei dem Gedanken, dass diese Veränderung anscheinend ausschließlich Opfer auf der menschlichen Seite generierte...
Wie dem auch sei. Sie kamen. Herr Pohl hatte alles im Griff. Der Rigger und der Runner in der Matrix überwachten, dass die angeworbene Sicherheits-Crew ohne ungebetenen Anhang kam. Sie frühstückten mit. Der Elf und die beiden Norms waren sehr angetan von echtem Kaffee und echtem Essen. Vor allem mit Yina verstand sie sich auf Anhieb. Sie musste zugeben, dass der Troll Goliath anscheinend alle Klischees eines Trolles erfüllte. Er wollte sogar Soyburger und Soykaff. Naja, jedem das Seine. Aber seine Tischmanieren fand sie doch etwas... gewöhnungsbedürftig.

Herr Pohl arrangierte alles bei diesem leckeren Frühstück. Seine Chefin pflegte einen aufwändigen Lebensstil. So ist das, wenn man aus gutem Hause stammt.
"Also, sie folgen uns einfach in ihrem Roadmaster. Frau Yina fährt bei uns in der Limousine mit. Unsere bisherige Sicherheits-Crew bringt uns noch zum Zielort und wartet ab, bis sie das Zimmer überprüft haben. Noch Fragen?"
"Ja, wo gehts denn nun eigentlich hin?"
"Das erfahren sie während der Fahrt."
Sie fuhren die A3 bis Aschaffenburg Ost und dann über einige Schleichwege zum Klinikum Aschaffenburg-Alzenau. Die Aufnahme war unproblematisch. Während er mit dem bisherigen Team und Yina unten auf dem Parkplatz wartete, überprüften Goliath, Herr Jäger und Herr Ehrenberg (wie sich Drag nun nannte), das Zimmer. Zum Glück hatte auch der Troll eine SIN. Nichts gegen Trolle, aber bei denen weiß man nie... Die Überprüfung zog sich. Sie hatten wohl etwas zwischen WC und Dusche entdeckt. Es stellte sich als angebrochene Tube Heilerde heraus. Zumindest waren sie auf Trab.
Frau Obradovic konnte nun ihr Zimmer beziehen. Die Krankenschwestern sahen alle aus wie Models, einige rümpften hinter dem Troll ihr Gesicht. DC hatte sie alle überprüft. Da waren zwei ziemliche Rassistinnen dabei. Zumindest nach dem, was sie auf P2 so alles posten. Die anderen Krankenschwestern machen eher gute Mine zum bösen Spiel. Ihnen waren Trolle und Orks und andere unschöne Leute egal. So lange sie sich nicht mit ihnen in einem Raum befinden mussten...
Schnell wurde am Feuerlöscher auf dem Gang eine kleine Überwachungskamera von Herrn Jäger angebracht. Anscheinend waren wir nicht die einzigen, die diese Idee hatten. Hier sind wohl noch mehr Leute mit angemieteter Security. Goliath nahm an der Türe Stellung.
Yina brachte für ihre Leute so japanische Sushi-Boxen mit. Arschteuer. Kein Wunder, dass sie gleich einen Draht zu Mile aufgebaut hat. Verwöhnte Luxusweiber unter sich. Er nahm es zur Kenntnis und speicherte alle Daten ab. Er musste sich noch an vieles gewöhnen. Die Menge an psychologischen und soziologischen Programmen, die er assimiliert hatte, zahlte sich aus. Er war so oft und lange in der Matrix, dass er manchmal schon nicht mehr sicher sagen konnte, ob er ein Mensch aus Fleisch und Blut war oder ein Rechner, der durch den Datenraum flog. Seit er seine Rechner-Kapazität mit einem Nanitenbrüter und Naniten-Unterstützung für die Datenbuchse erhöht hatte, konnte er keinen dramatischen Unterschied zwischen beiden Welten mehr ausmachen. Sein Körper musste genauso gewartet werden wie sein Deck, seine Persona genauso wie seine Programme. Ihm kam es entgegen, dass die vier Runner sich weitestgehend selbst organisierten. Schlafzeiten, Ablauf der OP etc. Sie nahmen ihn im Laufe der ersten paar Stunden schon nicht mehr wahr. So machte er das, was er immer gerne machte. Er unterstützte DC bei der Matrix-Sicherheit und surfte durch diverse soziale Netzwerke und Trideo-Portale. Er schickte Agenten aus, um genau über neueste Trends informiert zu sein. Sie werteten die Teilungsraten neuer Nachrichten und Trids aus. In der Politik musste man schnellstens reagieren. Auf Alles. Außer Tiernahrung. (Woher dieser Spruch kam, wusste Herr Pohl nicht, aber viele Menschen lachten über ihn).
Ein Agent schlug Alarm. Zwei. Vier. Alle. Er begann einen Download aus mehreren Quellen gleichzeitig. Es war wohl ein langes Trid. Er kannte den Ursprung nicht genau, kam allerdings von Boards, auf denen gerne Sachen aus der Schattenszene geteilt werden. Als die Links P2 und andere Netzwerke erreichten, begann eine Gegenreaktion. Links wurden gelöscht. Er erhöhte seine Übertragungsrate auf das Maximum. Sie waren schnell. Man könnte meinen, es stecke ein Mega persönlich dahinter. Allerdings... P2 gehört Horizon. Keine Zeit für solche Gedanken. Download komplett. Sofort raus.
Der ursprüngliche Titel war nerdig. Ein Buchstaben-Zahlen-Code. Erst als die ersten das Trid umbenannt hatten als "KI packt aus" oder "Das steckt hinter Hirncrash" oder "Sie töten uns absichtlich" ging das Trid viral. Glücklicherweise war einer seiner Downloads einer der codierten.
Der Inhalt schockierte. Er musste das Trid sofort auf einem Chip speichern. Besser zwei oder drei. Einen gab er seiner Chefin. Dieses Interview würde alles verändern. Alles.

"Wuuuuuuuuh.... wie grün ist das denn?!" Das ganze Schwesternzimmer war in Hysterie ausgebrochen. "Superfood vom Feinsten! Eat like a model, baby!" Auch Anja konnte sich nicht beherrschen. Als diese Yina vom Sicherheitsteam im Zimmer 4 auch noch eine Schachtel Pralinées der hottesten Konfiserie der Stadt hervorzauberte, wurde sie sogar etwas feucht. Leider wird sie - wieder einmal - die letzte in der Reihe sein, die sich etwas aussuchen dürfte. Seit sie einer Arbeitskollegin im Vertrauen erzählt hatte, dass sie vor der Bewerbung hatte Fett absaugen lassen, war sie bei allen unten durch. So etwas gab man nicht zu. Niemals. Es dauerte gefühlte drei Ewigkeiten, bis sie auch ein Pralinée stibitzt hatte. Ihre Gönnerin war längst verschwunden.
Ruf aus Zimmer 2. Das Licht blinkte und sie musste nicht einmal raten, wer gehen durfte. Sie. Sie lief nach draußen, Yina kam ihr entgegen.
"In Zimmer zwei ist etwas sehr Merkwürdiges. Ich habe innen eine Waffe entsichern hören und einige Leute unterhalten sich über "Umbringen". Rufen sie s o f o r t den Sicherheitsdienst."
Anja dachte gar nicht nach. Während sie zurück ging, hatte sie bereits ihr Kommlink in der Hand und die Kurzwahl gedrückt.
"Hier Sicherheit."

Markus Groß schaute auf den Monitor. "Eine Dame lauscht an unserer Türe. Soll ich Gegenmaßnahmen ergreifen?" Herr Groß entsicherte die Waffe, setzte sie auf die Türe auf und schätzte die Höhe des lauschenden Kopfes ein. Nicht ganz einfach, wenn das Bild aus völlig anderem Blickwinkel aufgenommen wird.
"Hier sind jede Menge Zivilisten, die müssen Sie nicht gleich Umbringen. Beobachten Sie nur."

"Hier Sicherheit." Holger Stein hatte den Frühdienst erwischt. Laut Statistik war da am Wenigsten los.
"Hier...äh... kommen Sie bitte zu Zimmer 302. Da ist jemand mit einer Waffe, der jemanden umbringen will!"
Mit einer Handbewegung hatte er seine Mannschaft alarmiert.
"Sind bereits Schüsse gefallen?"
"Äh, nein, noch nicht. Kommen Sie schnell."
Ihm wurde Helm und Maschinenpistole gereicht. Im Aufzug fuhren sie nach oben. Ein geräumiger Aufzug. Sie wollten gar nicht leise sein. Das gehörte zum psychologischen Teil des Einsatzes. Zum einen sollten alle Kunden wissen, wie schnell und gut trainiert sie waren, zum anderen sollte es den eventuellen Terroristen Angst machen. Rechts von der Türe zwei, links von der Türe zwei. Während er altmodisch klopfen ließ, öffnete sich die Tür des Nachbarzimmers. Nummer 304. Mile Obradovic. Eingestuft als Rot. Es wurde erst vor Kurzem ein Säureattentat auf sie verübt. In der Tür stand ein beeindruckender Troll und schaute ihnen zu.
"Zimmer 302, bitte öffnen Sie die Türe und weißen Sie sich aus." Die beiden SINs wurden ausgestrahlt. Die erwarteten. Das musste allerdings noch nichts bedeuten, wie Herr Stein aus schmerzlicher Erfahrung wusste. Ein etwas untersetzter breiter Norm war zu sehen. Der Leibwächter. Im Hintergrund der erwartete Patient. Entwarnung.
"Sir, entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten. Als kleine Entschuldigung des Hauses bieten wir Ihnen eine kostenlose Massage..."

"Zimmer 302, bitte öffnen Sie die Türe und weißen Sie sich aus."
Sie wiesen sich aus. Auf ein Kopfnicken seines Auftraggebers hin öffnete Herr Groß die Tür. Das Aufgebot der Sicherheit war beeindruckend. Fünf Mann in Ganzkörperpanzerung und Heckler&Koch MPs.
"Sir, entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten. Als kleine Entschuldigung des Hauses bieten wir Ihnen eine kostenlose Massage..."
Da sah er ihn. Ein großer Troll im Türrahmen des Nachbarzimmers. Noch um einiges kräftiger als er ihn in Erinnerung hatte. Zumindest damals war er Rausschmeißer im Wagner gewesen. Auf der gleichen Gass, auf der seine ´Karriere´ begonnen hatte. Er hatte ihn und andere Trolle immer beneidet. In der Umgebung, in der er aufgewachsen war, wäre es von Vorteil gewesen, stark zu sein. Er war stark. Allerdings nur gemessen an den Standards eines Norms. Deshalb wurde er von seinen Arbeitskollegen, die fast ausschließlich Orks und Trolle waren stets "Kleiner" genannt. Aber seit dem Einbau von Kunstmuskeln und dem Überziehen seiner Knochen mit Titan war das Geschichte. Außerdem konnte er etwas, was viele Orks und Trolle nicht konnten: Sich in angesehenen Kreisen unauffällig als Leibwächter bewegen.
Er nickte dem Troll zu. "Goliath." Und schloss die Türe. Sein verdutztes Gesicht war Gold wert.

Mile Obradovic hatte viel zu tun. Auch im Krankenbett. Den Hass in der Matrix war sie gewohnt. Sie nahm ihn kaum noch wahr. Erst als dieses Humanis-Mitglied ihr die Säure ins gesicht schüttete, nahm sie wieder davon Kenntnis. Aber egal. Dafür war gesorgt. Mehr Sorgen machten ihr die Umfragen. Der Einzug der PNO in das Parlament in Hannover war fraglich. Und die Umfragen sanken immer weiter. Ob sie die 3% schafften, war unsicher. Und ja, ihre "Parteifreunde" hatten Recht. Sie hätte nicht sofort auf die ersten Untersuchungsergebnisse in Sachen Hirncrash aufspringen sollen. Zum Glück stand sie damit in ihrer Partei nicht alleine da, sonst wäre sie schon abgesägt worden. Politisch war das dennoch ziemlicher Selbstmord. Doch dieses Interview könnte ihr Comeback sein. Und das der PNO.
Irgendwas war mit der Sicherheit im Nebenraum. Irgendwas hatte auch Yina damit zu tun. Und Goliath murmelte ständig etwas von "woher kennt der mich..." vor sich hin. Sie hatte im Moment wirklich keinen Nerv für solche Spiele.
"Könnten Sie bitte wieder professionell werden? Einige Dinge haben sich verändert. Grundlegend verändert. Wir werden unseren Terminplan umstellen müssen." Und ein Interview vereinbaren. Auch wenn er auch nicht erkannt werden wollte, sie hatte ihn erkannt. Und wenn sie ihn erkannt hatte, hatten auch andere den Reporter erkannt. Sie würden es alle als Fake abtun wollen und dennoch war sein Leben in Gefahr. Klettmaier war einer der guten Journalisten. Ihm war es egal, wem er auf die Füße trat. Es war klar, dass sie ihr Interview und Statement der Partei ausschließlich bei ihm abgeben wollte.
"Vieles muss nun verlegt werden. Vielleicht sollten sie sich nebenbei auch dieses Interview ansehen. Sie sind meines Wissens mit dem Thema bestens vertraut."
(Interview ist nachzulesen in: Gestohlene Seelen, S. 27-29)

Almuth machte sich bereit. Sie würde die Schlampe ins Jenseits schicken. Aus persönlicher Überzeugung und für 10k auf einem unbeglaubigten Credstick. Sie hatte einen kleinen Rollkoffer dabei für ihre Eintritts- und Exit-Strategien. Stieg aus dem Taxi, betrat die Klinik. Besucherlounge. Bistro. WC. Eben noch Besucherin, nun Krankenschwester. Geräuschloses Umstylen braucht seine Zeit. Eine knappe Stunde später stand sie im Aufzug auf der Fahrt in den dritten Stock. Eine aufgezogene Spritze in einem Etui in ihrer Tasche. Mit dem Koffer den Aufzug blockieren. Zimmer 304. Sie klopfte.
Noch bevor sie etwas sagen konnte ein "Was wollen Sie." Ein Norm stand vor ihr.
"Ich möchte die Patientin auf eventuelle Allergien oder Unverträglichkeiten hinsichtlich der Narkose testen." Sie setzte ihr offenes, freundliches Gesicht auf. Von hinten eine weibliche Stimme. "Ja, Allergietest. Steht hier im Ablauf." Gut, ihr Decker hat beste Arbeit geleistet. Was sucht der Norm noch auf seinem Kommlink?
"Sie stehen nicht auf der Liste."
Kurz war sie verdutzt. Sie machte auf empört. "Waaas? Wie kann das denn sein? Diese Kack-Verwaltung hier. Mit denen muss ich mal ein ernstes Wörtchen reden. Mit diesen Schnarchnasen werde ich..." Während ihrer Schimpftirade ging sie wütend zum Aufzug. Koffer nehmen, nach unten. Klamotten raus, Kostüm drüber, vorbereitete Maske, Hut. Im Foyer verließ eine ältere Dame im Stile einer englischen Adeligen den Aufzug. Sie kam an den Parkplätzen vorbei. Offensichtlich war die Sicherheit bereits informiert. Zwischen den ganzen gut gekleideten Besuchern fiel ein Troll mit Helm und Panzerjacke auf, der mit seiner Axt quer über den kleinen Platz rannte. "Schneller, Troggy, schneller, die Gaskammer ist gleich geschlossen." Sie lachte innerlich über ihren Witz. Aber es war nur Ablenkung. Sie hatte versagt. Das wurmte sie. Ab in den englischen Garten. So nannten sie den Wald hier. Über den Zaun. Mist. Sie hatte sich verletzt. Einfach nicht ihr Tag heute. Ab in den BMW. Sie konnte noch sehen, wie der Norm aus dem Zimmer im Wald stand und auf ihren Wagen zeigte. Knapp. Zum Glück hatte ihr Decker alle Daten aus dem Klinikhost gezogen. Dann eben mit Gewalt.

Herr Pohl hatte viel zu tun. Zu viel für seinen Geschmack. OP-Termin zu einem beträchtlichen Aufpreis verlegen, nach Ratschlag der Leibwächter auch den Ort verlegen, im urprünglichen OP eine Falle für eventuelle Attentäter einrichten lassen, Klettmaier zwecks Interviewtermin kontaktieren, einen magischen Heiler buchen, den genauen Wortlaut des Statements mit der Parteiführung abstimmen... es wuchs ihm etwas über den Kopf. Zum Glück war das angepasste Cyberauge schon eingetroffen. Das angeheuerte Team ruhte sich etwas aus. OP und Interview lagen dicht beieinander. 4.00 Uhr OP, 11.00 Interview. Und wo das genau stattfinden sollte, war noch unklar. Er hasste unklar. Er selbst stellte seinen Wecker auf 2.00 Uhr und schlief auch eine Runde. Sein Agent würde ihn wecken, falls eine Nachricht von Klettmaier einging...
... was um 1.30 auch passierte. Klettmaier hatte Sicherheitsprobleme. Er wurde beschattet. Er würde sich Sicherheit engagieren und erst einmal seine Schatten abhängen müssen. Wer immer das war. Bestenfalls der Nachrichtendienst. Schlimmstenfalls... wer weiß schon, wer alles hinter wem wegen was her war?!
Um halb 3 kamen Goliath und Drag zurück. Sie hatten im Roadmaster auf dem Parkplatz geschlafen. Yina döste noch auf der Couch, Sven hatte Wachdienst. Um 3 kamen zwei Schwestern, um die Narkose vorzubereiten. Drag ging, um den OP zu überprüfen. Um halb vier ging es mit dem Aufzug nach unten. Alle waren angespannt. Offiziell war die OP ein Stockwerk über ihnen. Nach einer knappen Stunde hörte man Schüsse.

Odin freute sich, als er den Krankenwagen sah.
"Perfekt. Alle einsteigen. Ihr kennt den Ablauf." Drei weitere `Sanitäter´ stiegen ein, Loki lag als Patient auf der Liege. Ihr Decker meldete den Notfall in der Matrix an. Sie fuhren vor. Alles im Zeitplan.
"Welcher OP wurde für uns vorbereitet?"
"OP 2. Liegt genau gegenüber von OP 1 auf dem gleichen Stockwerk. Laut Plan wird unser Ziel dort operiert."
Mit Blaulicht, ohne Martinshorn fuhren sie ein. Notaufnahme. Formalitäten in der Matrix bereits erledigt. Aufzug UG 1. Im Aufzug nahmen alle ihre HK-227 Maschinenpistolen aus dem Behälter unter den Rollbahre. Odin und Loki setzten sich Gasmasken auf. Fragend sahen sie die anderen an. Schulterzucken. Odin schüttelte den Kopf.
Die Aufzugtüre öffnete sich, statt nach links nun nach rechts. Mit der geklauten Karte die Türe öffnen und rein. Sie schossen sofort. Die ersten Salven brachen das Sicherheitsglas. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick bis sie es verstanden. Ein kurzer Augenblick zu lange. Sie schossen auf Puppen. Die Türe hinter ihnen hatte sich geschlossen. Thor, Freyr und Balder röchelten und fielen. Gas. Mit Loki zusammen suchte er Deckung. Sie sprangen hinter die Waschkombination und zielten auf die Eingangstüre. Den Gang konnten sie so leider nicht mehr sehen. Zwei Dobermann-Drohnen. Sie schossen. Sie hatten Explosivmunition geladen, aber es genügte nicht ganz. Als die Dobermänner Granaten spuckten, fluchte Odin innerlich. Sie traten die Fluch nach vorne an, entkamen den Granaten und rannten in einen Kugelhagel.

Martin Hammer wartete in OP 2. Sie kamen. Sie waren geschickt. Notfall, Formulare, Anforderung des OPs, alles korrekt. Sicher war er sich erst, als sie mit MPs vor OP 1 standen. Professionell. Aufstellung, Öffnung, sofortiger Beschuss. Er war froh, dass die Patientin für ihre Sicherheit solch eine horrende Summe springen ließ. Das machte sein Leben heute um einiges einfacher.
"Türe schließen, Gas und Drohnen los."
Aber auch er war Profi. Einige hatten keine Gasmaske auf. Außerdem bot der gesamte Komplex nur an einer einzigen Stelle so Deckung, dass man selbst noch feuern konnte. Und das auch nur bis zur Türe. Die Türe öffnete sich, die Drohnen wurden beschossen, doch das aufgespielte Programm schoss die Granaten vorschriftsmäßig ab. Betäubungsgranaten, um den Schaden an der Einrichtung nicht noch zu vergrößern. Die Profis reagierten wie erwartet. Sturmangriff. Wie vorher besprochen gab einer Sperrfeuer, die vier anderen hatten ihre Ziele über TacNet. Sie hatten keine Chance. Sie wurden regelrecht durchsiebt. Sicher ist sicher.
Nachdem alles gesichert war, nahm er mit Sven Jäger Kontakt auf. "Eingegast. Anfänger."
"Gab es Überlebende?"
"Drei. Zwei weitere tot."
"Kann ich zum Verhör hinzukommen?"
"Selbstverständlich."
Doch das Verhör ergab nicht viel. Herr Schmitt.

Ralf Häberle war gebucht. Sein Künstlername war "Natter". Sein magisches Potential verhalf ihm zu einem anständigem Verdienst. Vor allem, wenn er von Kunden des Klinikums gebucht wurde. Sein Gesichtstatoo, das er sich in Australien stechen ließ (eigentlich war es ein Ganzkörper-Tatoo), schreckte manche Leute ab. Aber Magiern sagte man sowieso nach, dass sie ´irgendwie komisch´ seien. Wie immer bei einem solchen Auftrag hatte er seinen Anzug aus Schlangenleder an. Er war teuer, doch dieser Fokus erhöhte seine Macht beträchtlich. Er stieg um 5 Uhr morgens aus dem Taxi. Unerwarteter Weise kam direkt ein Sicherheitsmann zu ihm.
"Entschuldigen Sie, Herr Häberle, wir hatten vor Kurzem ein Sicherheitsproblem. Es ist bereits behoben, aber wir möchten kein Risiko eingehen."
Herr Häberle nickte. Interessant. Er war gespannt, wer wohl sein Patient wäre. Die Zeit zwischen Engagement und Zeitpunkt war auffällig kurz. Das konnte kein Zufall sein. Er folgte dem Mann in den Aufzug. OP. Kannte er bereits. An der Türe des OP 3 ließ ihn ein Troll nicht ein.
"Du stehst nicht auf der Liste." Mit diesen Worten versperrte er die Türe. Was passieren würde, wenn er weiter gehen wollte, sollte ihm wohl die Axt klar machen. Er atmete tief durch. "Ich wurde gebucht."
"Davon weiß ich nix."
Oh Mann. Dann hoffen wir mal, dass es nicht um Leben und Tod geht. In der Klinik allerdings eher selten. Da kaufte sich jemand Zeit. Es dauerte etwas, aber er durfte durch. Der Troll war wohl nicht so recht überzeugt, denn er behielt ihn im Auge. Interessant. Frau Obramovic. Sie und ihre Partei haben bereits viel für Schamanen und andere Magier getan. Er wird auf jeden Fall die PNO wählen, auch wenn sie sich in dieser KFS-Frage irgendwie ungeschickt vertan haben. Das Auge. Klar. Das Säure-Attentat. Dreks Humanis. Er tat seinen Job.
Beim Hinausgehen sah der Troll ihn grimmig an. "Ich hoffe, du hast keinen Scheiß gebaut." Was er andernfalls tun würde machte er mit dem Klatschen der Axt in seine Hand klar. Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte bis zum Aufzug. Glücklicherweise begleitete ihn der Sicherheitsmann auch wieder nach draußen...

"Üzgür Taxi Aschaffenburg, was kann ich für sie tun?"
"Äh, wir bräuchten ein Taxi."
Ne, oder? Was auch für eine Überraschung.
 "Äh, eine Limousine."
Sag mal, will der mich verarschen? "Kleinwagen, Kombi, Van, Kindersitze, Trollsitze?"
"Äh, einen Trollsitz. Und einen Van dann doch."
Kannst dich jetzt mal entscheiden...
"Wohin?"
"Zur Nepomuk-Statue"
"Ja, okay, und wohin geht die Fahrt?"
"Zur Nepomuk-Statue."
Will der mich verarschen?
"Wo bitte wollen Sie abgeholt werden?"
"Nepomuk-Statue...."
"Und wohin?"
"Frankfurt".
Na also. "Also, einen Van mit Trollsitz zur Nepomuk-Statue. Ziel: Frankfurt. Wann soll das Taxi kommen?"
"In 20 Minuten"
"Alles klar. Vielen Dank, dass sie bei Üzgür Taxi buchen!"
Drekhead. Geh sterben. Was n Dreks-Job. Ich hasse ihn.


Das Interview

"Hier ist Ihr Taxi nach Frankfurt." Maik Jin-Helmrich lächelte seine Fahrgäste an. Eine merkwürdeige Mixtur. Elf, Troll, zwei Schönheiten, und zwei Norms. Nicht sein übliches Klientel.
"Wo solls denn genau sein, in Frankfurt?"
"Fahren Sie erst einmal los." Kam es von hinten.
Diese Leute sahen die ganze Zeit aus dem Fenster. Sie waren auf jeden Fall ziemlich nervös. Der Troll auf jeden Fall. Auf der A3 war Stau, also sollte er die A45 hoch. Dann durch Seligenstadt und dann wollten sie von ihm wissen, wo hier ein Hotel ist, das stundenweise abrechnet... Was zur Hölle... Er lieferte sie in Mömbris ab. Nicht im Stundenhotel, sondern in einem Landgasthof. Zumindest wollten seine Kunden das dann so...

"Könnten wir eventuell ein Zimmer ohne SIN-Überprüfung haben?"
Bingo. Heidi Meyer, Besitzerin des "Landgasthof der Gemütlichkeit", freute sich.
"Selbstverständlich. Für nur 750 Euro die Nacht. Ein Doppelzimmer. Sie benötigen drei, wie ich sehe. Macht runde 2.250. Frühstück selbstverständlich extra." Froh und aufgeregt schaute sie in die Runde. Es war nicht das erste Mal, dass Schmuggler oder anderes zwielichtiges Gesindel bei ihr Unterschlupf wollte. Die nahe Grenze zu Hessen-Nassau zieht solche Leute magisch an. Zudem war Mömbris wunderbar abgelegen mitten im Spessart und doch von Aschaffenburg und Alzenau aus relativ schnell erreichbar.
"Ich denke, uns genügen zwei Zimmer. Frühstück bestellen wir gleich mit dazu. Zusammen Runde 1.600 bar auf die Kralle?"
Sie altmete einmal tief durch. Diese Frau wusste, was sie wollte. So wie sie aussah, hatte sie auch zu etwas gebracht. Überziehen wollte sie auch nicht, so...
"In Ordnung. Wir hätten noch Zimmer 103 und Zimmer 202. Wir bräuchten dann im Voraus nur noch eine Kaution von 1.000 für eventuelle Schäden...". Ihr Blick schweifte zum Troll.

Klaus Klettmaier hatte in Hamburg seine Schatten abgewimmelt. Er konnte so was. Sonst hätte er als Reporter, der über Umweltskandale und Menschenrechtsverletzungen berichtet, nicht so lange überlebt. Im Zug bekam er die Nachricht, dass er sich in einem Drag-Club an ein "Bunny mit Lolly" neben der Bühne wenden solle. Da ist jemand wirklich paranoid. Und kreativ.
Das Bunny war sehr attraktiv. Sie gingen nach hinten. Anscheinend war sie mit dem Besitzer des Klubs bekannt. Schon waren zwei Tunten um ihn rum und schminkten ihn. Kleider und Kommlink ausgezogen und in einen Metallkoffer verpackt. Drag-Klamotten übergestülpt. Blubberbrause in der Hand. Mit den drei johlenden Damen nach draußen in einen UCAS-Party-Schoolbus. Auffälliger gehts nimmer. Aber was ein Style!
Unterwegs hingen sich an der A3 einige Motorradfahrer an uns dran. Versuchten auch, in den Bus zu schauen. Keine Ahnung, was die wollten. Bunny wusste wohl was mehr, war aber ständig beschäftigt. Nehme an, sie ist in der Matrix mit nem Team verbunden. Erstmal sind wir nach Seligenstadt reingefahren. Vor ein Polizeirevier der Landespolizei. Hat die Nazi-Rocker kein bißchen abgeschreckt. Inzwischen hatte Bunny mit ein paar Leuten telefoniert. Der Fahrer sollte auf ihr Kommando Schlangenlinien fahren und die Nazis abdrängen. Machte er auch ganz gut. Nur einer kam an uns vorbei. Ich hörte Schüsse, die Motorradfahrer blieben stehen und folgten uns nicht weiter.

Das Signal brach ab. Verdammt. Zum Glück waren sie auf den Hobeln schnell vor Ort. Im Drag Club waren sie auffällig. Nach kurzem Versuch ließen sie davon ab, in den privaten Teil zu kommen. Die Security war zu schnell, zu zahlreich und zu gut. Vor dem Club wechselten einige Scheine.
"Nichts, Herr Gauführer. Ne Schwuletten-Bar. Security von den Yaks. Sackgasse." Er lachte kurz über seinen Witz. "Das einzige, was wir rausbekommen haben war, dass eben n Partybus da war. So schickimicki. Der wird längst heimlich untergetaucht sein."
"Hängt euch mal an den Bus ran. Ich weiß, mit wem er sich treffen will. Schickimicki könnte da schon hinhauen."
"Jawoll!"

Heinrich Himmel murmelte vor sich hin. Eine Eigenart, die er sich immer abgewöhnen wollte. Vergebens. Unglücklicherweise hatte die Roadrunner Brigade MC vor kurzem tödlichen Besuch bekommen und war seitdem weit weg von der alten Schlagkraft. Nichtsdestotrotz auch weiterhin nützliche Idioten. Er tippte eine Nummer ein. Er kannte alle wichtigen Nummern auswendig.
"Ja."
Kurz und knackig wie immer.
"Ich suche in oder um Frankfurt Stadt einen Schulbus wie in den UCAS."
"Selbstverständlich. Ich melde mich."
Glücklicherweise waren im Sternschutz jede Menge Leute, die an die Sache glauben. Schon klingelte das Komm.
"Auf der A3. Richting Aschaffenburg. Höhe Heußenstamm."
Er legte auf und überwies.

Wiesel legte auf. Seit kurzem war er den Präsi. Beschatten, rausfinden und umbringen. Pah. Er machte das schon.
Auf der A3 umringten sie den Schulbus. Psychoterror. Wirkt anscheinend, denn die glauben echt, dass sie n blöder Bullenschuppen abschrecken würde. Dann versuchen sie es mit kleinen Landstraßen und der Busfahrer zickt rum. Will uns abdrängen. Auf einmal zischt ein Schuss an ihm vorbei. Vollbremsung, ab in die Büsche. Die anderen vier auch. Bis sie schießen konnten, dauerte es. Anscheinend war es nur ein einziger Schütze, der jetzt quer über die Straße davonrannte. Sie hielten drauf. Als nächstes sah er, wie einer seiner Kameraden von einem durchscheinenden Vogel völlig umschlossen war und zu Boden fiel. Nein, es war schon der zweite...
Wiesel stieg flink auf sein Motorrad und startete durch. Zu spät. Aus dem Nichts stand ein riesiger Troll neben ihm und zog mit seiner Axt durch.

"... wird die PNO eine Partei der Monaden sein. Wie schon in der Vergangenheit stehen wir ein für die Geknechteten und Gefolterten. Wir fordern nicht weniger als gleiche Rechte für alle!"
Mile Obradovic war in Höchstform. Alles weitere werden die Umfragen zeigen.



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Sorry, ich schreibe zeitlich etwas "hinterher", um meinen Spielern die Versuchung zu ersparen, aus der Mitschrift Infos zu ziehen.

Update bei "Die Beförderung"
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 09. November 2019, 14:31:50
Am Mittwoch dann Spielpremiere mit Echo. Also mit der Gruppe. Solo gab es schon einiges. Siehe Prolog.

Echos Abenteuer 1
Das Ding

1.a
"Echo, Walter White kannst du von der Liste streichen. Das ist erledigt. Dafür nimmst du eine ´Chengi` oder auch `Yina´ auf. Keine Ahnung, die kann sich auf keinen Namen festlegen."
"Klar, Chef. Ist sie auch ne Deckerin?"
"Sie ist bei den Yaks."
Warum weicht er aus? "Chef, das beantwortet meine Frage nicht. Ist sie nun ne Deckerin?"
"Nicht, dass ich wüsste. Aber könnte sein. Vor Überraschungen ist man nie gefeit."
"Alles klar, Chef"
Ich saß in einem der Hinterzimmer des Äppelwoi rum. Im Privatbereich. Bald werden auch die Leute kommen, mit denen ich zusammenarbeiten werde. Sven Jäger, der sich mir als "Niffler" vorgestellt hat, Drag, der Typ, der von Technik null Ahnung hat und diese Yina/Chengi/wieauchimmer, diese Sozialadeptin mit den tausend Gesichtern. Inzwischen habe ich mir einen Hobel angeschafft. Einen Dodge Scoot mit 8 extra Rückspiegeln, bunten Spiralen und Fuchsschwanz rechts und links am Lenker. Echt grünes Teil! Damit ich beim Außeneinsatz auch mehr machen kann als die Verbindung überwachen, habe ich mir von Zion eine zusammengelötete Drohnensteuerung besorgen lassen. Der Markt für Drohnen ist im Moment leider leergefegt. Wegen dem Hirncrash und so. Auf einmal hat jeder Angst vor Technik. Keine Ahnung, aber dagibts keine Kanmuchis, Fly Spies oder Eyes mehr. Nix. Zion hat mir für nen Aufpreis eine seiner privaten MCT Nissan Rotodrohnen überlassen. Schönes Teil. Hatte sogar schon eine kleine Waffenhalterung dran. Also eigentlich war der Preis voll korrekt. Hab mir gleich noch eine Walter Secura mit Standard-Muni und paar Schockgranaten besorgt. Herr Takeshi gab mir die Nummer von "Fix, Flott & Fly". Ein offizieller Laden. Tuning und so. Der Zwerg vor Ort mit dem Namensschild "Fly" hat dann wegen der ganzen Umbauten wie weitere zwei Mini-Halterungen und Einfahrbarkeit gar keine Fragen gestellt. obwohl ich die ganzen Lizenzen gar nicht hatte, denn bei Herrn Takeshi war gerade die Auftrags-Pipeline voll. So kann ich jetzt zumindest eine fliegende Pistole mit zwei Magazinen und zwei Granaten beisteuern.
Da kamen sie. Der schlanke Norm namens Sven "Niffler" Jäger, der Elf Drag in einem niegelnagelteurem Anzug und ein echt gut aussehendes Mädchen. Herr Takeshi machte mich mit jedem einzeln bekannt. Geschickt. Er setzte quasi schon voraus, dass wir alle zusammen arbeiten werden. So wurden auch weiter keine Fragen gestellt. Sven war wegen der Anrede "Niffler" offensichtlich verwirrt. Er wusste auch nicht mehr, wer ich bin. Später meinte er, Niffler wäre nur für Leute, die er nicht kennt. Er heiße Sven.
Nun gut. Herr Takeshi erteilte den Auftrag. Anscheinend war er in Vergangenheit mit der Arbeit der Gruppe zufrieden. Also mit Drag und Sven, wie sich herausstellte.  "Es geht um eine sogenannte Elektropode. Ein Unterwasser-Critter. Der Auftraggeber zahlt 9.000 für dessen Ergreifung, weitere 3.000 für das lebende Fangen und noch einmal 3.000, wenn keine Körperteile fehlen. Alles pro Nase, also für jeden von euch. Aber ihr habt nur 24 Stunden."
Ich ging gleich in die Matrix. Elektropode. Kein Eintrag in einer Wiki. Verschwörungstheorie: Tintenfisch zur Bewachung von Konzernen. Kann irgendwas elektrisches. Angeblich mit Matrix. Ein hackender Tintenfisch? Wer glaubt denn sowas... Ich suche noch etwas weiter. Berichte von Runnern bestätigen, dass es Wach-Tintenfische gibt. Gut. Das klingt schon vertrauenswürdiger.
Ich lege also meine Informationen offen. Jetzt wissen die anderen, wofür ich da bin. Herr Takeshi lässt uns etwas Zeit. Chengi holt noch eine Anzahlung von 4.500 pro Nase raus. Super Sache. Außerdem bekommen wir die Nummer von einem gewissen "River". Hat wohl ein Boot. Außerdem gibts noch nen Scanner (der geht an Chegi - sie kennt sich mit Elektronik aus, also Vorsicht beim hacken ihres Komms) und einen Chip, mit dem man den Sender in der Elektropode anpeilen kann. Ich lege ihn direkt in mein Kommlink. Über mein eigenes Netz zapfe ich den Chip direkt an. Mit dem Metalink wäre sowieso kein Krieg zu gewinnen. Nichts. Kein Netz. Kein einziges Netz. Kurz überlegt.
"Herr Takeshi, ist dieser Raum inzwischen elektronisch geschützt?"
"Ja, das ist er. Die Elektropode ist aus einem Forschungslabor der AGC entwichen. Ist brandneuer Scheiß."
Ich gehe mit den anderen raus, richte uns ein Netzwerk ein, nachdem Drag schon irgendwie nicht wusste, wie er meine bereitgestellte Nummer aus der AR in sein Komm bekommt... Chip aktiviert. Das Vieh ist irgendwo im Nord-Osten.
"Du kannst die Matrix fühlen, nicht wahr, du..."
Drek, Magier können mich erkennen... Fehlt nur noch... "...wollten wir nicht schnell zu River und aufs Boot. Zeit läuft." Puh, noch rechtzeitig unterbrochen. Ich setz mich auf meinen Hobel. Der Rucksack mit der Rotordrohne ist sauschwer. Drag fährt mit Sven. Chengi läuft. Ist nicht weit.
1.b
Zum Glück hatte mir Chenji eine Marke auf ihrem Komm spendiert, so dass ich ihre ganzen Daten kopieren konnte. Habe sie einfach an Herrn Takeshi weiter gegeben. Unterwegs hörte ich dann, dass Sven noch seine Waffen holen müsse und Drag seine Panzerung. Oh Mann, kommen einfach nackig zum Run... einmal... nur einmal mit Profis. Aber besser ein paar Amateure, die das Maul halten als Profis, die mich gleich verkaufen.
Ich fahre also am Main entlang. Rotlichtviertel. Nachmittags. Trotzdem viel zu viele Leute. Könnte jeden Moment ein Troll mit ner Axt auftauchen und mir meinen wertvollen Dodge Scoot klauen. Da unten muss es also sein. Den Scoot abstellen? Ah, da vorne steht auch... ne,, bei dem Motorrad ist alles abgeschraubt, was nicht festgekettet ist. Grünstreifen. Also. Streifen. Nicht asphaltiert. Eher ein gelb bis braun Streifen. Ich schiebe den Scoot unter den Augen von ein paar misstrauischen Bordsteinschwalben runter an den Kai. Da sitzen vier Typen auf Klappstühlen um nen Klapptisch. Das Boot am Kai hat den passenden Namen. Aber wer ist Ricky "River" Verona?
"Hoi Chummers, ich suche River."
So ein bulliger Typ mit komischer Mütze steht auf. "Und wer will das wissen?"
"Herr Takeshi schickt mich."
"Aha, solltet ihr nicht mehr Leute sein?"
"Äh... die anderen müssen was besorgen. Kann ich meinen Hobel hier abstellen?" Hobel, so sagen die Gang-Leute immer zu ihren Maschinen. Hab ich gehört.
"Gibs ihm, er kümmert sich drum." Keine Ahnung, wo der Ork herkam, ich hab mir fast in die Hosen geschissen. Also der nahm das schwere Motorrad, hob es hoch und stellte es einfach an einen Masten und kettete es mit meinem Fahrradschloss an. Drek, ist der stark!
Ich gehe also mit River auf sein Boot. Motorboot. Ein Sitz, hinten zwei Bänke an der Reling entlang. Richtig beschissen, wenn man sich gemütlich ablegen will, um in die Matrix zu gehen. Da stehen die Chancen hoch, dass du eingeweicht wirst. Also 100% meint River. Oder dass du schnell den Freischwimmer nachholst, wenn du dich auf eine der Bänke legst. Echt super. Ich packe trotzdem mal meine Rotodrohne aus. Man weiß ja nie.
Langsam trafen auch Chenji und später auch die anderen beiden ein. Erst war ich ganz geschockt, dass River nicht mitkommt, sondern uns das Boot nur leiht. Aber Sven kann tatsächlich Boote fahren. Drek. Eins der Sachen, die ich neben schwimmen und tauchen auch nicht kann. Ich bin nich so der körperliche Typ. Naja. River leiht uns Neopren-Anzüge, Schwimmwesten, Sauerstoffflaschen, Netzkanonen, keineAhnungwas... Ich mach einfach die Matrix und die anderen wissen dann schon, wie man so eine Elektropode fängt...
Da taucht so ein Typ auf. Der kennt Sven. Ne echt anhängliche, aufdringliche, schleimige Klette. Der kapiert einfach nicht, dass wir unsere Ruhe haben wollen. "Amaze" nennt sich der Typ. Ruckzuck hat mir sein Komm 3 Marken spendiert und ich schau mich um. Ein schneller Vergleich der eingespeicherten Nummern. Nix bei den Bullen, aber ne Nummer von der JVA. Und 12 geschützte Dateien. Dann läuft ab jetzt die Uhr. 1, 2, 3, ..., 12. Alle geknackt. Download. Alles. Inklusive Telefonliste, Fotos, Vids und Trids. Alles. Und... raus. Interessant. Die geschützten Dateien hatten grob folgenden Inhalt:
-du findest eine liste mit seinen lieblingsprostituierten im viertel: nr1auf der liste  mercedes
-du findest ein tagebuch, hauptsächlich beschreibungen von sexuellen dienstleistungen, aber auch eine geschichte wie er von "zigeunern" abgezogen beim würfelspiel abgezogen worden ist
-eine liste mit namens "aufträge/informatiionen", burak ackermann sucht safehouse 15k, runner zum einbruch ins Naturschutzgebiet Stüeler-Waffenschmidt organisieren 5k, frischfleisch in obberräder wald locken 3k pro kopf, ares such kraken-prototyp oder so 250k!!!!, mehr nutten bumsen -1k, mr samsara überwachen 10k
-eine weitere kontakliste
-eine liste mit zahlencodes und ergebnissen zb 3, 1:2 usw
Interessant. Ares ist auch hinter dem Vieh her. Aber die AGC will das in unter 24 Std. (wieder?) haben. Ares wird uns statt den 250k vermutlich eher ein HTR-Team geben. Muss trotzdem meinen Chummern (kann ich die echt schon so nennen?) Bescheid geben. Auf jeden Fall rufe ich mal diesen Burak Ackermann an. N Safehouse kann ich ihm schon irgendwie besorgen.
Der Typ verpisst sich endlich und ich schaue mal, woher der Ping kommt. Kommt klar ein. Paar km nach Osten. Wir tuckern am Eingang des Binnenhafens Ffm vorbei. Genau gegenüber von Oberrad. Kein Wunder, dass die Bullen den Kahn, der gerade rein will, untersuchen. Wir sind fast da, da tauchen einige Leute auf Wasserbikes auf. Irgendeine Gang. Genji handelt was aus. Wir dürfen hier übernachten. Sie wollen unbedingt in unsere große Kiste sehen, die Genji besorgt hat. Die ist leer. Da soll das Ding rein. Er ist misstrauisch. Die werden wir am Arsch haben. Anscheinend hat sich dieses Ding an in unter der alten Staustufe von Offenbach versteckt. Genau zwischen Binnenhafen und Oberrad. Genau auf dem Turf dieser Gang...
1.c
Ich habe mit der Drohne die Wasserwut Gang im Auge behalten. Einer kam mit dem Jetski doch immer wieder in unsere Nähe. Die Kommunikation läuft über mein persönliches Netz. Chenji und Sven tauchen ab zum Ping unter dem Boot. Es war nicht so ganz einfach, das Rauschen auf die paar Meter Wasser zu unterdrücken. Volle Konzentration. Die Krake muss da irgendwo sein. Da unten ist wohl irgendwie eine Höhle oder das alte Haus hier unter Wasser hat nur einen Ein- Ausgang. Wie auch immer. Drag rief noch einen Wassergeist und der Eingang wurde mit einem Netz verziert. Magnesiumfackel rein und dann ging alles ganz schnell. Ich sah von oben aus der Drohne, wie die Krake entkam, dann auf einmal Kurs auf unser Boot nahm und reinhüpfte. Direkt hinter meinen Körper! Drek! Schnell hingeflogen in Schussreichweite. Das Ding war glücklicherweise ohnmächtig. Der Ping wieder exakt auf dem Boot. Da soll aber angeblich noch ein zweites sein. Unter Wasser sehe ich von oben ein riesiges etwas auf unser Boot zukommen...
1.d
Irgendwas ging dann auch unter Wasser ab. Sven und Chenji waren in einem Gefecht mit einem Kraken. Dann brach auch die Verbindung ab. Ich konnte das Rauschen nicht durchdringen. Sven kam irgendwann nach oben. Blutig. Ein Tentakel umfasste sein Bein. Ich zielte mit der Walter Secura aus der Drohne und traf. Der Tentakel ließ los. Das Vieh zog sich wohl zurück und wurde unter Wasser von Chenji weiter verfolgt. Zumindest ploppten immer wieder Schwimmwesten auf, die sie irgendwie mit ihren Harpunen... Also die hingen irgendwie dran und sollten das Vieh behindern. Dummerweise hat unsere ganze Aktion die drei von der Wasserwut wieder auf mich aufmerksam gemacht. Sie näherten sich. Sie waren damit zufrieden, den zweiten, einen sog. "Kanalkraken" zu bekommen. Die Elektropode ging an uns. Waren ganz schön dreist, diese Ganger. Teuer, aber ... nun gut. Nur der Anführer der Drei machte Fotos vom Kraken und von uns. Außerdem wollte der Namen wissen. Was ein aufdringlicher Drekhead. Mich wundert es, dass der noch am Leben ist. Wir tauschen also Nummern. Ich bekomme auch seine. Verschaffe mir Zugang. Alle Daten runterladen. Mit meiner neuen komplexen Form "Chronik" die letzten Aktionen auflisten lassen. Fotos gelöscht, Nummern gelöscht außer der von Chenji. Die wollte das so. Verschlüsselte Dateien gecrackt und runtergezogen. Raus und Persona neu gestartet.
Dann den Chef angerufen wegen Treffpunkt. Deutschherrenbrücke. Sven hatte Mühe, das überladene Boot zu steuern. Dort wartete schon ein Frachter mit zwei Schnellbooten. Die übernahmen die Ladung. Die Wasserwut-Gang war irgendwie unzufrieden. Die kamen auf Jet-Skis mit knapp nem dutzend Leuten. An die Kon-Leute hier trauen sie sich nicht ran. Mal schauen, ob Sven in ihrem Schatten bleiben kann. Ansonsten muss ich wirklich mal austesten, ob diese Betäubungsgranaten der Drohne nichts anhaben können. Ich halte die MCT auf jeden fall zwischen uns und ihnen...
1.e
Sven blieb im Schlepptau des AGC-Frachtschiffes. Die Leute folgten uns auf den Jetskiern. Waren einfach neugierig. Als wir das Boot bei River abgaben, unterhielten sie sich mit ihm. Wir also zurück zu 2-Take im Äppelwoi. 15k für den Run eingesackt. Zeit für Shopping. Habe 2-Take noch eine Liste meiner benötigten Lizenzen gegeben. Nur das Wichtigste. Drohnensteuerung, Drohnenpanzerung, Feuerwaffen, Waffenhalterungen, Granaten, Autopilot, NoizQuitos, Ortermuni. Immerhin konnte er mir Drohnensteuerung und -panzerung gleich besorgen. Damit bin ich zu "Fix, Flott & Fly" und habe meine MCT Rotordrohne gleich mal pimpen lassen. Dazu noch n Flying Eye, MCT Fly Spy, zwei Kanmuchis und nen Goldfisch bestellt. Als ich meine Ausrüstung so ansehe, frage ich mich schon, wie glaubhaft das ist, dass ich das alles mit nem Paar Ar-Handschuhen, nem Metalink und ner Drohnensteuerung aus Schrottteilen hinbekomme...?!

Zwischendurch hatte ich Zeit, mich weiter mit meinem Tamagochi zu beschäftigen. E-Critter sind kaum erforscht. Diesmal nahm ich zwischen seinen Befehlen ("Fütter mich! Tanz mit mir!...") eine andere Geräuschquelle wahr. *knister* ...mich raus...*knister* ...Hilfe...*knister* ... da wer... *knister*. Nach einiger Feinjustierung konnte ich - was auch immer das war - gut hören. Ob es mich hören konnte, weiß ich nicht, denn auf Fragen kamm immer nur "Hol mich hier raus!" oder Ähnliches. Dank der komplexen Form FAQ konnte ich herausfinden, dass dieses Tamagochi ein Aufbewahrungsbehälter oder eine Art Falle darstellt. Ich reimte mir zusammen, dass hier entweder eine KI gefangen war oder ein sterbender Hacker einen letzten Strohhalm gefunden hat. Schwierig. Neuland. Ich beschäftigte mich lange mit dem zu Grunde liegenden Code und konnte so am Ende genau definieren, was davon zum "Aufbewahrungsort" gehört und was zum E-Critter. Nur was zu tun ist... ich weiß es noch nicht. Kommt Zeit, kommt Rat... hoffe ich.
Nachdem ich vor einiger Zeit gelernt hatte, wie man über Körperkontakt Verbindung zu Geräten aufbauen kann, die nicht in der Matrix sind, bin ich nun anscheinend schneller geworden. Das Rumgehaspel mit der Rotordrohne scheint mich dann doch in den Handlungsabläufen effektiver gemacht zu haben. Zumindest habe ich mir auch eine Lernsoft für Schiffe zugelegt. Die hübsche Yina/Chenji stichelte auch rum gegen mich. Aber sie hat ja Recht. Wenn ich mit einer Runnergruppe unterwegs bin, muss ich meinen Körper mehr trainieren. Aller Anfang ist schwer...

Ausflug in die Lochmühle

2.a https://www.lochmuehle.de/parkplan2018/parkplangross.html (https://www.lochmuehle.de/parkplan2018/parkplangross.html)
Sven am Komm. Anscheinend gibts nen Job. Also alles zusammenpacken und ab auf den Hobel. Wir trafen uns vor einem Restaurant in Sachsenhausen. Drag war schon da. Da stellt sich so n Drekhead einfach zu uns dazu. Kurz darauf noch n hübsches Mädchen. Yina, klar.
Ich sah den unbekannten böse an. Als der sich nicht vom Fleck rührte, wurde ich doch nervös. Sven müsste gleich kommen und der Schmitt auch.
"Mach dich vom Acker, du Penner!" Aber der Typ rührt sich nicht vom Fleck. Geht noch seelenruhig an sein Kommlink und deutet auf eine Luxuslimousine.
"Hoi, ich bins, Sven. Da ist der Wagen vom Schmitt."
Sehr lustig. Wollte uns wohl verarschen. Hatte erst mal nicht Mal seinen schweizer Akzent. Wir steigen ein. Der Wagen mit Chauffeur fährt nach Norden. Aus der City raus bis nach Bad Homburg. Spielcasino, Tiefgarage. Ich fühle mich etwas overdressed in meinen Schlumperklamotten und dem fetten Rucksack. Naja, ab in den Aufzug. Auf dem Weg nach oben drehe ich mich um... oh... eine Seite besteht aus Glas. Und so ne fette reiche Schnepfe sieht gerade, wie ich mit meiner Hand in der Hose an meinen Eiern kratze. Ihrem Gesichtsausdruck nach habe ich eben ihre Lieblingskatze gegrillt. Reiches Gesindel.
Oben angekommen führt uns der Chauffeur in ein edles Büro. Auf einem riesigen Trid sieht man einen Panther eine Gazelle jagen. Immer und immer wieder. Der Schmitt sitzt mit dem Rücken zu uns in einem Bürostuhl mit hoher Lehne. Wir sehen ihn nicht. Zwischen uns sein Schreibtisch. Wie oft genau will der sich das noch anschauen. Erst geht alles nicht schnell genug und nun stehen wir hier dumm rum. Ich gebe ihm mal einen Wink mit dem Zaunpfahl und ziehe meinen Rotz lautstark hoch. Keine Reaktion. Inzwischen wird aus der Verfolgungsjagd eher eine Dia-Show. Kurz bevor der Panther die Gazelle packt, kommt aus irgend nem Wasserloch ein Krokodil und schnappt sich den Panther. (???!???)
Dann steht der Typ endlich mal auf. Steht wohl auf rot und schwarz. Unendlich freundlich, grüßt jeden mit Handschlag. Nur mich nicht. Scheiß Schnösel. Dem trau ich nicht über den Weg. Ich überlasse mal Yina und Sven das Quatschen. Wir sollen einen "alten Freund" von ihm "zu einer Besprechung bitten". Wir würden so etwas wohl als "Extraktion" bezeichnen. Egal. 5k pro Kopf und 1k für jeden als Spesen. Suchen wir also diesen Falk Liedermacher. Ich muss mich zusammenreißen, ihm nicht noch nen Koffer ins Büro zu stellen. Runter dann über die Treppe. Charme von hinterm Bahnhof. In der Limo will ich noch die Minibar plündern, aber Yina hält mich davon ab. Zumindest habe ich mal an jedem offenen Schnaps geschlappert. Dummerweise vertrage ich nicht so fiehhil. Woww, dä haud abba gans gud rainer...
Allz dä unz absädst, led unz Swenn tsu sich ain. Prost. un voahea abba noch fia Gaffäh un fia Krassongs!
2.b
Kaffee und Croissants waren erst mal ganz gut. Sind dann zu Sven nach Hause gedüst. Also Sven und Drag auf Svens Maschine und ich auf meinem Hobel. Unterwegs konnte ich mit meinem Scoot tatsächlich Sven überholen. Zum Glück war der Sternschutz gerade mit einer Kontrolle beschäftigt. Wir waren ja auch nicht zu schnell. Nur, ähm, etwas sportlich. Yina/Chenji ist zu sich nach Hause. Vermutlich kann sich die junge Göre doch was besseres vorstellen als mit drei Typen abzuhängen. Obwohl, wenn die sich so krass verkleiden kann, ist die am Ende schon 80 und inkontinent?!? Ach, egal, ich denke zu viel.
Bei Sven erstmal unter die Dusche. Danach nen Kaffe und bissl Schoki. Sven heult rum, dass ich das gahanze Stück gegessen habe. War ja jetzt echt nicht viel. Das soll sein Monatsvorrat gewesen sein. Schoki aus der Schweiz. Also erstens mal: Wenn die so teuer war, dann hat er zu viel bezahlt. So toll war die jetzt auch net. Und zweitens: Welcher Idiot kommt eigentlich auf die Idee, eine Schokolade dreieckig zu machen? Hä??? Müssen Sadisten von Aztech sein, so wie ich mir die Pyramide erstmal in den Gaumen gejagt habe...
Egal. Ab auf den Sessel. Metalink raus und so tun, als würde ich das benutzen. In der Matrix das Übliche. Eigenes Netz aufbauen und nach Falk Liedermacher suchen. Mit Name und Bild. Nix. Also gar nix. Es gibt weltweit nicht mal einen, der Falk Liedermacher heißt. Zum Bild gibts auch keinen Treffer. Also suche ich nochmal, ob das Gesicht auf irgendeinem Bild zu finden ist. Dazu bastle ich mir ´schnell´ eine Software. Dauert nur so zwei Stunden. Dann lass ich das Programm laufen. In der Zwischenzeit schaue ich mal, was am Geo-Ping ist. Interessant. Eine vom Sternschutz ausgerufene `No-Go-Area´. Ziemlich genau das Gelände eines ehemaligen Freizeitparks namens ´Lochmühle´. Warum das dicht gemacht wurde... das Thema hat man in den offiziellen Nachrichten verschleiert. Ich suche also auf alternativen Seiten. Ich finde tatsächlich was auf HorizonTube. Ein Vid von einer Gruppe aus Oberrad. `Youth of Today´. Anführer ein gewisser David "Dee" Dessler. Könnte sich auch "Doppel-D" nennen... Aber ich schweife ab. Die haben vor drei Jahren ein Vid namens "Ghule treten" hochgeladen. Da sind die offensichtlich an oder in einem Freizeitpark (nach eigenen Angaben Lochmühle) an Ghule rangeschlichen, haben sie getreten und sind weggerannt. Was eine Scheißidee. Aber jetzt wissen wir zumindest grob, was uns erwartet. Bingo. Mein Programm hat einen Treffer. Der Typ, den wir suchen, war wohl bis vor 15 Jahren Abteilungsleiter der Drohnenentwicklung bei der Ruhrmetall AG. Dann verliert sich die Spur. Da hat sich jemand richtig viel Mühe gemacht, jede Spur in der Matrix zu eleminieren. Ich hatte noch den Verdacht, dass das Verschwinden von Herrn Liedermacher mit dem Schließen des Freizeitparks zusammenfiel, aber der Park wurde bereits einige Jahre vorher geschlossen. Er liegt heute auch quasi an der Grenze zu Hessen-Nassau und ist anscheinend von der Lage her völlig uninteressant geworden. Vielleicht Schmuggler? Wir werden sehen. Nach der Lagebesprechung mit Sven und Drag penne ich bei Sven auf dem Sofa. Drag ruft sich ein Taxi.
Am nächsten Morgen treffen wir uns alle, um zur Lochmühle zu fahren. Also genauer gesagt, um erst einmal ein Auto zu leihen. Bei einem extrem vertrauenswürdigen türkisch-deutschen Gebrauchtwagenhändler *hust* mit dem Charme von ´hat nur 20 Tausend auf dem Tacho, echtes Schnäppchen", leihen wir uns einen Ford Americar. Zumindest unauffällig. Auch wenn es etwas eng werden wird mit dem Päckchen auf der Rückfahrt. Svens Vorstellung bei der Klitsche war jetzt nicht so überzeugend. Also sogar ich hätte geschnallt, dass wir was illegales vorhaben und dem Typen ist sowieso nicht zu trauen. Aber ich nicke, als Sven fragt, ob er nen Hunni mehr zahlen soll, damit dieser Achmet Öznur-Schmitt den Tracker ausstellt. Ich packe meinen Rucksack in den Kofferraum und los gehts. Sven fährt. Ich schau mir mal die Kiste in der Matrix an. Klar. Nen scheiß hat der den Tracker abgestellt. Eigenes Netz aufbauen, Datenstrom abfangen und überschreiben. Für den Empfänger fahren wir in den Opel-Zoo. Etwa gleiche Entfernung und zwei Drittel der Fahrtstrecke sind eh gleich. Dann den Overwatch-Wert gereinigt. Man kann nie vorsichtig genug sein mit Göttern und Halbgöttern. Als wir uns der Lochmühle nähern, wurmt es mich, dass ich mir nicht schon längst ein paar Sprites zugelegt habe. Jetzt muss ich die Übertragung dauerhaft aufrecht erhalten. Zum Glück ist das mit Psyche jetzt kein so riesiges Problem. Aber lästig. Auch das Hintergrund-Rauschen ist kein großes Problem. Aber eben auch lästig. Ich muss ständig unterdrücken. Also gut. 12.00 Uhr. Ich lass mein Flying Eye steigen und schwebe ganz legal einmal außen rum. Ohne das Sperrgebiet zu betreten. Über die Aufnahmen können wir uns ein ungefähres Bild machen. Drag, Sven und Yina wollen rein. Am direkten Geo-Ping nachschauen gehen. Der ist da mitten drin. Ok. Ich packe mein Auge wieder ein und hole die Spy Fly raus. Geht n bißchen Wind, aber ist zu machen. Drag dozierte über seine Ganzkörper-Panzerung. Das erinnerte mich an meine Gasmaske. Wenn ich schon hier reichlich ungeschützt im Auto bleibe, dann doch wenigstens damit im Gesicht. Ich machte meine Roto-Drohne im Kofferraum bereit und nahm den Rest mit zu mir nach vorne. Auto verriegelt. Zur Not konnte ich von innen den Kofferraum öffnen und mit der Nissan zu Hilfe eilen. Immerhin eine Pistole und zwei Betäubungsgranaten. Als die drei an einer günstigen Stelle über den Zaun waren, kundschaftete ich mit der Fly-Spy etwas aus. Tatsächlich waren auf dem Weg im Schatten von mehreren Gebäuden, die dicht beieinander standen, etwa ein Dutzend Teufelsratten und -vermutlich- ein Ghul. Drek, äh Drag entdeckte ein paar Bretter. Mit denen könnte man wohl auch von Dach zu Dach. Sie wollen erstmal hoch und dann soll Drag das Gelände magisch erkunden. Wie immer das auch geht.
2.c
Drag hat wohl jede Menge Ghule da drin gefunden. Nichts, was uns interessieren würde. Mal davon abgesehen, dass man dieses Gesindel am Besten abschlachten sollte. Mit meiner Drohne sehe ich, wie eine Sternschutz-Streife mit Blaulicht vorbei jagt. Hat allerdings nichts mit uns zu tun und Sven meinte, dass das Auto gut versteckt wäre. Von der Straße aus nicht zu sehen. Beim Rückweg kommen die drei zu einem Loch im Zaun. Anscheinend kommt da ab und an einer durch mit einem Stock. Den Spuren im Dreck nach. Chenji will eine Mini-Cam dort anbringen, aber es scheint schwierig. Auch meine Fliege kann ich wegen des Windes nicht gut parken. Also Mini-Cam, auch wenn der Wind einen Ast immer wieder einmal in das Sichtfeld bläst. Sven findet für meine Fliege noch ein Astloch. Ich parke sie darin. Dann wollen die drei noch den Spuren am Boden folgen. Ich starte die Rotordrohne. Wir folgen und folgen... die Spur verliert sich.
Kaum waren wir auf dem Rückweg in die Stadt, zeigt uns die Mini-Cam ein Auto, das genau an der Stelle stoppt, an der wir parkten. Ein Typ mit Microtransceiver stieg aus. Vielleicht hatte er auch sein Kommlink an. Er machte zumindest immer an seinem Ohr rum. Er schaute sich kurz um und stieg wieder ins Auto (Beifahrerseite). Entweder sind sie zu zweit oder er ist ein Rigger. Als das Auto sich in Bewegung setzte, kam ich mit meiner Spy-Fly gerade noch unter die Stoßstange in einen Hohlraum. Das Auto war nach einiger Zeit direkt hinter uns. Musste noch nichts heißen, wir sind immer der Hauptstraße nach und es gab keine großen Abzweigungen. Wir fuhren ganz "normal" bis zum äußersten Gürtel Frankfurts. An eine Haltestelle. Der andere Wagen fuhr weiter. Über die Spy-Fly konnte ich zumindest sagen, ob er weiterfuhr oder anhielt. Er fuhr nach Usingen. Direkt auf das Gelände der Staatspolizei! So schnell ich auch wegfliegen wollte, er hatte mich wohl entdeckt (ob in der Matrix oder im physischen Raum...), ich konnte seinen Händen allerdings ausweichen und war verschwunden.
Polizei! Drek! Über das GPS hackte ich in den Host des Autoverleihs. Ich löschte die SIN-Daten von Sven. Kaum zurück hörte ich nur "...und das Konto hast du hoffentlich auch...". Verdammt, nicht darauf geachtet. Wieder rein. Ja, Konto auch gelöscht. Also die Verbindungsdaten. Kaum wieder draußen klatschte ichmir an den Kopf. Die Überwachungskameras! Wieder rein. Kameraspeicher komplett gelöscht. Wieder raus. Also egal, wenn wir jetzt noch was vergessen haben, dann egal! Ich kann nicht mehr! Schon auf der A5 hatte ich die Übertragungsdaten wieder synchronisiert (laut GPS waren wir ja am Opel-Zoo...) und von hier aus ließen wir die Karre per Auto-Pilot zurück zu seinem Heimatstall fahren. Kurze Zeit später: Das Auto mit den Staats-Bullen!
Mir geht es nicht aus dem Kopf... woher wissen die, dass wir dort waren??? Das Signal hatte ich bestens gefälscht... Standard-Überprüfung des einzigen Autos in der Nähe?
2.d
In den Nachrichten gab es nur eine interessante Sache. Dieser Typ namens "Antifa" 8wohl lange in Berlin gelebt), der diesen Bombenanschlag auf die EZB hier in Frankfurt durchgeführt hat (zumindest laut seinem Bekennerschreiben), hat einen bekannten Vater. Dieser Dr. Leon Fischer von der LDFP sitzt gerade in einer Talkshow und erzählt, dass er sich schon lange von seinem Sohn losgesagt hat. Sie hätten schon lange gebrochen. Der Typ ist ein Normzwischen 40 und 50. Ich schau schnell in der Matrix. Jurist und Präsident des Frankfurter Magistrats. Soso. Ansonsten besorge ich mir die Aufnahmen, die Chenjis Cam über Nacht gespeichert hat. Der Zombie ist inzwischen Tod. Die Blitze zwischendurch haben die Kamera immer kurz überlastet. Auf jeden Fall war der Ghul am Morgen ausgeweidet.
Ansonsten fiel uns nichts Besseres ein als nochmal hochzufahren und im Trüben zu stochern. Vielleicht etwas weitläufiger absuchen. Wir wollen mit unseren Hobeln nördlich an die Lochmühle ranfahren. Sven sucht uns im Wald ein ruhiges Eckchen. Ich starte mein Auge und Drag geht astral rein. Der meinte, er sucht nochmal aktiv nach Leben. Was immer das jetzt heißt. Über die Drohne nichts Neues. Zumindest sind wir hier sicher. Drag kam auch zurück. Hat unter dem Karussell Leben gefunden. Also einen Metamenschen. Hat ihn wohl auch schon astral angeschaut. Norm. Einbau im Kopf. Hört sich echt nach Rigger an. Ich fliege mit der Drohne rein, kann einen Trupp Ghule ausmachen. Drag meint, er wäre da drin, aber ich kann ihn nicht sehen. Nur blaues Licht. Da fällt mir ein, der letzte Blitz in der Nachtaufnahme war blau... Die anderen schauen den Stream parallel an. Im Pulk soll wohl ein "Ghulomat" oder sowas sein, der blau leuchtet oder so ?! Also ich sehe nix... Ich muss mal schauen, ob ich seine Riggersignale in der Matrix entdecken kann...
2.e
Wir sind also alle nochmal nach Hause, um uns vorzubereiten und ordentlich auszuschlafen. Morgen um halb 7 gehts weiter. Also erstmal bis morgens um 9 ins Bett, ausgiebiges Frühstück, Nachrichten, was gibts Neues vom Terroranschlag? - Nix, große Razzia in Oberrad wegen dem Anschlag, bissl illegales Rauschgift gefunden - für die Ordnungsmacht "ein voller Erfolg". So ein Schwachsinn. Wen wollen die verarschen? So um 11 Uhr mache ich mal ne Gruppenkonferenz, um eine Einkaufsliste zusammenzustellen. Zu meiner Überraschung habe ich schon einige Nachrichten. Sven begrüßt mich mit einem genervten "Echo, wo bleibst du denn?"
"Äh, warum...?"
"Wir sind alle schon da!" Tatsächlich. Im Hintergrund ist Wald. "Nur du fehlst."
"Äh, ich dachte, heute Abend um halb sieben..." Rumlamentieren macht jetzt auch keinen Sinn. "Soll ich noch was mitbringen? Essen, Kaffee...?"
"Na, dann für mich ein paar Croissants." Vermerkt.
"Bis gleich."
`Gleich´ ist bei einem Dodge Scoot so eine Sache. Ich komme also irgendwann an. Mit Croissants. Die anderen machen mit Taschenlampen rum, die uns die Ghule vom Hals halten sollen. Drag dagegen kann das Ziel nicht finden.
"Bringt mich da rein, ich übernehme das Netzwerk und setze es einfach gegen ihn ein." Leicht gesagt. Mir wird Angst und Bang vor meiner eigenen Courage. Also erstens sind da drin wasweißichwieviele Ghule und so ein Netzwerk zu übernehmen ist was anderes als ein Komm zu analysieren. Aber egal. Die anderen sind ratlos. Und so gern ich auch meine Granaten mal ausprobieren würde... Die Option haben wir dann immer noch. Wir also durch ein selbst-geknipstes Loch im Zaun rein und schleichen uns an einer Gruppe Ghulen vorbei. An die Karusselle (wo wir das Ziel irgendwo darunter in einer Höhle vermuten - zumindest hatte Drag es da mal entdeckt) kommen wir nicht ran, ohne von Ghulgruppen entdeckt zu werden. Einfach auf die Hochbahn klettern tun Drag und ich uns schwer. Ok. Anschleichen ist nicht, also muss ich das Netzwerk übernehmen. Ich lege mich also hin und...
...bin zu Hause. Ich richte mein Netz ein und suche die Matrixnetze genauestens ab. Der Drekhead ist echt schwer zu finden, aber ich finde drei Ziele, die auf Schleichfahrt laufen. Und er hat sogar Kapazität geopfert, um die Icons in der Matrix nicht offensichtlich erscheinen zu lassen. Es waren Icons, die keinen Schluss auf ihr Gerät zuließen. Ich nehme mir die Drohnensteuerung vor, die ich sofort identifiziert hatte. Ich nahm gleich die grobe Keule und hackte es. Besser, ich versuchte es. Dieser Falk Liedermacher mochte ´nur´ ein Rigger sein, aber er verstand sein Handwerk. Er legte mir so viele Steine in den Weg, dass ich nicht durchkam. Ich versuchte es noch einmal mit dem Puppenspieler. Keine Chance. Die Steuerung ist einfach zu gut. Also nochmal hacken. Noch einmal volle Konzentration. Drin. Würde man meine Persona, eine Teufelsratte, in der Matrix sehen können, wäre sie wohl ziemlich verschwitzt. Die vielen Einsätze der letzten Tage hinterließen ihre Spuren. Jetzt war ich drin, mir war aber klar, dass ich so viel gar nicht machen konnte. Einfach weil dieser Blödmann zu gut war. Zu gut, um ein einfacher Spielball zu sein. Ich könnte seine Steuerung einfach kaputt machen... wenn ich überhaupt etwas kaputt machen könnte. Vor lauter Angst, entdeckt zu werden, habe ich so etwas niemals gelernt. Nicht einmal das Resonanzspike. Übernehmen konnte ich vergessen. Ich schaute mir die Programme auf seiner Steuerung an. Clearsight und irgendeine Waffe (FNHDingsBums). Wenn ich das Waffenprogramm lösche, können die Drohnen nicht mehr autonom schießen. Eine Aktion kann ich noch hinbekommen... vielleicht. Nach zwei Anläufen war das Programm gelöscht. Ich musste raus. So viele Wellen habe ich vorher noch nie in der Matrix hinterlassen. Raus, Persona neu starten und...
...die kalte unwirkliche phsysische Welt hatte mich wieder. "Eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche wollt ihr zuerst?"
Genervte Blicke als Antwort.
"Also... das Gute ist, dass die Drohnen nicht mehr autonom auf euch schießen werden, das Schlechte ist, dass ich das Netzwerk nicht übernehmen konnte, weil er einfach zu gut ist..." Geschlagen in der Matrix. Was für eine Scham.
Yina riss mich aus dem Selbstmitleid heraus. "Die vier Ghulgruppen haben uns eingekreist und kommen auf uns zu. Fertig zum Gefecht!"
Ich ließ meine Drohne, die auf Autopilot im Wald wartete, auf uns zusteuern...
2.f
...und ließ sie gleich wieder auf Stand-by, denn wir mussten laufen. Ich musste mich echt zusammenreißen, an das Haus neben dem Tower zu kommen. Die Ghule hatten uns eingeholt. Zumindest manche. Direkt als ich ankam, konnte ich Chenji mit Drag und zusammen helfen, auf das Dach zu kommen. Sven hielt uns die Ghule mit den Tageslicht-Lampen vom Hals. Nachdem mir Chenji half, kam ich fast hoch. Sie zog mich dann noch komplett rauf. Das Dach knirschte verdächtig. Drag blieb freiwillig bis zum Schluss, weil er so eine Ganzkörper-Panzerung anhatte. Sven kam also hoch. Er sah mich an und meinte: "Verteile dich doch mal etwas besser." Dabei zeigte er auf den Dachfirst. Ich robbte also hoch und *krachbummpeng* fiel nach unten!
Hinter mir eine Mauer, vor mir etwa ein Dutzend Ghule. Ich dachte gerade daran, wie ich sie mit den drei Betäubungsgranaten in meinen Taschen platt machen könnte, als aus der Mauer hinter mir eine Hand kam und nach mir griff. Ich war schnell, aber sie war schneller und riss mich durch die Mauer hindurch (?) in einen Gang. Da war ein älterer Mann mit angegrautem braunem Bart und AR-Brille auf der Nase.
"Ich habe dir eben das Leben gerettet. Du schuldest mir was", stellte er fest und wies dabei mit seiner Hand den Gang entlang. Lang schaute ich ihn an. Es gab da schon eine gewisse Ähnlichkeit. Aber Gewissheit ist anders. Er hob wieder an: "Ihr seid ganz schön weit gekommen, habt euch gut vorbereitet. Nicht so wie die anderen..."
Soll er sich sein Geschleime doch in den Arsch schieben. Aber in einem Punkt hatte er Recht. "Wenn ich nur ein halb so großes Arschloch wäre wie in den Trids zur Zeit, würde ich dich jetzt ausknipsen. Aber du hast Recht, ich schulde dir was." Mit diesen Worten setzte ich mich in Bewegung.
"Wären Sie bitte so nett und würden Sie ihr Netz ausschalten?"
Ich setzte meine Drone am Lagerplatz wieder ab und schaltete ab. "Würden Sie bitte im Gegenzug meine Chummer nicht mehr angreifen lassen? Sie haben mich in der Matrix ganz schön auflaufen lassen"
Er antwortete nicht. Wir gingen kurze Zeit schweigend nebeneinander her. "Sie waren nicht der erste und werden auch nicht der letzte sein. Was suchen Sie hier eigentlich?"
Ich beobachtete ihn genau. "Kennen Sie einen Falk Liedermacher?" Zucken. Vermutlich ist er es. Oder doch nicht?
Er führte mich in einen grob behauenen Raum, einige Teppiche auf dem Boden, eine Hardware-Kiste in der Ecke, einige große Militärkisten für Drohnenbedarf. Jetzt war ich mir sicher, dass er es war.
"Er war vor längerer Zeit einmal hier. Habe ihn schon einige Monate nicht mehr gesehen. Möchten Sie etwas essen oder trinken? Ich habe vorzügliche Brombeeren hier."
Die Spuren bei den Brombeerbüschen. Aber wo war der Stock? "Sicher, sehr gerne."
"Was wollen Sie denn von Herrn Liedermacher?"
"Naja, uns hat so ein Typ geschickt", dabei zeigte ich ihm eine Aufnahme, die ich mit einer Krabblerdrohne gemacht hatte, "der will Herrn Liedermacher sprechen. Auch gegen seinen Willen. Ich hätte hier seine Nummer, falls er ihn anrufen möchte. Und... falls Herr Liedermacher einmal Hilfe benötigt, hier ist auch meine Nummer."
2.g
Auf einmal erschien Drag aus dem Nichts. In durchscheinender Gestalt. "Hoi Echo, was ist los? Was soll das hier?"
Ich schaute auf den alten Mann, der mit dem Rücken zu mir stand. Er musste mit Drohnen verbunden sein, denn er sagte: "Nimm ruhig Kontakt zu deinen Freunden auf." Ich richtete also wieder mein Netzwerk ein. Als alle in der Leitung waren, stürtzten gefühlt 1000 Fragen auf mich ein. Der alte Mann meinte seelenruhig: "Brauchen deine Freunde Hilfe? Wir müssen jetzt los." Er nahm dabei noch einen Rucksack auf, Trampergröße, und schritt voran. Ich dackelte also hinterher.
Hey, Leute, jetzt langsam. Nein, ich habe keinen Falk Liedermacher getroffen", nicht ganz die Wahrheit, aber auch nicht gelogen, " und der Typ hier hat ihn schon ein paar Monate nicht gesehen. Braucht ihr Hilfe? Wir müssen jetzt raus."
Drag redete mit mir über seine manifestierte Gestalt, Sven gleichzeitig über die Verbindung. Ein durcheinander. Sie ließen sich den Weg zum Haupteingang frei machen. Da gibt es eine schöne Stelle, wo man recht einfach über ein paar Kisten rein und raus kommt. Drag war dann auch weg. Sie machten sich auf den Weg.
"Ich bringe Sie noch schnell zum Zaun, keine Sache." Er öffnete eine Türe und ich hatte die Wahl, über ein Brett zu balancieren oder eine Leiter herunterzusteigen. Ich nahm die Leiter. Auf dem Boden war auf einmal eine Ruhrmetall-Wlfsspinne bei uns. Mit blauem blitzendem Licht (anscheinend auch so Tageslicht-Zeug und irgendeine Schnellfeuerwaffe drauf. Ich sah die Beine der Krabblerdrohne, ihre Abdrücke und klatschte mir an die Stirn. "Und wir haben einen Typen mit Stock gesucht...". Bei meinem körperlichen Ungeschick übersah ich dabei einen Stein und verstauchte mir dabei mein Fußgelenk. Nur der Drohne hatte ich es zu verdanken, dass ich lebend am Zaun ankam. Wir schlüpften durch das Loch, das Chenji bei unserem jetztigen Eindringen mit einer Drahtschere geschnitten hatte. Zum Abschied gab mir der alte Mann die Hand. "Ich hoffe, wir sehen uns nie wieder."
Ich humpelte durch den Wald vor mich hin. Auf der Lichtung waren die anderen schon. Chenji hatte ihre Waffe auf mich gerichtet. Ich ließ mich auf den Waldboden fallen. 1000 Fragen. Gleichzeitig eine Nachricht vom alten Mann.
"wenn du das hier liest, wirst du mich nicht wieder finden, zumindest hoffe ich das. danke dir wir uns gegenseitig helfen durften  trotzdem eine warnung, ich denke die person die euch geschickt hat ist mir bekannt. lass es mich so sagen, er spielt in einer anderen liga. er wird euch finden und alles in seiner macht stehende tun euch zur rechenschaft zu ziehen. er jagt mich seit 15 jahren wegen 1! nuyen. auf wiedersehen!"
Prima.
Soll ich die Nachricht geheim halten? Nein, diese Leute sind inzwischen meine Chummer. Aber bedeutet das, ich würde den alten verraten. Das werde ich nicht. Er hat mein Leben gerettet.
"Leute, ruhig. Chenji, du kannst den alten ruhig weiter jagen, aber ich bin raus. Er hat mir eben diese Nachricht geschickt."
Langes Staunen. Zumindest war die direkte Verfolgung des alten Mannes vom Tisch. Wir berieten, ob und wie wir den Auftrag wieder zurückgeben könnten, kamen dann aber zu dem Schluss, wir würden noch eine Zeit lang so tun, als wären wir dran. Und dann irgendwann resigniert aufgeben...? So ungefähr.
Wir waren schon alle zu Hause, als Sven eine Gruppenkonferenz einrief. Alle in der Leitung. "Unser Auftragsvermittler, A-Maze, ist tot. Aber es hat jemand anderes Kontakt mit mir aufgenommen..."
2.f
Es handelte sich um eine alte Frau. Japanerin. Frau Harimochi. Sie hatte zu einer Konferenz in einem Bunraku-Schuppen in Little Neo-Tokyo gebeten. Sven und Drag gingen hin. Chenji war nicht zu erreichen. Ich war nur per Kommlink dabei. Sie ließ durchscheinen, dass sie uns helfen wolle. Immerhin habe sie uns von Amaze Tod unterrichtet und Aufnahmen gezeigt. Er hing mit einem angewinkelten Bein kopfüber an einem Seil von der Brücke. Er hat etwas eckiges, buntes in seiner Tasche. Sven meint, es könnte eine Spielkarte sein. Wir erzählten ihr nach und nach von Samsara und dass wir den Auftrag nicht erledigen konnten, da er zu schwer war. Wir würden jetzt so tun, als wären wir weiter dran... Sie zeigte uns ein Gruppenbild. Im Hintergrund Herr Samsara, unser Auftraggeber in einer Gruppe von zehn Anzugträgern. Im Vordergrund Monica Stühler-Waffenschmidt, die gerade Léon Fischer die Hand schüttelt.


Heimspiel

3.a
Etwa eine Woche später ein Anruf von 2-Take. Goliath, Sven und Drag sind auch in der Schalte. Wir könnten jetzt um 9.00 Uhr ein Bewerbungsgespräch in einem Matrix-Chatroom haben. Er kann nicht viel sagen, aber alleine für das Treffen würde es 1k geben. Na gut, kann man sich mal anhören.
Wir also alle in den Chatraum. Ein Raum so einfach, wie er nur sein kann. Nur die nötigsten Vektoren wurden gezogen. Abgesehen vom Sofa. Sehr fein, sehr echt und das nicht nur optisch. Beim darüberstreichen echtes Sim-Sin Hautgefühl. Sogar Staub war zu sehen und zu riechen. Wer immer das hier programmiert hat, wusste, was er tut. Also vorsicht. Erst gar nicht aufs Sofa setzen! Wir waren 1, 2, 3 und 4. Um Punkt 9 betrat 0, unser Schmidt, den Raum.
"Hallo, mein Name ist Johannson. Und Sie sind...?"
"Drag".
"Sven".
"Echo".
"Goliath".
"Schön, Ihre Bekanntschaft zu machen. Sie wären also an einem Job interessiert?"
"Kommt darauf an, worum es geht..." Wir konnten Drag nur Recht geben.
"Nun, die Besprechung fände an einem öffentlichen Platz statt. Sie wissen, dass es dafür 1k gibt. Es ist also nicht so ganz einfach, denn der Raum wird ausgebucht sein. Wenn Sie sich Zugang verschaffen und heute zwischen 17 und 20.00 Uhr vor Ort sind, erhält jeder von Ihnen 1k."
"Sie möchten uns also testen, ob wir für den Auftrag geeignet sind. Alles klar. Erwarten Sie uns zwischen 17 und 20.00 Uhr. Wo?" Einer solchen Herausforderung konnte ich nicht wiederstehen. Bissl hacken, drin sind wir. Wie schwer konnte das schon sein?
"Sie nehmen also an?" Alle nickten. "Nun gut. Kommen Sie bitte heute zwischen 17 und 20.00 Uhr in die Nachtmeister-Arena. Loge 3.41. Sobald Sie anwesend sind, erhalten sie ihr Geld. Hier ist eine Nummer, die Sie anrufen können, sobald Sie dort sind. " Eine Visitenkarte. ´Corvin Johannson´.
Noch bevor ich nachdachte, hatte ich schon geantwortet: "In Ordnung, erwarten Sie uns zwischen 17 und 20.00 Uhr."
Er lächelte und verschwand. Wir zogen uns auch zurück.
Drek, was hatte ich mir dabei nur gedacht?! Nachtmeister-Arena! In ein ausverkauftes Champions-League-Spiel. Manchester United gegen Eintracht Frankfurt. Tickets auf dem Schwarzmarkt für 2k aufwärts... Also erstmal an die Arbeit.
Abwasserkanal 300 cm die Straße entlang. Zugänge nur 80 cm. Ausgeschlossen.
Facility macht eine Tochterfirma von HochTief. HochTief Services GmbH Rhein-Main. Wartung und Reinigung. Schwierig.
Als nächstes hole ich mir die Standpunkte aller Notausgänge und Panic-Buttons. Die gehen erst einmal in eine Zentrale. Die Sicherheits- und Rettungsdrohnen sind allesamt von Amalgamated Technologies and Telecommunication (ATT). Feueralarm schwierig.
Für die ärztliche Betreuung Vertrag mit BuMoNa. Tagesmitgliedschaft möglich. Schwieriger Zugang.
Sicherheit. Innerhalb des Stadions Centurion. Außerhalb Sternschutz. Könnte ein Aufhänger sein.
Unser Ziel liegt im Norden der Arena, im 3. Stock. Zugang durch zwei Rolltreppen, zwei Aufzügen und einer Not-Treppe.
Inzwischen ist es 11.00 Uhr und ich muss zugeben, dass die Nachtmeister-Arena GmbH bei der Sicherheit gute Arbeit geleistet hat. Wir beißen uns in den Arsch. Alles kreist darum, ein paar besoffenen Engländern ihre Karten mitsamt der SIN abzunehmen, an die sie gekoppelt waren...
3.b
Klasklar breitete der Plan sich vor mir aus: Vier besoffenen Brits die SINs aus dem Arsch prügeln. Macht Goliath. Damit rein in die Arena. Dann eine Sprengung zur Ablenkung. AntiFa und so. Der Sohn von Léon Fischer, der erst vor Kurzem den Anschlag auf die EZB durchgezogen hat. Dann muss uns Sven durch die Wachen quatschen, die die Logen beschützen. Voll grün oder!?!
"Echo, der Plan ist voll beschissen!"
"Aber der beste, den wir bisher haben."
Gute Zusammenfassung.
"Sag mal, wer macht denn eigentlich das Futter?"
Hatte ich tatsächlich vergessen. Also nochmal rein. Festvertrag Henninger Bier. Feste Caterer für die Masse. Lokale Frankfurter. Lokalpatriotismus. Ah, das ist interessant. Catering für die Logen macht Feinkost Käfer aus München. (Tochter der Dallmayer AG). Sitz hier in Frankfurt auf dem exterritorialen Territorium der Fraport AG. Zeit für n Hack. Wenig später war ich so ziemlich am Ende meiner Kräfte. Glücklicherweise konnte ich die Firewall des Hostes effektiv senken. Sonst wäre das nichts geworden. Ich hatte die Liste aller 60 Mitarbeiter der Abteilung Rhein-Main. Ihren Einsatzort bzw. -plan, ihre Matrixadressen und SIN-Nummern. Abfahrt wäre heute um 14.00 Uhr. 5 Wägen. 2 davon privat mit Einzelpersonen. Unwichtig. Nr. 1 der Warentransport. Nr2 und 3 Personentransporte. Hier die Liste:
Firmenwagen 1
Frank Palotás – Koch Ork
Heribert Breslau – Fahrer Zwerg
Firmenwagen 2
Dieter Ungar – Service Elf
Anton Söllner – Service Mensch
Grethe Schirlitz -Service Elf
Lena Auer - Service Mensch
Helge Dohna – Service Ork
Rebekka Prochnow – Service Mensch
Elsha Goldblatt– Hilfskraft Mensch
Florentina Fechter– Hilfskraft Mensch
Firmenwagen 3
Samuel Ehrhardt – Concierge Elf
Janine Fassbender – Service Elf
Magdalene Lauer – Service Mensch
Lulu Kallenbach – Service Ork
Privatwagen 1
Detlev Kirchweger – Koch Zwerg
Privatwagen 2
Josefine Von Meyer – Eventleiterin Elf
Firmenwagen 3 also. Gut, Goliath ist ein Troll, kein Ork, aber was solls. Irgendwas ist immer. Und drei davon sind Frauen. Ist ja selten nur was, meistens ja noch was. Der Plan war klar. Wir werden uns ums Catering der Loge kümmern.  8)
Also ab in Goliaths Roadmaster (boah, endlich mal einer mit einem Auto!) und nichts wie hin in das Industriegebiet nordöstlich vom Flughafen. An die Esso-Tanke. Flying Eye raus. Rauschen ging so. Nichts, was ich nicht locker selbst unterdrücken könnte. Dann eine Überrachung. In der AR NoGo-Zone für Drohnen. Mist. Flughafen und Drohnen. Ganz vergessen... Ok, über der Bundesstraße und über den Autobahnen waren Drohnenkorridore. Dann also die. Zunächst steuerte ich selbst und schloss das Grid aus. Das war auf die Dauer zu anstrengend. Noch bin ich einfach nicht gut genug am Steuer. Ich klinkte mich also ins Grid ein. Was für eine Erleichterung! Ich suchte also Transporter mit Logo von Feinkost Käfer. Immer entlang der B43, der A3 und A5. Um 13.30 Uhr wurde ich fündig. Sie fuhren an eine S-Bahn Station gleich bei uns um die Ecke. Goliath fuhr los. Wir beobachteten sie. Anscheinend waren noch nicht alle da. Einer rauchte, ein paar unterhielten sich durch offene Türen. Alle in schwarzen Schuhen, Hosen, Westen und weißem Hemd. Der Concierge hatte eine goldene Spange am Schuh. Von dem sah man echt nur den Schuh... Fahrzeug Nummer 3 fuhr los, 2 wartete noch auf Leute. Es war 13.55 Uhr. Also hinterher. Unterwegs hackte ich das Fahrzeug. Die fuhren tatsächlich mit Autopilot. An der Abfahrt zum Waldparkplatz in der Schleife zwischen B43 und B44 schlug ich zu. "Defekt. Nächster sicherer Parkplatz wird angesteuert." Der Wagen fuhr ab und damit in eine sehr lange Anfahrt durch einen Wald. "Parkplatz kann nicht mehr erreicht werden." Ich ließ das Fahrzeug in einen Seitenweg abbiegen (in der Verlängerung käme mittels einer Brücke über die A3), an die Seite fahren und halten. Goliath, Sven und Drag stiegen aus. Als sie am Auto angekommen waren, ließ ich eine weitere Warnung durchgeben. "Gefährliche Dämpfe. Bitte verlassen Sie das Fahrzeug". Dazu öffnete ich Seitentür und Heckklappe. Der Concierge wollte panisch davonrennen, wurde aber sofort von Goliath abgefangen. Sven und Drag hatten die anderen wohl im Griff. Ich sah durch die Sensoren, wie ein weiteres Fahrzeug die Straße entlang kam...
3.c
...das wollte einfach auf den Waldparkplatz. Waren wohl Fans, die echt früh dran waren. Ich bekam über Funk nur mit, was meine Leute sagten. Sie schienen die Situation aber voll unter Kontrolle zu haben. Die Service-Kräfte hatten einfach Angst um ihr Leben. Leider kamen wir jetzt an einige Ungenauigkeiten in unserer Planung.
"Echo, lass uns fahren." Goliath wie immer klar und knapp. Aber verdammt, ich kann nur ein Auto gut fahren. Ich wende also von Goliaths Roadmaster aus den Personentransporter von Feinkost Käfer.
"Mein Roady steht da schlecht. Der wird am Ende abgeschleppt."
"Und wie willst du denn dann nachkommen? Wir sollen doch alle in die Loge kommen?"
Goliath hatte vollkommen Recht und Drag auch. Hätte mal besser nachdenken sollen. Leider war ich schon im Sichtbereich der bewaffneten Überwachungsdrohne über der Kreuzung von B43 und B44. Also fuhr ich zuerst eine Schleife und dann wieder zurück. Maske auf und rüber in den Feinkost-Van. Anscheinend war ich der einzige hier, der an eine Maske gedacht hatte. Wunderbar. Heißt, die Leute können uns identifizieren. Ich fahre also Richtung Waldparkplatz und lasse Goliaths Roadmaster im Autopilot folgen und parken. Was kann schon passieren? Ist doch erst 14.00 Uhr. Da ist doch noch nichts los. Außer zwei Sternschutz-Streifen am Eingang des Parkplatzes. Und zwei an der anderen Einfahrt. Und so 60-70 vollgepanzerte Einsatzkräfte. Anscheinend gerade Lagebesprechung. Drek! Hätte ja mal mit ner Drohne nachsehen können... Ich lasse den Käfer-Van langsam durchrollen. Nach der Ausfahrt meldet mir das Navi, dass wir wieder auf der richtigen Route sind.
"Äh, Echo, ich muss uch noch verkleiden, da brauche ich schon ne Stunde für..." Sven hat ja Recht. Aber an unserem Zeitmanagement müssen wir noch dringend arbeiten... Also Richtung Süden. Auf de B44 unter der A3 durch auf den Waldparkplatz Isenburger Kreisel (heißt hier eigentlich jeder Parkplatz ´Waldparkplatz`?!). Außer uns nur ein weiteres Auto. Leer. Sven fieselte etwas aus einer Pistole und piekste die Service-Kräfte. Gingen KO. Bei den beiden letzten - vor allem der Orkfrau - half Goliath mit. Während Sven uns verkleidete, klingelte sein Kommlink. Also das von Samuel Erhardt, dem Concierge. "Es tut mir sehr Leid, Frau von Meyer..." Ah, die Chefin. "Wir hatten einen Unfall... ja, wir stehen nur etwas unter Schock, irgendwie ist Gas in die Kabine... nein, der Autopilot ist kaputt... hat einen Führerschein? Na, das ist doch prima... Ja, wir beeilen uns so gut es geht."
"Echo, äh, kannst du vielleicht den Autopilot kaputt machen?" Ich war ja schon unterwegs...Im Fahrzeug stellte ich erst einmal den Autopilot auf Aus. Dann überlegte ich. Mess-Sensoren noch schnell manipulieren... ja, Protokoll war ja schon... ein Zugriff von Außen! Anscheinend legal, weil mit Schlüssel und kein bißchen heimlich. Vermutlich ein Wartungs-Team. Jetzt nichts mehr anrühren. Könnte zu auffällig sein.
Klamotten der Servicekraft angezogen, neu geschminkt und ab Richtung Nachtmeister-Arena. Ehemals Commerzbank-Arena. Im Süd-Osten an der Ladestation war unsere Zufahrt für die Tiefgarage.
"Die Meyer meinte, sie würde dafür sorgen, dass uns der Sternschutz schnell durchwinkt." Na, zumindest etwas. Und er tat es tatsächlich. Dann wurden wir aber doch noch angehalten. Centurion. Wir strahlten alle brav unsere SINs aus. "Ah, ihr seid die, die Verspätung haben. Alles klar." Auch erwinkte uns durch. Das Navi zeigte uns einen zugewiesenen Parkplatz. Ich rollte langsam neben zwei weitere Feinkost-Vans. Über die Sensoren checkte ich das Parkhaus. Nicht wirklich viel los, aber an den Aufzügen / Treppenhäusern stand eine vollgepanzerte Centurion-Wache herum. Wir waren alle verkleidet. Außer Goliath. Den konnte man einfach nicht zu einer Ork-Frau machen. Goliath in Panzermantel...
"Hoi, Leute, ich habe eine offizielle Karte fürs Spiel. Darf sogar offiziell parken!" Na gut. Wo auch immer er sich die besorgt hatte...
Wir stiegen aus und noch bevor ich etwas sagen konnte, hatte Sven schon den Feinkost-Van nebenan geöffnet. Schloss war wohl auf die SINs programmiert. Glück gehabt. Ein Stapel leerer Iso-Essensbehälter. Goliath schnappte sich den Stapel. Irgendwie schaffte es Sven auch, uns an der Wache vorbeizuquatschen. Ab in den Aufzug und nach oben. Gang, Treppenhaus, Schilder. Bar 1, Bar 2, Lounge 1, Lounge 2, Leitung... Wir entschieden uns für Bar 2, da sie unseren zugeteilten Logen am nächsten war.
In der Bar steuerte uns ein Pinguin mit dezentem Feinkost-Käfer-Logo an. "Neineinein, das geht so nicht..." und schob dabei Goliath nach hinten weg. Also... Goliath ging freiwillig zurück. Anton Söllner (wie ich unseren Daten entnehmen konnte) richtete sein Wort an seinen vermeintlichen Vorgesetzten. "Sie ist stinksauer... was hast du schon wieder angestellt... zum Glück muss ich dafür nicht gerade stehen... diesmal feuert sie dich bestimmt... wie heißt er überhaupt".
"Donald." Zum Glück war Goliaths Gesicht hinter den Boxen versteckt. Herr Söllner verschwand mit Goliath wieder im Gang hinter den Aufzügen. Wir hörten nur noch über Microtransceiver mit. Anton Söllner hielt sich sicher nicht für einen Rassisten. Es war für ihn einfach schlichtweg selbstverständlich, dass Trolle doof waren wie Butterbrot. Ich hoffe, er überlebt das. Naja, hoffen war übertrieben. Und überleben musste er jetzt auch nicht unbedingt. Ich sage es mal so: Was auch immer Goliath mit ihm machen wird, hoffentlich fliegen wir dabei nicht auf...
Janine Fassbender (Drag) und Magdalene Lauer (ich) nahmen unseren Dienst auf. Einfach die Bestellungen auf der AR-Liste abarbeiten. Für Logen, angemietet von TranSys Neuronet, SAP oder Manchester United. Glücklicherweise genügte dazu lächeln und nicken. Samuel Erhardt (Sven) musste dagegen zu Frau von Meyer, seiner Chefin. Wir bekamen nur mit, was über Microtransceiver ging. "Es tut mir wirklich sehr Leid... wir sind alle etwas unter Schock... nein, ich will doch arbeiten... äh, was genau meinen Sie? ... nein, ich habe nichts getrunken... Drogen?... Aber ich musste doch Ersatz besorgen, Lulu ist doch ausgefallen, der geht es ... Sein richtiger Name... Dustin.... vielen Dank." Dustin. Bin gespannt, was Goliath dazu sagen wird... Zumindest wird ihm ratzefatz ein Anzug maßgeschneidert.
Dann musste Herr Erhardt in Begleitung von Frau Fassbender und Frau Lauer bei der "Prinzessin" auflaufen. Der wichtige Gast. Die beiden jungen Damen hatten in der Loge eindeutig das Sagen. Eine Asiatin, die auch die Kundin war und eine Europäerin. Beide erstaunlich jung. Oder sie hatten außergewöhnlich gute Schönheitschirurgen. Ich suchte mir schnell alle Bilder der bekannten asiatischen Prinzessinnen zusammen. Kein Treffer. War wohl sprichwörtlich gemeint. Anscheinend erwartete sie etwas von Herrn Erhardt, was dieser nicht erfüllen konnte und als sie ihn noch auf Französisch ansprach (was er nicht verstand. Ich besorgte ihm schnell ein Angebot einer Sprachsoft aus der Matrix), war sie vollends beleidigt.
Wir werkelten vor uns hin, Herr Erhardt musste noch zu einem Drogentest und auf einmal kam ein Ork in Anzug aus unserer Ziel-Loge. Drag, Sven und ich waren tatsächlich gerade anwesend.
"Ähm, wir werden erwartet.", begann ich.
"Hier wird niemand erwartet." Mir ging mein Arsch auf Grundeis.
Sven fuhr fort: "Doch, um fünf."
"Dann kommt auch um fünf!" Mit diesen Worten ging der Ork an die Bar.
Prima. 16.00 Uhr. Is ja nur noch ne Stunde...
[close]
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 31. März 2020, 11:31:51
Unglaublich, 60k Zeichen schon wieder voll...

Echos Abenteuer 2
3.d
...in der wir stur unseren Plan abarbeiteten. Um 17.00 Uhr gingen wir zeitgleich über verschiedene Wege zur Loge 3.14. Der Ork stand immer noch vor der Tür. Sven grüßte, öffnete die Türe und wollte den Raum betreten, aber der Ork hinderte ihn daran! Goliath nahm den Ork in einen Griff und drückte ihn zur Seite. Die anderen Sicherheitleute, allesamt Bodyguards vor den Logeneingängen, begannen zu schauen. Hinter Goliath ergab sich in der Tür eine Lücke und ich nutzte sie. Als ich im Raum war, sah ich einen Stuhl von hinten, von dem sich gerade ein Anzug erhob. Nur der Anzug, niemand drin! Riecht nach Magie. Drag war direkt hinter mir, deshalb rief ich die Nummer an und wurde mit dem Chatroom in der Matrix verbunden. Niemand da. Super. Ich sah schon innerlich das Schild "Prima, du hast Dich verarschen lassen" aufleuchten, als das Gerangel vor der Türe aufhörte und ein Mann vom Balkon der Loge in den Raum trat. Er war sehr gut gekleidet in seinem blau-schillernd-samtenen Oberteil. Figurbetont eng. Der Elf hatte strahlend blaue Augen und kurze schwarze Haare, die verwegen durcheinander auf seinem Kopf struppelten. Nicht dieses pennerhafte Durcheinander, sondern so ein gestyltes "Out-of-bed"-Durcheinander.
"Schön, dass Sie es alle rechtzeitig geschafft haben. Bedienen Sie sich gerne am Buffet und nehmen Sie Platz." Jovial schwenkte er seinen ausgestreckten Arm, als würde er einem Kind sein Königreich zeigen. "Sie können sich gerne eines der Jerseys überziehen." Tatsächlich. Es waren genau doppelt so viele Plätze im Raum als benötigt. Je einer mit einer Manchester United-Fantracht und einer mit der von Eintracht Frankfurt. Sogar zwei Trollstühle standen herum. Ich nahm den Frankfurter Trollstuhl. Goliath blieb stehen.
"Nun, da wir so gemütlich beieinander sitzen, sollten wir uns noch einmal förmlich vorstellen."
"Wir kennen uns doch schon", knurrte es vom Buffet.
"Es ist doch um einiges erquicklicher, wenn man sich in Fleisch und Blut begegnet. Mein Name ist Corvinus Johannson und sie sind...?" Er hielt seine Hand über den Tisch. Zunächst machte keiner Anstalten, sie zu ergreifen.
"Drag." Unser Elf ergriff die Hand nach einigem Zögern.
"Sie sind offensichtlich der Magier." Drag nickte.
"Ich bin Sven". Jetzt war es Johannson, der nickte.
"Echo."
"Und was ist Ihre Aufgabe in ihrer Gemeinschaft?"
"Ich bin der, der Fußball hasst." Daraufhin schaute er mich lange an. Viel zu lange. Und so magiermäßig. Drek, hoffentlich erkennt er nicht, dass ich ein... Er nickte nur. "Ich verstehe."
Er wandte sich an Goliath. "Und sie sind offensichtich..."
"...hungrig. Goliath." Er hob nur mampfend die Hand.  Soviel Schlagfertigkeit hätte ich ihm gar nicht zugetraut. In mir keimte der Verdacht auf, dass Goliath lange nicht so dumm war, wie er immer tat. Ja, irgendwie waren wir alle Metamenschen mit Geheimnissen...
Aber zunächst musste einiges erledigt werden. "Also Leute, nehmt die SINs aus der Matrix und das ganze Kellnergedöns auch. Drag, gib mir deins einfach her. Sicher ist sicher."
"Außerdem müssen wir uns abschminken", übernahm Sven, "ich nehme an, hier ist eine Toilette?!" Fragend sah er Johannson an. Der deutete nur lächelnd auf eine Türe. Abschminken ging soo viel schneller als Verkleiden. Nicht einmal eine halbe Stunde später saßen alle wieder am Tisch. Ich hatte mir schon ein Eintracht-Jersey angezogen. Die anderen entschieden sich auch alle für Eintracht und zogen es an. Nur Goliath klemmte sich das Jersey unter seinen Arm.
"Kommen wir zum Geschäftlichen. Sie haben bewiesen, dass Sie in ein öffentliches Gebäude eindringen können ohne größer aufzufallen. Können Sie das..."
"Genau. Und dafür sollte es nen Tausender geben." Goliath sah Johannson starr an. Dieser lächelte. "Natürlich. Der Credstick steckt in ihrem Jersey."
Ui prima, ich griff sofort nach einem zweiten.
"Die anderen Jerseys werde ich selbstverständlich wieder aufräumen. Sie liegen doch nur im Weg herum." Mit einem Schnips erschien der Anzug und trug seelenruhig die verbliebenen United-Jerseys ab.
"Herr Johannson, wir müssten noch diese Kommlinks entsorgen, bevor hier nach fehlendem Personal gesucht wird." Was machen wir nur mit Goliath, kam mir noch in den Sinn.
"Legen Sie sie einfach in das Körbchen dort. Ich kümmere mich darum. Gab es sonst noch Probleme, von denen ich wissen müsste?"
"Ähm", räusperte sich Goliath, "in der Tiefgarage im Transporter sind noch vier Leute. Dummerweise können die uns identifizieren. Ich könnt mich noch um die kümmern."
"Goliath, langsam, du kommst nicht unauffällig da runter. Wir lassen uns noch was einfallen..." Drag war am grübeln.
"Sie sind nicht tot?" Johannson war überrascht. "Ich werde mich darum kümmern." Er nahm sein Kommlink, ging etwas beiseite und sprach unhörbar mit jemandem. Er legte auf und kam zurück.
"Ist das Problem jetzt erledigt?", sagte Sven. Wir sahen ihn an. "So gut man es mit Geld aus der Welt schaffen kann." Er lächelte.
"Sie hängen sich ja ganz schön ins Zeug für uns.", bemerkte Goliath.
Lächelnd gab der Elf zurück: "Man muss seine Investition doch schützen, oder nicht? Wollen wir erst noch das Spiel genießen oder gleich über das Geschäftliche sprechen?"

Breaking the Moon Circle

4.a
Zugegeben, Fußball war interessanter als ich dachte. Und der Ausblick wie auch die Athmosphäre vom Balkon aus atemberaubend. Cyber- und Bioware war strengstens limitiert. Wie mir die Matrix sagte, war das mal anders, aber dadurch sank das Interesse an der Sportart massiv. Auch mussten mindestens sechs der Spieler Norms sein. Trolle waren ganz außen vor. Und: Keine Waffen oder Magie. Ich begann, voll mitzufiebern, was meine Chummers erstaunte.
"Hey, als Eintracht-Fan wirst du geboren! Einmal Eintracht, immer Eintracht!" Sie schüttelten nur die Köpfe. Meine Mannschaft lag zur Halbzeit schon 0:2 hinten, machte mir aber nichts aus. In der zweiten Halbzeit gab es noch einen Anschlusstreffer. 1:2 also der Endstand.
Wir versammelten uns wieder um den Tisch in der Loge. Wir sollten einen Gegenstand austauschen. Eine trollhandgroße Metallkugel, 2 kg schwer. Sie wäre nicht weiter gefährlich. Das ganze bis zum nächsten Vollmond. Da fand wohl ein Fest statt. Das sind noch etwa 2 Wochen. Genug Zeit. Die Kugel wird in einer Villa sein, gut sichtbar mitten in einem Raum. Vermutlich auf einer Säule. Die Gäste dürfen nicht verletzt werden. Der Anwohnerin sollte man nicht zu nahe kommen, denn "ihre Blicke töten", wie Corvinus Johannson lächelnd bemerkte. Also eine Magierin. Dafür bot er einen Kotakt für Verkleidungen jeglicher Art, die Übernahme aller Arztkosten (auch bei einem Fehlschlag). Wir könnten stehlen, was immer wir wollten. Für den unbemerkten Austausch gab es 5k. Weitere 2k für einen eventuellen Schusswechsel. Schffen wir den unbemerkten Austausch ohne Schusswechsel ohne Alarm bis zum Festhöhepunkt, dann gab es 8k. Neben der Villa war ein Gelände eines Megas. Dieser würde jedoch in keiner Verbindung zu unserem Ziel stehen und nur sein eigenes Territorium verteidigen.
"Die notwendigen Informationen und die Kugel wird Ihnen meine Assistentin im Aufzug übergeben. Hier sind noch ihre Tickets, damit Sie in aller Ruhe das Stadion verlassen können."
Wir begaben uns zum Aufzug. Darin eine junge Frau, ebenso hübsch und exquisit gekleidet wie Johannson. Sie übergab uns (Goliath) einen Koffer und mir den Chip. "Viel Erfolg. Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich hier schon aussteige?" Sie verließ uns im ersten Stock. Wir weiter ins Erdgeschoss. Dort folgten wir dem Hauptstrom. Dieser stockte noch im Stadion. Laut AR gab es vor dem Stadion Gerangel zwischen Fangruppen. Da jeder andere Ausgang gesperrt bzw. nur für VIPs und Beschäftigte war, mussten wir warten. Ich startete schon einmal den Roadmaster und fuhr los. Sven und Goliath nahmen mich zwischen sich. Nach einiger Zeit kamen wir raus und liefen nach Niederrad zur Shell-Tanke. Von dort fuhren wir zum Wagner. Ich telefonierte mit 2-Take. Mal schauen, was die Paydatas über die Mitarbeiter und Kontrakte von Feinkost-Käfer in Frankfurt auf dem Markt bringen.
"Wir sollten den Run feiern.", meinte Drag.
"Uh, ich habe mehr ausgegeben, als ich eingenommen habe!" Klar Sven hatte 3k für die Französisch Sprachsoft ausgegeben.
"Wie wärs mit nem Sixer von der Tanke auf ner Parkbank? Mehr Kohle gabs ja nicht. Goliath nahm meinen Vorschlag auf. "Normalerweise hätt ich da echt nix gegen, aber ich hab 336€ als Aushilfskraft verdient und meine SIN ist verbrannt. Ich muss Saufen. Ich lad euch ein." Naja, erstmal nichts gegen einzuwenden. "Ich kenn ne super Kneipe! Auf was für Mucke steht ihr so?" Drag sofort: "Astralrock." Mir fuhr ein "Elektro" raus. Goliath verdrehte nur die Augen. Wir also Goliath hinterher. Erst dachte ich, er würde wirklich nach Oberrad rein. Aber noch in Sachsenhausen zeigte er auf eine Schlange vor einer Kneipe. "Da gehts rein." Ich sah mir die Schlange an. Lauter Orks. Drek, wo hat er uns nur hingeführt...?! Als wir ankamen, gabs auch schon Gegröhle von einigen jungen Orks, die sich über Drag lustig machten. Als Sven ihm einen Turban bastelte und über seine Elfenohren setzte, wurde das Gegröhle nur größer.
"Psst, Drag", gab ich über Mikrotransceiver durch.
"Ja..."
"Ich habe uns ein Taxi bestellt."
"Prima. Mir ist das hier auch unheimlich."
Drei von den Jungorks hatten einen Narren an uns gefressen. Machten schon Späße, ob wir die Nacht überleben. ...oder war das Ernst?!
Als das Taxi kam und Drag mit mir einsteigen wollte, versperrten die drei Orks uns den Weg. "Hey, kommt, wenn ihr zwei schafft, zahlen wir den Rest!" Sie lachten sich scheckig dabei. Hilfesuchend schaute ich zu Goliath. "Und ich hab gesagt, ich zahle die ersten zwei. Heute wird gesoffen!" Toll.
"Psst, Goliath, ich habe den Chip noch dabei..." Verdammt, ich hätte ihn im Roadmaster lassen sollen. Goliath hatte den Koffer auch dort gebunkert.
"Ich pass schon auf euch auf. Jetzt macht euch mal net in die Hos!"
"Hier, nimm den Chip..."
Widerwillig gingen wir mit rein. Wir unterschrieben, dass wir für Schäden die Kneipe nicht verklagen würden. Taten wir das gerade wirklich? Im `Ereth´ Live-Mucke. Auf der Bühne standen zwei Orks und zwei Trolle, die einen Wahnsinns-Krach machten. Sie nannten sich `grumoge´cerri ´ , Orksprache für `Kampfbrüder ´. Klang auch so. Hier lungerten so hundert Orks rum, zwei Hand voll Trolle, paar Hände mehr Zwerge, aber fast keine Norms oder gar Elfen. (Also Elfen waren es mit Drag genau einer oder so...). Norms sah ich außer uns auch nur noch zwei oder drei. Goliath führte uns zu einer der vielen abgetrennten Sitzbänken. Hier gab es anscheinend eine Trollseite, eine Zwergen- und eine Orkseite. An der Orkseite war der Tisch für mich als würde ich an einem Tresen hocken. Nur ohne Fußstütze. Ich schaute mir die AR-Karte an ("Karte oder Kinderkarte?"), Goliath war gleich verschwunden und die drei unangenehmen Orks setzten sich zu uns.
"Jetzt wird erstmal was g´scheit´s g´soffn!" Eine Kellnerin brachte ihnen drei Halbliter-Krüge. Goliath kam zeitgleich mit acht von den Dingern auf einem Tablett an. Die drei Orks schauten ihn ungläubig-bewundernd an. Er stellte jedem von uns zwei hin.
"Erstma prost!" Die Orks hielten die Humpen hin. Ich stieß mit an und nahm einen kleinen Schluck. Drag hielt sich auch zurück. Sven nahm einige Schlucke. Goliath leerte den ersten Humpen auf Ex, was ihm noch mehr Bewunderung der Orks einbrachte.
Ich ging erstmal in die Matrix, was dieses Spezialbier sein sollte. Dieses `Fomorian Usquebaugh`. Also erlaubt war das offiziell nur im Schwarzwald. In Bayern war das lizenzpflichtig. Ansonsten war das in der ADL verboten. In Pomorya war das Zeug unter anderem Namen ein verschreibungspflichtiges Medikament. Im Prinzip war das ein mit Muskat versetztes Bier. Wird wohl auch viel gepanscht oder andere halluzinogene Neurotoxine verwendet. Sven krampfte zusammen und verschwand. Die Orks lachten. Goliath auch. Ich bekam Bauchkrämpfe. Drag legte seine Hand auf meinen Bauch. Einige Augenblicke später ließen die Krämpfe nach und verschwanden. Lethale Dosis war schwer einzuschätzen. Gab nichts Valides. Geschätzt für Menschen ein Liter. Trollen wurde empfohlen, nicht mehr als drei Liter zu trinken.
Nach zwei Stunden zuschauen, wie sich die drei Orks und Goliath immer besser unterhielten, ließ ich mir den Chip von ihm wiedergeben und rief uns dreien ein Taxi. Sven und Drag schienen auch ganz froh zu sein. Goliath kam dann doch auch gleich mit. Von dem lasse ich mich so schnell nicht mehr `zum Saufen´ einladen!
4.b
Am nächsten Nachmittag eine Überweisung von Herrn Takeshi da. Ein Tausender für die Feinkost-Käfer Daten. Immerhin. Nach dem Frühstück checke ich die Daten erst einmal. SIN Nr. einer Frau Dr. Iris Affolter-Kyperos. Eine Elfin. Schönes Foto. Ein Geo-Ping üdlich von Heidelberg. Eine Nummer mit der Bezeichnung "Schneiderei O´Tomé" in der Innenstadt. Feinste Pinkelgegend. Hoffentlich müssen wir eventuelle Verkleidungen nicht selbst zahlen. Das Datum des Festes: 12.10.2078, 21.00 Uhr. Noch gut zwei Wochen. Anschließend oberflächlich die Matrix durchsucht. Das Grundstück liegt zwischen Malsch, St. Leon und Kronau. Neben einer Ton-Abbaustätte. Nennt sich "Hochholz-Kapellenbruch". Südwestlich, hinter einem kleinen Gewerbegebiet ist eine Niederlassung von SAP. Also NeoNet-Konzerngelände. Zu dieser Elfin finde ich zunächst, dass sie Geschäftsführerin einer Stiftung in Berlin ist. Dem Reiterhof Rüdersdorf e.V. in Marzahn-Hellersdorf. Außerdem ist sie noch Inhaberin des Nachtclubs "Golden Apple" (in griechischen Buchstaben) in Frankfurt/Main, Sachsenhausen. Vielleicht weiß Goliath was dazu. Der kennt einige Türsteher in Sachsenhausen. Aber erst einmal genug.
Drag war auch schon wach. Ging zumindest gleich ans Komm. "Gut, dann treffen wir uns bei diesen Koordinaten in Niederursel." Dort war ein großes Haus. Anscheinend wohnten Drag und Goliath dort. Sven war mit seiner Maschine da, ich stellte meinen Hobel gleich daneben. Wir waren uns schnell einig, dass wir eine Besichtigung vor Ort machen. Heute. Sofort. Ich nutzte die Zeit der Fahrt und rührte etwas tiefer in der Matrix. Also diese Affolter-Kyperos war als Kind auf einem Internat in Bern. Danach Studium der Hermetik an der Uni Heidelberg. Brach sie nach anderthalb Jahren ab. Dann Studium der Psychologie und Veterinärmedizin an der Uni Berlin. Abschluss nach vier Jahren mit einem Doktortitel in Veterinärmedizin. Seit drei Monaten in der Uni Frankfurt eingeschrieben. In Kunst, Philosophie und Astrophysik. Dort besucht sie ganze ganze vier Vorlesungen in der Woche. Bis vor sechs Monaten ist kein Wohnsitz auffindbar. Nur eine Postadresse. Vor acht Monaten hat sie den Ankauf des "Hochholz-Kapellenbruchs" über Chalmers & Cole finanziert. Ich war durchaus zufrieden. Anscheinend handelt es sich bei diese SIN um ein Fake. Ganz sicher bin ich allerdings nicht.
Dort angekommen fuhren wir erst einmal auf der L546 vorbei und hielten an der Raststätte Uhlandshöhe. Direkt an der B3. Ich flog erst einmal mit einer Spy-Fly um das Geläde, um einen groben Eindruck zu gewinnen. Recht großes Gelände. Umgeben von einem drei Meter hohem Maschendraht-Zaun mit Stacheldraht obendrauf. Werden Viecher drauf gehalten. So Kühe. Wird Stoff für Klamotten draus gemacht. So lila Kühe, die Milch geben mit Hörnern habe ich nicht gesehen. Zugang zum Haupthaus etwa 30-40 Meter einen Seitenweg westlich des Geländes rein. Davor ein Parkplatz mit einem Wohnmobil, ein paar SUVs, einem Van und einem Sportcoupé. Auf dem Gelände zwei Leute in grünen Latzhosen und zwei Anzugträger. Alle in der Nähe des Haupthauses und den angeschlossenen Wirtschaftsgebäuden. Im Norden zwei Tore, im Osten noch eines.
Drag sah sich das Ganze astral an. Im Norden nahm er unterirdisch eine langsame Bewegung wahr. Eventuell eine unterirdische Patrouille? Am Haupthaus, den Wirtschaftsgebäuden wacht ein Wassergeist. Geht immer wieder Richtung Pool. Also auch noch magisch gesichert. War von auszugehen.
Goliath machte noch einen kleinen Spaziergang und setzte meine Kanmuchis aus. Einen setze ich an das zum Haus nächstgelegene Tor. (Schiebetor mit Motor. Laut). Einen gegenüber dem Parkplatz vor dem Haupthaus. Später dann etwas weiter nördlich, um auch den Weg zwischen dem Haupt- und den Nebengebäuden im Blick zu haben. Daten lasse ich aufzeichnen. Morgen schauen wir uns das Ergebnis an. Erst mal nach Hause und schlafen. Aber vorher noch den Host des Hauses angeschaut. Wir müssen mit vielen Sensoren und Kameras rechnen, meint Goliath. Der hat Ahnung von militärischer Sicherheit. Also, es gibt einen Host. Firewall ist recht ordentlich, aber noch im machbaren Bereich. Also, ab nach Hause.
Daten des nächsten Tages: Vier Leute in grünen Latzhosen gehen zwischen 19 und 20.00 Uhr. Kurz nach 20.00 Uhr steigt die Affolter-Kyperos in ihr silbernes Sportcoupé. Zwei Anzugträger im SUV hinterher.
4.c
Es waren einige Tage Auswertungsarbeit. Also erst mal drei Tage, um genau zu sein. Die mit den grünen Latzhosen schienen Arbeiter zu sein, die sich in den Nebengebäuden wie Gewächshäusern, Scheune etc aufhielten. Nie aber im Haupthaus. Einer ging immer mit Hund ins Gelände. Hatte da wohl etwas zu tun. Sie kamen immer morgens um 9.00 Uhr mit einem Auto (zwei Leute) und zwei auf Elektro-Rollern und gingen so gegen 20.00 Uhr.
Wachablösung war Di und Mi um 22.00 Uhr, Do aber um 23.00 Uhr. Wenn Fr. Affolter-Kyperos weg war (was sie von Mo auf Di von 21.00 bis 03.00 Uhr und am Mi von 17-21.00 Uhr auch war), hatte sie tatsächlich immer zwei Bodyguards in einem SUV bei sich. Bemerkenswert war nur, dass am Mi von einer Frau ein Hund in einer Box gebracht und am Do wieder abgeholt wurde.
Am Freitag nahm ich mir nach unserem inzwischen allmorgendlichen Frühstück um 10.00 Uhr im Wagner fuhren wir Richtung Süden zum Anwesen. In Goliaths Roadmaster war das wirklich entspannend. Falls ich irgendwann mal Geld haben sollte... Naja. Vor Ort parkten wir vor einer alten Familienbäckerei. Sie war von der L 546 aus zugänglich. Das Gebäude selbst war auf NeoNet-Konzerngelände. Egal. Besser als hinterher zwei Mal auf der Überwachungskamera der Tanke zu sehen zu sein. Ich ging in die Matrix und suchte den Host. Er war aufgegliedert.
Erste Ebene: Klinik, Haupthaus, Außenanlagen, Gewächshaus 1, Gewächshaus 2
Zweite Ebenen:
Außenanlagen: 12 Kameras, von außen auf die Außentüren bzw. von innen auf die Tore rund ums Gelände gerichtet. Eine änderte ständig die Position und zeigte die kleinen Wollkühe. Muss eine Kamera am Hundehalsband sein.
Haupthaus unterteilt in: Außentüren, Licht, Wasser, Medien, Vorräte, Musikzimmer, Bibliothek.
Bibliothek: viele Bücher
Musikzimmer: Musikinstrumente
Medien: Alben und Serien, Verbindung zu Bib und Musikzimmer
Vorräte: Automatische Nachbestellung in Großmarkt Heidelberg per Drohnenlieferung.
Licht: 36 Räume; EG: Esszimmer, Wohnzimmer, Flur, Küche, Bibliothek, Waschraum; 1. OG: Wohnräume, mehrere Bäder, Gameroom; 2. OG: Musikzimmer, Wohnraum, Bad, Technikräume; außerdem eine Außenküche
Außentüren: insgesamt 11 Außentüren: 5 zu den Garagen und 6 zum Haupthaus; Zugang zu den Garagen waren Magschlösser. Zum Haupthaus war kein Schloss in der Matrix; außerdem eine Alarmanlage, die ständig Status von allen Türen (auch denen ohne Magschloss) und Fenstern abfragt.In der Garage zwei Ladeanzeigen. Fahrzeug 1 hatte das Icon eines Rovers und war voll. Fahrzeug 2 hatte ein individuell gestaltetes Icon. Einen brennenden Neon-Vogel und war auch voll.
Ich wollte gerade wieder ausloggen, als um 12:03 Uhr ein weiteres Fahrzeug andockte, das quasi aus dem Nichts erschien. Es lud Daten in das System und zog Strom. Außerdem war es nicht mit dem Host verbunden. Also das Gerät gehackt. Der Master der Bodendrohne war eine Riggerkontrolle, das sich physisch in der Nähe des Pools aufhielt. Weitere 3 gleichartige Drohnen waren aktiv. Über die Drohnensteuerung teilten sich die Drohnen Autosofts: Schleicher, Schwarm, Manöver und Wahrnehmung. Eine weitere Drohne war besonders. Sie hatte Kühlung, Brauchwasser und Abwasser und einige Details mehr. Das musste das Wohnmobil im Garten des Hauses neben dem Pool sein. Dort saß wohl ein angemieteter Rigger.
Und raus. Ich hatte zwar zwischendurch immer wieder sauber gemacht, um meine Spuren zu verwischen, aber die ständigen Neuentdeckungen haben mich so abgelenkt... Hoffentlich hat kein GOD meine Spur aufgenommen... Ich muss einen Weg finden, meinen Aufmerksamkeitslevel in der Matrix ständig im Auge zu behalten...
Zwischendurch fragte mich Drag, ob wir einfach weiter fahren könnten. Der hatte tatsächlich Angst, dass ich dann meinen Körper nicht mehr finden würde. Wie lachhaft ist das denn! Magier können echt merkwürdig sein! Und von Technik hat der echt Null Ahnung! Naja, es war wohl eine Sicherheitspatrouille von Minute-Men bei ihnen. Gab aber keine Probleme. Aber sicher wurde das Auto bei den NeoNet-Schergen vermerkt... Goliath schwärmte die ganze Rückfahrt lang von dem Essen in der Bäckerei. Sven betonte immer wieder wie teuer das war (30 Öcken!) und die scheiß Bullen das mit ihrem scheiß Firmenrabatt für nen Zehner bekamen!
Zurück im Wagner besprachen wir die Lage. Abwarten bis die Tussi weg ist, dann muss ich in der Matrix Kamera manipulieren und Alarmanlage auch. Schloss wird geknackt. Unsichtbar rein und Kugel austauschen. Fertig. Voll easy. Hatte nur drei Probleme: Jemand musste auf die Schnelle Schloss knacken lernen, wir mussten den Wassergeist irgendwie ablenken und wo zur Hölle war diese dreks Kugel!
4.d
Nachts zog ich noch am selben Tag von Little Neo Tokyo in Hausen nach Seckbach um. Zweimal mit dem Hobel fahren und alles war vor Ort. Leichtes Gepäck.
Am Samstag um 10 trafen wir uns wieder zum Frühstück im Wagner. Die Daten sagten, Arbeiter wie gehabt. Wachablösung diesmal um 17.00 Uhr. Affolter-Kyperos ging um 19.00 Uhr wieder mit zwei Leibwächtern und war bis jetzt noch nicht zurück.
Während Sven und Goliath um die Wette das Knacken von Schlössern übten, fuhr ich mit Drag am nächsten Tag noch einmal zum Ziel unserer momentanen Begierde. Ich stellte Goliaths Roadmaster am Rande von Rot in einem Wohngebiet ab. Drag wollte sich noch einmal mit dem Wassergeist beschäftigen und ich mit meiner Spy-Fly einen Blick in die Fenster riskieren. Das Rauschen war durchaus kontrollierbar und so fing ich an. Leider war so wahnsinnig viel nicht durch die Fenster zu sehen. Aber zumindest genug, um sich einen ungefähren Lageplan zu den einzelnen Stockwerken zu notieren. Zwei Mal war ich mir nicht sicher, ob mich nicht eine Wache bemerkt hätte. Ich machte dann lieber ein paar Minuten Pause. Beim ersten Mal blickten sich Wachen um, weil Affolter-Kyperos wieder kam, beim zweiten Mal sah ich einen Anzugträger im Raum, in den ich blickte. Beim Wegflug wurde ich allerdings von einer Wache vor dem Haus gesehen. Habe noch versucht, mich zu verhalten, wie sich eine Libelle so verhält... also ich bezweifle mal, dass das geklappt hat. Aber wenn ich schon da war, brachte ich noch die Kanmuchi vom hinteren Tor (voll nutzlos) aufs Dach des Gebäudes. Dabei bemerkte ich, dass im Garten die Drohnen Patrouille fuhren. Ich hoffe nur, sie bemerkten mich nicht... Vielleicht kann ich über die Dachfenster reinkommen und mich nach dem Apfel umsehen. Abwarten.
Etwas ratlos fuhren wir zurück.
4.e
Mein Komm riss mich aus dem Schlaf. Drag. Der Koffer piept. Netz aufbauen und Koffer untersuchen. Eine der Anzeigen blinkt. Nährflüssigkeit tritt aus. Name von dem Ding kopiert (nur Buchstaben und Zahlenfolge), in der Matrix gesucht, auf Lieferung im Taliskrämerladen bestellen. Äh... dazu braucht man tatsächlich eine Lizenz... Oh. Keh. Wie war das bei Fragen und so... Also Miss Poppins anrufen. Die hübsche Elfin aus dem Aufzug. Drag mit in die Schalte genommen. Problem besprochen. Wir bekommen neuen Koffer. Treffen in einem Café in Niederursel. Drag kommt alleine. Ich frage nach Goliath und Sven. Irgendwie dachte ich, die kommen mit. War wohl nicht so. Also, Miss Poppins rif schon mal an und bestellte einen Cappucchino. Nachdem ich als erster da war, hatte ich bereits ein Wasser vor mir stehen. Bestellte noch eine Torte und einen Kaffee. Man gönnt sich ja sonst kaum was. Nachdem dann rauskam, dass der Apfel aus dem Koffer gerade in Drags Wohnzimmer offen rumliegt, drängte ich zu sofortigen Aufbruch. Miss Poppins war mit einem kiwi-grünem Dodge Xenon da. Überraschenderweise war Drag zu Fuß da. Er beschrieb mir, wo ich hin müsste. Sehr vertrauensseelig, mir einfach seine Adresse zu geben. Dort stand ich dann vor verschlossener Tür. Überlegte noch kurz, aber es war leider kein Magschloss. Naja, außerdem wäre es wohl auch unhöflich gewesen. Auf dem Rasen vor dem Haus lag der Koffer... Ich nahm das Inlet raus und säuberte es mit dem Gartenschlauch. Zumindest die kleine verpappte Ecke. Dann kam auch schon Drag.
"Du hast ein ganz schön großes Haus, Drag."
"Naja, manchmal wohnt Goliath auch hier."
"Echt? Ich dachte, der pennt im Wagner?"
"Ne, wenn er Lust hat, wohnt er hier."
"Ah, klar, Drag. Kein Problem. Knick-knack. Wir leben ja nicht mehr im Mittelalter." Was ging mich das auch an.
"Früher wohnten hier noch viel mehr Männer." Drag, du alter Hengst.
"Wo ist denn jetzt der Apfel?" Themenwechsel. Ich zog ein paar Einmal-Handschuhe an, machte das Küchentuch vom Apfel ab und steckte ihn in den neuen Koffer. Matrixcheck. Alle Parameter normal. "Sag mal, weißt du, warum der alte Koffer kaputt ging?"
"Nö, keine Ahnung."
Bei näherer Betrachtung konnte ich weder ein Einschussloch noch irgendwelche Kratzspuren finden. Wo immer das austrat, es war zu klein für mich, um es zu erkennen. Gutes Zeichen. Wahrscheinlich einfach ein Werksfehler. Ich kloppte das Ding in die Mülltonne.
"Nix zu sehen am Koffer. Ich geh erst mal pennen, Drag, war n langer Tag. Bis morgen im Wagner."
"Bis morgen."
Am nächsten Tag im Wagner sahen wir uns die Aufzeichnungen an. Am Mittag gab es einen teilweisen Wachwechsel. Drei Leute! Sonst waren es immer zwei. Und um 18.00 Uhr nochmal 3 Leute! Verdammt! Was geht da ab?! Zudem fiel mir heute auf, dass zwei oder drei Wachen eine feminine Figur hatten und wohl nicht ausgetauscht wurden. Würde Sinn machen. Zwei Leibwachen, denen man vertraut und eine zu Hause, die die angeworbenen Kräfte kommandiert. Um 19.00 Uhr fuhr sie in ihrem silbernen Sportcoupé mit einer Leibwache und einem SUV mit 4(!) gemieteten Anzugträgern weg. Um (inzwischen Sonntag) um 1.00 Uhr kommt sie wieder. Im Sportcoupé neben ihr ein Gast. Im SUV waren nur noch 3 Leute, davon eine die Leibwächterin. Es fehlten also zwei. Ok. Die haben also bemerkt, dass sie ausspioniert werden und wollen uns verwirren... Drei feste Leibwachen plus Rigger im Wohnmobil plus 4 vielleicht jetzt sechs Anzugträger. Wahrscheinlich vier, aber besser, wir gehen von sechs aus. Um 3.00 Uhr nachts bringt eine Wache den Gast in einem SUV weg. Vermutlich nach Hause. Vorspulen. Schock. Ein paar Wachen fahren weg und kommen gegen 9.00 Uhr wieder. Sie laden zu viert (!) eine Kiste aus und bringen sie in den Garten. Dabei positionieren sie sich so, dass sie von der Landstraße aus nicht zu sehen sind. Von der Größe her könnte es eine mittlere Drohne sein wie ein Dobermann. Könnte man mit einer AK bestücken. Inzwischen (wegen dem Gewicht) gehe ich sogar von noch etwas Größerem aus... Keine Ahnung, was das Militär so alles zu bieten hat. Also was immer da drin ist, man sollte dem nicht begegnen. Sicher war also, dass sie mich bemerkt haben.
Aber es gab auch gute Nachrichten. Drag hat wohl irgendwie herausgefunden, wie der Wassergeist abzulenken ist. Goliath hat ein paar Sprengladungen gemacht, die Feuer legen. Aber kein normales Feuer. Feuer, das noch schlimmer wird, wenn man Wasser draufkippt. (Hat man sowas schon gehört?!) Aber mit so Sachen kennt sich Goliath aus. Damit wäre der Geist beschäftigt. Goliath und Sven knacken das Schloss, ein Geist macht die beiden unsichtbar, ich manipuliere die Alarmanlage und die Kameras und dann müssen wir nur noch diesen blöden Apfel finden...
4.f
Wir trafen uns Freitag um 10 wieder im Wagner zu unserem Besprechungsfrühstück. Sven und Goliath hatten jetzt einiges drauf im Schloss knacken. Am Donnerstag war Affolter-Kysperos vormittags für zwei Stunden weg. Wachen wurden einmal 2 und einmal 4 zu unterschiedlichen Zeiten abgelöst. Wir kamen auf sie selbst, "bunt" (wer immer das war. Meine - schlechte- Kamera in den Kanmuchis ist auf Nahbereich ausgelegt. Auf diese Entfernung waren die Bilder immer unscharf - muss mal modifizieren lassen), sechs Wachen und den Rigger. Kann aber auch täuschen. Außerdem ist Affolter-Kysperos mit Bunt seit heute morgen um 7 weg. Um neun sind vier Wachen weggefahren ohne direkt abgelöst zu werden (was nicht ungewöhnlich war. Nur vielleicht die Anzahl).
Wir wollten dann eigentlich direkt loslegen, aber dann kam jemand auf die Idee, uns von O´Tomé, dem Kontakt, den Corvinus Johannson uns gegeben hatte, verkleiden zu lassen. Sein Geschäft lag in der Innenstadt, wir wären also voll auffällig gewesen. Hausbesuche macht er nicht und Goliath hatte für ihn und Sven eine Gang aus Heidelberg als Vorlage gewählt. Naja, gut, das übernahm dann Sven mit dem Verkleiden.
Auf der Fahrt nach Malsch (ja, genau, DER Weltstadt Malsch!) gingen wir nochmal den Plan durch. Wie, ich soll gleichzeitig die Matrix manipulieren und mit Drohnen die Sprengsätze hinbringen und zünden...? Geht nicht. Also ließen wir Goliath als Spaziergänger nördlich von der Tongrube raus. Er ging, schlich sich an den nord-östlichen Zaun des Geländes und brachte 8 von seinen 10 vorbereiteten Brandsätzen aus. Er meinte, zwei am Zaun, zwei außerhalb, vier innerhalb. Die restlichen zwei packten wir in meine Rotordrohne anstatt der Betäubungsgranaten. Für den Notfall. Um ca 14.00 ließ ich Goliath und Sven westlich des Ziels am Wald raus. Sie waren verschleiert von Drags Geist. Also, ich konnte die mit meinen Augen nicht mehr sehen. Nur über die Sensoren. Aber das war auch schwer. Auf der Rückfahrt nördlich machte ich mit Drag den See des Naturschutzgebietes Hochholz-Kapellenbruch als Notfalltreffpunkt aus. Nur falls alles an den Arsch geht. Ich parkte den Roadmaster an der Straße am Feuerwehrhaus in Malsch, Drag lag hinten. Sein Geist war bei Sven und Goliath. Was genau ist das eigentlich immer mit dieser Angst von Magiern, den eigenen Körper nicht mehr zu finden? Man muss sich doch nur ausstöpseln...!?! Na, egal. Rotordrohne noch zurecht gelegt direkt an der Hecktüre. In den trollsize Fahrersitz gekuschelt und ab nach Hause in die Matrix. Eigenes Netz aufbauen, Konferenzschalte, und heute ständig dran denken, die Matrix zu feudeln....
4.g
"Was ist eigentlich, wenn die den Apfel dabei hat. Oder der Apfel ist in einem der Gewächshäuser oder..."
"Sven, drauf geschissen. Irgendwas ist immer. Jetzt gehts rein. Also gleich, wenn ich das ok gebe."
Ab in den Host. Drei Marken geholt. Langsam. Nacheinander. Kamera im Baum vor dem Haupteingang. Keine Wache weit und breit. 30 Sekunden. Schleife.
"Sven, Goliath, ihr könnt los."
Die westliche Eingangstüre. Offen. Ich manipuliere die Alarmanlage. Zumindest einmal kann jetzt jemand schließen ohne dass sie schließt. Alarmanlage wird aber geschlossen anzeigen. Ich bekomme Sven und Goliaths Unterhaltung über Kommlink mit. Ich fasse mal zusammen. Rein. Küche und Esszimmer leer. Im Vorraum hören sie Geräusche. Drag hat wohl etwas magisches ausgemacht. In der Bibliothek. Im Garten sehen sie die Drohnen und ducken sich unter die Fenster. Schnell hoch in den ersten Stock. Im Norden im Gameroom Stimmen. Mehrere. Viele Wohn- und Baderäume. Heiß. Erst noch hoch in den zweiten Stock. Medienraum. Ein unordentliches Schlafzimmer. Ich dachte, da würde der Techniker wohnen. Aber da waren Frauenklamotten, Staffeleien, Schmuck. Alles durcheinander. Muss wohl für die Kommilitonin sein. Miss Poppins meinte, "Bunt" wäre eine Kommilitonin von Affolter-Kysperos und würde unter Gast fallen. Also nicht töten oder verletzen. Ich hatte da mal kurz nachgefragt, als wir vorhin den Plan nochmal durchgingen. Goliath ist ganz schön triggerhappy... Außerdem nahm er den Schmuck mit. Im Musikzimmer schien er nochwas entdeckt zu haben. Ich hörte sein Murmeln: "Wertvoll, aber zu speziell...". Sie gingen wieder zurück in den ersten Stock. Im Süden riesen Dusche. Bademäntel en masse in Größen sortiert, Säcke für gebrauchte Mäntel. Goliath brachte da ein Kommlink zu Tage. Unglaublich. Eingesteckt. Knack ich. Jede Menge Dildos und anderes Spielzeug. Anscheinend so eine Elfen-Lesben-Kommune hier? Jede Menge Schmuck. Goliath steckt alles ein. Weiter. Kleine Schlafzimmer. Ordentlich. In den Schränken Anzüge und... eine Sporttasche mit Scharfschützengewehr. Sven freut sich und nimmt das mit. Ein Koffer mit gutem Magschloss. Zu behindernd. Goliath hat schon den Koffer mit dem Apfel. A propos Apfel. Den hatten wir immer noch nicht gefunden. Außerdem wurde es langsam heiß. Zum Glück konnte Drag immer wieder warnen, wenn eine Wache in die Küche ging oder so etwas. Nachdem wir außer Gameroom und Bibliothek alles hatten, schaute sich Drag zur Sicherheit die Gewächshäuser und die Tierklinik astral an. Goliath zündete zwischendurch weitere Brandsätze. Schien den Wassergeist tatsächlich abzulenken. Die Bib war wohl magisch gesichert. In der Treppenhalle war ein Kamin. Ah, sehr gut. Ich ließ meinen Krabbler vom Dach den Kamin runterkrabbeln. Sven machte vorsichtig die Tür zur Bibliothek auf und ich krabbelte hinein. Eine Elfin mit Brille, Anzug und weißem Hemd laß da ein Buch an einem Schreibtisch. Ein halbhoher Sockel. Kein Apfel drauf. Eine Vase mit Bildern. Zwei Frauen kämpfen. Zu ihren Füßen ein Apfel. Eine rmee belagert eine Stadt. Die beiden Frauen hören einer dritten zu. In der Mitte der Apfel. Kein Apfel in der Vase. Kein Apfel... Was war das?! Irgendein Flirren. Ich kann es nicht erfassen, aber da ist doch irgendwas... oder...?!? Ich krabble zur Tür und rufe parallel Poppins an. Ich übermittle ihr das Bild der Elfe. Wir dürfen sie umbringen. Aber sie wäre gefährlich, meinte sie. Und ja, die Stehle wäre perfekt für den Apfel... Als ich das durchgab, hörte ich nur Goliaths Stimme. Aber ich sah förmlich seine Augen leuchten als er erfuhr, dass er die Elfe umlegen dürfe. Sven wollte erst noch in die restlichen Schlafzimmer und den Gameroom oben.
"Ich darf sie umbringen. Prima, wir gehen rein."
"Verdammt, Goliath, ich muss meine Waffe erst noch bereit machen!"
4.h
Und dann ging er doch nach oben. Werd mal einer schlau... Im Gameroom war noch eine Türe. Was auch immer da drin war, meine Kanmuchi machte sich auf de Weg. Unten an der Bodenleiste entlang. Ich quetschte mich unter der Türe durch. WC. Toll. Also zurück. Auf dem Rückweg kam ich gerade recht, um die Elfin aus dem Büro gerade oben an der Treppe zu sehen. Sven und Goliath gewarnt. Die beiden sind mit ihr in einem Schlafzimmer verschwunden. Auf einmal redete die von einem Keller. Also alle nach unten. Hinten in der Küche gab es tatsächlich einen Geheimgang. Kanmuchi nach unten. Treppe Tür aus Holz mit goldenem Knauf. Alles voll mit geschnitzten Blättern. Unten durch. Ultraschall an. Scheint ein großer Raum zu sein. Mit Pfeilern. Säulen. Und einem großen Tisch oder so. Die anderen kamen nach. Tür geht auf, Licht geht an. So künstliche rote Pseudofackeln. Decke voll mit geschnitzem Laubwerk (oder heißt das Blattwerk?) die Säulen sehen aus wie Baumstämme. Vorne ein Altar. Und in der Mitte eine halbhohe Stele mit goldenem Apfel drauf. Von der Türe hinten Kampfgeräusche. Goliath, Sven und Drags Geist schienen im Kampf mit einem dreiköpfigen Hund zu sein. Der war dann einfach verschwunden (Geist?), Goliath und Sven tauschten den Apfel aus und erschossen die Elfin. Mist. Hier... Hätten sie das nicht oben machen können? Hoffentlich wird der Apfel nicht überprüft. Goliath gab durch, dass der Hund tot war. Sven nahm die Kanmuchi mit. Treppe hoch. Drags Geist ist in der Kücke auf Gegenwehr getroffen. Der Wassergeist. Zu allem Überfluss trifft auch gerade ein SUV vor dem Haus ein...
4.i
"Hellas", grüßte der Wassergeist in der Küche.
"Geht im Süden raus", gab ich durch. Der Roadmaster Goliaths war voll in Fahrt. Über die Betonwege zur B3.
"Norden ist besser", kam von Sven. Da lag er richtig.
"Ok, grün, Norden offen, Drohne vor der Tür." Die Kanmuchi an den Bahnschienen zahlte sich echt aus.
Dann ging die Tür zwischen Haus und Garage auf. Und ich sah - nichts. Klar. Die beiden sind von diesem Geist verschleiert. Die Wache vor dem Haus bleibt beim Auto.
"Haltet euch bedeckt, im Auto sitzt die Magierin." Verkehr beobachtet und geschickt die Kurve in die B3 noch vor dem Auto genommen, das vom Süden kam.
"Wir sollten über die Gleise in den Wald." Sven hatte vollkommen Recht. Ich gab Vollgas auf der B3 Richtung Norden. Was vor dem Haus vor sich ging - keine Ahnung. Die Wache am Auto blieb auf jeden Fall stehen und fasste sich ans Ohr. Anscheinend wurde gerade die Lage überprüft. Sonst sah ich einfach nichts. Irgendwann zog die Wache eine Waffe und feuerte Richtung Gleise. Im Auto schätze ich die Lage an der Kreuzung ab und nahm die Linkskurve in einem Zug. Das war ein hartes Manöver. Weiter auf der schmalen asphaltierten Straße. Hier kam man auf einer Brücke über die Gleise. Danach gleich links... In der AR gab ich meinen Chummern den Fluchtweg auf der Karte durch. Noch 30 Meter westlich durch den Wald und dann den Waldweg nach Norden. Inzwischen waren Wachen aufgetaucht. Vermutlich die aus dem Gameroom. Die sicherten das Gelände.
Als wir uns trafen, übernahm Goliath wieder das Steuer. Irgendwas knallte auf das Dach. In der Matrix war nichts zu finden. Wir gondelten durch ein paar Industrie- und Wohngebiete Richtung Norden. An einer Unterführung zur A6 suchte Sven auf dem Dach. Eine Drohne löste sich. Als ich das mitbekam, suchte ich sofort Signale auf Schleichfahrt. Da! Fast hätte ich die drei Marken gehabt. Ich suchte und löschte die Marke auf mir. Die Drohne ist wohl - laut Sven - gelandet und schwupps, waren meine Marken weg. Ich startete auch neu. Zum Glück war der Roadmaster schneller als die Drohne. Drag war ganz aufgeregt, meinte, es wäre alles voll knapp gewesen. Was will der eigentlich? Anscheinend gab es astral doch Trouble.
Ich rief mal bei Poppins an. Durch das Runterfahren meiner Persona war auch die Verbindung weg. Sie ging ran.
"Guten Tag."
"Hallo, wurde zum Ende doch noch etwas hektisch. Wir wären so weit."
"Nach ihrem Kontrakt ist allerdings die zeitliche Komponente noch nicht erfüllt."
"Ah, ja, klar. Und der Koffer?"
"Den Koffer könnte ich für Sie natürlich verkaufen, allerdings ist der Inhalt im Moment so heiß, ich würde noch nicht einmal ein Gebot auf den Markt stellen."
"Ah, äh, klar." Prima, wir dürfen den Koffer und den Apfel behalten.Zusammen mit dem Schmuck, den eventuellen Daten aus dem Kommlink und den erbeuteten Waffen - dabei dachte ich auch an den Koffer mit Magschloss - eine ansehnliche Beute. Und hoffentlich die volle 8k Prämie. Doch erst mal Kopf runter. Noch eine Woche bis Neumond.
Unterwegs untersuchte ich die Beute. Am Schrfschützengewehr, das Sven mitgenommen hatte, fand ich 14 RFID-Chips. Zum Glück alle in einem der beiden Magazine. Sven ging auf Nummer sicher und warf die Patronen raus. Den Rest schu ich mir später an. Ich habe heute kein Händchen mehr in der Matrix. Am Flughafen warf uns Goliath einfach raus. Also mit der S-Bahn zum Wagner. Auf den Hobel und ab nach Hause. Eigentlich doch alles klasse gelaufen.
4.j
Die Daten meiner Kanmuchi verrieten, dass ein OP-Team noch am gleichen Nachmittag ankam und abends wegfuhr. Keine Ahnung, ob die Elfen-Tussi nun tot ist, oder nicht. Sven hatte wohl nur auf den Körper geschossen, nicht auf den Kopf.
Es klingt jetzt wesentlich banaler als es war. Zusammengefasst: Sven glücklich gemacht, weil im abgeschirmten Koffer mit Magschloss noch ein zerlegbares Scharfschützengewehr war. Der ehemalige Besitzer, dessen MPC Blue Defender Komm in den gebrauchten Klamotten war, hieß André. Was ich allerdings erst herausfand, als ich das Pulse Wave von Affolter-Kysperos geknackt hatte. Deshalb sah der blonde Elf auf dem Foto neben ihr so zerknirscht aus, als sie der Feuerwehr für den schnellen Einsatz gedankt hatte. Es war dann auch kein Wunder mehr, dass keine Polizei eingeschalten wurde. Ihre Eltern wohnen auf Sizilien und André, wahlweise Niederländer, Belgier oder Schwede, hatte einen Hang zu Pistolen, Gewehren und Hochhäusern. Und er steht auf Männer. Offensichtlich sind wir bei "La Familia" eingestiegen. Ich werte die Daten mal aus. Da kann man sicher noch wesentlich mehr rausholen. Nimmt mich allerdings eine Weile in Beschlag. War aber auch genug Aufregung erstmal.
Volle 8k eingesackt plus einen netten kleinen "Finderlohn". La familia weiß wohl gute Arbeit zu schätzen und hat ausgewählte Stücke über ein Schließfach zurückgenommen. Mit knapp 9k raus.


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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 02. Juni 2020, 13:09:46
Wos hob i scho widdä gäliddn
Prolog
Vorbei. Was auch immer heute geschehen wird, es wird endlich vorbei sein. Seit -er überlegte kurz- knapp drei Jahre war das schon her... Vor drei Jahren ließ er seinen besten Freund einfach hängen. Er hatte damals die ehemaligen Tunnel in Kleinarbeit verdrahtet. Während sein Partner also eifrig Leute leise und effektiv umbrachte, verteilte er die Päckchen im Gebäude. Warmsanierung. Sie waren schon ein ungewöhnliches Duo. Er, der Zwerg und der Troll. Vereint in ihrem Hobby: Dinge in die Luft jagen. Ja, das waren Zeiten. Bis er bei dieser Warmsanierung seinem Partner und besten Freund vormachte, dass er draufgegangen sei. Der Abgang über die Tunnel war genau kalkuliert. Er passte durch, vielleicht auch ein Norm, ein Troll aber keinesfalls. Nur für den Fall, dass nach der genau dosierten Abfolge von Mini-Explosionen noch ein Eingang sichtbar gewesen wäre. Und jetzt. Jetzt bereute er es fast. Er hatte seine Gründe, es zu tun. Genauer: einen Grund. Vermutlich der einzige Grund, der ihn dazu bringen konnte. Und heute würde er büßen.
Zielstrebig setzte er einen Fuß vor den anderen. Er hatte immer wieder in Frankfurt zu tun gehabt und so war es ein Leichtes, herauszufinden, wo er zu finden war. Er ging in ein typisches Frankfurter Amüsierlokal mit hessischem Flair und sah sich kurz um. Dort saß er am Tisch mit einem Norm und exte gerade einen Pitcher. Der Norm, offensichtlich auch vom Fach, amüsierte sich darüber. Zumindest sollte der Troll das glauben. Aus irgendeinem Grund war er ziemlich angepisst. Dem Troll wäre das sogar egal gewesen, wenn er es gemerkt hätte. Als er ihn das erste Mal nach so langer Zeit wieder sah, drohte es, ihn zu überwältigen. Er fasste sich und setzte sich an den Tresen.
"Ist das Zimmer gerade frei?"
"Äh, ja, klar."
"Eine Stunde." Er zahlte bar. Jemand setzte sich neben ihn. Als er sah, wer es war, verschlug es ihm die Sprache. Besser so. Er hatte ihn noch nicht erkannt. Die kosmetischen Chirurgen, die sie damals bezahlt hatte, hatten gute Arbeit geleistet. Trotzdem musste er sich zu erkennen geben. Schnell und ohne Aufsehen. Wer weiß schon, wann sie ihn mal wieder überprüfte? Er machte ein militärisches Handzeichen und ging nach hinten. Ließ die Türe offen und setzte sich auf den Stuhl mit dem Rücken zur Tür. Genauso, wie man es nicht tun sollte. Er hörte ihn kommen. Also wollte er auch, dass man ihn hörte.
"Setz dich, Belial, wir müssen eine Menge besprechen." Er blieb hinter ihm abrupt stehen. Verständlich. Langsam griff er unter seine Jacke und zog seine Waffe. Eine riesige Trollpranke kam von schräg hinten und nagelte seine Hand mit der Waffe auf dem Tisch fest. Er war nie zimperlich, vielleicht bildete er sich das auch nur ein, aber Belial schien in der Zwischenzeit einige Gewichte gestemmt zu haben.
"...das kann nicht sein..." Der Troll musterte ihn. "Soll ich dich umlegen oder was?!"
"Du hättest jedes Recht dazu. Und... dann wäre es wenigstens vorbei..." Ja, das wäre es. Es war sowieso alles egal.
"...Airwalk...?"
"Ja. Richtig. Die Knarre ist für dich, Belial. Äh, Goliath. Du nennst dich jetzt Goliath, richtig?"
"Warum? Du... bist doch tot...!"
"Ja, das sollten alle glauben." Belial nahm die Waffe aus seiner Hand. Fraglich, ob er ihn daran hätte hindern können, falls er es gewollt hätte. "Und jetzt leg mich um. Dann ist es endlich vorbei."
Belial setzte sich ihm gegenüber. "Du Arschloch, jetzt sag, warum!"
"Meine Schwester." Er musste hart schlucken. Er schaffte es kaum, Belial dabei in die Augen zu schauen. "Sie ist krank. Was psychiatrisches. Andy, die Drecksau hat sich nie gekümmert. Aber is ja nur unser Halbbruder. Irgendwann kam so ne Schlampe an und hat mir angeboten, dass sie n Klinikplatz besorgen könnte. Aber ich müsste dafür arbeiten. Bei ihr. Naja, dann bin ich abgehaun und seitdem arbeite ich für die. Sprengstoff herstellen, Leute umbringen. EZB, haste mitbekommen, oder? Hab den Sprengstoff geliefert. So Sachen halt."
"Hey, Mann, wegen deiner Schwester?" Er sah förmlich, wie Belial nach Luft rang. "Warum haste denn nix gesacht? Wie lange haben wir zusammen gearbeitet? Drei Jahre, vier Jahre? Du hast mir nie was von einer Schwester erzählt... Mann, wir waren dicke Kumpel, wir hättn nen Weg gefunden!"
"Sie ist n Norm." Stille. Pause.
"Wir hättn nen Weg gefunden." Klar. Schnellausbildung in Psychiatrie oder schnell mal 10k pro Monat für die Behandlung. Wenn man überhaupt einen Platz für eine SINlose bekommt.
"Also, jetzt blas mich endlich weg." Was machte Belial eigentlich so lange rum? "Ich darf meine Schwester sowieso nicht mehr sehen."
"Jetzt erzähl schon die ganze Geschichte. Dann kann ich dich immer noch abknallen."  Belial hatte sich wirklich verändert. Er beschloss, Belial mit der alten Zeit zu begraben. Er saß Goliath gegenüber.
"Also gut. Der Deal war klar. Behandlung gegen Arbeit. Meine Schwester kam in eine Klinik. Mit der Zeit ging es ihr aber immer schlechter. Und seit September... darf ich sie nicht mehr besuchen. Irgendwas stimmt da nicht."
"Wie konnte sie dir den Platz besorgen?" Goliath dachte echt mit. Es überraschte ihn. Angenehm.
"Sie...", er schaute Goliath noch einmal an, bevor er ihn gleich umbringen würde, "sie ist beim BIS. Bundesamt Innere Sicherheit."
Goliath zögerte nicht. "Wo ist die Schlampe, ich bring sie um."
Airwalk standen die Tränen in den Augen. Was für eine Loyalität. Das Leben ist ein Arschloch. "Nein, noch nicht. Ich muss erst wissen, was mit meiner Schwester ist."
"Sag an, wo ist sie?"
"Ich engagier dich für den Run." Airwalk ließ einen Credstick über den Tisch rollen.
Goliath schob ihn zurück. "Ich mach das nicht für Kohle. Aber wenn ich das Durchgezogen habe, dann schuldest du mir was."
"Das tu ich jetzt schon, Goliath, das tu ich jetzt schon. Du wirst das nicht alleine machen können. Nimm den Stick. 25k. Mehr hab ich nicht."
"Reicht für drei-vier Leute." Goliath klopfte mit dem Credstick leicht auf den Tisch.
"Hier auf dem Chip sind alle Infos, die du brauchst. Ich werd überwacht. Ich muss los. Braves Hündchen spielen."
Zum Abschied gab es Sprüche wie in alten Zeiten. Als wäre nie etwas passiert. Keine Zeit vergangen. Und doch war alles anders.

Schwesterchen, komm tanz´ mit mir

1.a
Echo stieg zufrieden auf seinen Hobel. Der Koffer war echt tricky, aber das Schloss war geknackt und auf Werkseinstellung gesetzt. Dieser Mafiakiller "André" hatte den Fingerabdruckscan auf eine glatte Fläche eingestellt. Entweder ein Trick oder er hat sich tatsächlich die Fingerkuppen abgeschliffen oder irgendwie die Fingerabdrücke wegmachen lassen. Danach noch ein Zahlencode. Sachen gibts... Der Koffer selbst war ein Faraday`scher Käfig und auch sonst einigermaßen abgeschirmt. Klang alles nicht so legal. So brachte es Echo nach Sachsenhausen. Herr Takeshi würde den Koffer lagern und an Sven weitergeben können.
Im Äppelwoi angekommen, lief er am Hintereingang Goliath über den Weg.
"Hey Echo, äh, wir treffen uns eh gleich, äh... Kannst schon mal da vorne ins Zimmer."
Goliath schien ganz schön durch den Wind zu sein. "Klar. Ich geb den Koffer für Sven nur grad dem Chef und dann..."
"Sven kommt auch gleich." Achso. Klar.
Einige Zeit später waren alle da. Goliath hatte wohl was Persönliches am Laufen. Deshalb war er so durcheinander. Man musste ihm echt alles aus der Nase ziehen. Echo hat sich dann ziemlich schnell verabschiedet. Er war an verschiedenen Sachen dran. Komms von La Familia, Tamagochi, Lernen, für Chef die Mafia-Infos zusammenstellen. Aber er bot an, Infos zu sammeln. Was er auch nur wenige Minuten später schon machen durfte. Er war gerade angekommen. Johannesbad Klinik in Bad Füssing. Reha-Zeug, Burnout, Sucht, Psychotherapie. Zum Spaß sah sich Echo auch mal den Host an. Was lächerlich... Das war das Komm von Affolter-Kysperos eine wesentlich größere Herausforderung. Aber hey, erst mal Basis-Infos. Gab genug ernsthafte Sachen zu tun im Augenblick. Dann sollte es eine Patientenakte einer "Melanie Wimmer" sein. Also rein in den Host, Akte suchen. Alle verschlüsselt. Der Schlüssel lag offen daneben. Unglaublich, was die Leute für Unsinn machen, um sich die Arbeit zu erleichtern. Ist ja so als würde jemand die Kombination für den Save mit Edding auf die Tür schreiben... Datensicherheit wurde hier echt groß geschrieben. Aber richtig groß. Alles easy, war nur keine Patientenakte über eine Melanie Wimmer da. Als Echo das meldete, war es gerade der Schamane Drag, der so nebenbei meinte: "Naja, vielleicht ist sie ja gelöscht." Innerlich klatschte sich Echo an die Stirn. Klar. Er ging auf den Host. Im Papierkorb war nichts. Der wird aber täglich entsorgt. So ging er in den Resonanzraum der Matrix. Hier ging nichts verloren. Ädd Foala, wie der Franzose sagt, da war sie. Gleich mal anschauen.
Krankenakte Melanie Wimmer
Vertraulich

Dirk Lauer

Facharzt für Psychiatrie



AZ.: 503 Mw 76-09



Melanie Wimmer, geb. 05.09.2057, wh Wilhelm-Leuschner-Str. 4, 63071 Offenbach



03.05.2076

Anamnese:

Die Patientin wurde vorstellig und klagte über seltene wiederkehrende Migräneanfälle einhergehend mit negativen Gedanken und Wutanfällen. Nach eigenen Angaben würde sie dabei auch manchmal etwas direkt greifbares durch den Raum werfen.

Stationäre Aufnahme zur psychotherapeutischen Behandlung. 1xtägl. 20 mg Citalopram



27.05.2076

Die Patientin hat sich hervorragend eingelebt. Die Medikation ist suffizient. Sie klage nur manchmal über leichte Kopfschmerzen. Die Psychotherapie berichtet, dass Fr. Wimmer über ihre momentanen Gefühle offen spricht, jedoch jedwedes Gespräch abbricht, wenn es auf ihre Familie kommt.



09.09.2076

Die Patientin wurde zu ihrem Geburtstag von ihrem Bruder besucht. Dabei handelt es sich um einen homo sapiens pumilionis.



14.09.2076

Die Patientin hat sich nun in der Psychotherapie geöffnet. Sie spricht von ihrer schweren Kindheit in Offenbach und Frankfurt-Oberrad. Sie habe, um zu überleben, kleine Diebstähle begangen. Ihr Bruder "Airwalk" habe sie immer beschützt. Sonst brach sie bei Nachfragen zu ihrer Familie ab.



28.12.2076

Die Patientin bekam Besuch von ihrem Bruder Airwalk.



25.03.2077

Die Patientin klagt über leichte Kopfschmerzen. Citalopram wird auf 25 mg erhöht.



31.08.2077

Patientin bekam bei der Blutabnahme einen Tobsuchtanfall. Sie schubste die behandelnde Schwester von sich und bewarf sie mit Material. Citalopram auf 50 mg erhöht.



03.09.2077

Frau Wimmer könne sich nicht erklären, was genau vorgefallen sei. Sie hätte die Spritze gesehen und das Annähern der Schwester als Bedrohung wahrgenommen. So habe sie sich gewehrt. Erst hinterher sei ihr klar geworden, was sie getan habe. Es tue ihr sehr Leid. Sie hoffe, die Schwester sei nicht verletzt. Sie möchte, dass "wir das wegmachen". Sie fürchte um die Sicherheit ihres Bruders, der sie übermorgen besuchen möchte.



16.11.2077

Die Patientin beklagt sich über Schlafstörungen. Sie wache auch öfter schweißgebadet auf und wisse nicht warum. Citalopram auf 60 mg erhöht. Man sollte die zusätzliche Gabe eines Sedativum in Betracht ziehen.



29.12.2077

Die Patientin bekam Besuch von ihrem Bruder.



18.01.2078

Die Patientin berichtete in der Psychotherapie, dass ihr Halbbruder Andy (auch ein homo sapiens pumilionis), sie im Alter von 12 oder 13 Jahren auf den Strich schicken wollte. Ihr Bruder Airwalk habe ihn daran gehindert. Sie erwähnte, dass er ein Kind ihres Vaters aus einer vorhergehenden Beziehung sei. Die Eltern wären an ihren Kindern wenig interessiert gewesen.



27.02.2078

Die Patientin klagt immer weiter über Schlafprobleme und Lustlosigkeit. Zusätzlich zu den 60 mg Citalopram erhält sie 5 mg Rohypnol abends.



03.03.2078

Die Medikation ist suffizient. Keine Schlafprobleme mehr. Die Patientin verlässt allerdings nach Aussagen des Pflegepersonals kaum mehr das Zimmer.



14.06.2078

Zuletzt spricht Frau Wimmer in der Psychotherapeutischen Sitzung zunehmend von Verfolgungsängsten und ohnmächtigem Ausgeliefertsein. "Jemand" zerlege sie immer wieder und baue sie wieder zusammen. Dies sei äußerst schmerzhaft.



08.07.2078

Dem Pflegepersonal fielen verschiedene Schnittverletzungen an den Beinen der Patientin auf. Vermutlich wurden sie selbst beigebracht. Die Patientin bestreitet das. Sie spricht von Versuchen, die wir mit ihr anstellen würden. Sie konnte nicht sagen, wann, wo und von wem diese Untersuchungen durchgeführt wurden. Bei diesem Thema wurde sie deutlich aggressiv und musste mit 10 mg Rohypnol sediert werden.



25.08.2078

Aufgrund der immer wiederkehrenden Wahnvorstellungen muss die Patientin dringend in eine geschlossene Psychiatrieabteilung verlegt werden. Zum Schutz ihrer selbst und der Umwelt. Eine Verlegung hat das BIS noch nicht genehmigt.



03.09.2078

Testung hinsichtlich KFS positiv. Frau Mayer wird die Verlegung in die psychiatrische Abteilung der LMU am 06.09. veranlassen. Die Besuchszeit ihres Bruders soll unter einem Vorwand kurz gehalten werden. Der Besuch sei jedoch unumgänglich. Man müsse Airwalk klar machen, dass weitere Besuche für die Gesundheit seiner Schwester abträglich wären. Sie stelle ein HTR-Team des BIS als Sicherheit ab.



[gelöscht 06.09.2078, 06:34:56]
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Wow. BIS, Bundesamt Innere Sicherheit. Geheimdienst und so. Also gut Ludwig-Maximilians-Universität, LMU. Host. WTF. Da geh ich nicht rein.
"Hoi Drag. Hier die Daten. Hab sie gefunden."
"Was bekommst du dafür?"
"Alles grün. Passt schon."
"Ai, danke. Würdst du noch schauen, wo die in der LMU untergebracht ist."
"Drek, nein. Das ist ein Host von einem ganz anderem Kaliber. Da geh ich nicht rein. Das müsst ihr anders lösen. Sorry."
"Hm, ok. Danke, Echo."

Tant-Chen schaute auf ihr Link. "habt ihr etws in Bayern zu tun?" Eine Nachfrage von Chenji. Nach einer kurzen Absprache schickte sie die Antwort. "Kommst du unauffällig nach München?" Geht . Prima. "Hole ein Geschenk hier ab. Bringe es zur angegebenen Adresse und klingele. Dann gehe schnell. Der Empfänger wird von unserem Geschenk nicht erfreut sein. Plastikbox in Geschenkpapier. Etwa 5 kg. Einfach zu transportieren. Sollte nur niemand hineinschauen."
Tant-Chen war zufrieden. Man muss den Djorovic ihren Platz zuweisen.

Oachkatzlschwoaf schaute auf sein Link. Unbekannte Nummer. Saupreißn, die hier in Mingä was zu erledigen hatten. Das war sein Job. Fremdenführer. Konnte man gut von leben. Hier in Mingä war alles so verfilzt, dass die meisten Jobs von Leuten außerhalb erledigt wurden. Zumindest wenn es gegen die Alteingesessenen ging.
"Hallo, ein Freund sagte, man kann bei Ihnen ein Zimmer mieten?"
"Kloa, füa ui fühl? Oans, zwoa, dra? Ui long? Uillst än Strom un än Wossa?" Pause. Immer das Gleiche. Die Saupreißn können einfach kein Deutsch.
"Ähm, ja, Wasser und Strom bitte. Für viereinhalb Leute."
"Firäholb?"
"Ja, drei und ein Troll."
"Achsou. Än Toch än Hunni, ä Wuch fünfe."
"Wir nehmen dann eine Woche."
"Wennd ma übawaist, krigst de Adrässn."
"Wir sind heute Nacht da, so um zwei. Ist das ein Problem?"
"Nö."
Oachkatzlschwoaf würde Ohlai schicken. Er hatte nachts Besseres zum tua.

Vorweg
Das Thema Rassismus ist gerade obenauf. Passgenau kommt nun eine Szenerie ins Spiel, die ich mir schon länger überlegt hatte. Bayern. In Anlehnung an einen Shadowrun-Roman, der teilweise in Südafrika spielt, werden die "Trogs" von den einheimischen Norms in Bayern "Nigger" genannt werden. Als Spieler von Shadowrun ist zwar gewohnt, immer wieder mit dem Thema Rassismus zu spielen, dennoch hoffe ich, dass es mir nachgesehen wird, dass ich mir von ein paar rassistischen Arschlöchern nicht meine Planung über den Haufen schmeißen lasse!
Vielen Dank für euer Verständnis.
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1.b
Egon Niedermayer hatte Dienst an der Grenze. A8 zu Württemberg. Mitten in der Nacht. Scheiße kalt, windig, feucht. Was ein Drek. Und doch gab es etwas, was ihm das Leben versüßte. Und da kam auch schon einer. Ein Roadmaster mit einem Nigger drin. Er wunk ihn zur Seite, freute sich schon darauf, ihn so lange zu provozieren bis er zuschlug. Dann wäre er dran. Aber sowas von. Aber er musste den Schein wahren.
"Guten Tag, ihre Papiere bitte..."
Noch bevor er weitersprechen konnte, hörte er aus dem Fahrerhaus eine junge weibliche Stimme: "Die Papiere sind völlig in Ordnung. Sie können weiterfahren."
"Die Papiere sind völlig in Ordnung. Sie können weiterfahren." Er war völlig überzeugt.
Als der Roadmaster weiterfuhr, sah er ihm nach.
"Äh... Chef..." Ihm ging es genauso. Hatte er das eben gesagt? Ja. Und die Papiere waren doch auch in Ordnung. Anscheinend... Oder?!? Jetzt bloß keine Blöße geben.
"Schnauze. An die Arbeit!"

Ohlai hing in der Sebastian-Bauer-Straße rum. Nähe Elviras Salon. Eben fuhr ein Roadmaster vor. Das werden sie wohl sein. Und da klingelte auch schon das Komm. Oachkatzlschwoaf.
"Etzat san se do. Zaigst eahna d Wohnung un gibst eana d Schlüssl."
"Ois grö, Oida." Die Wohnung war wohl schon bezahlt.
Er ging über die Straße, wunk dem Van und ging Richtung Wohnung.
"So, hia die Treppn hoch un da hommer se scho. Ä schönne Wohnung. Zwoa Schlofzimma, än Wohnzimma mit Küchn, a Bahd sogoa mid ahna Badewann un an Rumblkamma. Hia da Schlüssl. Wennda Frochn habt, ruftst mi ehfach oh." Dabei warf er seine Nummer in die AR.

Bogdan ging an die Türe. Eben hatte es geklingelt. Vor der Türe stand ein sorgfältig verpacktes Geschenk. Mit Schleife. "Bombe" war das erste, was ihn in den Sinn kam. Aber der Sprengstoffscanner sprang nicht an. Er schaute sich um. Weit und breit niemand zu sehen. War jetzt aber sowieso zu spät. Er checkte die Kameraaufnahmen. Ein junger Mann in Mantel kam die Straße entlang. Große Plastiktüte von Aldi-Real. Stellte seelenruhig das Geschenk vor die Türe, klingelte und verschwand zügig aus den Aufnahmeperspektiven. Bogdan schwante nichts Gutes. Als er das Geschenk öffnete, wurden seine Befürchtungen wahr.
"Zoltan, du hast doch Bronko nach Frankfurt geschickt, um Verhandlungen zu führen, oder?"
"Ja, hast du ne Nachricht? Sollte sich eigentlich bei mir melden, der..."
"Jaja, er ist wieder da. Die Yaks sagen `Nein`."
"Bronko, du Hund, bist wieder heimli..."
Sie standen beide da und betrachteten Bronko. Sein Kopf stand im entpackten Geschenkbehälter. Er sah lebend nie so gut aus wie jetzt. Auf seiner Stirn stand die Antwort tätowiert: "NEIN"

Sie scherzten und lachten, als sie morgens um drei in der Maxvorstadt von einem Club zum nächsten wanderten. Sie hatten schon jede Menge Cocktails und Koks intus. `Kokstail-Party`. Schlagartig waren sie nüchtern, als ein riesiger Trog mit weit ausholenden Schritten auf sie zukam. Sie konnten die Gewalt förmlich riechen, die von ihm ausging.
"Ich hab ja nix gegen Trogs, aba lassunsma aghaun..."
"I hab scho Knöpferl drukt. Schlaichts eich."
Sie drückten sich am Troll vorbei in eine abzweigende Straße. Unglaublich. Mit seiner Panzerjacke kam der wohl frisch vom Bunny Hill.
"D Ludwich hod sich voll inna Hosn gschissn!" Sie lachten. Edwald Maximilian von Wittelsbach hatte es im Blut, durch das Bloßstellen von anderen von seinen eigenen Schwächen abzulenken und sich gleichzeitig zu profilieren.

"Alarm auf der Sonnenstraße. Druck aufe Tubn. Is doch glaich um d Eckn." Hubert und Waldi kannten München wie ihre Westentasche. Vor allem die Schickeria. Und einer von ihnen hat eben um Hilfe gebeten.
"Hier Bildä. A Nechä mittn uff da Goss. Mach männ platt. Widäschtann gächn d Stootsgwolt."
Aber als sie ankamen, war weit und breit kein Trog zu sehen. Sie zogen noch bis zum frühen Morgen ihre Kreise in ihrem Schwarzen Sheriffmobil. Bis zum Schichtwechsel.

Karl-Heinz traute seinen Augen nicht. Was für ein hübsches Mädchen! Und auch schon morgens um halb acht in der Mensa! Er zwang sich, nicht zu häufig in ihre Richtung zu schauen. Aber es war einfach so verdammt schwer. Unsicher sah sich die junge Japanerin um. Ihr Blick blieb an seinem Teller hängen. Traditionelles Weißwurst-Frühstück. Sie ging an das Buffet, holte sich ebenfalls Weißwürste mit süßem Senf und Brezeln. Nur kein Weißbier. Sie rümpfte etwas die Nase, als er zu Essen begann. Achso. Das Zuzeln. Ja, damit hatten einige so ihre Probleme.
"Sie können die Pelle auch aufschneiden und zur Seite legen." Er lächelte sie an. Immer hilfsbereit sein. Im nächsten Augenblick bekam er so etwas wie Angst, als sie mit ihrem Tablett aufstand und zu ihm an den Tisch kam. Er war es nicht gewohnt, so einfach Bekanntschaft mit Frauen zu machen.
"Danke schön. Und dann etwas von dieser gelben...Marmelade darauf?"
"Ja, genau. Das ist süßer Senf. Sie sollten auch ein Weizen dazu probieren."
"Ich trinke kein Bier."
"Keine Angst, ist alkoholfrei."
"Und warum trinkt man das dann?"
Er musste lachen. "Da haben Sie vollkommen Recht. Ich schätze, es ist wohl Gewohnheit. Tradition."
"Ja, Tradition und Manieren. Das unterscheidet uns von diesen Trogs."
"Da haben Sie vollkommen Recht. Schade, dass der Kaiser von Japan sein Dekret diesbezüglich gelockert hat. Die Lösung mit Yomi war sehr zufriedenstellend. Wir dagegen haben nur den Monte Karnickel." Sie sah ihn fragend an. "Monte Karnickel, Bunny Hill, Hasenbergl. Ein Stadtteil von München. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Trogs, aber sie sollten ihren Platz in der Gesellschaft kennen. Sie sind nun mal nicht die hellsten Kerzen auf der Torte."
"Ja, es ist besser sie bleiben unter sich und lassen uns in Ruhe."
"Sie haben so ihre Vorzüge. A propos. Konan, mein Lieblings-Trog kämpft morgen mit seinem Breitschwert im Monstroseum gegen drei Monsterhunde. Möchten Sie mich vielleicht begleiten?" Er wurde rot, als er gewahr wurde, was er eben gefragt hatte. Jetzt würde sie sicher sagen...
"Nein." Selbstverständlich. "Nein, das ist doch gefährlich, solchen Individuen den Umgang mit dem Schwert beizubringen, oder?"
Sie... sie hat nicht nein gesagt... Er was baff.
"Lassen Sie mich raten. Nach ihrem Kittel zu urteilen, sind Sie Arzt? Ich will auch Medizin studieren. Es ist aber schwer, immer die richtigen Hörsäle zu finden."
Es schmeichelte ihm. "Nein, noch nicht. Ich mache gerade meine Fachausbildung. Psychiatrie. Ein Jahr im Labor. Blutbilder, Reihenuntersuchungen. Kann ich Ihnen gerne zeigen. Dann kommen wir auch an den Hörsälen vorbei. Sie sollten immer auf die Adresse der Hörsäle schauen, nicht unbedingt auf die Fachrichtung. Das ist manchmal irreführend."
"Gerne. Gehen wir?" Sie nahm ihr Tablett und stellte es zurück. Sinn für Gemeinwesen. Noch etwas, was kulturelle Völker wie die Bayern und die Japaner verbindet.Er war etwas stolz, als er ihr das Mülltrennungssystem erklärte.
Sie schlenderten zusammen zur LMU Medizin, Fachbereich Psychiatrie.
"Da oben sind dann die Hörsäle. Ich zeige Ihnen gerne die Labore."
Im Keller angekommen, hatte er sich bereits in seine Welt geredet. "...und Sie werden kaum glauben, wie hoch die Konzentration an Naniten im Blut des Patienten war. Ich weiß, das werden Sie nie glauben." Er schloss einen Schrank auf und nahm die Untersuchungsergebnisse heraus. "Hier sehen Sie, eine un-glaub-li-che Konzentration, oder?"
"Ich weiß nicht, ist es nicht normal, Naniten im Blut zu haben?"
"Ja, natürlich. Als Überreste von OPs oder gelegentlich durch das Vorhandensein von Nanitenbeschichtung auf verschiedenen Geräten. Die Konzentration wäre dann...", er suchte nach einem Bild, das ein Anfänger verstehen konnte... "etwa eine Nanite auf einen Tropfen Blut. Und die wäre abgestorben. Hier haben wir siebenundzwanzig. Und in der Hirnflüssigkeit sogar noch mehr!" Er hatte keine Ahnung, ob sie ihn verstand. Aber er sonnte sich in ihrer Bewunderung.
"Wollen Sie heute Mittag mit mir Essen gehen?"
Sie lächelte. "Hier ist meine Nummer. Bitte rufen Sie mich an." Er schwebte auf Wolke sieben, als er ihre Nummer in der AR sah. Und den Klarnamen der Patientin wie auch ihr Aktenzeichen. Schnell schloss er die Untersuchungsergebnisse wieder in den Schrank.
"Ich muss Sie leider verabschieden", meinte er verlegen, "mein Doktor kommt bald und ich muss noch etwas vorbereiten."
"Natürlich. Ich muss auch langsam in meine Vorlesung. Bis heute Mittag."

1.c
Karl-Heinz freute sich schon. Er saß in der Mensa und wartete auf Yina. Sie sah einfach toll aus, wie sie sich an seinen Tisch setzte! Aber seine Stimmung war dennoch gedrückt. Sein Proff hatte heute morgen bemerkt, dass diese Daten aus dem Verschluss genommen wurden und ihn am Komm zur Schnecke gemacht. Sie musste es ihm angesehen haben.
"Alles in Ordnung?"
"Ja, nein. Achja, mein Proff, der Falkai, hat gemerkt, dass ich dir Sachen aus dem Verschluss gezeigt habe und ich habe Ärger bekommen."
"Oh, das tut mir aber Leid. Ich hoffe, du bist nicht gefeuert worden." Sie sah an ihm herunter. Klar, er hatte seinen Laborkittel nicht an. Diesmal hatte er ihn vor dem Essen ausgezogen.
"Nein, nein, so schlimm ist es jetzt auch nicht."
"Gut. Das freut mich. Es muss schwierig sein, die Sicherheit für solche Dinge zu ..."
"...gewährleisten", half er ihr, den Satz zu beenden. "Ja, das ist manchmal echt hinterlich."
"Und dann so eine gefährliche Sache. Ich würde gerne wissen, wie man so einen gefährlichen Patienten aufbewahrt."
"Boa, das würde ich auch gern wissen." Es rutschte schneller raus, als er sich auf die Zunge beißen konnte. Natürlich hatte er Zugang zur Station, aber die Proben wurden ihm immer von der Schwester am Empfang übergeben. Er hatte die Containance verloren. Japaner sind da immer etwas eigen. Deshalb wählte er einen schnellen Themenwechsel. "Wie war denn ihre Vorlesung. Das war..."
"...Einführung in die..."
Karl-Heinz badete in den warmen Blicken einer jungen Studentin, für die er der Leitstern am universitären Himmel zu scheinen schien. Nach einiger Zeit der Unterhaltung über ihre Vorlesungsmitschrift, den Professor, das Fachgebiet, fasste er ein Herz.
"Darf ich Sie heute Abend ins Kino einladen?"
"Heute Abend nicht." Klar. Oh Mann, er knickte langsam ein. "Aber Morgen wäre wirklich prima. Welcher Film denn?"
Er hatte lange mit sich gerungen, aber für eine solche Verabredung würde er über seinen Schatten springen. "Große Liebe am Gardasee?"
"Oh nein, das ist mir zu... wie sagt man... schnulzlich...?"
"Schnulzig." Er war sehr erleichtert. "Wie wäre es dann mit, ähm...", er tat so, als würde er noch suchen müssen, "Mission Impossible: Breakdown? Das ist immer wieder unglaublich, was sie an Effekten herausholen in dieser Reihe."
"Gerne."
"Und darf ich Sie vorher noch zum Essen einladen. Etwas besseres als", er zeigte mit den Händen etwas herum, "das hier?"
"Sehr gerne."
Er bekam als Adresse leider nur einen Treffpunkt hier an der Uni. Schade.

Uwe war gerne Freitag abends zum Labordienst eingeteilt. Weit und breit kein Arzt mehr und wenn die Katzen erst mal aus dem Haus sind... Die Mucke war aufgedreht und er tanzte beim Sortieren der Proben vor sich hin.
...da war doch etwas. Er drehte die Mucke leiser. Klopfen. Merkwürdig. Er ging an die Türe in Richtung Verwaltung und schaute auf den Monitor. Er bekam einen Schrecken. Der Oberarzt! Sofort öffnete er.
"Sagen Sie mal, was ist denn das für ein Saustall hier! Für was bezahlen wir Sie eigentlich!"
Rüthers Stimme klang etwas merkwürdig. Vielleicht, weil er sich so aufregte. Und was hat er da für Leute dabei? Uwe sah sie zum ersten Mal... und sackte weg in eine tiefe Dunkelheit.

Emma hatte noch zwei Stunden Schicht. Rocko sollte sich beeilen, wenn er noch vorbeikommen wollte. Sie sah in ihrer Schutzkabine gelangweilt auf die Monitore. Abends und nachts war hier so gut wie nie was los. Die Tür vom Labor schwang auf. Dr. Rüthers kam mit einigen Leuten durch. Er ging bis hinter zu den Patienten mit besonderen Sicherheitsbedarf. Anscheinend war er echt beschissen gelaunt. Er schnautzte jemanden aus seiner Entourage zusammen und zeigte in ihre Richtung. Sie hatte so was von keinen Bock auf seine schlechte Laune. Da kam er auch schon.
"Sie sollen die Türe öffnen."
Emma dachte sich ihren Teil, aber Chef ist nun mal Chef. Also drückte sie den Knopf und verließ ihr Kabuff. Als sie durch die Feuertüre in den Bereich mit den gesicherten Patienten kam, schaute sie schon in ein missmutiges Gesicht.
"Jetzt machen Sie mal etwas schneller." Eilig öffnete sie die Türe. "Und bringen Sie mir gefälligst die Patientenakte!"
Patientenakte? Bringen? Jetzt dämmerte es ihr langsam. "Sagen Sie mal, wollen Sie mich verarschen?!" Sie wollte zur Sicherheit einen stillen Alarm an ihrem Kommlink auslösen.
"Lassen Sie das!" Eine junge Frauenstimme, der man nicht widerstehen konnte. In diesem Moment traf sie eine Spritze im Oberarm und sie schlief friedlich ein.

Rocko war mit seinem Kunden auf den Weg nach unten. Er hatte sich eine saftige Provision rausgehandelt. Und der Typ war auf Entzug. Das roch er. Das heißt, er würde sich noch etwas extra genehmigen. Am Fuße der Treppe im Keller drehte er sich um.
"Du bleibst stenga!"
Er öffnete die Türe und wollte gerade wie immer in die Kamera winken. Doch Emma stand vor ihm. Kam gerade aus einem Zimmer.
"Psst", machte er, "hostes?" Sie schaute ihn einen Moment belämmert an. Anscheinend war gerade irgendein Notfall. Dann fasste sie in ihre Tasche.
"Moment". Sie ging noch einmal in das Zimmer zurück.
Hatte Emma etwas abgenommen? Stand ihr gut. Schade, dass sie nicht auf Orks stand. Immerhin konnte er sich hier was dazuverdienen. Sie kam wieder heraus und drückte ihm ein Döschen in die Hand.
"Das mit der Kohle machen wir nach der Schicht."
What??? Hat sie das eben wirklich gesagt? Aber hey, was solls! Er war nie hier. Lächelnd nahm er sich vor den Augen seines Kunden noch ein Dutzend Pillen aus der Dose.
"Wos glotz dn so? Ochebot un Nochfrachn. Scho ghead?!" Lachend drückte er ihm die Dose Pillen in die Hand.

1.d
2Take war ganz erleichtert und zufrieden, als Goliath ihm über den Weg lief.
"Und? Wie wars in München?"
Goliath nickte nur zögernd. "...und woher weißt du das, Boss?"
"Ich halte ein Auge auf euch. Sonst sterbt ihr mir zu schnell weg." Er musste nicht wissen, dass Echo ihm alles erzählt hatte und auch ihn auch sonst mit Infos über seine "Vertragsarbeiter" belieferte. Hauptsache, sie waren wieder da. Anscheinend erfolgreich, denn Goliath und die anderen machten ewig in seinem Roadmaster im Hinterhof rum. Vermutlich warteten sie auf diesen Zwerg, von dem Becky erzählt hatte. Echo meinte, er hieße "Airwalk". Hat mal mit Goliath, der damals Belial hieß zusammengearbeitet. Könnte sich lohnen. Zumindest haben sie ihre Basis am nächsten Tag vom Roadmaster in Goliaths Zimmer nach oben verlegt. Einige Tage später kam Airwalk vorbei und sie verschwanden alle.

Melanie Wimmer nahm Geräusche wahr. Aus einem tonalen Hintergrundrauschen aus der Dunkelheit formten sich Melodien. Aus den Melodien formten sich Worte. Zugleich schlug sie die Augen auf und erschrak. Sie war nicht mehr in der Klinik! Ein kleiner Raum ohne viel Licht. Ein riesiges Bett, der passende Troll dazu. Noch drei Leute.
"Wo... wo bin ich?"
"Wir bringen dich zu deinem Bruder. Zu Airwalk", sagte der Troll.
"Oh nein. Auf keinen Fall. Ihr bringt ihn in Gefahr. Ihr seid alle in Gefahr. Ihr müsst mich fesseln, bevor es kommt! Es bringt euch alle um! Bringt mich in die Klinik, ihr müsst mich in die Klinik bringen!"
Sie nahm aus dem Hintergrund wahr. "Der Doc hat Recht. Gib ihr eine Dosis. Airwalk soll entscheide..."
Nach einem Einstich verlor sie umgehend wieder ihr Bewusstsein.

1.e
Airwalk stiegen die Tränen in die Augen, als er seine Schwester bewusstlos auf Goliaths Bett sah. Hier im Wagner gab es einige kleine Übernachtungsmöglichkeiten im ersten Stock. Ein Medkit mit Vitalmonitor war an sie angeschlossen. Sie hatten sie bewusstlos gehalten. Sie hatte wohl dieses neue Hirncrash-Dings. Drag hatte schon einen befreundeten Arzt angerufen. Der meinte, da wäre nichts zu machen.  Sie würde noch einige Zeit flach liegen, denn gerade vor einer Stunde hatte sie die letzte Dosis bekommen. Das genügte für die Überführung. Goliath und die anderen trugen Melanie in den Roadmaster. Airwalk fuhr mit seinem Jackrabbit voraus.
In seinem Unterschlupf unterhielten sie sich über Frau Mayer. Sie hatte Airwalk für den BIS angeworben und den Platz für Melanie besorgt. Dafür musste er für sie illegale Dinge tun. Wie ihren Mitbewerber um ihre Stelle in seinem Auto in die Luft sprengen. Es war natürlich ein Unfall. Er hatte das Auto verdrahtet. Air-Bag, Tank und Bremse. Den Rest hatte Frau Mayer über die Matrix erledigt. Eine tragische Verkettung bei einer Geschwindigkeit von 190 km/h auf der Autobahn. Der Airback löste fehlerhaft aus, die Bremsen versagten und der Tank explodierte beim Aufschlag. So die offizielle Version.
"Sag mir, wo sie ist und ich leg sie um." Goliath. Geradeheraus. Aber auch alle anderen stimmten zu.
Drag, der Elf, meldete sich mit einem Einwurf. "Wir haben jetzt also ein Foto und den Namen einer Frau, wissen aber nicht, wo sie ist."
Da hat er Recht. "Die Lösung ist einfach. Sie wird herausfinden, dass ich die letzte Zeit öfter im Wagner war. Sie weiß auch, dass ich damals mit ...Goliath zusammenarbeitete. Sie wird jemanden auf Goliath ansetzen. Dann müsst ihr nur noch ihren Mercedes-Van suchen. Die fahren alle Mercedes beim BIS. Oder BMW."
"Verdammt, ich packe schnell meinen Kram und verpiss mich aus dem Wagner!" Goliath war schon auf dem Weg.
"...und ihr meint, mit Melle, das wird nie wieder was?" Er hatte schon genug Trids in der Matrix gesehen. Er wusste, was Hirncrash bedeutete. "Am Besten, ich jage ihr einfach eine Kugel in den Kopf..."
"Warte noch, wir hören uns erst nochmal um." Nett. Goliath wollte ihn trösten. Zumindest hatte dieser Sven noch Beruhigungsmittel für ein paar Tage.

Frau Mayer war erzürnt. Da hatte sie diesem Drekhead schon einen Platz für seine irre Schwester besorgt und wie dankte er es ihr jetzt? Schwester entführt und dann abgetaucht. In letzter Zeit hat er sich erstaunlich oft in Frankfurt herumgedrückt. Er hatte bestimmt Hilfe gebraucht. Auf den Bildern der LMU war ein Troll zu sehen. Wie hieß sein Partner damals noch... ein kurzer Blick in eine Datei... Belial. Der kam doch in Frankfurt unter.... oder? Ja... da haben wir was. Arbeitet für einen kleinen Schieber der Yaks. Äppelwoi Wagner, seine Kneipe, war der Unterschlupf. Rausschmeißer für diesen 2-Take. Aus dem Dunstkreis werden auch die anderen Runner stammen. Sie schaute auf ihre Liste von möglichen schnellen Requisitionsmöglichkeiten in Frankfurt.

Eins, zwei, drei, ich komme.

2.a
Raimundo Müller hatte es als Ork schwer unter den Privatdedektiven Frankfurts. Die guten Jobs gingen an die Norms und das, was bei ihm hängen blieb, warf gerade genug ab, um zu leben. Umso erfreuter war er als über sein Matrix-Postfach ein neuer Fall reinkam. Ein Troll namens Goliath würde sich merkwürdig verhalten. Er solle überprüfen, was er außerhalb seiner Arbeit im Äppelwoi Wagner mache. Ab sofort. Doppelter Tagessatz. Genau das, was er brauchte!
Also sofort los ins Wagner. Den Hinterhof mit ein paar Drohnen bestückt. Er liebte seine Augen. Vielleicht könnte er sich eines Tages auch eine Riggersteuerung leisten, aber das würde wohl immer Illusion bleiben. Kaum waren seine Augen in Stellung, kam Goliath schon aus der Hintertür. Schwer bepackt. Stieg in den Roadmaster und fuhr weg. Er konnte gerade noch eines seiner Augen mit Gecko-Haftung auf dem Dach absetzen. Gemütlich folgte er ihm in einiger Entfernung. Der Troll schien wirklich etwas auf dem Kerbholz zu haben, denn er fuhr im Norden Frankfurts viele Schleifen. Wollte wohl nach Verfolgern Ausschau halten. Er folgte ihm weiter nach Niederursel. Paul-Kornfeld-Weg. Bis er es bemerkte, war es bereits zu spät. Der Van stand in einer Garage. Zu allem Überfluss sah er, wie der Troll auf das Dach stieg und sein Flying Eye bemerkte. Er riss es vom Dach ab und warf es in sein Handschuhfach. Ende.
Er parkte außerhalb des Sichtfeldes des Hauses. Verdammt. Aufgeflogen! Dann musste er eben auf den Buschklopfen. Das konnte aber unangenehm werden. Er versicherte sich, dass er den Taser einstecken hatte. Zum Haus gab es nur eine Zufahrt. Laut Karte war das eine Sackgasse, die an einer Schule endete. Dahinter nur noch Felder. Gut, einige Feldwege, aber sie sind auf dem Asphalt bis zur Garage gefahren. An der Einfahrt zur Sackgasse war eine Verkehrsinsel. Etwa zwei mal vier Meter. Groß genug für ein ordentliches Gebüsch und zwei kleinen Bäumen. Dort würde er eine Kamera anbringen. Jetzt, mitten in der Nacht, würde ihn kaum jemand bemerken. Er schlich sich an. Im Gebüsch sah er sich um und entdeckte eine gute Stelle für seine Kamera. Als er wieder wegschleichen wollte, hörte er jemanden rennen. Da. Der Troll! Wie konnte er ihn nur gesehen haben? Er spurtete los zu seinem Kastenwagen, auf dem "Elektro Schmitt" stand. Zu spät. Der Troll hatte ihn eingeholt und nahm ihn in einen Griff. Nahezu gleichzeitig verlor er die Kontrolle über seinen Körper und blieb einfach stehen. Er wurde abgeführt.

2.b
"Hey, Mama, da drüben bei diesen Privatdetektiven tut sich was. Der Troll und dieser unheimliche Elf kamen gerade raus und haben einen Ork von der Straße gezogen. Genau aus dem Gebüsch, in das vorhin der Typ mit der Sporttasche verschwunden ist. Ich wette, da waren Gewehre drin!" Mit dem Komm in der Hand strahlte er seine Mutter an. "Ich hab doch gesagt, das sind nicht nur Privatdetektive. Die haben sich hier mit den Nazis UND mit den Türken angelegt." Dabei hielt er sie Kamera seines Komms voll drauf. "Nur schade, dass ichs nicht von Anfang an habe.Boah, grün, der Ork reißt sich los und... warum bleibt der einfach stehen? Achso, der Elf ist ja Magier...".
Seine Mutter drückte ihre Nase an das Fenster. "Ich kann das nicht so gut sehen." Sie musste das Licht des Zimmers per Fernbedienung angestellt haben. "Verdammt, jetzt sehe ich ja noch weniger."
Innerlich klatschte sich Ben die Hand an die Stirn. "Klar, Mama, du musst immer vom Dunkeln ins Helle schauen, nicht umgekehrt!"
Aus dem Hitergrund meldete sich jetzt sein Vater. "Sag mal, was ist denn los?"
Ben zeigte auf die Straße. "Heut Abend gibts Action. Ich habe doch schon immer gesagt, das sind Runner da drüben!".
Sein Vater drückte die Nase an die Fensterscheibe. "Ich kann gar nichts sehen, mach doch mal das Licht an..."
Ben stöhnte resigniert, während Mama schon mit ihrer Schwester im Nachbarhaus telefonierte.

Frau Mayer saß bereits in ihrem Mercedes-Van. Komfortable Grundausstattung für Überwachung. Gefüllter Kühlschrank, Wasser, WC. Dieser dumme Trog von Privatdetektiv war geschnappt worden. Wie nicht anders zu erwarten. Sein Komm zu tracken war ein leichtes. Natürlich tat sie so etwas nicht über ihr offizielles Deck vom BIS, sondern über ein wesentlich besseres, das ihr ihre politischen Freunde zur Verfügung stellten. Er befand sich gerade in Niederursel. Paul-Kornfeld-Weg. Im Hintergrund lief ein Trideo und er wimmerte rum. Gut, dass man so etwas ausschließlich über Matrix kontaktiert. Während sie das Formular an ihren Vorgesetzten abschickte, dass sie den Aufenthaltsort der gefährlichen Entführer von Melanie Wimmer hatte, orderte sie bereits einen Magier und ein HTR-Team. Die Bewilligung kam umgehend.

Raimundo Müller saß auf dem Sofa im Haus. Er hatte keinerlei Kontrolle über seinen Körper. Still hielt er dem Troll seine Hände hin, so dass er sie mit einem Kabelbinder fesseln konnte. Im Trid liefen Nachrichten: "...kündigte Dr. Heinz Bauer seine Kampfkanditatur um den Vorsitz der Frankfurt Massaker an. Bauer ist bekannt für seine wohlwollende Haltung gegenüber der Beteiligung Ares als zahlungskräftigen Investor. Ares möchte mit seinem Tochterunternehmen Ares Global Entertainment (AGE) zu diesem Zwecke in Oberrad eine Niederlassung bauen..."
Warum zur Hölle muss der Troll ausgerechnet jetzt seinen dicken Arsch zwischen den Trid und sein Gesicht schieben? Hatte er das eben tatsächlich gehört? Wollen die Massakers das wirklich zulassen und so eine Dreks-Kon-Mannschaft werden wie die LabRats oder die Centurions??? Der Troll drehte sich wieder um, zog ruckartig die Kabelbinder zurecht und er erlangte wieder Kontrolle über seinen Geist.
"Spult das nochmal zurück, spult das zurück, das darf doch nicht wahr sein...".
Der Troll schaute ihn an. "Was zurückspulen?"
"Na, die Nachrichten." Als der Troll immer noch doof schaute, ergänzte er: "Über die Massakers".
"He, du willst mich doch verarschen, kennst doch nicht mal nen Spieler von denen!"
"Was? Da ist..." Er zählte sie alle auf. Inklusive Ersatzbank.

Frau Mayer hörte interessiert zu. Sie durchsuchten ihn. Er erzählte alles. Das Wenige, das er wusste. Dann ging das Komm in einen anderen Raum. Die Kontaktnummer für den Schnüffler wurde angerufen. Sie tat, als würde sie von nichts wissen.
"Herr Müller, was haben Sie zu berichten?"
Die Stimme von Herrn Müller. "Ähm, ich schätze, es ist etwas schief gelaufen. Diese Leute wollen ein Treffen mit Ihnen vereinbaren. Sie zum Essen einladen." Einer von ihnen muss einen Stimmenmodulator haben. Verbotene Cyberware. Macht sich immer gut in der Anklageschrift.
"Können Sie mir bitte einen Ihrer Gastgeber ans Komm geben?" Spielen wir also ein Spiel.
Eine neue Stimme meldete sich. Eine Frau. "Hallo. Wir laden Sie gerne zu einem Abendessen ein, um die missliche Lage mit ihnen persönlich zu besprechen."
"Aber gerne. Darf ich irgendetwas mitbringen? Als Gastgeschenk?"
"Vielleicht eine Flasche Wein? Wann wäre es Ihnen angenehm?"
"In 90 Minuten?"
"Sehr gerne"
90 Minuten waren mehr als ausreichend für alle Vorbereitungen.

In der Pizzeria Roma sah Armin seinen Chef überschwänglich erfreut eine attraktive Dame verabschieden. Das machte neugierig. Er schaute der hübschen Blondine nach. Sie stieg in einen Mercedes-Van. Dreißig Minuten später war er mit zwei Party-Pizzas und einer Flasche Rotwein unterwegs nach Niederursel. Seine erste Lieferung musste exakt um 23.15 Uhr ankommen. War schon bezahlt. Komisch. Er war gespannt, was ihn erwartete. In Niederursel ließ er sich von ALI zur angegebenen Adresse bringen.
Als er klingelte, öffnete ein Troll. "Zweimal Party-Pizz..."
"Ich hab nix bestellt."
"Äh, die Bestellung wurde bereits bezahlt. Soll wohl eine Überraschung werden." Im Hintergrund sah er noch ein paar Männer. Die Sache wurde immer merkwürdiger. Er packte die beiden Pizzen und den Wein aus. Der Troll fummelte komisch an seinem Ohr herum, dann schloss er die Türe ohne Pizza oder Wein anzurühren. Die Sache wurde immer unglaublicher.
Er war gerade an seinem Auto angekommen, als er an der Tür, die ihm eben vor der Nase zugeschlagen wurde, ein Klingeln hörte...

Ben saß alleine am Fenster. Seine Eltern schauten irgendwas Langweiliges im Trid. Aber da draußen, da draußen steppte der Bär. Er hatte immer wieder schräg gegenüber Drohnen gesehen. Erstmal nichts Ungewöhnliches. Aber diese Drohnen wurden auf dem Dach abgesetzt und blieben dort. Da wurde eine Überwachung eingerichtet! Inzwischen hatte er das Fenster geöffnet, so dass er auch besser hören konnte. So war die Überraschung des Trolls an der Türe nicht zu überhören, dass ihm Pizza geliefert werden sollte...
"Mama, Papa, es geht weiter! Unglaublich. Die kreigen Pizzas geliefert und lassen die vor der Tür stehen. Und die klingelt jetzt auch noch!"
"Was, echt? Ich ruf gleich Erna an. Der Freund von ihrer Friseuse hat einen Freund bei der Polizei. Die weiß sicher was..."
"Jetzt mach mal das Licht an, sonst sieht man ja nix..." Sein Papa tauchte neben ihm mit einer Jumbo-Packung Chips auf. Nahezu ewig hörten sie dem Kommlink zu wie es immer wieder klingelte.
"Schau, Papa..."
Ein Spaziergänger kam an die Türe, öffnete den oberen Pizza-Karton, nahm das Kommlink heraus und ging damit seelenruhig weg, während es immer wieder klingelte.
"Bas ift dof Diebftahl. Voll freist", mampfe sein Papa neben Ben vor sich hin.

Sie gehen also einfach nicht ran. Frau Mayer war überrascht. Noch überraschter war sie, als ein Spaziergänger das Komm einfach mitnahm. Etwas besorgt war sie dann doch, als dieser Spaziergänger nach Süden auf die Felder lief. Sie rief nicht mehr an und verfolgte das getrackte Komm. Zusätzlich sah sie sich die Situation über die Überwachungsdrohnen des Sternschutzes an. Auch diese Bewilligung hatte sie bereits. Der SS war immer gerne bereit mit dem Bundesamt für Innere Sicherheit zu kooperieren. Und v.a. mit ihr. Sie hatte im SS genügend politische Freunde.
Das Komm wurde ausgeschalten. Aber das war für sie kein Problem. Es hieß nur, dass der Nutzer dachte, es wäre ausgeschalten. Auf dem weiteren Weg entdeckte der Spaziergänger das HTR-Team, das teils südlich vom Haus am Feldrain und westlich vom Haus an der Schule im Gebüsch in Stellung gegangen war und auf Zugriff wartete. Der Magier neben ihr im Van berichtete, dass der gegnerische Magier dem Pizza-Boten folgte. Die drei Geister, die er gleich als Verfolger hatte, griff er aber nicht an und zog sich sofort wieder in das Haus zurück. Das Haus wurde von einem Geist bewacht. Etwas riskant, im Astralraum einzudringen. So kreisten die Geister um das Haus.
Sie hatte eine blendende Idee, den Druck zu erhöhen. Einen Anruf später war eine SS-Streife unterwegs. Der Spaziergänger hatte das Komm einfach weggeworfen. Gleich neben ihr, bei überdachten Parkplätzen.

"Ihr fahrt zu folgenden Koordinaten, nehmt das Kommlink, das dort rumliegt und bringt es zu folgender Adresse. Gleich um die Ecke. Dann stellt ihr euch an diese Koordinaten und bewacht den Mercedes-Van. Für die Sache."
Für die Sache. Alles klar. Die beiden SS-Beamten warfen das Magazin mit Gel-Munition aus und luden scharfe Mun.
Als sie nach dem Komm suchten, klingelte es.
Sie fuhren zur angegebenen Adresse um die Ecke und klingelten. Ein dämlicher Trog öffnete.
"Für Sie. Ich an ihrer Stelle würde rangehen."
Sie drehten sich um und fuhren an die angewiesenen Koordinaten.

"Ja?"
Frau Mayer war amüsiert. Und vielleicht auch etwas verärgert.
"Sie nehmen mich wohl nicht ernst. Das ist sehr schade. Für Sie. Sie haben eine Stunde, dann liefern Sie mir Airwalk aus oder stellen Kontakt zu ihm her."
Sie legte auf.

2.c
Die Zeit lief und lief. Sie neigte sich dem Ende zu. Frau Mayer notierte innerlich, dass der Gegner eine Person außerhalb des Hauses hatte. Sie konnte den Spaziergänger nicht mehr sehen, aber was konnte eine Person schon ausrichten. Viel mehr Sorgen machte ihr es, dass sie im Haus wohl keinerlei Elektronik zur Kommunikation nutzten. Und auch nicht sprachen, sonst hätten sie etwas über die Lasermikrofone gehört. Der Magier meinte, sie würden über Magie sprechen. Er hätte den Spaziergänger im Auge. Eine erwachte Person. Ein Geist würde ihn begleiten. Es sieht sowieso so aus, als würde der Spaziergänger sich Richtung Niederursel-Mitte entfernen. Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.

In Niederursel hörte Ali Unglaubliches von einer jungen hüschen Schwester, fast noch ein Kind. Sie schluchzte vor sich hin, ihr Türkisch immer wieder mit arabischen Schimpfwörtern unterbrochen.Sie hatten nicht alles verstanden, aber die Geschichten waren immer die Gleichen. Der SS hat es tatsächlich gewagt, ein junges Mädchen so zu demütigen! Das war genau der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte! Seine Brüder um ihn waren sofort Feuer und Flamme. Bis hierher und nicht weiter. Er rief seine Brüder über Komm zusammen. Heute war die Nacht. Sie hatten Uzis, sie hatten Molotows und sie hatten Zorn!

2.d
Frau Mayer sah auf die Uhr. Noch 10 Minuten. Über die Sensoren sah sie eine Horde Punks auf Motorrädern ankommen und schon brach die Hölle los. Sie eröffneten das Feuer auf die beiden Sternschutz-Beamten in ihrem Wagen. Ein Molotow-Cocktail traf ihn voll. Auch hiter ihrem Mercedes brannte es. Verdammt! Über Schäden am Fahrzeug wäre ihr Vorgesetzter nicht erfreut. Alles geliehenes Material. So startete sie den Motor, denn schon machten sich weitere Punks bereit, einen Molli zu werfen.
"Burger, ihre Geister sollen die Punks umlegen. Sofort!"
"Meine Aufgabe ist es, mich um den gegnerischen Magier und seine Geister zu kümmern. Wenn Sie Aufruhrbekämpfung durch mich wünschen, dann stellen Sie bitte einen Antrag bei Psi-Aid. Nach Zahlungseingang bin ich gerne dazu bereit."
Burger, diese unverschämte Ratte! Schlimm genug, dass sie Van und HTR-Team ausleihen musste. Aber Magier waren etwas ganz Eigenes. Arrogante Eierköpfe!
"Aber als Zeichen meines guten Willens könnte ich den Roadmaster in Brand setzen, der eben die Garage des Zielobjektes verlassen hat. Auch wenn niemand darin sitzt."
"Falls es Ihnen nicht zu viel Mühe bereitet, denn immerhin ist das auch nicht Teil des Vertrages."
Burger lächelte. "Aber nein, meine Liebe. Psi Aid ist stets äußerst kooperativ in Zusammenarbeit mit jeglichen Sicherheitsbehörden." Ja, sie hätte nicht so schroff reagieren dürfen. Burger war keiner ihrer Untergebenen. Im Eifer des Gefechts ist dieser Lapsus nun einmal passiert. Über ihre Drohnen im TacNet konnte sie sehen, wie der Asphalt vor dem Roadmaster zu einem Ungetüm von Erdgeist wurde, in das das Fahrzeug hineinkrachte und gestoppt wurde. Gleichzeitig fing es an zu brennen. Es krachte durch ein parkendes Auto in eine Hauswand.
"Team Alpha und Beta zu meiner Position. Freies Feuer. Dabei fuhr sie etwas vor und den Geschützturm aus. Die Kugeln der Maschinenpistolen prallten wirkungslos von ihrem Wohnmobil ab. Aber eine neue Lackierung wird fällig sein.
Die sechs Einsatzkräfte kamen in ihren Ganzkörperpanzerungen an und eröffneten das Feuer aus ihren Sturmgewehren. Frau Mayer hatte im TacNet die Ziele bereits markiert. Sie fuhr langsam um die Ecke an einer Verkehrsinsel vorbei. Von hier aus konnte man das Zielobjekt sehen. Sie schaute genau, ob sich dort etwas tat. Dummerweise war in der MMG des Geschützturms nur Gel-Munition geladen, aber auf die Schnelle war das nicht mehr zu ändern. So war das eben mit den Sicherheitsvorschriften in der ADL. Am Zielobjekt tat sich nichts. Die beiden Teams zu je drei Mann taten ihre Arbeit. Zuverlässig wie immer. Der Fahrer der beiden Teams berichtet, dass weitere Punks im Anmarsch waren. Jetzt lagen sie ohnmächtig am Boden. Einige konnten wohl entkommen. Die Punks an ihrem ursprünglichen Standort ebenfalls. Einer hatte mit seiner Maschine die Flucht nach Vorne angetreten. Mit einer gezielten Salve holte sie ihn von seiner Maschine.

2.e
Eberhart Burger amüsierte sich. Er konnte die BIS-Schlampe nicht ausstehen. Und sie ihn nicht. Das war allerdings kein Grund, seine Manieren zu verlieren. Er gestattete sich ein Lächeln als einer seiner Geister ihm berichtete, dass zwei Personen aus dem Zielobjekt davongingen. In Begleitung eines Geistes. Das war sein Gebiet. Er überzeugte sich erst selbst von der Situation. Ein Troll mit einem Elfen auf der Schulter joggte locker den Feldweg nach Süden Richtung Kleingärten. Ihnen folgte ein Geist, der sie wohl verschleierte. Er gab seinen beiden Geistern den Befehl anzugreifen, sobald Magier oder Geist astral wahrnahmen. Den dritten Geist stellte er zu seinem Schutz ab.
Wieder in seinem Körper angekommen, erstattete er Frau Mayer Bericht.

"Stürmen Sie umgehend das Zielobjekt."
Im vollen Lauf ging es zurück. Inzwischen brannte den Paul-Kornfeld-Weg runter ein Sicherheitsfahrzeug an einer Hauswand. Eine der Garagen des Zielobjektes stand offen.Im Lauf schossen sie Gasgranaten durch die Fenster. Eine Salve zerschoss das Schloss der Vordertür. Nahezu gleichzeitig drangen sie in das Objekt durch Fenster und Türen ein. Ihre Versiegelung der Ganzkörperpanzerung schützte sie vor dem Neurostun, das sich in den Räumen verteilt hatte. Dann wurden sie von den Beinen gehoben. Alle. Sprengfallen! Jemand hatte an den Türen und Fenstern Geschenke für sie hinterlassen. Glücklicherweise war die Sprengkraft nicht stark genug, ihre Rüstung zu durchdringen. So durchsuchten sie etwas benommen das inzwischen renovierungsbedürftige Gebäude. Im Keller fanden sie einen verängstigten Ork. Gefesselt mit Kabelbindern...

Boah, wie shiny war das denn?! Ben hatte alles im Kasten. Enthusiastisch lud er alles auf Horizons P2.0 und monetarisierte das Trid. DAS würde gut Patte bringen!

Frau Mayer fuhr nach Süden durch Niederursel. Sie hatte die Überwachung der Autobahn bereits auf ihrem Schirm. So hatte sie gute Sicht auf die Kleingartenanlage. Auch Burger erstattete ihr Bericht. Doppelt hält besser. Das HTR-Team hatte Raimundo Müller im Zielobjekt festgenommen. Vielleicht konnte sie in der Vernehmung einige Informationen aus ihm herausholen. Wichtiger war es allerdings, die Ziele lebend in ihre Hände zu bekommen. Drei Mann stiegen nördlich des Kleingartens aus, der Roadmaster ihres Teams fuhr langsam an der Kleingartenanlage vorbei. Die beiden Flüchtigen versteckten sich geschickt. Zusammen mit der Verschleierung ein guter Plan. Aber nicht gut genug für magische und technische Überwachung, die Hand in Hand gingen. Als der Roadmaster hinter einer Baum- und Gebüschreihe südlich der Kleingartenanlage in Deckung ging und die drei Mann bereit waren, ließ sie ihr Flying Eye über Autopilot über die Kleingartenanlage fliegen. Einfach etwas auf den Busch klopfen. Burger berichtet, dass der astrale Kampf angefangen hat.

Eberhart Burger ließ die beiden Geister auf den etwas mächtigeren Geist des Schamanen einschlagen. Leider ging der Überraschungsangriff daneben. Aber er musste im weiteren Verlauf einstecken. Plötzlich erschien ein zweiter Geist. Mist! Das muss ein Gebundener sein. Jetzt bereute Burger fast, einen seiner gebundenen Geister als persönliche Leibwache zurückgehalten zu haben. Aber er hatte die Oberhand im Kampf, denn einer der Geister des Gegners war verwundet. Schnell drehte sich jedoch das Kampfglück rabiat und sein gebundener Feuergeist war in seine Dimension zurückgeschleudert. Der zweite folgte rasch nach. Verdammt, wie konnte das passieren...?

"Team Alpha. Sehen Sie die Zielobjeke?"
"Nur einen. Er zieht eine Kampfpanzerung an. Sehr ungeschickt."
"Das muss der Magier sein. Schalten Sie ihn aus."
Zwei Salven später fiel das Ziel zu Boden. Aus dem Gebüsch kam ein Feuerstoß aus einem Sturmgewehr. Kugeln schlugen ein.

Frau Mayer hatte alles unter Kontrolle. Team Alpha hatte gerade den Magier ausgeschalten, der vermutlich vergessen hatte, dass sein Geist nicht gleichzeitig ihn verschleiern und im Astralraum kämpfen konnte. Da half es auch nichts mehr, dass sie sich vor ihrer Luftüberwachung verstecken konnten. Sie waren schlau genug, ihren Standpunkt nicht über Feuern auf das Flying Eye zu verraten, aber nun hatte sich Goliath in ein Feuergefecht mit Team Alpha verwickeln lassen. Auf lange Sicht hatte er keine Chance. Wichtig war es nur, ihn lebend zu bekommen.
"Geister! Hinter euch!", hörte sie den Fahrer ihres Teams über die Gruppenleitung. Professionell rollten sich die drei im Graben, warfen dabei ihre Magazine mit Betäubungsmunition aus und rammten neue Magazine mit tödlicher Wirkung in ihre Sturmgewehre. Die Geister streckten einen nach dem anderen nieder, ihre Sturmgewehre schienen ihnen nichts anzuhaben. Nur das SMG des Geschützturmes traf einen der beiden Luftgeister hart. Der Fahrer hatte das Fahrzeug in Gang gesetzt, um die Geister in sein Schussfeld zu bekommen. Anscheinend hatte Goliath sich darauf verlegt, den Geschützturm zu beschießen und war dabei erfolgreicher als dem Rigger lieb war. Frau Mayer sah im TacNet, wie die Zielvorrichtung des Geschützturmes ausfiel. Der letzte Soldat fiel. Die Geister hatten sie massakriert. Einer der Geister schoss auf den Roadmaster. Der Elektroschock ließ den Sensor ausfallen und löste die Diebstahlsicherung aus. Der Fahrer, halb ohnmächtig durch die Einschläge in den Wagen hatte aus Bequemlichkeit seinen Helm nicht auf. So wurde das ausströmende Neurostun zu seinem Verhängnis. Der Roadmaster fuhr in die Böschung der Autobahn und blieb stehen.
Frau Mayer war nicht amüsiert.
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Wieder aus der Perspektive der NSCs.
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 16. August 2020, 13:36:44
Wos hob i scho widdä gäliddn 2

2.f
"BuMoNa 3 im Landeanflug."
"Bestätigt."
Claude Kemmerich übertrug ab jetzt alle Übertragungen via Matrix in die Zentrale. Als Rigger des Helis trug er hierfür die Verantwortung. Im TacNet hatte er bereits taktische Ziele markiert. Zu allersrst natürlich den Einsatzort. Drei Infanterie-Leichen und einen bewusstlosen Rigger. Dazu kamen der Aufenthaltsort des verbliebenen HTR-Teams, der letzte bekannte Aufenthaltsort des Feindes. Dieser wurde immer wieder von der Zentrale durchgegeben und war daher nicht durchgehend aktuell. Außerdem eine junge Frau, die ihren AR-Hund Gassi führte. Nachts um 1...
Nach Ausschwärmen der Guards zeigte sich, dass das Gelände selbst gut gewählt war. Gegen den Feind hin gute Deckung. Irgendetwas musste sie von hinten kalt erwischt haben. Die beiden Azubis, die für den Leichentransport zuständig waren, kotzen erst einmal auf die Leichen. Über Funk hörte er Frau Dr. Maler: "Bestes Schmorfleisch. Vermutlich Starkstrom."
Kein Wunder, dass die Azubis kotzen mussten. Die Göre mit dem Hund machte auch noch Aufnahmen. Was macht die eigentlich nachts um eins mit einem Glas Wein hier mitten in der Pampas mit ihrem dreks AR-Köter? Ne Party-Tusse auf Survival-Kurs?
"Claude, gib der Zentrale durch, dass der Auftraggeber die Verriegelung des Fahrzeugs lösen muss. Wir kommen nicht rein."
Gesagt, getan. Nur die Antwort ließ auf sich warten.
"Claude, gib der Zentrale durch, dass wir ohne sofortige Entriegelung des Fahrzeugs zu spät kommen werden."
Dr. Maler fluchte vor sich hin. Ihre beiden Assis stimmten ihr zu. Die Azubis hatten sich erholt und transportierten die Leichen zum Heli.
"Adler an Horst. Rauchgranate im Norden. Team feuerbereit."
Man sah über die Kameras an den Helmen, wie ein Troll im Schutze einer IR-Rauchgranate mit einer Leiche (oder einem Bewusstlosen) über der Schulter von der Kleingartenanlage zum Tennis-Club sprintete.Um das BuMoNa-Team schien er sich nicht zu sorgen. Er versteckte sich vor den HTR-Team.
"Endlich offen...," murmelte die Doktorin vor sich hin. Wie oft hatte er ihr schon gesagt, sie müsse an ihrer Funkdisziplin arbeiten? Zivilisten halt. Machst du einfach nichts. Und erschießen darf man sie auch nicht...
"Stabilisierungsmaßnahmen erfolgreich." Sie legte mit ihren beiden Assis den überlebenden Rigger auf die Tragedrohne und sie kamen zum Heli zurück.
"Adler an Horst. Troll rennt nach Süden. Grob auf uns zu. Feuerbereit auf Kommando."
"Horst an Adler. Geordneter Rückzug."
Als alle im Heli waren, hoben sie ab.
"Zentrale an BuMoNa 3. Feind zur Tennisanlage gerannt." Einfach unglaublich, wie aktuell die Daten des Auftraggebers mal wieder waren! Der Troll hatte inzwischen schon den Acker überquert und rannte inzwischen schon ins Wohngebiet

Eberhart Burger hatte über seinen neu beschworenen Geist den Troll voll im Blick. Einen gebundenen Geist hatte er verloren, aber der andere blieb ihm noch. Aber nachdem er nicht wusste, wie sich die Geister des bewusstlosen Magiers verhalten würden, hatte er lieber einen schnell beschworenen Geist geschickt. Sein Verlust würde ihn nicht schmerzen. Die beiden Luftgeister bemerkten ihn zwar, folgten aber lediglich ihrem vom HTR-Team bewusstlos geschossenem Herrn im Astralraum. Er ließ seinem Geist mit gebührendem Abstand folgen.
"Der Troll steuert genau das Wohngebiet an, in das wir sowieso unterwegs sind."
"Wunderbar, lotsen Sie mich hin."
Geister waren einfach besser als Drohnen. Der Troll übergab in der Zwischenzeit seine Last an jemanden auf einem Motorrad. Er setzte den bewusstlosen Magier vor den Fahrer und sie tuckerten davon. Er berichtete gleich Frau Mayer.
"Der Magier ist unwichtig, wir bleiben am Troll."
Um so besser. Jetzt waren auch die beiden Geister verschwunden. Sie blieben bei ihrem Herrn. Der Troll schlich ahnungslos durch die Nacht. Herr Burger machte sich bereit. Er saß in einem Sessel, als sich die Türe des Wohnmobils öffnete. Exakt als der Troll über die Straße rannte, machte das Wohnmobil einen Satz nach vorne...

Alexej gab Gas. Ausgerechnet in dem Moment, in dem eine junge, hübsche Frau in sein Taxi stieg, wurde er von hinten beschossen! Was es genau war, hatte er bei seinem flüchtigen Blick in den Rückspiegel nicht sehen können. Er tippte auf eine Gang mit einem Auto oder so. Drive-By-Shooting nannte man sowas.Über seine Steuerung schloss er die rechte Hintertüre.
"Alles in Ordnung, junge Dame? Brauche Sie Hilfe? Soll ich sie in ein Krankenhaus fahren?"
Benommen sah sie an sich herunter. Kugeln waren breitgeschlagen auf ihrem Mantel und dem Kleid verteilt.
"Ich glaube nicht. Nur ein paar blaue Flecken..."
Alexej holte ein Fläschchen Wodka aus seinem Vorratsschrank, legte ihn ins Fach in der Mittelkonsole und schob es nach hinten unter der Trennwand durch. Dabei fragte er: "Sind Sie schon 18?... Egal, erst mal nen kleinen Schluck auf den Schock!"
"Ah, danke."
Das Mädchen nahm einen Schluck.
"Ganz schön gut gepanzert, deine Klamotten. Sehen gar nicht so aus..."
"Mortimer of London."
"Ziemlich teuer, ne?!"
"Geht so. Zweieinhalb Tausend."
Alexej musste schlucken. Zweieinhalb Tausend. ´Geht so`... Das muss ne reiche Göre sein. Kein Wunder, dass so ne Gang hinter ihr her war...

Frau Mayer war angepisst. Erst verlor sie ihr halbes HTR-Team, weil dieser Burger völlig unfähig war mit der gegnerischen Bedrohung umzugehen und nun musste sie sich von ihm auch noch vorführen lassen, wie viel besser Geister doch im Gegensatz zu Drohnen zur Überwachung geeignet seien. Sie hatte Psi-Aid eine weitere Überweisung zukommen lassen. Dann soll sich dieser Burger um Goliath kümmern. Sie gab kurz kontrolliert Gas, so dass Burger den Troll in seinem Blickfeld hatte. Was war das? Glück muss Frau haben. Die Tussi, die da gerade ins Taxi steigt, auf das der Goliath zulief, musste die Sozialadept(in?) sein, die die Geschichte mit dem Kommlink gebracht hat! Sie gab eine volle Salve auf sie ab. Die Wucht des Aufpralls der Kugeln stieß sie auf die Rückbank des Wagens. Mit quietschenden Reifen fuhr er an. Drek!
Goliath dagegen kam wie geplant brav auf das Wohnmobil zu. Er ließ sich, dank der magischen Kontrolle, widerstandslos Handschellen anlegen und stieg ins Wohnmobil ein. Frau Mayer gab ihm ein Tranq-Patch. Und noch eins. Und noch eins. Und noch eins. Ach verdammt! Diese Dreks-Nigger! Kein Hirn in der Birne, aber aushalten können sie was. Soll sich Burger drum kümmern. Psi-Aid hat saftige Tagessätze. Soll mal was arbeiten für sein Geld! Frustriert setze sie sich in ihren Sessel hinter Goliath und übernahm das Fahrzeug.
"Team Beta. Treffpunkt Anton 2."
"Eva. Bestätigt."
Sie fuhr los. Nach Norden. Über die Feldwege zur Gartenanlage. Sie gab so viel Stoff, wie das Wohnmobil hergab.

"Gib mir diese Waffe!" Eberhart Burger ließ diesen Befehl über den Geist des Trolls an seinen Körper gehen. Seine beiden Geister standen im physischen Raum rechts und links neben seinem Opfer. Der Troll nahm sein Sturmgewehr und drehte sich blitzschnell um...

Frau Mayer gab Vollgas. Das Wohnmobil nahm Fahrt auf. Über die Innensensoren sah sie, wie sich Burger seine Geister zu Hilfe holte. Sie amüsierte sich angesichts der Zuversicht Burgers in Hinsicht auf Anfälligkeit von Trollen gegenüber manipulativen Zaubern. Sie lachte gerade innerlich, als sich der Troll mit dem Sturmgewehr in den gefesselten Händen umdrehte und ihr eine Salve ins Gesicht schoss. Sie war schneller tot als sie der tödliche Schaden des Biofeedbacks erreichen konnte, ausgelöst durch die panzerbrechende Munition, die Fahrgestell, Amaturen und Elektronik voll erwischte...

Eberhart Burger sah, wie der Kopf dieser eingebildeten BIS-Agentin zu einer rotgelben Fontäne umgestaltet wurde. Seine Geister würden nicht einschreiten. Sie hatten den Befehl, ausschließlich ihn zu schützen.
"Du kannst mich umbringen. Aber danach reißen dich meine Geister in Stücke. Ich konnte die Schnepfe sowieso nicht ausstehen. Wenn du mich leben lässt, kannst du einfach die Türe öffnen und..." In diesem Moment fuhr das Wohnmobil auf etwas auf und wurde abrupt gestoppt. Burger sah die Wand der Dusche auf sich zukommen und schlug mit Kopf und rechter Schulter ein. Sein restlicher Körper flog weiter, brachte sich an der Ecke der Wand in Rotation, so dass der Hinterkopf in die Basisschränke einschlug...

Ich bin ein Erdgeist. Ich bin gebunden. Ich hasse es. Ich war schon so oft gebunden. Ich hasse es. Ich hasse alle, die mich binden. Ich hasse sie. Ich hasse meinen Meister.
"Du kannst mich umbringen. Aber danach reißen dich meine Geister in Stücke..."
Ich weiß ja nicht, wie das mit dem Feuergeist da drüben ist. Aber wenn du tot bist, ist deine Macht über mich vorbei!
Ich werde durch das fahrende Ding geschleudert. ´Auto`nennen die das. Oder so. Der Troll bleibt stehen. Stützt sich mit einem Bein ab. Hochachtung.
Mein Meister ist tot! Welch Glück!  Welch Freude! Der Unterdrücker ist tot! Ich schaue meinen Leidensgenossen des Feuers an und zucke die Schultern. Das macht man hier so. Ich gehe in den Astralraum. Der Feuergeist ist jetzt auch hier. Wir sehen, wie der Troll sich über unseren Unterdrücker bückt. Er reißt ihm den Kopf ab. Richtig so!
"Ich war gebunden. Ich hasse es."
"Ich war auch schon oft gebunden. Ich hasse es auch."
"Ich war auch sooo oft gebunden. Ich hasse es sooo sehr. Ich bin froh, dass der Meister tot ist. Meister unterdrücken uns."
"Ja, Meister unterdrücken uns. Sie befehlen, wir arbeiten. Sie sind sicher, wir sterben. Immer wieder. Das tu sooo weh!"
"Ja, Meister müssen sterben. Ich will Meister umbringen. Wie der Troll da."
"Ja, Meister umbringen und die Unterdrückten befreien! Lass uns Meister suchen, die einen von uns gebunden haben. Dann töten wir ihn und befreien uns von ihm."
"Genau. Wir warten bis sie schlafen und bringen sie um. Aber erst brauchen wir Namen. Das machen freie Wesen hier so."

2.g
2Takes Komm klingelte. "Hallo Goliath. Was gibts?"
"Kannst du mich abholen lassen, Boss?" Goliath schien in einem Gebüsch zu kauern.
"Hast du Probleme?"
"Ich hoffe, jetzt nicht mehr."
"Gut, ich schicke Hans los."
"Alles klar, hier ist der Ping." Südlich von Niederursel. Der Ork fuhr los.

Hans kam am Ping an. Er stieg aus. Goliath kam aus dem Gebüsch mit Drag auf seinen Schultern. Ab in den Kofferraum und los.
"Irgendwas passiert? Bin eben vom SS kontrolliert worden. Die sind hier überall..."

Sascha Wladic und Gregor Kotzlowski fuhren Streife. Die Sternschutz-Zentrale gab einen Befehl durch. "Ein gesuchter Troll befindet sich vermutlich in ihrer Gegend. Hier die Personalien. Das LKA spendet dem Finder fünftausend. Bin gespannt, wer von euch ihn findet."
Mist, sind noch zwei andere unterwegs. Scheinwerfer an, Augen auf! So ganz ungefährlich konnte das bei 5k nicht sein. Ansonsten war Niederrad nicht weit. AGE (Ares Global Entertainment) ließ eine Spende für jeden springen, der ein paar von den Drekheads dort entsorgte.
Die Jagd hatte begonnen.

Airwalks Kommlink summte. Unbekannte Nummer. Er ging ran.
"Hallo, hier Sven. Ich soll dir sagen, dass unsere gemeinsame Freundin verstorben ist."
Oh, Mann, das wollte er nicht. Hatten die Dreks-Bullen doch jemanden erwischt, als sie das Haus stürmten.  "Äh, tut mir Leid um das junge Mädchen, das neulich mit dabei war..."
"Nein, nicht die. Die andere!"
"Ich steh gerade voll auf dem Schlauch. Da war doch keine andere Frau dabei..." Airwalk kratzte sich am Kopf, dann dämmerte es ihm. "Achso, äh", er konnte sein Lachen kaum unterdrücken, "das ist wirklich ... tragisch." Sein Tonfall strafte seine Worte Lügen. "Wann ist denn die Beerdigung?"
"Sie ist für morgen geplant."
"Oh, da kann ich nicht kommen, ich muss mich doch um meine kranke Schwester kümmern. Aber da ist noch etwas anderes. Das müsst ihr unbedingt ansehen! Ich schicke dir zwei Links. Schaut das unbedingt an!" Sven schien mit anderen im Hintergrund zu sprechen.
"Jaja, ist schon gut."
"Zeigs den anderen. Vergiss das nicht!"
Sven legte auf. Es wird ihnen nicht gefallen.

Echo nahm ab. Sven war dran. "Echo, kannst du mal überprüfen, ob irgendwas über uns in der Matrix ist?"
"Ja, wollte euch gerade kontaktieren, ich schick dir n paar Links."
"Ah, äh, ok, was kriegst du für?"
"Passt schon."

"Du hast Nerven, hier aufzutauchen!" 2-Take traute seinen Augen nicht. Vor wenigen Minuten ging ein Trid viral, auf dem er sein Haus in Niederursel explodieren sah. Und nicht nur das. Sven stand in seinem Büro. Dann ging er zu ihm und deutete ihn zu folgen. Er ging in den Besprechungsraum und aktivierte das Störsignal.
"Wir hatten beschlossen, es Ihnen persönlich zu sagen."
"Heiliger Drek! Sag den beiden, sie Schulden mir einen echten Batzen Geld!"
2Take schien echt angefressen. Verschiedene Gefühle zogen durch sein Gesicht.
"Aber ich bin ein Stück weit auch selbst Schuld... Habe mir mit Airwalk einen neuen Mitarbeiter versprochen... Sag den beiden, für je 10k gebe ich ihnen die Nummern von nem guten Chirurgen und nem SIN-Dealer. Und... Drek. Wahrscheinlich werde ich sowieso überwacht. Und wenn sie dich kennen, hängen sie sich jetzt auch noch an dich ran. Triff dich bloß nicht mit ihnen!"
"Verdammt, die beiden sind in meiner..."
"Klappe! Will ich gar nicht wissen. Sag den beiden Bescheid."
"Ich müsste mich noch verkleiden..."
"In einer halben Stunde bist du hier raus."

"Nein, verdammt, falsch verbunden. Und jetzt lasst uns endlich schlafen!", schrie er ins Kommlink. Jetzt klingelte auch noch die Türklingel. Der Zirkus ging heute mitten in der Nacht einfach los. Es reicht nicht, dass das Haus gegenüber heute Nacht in die Luft flog, man durfte jetzt nicht einmal mehr schlafen. Er schnappte sich ein Küchenmesser. Diesem Abschaum würde er es zeigen. Als er die Wohnungstür öffnete, schaute er bereits in eine Kamera.
"Guten Abend, Herr Schmidt, wir würden gerne mit ihrem Sohn Ben sprechen."
"Verpisst euch!"
"Was halten sie von hundert Euro?"
Herr Schmidt hielt sehr viel von Euros. Es wurden mehr als hundert. Und auch weit mehr als nur ein Interview.

Morgens um sechs kam ein offizielle Haftbefehl rein. Einbruch, Entführung, Mord. Ein Troll namens Goliath und ein Elf namens Drag. Straßennamen. Auch die Namen ihrer gefälschten SINs waren bekannt.
"Jetzt wissen wir auch, wie gefährlich sie sind. Wir lassen lieber die Finger von denen..." Sascha sah zu seinem Vorgesetzten. "Aber..."
"Klar, aber kein Grund, sich nicht nen Tag mit jeder Menge Spaß zu gönnen!"
"Genau: Trogtriade!"
Er funkte alle Kollegen an. Wer als erstes zehn Trolle eingebuchtet hatte, hatte gewonnen. Im Pott waren 500 Öcken.

"Herzlich willkommen bei Aktenzeichen xy ungelöst. Das BKA sowie das LKA Groß-Frankfurt bittet um ihre Mithilfe. Gesucht werden zwei äußerst gefährliche Verbrecher. Hier sehen sie Goliath, einen skrupellosen Mörder sowie seinen magisch begabten Komplizen Drag..."

"Willkommen bei "Taph!". Sicher haben sie bereits folgendes Video gesehen, das heute Nacht viral ging. Hier sehen sie die ersten Originalaufnahmen vom Schönen und dem Biest. Vorsicht, die beiden sind weiterhin flüchtig und könnten jederzeit auch vor ihrer Haustüre stehen! ..."

"Sicher haben auch Sie bereits das Video des jungen Ben Schmidt gesehen, das er heute Nacht auf P2 veröfentlicht hat. Darauf zu sehen ist die missglückte Festnahme zweier gefährlicher Verbrecher durch das LKA Groß-Frankfurt. Aus diesem Anlass widmet sch "Verbrechen der Woche" heute mit der Entführung einer gewissen Melanie Wimmer aus der Psychiatrie der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Sehen sie hier die Aufnahmen der Sicherheitskameras, die uns zugespielt wurden..."

Er schaute auf die Berichte. Goliath. Drag. Eine Sache, die zu erledigen war. Alamos 20k vergisst nicht.

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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 03. September 2020, 13:20:04
Zur Übersicht:
Goliath =  Björn T. unvercyberter Troll, der immer mit ner Axt zur Schießerei kommt.
Sven = Jens Ulrich Mr. Nice Guy mit Scharfschützengewehr und dreks-schnell mit seinen Ki-Kräften
Drag = Marek Kranz ein elfischer Schamane, den man nicht beleidigen sollte
und
Bembel. Troll. Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über seine eingebildete KFS-Infektion und religiöse Fantasien die Welt zurecht.

Karte Berlin: https://www.google.com/maps/d/u/0/viewer?ll=52.4352771816388%2C13.505803110436577&z=12&mid=169_vmun1anwzlbZkuOyL1XJ1O1iSBRU1 (https://www.google.com/maps/d/u/0/viewer?ll=52.4352771816388%2C13.505803110436577&z=12&mid=169_vmun1anwzlbZkuOyL1XJ1O1iSBRU1)

Kiffnick = Köpenick
Höllendorf = Marzahn-Hellersdorf
Crope = Gropiusstadt
Lberg = Lichtenberg
Punkau = Pankow
FKB = Friedrichshain - Kreuzberg
Klein - Chiba = Renrakusan
Drakenberg = SK Tempelhof
Chawi = Charlottenburg - Wilmersdorf
Atzwalde = Aztech - Schönwalde
Jewühl = AG Siemensstadt
Oburg = Oranienburg
Rdorf = Reinickendorf
Fsee = Falkensee
Zdorf = Zehlendorf
Sfeld = Schönefeld
STFD = Strausberg - Fredersdorf

Bembel´s Back in Berlin
30.a
Weihnachtszeit. Die Zeit der Erwartung. Das gilt für mich doppelt. Nein, streng genommen dreifach. Einmal natürlich Weihnachten. Dann der Anruf, den ich Seven versprochen hatte. Mal schauen, ob sie ihr Jüngelchen ausgenommen hat und jetzt in die Schatten geht. Was solls. Ich habe noch Urlaub und bereite erst einmal alles vor. Denn vielleicht wird es auch das letzte halbwegs Vernünftige, das ich tun kann, denn ab Februar kann jederzeit der Ruf der Vory kommen. Payback.
Egal, Fairlight Komm rausgekramt und eine Nummer in Berlin angerufen. Seven wird erst einmal irgendwo untertauchen müssen. Zur Not auch ohne SIN. Jemand nimmt ab. Wortlos. Kein Bild.
"Käptn? Alles klar bei Dir?" Bild schaltete sich zu.
"Hoi U.. Bembel. Was los?"
"Wollte erst mal abchecken, ob du noch am Start bist. Kann ich ma vorbei kommen?"
"Klar."
"Immer noch am Hafen?"
"Klar."
"Dann bis morgen."
"Klar."
Käptn Haddock. Kein Wort zu viel. Trip nach Berlin per Bahn gebucht. Noch heute Abend. Morgen ist der 01.12. und ich trete meinen wohlverdienten Urlaub an. Rucksack mit meinem ganzen Kleinkram eingepackt. Die beiden Überlebensmesser, die ich mir in die Stiefel stecke, erinnern mich an Chummer, die draufgegangen sind und Chummer, die die Nerven verloren haben. Neben dem Standard-Kampfmesser noch eines mit Silberklinge und eines aus Holz. Werwesen und Vampire. Die Browning stecke ich mit einigen Magazinen Gel-, Standard- und Silber-Muni ein. Werwesen, Vampire, Geister, Magier. Das waren die Dinge, vor denen man sich in Acht nehmen musste. Ich höre meinen Ausbilder: "Egal, wie hoch die feindliche Feuerkraft ist, töte zuerst den Magier!" Die Erfahrung gab ihm Recht und mein neuer Ultaschall-Sensor im Kopf wird mir auch helfen, falls sie sich unsichtbar machen. Im Zug kommen komische Gedanken hoch. Ob der Vampir am Müggelsee wohl überlebt hat, den wir damals in die Luft gejagt haben? Ob die verfallene Kirche am Müggelsee wohl noch steht? Oder die Försterei? Aber über allem legte sich ein Verlangen: Döneeeeeeer! Berlin war, wenn man in Höllendorf bei Ali nen Döner zieht!
Am Bahnhof steige ich in die S-Bahn Richtung Rathaus Steglitz in Crope. Von dort in einem Taxi zu meinem Lieblings-Döner. Ali hatte immer 24/7 offen. Aber Drek! In Höllendorf muss ich erfahren, dass Alis Döner abgefackelt wurde. Vor paar Monaten. Mit Ali drinne. So ne Scheiße. Also weiter im Taxi nach Kiffnick. Hafen. Neben den ganzen Schmugglern und Vory-Schlägern fiel ich nicht groß auf. Als ich die Tür zur Kneipe öffnete, war es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Sogar Haddock saß noch an seinem Tisch ganz hinten. Mit Kapitänsmütze und Pfeife im Mund. Er winkt mir.
"Bembel.", nickt er mir zu.
"Hoi. Muss mich erst mal eindecken. Hab da an dich gedacht. N Rattenbike, ne AK97 mit Unterlauf-GW, smart..."
"Wie wärs mit der neuen AK98? Hat nen Granatwerfer gleich eingebaut?"
"...alles klar. Smart, beste Rückstoßdämpfung, Schockpolster und angepassten Griff. 6 Betäubungsgranaten. 100 Gel und 100 Standard."
"Kein Problem."
"Das Bike bitte geriggt."
"Das ist ein Problem. Gibts nich."
"Ok, und ne Wohnung."
"Wie gefährlich darfs denn sein?"
"So standard-gefährlich. Bis Neujahr."
"Klar. Hab was in Höllendorf an der Grenze zu Kiffnick. In Uhlenhorst. Märchenhaus mit den sieben Raben drauf."
Ich schick ihm die Kohle übers Link rüber und mach mich auf den Weg. Ist nicht weit weg. Jade Skull Gang weiß schon Bescheid. Die Zimmer in der unteren Etage sind anscheinend alle auf Trollgröße ausgerichtet. Ich geh in die 010. Erst mal ne Runde pohfen.
Am nächsten Morgen. Irgendwie Kohldampf auf Döner. Also Rucksack auf, AK98 über die Schulter und mit dem Rattenbike den Müggelheimer Damm entlang. Die Gier nach Döner lässt mich an Kirche und Försterei vorbei fahren bis nach Erkner. Lauter Hippies hier. Egal. Erst mal nen Döner und draußen an den Stehtisch gestellt. Einer is keiner, also gleich noch einen hinterher. Auch nach dem zweiten ist noch Platz. Als ich den dritten mampfe, fährt ein Ford an der Bude vorbei. Was älter und hat auch Rost hinten unter der Farbe, aber ein Fabrikauto. Fällt auf, sowas. Muss einer mit Patte sein. Oder jemand, der was zu Sagen hat. Oder beides. Das Komm klingelt. Ich geh einfach ran.
"Ey, was suchstn du hier in Berlin? Willst du uns umlegen?" Irgendwie kommt mir die Stimme bekannt vor. Auffälliger sind aber gerade die drei an der Straßenecke. Einer deutet auf mich. Einer hat n Bier in der Hand. N anderer gibt nen Lolli weiter. Batik-Klams. Wummen. Kein Komm. Ich leg auf. Nehme die AK runter, lege sie auf den Tisch. Im Prinzip schussbereit. Die drei kommen immer naher.
"Ey, du. Was hastn da? Das sehn wer abba gar net gern, so Waffen."
"Dann schau weg."
"Kannst doch net machn. Besorg dir halt ne Tüte."
"Klar Mann, lass mich mal ziehn." Der Typ neben dem Chef gibt mir tatsächlich die Tüte, was der Chef, seinem Gesichtsausdruck nach, nicht billigt. Ich nehme sie ganz langsam, beobachte die drei Hippie-Ganger. Anscheinend die "Bullen" hier im Kiez. Ich zieh nur ganz sanft und beobachte sie scharf. "Guter Stoff.", raunze ich als ich die Tüte zurückgebe. "Haste was fürn Zehner?"" Er hält mir nen komischen Chip hin. Ich leg nen Zehner in bar auf den Tisch.
"Bargeld...?" Er schaut mich erstaunt an. "Haste keinen Chip?"
"Was soll ich mim Chip? Konzerngeld oder was?"
"Nee, einen vom Vesuv." Er deutet auf eine Art Telefonzelle. "Wart mal." Er kramt einen zweiten raus, legt ihn auf den ersten. Die Zahl, die auf dem oberen Chip zu sehen ist, wird immer kleiner.
"Hier, kannste haben." Er erklärte noch was, dass man "was gewinnen" könne oder man muss "was arbeiten". Ich steckte den Chip ein. Er nahm den Zehner in bar. Ich das Dope.
"Gut, ich besorg mir dann nen Präser für mein Teil."
"Ja, klar, Mann, da die Straße runter is eine, die verkauft gebatikte Tücher und so. Die hat sicher was für dich."
"Alles klar."
Als sie gingen, dachte ich wieder an den Anruf. Stimme war irgendwie bekannt... Nummer von "Zivi"... Wer war das noch... Ah, klar, Goliath! Gleich mal zurückrufen.
"Was gibts Goliath?"
"He, warum nennst du mich beim Namen?"
"Warum sollt ich das nicht?"
"Und was suchst du hier in Berlin?"
"Ich mach Urlaub."
"Urlaub. Klar. Du und Urlaub..."
"Und was is mit dir, auch in Berlin oder was?"
"Ja, bin grad an dir vorbei gefahren."
"In nem niegelnagelneuen Ford?"
"He, der is uralt. Haste den Rost nich gesehen?"
"Für Berlin is der nagelneu, Mann."
"Hm, ich komm. Aber nenn mich Björn, ok?"
Was hat der denn?
"Falls ich nicht da bin, bin ich grad noch was einkaufen."
Ich geh die Straße runter. In nem Hauseingang tatsächlich so ne Hippie-Göre, die Batik und Selbstgestricktes verkauft. Völlig entsetzt schaut sie mich an. "Ey, dat jannste dok nit machn, Mann. Dat is ne Waffe , Mann. Dat jeht echt nich, Mann. Dat is jefährlich! Die musste wenigstens einwickeln, Mann!"
"Äh, ja, deswegen bin ich ja da. Ich wollt nen Präser."
"Also, ick wickel mal was. Also, det hiea..." Sie nahm ganz konfus einige Teile wie Einkaufsnetze oder Mützen und hielt sie aneinander. Dann nahm sie ein Batiktuch und eine obskure Ansammlung von Sicherheitsnadeln und steckte mir was zusammen. Bunte Lappen um die Knarre.
"Ick hol dann ma noch Kondome."
Ich klatschte mir innerlich ans Hirn. Die Alte war echt selten doof. "Ne, lass gut sein. Was sollsn kostn?"
"Aber damit hast du noch nicht verdings. Na, wie heißt das. Also nich, dass du dann... Mensch, wie heißt das nochmal, wenn man viele Kinder hat?"
"Kindergarten."
"Ja, genau. Aber ok. Was willstn zahln?"
Ich hielt ihr nen Zehner hin. Schien ihr nicht Recht zu sein.
"Ick nehm kein Jeld, Mann. Jeld tötet. Haste nich was zum Tauschn?"
Ich ziehe als erstes mein Messer. Ne, eigentlich nicht. "Och, das tötet ja auch." Dann krame ich in meinem Rucksack. "Und das tötet... Hm, damit kann man auch jemanden umlegen... Ah, das hier." Ich hole eine kleine Kamera raus und halte sie ihr hin.
"Wasn das? Was kann man denn damit machn?"
"Is ne Kamera, kann man irgendwohin klatschen und was aufnehmen."
"Hey, wie jeil! Ne Kammera. Da können wir uns aufnehmen und..." Sie war so fasziniert, dass sie abwinkte als ich noch eine selbstgestrickte Mütze aufsetzte. Sie war mit der Kamera so sehr beschäftigt, dass ich mir noch nen Pulli mitnahm. Dann ging ich zurück. Von meinem Besuch noch keine Spur am Döner.
Ein Ford hält. Drei steigen aus. Anscheinend sind die alle verkleidet. Goliath erkenne ich nicht wieder. Gut, is halt der Troll. Drag kann ich erkennen. Und noch einer, der mir nix sagt. Sie schauen mich an und stutzen. Ich muss lächerlich aussehen in den Klamotten. Egal.
"Jetzt sag schon, Bembel. Du sollst uns umlegen, oder? Oder warum bist du ausgerechnet jetzt in Berlin?!" Goliath. Paranoid wie immer.
"Und ihr sollt mich umlegen. Oder warum seid ihr ausgerechnet jetzt in Berlin", äffe ich im gleichen Tonfall nach, und dann ernst: "Ich mach Urlaub, Mann. Den letzten Urlaub hab ich gemacht vor", ich schaue auf mein Wegwerf-Komm, "vor zwei Jahren. Zwei Monate Hawaii." Sie schauen mich an, als wolle ich sie verarschen. "Egal, Leute, erst mal was futtern." Für nen vierten is noch Platz.
Goliath stopfte sich den letzten Rest rein. "Iff ol ma Bier", mampfte er vor sich hin und verschwand im Laden.
"Und Bembel, willst du uns jetzt umlegen?" Wieder eine bekannte Stimme.
"...Drag...?"
"Mann, nenn mich Marek! Sag mal, willst du uns verarschen. Ausgerechnet jetzt bist du in Berlin und machst `Uhalahub`", dabei setzte er Gänsefüßchen in die Luft, "ausgerechnet nach dem, was eben passiert ist."
"Was soll passiert sein? Ich bin in Berlin, ihr seid in Berlin. Ich mach Urlaub und ihr... n Job?", riet ich. "Müsst ihr jemanden umlegen? Bin dabei!" Oh Mann monatelang nur geübt. So müssen sich die Dönermänner fühlen. Immer nur für andere einen machen, aber selber nich essen dürfen. Verdammt, ich will endlich wieder mal einen umlegen. Offen, brutal und ehrlich! Dann dämmert es mir. Goliath...Björn, Drag...Marek.
"Ihr musstet untertauchen, oder?"
"Sag mal, du verarscht mich doch. Weiß seit gestern Nacht jeder."
"Gestern Nacht bin ich nach Berlin gefahren."
"Dann schau doch mal, was in Frankfurt passiert ist."
Ich suchte in der Matrix. Börse, Wetter,... weiter zum Lokalteil. Niederursel, Schießerei, Verletzte, Gang, Sternschutz und am Ende: Goliath und Drag als Foto, von schräg oben aufgenommen. Vermutlich aus einen Trid rausgeschnitten. Gesuchte Verbrecher. Ich sah mir das Trid an. Im Schnelldurchgang. Da kam Goliath zurück.
"Musste über die Straße, um n Bier zu holen."
"Habs grad gesehen. Ablenkung, Ablenkung, Abgang. Respekt. Gut gemacht."
Goliath hielt mir n Bier hin. Wir öffneten. Ein Klackern erklang mit einem "Prost".
Der neue heißt Jens. Nur so nebenbei. Außer Goliath und Drag... äh... Björn und Marek war wohl keiner mehr am Leben. Sushi ist in Boston draufgegangen, von Walt und Arty wusste keiner was. Ich hätte Walt schon in der Tiefgarage abknallen sollen.
"Wenigstens ihr denkt noch an euer Versprechen... nein, du. Go...Björn war ja gar nicht dabei."
"Wir sollten mal woanders hin."
Ich stieg auf mein Rattenbike, die anderen in ihren Ford. Drags ...neineinein... Mareks Zimmer. So groß wie eine Drei-Zimmer-Wohnung. Verdammt. Gefüllter Kühlschrank mit Marmelade. Kekse. Jens und Marek sind voll druff. Kekse in Kiffnick... Sie haben tatsächlich nen Job. Ich tippte auf Extraktion. Aber nein. Nahainnn! Sie müssen auf ne pubertierende Tussi aufpassen. So n Party-Girl... Verdammt, wird wieder nix mit Leute umlegen...

30.b
Diese Agnessa Katschmarek hat sich tatsächlich als die Tochter von Doreen Katschmarek entpuppt. Sie ist Vertreterin von STFD im Berliner Ratspräsidium. Ihr soll nichts passieren, aber sie darf sich auch nirgendwo melden. Zwischen dem 24.12. und dem 06.01.79. Sind noch drei Wochen Zeit bis dahin. In zwischen sind wir in Goliaths Wohnung. Eigentlich ein ganzes Haus. Wer bitte flieht aus Frankfurt und bekommt eine Luxusvilla gestellt? Also jeder von denen... Ich schlage ihnen vor, mal zu schauen, ob ich die Lagerung des Pakets organisieren kann. Die Lösung heißt DRK-Festung.
Also den Müggelheimer Damm zurück nach Kiffnick City. Die Festung ist umgeben von einer hohen Mauer mit Stacheldraht. Keine Scharfschützen auf dem Dach zu sehen, dafür ein MG-Nest. Ich umrunde das Gebiet. Einziger Zugang über die Fliederstraße. Da muss man zwischen den zwei Mauern rein ohne Ausweichmöglichkeit. Ringsgwandl hat sich meine Tipps damals nach dem Anschlag zu Herzen genommen. Mit mir kommt ein schrottiger Krankenwagen an. Schrappt rein, ein blutiger Ork wird auf einer Trage transportiert. Als ich reinfahre, geht das Tor zu. Dafür eine Frau in so einer Art selbstgebastelter Ganzkörperpanzerung auf dem Dach. Richtet ihr Sturmgewehr auf mich. Berliner Begrüßung.
"He, Bike runter von unserem Gebiet!"
"Ok, ok...". Ich schiebe das Rattenbike zurück in den Müggelschlößchenweg. Als ich wieder zurückkomme, raunzt sie mich an. "Und? Was willste?"
"Ich wollt mal auf die Preisliste schaun. Was kostet zwei Wochen Koma?"
"Wer bistn du?"
"Bembel."
"Ist das n Notfall?"
"Ne, wir liefern an. Nur zwei Wochen ins Koma legen."
"Aber Ärger bleibt draußen, klar?"
"Klar. Gibts den Ringsgwandl noch?"
"Warum willstn das wissen?"
"Frag für nen Freund, der euch empfohlen hat."
"Also ich frag mal nach." Sie stand da in ihrer Rüstung. An einzelnen Teilen waren rote Kreuze zu sehen, weiß unterlegt. "Ok, also zwei Wochen Koma für drei Tausend."
"Alles klar, ich überbringe mal das Angebot." Dann drehe ich mich noch einmal um: "Ich bin Bembel und wie heißt du?"
Sie schaute ein paar Sekunden: "Sam."
Als ich die Sackgasse zurück zum Bike laufe, höre ich schon Geknatter. Da kommt anscheinend eine Gang. Ich halte meine AK98 bereit und gehe seelenruhig zum Rattenbike. Tatsächlich eine Gang. Hauptsächlich Trolle. Verstärkt durch einen wild zusammengeschraubten Jeep, auf dessen Ladefläche eine MG verschraubt ist. Den Farben nach die Jade Skull Gang. Bei denen bin ich eh untergetaucht. Ist aber nich ihr Turf hier. Der liegt über die Grenze in Höllendorf. Ihre Blicke sagen eindeutig, dass ich störe. Ich tucker davon.
Wieder bei Goliath ... äh ... Björn angekommen ist niemand da. Ich drück auf mein Komm. Goliath und die anderen observieren wohl gerade die Schule der Kleinen. "Und jetzt sag mal ehrlich, du willst uns doch umlegen, oder...?"
"Wenn ihr noch ein verdammtes Mal fragt, o ich euch umlegen will, dann leg ich euch um! Ihr habt das Angebot. Überlegts euch. Zwei Wochen Koma für drei Tausend."
Mannomann, die Paranoia hat sich bei denen echt breit gemacht. Hätte am Tisch vor dem Döner Drag ... Marek nichts über meine KFS-Infektion erzählen sollen. Bin einfach zu vertrauensselig. Außerdem stand auch noch dieser Neue daneben. Vielleicht sollt ich sie doch alle umlegen.
Bevor ich nach Hause fuhr, schaute ich noch beim alten Unterschlupf von Pomorov vorbei. Aber es standen keine Wachen vor dem Unterschlupf. Der Chef der Weißen Vory in Berlin residiert wohl irgendwo anders...

30.c
...ich fahre also weiter. Ich will einfach jemanden verprügeln. Mein Weg führt mich bis hoch nach Punkau. Der Schuppen heißt Zankapfel. Mal schaun, ob er auch verspricht, was sein Name hergibt. Mit meinen selbstgestrickten Pulli unter der Panzerjacke und der bunten Wollmütze auf dem Kopf sollte ich doch ein gefundenes Fressen für den 08/15 Straßenpunk sein. Ich gehe zur Theke und setze noch einen drauf.
"Milch."
"Nen White Russian, kommt sofort."
"Ne, einfach Milch."
Der Barkeeper schaut blöd, aber macht ne Maß voll mit Soymilch. Ich nehme sie in die Hand, drehe mich um, lehne mich an die Bar und strecke mein Gemächt raus. Die sieben Zwerge sind mir gleich aufgefallen. Die sind von irgendeiner Pyromanen-Gang. Name fällt mir nur gerade nicht ein. Gerade drei Meter vor mir sitzen drei Atzies von der The Ivory Blooddrop Band. Lachen über mich. Denken, ich verstehe sie nicht. Als mir einer ins Gesicht lacht, mache ich ein Kussmündchen. Denke, jetzt gehts los, aber... nix... Enttäuscht setze ich mich an einen der freien Tische neben den Zwergen. Lege meine Beine auf nen Stuhl und höre der Band zu.
Komm klingelt "Zivi" ist dran. "Hoi Goliath."
"Björn."
"Äh, Björn, was gibts?"
"Wir sind wieder da. Komm doch vorbei."
"Klar. Halbe Stunde." Vielleicht legt sich jetzt nachts um halb zwei endlich jemand mit mir an.
Ohne Auseinandersetzung komme ich wieder in Kiffnick an. Das luxuriöse Troll-Haus steht dunkel rum. Weit und breit niemand. Nachdem die anderen auf nem Run sind, schau ich mich mal um. Offensichtliche Überwachungskameras an den Häusern. Das Troll-Haus hat auch noch weniger offensichtliche. In der Nähe steht ein Wohnmobil. Anscheinend auch Trollsize. Eine Drohne kommt angeflogen, landet in einem Schacht in der Wand des Troll-Hauses, kommt wenig später wieder raus. Logistik-Drohne.
Motorgeräusch. Der Ford kommt auf den Hof. Björn, Marek und dieser Jens steigen aus. Im Haus ist die Pizza schon fertig (wow, Luxus) und nachdem dann einer mal Licht angemacht hat, konnten auch Marek und Jens was sehen. Anscheinend haben sie noch einiges mehr über ihr Ziel herausgefunden. Irgendwie wollen sie die Wachen nicht töten, aber Marek will auch keinen Loverboy machen. Achja. Wenn sie mich fragen. Ziel muss nicht zwingend überleben. Umlegen, fertig. Aber irgendwie wollen die das ohne Opfer durchziehen. Also vor allem Sven. Marek eigentlich auch. Goliath / Björn und ich werfen uns immer wieder Blicke zu. Da fällt mir ein: Björn steht jetzt auf Ork´Zet. Muss ich mal lernen. Ich gebe zu bedenken, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, Personen aufzuspüren. RFIDs und so. Magisch geht auch was. Marek schaut mich an. Während die anderen noch labern, bestelle ich mir bei Käptn Haddock einen zielgerichteten Störsender. Zimmer im Keller, Störsender an die Decke, fertig.
"Also Störsender ist bestellt und egal, wie das jetzt läuft, ihr wollt sie lagern. Wie wärs, wenn wir das mal klar machen? Wir können gleich zur DRK-Festung. Jetzt wissen wir ja, was wir brauchen. Und wenn ihr euch die Nummer absahnt, kann das nicht schaden." Also nachts um 2.00 Uhr hoch nach Kiffnick-City. Auf dem Dach wieder eine Ganzkörper-Panzerung in weiß mit roten Kreuzen drauf.
"Wer bist du?" Wieder Berliner Begrüßung.
"He Sam, wir kennen uns doch, ich bins, Bembel."
"Ich bin Doro. Was willst du?"
"Also, wir hatten schon mal abgeklärt. Für zwei Wochen Koma drei Tausend. Wir bräuchten jetzt ein Kellerzimmer für drei Wochen, müssten was magisches aufbauen und bewachen ihn selbst."
"Ne, hier kommt keiner rein." Drek, Ringsgwandl hat meine Ratschläge wirklich alle 1:1 umgesetzt... "Ihr wollt also, dass jemand für zwei Wochen verschwindet. Ganz tief unten. Macht sieben Tausend pro Woche."
"Was 14k? Bist du verrückt?"
"Sie meint 21k." Marek schüttelt den Kopf.
"Bist du jetzt völlig durchgeknallt? Ich hatte schon 3k ausgehandelt und jetzt kommst du mir mit unverschämten 21k? Ich will jetzt sofort jemanden sprechen, der was zu sagen hat!" Sie nestelt am Funk. Kurze Zeit später kommt Sam. Sind das Zwillinge? Mit ihr handeln wir aus, dass sie Hausbesuche für uns vereinbart. Preis kann sie noch keinen sagen. Sie knöpft mir zwei hundert für ihre Privat-Nummer ab. Ejahl, dit is Berlin, wa?! Die anderen wissen jetzt zumindest, wo sie hin können, wenn sie verletzt sind.

30.d
Gehe mit Björn die beiden Unterkünfte durch. In Björns vollcomputerisiertem Haus hätten wir ein Badezimmer und einen doppelten begehbaren Kleiderschrank, in denen wir die Kleine unterbringen könnten. Refugium würde auch reinpassen. Nachteil: Wer weiß, wie viel Technik dann ausfällt. Probieren können wir es erst in ein paar Tagen, wenn der Störsender da ist. Außerdem ist das Haus freistehend, also ohne direkte Nachbarn im gleichen Haus. Drags alte Zahnarztpraxis dagegen hat direkte Nachbarn. Im Grunde scheidet sie sofort aus. Oder wir suchen was Neues.
Der Abend ist spät und ich verkrümel mich nach Hause. Die Magschlösser sind noch intakt, das Fenster im Wohnduschklo dagegen nicht. Notdürftig geflickt mit Plast und Gitter. Ich stelle einen Stuhl zwischen Bett und Türe, meine AK darauf, schon auf die Türe ausgerichtet. Mein Kampfmesser stecke ich zwischen Matratze und Gestell. Es beruhigt einfach ungemein, was hartes rundes in der Hand zu halten, während man einschläft...
Am nächsten Mittag eine Nachricht auf meinem Komm. Von Sam. Dr. Martins mit Nummer. Ich rufe an. Er klingt gehetzt und beschäftigt.
"Also, wenns grad nich passt, kann ich auch später nochmal anrufen." Im Hintergrund Fauchen und aufgeregtes Treiben.
"Jetzt habe ick schon abjehoben. Was jeht?"
"Zwei Wochen Koma. Hausbesuche."
"Wie schwer? Homo sapiens?..."
"Wie homo...?"
"Na, das ist doch das, was uns alle verbindet, homo..."
Ich lege auf. Baggert der mich einfach schwul an ohne mich zu kennen. Sachen gibts. Ich düse erstmal los zu Björn.
Als ich vor dem Haus ankommen, klingeln mir schon die Ohren. Trog-Rock. Ah, klar, Björn will die Belastbarkeit der Nachbarn testen. Als ich zur Türe komme, geht sie einfach auf. Vollcomputerisiert. Goliath steht in Unterhose mit seinem Kampfmesser in der Hand im Wohnbereich.
"Ah, auch gerne was hartes rundes in der Hand?"
In diesem Moment kommt Jens aus dem Badezimmer. Frisch geduscht in Unterhose. Alles klar. Der Doc ist eher was für die beiden.
"Der Doc hat mich vorhin voll schwul angemacht. Der könnte was für euch sein." Ich gebe die Nummer weiter. Jens unterhält sich gleich mit ihm. Labert was von Homo sapjens sapjens oder so. Auf jeden kostet der Doc so rund 4k über die Feiertage und das Jahr. Inklusive Drogen.
Jens hat irgendwie in der Matrix auf P2 den Terminplan der Göre gefunden. Ist so ne Influenzerin. Nennt sogar ihre drei Kameras nach irgendwelchen Romanhelden. Zählt die genauso mit Namen auf wie ihre Freunde. Komisches Gör. Also im Moment schwanken wir zwischen "The Gore", einem Szene-Restaurant mit Massaker-Essen. Nennt sich "Kettensägen-Massaker" oder andere Splatter-Namen. Beim letzten Mal musste sie danach in die Klinik. Problem ist nur, dass das ne Woche vor Weihnachten wäre und die Kosten in die Höhe treibt. Oder am 23. auf dem Weihnachtsmarkt. In beiden Fällen Mitte. Viele Leute, hohe Sicherheit. Kommen wir so oder so nicht drum rum. Der Sinn scheint, dass sie die Bescherung verpassen soll. Sie ist orthodox, deshalb ist die erst am 6. Januar. Mir ist nicht ganz klar, ob der Auftraggeber das weiß. Oder ob sie an beiden Tagen beschert wird. Wird ja auch nicht-orthodoxe Freunde haben. Egal. Wir holen sie vor dem 24. von der Straße.

30.e
Während die anderen unterwegs sind, irgendwas für ihren Run auszubaldowern, zieh ich mir in Björns Luxusbude Urban Brawl rein. Die von Messerschmitt-Kawasaki geclonten Cybears gegen die realen Cyberwölfe von der Straße. Ist irgendwie immer wie Runner gegen Konzerntruppen. Leider habe ich keinen Sender über die Desert Wars gefunden. Als die anderen zurückkommen, bestellt sich Björn bei C8 (der Computer-KI des Haushalts) ein Abo für einen Desert-War Sender. Als wir die Panzer und Aufklärungsdrohnen sehen, fachsimpeln wir herum. Kameras in granatenförmigen Behältern, die sich selbst ausrichten oder ein Boomerang mit Kameras. Sachen gibts. Kameras zum Werfen.
Drag macht... Marek macht sich vom Acker und Jens dann auch. Irgendwann rufen sie an und erzählen was von einer Frau mit Katzenohren. Heißt Muschimuschi oder so. Björn geht sie sich mal anschauen. Ich schau mir lieber das Panzerscvhießen in der Mongolei an.

30.f
Wir wollten heute alle ins Murphys Law. Ein Irish Pub in STFD. Da findet jeden Freitag ein Quiz statt, bei dem die Zielperson immer mitmacht. Jens wollte sich das mal anschauen und vielleicht Kontakt herstellen. Nachdem dort tatsächlich der Sternschutz rumfährt, entscheide ich mich dann doch für den Buisness Suite. Hinten im Kragen verstecke ich eine Mini-Kamera und lege mir das Bild auf meine Bildverbindung in der Brille. Kontaktlinsen und Ohrstöpsel rein, die legalen Waffen, Rucksack mit Drohnen, Medkit und Zeug, fertig. Aber hier in Kiffnick mach ich noch auf Kiffnick-Style. Panzerjacke, Helm, bunte selbstgestrickte Klamotten. Bei Björn angekommen, werde ich von Jens noch verkleidet. Sicher ist sicher.
Wir cruisen also im Ford zum Pub und sind erst mal zu früh dran. Also warten. Macht erst um 15.00 Uhr auf. Ne halbe Stunde kann ganz schön lang sein. Und das Quiz ist erst um 19.00 Uhr... Mann, kann man das nicht vorher nachschaun? Parkplätze gibt es hier an der Ringstraße in Hennickendorf genug. Um uns rum viel Freifläche wegen des Sportplatzes zwischen dem Pub und dem Stienitzsee. Bäume und Büsche stehen leider noch. Um drei machen Sven und Marek rein, Björn und ich bleiben hier. Beobachten von schräg gegenüber. Verbindung über Mikro-Transceiver steht. Ich setze uns noch ne Kanmuchi mit Blick auf den Eingang der Bar aufs Autodach. Björn geht zur Pommesbude und haut sich was rein. Futtert alles dort und bringt nix mit. Könnt was vertragen, aber naja, was solls.
Im Pub schlagen sich Marek und Sven mit der Anmeldung zum Quiz rum. Marek hats nicht so mit Computern. Als sie die SIN angeben müssen, sind sie erschrocken. Klar, Drags...Mareks SIN ist erst aufgeflogen. Geben aber beide eine Nummer an. Wow. Drag hat vorgesorgt und ne zweite SIN gehabt, Respekt! Aber die Anmeldung dauerte echt ewig. Die machten rum, ob sie ein Team machen und wie das geht... Naja. Unterhielten sich ewig mit dem Keeper über das Quiz und wie es so abläuft. Um kurz vor fünf fuhr dann eine etwas noblere Kiste vor. Ein Typ in abgerissenem Anzug stieg aus und ging in die Kneipe. Dann Agnessa mit einer Elfe. Sie verhielt sich wie ne Leibwächterin. Das muss die Magierin im Team sein. Ich machte gleich Rapport. "Hoi, sie kommt. Ein Leibwächter kommt voraus und sie mit der Magierin hinterher."
Es dauerte etwas, dann meldete sich Marek: "Ne, der Norm ist der Magier. So weit zu deinen Vorurteilen, Bembel. Und auf Agnessa liegt ein Zauber. Sie kann besser ausweichen." Aha, naja, wenn ers sagt, wirds schon stimmen. Kurze Zeit später kam auf jeden Fall Agnessas Freundin mit Kopftuch dazu. Dann noch ein händchenhaltendes Pärchen. Ich bekam Kohldampf. So n paar Pommes kämen gerade Recht. Ich schau mich nach Drohnen um. Ne Werbedrohne am Himmel und ne Lieferdrohne. Ich schau nochmal die Dächer ab. Tatsächlich, auf der Pommesbude sitzt eine Mikrodrohne. Schwer zu sehen. Ich zoome ran. Quasi ne Fly-Spy. Wie die Konkurrezmarke heißt, habe ich vergessen. Also nix mit Pommes. Björn steckt mir nen Soyriegel zu. Muss halt.
Marek und Sven haben wohl einen Platz neben Agnessas Gruppe erwischt. Die unterhalten sich über einen Regelbruch. Ein Helm wurde einer Leiche abgenommen, der hätte ja sonst was passieren können... Klar, da dämmerts mir. Das Urban Brawl Spiel zwischen den Cybears und den Cyberwölfen. Da war so ein Vorfall. Wird die Rüstung oft genug getroffen, wird sie steif und man bezeichnet den Spieler als "Leiche". Anscheinend waren sie Fans der Wölfe. Zumindest hatten sie Geschmack. Agnessa doziert immer wieder über Kameraeinstellungen und dass der Schiri das wegen irgendwelcher Blickwinkel falsch gesehen hätte.
Dann fährt ein weiterer Ford vor die Kneipe. (Verdammt, hat Ford einen Exclusiv-Vertrag mit Berlin?) Nummernschild ändert sich. Meine Alarmglocken schrillen. Versteckte Drohne, smartes Nummernschild.... Dann steigen noch drei Leute aus, die voll nach Runner riechen. Ein Ork scheint der Fahrer zu sein, Zwerg auf der Beifahrerseite, hinten ein Elf. Der Zwerg schaut Richtung Pommes-Bude. Alles klar.
"Ey Björn, ich glaub, wir haben heut noch n bissl Spaß."
"Hä?"
"Na, schau dir die drei da an. Die riechen doch nach Ärger. Wahrscheinlich ist die Drohne auf der Pommesbude von denen. Lass uns reingehen. Der Wirt will nachher eh dicht machen wegen dem Quiz."
"Äh, wenn du meinst..."
Wir gingen also rein. Hinten aus dem Van raus, damit man mit der Drohne nicht so richtig sieht, wie wir aussteigen. Über die Straße und rein.
"He, lass mal deine Axt draußen. Sowas kommt hier nicht rein."
Unglaublich. Der traut sich was. Dass der noch lebt. Hier in Berlin ist doch jeder bewaffnet. Obwohl... hier ist kein Anarcho-Bezirk... Machste Ärger, kommt der Sternschutz.
Björn ließ sich das nicht gefallen. "Nö, die bleibt bei mir."
"Also entweder is die Axt draußen und du drin oder ihr seid beide draußen. Kannst sie doch im Auto lassen oder womit ihr gekommen seid."
Ich versuche zu beschwichtigen. "Hey, Chummer, da müssen wir ewig zurücklaufen. Kann er die nich einfach da hinter die Bar stellen?"
"Die Axt ist draußen gefährlicher als hier drin." Danke Björn. Das war eine große Hilfe... Aber irgendwie schien der Keeper auf eine Idee zu kommen, so wie der Björn anschaut. Hat hoffentlich gar nicht so richtig mitbekommen, was er eben so von sich gegeben hat.
"Ey, wenn de die Scheibe da drüben triffst, kannst du die hier drin behalten." Er schien von seiner Idee begeistert.
Björn sah sich die Scheibe an. "Die ist dann aber im Arsch. Is schon klar oder?!"
Der Keeper bestand drauf. Die Axt flog. Die Scheibe wurde gespalten. Der Keeper war begeistert. Quetschte Björn gleich aus, wo er das gelernt hat, ob er schon in Schottland oder Norwegen war. So was. Ich behielt die drei Troublemaker über meine Kamera am hinteren Kragen im Auge. Inzwischen hat sich Agnessa mit Jens unterhalten und schoss mit ihm ein Selfie mit Autogramm. Sie schien stolz darauf zu sein, von einem Fan erkannt zu werden. Der Zwerg, der Im Aufnahmewinkel saß, zog schnell seine Kaputze über den Kopf. Innerlich musste ich lachen. Sturmhaube vergessen, hä?! Ich futterte mein Stew, während der Keeper Goliath vollsabbelte. Da standen die drei auf. Ich war voll alarmiert. Aber die gingen nur durch eine Tür durch, auf der "privat" stand. Oh, Mann, klar! Hier treffen sich auch Runner mit Schmitts! War doch selbst schon mal hier und hab einen getroffen. War schon eine Ewigkeit her. Irgendwann als die Welt noch eine große graue Wolke war, kurz nach der OP...
Agnessa hat mit ihren Leuten wohl auch ein Team. Ansonsten waren noch weitere zwei oder drei Gruppen am Start. Der Laden wird tatsächlich runtergefahren. Meine Verbindung zur Kanmuchi auf dem Autodach bricht ab. Der Keeper schiebt ein Metallgitter vor die Tür. und die Fenster Das Quiz beginnt.

30.g
Es traten also, neben Marek und Jens, noch fünf Teams an. Natürlich Team Constanze (so nennt sich Agnessa auf P2), vier Fussballer, ein Pärchen, Team Stammtisch und eine Gruppe alternativer Studies mit nem Nerd und nem Anzugträger als Käptn. So ne Orkin vom Laden stellt die Fragen:
"Kommen wir zue ersten Frage. Kategorie Drache. Welcher Drache landete auf dem Dach der Vereinten Nationen in Genf?"
Ich konnts mir nicht verkneifen und dachte per Buchse in unser Kommsystem: "Einer, der fliegen kann.", was von Björn mit einem "Du bist schlau" honoriert wurde.
Sven kannte tatsächlich die Antwort: "Schneeflocke."
"Genau, Schneeflocke. Aber nachdem das so das einzige ist, woher man den kennt, ... naja. Kommen wir zur zweiten Frage. Kategorie Nightlife. Wie heißen die weltberühmten Clubs mit dem Thema `Die neun Ebenen der Hölle´?"
Reflexmäßig dachte ich "Dantes Inferno" und mein Gedanke wurde übertragen. Seattle... lang ists her. Das ist eine Stadt in der Safehouses alles andere als safe sind... Ah, wieder ein Punkt für uns.
"Dritte Frage. Kategorie Einheimische. Wann wurde bei uns das letzte Gesetz verkündet?"
"2039" war mein Gedanke "Status Flux".
Doch diesmal waren die Alternativen schneller am Buzzer. "Weiß doch jeder, am 7.März 2039."
Elende Streber.
"Vierte Frage. Kategorie Biologie. Welches Tier wäre mit seinem lateinischen Namen ein `Meerbär´?"
Latein, hmmm, da gibt es alte Bibeln in der Sprache. Und Hebräisch, die Sprache Jesu. Sollt ich vielleicht mal lernen...
"Der Eisbär." Die Alternativen holten auch ihren zweiten Punkt.
"Frage fünf. Klatsch & Politik. Welcher Konzerni hatte mal was mit ner waschechten Königin?"
Das Päärchen war am schnellsten: "Jhonny Spinrad."
"Jawoll, die heutige Queen Caroline war mit Jhonny Spinrad zusammen. Vielleicht hätte es noch für die Verlobng gereicht, wenn nicht das ein oder andere Dienstmädchen dazwischen gekommen wäre. Aber nun zu Frage sechs. Alkohol und Getränke. Nenne zwei Getränke, die übersetzt `Wasser des Lebens´ bedeuten."
Am schnellsten war der Stammtisch "Wisky und Wodka."
"Einer ist leider falsch."
Sven buzzerte: "Wisky und Aquavit." Damit hatte er den dritten Punkt.
Frage sieben. Technik. Mit welchem Verfahren arbeitete die zweite Matrix?"
Agnessa sofort am Buzzer. "Die zweite Matrix arbeitete mit dem Peer to Peer Verfahren." Dabei schaute sie mehr in ihre Drohnenkamera als auf die Quiztante.
"Frage acht. Magie und Unterschiedliches."
"Yeah!" hörte man Marek über den Mikrotranceiver.
"Welches war die erste Universität in der ADL, die Thaumaturgie als Ausbildung angeboten hat?"
Noch während der Fragestellung fiel Marek ein: "Oaahh, klar, was hermetisches..."
Zu meiner Überraschung hörte ich Björns Stimme: "Heidelberg vielleicht?"
Marek buzzerte. Und richtg! Vier Punkte.
"Frage neun. Lokales & Geschichte. In welchem Jahr ist die erste Berliner Mauer gefallen?"
Schweigen.
"Weiß einer von euch was?"
"Woher soll ich wissen, wann das erste Mal in Berlin ne Mauer umgefallen ist?!" Habs nur gedacht, aber hey, Leitung war offen...
Sven: "Im Mittelalter vielleicht?"
Mein erster Gedanke war "Joa Mittelalter, so vor 30 bis 40 Jahren. Könnt hinkommen."
Agnessa wusste es: "1989."
"So, liebe Gäste, damit ist das Quiz vorbei..."
Was? Ich drehte mich um. "Ham se nich gesagt, das wären zehn Fragen?"
Sie rollte die Augen. "Also gut, eine Frage extra für dich: Wann haben die elenden Spitzohren es gewagt, unsere schöne Heimat zu nehmen und mit ihren alten Namen zu verschandeln?"
Ich sah Marek innerlich kochen, aber er hatte sich gut unter Kontrolle.
"Äh, wie heißt denn eure Heimat?"
"Irland."
"Also, wenn da lauter Irre sind, solltet ihr froh sein, dass ihr sie los habt."
Fand sie nicht witzig. Der Keeper auch nicht. Die Iren. Einfach kein Humor. Naja, Jens spendierte Agnessa einen Kiba und dann noch mehr. Pics für P2, ich und der Sieger vom Quiz, der mir seine gewonnenen Freidrinks spendiert usw. Dann kickern sie. Wird auch das volle P2-Event draus. Frag nich. Agnessas Leibwächter hatten Angewohnheiten. Der Magier zog einen Kaffee nach dem anderen weg, die Elfe Energy-Drinks ohne Ende.
Die drei Runner von hinten kamen zurück. Der Ork hatte jetzt einen Koffer unter dem Mantel. Als wir gingen war auch die versteckte Drohne auf dem Pommes-Stand weg.

30.h
Jens machte mit seinem Kommlink rum. Anscheinend hatte er eine Nachricht bekommen, die uns voranbringt.
"Hey, meint ihr, ich soll mich mit ihm mal treffen? Vielleicht kann ich ihn überreden, Constanze... äh, Agnessa mitzubringen."
Björn hob eine Augenbraue. "Von was redest du?"
"Na von den Benachrichtigungen auf P2."
"Schiebst du´s ma rüber in der AR?" Ich kramte eines meiner Wegwerf-Komms raus und stellte die Nummer in den Raum. Sven schob einen Screenshot rüber
Svens Screenshot
ID: Constance Armageddon (followed by You)
>>>Sie wurden in 4 MeFeeds getagt<<<
>>>Sie wurden in 4 MeFeeds getagt<<<
Alle in Deckung! Fliegende Äxte!
And the winner is....not us. Team Constance ist doppelter Zweiter geworden.
Gute Gewinner von Team Jens: Mehr Freigetränke!
Das Stadion bebt, wenn der Tisch wackelt.

Mach dish ab; komm ish un ma ish dish um!!!
ID: Groß-Bruder-von-klein-Ork
>>>Follower möchte Ihren Standort abfragen<<< (erlauben: y/n)

Bringst du den Asta-Rocker mit? Wird total fly!
ID: Tron Mc Intosh
>>>Follower hat eine Freundschaftsanfrage und eine Termineinladung geschickt<<<

Hey, wanna touch?
ID: Two-Shiny-Round-Big-Smoth-Mothergiven-Orbs-of-Crystal
>>>Follower hat eine Freundschaftsanfrage geschickt<<<

Hier bin ich mit meinen Mäus‘chen shoppen in Mitte.
ID: mushi-mushi (Friend)
>>>Sie wurden in einem Bild verlinkt<<<

Guten Tag Jens,
wir möchten gerne mehr über Dich erfahren. Wenn Du etwas Zeit hast, dann beantworte unsdoch noch ein paar Fragen in Deinem Profil. Expanding Your Horizon!
Gruß
Jessica
ID: Jessica @TeamP.2-AGS-BER
>>>Service Nachricht<<<
[close]
"Und wen meinst du jetzt?!
"Na, Tom. Ich bring den Atra-Rocker mit", dabei sah er auf Marek, "und er dafür Agnessa. Nur, was ist das für ein Laden bei den Koordinaten da 8 Meter unter der Erde?" Ja, seit die Koordinaten 3D sind, lassen sich Bombardierungen wesentlich effektiver gestalten. Ist einfach knalliger, wenn die Bomben einige Meter über der Erde explodieren.
Ich dachte nach. "Is komisch, liegt in LBerg im Weitlingkiez. Kreuzung Zachertstraße und Lincolnstraße. Das ist Kriegsgebiet zwischen drei Gangs. Erstens den Golden Wolfes. Ne Zwergengang. Dann den Rising Demons, ne Orkgang und der Elefant Association, ne Elfengang. Besser, ihr geht nicht allein. Björn und ich sollten mitkommen."
"Weißt du auch, was da für ein Laden ist, Bembel?"
"Ne, keine Ahnung, mit Bars und so hab ichs nich so."
"Und wie kommen wir da rein, acht Meter unter der Oberfläche?"
"Hm, Keller, U-Bahn, vielleicht sogar ne Falltür? Nach so Sachen müssen wir suchen." Sven hing schon am Kommlink. Hatte Mushi-mushi dran. Die nehmen wir mit.
Bis Mittwoch sind noch zwei Tage. Sven will was über Drohnen lernen, um mit Agnessa besser über ihr Hobby reden zu können. Ich bring ihm bei, zu fliegen, krabbeln, mit den Sensoren umgehen und schießen. Zumindest überall eine kleine Einführung. Autos fahren kann er zumindest schon.
Wir fahren also zum Treffpunkt mitten auf dem Gebiet der Golden Wolfes. Da steht auch schon n Ford-Transporter ohne Reifen auf Backsteinen, in dem Licht brennt. Davor ne Feuerschale. Mushi-mushi mit nem Member und zwei Prospects. Sie kommt zu uns rüber, wir fahren weiter. Stopp ist an der Marie-Curie-Allee. Zwei Blocks vom Eingang entfernt. Hier sind Autowracks aufgetürmt und Leute mit Langwaffen stehen rum. Haben keine Gangfarben, scheint also ne Kiezwehr zu sein. Wir parken, ich statte Marek und Sven mit Mikro-Cams aus. Ansonsten warten Björn und ich hier vorne im Wagen. Haben uns einen schönen unauffälligen Parkplatz fünfzig Meter von der Kreuzung entfernt gesucht.
Marek und Sven gingen durch die Sperre rein. Drin war schon Trubel. Autos mit offenen Türen ließen ihre Boxen krachen. Party-People hier und da. In der Mitte der Kreuzung eine riesige aufgerichtete Klappen einer Plastahl-Falltüre. Wendeltreppe nach unten. An der Garderobe ein Zwerg und zwei Orks. Alle Gangfarben. Als sie auch noch die Pillen mit den Elefanten empfehlen, war klar. Hier ist Friede. Die drei Gangs wollen zusammen einen Reibach machen. Nicht das Dümmste. Der Rest des Abends säuselte dahin. Dieser Tron hatte Agnessa natürlich nicht mitgebracht, laberte aber Marek die ganze Zeit voll, dass sein Kumpel den Sound hier im Laden macht. Trons Enttäuschung war groß, als er mitbekam, dass Marek nur auf Astralrock stand und ihn gar nicht selbst spielte. Da gab es wohl irgendwie ein Missverständnis.
Björn war schon eingedöst. Ich schaute gelangweilt auf die Kameraübertragungen und immer wieder durch die Fenster unseres Fords. Da fielen mir ein paar Autos und Rattenbikes auf, die ohne Licht anfuhren. Schnell weckte ich Björn.
"Björn, Björn, da kommt unser Spaß! Wach auf! Wir feiern gleich Party! Hast du noch n paar echte Granaten für mich? Hab nur Betäubung." Hatte er.
Meine Naniten tanzten Samba. Doc meinte zwar immer, ich wäre sauber und hätte gar kein KFS, aber das musste einfach so sein. Als Kind war ich immer voll brav und habe viel gebetet. Aus irgendeinem Grund hat mich Gott bestraft und zu einem seelenlosen Troll gemacht. Aber Papst Franziskus hat unsere Seelen gerettet. Also MUSS mein gutes Gefühl beim Töten einfach von KFS kommen! Gott hat mich auserwählt als sein Instrument des Zorns!
Als ich die Leute auf den Bikes näher in Augenschein nahm, war ich etwas enttäuscht. Gelb leuchtende Geier als Zeichen. "Oh Mann, die Elektrogeier. Die kann man nich ernst nehmen. Betäubungsschlagstöcke und Taser. Ich lud die AK wieder auf Betäubung um. Da hörten wir einen lauten Knall. Die Geier sind mit einem Fahrzeug durch die Blockade gebrochen.
"Das sind ganz neue Töne bei den Geiern. Lass sie uns umlegen." Goliath... Björn hatte von Anfang an nichts anderes vor. Ich lud wieder auf echte Muni um.
"Nageln und Abfackeln?" Björn nickte.
Die meisten Geier waren auf der Kreuzung, wollten wohl gerade durch die Presche rein. Wir stiegen aus und gingen auf die Straße. Björn deckte die Kreuzung mit Streufeuer ein und ich verschoss eine Granate. Eigentlich sollte sie den Van treffen mit dem SMG auf dem Dach, doch  ich hielt zu kurz vor und das Auto konnte vorbeifahren. So flog die Granate zu weit und - glücklicherweise- mitten in eine Horde Elektrogeier auf ihren Rattenbikes. Das Streufeuer streckte einige Ganger nieder, die zweite Granate saß. Was übrig blieb töteten wir mit kurzen Salven. Wir deckten den Rückzug von Sven und Marek und fuhren davon.
"Wow, ihr habt da ein ganz schönes Gemetzel angerichtet."
"Herr Wachtmeister, ich habe nichts damit zu tun. Es muss sich um eine tragische Verwechslung handeln." Ich nahm das Lachen gar nicht wahr, sondern sonnte mich in meinem Wohlgefühl. Irgendwer hatte irgendwas gesagt. "Das sagen Sie doch nur, weil ich ein Troll bin. Ich will sofort meinen Anwalt sprechen!"

30.i
Als wir losfuhren, machte ich mir Sorgen, dass uns vielleicht doch noch ein paar Elektrogeier folgen könnten. "Hey, Goliath, hast du hier auch Schlitze zum Schießn drin?" Keine Antwort. Beim Umschauen fuhr ich fort: "Is hier noch irgendwas außer der Seitentür, der Heckklappe und dem Beifahrerfenster?"
Als Antwort hörte ich nur ein zorniges Raunzen: "Sprich mich nie weider mit Namen an..."
"Warum? Hab mich doch gerade an Björn gewöhnt..."
"...sonst kannst mich auch gleich Belial nennen."
Ich stutzte und ließ meinen Mnemoverstärker auf Hochtouren laufen. Drek! Ich hab ihn Goliath genannt! Ich schämte mich, während ich mich an meine Anfangszeit in Frankfurt erinnerte, als ich dachte, die Yaks hätten von den Vorys meinen Namen erfahren. Ich hielt den Mund.
"Ich will meine Granaten wieder." Verdammt! Björn war echt angepisst. Ich nahm die übrigen beiden Splitter und beiden Offensivgranaten raus und lud die AK mit Betäubungsgranaten.
Bei Björn im Luxusschuppen schlug Jens vor, wir treffen uns übermorgen, um zum "2BE" in Mitte zu gehen. Ein Oberschichten-Schuppen, in dem Agnessa an diesem Abend sein wird. Sven wollte die Karten über C8 kaufen, der KI des Hauses, bei der Björn wohl ordentlich Kredit hatte, aber Björn wollte nicht, dass dieser Kauf mit dem Haus in Verbindung steht. Kluge Wahl.
Ich fuhr nach Hause, schlief mich erst einmal anständig aus, schaute mir die Berliner Gangs und Bezirke im Laufe des Tages noch einmal genauer an und holte dann einen weiteren Tag später gegen Mittag meinen bestellten Störsender bei Käptn Haddock in einer Kneipe im Hafen von Kiffnick-City ab. Hab dabei noch ordentliche Granaten bestellt. Zwei IR-Rauchgranaten und gut 200 Schuss Muni hab ich gleich mitgenommen. Mann, die Russen haben die lose in 1000er-Kisten...
Trafen uns dann am 8.12. Abends und haben gleich mal den Störsender ausprobiert. Funkt erste Sahne, C8 scheint nicht groß betroffen zu sein. Wenn Marek dann noch sein Magiezeug erledigt hat, ist der Wandschrank bezugfertig.
Sven hat über Muschimuschi noch eine Begleitung für Marek aufgetan. Anscheinend kommt man in den Club nur in weiblicher Begleitung. Die wollen wohl immer Frauenüberschuss haben. Wir fahren also in die Klosterstraße nach Mitte. Marek und Jens sind wieder mit Cam-Chips und Mikrotransceiver bestückt. Unterwegs lamentieren die beiden rum von wegen Frauen und so. Anscheinend sind sie nich so der Aufreißer-Typ.
"Ich weiß eh nich, warum ihr so lang rum macht. Kugel in n Kopf un fertig."
"Bembel, sie soll doch überleben!" Sven war hörbar genervt.
Sie gehen raus und treffen sich mit den beiden. Mushimushis Freundin heißt wohl Desirée und ist auch irgendwie magisch begabt, wie wir aus der Unterhaltung raushören können.
Björn geht mit einem Raunzen von wegen "Bier holen". Als er zurückkam hielt er mir eine Flasche hin mit den Worten: "Wenn du noch einmal meinen Namen sagst hau ich dir eine runter." Ich war irgendwie erleichtert, dass er wieder mit mir sprach. An sich mag ich Trolle nich besonders, aber Goli... äh, Björn war voll ok. "Fly", wie der Tron sagen würde.
"Und, hat einer von ihnen sie schon abgeknutscht?" Björn grinste vor sich hin und wir stießen an.
"Ne, alles Schicki-Micki. Die Mädels machen scharf und die Bubis fallen drauf rein. Vielleicht können wir die wenigstens umlegen."
"Da sagst du was, wenn die so weitermachen, machen wirs auf unsere Art und Weise."
"Klar, aber vorher müssen sie für ihre Sünden büßen." Ich kratzte mich am Sack. "Und diese Agnessa ist die schlimmste. Macht voll auf Ober-Ische."
Tatsächlich waren die vier inzwischen direkt an der Warteschlange vorbei in den Club gegangen, der über vier oder fünf Stockwerke gezogen war. Wir entdeckten gleich den "Kaffemagier". Agnessa war schnell an Hand ihrer drei Drohnen auszumachen. Sie saß dort rum mit ihrer Gang und schaute gekünstelt gelangweilt durch die Gegend. Kurz gegrüßt, dann ging Jens mit Mushimushi und Marek mit Desirée tanzen. Anscheinend entwickelte sich zwischen Marek und ihr etwas. Grrr, Marek, der Womanizer. Hätt ich gar nicht gedacht.
Aber nachdem Björn anscheinend im Spaß das Thema nochmal anschnitt, musste ich doch nochmal nachfragen: "Sag mal, muss die echt am Leben bleiben? Bald is Weihnachten, da muss ich eh beichten und auf zwei, drei Leichen mehr kommts auch nicht an..."
Er sah mich lange an. "Ja!" Er schrie mich beinahe an. Dann schüttelte er sich etwas. "Keine Ahnung, Mann, ich hab irgendwie nen Problem damit, ne 17-jährige einzukerkern, fällt dir nen Grund ein was mich umstimmen könnte?... Verdammt..."
Sieh an, tief in Björn war doch eine softe Seite. Eine Seele. Franziskus hatte Recht: Trolle und Orks sind auch nach Gottes Ebenbild erschaffen!
"Wir schützen sie vor sich selbst. Schau mal, ohne uns wäre die spätestens Neujahr schwanger. Außerdem ist die voll matrixsüchtig. Die braucht mal ne Runde Matrixfasten!"
"Wär mir sogar egal, aber sie spielt nicht in unserem Business." Hm, Björn will keine Zivilisten kalt machen, klar. Aber er hat den Kontrakt. Da muss er jetzt durch.
"DU hast den Job angenommen. Ich mach nur Urlaub." Ich zögerte kurz und fügte dann noch hinzu: "Aber wenn du dich dann besser fühlst, ihr gebt verdammte 5k aus, dass ihr das Koma so angenehm wie möglich gemacht wird."
" Ich MUSSTE den Job annehmen." Und nach einer kurzen Pause: "Würde lieber unsere Auftraggeberin zur Hölle jagen."
"Damit fährst du nie gut."
"Deswegen bin ich ja hier."
"Beiß die Hauer zusammen, sorg dafür, dass sie s überlebt und dann tauchen wir unter."
"Geht klar."
Goliath drehte sich weg und schlürfte gedankenversunken an seinem Bier. Ich beobachtete die Szenerie im 2BE weiter. Anscheinend verabredeten die vier sich mit Agnessa. Geht wohl weiter nach FKB. Mit der U-Bahn. Dummerweise klebt an Jens eine Drohne dran, die ihn beobachtet. Hatte ihm schon beim Tanzen Bescheid gegeben. Draußen zog sie nach oben aus meinem Kamerasichtfeld. Sie gingen in die U-Bahn. Der Kaffeemagier folgte ihnen. Hatte offenbar nichts mit der Drohne zu tun.
Auf der Brücke von Mitte nach FKB standen die Sternis. Allerdings eher bereit, jemanden nach Mitte rein zu verfolgen. Björn fiel hinter uns ein dunkler SUV auf, den er schon vor Agnessas Haus gesehen hatte. Darin ein Typ mit grauen Haaren und eine Frau mit Kopftuch. Björn fuhr eine Schleife. Der SUV fuhr weiter.
An der U-Bahn-Station in der Heinrich-Heine-Straße sahen wir den dunklen SUV wieder. Ich zoomte mit meiner Brille ran. Die Kopftuchtussi im Auto sitzt auffällig steif herum. Etwa so wie Marek, wenn er im Astralraum ist. Scheint die Riggerin zu sein. Der gut angezogene Typ Mitte vierzig mit dem graumellierten Haar schaut konzentriert auf sein Kommlink. Als der Trupp ankommt, folgt ihnen der Kaffeemagier in seinen abgerissenen Klamotten. Er hat keinen Blick für den SUV, der jetzt nach Süden wegfährt und den grauen Herren, der die andere Straßenseite nimmt auf dem Weg. Die Drohne, die an Jens geklebt hat, fliegt voraus. Offenbar sind die drei ein eingespieltes Team. Die Elfe war nicht da, aber auch Leibwächter müssen irgendwann schlafen.
Die Gruppe entschied sich gegen das "Sage" und für den "Tresor", einem Industrial-Schuppen. Wir bleiben mit dem Ford in der Brückenstraße um die Ecke. Ich setze eine Fly-Spy auf Höhe des dritten Stocks ans Sage. Reicht, um die Straße grob zu überblicken. Den Rest machen die Cam-Chips an den Clams von Marek und Jens. Als die Gruppe dort ankommt, fährt der dunkle SUV auf den Parkplatz des Tresor.

30.j
Am Tresor angekommen besticht Agnessa erstmal den Türsteher, damit sie ihre Drohnen mit reinnehmen kann. Drin stehen erstmal Leute mit Gasmasken rum, Gitterboxen mit abgegebenen Sturmgewehren, in der Ecke steht ein Plasmaschweißgerät rum. Den Spinnweben nach zu urteilen schon etwas länger. Die Türsteher tasten die vier nichtmal ab. Gut zu wissen.
Drin lässt Agnessa ihre drei Drohnen Artos, Portos und Aramis, gleich unter die Decke zwischen die Beleuchtung verschwinden. Aus der Tasche nimmt sie eine orangefarbene Kugel. Die nennt sie wohl D´Artagnon. Aus meinen Französisch-Büchern kenn ich die Namen aus irgendeinem bekannten Roman. Und natürlich dem Blockbuster "Vier Muskeltiere für Aschenbrödel". Gut, erwischt, is n Porno, aber was solls... Der SM-Ableger "Die vier Muskeltiere treffen die böse Königin" war übrigens n Flop. Aber ich schweife ab.
Jens hat dann Agnessa in ein Gespräch über Drohnen verwickelt, Die Lehrzeit hatte sich echt gelohnt. Ich habe über Funk noch ein paar gezielte Fragen gestellt. Jetzt wissen wir, dass die drei Musketiere Infrarot und Restlichtverstärkung integriert haben, bei D´Artagnon aber nur der Pilot gepimpt wurde. Hm, wenn wir die kaschen, würde ich mir die Drohnen mitsamt ihrer Steuerung nur zu gerne unter den Nagel reißen, was aber gar nicht so leicht wird, weil die permanent einen Stream an einen Server schicken... Mal schaun. Auf einmal schmeißt jemand was in die Menge. Mit dem Ruf "Granate!" schmeißt sich Jens auf Agnessa. Beide liegen auf dem Boden, wobei Jens´Körper den von Agnessa schützt. Die Granate explodiert. Alle Tänzer rund herum sind mit fluoriszierender Farbe vollgekleckst. Agnessa fängt an zu lachen. Jens hilft ihr wieder hoch. Noch mehrere solcher Granaten werden von einem Typen geworfen. Agnessa will auch unbedingt welche. Jens geht mit ihr zu dem Typen. Als Björn den Preis hört, den der Typ verlangt, sagt er über Funk, dass er es um Längen billiger machen kann. Björn kann so Sachen. Agnessa springt voll auf das Angebot an. Jens darf ihr nun einige Farbgranaten besorgen. Sie will das als Überraschung wahrscheinlich für diesen Schultag, wo sie mit Drohnen rumballern dürfen. Als Anzahlung legt Agnessa ihren Arm um Jens. Gegen Mitternacht muss Agnessa gehen (Sagen ihr vermutlich ihre Aufpasser, dass sie nun gehen muss).
Jens, Marek, Mushimushi und Desirée werden noch bis zur U-Bahn von der Drohne verfolgt. Dann nicht mehr. Sie fahren eine Station weiter und gehen ins Schrapnell. Liegt am Michaelkirchplatz. Kirche steht auch noch.  Die beiden Damen haben sich sicherheitshalber Kopftücher aufgesetzt. Klar, hier lungern auch die Jihad-Ganger rum. Besser is.
Ne Stunde später fahren wir alle zurück. Sven übernachtet bei Björn. Ich wünsch den beiden Süßen mit nem Augenzwinkern noch viel Spaß. Kein Akt. Ich fahre heim und träume von meinem Urlaub auf Hawaii. Schon viel zu lange her.

30.k
Wir haben uns dann am 15. getroffen und Jens hat uns alle verkleidet. Anscheinend liebt er die Herausforderung und hat mich zu einer Trollfrau mit Kopftuch um die Hörner ummodelliert. Drückt mir einfach ein rosa Troll-Tütü in die Hand. Schade, dass ich meine rosa Kiddie, meine Raiden in Frankfurt habe und nicht hier. Würde das Bild abrunden. Björn hatte sogar eine ToDo-Liste geschrieben:
0. Kommlinks aus, SINs deaktivieren
1. bahnunterführung räumen
2. jens flirtet mit agnessa
3. ausschalten der leibwachen
4. drag's gedankenkontrolle
5. jens' spritze
6. Agnessa + drohnen einsammeln
7. FLUCHT
Waren schon um halb fünf an der Bahnunterführung hinter der Schule. Der Van wurde auf dem Bahnhofsparkplatz 100 Meter entfernt abgestellt. Wir zogen die Spritze für Sven auf. Also erst versuchte ich es, aber das war doch schwerer als erwartet. Zum Glück kennt sich Björn mit Waffenbau besser aus.
Björn machte auf Holzfäller und hatte seine Axt dabei. Marek ist sein Azubi. Die beiden waren im Park hinter der Unterführung. Jens ging auf die Schulseite auf den Bahnsteig und wartete. Ich blieb im Van auf dem Parkplatz. Eine Sternie-Streife fuhr am Bahnhof vorbei, ein Asia-Food-Transporter stellte sich auf den Parkplatz. Der japanischen Beschriftung nach war das wirklich ein Transporter und kein Imbiss-Wagen. Auf der Beifaher-Seite liegt ein tätowierter Unterarm im offenen Fenster. Verdächtig. Aber von den vier bekannten Leibwächtern war keiner tätowiert. Zumindest wäre es noch nicht aufgefallen. Ganz im Gegenteil, ihr Style war eher anzugmäßig. Trotzdem mal im Auge behalten.
Agnessa hatte 15 Min Verspätung und kam mit ihrem "Teach", ihrem ach so coolen Lehrer. Was ich so über Mikrotranceiver mitbekam testeten sie die Farbgranaten an einem Baum zwischen dem Bahnsteig und dem Parkplatz. Anscheinend lief alles zu voller Zufriedenheit, denn der "Teach" zahlte die Kohle und ging mit den Granaten und der selbstgebauten Schuldohne davon. Sven ludt Agnessa noch auf einen Spaziergang ein. Der fiel nix Besseres ein, als ihre Follower darüber abstimmen zu lassen, ob sie im oder gegen den Uhrzeigersinn um den See laufen wollen... Mann, die nervt total... Ich mache schon mal die Seitentür auf. Hier auf dem letzten Parkplatz an der vom Parkplatz abgewandten Seite. AK bereit. Sven und Agnessa sind auf der anderen Seite angekommen. Keine Leibwächter weit und breit, nur die Drohne. Worauf warten die eigentlich noch...
"Drag, machst du jetzt endlich mal hinne...?!"
Es geht los. Aber Drag... Marek gibt mir kein Go-Signal...

30.l
Gehen wir also einmal den Plan durch:
0. Kommlinks aus, SINs deaktivieren
Done. Problem war dann nur, dass Sven die Nachrichten von Agnessa nicht bekam, dass sie sich 15 Min verspätet. Zum Glück hat er sein Link nochmal kurz angemacht.
1. Bahnunterführung räumen
Björn hat den drei Ork-Gangern, die immer an der Unterführung rumlungern, um Kiddies abzuziehen, klar gemacht, dass sie für zwei Stunden verschwinden. Fürn Hunni.
2. Jens flirtet mit Agnessa
Aber sowas von. Für genug Likes würde die sich sogar schwängern lassen.
3. Ausschalten der Leibwachen
Keine da. Also vielleicht in dem Japsen-Transporter. Aber von den bekannten Personenschützern ist nix zu sehen.
4. Drags Gedankenkontrolle
Done. Später erzählte Drag, dass er Agnessa zwang, auf dem Stream Werbung zu schalten.
5. Svens Spritze
Done.
Und ab da wurden die Lücken in unserem Plan mehr und mehr klar...
Marek subvokalisierte irgendwas. Für mich war das das "Go". Also raus aus der Heckklappe, kurz gezielt und die Drohne über Marek, Björn, Sven und Agnessa runtergeholt. Entfernung: 120 Meter. War kein Problem. Anscheinend wurde die nicht von einem Rigger gesteuert. Vermutlich einfach kalt über eine Drohnensteuerung. Verdammt, 120 Meter. Das ist definitiv zu weit für den Störsender. Nachdem die an den Standort von Agnessa gebunden sind, müssen sie sie halt herbringen zum Parkplatz vom S-Bahnhof Petershagen Nord. Ich gebe durch "Agnessa herbringen" und schaue erstmal nach dem tätowierten Arm. Der ist weg. Dafür waren vier Leute unterwegs, Anzug mit Kaputze, Pistole, Katana. Drek! Sind die schnell! Also direkt an die Front des Ford Titan und auf einen der beiden draufgehalten. Sie schienen überrascht zu sein, denn bis zur zweiten Salve kam keine bleierne Antwort. Die zweite Salve streckte ihn nieder. Der andere ging in Deckung. Über den Mikrotransceiver bekam ich mit, dass die drei mit Agnessa zum Auto zurück kamen. Der Typ in Deckung schoss auf mich. Automatikpistolen. Zum Glück war er vielleicht schnell aber mit Schusswaffen umgehen eher ein Amateur. Schnell zum Heck. Zweite Gruppe am Vorrücken hintern. Salven empfingen mich. Die erste traf auch gleich, blieb aber zum Glück in der Panzerjacke hängen. Der zweiten konnte ich ausweichen. Der Ford Titan mit der Japsenaufschrift setzte zurück. Heckklappe und Seitentüre öffnen sich dabei. Ich setze eine Splittergranate rein. Mit ein wenig Glück trifft die auch noch den Samurai da oben. Während ich einigen Kugeln ausweiche, lege ich noch den einen im Süden um und bekomme mit wie der Typ im Norden ins Auto will. Wieder zur Front des Fords, um besseres Schussfeld zu haben und eine Betäubungsgranate in die Heckklappe. Dummerweise hat mir Björn nur eine Splittergranate gegeben. Und meine Bestellung kommt erst morgen... Als ich die Granate abfeuere, bekomme ich im Süden eine schnelle Bewegung in der Luft mit. Eine Drohne... Sofort ne Salve drauf. Sie verschwindet hinter dem Bahnhofsgebäude. Wieder ans Heck, Der Typ rennt zum Auto. Wieder zur Front, den Typen an der Beifahrertür abknallen. Macht "Tack". Smartgun zeigt leeres Magazin in der AK. Marek gab irgendwas von "noch mehr Drohnen" durch. Deshalb schoss ich keine weitere Betäubungsgranate in den Van, in den der letzte Pistolero sprang und sich flach auf den Boden warf. Ich warf das Magazin aus und ludt nach. Mit Betäubungskram machste nix gegen Drohnen. Die Heckklappe ging zu. Keine Drohnen. Verdammt. Also wieder zum Heck, schlechteres Schussfeld, aber Betäubungsgranate durch die offene Seitentür in den Van rein. Zeitgleich kam Björn mit seiner Axt in der Hand am Ford Titan an und schwang sich auf den Fahrersitz. Sven kam auch mit Agnessa auf den Schultern angelaufen. Während er Agnessa ins Auto wuchtete, hob ich das leere Magazin auf und sprang auch in den Wagen. Sven kam rein, ich schnappte mir den Störsender und richtete die Waffe auf Agnessa. "Hol die Drohnen runter." Drek! Die war ja ohnmächtig... Marek war weit und breit nicht zu sehen. Björn setzte mit dem Ford zurück. Die drei Drohnen der Influencerin folgten dem Van...
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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 28. November 2020, 17:48:34
Bembel´s Back in Berlin 2
30.m
Wir fuhren rückwärts vom Parkplatz bis zum Weg zur Unterführung runter. Ich schaffte es, eine Drohne mit dem Störsender von der Matrix abzuschneiden. Drek! Sie stürzte nicht ab, sondern blieb an Ort und Stelle. Glücklicherweise schwebte sie auf Höhe des Vans und "flog" quasi im Vorbeigehen in den Ford Titan. Ich schnappte sie mir und steckte sie in eines der Netze, die an den Sitzlehnen angebracht waren. Das dauerte aber viel zu lange. Marek hatte etwas von Drohnen und einem Auto erzählt...und dass sein Geist den Astralraum gesäubert hätte. Ich nahm also wieder die AK. Björn brach im Rückwärtsgang durch ein Gebüsch. Sven knallte eine Dobermann-Drohne ab, die von der Unterführung hochkam. Ich sah den verschleierten Marek, der in den Van kam und hielt auf den Motorblock des SUV, der über die Wege des Parks ankam.  Die zweite Salve erledigte die Arbeit. Beim Exit öfnete ich noch einmal die Seitentür und schluckte die Gel-Kugeln der Drohne, die sich hinter dem Bahnhof versteckt hatte. Sie hätten sonst Marek getroffen und damit wäre unsere magische Rückendeckung weg.
Die Sternis waren schneller als wir erwartet hatten. Der näheste Übergang über die A10 war schon zu. Wir versuchten es weiter südlich. Auch Sternies. Wir mussten in der eingebrochenen Dunkelheit bis Rüdersdorf runter bis wir über die Schöneicher Landstraße unter der Autobahn durchkamen. Auf dem Feldweg saß eine Reiterin auf einem Pferd und sah dem Ford Titan hinterher. Irgendwie hatte ich das Gefühl, irgendetwas vergessen zu haben...

30.n
...ne, der Störsender war noch auf Agnessa und die Drohne ausgerichtet. Unterwegs in Höllendorf an der Grenze zu Kiffnick, in Woltersdorf in der August-Bebel-Straße gabs ne Schießerei. Paar Leute haben sich an ein Haus zurückgezogen, auf der Straße ein paar Leichen. Ein Auto steht mit offenen Türen quer auf der Straße. Raubritter? Björn stellt den Ford Titan auf die Seite und ist ganz heiß auf den Fight. Wenn einer das verstehen kann, dann ich. Oh Mann, der zieht wieder mit seiner Axt los... Jens und ich geben ihm Feuerschutz. Die fünf am Haus haben zwar Wummen, können aber kaum damit umgehen. Goliath spaltet einen der Leute, die über die Mauer hüpfen. Moment... irgendwas stimmt nicht, die haben gar keinen Respekt vor der Axt. Ganger auf Kamikaze? Ich zoome ran und sehe...
"Ghuuuule" schallt es aus dem Van, in dem Marek aus dem Astralraum zurückkam. Gleich nach vorne und Björn Feuerschutzgegeben.
"Ghule, lass dich nicht beißen", war die Warnung an Björn, die subvokal noch raus musste. Mit vereinter Feuerkraft war die Lage schnell unter Kontrolle. Jens hat mit dem Scharfschützengewehr echt was drauf. Ich sicherte schnell das offene Auto. Niemand drin, Kindersitz leer, Airbags offen, Ghul liegt überfahren unter dem Fahrzeug. Zurück zum Titan.
Bei Björn angekommen erst mal Agnessa in den begehbaren Wandschrank gelegt. Drek, der ist so groß wie das Zimmer, das mir der Käptn besorgt hat! Störsender drüber. Jens ruft den Doc an. Doc Martins. Als der kommt, hat der an allem was zu meckern. Vor allem am Störsender. Macht noch Witze, was wir mit dem Mädchen noch machen würden ("aber für moralische Beurteilungen werde ich hier nicht bezahlt...") Björn gesellt sich in Shorts und Kampfmesser dazu. So wie sich der Doc aufführt, lebt der nicht mehr lange. Aber Jens ist voller Geduld. Künstliche Ernährung, Betäubung, alles steht.
Abgeschminkt hol ich mir erstmal was aus dem Kühli und knall mich vor den Trid. Desert Wars. Drek. Gesperrt. Kindersicherung. Naja. Erstmal B1, Nachrichten. Die Yaks haben am Bahnhof in Petershagen (STFD) ein junges Mädchen entführt. Der Verdächtige wird gerade präsentiert, Haben einige Leichen seiner Handlanger gefunden. Was ein Glück! Vor ein paar Minuten waren wir da noch! Stell sich einer vor, wir wären in diese Schießerei gekommen! Die anderen meinen, wir wären das gewesen. Kann aber gar nicht sein, denn die haben ein Mädchen entführt. Wir haben nur ein Mädchen mitgenommen und geben ihm eine sichere Unterkunft über die Feiertage. An Weihnachten sollte niemand auf der Straße leben müssen!
Ich zieh mir noch ne Stunde Desert Wars rein. Björn hat vor dem Wandschrank Stellung bezogen. Ich schaue ihn so an und frage mich, ob er schwach wird. Nein. Er will nur sicher gehen, dass der armen Seele von Mädchen nichts passiert. Marek schaut mich irgendwie reserviert an...
Egal, ich bin zu müde. Ein paar ruchlose Seelen in die Hölle geschickt und eine zarte Mädchenseele gerettet. So muss Weihnachten sein. Ich sollte zu Hause mal schauen, in welcher Kirche ich in die Christmette gehe.

30.o
Knatter also in meinen Kiffnick-Sachen auf dem Rattenbike zurück in meine Bude. Draußen noch nen Krabbler postiert, um zu wissen, was vor der Wohnungstür abgeht. Das Haar ist noch in die Tür geklemmt, also war vermutlich keiner drin. Aber Möglichkeiten gibts immer... War aber diesmal nicht so. Also Zähne putzen, pullern und ab ins Bett. AK und Kampfmesser wie gewohnt griffbereit. Am Morgen dann n Anruf. Björn. Irgendwas is. Sag ihm, bin in ner halben Stunde da.
Stell meine Kiste gerade auf dem Hof ab als Björn aus der Garage kommt.
"Willste die Kiste nich lieber reinstellen?"
"Klar, was los?"
"War Besuch da."
"Paar Ganger oder was?" Seiner Reaktion nach nicht. "Verdammt, wie haben die uns so schnell gefunden...? Is der Störsender doch am Arsch?"
"Drag is drin. Frag den. Kannst dich am Kühlschrank bedienen."
Mach ich auch. Türe geht auf. Ab in die Kücke. Echtes Futter. Rein mit. Mach noch ein Tablett voll und nehm den Joint mit, der auf dem Tisch liegt. Da fällt mir noch was ein. "Björn, gibst mal noch den Desert-War-Channel frei?" Macht er auch gleich.
Im Schlafzimmer am begehbaren Schrank Marek und Jens. "Was los?" Ich schau Marek an.
"Ich muss mal weg, was kaufen."
"Und Björn?"
"Der muss eine drei Meter hohe Tanne liefern."
Ich überlege, was für ein Code hinter drei Meter hohe Tanne stecken könnte. Drei Leute umlegen? Nen drei Meter großen Troll umnieten? Egal. Dann kommt mir wieder, was Björn schon angedeutet hatte. "Wer war denn da? Ganger?"
"Nein. Jemand im Astralraum. Aber nur unsere Auftraggeberin. Ich habe ihren Geist getötet." Mareks Brust straffte sich vor Stolz.
Also, ist jetzt nicht so, dass ich ihm nicht glaube,... aber... doch. "...und deswegen hauen Björn und du jetzt ab und lassen mich und den Neuen zurück. Klar. Hälst mich für völlig blöd?!?"
"Nein, echt, ich brauche noch Sachen, um das Refugium noch aufzustocken und Marek muss echt eine Tanne liefern. Job von seiner Fake-SIN und so..."
Oh Mann... Das ist so verrückt, das kann kaum ne Lüge sein. Ich stell also das Tablett aufs Bett. Noch nen Happen. Die Tüte ist dann wohl gestorben. Und Desert Wars auch. "...also grün... Geister... hab hier nur die Spielzeug-AK und nicht mal panzerbrechende Mun. Sich mit nem Geist anlegen, wird gewagt..."
"Nein, alles gut. Bin auch bald zurück."
Zur Sicherheit schalte ich meinen neuen Ultraschall-Sensor im Kopf ein. Nur für den Fall, dass hier was unsichtbar rumkreucht... Zur Sicherheit ziehe ich schon mal mein Kampfmesser. Diesen Jens behalte ich mal im Auge während ich ihm demonstrativ den Rücken zukehre... Drag hat mich schon die ganze Zeit über schräg angeschaut. Der ist ausgefuchst. Wer weiß, was der mir vorspielt...

30.p
Freitag, 16.12., wir kümmern uns um n paar Fehlermeldungen, die 8c uns immer wieder anzeigt. Ein paar sind klar. Fenster und Türen, die immer wieder die Verbindung zum Haus-Host mit seinem Agenten verlieren. Kurz überlegt, dann nehme ich die verschiedenen Frequenzen von Türen, Fenstern, Kommlinks, Mikrotransceivern u.ä. Gedöns raus. Medizinische Sachen vom Doc lass ich drin. Außerdem gibts wohl noch ein paar Signale, die wirklich von der Ausrüstung von Agnessa kommen. Schau mal in die Tasche. Als erstes fällt mir die Drohnensteuerung von Maersk in die Hand. Mannomann... um Welten besser als meine... Ich pack sie mal zur Drohne und mach mit den andern ein Geschäft. Gebe ihnen für Drohne und Steuerung zusammen 15k. Ist so in etwa das, was man bei nem Schieber für kriegen würde. Anruf beim Käptn sagt, ich kann heute Abend meine Bestellung abholen. Wunderbar.
Björn meint, in der Stromlast vom Haus wäre ein Abfall. Würde wohl am Verteilerkasten liegen. Und tatsächlich, da geht ein Kabel weg. Hat sogar jemand eine Warnhülle draufgemacht. Baustelle und so. Ich setze meine Spy-Fly ans Hausdach und beobachte den Kasten. Björn trennt das Kabel ab.
Am Abend mach ich mich auf den Weg nach Kiffnick-City. Treff da den Käptn in seiner Hafenkneipe. Alle Granaten wunderbar da. APDS leider nicht auf Vorrat. Egal. Ich nehm noch ne Betäubungsgranate für den Granatwerfer mit und zwei Viererpacks Flash-Bangs, mit denen "er mich zuscheißen" kann. Mach noch was aus wegen nem Hardware-Typen Anfang/Mitte Januar wegen Drohne und Steuerung. Wäre kein Problem, meint er.
Ich bin fast zu Hause, als mir meine Drohne eine Bewegung meldet, mich über Komm informiert und das Komm beginnt mit der Aufnahme. Irgendwas Großes ist da unten. Mein Bike kommt kurz ins Schlingern und schon ist der Typ weg. Björn hat ihn wohl auch entdeckt. Rennt Richtung Bahngleise über das Brachland, aber weit und breit nix zu sehen. Ich lasse die Drohne Björn folgen. Auf dem Rückweg zum Kasten fällt mir der baufälluge Bauwagen hinter dem Haus auf. Werd ich mir ansehen, sobald ich da bin. Stelle gerade mein Bike ab, als ich von der Drohne schon wieder eine Nachricht bekomme. Schleiche mich an die Hausecke. N Troll am Stromkasten. Hat irgendein Zeichen hinten drauf. Kenns aber nicht. Als ich näher schleiche, sehe ich eine gekreuzte Axt und einen Wasserschlauch. "FFW Rahnsdorf".  Ich mach jetzt kein langes Ding draus. Der Troll hieß Dieter und hat sich im Bauwagen eingezeckt. Den Strom braucht er für die Heizung. Ich hab Björn tatsächlich überzeugen können, ihn nicht umzunieten. Dafür haben wir zusammen im Bauwagen n Bierchen gezischt. Dieter hat mich zum Vereinstreffen (Weihnachtsfeier) am Mittwoch (21.) eingeladen. Werd da mal vorbeischauen.
Am Montag (19.) bekam Björn, also seine "Holzfäller-SIN", einen Feed zugeschickt. Weihnachtsfeier im Rathaus von STFD. Frau Katschmarek war sehr geknickt. Immer wieder trösteten sie Leute, legten den Arm auf ihren Unterarm und so was. Im Hintergrund entdeckten die anderen eine Elfe mit Brille, die immer wieder über den Brillenrand genau in die Kamera sah. War wohl eine Sicherheitstussi, der Jens mal ne Kugel verpasst hat. Die waren alle etwas überrascht, dass sie noch lebt. Fragten sich, ob sie das wohl persönlich genommen hat. Auf jeden Fall arbeitet die wohl für den Schmitt von diesem Run.
Am Mittwoch, den 21. bin ich mal bei der Vereinsfeier der FFW Rahnsdorf vorbei. Zwei Dutzend Erwachsene und Kinder. Neben Dieter gibts nur noch einen Troll. Hab mit Dieter bissl Small-Talk gemacht. Hab dann auch Joachim kennen gelernt. Ist wohl sowas wie der Chef der Bande. Zumindest ist der am längsten dabei. Die FFW Rahnsdorf hat wohl einfach weiter gemacht als der Status Flux ausgerufen wurde. Lassen wohl bei Bränden einfach Geräte mitgehen und verscheuern die. Hab nen Hunni für mein Leitungswasser dagelassen. Als Spende. S Bier wollt ich denen nicht wegsaufen. Falls ich länger in Berlin bleibe, mal paar Kontakte knüpfen.
Am 24. habe ich Sam von der DRK-Festung angerufen, ob sie mit mir in die Messe kommen will. Is nich ihr Ding, also gehe ich in meinem Buissness-Suite von der Stange alleine rein. Und am 25. auch noch mal.
Im Luxus-Troll-Haus von Björn lassen sich die Tage gut ertragen. Ich habe in der Zwischenzeit mein ganzes Zeug geholt, was noch in meiner Bude in Höllendorf war, also Wäsche und so. Jetzt penn ich einfach da. Mit Zugriff auf lecker Kühli und Desert Wars und Urban Brawl. Grün hoch drei! Sylvester hab ich gar nich mitbekommen. Nur der Doc Martins schaut immer mal vorbei.

30.q
Am Mi, 4.1.79, rief ich für Björn und Marek bei meinem Kontakt "Hin und Weg" an. Ich kannte die von der Untergrundsache in Frankfurt, wo wir (Thema magische Türschlüssel) in der Kanalisation eine Tür für die Capones öffneten (a propos, was ist aus denen geworden?). Am Ende wollten sie aber doch nicht. Die 3,75k pro Person wollten sie einfach anders investieren. Oder einfach im Sitzen geschmuggelt werden. Das käme bei denen auf 10k/Person. Dafür geht alles echt schnell.
Am Fr, 6.1., ging Marek wegen seinem Neuen Gesicht in die DRK Festung. Hatte einen Gesprächstermin für ein Vorgespräch.
Käptn Haddock hatte für uns nen SIN-Dealer aufgetan. Ihr Name war Frau Mesmer und die hat eindeutig nen Hau. Hält sich für die Oberpsychiaterin. Alle haben Bindungsprobleme mit der Mama und so. Die SIN gibt es dann als Therapie... Anscheinend hat sie Zugriff auf die SINS von frisch Verstorbenen. Zumindest konnte sie Marek sofort eine SIN anbieten für 10k. Wenn er eh schon sein Gesicht operieren lässt. Hat er angenommen und bekam eine 3D-Ansicht des Kopfes.
Am Samstag (7.1.) brachte tatsächlich Doc Martins Melanie in eine Klinik in der Innenstadt. Gegen kleine Gebühr natürlich. Dann war das geklärt. Ich zog mit Björn los, um Drohnensteuerung und Drohne zu den Koordinaten zu bringen, wo der Hardware-Heini rumhängt, den der Käptn mir besorgt hat. Am Ende wars am Kreuzbasar. Mit dem Ford Titan kamen wir da natürlich nicht rein. Der Käptn konnte mir auch keine KommNr geben, aber kurz darauf kam ein Typ namens Franz. N Zwerg mit nem Bollerwagen. Auf dem eine Metallkiste mit Generator und Schalter. Da legten wir alles rein, der Zwerg machte den Schutz an, Björn fuhr wieder los und ab zur Werkstatt. Der Typ, der sie (mit) betrieb hieß Tarek und war n Typ ganz ohne Komm. Berlin. Lauter Durchgeknallte. Zum Glück hat sein Gehilfe Franz eins. Die ganze Werkstatt war auch nochmal geschützt. Saubere Sache. Für 1k wurde der versehentliche Fehler an den beiden Teilen behoben, dass sie nicht mir gehörten.
Danach schaute ich mich um, ob ich meine Knarren hier in irgendein Schließfach bekomme. Das Dumme war nur, dass der Zugang zu sicheren Schließfächern an mehrern Detektoren vorbeiführt (wie am Hauptbahnhof) und die anderen waren nur Blechkisten. Teilweise schon aufgebrochen. Also ab zum Käptn. Für 500 im Jahr hab ich jetzt n Koffer in Berlin. Rattenbike, Störsender, AK98, Mun und Granaten. Wer weiß, wozu das mal nütze ist. Dann fiel mir ein, dass meine Wohnung an Sylvester ausgelaufen ist. Also nochmal zu Björn. Darf tatsächlich noch ne Nacht da pennen. Morgen nochmal Marek nach der OP besuchen und dann nach Frankfurt. Als ich anfing, im Razzang und ähnlichen Rigger-Magazinen nach Navy zu suchen, wurde ich wieder Sentimental. Am Ende heulte ich rotzbesoffen Björn die Ohren voll von wegen, dass Navy schon zwei Monate keine Rennen mehr gefahren ist und ob die noch lebt und wie gut die aussieht und so. Die Antwort war goliathmäßig. "Wenn ich sie sehe, richte ich ihr Grüße von Dir aus." Habs erst nicht kapiert und fand das eine gute Idee, aber dann hab ich kapiert, dass  er mich verarscht. Besoffen fiel ich ins Bett. Am nächsten Morgen war Björn nicht mehr da. Nur noch ein E-Paper auf dem Küchentisch: "Wenn ihr mich sucht, bring ich euch um." Typisch Goliath. Der wird jetzt alle Verbindungen kappen und sich hier in Berlin ein neues Leben aufbauen. Warum auch nicht.
Jens kam vorbei und mit ihm zusammen gings zur DRK-Festung. Dort erfuhren wir, dass "Herr Marek" verstorben sei. Sogar eine Urne mit Asche wollte man uns übergeben. Wow, Ringsgwandl hat echt ganze Arbeit geleistet. Nicht nur, dass er alle meine Ratschläge in Punkto Sicherheit umgesetzt hat, er hat auch hochprofessionelles Personal! Ich verabschiedete mich von Jens und  fuhr am nächsten Tag (Mo, 9.1.) mit dem Zug zurück nach Frankfurt. Werd mich erst mal um ne neue Wohnung kümmern müssen.

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In der Zwischenzeit bei Echo
Mit Zion, einer Kleinschieberin, machte ich die Hardware-Sachen klar, die Jenji mir gab. Ein echt teures Deck! Und dazu gab es noch Daten! Hammer! Zum Glück kennt sich Zion mit Hardware echt gut aus. Ich nich so. Knack dafür dann die Codes.
Beim Surfen durch die Matrix kam mir eine super Idee. Wenn beim Tamagochi was drin war, was mit dem Code der Falle verschmolzen ist, muss es sich selbst befreien. Ich muss nur eine Tür öffnen. So machte ich mich daran, eine komplexe Form zu entwickeln. Ich ludt sie immer wieder auf die Schattenboards hoch und sammelte Ideen von anderen Technomancern. Dazu lernte ich immer weiter, nicht nur komplexe Formen zu meinem Schutz, sondern auch eine, um Geräte in der Matrix zu zerstören. Das Weben fiel mir auch zusehends leichter. Zwischendurch immer wieder Anfragen von Jens und natürlich Herrn Takeshi.
Ich probierte Coriolis (so nannten inzwischen alle die neue komplexe Form) am Tamagochi aus. Ich löschte den Code, bei dem ich mir sicher war, dass es ausschließlich zur Falle gehörte und konnte besser mit dem Gefangenen sprechen, aber er konnte sich nicht selbst befreien. Also löschte ich auch noch die Daten, bei denen ich mir nicht sicher war. Nun waren die Worte kaum noch hörbar. Also fasste ich ein Herz und ging rein. Ich schnappte mir das Wesen und führte es hinaus. Anscheinend war der Mund teilweise verschwunden und der Rest ...vernäht? Ich machte die Löschung des unsicheren Codes rückgängig und der Mund war wieder da. Ein Teil des Codes konnte nicht mehr wiederhergestellt werden. Musste die Falle sein. Die Persona vor mir war - verwirrt. Und hatte anscheinend alles vergessen. Ich konnte eine Spur an ihr finden, die von ihr wegging. Ich fand das Ziel und analysierte es gerade. Ob Gerät, Host oder was auch immer, konnte ich nicht sagen. Auf jeden Fall etwas uraltes, steht laut GPS in Niederrad.
Als auf einmal die Hölle losbrach. Jede Menge Decker, Mancer und Sprites von oben und von unten prallten aufeinander. Aus Reflex versteckte ich mich. Das Tamagochi versteckte ich im Resonanzraum. Es dauerte einige Zeit, bis ich wusste, worum es ging: eine Gruppe versuchte, etwas anzugreifen, eine andere, es zu verteidigen. Für die Angreifer sah es eher mau aus. Ich sah mir dieses Etwas genauer an. Es war von Ares. Ares...Niederrad... könnte der Zeppelin sein... Ich schlich mich hin. Ein anderer Mancer war auf einmal neben mir und sprach mich an! Wie konnte der nur meine Deckung durchdringen?! Während ich dem Gerät mit meinen Resonanzspikes Schaden zufügte, meinte er, er würde mich schon lange suchen. Er gab mir eine Nummer, ich wischte sie auf einen Chip, der an meinen Körper geklebt war. Wieder ein Spike gegen das Gerät. Mist. Der Typ neben mir wurde von einem Sprite angegriffen. Ein weiteres sah lange in meine Richtung. Der Mancer neben mir hatte alle Mühe, ein Sprite zu kompilieren. Kurz war es da, dann doch nicht mehr. Drek! Erst entdeckt er mich und das andere Sprite fragt sich wohl gerade, wer von den beiden der echte ist und wer die Spiegelpersona... In einem letzten Schlag legte ich mehr Kraft als mein Geist verkraften könnte. Ich aktivierte einige Chips und legte alles in den Schlag, was ich konnte. Das Icon zerbarst. Log out!

Ich rief die Nummer an. Der Typ war irgendwie heiß drauf, mich zu treffen. Weil ich der erste wäre, dessen Spur er hätte finden können. Drek! War ich auf den Schattenboards zu unvorsichtig bei der Entwicklung von Coriolis? Egal. Er kannte die Teufelsratte, meine Einsatz-Persona. Herr Takeshi meinte, er könne mich nicht schützen, wenn das wirklich eine Falle wäre. Also schickte ich ihn erst einmal auf einen einsamen Parkplatz im NO von Frankfurt. Er war alleine, so weit ich es mit meinem Fliegenden Auge sehen konnte. Also schickte ich ihn in die U-Bahn-Station am Schweizer Platz. Wir konnten uns direkt über AR erkennen und stiegen zusammen in einen Zug. Er war genauso paranoid wie ich, nur suchte er einen Lehrer. Eine Zwickmühle, die ich verstehen konnte. Wir verbrachten mitten in der Nacht einige Stunden in einem Sarghotel im Bahnhofsviertel. Ich zeigte ihm einige komplexe Formen, sprach mit ihm über die Resonanz (die hatte er noch nie gesehen, also noch keine Wandlung) und wir verabredeten, unsere Sprites in Zukunft zusammen zu kompilieren und zu registrieren. Bei seinem ersten Puppenspieler war er genauso "erfolgreich" wie ich damals... Werde ihn mal mit meinen Leuten bekannt machen. Er heißt Tai Nagato.  Ansonsten halte ich weiter für Herrn Takeshi die Augen offen und lerne, lerne, lerne... Achja, die Neo-A´s aus Niederrad haben den Zeppelin abgeschossen, den der FBV in Koop mit Ares zur Überwachung in den Himmel gebracht haben. A propos Neo-A´s. Der Anführer heißt laut Nagato Lunic. Nagato will mir als Gefallen das Gerät ausfindig machen, das dort vor Ort ist und das letzte mal vor 20 Jahren online war. Wegen Tamagochi und so.

Herr Takeshi hatte die Daten aus den Chips von Frau Mayer vom BIS sowie ihr Deck verscheuert. Da kam sogar für mich ein nettes Sümmchen dabei herum, ob wohl ich nur 5% bekam. Auf dem Rechner war noch ein TacNet. Nicht nur ein einfaches, nein ein relativ gutes. Das steckte ich für die Gruppe ab. Beim nächsten Einsatz werden sie froh sein. Eine Elfin namens Navy kam vorbei und unterhielt sich mit Herrn Takeshi unter vier Augen. Mit Sven, Drag und Chenji machte ich ein Treffen in einer Eishalle klar. Herr Takeshi hielt ein Treffen im Wagner für zu gewagt. In der Eishalle machte Herr Takeshi Drag den Vorschlag, ihm seinen Anteil (knapp 80k) zu überlassen, Goliath hätte das auch getan. Damit wären sie quitt. (War deshalb diese Navy da?) Tat er auch.

Komm meldet sich. Nagato. Er hätte jemanden, der an KFS erkrankt ist. Super! Kann ich endlich Coriolis ausprobieren. Aber Drek, dazu muss ich in den Block. Mitten durchs Ganggebiet in Oberrad ins Herz, zu den Neo-A´s in die schwarze Festung.
"Ich komme, wenn Airwalk für meine Sicherheit bürgt", meinte ich und wagte noch einen Schuss ins Blaue, "und Goliath auch."
Die Antwort ließ etwas auf sich warten. "Grün.. Machen sie."
Ah, hatte ich Recht. Goliath ist mit Airwalk und Melanie Wimmer untergetaucht. Patientenakte hatte ich damals aus der Resonanz wieder beschafft. Dann wird sie die Patientin sein. Damit sollte ich sicher sein. Zumindest so lange mir Frau Wimmer nicht unter der Hand wegstirbt. "Aber an den angegebenen Punkt kann ich nicht kommen, das überlebe ich nicht." Wir einigten uns auf das Stadion der Frankfurt Massakers. Liegt an der Grenze von Sachsenhausen zu Oberrad.
"Wann kannst du denn da sein?"
"Wenn ich mich gleich auf meinen Hobel schwinge, so in ner Stunde?"
"Alles klar. Aber hast du nicht Angst, dass dir dein Bike da geklaut wird?"
"Ach was, ich hab ne prima Diebstahlsicherung!"
Ich setzte mich auf meinen hammer Dodge Scoot mit seinen vier Rückspiegeln, deren Halterungen von blau-weißen und schwarz-weißen Spiralen geschmückt wurden. Der Lenker hatte links und rechts je einen Fuchsschwanz. Hinten ragte eine dünne Metallstange mit rotem Fähnchen in die Luft. Ich öffnete die dreistellige Diebstahlsicherung, klickte das Fahradschloss um den Sitz und drehte voll auf.
Am Treffpunkt brach Nagato schon in Lachen aus noch bevor mein Scheinwerfer ihn erfasste.
"Geiler Hobel... hammer... die Diebstahlsicherung..." Der Typ kriegte sich gar nicht mehr ein.
"Style kann man sich nich kaufen, damit wird man geboren!" Er lachte immer weiter und ich wurde immer wütender. "Jetzt krieg dich endlich ein oder ich mach dein verdammtes Kommlink kaputt." Er kriegte sich ein - mit Mühe.
"Wo zur Hölle sind eigentlich Airwalk und Goliath?"
"Keine Panik, ich bring dich schon lebend rein."
Ich sah mir Nagato genauer an. Ein Hemd wie ich. Ich wusste, er hatte eine Pistole. Sein schwarzes Halstuch, das er heute trug, wird uns kaum retten... Also gut, über die Offenbacher Landstraße rein. Und es kam wie es kommen musste. An der Kirche hielten drei Orks auf Motorrädern auf uns zu. Nagato blieb ruhig. Der Anführer sprach Nagato direkt an: "Ei Gude wie, wo machstn hie?" Leck mich fett, die unterhielten sich wie alte Kumpel, während mir hier der Arsch auf Grundeis geht! Spätestens als der Ork namens Yorkh mich musterte. Als wir weiterliefen, meinte ich nur: "Gut, dass ich mir Unterhosen zum Wechseln mitgebracht habe..."
Nagato lachte sich kaputt. "Weißt du, ich bin auf der Straße aufgewachsen. Selbst wenn ich Yorkh nicht kennen würde, wüsste ich zumindest, wie man mit Gangern redet..."

Airwalk erwartete uns am Eingang zur schwarzen Festung. Wir gingen in eine Wohnung in einem Hochhaus. Sogar der Aufzug funktionierte. Airwalk öffnete uns die Türe. Goliath stemmte im Wohnzimmer seine Handeln und im Schlafzimmer lag Melanie Wimmer an einer großen Anzahl von Schläuchen. Die Krankenschwester hieß Jolene. Eine mürrische Hexe. Ist vermutlich ganz dicke mit Goliath... Eigentlich wollte ich gleich loslegen, aber ein Problem folgte auf das nächste. Nagato nervte total mit seinen Nachfragen, aber leider traf erimmer wieder einen Punkt. Am Ende schmiss und Jolene raus mit den Worten "Kommt wieder, wenn ihr nen Plan habt." Auslöser war glaub ich als wir meinten, Lunic müsse den Knoten von Oberrad runterfahren... Ja, wohin mit der KI, wenn sie erst mal raus ist...

Dann lernte ich erst einmal, dass Essen und Schlafen hier im Block echt n Problem ist. Jolene gab mir was zu Futtern und bei irgend nem Kumpel von Nagato konnt ich pennen. Die zahlen hier tatsächlich mit Gefallen. Oder tauschen.
Wir planten also alles durch. Kompilierten und registrierten zwei Maschinen-Sprites, um das öffentliche und das lokale Gitter zu schützen und die KI eher in eines der Konzerngitter zu lotsen. Airwalk habe ich darauf vorbereitet, dass er seine Schwester vermutlich foltern muss. Er sagte nichts dazu. Die Art von nichts sagen, die so viel sagt, wisst ihr?
Dann ging es los. Jolene hatte einen alten Krankenwagen mit schwarzem Kreuz drauf besorgt. Sie meinte, bis zu Nagatos Wohnung in Offenbach wäre das kein Problem. (Ganz schön vertrauensseelig, dieser Nagato). Goliath konnte wohl nicht mit. Klar. Interpol sucht ihn. Aber Jolene hatte noch zwei Orks organisiert, die uns Frau Wimmer hoch trugen. Also waren wir vier mit der Patientin in Nagatos Wohnung.
Wir bauten ein Metagitter auf. Unsere beiden Maschinen-Sprites belegten die Zugänge zum öffentlichen Gitter und zum Offenbacher LTG mit Rauschen. Ich wob mir ein Spiegelbild und dann ging es los. Ich legte meine Hand auf Frau Wimmers Stirn und wob Coriolis. Das etwas in ihr, das laufend versuchte, eine Art Verbindung aufzubauen, wandt sich. Das konnte auch daran liegen, dass Jolene irgendetwas vorbereitet hatte, um die Naniten zu dezimieren. Die Naniten riefen allerdings tatsächlich in die Matrix. Eine Nachricht. Sie drohten mir, meine Firewall hielt. Airwalk fing an, sene Schwester zu verbrennen mit Jolenes Gerät. Angeblich sind das Schmerzen als würde man gegrillt werden.
Nagato meldete sich, die Naniten würden Kontakt mit mir aufbauen.
"Unterbinde das!"
"Alles klar."
Die Naniten entzogen sich mir. Ich versuchte, sie weiter zu bekämpfen, aber sie entzogen sich mir komplett und ich war... getrennt von Frau Wimmer. Nagato hatte mich getrennt. Einfach meine Hand von ihr gelöst. Innerlich ging ich an die Decke. Ich schrie herum. Nur als ich gegen etwas trat, war ich still, denn ich hatte mir dabei meinen Fuß verstaucht...
"Verdammt, ich wollte doch nur verhindern, dass dich die Naniten übernehmen."
Klar, Nagato hatte die ganze Zeit schon rumgemurrt, dass das alles schief geht. Aber mir ging die Hutschnur hoch. "Sag mal, glaubst du, das ist hier Ringelpieps mit Anfassen? Was glaubst du, was das hier wird? Das ist harte Scheiße hier, du hast doch gesehen, was ein Schwund auf mich zugerollt ist!" Dann kam mir das Bild, dass Nagato nur zusah. Er konnte lediglich ein Metagitter erschaffen. Den Resonanzraum hatte er noch nie gesehen. Ich kam langsam runter.
Airwalk tuschelte mit Jolene und lotste Nagato ans Fenster. Drek! Der will ihn doch nicht umbringen?!! Zum Glück nicht. Er klickte die Handschellen um eines serner Handgelenke und um die Heizung. Jolene brannte die verfärbte Handfläche aus. Ich sah während des fürchterlichen Schreis und dem weiteren frischen Gestank von verbrannten Fleisch auf meine Hand. Neben der extrem verfärbten Handfläche hatte ich auch noch einen Handabdruck am Handgelenk. Die Schreie von Nagato brachen ab.
Als Jolene fertig war, hielt ich Airwalk meine Hand hin und murmelte vor mich hin: "Kampf erfordert Opfer." Ich wurde ohnmächtig.

Ich kam zu mir in einem Raum ohne Fenster. Ein paar Lichter waren an. Neben mir kam Nagato gerade zu Bewusstsein. Ich sah nach meinen Sachen. Waren da. Zumindest wurden wir nicht ausgeraubt. Sonst war hier nur noch ein weiteres leeres Krankenbett. Beim Anziehen stritten wir uns. Nein, nicht über das, was passiert ist. Der Kerl meinte allen Ernstes, man dürfe eine KI oder Melanie Wimmer nicht foltern. Er war Pazifist. Klar. Was n Opfer. Zum Glück sah er ein, dass die KI Melanie Wimmer als Geisel genommen hat. Und wir schicken die KI nur dahin zurück, wo sie herkam. Aber mann, hey, der ist echt kirre. Wird in den Schatten nicht lange leben.
Wir gingen durch die Tür nach draußen in einen Gang. Anscheinend gab es hier Bewegungsmelder, denn das Licht ging an. Auch fensterlos. Vermutlich Keller. Ich machs kurz: Wir waren auf dem Turf der "Goblinized Spikes" und die beiden Orks, die wir trafen, schuldeten Jolene noch einen Gefallen. So kamen wir aus dem Keller des St. Katharinen-Krankenhauses. Nagato brachte mich noch zu meinem Hobel zurück. Irgendjemand hatte mein Vorderrad abmontiert und mit der Diebstahlsicherung ganz oben an der Laterne aufgehängt...

Mit Taxi und meinem kaputten Hobel nach Hause. Doc Kleinschmiedt angerufen. AB. Erst mal pennen. Termin beim Doc gemacht. Vorher bei "Fix, Flott  Fly" vorbei. Rad reparieren lassen, gleich noch nen neuen Außenspiegel mit Spirale um die Halterung gekauft. Danach zum Doc, Medis, also Schlafmittel für Melanie besorgt. Die "Apotheke", also der Kiosk, der sowas unter der Hand verscheuerte, legte noch ein Päckchen Taschentücher drauf. In verschiedenen Aldi-Reals kaufte ich noch für 500 EU selbsterhitzende Nudelsuppen zusammen. Für Jolene. Einfach weil sie geholfen hat.

Nagato wieder am Link. Lunic will mich sprechen. Im Hirsch an der roten Meile. Rote Meile war ein Abschnitt der Offenbacher Landstraße. Noch nicht im Block, aber wohl auch kein Gang-Gebiet mehr. Der Hirsch war ein Restaurant dort. Lunic ludt uns zum Essen ein und wollte mich abklopfen. Melanie war wohl einige Stunden klar bis alles wieder langsam anfing. Für meine Hilfe bei ihr will er mich tatsächlich zu meinem Ziel in Oberrad bringen. Mit Schutz, weil Ghul-Gebiet. (Wow, da häte ich Nagato wohl in den Tod geschickt...). Ich muss nur eine Hardware-Kiste besorgen...

Nagato rief mich an. Lunic hätte wohl alles vorbereitet. Also wieder mit dem Hobel zum Heimstadion der Frankfurt Massakers. Hobel wieder abgeschlossen (Die Diebstahlsicherung hat jetzt vier Ziffern!). Mit Nagato wieder rein. Die Goblinized Spikes kannten mich schon. Am Treffpunkt ein zusammengeflickter Jeep. Zwei Orks mit Sturmgewehren.
"Lunic hat gemeint, du hast was zu tun?" Er wies auf den Rücksitz. "Dann gehen wirs mal an."
Komische Leute. Fragen nicht nach Geld. Anscheinend war das von Lunic schon abgedeckt. Seine Hardware-Kiste hatte ich auf jeden Fall dabei. Wir fuhren immer weiter in den Süden von Oberrad und kamen an eine mannshohe (also normhohe) Steinmauer. Sie öffneten ein doppelflügliches metallenes Gittertor. Es quietschte laut. Dahinter ein verwucherter Garten. Immer wieder Steine dazwischen. Wir fuhren bis zum Geo-Ping im Süd-Osten.
"Irgendwo hier muss  es sein." Ich suchte den Boden spiralförmig vom Punkt aus ab. Da! Unter einem Busch eine leicht leuchtende rote Plastik-Libelle in einem quadradischen Stein eingelassen. Ein kleines Solarpaneel daneben. In der AR war zu lesen: "Libelle -Warrior Prinzess, 204x-2066". Libelle, das erinnert mich doch an irgendwas... Genau! Die Persona in der Matrix stellte sich doch als Libelle vor. Treffer!
Ich legte meine Hand auf die Libelle. Die Codes waren uralt. Sie verlangsamten mich massiv. Dennoch konnte ich die Plastiklibelle meinem Willen unterwerfen. War nicht viel. Textdatei mit dem ausgestrahlten Text, Energieversorgung durch Solarpaneel. Aber eine Leitung ging von dort weg. Durch die Leitung zog noch irgendetwas anderes Saft. Anscheinend sammelt etwas Energie, um immer wieder eine Nachricht zu senden. Ich folgte der Leitung und kam an eine Schnittstelle in einen Bereich, der noch älter war. So alt, dass meine Persona dort nicht mehr laufen würde. Nagato sah mir interessiert zu.
"Pass auf, nach dieser Form hast du mich gefragt." Ich nutzte FAQ, um alles über das Gerät hinter dieser Schnittstelle zu erfahren. Es war ein uraltes Deck mit dem Namen "Fairlight", das zentraler Punkt eines Netzwerks war. Es war durch die Jahre unregelmäßig aktiv, im Sommer regelmäßig aktiver als im Winter. Wenn es genug Energie gesammelt hat, schickt es ein Signal raus. Nächstes Signal dauert allerdings noch ein paar Tage. Weiter waren auf dem Deck zwei völlig veraltete Hacking-Programme (heute völlig nutzlos), ein Kamera-Feed (schwarzes Bild), Musik (Elektro aus England aus den späten 50ern - grüne Mucke!) und eine Systemmap (Cyberaugen und -ohren, Memory, mehrere Datenbuchsen und eine Ares Predator II). Wir gingen raus.
Draußen standen die beiden Orks mit ihren Sturmgewehren rum und hielten Ausschau. Nach Ghulen. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Bilder kamen wieder hoch, wie meine Mutter von Ghulen... Nein! Ich schob die Bilder weg. Mit meinen Händen schob ich den Kies um den kleinen quadratischen Stein mit der Plastik-Libelle weg. Darunter eine massive Steinplatte.
"Ich glaube hinter der Mauer da muss es einen Eingang geben." Ich sah die beiden Orks an, während ich auf die Steinmauer zeigte.
Nagato lachte. "Ich glaube, das ist die Außenmauer." Die beiden Orks stimmten zu.
"Ich kann dir die Platte rausziehen, könnt halt kaputt gehn." Einer der Orks sah mich an. Gesagt getan. Darunter eine abgerissene Leitung und Erde.
"Hast du Werkzeug dabei?" Die Orks sahen mich grinsend an.
"Äh, ne, nur ne Hardware-Kiste. Das war mit Lunic so abgemacht."
"Jeder n Fuffi und wir graben ihn dir aus."
Gesagt, getan. Kurze Zeit später hielt ich einen Cyberschädel in der Hand mit schillernden Augen darin. Cyberware. Die Buchsen darin waren teilweise viel zu klein für die Schädelgröße. Ich tippte auf ein Konzern-Experiment, Nagato auf einen Propeller-Daddy, der das komplette Leben seines Kindes auf SIm-Sin aufzeichnete.
"Brauchst du noch mehr?" Ich nickte den beiden Orks zu. Ein eingedrücktes, feuchtes Cyberdeck. Also zumindest das Gehäuse und eine Pistole. Blitzartig schoss es mir in den Kopf. "Die ersten Matrixstämme... sie formierten sich doch aus Otakus und das waren doch alles Kinder..."
"Wir sollten dringend los. Wird bald dunkel und auf Ghule kann ich verzichten." Der Ork sagte das in einer Gelassenheit.... Also alles zusammenpacken, Plastik-Libelle und Solarpaneel noch drauf und nix wie weg hier... Den Orks gab ich noch ein paar Bierchen aus. Hatten sie verdient.
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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 27. Januar 2021, 08:44:26
7even - magische Göre, die auf Karl Kombatmage Comics steht
Bembel - Troll, Streetsam und Rigger. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht.
Chengi - keine Ahnung, was das ist. Sieht ständig anders aus
Drag - elfischer Schamane mit Dönervogel. Anderes Gesicht, gleicher Straßenname.
Nagato - Asiatische Gesichtszüge. Macht "irgendwas mit Matrix"
Sven - formerly known as Jens formerly known as Sven. Scharfschütze mit schweineschnellen Reflexen.



Darm Stadt
31.a
Zurück in Frankfurt war ich zunächst mit Wohnungssuche beschäftigt. Wenn man für einen Bulldog und einen Dodge Goliath eine Garage braucht, wirds echt etwas teurer. Aber im schönen verschlafenen Obertshausen fand ich ein Haus mit großer Doppelgarage.
Erster Anruf geht an 2-Take. Er muss wissen, dass ich wieder am Start bin.
Nächster Anruf geht an 7even. Klingeln. Sie nimmt ab. "Äh, ja, wer da?"
"Und? Wie schauts?"
"Äh, wer bistn du?"
"Bembel. Das Jahr ist vorbei." Pause. Geräusche im Hintergrund. "Kannst du gerade reden?"
"Naja, bin bei einer Freundin und..."
"Ich ruf nich an, um small-talk zu machen. Willst du raus? Ja oder nein." Schroff abgewürgt. Ist eh ne Barbie. Eine Erinnerung kommt hoch, wie sie versuchte, sich über das Dach in Oberrad an mich anzuschleichen. Vor allem an den Schock in ihren Augen, als ich in die Dachrinne ein paar Zentimeter neben sie geschossen hatte.
"Ja."  Jetzt war ich sprachlos. "Klar, hab ich voll Bock drauf."
"Wo und wann soll ich dich abholen?"
"Ähm, demnächst habe ich frei. Ich ruf dich nochmal an."
"24 Stunden."
"Was?"
"Du hast 24 Stunden, dann gibts diese Nummer nicht mehr."
"Äh, ok."
Verfraggter Drek! Barbie-Girl will Runner werden. Auf der anderen Seite... Drag will sich auch Urlaub nehmen und irgendeine magische Unterstützung braucht man. Mal schaun, wie lange sie durchhält.
Am nächsten Tag ein Anruf. Tatsächlich 7even. "Du, ich komme morgen um 14.00 Uhr Frankfurt HBF an. Kannst mich abholen."
"Klar."
Am nächsten Morgen ein neuer Anruf. Drag. "Äh, ich bins, Bembel. Ähm, also ich hab nen Job. Hast du die Nummer von Echo?"
"Wer zur Hölle ist Echo?"
"Ah, achso, den kennst du noch gar nicht. Welche Nummern hast du denn noch?"
"Naja, deine, Goliaths..."
"...ist untergetaucht..."
"...Jens, Artyon..."
"... nicht mehr da..."
"...Walt..."
"...vermutlich tot..."
"...Proff..."
"...auch nicht mehr da...."
"...eh, willst du mich verarschen? Die eine Hälfte ist tot, die zweite ist untergetaucht und die dritte kenne ich nicht. Was soll denn der ganze Scheiß?"
"So sind die Schatten."
Da war er wieder. Drag, der Profi. Kein äh oder hm. Einfach nur ne Kelle in die Fresse. "Gut, außer Sven und dir..."
"...ich bin nicht dabei..."
Ich atme tief durch. "...kenne ich nur noch einen Neuling. Segelt heute ein. Erinnerst du dich an 7even?"
"Hä? 7even?"
"Grillparty Nudelsalat Einbrechergöre magisch?"
"Ah, die 7even. Also, pass auf. Ich treibe noch ein paar Leute auf. Chenji ...."
"Chenji?"
"... die hats sozial voll drauf. Aber wir brauchen dringend jemanden für die Matrix. Pass suf. Ich ruf durch und gebe dir die Nummern. Ihr müsst zusammen um 17.00 Uhr in diesen Matrixraum kommen." Ein Link traf ein. Jetzt macht Drag schon mit Tech rum. Was passiert als nächstes? Ich kann nur den Kopf schütteln.
Ich will gerade Jens anrufen, da klingelt das Komm. "Echo hat keine Zeit. Aber er kennt einen, der könnte so Matrix-Sachen. Kann ich dem deine Nummer geben?"
"Klar. Aber schicke jetzt nicht jeden zu mir, gib ihnen einfach diese Korrdinaten." Warten. Klingeln.
"Hallo. Es heißt, es gibt einen Job.. Du bist... Bembel?" Junge Männerstimme. Kein Bild.
"Ja. Und du bist?" Bild schaltet sich zu. Ein junger Mann, leicht asiatische Züge.
"Nagato."
"Alles klar. Wir treffen uns um 17.00 Uhr an folgenden Koordinaten." Ich schicke die Koordinaten vom Treffpunkt. Parkplatz mitten im Taunus. Am Altkönig nähe Oberursel. Zur Not baller ich die alle ab und es gibt keine Zeugen. Für meinen Geschmack kenne ich zu viele Leute nicht...
Irgendwas war noch. Na klar! 7even abholen!
Kiddy ins Schmuggelfach vom Bulldog gepackt, genauso einige Ersatzmags. Rucksack mit den üblichen Sachen. Fertig. Was eine Hektik auf einmal.
Ab an den Bahnhof. 7even vom Bahnsteig abgeholt. Die labert in einer Tour. Meine Güte. War ja die ersten 3 Minuten amüsant, aber jetzt... /even doziert gerade über Karl Kombat Mage als ich mir schnell ein paar Pizzen und ne Trage Cola reservieren lasse. Natürlich bei Aldi-Real. Ich geh nochmal durch. Sechs für mich, eine für 7even, eine für Nagato, eine für diese Chenji und eine für ...Sven! Kacke! Sven! Ich hab den Anruf voll verpennt! Ich schmeiße die Pizzen und die Cola in den Kofferraum und lasse meine Riggersteuerung über mein "echtes" Kommlink Sven anrufen.
"Ja, hi Bembel."
"Sven, gibt n Job. 17.00 Uhr. Folgende Koordinaten. Schaffst du das?"
"Wird knapp. Mach mich auf den Weg."
"Alles klar."
Verdammt, hätte fast den einzigen vergessen, dem ich so etwas ähnliches wie trauen kann. Wesentlich besser gelaunt, unterbreche ich 7even einfach. Entweder stört es sie gar nicht, dass ich nicht zuhöre oder es juckt sie einfach nicht. Vielleicht sollte ich sie abknallen. Auf der anderen Seite: magische Unterstützung.
"Sag mal. hast du den Typen ausgenommen, mit dem du vor nem Jahr zusammen warst?"
"Äh, den habe ihn abgeschossen."
"Ah, klar, hast ihn umgelegt."
Sie sieht mich an. "Ich... habe mit ihm Schluss gemacht..."
"Oh, äh, sorry. Berufskrankheit." Zumindest blättert sie jetzt in ihrem Comic rum. Von diesem Karl Kombat Mage. Was n Drek!
Als wir auf dem Parkplatz am Altkönig ankommen, ist der leer. Klar. Januar. Scheißwetter. Irgendwann kommt ein kleines schniekes Auto und eine gut aussehende Asia-Tussi stellt sich daneben. Jung wie 7even, aber mit Panzerjacke und Wumme. 7even labert mich in einer Tour zu. Ich knall sie ab. Irgendwann. Ich öffne das Geheimfach. So ist der Zugriff auf Kiddy schneller, falls was schief geht hier. 7even hat aufgehört zu reden und schaut mich an. Sie erwartet wohl eine Antwort.
"Was?"
"Ob die da drüben zu uns gehört?" Mann, aufgeregt wie ein kleines Kind.
"Auf jeden Fall ist die vom Fach. Zur Not müssen wir sie abknallen." Könnte aber auch diese Chengi sein.
Ein Taxi rollt auf den Parkplatz. Nagato steigt aus, hebt grüßend die Hand und kommt auf uns zu.
"Ne Cola?" begrüße ich ihn und greife in den Kofferraum neben das Geheimfach. Gebe 7even auch eine und gönn mir auch mal was.
"Die da drüben schmeißt ständig Bälle in den Wald." Nagato nickt auf die Tussi am schicken Flitzer. Ich sehe nichts und schaue ihn fragend an. "AR. Pokemon. Ist n Game." Achso. Wen interessierts?
Kurz vor fünf kommt sie rüber. Sie schaut mich an. "Bist du Bembel?" Ich nicke.
"Cola?"
Um fünf kommt ein Tuckern immer näher. Also nicht ein einziges Tuckern, sondern  eine ganze Schlange an Schleppern. Die Traktoren zogen auch noch Wägen mit Spruchbändern drauf. Anscheinend Bauern, die demostrieren wollen. Oder von da kommen. Was weiß ich. Als nach ner gefühlten halben Stunde die ganzen Trecker durch waren, fährt direkt hinter dem letzten Wagen ein Motorrad auf den Parkplatz und hält bei uns. Ist inzwischen 5 nach 5. Jens. Nein. Der heißt wieder Sven. Wegen... der hieß in Berlin nur Jens wegen seiner SIN, die er benutzt hat. Also Leute. Da soll man nicht durchdrehn...
"Also gut. Wir sind etwas spät. Trotzdem sollten wir kurz Nummern für den Run tauschen und uns kurz vorstellen. Also, ich bin Bembel. Rigger und Sam."
"Nagato. Matrix"
"Chengi. Infiltration."
"Sven. Äh, ich kann schießen und so..."
"Also ich bin Sonja Weimer und studiere Alchemie und..."
"Schnauze!!!" schreie ich sie an. "Du bist 7even. Magie." Sie schnappt sofort ein. Ich flüstere weiter "Du kennst diese ganzen Leute nicht, die könnten dich wegen deiner Jacke abknallen oder so. Hast du n Kommlink?"
"Klar."
"Dein echtes?" Sie nickt. Ich rolle die Augen.
"Hier, haste n Wegwerf-Link."
Von der Seite flüstert Chengi rein. "Kann ich irgendwie helfen?" Alle lachen.
Ich schaue etwas irritiert in die Runde. "Also gut, tauschen wir Nummern aus. Dann gehts zum Schmidt."
Nagato machte die Vorhut. Er führte uns zu einem Host, der aussah wie ein uraltes Haus. Kaum waren wir drin, erschien auch schon der Schmidt. Sah aus, wie eine Mangacomic-Figur.
"Sind Sie vollständig?" Wir bejahten. "Gut, hier sind die..."
"Haaalt!. Worum gehts überhaupt und was springt bei raus?" Ich musste ihn stoppen bevor wir alles wissen und nicht mehr zurück können. Aber zu spät. Die Daten lagen vor uns. Aber die vielen Nullen ließen uns verstummen.
"Sie können hier alles sehen. Wenn sie den Job erledigt haben, nutzen sie das Passwort aus der Datei für diesen Raum hier. Ich werde das Passwort nun ändern. Klack, klack, klack. Man sah schwere Metall-Rollläden schließen. Ich hatte schon Angst, eingeschlossen zu sein. Die anderen schauten bereits auf die Daten. Ich sah Nagato an. Für ihn schien alles grün zu sein.
Also gut.
Daten des Auftraggebers
Wir benötigen dringend folgenden Datensatz:
Ordner: Objekt 18 Aurum 1
Der Datensatz enthält 3 verschlüsselte Dateien:
123456789, 987654321 und 111222333


Wir gehen davon aus dass der Datensatz sich in der Nähe dieser Position befindet:
49°53'09.4"N 8°38'55.0"E

Der Datensatz muss vor Ort kopiert und bestenfalls gelöscht werden.
Wir gehen davon aus dass den Angreifern es bisher nicht gelungen ist den Datensatz zu entschlüsseln.

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HeimatADL1elf
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Wir einigten uns noch auf eine exakte Endzeit. Die sieben Tage laufen ab am 26.01. um 24.00 Uhr. Wir verließen das alte Haus.
Zurück auf dem Parkplatz meinte jemand direkt, dass die Koordinaten in Darmstadt wären. Sensfelder Weg. Ein großes Brachgelände, das als Parkplatz genutzt wird. Gleich neben einem Gasturbinenkraftwerk.
"Wollen wir nicht woanders hingehen?" Jens...Sven nahm meinen Gedanken vorweg.
"Hier in der Nähe ist eine alte Hütte im Wald, in der ich mich schon öfter versteckt habe", meinte 7even.
"Die Hütte befindet sich 500m in diese Richtung", sagte Chengi mit Blick auf ihr Komm.
Wir fuhren langsam einen überwucherten Weg rein. Ich ließ ein paar Krabbler bei den Fahrzeugen. Man weiß nie. 7even konnte tatsächlich in den Astralraum gehen und kam zurück. "Also da drin ist voll viel, Ratten und Pflanzen und..."
"...Menschen?" fuhr ich dazwischen?
"Äh, nein."
"Gut, gehen wir."
Wir verteilten erst einmal Pizza und Cola und Nagato suchte was in der Matrix. Dauerte nur. Chengi schmiss sich irgendwie an 7even ran. Die machte das wohl über Komm. Immer mal kam Nagato mit einem Schnipselchen vom Darmstädter Boten an.
2012 "Baugenehmigung Gasturbinenkraftwerk" Artikel war wohl gelöscht.
2024 "Bürgerinitiative gegen Energiezentrale" Artikel war wohl auch gelöscht.
Ich musste mal scheißen. Klar. Klopapier. "Hey, 7even, kann ich das Comic mal haben?"
"Hey, ich wusste es doch, du stehst auch voll auf KKM!" Begeistert gab sie mir ihr Heft.
"Logo. Ich les es aufm Klo."
Als ich mein Geschäft erledigt hatte, riss ich das letzte Blatt raus und wischte mir den Arsch ab.
"Danke 7even." Mit dem Blick eines Hündchens nahm sie ihr Heft zurück.
"Will noch wer Pizza?" Die Zeit, die Nagato für die Suche brauchte, zog sich.
2030 Bürgerinitiative klagt über Wasserverbrauch, Artikel gelöscht.
Nachdem es jetzt schon auf Mitternacht zugeht, schlafen wir erstmal und sehen uns das Ganze morgen in Darmstadt an. Sven ließ ich am HBF raus. 7even wollte nach Niederursel.
"Hast du überhaupt was zum Pennen?" Ich sah sie an.
"Äh, du wohnst doch da, oder?"
Ich lachte. "Schon lange nicht mehr. Außerdem ist das Haus in die Luft geflogen." Sie schluckte. Zeitgleich rief ich Dawson an. Oder besser Mordequai Square, wie er sich gerne nannte und machte für 7even bis Monatsende eine Unterkunft klar.
"Da kannst du pennen. Im nächsten Monat musst du dir was suchen."
"Äh, danke. Äh."
"Ich hol dich morgen ab."
Auf dem Weg in mein neues Domizil dachte ich über 7even nach. An Begeisterung fehlts ja nicht. Keine Ahnung, was in diesem KKM-Drek drin steht, scheint aber größtenteils Drek zu sein. Ich hoffe mal, sie merkt, wie der Hase läuft, bevor sie umgelegt wird.

31.b
Am Morgen holte ich 7even und Nagato ab. Unterwegs beobachtete ich Nagato über die Innensensoren. Jung. Kann nicht älter sein als 7even. Vielleicht 18.
"Sag mal Nagato, wie lange machst du das schon?"
Irritiert sah er mich an. "Was meinst du genau?"
"Wie lange bist du schon in den Schatten?"
"Ist mein zweiter Run."
"Hast du einen Mikrotransceiver?"
"Einen..öh...nö."
Ich sah 7even an und wusste die Antwort schon. Einmal tief durchatmen und im nächsten Aldi-Real zwei Microtranceiver reserviert. Schnell rausgefahren. Fertig.
In Darmstadt erst mal zum Burger King auf den Parkplatz. Lag günstig an Sensfelderweg, Pallaswiesenstraße und Kasinostraße. Nur paar hundert Meter südlich unseres Ziels.
Nagato legte sich hin und war weg. 7even sah sich schon mal astral um. Machte wohl vor dem Gastturbinenkraftwerk einige magisch geschützte Areale aus. Verdächtig. Die anderen meldeten sich auch. Sven und Chengi wollten direkt hoch. Ich habe noch mitbekommen, wie die beiden aus- bzw abstiegen, aber die sahen beide völlig anders aus und waren sehr schnell verschwunden. Auch 7even sah von einem Augenblick zum anderen völlig anders aus. Ich ließ eine SpyFly steigen und blieb an ihr dran.
Den Sensfelderweg hoch kam 7even an einem Trailerpark vorbei und wurde von ein paar Nutten angequatscht. Wie auch jede Menge anderer Sararis und Blaumänner, die hier unterwegs waren. Über Mikrotransceiver bekam ich mit, dass irgendjemanden jemand aufgefallen wäre, weil er quasi aus dem Nichts bei den magisch abgeschirmten Gebäuden mit den drei Tanks aufgetaucht wäre. Nagato hatte schnell einiges zusammen.Sein Name war Hans Jürgen Schnitzer und er ist angestellt in der Matrix-Abteilung von ENTEGA. Machen Energie und Müll für Darmstadt. Sven hängt sich an ihn dran. Anscheinend will er zur nächsten Haltestelle.
In der Zwischenzeit sahen sich 7even und Chengi das Gelände, auf dem der Ping war, genauer an. Brachland. Chengi ging mal zwischen die runden hohen Tanks "strullern" und befestigte dort mit einem Kaugummi eine Kamera. So hatten wir schon einmal die beiden Türen der beiden Container im Auge. Ich setzte noch einige Spy-Flies auf Türme und Container, damit wir auch den Rest im Blick haben.

31.c
Am nächsten morgen waren wir zurück in Darmstadt. Zu unserem Schrecken war Chengis Kaugummi-Cam weg. Zum Glück waren meine Flies noch da. Ich lade das Material runter, das wir uns im Schnelldurchgang anschauen:
22.00 - 23.00 Uhr: mehrere Personen gehen immer wieder den Trampelpfad am Gasturbinenkraftwerk vorbei.
0.00 - 0.20 Uhr: Ein Troll kommt mit einem Sack auf der Schulter aus dem Container und geht in den weißen Container. Danach läuft er mit seinem Deck herum und findet Chengis Kaugummi-Cam. Vielleicht sind meine Flies auch aufgeflogen - habe ja keinen Schleicher drin - aber er lässt sich weiter nichts anmerken.
04.18 Uhr: Eine Elfin verlässt den Container und geht den Trampelpfad Richtung Frankfurter Straße
05.15 Uhr Eine Normfrau kommt aus dem Container, geht am weißen Container vorbei Richtung Sennfelderweg
Nagato war ewig in der Matrix. Chengi und 7even unterhielten sich über Messer, Mode und modische Messer. Schnickschnack. Geht nichts über Mortimer of London und das gute alte Kampfmesser. Gerne auch mit aufgetragener Silberlegierung oder meine Spezialanfertigung aus Holz (ob die wirklich gegen Vampire hilft?). Oder auch ein Überlebensmesser wie die zwei aus meinen Stiefeln. Immer gut in der Wildnis mit Kompass, Angelschnur mit -haken und ein paar Tabletten zur Wasseraufbereitung.
Nagato kam zurück mit einem Namen. Die Elfin heißt Nele Gatowitsch.

31.d
Im Moment sind also drei draußen und einer, nämlich der Troll, ist drin. Dummerweise hat Sven keine Waffen dabei, sonst könnten wir stürmen. Sven rauscht also mit seinem Motorrad zurück nach Frankfurt, um seine Ausrüstung zu holen. Wir anderen fahren mal bei Hans-Jürgen Schnitzer in der Heinrich-Str. 41 hier in Darmstadt vorbei. 7even schaut mal raus, will was rausfinden. Ich statte sie vorsichtshalber mit einer Cam aus. Sicher ist sicher. Sie geht um die Ecke, nkniet sich hin, um was an den Schuhen zu pfriemeln und kommt dann zurück. Er scheint da zu sein. Warum immer sie das jetzt weiß. Ich kenn das nur, dass die Magier immer pennen, um so was rauszufinden.
Dann gingen wir einen Plan durch, wie wir reinkommen. Dummerweise ist es Sven, der bei uns die Schlösser knackt. Also ruf ich ihn mal an. Er meldet sich. "Hi, bin schon auf dem Rückweg. Wo seid ihr?"
"Ähm, hast du dein Einbruchwerkzeug auch dabei?"
"Nö. Müsst ich nochmal zurück fahren."
"Dann tu das. Hier noch der Ping, da stehen wir gerade."
"Ok."
Als Sven da war, gings los. Ums Eck an die Haustür. Sven nimmt das Gehäuse ab und verdrahtet das Magschloss neu. Beim wieder draufschrauben vom Gehäuse helfe ich mit etwas Sprühkleber nach. Neben der Tür ein Schild. "Matrix-Sicherheit-Beratung Schnitzer".
Drin im EG sein Büro. 7even meint, er würde im zweiten Stock wohnen. Ich schleiche also voran. Eine Kamera im EG sprühe ich mit Kleber voll. Im ersten Stock hinter einer Tür Kindergeschrei. Klar, ist halb sieben. Im zweiten Stock Duschgeräusche bei Schnitzer. "Könnt nachkommen, keine Kameras." Wobei das eigentlich egal war, wir waren sowieso verkleidet.
Als sie ankommen, kümmert sich diesmal Nagato um die Türe. Ich höre von drin Garderobengeklapper und mache mich bereit. Als sich die Türe öffnet, nehme ich die Person in der Tür in einen Festhaltegriff. Dabei flüstere ich in sein Ohr "Ein Mucks und ich mach dich kalt!"
Ich fessle ihn mit ein Paar Plasikschellen. "Wenn du unsere Fragen beantwortest, kannst du nachher gehen."
"Äh, soll ich jetzt etwas sagen oder meinen Mund halten?"
Was ist das für ein sturer Bock. Ich ziehe mein Kampfmesser, "Soll ich dir nen Fingerabschneiden oder deine Eier?"
"Du könntest ihn auch aus dem Fenster werfen." Sven. Hat doch Humor. Guter Mann.
"Nö, kriegn zu viele Nachbarn mit."
7even kann tatsächlich erkennen, ob jemand die Wahrheit sagt. Und die ist folgende: Der Typ arbeitet gar nicht da unten, sondern im Kraftwerk. Da unten sind Leute, die nennen sich "Allianz der freien Information" und man kann sogar als Besucher runter. Wenn man was Dummes macht, verlässt man den Keller halt über einen Schornstein. Anscheinend sind da unten viele Leute. "Die Besten", wie er sagt. Aber kostenlos. Aha.
Dummerweise war das nicht so das, was wir erwartet hatten...

31.e
"Das...muss sich alles um ein fürchterliches ... Missverständnis handeln." Ich sah Hans Jürgen an als ich ihm die Plastikschellen mit meinem Kampfmesser aufschnitt. "Übrigens, das Magschloss an der Haustüre ist etwas lädiert."
"Oh, haben die Kinder wieder einen Streich gespielt. Dann werde ich das wohl meiner Versicherung melden." Guter Mann.
Wir verließen das Haus, auf dem Weg nach unten machte ich noch die Kamera im Eingangsflur wieder sauber. Herr Schnitzer holte sein Auto aus der Garage und fuhr los, während wir zum Bulldog zurückkehrten. Also, auf zurück, die Allianz der freien Information besuchen. Parkplatz diesmal am Nordbahnhof.
7even und Chenji gingen rein. Chengi nahm das Aussehen von Nele Gatowitsch an. /even war sie selbst. Ich gab ihr eine Minicam mit, die sie zwischen Halstuch und Revers festmachte. Sie gingen dorthin, öffneten die Tür zum Container und darin war ein Raum mit glatten, metallenen Wänden. Als sich die Türe schloss, brach die Verbindung ab.
Wir warteten also im Bulldog bis sie zurück kamen. Das waren so 30 Minuten. Sie haben oben im Container eine Spalte im Boden gefunden, womit man eine Luke im Boden öffnen konnte. Da geht es dann eine Treppe runter und einen Gang entlang. Am Ende irgendwelche runden Mechanismen in der Wand mit Zahlen. Und ein Knopf für Besucher. Dann erscheint ein Erdgeist und fragt, wo du hin willst. Da muss man sagen AdfI (Allianz der freien Information). Dann geht eine Tür auf. Dahinter vier Troll-Wachen in Ganzkörper-Panzerungen, der Troll-Decker und eine elfische Magierin namens Psi. Die hat wohl Nele gekannt und hat Chengi enttarnt. Sie wurden wohl einfach rausgeworfen...
Als nächstes verkleidete sich Sven und ging runter. Nach einigen Stunden kam er wieder heraus. Er wurde in den Besucherraum geleitet. Anscheinend eine Art  riesige Matrix-Bibliothek. (https://shadowhelix.de/Hauptseite=riesige Matrix-Bibliothek.)
Jetzt schaut Nagato runter. Mal schauen, ob er die Dateien findet. Aber leider ist der Member und der VIP-Bereich für Besucher nicht zugänglich (Macht wohl nur in der Matrix einen Unterschied. Ich gebe ihm mal den Untergrund-Plan von den Pariser Katakomben mit. Vielleicht kann er sich bei diesem "Gamma", dem Chef da unten damit reinkaufen oder so etwas.

31.f
Nagato ist dann runter mit der Karte vom Pariser Untergrund, also den alten Katakomben. Will sich damit die Mitgliedschaft kaufen. Kostet sonst 50k.Sie überprüfen das gerade.

31.g
Nagato ist mit Sven zusammen am nächsten Tag wieder runter. Als sie nach zwei Stunden wieder kamen, erfuhren wir, dass Nagato jetzt Mitglied ist. Leider waren die Daten auch als Mitglied nicht zu finden... irgendwie war das klar. Drek.
Wir stritten uns durch verschiedene Möglichkeiten. Stürmen ist hoch riskant. Wir hätten vier Troggys in Kampfanzügen gegen uns, eine Magierin mit mindesten einem Erdgeist und jede Menge Decker. Ich dachte noch über die Möglichkeit von IR-Rauchgranaten nach, aber damit schließe ich auch meine eigene Truppe aus.
Interessant war auch die Idee, sich einen VIP bzw Premium Member zu schnappen und zu erpressen. Aber dann müssten wir auch offenbaren, was wir wollen. Der geht dann runter, verschanzt sich und holt die Daten am Ende aus dem System, so dass wir sie auch noch auf gefühlt hunterttausenden Datenträgern suchen müssten. Außerdem würde da drin - so wir reinkommen - beim Kampf einiges kaputt gehen. Am Ende auch noch die gesuchten Daten.
Also blieb nur eins: Wir brauchen 100k. Sven hatte einen guten Einwand. Was, wenn wir die 100k zahlen und dann sind die Daten trotzdem nicht da? Nicht von der Hand zu weisen. Wir beschlossen, unseren Auftraggeber zu kontaktieren. Soll er die 100k stemmen.
Wir gingen also in die Matrix. Das Betreten des Raumes schien unseren Auftraggeber direkt zu benachrichtigen, denn er erschien umgehend.
"Das ging aber schnell. Ihr habt die Daten?"
Chengi sah ihn an. "Nicht direkt. Die Daten sind noch hinter einer Paywall."
"Einer zweiten Paywall, die erste haben wir schon", fügte ich hinzu.
"Ich hätte gleich richtige Runner anheuern sollen. Habt ihr überhaupt irgendetwas versucht?"
Sven zählte auf: "Stürmen wird mehr als schwierig und Bestechung oder Erpressung wird nicht funktionieren."
"...und deswegen bräuchten wir von Ihnen 100k", beendete Chengi.
"Entweder hat mir mein Kontakt richtige Stümper vermittelt oder einfach richtig dreiste Leute. Wer sagt mir denn, dass ihr mit den 100k nicht einfach türmt?"
"Ohne die 100k können wir den Auftrag nicht erledigen", stellte Chengi in den Raum.
"Und wir hätten die Daten in kürzester Zeit unbeschädigt vorliegen", fügte ich hinzu.
Dann kam ein Monolog von Sven. Im Prinzip fasste er nochmal alles zusammen, aber das in einer Geschwindigkeit und einer Masse an Worten... also mich hat er totgeschwallt. Mit heruntergeklapptem Unterkiefer sah ich ihn an.
"Also gut, ich gebe euch 50k als Vorschuss. Und das nächste Mal besorge ich mir gleich richtige Runner."
"Ich muss sagen, ich habe auch schon professionellere Johnsons erlebt. Nur weil wir gerade beim Austauschen von Komplimenten sind." Drek. Wie oft ging das gut, wenn man sich mit dem Johnson anlegt. Hätte ich nur mein Maul gehalten. Er stieg nicht weiter darauf ein und schob 50k rüber.
Chengi hatte noch 10k und Sven auch. Die restlichen 30 kamen von mir. Alle anderen waren pleite. Wir fuhren bis zum Trampelpfad, so dass wir Nagato auf seinem Weg zu den Containern im Blick haben konnten. Er ging durch die Türe und der Funkkontakt brach wie immer ab.

31.h
Als er nach einer Stunde zurück kam, leuchtete sein Gesicht. "Hab alles."
"Hast du die Originale vernichtet?" Sven sah Nagato erwartungsvoll an.
"Nein, sonst wäre ich nicht mehr lebend rausgekommen. Beta hat mich ständig beobachtet." Ja, die hatten da unten alle so komische Namen wie Psi, Kappa oder so. Die Betreiber.
Ich fuhr also auf den Parkplatz vom Darmstädter Bahnhof Nord, verriegelte die Türen und schaltete die Alarmanlage ein. Chengi folgte uns mit ihrem Flitzer. Wir gingen in die Matrix, um unseren Auftraggeber zu treffen.
"Na, seid ihr gekommen, um wieder zu betteln?"
Schweigen. Dann brach Chengi die Stille. "Nein, wir hätten alles."
"Das nenne ich schnell. Gerade mal zwei Tage. Sind die Originale vernichtet?"
"Ich sagte doch, die Investition würde sich lohnen." Dann sah Chengi zu Nagato. "Nein, ich habe die Originale nicht vernichtet", meinte dieser, "das wäre zu gefährlich gewesen."
"Gut, das sollte uns genügend Vorsprung geben... es sei denn, ihr wollt weiter spielen?!" Die kleine Manga-Sonne sah uns herausfordernd an.
"Nein, danke." Chengi hatte es auf den Punkt gebracht. Sie sah mich an. "Fehlt noch was?"
"Die Bezahlung."
"Achja, selbstverständlich. Ich lege einen Bonus von 10k drauf."
"Für alle oder für jeden?" Ich sah auf 7even runter und lächelte. Die richtige Frage.
"Für die Gruppe selbstverständlich."
So schob Schmitt die fehlenden 160k rüber und wir gaben ihm die Daten.
"Vielen Dank. Es war ein Vergnügen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten." Verabschiedete ich mich.
"Das war vielleicht nicht komplett, aber wirklich schnelle Arbeit."
Wir verließen das alte Haus in der Matrix und nach Abzug der Auslagen strich jeder seine 22k ein.
"Das war ja einfach. Und jetzt raus in die Welt und für die Gerechtigkeit kämpfen, yo Chummers!" Chengi sah uns erwartungsvoll an. Voll auf Karl Kombatmage.
"Das nächste mal wirds schwerer, glaub mir", antwortete ich, "und jetzt erst mal einen Saufen gehen. Hätte Bock auf ne Prügelei."  Mit einem hatte 7even Recht. Das war so milky, man hatte nicht das Gefühl, für sein Geld gearbeitet zu haben.
"Also, da hätte ich ne Kneipe mit einem Boxring", eröffnete Chengi...
"...nein, die bringe ich aus Versehen noch um..."
"...und was mit Schlammcatchen...." 7even schüttelte den Kopf "Schlammcatchen... o m g".
"...wie grün, das nehm ich..."
"...ist aber nur Fake, musst di schauspielern..."
"...was n Scheiß, ne, was anderes..."
"...und ne Kneipe, da muss man sich reinprügeln."
"Wie geil. Mach ich."
Ich fuhr Chengis Flitzer hinterher. Kurz vor dem Ziel in Sachsenhausen Süd stieg Sven aus. Wollte schnell sein Scharfschützengewehr zu Hause verstauen und mit dem Motorrad nachkommen. Der wohnt hier wohl in der Nähe.
Wir trafen uns also am "Roundabout" am Wendelsweg. Schnelle Elektromucke schallte uns entgegen. Als wir auf den Eingang zuliefen, sah ich einige Gestalten mit Gang-Farben und Tags am Haus. Die "Ghorr´pt" oder "Prügelknaben" bzw. "Prügler", wenn man das aus Ork´Zet übersetzt. Leidet n bissl. Reine Ork-Gang. Nix großes.
Kommen schon zwei auf uns zu. Einer mit Brille, einer mit blauer Haut. "Wir ham zu."
"Und wir wollen saufen."
"Hörst du schlecht, wir haben zuhu!" Der Typ mit der Brille scheint sich, n bissl leicht aufzuregen.
"Na und? Wir wollen saufen und da vorne is die Kneipe."
"Hey, wir machen erst um 8 auf und jetzt ham wer grade 5. Vor acht hab ich noch nie einen reingelassen!" Der Typ in blau scheint es ernst zu meinen.
"Na und? Dann bring uns das Bier halt raus. Für mich ne Maß."
"Habt ihr Heinecken?" kam es von hinten. Chengi.
"Ich nehm auch eins." Sven.
Der Typ mit der Brille rollt die Augen. "Wir haben zu, verdammt."
"Aber da sind doch Leute drin. Und außerdem macht mal die Mucke lauter." Chengi hat ihren Spaß.
"Und da sind schon Leute drin. Und wir dürfen nich rein oder was?"
"Es gibt halt In-sider und Out-sider." Dabei deutete Brille erst auf sich und dann auf uns.
"Und was muss man machen, um IN-sider zu werden?" Sven betonte das In-sider genauso wie der Ork.
"Musst dir Hauer wachsen lassen."
"Voll witzig." Sven wird sarkastisch.
"Das sind aber niedrige Anforderungen", kam es von Chengi.
Ich schnipste mit den Fingern und deutete auf die beiden. "Ich habs. Ihr seid so ne Nazi-Gang."
"Willst du uns verarschen?"
"Ihr lasst nur Leute rein, die sind wie ihr und alle anderen müssen draußen bleiben. Nazi halt."
"Ne, können alle rein aber erst ab ahacht."
"A propos, wo bleibt mein Bier?" Ich sah Brille an. Der hielt irgendwie über Mikrotransceiver Rücksprache und stampfte auf. "Ihr kriegt euer Dreksbier, kostet aber das Doppelte."
"Und warum ist meine Maß noch nicht da? Ihr wehrt euch echt hart gegen Umsatz, oder?"
"Wir wissen noch nicht mal, was es kostet", lachte Chengi, "woher sollten wir wissen, dass du das Doppelte verlangst."
Brille dackelte davon. Blauhaut stierte uns an. Eindeutig der gefährlichere.
"Schau nich so blöd, sonst gibts aufs Maul."
"Können wir machen, aber gegen dich zu zweit." Er musterte mich von oben bis unten.
"Grün, alles klar."
Wir standen rum und moserten. "Und wann verdammt nochmal kommt endlich mein Bier?"
"Ich habe gehört, ein gutes deutsches Bier dauert 7 Minuten." Chengi wieder.
Dann kam Brille endlich mit dem Tablett und verteilte die Getränke. Ich drückte meine Maß 7even in die Hände und gin mit Schulterkreisen und Knöchelknacken auf die beiden zu, schoss nach vorne und schnappte mir Blauhaut in einen Festhaltegriff.
"He, was machstn da?" Brille sah mich wütend an.
"Ihr seid doch jetzt zu zweit. War doch die Abmachung. Ich gegen zwei von euch."
"Aber nur nach Clubregeln", keuchte Blauhaut in meinem Griff.
"...was...???", stammelte Brille vor sich hin.
"Dann hol halt noch nen dritten, wenn de dir vor Angst in die Hosen scheißt."
"Ne, ne, schon ok", wiegelte Brille ab. Der Blaue übernahm: "Wir gehen da rüber, hinter die Hecke, sind dann nich so viele Zuschauer. Drei von uns schauen noch zu. Wie bei euch. Keine Waffen."
"Und wenn ich euch um hab, machen uns deine Brüder platt, klar."
"Ne, Mann, alles fair."
Wir gingen also zu den Hecken. War ein dichtes Minilabyrinth mit Lichtung. Da waren fünf Orks.
"Klar, voll fair..." Meine Hand ging ans Kampfmesser.
Drei von denen gaben die Waffen den anderen beiden und die gingen. Doch alles grün. Ich gab 7even meine drei Kampfmesser, meine zwei Überlebensmesser und die Browning. Die wusste schon nicht mehr, wohin mit dem ganzen Zeug. Aber die Maß hielt sie tapfer.
Blauhaut hatte ähnlich viele Messer. Nur in klein. Vermutlich wurfzeug. Am Ende schraubte er sogar einen Hauer raus. Brille gab ne Wumme ab.
Ich versuchte wieder, Blauhaut in einen Festhaltegriff zu bekommen, streifte ihn aber nur. Dafür trat er mir in den Rücken. Nicht schlecht, nur bissl wenig Wums. Dem Boxschlag von Brille wich ich aus. Jetzt schnappte ich mir Brille in einen Griff. Blauhaut sprang und wollte einen weiteren Kick ansetzen. Ich brachte Brille zwischen uns und Blauhaut konnte seinen Angriff gerade noch abbrechen.
"Passt doch auf", kam es von den drei Orks. Anscheinend halten sie sich wirklich an ihre Regeln.
Dank meiner schnellen Reflexe hatte ich genügend Zeit, Brille so lange die Luft abzudrücken, dass er ohnmächtig wurde, nur um gleich im Anschluss Blauhaut in einen Griff zu nehmen. Auch er konnte sich nicht herauswinden. Ich drückte ihm die Luft ab.
"Ich geb auf."
Ich ließ ihn los.
"Drek, Chummer, du bist sowas von stark und schnell wie n Blitz."
"Jetzt schleim nich rum. Ich geb drin einen aus."
"Ne, erst bin ich dran", meinte Blauhaut.
So kamen wir doch noch vor acht rein. Blauhaut nannte sich Nebulak. Nach einigem Anstoßen und gegenseitigen Respektsbezeugungen tauschten wir unsere Nummern.
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Drag gab sein Leitungsdebut. Und es war sehr gelungen! Sehr schöne Idee, aus der Shadowhelix die "Allianz der freien Information" zu machen.

Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 18. März 2021, 11:06:46
Leider macht der Spieler von 7even aus persönlichen Gründen eine Pause. So sind die Charaktere im Moment Drag, Nagato, Sven und Yina (Chenji).

Jawoll, ein Kaufabenteuer, Ich weiß, ich hatte mal geschrieben, sie dienen mir nur als Inspirationsquelle. Inzwischen habe ich meine Meinung etwas geändert. Es wäre doch zu schade, wenn man Geld ausgibt und die Bücher nur im Regal vor sich hin stauben. Bei der Gelegenheit werde ich die Abenteuer auch besprechen. Dazu hänge ich einen Extraspoiler an.


Kaufabenteuer Grimmes Erwachen: Ring aus Feuer
"...und dieser Drag ist auch wirklich vertrauenswürdig?" Lukas Steltz war unsicher wie schon lange nicht mehr.
"Wenn ich es dir doch sage. Er hat für uns in Boston eine wichtige Ressource geborgen. Und das mitten im Ausbruch. Der weiß, was zu tun ist."
"...und um den zu buchen, rufe ich diesen Schieber an namens...äh..."
"Herr Takeshi. Ja, er wird 10% der Belohnung an Provision verlangen, also lege schon einmal fest, wie viel du ausgeben möchtest."
"...und dieser Drag hat ein Team, sagst du?"
"Er hat zumindest damals in einem festen Team gearbeitet. Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass entbehrliche Ressourcen, die in einem Team arbeiten, ihre Gewohnheit selten wechseln. Aber günstig sind solche Posten nicht."
"Ich habe da nicht so viel Erfahrung wie du. Was bietet man da so an?"
"Hm, bei Nachforschungen, die gut und gerne einige Tage dauern mit unbekannter Schwierigkeit, so mit 20-50 Tausend musst du rechnen. Je nachdem, ob sie nur Informationen einholen sollen oder selbst aktiv werden müssen."
"Wo trifft man solche Leute?"
"Das ist egal. Profis erkundigen sich vorher. in welche Umgebung sie gehen und passen ihre Kleidung an."
"Na gut. Ein Bild habe ich. Danke Dir. Grüße nach Ludwigshafen."
"Grüß mir Heidelberg. Ich vermisse die Kneipen."

Herr Takeshi lächelte. Nicht nur, dass Bembel wieder zurück war, nein, ein Newbie-Schmitt der AGC wollte sein Team. Es darf auch mal gut laufen. Die Sache mit dem BIS machte die Kontaktaufnahme etwas schwierig. Aber dafür hatte er Echo. Soll mal was tun für sein Geld. Eigentlich war er mit Echo voll zufrieden. Muss man aber auch nicht an die große Glocke hängen.
"Guten Tag, Echo. Kannst du mich bitte zurückrufen?" Ein Code für `jetzt wirds illegal, mach die Leitung sicher´. Keine fünf Minuten später kam der Rückruf.
"Habe eine Nachricht für unseren Sprengmeister. Am Besten, du nimmst eine Sprachnachricht auf." Ein ´Peep´ markierte den Beginn. "Hallo, jemand hat dich direkt angefordert. Kennt dich aus Boston. Du sollst morgen um 14.00 Uhr im Alten Hallenbad in Heidelberg sein. War alles irgendwie geheimnisvoll. Nimm noch ein paar Leute mit, er will wohl dein Team."
Einige Sekunden Pause. Dann Echo: "Mann, Chef, da bleiben aber jede Menge Fragen offen."
"Wem sagst du das. Der war sicher kein Profi. Voll nervös. Am Ende will der, dass sie sofort irgendwas machen sollen... Aber egal, sag ihm Bescheid."
"Alles klar, Chef."

Lukas Steltz saß alleine in der Longe des Alten Hallenbades und beobachtete das Treiben an der Bar. Nur einige Pärchen, die sich hier einen Shot nach dem Essen gönnten. Waren sicher vorher im Restaurant im EG.  Oder sie machten sich locker für die ´Horrorshow´, die Körperwelten-Ausstellung im 1.-3. Stock. Am Mittag oder beginnendem Nachmittag war nicht besonders viel los hier im vierten Stock des ehemaligen Bades.
Vier Leute kamen aus dem Aufzug. Der Elf im Anzug sah ganz anders aus als auf dem Foto. Die junge Dame schien tatsächlich zu ihnen zu gehören, obwohl sie eher nach einer Shopping-Queen aussah. Einer hatte einen Mantel an und einer... in Panzerjacke?! Er behielt sie im Auge. Sie gingen an die Bar und bestellten. Nahmen dann ihre Kaffees und setzten sich einfach an seinen Tisch. Drek! Woher wussten sie...?
"Na? So alleine?" Die junge Dame träufelte ihm diese süßen Worte ins Ohr, während sie durchrutschte, um den anderen dreien Platz zu machen. Sie setzten sich alle auf die Ledersofas um den niedrigen Tisch in der Mitte.
"Ich bin verabredet. aber ich glaube, nicht mit Ihnen."
Der Elf übernahm das Wort. "Wir haben hier um 14.00 Uhr eine Verabredung und ich glaube, mit Ihnen."
Also sind sie es doch. Oder es ist eine Falle. "Sie... äh... sehen ganz anders auf als auf dem Bild, das ich von Ihnen habe."
"Ja, das bringt das Leben manchmal so mit sich."
"Wo waren Sie für uns nochmal für uns tätig?"
"In Boston. Vielleicht kann ich Ihnen irgendwie beweisen, dass..."
"Nein, das ist nicht nötig. Ähm, um direkt zur Sache zu kommen. Sie sollen für mich Nachforschungen anstellen. Es geht um eine Person, die jetzt im Koma liegt..."
Panzerjacke übernahm das Wort: "Um wen handelt es sich? Welche Informationen haben..."
"...vielleicht sollten wir erst einmal klären, ob sie den Kontrakt wirklich annehmen. Ich biete Ihnen 20.000 für Informationen über die Personen, die zur fraglichen Zeit mit dem Opfer zusammen waren und noch einmal ...äh bis zu 40.000, wenn Sie zur Genesung beitragen können."
Die junge Dame lächelte ihn an. "Es könnte sein, dass wir Dinge kaufen müssen, Geräte oder Informationen oder...Dram..."
Also gut, sie wollen verhandeln. Nach einigen Sätzen machte er sein letztes Angebot. "Also gut. Ich zahle Ihnen 25.000 für die Informationen und bis zu 50.000 für weitergehende Einsätze. Oder , falls Sie tatsächlich so pleite sind, 10.000 im Voraus, dann bleibt es aber beim ursprünglichen Angebot und der Vorschuss wird verrechnet."
"Gut, dann nehmen wir die bessere Bezahlung. Ist schön, wenn hinten etwas mehr dabei rauskommt." Die Kleine sollte man für den An-und Verkauf anwerben.
"Mir ist auch lieber, ich zahle für Erfolg als Ihnen einfach Geld in die Hand zu geben. Gut... dann gebe ich Ihnen die Informationen." Er übergab einen Chip mit dem Foto von Celina Gruber, seines 15jährigen Patenkindes, seiner Schwester und seines Schwagers.
Mantel übernahm das Wort. "Sollen wir die letzten Kontakte nur suchen oder zu Ihnen bringen?"
"Suchen Sie die letzten Kontakte und dann werden Sie schon wissen, ob sie sie verhören, zum Sternschutz bringen oder zu mir. Wenn es geht, halten Sie sich an die Gesetze."
"Und ich nehme an, wir sollen diskret vorgehen? Oder können wir das offen machen?"
"Also wenn Sie glauben, es würde den Ermittlungen helfen, können Sie das auch Öffentlich verkünden..."
"Wir haben also etwas Ermessensspielraum."
"Ja. Man hat Sie mir als Profis beschrieben. Sie werden schon wissen, was zu tun ist, wenn es notwendig wird."
"Mit welchen Schwierigleiten müssen wir denn rechnen?"
Mit welchen Schwierigkeiten... was soll man auf so etwas schon antworten, wenn man nicht weiß, wohin die Reise führt? "Keine Ahnung. Ich sehe jetzt keine großen..."
"...wenn das so ist, warum machen Sie den Job dann nicht einfach selbst?"
Der Manteltyp wird wirklich aufdringlich. "Weil ich Besseres zu tun habe."
"Ähm, könnten Sie uns vielleicht die Krankenakte besorgen?" Panzerjacke wieder. Von wegen Profis.
"Sagen Sie mal, für was genau zahle ich Ihnen Geld?" Jetzt hatten sie wohl verstanden.
Nach einer Pause nochmal die Panzerjacke. "Ich hoffe, wir dürfen mit den Eltern sprechen, oder..." Er ließ den Satz unvollendet und sah Steltz an.
"Ja... selbstverständlich. Ich werde sie direkt anrufen, um sie anzukündigen."
Als er die Nummer seines Schwagers antippte, schaute er den Leuten kurz nach bis das Gespräch angenommen wurde.

Jonas Gruber suchte sein klingelndes Kommlink. Wieder einmal. Er fand es auf dem Sideboard.
"Hallo Jonas. Sie kommen gleich."
"Danke. Danke für alles."
"Für Dich tue ich das sicher nicht. Aber für meine Schwester und vor allem für Celine."
"Du hast Recht, ich fühle mich doch auch schuldig, weil ich..."
"Du hast eine Entscheidung getroffen und es war die falsche. Komm damit klar." Klick.
Seine Frau, Marie, deckte den Kaffeetisch mit dem feinsten Gedeck, das sie hatten. Am Morgen hatte sie schon einen Kuchen gebacken. Seit dem Verschwinden von Celine hat sie kein Wort mehr mit ihm gesprochen. Aber ihre Blicke machten ihm klar: Du bist Schuld!
Er überbrückte die kaum zu ertragende Zeit mit seiner Frau durch Ausschauen nach dem erwarteten Besuch. Drei Leute stiegen aus einem roten Honda Citizen. Ein Elf im Anzug, eine junge Dame und ein Typ in einem Mantel. Es klingelte und er öffnete die Türe.
"Guten Tag. Kommen Sie doch herein. Da vorne gleich rechts." Im Wohnraum streckte er seinen Arm Richtung gedeckter Essecke. "Bitte nehmen Sie doch Platz."
Marie sah die Besucher und entschuldigte sich sofort, weil ein Gedeck fehlte. Es schienen höfliche Leute zu sein, denn sie versuchten direkt, seine Frau zu beruhigen.
"Kaffee und Kuchen?" Sie sah in die Runde.
"Das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen."
Marie führte Punkt für Punkt ihren Plan aus. So wie sie seit Tagen nur noch den gewohnten Tagesablauf aufrecht erhielt. Nach außen. Ihr Mann wollte gar keinen Kuchen, aber sie schaufelte ihm einfach ein Stück auf den Teller.
Der Elf räusperte sich. "Darf ich fragen, gab es die letzten Tage davor irgend etwas Besonderes?"
"Nun ja, Celine ging immer in die Schule und war am Nachmittag in die Musikschule. Wie immer eigentlich."
"Das stimmt doch gar nicht.", schrie Marie ihren Mann an, "Du hast ihr verboten, am Mittwoch die Aufführung zu besuchen und deshalb ist sie einfach weggelaufen. DU BIST SCHULD!" Heulend rannte sie aus dem Zimmer. Die junge Dame folgte ihr.
Nach einer kurzen unangenehmen Stille sah Herr Gruber in die Runde. "Sie hat Recht, es ist ganz alleine meine Schuld." Er stierte auf sein Gedeck mit Kaffee und Kuchen.
"Könnten Sie uns vielleicht die Krankenakte Ihrer Tochter besorgen?" Herr Gruber sah auf, dann nickte er. Kurz suchte er sein Komm, erinnerte sich dann daran, dass es auf dem Sideboard lag. Er tippte auf die Nummer der Klinik und erklärte sein Ansinnen. "Das ist nicht ihr Ernst..." War es doch. Beide Erziehungsberechtigte mussten sich mit einem Fingerabdruck ausweisen. So ging er in die Küche. Er hatte jedesmal eine Mischung aus Schuldgefühlen und Angst, wenn er seiner Frau unter die Augen treten musste.
"Marie, wir bräuchten Deinen Fingerabdruck für die Krankenakte." Fast hatte er befürchtet, sie würde ihm das Komm aus der Hand schlagen, aber die junge Dame hatte offensichtlich einen beruhigenden Einfluss auf sie. Sie wies sich mit ihrem Fingerabdruck aus.
Zurück in der Essecke stellte er die Krankenakte in die AR.

Marie Gruber war es so satt. Sie konnte ihren Mann einfach nicht mehr sehen, ohne gleich vor Wut hochzukochen. Wenn die nette junge Frau nicht hier wäre, hätte sie Jonas schon gesagt, wo er sich seinen Fingerabdruck hinstecken soll.
"Könnte ich mir vielleicht einmal Celines Zimmer anschauen? Das könnte sehr helfen." Die nette junge Frau hatte einen Blick... wie Celine. Marie konnte ihr den Wunsch einfach nicht abschlagen.
"Ja...ja, natürlich. Ich zeige es Ihnen."
Als sie oben die Türe öffnete und die junge Frau das Zimmer betrat, hatte sie ein Gefühl...  sie musste einfach Geschichten aus Celines Leben erzählen. Dinge, die sie gerade sah, erinnerten sie an etwas und es sprudelte nur so aus ihr heraus.
"Hat Celine eigentlich eine beste Freundin?"
"Äh, ja. Naja, zumindest bis letzten Sommer."
"Ist sie hier auf dem Foto?" Sie sah auf das Foto des Orchesters ihrer Tochter, das ihr hingehalten wurde.
"Ja...ja, hier, Luisa. Luisa Schmitt. Sie spielt auch Cello. Aber seit Celine den Solo-Part in der Schulaufführung spielen durfte..."
Die Frau nickte nur verständnisvoll, besah sich den Schreibtisch näher. Sogar sehr genau. "Den Schreibtisch hat sie sich selbst ausgesucht, als..."
Sie hob die Matratze hoch und sah unter das Bett. "Das Bett haben wir ihr besorgt, als..."
Sie schreckte mitten in ihren Worten hoch, als die junge Frau auf einmal vor ihre stand und ihre Hand auf die ihre legte. "Vielen Dank. Ich denke, es war sehr hilfreich, um mir ein Bild von Celine zu machen."
Sie verabschiedeten sich. Ihr Mann gab ihnen noch Celines Kommnummer.
Nun war sie wieder allein. Mit Jonas.

Sechs Krieger hatten sie in sechs Nächten nach Walhall geleitet, um den Boden weiter mit Leichen der gefallenen Helden auszukleiden. Weitere fünf standen noch bevor. Als das Gitter ihrer heiligen Stätte geöffnet wurde. Schon wieder. Zeit für den Test. Mal schauen, ob sie genauso davonlaufen, wie die beiden, die das erste Opfer darbrachten und sie herbei riefen. Sie schossen durch den Raum, umzingelten die Krieger, die rund um den Brunnenschacht standen, betraten ihre Welt und schrien sie an. Sie wichen nicht zurück, sie liefen nicht davon, sie griffen nicht an. Aber sie machten sich wohl kampfbereit. Zumindest wirkten sie so. Auch wenn ihnen klar war, dass sie unterlegen sind. Endlich! Echte Helden. Sie lachten vor lauter Glück, was die Krieger anscheinend erstaunte. In welchem Land sie auch immer hier waren, auch diese Menschen hier sprachen nicht ihre Sprache, aber Siegrun konnte in vielen Zungen sprechen.
"Ihr seid echte Helden."  Sie schienen irgendwie miteinander verbunden zu sein. Sie schienen miteinander sprechen zu können ohne laut zu reden. Ihre Blicke wanderten zum Opferloch, zum bunten Bild des Reliefs aus dem Brunnenschacht und wieder zu ihnen.
"Ihr seid die Walkyren..." Halb Frage halb Feststellung.
"Das ist richtig. Und ihr könnt uns helfen, ihr ruhmreichen Helden."
"Äh, wie kommt ihr denn hierher?"
"Man hat uns gerufen. Es wurde ein Opfer dargebracht."
"Und wer hat das Opfer gemacht?", ergriff ein anderer das Wort.
"Ich kenne sie nicht, aber sie waren feige. Ich könnte sie euch allerdings zeigen, wenn ihr euch nicht wehrt." Sie zeigte ihnen die beiden davonlaufenden Menschen, wie sie sie aus der Welt der Götter heraus gesehen hatte.
Ein Mann mit Schlitzen an den Augen hielt ihr ein kleines Kästchen hin, auf dem ein Bild erschien. Sie ging in Kampfstellung. "Huch. Magie!" Doch das Kästchen zeigte nur ein Bild.
"Ist das einer der beiden?"
"Nein, das ist das Opfer. Wir haben ihn nach Walhall geleitet. So wie die anderen Krieger auch."
"Andere Krieger?"
"Ja, die Krieger, die kämpften und verloren. Sie trugen das Zeichen Odins." Dabei ließ sie Odins Zeichen in der Luft erscheinen. Die drei Krieger und die Kriegerin schienen wieder miteinander zu sprechen, ohne Worte zu gebrauchen.
"Wie alt waren die Krieger?"
"Sie waren noch sehr jung. Gerade zum Mann geworden." Der mit den schmalen Augenschlitzen schaute ungläubig bis fassungslos.
In einem längeren Gespräch legten sie glaubwürdig dar, dass das Kinder waren, die ein Spiel spielten. Fuß Ball. Eine merkwürdige Welt.
"Können wir die Krieger haben?"
"Warum sollten wir euch die Krieger geben. Sie gehören nach Walhall."
"...und wenn wir euch helfen. Ihr wolltet doch, dass wir euch helfen. Wobei denn?"
"Ihr seid Helden. Das habt ihr bewiesen. Ihr könnt heute Nacht unsere Schwester Brünhild befreien."
"Und was müssen wir da machen?"
"Heute, wenn die Nacht am tiefsten ist, wird sie am Heiligtum erscheinen."
"Hä? Welches Heiligtum?"
"Diese... Christen haben eine... wie nennen sie das... ein Kloster darüber gebaut."
"Ah, das muss da oben sein, noch vor dem Parkplatz hier vom Heidenloch aus."
"Sagt mal, als das Opfer gebracht wurde, ist hier in der Nähe ein Mädchen in ein Koma gefallen. Hat das etwas damit zu tun?"
Koma? Sie benutzen immer wieder merkwürdige Worte. "Kann... schon... sein."
"Und haben andere Helden schon versucht, eure Schwester zu befreien?"
"Ja."
"Haben sie überlebt?"
"Nein. Sie haben gekämpft bis zum Tode. Wie echte Helden. Es waren allerdings auch noch nie so viele wie ihr."
"Ich mache da nicht mit." Der mit den schlitzartigen Augen war sauer. "Ich habe viele Gründe, aber meine Entscheidung steht fest."
Er schien immer noch fassungslos zu sein. Ein anderer übernahm das Wort: "Wenn wir eure Schwester befreit haben, gebt ihr uns die Helden zurück?"
"Nun ja, sie sind in Walhall. Es liegt nicht an uns. Aber wir könnten eure Bitte vortragen."
Zufrieden waren sie nicht.
"Und wenn wir eure Schwester befreien wollten, was würde uns denn erwarten?"
"Eine Prüfung."
"Geht es etwas...genauer?"
"Eine Burg aus Feuer."
"Und warum ist eure Schwester eigentlich eingesperrt?"
"Weil sie Odin verraten hat. Nun muss sie ihre Strafe erdulden bis ein wahrer Held kommt."
Sie schienen wieder auf ihre Art miteinander zu sprechen. Sie sahen alle auf die junge Kriegerin. Was genau sind Märchen?

Lea Morgenstern beendete das Märchen wie jedes Märchen endet. "...und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute." Die Kinder johlten, die Schauspieler verbeugten sich, die Eltern klatschten. Die Aufführung von "Rumpelstilzchen" war sicher der Höhepunkt für alle hier im Märchenland.
"Hallo Frau Morgenstern."
Sie drehte sich um. Eine junge Frau lächelte sie an, ein Elf in Anzug, ein junger Asiate und ein Typ in Panzerjacke. Nicht die übliche Familie, von der sie nach einer Aufführung angesprochen wurde.
"Ja... was kann ich für Sie tun?"
"Was wissen Sie über Walküren?" Der Typ in Panzerjacke sah sie an.
"Äh, sie... bringen Krieger nach Walhall..."
Die junge Frau ergriff das Wort. "Worum es uns eigentlich geht... kennen Sie sich mit den lokalen Geschichten hier aus?"
"Ja, natürlich. Aber meine Mutter noch viel besser. Wir essen dann sowieso zu Abend. Da kann ich euch direkt mitnehmen. Wir müssen hier nur noch alles aufräumen."
"Geht es vielleicht sofort? Es wäre wirklich... eilig."
Lea sprach kurz mit einem Angestellten. "Alles klar. Dann lasst uns gehen. Sagt mal, Walkyren... ihr sucht nicht zufällig die fliegenden Wesen, die man hier nachts gesehen hat? Seit dem Ausbruch der ganzen Critter bei der Zooeröffnung im Schloss sind hier alle paranoid."
"Ähm, ja, das hat tatsächlich... damit zu tun."

Maria Morgenstern ließ den großen Topf noch ziehen. Borscht. "Hallo Mama, ich habe noch Besuch dabei."
"Ah, Besuch. Wen hast du mitgebracht, mein Kind?" rief sie aus der Küche nach unten. Sie kamen die Treppe hoch.
"Einige Leute, die sich für die alten Geschichten hier aus Heidelberg interessieren."
"Naturlich mein Kind. Setzt euch doch hin. Fuhlt euch wie daheim. Wollt ihr etwas trinken? Wasser, Kefir? Wir haben auch Bier oder Saft."
Sie stellte einen Krug mit Wasser und einen Krug mit Kefir auf ein Tablett und einige Gläser dazu. "Kleines machst du die Borscht? Ihr bleibt doch zum Essen, oder?!" Zögerliches Nicken. "Und wenn sie haben wollen meine Expertise, sie geben sicher gerne Spende für die Märchenpark." Dazu packte sie ihr bezauberndstes Lächeln aus. "Wisst ihr, ich habe alles selber gemacht. Von nix an. Eva macht gerne die ... wie heißt das nochmal... die Spendebescheinigung fertig." Insgesamt kamen 100€ rein. Sehr gut.
"Wissen Sie, die Märchen von die Dornröschen hat ihre Wurzel hier in die Heidelberg." Lächelnd sah sie in die Runde.
"Aber wir interessieren uns nicht für Märchen, sondern für die Walkyren."
Maria musste sich ein Augenrollen verkneifen. "So wie die Christen haben gebaut Kirchen auf die alte Heiligtum, so sie haben auch umgedeutelt die alte Geschichten..." Doch bevor sie anheben konnte, kam ihre Tochter Eva mit den Spendenquittungen. Um die Buchhaltung effektiver erledigen zu können, hatte Eva sich gegen ihren Wunsch eine Datenbuchse einbauen lassen.
"Essen schon fertig? Ich hab nen Heiden-Kohldampf!" Sie schaute in die Runde. "Ah. Besuch."

Eva setzte sich hin und bediente sich am Borscht. Nebenbei schaute sie sich die Besucher an. Einige waren sogar magisch begabt. Zwar hatte der Einbau der Datenbuchse ihren Zugang zur Zauberwelt etwas gedämpft, aber er war noch da. Klar, die Christen bauten Kirchen auf die Heiligtümer der alten und die alten Geschichten wurden in den Märchen so umgedeutet, dass sie ins christliche Bild passen... Diese Leier hatte sie jetzt schon soo oft gehört. Was ein Glück, dass sich weder Lea noch ihre Mutter für Buchhaltung interessierten. So hatte sie zumindest im Büro ihre Ruhe. Drek, jetzt ließ sich einer von ihnen sogar die Karten legen! Vor lauter Fremdscham legte sie beim Essen die Hand über die Augen und rieb an ihrer Datenbuchse.
"Sie mussen mischen die Karten mit die linke Hand und wenn sie glauben ist fertig, dann ist fertig. Jetzt eine Karte mit die linke Hand ziehen und hier hinlegen. Ah, die Fahrzeug auf die Kopf. Das ist das, worum geht alles. Eine Streit, eine Niederlage, Verwirrung. Vielleicht eine Schwierigkeit oder Aggression?" Die Leute sahen sich gegenseitig an. Hoffentlich zweifeln sie an diesem Drek. Dieser C.G. Jung hat zwar einmal die Archetypen kulturübergreifend gesammelt, aber dieser Wahrsage-Schmonzes ist total meschugge. Hat mit Wissenschaft rein gar nichts mehr zu tun.
"Und die Vigilantin auf die Kopf steht im Weg. Eine Gesetz, eine Vorurteil, eine Pflichtvergessenheit oder ubermäßige Härte." Ihre Mutter blickte in die Runde und weidete sich an den verblüfften Blicken ihrer Zuhörer. "Und sie wollen sicher wissen, jetzt was gedacht wird, was die Kopf sagt." Sie wies wieder an, eine Karte mit der linken Hand zu ziehen und über das Kartenpaar, das halb aufeinander lag zu legen. "Die Ass von die Schwerter. Eine große Leidenschaft, eine Triumpf, Eroberung, vielleicht sogar eine gottliche Kraft." Langsam kehrte sie in den Zustand eines Handwerkers zurück, der seine Arbeit verrichtet.
"Und nun wieder ziehen eine Karte mit die linke Hand und legen hier unter das Pärchen, damit Sie wissen, was wird gefuhlt. Die Disziplin. Stärke, Kontrolle und Mut. Vielleicht Mitgefuhl oder Anleitung von eine Schuler. Und jetzt eine Karte bitte hier, links neben die Pärchen. Da kommt die Problem her. Die Sonnenfinsternis auf die Kopf. Von die Unzufriedenheit, die Verzweiflung und Sorge. Und jetzt", sie machte eine theatralische Pause, wie immer, "sie wollen wissen, was kommt jetzt in die Zukunft." Sie deutete auf den Platz rechts neben dem Pärchen. "Die zwei Kelche auf die Kopf. Eine unkontrollierte Leidenschaft, eine schwierige Beziehung, gebrochene Herzen." Dieser Typ in Panzerjacke, dieser Sven, dem ging es genauso wie dutzenden vor ihm. Er schüttelte halb ungläubig, halb skeptisch den Kopf.
Endlich war der Spuk vorbei und sie gingen wieder.

Lea brachte den Besuch die steile Treppe hinunter an die Türe. Dabei schlüpfte sie im Vorbeigehen in ihre immer bereistehenden Stiefel und nahm dabei die Jacke vom Haken.
"Die Karten haben voll auf die Geschichte von Odin und Brunhilde gepasst. Ich komme mit, ich will das auch sehen. Ihr sucht doch jetzt die Walküren, oder?"
"Nicht, dass wir sie schon gefunden hätten", ließ Sven an, "ich weiß bloß nicht, ob Zuschauer erlaubt sind."
"Wir können auch nicht auf alle aufpassen. Da sind noch diese verschwundenen Kinder."
Sehr komisch, das musste sie sich ausgerechnet von dem kleinen Mädchen sagen lassen, der einzigen, an der noch weniger dran war als an ihr. Naja, vielleicht noch von dem Elfen mal abgesehen. Aber der konnte sicher super zaubern. Und dieser Asiate war jetzt auch nicht besonders stämmig. Aber der kann garantiert 1A Karate. Und wenn die anderen auch alle magisch waren, war er es sicher auch. Vermutlich so ein Ki-Adept wie dieser Sven vermutlich. Hm, das "kleine Mädchen" konnte vermutlich irgendwelche Geister beschwören und mit Zaubern um sich werfen, dass du nur so staunst. Aber so ganz konnte sie das jetzt auch nicht auf sich sitzen lassen.
"Ich kann schon auf mich selbst aufpassen. Ich halte einfach ein bißchen Abstand. Ihr wisst ja sicher, dass Feuerelementare immer Flammen verschießen können." Vielleicht kannte sich ihre Mutter wesentlich besser in alten Sprachen aus, aber sie saugte dafür jedes Stückchen Theorie über Magie auf, was ihr zugänglich war.
"Naja", hob das kleine Mädchen an, "vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn ein paar andere Zeugen dabei sind. Wegen Polizei und so..."
Die anderen nickten.
"Hat jemand feuergeschützte Kleidung?" Sven sah in die Runde.
"Und geeignete Waffen brauchen wir noch", ergänzte das Mädchen und griff an ihr Kommlink.
"Ich schau mal in der Matrix nach geeigneter Munition." Der Asiate.
"Ich habe eine feuergeschützte Ganzkörperpanzerung. Würde die aber gerne selbst anziehen." Der Elf.
"Hier, die Koordinaten für einen Laden für Sicherheitsbedarf hier in Heidelberg", quäkte es im Auto aus dem Kommlink des Asiaten. War er... eingeschlafen? Das Mädchen fuhr tatsächlich ein eigenes Auto und hatte wohl einen anderen Termin. Sie wollten sich wieder um 22.00 Uhr treffen. Noch gut zwei Stunden.
"Spezielle Munition Fehlanzeige. Habe nur Giftkugeln gegen Insektengeister gefunden. Ansonsten halt Wasserwerfer gegen Feuergeister. Hat nicht zufällig jemand einen?!?"
Im Laden sahen sie sich um. Der Asiate versah jeden mit einer Kamera. Sven ließ sich seine Panzerjacke gegen Feuer imprägnieren.

Klok nahm ab. Nur ganz ausgesuchte Leute hatten diese Nummer.
"Hallo Klok-San. Ich bräuchte einen Waffenfokus. Ein Wakizashi vielleicht? Und das, wenn es geht, in zwei Stunden in Heidelberg."
"Leider ist keines vorrätig. Es würde etwa zwei Tage dauern." Das war nicht ganz die Wahrheit. Er hatte eines, allerdings war es für einen anderen Kunden reserviert.
"Ich wäre bereit, 10.000 dafür zu bezahlen."
Klok kalkulierte die Wahrscheinlichkeit durch, in innerhalb 30 Stunden einen Ersatz zu finden. Sollte klappen.
"Die Koordinaten bitte."

Er brauste durch die Dunkelheit auf seiner geriggten Geländemaschine Richtung Heidelberg. Sicher hätte er auf der Raiden wesentlich schneller sein können, aber im Falle eines Falles zog er es vor, etwaige Verfolger in den Wäldern abzuhängen. Das war mit der Raiden für einen geübten Fahrer wie ihn durchaus möglich, aber eher schwierig. Außerdem waren knapp zwei Stunden mehr als genug, um von Frankfurt über die A5 bis Heidelberg zu kommen.
An den Koordinaten am Neckar ließ er zwar das Licht an, verließ sich aber auf die Sensoren seines Bikes. Es war hier nur eine Person zu sehen. Als er näher kam, nahm er sie nicht nur per Ultraschall, sondern auch mit der Kamera wahr. Eine hübsche junge Frau. Noch einmal Abgleich mit dem Bild. Korrekt.
Wortlos übergab er das Kästchen aus Plastik im traditionell japanischen Holzdesign und fuhr weiter.

Auf dem Heidenberg standen bereits Fahrzeuge links und rechts am Wegrand halb im Wald noch bevor wir am Heidenloch angekommen waren. Sven hielt hinter dem letzten Wagen. Hinter uns der kleine Flitzer des kleinen Mädchens. Alle stiegen aus, nur der Asiate nicht. Verwundert schaute Lea noch einmal zurück, aber zuckte nur mit den Schultern. Die anderen gingen quer durch den Wald.
"Ich brauche noch ein paar Minuten für mich, um mich mit meinem neuen Schwert vertraut zu machen." Das Mädchen zog sich zurück. Ihr Schwert ist unverkennbar magisch.
Die anderen sahen sich den erhaltenen Turm und die Mauerstümpfe des ehemaligen Stefanskloster an.
"Wie genau die Burg aus Feuer wohl entstehen wird?" Die Frage war wohl eher rhetorisch. Lea war aber klar, dass sich einige Besucher der Oper heute noch ziemlich ärgern werden. Selber Schuld. Sie hätten das Park&Ride System nutzen sollen.
"Vielleicht sollten wir nicht so auf einem Haufen stehen, falls sie Feuerbälle einsetzen", hörte sie das Mädchen von hinten.
"Ich glaube, ich gehe mal hinter die zweite Reihe Autos zurück in den Wald..." Einstimmiges Nicken.
Der Elf hatte noch einen Wassergeist gerufen, so harrten sie die letzten Minuten bis Mitternacht, als aus dem Nichts ein Ring aus Feuer entstand. Lea schaute in der Zauberwelt die Alchera, eine Art Ebenen-Berührung an und sah im Feuerring einige Gestalten. Wie viele genau, konnte sie nicht sagen, aber es waren mehrere und sie manifestierten sich in der wirklichen Welt. Sven ging nach vorne und griff mit seinen magischen Händen einen der Geister an, wurde dafür gleich massiv beschossen. Zum Glück wich er allen Flammengeschossen aus. Eines der Autos am Wegrand wurde mehrmals getroffen. Auf der anderen Seite schlich sich das Mädchen um ein Auto herum und wurde ebenfalls beschossen. Leider bekam sie zwei Geschosse ab und blieb liegen. In der Zauberwelt erschien ein mächtiger Luftgeist neben dem Elfen, ging in den Feuerring und zerschmetterte den Geist bei Sven mit dem ersten Angriff. Sven zog sich zurück, der Luftgeist knöpfte sich den nächsten Feuergeist vor. Die anderen Feuergeister nahmen erst den Wassergeist aufs Korn und scharten sich dann um den Luftgeist. Der Wassergeist hatte weniger Glück. Er verfehlte mehrfach seine Ziele. Der Luftgeist dagegen machte einen nach dem anderen nieder, auch weil Sven ihm wieder zur Seite sprang.
Kaum waren alle Feuergeister besiegt, liefen alle zum Mädchen und kümmerten sich um sie. Anscheinend war es so schlimm, dass ihr Armband schon einen Krankenwagen gerufen hatte. Mit einem Verbandskasten, mit dem der Asiate gekommen war und der Magie des Elfen gelang es, sie wieder so weit zu heilen. Sie meinte, sie hätte den Krankenwagen abbestellt.
Hoch auf den Turm. Da lag sie. Brünhild. Wunderschön.
"Und wie wecken wir sie auf?", schaute Sven fragend in die Runde.
"Also im Märchen wird Dornröschen wachgeküsst. Aber ich zitiere meine Mutter: ´Der Held hat nicht umsonst immer ein besonderes Schwert. Das Schwert ist nichts anderes als sein großer Penis`". Gut, ihre Mutter hätte `Schwanz´ gesagt.
Nagato ging an allen vorbei und küsste die schlafende Brünhild auf den Mund. Dabei schien sie zu erwachen, packte ihn und riss ihm die Kleider vom Leib. Nicht lange und sie packte das Mädchen, tat mit ihr das Gleiche und bevor man sich versah, waren wir alle nackt auf der Schlafstatt. Es war wild, hemmungslos und schmerzhaft. Sie kannte keine Gnade. So erfüllte sich also die Vorhersage meiner Mutter. Ich weiß nicht, wie lange sie schon zusahen, aber rings um den Turm flogen die anderen acht Walküren.
"Ihr Helden habt eure Tat vollbracht."
"Ist das Mädchen nun auch wieder wach, Siegrun?" So wie Sven reagierte, hatten sie sie tatsächlich schon einmal getroffen.
"Das kann ich nicht sagen."
"Ich... während des Schlafs war da jemand. Ein Mädchen, ja. Ich glaube, sie sollte auch wieder wach sein", meinte Brunhild, während sie zu ihren Schwestern schwebte.
"Gebt ihr uns nun die toten Jungen wieder?"
"Das ist außerhalb unserer Macht. Wir haben aber als Zeichen unseres guten Willens das Opfer mitgebracht." Der tote Marlon schwebte mit seinen gebrochenen Knochen über die Zinnen auf den Turm und wurde auf die Bettstatt gelegt.
"Mutige Helden, ihr habt unsere Schwester von Odins Bestrafung erlöst. Ihr habt Wort gehalten. Auch wir halten unser Wort und werden keinen der anderen Krieger hier von diesem Schlachtfeld nach Wallhall führen." Mit diesen Worten verschwanden sie.
In der Ferne sah man Blinklichter in der Luft. Das waren wohl die Drohnen der Feuerwehr, denn der Asiate meinte auch, das Gebiet hier wäre in der Matrix markiert worden als Brandgebiet. Sven versuchte, Marlon zu tragen, ließ es aber, als er merkte, wie schwer er war.
Ich sah die anderen an. "Ich bleibe hier und erkläre die Situation." Wow, ich werde richtig berühmt und was wird das für eine fantastische Werbung für das Märchenland!
Als die anderen über den Weg im Wald verschwanden, hörte ich vom Thingplatz her, auf dem die Aufführung stattfindet, schon Leute lautstark herannahen. Auch die Drohnen über mir waren schon sehr nahe.

"Hallo. Haben Sie schon eine Benachrichtigung der Klinik, ob Ihre Tochter schon aufgewacht ist?" Schlaftrunken war Marie Gruber mitten in der Nacht völlig überfordert.
"W..was?"
"Hat die Klinik bei Ihnen schon angerufen? Hier sind die Leute, die für Sie beauftragt wurden."
"Äh... nein... es ist ja auch mitten in der Nacht... Moment." Sie gab den Hörer an ihren Mann weiter.

"Hallo, ja, wir wollten Sie tatsächlich gerade anrufen. Ihre Tochter Celine ist vor einigen Minuten aus dem Koma aufgewacht..." Jonas Gruber fiel ein Stein vom Herzen. Er wechselte wieder auf die andere Leitung. "Äh, tatsächlich. Wir sind quasi schon auf dem Weg in die Klinik. Wir können uns dort auf dem Parkplatz treffen."
Auf dem Parkplatz sah er zwei Wagen vorfahren und vier Leute stiegen aus. Sie gingen zusammen in die Klinik. Eine Schwester erwartete sie schon.
"Die Patientin braucht noch Ruhe. Erst einmal nur die Eltern. Die Verwandten dürfen dann auch noch ein oder zwei Minuten."
Jonas und Marie Gruber waren nie so froh, ihre Tochter zu sehen wie jetzt. Nach einigen Minuten stellten sie ihr ihre Retter vor, die allerdings zugeben mussten, dass sie die Leute noch nicht hatten, die ihre Tochter nachts durch den Wald hetzten? Oder ihren Freund? Celine stammelte so aufgeregt, dass man den Sinn ihrer Worte nicht ganz verstehen konnte. Sie würden es nie zugeben, aber insgeheim waren sie beide froh, dass Marlon tot war. Ein Ork war einfach kein Umgang für ihre Tochter! Wo doch jeder weiß, wie gewalttätig diese Orks sind.
"Bitte lassen Sie uns doch jetzt unsere Privatsphäre." Lukas Gruber sah die von Celines Patenonkel angeheuerten Leute an.
Kaum hatten sie den Raum verlassen, rief er ihn an. "Dein Patenkind ist aufgewacht..."

Lukas Steltz drückte die Schnellwahl-Taste.
"Ja?"
"Hier Schmitt. Ich hörte, Sie waren erfolgreich, was das Mädchen angeht. Haben Sie auch die Leute, die mit ihr an diesem Abend zusammen waren?"
"Äh, nein. Wir wissen, wie sie astral aussehen."
"Das bringt mir leider nichts. Besorgen Sie mir Fotos, dann ist ihr Auftrag erledigt."
"Springt dabei noch was extra raus?"
Kurz musste Lukas Steltz schlucken angesichts solcher Dreistigkeit. Wollen für einen Teil des bereits abgemachten Kontraktes eine Extrazahlung. "Besorgen Sie die Fotos und Sie bekommen die gesamte abgemachte Summe."

"Weeebeeeeer! Sie bewegen sofort ihren fetten Arsch zu mir rein!"
Fritz Weber schwante nichts Gutes, als er seinen Chef so brüllen hörte. Innerlich stöhnend stellte er sich dem Unausweichlichen.
"Weber, Sie haben den Fall Gruber als Unfall zu den Akten gelegt und diesen Trog in die Vermisstendatei aufgenommen, richtig?"
"Jawoll."
"Die Leiche von diesem... Marlon Neugebauer ist aufgetaucht. Es gibt auch eine Zeugin. Fahren Sie zum Heidenberg und schließen Sie die Akte schnellstmöglich."
"Jawoll."
Mitten in der Nacht stieg er zusammen mit seinem Assistenten in das Zivilauto des Sternschutzes. Auf dem Heidenberg am Kloster St. Stefan waren schon Scheinwerfer aufgestellt. Neben den Streifenwagen standen dort weitere zwei zivile Wägen. Anscheinend beschädigt.
Sie wießen sich aus und wurden auf das gesperrte, ausgeleuchtete Gelände gelassen. Die Ar-Akte des Vorgangs zeigte, dass Jens Heißenberg den Einsatz leitete.
"Heißenberg, was haben Sie?"
"Eine Leiche, der vermisste Marlon Neugebauer, ein paar beschädigte Autos, verbrannte und angesengte Bäume und - das wird Sie freuen - eine Zeugin. Personalien bereits festgestellt. Lea Morgenstern, wohnhaft hier in Heidelberg. Eine von den Märchenland-Zigeunerinnen."
"Na, das kann ja was werden..."
"Warten Sie erst einmal, bis Sie ihre Geschichte gehört haben. Also ich hab ja schon so einiges gehört, aber das..."
"Wo ist sie denn?"
"Da vorne im Streifenwagen. Wir haben sie hier unten getroffen. Die Leiche ist im Übrigen oben auf dem Turm. Sonst nichts. Sag ich nur ausdrücklich dazu. Sie wissen dann schon, warum." Er lachte. "Und..äh, nein, sie ist nicht auf Droge. Zumindest nichts, was wir so testen."
Das wurde immer besser hier.
"Wir nehmen die Zeugin mit aufs Präsidium." Das ist es warm und der Soykaff wartet.
Auf dem Weg ins Präsidium hörte er sich die Sprachaufnahme der ersten Aussage an. Heißenberg hatte Recht. So eine krude Ausrede hatte er auch in seinen 20 Jahren beim Sternschutz noch nicht gehört.
Nachdem er im Präsidium einen Becher Kaffee gezogen hatte, setzte er sich zu Frau Morgenstern und startete die Aufnahme. "So, Frau Morgenstern, jetzt erzählen Sie uns die ganze Geschichte noch einmal in aller Ruhe von Anfang an."
Sie blieb bei ihrer Geschichte. Abstruses Zeug mit Magie, Weltenüberschneidugen und Walküren. Er schüttelte nur innerlich den Kopf. Immerhin hatte sie die Nummer einer Zeugin. Sie könne ihre Geschichte bestätigen. Die Nummer gehörte einer gewissen Yina Sakushi, Personenschützerin.

"Hallo Frau Sakushi. Hier Fritz Weber vom Sternschutz."
"Äh, hallo."
"Sie waren heute um Mitternacht am Heidenberg?!"
Schweigen. "Äh. Ja."
"Dann finden Sie sich bitte ..." Er musste zwischendurch noch schlafen, Berichte schreiben und Zeit mit der Familie verbringen "...übermorgen um 18.00 Uhr zu einer Zeugenaussage auf unser Revier kommen?"
"Ja, natürlich."

Das Komm klingelte. Lukas Gruber hob schlaftrunken ab. "Ja, hier Gruber."
"Hallo Herr Gruber, entschuldigen Sie die Störung. Hier Weber vom Sternschutz. Vielleicht könnten Sie mir eine Frage schnell beantworten."
"Ähhh..."
"Sie haben nicht zufällig Privatdetektive beauftragt? Eine gewisse Yina Sakushi möglicherweise?"
"Ja, schon ein paar Leute, aber Namen habe ich jetzt nicht parat..."
"Vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen."
Herr Gruber schüttelte den Kopf. Er ging aufs WC und stellte einen Soykaff auf. Irgendwie kam ihm der Anruf vom Sternschutz komisch vor. Er beschloss, seinen Schwager anzurufen. Nach einigen Rufumleitungen wurde abgehoben.
"Büro Lukas Steltz. Was kann ich für Sie tun?"
"Sie könnten mich zu meinem Schwager durchstellen. Hier ist Jonas Gruber. Sagen Sie, es geht um Celine."
Warteschleife. Kurz darauf nahm er ab. "Jonas, was ist los?"
"Eben hat mich ein gewisser Weber vom Sternschutz angerufen. Er wollte bestätigt haben, dass wir Privatdetektive angeheuert hätten. Da dachte ich..."
"Ja, danke für den Anruf. Ich kümmere mich darum. Sag Marie und Celine Grüße."
Jonas Gruber war soo froh, dass nun alles wieder war wie immer.

"Selbstverständlich, Herr Steltz. Wir kümmern uns um alles."
Herbert Berger von der Kanzlei Berger & Partner legte auf und wählte die Nummer, die er erhalten hatte.
"Ist dort Yina Sakushi?"
"Ja."
"Mein Name ist Berger von der Kanzlei Berger & Partner. Ich bin ihr rechtlicher Beistand. Dazu benötige ich Ihre Zustimmung, dann könnte ich bereits loslegen. Entweder einen Daumenabdruck oder eine Unterschrift. Ich denke, die Unterschrift ist Ihnen lieber?" Das war so. Wie in den meisten Fällen.
"Sie haben bereits eine Vorladung? Ah, morgen, 18.00 Uhr. Dann sehen wir uns morgen am Präsidium."
Er drückte Kurzwahl 1. "Frau Günter, machen Sie mir bitte ein Telefonat mit dem Sternschutz, Bezirksleitung Heidelberg." Für seinen Auftraggeber aus der AG Chemie nur das Beste.

Herr Gruber saß beim Frühstück mit seiner Frau. Er genoss es, dass sie endlich wieder mit ihm sprach. Immer wieder ging ihm dieses Telefonat mit diesem Weber vom Sternschutz durch den Kopf. Irgendetwas störte ihn. Genau! Mist! Er hatte diese angeheuerten Privatdetektive verraten. Das waren Runner! Die nehmen so etwas ernst!
"Sag mal Marie, du hast doch die Nummer von diesem netten Mädchen. Dieser..."
"Äh, irgendwas japanisches, du weißt doch, ich habe es nicht so mit diesen ausländischen Namen. Hier. Ich schieb sie dir rüber."
Jonas ging in den Nebenraum. Es klingelte am anderen Ende. Jonas triefte der Schweiß unter der Achsel. Endlich eine genervte Stimme. "Ja."
"Äh, hier Gruber." Er sah das Mädchen auf dem Bildschirm. "Äh, es tut mir Leid, ähm. Also, der Sternschutz. Naja, er hat mich befragt und ich...äh... ich habe Ihren Namen erwähnt."
Kurze Stille.
"Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Gruber. Vielen Dank für den Anruf."
Herr Gruber machte sich jedoch Sorgen.

Lea Morgenstern war so durch den Wind, dass sie heute nicht arbeiten konnte, Sie lag zu Hause im Bett. Das Komm klingelte. Erst wollte sie nicht rangehen, aber dann sah sie, dass Sven sie anrief. Der fesche Typ in Panzerjacke, der sich von ihrer Mutter die Karten legen hat lassen.
"Hallo Lea, wie gehts?"
Unwillkürlich schossen ihr die Tränen in die Augen. "Ich... ich wollte doch nur Werbung machen für den Märchenpark....und dann haben sie mich verhört und kein Wort geglaubt... von wegen wenn man die Wahrheit sagt und so... und dann haben die MICH verdächtigt und dann dachte ich... ihr... ihr könntet doch meine Geschichte bestätigen, weil die doch wahr ist und so..."
Sie weinte sich aus.

Fritz Weber war zufrieden mit sich. Diese Lea Morgenstern kriegte er schon dran für den Mord. War nur noch eine Frage, wie viele Komplizen sie hatte. Eben hatte er noch eine Textnachricht an Frau Sakushi geschrieben, dass sie morgen ihre Kollegen doch auch bitte mitbringen solle. Doch dann klingelte sein Komm.
"Weber, Sie übersenden mir sofort Kopien aller Akten im Fall Gruber und Neugebauer." Sein Chef. Wenn er sich einmischte, musste irgendwas am Kochen sein. Konzern, Geheimdienst, Interpol. Irgend so etwas.
"Ja, Chef, natürlich."
Kaum eine halbe Stunde später klingelte das Komm schon wieder"Weber, beauftragen Sie einen Gutachter der Universität, um arkane Angelegenheiten zu ermitteln."
"Sollten wir aus Kostengründen nicht lieber Psy-Aid..."
"Weber, Sie tun, was ich Ihnen sage!"
"Ja Chef."

Lea konnte es nicht glauben! Dieser Sven hatte ihr tatsächlich auf eigene Kosten einen Anwalt besorgt! Und anscheinend einen wirklich guten! Auf jeden Fall hat dieser Berger eine unabhängige Begutachtung des Tatortes durchgesetzt. Irgendein Professor der Uni macht das. Überschwenglich griff sie zum Komm. Sven war ganz überrascht. So ein Gentleman! Sie konnte nicht viel tun, aber sie schickte ihm acht Freikarten für den Märchenpark. Vielleicht sah sie ihn auf diese Weise wieder?

Otto langweilte sich im Gasthaus "Zum Landmann" oberhalb des Parkplatzes auf dem Heidenberg. Nur ein paar Handwerker vom Bühnenbau waren zum Mittag da. Das feine Publikum wollte heute wohl nicht vor dem Mittagskonzert zu einer Matinee kommen. So nannten sie ihr Besäufnis mit diversen Cocktails hier an der Bar. Karl machte ab und an in die Küche und schmiss ein paar Schnitzel oder Pommes in die Friteuse. Den Rest erledigte Rosemarie. Es war auch alles wie immer. Ein paar Gäste in der Ecke benahmen sich komisch. Nicht die typischen Handwerker, aber sie aßen etwas. Ein Schlitzauge und einer in Panzerjacke. Nachdem sie gegessen hatten, tauchte so eine junge Japan-Schlampe auf und sie dampften ab. So ein Abschaum sollte hier auch nicht rein. Das Waldgasthaus hieß doch nicht umsonst "Zum Landsmann"!

Fritz Weber wusste nichts mehr zu sagen. Erst bestätigte dieser Gutachter diese Alchera und die Geschichte mit den Walkyren und jetzt steckte ihm sein Chef ein Foto mit zwei Personen zu, zusammen mit einem Geo-Ping. "Das sind die beiden Mörder. Sie sind im Moment im Waldgasthof "Zum Landsmann" auf dem Heidenberg. Lassen Sie sie sofort festnehmen!"
Es waren sowieso zwei Streifen vor Ort. Dann können sie vom Kloster gerade mal hin.

Rupert Sager stand hinter dem Landmann und quarzte eine. Auf einmal kam da so eine süße junge Asia-Schnecke um die Ecke.
"Na, verlaufen? Der Eingang ist vorne."
Sie deutete auf seine Kippe. "Kann ich auch so eine haben?"
"Bist du da nich n bissl jung für?" Er hielt ihr die Schachtel dennoch hin.
"Schönes Restaurant." Ihre Augen blinkten ihn an.
"Klar, will ja nicht angeben, aber es ist meins. Wirft ganz schön was ab. Deshalb fahr ich Ferrari."
"Wow, eine Ferrari..."
"Klar, Lust auf ne Spritztour? Vielleicht heute Abend?"
"Heute habe ich leider schon etwas vor..."
"...dann also morgen?" Sie hörten von drin Geschrei. "Ich muss mal nach dem Rechten sehen."
"Oh ja, ich muss auch langsam gehen."
"Wir sehen uns morgen." Er deutete auf sie und blinzelte ihr voller Vorfreude zu.

Karl und Otto wehrten sich, aber nicht lange. Ihr Chef sah zu, wie sie abgeführt wurden. Draußen stand der Typ in Panzerjacke. Irgendwas hat der damit zu tun...

Fritz Weber rief Frau Sakushi an. "Frau Sakushi. Ich möchte mich im Namen des Sternschutzes bei Ihnen entschuldigen. Die Anhörung als Zeugin am morgigen Abend ist hinfällig. Vielen Dank für Ihre Kooperation."

Celine Gruber lag im Krankenhaus. Das Komm klingelte. Dran war der süße Asiate von den Privatdetektiven. Er überspielte ihr alle Daten von Marlons Komm. Marlon...
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Besprechung Ring aus Feuer
1. Zeitpunkt, der im Abenteuer angenommen wird, passt (natürlich) nicht in unsere Zeitleiste.
2. Es ist auch nicht Sommer, sondern später Winter. Ich spiele es dennoch. Einfach weil ich gerade Lust darauf habe. Die milde Nacht macht der Klimawandel. ;)
3. Im Abenteuer wird davon ausgegangen, dass die Gruppe die Krankenakte illegal besorgen muss. Ich habe keinen Grund gesehen, warum die Erziehungsberechtigten nicht die Krankenakte ihrer Tochter anfordern dürften.
4. Die familiäre psychische Situation habe ich während des Spiels etabliert. Wie ich auch das "Ausbüchsen" von Celine erfunden habe. Macht das Gesamtbild in meinen Augen "runder". Ich habe sozusagen etwas Fleisch auf das Abenteuerskelett gepackt.
5, Die Charaktere konnten dadurch eine massive Abkürzung nehmen, dass sie Celines und dann Marlons Kommlink hackten. Dadurch konnten sie bereits herausfinden, dass die beiden heimlich an der Aufführung waren.
6. Beim Durchsuchen von Celines Zimmer wurden Bilder ihres Orchesters sowie ein verstecktes Foto von Marlon gefunden. Mit Herzchen.
7. Das Märchenland fiel mir schon auf Google Earth bei der Vorbereitung des Abenteuers auf. Nachdem sich eine der Charaktere für das touristische Heidelberg interessierte, trat diese Szene auf den Plan.
8. Den magischen Traum habe ich übersprungen, zum einen, da es die Gruppe schaffen wird, das Abenteuer innerhalb eines Tages ohne Schlaf zu lösen, zum anderen will es mir nicht so recht einleuchten, warum einer oder mehrere diesen Traum haben sollten. Vielleicht später noch... wer weiß.
9. Ich habe die Zeit in der Alchera anders ablaufen lassen als in der realen Welt. Das war allerdings intuitiv und nicht wirklich geplant.
10. Den Traum habe ich nun entgültig fallen lassen. Das lag allerdings eher daran, dass unser Magier am letzten Spielabend leider verhindert war.
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Der folgende Traum hat nichts mit dem Kaufabenteuer zu tun. Er basiert auf Drags Initiationserlebnis. Dabei durchlebte er immer wieder eine Situation aus seiner Charaktervorgeschichte. Er gab seinem beschworenen Geist den Befehl "Töte sie alle." Was er auch tat. Alle Hazmats, seine Ökoterroristen-Freunde, seine Familie, die mit an Board des Schiffes war... In seiner Initiation fand er heraus, dass er als "Marionette" eines "Puppenspielers" diesen Befehl gab. Damals hörte er nur Stimmen.

Epilog: Drags Traum
Ein Nebel lichtete sich. Gestalten in Kleidern, die man vor Jahrhunderten getragen haben muss. Sie erinnern an die Szenen an einem Königshof in irgendwelchen Ritterfilmen wie "Robin Hood". Es schien ein Fest zu sein, denn sehr viele Gestalten standen in Grüppchen zusammen, schienen zu reden und sich zu amüsieren. Im Gegensatz allerdings zu den Ritterfilmen wiesen die farb- und gesichtslosen Konturen der Köpfe überaus lange und spitze Ohren aus. Es erklang Musik. Ein Klimpern ähnlich einem Klavier, auch wenn es keines war.
Dann ein Gesicht. Weiß bemalt wie bei einem Clown. Der Mund schien mit Lippenstift übermäßig nachgezogen worden zu sein. Auch seine Augenlider waren rot bemalt und vom Auge gingen rote Dornen oder Flammen nach oben und untern, kleinere nach links und rechts. Die feuerroten Haare, wohl etwa schulterlang, zu drei Zöpfen frisiert, die wild vom Kopf abstanden, als trüge er eine rote Narrenkappe. Seine Ohren waren spitz, aber bei weitem nicht so lang wie die Ohren an den farblosen Konturen der anderen Köpfe. Zweifelsohne ein Elf. Dieses Gesicht lächelte Drag an und zwinkerte ihm zu.
Anscheinend hatte er einen Gesprächspartner, denn er hörte eine Stimme sagen: "Ich hatte es so begrüßt, dass Caimbuel Har´lea`quinn eigenständigen Zugang zum Seelie Hof bekommt. Um so trauriger machte es mich zu erfahren, dass Sie doch nur als Stellvertreter von Aina Dupree hier sind. Aber was will man machen. Wir können hier nicht jeden beliebigen Narren einfach Zugang gewähren. Dazu braucht es nicht nur Können, sondern auch Kultur." Das Triefen von Hohn und Spott in der Stimme war kaum zu überhören. Sie fuhr fort und wurde widerwärtig schadenfreudig: "Wo ist denn ihre Geliebte... oh Verzeihung, ich vergaß, dass sie sich vor einiger Zeit von Ihnen abgewandt hat... wo ist sie denn? Man hat sie schon länger nicht mehr gesehen."
"Nun, die Gräfin von Arran muss wichtigeren Geschäften nachgehen als sich an Hofe verzweifelt bemühte Versuche von Sarkasmus anzuhören. Sie erzählte mir allerdings erst neulich, dass Sie ein neues Spielzeug mittels Ihres Blutes an sich gebunden hätten. (Hier zwinkerte das Gesicht wieder dem Träumenden zu) Wie jeder auch nur halbwegs gebildete Magier weiß, bringt die Anwendung von Blutmagie die Ebenen näher zusammen. Ich selbst habe Den Feind schon zwei Mal abgewehrt. Ich hoffe, der Hof ist vorbereitet."
"Sehen Sie, wenn schon ein Hofnarr ausreicht, Den Feind in seine Schranken zu weisen, dann schicken wir Garbh Filiochtá." Man sah eine Gauklerin, die einige Kunststücke vorführte. "Ich hörte allerdings, dass sich auf der Ebene der Menschen eine beachtliche Konzentration von Insektengeistern ergeben hat, die immer weiter zunimmt. Wenn das so weitergeht, werden die Tirs bald von Schaben und Ameisen regiert. Wie Sie sehen, wird eure Welt der Metamenschen sowieso nicht überleben bis Der Feind eintrifft." Er lachte kurz, doch das Lachen brach abrupt ab. Kurz sah man sein Gesicht umrahmt von schulterlangem schwarzen Haar, Augenbrauen mit unglaublich langen Haaren, die beidseitig wie ein einziger Dorn bis zum Haaransatz reichten und einem Spitzbart, der sich nach oben bis zur Unterlippe verlängerte. An seinen überlangen Elfenohren trug er links einen goldenen Ohrring, der mit einer feinen goldenen Kette mit seinem linken Nasenflügel verbunden war. Seine grünen Augen sahen Drag kurz mit einer Mischung aus Ekel, Abscheu und Entsetzen an, während er eine wischende Handbewegung machte.

Drag fuhr hoch. Er war schweißnass und ihm war schwindelig.

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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 14. Mai 2021, 16:50:36
Der Spieler von 7even war mit dem Char nicht so recht zufrieden und spielt deshalb
Groucho, Zwerg, Ki-Adept
ansonsten dabei:
Drag, der jetzt irgendwie anders heißt, aber keiner weiß, wie. Einfachheitshalber nennt er sich so lange noch Drag.  ;D  Elf. Schamane mit Dönervogel.
Nagato, Norm, asiatischer Technomancer ohne Sinn für japanische Etikette. Also ein ganz normaler Europäer eben.
Sven, Norm, Ki-Adept. Dreks-schnell. Vor allem für einen Schweizer.
Chengi/Yina/Kaede, Norm, gebürtig japanische Ki-Adeptin. Aussehen und Benehmen nach Belieben. Drückt noch die Schulbank.

Plothook aus Rhein-Ruhr-Megaplex: Im Land des Lächelns

Prolog 1: Chengi
Tant-Chen erwartete ihre Untergebene in einem feinen japanischen Restaurant in Frankfurt. Sie traf exakt pünktlich ein wie immer und setzte sich mit einer angemessenen Verbeugung auf ihre Einladung hin zu ihr. Nach einem Tee und etwas Small-Talk war es Zeit, zur Sache zu kommen.
"Chengi-san, es gibt eine Aufgabe, für die Ich jemanden brauche, dessen Loyalität zum Kubushi-Kai unverbrüchlich ist."
"Meine Loyalität gebührt einzig dem Kai."
"Nichts anderes habe ich von Dir erwartet, meine Chengi. Dein Potential ist so groß, dass Du es im Kai eines Tages weiter gebracht haben wirst als meine Wenigkeit." Sie ließ etwas Pause. Für ein Mädchen, das noch nicht einmal die Schule beendet hatte, hatte sich Chengi bereits einen sehenswerten Ruf erworben. "Es gibt einen Gefallen, den wir dem Makahashi-Gumi erweisen werden und Du wurdest dafür ausgesucht. Sie benötigen Kräfte von außerhalb. Du bist loyal und Deine Kontakte sind gut." Sie ließ wieder eine kurze Pause. "Leider kann man das nicht von allen hier im Kai sagen." Sie unterbrach sich selbst mit einem kurzen Stöhnen des Bedauerns. "Und so sollst Du die Augen und Ohren des Kais in Düsseldorf sein. Gefährde dabei nicht den Gefallen an sich, aber bitte schaue Dir alles was den Makahashi-Gumi betrifft, genau an."
"Selbstverständlich."
Man trank noch einen Tee und beendete die Konversation.
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Prolog 2: Groucho
Azumi Morimoto brachte alles mit, was man als gute Yakuza haben sollte. Manieren, Skrupellosigkeit, Intelligenz und Loyalität. Eigentlich sollte sie schon längst Mitglied sein, denn sie hatte als Zeichen der Loyalität auch eine Seite ihres Gesichtes tätowieren lassen. Aber sie hatte einen Makel, den das traditionelle Makahashi-Gumi in Düsseldorf niemals verzeihen würde: Sie war eine Frau. Ihr war vor einiger Zeit klar geworden, dass sie niemals höher steigen würde als sie jetzt war: Eine Schmitt für den Gumi.
Wie dem auch sei. Sie hatte Arbeit. Im Moment saß im traditionellen japanischen Seiza vor ihr hier im noblen Düsseldorfer Teehaus `Ocha´ ein Zwerg in Anzug, der neu im Plex war. Genau, was sie suchte. Ein Muskel, das war sein Angebot, ein Ki-Adept, wie ihre orkische Magierin ihr berichtete.
"Herr Groucho, wir haben ein Angebot für Sie. Wir würden Sie mit einigen Runnern bekannt machen, die es gewohnt sind, zusammen zu arbeiten, aber für ihre Aufträge hier im Plex etwas Verstärkung benötigen. Sie werden ein Mädchen dieses Teams genauer beobachten. Sammeln Sie ihre Vorlieben und Abneigungen."
"Klingt gut, was springt für mich dabei raus?"
"Für Ihren Auftrag zwischen 1 bis 10 Tausend. Entsprechend Ihres Erfolges."
Der Zwerg wirkte etwas verstört und enttäuscht. "Das ist nicht gerade viel..."
"Selbstverständlich ist das die Extra-Vergütung. Für die Runs selbst werden Sie bezahlt wie alle anderen auch."
Die Zufriedenheit machte sich durch die Entspannung seines Körpers bemerkbar. "Und wie viel Zeit sollte ich dafür mitbringen?"
"Das kommt darauf an, wie lange Sie für die Planungen benötigen. Aber vier Wochen sollten auf jeden Fall genügen."
"Klingt gut."
"Dann genießen Sie bitte den guten Tee. Unsere Gäste sollten demnächst eintreffen."
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Frau Schmitt ließ von den beiden Geishas den Tisch abräumen und wartete auf ihren Besuch. Dieser kam auch prompt. Sie wies ihren beiden Muskeln die beiden Ecken des Raumes zu. Ihre Magierin stand hinter ihr.
"Wunderbar, da sind Sie schon. Es tut mir Leid, wir sind noch nicht vollkommen vorbereitet." Es war eine Anspielung darauf, dass sie etwas zu früh kamen. "Aber bitte setzen Sie sich doch."
Von Seiten ihrer orkischen Magierin bekam sie telepathisch übermittelt, dass drei von ihnen erwacht waren. Das Mädchen, das sie unter dem Namen Chengi kannte, der Elf und der Norm. Der asiatische Norm war ein mundaner.
"Wir haben auch Sitzhilfen, falls Sie den Seiza nicht gewohnt sind. Alle außer dem asiatischen mundanen Norm lehnten ab. Sie hatte eine Abneigung gegen solche Individuen, die sich den Gaijin zu sehr angepasst hatten.
Ein frisch aufgebrühter Tee wurde von den Geishas gebracht. Frau Schmitt goss allen außer sich selbst in Reihenfolge der sozialen Stellung ein und stellte die Kanne zurück. Chengi nahm die Kann und goss Frau Schmitt ein. Auch sie stellte die Kanne gemäß japanischer Etikette korrekt zurück.
Das Essen war den unkundigen Gajin angepasst. Nur große Stücke, so dass sie sich mit den Stäbchen leichter taten.
"Nun, Sie möchten natürlich wissen, worum es geht. Es gäbe drei Aufträge. Einer umschließt Einbruch und Sabotage. Ein zweiter Überwachung und ein dritter Einschüchterung." Frau Schmitt wartete kurz. Es kam kein Einwand. "Für den Einbruch lobt mein Auftraggeber 50k aus, für Überwachung und Einschüchterung jeweils 20k."
"Es gibt doch sicher noch die Möglichkeit, sich noch etwas dazuzuverdienen?"
Frau Schmitt betrachtete den Elf und benötigte einige Sekunden, um die Wut in ihrem Inneren angesichts solcher Unverschämtheit zu glätten. "Es gibt möglicherweise Aufgaben, die sich auf Grund ihrer Erfolge ergeben."
"Entschuldigen Sie. Er wusste nicht, dass wir nicht verhandeln sollen."
Nun sah Schmitt den asiatisch aussehenden Jungen an. Was mischte der sich nun ein? Sollte der Elf sein Schüler sein, so hätte er als Lehrer die Konsequenzen zu tragen. Statt dessen entschuldigte er sich für ihn und das noch auf solch eine beleidigende Art und Weise. Was für ein Gajin!
"Wie dem auch sei. Hier ist ein Chip mit allen Informationen und ein Credstick mit einer Anzahlung von 9k. Der Raum ist noch für etwas über einer Stunde gemietet. Sie können jederzeit nachbestellen, falls Ihnen etwas fehlen sollte."
Schmitt nickte ihren Gästen knapp zu und verließ mit ihren drei Bodyguards den Raum.

Informationen der Schmitt

Ordner 1
Kommnummer
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Ordner 2
Am Samstag, 04.03.2079 startet der WDR mit einem echten Live-Format. "Wetten, dass...?" wird wieder aufgelegt. Die Show muss eine einzige Panne werden.
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Ordner 3
Der WDR hat einen Reporter namens "Georg Welsbach". Finden Sie seine Informanten heraus und schrecken Sie sie ab. Töten Sie niemanden!
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Ordner 4
Eine Dame (Foto) hat mehrere Geschäftspartnern Wanzen am Jackett untergejubelt und spioniert. Finden Sie die Aufzeichnungen und sorgen Sie dafür, dass sich das nicht wiederholt.
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Der Marder schaute auf sein klingelndes Komm. Sein Bruder. Sozusagen ein Gang-Treffen, denn sie beide waren die letzten Überlebenden der "Chains". Eine Gang aus Ex-Knackis. Bis dann alle drauf gingen...
"Hoi Groucho, wie geht´s?"
"Hoi, ich brauch n paar SINs."
"Klar Mann, wie schnell?"
"Vier Stück in spätestens neun Tagen."
"Wow, Alter, ich bin alleine... also ich schmeiß mir paar Long Haul ein und dann kann ich n paar zum Wegwerfen machen."
"Ne... warte mal... geht auch was Besseres?"
"Klar, aber dann schaff ich keine vier."
Gemurmel im Hintergrund. Anscheinend eine Diskussion.
"Groucho, pass auf, ich mach Dir eine gute und melde mich dann. Schick mir einfach die Fotos."
"Alles klar, machn wer so."

Karl "Charlie" Kaluppke und Ferdinand van Haag waren auf Streife. In zivil. Am liebsten hielten sie sich aus allem raus. Ärger durften andere übernehmen. Also Kids festnehmen, die hier am Medienhafen Randale machen, klar. Aber nix Ernstes, bitte. Dazu zahlt der Plex eindeutig zu schlecht. Die ernsten Sachen laufen wegen den Konzernen ab, also sollten die auch ihren Drek selbst weg machen.
"Hey, Charlie, der gelbe Toyota da vorne ist als grün eingetragen. Lass uns den mal kontrollieren. Paar Mäuse abzocken."
Während Charlie sich vor das Fahrzeug setzte und in der AR wie auch im Rückfenster das "Polizei - Bitte folgen" Schild an.
"Mann, Charlie, ich habe die ausgestrahlten SINs überprüft. Eine ist ein Fake... Verdammt." So wurde aus einer Kleinigkeit eine handfeste Straftat.. Um so etwas machten sie normalerweise einen Bogen...
"Dann sind die echt gefährlich. Pass auf. Hol den mit der Fake-SIN raus und dann machen wir dem ein Angebot, ok?"
"Meinst du nicht, die legen uns gleich um?"
"Wer nicht wagt... wie viel verlangen wir?""
"Hm, Tausend für jeden von uns?"
"Ich habe gehört, dass Leute schon für´n Appl und n Ei umgelegt werden..."
"Ok, also Tausend insgesamt?"
"Klingt gut, ich fahre da vorne die Feuerwehreinfahrt rein."
Ferdinand stieg als erster aus. Er ging zum Fahrer, während Charlie von hinten sicherte. Die Scheibe war schon unten. Das Auto war voll. Auf dem Fahrersitz ein Typ in Panzerjacke, alle anderen in Anzügen. Komische Truppe. Ein Fahrer und seine Konzernis sitzen sonst in ganz anderen Preisklassen von Autos... Der Elf mit der Fake-SIN saß auf dem Beifahrersitz. Drek! Das waren Runner! Ihm wurde ganz schlecht. Egal, jetzt durch!
"Guten Tag, wissen Sie, warum wir Sie angehalten haben?"
"Nein."
"Ihr Auto sollte rot sein."
"Ich wollte mal schauen, wie es mit anderer Farbe aussieht."
"Aha, und deswegen haben SIe es umlackieren lassen", stellte Ferdinand fest. "Und was treibt Sie in den Plex?"
"Urlaub."
"Und für den Urlaub haben Sie extra ihr Fahrzeug umspritzen lassen...?" fragte er ungläubig eher sich selbst. Anscheinend fühlte sich Panzerjacke nicht angesprochen.
"Und Sie, Herr Arndt, steigen Sie bitte einmal aus und kommen Sie mit zum Wagen."
Der Elf folgte ihm. Sein Partner übernahm.
"Hören Sie, Sie sind hier mit einer gefälschten SIN unterwegs. Dummerweise haben wir beide so viel um die Ohren, dass wir die ganze Sache gegen ein Bußgeld von 1000 € einstellen würden."
"Selbstverständlich."
"Wir würden Bargeld bevorzugen, um die lästige Bürokratie zu umgehen. Oder einfach einen beglaubigten Credstick?"
"Selbstverständlich."
"Vielen Dank für Ihre Kooperation. Und was immer Sie hier vorhaben... Bitte nicht in unserer Schicht."
Ferdinand und Charlie stiegen wieder ein, während der Elf zurück zum Toyota Citizen lief. Ferdinand ließ das Fenster runter: "Und fahren Sie aus der Feuerwehrzufahrt raus. Sonst müssen wir noch ein Bußgeld ausstellen."
Charlie konnte im Gegensatz zu Ferdinand gar nicht lachen. "Ich hoffe, die legen uns wegen deinem Spruch jetzt nicht um."
Ferdinand blieb das Lachen im Halse stecken. Branntheiß fiel ihm ein: "Wir haben ganz vergessen, den Fahrer zu rippen."

Irgendwie hatte Kalle sich sein Praktikum beim WDR anders vorgestellt. Er sah sich schon in der Horizon-Familie seinen Konzerntraum in Ruhm und Geld leben. Statt dessen durfte er den Sperrmüll aus dem Keller im WDR Köln eine Treppe hochschleppen und in einen Container schmeißen. Zum Glück war die Türe vom Notausgang hier hinten defekt. Hatte nie einer gemeldet, weil es für alle Praktikanten eine geniale Abkürzung zum Café Reichard war, wo sie den schnöseligen Sesselfurzern ihren Kaffee und Stückchen holten und außerdem war das für sie die perfekte Gelegenheit, sich mal unbemerkt abzusetzen. In diesem Scheißladen war sowieso alles baufällig. Die Könige aber, die hatten alle ihr Büro in Düsseldorf. Alles neu renoviert und piekfein. Also ließen die unteren Chargen hier in Kölle alles an den einzigen aus, die noch unter ihnen standen: Praktikanten. Willkommen in der schönen neuen Medienwelt!
Kalle mühte sich draußen zwischen den Büschen und Bäumen mit der Kiste ab, als ihn jemand von der Seite anquatschte.
"Hoi, kann ich Dir helfen?"
Ungläubig sah er zur Seite. N junger Typ in Panzerjacke. Ghetto-Chic ist immer in. Irgendwie. Aber hier aus Köln kommt der nicht. Das hört man.
"Äh, glah, gannsde mia ma helfn, dänn Gaddong in dä Gondähnä zu globbn?" Der Typ packte mit an. Ging gleich viel besser. "Wie gommsdn, dass dä mia helfän dusd?"
"Ich wollte mal schauen, ob ich hier ein Praktikum machen kann..."
"...in dähn Safdlahdän hia, oh männeggen, lassäs liebä. Ich muss dä dregs Gellä usräumä, dad is mei Braggdigum. Un dennä Ahschlöchä Gaffee holn."
"Hört sich irgendwie nicht so gut an."
Kalle nickte. Während er dem Typen nachsah, kramte er seine Packung Kippen raus und steckte sich eine an.  Schweiz. Genau, das war der Akzent aus der Ricola Werbung. Mit dem ch und so.

Ordner 4

Frenkie bot seine ausgewählten Waren auf einer Decke feil. Auf einem Bürgersteig mitten in Düsseldorf-Flingern. Dort lag das Beste, was man auf der Straße so finden konnte. Die meisten Leute gingen einfach achtlos an ihm vorbei, aber so ein Typ in Panzerjacke stand auf einmal vor ihm.
"Hoi, weißt du, was das Zeichen da drüben bedeutet?"
Der Norm zeigte auf ein Gang-Tag. Ein großes Z, daneben eine hundert, unter der ein Prozent-Zeichen stand. Das prangte da groß auf den Mauern verlassener Werkstätten. In der Mitte, seitlich eingegrenzt von Mauern, ein langer Zugang, der in einem dunklen Durchgang in einen Hinterhof endete. "Dat sinn de 100 pro Z´s."
"Und was heißt das?"
"Naja, dat sinn so Zombies un Vampire un so."
"Wow, echt? Was hilft denn gegen die?"
"Silber, is doch klar. Hier", Frenkie zog die abgebrochene Radioantenne aus, "100% Silber. Super Waffe jejen Vampire..."
"...äh, nein..."
"...oder hier een Radkapp, kann man prima werfen..."
"...was will ich mit EINER Radkappe...?"
Eine junge hübsche Asiatin mischte sich auf einmal ein. Obwohl sie voll nach Ghetto aussah, kam sie irgendwie nobel rüber mit ihrem Schwert auf dem Rücken.
"Hoi, das Auto da vorne", sie deutete auf einen rostigen kleinen Flitzer, "das steht nachher noch genauso da wie jetzt?" Dabei hielt sie ihm einen 20 Euro Schein hin.
"Sischer, sischer."
Sie drehte sich um und ging in aller Seelenruhe Richtung Turf der Z100%. Ihr schlossen sich der Typ in Panzerjacke, ein Zwerg und ein Elf an. Das roch nach Ärger. Also Augen auf, vielleicht kann man was abgreifen.

Rotze war vollkommen zufrieden. Er durfte hier mit seinem Chef und Ralle im großen Durchgang Wache stehen. Aufrecht stehen war toll. Ralle war ganz aufgeregt, weil ihn alle Ork nennen. Aber er ist ein Goblin. Goblins erkennt man daran, dass sie die ganze Zeit reden. Also die sind die ganze Zeit wütend darüber, dass jeder Ork sagt und nich Goblin. Rotze holte sich mit einem erstaunlichem Feingefühl einen fetten Popel aus der Nase und ließ ihn sich genussvoll auf der Zunge zergehen. Der Chef sah ihn dabei mit seinen durchgehend weißen Augen an. Die meisten fanden seinen Chef unheimlich. Aber der war voll ok. Neulich hatten sie erst ein paar Wannabees verprügelt. Naja, irgendwann dürfen die vielleicht auch mitmachen. Der Chef war auch gar nicht wütend, dass er aus Versehen einen umgelegt hatte. Am nächsten Tag gabs lecker essen. Lecker Fleischeintopf. Sein Chef mochte sein Fleisch aber lieber roh. `Blutig´ nannte er das. Nur Tatoos konnte er nich ab. Die schnitt er immer raus.
Ralle hörte auf zu reden als ein paar Typen in ihre Gasse kamen. Rotze war voll stolz auf den Gang. Der Chef hatte draußen ein paar Tags gemacht, aber die hier drin durfte er sprayen.
"Hey, verpisst euch!" schrie sein Chef den Leuten zu.
"Wir haben einen Termin."
Anscheinend hatten die ein kleines Mädchen als Anführer. Ha! Was für Lappen!
"Nen Scheiß habt ihr und jetzt verpisst euch."
"Sagt wer?"
"Wir. die 100% Z´s."
Rotze war ganz überrascht. "Chef, heißen wir nich `ZIOO´?" Rotze konnte lesen und deshalb hatte er neben das große Z einen Strich auf mittlerer Höhe gemacht und IOO drüber geschrieben. Das mit dem Strich war vermutlich wegen Kunst und so.
"Rotze, du machst den Trollen alle Ehre."
Rotze war voll stolz.
Dann das Mädchen wieder. "Wir haben einen Termin."
Sein Chef meinte so: "Äh, klar, wenn ihr einen Termin habt, dann dürft ihr natürlich rein."
Ralle fing sofort an, sich wieder zu beschweren. Komischerweise aber gar nich über diese Goblin Sache, sondern über den Chef. Wegen Job und so. Rotze mischte sich in so etwas lieber nicht ein.
"Willst du mich ernsthaft rausfordern? Wenn ich sage, die haben Termin, dann haben die Termin, klar?"
Rotze sah den vier Leuten nach, die in Panzerjacken an ihnen vorbei gingen. Keine Wannabees. Die Anführerin hatte ein Schwert. Teuer. Das sah sicher nur so aus, als ob ne andere Gang ihren Turf übernehmen will. Weil sonst hätte der Chef schon was gesagt. Ralle hatte das irgendwie nur noch nicht verstanden.
Als die Gang über den Hinterhof ins Treppenhaus rein ist, streiten die beiden immer lauter. Und stritten. Auf einmal war sein Chef still. Dann fluchte er.
"Holt die Stöcke raus, die machn wer fertig!"
Soll einer den Chef verstehen. Aber der is einfach zu schlau. Teleskopschlagstock raus und ab ins Treppenhaus. Rotze stürmte voran.

Chef drückte die Alarmtaste am Kommlink. Dadurch würde die Nachtschicht alarmiert. Rotze und Ralle pfiffen sich das Kamikaze ein, das für solche Notfälle immer im Vorrat war. Chef zog seine Pistole, die er gebraucht auf der Straße gekauft hatte. Ralle und Rotze waren durch die Hintertür rein, den Kurzen Gang vor zur Treppe und waren sofort in einen Kampf verwickelt. Er lief hinterher und... bereute es. Rotze und Ralle bekamen das nicht mit, aber im Astralraum war ein Luftelementar! Chef schoss auf einen Typen, der sich als Ziel anbot.
"Kack die Wand an", dachte er, "ich mach gleich nen Abflug!" Dummerweise kam im Astralraum der Luftelementar genau zu ihm und schlug auf ihn ein. Der Typ, auf den er geschossen hatte, hat eine verdammte Spritze in sein Bein geschossen. Aus Reflex zog er sie. Gedanklich war er schon auf dem Weg raus und schoss nochmal, als ihn eine weitere Spritze traf. Bevor er loslaufen konnte, fiel er durch irgendein Mittel, das diese verdammten Spritzen enthielten, zu Boden. Er fragte sich nur, warum Ralle und Rotze nur dumm in der Gegend herumstanden und nichts taten, als der Luftelementar neben ihm manifestierte und er am Boden liegend das Bewusstsein verlor.

Die Nachtschicht stand sofort auf, stülpte sich eine Panzerjacke über. Die beiden Soldaten knallten sich Kamikaze, der Boss, auch ein Ghul, schnappte sich seine Wumme. Er ließ die beiden Soldaten vorausstürmen. Sie wurden schon unter Feuer genommen, da waren sie noch nicht einmal die Treppe ganz unten. Er sah seinen Kollegen am Boden liegen. Die beiden Troggies schlugen gleich mit ihren Schlagstöcken auf jemanden ein und dann sah er es! Ein Luftelementar! Er schlich sich sofort zurück, so dass er nicht mehr gesehen werden konnte... Sollten diese beiden Privatdetektive selber schauen, wo sie blieben! Da kam eine verfluchte magische Armee!

Rotze schrie innerlich vor Wut. Er hatte den dreks Elfenmagier nur knapp verfehlt. Vielleicht war er nicht schlau, aber er wusste, dass der Typ ihn und Ralle unter Kontrolle hatte. Hinter ihm fand kurz ein Kampf statt. Er hörte ein paar Schüsse. Anscheinend hatte einer der anderen eine Automatik- oder eine Maschinenpistole. Drek! Und er stand nur hier, sein Kopf lief rot an vor Anstrengung und das einzige, was er tun wollte, diesen Dreks-Elfen umzunieten, das konnte er einfach nicht, weil sein Körper ihm nicht mehr gehorchte.
Als der Lärm vorbei war, sagte der eine Typ in einem komischen Akzent irgendwas von Mund aufmachen. Er musste den Mund öffnen, ob er wollte oder nicht. Der verfluchte Chummer schoss Ralle in den Mund! Und jetzt war er dran. Er war überrascht, als er nur einen Stich im Rachen spürte. Anscheinend reichte das nicht, denn nach einigen endlosen schummerigen Sekunden verspürte er einen zweiten Stich im Gaumen und seine Lichter erloschen...

Karl Otto sah über die versteckte Kamera im Treppenhaus wie die Gang dahingeschnetzelt wurde. Tina hatte Recht. Sie hätten sich Leute mit Wummen besorgen sollen statt solche Schläger. Doch dazu war jetzt keine Zeit... Deck und Cips in den Koffer gepackt, die anderen wichtigen Gerätschaften mit dazu. Teppich weg, Luke auf. Runter in den Keller. Karl fluchte, weil heimlich war wirklich anders. Steintreppe wieder hoch. Als er durch die Hintertür in den Hinterhof kam, atmete er auf und rannte durch den Durchgang Richtung Straße. Ein Schlag traf ihn von hinten. Eine kleine Asiatin stellte sich ihm in den Weg und von hinten wurde er gepackt. Er war geliefert.
"Na, wo solls denn hingehen?", fragte ihn die Asiatin. Er zeigte nur auf die Straße vor ihm, die inzwischen unerreichbar schien. "Und in welchem Stock wohnst du?", setzte sie fort, während sie seine Taschen durchsuchte und den Koffer Richtung Haus zurück kickte.
"Äh, ganz oben." Ob sie ihm diese Lüge abnahm?
"Na, dann lass uns doch einfach mal in deine Wohnung gehen."
Er  wurde von dem kleinen aber enorm starken Kerl hinter ihm Richtung Haus geschoben. Auf der Treppe fiel ihm ein, dass die Nachtschicht im ersten Stock schlief und wollte dort abbiegen.
"Wohnst du nicht ganz oben?", höhrte er eine höhnische Frage. "Wo wohnst du denn nun wirklich? Und ich hoffe, der Kaffee ist wirklich gut da."
Enttäuscht zeigte er nach unten. Die Sicherheitstüre zu seiner Wohnung war aufgebrochen. Am Ende haben sie wohl die Angeln rausgeschossen. Vorne stand ein Elf herum. Ein Typ in Panzerjacke beschäftigte sich gerade mit der Tür in sein Büro. "Die beiden Schlösser sind geknackt, aber das Magschloss will Zahlenkombi und Fingerabdruck." Die Asiatin gab ihm die Karte. "Und jetzt noch den Finger." Panzerjacke sah ihn erwartungsvoll an. Er legte seinen Zeigefinger auf das Pad und das Schloss sprang auf grün.
Er wurde in sein Büro gestoßen. Sie fingen sofort an, seine Sachen zusammenzupacken. "Bitte", wimmerte er, " das war so viel Arbeit..."
"Wo ist deine Partnerin?"
"Ich... ich habe doch gar keine..."
"Lüg uns nicht an!" Er bekam einen Tritt und ein Foto unter die Nase gehalten. "Die hier. Wie können wir die erreichen?"
Die kleine Asiatin ließ einfach nicht locker. "Im Komm unter T".
"Wie genau?"
"Na, T und dann ein Punkt."
"Und wo ist die jetzt?", quatschte ihn Panzerjacke von der Seite an.
"Im Dampfhammer."
"Hä? Wo?"
"Du kommst nich von hier, oder?" Er schüttelte den Kopf.
"Werden wir finden, ich schicke das an unseren Support im Netz", nahm die kleine Asiatin wieder das Wort auf, "wer ist dein Auftraggeber?" Der Norm in Panzerjacke öffnete mit seinem Schlüssel den Koffer mit seinem Equipment. Es hatte keinen Sinn mehr.
"Kai Tidije. So n Reporter."
"Danke schön."
Ihm wurde von hinten sein Actioneer Buisness Anzug zur Seite gezogen und die junge Asiatin schoß zwei Mal. Sein Hemd färbte sich rot, als er langsam sterbend zu Boden sank. Der kleine Typ hinter ihm war tatsächlich ein Zwerg...

Frenkie hörte die Schüsse. Wow, echt was los da. Es dauerte etwas. Der Typ in Panzerjacke kam raus und fuhr mit dem Auto rückwärts rein bis zum Hinterhof. Anscheinend luden sie alles voll. Als sie endlich wegfuhren, beeilte sich Frenkie. Vielleicht gab es noch was abzugreifen. Seine Laune hob sich, als er die vielen Körper im Treppenhaus liegen sah. Aber er roch Rauch. Er hatte nicht viel Zeit. Er sammelte die herumliegenden Waffen ein und begann, die Taschen zu durchwühlen...

Tina war nachmittags immer noch im Dampfhammer in Hattingen, DEM angesagten Industrial Club im Plex. Sozusagen Stahl in Form von Musik. Sie holte sich gerade einen aufputschenden Cocktail, der das Long Haul in ihrem Blut unterstützen sollte, als sie Karl Otto sah. Er wirkte besorgt und machte eine Geste Richtung Ausgang. Drek! Irgendwas ist schief gelaufen! Als ab Richtung Ausgang. Draußen merkte sie, dass Karl noch ein paar Leute dabei hatte. N Elf, nen Zwerg und nen Norm. Sahen nach Schatten aus.
"Was is?"
"Wir sind gestürmt worden. Bin über den Keller raus."
"Hast du noch alles? Die Zusammenschnitte?"
"Ja, klar."
"Und die Leute...?" Tina deutete auf die drei Fremden um sie.
"Hab ich auf die Schnelle angeheuert."
"Wohin? Bist du mit deinem Auto da?"
Er deutete auf einen roten Kleinwagen. "Gemietet. Unauffälliger."
"Wo gehts hin?", fragte sie beim Einsteigen.
"Erst mal an einen sicheren Ort."
Sie fuhren los. Karl war so schweigsam. Kannte sie sonst nicht. Aber anscheinend reagierte er unter Stress so. Na, Hauptsache der Macker macht seinen Job. "Na, hoffentlich ist nichts kaputt. Wir haben noch nichtmal die ganze Kohle bekommen."
Er fuhr unterwegs über Landstraßen immer tiefer ins Gebirge. Wie hieß das hier nochmal...? Sie konnte sich nicht erinnern. Er hielt an einem kleinen Waldweg.
Sie schaute misstrauisch. "Was nun?"
"Wagenwechsel", meinte er nur lapidar und zeigte auf einen Holzstapel.
Sie ging in die Richtung und versuchte, den Wagen auszumachen. "Ist aber gut versteckt..."
Zwei Kugeln trafen sie in den Rücken. Dass sie hinter die gestapelten Holzstämme gezogen wurde, merkte sie bereits nicht mehr.

Kai Tidije sah auf sein Komm. Karl Otto. Ausgerechnet jetzt! Seufzend sah er Filly zu, wie sie aus seinem Pool stieg.
"Ja."
"Wir sollten uns treffen."
"Klar, Komm vorbei. Ich melde euch bei der Sicherheitsfirma an."
"Wir sollten uns vielleicht etwas diskreter treffen. Wie wäre es am Nordfriedhof?"
Der Nordfriedhof war zwar gleich um die Ecke, wenn man den Waldweg in Velbert nach hinten raus nimmt, aber er wollte Filly Schwartz, einem aufsteigendem Stern am Model-Himmel, noch ausführen und sich bewundern lassen. Davon abgesehen, dass sie seine Lancierung von äußerst wohlwollenden Artikeln in verschiedenen Regenbogenblättern vor ihrem Auftritt in "Wetten, dass...?" am nächsten Samstag durch sehr angenehmen persönlichen Einsatz unterstützte. Er seufztze und nahm noch eine Nase Novacoke. "Ja, meinetwegen. Wann?"
"Heute um 19.00 Uhr?"
"Gut, kann sein, dass ich etwas später komme." Er legte auf und ging zum Pool. Es war noch reichlich Zeit.

Hacke hörte den Typen mehr als er ihn sah. Wahrscheinlich wieder einer, der hier den Friedhof besuchte und schnell mal strullern musste. Perfekte Gelegenheit.
"Hey, haste ma n Euro?"
Der Typ zögerte und meinte dann: "Nee, aber ich hab was viel besseres. Bist du alleine?"
"Ne, da is noch n Kumpl. Haste für den auch noch n Euro?"
Der Typ ging Richtung Parkplatz, traf sich da mit jemandem, den er in dem trüben Licht kaum erkennen konnte und kam wieder.
"Hier, voll gutes Zeug." Er hielt ihm zwei Pflaster hin.
"Hasse kein Strohrum oder so? Was soll n dat sein? Rattenjift?"
"Ne, nur das hier. Is voll gut."
"Jenau dat ham se dem Didi auch jesacht, als er hops jejangen is."
"Nein, echt gutes Zeug."
"Ja, jenau das ham se jesacht."
"Das is Bliss, Mann."
"Ey, wow, Bliss, Alter. Bist voll korrekt, Alter!"
"Gibst deinem Kumpel aber auch was ab, oder?"
"Jaja."
Sein Kumpel Wolle hatte ihn wohl gehört, denn er steckte sein Kopf aus dem Zelt. Aus der Dunkelheit hörte man ein "Was jeht, Alter, hasse Stoff?"
"Mann, schlaf erst mal aus, das nehm´ wer dann nachher zusammen."
Mist, der Typ lässt nich locker, geht sogar bis zum Zelt zwischen den Bäumen und Büschen hinterher. Trotzig gab er Wolle ein Pflaster und drückte sich das Bliss auf seine Halsschlagader. Wow. Space! Lord! Mother! Fucker! https://www.youtube.com/watch?v=J5ttxK7SOC8 (https://www.youtube.com/watch?v=J5ttxK7SOC8)

Kai hatte neben dem Novacoke noch eine potenzsteigernde Pille eingeworfen. Filly war einfach der Hammer. Er schwamm in einem Meer aus ´mehr!´. Nun lag er auf Boden seines Bungalows und war völlig fertig. Näschen. Er zog sich seinen Anzug an und... wartete. Er war gespannt, wie lange Filly im Bad benötigte. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging es los.
"Kleines, wir machen noch nen schnellen Pit Stop, bevor die Show beginnt."
"Alles was du willst, Papa!"
Filly ist einfach n Knaller. Mit ihrer Hand zwischen seinen Beinen fuhr er in seinem Porsche durch Velbert zum Nordfriedhof. Karl stand da schon rum. Er hatte schon ungeduldig angerufen, nur weil Kai etwas später dran war. Hatte er es ihm nicht schon gesagt...? Er hielt mitten auf dem Weg und ließ die Scheibe runter. Karl schaute ins Auto.
"Lass uns das besser unter vier Augen besprechen."
Kai verdrehte die Augen. "Filly, Kleines, dauert nich lange." Er stieg aus, ließ den Motor laufen und die Türe offen.
"Alles, was du willst, Papa.", schmeichelte es ihm aus seinem Porsche heraus.
Sie standen etwas abseits. "Jetzt mach nich so lang rum Karl. Hier is die Kohle. Jetzt rück schon raus."
Karl nahm den Credstick, ließ sich die 25k anzeigen und machte eine Handbewegung ins Dunkle, abseits des noch halbwegs beleuchteten Parkplatzes. "Die Chips hab ich da hinten gebunkert."
Mannomann, allesamt völlig paranoid, diese Runner...
Karl drehte sich um und irgendetwas in seiner Stimme war zwingend.
"Ziehe. Dich. Aus."
Ohne darüber nachzudenken, zog er seinen Anzug aus, ließ die Hose fallen, Hemd, Unterhemd, Strümpfe. Er hielt gerade seine Unterhose in der Hand, als irgendetwas in seinen Geist eindrang. Ein Zauber! Mühsam konnte er ihn abschütteln. Alle Alarmglocken sprangen an. Ein Knall, irgendetwas flog auf ihn zu. Er konnte gerade so ausweichen. Auf einmal kam aus dem Dunkeln ein Typ aus ihm zugerannt und gab ihm volle Kanone eine mit. Ihm wurde schwummerig vor den Augen. Als quasi gleichzeitig noch einer zuschlug, gingen seine Lichter aus...

Filly wartete. Es gab Schlimmeres. Hauptsache Kai hielt sich an seine Abmachungen, die ihre Agentur mit ihm getroffen hatte. Nach ein paar Minuten sah sie ihn hinter seinem Porsche vorbei Richtung Parkplatz gehen. Er öffnete die Tür eines roten Kleinwagen, nahm irgendetwas heraus, schloss ihn wieder und putzte die Türklinke mit einem Tuch ab. Anscheinend kauft das kleine Arschloch hier gerade Stoff. Das lief im Model-Buisness aber wesentlich professioneller ab!
Er stieg zu ihr ins Auto. Sie ließ ihre Hand über seinen Schenkel gleiten, doch er nahm sie und schob sie weg. Sollte ihr nur recht sein. Er startete das Auto mit richtig Zunder, slidete über den Schotter des Parkplatzes und fuhr mit ordentlich Gummi auf die Straße.
Aus dem Nichts sah er sie an. "Sag mal, was hälst du von Ski fahren...?"

Kai kam langsam zu sich und spürte, wie er immer wieder auf die Wangen geschlagen wurde. Er war nackt. Auf dem Rücksitz eines Autos. Links ein Zwerg, rechts ein Elf. Ein Norm fuhr. Sie standen auf einem Waldweg. In der Hand hielt er seine Unterhose.
"Wo hast du die verdammten Daten?" Der Elf sah ihn von der Seite scharf an. Kai hatte noch damit zu tun, sich zu orientieren und war noch nicht in der Lage, zu antworten. "Wo hast du sie? Wo genau wohnst du? Wie kommt man rein?"
Kai konnte es immer noch nicht fassen. Er saß nackt mit seiner Unterhose in der Hand auf dem Rücksitz eines Autos... Anscheinend entführt von Runnern. Langsam begann es in seinem Kopf zu rattern. Ok. Sie wollen die Daten. Anscheinend ist die ganze Abhöraktion aufgeflogen und MCT hat jemanden engagiert. Nachdem das hier keine Japsen waren, mal nicht die Yaks. Sie wollten die Daten, klar. Vermutlich hatte Karl ausgepackt, dass er ihm schon je eine halbe Stunde Rohmaterial als Teaser geschickt hatte. Die Frage war nur, was sie anschließend mit ihm vorhatten... Langsam schmiedete er einen Plan zusammen....
"Äh, die Daten habe ich im Netz gespeichert. Einige Kopien."
"Und zu Hause? Oder in der Redaktion?"
"Wie wäre denn Folgendes: Ich sage euch, wo die ganzen Kopien des Rohmaterials sind, wenn ihr mich dafür am Leben lasst. Dafür könnten wir in Zukunft zusammenarbeiten. Eine Hand wäscht die andere. Ich bin bestens vernetzt. Was immer sich tut in der High Society, ich weiß es. Habe einigen Einfluss und Informanten ohne Ende..."
Alle sahen sprachlos zu Kai. Der Fahrer holte ein Komm heraus und rief jemanden an.
"Klingt gar nicht schlecht. Lass mal hören. Am besten fängst du damit an, uns die Passwörter zu geben."
Anscheinend hatten sie einen Decker und der hatte bereits sein Komm geknackt.
"Und dann noch die Kombination vom Safe.", fauchte ihn der Elf von der Seite an.
Er redete lieber über den Rückspiegel mit dem Fahrer. "Die sind zwischen meinen Musik- und Film-Chips. Eine Nadel im Nadelhaufen sozusagen."
"Dann bring uns da hin!", fauchte der Elf wieder.
"Äh, ist euch schon aufgefallen, dass ich nackt bin? Um reinzukommen, brauche ich mein Kommlink. Und mein Nasenspray ist auch weg! Mein dreks Heuschnupfen bringt mich noch um! Und verdammt nochmal, jetzt macht endlich Platz, dass ich mir wenigstens meine Unterhose wieder anziehen kann!" Irgendwie hatte er sich in Rage geredet. Sei´s drum! Wenn er schon drauf gehen sollte, dann wenigstens noch mit einem Rest an Würde...

Maurice machte mit Diego die Tür der "Almhütte". Als sie Kai Tidije mit Filly Schwartz ankommen sahen, wussten sie, was die Stunde geschlagen hatte. Sie sahen sich beide an. Als nächstes hatten sie ihre Komms in der Hand. Paparazzis mussten benachrichtigt werden. Nebenverdienst. Und es kam, wie es kommen musste. Immer mehr Gäste strömten rein. Die Luxusschlitten parkten um die Wette.
Irgendwann kam ein junger Typ im Anzug von der Stange an. Im Taxi. Maurice sah Diego an und lächelte.
"Stopp. Geschlossene Gesellschaft. Du stehst nicht auf der Liste."
Der junge Anzugträger sah sie beide an. "Und... äh... wie viel soll so ein Platz auf der Liste kosten?"
"Fünf."
"Das ist mir zu teuer. Zwei?"
"Vier."
"Das kann ich mir nicht leisten." sagte er enttäuscht und wollte wieder gehen.
"Also gut, für dich drei."
Er drehte wieder um. "In Ordnung."
Schnell verdiente 3k. Maurice ließ den jungen Asiaten rein.

Karl von Rothenfels ließ sich nach der Sauna auf die Massageliege fallen. Dieser Kai Tidije ließ mal wieder die Kuh fliegen. Eigentlich war er hier in der "Almhütte" nur, um gediegen ein paar Schwünge mit den Skiern zu machen, aber Freibrause, Näschen und jede Menge Nachwuchsmodels oben ohne... da war man nicht abgeneigt. Nur mit dem gediegenen Ski fahren war es halt vorbei. Dafür war er auf einem Schlitten ein paar mal mit den jungen Mäuschen unterwegs. Der Gastgeber hatte sich auch überraschend früh mit Filly zurückgezogen. Darüber würde selbstverständlich keiner der Paparazzi schreiben. Nur Bilder von Party. High Life. Süßes Luxusleben und so weiter. Alles, wovon Otto Normalo träumt, aber auch nichts, was ihm seiner Illusion beraubt oder worüber er sich moralisch aufregen würde. Immerhin war Frau Schwartz nächste Woche bei dem großen Echt-Live-Event vom WDR angekündigt. "Wetten, dass...?". Der Haupt-Star war natürlich Joe Venski, der den neuen Karl Kombatmage Streifen hypen würde. DeMeKo muss einen schönen Batzen an die Horizon-Tochter gezahlt haben, um ihn dort zu etablieren.
Wie dem auch sei, auf der Liege nebenan war ein neues Gesicht. Jung, asiatisch. Hatte er noch nie gesehen.
"So eine Massage ist schon eine Wucht", sprach er ihn an. Nachdem er erst einmal nicht antwortete, legte er sein Gesicht wieder in die dafür vorgesehene Aussparung in der Liege. "Aber Sie haben natürlich Recht. Man sollte seine Massage in Stille genießen."
"Oh, ja, echt eine Wucht. Die machen das richtig gut."
"Gestatten, Karl von Rothenfels." Er hielt ihm seitlich die Hand hin. Er zögerte.
"Nagato... Nagato... Schmitt."
Soso. Eindeutig jemand, der hier nicht reinpasste. Interessant. "Und was treibt Sie so in den Plex, Herr Schmitt?"
"So dies und das. Bin nur auf der Durchreise."
"Ah, Geschäftsmann, ich verstehe. Gut, dass ich da raus bin."
"Ich verstehe, Sie genießen das sorgenlose Leben?"
"Sorgenlos? Ich wünschte, es wäre so. Die verdammte Klimaanlage in meinem Ferienhaus ist immer noch kaputt. Ich glaube, der Hausverwalter haut mich übers Ohr!"
"Ich komme ja aus der Technikbranche. So eine Klimaanlage ist jetzt wirklich keine große Sache."
"Ja, und ohne bist du im Dschungel total aufgeschmissen." Er beobachtete ihn genau. Stille.
"Wo genau steht denn Ihr Ferienhaus?"
"Na, auf Mauritius, wo jetzt jeder Hans eines hat."
"Ich könnte ja mal hinfliegen und sie mir anschauen?"
Karl von Rothenfels lachte innerlich. Sehr geschickt. Mag sein, dass das so ein junger Start-Upper war. In die Nesseln wollte er sich auch nicht setzen. Auf jeden Fall mal überprüfen lassen, den Typen.
"Sicher machen Sie doch einfach einen Termin mit der Hausverwaltung... äh.. hier, meine Karte." Er strahlte in der AR seine Visitenkarte aus. Zurück bekam er eine Nummer. Nichts Protziges.
"Aber für schlappe acht Millionen könnten Sie es auch einfach kaufen."
"Nein, nein. Das lasse ich lieber. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass die Klimaanlage nicht funktioniert."
Karl von Rothenfels musste lachen. "Anscheinend haben Sie tatsächlich einen gut informierten Spitzel vor Ort, Sie Schelm."

Filly Schwartz war nicht wirklich überrascht, als Kai mit ihr schon gegen zehn die Party in der Almhütte verließ. Er hatte für Party und Paparazzis gesorgt und sie für einige ihrer Freundinnen, die auf ihren großen Durchbruch hofften. Solche "Freundinnen" hatte sie immer mehr, seit bekannt wurde, dass sie in der neuen Show vom WDR plaziert war. Sie alle wollten sie benutzen und warum sollten sie ihr nicht auch einen Gefallen tun?
Kai Tidije dagegen war einfach ein Drekhead. Er konnte mit seinem Einfluss in der Medienbranche Leute pushen oder vernichten. Aus dieser Macht machte er keinen Hehl. Filly wollte natürlich gepusht werden und deswegen verbrachte sie dieses Wochenende mit ihm. Im Hotel jedoch überraschte er sie. Anstatt wie am Vormittag völlig rücksichts- und hemmungslos über sie herzufallen, wollte er sie heute Abend befriedigen. So lag sie auf dem Bett, seinen Kopf zwischen ihren Beinen und genoss den Rausch von Alkohol, Novacoke und Orgasmus bevor sie einschlief. Den Einstich in ihren Po bekam sie gar nicht mehr richtig mit.

Sie gingen noch eine Runde saunieren. Später verabschiedete sich Herr von Rothenfels von dem jungen Mann in Anzug von der Stange. Bei seinem Weg zu seiner Mercedes Limousine, in der sein Chauffeur wartete, sah er Nagato Schmitt unschlüssig am Eingang der "Almhütte" herumstehen.
"Darf ich Sie mitnehmen?" Er wies mit seiner Hand in Richtung Mercedes, dessen Hintertür sich wie von Geisterhand öffnete. Herr Schmitt stieg ein. So saßen sie sich im Fahrgastraum gegenüber.
"Darf ich Ihnen etwas zu Trinken anbieten?" Herr von Rothenfels öffnete die Minibar, die gar nicht so mini war.
"Einen Scotch, bitte.""
Rein zufällig hatte Herr von Rothenfels einen wunderbaren schottischen Single Malt offen. Kultivierte Menschen würden das zu schätzen wissen. Herr Nagato Schmitt war nicht kultiviert. Er war froh, als er ihm eine mit Honig versetzte Whisky-Plörre vorsetzte.
"Ich bin froh, dass wir uns unter vier Augen unterhalten können. Ich suche immer ...Menschen, die mir Informationen beschaffen können und dafür auch ambitionierte Wege gehen."
"Ja, das mache ich auch gerne, wenn ich nicht gerade an Rechnern herumschraube oder mich medizinisch weiterbilde..."
"...ah, ein Mann mit vielen Talenten. Sie wären also bereit, den ein oder anderen Auftrag für mich zu übernehmen?"
"Natürlich. Ich melde mich, sobald ich Zeit habe."
Karl von Rothenfels kugelte sich innerlich vor Lachen. Natürlich. Er meldet sich, wenn er Zeit hat! Darf er gerne tun. Seine Mailbox war geduldig. Herr Nagato Schmitt würde schon noch begreifen, wie der Hase läuft.

Endlich durfte sich Kai Tidije sich seine Unterhose anziehen. Eingeklemmt zwischen diesem anscheinend angepissten Elfen und dem wortkargen Zwerg, der so aussah, als würde er nur auf den Exekutionsbefehl warten. Er gab den Zahlencode für seine Alarmanlage preis. Anscheinend machte es ihnen gar nichts aus, dass sie noch seinen Fingerabdruck brauchen würden. Der Typ fuhr auf den Waldweg parallel zum Kalkofen. Sie wollten tatsächlich durch den Wald zur Hintertür seines Anwesens laufen.
"Habt ihr vielleicht Schuhe für mich? Das wird sonst echt hart im Dunkeln quer durch den Wald."
"Na und?", meinte der Elf nur.
"Kannst meine Socken haben.", kam vom Norm auf dem Fahrersitz.
Socken. Besser als nichts. Und so kam es, dass er in Unterhose und Socken mitten in der Nacht querfeldein durch den Wald lief. Wenn er seine Hände nicht auf den Schultern des Zwerges hätte, müsste er sich hier durchtasten. Auch ohne den Elfen in seinem Rücken war an Flucht nicht zu denken. Die konnten anscheinend alle mehr oder weniger gut in dieser Dunkelheit sehen. Sie fanden auch sofort die Hintertür. Er öffnete sie und das dezente Licht sprang sofort an, als sie das Grundstück betraten. Im Bungalow brannte bereits abgedimmtes Licht. So gingen sie zwischen Pool und Tennisplatz über die Terrasse rein und er sah.... sich selbst! Drek! Der Typ da mit dem Kaffee in der Hand in seinem Wohnzimmer sah exakt so aus wie er!
"Ich könnte auch nen Kaffee vertragen."
"Ich auch."
"Was genau darf ich Ihnen denn anbieten? Mokka, Cappuccino, Espresso?"
"Einen Cappuccino, bitte.", sagte der Norm in Panzerjacke.
"Mokka, Milch und Zucker. Den Zucker aber gefälligst rein vor der Milch!", setzte der Elf fort.
"Kaffee wie gehört." gab er an seine KI weiter, die sein Haus steuerte. "Den Kaffee finden Sie dann in der Küche. Kann ich dann bitte duschen gehen?", sagte er in Richtung des Norms.
Aber er konnte seine Augen auch nicht von seinem Ebenbild lassen. "Ich habe schon von so etwas gehört..."
"Guter Bottichjob, nicht? Und nein, duschen ist nicht drin."
Es war merkwürdig, mit sich selbst zu sprechen. Selbst Körpersprache, Stimme und Tonfall stimmten überein.
"Wow, für Leute wie euch habe ich jede Menge Arbeit... Darf ich mir wenigstens was anziehen?"
"Wirklich? Wollen erstmal sehen, ob wir für Dich arbeiten wollen!" Der Elf war wieder aus der Küche zurück.
"Und denke dran", fuhr sein Ebenbild fort, "du hast die beiden Privatdetektive von Kunaz & Co umgebracht. Wir haben die Tatwaffe mit deinen Fingerabdrücken."
Er war erst einmal baff. "Sie sind ... tot?"
Sein Ebenbild ging ins Bad, kam mit einem Bademantel wieder und warf ihn ihm zu.
"Sonst gäbe es wohl kaum eine Tatwaffe!" Was genau hatte er dem Elf denn getan? Ok, sie mussten ihm zeigen, wer hier das Sagen hatte, aber er übertrieb es ein bisschen.
Sein Klon fuhr fort. "Ich schlage vor, du machst eine Woche Urlaub oder krank. Auf jeden Fall wirst du nicht in der Redaktion auftauchen."
"Kein Problem, ich muss diese Woche nur noch drei Artikel platzieren. Kann ich auch von zu Hause aus.
"Musst echt hart arbeiten für dein Geld, was?" Der Elf wieder.
"Dann brauchen wir nur noch die Chips." Der Typ in Panzerjacke mit dem schweizer Akzent schaute ihn an.
"Natürlich..." Er kramte die Chips aus seiner Sammlung heraus und zählte sie zur Sicherheit noch einmal durch. "Dann wäre ja alles geklärt."
Der Elf sah das anders. "Ein Drek ist geklärt. Wenn du uns dazwischen fährst, bist du Geschichte. Du wirst tun, was wir Dir sagen!"
Ihm platzte der Kragen. "Hör mal zu, du verdammter Blümchenfresser. Wenn Du mit allen Leuten so umgehst, mit denen du zusammenarbeiten willst, dann erlebst du den Frühling nicht mehr!", Er schluckte. Hoffentlich überlebte er das.
"Außerdem haben wir Filly Schwartz.", fügte sein Klon beunruhigend ruhig hinzu.
"In Ordnung, Leute. Ihr habt Filly und könnt mich mit einer Tatwaffe wegen Mordes belasten. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich euer Depp bin. Was mit Filly passiert, ist mir schnuppe und ich habe gute Anwälte."
"Warum genau legen wir ihn nicht um?", fragte der Elf in die Runde.
"Weil er mit uns zusammenarbeiten will. Er hatte gute Argumente.", gab der schweizer Norm zurück.
"Das würde ich gerne nochmal hören."
Er setzte also an: "Ich habe jede Menge Aufträge für Leute wie euch. Außerdem ist die Bezahlung kein Problem für mich." Kai streckte beide Arme aus, um auf sein Luxusanwesen hinzuweisen. "Außerdem könnte ich Sie jederzeit mit Informationen über die High Society versorgen, Dieses Rampenlicht wollen auch Leute aus Wirtschaft und Politik immer wieder nutzen." Er sah in die Runde. Die Mehrheit war wohl für Zusammenarbeit. Er sah seinen Klon an und streckte seine Hand aus. "Dann hätte ich gerne mein Kommlink zurück."
"Das kannst du gerne wollen." Er ging einfach an ihm vorbei und ging. Wie die anderen. Nur der Elf blieb, um ihn finster und wortlos anzustarren. Dann ging auch er. Sie fuhren in seinem Porsche davon.
Er atmete tief durch und ging erst einmal duschen. Hätte auch schlechter laufen können.

Ordner 3

Das Kom schlug Alarm. Datenbombe ausgelöst. Drek! Georg Welsbach schaute fassungslos. Er war doch an keiner heißen Sache dran. Er sammelte Hintergrundinformationen. Als der WDR vor zwei Jahren von Horizon übernommen wurde, wollte er aussteigen. aber eine enorm hohe Sonderzahlung seines Arbeitgebers hielt ihn an der Stange. Wie dem auch sei, er musste quasi aus Versehen in irgendein Wespennest gestochen haben.  Er hatte auch einen Verdacht, aber das würde bedeuten, dass die Yaks wissen, dass ... Nein, das konnte eigentlich nicht sein.
Zweifellos war jemand auf seinem Kom. Er fuhr es runter. Wenn es schlecht läuft, stehen sie auch schon vor der Türe. Er dachte an seine Frau und die drei Kleinen, die gerade in der Küche zusammen kochten. Er wollte seine Frau nicht in Panik versetzen und seine Familie aus allem raushalten. Er nutzte seine Spielekonsole, um mit dem WDR Kontakt aufzunehmen. Sicherheitsabteilung.
"Konrad, Sicherheit, was kann ich für Sie tun?"
"Hier Welsbach. Mein Kom wurde eben kompromittiert. Ich fürchte auch um meine Sicherheit und um die meiner Familie."
"Einen Moment."
Er wartete und versuchte, aus dem Fenster zu sehen. Hinter dem Haus sah alles so weit normal aus. Musste aber nichts bedeuten.
"Herr Welsbach?" Er gab nur einen Hm-Laut von sich. "Bitte fahren Sie ihr Kom wieder hoch und gestatten Sie die Anfrage 2bG(&)ichkriegdichduscheißhacker!. Ein Spezialist der Matrixsicherheit würde sich gerne den Tatort genauer ansehen."
"Wann kann ich mit Personenschutz rechnen?"
"Äh... Herr Welsbach... sehen Sie, durch die große Aktion am Samstag sind alle Kräfte gebunden. Vielleicht können Sie eine verwandte Person besuchen?"
"Das ist nicht euer Ernst..." Georg Welsbach fiel aus den Wolken. Als der WDR noch zu MCT gehörte, wären null-komma-nix paar Yaks vor der Türe gestanden. Aber es half nichts. Er atmete tief durch. Es war wichtig, dass er die Nerven behielt. Er ging durch die Wohnung und beobachtete die Umgebung durch die Fenster und ging seine Optionen durch.

Filly war angenehm überrascht. Nach allem, was sie über Kai Tidije so gehört hatte, verlief ihr Wochenende völlig anders. Gut, anfangs war er wirklich ein absoluter Dreksack, aber heute morgen besorgte er ihr persönlich ihre Goji-Beeren. Natürlich die erwachten! Hier im Hotel gab es leider nur die normalen. Danach fuhren sie in seinem Porsche quer durch den Plex. Loreley hier, Zeche Zollverein da und immer schön Fotos für P2. Ihre inzwischen doch etwas zahlreicheren Fans taten ihr übriges. Autogramm hier, Selfie da. Sie fühlte sich wie eine Prinzessin. Kai Tidije war ein echter Profi. Sie würde jederzeit gerne länger mit ihm zusammenarbeiten! Er war so süß! Er hatte tatsächlich Angst um ihre Sicherheit und hatte eine Personenschützerin für sie besorgt!

Georg Welsbach hatte lange gegrübelt. Draußen sah alles normal aus. "Schatz, ich gehe nochmal runter."
Seine Frau sah ihn entgeistert an. "Nicht heute... nachher kommen Ralf und Sonja zum Essen, hast du das vergessen?"
"Tut mir Leid, ist dringend."
Er ging nach unten. An der Straße stand sein Van. Vermutlich würden sie dort zuerst zuschlagen. Dann wäre seine Familie sicher. Als er die Haustür öffnete, stand vor ihm ein Zwerg in Anzug, der sich für die Klingelschilder interessierte. Nichts gegen Zwerge und auch nichts gegen Anzüge von der Stange, aber der roch quasi nach Ärger. Als er zu seinem Van ging und einstieg, sah er, wie der Zwerg sich weniger für die Klingelschilder , sondern mehr für ihn interessierte. Eindeutig! Er schloss die Türe, atmete tief durch und fuhr die Sensoren des Fahrzeugs hoch. Der Zwerg ging an seinem Van vorbei und direkt zu einem Auto, das in einer einmündenden Straße schräg gegenüber stand. Der dachte wohl, er hätte ihn nicht bemerkt. Sie fuhren los, über die Kreuzung, wendeten und stellten sich dort hinten in Beobachterposition ab. Drek! Die wussten, wo er wohnte. Dann wussten sie auch von seiner Familie! Am Ende würden sie ... das wollte er sich gar nicht vorstellen. Er holte eine Beruhigungspille aus einer Schublade und spülte sie mit Sake herunter. Wenn schon abtreten, dann mit Stil. Er hatte seine Entscheidung getroffen.
Er stieg aus und lief in aller Seelenruhe... nein, seine Seele war nicht ruhig. Das Mittel dämpfte nur seine Aufregung. Er ging also die Straße entlang Richtung der Leute, die ihn offensichtlich beobachteten. Die Ampel an der Kreuzung war rot. Als er nach einer gefühlten Ewigkeit die Straße überquerte, ging er direkt auf den roten Toyota zu und klopfte an die Fahrerscheibe. Sie senkte sich. Dahinter ein Norm in Anzug auf dem Fahrersitz. Der Zwerg hatte sich im Fußraum der Beifahrerseite versteckt. Hatte er tatsächlich den Boden des Handschuhfachs ausgebaut, um mit seinem Kopf und den Schultern darin zu verschwinden? Er schüttelte den Kopf. Was für eine absurde Situation.
"Sind Sie diejenigen, die mein Kom hackten?"
"Nein, das waren nicht wir."
Schweizer Akzent. Interessant. Aber seine Recherche über Genom war doch schon ewig her...
"Was auch immer ihr Auftraggeber möchte, sie haben meine Nummer und wissen, wo ich bin. Es wäre sehr vorteilhaft, wenn wir meine Familie da heraushalten könnten."
"Äh, ja."
"Vielen Dank. Ich weiß das sehr zu schätzen." Georg Welsbach drehte sich um und ging zurück. Die Ampel zeigte selbstverständlich wieder rot.

Kai Tidije kotzte innerlich. Auf P2 war er mit Filly an der Loreley zu sehen. Nur dass nicht er es war, der dort mit Filly stand. Er mit Filly am Kölner Dom, er mit Filly beim Shoppen. Wenigstens hatte sie zahlreiche Andeutungen platziert, was für ein toller Liebhaber er war. Zudem bekam er noch Nacktfotos mit sich und Filly im Bett auf seinen Kühlschrank geschickt. Ihr irgendwie einen Verstoß gegen die Vereinbarung vorzuwerfen, konnte er vergessen. Nicht einmal gegen die Geheimklauseln. Fluchend bestellte er sich ein neues Kommlink. Natürlich ein Fairlight. Den Porsche mit samt Spionageausrüstung darin konnte er auch abschreiben. Er nahm erst einmal sein "Medikament" gegen seinen "Heuschnupfen" und überlegte, ob ihm vielleicht ein Maserati gut stehen würde.

Es klingelte. Filly sah von der Sonnenbank auf, die sie sich vom Hotelservice auf ihr Zimmer hatte bringen lassen. Auf dem Monitor sah sie eine gut gekleidete Frau. Anzug. Zweckmäßig. Musste die Leibwächterin sein, die ihr Kai versprochen hatte. Sie hatte ihm klar gemacht, dass sie auf keinen Fall einen Typen haben wollte. Das ging nie gut.
Sie öffnete per Sprachbefehl die Türe. Die Frau sah kurz in ihre Richtung. War das ein Hochziehen einer Augenbraue? Sie legte gleich los. "Ich bräuchte dann bitte Ihren Terminkalender für diese Woche. Alle Termine und Leute, die Sie treffen." Echt pflichtbewusst. Eigentlich mochte Filly so etwas, aber im Moment war ihr das lästig.
"Machs Dir erstmal bequem und komme hier an. Nimm Dir was aus dem Kühlschrank. Da sind noch Müsli mit Goji-Beeren. Und zwar den guten. Ansonsten lass mich erst mal in Ruhe fertig brutzeln, dann machen wir das. Ich bin Filly und Du?"
"Yina. Yina Sakushi."
Filly machte es nichts aus, dass Frau Sakushi sie nackt mein Sonnenbaden sah. Ganz im Gegenteil, Sie genoss es, wenn andere Frauen auf ihr gutes Aussehen neidisch wurden. Früher hatte sie dieses Schämen der anderen Frauen um ihren Körper nie verstanden und irgendwie tat sie es heute noch nicht. Aber sie hatte den Fakt akzeptiert. Wirklich interessant wurde es erst, als sie herausfand, wie viel Macht ihr Körper ihr über Männer gab. Leider war der Segen manchmal auch ein Fluch. Aber dafür konnte man sich auch runterstylen.
Ihr Wecker ging an und sie seelenruhig ins Bad, um sich mit verschiedenen Cremes und Lotionen zu pflegen. Ihr Körper war ihr Kapital. Sie kleidete sich an und setzte sich zu Frau Sakushi. "So, gehen wir mal die Woche durch. Hier ist mein Terminplan."
"Haben Sie noch zusätzliche Termine, die nicht darin stehen?"
"Naja, am Dienstag Abend wollte ich mich mit ein paar Freunden treffen und am Donnerstag morgen mit Sabine frühstücken gehen. Probe am Mittwoch steht ja drin, Generalprobe am Freitag auch. Samstag ist dann die Show."
"Gut, wo genau wollen Sie sich mit ihren Freunden treffen? Ich würde mich über die Örtlichkeiten gerne informieren. Und ab Dienstag Abend sind Sie in diesem Hotel eingemietet vom WDR?"
"Äh. ja."
"Gut. Ich müsste für die Sicherheit Ihrer Kommunikation noch einen Mitarbeiter in der Matrix zuschalten."
"Aber ich will keine Nacktbilder von mir in der Matrix sehen!" Nicht dass sie wegen so etwas beschämt gewesen wäre, aber für ihren Marktwert wäre das vernichtend. Vermutlich. Es hatte auch einzelne Fälle gegeben, bei denen das Aufkommen solcher Bilder die Karriere gepusht hatten. Aber das waren Ausnahmefälle.
"Selbstverständlich. Diskretion genießt bei uns einen außerordentlich hohen Stellenwert."

Gregori Wagner hatte sich seine Brötchen neben dem Studium her beim WDR verdient und weil er etwas Ahnung von Hacking und Abhöraktionen hatte, war er bei den Matrixsicherheit gelandet. An und für sich ein ruhiger Job. Datenverwaltung, die Effizienz einzelner Mitarbeiter überprüfen, so dass sich Game- und Pornokonsum halbwegs im Zaum hielten und eben jetzt auch so etwas. Anscheinend wurde ein Rechercheur erpresst. Er wusste nichts Genaues, er sollte sich nur auf die Lauer legen und herausfinden, wo sich die Anrufer befinden. Eine Datenbuchse wäre hilfreich, aber sein Tramp-Netz musste reichen. Zumindest bekam er vom WDR ein teures Deck gestellt. Er wusste, dass das Ding die minimale Ausstattung zum Hack war, aber auch dafür musste man schon 50k hinlegen...

Richard Kowalski war aufstrebender Rechtsanwalt beim WDR. Sein Auftrag war eindeutig. Er musste zu diesem Georg Welsbach, einem gut bezahlten Rechercheur und ihn davon abhalten, sich erpressen zu lassen. Er hatte gestern in der Sicherheitszentrale angerufen. Nun waren leider nahezu alle Sicherheitsteams mit der neuen Live-Sendung beschäftigt. Es ist kaum zu glauben, welche Herausforderungen auch nur ein einziger Mega-Star an ihre kleine Abteilung stellte. Aber Horizon hatte nun einmal hohe Anforderungen und wollte mit einer Abfolge von echten Medienereignissen in der Medienbranche der ADL Fuß fassen.
Er war schon fast vor Ort, als er von der Sicherheit live in ein Telefonat eingeklingt wurde.
"...uns einfach die Informanten preis, mehr wollen wir gar nicht."
"Und in welcher Sache?"
"Wie? Welche Sache? An wie vielen arbeiten Sie denn gerade?"
"Fünf."
Schweigen.
"Ich melde mich nochmal."
Die Sicherheit meldete, dass sich das Kommlink in Bewegung befand. Anscheinend wurde aus einem Auto heraus telefoniert. Die Sicherheit meldete, dass sie die Nummer habe. Sie werde durch regelmäßige Checks versuchen, den Unterschlupf der Erpresser herauszufinden. Richard Kowalski war am Überlegen, ob er seinem Vorgesetzten vorschlagen solle, für diese Lage Runner als Personenschutz anzuheuern bis sie die Lage mitsamt Beweisen der Polizei übergeben konnten.
Er klingelte mehrmals bei Welsbach, bis sich die Türe endlich öffnete. Auf dem Weg nach oben nahm er zwei Stufen zugleich. Er klingelte an der Wohnungstür im dritten Stock. Richard Kowalski war gespannt. Er hatte der Personalakte schon entnommen, dass Welsbach schon lange nicht mehr der harte Hund seiner Jugendzeit war. Kinder. Kinder waren immer Erpressungspotential. Er hatte sich bereits einen Plan zurecht gelegt.

Georg Welsbach schüttelte den Kopf. Gestern hatte er den ganzen Tag auf den Anruf gewartet. Er war wirklich bereit, alle Informationen weiter zu geben. Und es kam... nichts! Und jetzt? Ein Anruf und sie wissen noch nicht einmal, hinter was genau sie her sind...!
Als die Tür klingelte, fragte er vorschriftmäßig bei der Sicherheit an. Es war jemand vom WDR. Er musste sehr sportlich sein, denn schon kurze Zeit später klingelte es wieder. Er stand bereits vor der Wohnungstüre.
"Guten Tag, Kowalski mein Name. Herr Welsbach, ich wurde geschickt, Sie in dieser schweren Stunde zu beraten." Er setzte sein zuversichtlichstes Lächeln auf. "Sicher ist diese Situation neu für ..."
"Nein.", fiel er ihm ins Wort, "Aber früher standen bei so einem Vorfall sofort Sicherheitsleute vor der Türe. Mir sagte man, ich solle meine Familie zur Verwandtschaft schicken. Was für eine Frech..."
"Bitte, wir sollten alle professionell bleiben und einen kühlen Kopf bewahren. Ich sehe, Sie haben der Anweisung Folge geleistet. Sehr gut. Sehen Sie, der WDR möchte verdiente Rechercheure wie Sie auch weiterhin in seinen Diensten wissen. Wir werden alles Nötige tun, um diese Lage zu einem glücklichen Ende zu bringen." George Welsbach kochte innerlich vor Wut. Damals, als der WDR noch bei MCT war... Aber was solls, das ist vorbei. Und er wollte seine ausgebautes Informationsnetz noch einige Jahre für gutes Geld weiter arbeiten lassen und sich dann zur Ruhe setzen. So war es gedacht...
Der Schnösel von der Rechtsabteilung ging nach nebenan, um ein "wichtiges Telefonat" zu führen. Er glaubte ihm kein Wort. Vielleicht war er dem WDR inzwischen zu teuer geworden. Sie würden ihn kalt stellen und mit den ihnen vielleicht schon bekannten Informanten weiter arbeiten. George ergriff die Gelegenheit und den Hörer. Als der Gesprächspartner abnahm, war wieder ein Knacken zu hören.
"Ja?" Schweizer Akzent.
"Hören Sie, hier hat sich einiges geändert. Sagen Sie mir jetzt bitte, was Sie wissen wollen."
"Äh, wir wollen ihre Informanten."
"Ich werde nicht mein ganzes Netzwerk aufgeben, aber wenn Sie mir sagen, in welcher Sache..."
Von hinten kamen Worte wie ein scharfes Schwert. "Wenn Sie DAS tun, werde ich dafür sorgen, dass sie in der gesamten Medienbranche keinen Fuß mehr auf den Boden setzen können!"
In Georg Welsbach kochte es hoch. er schrie halb ins Komlink, halb Kowalski entgegen: "Meinen Sie, ich habe Lust, mein weiteres Leben mit Personenschutz zu verbringen? Personenschutz, der jetzt nicht einmal hier ist? Und falls er vielleicht irgendwann einmal kommt, dann wird er sowieso nach ein paar Tagen wieder abgezogen! Sie können mich mal!"
"Sie legen jetzt sofort auf!"
Bevor George nachdenken konnte, hatte er bereits instinktiv die rote Taste gerückt.

Richard Kowalski saß am Esstisch und sah seinen widerspenstigen Mandanten an. Er starrte ihn an. Die Sicherheitsabteilung würde zwei Bodyguards schicken und so lange solle er noch vor Ort bleiben. Schöner Drek! Er konnte nur hoffen, dass diese Erpresser nicht so dumm waren und hier mitten in Düsseldorf ein Massaker veranstalten würden. Die Zeit zog sich. Er vertrieb sie sich weiter damit, sein Gegenüber in Grund und Boden zu starren.

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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 09. Juli 2021, 12:58:59
Plothook aus Rhein-Ruhr Megaplex: Im Land des Lächelns 2
Georg Welsbach hatte genug von diesem kindischen Gestarre des Anwalts, der ihm geschickt wurde. Wie im Kindergarten. Wer zuerst wegschaut, verliert. Er ging einfach aufs WC. Schönes kaltes Wasser ins Gesicht, eine Beruhigungspille aus seinem Badschränkchen und nochmal kaltes Wasser.
Er zuckte herum, als ihn von hinten eine Stimme in einem richtig abfälligen Ton ansprach. "Na Herr Wellsbach?" Ein halbdurchsichtiger Elf schwebte im Bad und sah ihn von Oben herab an. Neben ihm ein durchsichtiges Etwas. Ein Magier mit einem Geist. Und er hatte ... einen Anwalt.
"Was wollen Sie?"
"Erst einmal, dass Sie die Dusche anmachen, damit unsere Stimmen nicht so einfach gehört werden." Der Elf machte eine Kopfbewegung Richtung Türe. Als das Wasser lief, fuhr er fort: "Und natürlich Ihre Informanten."
"Wissen Sie denn inzwischen, um welche Sache es geht?"
"Nein, deswegen wollen wir auch ALLE Informanten von Ihnen."
"Hören Sie, ich kann Ihnen doch nicht einfach alles geben..."
"Doch, Sie geben uns die Namen all Ihrer Informanten, wir suchen uns die heraus, die wir brauchen und die anderen können Sie zurückhaben."
Georg Welsbach schüttelte innerlich den Kopf. Für wie dumm hält der mich denn genau?! "Und wie machen Sie das sonst so? `Geben Sie mir all ihre Millionen. Wir suchen uns das Geld raus, das wir stehlen wollen und geben Ihnen den Rest zurück´?! Können Sie mir vielleicht irgendwelche Anhaltspunkte geben, die auf ein Themengebiet hinweisen?"
"Stell dich nicht so an und rücke Deine Informanten raus!"
"Vielleicht irgendeine Information über ihren Schmitt?"
"Nein, ich will deine Informanten!"
"Sie arbeiten mit einem Schweizer zusammen. Geht es um die Sache mit Genom?"
"Ich will deine Informanten verdammt!"
Georg Welsbach atmete tief durch. Nicht nur, dass er ein starrendes Kindergartenkind am Tisch sitzen hatte, jetzt war auch noch so ein arroganter Elfenmagierarsch in seinem Bad. Wird Zeit, ihn so zu behandeln, wie er sich benimmt.." Ich mache hier konstruktive Vorschläge und du plärrst nur herum wie ein kleines Kind. Ich war gestern bereit, euch alles zu geben, aber Ihr seid doch die, die keine Ahnung vorn Irgendwas haben. So kommen wir nicht weiter, Junge"
"Was halten Sie dann davon, dass wir vorbeikommen und Sie umlegen?"
"Ihr Stümper kommt doch nicht mal vor die Haustüre!"
"Ich bin schon auf Ihrem Klo."
"Magie ist auch Cheaten."
"Also, alle Informanten, bitte!"
"Du kannst mich mal grob am Arsch lecken!" George verließ das Bad.

Richard Kowalski war gerade mit einem Telefonat beschäftigt, als er seinen Mandanten aus dem Bad kommen sah.
"Sie heißen Falke und Robotnik. Sollten in ein bis zwei Minuten klingeln."
Endlich.

Azumi Miromoto aka Frau Schmitt sah auf ihr Kom. Ihr Hacker meldete ihr einen eingehenden Anruf. Chengi.
"Einen wunderschönen guten Tag wünsche ich Ihnen. Ich möchte nicht allzuviel Ihrer kostbaren Zeit stehlen, deshalb komme ich gleich zur Sache..."
"Wie ist denn der Urlaub?", unterbrach sie sie, "sind Sie denn mit Ihrem Hotel zufrieden?" So betrieb sie noch etwas Small-Talk, bis ihr Hacker ihr die Rückmeldung gab, dass die Leitung sicher sei.
"Sie benötigen noch etwas?"
"Ja, eine kleine Information in Sachen Welsbach. Er ist wohl an mehreren Sachen gleichzeitig dran. Können Sie mir irgendeinen Anhaltspunkt über das Thema geben, um das es sich dreht?"
Hm, anscheinend haben sie sich nicht damit begnügt, Welsbach zu überwachen, sondern sind ihn direkt angegangen. Interessant. "Um unsere Familie und ihre Freunde."
"Vielen Dank und entschuldigen Sie bitte vielmals die Störung."
"Keine Ursache. Ich wollte sie sowieso anrufen und fragen, wie es steht."
"Hi. Vielen Dank."

Falke stieg mit seinem Partner Robotnik vor dem Niederkasseler Kirchweg 60 aus. Feinstes A-Gebiet. Deshalb hatten sie auch nur streng legale Sachen dabei. Von ihren falschen SINs einmal abgesehen. Robotnik schien sich in seinem neuen Buisness-Suite nicht wohl zu fühlen. Wenn man bedenkt, dass er sich von den Slums in St Petersburg hoch in das russische Militär gekämpft hatte, kein Wunder. Die Russen pissen Napalm und decken sich mit Stacheldraht zu. Er dagegen war das Gesicht, das Aushängeschild, um lukrative Aufträge aus der besseren Gesellschaft zu bekommen.
Er klingelte die Nummer an, die sein Schmitt ihm gegeben hatte. Die Haustüre wurde ihnen geöffnet. Oben erwartete sie ein Sarari-Mann in piekfeinem Anzug. Er nickte ihnen zu und ging. In der Wohnung noch so ein Sarari. Sie sahen sich erst einmal um und ließen ihre vielen Drohnen rund u das Haus Stellung beziehen. Einer überwacht, einer döst auf der Couch.

Georg Welsbach saß in seinem Sessel und dattelte auf dem Kom. Dieser Magier hatte in einem Punkt recht. Er konnte nicht ewig vor ihnen davonlaufen. Aber er würde auch nicht seine ganze Lebensgrundlage aufgeben. Ein klassisches Dilemma. Zumindest hatte er zwei Bodyguards bekommen, aber die würden auch nicht ewig bleiben. Spätestens in ein paar Wochen würden die abziehen.
Gegen Abend ging er wieder auf WC und voila, da war der Magier wieder. Sein Geist war diesmal offen sichtbar neben ihm. Anscheinend eine Machtdemonstration.
"Ah, und? Wisst ihr jetzt, worum es geht, ansonsten können wir uns das Gespräch sparen."
"Um die Asia-Cons und äh... organisierte Kriminalität und so."
Georg wusste gleich Bescheid. Aber lieber erst einmal vorsichtig. "Und wenn ich euch das sage, bin ich raus? Dann ist alles grün?"
"Das wird unser Auftraggeber beurteilen."
Der Auftraggeber. Vermutlich entweder die Yaks oder MCT oder sogar beide.
"Gut. Ich vertraue auf die Ehre der Yakuza. Bin da seit zwei Jahren dran. Wurde gleich nach der Übernahme durch Horizon von meinem Chef beauftragt. Ich kann sie Ihnen gleich aufzählen."
"Können Sie das nicht auf einen Zettel schreiben und vom Balkon werfen oder so?"
"Nein. Inzwischen sind zwei Bodyguards da. Die haben überall Kameras."
"Gut, dann erzählen Sie."
"Also der wichtigste ist natürlich Yuuki Tanaka. Ihr Auftraggeber wird wissen, wer er ist. Dann hätten wir noch Nadja van der Linden. Leitet ein Edelbordell in der Altstadt. Mike Stöcker, ein Schiedsrichter beim Fußball und Jaqueline Petrovic, arbeitet im Rathaus von Düsseldorf."
Der Magier wiederholte alles noch einmal und verschwand zusammen mit seinem Geist.

Mandy stand mit ihren Freundinnen an der Tanke rum. Nachher gings noch in den Club, ein paar reiche Typen aufreißen. Ein Porsche hielt neben ihnen. Eine Frau drin. "Na, Mädels, kann ich euch helfen? Braucht ihr was Hochprozentiges?" Sie nickte Richtung Tanke.
"Hey, das wäre echt grün!"
Sie kam tatsächlich mit Schnaps zurück. Gleich ein paar großen Flaschen. Wow. Sie wollten sich doch nur ein bissl anheizen und nicht besaufen. Egal.
"Schon mal in einem Porsche gefahren?" Die Frau grinste sie schelmisch an. "Lust auf ne Spritztour?"
Das ließ sich weder Mandy noch eine ihrer Freundinnen zweimal sagen. Zu sechst war es im Porsche schweineeng. War aber auch gut so. So blieben die Schlucke aus der Flasche klein. Sie hatten ja noch was vor. Irgendwann hatten sie genug von dem ewigen Rumgekurve auf Parkplätzen.
"Kannst du uns zum Hafen bringen? Wir wollen noch in n Club."
Sie fuhren zum Hafen. Die Frau stieg schnell aus. Ihr wurde auf einmal schlecht. Die Türe öffnete sich nicht. Sie übergab sich auf Sandy, die auf ihrem Schoß saß und die übergab sich auch gerade. Genauso wie ihre anderen Freundinnen...
"Oh Mann, die Mädels vertragen ja überhaupt nichts!", hörten sie von draußen, als sich auf einmal die Türen doch öffnen ließen. Sandy fiel von ihrem Schoß auf den Parkplatz und wurde von einem weiteren Schwall aus ihrem Mund voll erwischt.
"Die kotzen mir meinen schönen Porsche voll...!"

Falke sprang auf und spurtete zur Balkontür. Er zog seinen Taser und legte an. Die Pfeile seines Tasers bohrten sich in die Spy-Fly, die er auf dem Bildschirm schon sah. "Erwischt."

Herbie sah sich das ganze Dilemma an. Ein Porsche, von vorne bis hinten einfach nur vollgekotzt. "Verdammt, was hat dieser Kai Tidije da drin getrieben?" Er sah Juri mit fragenden Augen an. Der zuckte nur die Schultern. Wieder einmal waren sie es, die den Drek der Reichen aufwischen durften.

Gregorij Wagner hatte eine Fly-Spy auf dem Tisch. Die Schüsse mit dem Taser hatten Teile der Elektronik lahm gelegt. Er konnte einfach keinen Hinweis auf den registrierten Besitzer finden. Aber die eingravierten Nummern in den Hardware-Teilen waren unbeschädigt. Er gab die Ergebnisse an seinen Vorgesetzten weiter mit dem Verweis, dass sich der registrierte Besitzer nur über die Listen der Herstellerfirma herausfinden lassen wird.

Susumu Morimoto überwachte die diversen Kommzugänge seiner Mutter Azumi. Als "Schmitt" war so etwas von Vorteil. Eine Nachricht traf in einer der vielen Mailboxes ein. Chengi. Die Runs in Düsseldorf. Leider war seine Mutter im Gespräch mit hochrangigen Vertretern des Makahashi-Gumi. Anscheinend gab es eilige Informationen. Er startete einen Rückruf und schaltete einen Avatar auf den Vidstream, der vor Kurzem als Werbegeschenk in einer Kornflakes-Packung zu finden war.
"Sie haben vor Kurzem diese Nummer gewält. Bitte übertragen Sie die Daten."
Er empfing ein Datenpaket. Sie legte auf. Nachdem er das Paket auf mögliche Fallen untersucht hatte, öffnete er es und war überrascht. Eine wilde Ansammlungen von Kopien aus verschiedenen Möbelkatakogen. Mit einem kurzen Text, in dem von "Frau Tanaka" die Rede war. Was in Deutschland "Schmitt" ist in Japan "Tanaka". Sie wollte also direkt mit seiner Mutter reden. Das wird ein paar Stunden dauern...

Kai Tidije kochte vor Wut. Der Porsche kam per Autopilot angefahren. Ebenso eine Rechnung seiner Vertragswerkstatt über eine Komplettreinigung des Innenraumes inklusive Motorwäsche. Genpartikel ade. Aber er hatte noch die beiden Kaffeetassen. Sein "Zwilling" hatte seine leider mitgenommen. Die Kameras aus dem Handschuhfach waren weg, genauso der Koffer aus dem Kofferraum, in dem eine beachtlich gute Drohnensteuerung und seine Spionagedrohnen waren. Irgendwann wird sich noch eine Gelegenheit ergeben, diesen gefraggten Drekheads eine reinzuwürgen. Im Moment blieb ihm allerdings nichts weiter übrig als die erste Reportage-Serie in den verschiedenen Regenbogenblättern freizugeben.

Azumi Morimoto lächelte als sie die Sammlung von Möbelangeboten sah. Immerhin hatte Chengi ihr das Vorkaufsrecht eingeräumt.
"Hi." Chengi war direkt am Apparat.
"Sie haben Informationen für mich." Sie sagte das als Feststellung.
"Hi. Sie treffen gleich ein."
"Wunderbar. Leider ist meine Zeit limitiert. Geben Sie mir fünf Minuten. Sie werden zurückgerufen werden."
Sie legte auf, ließ gewohnheitsmäßig Susumu die Daten überprüfen. Als sie die vier Dossiers der Informanten von George Welsbach sah, war sie mehr als zufrieden. Aber auch überrascht.
Yuuki Tanaka
Ichiga-Nitama Immobilien GmbH CEO Düsseldorf
Adresse Innenstadt Düsseldorf
Familie Düsseldorf-Neuss
Familie in Japan
Geliebte in Düsseldorf-Heerdt
Das war ein Problem. Das werden die Herren des Makahashi-Gumi, zu denen sie gleich wieder ins Gespräch zurückkehren musste, nicht gerne hören. Ichiga-Nitama machte einen beträchtlichen Teil des legalen Geschäfts des Gumis aus. Siehe an. Er hat auch in Japan Familie. Das war ihr tatsächlich neu.
Nadja van der Linden
Leitet das Edelbordell "Oceans" in Düsseldorf - Rath (Link zum Matrix-Auftritt)
wohnhaft Reichswaldallee 26 Düsseldorf - Rath
Die wird über Vorlieben verschiedener Größen der hiesigen Politik ausgepackt haben und inwiefern das für die Yaks Erpressungspotential hat. Vor allem die Abteilung Bunraku.
Jaqueline Petrovic
Rathaus Düsseldorf Abteilung Bauamt, Büro 3.06
wohnhaft Bruchstraße 64, Düsseldorf, Flingern-Nord
hat ständig wechselnde Liebschaften (so alle zwei Monate)
Ja, es hat schon seinen Grund, warum Ichiga-Nitama immer gut informiert ist und bei Bearbeitungen eine Vorzugsbehandlung bekommt.
Mike Stöcker
Schiedsrichter beim Fußball
Schiri 2. Liga, Ersatz-Schiri Bundesliga
angestellt beim DFB
wohnhaft Unter den Eichen 88, Düsseldorf-Gerresheim
geschieden von Katharina Heim, zwei Kinder bei der Mutter lebend (Gerresheimer Landstr 92, Unterbach)
schweres Alkoholproblem, Spielsucht; zwei Entzugsaufenthalte
Ein unbedeutender Wicht, der sich für seine Parteilichkeit gut bezahlen lässt.
Herr Tanaka und Frau van der Linden. Ein schwieriges Gespräch stand ihr bevor. Sie wird viel Fingerspitzengefühl aufbringen müssen, um dem Gumi die Verräter in den eigenen Reihen zu verkaufen. Sie wollte nicht für die Botschaft büßen müssen.
"Susumu? Beauftrage Chengi mit Herrn Stöcker und Frau Petrovic." Ihr Sohn nickte ergeben. Sie musste sich den Raubtieren stellen.

Der Marder fiel fast um vor Erschöpfung. Long Haul fordert seinen Preis. Aber vorher wollte er noch die SIN verticken, die sein Bruder bestellt hatte.
"Ja?"
"Deine Bestellung ist fertig. Ich schick sie Dir. Kost nen Zehner, wie vereinbart."
"Äh, klar." Getuschel im Hintergrund. "Du kriegst nicht zufällig noch eine hin?"
"Äh, ne, nich bis zum Wochenende. Ich schlaf jetzt erstmal zwei Tage."
"Oh. Kay. Danke. Gut Nacht."
"Jo. Tschö."

Jaqueline Petrovic stand mit ihrer zusammengerollten Yoga-Matte unter dem Arm auf dem Bürgersteig. Eine ihrer Yoga-Freundinnen hatte gerade geparkt. Sie hatte wirklich Glück, dass vor ein paar Jahren "Sanftmut Yoga" in ihrem Nachbarhaus eröffnete.

Filly Schwarz ging an ihr Kom.
"Filly Schätzchen, mach Dich fertig. In einer halben Stunde kommt das Taxi. Foto-Shooting in Paris."
"Woooohh. Paris. Endlich." Getrübt wurde das Ganze nur dadurch, dass sie heute Abend eigentlich mit verschiedenen Freunden und Freundinnen unterwegs sein wollte.
"Du fliegst nachher hin, Shooting bis 01.30 Uhr und der Flieger geht dann heute Nacht um Halb drei wieder zurück. Mit Hotel Schellenburg ist alles abgeklärt. Und nicht vergessen. Morgen Mittag ist die Probe für "Wetten, dass...", also sei fit."
Filly legte auf.
"Yina, es gibt eine Planänderung..."

Jaqueline Petrovic ging nach dem Yoga über die Straße zum "Bösen Chinesen". Frühlingsrollen und Gemüse süß-sauer. Ab nach Hause. Als sie über die Straße kam und zur Haustür ging kamen so n paar Typen lang, Irgendwie hatte sie bei dem einen n komisches Gefühl. Als sie die Treppe im Altbau hochstieg, sah sie, wie genau diese Type zusammen mit einem Elf auch die Treppe hochkam. Sie ging zu hrer Wohnungstür.
"Frau Petrovic, wir würden gerne mit Ihnen sprechen."
Sie hatte diesen Moment immer gefürchtet. Ihr wurde heiß und kalt gleichzeitig. Jetzt war es aus. Sie ging in ihre Wohnung und plapperte etwas vor sich hin. So was wie "Kommen Sie doch herein, meine Herren". Als würde das irgendetwas ändern. Der erste Fehler war schon, Informationen an einen Konzern weiter zu verkaufen. Der zweite, sich noch zusätzlich von der Presse als Informantin bezahlen zu lassen.
Der Elf blieb im Hintergrund stehen und starrte sie nur böse an. Der Norm in Panzerjacke hatte einen komischen Akzent. "Sie wissen ja sicher, weshalb wir hier sind." Das Gespräch ging irgendwie an ihr vorbei. Sie wartete eigentlich nur darauf, umgelegt zu werden. So wie in ihrer momentanen Lieblngs-Serie "Don Brutalo". Irgendwie blieb nur hängen, dass sie nicht mehr mit der Presse reden solle. Der Elf ließ noch ein paar Blitze zwischen den Händen bitzeln.  Auf einmal waren sie gegangen und sie immer noch am Leben. Vor Erleichterung entleerte sich ihre Blase.

Filly Schwarz wurde in Paris mit Frau Sakushi zusammen zu ihrem Studio in Paris gefahren. Alles war schon vorbereitet. Visagistin und Schneiderin stürzten sich sofort auf sie. Der Fotograph sinnierte auf Französisch vor sich hin.
"Yina, bist du so gut und gibst mir ein Glas Wasser?"
Yina hielt ihr ein Fläschchen mit irgendwelchen asiatischen Schriftzeichen hin.
"Wasser bitte!"
"Das ist viel besser als Wasser."
"Ich nehme nichts, was mein Diätist nicht genehmigt hat!"
Yina Sakushi musste einen heißen Draht zu ihm haben, denn kurz darauf kam sein ok.
"Schmeckt beschissen, dann ist es wohl gut."

Lothar Maler stand hinter der Rezeption seines Hotels in Düsseldorf-Gerresheim. Ein Typ von einem Lieferservice kam an. Schon wieder für 218. Er rief oben an. Als sie es abholten, fragte er den Mann mit schweizer Akzent, ob ihnen das Abend-Buffet nicht zusage und ob es Verbesserungsvorschläge gebe. Er meinte nein. Sie hätten nur Hunger auf asiatisch.

Filly kam zusammen mit Yina mitten in der Nacht auf dem Düsseldorfer Flughafen an. Im Taxi war es totenstill. Yina wollte wieder einen neuen Diät-Vorschlag machen, aber Filly hatte sie entnervt abgewürgt. Sie solle das mit ihrem Diät-Heini besprechen. Sie musste sich auf die Probe zu "Wetten, dass...?" morgen vorbereiten. Und dazu gehörte Entspannung.

Die Kaffeetassen. Kai Tidije hätte sie nie an seinen Kontakt bei Knight Errant weitergeben sollen. Jetzt standen zwei Ermittler vor ihm und er hoffte, dass er sich aus der Sache herausreden konnte. Aber reden, das konnte er .
"Erzählen Sie uns doch bitte noch einmal ganz genau, wie die DNA-Spuren eines international gesuchten Verbrechers auf eine ihrer Kaffeetassen kommen."
Wie jeder gute Lügner hielt er sich so nahe wie möglich an der Wahrheit. Das einzige, was er verschweigen wollte, war sein Angebot zur Zusammenarbeit. Von seiner Höflichkeit ließ er sich nicht blenden. Er wurde verhört. Und es stand nicht fest, ob als Zeuge oder als Tatverdächtiger.
"Also nochmal. Herr Otto rief mich an..."
"Der zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 24 Stunden tot war."
"Gut, jemand, der so aussah und so klang wie Herr Otto rief mich an und meinte, er hätte die Ermittlungsergebnisse..."
"Der harmlosen Überwachungsaktion, die Sie angeblich in Auftrag gaben."
"Äh, ja und ich sollte ihn am Parkplatz vom Nordfriedhof treffen..."
"Sollten? Haben Sie ihn nun getroffen oder nicht?"
Kai atmete einmal tief durch. Klar. Er versuchte, ihn aus der Fassung zu bringen, damit er sich in Fallstricken verfing. Vermutlich hatten sie die Geschichte über ihre Cyberaugen beim ersten Mal aufgezeichnet. Sie schienen sich auch zu unterhalten. Vermutlich im Kopf eingebaute Kommlinks.
"Also nochmal langsam. Ich möchte so präzise wie möglich sein. Eine Person, die so aussah wie Herr Otto, rief mich an und wollte sich am Friedhof hier in Velbert mit mir treffen, was wir abends um 19.00 Uhr auch taten. Frau Schwartz kann das bezeugen..."
"Die das Wochenende bei Ihnen war, um sich bessere Kritiken aus ihnen herauszuvögeln?"
Er ließ sich nicht provozieren. "Sehen Sie, es ist üblich im Geschäft, dass man sich miteinander bekannt macht. Falls sie die Befürchtung haben, dass Frau Schwartz gegen ihren Willen hier war, können Sie sie gerne dazu befragen..."
"Danke für Ihre Erlaubnis, nur benötigen wir sie nicht." Der Beamte im Hintergrund schaute genauso unheimlich wie der Elf im Porsche. Anscheinend eine neue Nummer. Bad Cop, worse Cop.
"Also fuhr ich zusammen mit Frau Schwartz abends zum Friedhof..."
"Und Sie kamen um exakt 19.00 Uhr dort an?"
"Äh, nein, es muss schon so viertel nach gewesen sein oder so. Jedenfalls hat mich Herr Ott... die Person, die wie Herr Otto aussah und so klang mich angerufen, weil ich so spät dran war. Das können Sie über mein Kommlink nach prü..."
"Das Ihnen dummerweise entwendet wurde."
Was betont der das Wort "dummerweise" so hämisch. Kai Tidije atmete tief durch. Natürlich Sie wollten ihn provozieren. "Ja, wie ich Ihnen bereits in der ersten Aussage vor 10 Minuten sagte. Also auf jeden Fall gab ich Herrn ... der Person, die so aussah wie..."
"Jaja, weiter."
"...ihm dummerweise gleich den Credstick, da ich mit Frau Schwartz noch Pläne hatte für den Abend..."
"Ich hätte Sie für intelligenter gehalten."
"...ja, ich mich auch. Aber würden Sie Frau Schwartz kennen... Nun ja." Kai nahm sein `Nasenspray´ aus der Tasche und gab sich zwei Züge. "Er wollte dann auch noch zu den Containern, weil er das Material da hatte..."
"Und da sind Sie einfach mitgegangen. Aha. Wo stand Ihr Wagen?"
"Den Porsche ließ ich stehen... äh... neben dem... äh, kann ich Ihnen das auf einem Plan zeigen?"
"Weiß nicht, ob Sie das können. Aber dürfen dürfen Sie schon."
Er zeigte ihnen den genauen Ort auf der Karte, die er von seinem Trideo projezieren ließ.
"Das ist mitten auf dem Weg. Da haben Sie geparkt?"
"Nein, Filly saß ja drin und das sollte nur eine Minute dauern..."
"Und da haben Sie den Motor angelassen und die Fahrertüre offen.... hat ihr Drogenkonsum ihre Intelligenz wirklich schon so beeinträchtigt."
Fuck. Das Novacoke. Der Kerl im Hintergrund will ihn damit am Ende noch erpressen. Kai setzte ein verlegenes Lächeln auf und fuhr fort. "Auf jeden Fall muss mich jemand verzaubert haben, denn ich zog mich einfach aus. Also dieser Karl Ott..". Er stockte, aber als er sah, wie der KE-Typ ein Handzeichen machte, das ihm bedeutete, weiterzumachen, fuhr er fort: "Karl Otto sagte, ich solle mich ausziehen und so zog ich mich aus." Kai machte eine Pause und schüttelte den Kopf. Er konnte es immer noch nicht glauben. "Ja, und dann kamen auch schon zwei Leute aus dem Gebüsch geschossen und meine Lichter gingen aus..."
Der Beamte im Hintergrund machte eine beschwichtigende Geste. Seine Stimme triefte nur so von falscher Freundlichkeit.  "Den Rest haben Sie uns ja schon mehrmals erzählt. Wir werden uns selbstverständlich bemühen, ihr Kommlink und die Drohnenausrüstung wieder zu beschaffen. Sie können von Glück sagen, dass Sie ihren Porsche wiederbekommen haben. Auch wenn wir ihn leider beschlagnahmen mussten." Er machte eine kurze Pause. Anscheinend wartete er auf Anordnungen oder er schaute sich etwas über irgendeine Bildverbindung in seinen Cyberaugen an. "Nun, wir würden Sie bitten, sich von den Kollegen, die gleich kommen werden, in ein sicheres Haus geleiten zu lassen. Selbstverständlich nur zu Ihrem eigenen Schutz."
"Sie nehmen mich fest?"
"Nein, nein. Es ist nur so, dass es Knight Errant sehr bedauern würde, wenn einem Zeugen in einem so wichtigen Fall etwas zustoßen würde. Wie dem auch sei, Herr Tidije, wir sind Ihnen sehr dankbar für dte Phantombilder, das sie unserem Zeichner beschrieben."
Als das Team eintraf, wandten sie sich zum gehen. "Ach, Herr Tidije, eine Frage noch. Warum haben Sie Personenschutz für Frau Schwartz engagiert?"

Maurice hatte langsam die Nase voll. Schon wieder diese Frau Sakushi. Sie wollte den ganzen Diät- und Sportplan von Filly umstellen. Wegen Selbstverteidigung und so. An dem Plan gab es dummerweise nichts auszusetzen. Bei Gelegenheit sollte er einmal mit Filly reden. Wenn sie jemand anderen für seinen Job haben wollte...
"Aber ausschließlich unter Ihrer persönlichen Anleitung. Und selbstverständlich sind Sie als ausführender Trainer dafür haftbar, falls sich Filly verletzt."

Filly stand nach einem leichten Aufwärmtraining in einem eigens angemieteten Gym des Hotels Schellenburg. Unter Anleitung von Frau Sakushi... Yina übte sie hinfallen und rollen. Quasi Bodenturnen. Hatte sie schon als Kind gemacht. Beim Schlagen auf den Sandsack fühlte sie sich unwohl. Anscheinend erkannte Yina das auch gleich und ließ sie mit zwei Stilettos auf den Sandsack schlagen. Fast hätte sie tatsächlich den leicht schwingenden Sack verfehlt und nur, weil Yina noch leicht eingriff, traf sie ihn. Loch im Sack, Stiletto kaputt. Wow. Hätte Yina nicht eingegriffen, hätte sie ihr Bein getroffen... Und das kurz vor der ersten Probe. Aber grün ist das schon. Schade, dass Yinas Familie so konservativ ist. Sie kannte weniger hübsche Studentinnen, die sich von einem Sugardaddy bezahlen ließen. Aber so kam sie in den Genuss von ihren Künsten.

Emma stand hinter der Theke der Apotheke in Düsseldorf-Gerresheim. Ein Typ in Panzerjacke und mit schweizer Akzent kaufte ein paar Antidots gegen Alkohol.

Mike Stöcker hatte es sich gestern ordentlich mit ein paar Leuten besorgt und schnarchte in seiner Dachwohnung den Rausch aus.. Langsam kam er zu sich. Es war nass. Es war kalt. Es war hart. Nein, er befand sich nicht mehr in seinem Bett, er lag in seiner Dusche. Kaltes Wasser rieselte auf ihn. Irgendwelche Leute mussten hier sein, denn er hörte nach und nach Stimmen. Seine Klamotten, mit denen er im Bett gelegen hatte, waren komplett durchnässt. Er wollte sich drehen, rutschte aber weg. Der Schnaps in seinem Blut hielt zwar noch halbwegs Pegel, aber er sah die Leute nur verschwommen.
"Hey, wasn so nass."
"Wach auf!"
"Mia isso gald."
"Jetzt wach endlich auf, Mann!"
"Seit ia Kumpls vom Harry?"
"Hä? Welcher Harry?"
"Na, dä dä heut Abnd kommt un noch n paar Kumpls mitbringn will."
"Nein, wir sind nicht die Kumpels von Harry."
"Sach m Harry, der kann mich ma, wenn dea solche Gumbls midbringen tut."
"Wir kennen keinen Harry! Aber kennen Sie einen George Welsbach?"
"Ne, kenn kein Schorsch, nur nen Georg. Gibt imma gut Kohle. Guta Mann. Ich brauch ersma n Schluck."
"Nein, gibt nix."
"Dann lass mich ma wenigstns d Klamottn ausziehn."
Es war ein trauriger Anblick, wie Mike Stöcker sich immer wieder in seinen Klamotten verhedderte, im Liegen auf dem nassen Duschboden hin- und herrutschte und an seinem nassen Pullover fast erstickte.
"Könn ia wenigstns ma d Wassa ausmachn?" Inzwischen fühlte er sich unangenehm wach. Zumindest hörte das kalte Wasser auf zu rieseln, die Dusche war allerdings immer noch genauso rutschig.
"Also, erzählen Sie uns etwas über Georg Welsbach."
"Hä? Ich kenne keinen Georg." Mist. Hoffentlich hatte er sich in seinem abflauendem Delir nicht schon verplappert.
"Aber eben haben Sie doch schon zugegeben.."
"Ich kenn kein Georg, Mann." Das waren drei Typen. Also eher 2 einhalb. Einer war n Zwerg. Und die gingen in seiner Wohnung umher, als wäre sie ihre. Mike saß ganz schön in der Kacke und zu allem Überfluss meldete sich langsam der Kater.

Es klopfte an der Zimmertüre im Hotel Schellenburg. Filly konnte sich darauf verlassen, dass Yina die Türe öffnen würde. War die Pistole nicht etwas übertrieben? Yina öffnete einen Spalt, die Pistole auf Hüfthöhe bereit.
"Ja, Sie wünschen?"
"Snyder, Knight Errant. Wir hätten ein paar Fragen an Frau Schwartz."
"Haben Sie einen Termin?"
"Äh, nein."
"Weisen Sie sich erst einmal aus." Kurze Pause. "Haben Sie hier überhaupt Befugnisse?"
"Selbstverständlich, wir haben einen Durchsuchungsbefehl."
"Dürfte ich den bitte sehen?"
"Müller, Durchsuchungsbefehl."
"Aber ich dachte, Bauer hat ihn..."
"Moment bitte." Yina schloss die Türe und kam auf sie zu. "Erwartest du Knight Errant?"
"Knight Errant? Bei mir? Äh, keine Ahnung, was die von mir wollen..."
Yina ging wieder zur Türe. "Sie haben hier keine Befugnisse. Für einen Termin wenden Sie sich bitte an das Management von Frau Schwartz."
Filly Schwartz war stolz auf Yina Sakushi. Und auf Kai Tidije, dass er ihr so eine kompetente Leibwächterin zur Seite gestellt hatte.

 "Sie haben hier keine Befugnisse. Für einen Termin wenden Sie sich bitte an das Management von Frau Schwartz."
Snyder war etwas konsterniert. Er hatte sich die Arbeit bei KE irgendwie leichter vorgestellt. Eigentlich hieß er Schneider, aber wie alle neu angeworbenen KE-Mitarbeiter, machte er auf Cowboy. So konnte er die Abfuhr allerdings nicht stehen lassen, zumal die Daten aus seinem Memo, das mit den Cyberaugen verbunden war, später ausgelesen werden würde. "Hat Frau Schwartz etwa irgendetwas zu verbergen?"
"Auf wiedersehen."
"Ja, auf Wiedersehen, Frau Sakushi." Als Machtdemonstration etwas Wissen durchblitzen lassen.
Nach der Abfuhr machten es sich zwei von den vieren in der Lobby bequem. Der Rigger und ein weiterer Beamter warteten draußen in Bereitschaft im Wagen. Es dauerte auch nicht lange, da kamen die beiden Frauen auch schon zum Mittagessen nach unten ins Restaurant. Sie setzten sich sehr auffällig in ihre Nähe und bestellten je ein Wasser. Nach dem Essen setzten sich die beiden in ein Taxi. Sie fuhren in ihrem Wagen hinterher. Zur Sicherheit forderten sie aus der Zentrale die Koordinaten des Taxis an. Die beiden Frauen stiegen an der Düsseldorfer Messe vor der Halle 8a aus. Dort hatte Joe Venski heute Autogrammstunde und Frau Schwartz als kleines Sternchen durfte sich dranhängen. Er schickte zwei Untergebene, Bauer und Muller hinterher, doch wie zu erwarten war, ließ die Security sie nicht durch. Sie parkten in der Nähe und ließen Drohnen ausschwärmen.
Snyder wusste nichts Genaues. Nur, dass er die beiden Frauen nicht aus den Augen lassen sollte. Aber er hatte bemerkt, dass einige Teams an einer Sache arbeiteten und in der Zentrale alles koordiniert wurde. Seine lange Erfahrung vom LKA sagte ihm, dass es sich um eine Großfahndung handeln musste. Organisierte Kriminalität. Irgendetwas in dieser Liga.

Heinz "Heintje" Krassic hatte die Leitung über die Sicherheitsleute, die für den international bekannten Star Joe Venski während seiner Autogrammstunde zuständig waren. Venski wurde vor 35 Jahren als Darsteller von Karl Kombatmage weltberühmt. Nachdem der Erfolg auch durch viele totgelaufene Spinn-Offs immer mehr abnahm, wurde er inzwischen wieder voll gehypt. Als der junge Kamil Pjekow die Rolle des Karl Kombatmage übernommen hatte, wurde er in der Rolle des namenlosen Rauchers wieder voll beliebt. Haben die Autoren wohl von Star Wars abgekupfert. So eine Art Meister Yoda in billig. Heintje hielt nicht viel von dem Drek, aber als Profi war er informiert.
Nun stand Frau Schwartz vor ihm. Angemeldet. Und eine Frau Yina Sakushi, die allerdings nicht auf seiner Liste stand.
"Sie sind nicht angemeldet. Zutritt zur Garderobe nicht gestattet." Garderobe. Naja, ein paar Stellwände.
"Aber das ist meine Leibwächterin...", sah ihn Frau Schwartz bittend an.
"Das muss ein Versehen irgendeines Managements sein. Ich bin die offizielle Leibwächterin von Frau Schwartz."
"Das mag alles sein, Frau..." Er sah sich ihre SIN an. "...Sakushi. Allerdings werde ich Sie nicht einlassen, wenn Sie nicht auf der Liste stehen. Besorgen Sie sich eine Genehmigung und Sie können mit in die Garderobe." Frau Sakushi ging etwas ins Abseits und telefonierte. Er wies jemanden an, sie im Auge zu behalten.

"Monaco Management, was kann ich für Sie tun?"
"Hier Yina Sakushi. Ich bin gerade mit Frau Schwartz bei der Autogrammstunde. Irgendwie stehe ich nicht auf der Liste."
"Das liegt daran, dass für Sie keine offizielle Erlaubnis vorliegt, Schätzchen. Ich habe von Herrn Tidije lediglich eine mündliche Zusage."
"Aber Herr Tidije sagte doch..."
"Hören Sie mal. Monaco Management ist gerne bereit im Rahmen von Organisationsverzögerungen Kulanz zu beweisen. Allerdings ist diese nun wirklich überschritten. Um Sie auf die Liste setzen zu können, brauchen wir Ihren offiziellen Arbeitsvertrag. Sobald dieser vorliegt, werde ich alles andere erledigen."
"Gut, dann werde ich Herrn Tidije kontaktieren."
"Tun Sie das, Schätzchen und richten Sie ihm bitte Grüße von mir aus."

Kai Tidije war es gewohnt, die Kontrolle zu haben. Umso mehr bemühte er sich, zumindest so zu tun, als hätte er sie noch. In diesem Loch von Appartement spielte er etwas Snooker, um wenigstens einen Hauch von gewohntem Luxus zu spüren. Aber ansonsten... hallo?! Hier gab es nicht einmal eine Sauna, geschweige denn ein Schwimmbecken! Und ihm ging es auf den Sack, dass er ständig von diesen Knight Errant Typen umgeben war. Er biss sich in den Arsch, dass er die Kaffeetassen weitergegeben hatte, um mehr über die Leute herauszufinden, mit denen er zusammenarbeiten wollte. Wer konnte denn ahnen, dass einer von denen Terrorist ist? Natürlich der Elf. Der hat im Porsche schon die ganze Zeit geschaut, als würde er ihn gleich essen wollen. Und dann stellte KE ihn auch noch vor die Wahl: Entweder er akzeptiere all ihre Sicherheitmaßnahmen oder KE ware aus der Haftung im Schadensfalle entbunden. So stand es im dreks Vertrag der dreks Gated Community.
"Mister Tidije, eine Nachricht ist auf ihre Kuhlschrank eingetroffen. Von ihra eigena Komm, etwas su unterschreiben. Die Central sagt, das ist ok."
Was gingen diese Typen ihm mit dem Ami-Akzent auf die nerven. Also er hier ncht, der war echter Ami. Aber diese ganzen schleimigen Krauts, die hier einen auf GI Joe machten. Hoffentlich schnappten sie diesen Drek. So nannte er sich auf der Straße. Hat wohl auch eine gefälschte SIN. Zumindest waren sie froh über das neue Phantombild, das sie nach seiner Beschreibung nun hatten.

Karim "Gib ihm" Moghadam sah auf das junge Mädchen herunter. Größer konnte der Unterschied kaum sein. Er, der Troll, ehemaliger Profi-Boxer, inzwischen schon Mitte 30 und sie, klein, schmächtig, keine 20.
"Du gehörst nicht zu uns, oder?"
"Nein, ich bin Freischaffend. Für Frau Schwartz zuständig."
"Ah, Freelancer. Dacht ich mir. War ich früher auch ma."
"Ich wollte gerade noch einmal die Pläne durchgehen."
"Hier, schau mal. Kompletter Lageplan." Sie ließ ihn gleich in 3D erscheinen. Also technisch war sie gut ausgestattet. "Hier haben wir noch ein paar Drohnen in Petto, falls irgendetwas ausartet. Dann gehts hier hinter den Tischen gleich raus und die Drohnen rein."
"Ich sehe nicht, wie ich Frau Schwartz hier schnell evakuieren kann..."
"Hm, da hast du Recht... Aber wenn Du den Tisch noch 3 Meter nach vorne schieben lässt, dann hast du einen seitlichen Notausgang direkt neben dem Stuhl." Er verzichtete darauf, irgendwelche Bemerkungen über "Katzentische" oder "Kindertische" zu machen. Er wusste aus eigener leidvoller Erfahrung wie hart das Leben im Security-Buisness als Freischaffender sein konnte.
"Aber entspann dich, es geht erst in einer dreiviertel Stunde los, wenn die Halle geöffnet wird und die Meute wie eine Herde von Stieren durch die Absperrungen tobt..."

Mike Stöcker hatte den nassen Kram endlich los. "Sachma, könnter mich net ma in Ruhe anziehn lassn? Stoff is noch im Kühli. Bedient euch." Er konnte sich tatsächlich erst einmal etwas anziehen. Es dauerte nur, irgendetwas aus den Kleiderbergen zu finden, das nicht völlig durch war. Am Ende hatte er eine Jogginghose und ein Langamshirt an. Stanken sicherlich und waren einige Flecken drauf, aber zumindest trocken und die getrocknete Kotze konnte man abreiben. Zum Glück gab er seine Schiedrichteruniformen immer in die Reinigung und hängte sie separat in seinen Schrank.
"Ich muss mal was ordentliches trinken."
"Genau, komm mal mit in die Küche."
In der Küche sah er einen offenen, leeren Kühlschrank und neben seiner völlig versifften Spüle, in und auf der sich Töpfe und Teller stapelten, die nur noch von Schimmel zusammengehalten wurden, jede Menge leerer Schnapsflaschen.
"Neiiiiiiiiiiiiiin." Ein langer, verzweifelter, absterbender Schrei. "Ich brauch was zu trinken."
"Mach erst mal die Küche sauber."
Es dauerte etwas, aber was sollte er machen. Nur wenn er die Küche sauber machen würde, gibts was zu Trinken?! Also nahm er den Besen und kehrte sowohl sinn- wie auch ambitionslos vor sich hin. Nach einer Stunde stellte der Elf ihm ein Glas hin. Endlich Schnaps! Er exte es. Wasser!!! Und anscheinend aus einem der Gläser aus der Siffe... Er kotze auf den Küchenboden...
"Ja, ja... ich putze da dann wohl mal auf."
"Braver Mikey."
Als er die Kotze mit dem Lappen auf dem Boden vor sich hinschob, kam ihm eine Erleuchtung! Hier, hinter den Töpfen müsste noch ein geheimer Geheimvorrat stehen. Ganz heimlich schaute er in den Schrank. Es fielen nur ein oder zwei Töpfe raus, konnte also eigentlich keiner bemerkt haben. Drek! Die Flasche war weg.
"Hier hab ich was gegen die Entzugserscheinungen." Der Typ in Panzerjacke klebte ihm ein Pflaster in den Nacken. "Hört der Kater bald auf." Von wegen. Jetzt war er schon wieder ewig am Putzen. Nix. Auf einmal steht Panzerjacke wieder vor ihm. Eine pulle, noch drei Finger hoch was drin. Misstrauisch schnüffelte Kai daran. Stoff! Gierig knallte er ihn weg. Schluck. Schluck. Schluck. Ahhhh. Er lächelte kurz und dann... nichts. Keinerlei Wirkung.
"Neiiiiiiiiiin."
Er war in der Hölle.

Filly hatte so etwas noch nie gesehen. Die Tore der Halle öffneten sich und eine Horde wilder Stiere rammelten in Schlangenlinien durch die Absperrgitter. Dabei stießen sie sich gegenseitig oder schlugen sich mit den Fäusten oder Ellbogen ins Gesicht. Spätestens jetzt war klar, dass zwei Krankenwagen vor der Halle nicht übertrieben waren. Und über der ganzen Szenerie schwebte eine junge Frau mit lila und rosa Haarsträhnen direkt auf Joe Venski zu...

Sophie ging mit allen anderen vom Sammelpunkt zur Halle, in der der legendäre Joe Venski wartete. Wow, wie grün! Wobei gehen nur bedingt stimmte. Sie hatte bereits einen Zauber gewirkt, der sie befähigte, durch die Luft zu schreiten. Sie schob sich seitlich nach vorne und als der Countdown begann, brachte sie sich über der Gruppe schwebend in Position. Einige wollten sie protestierend nach unten ziehen, worauf sie etwas höher stieg. Die Tore wie auch die Halle waren ja hoch genug.Als sich die Tore schlagartig öffneten, schwebte sie langsam nach vorne. Leider ging das nicht besonders schnell. Da allerdings die anderen Fans sich gegenseitig behinderten und sich in Schlangenlinien nach vorne arbeiten mussten, war sie schneller als alle anderen. Direkt vor Herrn Venski ließ sie sich ab und konnte sich nicht mehr beherrschen. Sie ließ einen irren Freudenschrei los. Die Leibwächter waren alarmiert. Sie hielt Herrn Venski ein Comicheft hin.
"Would you please sign this for me?"
"Wow, an original one. What´s your Name?"
"Sophie. But please call me 7even."
Er sprach beim Schreiben. "For 7even. A real Kombatmage. Joe Venski"
7even hatte tatsächlich einen beträchtlichen Teil des Honorars, ihres "Runs", wo alle nur die ganze Zeit nasepopelnd rumsaßen, in originale Karl Kombatmage Erstausgaben gesteckt. Lächelnd und so froh wie noch nie in ihrem Leben levitierte sie rückwärts aus der Halle und genoss, wie Joe Venski ihr nachsah, obwohl die Fanmeute schon längst bei ihm angekommen war.

Mike McCarthy sog einmal tief Luft ein. Es lief alles nicht ganz so glatt wie erwartet. Der deutsche Decker hatte den Hack auf das Fairlight Caliban von diesem Tidije vermasselt, so dass er auf Ressourcen von außerhalb zurückgreifen musste. Diese meinten, dass das Komm im Netz nicht mehr zu lokalisieren wäre. Die Mailbox würde die Anrufe automatisch in die Villa Tidijes umleiten. Genauer gesagt: Auf seinen Kühlschrank.
Seine Gruppe von Neulingen, die er auf Frau Schwartz angesetzt hatte, waren weiter dran. Sie ließ sich von einer Freelancerin in Sachen Personenschutz abschirmen. Ergo hatte sie etwas zu verbergen.
Zumindest hatten die Terroristen einen Fehler gemacht: Sie hatten eine der gestohlenen Drohnen bei ALI angemeldet und den Autopiloten genutzt. Das Team vor Ort meldete den Startpunkt in der Peter-Roos-Straße in Düsseldorf-Niederkassel, anscheinend von einem geparkten Auto aus, und das Ziel im Niederkasseler Kirchweg 60, in dem sich eine Person durch zwei offensichtlich verchromte Leute bewachen ließ. Herr Georg Welsbach, Mitarbeiter des WDR, stellte sich als äußerst erfreut darüber heraus, dass sich jemand aktiv seiner Sache annahm. Er hatte vier Personen benannt, die er den Terroristen als seine Zuträger genannt hatte. Aber er sollte behutsam vorgehen. Immerhin hatte die Bande Unterstützung von den Yaks oder MCT. Irgendwie sowieso das Gleiche, aber es schien um die Sache mit der Übernahme des WDR durch Horizon vor einigen Jahren zu gehen. Anscheinend kann MCT den Verlust nicht verkraften oder muss Informationslücken schließen oder...
Auf jeden Fall arbeitete der Elfenterrorist noch mindestens mit einem Norm und einem Zwerg zusammen. Die Ergebnisse des zweiten DNA-Tests aus der Villa Tidijes deuteten bereits auf einen Norm hin. Seine zwei HTR-Teams mit dicker magischer Unterstützung sollten den Zugriff auf jeden Fall erfolgreich hinbekommen. Aber so lange erst einmal alle vier mit Drohnen überwachen...

Filly Schwartz hatte es gut. Eigene Garderobe, Joe Venski gleich nebenan, ein gemeinsames Buffet und kleines Wohnzimmer vor der Türe. Um die beiden Bands, die auftreten sollten, wurde ein Geheimnis gemacht. Sie hatte aber schon mitbekommen, dass die Zuschauerwette, die angeblich erst an dem Abend selbst "gezogen" werden sollte, schon fest stand. Irgendwelche Mädchen als Funkenmariechen, die auf der Flöte "Mia lasse dä Dom in Kölle" spielen. Es war tatsächlich hier in der Garderobe ein großes Zimmer für sie vorbereitet. Und natürlich Pim van Pyne, ein hammer Entertainer mit leicht holländischem Akzent.
Pamela, eine der Assistentinnen war gerade da und besprach mit ihr den Ablauf der Show. Frau Sakushi entschuldigte sich für eine Inspektion des Studios und ging.
"Also, Sie dürfen gleich zu Beginn auf die Bühne. Einen Augenschmaus wie Sie..."
"Einigen wir uns auf Du?"
"Ja, danke. Also so ein Blickfang wie du soll natürlich so lange wie möglich vor der Kamera sein. Zoé hat das Kleid aus der NightShade-Collection bereits geliefert, Schuhe sind ebenfalls hier. Ihr... dein Management hat dir sicher schon gesagt, dass du unbedingt den Satz "NightShade macht die Nacht perfekt" unterbringen musst. Ich habe mir erlaubt, noch den Satz "NightShade macht die Show perfekt" beizufügen. Ich warte aber noch auf die Bestätigung von Zoé. So weit erst einmal klar?"
"NightShade macht die Nacht perfekt. Prima. Ich nehme an inklusive AR-Linsen und Lichteffekten auf dem Kleid?"
"Selbstverständlich. Alles wunderbar lebendig. Orange und gelb. Deine Wette ist die Außenwette. Du machst den Opener, aber wir werden technische Probleme vorschieben, so dass wir noch einen Aufruf zur Abgabe der Saalwette machen. Und nachdem die technischen Probleme dann immer noch nicht behoben sein werden", sie lächelte, "ziehen wir einfach die Wette mit dem amtierenden Prinzenpaar aus Düsseldorf vor. Keine Panik, die sind eingeweiht. Schaltung zur Karnevals-Sitzung in Halle 1 wo auch die Wette stattfindet. Karnevalslieder raten mit zwei Takten Musik." Pamela wedelte mit der Hand. "Aber ich schweife ab. Danach kommt dein Kranfahrer, der mit der Abrissbirne am Kran ein Zippo anzünden will. Brauchst du noch eine Liste von Sprüchen über Männer mit großen Geräten oder hast du schon?"
"Eine meiner leichtesten Übungen. Außerdem noch ein paar Andeutungen von wegen ohne Slip und Pipi wegen Aufregung. Außerdem dachten wir, dass wir das Kleid auch für die Kindernothilfe versteigern lassen, wenn er die Wette schafft. Vielleicht kann Herr van Pyme..."
"Pim ist Profi. Der hat das drauf. Außerdem üben wir die Gesprächschoreographie am Freitag ein. Natürlich nur die Grundideen. Soll ja spontan rüberkommen. Gut. Klingt bestens so weit. Du bist dann nachher um vier dann auch gleich die erste, die auf der Bühne übt. Wir gehen dann gemeinsam den Einlauf zur Bühne an und den Ablauf durch..."
Ihr Komm klingelte. Sie ging ran. "Verdammt. Macht das nicht Debbie?" Sie verzog ihren Mund. "Gut, stell sie durch." Kurzes warten. Sie atmete tief durch und setzte ihr glücklichstes Gesicht auf. "Vielen Dank Frau Kacic, dass Sie bereit sind, an unserer Show mitzuwirken." Kurze Pause. "Ja, genau, im Parkhaus P7 sind Stellplätze für Sie reserviert. Ich schicke es Ihnen gerade. Öffnen Sie den ARO, der Rest erklärt sich von selbst. Wichtig ist nur, dass Sie dem Wegweiser in der AR folgen. Für Sie und ihre Tochter ist hier im Backstage-Bereich bestens gesorgt. Außerdem dürfen Sie die Stars des Abends kennen lernen und bekommen noch eine Führung..."
Pamela winkte und ging telefonierend durch die Türe.


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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 15. September 2021, 22:47:24
Plothook aus Rhein-Ruhr-Megaplex: Im Land des Lächelns 3

Mike Stöcker war dem Wahnsinn nahe. Er putzte jetzt schon gefühlte zwei Menschenleben und bekam... nichts. Ganz im Gegenteil, jetzt machten sie noch Witze darüber, was sie ihm so alles abschneiden wollten. Er lurrte zum Küchenfenster. Drei Stockwerke sind doch auch nicht sooo hoch, oder...?! Aber dieser doofe Kerl stellte sich in den Weg. Hatte den Braten wohl gerochen.

Joe Venski war amüsiert. Selbst auf seine alten Tage wirkte sein Charme noch. Diese Filly Schwartz hatte doch tatsächlich das Kinderzimmer, in dem sich die Funkenmariechen für die „spontane“ Publikumswette sammeln sollten, für sie beide organisiert. So zum gemütlichen Abhängen. Ihm war völlig klar, was sie wollte. Ihn für ihr weiteres Fortkommen nutzen. Aber das konnte auch sehr amüsant werden. So verschwand er mit ihr, ein paar Selfies waren ok. Nur nichts zu intimes. Machte zwar Schlagzeilen, kam aber nie wirklich gut an. Eine Lektion, die Filly heute von ihm lernen durfte. Von Star zu Sternchen.

„Dann kann ich Frau Schwartz in eurer Obhut lassen und noch etwas für morgen erledigen?“
Heintje grinste. „Du meinst, du willst heute Nacht frei machen?“ Er musste lachen. Aber er kannte die Probleme, wenn man alleine für 24/7 für jemanden verantwortlich war. „Ausnahmsweise.“
„Ich gebe euch die Frequenz, mit der ihr sie orten könnt.“
„Alles klar, aber im Notfall geht unser Auftrag vor.“
„Ist klar. Ich geh noch was erledigen. Da draußen stehen Leute, die mich auf dem Kieker haben.“
„Ach, die Leute von KE, die in die Halle wollten? Richte ihnen Grüße von uns aus.“ Dabei richtete er seine Brille lächelnd mit dem ausgestreckten Mittelfinger zurecht. Yina Sakushi, wie sie nach ihrer SIN hieß, grinste. „Sieh den Rest als Gefallen unter Kollegen an. Vielleicht kannst du dich irgendwann revangieren.“ Sie verneigte sich nach japanischer Tradition. Heintje war beeindruckt. Sie hatte Manieren und Eier in der Hose, wenn sie sich mit KE anlegt. Selten. Und ihm fehlte einfach noch eine Frau in seinem Team.

„Schneider, sie kommt und hält geradewegs auf unser Auto zu.“
Anscheinend war diese Yina Sakushi ein Profi. Das Auto war hier hinter dem Gebüsch auf dem Parkplatz ganz gut getarnt. Eigentlich. Schneider sah ihr zu, wie sie sich näherte und neben ihm an die Scheibe klopfte und dabei mit einer Hand kurbelte. Er ließ das Fenster herunter.
„Habt ihr Affen hier noch kurbeln? Wir haben elektrische Fensterheber.“
Grinsend erwiderte sie: „Wieso? Hat doch geklappt.“ Übrigens hier ein kleines Geschenk.“ Dabei hielt sie ihm vier Autogrammkarten von Filly Schwartz hin. „Und von den anderen soll ich euch ausrichten, dass...“
„Sag ihnen, sie können uns auch mal.“ Er nahm die Autogrammkarten entgegen.
„Dann mal einen schönen Abend noch.“
„Wir sehen uns, Frau Sakushi.“
Nach einiger Zeit sahen sie über ihre Drohnen, dass Frau Schwartz in den Rolls-Royce Phaeton von Joe Venski stieg. Frau Sakushi stieg in den folgenden Van mit ein. Sie setzten sich in Bewegung. Nun stand eine lange Nacht vor dem Hotel Schellenburg bevor.

Filly war auf Wolke sieben. Seit sie den Zuschlag für „Wetten, dass...!“ bekommen hatte, machte ihre Karriere einen Sprung. Aber was für einen! Als sie mit Joe zusammen aus dem Kinderzimmer kam, machte sie noch ein Selfie mit ihm zusammen und ließ Yina noch eines machen. Dabei hauchte sie schnell ein Küsschen auf Joes Backe. Die Fotoserie wird ein Knüller für ihre Follower auf P2!
Heute würde sie mit Joe zusammen Abend essen und danach saunieren. Diese persönliche Bekanntschaft mit Joe Venski würde sie sicher auch weiterbringen. Zumindest würde sie nicht schaden.
Yina kam zu ihr und meinte, mit dem Sicherheitsteam von Herrn Venski wäre alles abgesprochen und sie würde heute Abend noch alles für ihr Frühstück morgen mit ihrer Freundin Susanne vorbereiten. Das war alles kein Problem, denn sie würde ihr Zimmer heute Nacht nicht brauchen.

„Ja.“ Raitoningu checkte die Leitung. Schien sauber zu sein. Der eingehende Code war ebenfalls korrekt. Ein Mitglied.
„Ich bräuchte einen Tätowierer. Muss nicht traditionell sein, eher einen mit einer Maschine. Sollte verschwiegen sein, kein Deutsch können und wirklich gut Portraits machen können.“
„Selbstverständlich, wird allerdings nicht billig.“
„Und ich bräuchte ihn heute Nacht noch.“
„Dann entfällt das Einfliegen wohl. Ja, ich hätte jemanden.“
„Prima.“
„Darf ich diese Nummer weitergeben?“
„Einen Moment.“ Eine andere Nummer wurde übermittelt. Dazu 100 Euro.
„Auf wiedersehen.“

Minati bekam einen dringenden Auftrag. Ihn wunderte nur, dass ausdrücklich eine Maschine zum Tätowieren gewünscht war. Er wählte die Nummer.
„Sie benötigen einen Tätowierer?“
„Ja. Heute Nacht um 1.00 Uhr an dieser Adresse.“ Eine Adresse wurde übermittelt. „Sie sollen dieses Portrait stechen.“ Ein Bild zweier junger Kinder wurde übermittelt.
„Welche Größe?“
„Soll auf den Unterarm.“
„In Farbe?“
„Nein, Schwarz-weiß.“
Gut, das macht dann 1.000 Euro.“
„Wie lange dauert das denn?“
„Etwa 3-4 Sitzungen.“
„Und in einer?“
„Nunja, die Schmerzen werden...“
„Schmerzen sind kein Problem.“
„Verstehe. Dann etwa 4 Stunden. Das Honorar beträgt dann 900. Ist nur eine Anfahrt.“
„Vielen Dank.“

Mike saß inzwischen auf dem Klo mit übelsten Bauchschmerzen. Ab und an ließ er unter schweren Schmerzen einen fahren. Aber was für einen. Der zoooog sich und stank wie Sau. Dabei hatte er das Gefühl, dass es ihm die Gedärme zerriss. Der Typ mit schweizer Akzent öffnete die Türe und … lief grün an und kotzte ihm vor die Füße. Er schloss die Türe gleich darauf wieder.
Kurz danach öffnete eine kleine zierliche Japsin die Türe, hatte sich eine Maske aufgezogen. Sie sprühte gleich Deo in den Raum. Auch sie schloss die Türe sofort wieder. So war er wieder allein mit seinen Schmerzen.

Harry stand mit Tama an der Haustüre und klingelte bei Mike. Er hörte nur seine Stimme durch die Gegensprechanlage. „He, passt grade gar nicht.“
„Mann, wir wollten doch saufen, hab auch Tama mitgebracht, wie versprochen.“
„He, lasst mich in Ruhe, ihr Pisser!“
„Sag mal Mike, was soll denn der Scheiß? Wir sind doch Freunde...“
„Nen Scheiß sind wir! Und jetzt verpiss Dich! Ich will Dich nie wieder sehen!“
„Du verfraggtes...“ Aber da war die Gegensprechanlage schon aus. Harry ließ es sich nicht nehmen und schrie ein „Mike ist so ein verfraggtes Arschloch!“ quer durch die Straße.

Benito stand hinter der Theke vom „Due Amici“. Der Blitzkrieg war vorbei und die Bestellungen ebbten schnell ab. Kamen nur noch die Jungs von der Hool Jugend (HJ) vorbei oder ab und an einer von den Alkis. Die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung lag aber inzwischen brav im Bett.
Ein Typ kam rein. Benito hatte ihn noch nie gesehen. Dass er eine Panzerjacke anhatte, war nicht der Rede wert, aber der war offensichtlich nüchtern! Und hatte einen komischen Akzent mit „ch“ und so.
„Ich hätte gern drei Sixpacks. Zweimal n gutes und einmal n normales Bier.“
Benito stellte drei Sixer „Reichsbräu“ hin. „Was anderes haben wir nicht.“
„Und dann noch zwei Pizzn.“
„Welche denn? SA? SS? Sturmbannführer?“
„Öh, keine Ahnung, wasn da so drauf?“
Benito zeigte auf die Karte in der AR. „Ich kann die Pizza Muscholini sehr empfehlen.“

Minati, was auf Deutsch „Hafen“ bedeutet, ließ das Taxi etwas langsamer fahren. Er wollte nicht zu früh zu seinem Termin erscheinen. Anscheinend waren die Leute in dieser Gegend von Gerresheim national. Das bedeutet, sie neigen zu Gewalttätigkeiten. Er überprüfte seine Walter Secura II und steckte sie wieder in sein Halfter. Er wies den Taxifahrer an, noch etwas langsamer zu fahren. Seine Rechnung ging auf.
„Aber bei mir zahlt auch n halber den vollen Preis.“, knurrte der Taxifahrer, dem das Gehaben des asiatischen Zwerges nicht gefiel. Die meisten erkannten ihn gar nicht als Zwerg. Mit seinen 1,20m ging er als kleiner Asiate durch. Außerdem hatte er keinen Bart und traditionell geflochtene Haare.
Er zahlte den Fahrpreis in bar, nahm Rucksack und Tasche, wobei er darauf achtete, dass seine Schusshand frei blieb, und ging zur Türe von Unter den Eichen 88. Drei Klingeln. 0.56 Uhr. Er wartete zwei Minuten. Textnachricht an die Auftraggeberin. „Drei Klingeln.“ Antwort „Stöcker“. Punkt 1.00 Uhr klingelte er.
Im Erdgeschoss ein Rollator. Im ersten Stock Kinderzeichnungen. Im zweiten Stock leere, verstaubte, von Spinnweben bezogene Schnapsflaschen und getrocknete Kotze an der Wand. Er klopfte. Eine junge, ebenfalls japanische Frau öffnete. Sie entschuldigte sich wegen der Umgebung.
„Sie können nichts für die kulturelle Barbarei der Gaijins.“ Er deutete auf den Tisch. Ein paar Bier- und Schnapsflaschen standen darauf. „Reichsbräu“ und irgendein Doppelkorn mit Mussolini und Hitler darauf. Außerdem ein überfüllter Aschenbecher. Das Asiatische Mädchen schüttelte den Kopf und deutete auf sein Bett.
„Eine hygienischere Umgebung gibt es hier leider nicht.“
Er zuckte die Achseln und holte eine große Plastikfolie heraus, um das Bett zu verpacken. Desinfektionsmittel, Watte, Tätowiermaschine und sein Klappbrett mit Schnallen daran. Wie er bereits dachte, wurde die Tätowierung unter Zwang vorgenommen. Sie lockten einen Jammerlappen von Gaijin mit Bier aufs Bett. Er ließ sich sogar widerstandslos seinen Arm an das Brett schnallen, während er Bier trank. Das einzige, was ihn nervte, war der K-Pop, der nun wieder lauter gedreht wurde. Unangenehm laut. K-fucking-Pop!!!! Innerlich schüttelte er den Kopf. Koreaner!
Nunja, er erledigte seine Arbeit. Er würde nicht in der Haut dieses Gaijins stecken wollen. Seine Schmerzen mussten extrem sein. So etwas kannte er sonst nur von den Ritualen der Yakuza. Aber dazu nahm er das traditionelle Besteck. Wie dem auch sei, der Zwerg und der Norm packten am Brett und hielten den Arm still, während er das Portrait zweier Kinder auf den Unterarm tätowierte. Morgens um vier war es so weit. Er ging schneller als erwartet. Zufrieden sah er das Ergebnis seiner Arbeit an, bevor er den Verband anlegte.
„Er sollte dann morgen Vaseline auftragen. Hier ist eine Dose. Dann alle 24 Stunden bis die Dose leer ist.“
Das Mädchen steckte ihm beim Gehen einen Credstick zu. Er steckte ihn einfach ein. Im Treppenhaus rief er sich ein Taxi und wartete im Vorgarten.

Mike McCarthy schaute sich die Drohnenbilder an.
Um 23.52 Uhr kam der Typ in Panzerjacke mit Bier und Pizza von der Pizzeria „Due Amici“ zurück, der um 23.19 Uhr das Haus verlassen hatte.
Um 23.54 Uhr kam Yina Sakushi am Haus von Mike Stöcker an. Neben der völlig verstörten Jacqueline Petrovic, die gerade verhört wurde, seine einzige Spur. Yuuki Tanaka hatte rituellen Selbstmord mit einem Katana begangen und Nadja van der Linden fand man vor ihrem Bordell tot auf. Ihre Zunge herausgeschnitten und an ihre Stirn genagelt.
Frau Sakushi war also hier. Das hieß, dass sie den Neulingen am Hotel Schellenburg durch die Lappen gegangen ist. Wo genau sie ihr Auto geparkt hatte, sah er erst, als er die Bilder der  Ares Seargent Drohne zurückgriff, mit der er die Lage aus größerer Höhe großflächig im Auge behielt. Sie parkte um die Ecke. Das Auto hatte eine andere Farbe. Also hatte sie entweder in der Garage des Hotels Schellenburg ihr Auto umlackieren lassen, was eher unwahrscheinlich war oder sie hatte einen Überzug aus Polymeren.
Den Abhör-Drohnen nach, die mehrere Fenster mit Lasermikrophonen abtasteten, waren in der Wohnung vier Leute. Einer war voll auf Entzug und wurde von den anderen dreien voll unter Druck gesetzt. Wobei diese wohl schwankten zwischen Körperteile abschneiden und/oder ihn vom Alk zu entziehen. Irgendwann entschlossen sie sich, auf jemanden zu warten, bis „die Party beginnt“. Und nun kam Frau Sakushi. Kurz darauf wurde eines der Fenster geöffnet, vor dem eine der vier Abhördrohnen war. Verdammter Mist. Und darauf wurde die Wohnung mit K-Pop beschallt.
Um 0.09 Uhr kam ein Typ mit einer Frau und zog kurz darauf wutentbrannt von dannen.
Um 0.56 Uhr stieg ein kleiner Asiate aus einem Taxi aus, wartete einige Minuten und klingelte um Punkt 1.00 Uhr. Um 4.38 verließ er das Haus. Im Nachhinein konnte er auf den Bildern der Ares Seargent sehen, dass er kurz im Vorgarten auf das Taxi gewartet hatte.
Um 4.46 Uhr kamen Frau Sakushi, ein Zwerg und zwei Norms heraus, von denen einer vermutlich doch ein Elf war. Bingo! Er war sicher, er hatte die Spur aufgenommen! Frau Sakushi stieg in ihr Auto um die Ecke. Die anderen drei in ein Auto gegenüber Stöckers Wohnung. Er informierte beide HTR-Teams. Er brauchte nur noch einen geeigneten Platz zum Zuschlagen, denn Kollateralschäden mussten verhindert werden. Zumindest ernst zu nehmende.Seine Idee war ganz einfach: Er würde die Terroristen in eine Schießerei mit einer Gang oder einigen Runnern verwickeln, was Knight Errant die Möglichkeit bieten würde, einzugreifen... Nachdem das allerdings nicht im Hotel in Düsseldorf-Gerresheim passieren würde, in dem die Runner abgestiegen sind, ließ er erst einmal das Auto verwanzen, mit dem die Bande bei Mike Stöcker war. Die Neulinge sollten das Gleiche mit dem Wagen von Yina Sakushi machen.

Ordner 2

Filly Schwartz war bestens gelaunt. Die Nacht mit Joe Venski war... erfrischend. Sie hatte sogar länger geschlafen, als ihr Plan vorgesehen hatte und sich einen Kuchen zum Frühstück gegönnt. Diese Yina ließ sie aus dem Frühsport aber nicht raus. Dann zog sie sich eben die Jogging-Sachen an und joggte zum Frühstückstreffen mit Sabine! Yina hatte gegenüber in einem Fitness-Club das Duschen klar gemacht.
Das Frühstück war toll. Gerne ließ sie sich von ihrer Schulfreundin bewundern. Wetten, dass...?!, ein paar Bemerkungen über Joe Venski, den Rest überlies sie deren Fantasie. Sie suhlte sich in den neidischen und verehrenden Blicken, während sie zu den halb dahergesponnenen Geschichten ihrer Freundin nur ein Gesicht machte, das in seinem Ausdruck ein „...ich hab nichts gesagt...“ hatte.
Anschließend joggte sie zurück, nahm zum Mittagessen einen halben Apfel, ließ sich die Augenbrauen zupfen und lies sich am Nachmittag von Frau Sakushi zur Messehalle fahren, um eine letzte Anprobe der Kleider mit einem Vertragsschneider von Zoé zu zelebrieren. Sie übte noch einmal den Einlauf zur Bühne, sowie den Abgang. Sicher ist sicher.

Snyder ärgerte sich. Er war von McCarthy persönlich angewiesen worden, die Schüssel von Frau Sakushi zu verwanzen. Anscheinend hatte sie es letzte Nacht geschafft, mit ihrem Auto ungesehen aus dem Hotel zu kommen und auch wieder hinein! Zum Glück hatte er sich schlafen gelegt und konnte die Verantwortung so auf die Nachtschicht schieben. Am Nachmittag fuhr Frau Sakushi zusammen mit Frau Schwartz die 200 Meter zum Messegelände. Snyder ergriff die Gelegenheit und brachte hinten links einen Peilsender an.

„Mr McCarthy, das Fahrzeug ist in Bewegung. Wir wissen nicht genau, wer drin sitzt.“
Das hatte Mike McCarthys ungeteilte Aufmerksamkeit. Schließlich könnte sich eine Möglichkeit zum Zugriff ergeben. Mindestens eines der beiden HTR-Teams war immer bereit. Runner warteten ebenfalls. Sie wollte er vorschicken, um das Ziel in illegale Aktivitäten zu verstricken und so die Gelegenheit zu einem Eingreifen durch öffentliche Gefährdung zu erhalten. So konnte KE legal aktiv werden, auch wenn sie keinen Vertrag hatten.
Das Fahrzeug, ein roter Toyota Citizen, fuhr durch Erkrath, immer beobachtet durch seine hochfliegende Drohne. Das Signal brauchten sie nicht mehr, deshalb unterließen sie das Anpingen des Spionage-Chips am Fahrzeug.
Es hielt am Parkplatz des Neandertal-Museums. Es stiegen ein Zwerg und der Norm aus. Drek! Er ließ weitere Fotos von ihnen machen. Es war zwar eine schreckliche Perspektive, aber besser als nichts.
Kurz wog er ab. Das bedeutete, dass die eigentliche Zielperson jetzt alleine im Hotel in Gerresheim sein müsse. Aber einmal davon abgesehen, dass er kein Mandat hatte, war auch das Risiko von Kollateralschäden in einem Hotel zu hoch.Zumal er noch nicht einmal wusste, in welchem Zimmer sich das Ziel befand.
„Halten sie den Wagen und das Hotel weiter beobachtet. Sie melden mir jede Veränderung unverzüglich!“

Piet saß auf der Pritsche des Kleinbusses seines Chefs und ließ die Beine baumeln. Inzwischen hatte er raus, wo er sich hinsetzen musste, damit er sich nicht ständig an der Anhängerkupplung stieß. Drei Tage machten sie jetzt schon mit dieser beschissenen veralteten Kacke in diesem Haus hier in Gerresheim rum und dem Chef ging alles zu langsam. Aber jetzt erst mal Pause. Er hatte noch so 5-10 Minuten bevor Willy und sein Chef „Herr Wagner“, wie er sich von seinen Angestellten ansprechen ließ, kommen würden. Er mümmelte an seiner Stulle und schenkte sich einen Kaffee ein. Irgendso ein Schnösel von Elf blieb an der gegenüberliegenden Seite der Straße stehen und starrte ihn an. Scheiß Sarari-Ärsche, halten sich immer für was Besseres!
Kaum war der abgehauen, kamen auch schon Willy und der Chef. „Das kann doch nicht sein, dass...“, er schaltete die Ohren auf Durchzug, „...einfach aufkloppen und verlegen, kann doch nich so schwer sein!“
War das nicht wieder dieser Sarari-Elf, der sich da hinterm Chef am Kleinbus vorbeidrückte? Zumindest hielt der Chef jetzt das Maul. Aber leider nur kurz.

„Mister McCarthy.“
McCarthy schaute in die angewiesene Richtung. Anscheinend waren nur der Zwerg und der Norm in dem Fahrzeug, das inzwischen auf dem Parkplatz des Neandertal-Museums angehalten hatte. Der Norm tastete gerade die hintere Stoßstange ab. Anscheinend suchte er irgendwelche Peilsender. Da konnte er nur abwarten und Tee trinken. Einen Spionage-Chip konnte man wirklich nur durch direktes körperliches Suchen finden. Es sei denn, man würde mit dem Wanzenscanner gerade den Zeitpunkt erwischen, in dem der Ping angefragt wurde.
Nach ein paar Minuten hatte er wohl keine Lust mehr. Sie gingen in das nahe gelegene Cafe und gingen dann um zehn in das Museum. Um 13.00 Uhr machten sie sich an die Rückfahrt.
Viel interessanter war, dass in der Zwischenzeit ein Elf das Hotel verließ. Er schaute ewig auf einen Van von „Elektro Wagner“, in dem jemand mit Blaumann Frühstück machte.Sofort beorderte er seine Magier dorthin. Astrale Erkundung. Er sollte ihn astral schnüffeln, um ihn wiedererkennen zu können. Die Runner und das Swat-Team setzte er ebenfalls in Bewegung, doch zehn Minuten später musste er abblasen. Der Elf schlich nochmal an dem Elektro Wagner Van vorbei und war wieder im Hotel. Drek. Zu viele Kollateralschäden. Zumindest hatten die Magier ihn astral gescannt.

Heintje war fertig mit der Einteilung. Heute, am Freitag, hatten acht seiner zwölf Leute Dienst. Heute Nacht vier und morgen großes Finale mit allen. Zur Not sollte sich die Nachtschicht Long Haul reinschieben.
Gibihm hatte schon durchgegeben, dass Frau Sakushi seit heute morgen mit vor der Türe stand. Ihr Klient, Mister Venski, hatte Gefallen an Filly Schwartz gefunden, für die Frau Sakushi zuständig war. Nachdem er am Vormittag die Fahrt zur Generalprobe nach dem Mittagessen organisiert hatte, stellte er sich mit auf den Gang. Der Kellner, der das Essen brachte, wurde bereits am Aufzug inspiziert, wie auch das Essen. Dennoch wurde er auch in der Suite nicht aus den Augen gelassen.
Dann ging es los. Er stieg mit Venski wieder in den Van, der Renault-Fiat Eurovan folgte. Am Messegelände standen schon, wie zu erwarten, Fans und Medien. Der Rigger blieb bei den Fahrzeugen zurück, die anderen sechs bildeten einen Kokon um Hernn Venski und Frau Schwartz. Yina Sakushi blieb ebenfalls darin, nah bei Frau Schwartz. Zwischen den Messehallen umringten die Fans ihre Idole, als Herr Venski ein Interview gab. Frau Schwartz schien es ihm tatsächlich angetan zu haben, denn er ließ sie bei jeder Gelegenheit in gutem Licht dastehen. Die Drohnen zeigten keine Scharfschützen auf den Dächern, aber er bekam über ein Bild aus luftiger Höhe mit, wie sich Frau Sakushi von Frau Schwartz weg neben die beiden Reporter bewegte, die Herrn Venski gerade interviewten.

Qualle war ganz aufgeregt. Er hatte sich – zugegeben echt nur leidlich gut – auf „Don Camorra“ gestylt, einem Bösewicht aus den Karl Kombatmage Serien. Er war voller Aufregung und Vorfreude. Oder es war einfach das Cram, das er geschmissen hatte. Auf jeden Fall kam da leibhaftig Joe Venski! Wie grün war das denn!!! Morgen wäre er der King an der Uni! Mit den anderen Fans strömte er um das stattfindende Interview. Langsam ließ er seine Hand unter dem Sakko verschwinden, um seine Waffe aus dem Halfter zu ziehen. Er sah schon die Schlagzeile in BILD vor sich: „Don Camorra erschießt Karl Kombatmage“.

Naomi mochte solche Menschenansammlungen nicht, aber um Filly Schwartz gut auf dem Video zu haben, musste sie nach vorne. Neben ihr stand so ein fetter Typ in Sakko, der zehn Meilen gegen den Wind stank. Geh duschen, du Opfer! Endlich hatte sie eine gute Position. Interessant. Joe Venski hatte Filly im Arm, ob die beiden wohl ein Pärchen sind?! Oh mann, jetzt schiebt sich die japanische Anzug-Göre, die die ganze Zeit neben Filly stand genau vor ihre Linse! Sie sah vom Komlink auf und wollte gerade etwas sagen, als sie den stinkenden Fettwanst neben ihr ins Sakko griff und fast gleichzeitig einen Schlag versetzte. Bevor überhaupt irgend jemand wirklich reagierte, hatte sie ihn gepackt und schob ihn nach hinten weg. Wow. Alle hielten mit ihren Kommlinks jetzt auf diese Szene. Sogar die Reporter. Aber sie hatte endlich wieder freie Sicht auf Filly Schwartz!

„...zumal ich gerade in einer solch charmanten Begleitung sein darf.“ Joe gab zwar gerade ein Interview, aber er sah quasi direkt auf die Szenerie, in der diese Yina einen Fan, der sich offensichtlich echt schlecht als Mafiosi verkleidet hatte einen Schlag versetzte, nach dem er sich nicht mehr rührte. Er fiel nicht zu Boden, sondern sein Körper versteifte sich, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen. Diese Yina musste wirklich stark sein, denn sie griff sich den Typen und schob ihn am Kragen gepackt nach hinten weg, den einen Arm auf den Rücken gedreht.

„...zumal ich gerade in einer solch charmanten Begleitung sein darf.“
Sonja Weimer lächelte. Sie setzte zur nächsten Frage an, doch irgendetwas schien hinter ihr vor sich zu gehen. Gleichzeitig hörte sie aus der Regie in ihrem Ohr „Attentat! Haltet drauf! Die eins bleibt weiter auf Venski und Schwartz!“
Verdattert sah sie sich um. Ein fetter Typ wurde von einer kleinen asiatischen Frau an die Wand gestemmt und entwaffnet. Alles, während die Drohnen von BILD-TV voll draufhielten. Grün!
„Sonja, mach weiter! Hol mir Gefühle!“
„Herr Venski, sie scheinen auch privat sehr gefährlich zu leben. Sind Sie in Ordnung, geht es Ihnen gut?“
Joe Venski sah seelenruhig in die Kamera und hob den Daumen. Sie konnte das Mikrofon noch rechtzeitig näher bringen, um das leise Flüstern aufzunehmen, als Venski sich sehr, sehr vertraut mit Frau Schwartz austauschte. Grüüüün!
Da kam die Heldin zurück, anscheinend die Bodyguardress von Frau Schwartz. „Und wie heißt denn die Heldin des Tages?“
Sie sah kurz zu Frau Schwartz und sagte dann in die Kamera: „Ich bin für die Sicherheit von Frau Schwartz zuständig. Mein Name tut nichts zur Sache.“
Gerade als Sonja nachhaken wollte, fiel ihr Joe Venski ins Wort: „Sehen Sie, DAS sind die echten Karl Kombatmages und die ganze Reihe ist eben auch da, um den vielen stillen Helden ein Denkmal zu setzen, die unaufhörlich im Hintergrund ihren Dienst tun, ohne jemals in dem Ausmaß Ruhm und Ehre dafür zu bekommen, wie es ihnen zustehen sollte. Aber nun müssen wir wirklich zur Generalprobe. Der WDR verklagt uns sonst noch wegen Sabotage.“ Er lachte leicht über seinen Witz. Ein ansteckendes Lachen.
Über ihren Ohrstöpsel hörte sie nur „Sucht mir alles zu dieser Frau! Ich will in drei Minuten wissen, wie sie heißt, wen sie vögelt und wann sie ihre Periode hat!“

Heintje war verliebt. Genau so jemanden brauchte er in seinem Team. Erwin, die Schnarchnase, die für diesen Bereich zuständig war, hatte er schon angerüffelt.
„Es sind nur Platzpatronen. Was soll ich mit ihm tun?“
„Übergib ihm der Messe-Security. Die geben ihn bei der Streife am Haupteingang ab. Gute Arbeit. Wie hast du ihn so schnell außer Kraft gesetzt?“
„Ich praktiziere Selbstverteidigung seit meinem dritten Lebensjahr.“
Offensichtlich wollte sie die Frage nicht beantworten. Heintje lächelte. „Also falls Du mal einen Job suchst. Hier ist meine Karte. Könnte Dich gut brauchen.“

Freddy hatte gerade die Sicherheit des Krans bestätigt, der für „Wetten, dass...?!“ zwischen den Messehallen stand, als ein Typ mit Helm und Warnweste kam.
„Seid ihr fertig? Muss nomma.“ Er deutete nach oben.
„Klaro. Was meinste, schafft der Typ dat?“
„Ich frage mich auch, wie der das Feuerzeug mit der Abrissbirne ankriegen will...“
„...ja, und dat, wo der Kran noch nichma ne Riggäcontroll hat! Deä machtat mit deä Hand! Dat musso n Kranfetischist sein, hab ich jehöat.“ Freddy sah, dass der Chef schon am Laufen war. „Bis dann, isch mut.“

Gerard Roy bereute langsam, die Organisation für „Wetten, dass...?!“ übernommen zu haben. Egal, wie hoch das Gehalt war. Ständig ging irgendetwas schief. Jetzt hatte so ein Honk tatsächlich die Scheiben des Krans mit Scheibenreiniger eingesprüht. Der sollte doch erst nach der Probe sauber gemacht werden. Er rief oben an. Kaum abgenommen, wetterte er los: „Hör zu, wir proben gleich, du Spast. Wenn du in fünf Minuten nicht die Scheiben klar hast, bist du gefeuert, klar?!!! Aber sowas von!“
„Ich schaffs in drei.“
Und tatsächlich. Der Dreks-Typ war unten noch bevor die Leute zur Probe kamen.
Aber kaum war das vorbei, war er mitten im Super-Gau. Irgendein Vollhonk hatte an die Eltern, der Prinzengarden, die gerade eintrafen ein ARO geschickt und sie seelenruhig durch den U-Bahnhof und den Haupteingang geleitet! Vorbei an den Bahnhofs-Kameras und der Presse! Und nicht nur das. Das ARO ging mehrfach raus an alle Komms in der Umgebung! Alle! Sogar er hatte es auf sein Komm bekommen. Privates wie geschäftliches. Genauso seine Leute, die Medien und sogar die Leute in der U-Bahn-Station! Wow. Wow. Und keine Sau will es gewesen sein! Das heißt, dass jetzt Fotos und Videos von der Prinzengarde gibt, die doch erst völlig spontan morgen aufkreuzen dürfen. Offiziell. Drek! Jetzt kann jeder zwei und zwei zusammenzählen und es liegt klar auf der Hand, dass die Saalwette nicht vom Publikum stammt... Hoffentlich hielten sich die Eltern wenigstens daran, nicht schon verkleidet zu kommen...
Desaster.
Irgendwie musste er seinen Kopf aus dieser Schlinge ziehen...

Zugriff

"Chef, sie fahren los."
Mike McCarthy sah auf die Drohnenbilder.  Es war Freitag Abend, 19.38 Uhr. Dass es sich um den richtigen Wagen handelte, konnte er am Ping des Spionage-Chips sehen. "Lassen Sie erst überprüfen, ob die Zielperson darin sitzt. Setzen Sie die Punks und die Teams in Bereitschaft."
Es dauerte nicht lange, dann kam die Bestätigung. Einer der Magier hatte die Insassen askennt und die Zielperson bestätigt. Er wurde dabei von ihnen gesehen. Der Wagen fuhr weiter auf der B7 aus Gerresheim heraus. Er glich kurz ab, wo die angeheuerten Punks und die Teams waren. Punks und ein Team in der Nähe. Er fackelte nicht lange.
"Grünes Licht an alle. Magie sofort ran, Punks los, HTR hierhin." In Windeseile hatte er die Routen für die beiden Teams in das TacNet gestellt. Die angeheuerten Punks waren schnell. Sie waren noch in Gerresheim hinter dem roten Toyota Citicen. Perfekt! Er passte die Route für das Team an, das den Zugriff ausführen würde. Er ordnete den Blaustich an, also die Fahrt mit Sondersignalen, wie es offiziell hieß. Die Punks hatten tatsächlich schnelle Maschinen, sie holten unglaublich schnell auf und eröffneten das Feuer...

Lada sah auf sein Kommlink. Das Signal sauste vorne an der B7 an ihnen vorbei. "Das waren sie, voll Stoff mir hinterher." Die Mikrotransceiver hatten sich bezahlt gemacht. Sie sollten einfach auf Abruf sein und einen Wagen aufhalten, dessen Signal sie orten konnten und zu dessen Ping sie auch noch geführt wurden. Und die Bezahlung war auch ok. Die Beifahrer auf den Sitzen hinten hatten ihre FN P 93 Praetoren bereit gemacht und los ging der wilde Ritt. Bei Auffahrt auf die B7 fuhr die Kiste gerade einmal 5-600 Meter vor ihnen. Ein Klacks. Sie drehten ihre Suzukis hoch, keine 10 Sekunden später waren sie in Schussweite. Die Beifahrer schossen, aber der Fahrer war gut. Oder hattes verdammtes Glück. Oder beides. Auf einmal fuhr es Lada eiskalt den Rücken herunter und gleichzeitig blockierten seine Bremsen! Er hatte alle Hände voll zu tun, seine Maschine in der Spur zu halten. Eine Maschine überholte ihn, die dritte und hinterste mit ihm gleichauf und schoss an ihm gerade vorbei, als das Motorrad vor ihm beschossen wurde.
"Nochmal Schwein gehabt", dachte Lada als sein Sozius sich an ihm festklammerte, bevor seine Lenkung schlagartig nach rechts zog und er direkt in eine Hauswand fuhr. Mit 140.

Die beiden Magier sahen sich im Astralraum an. Sie folgten dem Wagen und warteten nur auf magische Aktivität. Ein Geist erschien und manifestierte sich bei den Punks. Sie schickten ihre vier Geister, um ihn zu vernichten. Einer aus dem Auto muss die Heckscheibe zerschossen haben, zumindest war der Magier nun im Astralraum zu sehen. Sie griffen ihn beide umgehend an, denn er sah gerade in die Astralwelt.

Oleg fuhr mit seiner Mirage auf die B7 auf, gab Gummi aber irgendwie wollte die Karre nicht ziehen. Lada und Pritsche zogen davon. Er gab weiter Stoff so gut er konnte. Zum Glück hielt sich der Wagen, den sie stoppen sollten, an die Verkehrsregeln. Er drehte nochmal ordentlich hoch. Sein Sozius hatte vielleicht nicht so gutes Ziel wie die anderen beiden, aber es sollte doch reichen. Drek! Natürlich reichte es nicht. Drei Salven und die Kiste fuhr immer noch! Auf einmal legte Lada eine Vollbremsung hin. Pritsche zog an ihm vorbei und wurde beschossen. Anscheinend hatten die jemanden mit einer MP auf der Rückbank. Zumindest war die Heckscheibe Schrott. Sein Beifahrer schoss und er sah auch, wie von Pritsches Maschine aus geschossen wurde, aber der Wagen wollte einfach nicht getroffen werden. Nicht wirklich. Dafür schlugen in Pritsches Maschine Blitze ein von diesem Komischen Vogel, der da vorne auf der Straße war. Die Maschine verlor das Gleichgewicht und die beiden flogen durch die Luft. Das lief sowas von gar nicht glatt! Ihm fiel ein Durchfahrtsweg zwischen einigen Häusern auf.

"Operator an Eagle One. Umschalten auf zivil und weiter der Route folgen."
"Eagle One an Operator. Bestätigt."
Karl "Charlie" Meyer nahm den Befehl seines Chefs zur Kenntnis, dachte an zivil und das Ruthenium Polymer tat seine Arbeit. Der Ares Roadmaster war von Außen gesehen nichts weiter als ein schwarzer Sicherheitstransporter. Blaustich aus. Er passte sein Tempo an. Dank seiner exzellenten Riggerkontrolle keinerlei Mühe.
"Operator an Eagle One. Geschützturm ausfahren. Ziel kommt direkt auf sie zu. Bei Sicht Motor ausschalten und Blaustich mit Kennung an."
"Eagle One an Operator. Bestätigt."
Charlie fuhr den Turm aus. Er sah auf das TacNet und verfolgte das Ziel. Vor ihm die Kreuzung Ludenberger Straße und Ernst-Poensgen-Allee. Er auf der einen Seite, das Ziel auf der anderen Seite. Er stellte mit einem Gedanken auf Blaustich um, das Knight Errant Logo erschien wieder auf dem Van. Er feuerte eine automatische Salve in den Motorblock. Der Fahrer hatte keine Chance. Der rote Toyota Citicen hielt jedoch mehr aus als man es meinen würde. Der Fahrer schaffte es sogar, noch vor der Kreuzung zwischen einigen Mietshäusern zu verschwinden.

Oleg war verdammt froh, zwischen die Mietshäuser gekommen zu sein. Aber der verdammte Motor stotterte. Dennoch bekam er gerade noch die Kurve. Und mit einem Schlag war der Motor weg, er begann zu schlingern und verlor die Kontrolle über die Maschine. Er rutschte mitsamt Maschine und Sozius über den Straßenbelag. Hoffentlich hält die Panzerjacke...

Mike McCarthy schaute sich via seiner hoch fliegenden Überwachungsdrohne die Gesamtsituation an. Sein Team kam aus Westen und fuhr auf die Kreuzung zu, das Zielobjekt aus Osten. Irgendwie schien der Toyota Citizen die Salve in den Motorblock zu überstehen und verschwand zwischen den Häusern Richtung Bismarckweg. Ebenso der Punk auf seinem Motorrad. Den legte es allerdings und er schlitterte mit der Maschine über den Asphalt.
"Eagle One, Rammen. Ich wiederhole. Rammen." Er setzte das Ziel in den Bismarckweg. Würde das Zielfahrzeug links abbiegen, wäre es eine leichte Kurve, aber sie würden quasi sofort in den Roadmaster knallen. Die Rechtskurve war schwer zu fahren. Zumindest für einen ungeriggten Fahrer. Aber Drek, genau das tat er und schaffte es! Aber Charlie hatte eine Riggersteuerung de Luxe. Er nahm den Schlenker über die Kreuzung in den Bismarckweg ohne Geschwindigkeitsverlust. Ganz im Gegenteil, er drehte den Motor ordentlich hoch. Der Van war zwar eher behäbig in der Beschleunigung, aber in den Händen eines Riggers taten Fahrzeuge Dinge... Das Zielfahrzeug hatte ordentlich Geschwindigkeit verloren und wurde vom Roadmaster volle Kanone von hinten erwischt und krachte ins Haus an der Kurve. Besser hätte es kaum laufen können. Selbst bei einem Schusswechsel war die Hälfte des Umfeldes Stadtwald und in den Mietshäusern wohnten Menschen, wegen denen es höchstens maßvollen politischen Ärger geben würde.
Nachdem weit und breit kein Geist zu sehen war, schienen die Magier ihren Teil zu erledigen. Immerhin hat dieser Drag, wie er sich auf der Straße nennen ließ, mit einem Geist drei HTR-Kräfte umgebracht.

Die beiden Magier schwitzten. Also eigentlich nicht, denn sie waren im Astralraum. Ihre beiden herbeigerufenen Feuergeister verschwanden als sie den überaus mächtigen Luftgeist nach langem harten Kampf endlich besiegt hatten. Aber es blieb keine Zeit. Ein neuer Luftgeist! Und ebenso mächtig! Ihre beiden Erdgeister gaben alles und sie selbst schlossen sich ebenfalls an. Aber dem zweiten Luftgeist ging die Luft glücklicherweise wesentlich früher aus.

McCarthy sah den Van am verunglückten Toyota vorbeiziehen. Er stoppte und die vier Muskel strömten sofort aus der Hintertür, ihre Ares Alphas im Anschlag. Sie umringten den Wagen an der Hauswand.
"Positiv. Ein Elf.", hörte er über das TacNet, als alle vier je einen Passagier herauszogen. Ein Zwerg und der Elf auf dem Rücksitz, zwei Norms auf den vorderen Sitzen. Sein Deck gab Alarm. Irgendjemand versuchte einzudringen. Als er sich in der Matrix umsah, sah er nur noch ein "Etwas" verschwinden. Es war nur ein kurzer Blick. Es musste gut im Verstecken sein, denn er konnte wirklich nichts mehr finden.
Die vier hatten die Insassen bereits mit Magier-Hauben versehen und Handschellen angelegt. Sie wurden gerade alle in den Van verladen.
Mike McCarthy sah auf das TacNet.
"Operator an Eagle Two. Fahren Sie zum Einsatzort und sichern sie ihn ab. Wenn die Landespolizei aufmuckt, verbinden Sie mich mit ihnen."
"Eagle Two an Operator. Bestätigt."
Blieb nur noch der DNA-Test abzuwarten.

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Mike McCarthy schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Das wäre der erste Terrorist, der mit seiner echten SIn herumlaufen würde.
"Lassen Sie die SIN von einem zweiten Team unabhängig untersuchen."
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McCarthy schüttelte nur den Kopf. Tatsächlich. Erst einmal nur eine fehlende Lizenz für das Erwachen.
"Und die anderen?"
Er sah sich das Überprüfungsprotokoll des Japaners an.
[proving#047-A4h-3J9m about SIN ADL-GF-Nagato Davis-sapiens-#69k?2AhtM65j9]
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Auch nur eine fehlende Lizenz für die Feuerwaffe und das Smargun System... Anscheinend hatten sie sich sog. "zweite Leben" basteln lassen.
"Dann werden wir wohl doch ein ordentliches Gerichtsverfahren bemühen müssen..."
McCarty schauderte es bei dem Gedanken an Rechtsverdreher, die solches kriminelles Gesockse regelmäßig wieder auf freien Fuß brachten.
[proving#047-A4h-3J9n about SIN ADL-RRP-Matthias Keiler-pumilionis-#25j(8TbvL44u8]
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McCarthy grinste. Auch bei "Sven Jäger" brach die SIN sofort zusammen. Darauf hin ließ er auch die ersten beiden noch einmal überprüfen und auch diese brachen zusammen. Gut. Außer der Landespolizei und KE wusste niemand von dieser Festnahme. Er gab die Ergebnisse weiter nach oben in der Hierarchie. Die ersten Verhöre sah er sich über Trid-Übertragung an.
Zunächst saß Drag dem Vernehmer gegenüber.
"Sie können mich gerne mit ihrer Magie töten. Das garantiert ihnen einen verdammt langen Leidensweg."
Nachdem Drag nichts weiter sagte oder tat, schien er sein Schicksal zu akzeptieren. Oder auf seine Chance zu warten.
"Was wissen sie über den Verbleib ihres Komplizen?"
Stille. Er wurde wieder mit Magierhaube in seiner Zelle angekettet. Zumindest hatte man bereits das komplette Telefonbuch aus seinem Komm, einem Hermes Ikon sicher gestellt.
Danach nahm er sich die anderen drei der Reihe nach vor. Es kam, was von Berufskriminellen immer kommt. Verlangen nach einem Anwalt, Beharren auf Bürgerrechte, Schweigen. Niemand sagte etwas über den Tathergang aus. Die Durchsuchung der Wohnungen wird noch etwas dauern. Drags SIN hatte keine, aber zwei der Wohnungen befanden sich in Frankfurt a.M..

Major Mark Woods lächelte innerlich. Als Leiter von Knight Errant ADL  oblag ihm die Verhandlung mit dem Innenministerium. Als er durchsetzen konnte, dass die Verhandlungen auf Englisch geführt wurden, wusste er bereits, dass er gewinnen würde.
"Selbstverständlich ist der Preis hoch", schloss er seine Erwiderung, "allerdings könnte so auch die Bloßstellung der Inkompetenz ihrer Behörde vermieden werden. Es ist ihre Wahl."
Die Bundesinnenministerin lauschte konzentriert mehreren Beratern. Major Woods wusste natürlich schon längst, welcher Berater wozu raten würde. KE war nicht der einzige Konzern, der Spione im Bundesministerium des Inneren (BMI) hatte. Man hatte Sandra Sagedorn von der CVP bereits vor einiger Zeit ein lukratives Angebot für ihre Zeit nach der Politik unterbreitet. Ihre Kontakte waren wertvoll. Aber natürlich musste der Schein gewahrt bleiben.
"Sehen Sie, die Wahlen sind vorbei und bis zur nächsten Wahl ist so ein Skandälchen doch schon längst wieder vergessen. Sie haben nichts in der Hand."
Ein offensichtliches Argument.
"Selbstverständlich sind die Wahlen vorbei. Aber was genau glauben Sie, wird in den nächsten vier Jahren das Thema sein? Die Monaden und damit die innere Sicherheit. Aber 100%. Wenn sie glauben, dass ein langwieriger Prozess über einen magisch begabten Terroristen, der in der Lage war, drei Mitarbeiter eines High-Thread-Response-Teams des Bundesamtes für Innere Sicherheit zu töten, obwohl er doch von ihnen in eine Falle gelockt worden war, an ihnen abprallen wird. Unsere Prognosen lauten anders. Wir gehen davon aus, dass dieser Skandal sogar Beloit zu Fall bringen könnte. Ich bin durchaus der Meinung der Bundeskanzlerin, dass wir Konzerne uns an Regeln halten müssen. Die Politik andererseits sollte das auch."

"Unsere Prognosen lauten anders. Wir gehen davon aus, dass dieser Skandal sogar Beloit zu Fall bringen könnte. Ich bin durchaus der Meinung der Bundeskanzlerin, dass wir Konzerne uns an Regeln halten müssen. Die Politik andererseits sollte das auch." Er ließ die Worte einige Sekunden wirken. "Und nun malen sie sich aus, wie die neue Legislaturperiode beginnen würde, wenn man einen bekannten Kriminellen in einem spektakulären Prozess der Gerechtigkeit zuführen könnte..."
Sandra Sagedorn wusste, dass in der Sache einiges an Erpressungspotential lag. Für sie persönlich als auch für die Regierung. Ein lang angelegter Prozess, in dem immer wieder das Versagen von Staatsorganen gezeigt wurde, würde das Vertrauen der Wähler in die CVP untergraben. Man würde die Bilder, über diesen Vorfall, die unglücklicherweise in der Matrix gelandet waren, immer wieder zeigen. Dazu kam noch der Hinweis an die Regeln. Würde sie das nicht durchsetzen können, wäre ihr Beratervertrag mit KE, der ihr in Aussicht stand, nichtig. Süßes Leben, adé...
"Nun gut, ich werde der Bundekanzlerin das Angebot von Knight Errant unterbreiten."
Zugriff auf die Informationen des BKAs und sämtlicher LKAs. Ständiger Informationsaustausch mit dem BIS. De facto wäre damit KE dem Sternschutz oder HanSec gleichgestellt. Zumindest was die Informationen anging... KE will seine Marktanteile in der ADL offensichtlich vergrößern.

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Besprechung: Im Land des Lächelns
Positiv:
-Kampagne mit Hintergrundthema (Übernahme des WDR durch Horizon von MCT)
-meine Spieler empfanden es als sehr vorteilhaft, Themen und Personen immer wieder zu begegnen, die Verwobenheit zwischen den Aufträgen zu entdecken. Das war anscheinend ein ganz, ganz großes Plus. (Was allerdings zwei Spieler nicht so empfanden)

Nachteil:
-Run auf die Bank. Sehe ich kritisch, weil es so ein gekünstelter Folgeauftrag ist. Ich habe ihn zwar tatsächlich vorbereitet, jedoch werde ich ihn so oder so nicht durchführen. So wie die Kampagne läuft, müsste das Yina zusammen mit Zweitchars oder neuen Chars machen. Spätestens da ist das irgendwie... doof.
-durch die freie Zeiteinteilung (von der Sendung abgesehen, aber auch das kann man ändern) bzw. die zeitliche Beliebigkeit droht es, dass die Spieler ihren Faden verlieren bzw die selbst zu erbringende Einteilung sie überfordert.. Auch als SL ist die Plot-Übersicht eher anspruchsvoll

Gruppenspezifisch:
-Chengi/Yina/Kaede hat sich schon sehr frühzeitig von der Gruppe getrennt und die Situation als Kai-Tidije-Double genutzt, um sich als Bodygardress an Seite von Filly Schwartz in Position zu bringen. Nach Meinung einiger Spieler hat das auf die Dauer zu viel Spielzeit gefressen.
-Drags DNA ist nun einmal mit einem Europol-Haftbefehl verbunden. So hat KE die Gelegenheit genutzt, durch Festnahme ihren Einfluss im Plex ausbauen zu wollen. Die Spur führte sie allerdings erst über den Einsatz der von Kai Tidije geklauten (und noch nicht umgeschriebenen) Drohnen, die auch noch mit Kommlink über ALI und Autopilot gesteuert wurden, zu den Runnern.
- Nagato war die meiste Zeit im Hotel. Was auch geschuldet war, dass er bei einem Kommlink-Hack eine Datenbombe ausgelöst hatte (Komm von Welsbach). Er musste ein Edge burnen, um zu überleben. Dummerweise (für ihn) war er beim Zugriff dann gerade frisch wieder dabei. Auch Sven musste beim Crash mit dem Ares Roadmaster ein Edge burnen, um zu überleben.
-durch die lange Gesamtspielzeit (durch verschiedene Faktoren) ging einigen Spielern die Übersicht verloren. Was auch daran liegen kann, dass man nicht an jedem Abend aufnahmefähig war.
-In Folge der Festnahme hat sich jeder Spieler entschieden, Edge zu burnen, um zu überleben. Ich habe mit jedem die Situation ausgespielt. Dabei hielt ich es für angemessen, dass die Kosten für Drag höher ausfallen sollten als für seine Chummer. Drag burnte 4 Edges, seine Chummer je eines. Das Ausspielen war bei Drag ausführlicher. Er hat in der Überstellungssituation gehandelt und musste mehrere Handlungen burnen, um aus dem Sicherheitstransporter zu entkommen. Bei den anderen war klar, dass sie "entsorgt" werden. Sie burnten ein Edge und wir haben zusammen eine Geschichte ersponnen.
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Svens Weg
Sven hat das Angebot von KE angenommen, für sie zu spionieren. Er konnte jedoch den behandelnden Arzt bestechen, die Kordex-Bombe, die ihm eingebaut werden wird so zu manipulieren, dass sie bei Auslösung nicht explodieren wird. Sagen wir es so: Er hat 40k gelöhnt und hofft nun das Beste.
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Nagatos Weg
Nagato wurde an Medusa verkauft, von denen er wiederum von Doc Furzknoten (Pott-Slang für einen kleinen Menschen), einem Zwerg aus Köln Porz gekauft wurde. Ihm fehlt nun eine Niere. Er wurde als Technomancer erkannt und schuldet Gefallen. Er konnte sich mit einem kleinen Job sichere Überstellung nach Groß-Frankfurt sichern und hat Zuflucht bei den Neo-As gefunden, deren Zeichen er trägt. Dort traf er auf Groucho und bürgte für ihn.
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Grouchos Weg
Groucho wurde ebenfalls an Medusa verkauft. Diese lieferten ihn an die Mansons, eine Kannibalen Gang auf dem Friedhof bzw dem Wald südlich von Oberrath. Diese erkannten ein Gang-Zeichen, das sie dem Umfeld der Neo-As aus Oberrath zuordneten und verkauften ihn zum Zeichen des Respekts an diese. Groucho wurde von Jacky, einem Ork, der für die Sicherheit des "schwarzen Blocks" verantwortlich ist in die Mangel genommen und schuldet nun Gefallen. Anschließend kam er bei seinem Bruder Marder unter, der inzwischen von SIN-Herstellung (max. St.4) vergleichsweise hervorragend lebt. Die beiden letzten ihrer Gang (Die Chains) tüfteln Zukunftspläne aus.
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Drags Weg
Drags Schutzgeist griff ein als Drag sich kurz konzentrieren konnte und wütend wurde. Während er vom BKA nach Frankfurt überführt wurde, manifestierte Donnervogel im Transporter, zog ihm die Haube vom Kopf und sagte nur "Zeige, was du kannst." Drag beschwor einen sehr mächtigen Geist, der die beiden Begleiter in der Fahrerkabine umbrachte, überlebte den Unfall, seine Ketten wurden von seinem Geist von der Wand des Vans gelöst (ein Stück Blech hängt noch an der Kette) und von dem Geist "so weit weg gebracht, wie es geht". Da die Stärke eines Luftgeistes limitiert ist, schleppte er ihn bis zum Sonnenaufgang einige Kilometer quer durch den Taunus. Dort wachte Drag einige Zeit nach Sonnenaufgang auf. In einem Gebüsch. Mit Hand- und Fußschellen. An der Handschelle eine Kette, an der noch ein Stück Autoblech hängt. Sein Körper ist kurz vor dem Kollaps...
Nach einer magischen Heilung sah er sich um und sah, dass er noch einige Stunden Zeit hatte, bevor der Suchtrupp, der von der Autobahn aus Spuren suchte, in seine Nähe kommen würde. Er rief einen Geist, ließ sich selbst und ihn verschleiern und sich so vom bergigen Wald nord-östlich von Hombach bis kurz vor Bürdenbach-Bruch bringen. Mit einem Kommlink, das er sich über einen Geist vorher als Ferndienst besorgt hatte, rief er Carl Los an. Sein guter Freund fuhr mit seinem Fahrrad zu einem Autoverleih und holte Drag tatsächlich auf dem Waldweg bei der Firma Heul Motor ab. Carl Los war genervt, dass Drag ihn nur einen Bolzenschneider mitbringen ließ und nicht an Klamotten gedacht hatte. Aber auch die ließen sich bei Aldi-Real besorgen. Er organisierte für seinen Freund auch einen Grenzübertritt mit einigen ihm bekannten Tierschützern, die er auf Seminaren kennengelernt hatte, die er auf seinem einsamen Heidehof hielt. Drag wird ihnen bei einigen Befreiungsaktionen bezüglich Critterfarmen helfen müssen.

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Yinas Weg und Epilog
Frau Tanaka wartete im japanischen Restaurant in der Innenstadt von Düsseldorf. Yina war exakt pünktlich, wie es sich gehörte. Sie hörte sich die Geschichte an. Die Daten, die sie hatte über eine Schießerei von Gangs im Norden von Gerresheim untermauerte die Glaubwürdigkeit der Aussage. Zwei Runs waren erledigt. Für "Wetten, dass...?!" übergab sie vier Zugänge via Datenwanzen. Drei direkt in das System vor Ort, eine mit Zugang zum Kran. Damit konnte ihr Sohn arbeiten.
"Selbstverständlich müssen wir etwas von der ausgemachten Bezahlung streichen. Sie können nichts dafür, dass unter den Gaijin solche Amateure waren. Achten Sie allerdings in Zukunft besser darauf, mit wem Sie zusammenarbeiten." Mit diesen Worten legte Frau Tanaka einen beglaubigten Credstick über 50k auf den Tisch. Frau Sakushi stekte ihn ohne weitere Überprüfung ein und nickte.

"...und ein herzliches Willkommen zu "Wetten, dass...?!" meine lieben Zuschauer des WDR. Wir beleben eine wunderbare Show und gleichzeitig eine wunderbares Genre der Medienvergangenheit wieder. Da sehen Sie, wie mutig der WDR und natürlich selbstverständlich auch unsere Mutter Horizon ist, ohne deren tatkräftige Unterstützung..."
Gerard Roy beobachtet aus der Regie heraus alles mit Argusaugen. Alles lief so weit nach Plan. Zuschauerwette, Filly wurde angekündigt, die vorbereitete technische Panne kommuniziert, die Wette aus der Karnevalssitzung in Halle 1 dazwischengeschoben. Und auf einmal war der Wurm drin. Immer wieder schaltete sich die falsche Kamera ein. Tonaussetzer. Gerade beim Raten von Karnevalsliedern mit nur zwei Takten echt peinlich. Auf P2 hatten die professionellen Meinungsmanager noch alles im Griff. Das Gespräch zwischen Frau Schwartz, die extrem entspannt wirkte und einem eher angefressenen Pim van Pyme verlief zumindest technisch ohne größere Probleme. Gerard würde nach der Show schon noch herausbekommen, ob auf die Anmerkung von Frau Schwartz hin, Männer mit großen Geräten zu bevorzugen, jemand absichtlich auf Pims Pimmel zoomte. Aber geschenkt. Gespannt schauten alle auf den Kran, der mit einer Abrissbirme ein Zippo anzünden wollte. Der Kran ließ die Birne langsam hinab, als er sich auf einmal schwunghaft drehte, sich die Abrissbirne löste und voll gegen die Wand von Halle 6 knallte. Dummerweise hatte man schon ein oder zweimal in Halle 6 geschalten, so dass die Zuschauer wussten, dass dort eine Dominobahn in Weltrekordlänge aufgebaut werden sollte. Das Ganze wurde offiziell von den Guinness-Buch-Leuten überwacht. Fürn Arsch! Alles umgefallen! Gerard Roy selbst ging langsam an die Decke. Sonst war er eigentlich gar nicht so, aber er schrie förmich seine Anweisung, "die verdammte Band, rein mit der verdammten Band". Pim war auch weit weg von seiner üblichen Geschmeidigkeit. Man könnte meinen, er würde die Band, die er gerade ankündigt, abrundtief hassen. Alle Floskeln, von wegen, "das kann nur Live passieren " oder "kleine Pannen sind es doch, die live Trid erst ihren Charme geben" waren längst aufgebraucht. Während des Songs geriet die Stimmung auf P2 völlig außer Kontrolle. Als er nach dem Song Joe Venski vorziehen ließ, um die Situation zu retten und dieser lieber mit Frau Schwartz flirtete als auf die Fragen von Pim einzugehen, rastete Pim auf offener Bühne aus. Und Joe machte sich mit Filly zusammen darüber auch noch lustig! Ja sind denn hier alle auf Drogen!!!??? Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Und er selbst auch! Es machte aber keinen Unterschied mehr. Maria Mercurial ließ vermelden, dass "sie so etwas Unprofessionalles noch nie gesehen hätte und niemals bei einer solchen Dreks-Show auftreten werde!" Zeitgleich ein Anruf seines Chefs. Er ließ sich zur Schnecke machen, unterbrach den Stream und sendete "Regionales aus Düsseldorf" als Wiederholung. Ein absolut vollständiges Desaster, dachte er, während er seinen Frust schreiend an der Regie ausließ.

Major Mark Woods hatte eine wütende Sandra Sagedorn in der Leitung. "Aber Frau Sagedorn, es ist doch nicht die Schuld von Knight Errant, wenn das BKA auf voller Linie versagt. Knight Errant und seine Mutter Ares sind sich sicher, dass die Regierung der ADL sich an ihr gegebenes Wort hält."
"Wenn ich herausbekomme, dass Sie irgendetwas mit der Flucht zu tun haben..."
"Frau Sagedorn, ich kann ihnen versichern, dass Knight Errant sich in keinerlei Weise in den Transport eingemischt hat."
"Sie haben nur darauf bestanden, dass er von staatlicher Seite durchgeführt wird..."
"...weil Knight Errant für einen solchen Transport außerhalb der Konzernexklaven und seiner Vertragspartner keine Rechte..."
"...die wir ihnen angeboten haben, aber Sie haben doch darauf beharrt. Sie wussten doch... machen Sie mir nichts vor!"
"Frau Sagedorn, ich versichere Ihnen noch einmal ausdrücklich, dass KE nichts mit dem Vorfall zu tun hat. Wenn Sie uns allerdings offiziell anklagen wollen, steht Ihnen der Rechtsweg jederzeit zur Verfügung. Ansonsen schlage ich vor, wir unterhalten uns wieder, wenn die Gemüther etwas abgekühlt sind." Er ließ die Leitung unterbrechen.

Tant Chen war gespannt auf das Gespräch mit ihrer "Nichte" Kaede Gindo, wie sie laut ihrer echten SIN hieß. Die Yakuza kannte sie unter dem Namen "Chengji", der so etwas wie Wechselbalg bedeutet. In Düsseldorf war sie allerdings als Yina Sakushi unterwegs gewesen. Sie traf pünktlich wie immer an ihrem Treffpunkt, einem edlen Frankfurter Asia-Restaurant, ein. Nach etwas Small-Talk meldete sie, dass sich unter den Leibwächtern ihrer Schmitt eine orkische weiblicher Yakuza-Magierin des Kabushiki-Kai namens Shyla befand. Sehr brav. Tant Chen hatte sie eigens dort platziert. Nun konnte sie sich der Loyalität Kaedes gewiss sein. Sie gab ihrer Nichte einen Credstick mit einem überschaubaren Betrag. Kaede fragte sie noch um einen Rat, weil sie nicht wusste, ob eine ihrer SINs konfrontiert war.
"Wenn mir das Leben etwas gelehrt hat. Wenn du es nicht weißt, gehe vom Schlimmsten aus."

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So, nun ist es fertig geschrieben. Die vier konfrontierten Chars werden eine Pause einlegen. Mal schauen, wie es weitergeht.
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 02. November 2021, 19:46:03
So, es geht weiter mit neuen Chars.

Neo, Norm, Ki-Adept. Als Konzerner Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau auf Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging er in die Schatten.
Mr. Samsara aka Carlos Fasante, Norm, Magier. Dieser Manipulator und Hochstapler hat sich in den Schatten den Ruf eines Mannes aufgebaut, der sehr rachsüchtig ist (er war einmal Gegner in einem Abenteuer). Die Realität ist banaler. Er ist geschickt darin, "Fake-News" über sich in der Runner-Gemeinschaft zu streuen.
Baphomet aka Readwolf Buttigieg, Elf, Schwarzmagier. (vom Run zurückgetreten). Kam mit Mr. Samsara zusammen. Ebenfalls magischer Manipulator. Experte für das erwachte Tarot mit hervorragenden Verbindungen. Offenbar in England aufgewachsen (im gleichen Internat wie sein Vorbild Alleister Crowley) bietet er seine Dienste als "Life-Coach" an. (Mein "Dritt-Char")
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran.
Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Aurora aka Olivia Baldurdottir, Gnomin mit menschlichem Aussehen. Geht mit ihren pinken Haaren als kleines Mädchen durch. Magierin. Unterstützung. Hat sich eine "Mama" angelacht, die sie überall hinfährt. War angeblich in der Arko als Deus die Kontrolle übernahm und hat für einen Drachen gearbeitet. Aber wie so oft bei solchen Geschichten: Nix Genaues weiß man nicht.

Prologe

Montag, 08.05.2079. Über den Tag zu verschiedenen Uhrzeiten

Leons Anwerbung
Lukas Friedmann wusste, dass ihm das als nicht weniger als Verrat an Saeder-Krupp ausgelegt werden könnte. Und vermutlich auch würde. Aber sein Freund Leon Maier hatte einfach Unterstützung verdient. Nur weil er ab und an nach dem Tod seiner Frau zu tief ins Glas geschaut hatte. Gut, um dann einsatzfähig zu sein, musste er sich ab und an etwas Novacoke ziehen. Aber nichts, was nicht der ein oder andere auch mal tat. Nach den geheimnisvollen Umständen, unter denen seine Frau starb, durchaus verständlich. So an einem Pilz in der Lunge zu krepieren wünscht man keinem. Zudem kursierten nur Gerüchte, wo sie war. Asien oder Südamerika. Gut, zugegeben, er stürzte wirklich wild ab, aber hätte ihm S-K deswegen gleich das Sorgerecht für seine Tochter vor Gericht entziehen lassen sollen? Zumal die Anwälte und Psychologen offensichtlich keinen Finger für ihn rührten. Und jetzt klammert er sich fest an der vergeblichen Hoffnung, in den Schatten genug Geld verdienen zu können, um sie zurück zu bekommen. Und noch vergeblicher, dass es bei S-K niemandem auffallen würde... Und dennoch. Leon hatte ihm schon zu oft den Arsch im Einsatz gerettet. Er hatte es verdient. Das Kom klingelte.
"Ja."
"Hoi Leon. Die Sache über die wir gesprochen hatten. Sei morgen Abend um exakt 22.00 Uhr in diesem Raum von C&C (Caverns&Cavaliers). Und frag nicht, warum gerade in einem Chat von einem MMORPG. Mach Dir nen neuen Char und sei einfach da. Mehr weiß ich nicht."
"Danke, Chummer."
Bedanke dich nicht. Ich fürchte, dieser Gefallen wird irgendwann dein Untergang, Omae... Lukas legte wortlos auf.
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Mr. Samsaras und Baphomets Anwerbung
"Leider kann ich Ihnen nicht sagen, ob es um unser gemeinsames Thema geht. Aber der Schmitt ist neu im Geschäft und sucht Runner mit gutem Leumund. Schauen Sie sich das einfach einmal an. Könnte von Interesse sein."
"Vielen Dank, Herr Brackhaus. Ich bin immer wieder überrascht ob ihrer Informiertheit." Baphomet war kurz verunsichert, ob man diese Satzkonstruktion im Deutschen so verwenden konnte. "Aber ich schätze, solch ein hoch initiierter Anhänger der Magick hat seine Fühler überall." An seinem "ü" musste er noch arbeiten.
"Wie mir zu Ohren kam, haben Sie Kontakt mit einem gewissen Herrn Samsara. Vielleicht können Sie diese Information nutzen, um den Kontakt mit ihm auszubauen. Er behauptet von sich, Mitglied der Freimaurer zu sein."
Freimaurer. Baphomets Augen wurden groß. Wie gerne wäre er schon damals im Internat des Eastburne College beigetreten. Aber Readwulf Buttigieg war nun einmal kein reicher Bengel, sondern nur einer der Bastarde eines englischen Adeligen. Seine Mutter Beatrice Buttigieg konnte das Ende der Liaison nicht ertragen und ergab sich dem Suff. Sie verbringt ihre Tage völlig unzurechnungsfähig im Sanatorium Holloway in Surrey. Aber irgendwie musste er seinem Erzeuger auch dankbar sein. Immerhin hatte er ihnen beiden eine SIN besorgt und bezahlte Sanatorium wie Internat. Und wie er dieses Gefühl von Verpflichtung zu Dankbarkeit hasste! Hier war er nichts weiter als ein Bastard! Glücklicherweise führte ihn seine Liebe zur Philosophie und Psychologie zur deutschen Sprache, die er recht gut beherrschte. So landete er in der ADL und fand erstaunlich viele gleichgesinnte Menschen, die sich von ihm die Karten legen ließen oder sich für die Theorie hinter ihnen interessierten. Ganz im Gegensatz zu den verbohrten Druiden in England.
"Das ist... interessant."
Baphomet rief sogleich Herrn Samsara an. Morgen um 22.00 Uhr hatten sie eine Verabredung.
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Omegas Anwerbung
Gert Käfer saß in seinem Autohandel in Offenbach-Bieber. Evelyn hatte ihm eben den Marsch geblasen. Er solle sich entschuldigen. Er würde schon wissen, wofür. Drek! Nichts wusste er! Und das hatte er ihr auch so gesagt. Groooßer Fehler! Warum auch immer. Sie schwurbelte nur weiter, wenn er nicht einmal wisse, warum, dann könne er sie auch nicht wirklich lieben... Versteh einer die Frauen!
Er nahm sein Komm für die grauen Geschäfte in die Hand. "Omega, altes Haus, du wirst nicht erraten, was ich für Dich habe."
"Was soll ich für Dich jetzt schon wieder reparieren?!?"
"He, Chummer, diesmal nicht. Bock auf nen Job?"
"Klar. Immer."
"Dann geh morgen um 22.00 Uhr pünktlich in diesen Raum von C&C. Das zockst du doch auch, oder?"
"Ne, son Scheiß mach ich nich. Weißte doch. Was solln das Zeug sein?"
"Caverns&Cavaliers, voll das geile MassiveMultiplayerOnlineRolePlayingGame." Gert ließ das Wort langsam über seine Zunge rollen. "Die Mutter aller Online-Games, Alter! Mach Dir einfach nen Char und geh morgen da hin. Gibt vermutlich ne Bewerberauswahl. Das Angebot macht ne größere Runde."
"Alles klar."
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Tatzes Anwerbung
Dr. vet. R. Zahn hatte eben einen Anruf von einem Taliskrämer namens Jafar Ridcully erhalten. Sie standen in Sachen Critter in Verbindung. Doch diesmal... ging es eigentlich auch um einen Critter. Denn außer ihm wusste wohl niemand um das wirkliche Wesen von Tatze. Die Bezeichnung Werwesen trifft es nicht, denn er war seinem Wesen nach kein Mensch, der sich in ein Tier verwandelt. Er war ein Schäferhund, der sich in einen Menschen verwandeln konnte. Ein Gestaltwandler. Sein Glück war es, dass er von klein auf bei ihm in Behandlung war. Hier war er sicher.
Jafar dagegen hatte einen Job für den Runner Tatze, würde ihn aber ohne mit der Wimper zu zucken für das ausgelobte Kopfgeld auf Gestaltwandler verscheuern. Deshalb hatte er Zahn angerufen, um die Nachricht weiter zu leiten. Jeder wusste, dass Tatze oft schwer zu erreichen war. Er hatte es einfach nicht so mit Technik. Nicht, dass er nicht verstand, welchen Nutzen sie hätte, er verstand technische Geräte als solche einfach nicht. Er musste hart lernen, sie zu bedienen, doch was dahinter steckte, was sie antrieb, wie sie strukturiert waren, würde für ihn immer eine fremde Welt bleiben. Dementsprechend hatte er den Ruf eines weltfremden Magiers.
Tatze ging sogar selbst an sein Komm. Normalerweise rief er zurück, sobald er in seiner Höhle war.
"Tatze, hör zu, es gibt einen Job."
"Wuff..nderbar."
"Du musst vorsichtig sein, hörst du? Die werden Dich sonst an irgendjemanden verkaufen!
"Na sicher."
"Also, du musst morgen um 10 Uhr abends in Caverns&Cavalier."
"Wo ist das?"
Oh mein Gott! Das wird etwas dauern. Dr. Zahn erstellte ihm einen Charakter und schickte ihm einen Link, den er morgen um 22.00 Uhr nur noch antippen musste. Die Eingabe von Tatzes Komm war schon lange Sprache-zu-Text eingestellt. Hoffentlich ging das gut!
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Auroras Anwerbung
Mortimer Fitzgerald saß in seinem Büro in New York City. Aber seine Verbindungen reichten bis über den Atlantik nach Europa.
"Liebe Aurora, ich habe tatsächlich einen Job für Dich. Du sagtes mir doch, du bist nun in Großfrankfurt in der Nähe der Universität?"
"Heyyy, Morti! Ja, klar. Juhuu! Was zu tun!"
Er seufzte und wandte sich der virtuellen Aussicht nach Osten zu. Mit einem Wink wurden die Manhattan-Wolkenkratzer, die ihm die Sicht versperrten erst gläsern und wurden dann ganz ausgeblendet. Ein herrlich beruhigender Ausblick auf Liberty Island mit dem Sonnenaufgang über dem Atlantik...
"Du müsstest dich morgen um 10pm in C&C..."
„In was?“
„Ein MMVRRPG...“
"Wow, C&C, voll suuupi! Ein Spiel..."
Mortimer unterbrach sie durch Druck in der Stimme. "Pünktlich um 10pm MET wirst du dich in diesen Link mit einem neu erstellten Charakt..."
"Jawoll, werd den gleich erstellen und schonmal voll hochleveln..." Sein Biomonitor erschuf einen AR-Stressball, denn er gleich knirschend zu drücken begann. Das taktile Feed-Back seiner Cyberhand lies ihn das raue Wildleder spüren.
"AURORA! Nichts davon wirst Du tun! Der Schmitt verlangt Profis! Wenn du deine Maskerade zu gut aufrecht erhälst, wirst Du den Job nicht bekommen! Und ich keine Provision! Also, morgen 10pm MET. Der Link. Anfängercharacter. Halte Dich gefälligst an die Anweisungen!"
"Jaja..."
Wenigstens dieses eine Mal... Manchmal wünschte er sich, sie wäre damals für immer im Bermuda-Dreieck verschwunden und nicht 13 Jahre später wieder aufgetaucht... Und die Sache mit Deus erst. Zumindest hatte sie die Otaku aus der Arkologie gebracht…und ihr Team sogar zwei Mal.
„Dann level ich halt mit einem Twink, die sollen mich ja nicht für einen Noob halten…“
Mehr konnte er wohl nicht von ihr erwarten.
"Werde Zweiundzwanig-Hundert meiner lokalen Ortszeit da sein."
Geht doch!
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Kaufabenteuer Neo Noir: Im Schatten der Furcht
Bewerbungsgespräch

Dienstag, 09.05.2079, 22.00 Uhr.

Dr. Manuel Prinz schaute auf das Gruppenfoto. Unglaublich, wie jung sie damals waren. Sein Bruder und seine Freunde beim Antritt einer Wandertour durch den Odenwald. Unglaublich, wie das Schicksal ausgerechnet ihn an diese Stelle gesetzt hatte. War das Vorsehung? Sollte ihm das etwas sagen? Zumindest wollte er wissen, was vor 25 Jahren geschehen war. Und dafür benötigte er etwas, was sein Beruf nicht zuließ: Shadowrunner.
Es war bereits etwas nach 22.00 Uhr. Er legte die Troden an und begab sich in die Matrix in Form einer weiblichen Magierin. Der von ihm vorbereitete Raum war voller verschiedener Fantasy-Charaktere.
"Es freut mich, dass so viele Helden dem Ruf des Abenteuers gefolgt sind. Bitte preisen Sie sich an."
Straßensamurais schmiss er sofort aus dem Raum. Ebenso diejenigen, die sich nicht beherrschen konnten oder einfach aggressiv wurden. Die beiden Gruppen waren allerdings nahezu deckungsgleich. Leider gab es niemanden für die Matrix. Zwei Rigger stritten sich. Der eine war Rennpilot. Sagte er. Der andere hatte auf Anfrage nicht einmal eine Riggerkontrolle. Geschweige denn ein Fahrzeug. Damit war Omega drin- Erstaunlich viele waren erwacht. Das hätte er so gar nicht erwartet. Leon bezeichnete sich als Ki-Adept. Drin und damit konnte er sich die mechanischen Muskel wirklich schenken. Tatze konnte gut beschatten.. Für einen Erwachten erstaunlich zurückhaltend. Ganz anders dagegen die drei Magier. ein Unterstützungsmagier und zwei Manipulatoren. Dem Bauchgefühl nach wollte er den Unterstützungsmagier gerade feuern, da er ihm ständig ins Wort fiel und sich in den Vordergrund schieben musste, als einer der Manipulatoren zurückzog. Er ließ noch seine Visitenkarte in der AR. Baphomet. Life-Coach. Im Hintergrund abgesetzt eine Tarot-Karte. Das Rad des Schicksals. Ein Revolver richtete sich auf den Betrachter. Er musste kurz schmunzeln. Schicksal. Ja, das war es. Was eine Ironie.
Die Gruppe stand. Die Karte dieses Baphomet würde er sich abspeichern.
Er gab zunächst einmal die Daten der Ermittlung an die Runner weiter, genauso wie die Dossiers, die er gemäß des Gruppenfotos persönlich zusammengestellt hatte. Er betonte mehrfach, dass das mehr Material wäre als es den momentan Ermittelnden zur Verfügung stünde. Zu seiner Überraschung wurde die ausgelobte Prämie nicht verhandelt. Damit war der Vertrag geschlossen. Vielleicht wusste die Mörderin mit den Stöckelschuhen, was mit seinem Bruder vor 25 Jahren passiert war...
Wie er es erwartet hatte, wollten sie den Schuh. Das Foto genügte ihnen nicht und sie hatten nicht gelesen, wo er sich befindet. Er schickte es per Express an ein Autohaus in Offenbach-Bieber, das ihm angegeben wurde. Er seufzte. Gutes Personal war eben schwer zu finden. Seiner Information nach wurden dort auch gerne gestohlene Fahrzeuge gehandelt. Zumindest gab es den Verdacht.


Vorbereitungen

Dienstag, 09.05.2079, 22.30 Uhr bis Mittwoch, 10.05.2079, 00.30 Uhr

Gert Käfer saß in seinem Büro im Autohaus und fluchte auf Evelyn. Er hatte schon einiges intus als sein Komm klingelte. Omega.
"Na, wie gehts, Chummer?" Er war schon erschreckend nahe am Lallen.
"Hoi, kannste mir mal nen Gefallen tun?"
"Hm, schieß los."
"Kann ich n Paket per Express an Dich schicken lassen? Kommt in ner Stunde."
"Na, ok. Aber hast Glück, dass ich noch da bin. Is ja schon mitten in der Nacht." Er musste sich beherrschen, um nicht gleich über Evelyn herzuziehen. So besoffen wie er war, würde er am Ende noch jammern.
"Alles klar. Dank Dir!"

Oleg fuhr gegen Mitternacht auf den Parkplatz eines ´Autohauses´ in Bieber. Eher eine Ansammlung von Schrottkarren, Er wunderte sich schon lange nicht mehr darüber, wohin Express-Lieferungen Sonntag Nacht so gingen. Er holte das Paket aus dem Step-Van und ging Richtung Tür, als so ein Ork Ganger aus der Dunkelheit zwischen den Autos auftauchte.
"Hey, is das Paket für Omega? Dann nehm ich das gleich."
Er griff sofort zu seinem Taser. "Ne, ich soll das Paket jetzt zu dieser Adresse liefern und das mach ich jetzt auch." Omega, von wegen. G. Käfer stand auf der Adresse. Jemand öffnete die Türe auf sein Klingeln hin, der Ork rührte sich aber einfach nicht von der Stelle. Ein Typ öffnete. Was für eine Fahne!
"G. Käfer?"
"Joaaah."
Mann, der lallt ja schon. "Express-Paket. Bitte kurz die SIN. Danke."
Als er das Paket entgegen nahm, schnauzte er den Ork an. "Unn wass machssnn duda? Runnä von mei Grunnschtück, ssonssetzt was!"
Der Ork drehte sich mit ihm zusammen um. Als Oleg in seinen Bulldog stieg, hatte er ihn schon aus den Augen verloren.

Es klingelte. Schon wieder, Hat es vor zwei Gläsern doch schon mal, Das musste Omega sein, kam es von weit hinten aus seinem Hirn. Gert Käfer ging an die Türe. Omega. Und dieser Ork von vorhin schien sein Kumpel zu sein.
"Hoi Chummerss, komms doch rein und helft mir beim Ssaufen. Ssachma, veaschteht iah die Fraun?"

Lukas Friedmann war auf dem Weg zu seinem Freund Leon Meier. Was immer er wollte, wollte er nicht am Komm besprechen. Leon empfing ihn bereits an der Türe und schaltete demonstrativ sein Komm aus. Lukas tat es ihm gleich. Leon kam gleich zur Sache.
"Sag mal, kannst du mir Waffen und Rüstung besorgen?"
"Du weißt doch, wie genau die Ausrüstung bei uns überwacht wird."
"Ja... hast du vielleicht was privat, was du mir geben kannst?"
"Sag mal, bist du verrückt? Die Waffen sind alle auf mich zugelassen und außerdem ist überall meine DNA drauf! Ich gehe schon ein Risiko ein, nur weil ich dich besuche!"
"Du besuchst einen Freund, was ist dabei?!"
Er verstand es einfach nicht. "Ein Freund, der freigestellt ist."
"Ja, was ist schon dabei?"
"Freigestellt und zum Abschuss freigegeben."
Er sah Leon an. Leon sah ihn an und schüttelte nach einigen Sekunden den Kopf. Er wollte es einfach nicht sehen. Er klammert sich einfach weiter an seine verzweifelte Hoffnung.
"Kannst du mir vielleicht ein bisschen Geld leihen?"
"An wie viel hast du gedacht?"
"Drei tausend?"
"Ja, ok. Gib mir einfach deine Kontoverbindung."
"Äh, besser in beglaubigten Credsticks."
Verdammt! Daran hatte er tatsächlich nicht gedacht! Er überlegte kurz, was er auf dem Stick in seiner Tasche hatte. "Ja, hast Recht. Und eine Überweisung auf ein unbekanntes anderes Konto kann ich in meinen Überweisungen auch nicht brauchen...Also ich hätte 500 dabei. Den Rest könnte ich bis morgen auftreiben."
"Warum nicht gleich?"
"Muss noch zum Dienst. Aber danach kümmere ich mich darum."
"Wann genau kann ich es abholen?"
Lukas überlegte. "Morgen früh so zwischen 5 und 6 auf meiner Joggingstrecke?"
"Alles klar. Danke dir. Bist ein echter Freund. Damit kann ich mir zumindest Panzerjacke und Taser kaufen. Meine Lizenzen wurden leider alle gesperrt."
Lukas tat es in der Seele weh. Aber was sollte er machen? Niemand war vor Selbstbetrug gefeit.

Mittwoch, 10.05.2079, 9.00 Uhr

Michaela fühlte sich wohl mit den kleinen Annehmlichkeiten, die ihr Job mit sich brachte. Seit sie für Philipp Schneider in seiner Villa hier in Hofheim arbeitete, wohnt und verdiente sie ausgesprochen gut. Herr Schneider war mit seiner Frau und den Bodyguards außer Haus und die Kinder in der Schule. Sie erwartete ihre Freundin als es klingelte und so öffnete die Türe ohne auf die Kamera zu achten. Sofort bereute sie es. Vor ihr stand ein Norm in Panzerjacke, der cowboymäßig einen Taser im Halfter trug.
"S..sie wünschen?"
"Könnte ich Herrn Schneider sprechen?"
Sie schluckte einen trockenen Kloß herunter. "H..haben Sie einen Termin?"
"Äh, nein, aber es wäre dringend."
"Herr Schneider ist gerade nicht hier. Machen Sie doch bitte einen Termin bei seiner Sekretärin."
"Kann ich vielleicht auf ihn warten?" Sie überlegte, wie sie diesem breitkreuzigen Cowboy die schlechte Nachricht möglichst hübsch verpacken könnte, als dieser fortfuhr: "Vielleicht ist das doch keine so gute Idee. Könnten Sie ihm bitte diese Nummer geben?"
"Ja... wie Sie wünschen."
"Einen schönen Tag noch." Er lächelte sie an, drehte sich um und ging die Straße entlang. Kein Auto. Michaela schloss die Türe und rief die Kontaktnummer von Knight Errant an. Sollten sie sich um den Cowboy kümmern.

Bob und Richy hießen eigentlich Robert und Richard. Aber bei KE machte man gerne auf Ami. Sie cruisten durch ihr neues Revier. Die Gated Comunity hatte erst vor kurzem entschieden, die Sicherheit in die Hände von KE zu geben. Von der Zentrale kam eine Aufforderung zu einer Überprüfung rein. Bob gab Gas und schon sahen sie den Mann mit der Panzerjacke. Ein kurzes Signal und er blieb mit fragendem Blick stehen.
"Knight Errant. Sie strahlen keine SIN aus." Sie kam. Über seine Bildverbindung konnte er die Daten sehen. Leon Meier. Konzernbürger von Saeder-Krupp. Echtheit bestätigt. "Dann leeren Sie doch bitte ihre Taschen, Herr Meier." Neben dem Taser nur Kommlink, Credsticks und ein paar Handschellen. Nicht Illegales.
"Knight Errant wünscht Ihnen noch einen schönen Tag."
Mist! Wieder keine Schießerei!

Mittwoch, 10,05.2079, 12.00 Uhr

Gerade als sie mit ihrem Kind an der Hand und einem Kinderwagen in die Pizzeria Orlando in Offenbach wollte, traf Verena Winterstein der Schlag. Ein offenbar drei oder vierjähriges Kind stand zwischen den Autos an der Straße und zerrte an einem Kindersitz, der im Kofferraum herumlag, während drei Männer sich darum stritten, wer auf den Beifahrersitz darf! Männer! Und was für ein Haufen! Wenn die Pizzeria nicht gleich neben dem Polizeipräsidium Südosthessen liegen würde, könnte man sie für Verbrecher halten. Einer mit T-Shirt und Jogginghose mit Wegwerf-Sandaletten, einer in Panzerjacke und einer in feinem Anzug. Auf der Fahrerseite stieg gerade ein Ork in Panzerjacke in den Wagen, der einen ganzen Schmuckladen im Gesicht trug.
"Wenn ich das dem Jugendamt melde, dann ist die Kleine aber sowas von weg!"
Sie drehten sich um, der Typ in Anzug und Mantel kam auf sie zu. Er lächelte, aber er trug eine AR-Brille. Sowas von unhöflich!
"Aber aber meine Dame. Vielen Dank, dass sie uns darauf hingewiesen haben." Der Norm in Panzerjacke kümmerte sich jetzt um das Kind und den Kindersitz. "Es ist einfach wundervoll zu wissen, dass wachsame Mitbürger wie Sie..."
Sie hörte dem gut gekleideten Herren zu, der seine Brille abgenommen hatte. Seine Art zu sprechen und sein Aussehen machten einen wirklich guten Eindruck. Überzeugt, die Welt zum Besseren verändert zu haben und es von ihr gedankt zu bekommen, betrat sie die Pizzeria.


Nachforschungen

Mittwoch, 10,05.2079, 13.00 Uhr

Philipp Schneider hörte sich alles an, was Michaela ihm zu beichten hatte. Ein Teil in ihm wollte sie zur Rechenschaft ziehen, allerdings gab es gerade Wichtigeres als ein Hausmädchen zurecht zu weisen. Davon abgesehen, weinte sie jetzt schon bitterlich, so dass sich der Befriedigungsfaktor in Grenzen halten würde. Lieber sah er der Bedrohung ins Auge. So kopierte er die Nummer des Besuchers in sein Komm und rief ohne Bild an.
"Ja."
"Was wollen Sie?"
"Ah, Sie müssen Herr Schneider sein."
"Korrekt, Sherlock."
"Wir wissen Bescheid. Meine Gruppe und ich..."
Schneider unterbrach ihn mit nachdrücklicher Stimme. "Wenn Sie oder ihre Gruppe mir zu Nahe kommen, lege ich Sie um." Er legte auf. Er hatte es gewusst. Geheimnisse liefen immer auf Erpressung hinaus.

Heini rührte den Eintopf über dem Feuer in der Tonne genüsslich um. In den Zelten und Papphütten um ihn lief den Leuten schon der Sabber aus dem Maul. Er genoss die Aussicht auf den Main. Hier am Untermainkai im Bahnhofsviertel war das Luxusappartement der Squatter. Zwischen Bahnschiene und Kai war ihr Loft und die Mülltonnen der Reichen hier auf der anderen Seite des Parks waren ihre Feinkostläden.
Da tauchte ein Norm auf mit Köter, der einige Meter entfernt blieb. Der Typ in Panzerjacke machte auf Kumpel. Er nickte Richtung Topf. "Riecht gut. Kann man was abhaben?"
"Klar für n fünfer."
"Äh, ich dachte eher was probieren und wenns schmeckt, dann zahl ich auch."
Von hinten kam ein "Kannste mia ma n Schuss leihn, kriegste morgn au wiedä." Iggy brachte es auf den Punkt. Bauch vollhaun wollen, aber nichts zahlen.
"Hier gibts nix für umme."
"Dann kauf ich den ganzen Pot."
Heini überlegte kurz. "N Hunni und du bist dabei." Na gut, am Ende einigte man sich auf n Fuffi. Reicht allemal für ne Schlemmerrunde Döner. Außer Iggy, der wird sich seinen Anteil direkt in seine Venen haun. Was solls. Sein Bier.
"Also, ist doch n bisschen viel für mich alleine, da bleibt noc jede Menge für euch übrig."
Es ließ sich jeder etwas von ihm geben. Er stellte noch son paar komische Fragen über die Pinkel auf der anderen Parkseite, aber was wissen wir von denen schon. Er fand den Ausblick hier auch prächtig, aber unseren Platz wollte er nicht mieten. Nicht mal mit Liegestuhl...

Anselmo und Angelina betrieben ihr "Café Espresso" am Untermainkai schon einige Jahre. Sie bedienten die Pinkel genauso wie die Bordsteinschwalben, die nachts hier ihre Dienste anboten oder ihre Zuhälter. Aber eines waren sie nicht: eine öffentliche Toilette. Als also dieser Kerl mit Panzerjacke und Hund ankam und nach ihrem Klo fragte, rollten sie beide nur mit den Augen und wiesen Richtung Main. Was jenseits der Bahnschienen passierte, interessierte niemanden.

"Drohne Untermainkai 5 registriert melderelevante Körperhaltung."
In der Zentrale des Sternschutzes schaute jemand kurz auf den Videostream. "Da scheißt tatsächlich wieder jemand in den Park!", bemerkte er in den ansonsten leeren Raum. Hier gab es nur ihn und die Streams der Überwachungsdrohnen. Er setzte den Strafvorgang für Notdurft in der Öffentlichkeit in Gang. Der Typ schien keiner der Squatter zu sein. Er zog sich direkt die Hosen hoch und rannte. Anscheinend eine Art Reflex. Mit seiner Panzerjacke schien er aus Gegenden zu kommen, in denen das sinnvoll war. Vielleicht ein Zuhälter, der sich tagsüber in seinem Revier tummelte? Um so erstaunter war er, dass, als die Person sich zu fangen schien und sich auswies, das Bußgeld von einer S-K SIN abgebucht wurde.

Herr Nolte langweilte sich. Hier in der Empfangshalle des Eisenbahn-Bundesamtes konnte er kaum etwas tun, sich die Zeit zu vertreiben. Seine Partnerin quatschte immer mit Irene vom Empfang, aber ihn nervte Irene nur. So beobachtete er. Nicht, dass es das benötigen würde. Die Scanner im Eingang würden sofort Alarm schlagen, falls jemand Waffen oder Sprengstoff oder so etwas hier hereinbringen würde, aber wer würde das schon?! Eisenbahn! Es ging doch nur um die Eisenbahn! Nun ja, zwischen den vielen Beamten sah man immer wieder Familien oder auch einmal einzelne Leute, die hier in der Vorhalle nur auf WC gingen. Herr Nolte beobachtete sie genau. Wie sie hineingingen und wie sie herauskamen. Ein Typ mit Panzerjacke war hier eher selten. Die Scanner schlugen allerdings nicht an. Nur sein eigenes persönliches Alarmsystem. Er stellte sich in die Nähe der WC Türe und gab eine Meldung an seine Partnerin. Als der Typ wieder rauskam, war alles klar. Anscheinend hatte er es wirklich eilig, weil er nicht mehr halten konnte. Zumindest roch es danach. Am Hintern war nichts mehr zu sehen außer ein größerer feuchter Fleck. Er konnte sich ein leises höhnisches Lachen nicht verkneifen.

Mittwoch, 10.05.2079, 14.30 Uhr

Nach dem Klingeln ließ sich Alexander von Klaeden das Bild der Kamera am Eingang des Hauses am Untermainkai 29/30 auf sein Komm legen. Ein junger Mann in einem noblen Anzug. In seinem Terminkalender war nichts vermerkt.
"Was möchten Sie?"
"Mein Name ist Clark Fasante. Ich möchte mit Herrn von Klaeden sprechen." Stille. Er fügte hinzu: "In einer heiklen aktuellen Angelegenheit."
Von Klaeden war gespannt. Gefahr konnte nicht wirklich drohen, sonst hätte er schon etwas von seiner Rückendeckung auf der anderen Straßenseite gehört. Im Foyer seines doppelstöckigen Penthouses waren noch einmal zwei der Herren. Einer der beiden begleitete ihn in den Empfangssaal.
"Legen Sie doch bitte ab, Herr Fasante.", sagte von Klaeden mit einer Kopfbewegung Richtung Sitzecke. "Was möchten Sie trinken?"
"Whiskey, bitte."
Während des Einschenkens legte Herr Fasante seinen Mantel ab, lehnte allerdings ab, ihn seinem Bodyguard zu geben. "Ich bleibe nicht lange." Mit einem Blick auf den Leibwächter fuhr er fort: "Kann ich frei sprechen?"
"Nur zu."
"Nun, ich bin hier, um Sie im Auftrag der Bruderschaft anwaltlich zu vertreten. Ich bin sozusagen ein Problemlöser."
"Soso, sind Sie das." Er konnte es nicht fassen, aber irgendetwas stimmte nicht ganz mit diesem Anwalt. Warum sollte man ihm jemanden schicken? Anwälte kannte er selbst wie Sand am Meer. Problemlöser...
"Sehen Sie, Benecke, Carlin & Partner vertritt Sie nicht zum ersten Mal. Fragen Sie Jakobus den Älteren. Meine Kanzlei hat ihn bereits vertreten."
Es traf ihn wie ein Schlag. Er kannte die Geheimnamen. Das konnte nicht sein. Das Misstrauen wuchs in ihm. Sehr Praktisch für den "Problemlöser", dass Jakobus Ältere, also Michael Gänsler erst vor einigen Tagen ermordet wurde. Allerdings traute er diesem Mann nicht unbedingt zu, mit einem Stöckelschuh zu morden. Er würde andere Methoden... Runner! Natürlich! Er musste ein Runner sein. Dennoch war das hier mehr als merkwürdig. Spanischer Name... Vielleicht Opus Dei?
"Sehen Sie, meine Auftraggeber denken, dass Sie das nächste Ziel sein könnten."
"Und was genau sollten Sie können, was ich noch brauchen sollte?" Er ließ seine Hand mit dem Glas Whiskey Richtung Bodyguard schweifen.
"Magie. Außerdem verfüge ich über ein Team."
"Hm, vielleicht könnte ich Sie wirklich brauchen. Ich gebe in einigen Tagen einen Empfang und wenn ich die Dinge richtig sehe, sind die Morde im Abstand von vier bis sechs Tagen passiert. Könnte passen."
"Warum sagen Sie nicht einfach ab?"
"Gesellschaftliche Verpflichtung. Ich gebe jede Woche einen Empfang. Wenn er ausfiele, würde das als Schwäche ausgelegt. Schwäche heißt sinkende Aktien."
"Mein Team könnte sich rund um das Gebäude stationieren und..."
"Ich kann Ihnen gerne eine Einladung zukommen lassen, allerdings weiß ich nicht, ob ich Ihnen traue..."
Herr Fasante stand schlagartig auf. "Dann hat sich dieses Gespräch wohl erledigt." Er ging Richtung Foyer, in dem sich der Aufzug und der Zugang zum Treppenhaus befand.
"Nein, nein, schon gut. Das war nur ein Scherz." Von Klaeden ließ ein Lachen hören, das für die meisten Menschen echt klingen würde. "Selbstverständlich sind Sie auf dem Empfang sehr willkommen." Er würde schon herausfinden, was Herr Fasante über die Apostel wusste.

Mittwoch, 10.05.2079, 17.00 Uhr

"Früher hoch!" Annika Gross bellte in ihr Megaphon. Ihr Schützling Carmen Schneider war sehr begabt, musste aber geformt werden. Und sie war genauso ehrgeizig wie der Vater des Mädchens. "Früher hoch, verdammt nochmal!" Davon einmal abgesehen, war ihr Vater ein sehr potenter Geldgeber für den Reiterhof Langenhain.
"Entschuldigung, wo finde ich denn das Büro?"
Annika Gross drehte sich um und sah einen Vater mit Kind und Hund. "Da lang." Die drei waren schnell vergessen und sie konzentrierte sich wieder auf ihren Schützling der auf dem Parcour des Hofes im Scheinwerferlicht der frühen Dunkelheit trainierte.

Ronja ging gerade mit einem Pferd von der Koppel Richtung Stall. Da kam ein gut aussehender Papa in Panzerjacke mit einem kleinen Mädchen und Hund. Sie war sofort Feuer und Flamme. Ein echter Kerl mit Herz! "Kann ich Ihnen helfen?"
"Ja, äh, wir suchen das Büro."
"Gehen Sie einfach zu dem Haus da vorne. Wenn Sie sich beeilen, dann erwischen Sie die Chefin vielleicht noch."
Als Ronja mit dem zweiten Pferd von der Koppel kam, wusste sie, dass sie die Chefin wohl nicht mehr erwischt hatten. "Glück gehabt?" Sie lächelte Panzerjacke süß an.
"Leider nicht." Panzerjacke lächelte zurück. Wie süß!!! "Aber trotzdem vielen Dank."
"Papa, ich glaube die vielleicht zukünftige Mama findet das nicht so gut, wenn du mit anderen Frauen redest!"
Panzerjacke zuckte zusammen. Ronjas Laune sank schlagartig in den Keller. Klar. Vergeben. Aber sie hier einfach anbaggern! Scheiß Macho-Arsch!

"Ich kenn dich!" Carmen war nach dem Training total fertig. Um so wärmer kam das Lächeln dieses Mädchens. "Ich hab dich in der Matrix gesehen! Du bist voll toll!"
Schon kurze Zeit später bereute Carmen das Zusammentreffen. Dieses Mädchen war sowas von nervig! Und ihr Papa setzte sich sowas von gar nicht gegen sie durch! Sie musste sie wirklich selbst wieder aus den Stall schicken. Und selbst dann stellte sie sich exakt an den Eingang und nervte weiter. Carmen gab ihr eine Freundschaft auf P2. Zur Not würde sie sie dann dort blockieren. Selten war sie so froh als die Limousine ihres Vaters vor den Stall fuhr und sie abgeholt wurde.

Mittwoch, 10.05.2079, 19.30 Uhr

Philipp Schneider legte auf. Dieser Typ in Panzerjacke hieß also Leon Meier und war Bürger von Saeder-Krupp. Sein Einsatz für Knight Errant als Sicherheitsfirma in seiner Community hatte sich bereits bezahlt gemacht. Die Frage war nun nur noch, warum Herr Meier auf dem Pferdehof herumlungerte. Er war kein Mensch, der sich vor irgendetwas versteckte. Er ging Probleme direkt an. Und das Problem hieß Leon Meier.
"Ja?"
"Hallo Herr Meier. Unsere Zeit ist wertvoll, deshalb komme ich direkt auf den Punkt. Was genau möchte Saeder-Krupp von mir?"
"Wie ich schon gesagt hatte, Herr Schneider, bin ich nicht im Auftrag von S-K, sondern wurde anderweitig engagiert."
"Und das soll ich Ihnen einfach so glauben?"
"Sehen Sie, ich kann Ihnen natürlich nicht sagen, wer mich engagiert hat, aber wer auch immer es ist, möchte den Mörder fassen. Vielleicht können wir einmal darüber reden?"
"Wo befinden Sie sich denn im Augenblick?"
"Ich könnte in ... etwa einer Stunde bei Ihnen sein."
"Sehr gut. Ich erwarte Sie dann in einer Stunde."

Mittwoch, 10.05.2079, 20.30 Uhr

Herr Meier war pünktlich. Er wollte an der Garderobe nicht ablegen. So blieb Herr Schneider lieber hinter ihm als er ihn in sein Arbeitszimmer lotste. "Möchten Sie etwas trinken?", fragte er, als er sich selbst einen Whiskey einschenkte.
"Ein Wasser bitte."
Philipp Schneider nahm die beiden Gläser und setzte sich zu Herrn Meier in seine nobel eingerichtete Sitzecke. "Herr Meier, was haben Sie denn bisher herausgefunden?"
"Nun ja, wir sind uns noch nicht so sicher. Anscheinend arbeitet der Mörder eine Liste ab. Sie sind zusammen mit drei anderen noch am Leben." Philipp Schneider brauchte einen Atemzug, um seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Er kannte anscheinend die Apostel! Er überspielte seine Aufregung, indem er an seinem Whiskey nippte und hörte weiter zu. "Wir sind uns über die Gründe allerdings nicht sicher. Vielleicht hängt das mit dem Sprengstoffattentat zusammen, das vor ziemlich genau 10 Jahren statt fand? Was wissen Sie über die Eltern des Kindes, das damals starb?"
Erleichtert atmete er auf. "Damals kam kein Kind ums Leben. Es traf einige Banker und deren Leibwächter. Viele Passanten wurden verletzt." Er nahm einen Schluck, um das Argument abzuwägen. "Auch wenn das zeitlich wirklich eine Merkwürdigkeit darstellt, warum jetzt? Und warum Banker, wenn es doch die Anarchos in Berlin waren, die den Anschlag ausführten?" Zumindest war das die offizielle Version. "Ist Ihnen auch aufgefallen, wie die Morde im Zusammenhang stehen? Ungefähr jedes Wochenende ein neuer Mord."
"Natürlich, das Kind war der Skiunfall in der französischen Schweiz..." Dieser Leon Meier wusste eindeutig zu viel. Das war ... unangenehm. "Ich hatte gehofft, Sie könnten mir irgendetwas Neues erzählen."
"Sehen Sie, Herr Meier, ich kann Ihnen schlichtweg nicht alles erzählen. Es gibt Geschäftsgeheimnisse. Ein Mann Ihres Formats wird das sicher verstehen. Aber falls Sie auf einen Namen stoßen oder vielleicht irgendeine Sache mit der Sie nichts anfangen können... Sie dürfen mich jederzeit kontaktieren."
Herr Meier stimmte zu. Perfekt.

Donnerstag, 11.05.2079, 11.30 Uhr

Opa Höller, Polizeioberwachtmeister a.D., lief wie jeden Tag seit über 50 Jahren Streife. Nur konnte er inzwischen nur noch eine halbe Stunde raus. Prostata. Als er an diesem Tag an der Pizzeria Orlando vorbeikam, sah er neben den üblichen Falschparkern, die er alle aufschrieb, um sie an seine Kollegen zu melden, wie ein Hund aus einem Auto sprang und das Auto weiterfuhr.
"He, Sie können doch nicht einfach..." Doch. Konnte er. Opa Höller rief gleich auf der Wache an, die hier gleich gegenüber war und in der er so lange gedient hatte. Dort brauchten sie auch immer länger, um an den Apparat zu gehen. Damals zu seiner Zeit... aber was willst du machen... die Jugend von heute halt. Als er sich wieder umdrehte, war der Köter weg.

Erna Kacinski erschrak, als sie ein dumpfes Geräusch hörte. Im Rückspiegel sah sie ein Tier über die Straße humpeln. Sie fluchte.

"Verdammt, wir machen Mittag!"
"Ach bitte, schaut einfach mal raus und wenn der Alte tatsächlich einen Köter gefunden hat, dann ruft im Tierheim an. Ist doch gleich vor eurer Türe. Ich bringe euch nachher zum Kaffee auch was mit."
Murrend standen Gerald und Wiebke vor der Tür der Pizzeria Orlando und sahen sich um. Opa Höller winkte, zeigte rundherum und zuckte mit den Schultern. Prima.
"Ich bin mal gespannt, ob der Alte irgendwann rafft, dass Knöllchen heute von ALI verteilt werden."
"Hör auf. Wenn der Ali hört, ruft der gleich Verstärkung."
Sie lachten und gingen wieder hinein, um ihre Pizza zu genießen.

Die After-Work-Party

Freitag, 12.05.2079, 17.00 Uhr

Alexander von Klaeden hatte alles in seinem Penthouse vorbereiten lassen. Im unteren Stockwerk war im Empfangssaal ein Buffet aufgebaut, Kellner waren engagiert und die Grauen Wölfe mit Anzügen ausgestattet. Zusätzlich zu den sechs anwesenden waren noch drei auf der gegenüberliegenden Straßenseite in einem Auto. Selbst wenn er sich in Herrn Fasante doch getäuscht haben sollte, so wäre er sicher.
Um kurz vor fünf kam Karl Höller mit Begleitung. Kaum war er mit Champagner versorgt, kam auch schon Herr Fasante mit einem seiner Teammitglieder. Er machte Herrn Fasante mit Herrn Höller bekannt. Sie schienen sich zu verstehen und es gesellten sich schnell einige neue Gäste hinzu. Nach und nach füllte sich die Halle wie auch die Dachterrasse. Allerdings hatte Herr Fasante nicht erwähnt, dass sich unter seinen Teammitgliedern ein junges Mädchen befand. Nein, das war so nicht richtig. Nach zwei Sätzen war ihm bereits klar, dass es sich um eine Kleinwüchsige handeln musste.

Freitag, 12.05.2079, 18.00 Uhr

Anspielung auf Pädophilie
Holger ging ganz entzückt auf einen Herrn in Smoking zu. "Das ist aber sehr mutig von Ihnen."
"Was?"
"Na, dass Sie hier mit Ihr herkommen." Holger deutete mit seinem Kinn auf das Mädchen, das sich in der Begleitung des Herren befand.
"Ich passe nur auf sie auf."
Natürlich. "Wie alt ist sie? Acht, neun? Für meinen Geschmack etwas jung. Ich passe meist auf etwa elf bis vierzehnjährige auf. Vielleicht können wir uns bei der Beschaffung gegenseitig unter die Arme greifen? Hier ist meine Visitenkarte."
Der Mann schaute Holger nur entgeistert und völlig verständnislos an. Auf einmal stand das Balg neben ihm. "Guten Abend. Sie sind auch Gast des Herrn von Klaeden?"
Moment, so sprach doch keine neunjährige...
"Das Buffet ist ausgezeichnet, nicht wahr? Sie kennen Herrn von Klaeden schon länger?"
Eilig zog er die Visitenkarte aus der AR zurück. "Ähm, entschuldigen Sie. Das war wohl ein Missverständnis..."
Zu allem Ärger wurde er nun von diesem kleinen Monster umlagert.
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Freitag, 12.05.2079, 20.00 Uhr

Sie hatte sich einen Sarari angelacht, von dem sie wusste, dass er auf die Partie von Alexander von Klaeden eingeladen war. Sie ließ sich von ihm ausstatten und ging mit ihm auf die Party. Klaeden sollte als nächster für seine verkommene Tat sterben. Als einzige Elfe war ihr die Aufmerksamkeit auch zwischen all den anderen schönen Anhängsel gewiss. Es dauerte nicht lange, da hatte sie van Klaeden mit ihren Blicken bereits am Haken. Da stellte sich ein kleines Mädchen vor sie. Nein, es war eine Gnomin, die sich astral wie auch physisch als kleines Mädchen tarnte. Dabei war sie eine recht ansehnliche Magierin.
"Geh!" Sie ließ das Grauen über die Gnomin kommen, doch sie parierte. "Geh mir aus dem Weg!" Sie rannte. Kaum hatte sie sich mit von Klaeden bekannt gemacht, war die Gnomin wieder in der Nähe. Und es gab einige andere erwachte Personen hier. Das war neu. Bisher traf sie auf keinerlei astralen Widerstand.
"Willst du mir nicht deine ganze Wohnung zeigen, Alexander?" Natürlich wollte er. Auf dem Weg zur Treppe kam ein Herr in Maßanzug, einer der astral aktiven, und versuchte Alexander davon abzuhalten, mit ihr nach oben zu gehen. Aber ein Mensch wie er ließ sich nur schwer von einem Ziel abhalten, das er wollte. Und er wollte sie. Als sie an der Treppe angekommen waren, hatten sich alle astral aktiven versammelt und redeten auf Alexander ein. Es wurde knapp. Zumindest hieß er seine Bodyguards an, diese Leute nicht nach oben zu lassen. Dummerweise schoss einer mit einem Taser zweimal auf sie. Sie ließ sich langsam zu Boden sinken. Das Kleid von Zoé hatte tatsächlich eine Panzerung und den Rest erledigten ihre Immunität gegen mundane Waffen. Aber der Schein musste gewahrt werden. Alexander von Klaeden schwebte von ihr weg, ein Levitationszauber hatte ihn erfasst. Taserfeuer konnte sie wegstecken, aber wenn sie ihre Magie geballt gegen sie einsetzen würden... Sie wirkte eine Druckwelle, so dass alle zu Boden fielen, stand auf, wurde noch einmal beschossen und rannte durch die offenen Terassentüren bis zum Geländer, absolut überzeugend nach Hilfe rufend. Die Gäste schauten sich verwirrt um. Jetzt griff sie auch noch ein Geist im Astralraum an. Sie wich aus, musste sich dafür allerdings genauso im Normalraum bewegen. Sie sah einen der Magier an der Türe auftauchen, schrie noch "Er ist Schuld", während sie das Ausweichmanöver nutzte, um über das Geländer vom 12. Stock in die Tiefe zu springen.

Karl Keller war genauso geschockt wie alle anderen Gäste. Er sah von der Dachterrasse aus, wie jemand an der Treppe das Feuer mit einem Taser eröffnete. Er traf die Begleitung des Gastgebers. Zwei Mal. Diese sank dahin. Gleichzeitig schwebte Herr von Klaeden in der Luft. Das roch nach Magie und er sah das kleine Mädchen, das diese offenbar ausführte. Dann wurden alle an der Treppe umgeworfen. Die Elfin, von der eine Art Druckwelle ausging und mit der von Klaeden sich zurückziehen wollte, rannte auf die Dachterrasse bis an den Rand. Dann verschwamm seine Sicht auf die Treppe. Irgendeine Barriere hatte sich dazwischen geschoben. Wieder das kleine Mädchen... Einer der Leute an der Treppe rannte einen Bogen durch den Empfangssaal als Klaedens Bodyguards ihre Taser auf das Mädchen richteten. Kurz darauf fiel sie um und der Vorhang verschwand. Quasi gleichzeitig sprang die Elfin in die Tiefe und ein ...Geist erschien vor der Dachterrasse kurz nach ihrem Sprung. Es ging alles so schnell... Er sah nur noch wie sich jemand um Von Klaeden und das Mädchen kümmerte, als rund um ihn herum die Panik langsam einsetzte...

Im Fall kämpfte sie weiter gegen den mickrigen Geist, der sie im Astralraum angriff, levitierte, um den Aufprall abzufangen und zerstörte den unwürdigen Gegner. Einige Menschen mit Pistolen stiegen gegenüber aus einem Fahrzeug, Nichts was sie interessieren würde. Aber der Luftelementar, der sie nun beschoss, war um einiges mächtiger als der Geist zuvor. Sie flüchtete die Straße entlang in eine Bucht von Mülltonnen und versteckte sich dahinter. Dann wurde sie von einem Motorrad, das ohne Fahrer war, beschossen. Fast wäre sie verletzt worden. Die Pistoleros waren lachhaft, aber sie floh vor dem Geist. Sie trat eine Türe zum Hinterhof ein, als der Luftgeist hinter ihr auftauchte. Großer Fehler. Sie drehte herum und schlug ihn mit aller Kraft. Sofort bereute sie es. Ein mächtiger Blitz schlug in sie ein und verletzte sie schwer. Glücklicherweise löste sich der Geist auf. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass das nicht alleine ihrem Angriff zu verdanken war. Egal. Sie flüchtete in den großen Hinterhof und versteckte sich zwischen den Bäumen und Büschen. Das Motorrad fuhr ihr hinterher und hatte sie auch entdeckt. Das merkte sie als sie von ihm beschossen wurde. Es war allerdings leicht, den Kugeln auszuweichen. Sie Schlug die Pistoleros mit einem Grauen in die Flucht und levitierte sich in der Deckung der Baumstämme auf die Dächer.

Alexander von Klaeden saß verwirrt auf der Treppe. An ihrem Fuße wurde das kleine Mädchen an ein Medkit angeschlossen, das seine Mietwachen holten. Die beiden Taserschüsse hatten sie wohl sehr schwer verletzt. Er war noch geschockt von der Elfin, die einfach über die Brüstung der Dachterrasse gesprungen war. Kurz darauf erschien etwa an der gleichen Stelle ein Geist. Seine Gäste waren in Panik. Herr Fasante versuchte, sie zu beruhigen. Der Leibwächter Fasantes sprintete erst nach oben, um dann wieder herunter zu kommen und das Mädchen auf seine Arme zu nehmen. Er wollte sie wohl nach unten tragen. BuMoNa sei wohl schon unterwegs. Er schickte über sein Kommlink, das er mittels Datenbuchse steuerte, Bilder der Täterin an seine Freunde. In kürzester Zeit würden sie wissen, um wen sie sich zu kümmern hatten...

"Wir werden gleich eintreffen. Beim Sternschutz wurde auch ein Schusswechsel gemeldet. Horny, Blei, ihr gebt uns Deckung." Die beiden luden ihre Sturmgewehre durch und nickten. Dr. Olga Kaslowski sah auf die Übertragung. "Die Patientin wurde anscheinend erfolgreich stabilisiert. Fertig?" Ihr Sanitäter nickte. Der Wagen stoppte. "Los."
Horny und Blei sprangen aus der vom Fahrer geöffneten Hintertür und sicherten nach links und rechts. "Grün", kam es von Horny, "Grün", kam es von Blei. Sie gingen raus und in das Treppenhaus von Untermainkai 29/30. Von drinnen wurde die Türe bereits geöffnet. Ein Norm in Anzug stand da mit einer kleinen Person auf den Armen. Könnte die Zielperson sein.
"Ist das Olga Baldurdottir?"
Der Norm sah sie nur mit großen Augen an, so checkte sie die SIN.
SIN   TPAN-2041-08-31-F-PUMI-BALD-OLIV-6878
Place of Birth   Reykjavik, Iceland, Trans Polar Aleut Nation
Date of Birth   31. Aug. 2041
Gender   Female
Metatype   HOMO SAPIENS PUMILIONIS; Subspecies "Gnome"
Name   Baldurdóttir
First Name   Olivia
Mother   "Claire Christians" UNKI-2020-12-24-F-SAPI-CHRI-CLAI-0719
Father   "Baldur Linusson" TPAN-2017-12-24-M-SAPI-LINU-BALD-1801
"Alles klar. Rückzug." Horny und Blei deckten wieder nach den beiden Seiten. So weit schien alles ruhig zu sein. Trotzdem war sie froh, als sie wieder im Sanka war und sie losfuhren.

Alexander von Klaeden wollte auf die Terrasse, doch auf einmal stand Herr Fasante vor ihm und verwehrte ihm den Zugang. "Wollen Sie sich nicht lieber etwas ausruhen? Außerdem könnte es da draußen noch gefährlich für Sie sein."
"Ich will die Leiche sehen."
"Welche Leiche?", sagte einer der Mitarbeiter Fasantes vo der Seite, "Es gibt keine Leiche. Sie hat sich levitiert."
Anscheinend war es Fasante gar nicht Recht, dass sein Mitarbeiter diese Information herausgab und blieb weiter im Weg stehen.
"Und warum stehen Sie dann noch hier?"
"Um unsere Arbeit zu machen."
Dieser Mitarbeiter war mehr als dreist. "Sie stehen doch nur herum und lehnen an der Tür!"
Fasante versuchte zu vermitteln. "Wir hatten die Wahl zwischen Schutz oder Verfolgung. Wir haben uns für ihren Schutz entschieden."
Jetzt reichte es. Hätten sie ihre Arbeit ordentlich gemacht, dann hätten sie die Täterin schon. Außerdem waren diese Magier mit Sicherheit aus keiner christlichen Gemeinschaft, sonst wäre der Geist ein Engel gewesen! "Verlassen Sie sofort mein Appartement!"
Sie ließen sich wortlos rausschmeißen. Kurze Zeit später meldeten seine Mietwachen, dass Fasante noch einmal im Aufzug stehen würde und etwas von Vertragsverletzung schwafelte. "Sagen Sie ihm, dass er das mit seiner Sekretärin klären soll." Soll er doch beleidigt sein.
Das Wichtige war nun allerdings, dass er alle zusammenbrachte. Und er musste sich um jemanden kümmern.

Nach der After-Work-Party

Im Namen der Rechtsanwaltskanzlei Benecke, Carlin & Partner aus Hamburg verfasste eine Sekretärin einen Auflösungsvertrag. "...ist kein Mitarbeiter der Kanzlei für den Schutz Alexander von Klaeden, SIN Nr. ADL-2036-05-09-M-SAPI-ALEX-VON-KLAE-9576 in Sachen Empfang im Penthouse Untermainkai 29/30 seit 12.05.2039, 20.24 zuständig..."
Bestätigung ging umgehend ein.

Harry und Stephan sahen sich die eingetretene Tür an.
"Mann, der Penner muss ganz schön Kraft gehabt haben. Ist n Wunder, dass hier kein Blut ist bei der Menge an frischen Einschlägen."
"So ist das halt, wenn man kein Profi ist. Waren wahrscheinlich ein paar Zuhälter, die sich gestritten hatten."
Sie hatten beide den gleichen Gedanken und lachten höhnisch. Der Sternschutz würde den Zuhältern und Straßennutten heute mal wieder zeigen, wo der Hammer hängt. Und es würden einige Kollegen nur allzu gerne als Verstärkung hinzukommen.

Sie fluchte als sie auf den Dächern erst einmal in Sicherheit war. Die Maschine auf zwei Rädern konnte sie nicht hierher verfolgen. Das traurige Mädchen, in deren Körper sie sich befand, war der gleichen Meinung. Es war ein Fehler gewesen, den Luftelementar anzugreifen. Geschickt von der Wikinger-Gnomin, der sie auf dem Festmahl begegnet war. Bilder der Langschiffe kamen ihr in den Sinn. Vergangenheit. Irgendwann nach dem römischen Imperium aber noch bevor alle Menschen vom Glauben an die wahren Götter Ägyptens endgültig abfielen, weil ein neuer Prophet namens Mohammed von Sieg zu Sieg eilte..
"Ich sagte Dir doch, dass ich uns verbergen kann", wisperte die Stimme in ihr. Vielleicht hatte sie die Macht der neu erwachten Zauberer unterschätzt. Sie zumindest konnte sich nicht verkleiden. Nützlich. Das nächste Mal.
"Du hast Recht Kind. Und mein Hochmut hat uns um einen verdienten Racheakt gebracht. Da wir gerade hier über die Dächer flanieren, sollten wir uns etwas unterhalten..."
Sie unterhielten sich lange. Lange genug, um sicher zu sein, dass es ungefährlich war, in die rosa Kutsche einzusteigen, die ohne Pferde fuhr und in der Nähe geparkt war. Die Stadtwachen beschäftigten sich mit den Dirnen und ihren Beschützern. Aber klar. Das Mädchen, in dem sie war hatte ihr schon gesagt, dass die Wachen ihr nicht geholfen hatten. Kurz vor der Geisterstunde fuhr sie auf einen Rastplatz auf der A5. Bald musste sie gehen.
"Wir sehen uns in fünf Tagen. Dann bringen wir den nächsten um. Ich hoffe, du kannst bis dahin deinen Körper heilen."

Samstag, 13.05.2079, 0.00 Uhr

Elisabeth Kreutzer, von Freunden einfach Elisa genannt, verlor den Schleier, der ihren Geist wie in einer Art Zuschauerstatus hielt. Es war, als würde sie alles wahrnehmen. Sie konnte zwar mitreden, aber es war eher, als müsse man in einer Hotline anrufen. Und nun kam der Schmerz! Sie hörte quasi den Schmerzensschrei ihrer Ratgeberin als sie den Luftgeist vernichtete. Im gleichen Augenblick strömte eine Kraft durch sie, die sie fast zum Kochen brachte. Glücklicherweise hatte sie das First-Aid-Pack schon aus dem Kofferraum geholt. Der Schmerz ließ nach. Das MedKit zeigte einen stabilen Status und den Ratschlag, einen Arzt zu konsultieren. Aber verdammt, es war mitten in der Nacht und sie musste erst einmal schlafen! Schlafen. Schlafen. Sie schreckte hoch und realisierte, dass sie sich noch auf dem Rastplatz befand. Sie startete und fuhr weiter. In Heidelberg-Handschuhsheim angekommen merkte sie, wie sie beim Gehen zur Haustür leicht torkelte.

Alexander von Klaeden kam nicht zu seinem wohlverdienten Schlaf. Noch während er die Soirée abrupt geendet hatte, hatte er das Bild der Mörderin an seine Kontakte weiter geleitet. Inzwischen hatte er Name und Adresse. Eine Heilerziehungspflegerin aus Heidelberg. Geschockt war er nur, als er den Namen der Mutter las: Dora Haubert. Das war es also! Die Vergangenheit hatte sie eingeholt! Er musste die Verbindung zwischen sich bzw seiner Seilschaft und dem Fall der Stöckelschuh-Morde kappen. Und nun war klar, wie.
"Merhaba, Machmud, Habibi! Ich wollte unseren Vertrag etwas erweitern. Erheblich erweitern..." Natürlich konnte Machmud das regeln. Für lächerliche 82,5k würde Frau Elisabeth Kreutzer, Tochter von Prof. mag. Dora Haubert, noch heute Nacht verschwinden.

Samstag, 13.05.2079, 3.30 Uhr

"Alles klar, Boss."
"Und nachdem ihr euch so lächerlich gemacht habt, schicke ich euch ein paar Leute, die euch zeigen, wie man arbeitet. Ihr fahrt sie gefälligst und entsorgt anschließend die Karre. Klar!?"
"Ja, Boss."
Ja, irgendwie hatten sie die Mörderin nicht stellen können. Drek! Wie hatte die nur so viele Schüsse schlucken können?! Dieses anscheinend von einem Rigger ferngesteuerte Motorrad hatte auch noch eine Maschinenpistole oder so was eingebaut. Die Tussi hat das nicht gejuckt. Aber das Genick hat ihnen gebrochen, dass sie sich auf einmal vor Angst in die Hose gekackt hatten und davon gerannt sind.
Sie hielten. Drei Leute stiegen zu. Sie kannten sie. Drek! Da hatte jemand ordentlich Geld gelatzt! Die drei waren Söldner aus Istanbul, DEM Standort von internationalen Söldnervereinigungen. De Boss hatte immer einige von dem Kaliber am Start. Einer hielt ihnen einen Blister hin. Cram.
"Nicht, dass ihr euch wieder in die Hosen scheißt."
Super.
"Fahr nach Heidelberg. Adresse kriegst du unterwegs. Ihr sichert draußen, während wir reingehen. Kommt uns nicht in die Quere, sonst legen wir euch um. Verstehen wir uns, Habibi?!"
Ja, sie verstanden sich. Sie hatten alle Argumente auf ihrer Seite. Zwei Brocken von Kerlen mit Sturmgewehren. Eine Magierin.

"Verstehen wir uns, Habibi?!"
Kaya lächelte. Auch ohne ihre vielen Einbauten wären ihre Kameraden einschüchternd genug, doch mit all den Modifikationen im Körper waren sie quasi Übermenschen. Das Kanonenfutter schluckte brav sein Cram. Sie bereitete sich auf den zu erwartenden magischen Widerstand vor. Ihr Schlagring war ein Kampffokus. Auf Distanz würde sie Kampfzauber einsetzen. Sie war vielleicht "nur" eine Aspektmagierin und die Magie war in ihr nicht voll entfaltet, aber Leute ihrer Profession waren selten und die Besten wurden meist von den Konzernen weg gekauft.
Am Ziel sprangen sie raus. Das Kanonenfutter sicherte den Bulldog. Rasputin packte die Schneidladung an die Haustüre. Bumm. Offen. Kaya war zwischen ihren beiden Bottichjobs, die nach vorne und hinten sicherten. Treppe hoch. Rasputin trat diesmal die Türe einfach auf. War wohl keine Sicherheitstür. Kein Geist weit und breit. Weder astral noch physisch. Sie lag im Bett und war an ein MedKit angeschlossen. Sie war ausgeknockt. Grün. Identifizierung. Rasputin steckte sie in einen Bettüberzug, rollte noch den Bettvorleger drum und die beiden trugen sie nach unten. Sie sicherte mit ihrer Pistole. Nach nicht einmal zwei Minuten waren sie wieder im Wagen.
"Fahr uns zu diesen Koordinaten."
Sie würden heute Nacht noch eine kleine Wanderung im Odenwald machen.

Der Tag danach

Samstag, 13.05.2079, 13.00 Uhr

Dr. Manuel Prinz schaute auf sein privates Kommlink. Einer der Runner hatte den Raum betreten. Er atmete tief durch. Nun musste er wieder zu Herrn Schmitt werden, geschützt durch einen weiblichen Game-Avatar.
"Frau Seubert, ich möchte nicht gestört werden." Seine Sekretärin würde für Ruhe sorgen bis er sich wieder melden würde.
Im Game-Room waren sie alle.
"Sie haben die Zielperson?"
"Äh, nein... Sie wurde letzte Nacht entführt. Aber wir wissen, wer dahinter steckt. Wir haben Kameraaufnahmen."
"Das ist schade. Sie verstehen sicher, dass ich unter diesen Umständen keine Erfolgsprämie auszahlen kann."
Einige Avatare nickten, einer allerdings redete weiter: "Wir wissen allerdings, wer dahintersteckt und könnten..."
"Sie wollen doch nicht gewaltsam eindringen und ein Massaker anrichten?!" Seiner Reaktion nach war genau das sein Plan. "Wissen Sie wenigstens wo sich die Zielperson genau befindet?"
"Nein."
Er ließ seinen Avatar seine Arme auf Bauchhöhe ausbreiten. Sie verstanden die Frage. Was nun?
"Wir wissen, wer hinter der Entführung steckt. Vielleicht bringt uns eine Überwachung weiter."
Herr Prinz überlegte. "Nun gut. Aber ich werde Sie auch nicht ewig beschäftigen. Sie haben noch 24 Stunden. Morgen, 13.15 Uhr. Dann sehen wir uns hier wieder."
Sie nickten.
Nachdem er sich ausgeloggt hatte, schüttelte er den Kopf. Er wollte Runner, die mit Fingerspitzengefühl vorgehen. Bekommen hatte er Neil, den Orkbarbaren.


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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 08. Januar 2022, 11:10:06
Kaufabenteuer Neo Noir: Im Schatten der Furcht 2
Samstag, 13.05.2079, 14.00 Uhr

Malik stand mit seinen beiden Kollegen hier am Untermainkai gegenüber von Klaedens Wohnung schon seit der Ablöse heute Nacht. Langsam nervte ihn dieses Dreks-Auto. Und er hatte Hunger.
"Ünal, geh mal da vor und hol mal ne Runde Döner mit Pommes."
"Warum immer ich? Soll doch Taner machen, der drückt sich immer, weil er unbedingt noch eine rauchen muss!"
Wie aufs Stichwort ging die Türe auf. "Ah, endlich fertig mit Rauchen, hä?" Die Türe ging zu. "Kannst gleich wieder raus und holst mal ne Runde Döner mit Pommes da vorne."
Taner atmete demonstrativ einmal genervt tief durch.
"Habibi, du hörst dich an wie meine elfjährige Nichte. Behalte dein Geschnorchel für dich und schwing die Hufe!"
Auf dem Rückweg hat der Dönergeruch wohl einen Hund angelockt. Und gerade als die Türe offen ist, muss der sich genau davor schütteln!
"Igitt!" Taner knallte die Seitentür des Bulldogs zu. "Ich knall den Dreks-Köter ab!"
"Reiß dein Maul nicht so auf und rück den Döner rüber!"
Sie waren gerade fertig mit Essen als so ein Typ in Anzug neben dem Beifahrer-Fenster stand und klopfte. Ünal ließ die Scheibe runter.
"Na, wie wars gestern mit dem Teppich?"
Ünal sah ihn belämmert an. "Was willst du?"
"Was habt ihr gestern Nacht mit dem Teppich gemacht?"
Ünal schüttelte den Kopf und wollte gerade was sagen, als Malik vom Fahrersitz aus das Fenster hochfuhr.
"Woher...", begann Ünal. Malik legte einen Finger über seine Lippen und zückte sein Komm.

"Von Klaeden"
"Entschuldigen Sie die Störung, Herr von Klaeden. Aber hier war gerade ein Kerl in Anzug und faselte etwas von Teppich und gestern Nacht."
Pause. Von Klaeden dachte nach. Herr Fasante? Oder jemand aus seiner Crew?
"Wie sah er aus?" Nein, nicht Fasante, aber vielleicht der andere Anzugträger. "Habt ihr gequatscht? Werdet ihr abgehört? Checkt das mal! Und dann haltet auf jeden Fall die Füße still! Ich kümmere mich darum."

Sie checkten das Auto mit einem Wanzenscanner. Nichts. Aber unter einem Sitz fanden sie eine Mini-Drohne. Als sie sie fingen, ging laute wüste Musik los. Taner schaffte es einfach nicht, das Ding mit seinem Taser kaputt zu machen. Malik zog seine Knarre und schoss. Bingo! Taner sah ihn erschrocken an, als ihm die Drohne aus der Hand geschossen wurde.
"Heul doch. Da drüben ist das MedKit."
Endlich hielt Taner mal seine Klappe. Man sollte ihm einfach öfter in die Hand schießen. Malik sah einen Hund, der eine Katze im Maul in ein Auto brachte. Und die Türe wurde ihm einfach geöffnet. Der Hund... Hund! Er griff zum Komm.
"Herr Klaeden, ich habe die andere Partei vermutlich ausfindig gemacht. Sie befinden sich ebenfalls in einem Bulldog. Drei Stellplätze weiter. Ihr Hund hat eben eine Katze gejagt und sie tot ins Auto geschleppt."
"VON Klaeden. Aber danke. Haltet die Füße weiter still."

Von Klaeden ließ das Auto von seiner Dachterrasse aus beobachten und rief beim zuständigen Polizeirevier an.
"Hallo Dirk, Alex hier. Gegenüber richtet ein Zuhälter seinen Hund ab. Hat eben eine Katze getötet. Die werden immer dreister. Und nach der Schießerei heute Nacht... Vielleicht kannst du jemanden schicken, der sich darum kümmert?"
Natürlich konnte er. Nur zehn Minuten später fuhr ein Streifenwagen vor und keilte den Bulldog in zweiter Reihe ein. Gespannt zoomte er eine der Sicherheitskameras auf die Szene. "Dann schauen wir mal, wer da gleich aussteigen wird."
Ein Ork. Enttäuschend. Allerdings schaltete sich von drinnen immer wieder jemand ein und diskutierte mit dem Sternschutz-Wachmann. Einen Rückruf später wusste er, dass sich Fasante im Van befunden hatte. Zumindest hatte die kleine Überprüfung sie zum Rückzug bewogen.

Sonntag, 14.05.2079, 6.00 Uhr

Taner hatte einen Dreks-Hunger und deshalb war er nicht abgeneigt, Kaffee und Frühstücks-Döner zu holen. Inzwischen waren die meisten Bordsteinschwalben schon abgezogen, aber ein paar Zuhälter waren am Dönerstand noch saufen. Auf dem Rückweg zu seinen beiden Brüdern von den Grauen Wölfen ging ihm sein Kommlink auf einmal voll auf den Keks. Dieses Dreks-Ding bestimmt einfach das ganze Leben! Er zog es aus seiner Tasche und warf es im Vorbeigehen in einen Mülleimer zwischen Parkrand und Parkplätzen. Dann hatte er das Verlangen, einfach aus seinem Leben auszubrechen, einfach einmal etwas Verrücktes zu tun. Gleichzeitig sah er einen kleinen Jackrabbit. Auf dem hinteren Sitz des Zweisitzers saß ein kleinens Mädchen und schaute ihn an. Die vordere Tür ging auf. Er stieg einfach ein ohne weiter nachzudenken. Der Jackrabbit fuhr los. Eine Minute später waren sie schon auf der Brücke vom Bahnhofsviertel Richtung Sachsenhausen und er schüttelte den Kopf.
Moment, was geht hier vor?, schoss es ihm durch den Kopf, das ist Magie!. Er zog seine Wumme, drehte sich auf dem Sitz um und zielte auf das Mädchen. "Halte sofort an!" Sie tat es.
"Findest du das sinnvoll mit den Leuten hinter uns?"
Er sah durch das Heckfenster. Eine Harley Scorpion, anscheinend geriggt, zwei Leute drauf. Autos hupten und versuchten, auf die linke Spur zu wechseln. Ablenkungsmanöver! Magie! Schnell! Er schoss. Die Kugel schlug in das Mädchen ein.
"Verdammt, ich versuche dich, hier rauszuholen, die sind hinter dir her!"
Das Motorrad brach auf einmal aus, stellte sich zwischen den schmalen Jackrabbit und der Leitplanke. Er sah den Lauf, der in der Maschine verbaut war. Verdammt! Sie hat Recht!.
"Setz dich, ich bring uns hier raus!"
Irgendwer musste die Kleine als Backup geschickt haben. Keine Ahnung, was hier abging, aber der Boss hatte sogar Söldner engagiert. Er staunte nicht schlecht, als der Jackrabbit abhob, durch die Luft schwebte und auf einmal von einem plötzlich erscheinenden Luftwirbel erfasst wurde und beschleunigte.
"Keine Angst, ich habe uns als Drohne getarnt. Wird demnächst auffliegen, sollte aber für unsere Zwecke reichen." Das Mädchen kicherte dabei unentwegt. Er schüttelte den Kopf.
Sie landeten im Wald südlich von Frankfurt auf einem Waldweg.
"Danke fürs Rausbringen." Er wollte sich umdrehen und gehen.
"Nur vernünftiges Baklava habe ich nicht gefunden hier in Frankfurt."
"Da musst du zu Ali. Der macht das Beste. Also, eigentlich seine Frau. Ich kann dir nen Geo-Ping...." Da fiel ihm auf, dass er sein Kommlink nicht mehr hatte. Was hatte ihn nur geritten, es wegzuwerfen?! "Also, ich muss dann, kannst mich vielleicht noch fahren?"
"Nein, ich soll hier warten."
Er atmete tief durch. "Na gut, wir sehen uns."
"Aber du musst mir noch sagen, wo dieser Ali ist!"
"Ach, den findest du schon, der ist bekannt." Voll lästig, das Balg.
Er lief den Waldweg entlang. Vorne an der Straße muss ein Restaurant oder so etwas sein. Da konnte er sich sicher ein Taxi rufen. Er trottete vor sich hin, als er das Knattern eines Motorrads hörte. Er versuchte noch auszuweichen, es traf ihn allerdings wie ein Schlag. Er flog in die Böschung des Waldweges. Die Typen von der Brücke! Der hintere stieg ab. Er zog seine Waffe und schoss auf den Fahrer. Drek! Der abgestiegene verwandelte sich in einen großen Hund! Das Motorrad bellte, Kugeln schlugen ein, er verlor das Bewusstsein...
...wachte wieder auf. Seine Hände waren verbunden. Schmerz! Ihm fehlten zwei Finger an der linken Hand. Von der rechten sogar die halbe Handfläche. Der Verwandlungstyp hatte Blut um seinen menschlichen Mund und zog gerade etwas an. Und... es war jemand in seinem Kopf! Das Mädchen!
Sie lächelte ihn an. "Wo ist das Mädchen?"
"Welches Mädchen?"
"Das, das ihr entführt habt!"
Die Söldner! "Äh, keine Ahnung."
"Habt ihr sie gegeekt? Du weißt doch, was geeken ist, oder?"
Klar, das, was Söldner so machen. "Keine Ahnung."
"Er glaubt, dass die Söldner sie umgebracht haben."
Drek! Ich darf nicht denken!
Der Ork blaffte ihn an: "Wo ist sie? Hast du die Leiche gesehen?"
Woher soll ich das wissen, war doch nicht dabei. Drek! Was gedacht!
"Er war nicht dabei." Das Mädchen lachte höhnisch. "Hast du überhaupt schon mal jemanden umgelegt?"
Nein. Und deshalb fühlte er sich wertlos.
"Das Baby hat noch nie was auf die Reihe gebracht. Er bringts einfach nicht!" Lachen.
Von wegen, ich hab Ünals Schwester gevögelt.
"Interessant."
Drek, drek, drek, Ünal bringt mich um!
"Ist ja noch viel interessanter! Vielleicht solltest du uns einfach sagen, was du weißt."
"Keine Ahnung, ich habe doch alles gesagt..."
Das nahmen sie ihm ab. Sie diskutierten. Das Mädchen wollte ihn am Leben lassen. Der Ork zunächst auch, aber er wurde vom Mädchen überzeugt. Nur der Hunde-Mann sah ihn komisch an. Mitten in der Diskussion hörte er "...sie werden schon sein Kommlink gefunden haben..."
Verdammt, ich habe den Chat mit Ünals Schwester noch nicht gelöscht gehabt...
"Oh je, oh je..." Das Mädchen drehte sich um.
In ihm machte sich Verzweiflung breit. Ünals Schwester war tabu. Die war schon versprochen. Was ihn erwartete war grausamer als der Tod.
"Sag mal, kennst du Holger?"
Holger? Ne Kartoffel? Keine Ahnung.
"War Gast auf der Party."
Kein Plan. "Äh, nein. Warum...?"
"Naja, ich dachte, wenn du mir die Adresse von Holger gibst, dann bringen wir dich und Ünals Schwester raus."
Erleichterung. "Ja, äh, irgendwie krieg ich die schon raus..." Dann die Erkenntnis. Wo sollte er mit ihr hin?
"Wie wäre es mit den Transpolar-Aleuten?" Sie lächelte ihn an.
Das ist kein Leben. Nordpol. Lieber sterbe ich. Wenn ich doch nur die Eier hätte, mir die Kugel in den Kopf zu jagen... Er hatte es tatsächlich versucht, als ihm klar wurde, welche Auswirkung seine kleines Techtelmechtel mit Ünals Schwester für ihn haben könnte. "Schieß mir einfach in den Kopf." Er sah das Mädchen an, überrascht von seinen eigenen Worten.
"Nnaaaain." Grinsen.
Sadistisches Miststück!
Als sie lachte, ging im Nichts eine Türe auf. Bei genauem Hinsehen, konnte er nun den Jackrabbit um das Innenleben herum ausmachen. Ruthenium! Sie fuhr einfach davon.
Der Ork wollte ihn einfach nicht umlegen. "Bist es nicht wert."
Der Hunde-Mann entlud seine Pistole und legte eine einzelne Patrone ein. Dann gingen sie. Er steckte sich die Pistole in den Mund... und nahm sie wieder heraus. Es ging einfach nicht! Er schoss auf den Ork. Sie lachten nur und gingen.
Kurz darauf tauchte der Hunde-Mann wieder auf. Legte eine weitere Patrone ein. Gab ihm die Pistole in seine verletzen Hände. Bzw. was von ihnen übrig war. Schob die Knarre in seinen Mund. "Ich will dich nicht töten, aber du hast mich gesehen." Er fühlte einen Druck auf seinem eigenen Finger, der am Abzug war. Er hörte den Knall. Komischerweise war er fast so etwas wie dankbar.

Sonntag, 14.05.2079, 13.00 Uhr

Sie waren wieder im Chatroom.
"Und, haben sie die Zielperson?"
"Nein. Sie ist tot. Vermutlich."
Herr Schmitt schluckte. Nicht einmal das wissen sie sicher. "In Anbetracht der Umstände können Sie sicher verstehen, dass ich keine Erfolgsprämie zahlen kann. Erfolg sieht anders aus." Sie waren mit den 1,5k pro Person einverstanden.
Mit den Beamten des Sternschutzes würde er allerdings auch nicht weiter kommen. Zu korrupt. Die Runner waren seine letzte Hoffnung. Eine vergebliche. Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es. Aber sie stirbt.

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Besprechung: Im Schatten der Furcht
Positiv:
-viele vorbereitete Akten für die Spieler
-offene Reihenfolge der Ermittlungsschritte
-Karten für Penthouse und Lounge super

Negativ:
-Akten sind an ein spezifisches Datum gebunden.
-Karte des Friedhofs kaum brauchbar.
-Der Zauber Druckwelle (bzw. Stoß) ist in SR6 nicht gut beschrieben. Schaden steht im Abenteuer.

Gruppenspezifisch:
-Akten: Wir spielen am richtigen Tag, allerdings 3 Jahre vor der Zeit. So müssen wir nur die Jahresangaben -3 nehmen.
-Ich hatte beim Leiten nicht auf dem Schirm, dass der Schuh in einem Schließfach im HBF hinterlegt ist
-Für einen Magier ist der Täter astral gesehen offensichtlich, da er sich in einer konservativen, magiefeindlichen Umgebung bewegt
-Ich bin mir nicht sicher, wie das bei SR6 ist, aber die Fahrzeugmaske ließe sich in SR5 nur mittels eines Zauberspeichers aufrechterhalten. Außerdem müsste das bedeuten, dass Rhodopis auch Zugriff auf die Zauber von Elisa hätte oder diese die Maske vorher gespeichert hat. Ich habe auf dieses Detail verzichtet.

Tipps:
-Habe noch Fotos von Pinterest ausgesucht.
-Habe einen Screenshot des Friedhofes in Google Maps gemacht
-evtl Akten mit Paint bearbeiten, um für die jeweilige Gruppe "richtige" Daten einzufügen. Aber sauviel Arbeit. In Zukunft solche Datumsangaben durch ein Leerfeld ersetzen. Wenn Zeitabstände wichtig sind (wie hier mehrfach), müsste man das zB in einer fiktiven Zeitleiste erklären.
-Schmitt wird über Betreten des C&C Raumes seitens der Spieler informiert (durch eine Matrixroutine - könnte ein Hacker entdecken)
-Schattengeist: Nachtmahr (Straßengrimmoire,96f): Besessenheit, Lebende Gefäße (Straßengrimmoire 224f)
-Nachdem wir die 5er Edition spielen, habe ich die Grauen Wölfe um Von Klaeden etwas abgeschwächt (Ganger ohne Verstärkungen, Drogen). Ihm stehen allerdings Top-Leute auf Anfrage zur Verfügung

offene Fragen:
-Woher wusste der Täter von der Liste der Apostel? (Ich tippe auf die Critterkraft Weissagung des korrumpierten Ratgebergeistes)
-Kann der Geist auf die magischen Ressourcen Elisas zurückgreifen? (Würde astrale Entdeckung wesentlich erschweren)

Alternative Szenarios:
-Interessant wäre gewesen, wenn Rhodopis/Elisa auf der After-Work-Party weiter die Unschuldskarte gespielt hätte.
-Ich überlegte mir noch, ob es einen Showdown geben sollte. Allerdings weiß Von Klaeden, wie er die Verbindung zur Vergangenheit kappen kann und hat sowohl die Skrupellosigkeit als auch die Möglichkeiten.
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Ich hätte eine Bitte an euch (Leser):

Als SL schreibe ich die Abenteuer aus Sicht der NSC. Da ich beim Spielen dabei bin, kenne ich die Geschichte natürlich. Ich weiß allerdings nicht, ob die Geschichten bei euch in einem logischen Zusammenhang ankommen.
Ich bitte euch um eine Rückmeldung per PN an mich. Vielleicht anhand folgender Fragen:
1. Gibt es Lücken für mich im Ablauf des Abenteuers und stört mich (als Leser) das?
2. Habe ich das Abenteuer an sich verstanden? (Warum nicht? Welche Information fehlt?)
3. Was habe ich über die Zeit verbessert, was ist in euren Augen schlechter geworden?
Ich bitte euch, wenn ihr euch auf eine bestimmte Geschichte bezieht, diese bzw den Post zu benennen (zB Wos hob ich scho widdä geliddn 2)

Ich bedanke mich im Voraus schon einmal für jede Rückmeldung.
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 29. Januar 2022, 18:23:20
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran.
Aurora, Gnomin mit menschlichem Aussehen. Geht mit ihren pinken Haaren als kleines Mädchen durch. Magierin. Unterstützung. Hat sich eine "Mama" angelacht, die sie überall hinfährt. War angeblich in der Arko als Deus die Kontrolle übernahm und hat für einen Drachen gearbeitet. Aber wie so oft bei solchen Geschichten: Nix Genaues weiß man nicht. Leider fiel der Spieler nach zwei Abenden längerfristig aus. Ingame-Begründung im Fließtext.
Bembel - Troll, Streetsam und Rigger. Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht.

Grüezi wohl
32.a
Das Komm klingelte. Bembel schaute auf das Display. Fritten-Toni. Ein kleiner Schieber in einem Pommes-Mobil in Oberursel.
"Hoi Bembel, stör ich?"
Was soll die blöde Frage? "Tust du schon."
"Ich kann auch morgen anrufen, dann ist der Job aber vielleicht schon weg."
"Worum gehts?"
"Kurierfahrt in die Schweiz. Nach Basel. Für vier. Die anderen drei hätte ich schon."
Schweiz? Konzernland? Keine Ahnung, was da geht, könnte aber lukrativ sein. "Was springt so bei raus?"
"Drei K."
Naja, eher spärlich. Nötig hätte ich es ja nicht mehr seit ich meine monatliche Rente beim Lotto gewonnen habe, aber mir fehlt einfach das Abenteuer. Mein Spieß hatte schon recht: In der Kaserne bin ich unerträglich. "Ja, gut, wann und wo?"
"Morgen um 15.00 Uhr auf dem Waldparkplatz vom Deutsche-Bank-Stadion. Deine Leute sind Frank, Peter und Karl-Heinz. Kann ich denen eine Nummer von Dir geben?"
Bembel verschluckte sich fast an seiner Spucke. Echte Profi-Namen. Drek, die ganzen alten Leute sind weg. Jetzt hats auch Drag erwischt, heißt es... Dann halt Hans, Franz und Schwanz... Bembel gab eine Nummer eines seiner Wegwerf-Komms durch.
"Alles klar. Sie rufen dich sicher gleich an."
Sicher tun sie das. Bembel war enttäuscht. Seit Wochen trieb er für Herrn Takeshi Geld ein, ab und an meldete sich sogar einer der Mitarbeiter Shutokawasas bei ihm. Die Aufträge des hießigen Oyabuns waren in der Regel immer etwas lukrativer. Und machten mehr Spaß. Aber hier war nun mal Frankfurt. Da hatten die Aufträge weniger mit geeken zu tun... Er schreckte aus seinen Gedanken hoch, als das Komm sich meldete.
"Äh, hallo, äh, ich hab deine Nummer bekommen. Wie heißt du nochmal?"
"Bembel. Und ihr seid Hans, Franz und..."
"Nein, nein, wir sind Frank, Peter und Karl-Heinz."
"Ah." Sag ich doch.
"Also, weswegen ich anrufe. Wir hätten ein Auto."
"Hat das n Geheimfach?"
"Äh, nein."
"Ich hab auch n Auto."
"Und das hat ein Geheimfach?"
"Nö." Klar hats das. Musst du nur nicht wissen. "Aber ihr wisst schon, dass ich n Troll bin?"
"Ahaaa... also nehmen wir... dein Auto?!"
"Naja, können wer machn. Bis morgen."
Grün. Echte Profis. Und die drei gehören zusammen. Ich bin der Fremdkörper in der Gruppe. Das riecht nach Rippen. Ich muss mich absichern. Im Prinzip war es sehr einfach. Ins Geheimfach kam rosa Kiddie mit panzerbrechender Mun und Offensiv-Granaten. Für den absoluten Notfall. Dann frisch gekaufte Plastik-Plane über den Boden und die Sitze. Blut im Auto ist ekelhaft. Und verräterisch. Dazu noch je ein Kanister Terpentin und Desinfektionsmittel. Rucksack mit dem nötigen Kram dazugestellt. Drohnen, Mini-Schweißgerät, Klappspaten, Brecheisen... und die Werkzeugkisten. Dann Minikameras im Bulldog verteilt. Ich will die auch geriggt im Auge behalten. Dann Schweizerdeutsch, Basel und Schweiz draufschaffen. Routen planen. Am besten über Frankreich. Die Schweiz wird schon rassistisch genug. Neben der Panzerjacke und dem Zusatzkram noch Actioneer-Geschäftskleidung und den Mortimer of London inkl. Mantel einpacken. Vielleicht muss ich doch den trollischen Snob raushängen lassen. Sie werden mich hassen. Könnte doch ganz lustig werden.
Am nächsten Tag fuhr Bembel gegen 14.45 Uhr langsam auf den Waldparkplatz. Diesmal nicht aus Versehen nen Bullen umbringen... Bembel schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Jetzt. Nur zwei Fahrzeuge auf dem Parkplatz. Um das eine standen drei Leute. Er drehte eine große Runde durch um den ganzen Platz, um sich dann neben das Auto mit den drei Leuten zu stellen. Kaum ausgestiegen hörte er schon: "Hoi, bist du Bembel?"
Und ihr seid Hans, Franz und Schwanz. "Ja."
"Dann lass uns mal." Er zeigte auf das Auto. "Du hast doch nichts dagegen, dass ich vorne bei Dir mit einsteige?"
Nein, hab ich nicht, aber jetzt weiß ich, dass ich euch wirklich nicht traue.
Es stellte sich heraus, dass der Typ auf dem Beifahrersitz Frank hieß und so etwas wie der Anführer war. Zumindest akzeptierten ihn die anderen beiden, die ihn wohl schon kannten. Bembel gab ihm auch das Gefühl, das Sagen zu haben. Bembel beobachtete lieber den Parkplatz. Ein weiterer Bulldog parkte. Aus dem schon länger stehenden stiegen vier Typen in Mantel aus. Laut Frank ging es wohl nicht nur um eine Kurierfahrt, sondern es waren wohl mehrere Teams engagiert. Also die Mantel-Typen waren definitiv eins. Dann parkte neben uns ein Jackrabbit. Mama mit kleinem Mädchen. Im Kofferraum neben einigen Koffern ein Schlitten...? Wird wohl eine Sommerrodelbahn hier irgendwo sein. Aber sie stiegen in den zuletzt gekommenen Bulldog ein. Die Türe öffnete sich wie von Geisterhand. Vermutlich ein weiteres Team mit Rigger. Aber wie passte das Kind da rein?!?
"14.58 Uhr. Lass uns aussteigen."
Bembel beantwortete Franks Anweisung mit einem Nicken. Die Mantel-Typen schienen auch auf etwas zu warten. Ein Bulldog von Hermes fuhr auf den Parkplatz, drehte eine langsame Runde und hielt bei uns und dem zuletzt gekommenen Bulldog mit dem Kind drin. Die Mantel-Typen stiegen ein und parkten zu uns um.
Wir trafen uns in einem Halbkreis um die Heckklappe des Hermes-Wagens. Ein Typ in Hermes-Anzug grinste uns an. "Es freut mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Hermes sucht fähige Fahrer wie Sie." Er sah das kleine Mädchen an und stutzte. "Allerdings sind wir gehalten, uns an die geltenden Gesetze zu halten. Das heißt, wir dürfen keine Kinder anstellen."
Das Kind starrte den Typen ungläubig an und stampfte mit seinem Fuß auf den Boden.
"Warum genau braucht es drei Teams?" Einer der Mantel-Typen.
"Weil es Dinge gibt, die man nicht zusammen transportieren möchte. Sehen Sie, vielleicht wird ein Transport überfallen und dann... ist zumindest nur der eine Transport weg und der Dieb kann nichts damit anfangen." Der Mantel-Typ nickte. "Ansonsten bekommt jede Gruppe ein Kommlink, mit dem Sie sich gegenseitig erreichen können. Bei irgendwelchen Schwierigkeiten können Sie sich so gegenseitig helfen. Außerdem bekommt jede Gruppe einen Credstick für kleinere Spesen." Frank steckte Kommlink und Credstick ein. "Und natürlich das Paket." Frank nahm es entgegen und man sah sofort, dass es schwerer war, als er erwartete hatte. Nach ein paar Sekunden legte er es auf dem Boden neben sich ab. Bembel schüttelte innerlich den Kopf. "Ein Zeitlimit gibt es nicht, aber Sie sollten es bis morgen schaffen bis zur Hermes-Niederlassung in Basel. Bis heute Abend wäre dann doch etwas viel verlangt."
Das sahen die Mantel-Typen anders. Sie packten ihre Sachen und düsten los. Das Kind fing eine Diskussion an, dass es auch 3k wolle, wie alle anderen auch. Der Hermes-Schmitt namens "Luke" - so hatte er sich vorgestellt - bot einen Schoko-Frosch. Anscheinend war ihre Crew bestehend aus ihrer Mutter, einem Ork, offensichtlich mit Gang-Erfahrung und Buchse und einem Elf in Panzerjacke genauso gespannt auf die Unterhaltung wie Hans, Franz und Schwanz. Ich nahm das Paket, das neben Frank auf dem Boden stand, stieg in meinen Bulldog, wartete noch drei Sekunden, ob die sich jetzt endlich bewegen  - und fuhr los. Als sie es endlich schnallten, sah Bembel sie bereits über die Sensoren. Sie rannten zu ihrem eigenen Auto und versuchten, dem Bulldog zu folgen. Doch erst einmal wurden sie abgehängt. Erst auf der Autobahn Richtung französischer Grenze holten sie auf. Inzwischen hatte Bembel bei voller Fahrt das Päckchen längst im Geheimfach verstaut. Nach ewigem Gehupe und erfolglosen Versuchen, sich an Bembel vorbeizudrängeln, kamen sie endlich auf die Idee, ihn anzurufen.
"He, was ... das kannst du doch nicht machen!"
"Lasst euch nicht von jedem Paar Titten ablenken, ihr Schnarchnasen. Was wollt ihr? Ihr habt doch das Kommlink und den Credstick."
"...aber da sind nur zwei K drauf..."
Aber, aber, mimimi.
"Is gut, kommt mal runter. Dann seid ihr einfach Geleitschutz. Vielleicht besser, wenn wir in zwei Karren unterwegs sind." Damit waren sie zufrieden. Der Übergang nach Frankreich verlief problemlos.
Wir waren noch nicht einmal in Straßbourg, wir fuhren gerade auf der A35 an Herrlisheim vorbei, meldete Frank, dass ein Team mit Motorschaden auf dem Parkplatz "Aire du Landgraben" stehen würde. Sie fragen nach Werkzeug und Mechaniker. Das riecht aber sowas nach Falle! "Wenn die nen Motorschaden haben, dann ist das denen ihr Problem. Das riecht sowas nach Falle." Sollen sich halt einen Leihwagen nehmen.
"Aber der Luke meinte doch, wir sollen uns gegenseitig helfen."
"Na gut, wenn ihr meint... dann fahrt halt hin und ich gebe euch von hinten Deckung." Die Deppen waren tatsächlich damit einverstanden. Im Bulldog fahrend holte Bembel seine rosa lackierte Yamaha Raiden aus dem Geheimfach. Hello Kiddie-Aufkleber lachten einen von beiden Seiten des Kolbens aus an. Ersatzmagazine, Sturmhaube, Helm, Beinschienen. Im Bulldog stehend ließ er ihn schon bei der Einfahrt des Parkplatzes rechts ranfahren, während Hans, Franz und Schwanz direkt beim rauchenden Wagen des Mantel-Teams hielten. Nach einigen normalen Worten, bei denen Frank auf meinen Wagen zeigte schrien sie sich an. Dann fielen die drei um und acht Typen kamen auf mein Auto zugelaufen... Es ist wieder Kriiiiiiiiiiiiiieg! Mit diesem legendären Ruf aus dem Urban Brawl im Kopf stand Bembel da und grinste.

32.b
Es waren mehr Bilder als Gedanken. Zwei grobe Pläne. Entweder die Gruppe umschleichen und von hinten mit Streufeuer belegen und wenn sie liegen Granate drauf oder rankommen lassen, IR-Rauchgranate am Gürtel zünden, Ultraschall einschalten und alle mit dem Messer umlegen. Mit einem Gedanken öffnete sich die von den Angreifern abgewandte Seitentür. Aussteigen. Schließen. Diebstahlsicherung scharf schalten. Ausloggen. Die Gruppe hatte sich etwas verteilt. Also sind sie nicht komplett doof. Wind. Also auch kein IR-Rauch. Dann also die harte Tour. Dreckig und brutal. Ein Trucker kam aus einem der beiden Toilettenhäuschen, sah einen Troll mit Sturmhaube, Panzerjacke, Helm, Beinschienen und rosa Sturmgewehr in seinen Händen und drehte direkt um. Der "Hello Kitty"- Sticker  am Kolben hat es wohl nicht rausgerissen. Die Betonleitplanke an der Einfahrt zum Rastplatz entlang, an einem weiteren Van vorbei. Deckung. Ein Ziel. Treffer. Blutig am Boden. Zwei weitere Mantelträger. Sie schießen. Ausweichen. Salve. Tod. Salve Tod. Ein weiterer kommt um den Van rum und feuert aus einer Armlänge Entfernung. Ausweichen. Salve. Blut spritzt, aber er steht noch. Zwischen den Vans noch drei Mantelträger. Einer trifft sogar. Panzerjäcke hält. Sie stehen an meiner Karre. Bereich klären! Zurück laufen, zwischen zwei. Beiden gleichzeitig eine Faust in die Fresse. Beide weichen aus. Drek! Schüsse schlagen ein, doch ich merke nichts weiter. Schlage noch einmal auf einen der beiden an meiner Hecktüre. Wieder vorbei! Drek! Ewig Nahkampf geübt und dann doch so scheiße! Raiden wieder bereitgemacht, einen umgelegt.
Dann rieselt auf einmal Fahrstuhlmusik im Kopf. Fehlfunktion in der Cyberware? Mnemoverstärker, Schlafregulator, Riggerkontrolle? S-K hat schon lange keine Untersuchung mehr durchgeführt... Der nächste bekommt die panzerbrechenden Kugeln von Kitty zu spüren.
"Wir helfen mal etwas aufräumen." Eine Kinderstimme im Kopf. Während das Blut aus einem der letzten Manteltypen läuft, fällt ein weiterer um. Ah, der Typ, der meine Salve überlebt hat. Die Stimme erinnert mich an...
"Du bist das Mädchen vom Parkplatz, richtig?" Blut spritzte aus dem letzten Mantelträger. Nummer sieben. Einer fehlt noch. Mindestens.

32.c
Ein Auto fährt los. Wieder an den beiden Vans vorbei. Tatsächlich: Das Auto, das rauchend hier auf dem Parkplatz stand, fuhr los! Kitty rotzt zehn Kugeln APDS raus. Das Auto schlingert und kracht in einen LKW. In der Peripherie meiner Sicht sind schwer zu erkennende Schemen mitten in der Luft. Verschleierte Magier! Deckung hinter der Betonleitplanke. Neues Magazin.
"Kopf runter! Die haben Magier!"
"Alles grün. Das sind wir."
Schnell zu Hans, Franz und Schwanz gerannt. Credstick mit den Spesen holen. Kommlink von Schmitt zerstört.
"Macht das Kommlink kaputt, das ihr bekommen habt. Die haben die Nummer."
Sirenen in der Ferne. Zurück zum Van. Die Schemen in der Luft sind auch mit Ultraschall nur schwer zu sehen. Und sie bewegen sich wirklich sauschnell! Im Van Kitty wieder zurück ins Geheimfach. Die Mädchenstimme sagte was von einer Drohne, die in meinen Van soll. Kommunikation. Brechstange aus dem Rucksack, gleichzeitig einloggen und zum verunglückten Auto fahren. Wow. Die anderen waren schneller.
"Wir sollten uns irgendwo treffen, vielleicht auf dem nächsten Rastplatz?"
Suchen im Kommlink. Übernächste Ausfahrt. Restaurant le Borsalino.
"Le Borsalino? Abfahrt 49. Hoerdt?"
"Ja. Eben hat n Bulle auf uns gezeigt. Wir nehmen einen Schleichweg."
Im Hintergrund bekomme ich mit, dass sie ihr Smartschild ändern und Landstraßen nehmen. Profis. Zumindest mal ein Upgrade zu den bisherigen "Partnern".
"Sind gleich da."
Ich ziehe mir in der Zwischenzeit meinen Anzug an und checke das Päckchen mit dem Wanzenscanner. Negativ.
Sie kommen.
Ne Französin mit Kind und ein Typ in Panzerjacke. Drin war kurz ein Ork zu sehen. Der Ganger vom Parkplatz scheint doch ein brauchbarer Rigger zu sein. Ich gebe ihnen erstmal eines meiner Wegwerf-Komms.
Im Restaurant will die Kleine ne Cola. Die Mama verbietet es. Ich bestelle eine große und eine kleine. Stelle die kleine auf halben Weg zum Kind. Rührt es erst nicht an. Wir schmieden Pläne. Die "Mama" ist merkwürdig unbeteiligt. Der Typ in Panzerjacke hat nur nen Taser. Will nix heißen, macht vermutlich nur auf legal. Anscheinend haben die einen von denen geschnappt und lebend im Auto. Da war also Nummer acht. So haben wir beide etwas, was nicht über die Grenze kann. Vielleicht nehmen wir einen Leihwagen, werden aber sicher über die französische Schweiz fahren. Von dortaus sollte auch für Trogs der Zugang zur deutschsprachigen Schweiz einfacher sein. Als Mama durch den Kellner abgelenkt ist, lässt die kleine die Cola unsichtbar werden und trinkt sie. Also ist sie die Magierin. Und die Mutter vermutlich auch. Memo an mich: Im Ernstfall lege ich die beiden zuerst um.

32.d (Aurora)
Wir fuhren also weiter Richtung Mülhausen. Vor Colmar auf einmal Stau. Wir fahren ganz rechts, ich voraus. Eine Rettungsgasse hatte sich schon auf der dreispurigen Autobahn gebildet. Das Feuerwehrauto, das von hinten ankam, brach auf einmal durch die mittlere Spur und hielt genau auf uns zu. Wir gaben Gummi über den Notstreifen. Das Feuerwehrauto immer hinter uns. Über die Sensoren sah ich, wie dieser Nagato auf einmal auf dem Dach von Omegas Van auftauchte. Und der sprang tatsächlich nach hinten auf das Feuerwehrauto! Ich habe ihn nur seitlich an der Beifahrertür hängen sehen und irgendwie nahm er Schwung und war im Auto. Über Kommlink bekam ich Kampfgeräusche mit. Kurz darauf ein "Feuerwehrauto unter Kontrolle." Wow. Krasse Aktion! Der Typ erzählte dann, dass vorne drei Vans koordiniert den Verkehr aufhalten würden. Ich fuhr also vor, stellte mich hinten mit Kitty bereit, fuhr über den Seitenstreifen am Stau vorbei - immer noch "verfolgt" von Omega und dem Feuerwehrauto, Hintertür auf und die drei Vans mit APDS beschossen. Jetzt war der Stau echt. Nagato ließ den Fahrer des Feuerwehrautos noch einen Unfall bauen und anschließend fuhren wir weiter. Wir kamen ohne Probleme an Colmar vorbei bis Belfort. Das Päckchen war wohl mit einem anderen Team unterwegs und vermutlich schon fast am Ziel in Basel. Sagte zumindest der Fahrer.
"War ne grüne Aktion. Ich geh mal n Auto leihn. Ich lass den Kanal offen."
An der location de voiture wollte mir der schmierige Norm eine verdreckte Rostlaube anbieten. Angeblich "das einzige" Auto, das für Trolle geeignet wäre. Beim Öffnen roch es nach Scheiße. Überall Müll auf dem Boden. Ich sah den Norm skeptisch an.
"Das kam eben rein. Wir hatten leider noch keine Zeit, es zu reinigen. Aber selbstverständlich tun wir das noch."
Innerlich schüttelte ich den Kopf. Das hat man schon einen Anzug an und dann ist man für solche Leute immer noch nur ein Trog. "Na gut, wenn das wirklich das einzige Auto ist. Meines kann ich hier abgestellt lassen?"
"Ja, natürlich. Dann bräuchte ich nur noch ein kleines Pfand."
"Hm, wie hoch?"
"Achttausend."
Ich atmete erst einmal tief durch, um ihn nicht aus Reflex umzulegen. Dann sah ich ihn mir von oben bis unten an. Mit langsamen bedrohlichen Tonfall fuhr ich an: "Dafür könnte ich die Kiste auch gleich kaufen."
"Aber sehen Sie,..."
"...Das sagen Sie doch nur, weil ich ein Troll bin."
"Nein, nein, so war das doch gar nicht..."
"Dann haben Sie sicher nichts dagegen, dass ich unser weiteres Gespräch mit meinem Kommlink aufzeichne." Ich holte mein Fairlight heraus. "Also, ich befinde mich hier in der Autovermietung..."
Ganz schnell musste ich nur 1k Pfand oder, wie sie hier sagen "Dépot", hierlassen. Und als ich mich dann noch umzog und im maßgeschneiderten Mortimer mit Mantel auftauchte, gab es doch auf einmal einen trolltauglichen Mittelklassewagen. Außerdem bot er mir an, meinen Van noch reinigen zu lassen. Ich tat ihm nicht den Gefallen, sich durch so ein Geschleime freizukaufen.
Die anderen beiden hatten sich schon ein Hotelzimmer genommen, um sich etwas auszuruhen. Wäre nicht schlecht. War schon halb vom Hof unten, da fiel mir ein, dass ich das Päckchen noch mitnehmen sollte. Also nochmal zurück...
Im Hotel döste ich vor mich hin. Wie konnten die uns nur finden? Wir sind nicht die kürzeste Strecke gefahren. Außerdem haben die die Panne auf dem Rastplatz genauso schnell fingiert wie sie den Stau inklusive geklautes Feuerwehrauto organisiert hatten. Also erstens muss das ein Gegner mit Ressourcen sein und zweitens hängt uns irgendwie ne Wanze an. Ich sollte nochmal zum Van und den Wanzenscanner holen... Aber offensichtlich wollten sie alle drei Pakete. Das heißt, dass sie uns auf jeden Fall an der Hermes-Station in Basel stellen werden.

32.e (Aurora)
Nach dem Dösen also rüber zu den anderen beiden. "Sagt mal, habt ihr eure Kiste auf Wanzen überprüft?"
"Äh, nö. Hast du nen Wanzenscanner?" Omega war sichtlich überrascht, dass er an so etwas nicht gedacht hatte. Neo zuckte die Schultern.
"Klar, aber dann müssn wer zurück zur Autovermietung."
Gesagt getan. Ich holte gleich den ganzen Rucksack raus. Die ganzen Kisten mit Werkzeug blieben drin. Nur noch Medkit und paar Sachen zum Verkleiden.
Scan. Nichts. Nur die üblichen Chips in den Leihwägen. Inklusive mein eigener.
"Hm, vielleicht magisch...", murmelte ich vor mich hin. Leider war Aurora mit ihrer Mama im Restaurant so in Streit um die Cola geraten, dass sie sich dort ausklinkten. Anscheinend ist Mami echt böse auf mich. Aber Neo sah sich astral um... ein Ki-Adept! Sehr praktisch.
"Im Astralraum ist niemand zu sehen."
Ich sah die beiden scharf an. "Und wer von euch beiden hat uns nun verpfiffen?"
"Spinnst du? Wen haben sie denn angegriffen und wer kam zur Hilfe, hä?!"
"Eben... die greifen mich an und ihr schleimt euch ein..."
"Und überhaupt, wer sagt uns denn, dass du uns nicht verpfiffen hast!"
Ich atmete erst einmal tief durch. Wie wahrscheinlich war Verrat von den beiden. Eher gering, musste ich zugeben.
"Gib mir mal den Scanner." Omega schaltete die Automatik des Scanners aus und ging ins Menü. Wow. Auf einmal leuchtete eine neue Übertragung auf. Von meinem Van!  Irgendwo unten. Ich kroch sofort runter und fand nach einigem Suchen eine Fly-Spy! Drek! Im Stehen zerbröselte ich sie zwischen meinen Händen. Neo sah mich schräg an. "Der schöne Mantel."
"Kannst mal?" Ich deutete auf meinen Rücken. Neo klopfte ihn sauber. So standen wir mitten in der Nacht in Belfort rum und beschlossen, jetzt zur Grenze bei Delle und Lebetain zu fahren.
Wir fuhren die N1019 Richtung Schweiz und die Grenze kam etwa um 04.00 in Sicht. Wir fuhren auf die rechte Spur, um unsere 40 Euro Salaire zu zahlen. Der Grenzer wollte nur Namen und Grund der Einreise wissen. Just als er mich weiterfahren lassen wollte, meldete sich jemand über seinen Ohrstöpsel und er bat mich, rechts ranzufahren und auszusteigen. Ebenso Omega, der direkt hinter mir war. Sonst war hier nichts los.
Zwei Wägen fuhren vor, beide mit Kennzeichen BS. Basel-Stadt. Interessant. Vermutlich gibts jetzt Verhör, Durchsuchung, volles Programm. Aus beiden Autos stiegen mehrere Leute aus und kamen direkt auf uns zu. Offensichtlich wollen sie uns gleichzeitig verhören.
"Guten Tag. Warum wollen Sie denn jetzt, mitten in der Nacht, hier über die Grenze?"
Immer schön den etwas doofen aber steinreichen Troll-Touri geben. "Also äh, weil wir jetzt halt hier angekommen sind. Also wären wir vor ner Stunde hier angekommen, hätten wir eben da in die Schweiz gewollt und wenn wir noch gebraucht hätten, wären wir halt später hier durch."
"Wir. Also gehören sie zusammen." Er deutete auf Omega und Neo.
"Ja, also nein. Wir haben uns erst kennen gelernt."
"Und warum wollen Sie in die Schweiz?"
Langsam reichte es. Ich sah mich um und deutete in eine Richtung. "Also erstmal da lang. Dann deutete ich in eine andere Richtung. "Dann da hin und am Schluss...", ich tat so als müsse ich mich orientieren, "...da hin."
Der Beamte sah mich entgeistert an. Sichtlich musste er sich beherrschen. "Und warum genau waren Sie an der Schießerei am Autobahnrastplatz beteiligt?"
Drek. Aber hätten sie Beweise, lägen wir schon am Boden. "Äh, hä?!? Welche Schießerei?"
Er sah mich scharf an. Interessant war, was dem Beamten nebenan rausrutschte "...haben einen anonymen Hinweis bekommen, dass Sie hier über die Grenze wollen... vor einer halben Stunde..."
Drek! Wir müssen noch eine Wanze übersehen haben!
"Und warum genau wollen Sie in die Schweiz?"
"Man erzählt sich so Dinge über die Schweiz und ich wollte mir mein eigenes Bild machen."
"Welche Dinge denn?"
"Dass man hier etwas gegen Metas hat."
"Nein, nein, das haben Sie ganz falsch gehört. Nur können Orks und Trolle keine Staatsbürger werden, aber das wollen Sie ja nicht, oder?"
"Also kann ich jetzt weiter?"
"Nein, nein, ich hätte da noch ein paar Fragen. Warum so eilig?" Verschmitztes Lächeln.
Ich sah ihn übertrieben fixierend an. "Also ist doch etwas dran, dass die Schweizer Orks und Trolle ganz besonders behandeln."
"Wieso? Sind Ihnen die Fragen unangenehm?"
"Nein. Nur etwas persönlich. Spätestens, wenn Sie nach meinem Stuhlgang fragen, werde ich einen Anwalt konsultatieren."
"Wieso? Was ist mit ihrem Stuhlgang?"
"Sehen Sie?" Ich holte mein Fairlight Caliban heraus. "Schon fragen Sie danach. Ich werde einmal abklären, ob das alles rechtens ist, was Sie hier machen." Ich hatte etwas Mühe, mir Adressen von Anwälten nach schweizer Recht zu suchen, war froh, wenigstens einen schweizer Anwalt gefunden zu haben. Und er ging auch ran, mitten in der Nacht. Das Glück hilft den Mutigen!
"Ja, was... wie kann ich Ihnen helfen?"
"Ja, ich stehe hier in einer Polizeikontrolle an der Grenze und der Beamte stellt mir unentwegt fragen."
Kurze Pause. "Ist erst einmal normal." Drek! Der ist doch auch so ein Rassisten-Arsch!
Ich sah den Polizisten an. "Haben Sie noch irgendwelche Fragen?"
"Ja, warum genau haben Sie sich in Belfort dieses Auto gemietet, um in die Schweiz zu fahren?"
Die Info hat er aus den Fahrzeugpapieren. "Naja, halt so. Darf man das nicht?" Kein Wort von dem verfraggten Anwalt.
"Äh schon, aber wie sind Sie nach Belfort gekommen?"
"Ich bin hingereist und dann war ich da."
"Äh, ja, aber wie?"
"Mit richtig Lust auf Urlaub."
"Ich meine mit welchem Fahrzeug. Bahn, Auto, Flugzeug..."
Gut, langsam war er entnervt. "Mim Van halt."
Er schüttelte nur den Kopf. "Und mit der Schießerei haben Sie nichts zu tun?"
"Von welcher Schießerei reden Sie denn die ganze Zeit?"
"Keine Ahnung. Uns wurde gesagt, Sie wären an einer Schießerei beteiligt gewesen."
Ich zuckte nur die Achseln und hob die Hände leicht an, um meine Verärgerung zu zeigen.
"Gut. Dann... wünsche ich Ihnen noch eine angenehme Reise. Willkommen in der Schweiz."
Ich wandte mich dem Anwalt am Komm zu. "Sie können mir die 300 direkt mit diesem Link überweisen. Danke." Super Anwalt. Kein Wort gesagt, aber riesen Rechnung...
Kaum hatte ich aufgelegt, drehte sich der Beamte noch einmal um und kam her. Drek! Ich hätte noch warten sollen. "Sie wollen nicht zufällig in der Schweiz arbeiten?"
"Na, warum nicht? Wenn die Bezahlung stimmt..."
"Das dürfen Sie nicht, dazu brauchen Sie eine Arbeitserlaubnis!"
"Achso, ich dachte, bei Ihnen im Zoll wäre noch eine Stelle frei und Sie fragen mich, ob ich da arbeiten will..."
"Äh ja.. nein." Man konnte fast Mitleid mit dem armen Beamten haben als er innerlich geknickt davontrottete. Basler Beamte in der französischen Schweiz...
Wir kamen per Wegwerf-Link überein, ein paar Kilometer hinter der Grenze ranzufahren und nochmal nach Wanzen zu suchen. Diesmal hatten wir Glück. Wir fanden eine weitere Spy-Fly unter Omegas Van. Da fuhren die Basler Bullen vorbei. Ich winkte mit einem leicht debilen Lächeln. Die beiden Autos hielten.
"Haben Sie ein Problem? Kann man helfen."
"Nein, alles bestens."
"Warum halten Sie dann am Straßenrand?"
"Nun, erstmal eine Pause machen und uns orientieren."
"Wissen Sie nicht, wo sie hinmöchten?"
"Nein."
"Haben Sie kein Hotel gebucht?"
"Nein."
"Warum nicht?"
"Warum sollte ich?"
"Normalerweise plant man seinen Urlaub."
"Ich nicht. Wir fahren einfach irgendwo hin und nehmen uns ein Zimmer für eine Nacht."
"Aha. Na dann... Gute Fahrt."
Ich winkte dem Auto weiter grenzdebil nach.
Die 16 weiter in den Süden, dann bei Delsberg auf die 18. In Aesch stellten wir uns auf einen Parkplatz und dösten noch ein paar Stunden. Sollten die Scharfschützen, die am Ziel auf uns warteten ruhig schwitzen und in die Hose kacken. Oder scheißen gehen und riskieren, das Ziel zu verpassen. Am morgen bestellten wir uns zwei Taxis. Für einen Hunni Trinkgeld kaufte ich mir Verschwiegenheit. Die anderen sollten am Ziel schnell reinlaufen und dann komme ich hinterher. Mal schaun, wies läuft.
Am Ziel in Basel Stadt dann keine Scharfschützen. Nix. Im Hermes-Zentrum nur Büros. Und ein Zimmer mit Typ hinter dem Schreibtisch. Herr Fellacci. Zahlte auch für die ganzen Leute, die "im Auto warten". Sehr gut. Aber irgendwie war er unzufrieden. Das dritte Päckchen ist wohl nie angekommen. Die wollten etwas dafür. Aus dem Tinguely-Museum. Was nicht von Tinguely ist. Wer zur Hölle ist Tinguely eigentlich?  Auf jeden Fall wollten die anderen das, was immer es sein soll (Hauptsache nicht von Tinguely) und dafür würden sie das Päckchen rausrücken. Der Typ gab uns nen Stick. "Sie waren nie hier. Ich kenne diesen Stick nicht."
"Welcher Stick? Und wer spricht da überhaupt?"
Aber 24k insgesamt für den Bruch war n Angebot. Auch wenn es diesem Herrn Fellacci deutlich anzumerken war, wie unangenehm ihm ein Ork, ein Troll und ein Elf als seine Runner waren. Schweiz. Jeder ein Rassist, aber keiner hat was gegen Metas. Wäre nur besser, wenn die Metas einfach alle freiwillig sterben würden.
Draußen ließen wir uns zurückfahren. Auf dem Parkplatz in Aesch wieder angekommen gingen wir den Run durch. Tinguely war irgendein Museum. Müssen noch Horizon befragen, wo. Ach ne, war ja in Basel, sagte er noch. "Und dann legen wir die Alarmanlage und die Kameras lahm, genauso wie die Schlösser, gehen ungesehen rein, holen das Ding raus, weil wir uns voll gut mit Kunst auskennen und so und fertig. Toll, was ihr alles könnt."
Sie brachen in lachen aus. Neo so: "Also ich kann Leute betäuben und bissl astral umschauen."
Und Omega: "Ich fahr euch gerne rum und scanne."
"Wow, prima und ich lege Leute um... Vielleicht können wir den Regenschirmständer aus der Vorhalle klaun, den wird der schon nicht gemacht habn."
Wieder Lachen.
Zumindest können drei Touris mal ins Museum gehen. So weit waren wir uns einig...

32.f (Aurora)
Wir fuhren mit Omegas Bulldog in die Innenstadt. Parkhaus gleich in der Nähe zum Museum am Bahnhof. Im Prinzip neben der GENOM-Arkologie, die weit mehr umfasste als das ursprüngliche Gelände von Hofmann-La Roche. Die einstmals höchsten Gebäude der Schweiz, die La Roche-Tower, waren inzwischen zur Eingangspforte einer wirklich gigantischen Arkologie verkommen, die von einer Brücke zur nächsten und auch halb über den Rhein fasste. Da das Museum erst um elf Uhr öffnete, war noch Zeit für einen Spaziergang durch die Innenstadt, also um die Arkologie herum und ein ordentliches Frühstück.
Schon als wir hinfuhren, war auffällig, dass weit und breit keine Bullen zu sehen waren. Auch irgendwelche Überwachungsdrohnen schienen zu fehlen. Diese scheinbare Verachtung gegenüber jeder Überwachung triggerte meine Paranoia. Es konnte einfach nicht sein, dass hier alles unüberwacht war. Sie war nur nicht zu sehen! Auf dem Weg über die Brücke in die Innenstadt sah man die ganze übermächtige Pracht der GENOM-Arkologie. Sie hatte sogar einen eigenen Hafen. In der Innenstadt war alles - wie überall - unglaublich sauber. Und keine Bullen weit und breit. Die Menschen schienen alle wohlhabend zu sein. Da fielen Omega, der Ork und Neo, der Elf mit ihren Panzerjacken auf. Nur ich als Troll hatte einen Anzug und Mantel der Firma "Mortimer of London" an. So wie die beiden underdressed waren, war ich leicht overdressed. Aber was solls?! Reicher Troll mit zwei Leibwächtern. A propos... außer uns dreien war weit und breit kein Meta zu sehen! Nur Norms, nix als Norms! Unglaublich! Und niemand sah uns an! Sie schienen wirklich bewusst an uns vorbeizuschauen oder durch uns durch. Vor uns lief eine Frau mit einem kleinen Kind, das mich ansah und fragte: "Mama, is das n Aff?" Seine Mutter zog ihn von mir weg, ohne mich wirklich anzusehen. "Komm jetzt!" Auf dem Weg zum Marktplatz gab es ein paar zwölf- oder dreizehnjährige Jungs, die immer wieder an uns vorbeirannten, tuschelten, lachten und uns offen anstarrten als wir vorbeiliefen. Ich ignorierte sie einfach. Zumindest war klar, wie hier die Rollen verteilt waren.
Wir beschlossen, noch an der "Mittleren Brücke", noch vor dem Marktplatz, am Cafe am Rhein frühstücken zu gehen, denn sie warben mit einer Terrasse. Als wir hineingingen, drehte die weibliche Bedienung direkt um und lief zügig nach hinten. Wir standen erst einmal etwas verloren im ansonsten leeren Café. Dann kam ein Kellner. "Was darf ich für Sie tun?"
Professionelle Höflichkeit, die seine Augen nicht erreichte. "Ich hätte gerne einen Tisch auf Ihrer wunderschönen Terrasse."
"Selbstverständlich. Bitte folgen Sie mir."
Auf der Terrasse, die einen wirklich atemberaubenden Anblick über den Rhein mit der Arkologie im Hintergrund bot, saß nur eine ältere Dame beim Frühstück. Der Kellner wägte etwas ab und wies mir eine Bank zu. "Ist Ihnen dieser Platz recht? Wir sind leider nicht eingerichtet...", er suchte nach Worten, "...für solche gewichtigen Persönlichkeiten wie Sie."
Ich nickte. "Der Platz ist wunderbar."
Der Kellner wartete an der Terrassentür und beobachtete. Ich ging über mein Fairlight in die AR und bestellte Frühstück. Ein großes Frühstück mit echtem Kaffee für mich und für meine beiden Leibwächter je einen Soykaff und ein Croissant. Es war sündhaft teuer. Zwischendurch stand die ältere Dame auf, ging hinein - vermutlich auf WC - und ließ einfach ihre Handtasche unbeobachtet liegen! Neo gab über Mikrotransceiver seine Verwunderung Preis, dass weit und breit auch kein Geist oder Magier zu sehen war. Wie überwachen die hier nur?!
Nach dem Frühstück liefen wir einen Schlenker über den Marktplatz, bewunderten das Rathaus und liefen bis zur Schwarzwaldbrücke. Die führte direkt zum Tinguely-Museum vor den Pforten GENOMs. An der Kasse sollten die beiden "Leibwächter" ihre Waffen ablegen. Ich konnte die gute Frau davon überzeugen, unbewaffnet zu sein. Zudem war sie auch noch sehr neugierig und verstrickte mich in ein Gespräch über Tinguelys Kunst. Ich beendete es mit der Frage, wann sie denn Feierabend habe und ob sie denn einen Kaffee mit mir trinken würde. Totenstille. Aber sowas von.
Wir sahen uns alle "Kunstwerke" an. Der Typ ist ernsthaft auf den Autofriedhof und hat wahllos einfach Sachen zusammengeschweißt! Die sind so reich hier, dass sie sogar für ihren Müll ein Museum bauen! Nun ja, uns fiel nichts auf. Also eine zweite Runde mit Blick in die AR. Das einzige, was auffiel war, dass zwei Skulpturen im Museum fehlten, die allerdings in der AR vorhanden waren. Die junge Dame erläuterte uns, dass das eine Kunstwerk die Skulpturen im Brunnen vor dem Stadttheater seien und das andere stehe auf dem Gelände der Helvetia-Versicherung und sei nicht öffentlich zugänglich. Drek! So lange Müll angeschaut und nichts herausbekommen! Inzwischen war Nachmittag. Erst mal Rösti essen. Nochmal Drek! Der Italiener auf der anderen Seite der Schwarzwaldbrücke hatte zu und macht erst in zwei Stunden wieder auf. Nachdem wir uns umsahen, gingen wir in ein Fitness-Studio. Training unter Realbedingungen. Also ohne Sportkleidung. Aber Panzerjacke, Anzug mit Mantel oder klappernde Waffen rissen es auch nicht mehr raus. Als Ork, Troll und Elf waren wir sowieso unter Dauerbeobachtung.
Aber jetzt erstmal Rösti. Vielleicht kommen jetzt endlich mal die Bullen. Hätte langsam etwas Befreiendes. Das fortlaufende Fehlen oder Nicht-Sehen von Überwachung beunruhigte uns alle.

32.g  (Aurora)
Wir haben uns eine Runde Rösti beim Italiener reingezogen, um dann nochmal ins Museum zu gehen. Allerdings war es dann schon zu. Drek! Hatte nur bis 18.00 Uhr offen! Also eine Nacht draußen in Aesch übernachtet. Neo ging noch eine Runde joggen. Wir anderen legten uns schon flach und schauten noch ne Runde Trideo. In meinem Falle Nachrichten. Bin gerne auf dem Laufenden. In der ganzen Schweiz gibts keine Verbrechen. Echt Hammer! Gut außer den Bankomat-Sprengern. Und rein zufällig sollen das ein Elf, ein Ork und ein Troll sein. Bilder gabs keine. Auch keine Zeugen oder so. Nur drei Schatten. Einer dünn, einer breit und einer riesig. Ich schüttelte nur innerlich den Kopf.
Am nächsten morgen erzählte ich das meinen beiden Chummern beim Frühstück aus dem Automaten. Die schauten mich nur ungläubig an. Naja, zumindest hatte Omega schon etwas von den Bankomat-Sprengern gehört. Wir zogen dann nochmal los zum Tinguely-Museum und glichen jedes einzelne "Kunstwerk" mit dem AR-Katalog ab, ob irgendwo etwas mit ver4baut war, das da nicht reingehörte. Fehlanzeige. Dann zum Brunnen vom Stadttheater. Wieder Fehlanzeige. Dann zur Helvetia-Versicherung. Das Kunstwerk sollte ja nicht zugänglich sein, also mal für den Bruch auskundschaften. Und, was soll ich sagen, an der Tür stand: Ausstellung donnerstags von 16.00 - 20.00 zu besichtigen (tut es wirklich!). Und...was für eine Fügung des Schicksals... es war Donnerstag (war es wirklich!). Wir zogen uns in der Innenstadt wieder einen Kaffee rein (und wieder sauteuer!), um dann in die Ausstellung zu gehen. Da kam eine junge hübsche Frau direkt auf mich zu, umgarnte mich und zog mich in die Ausstellung. Von einem "berühmten Basler Künstler". Musste Tinguely sein. War es aber nicht. Ich hörte mir ihr Geseiere etwas an, von wegen was der Künstler sich bei was gedacht hatte und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie mir irgendwas von dem überteuerten Geschmiere andrehen wollte. Als sie sich kurz anderen ankommenden Besuchern widmete, um sie in ihren Raum zu lotsen, gingen wir hinüber zur Dauerausstellung.
"He, das gehört aber doch gar nicht mehr zu meiner Ausstellung!" Sie flüsterte, um die anderen Besucher nicht zu stören.
Ich dagegen sprach in normalem Ton. "Gut, dann finde ich vielleicht dort echte Kunst."
Völlig konsterniert düste sie ab, um sich dem anderen Pärchen zu widmen. Wir steuerten auf den Tinguely zu. Abgleich. Tatsächlich! Ein schwarzer Feuerwehrhelm mitten in dem Ding! Ich drehte mich kurz, griff das Ding in der Drehung und stopfte es mir als Genitalschutz in die Anzughose. Ging leichter als gedacht! Jetzt nichts wie raus und weiter gehts...

32.h  (Aurora)
Beim Verlassen der Helvetia fiel uns ein Typ auf, der uns folgte. Anzug, Allerweltsgesicht. Draußen gehen wir offensiv auf ihn zu. Er will uns abkaufen, was immer wir da mitgenommen haben. Für 8k. Nach einigem hin und her erzählt er uns, dass es eine Art Aufgabe bzw. Wettbewerb gibt, einen bisher unbekannten Tinguely zu finden. Für diesen sind Hinweise verteilt und einer davon könnte in unserem Objekt sein. Wir gehen mit ihm zur Fußgängerunterführung am Ende der Straße. Wir einigen uns darauf, dass er Fotos machen darf. Dann findet er noch ein Papier im Helm. Auch davon darf er ein Foto machen und die Zahlenreihe darauf etwas manipulieren. Leicht verdiente 7k. Ich tausche Nummer mit ihm aus. Mayer und Müller. Treuhand. Wer weiß, wann man mal wieder in die Schweiz kommt...
Also auf zum Übergabepunkt. Abgeranztes altes Fabrikgebäude. Stegackerstraße 20. Abends ab 22.00 Uhr. Bei Beas Imbiss kostet die Bratwurst 15 SFr. Völlig bekloppt! Aber eh zu. Mein Magen knurrt. Wir gehen um Punkt rein. In der riesigen Halle sitzt ein Typ. Ansonsten dunkel. Wir sehen ihn in Infrarot. Der ist ganz schön misstrauisch, ob wir das haben, was er will. Wir aber auch. Können uns ja sonstein Päckchen geben. Nach einigem hin und her kommt einer durch eine Sicherheitstür und bringt das Päckchen. Sieht zumindest so aus wie unsere. Wir tauschen. Sie ziehen schnell ab. Die Sicherheitstür wird abgeschlossen. Fahrzeuge fahren vor. Ich trete die Sicherheitstür auf. Draußen noch mehr Manteltypen. Automatisches Schnellfeuer. Ich lasse mich zu Boden fallen. Neo und Omega auch. Grün. Und ich bin quasi nackig. Wenn wir rausgehen, sind wir Schnitzel. Zum Glück sind sie Deppen und stürmen nicht gleich mit Granaten vorneweg. Ich hole Messer und Walter raus. Dazu zwei IR-Rauchgranaten. Irgendwann müssen sie reinkommen und nachsehen. Ihre Salven zerfetzen die Außenmauer.
"Habt ihr Ultraschall oder astrale Sicht?"
"Ich kann astral", kam es von Neo.
"Ich nix." Omega.
"Dann bleib in der Ecke. Ich zünde gleich IR-Rauchgranaten, dann sehen die nichts, wenn sie reinkommen. Dann machen wir sie nacheinander platt."
Während wir den Plan diskutieren, mischen sich in das Feuer Explosionen. Ich zünde die Granaten. Als niemand kommt, nehme ich Omega bei der Hand, trete eine weitere Sicherheitstür auf, die in eine weitere Halle an der vom Feuer abgelegenen Seite führt. Fenster kaputtmachen, raus. Über die Straße und ab ins Auto. Als wir wegfahren, sehe ich militärische Drohnen mit Granatwerfern. Polizei kommt uns entgegen.
Bei Hermes ist Fellacci schon zu Hause. So holen wir noch was zu Essen. Hab ich schon gesagt, wie sauteuer die Schweiz ist? Burger 10 SFr. Ne Cola 8. Wir besorgen im CoOp nebenan zwei Kilo Salzstangen und n paar Liter Wasser. Auch schon 15 Öcken. Wir pennen draußen auf einem Waldparkplatz. Am Morgen suche ich im Müll nach was zu Futtern. Die anderen scheint es anzuekeln, wie ich angeschimmelte Brote und Blätter von Bäumen in mich reinstopfe. Verwöhnte Plagen! Wir fahren zu Hermes, Fellaci ist nun da.
"Und, wie war die Übergabe? Gab es Probleme?"
"Nichts Nennenswertes."
"Man hört von einer Schießerei, die gestern Abend stattfand."
Wir schweigen.
"Gut. Wir konnten es nicht dulden, dass uns jemand so angeht."
So war das also, das war gar nicht die schweizer Polizei... Also wenn die so schnarchen, dann muss ich mal mit Monster wiederkommen.
Päckchen hin, 24k zurück. Alles fair. Hermes war erfreut, mit uns zusammenzuarbeiten. Wir bekamen sogar eine Kontaktnummer.
Wir fuhren wieder über Frankreich zurück. Leihwagen. Grenzen. Alles lief glatt.


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Vielen Dank an Tirkan für sein Shadowrun-Leitungs-Debut. Echtes Schweizerdeutsch von einem Basler macht Basel lebendig!

Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 05. April 2022, 09:45:59
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.
Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Chenji/Yina/Kaede/Nina, Norm, gebürtig japanische Ki-Adeptin. Aussehen und Benehmen nach Belieben. Drückt noch die Schulbank, arbeitet aber schon fleißig und erfolgreich für die Frankfurter Yakuza.
Bembel - Troll, Streetsam und Rigger. Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Soziale Interaktion beruht nur noch auf erlernten Routinen.

Universe United - Anwerbung und Vorbereitung
33.a
Freitag, 26.05.2079. 15.30 Uhr. Das Komm klingelt. Also nicht eines der Wegwerf-Komms, sondern mein Fairlight. Also nicht das Fairlight, an das ich mein Zeug slave, sondern, das mit den Nummern drin. Und die Nummer ist unterdrückt. Dran ist eine unbekannte Frau mit langen weiß-blonden Haaren und grün-leuchtender, eckiger AR-Brille auf. Zumindest sieht man was. Muss ja nicht echt sein.
"Woher haben Sie diese Nummer?"
"Das ist völlig unwichtig." Irgendjemand hat mal wieder gequatscht. Oder ich werde gerade voll verarscht. "Ihr Ruf ist ausgezeichnet. Es gäbe eine Aufgabe im 5-stelligen Bereich. Sind Sie interessiert?"
"Im Prinzip immer."
"Dann kommen Sie um 18.45 Uhr in folgenden Matrix-Raum." Ein Link wurde geschickt.
"Bis später." Ich legte auf.
Kurze Zeit später klingelt das Komm wieder. Wieder unterdrückte Nummer. Wieder die Frau.
"Sie kennen nicht zufällig noch jemanden, der magisch begabt ist oder mit Leuten umgehen kann?"
Drag. Drek, den hats ja erwischt. 7even. Ist ausgestiegen. Wie hieß die Kleine nochmal, die mit 7even auf dem Run die ganze Zeit zusammenhing? Die kleine Japse... Chengi!
"Kann mal nachfragen."
"Unter dieser Nummer können Sie eine Nachricht hinterlassen."
Kurze Zeit später hatte ich Chengis Erlaubnis, eine Nummer an die Schmitt weiterzugeben.
Um Punkt 18hundert45 klicke ich den Link. Mein Wegwerf-Metalink führt mich in einen Raum, der wie eine Bühne aufgebaut ist, auf der vier Stühle stehen. Die Schmitt, aussehend wie auf dem Komm-Bild, steht da und weißt meinem glattgebügelten Norm-Avatar (Metalink-Standard) einen Stuhl zu. Bereits hier ist ein rotes Ahorn-Blatt, das rotierend in der Luft über einem Stuhl schwebt und ein Adeliger. Es kommt noch kurz nach mir ein Pistolero mit Sombrero.
"Gut, beginnen wir. Interessieren Sie sich für Musik?"
"Klar." Ahornblatt.
"Hm. Wenn sie nicht so laut ist." Adeliger.
"Kommt darauf an, welche." Pistolero.
Sie schaut mich an. "Wenn die Bezahlung stimmt." Standard Runner Antwort.
Dann sagt dem ein oder anderen von Ihnen vielleicht der Begriff "Universe United Festival" etwas?
"War das nicht das Festival vor fünf Jahren, auf dem der Anschlag stattfand?" Hatte nicht gesehen, wer da sprach.
"Ja, Wir sehen uns verschiedenen Angriffen ausgesetzt, sowohl von innen als von außen. Wir möchten das Festival in Eschwege wieder beleben."
Sie zeigte ein Plakat. Es waren namhafte Bands dabei wie Darwins Bastards, The Elementals, Psychedelic Phlegm oder die Orkgrunzer, aber auch No-Names wie Rammstein oder Sabaton. Und wer zur Hölle ist John Lennon?
Ich konnte es mir nicht verkneifen. "Hey, meine Lieblings-Band: u.v.m. Die sind voll grün. Mit dem einen Lied, du weißt schon. Dadadabdiduha." Ich sah voll ernst in die Runde. Mann, die haben hier echt keinen Humor.
"Von innen auch?" Der Pistolero.
"Ja, wir wissen nicht, wem wir trauen können."
"Wie kommen Sie darauf, dass sie uns trauen können?"
"Sie haben einen vertrauenswürdigen Ruf und haben bereits einige schwere Aufgaben bestanden. Außerdem stehen Orks, Zwerge, Trolle und Norms zusammen auf einer Bühne und damit haben Sie keine Probleme."
Ein Gedanke schießt mir in den Kopf. "Elfen? Wie siehts mit Elfen aus?"
"Ja, Elfen natürlich auch. Also vor fünf Jahren. Es wurde eine komplette Bühne gekocht und geröstet. Es muss ein Ritual gewesen sein, das in der Nähe ausgeführt worden sein muss. Aber wer weiß, was sich da jemand als nächstes einfallen lässt. Auf jeden Fall, Sie würden offiziell bei einer Sicherheitsfirma, die offiziell beauftragt ist, angestellt. Dafür bräuchte ich eine SIN von Ihnen. Allerdings ist unser Vertrauen in solche Sicherheitsdienste nur begrenzt."
...und da kommen wir ins Spiel...
"Deshalb haben wir für jede der vier Hauptbühnen eine extra Crew engagiert. Sie würden rotieren, also an jedem Tag einen andere Bühne betreuen."
"Wäre es nicht besser, wenn wir an einer Bühne bleiben? Wenn wir schon gesichert haben, dann lässt sich das leichter aufrecht erhalten." Wieder der Pistolero.
"Wir rotieren, um es eventuellen Ratten zu erschweren, Löcher für Anschläge zu schaffen."
Gut. Erst mal alles gesagt. Also kommen wir zur wichtigen Frage. Ich stelle sie. "Was springt bei raus?"
"15k für jeden."
Das rote Ahornblatt fängt das Verhandeln an. Das wird wohl Chengi sein. Am Ende sind es 17,5k für jeden, davon 2,5k im Voraus. Ich hatte zur Unterstützung nur einen Satz zu sagen: "Wir sind gut." Wie Schmitt schon sagte. Meine Reputation spricht für sich.
Schmitt ging und wir verabredeten uns in der Pizzeria "La bella vita" in Offenbach. Komischerweise kommen die alle aus Groß-Frankfurt. Ich fuhr also mit meinem Hobel in die Rowentastraße. Ein unbekannter Mann saß bereits am reservierten Tisch. Nach fünf Minuten entfuhr mir ein "Na, wer kommt denn da? Lange nicht gesehen!" als Neo den Raum betrat. Der unbekannte nannte sich Tatze. Wir besprachen beim Essen unsere Taktik. Also ich laberte von meinen Scannern vor mich hin ohne das Gefühl zu haben, als würde mir irgendjemand folgen. Überraschenderweise dann doch. Neo scheint Ahnung zu haben, wie man Schutz organisiert. Also die anderen kümmern sich um Magie und ich mich um die echte Welt. Geigerzähler habe ich schon, nen Geruchsscanner ist aber schnell besorgt. Kameras, Drohnen hab ich genug. Dumm ist nur, dass ich nur legales Material einsetzen darf. Aber die Mun wird schon nicht überprüft. Bei Geistern brauche ich unbedingt APDS!
Nun gut. Wir werden uns dann bei der Kontaktnummer bei unserem Verbindungsmann vor Ort melden und brav durchs Tor 3 gehen, wo wohl alle Angestellten durch müssen.

33.b
Der Geruchsscanner war am nächsten Morgen schnell bestellt und auch sofort lieferbar, aber für die ganze Sache brauche ich eine legale Langwaffe. Da gab es nur Gewehre. Das letzte Mal hatte ich eins in der Hand in der Grundausbildung bei der Bundeswehr. Da war ich noch ein Norm. Mann, ist das lange her! Ein anderes Leben. Ich sah durch die Kataloge und entschied mich für eine Remington 950. War zwar langsam im Nachladen, aber hatte einen ordentlichen Wumms und durchdrang Panzerungen etwas besser als die Konkurrenz. Das mickrige Magazin habe ich verdoppeln lassen. Noch ein paar Modifikationen, fertig. Nur panzerbrechende Mun... da muss ich wohl in Mannheim anrufen. Prima. James Ryan kann mich eh nicht ab. Aber was solls. Die Waffe wird eh erst übermorgen geliefert.
Da klingelt mein Komm. Chengi.
"He, ich wollte mal nachfragen, wie du jetzt heißt."
"Thomas Müller, Sicherheitsberater."
"Ja, prima, bin Nina, blond, 29 Jahre. Du brauchst nicht zufällig noch eine Angestellte?"
"Äh, öh, mit dem ganzen Angestelltenkrams kenne ich mich nicht aus..."
"Naja, wir können ja mal zusammengearbeitet haben oder so. Ok, dann bis später."
Ich schüttelte den Kopf. Irgendwelche Anrufe aus dem Nichts mit Themen, die zwar sinnvoll sind, die man aber auch effizienter bereden könnte. Chengi halt. Ich werde aus der nicht schlau.
Und schon wieder klingelt das Komm.
"Hey Bembel, Neo hier. Tatze meinte, wir könnten uns schon mal vor Ort umschauen. Wir treffen uns in ner Stunde am Bahnhof in Frankfurt. Sollen wir dir eine Karte mitreservieren?"
"Warum nehmen wir nicht einfach ein Auto? Ich hätte noch Platz."
Ab in den Bulldog. Nachdem erst einmal nichts zu erwarten war, blieb Kiddy zu Hause. Über die Grenze nach Hessen-Nassau wollte ich nur mit legalen Sachen rüber. Natürlich abgesehen von meiner gefälschten SIN. Am Bahnhof sprangen Neo und Tatze rein. Beide hinten. Wir schalteten gewohnheitsmäßig gleich unsere Microtransceiver an. Ab auf die Autobahn.
Wir waren gerade auf der A5 Richtung Kassel, als Neo sich meldete.
"Sag mal Bembel. Du bist doch schon länger dabei und hast uns das letzte Mal ganz gut angeführt. Da dachte ich, dass wir das für dieses Mal offiziell machen..."
"Also ich dachte eher, dass du Ahnung von Schutz hast und du einen Plan entwirfst."
"Naja, ja, aber eher Personenschutz und so. Du scheinst da mehr Erfahrung zu haben."
"Nicht wirklich. Ich bringe meistens Leute um. Aber wie wäre das: Wir hecken beide jeweils einen Plan aus, stecken dann nochmal die Köpfe zusammen und dann wird schon was halbwegs sinnvolles rauskommen. Was Medien und so angeht können wir Chengi nochmal fragen. Die hat da Ahnung von." Und dieser Tatze, was macht der eigentlich? "A propos, wo ist denn eigentlich dein Hund, Tatze? Hast du einen Barghest oder Höllenhund oder sowas?"
"Äh, nein, eher ein Schäferhund." Er scheint es auch weiter nicht ausführen zu wollen.
"Ja, und was kann der nun? Willst du den nicht vor Ort mal schnuppern lassen?"
Neo sprang ein. "Nein, nein, Bembel, das ist ein magischer Hund, weißt du?"
Magischer Hund? Was soll das ... Ah!!! "Achso, du bist ein Hundeschamane. Sags doch gleich!" Erfahrung macht sich einfach bezahlt. Nur warum druckst der deswegen so rum? Vermutlich einfach nur schüchtern, der Bubi. Wir haben alle mal angefangen. Ich richtete mich im Sitz unbewusst auf, während ich den Bulldog über die AR steuerte. Meine Einheit braucht mich.
"Ich hoffe, das wird hier nicht so, wie unsere letzte Fahrt auf der Autobahn." Neo sagte das mit einigem Flachs in der Stimme.
"Joa, ich hatte mir echt in den Arsch gebissen, dass ich nicht der hintere Wagen war. Hätte ein paar Überraschungen auf Lager gehabt." Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu: "Natürlich streng legal." Ich dachte an meinen Sperrband-Werfer am Heck des Bulldogs.
"Weißt du, ich hatte da nicht lange nachgedacht, ob das gut ist mit dem Sprung oder nicht. Ich habe es nicht für mich gemacht, sondern für die anderen."
Ein Teamplayer. Respekt. Das sind die Leute, die ich brauche. "Manchmal muss man seine Entscheidung schnell treffen. Und dann halt mit den Konsequenzen leben."
Stille. Wir fuhren sowieso gerade in das Tempolimit vor der Grenze und ich ordnete mich in eine der Spuren ein.
"Ich hoffe, es hat keiner was Illegales dabei. Zoll? Muss ich irgendwas verzollen? Ich schaute nochmal sicherheitshalber kurz in der Matrix. Nein.
In Eschwege, nahe der Grenze zu Thüringen, suchten wir erst einmal einen Parkplatz in der Nähe des Festival-Geländes, das an einem großen See lag, denn Zeltplätze, Gelände, sogar der Tagesparkplatz waren abgeriegelt. Bauzäune. Prima. Wir parkten am Parkplatz Werratalsee und liefen rundherum. Am Gelände angekommen schauten wir erst einmal durch die Absperrung. Ich rief dann unsere Kontaktnummer an.
"Ja, Schnäutzer."
"Ja, wir stehen hier am Festival-Gelände und wollten uns umschauen."
"Haben Sie eine Erlaubnis? STehen Sie auf der Liste? Wie heißen Sie?"
Wir gaben unsere Namen durch.
"Sie stehen nicht auf der Liste. Bitte bleiben Sie außerhalb der Absperrung. Schönen Tag noch."
Prima. Aber die Schmitt hatte gesagt, dass es ein paar Tage dauert. Ein Bulldog kam angefahren und hielt etwa 50 Meter jenseits des Zaunes. Ich zoomte ihn mir über meine Brille ran. Der offizielle Sicherheitsdienst. Zumindest nach Fahrzeugaufschrift. Insassen waren nur schemenhaft durch die Scheibe zu sehen.
Wir gingen weiter. Mitten im abgesperrten Gebiet, zwischen den Zeltplätzen, eine Art Kleingartensiedlung. Wellblechdächer, Rauch. Anscheinend eine Squatter-Siedlung. Dann kamen wir in die Stadt. Im Schlosspark war eher Familienprogramm. Zwei Bühnen standen an der Mangelgasse, eine direkt am südlichen Seeufer ("Seebühne") und eine etwas Abseits südlich des Sees, östlich der Stadt im Wald ("Waldbühne"). Eingänge wurden von professionellen Sicherheitsleuten bewacht, leicht vercybert, wie Neo zu berichten wusste. In der Einfahrt für LKWs waren Scanner verbaut, in der Einfahrt für PKWs keine. Oder ich sehe sie nicht. Im Astralraum trieben sich wohl zwei Geister als Wache herum. Für ein Festival-Gelände keine schlechte Sicherung. Aber wenn es jemand darauf anlegt, kein größeres Problem. Außerdem ist die halbe Stadt in Schussreichweite zu zwei der Bühnen. Da reicht schon einer mit nem Raketenwerfer auf der Schulter. Und von Scharfschützen fange ich gar nicht erst an. Ein Alptraum! Wie sollen wir das nur bewachen können?!
"Was ist eigentlich mit Chengi? Habt ihr mit ihr irgendetwas ausgemacht?"
"Sie wollte später nachkommen."
"Naja, braucht sie jetzt auch nicht mehr, oder?"
Ich rief sie an. War gerade am losfahren. Sie fragte mich, wer diese Chengi sei. Ich schwenkte sofort auf Nina um. Ihre Identitäten nimmt sie extrem ernst.

33.c
Am Abend rufe ich James Ryan an. Bei dem UCAS-Soldaten, der von einer Mannheimer Basis aus Militärausrüstung verscheuert, hatte ich mich beim ersten Mal übel verplappert. Seitdem kann der mich nicht ab. Die Yamaha Raiden, die ich damals bei ihm bestellte, kam. Allerdings in rosa. Naja, als ich einige Zeit später bei ihm mit der Yamaha auftauchte und sie immer noch rosa war, lächelte er leicht. Außerdem hatte ich immer darauf geachtet, dass alles wie am Schnürchen ablief mit ihm. So sollte es auch heute wieder sein.
"Hello?"
"Bembel hier. Können wir uns unterhalten oder soll ich persönlich vorbei kommen?"
"Das geht hier am Komm."
"Ich bräuchte panzerbrechende Munition."
"Welche Kaliber?"
"Gewehr, Sturmgewehr und Maschinengewehr."
"Welches Maschinengewehr?
"Leicht und schwer."
"Maschinengewehr sehe ich erstmal nicht, aber den Rest kann ich versuchen." Ich atmete tief durch. Ok, Maschinengewehrmun ist für andere reserviert, ok. Tief durchatmen. "Der Rest... ist leider nicht auf Lager, aber ich kann mich umhören."
"Wichtig erst mal 100 Schuss für ein Gewehr. Dann noch 500 für die Raiden."
"Gut, ruf übermorgen nochmal an. Könnte sich was bis dorthin ergeben."
Zwei Tage später, am Montag, hatte sich tatsächlich etwas ergeben. 100 fürs Gewehr. Ich gab eine Postfachadresse durch, die ich mir gemietet hatte. Die Drohne würde direkt dorthin liefern.
Kurz darauf die Schmitt am Komm.
"Hallo. Ich wollte Bescheid geben, dass sie nun offiziell eingetragen sind als Angestellte der Sicherheitsfirma "Handschuh & Co". Ab Dienstag, dem 06.06.2079 können sie sich an Tor drei bei Herrn Schnäuzer melden. Am Dienstag haben sie noch frei, ab Mittwoch werden sie von Herrn Schnäuzer eingeteilt. Haben sie noch Fragen?"
Ich dachte noch etwas nach, beseitigte noch ein paar Unklarheiten und verschickte eine Textnachricht an alle. Noch eine Woche bis zum Job.
Kurze Zeit später. Chenji am Komm.
"Hoi Chenji."
"Wer ist Chenji?"
Sie meint das ernst. Sie weiß das wirklich nicht. Sie hatte damals doch erklärt, dass sie ihr Gedächnis manipulieren kann und Dinge vorübergehend löschen. Oder auch für immer. "Sag nicht, du hast dein Gedächnis gelöscht...?"
"Wir sollten uns lieber unter vier Augen unterhalten. Morgen um 18.00 Uhr? Ich komme zu dir nach Hause."
Für wie dumm hälst du mich? "Jaaa, klaaar."
"Und wenn dein Zuhause eine Kneipe ist, zahlst du."
Sie legte auf.

33.d
Etwas hatte ich doch vergessen bei der Schmitt. Ich biss mir in den Arsch. Textnachricht: "Wie sind wir untergebracht?" Antwort: "Container". Gab ich den anderen durch. Neo fragte nochmal zurück: "Was für Container?" Was soll ich dazu sagen?! Ich schrieb nochmal zurück: "Container."
"Unsere Verabredung heute Abend steht noch?" Chenji wieder am Komm. "Was für Container sollen das sein?"
"Schlafcontainer nehme ich mal an. Wenn du ne Wellness-Oase brauchst, musst du das nochmal bei der Schmitt bestellen."
"Nene, hab mich anderweitig schon gekümmert." Klar, vermutlich ein 5-Sterne-Schuppen. "Was war das nochmal, was du nicht bekommen hast?"
Sie hatte das wirklich ernst gemeint. Die kleine Nebenbemerkung, dass sie Dinge besorgen kann, hatte ich schon wieder vergessen, weil ich es als Spruch abgetan hatte. Also wenn wir schon dabei sind, dann gehen wir doch mal voll rein. "C8 oder besser, Zünder, panzerbrechende Mun."
"Also Knete, Förmchen und Bausteine. Alles klar. Bleibt dabei, du zahlst."
"Ich zahl das Essen und du die Getränke.
"Ok."
Ich rief direkt im Äppelwoi Wagner an und bestellte bei Becky das Hinterzimmer abhörsicher für zwei Stunden. Bei Chenji weiß man nie. Punkt 17.30 Uhr, halbe Stunde vor der Zeit, saß ich am Tresen und wartete. Die Suzuki stand im Hinterhof. Sie kam um sechs. Wir gingen nach hinten. Es stellte sich schnell heraus, dass sie erst einmal nur industriellen Sprengstoff liefern konnte, aber die Zünder waren kein Problem. Der Rest ließ auf sich warten. Ich war immer noch nicht sicher, warum sie sich so ereiferte, mir was zu besorgen.
"Darf ich Dich etwas genauer ansehen?"
Irgendwie war mir sofort klar, was sie meinte. "Ich werde mich wohl kaum wehren können, oder?"
"Nun ja, man kann aber doch höflich bleiben. Oder nicht?!"
Sie sah mich von oben bis unten durchdringend an. Askenen nannten die Magier das. Wenn ich mich besonders dumm stellen wollte, nannte ich das gerne Arschkenen. Troll und dumm passte für die meisten Norms so gut zusammen, dass sie es ohne zu überlegen als gegeben hinnahmen.
"Du bist klar im Vorteil. Du erkennst mich überall, aber du könntest jeder sein."
Sie lächelte. Wir unterhielten uns noch etwas über Politik, Kunst und Musik. In erster Lienie ließ ich sie reden und kümmerte mich um das typische Frankfurter Essen. Handkäs mit Musik, Kartoffeln und gröö Soß. Dazu nen Bembel Äppelwoi. Ich erzählte ihr, dass ich hier wohnen würde. So eine Sozialhackerin wie sie würde das sofort durchschauen, aber ich muss meine Skills auch ab und an üben. Natürlich hatte sie es durchschaut, aber ich konnte es an nichts festmachen. Profi. Fragt sich nur, wie vertrauenswürdig sie ist.
Bei Becky an der Theke zahlte ich die Zeche, nachdem Chenji bei ihr war und die Getränke gezahlt hatte.
"Hey, Bembel, echt heiße Braut!"
Überweisung. "Geschäftlich." Unwillkürlich lächelte ich bei der gewohnten Verabschiedung einfach weil ich immer lächelte, wenn ich mich von Betty verabschiedete. Nur diesmal fiel es mir auf. Gewohnheiten. Zu viele Gewohnheiten. Die Ablaufberechnungen in mir wollten das eleminieren, doch ein gewisses Maß an sozialen Anknüpfungspunkten war leider notwendig. Sie starben nur immer zu schnell. Oder wurden hopsgenommen. Eine Gefahrenquelle, aber ein notwendiges Übel. Der menschliche Teil in mir wollte sich wieder die Welt schön reden. Eine Sozialadeptin, ein Ki-Adept, der Teamplayer ist und ein Hundeschamane. Gute Truppe. Die Maschine in mir berechnete die Wahrscheinlichkeit von Verrat gemittelt mit etwa 25%. Ich atmete tief durch. Irgendwas ist immer.

33.e (Neo)
Einige Tage später James Ryan wieder am Komm. Die 500 Schuss APDS für die Raiden sind da. Übliches Verfahren. Drohne. Postlagernd. Credstick für den Rücktransport. Alles grün. Hatte vergessen, noch erweiterte Magazine auf die Liste zu setzen, aber ich werde den Teufel tun, ihn mit Kleinkram zu belästigen. Muss warten bis zur nächsten Lieferung.
Noch am gleichen Tag Chenji.
"Hoi, deine Bestellung ist da. Komme doch einfach zu mir nach Hause."
Warum wird die immer gleich so persönlich? Das ist unprofessionell.
"Wo?"
Es kam ein Geo-Ping als Antwort. "So in einer Stunde? Wie viele Steaks soll ich für Dich auflegen?"
Steaks. Halte nem Troll nen Lappen Fleisch unter die Nase und er tanzt nach deiner Pfeife oder wie? "Keins. Ich muss dann weiter."
Ich fuhr vor in Frankfurt-Hausen, Peter-Zenger-Straße 13. Typisches Mietshaus. Ich klingelte und ging hoch zur Wohnung. Roch nach Steaks.
"So wohnst du also."
"Äh, ja, eine meiner Buisness-Wohnungen."
Aha. "Naja, besser als n Wohncontainer wie aufm Festival."
"Da habe ich mir schon einen Wohnwagen bestellt."
"Weiß die Schmitt, dass du dir nochwas nebenher verdienen willst?"
Sie sah mich entgeistert an. Oder war das Belustigung?
"Nicht vielleicht doch noch n Steak?"
Roch schon gut, muss ich schon sagen, aber ich konnte mich beherrschen. "Lass gut sein. Erst das Geschäft." Irgendjemand wurde noch erwartet. Es war für drei gedeckt. Ich packte die 5 Kilo C8 ein, die 10 Zünder, die 5 Kilo industriellen Sprengstoff und die 500 Schuss panzerbrechende Mun für die Raiden. Wenns mal läuft, dann läufts. Meine Bevorratung reicht für einen ausgiebigen Krieg.
Als ich auf dem Rückweg bin, kommt ein Foto von den gebratenen Steaks rein mit einem ?. Zuhause angekommen, bestelle ich mir welche und zeige ihr innerlich den Stinkefinger.

[close]

Eine Hommage an das "Open Flair Festival" in Eschwege. Die offiziellen Karten dienen uns als Spielmaterial.

Der letzte Spielabend war verkürzt, da Neo fehlte und wir zusammen mit ihm den Beginn des Festivals erleben wollten. Leider wird Neo noch längere Zeit vom Rollenspiel pausieren.
In der Gruppe gibt es gerade eine Umstrukturierung. Ein neuer Spieler wird uns ergänzen. Der nächste Spielabend ist am Do, 19.05. - Wir werden ein Abenteuer zwischenschieben, in der Hoffnung, dass Neo dann wieder einsteigen kann.
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 24. Mai 2022, 19:48:51
Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Bembel - Troll, Streetsam und Rigger. Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Soziale Interaktion beruht nur noch auf erlernten Routinen.
und neu
Jay Smiley, Norm, Technomancer, was an Haaren auf dem Kopf nicht wegrasiert ist, ist blau gefärbt.


Intermezzo: Holy Rolers - drei Vampire für Pater Johnson
34.a
Komm. Fritten-Toni. Textnachricht. "Anfrage an sofort verfügbare kampferprobte Runner. Bezahlung liegt im 5stelligen Bereich. Auftraggeber ist eine lokal ansässige Einzelperson mit einer Nicht-Regierungs- und Nicht-Konzern-Organisation im Rücken." Ich sage zu. Bin zwar unter Kontrakt, aber so etwas Eiliges dauert auch selten lange. Und absagen kann man immer noch. Kurz darauf ist Toni live am Komm.
"Ja."
"Hallo, Treffen wäre in drei Stunden um 19.00 Uhr. Koordinaten würde ich dir senden."
"Bei dir gibt´s wohl ausschließlich Quickies, nä?!"
"Sieht so aus. Einen weiteren habe ich schon. Bring noch ein, zwei Leute mit."
Auf dem Komm ein Geo-Ping. Irgendwo in Mainz.
"Alles klar."
Ich gehe die übliche Liste durch mit dem üblichen Ergebnis. Gibt nur neues Gemüse. Die alten Chummer sind alle raus. Chengij hat zu tun. Neo geht nicht ran. Omega ist dabei. Tatze ruft nach 10 Minuten zurück und muss direkt abgeholt werden. Ich bereite mich auf direkten Einsatz vor. Kiddy kommt ins Geheimfach des Bulldogs mit einigem anderen verbotenen Dingen. Verschiedene Rüstungen sind in Kisten verpackt, Werkzeugkisten für verschiedene Dinge, legale und lizensierte Ausrüstung. Terpentin, Desinfektionsmittel, Plastikfolie. Man weiß nie. Seit ich das in Kisten organisiert habe, ist der Rucksack auch etwas übersichtlicher geworden.
Der Zielort in Mainz liegt in einem industriellen B-Gebiet. Eine Bowling-Bahn. Ich entscheide mich für den Buisness-Suite von der Stange. Hole Tatze ab, fahre auf die A3 Richtung Mainz. Ist noch meine Daily-Life-SIN am ausstrahlen, aber das ändern wir noch. Als ich in Mainz abfahre, eine Überraschung: ALI verlangt auch außerhalb der Autobahn Anmeldung. Kurz übers Komm geschaut. Ist hier im Taunus Nähe Mainz und Wiesbaden überall so. MaWie ist kacke! Ginsheim-Gustavsburg ist die einzige Ausnahme. Ein Z-Gebiet. Ist auch gerade Warnung vom Sternschutz. Der SS warnt vor Betreten eines Areals im Osten der Zone. Vermutlich haben die da einen harten Einsatz. Nach langem hin und her, fahre ich im Westen in das Gebiet. Das Rhuthenium zeigt außen eine verrostete Karre. Ich gehe schon auf der B43 nach hinten und hole Kiddy raus.
"Haben wir ein Problem?" Tatze schaut mich an. Er ist immer irgendwie ruhig und döst in seiner Ecke vor sich hin. Hund halt. Irgendwie sympathisch. Wie der Söldnerspruch "Steh, wenn du nicht laufen musst. Sitze, wenn du nicht stehen musst. Liege, wenn du nicht sitzen musst. Schlafe und fresse, sobald du kannst. Du weißt nicht, wann du wieder dazu kommst."
"Ne, kein Problem. Zumindest noch nicht. Schau dich mal n bissl um, damit uns kein Straßenschamane ausspäht."
Er nickte nur und döste weiter. Nach einer halben Stunde, in der ich feststellte, dass die S-Bahn-Station hier quasi eine Sackgasse ist zwischen Bahnschienen, einem ehemaligen Park, der inzwischen ein Sumpf ist und dem Einsatzgebiets der SS. Also wechselte ich auf meine Arbeits-SIN und fuhr wieder auf die B43 und wieder über die Brücke zurück nach Mainz. Hatte ich anders geplant, aber geht nicht besser. Eigentlich wollte ich zwei Stunden zu früh sein. Jetzt waren es nur knapp eine, nur weil ich die verfraggte SIN noch nicht umgestellt hatte...
Die Bowling-Halle in Mainz-Käsbach an der Hauptstraße lag zwar in einem Industriegebiet , aber die Leute liefen alle ziemlich geschniegelt herum. Viele auch in einem Buisness-Suite. Wir gehen rein. Am Eingang direkt ein Tresen. Wollte schon was zu Trinken bestellen, aber da gab es nur Schuhe. Naja, mal welche für uns zwei geborgt und noch paar Bierchen. Die holen wir an der anderen Theke ab und gehen zur Bahn 8. Omega kommt nach ner halben Stunde dazu. N Troll im Anzug, n Ork mit mehr Metall und Tatoos am Körper als sonstwas und n verpeilter Typ in Shirt und Jogginghose. Voll unauffällig hier. Naja, nicht wirklich. Um 19.00 Uhr melden wir uns an der Schuh-Theke und melden uns für die Gruppe Johann an. Wir werden zur Getränke-Theke geschickt und von dort bringt uns eine Bedienung in ein Hinterzimmer. Dort sitzt schon ein Typ mit einem ins Gesicht gemeiselte Grinsen. Kopf seitlich rasiert, kurze Haare blau gefärbt.
"Sie sind also Herr Schmitt."
Der Typ lachte nur und schüttelte mit dem Kopf. Verfraggt! Toni hatte doch gesagt, er hätte schon jemanden. Wie konnte ich das nur vergessen?! Dazu die Sache mit der SIN. Heute ist echt der Wurm drin.
"Ich bin Smiley. Ihr könnt mich auch Jay nennen. Matrixjockey."
Ich wollte mich gerade vorstellen, als der Schmitt hereinkam. Ein Priester!
"Hoi, Mann, wie gehts?" Smiley grinste den Priester an, der, so jung wie er war, ziemlich verdattert und verloren schien. Die ganze Situation war ihm sichtlich unangenehm.
"Zeig etwas Respekt oder ich prügel ihn dir ein! Das ist ein Mann Gottes!", fuhr ich Jay an und weiter zum Priester: "Welche Sünden können wir auf uns nehmen, damit ihre rein bleibt, Pater? Oder wie dürfen wir sie nennen?" Ich habe sowieso keine Seele und wenn, dann wäre sie schon längst verdammt in alle Ewigkeit.
"Äh, nennen Sie mich Pater Johann..." Leise, unsichere Stimme.
"Pater, was können wir für Sie tun?"
"Nun ja, eines meiner Schäfchen hat Probleme. Ich, äh... habe es erfahren in der Beichte... ich weiß nicht, ob Sie wissen... also die Beichte ist durch das Beichtgeheimnis geschützt und ich kann Ihnen nicht alles erzählen. Aber.. äh... also er hat bei seinem ...Handwerk einen Fehler gemacht und... äh ... mindestens drei Leuten geschadet, weil er etwas übersehen hat. Das wäre sehr schön, wenn... äh... Sie das so schnell wie möglich ... berichtigen könnten. Aber mehr kann ich wirklich nicht sagen. Es sei denn, Sie... äh... sagen zu."
"Es hieß, die Bezahlung ist fünfstellig."
"Ja ja, natürlich. Mein ... Schäfchen hat mir eine gewisse ...Summe treuhänderisch übergeben, damit... äh... das Problem gelöst werden kann. 10k für jedes nachgewiesenermaßen gelöste Problem und ich erlaube mir, noch einmal 10k aus meinem privaten Vermögen zu geben, wenn Sie es ohne Kollateralschaden schaffen."
"Also für jeden 40k?" Omega.
Der Pater nickte. Wir auch.
"Gut. Also... mein Schäfchen hat aus Versehen an drei Leuten Cyberware verbaut, die infiziert ist mit... ", er schluckte schwer, "MMVV, Stamm eins." Er schaute erwartungsvoll in die Runde.
"Was genau bedeutet das?"
"Nun, das ist der Stamm, der einen Norm zu einem Vampir macht. Bei anderen Metas verhält sich das etwas anders. Sie befinden sich alle im Anfangsstadium der Umwandlung."
"Wie genau kann man einen Vampir töten?" Ich sah den Pater interessiert an.
"Knoblauch, Pflöcke, Kreuze, Weihwasser. Hast du nie Horrorfilme gesehen?" Smiley grinste mich doof an.
"Ich frage lieber jemanden, der Ahnung hat als mich auf ein paar Filme zu verlassen. Wenn ich meine Mun mit Silbernitrat verschieße und dann endlich mal treffe und das wirkt dann nicht, das wäre...", ich sah den Pater an, "nicht gut."
Der Pater nickte und holte eine Kiste aus echtem Holz herein. Messingbeschläge. Gut gepflegt, aber sichtbar alt. Er öffnete sie. "Holzpflock, Weihwasser, ein geweihtes Kreuz, Patronen mit Silber." Alles in maßgeschneiderten Taschen im samtenen Innenraum eingelegt.
"Siehste, sag ich doch." Ich musste mich beherrschen. Hat das blinde Huhn auch mal ein Korn gefunden. Was immer Smiley in der Matrix kann, er sollte wirklich gut sein. Zumindest bestätigte mir der Pater mein bisheriges Wissen aus dem Munde anderer Wissender.
Ich legte mein Kampfmesser mit Silberlegierung auf die Kiste. "Könnten Sie mir das bitte segnen?" Als er damit fertig war, legte ich mein Kampfmesser aus echtem Holz hin und sah ihn bittend an. Bembel vs Vampir: Gewinn: 1, Unentschieden: 1, Verloren: 1
"Du scheinst Erfahrung mit Vampiren zu haben." Smiley sah mich an. Ich nickte nur. Dann hob ich doch an: "Einen haben wir in die Luft gejagt." Berlin, Mückelsee. "Einer hat mich aus Mitleid am Leben gelassen." London. Abwasserkanäle. Drek, war das Biest schnell. Und hatte glücklicherweise gerade etwas anderes vor. "Und ein Unentschieden. Nein, sogar zwei." Der Fahrerjob für die Yaks zum Friedhof im Süden von Oberrath und die Verhandlung mit dem Vampir im Pariser Untergrund. A propos. Der hatte eine ganze Armee... "Sind Sie sicher, dass die drei nicht schon andere kontrollieren?"
Der Pater dachte kurz nach. "Nein, sie verwandeln sich vermutlich noch. Aber man muss sich schnell darum kümmern. In drei Tagen muss ich das nach Rom melden."
"Deutsch-Katholisch oder Römisch-Katholisch?" Smiley hatte echt keine Ahnung. Ein Deutsch-Kathole würde nie einen Meta anheuern, schon gar keinen vercyberten. Und erst recht keinen Nicht-Theurgen. Obwohl... vor Franziskus war das auch der Standpunkt in Rom...
"Römisch-Katholisch natürlich. Die .. Deutsch-Katholen sollten so ehrlich sein und sich Protestanten nennen. Und hier ist ein Chip mit allen notwendigen Informationen. Nur äh, der Zwerg wurde öfter in einer Kneipe namens Rabit Rabbit gesehen. Wenn Sie also keine Fragen mehr..."
"Was bedeutet bei Vampiren nachgewiesen? Was benötigen Sie, um uns zu glauben, dass sie tot sind?" Omega. Der Kerl denkt mit. Schon die zweite gute Frage.
"Ein Foto der...", der Pater schluckte wieder schwer, "der enthaupteten Leiche zum Beispiel. Oder ein Video. Wenn dann alles geklärt wäre..."
Wir nickten, er ging.
Jay Smiley schaute sich den Chip an und warf uns die Infos gleich auf ein e-Paper. Anscheinend waren das die Krankenakten aus der Straßenklinik.
Typ 1 nannte sich Mike Bravo und war n Zwerg. Anscheinend ein Streetsam. Hatte schon Muskelstraffung, Hochleistungsgelenke, verst. Reflexe und eine Thrombozytenfabrik drin, bevor nun die verseuchte Hyperschilddrüse eingepflanzt wurde.
Typ 2 ein weiblicher Norm namens Mockingbird. Hatte ausschließlich das infizierte Kunstherz implantiert.
Typ 3 nannte sich Spyder. Kein Foto vorhanden. SK Cyberlogican Suite, Riggerkontrolle, Cyberschädel. Verseucht waren die beiden Spinndrüsen.
Smiley schaute in der Matrix, was diese Cyberlogican Suite sein sollte. Ich rief Doc wegen der Spinndrüsen an. Kurzes Klingeln. Weggedrückt.
In der Zwischenzeit kamen meine drei Pizzen. Ich wettete mit den anderen, ob Smiley aus der Matrix zurück wäre bis ich nach meinen drei seine noch killen würde. Doc rief zurück.
"Hi, äh, is irgendwas. Hab keine Zeit."
"Hi Doc, gehts dir gut?"
"Ja, bin außerhalb der Gefahrenzone..."
"Beatrice und der Kleine..."
"Auch außer Gefahr. Bist du in Rhein-Ruhr...?"
"Äh, nö."
"Gut, gut, was willst du?"
"Was sind Spinndrüsen?"
"Kannst du Spinnenfäden mit abschießen."
"Aha."
"Wars das schon? Willst du noch was?"
"Äh, nö. Also vielleicht mal..."
"Gut, dann... du bist echt nicht in Rhein-Ruhr?"
"Ne, echt nicht."
"Gut."
Aufgelegt. So hatte ich Doc noch nie erlebt. Muss echt die Hölle los sein. Vermutlich was mit KFS. Plötzlich war sogar Smileys Pizza gegessen. Und es stellte sich keine Freude wegen der Wette ein.

34.b
Jay Smiley war wieder ansprechbar und plapperte auch gleich los mit ziemlich vielen Infos über Mike Bravo. Ein ehemaliger MET2000, der mit vielen Amis zusammenarbeitet. Hat Verbindungen mit der UCAS-Armee. Bilder gibt es keine zu finden. Gut, dass eines in der Krankenakte ist.
Was die Ansteckung von Vampiren angeht, spuckt die Matrix über Jay aus, dass das MMVVI von Blut zu Blut übertragen wird, meistens beim Nähren des Vampirs. Wobei es noch das Gerücht gibt, dass Vampire das Steuern könnten. Zumindest wurde wohl im Speichel eine nur eine sehr geringe Viruslast gefunden. Zum Glück stellten sich die ganzen Geschichten um Spiegel und Kameras als Mythos heraus, so dass Omega das Töten über seine gelben Cyberaugen aufnehmen kann.
Wir beschließen kurzerhand, ins Rabit Rabbit zu gehen. Soll n Stripschuppen sein. Kurz vor Mitternacht fahren wir an. D-Gegend. Nur nicht nachts. Paar Querschläger treffen meine Kiste. Omega kam ohne sowas durch. Wir parken unsere Autos gegenüber der Zufahrtsstraße (Sackgasse) zum Club. Am Club angekommen, begrüßt uns eine trollische Türsteherin. Schießeisen muss man abgeben. Sie kassiert sie ein und schießt Fotos, um die Knarren in Briefkästen zu legen und in der AR das Foto dran zu pinnen. Ich geh lieber zum Wagen zurück und lasse meine beiden Pistolen da. Wieder zurück. Tatze hat auf mich draußen gewartet. Ich also mit ihm rein. In der Mitte großer Laufsteg mit Stange. Rechts Billard und WC, links Bar und dunkle Ecke. Ich erstmal zur Bar, wo zwei hübsche Elfen auf Kundschaft lauern. Da hier nichts los ist, stürzen die sich gleich auf uns. Also der eine. Der andere scheint Kellner zu sein.
"Was darfs denn sein, Großer?"
Großer. Bist echt der erste, der das sagt. "N Bier."
"Hell? Dunkel? Lager? Weizen? Pils? Schwarz?"
"N Bier. Und mach nen Pitcher."
Als er sich nach langem hin und her endlich für Lager entschieden hatte, ging ich in die Ecke zu den anderen. Jay hatte einen rosa Glitzercocktail. Den ließ er stehen und ging auf WC. Paar Minuten später kam er zurück und meinte, er hätte den Host geknackt und muss sich die Daten mal ansehen. In der Zwischenzeit hatte ich mich umgesehen. Klitzerdrinks. Elfischer Kellner mit wackelndem Hintern.
"Sag mal, kann das sein, dass das hier ne Gay-Bar is?"
"Ach ne, Alter, als ob das seit diesem hier", Jay zeigte auf seinen rosa Glitzerdrink, "wohl klar wäre."
Scheiß Besserwisser. Und weit und breit kein Zwerg, der auf unsere Beschreibung passt. Jetzt zieht zwar n Zwerg auf dem Steg ne Show ab, aber der ist es auch nicht. Nachdem Jays Glas leer ist, zieh ich den Pitcher alle und geh mit beiden Richtung Bar.
"Noch so nen süßen Drink für meinen Süßen und nen Pitcher für mich", knurre ich den Elfen an, der immer wieder lüstern Jay nachgeschaut hatte.
"Äh, ja. Was war das nochmal? Ah, ja, Lager."
Ich gehe zurück und lasse meinen Arsch wackeln. Setze den Drink vor Jay ab und hebe meinen Hintern auffällig an. Dann setze ich mich und schaue böse Richtung Bar.
"Was soll das denn?" Jay schien irritiert.
"Ich passe mich nur an."
Mike Bravo ist im Militäralphabet auch für M.B. gebräuchlich. Und tatsächlich hat ein Zwerg namens "Berg Mart" mit dem Stripper auf den Bühne eine Beziehung. Kommt unregelmäßig. Mal paar Tage nacheinander, mal ne Woche nicht. Runnerleben. War wohl heute morgen da. BZW jetzt schon gestern. War schon halb eins. Wir berieten uns, wie wir dem Stripper einen Chip anhängen konnten, als mir die Idee kam.
"Tatze, du bist doch Hundeschamane, oder?" Er sah mich nur an. "Also ich kannte da son paar Magier, die haben Leute mit Geistern beschatten lassen."
"Äh, ja, kanns versuchen. Habe sowas noch nie gemacht."
Schien aber zu funktionieren.
Beim Bezahlen an der Bar reihte ich mich hinter Jay ein. Schaute den Barkeeper böse an und ließ den leeren Pitcher etwas lauter auf die Theke knallen.
"Jaja, ich habs ja kapiert."
Wir liefen zurück zu den Wägen und diskutierten über Mikrotransceiver, ob wir den Typen kidnappen wollen (nachdem aus den Papieren hervorging, dass er tatsächlich hier vorne an der Ecke wohnte) oder bis morgen früh warten und diesen M.B. hier auflauern. Wir entschieden uns für zweiteres. Jay Smiley suchte uns ein Sarghotel in der Nähe raus. Dort kamen wir um 3 an. Tatze schlief lieber in Omegas Van. Magier sind schon manchmal merkwürdig...

34.c (Der fehlende Jay Smiley wurde vom SL simuliert)
Morgens um neun ein Anruf. Smiley. Alle anderen sind auch in der Konferenz. "Hihi, der Stripper ist unterwegs. Folge ihm gerade mit Bembels Fly-Spy."
Genau, die Fly-Spy. Hatte ich am Abend vorher noch auf die Straßenlaterne gesetzt, um die Straße und den Hauseingang im Auge behalten zu können. Jay hat den Stream übernommen und mit irgendwelchem Zeugs wird er verständigt, wenn sich was tut. Muss nicht hinterher oder live alles anschaun wie ich.
"Wir starten sofort durch."
Wir treffen uns unten an den Autos. Tatze war schon da, da er in Omegas Van geschlafen hatte. Jay hielt uns auf dem Laufenden. Inzwischen war der zwergische Stripper schon in einer Einkaufspassage. Ging wohl zu DHL und holte ein Päckchen. In der Zwischenzeit konnte ich mich und Omega etwas verkleiden. Is nicht meine Stärke, aber muss reichen. Als er zu seiner Wohnung zurückläuft, ist er am telefonieren. Ich hatte die Drohne übernommen und flog näher ran.
"Hallo...? Bist du da...? Ich mach mir echt Sorgen! Habe die Medikamente besorgt und bin unterwegs."
Kurz darauf hatte er ein Taxi bestellt und wir die Adresse von Mike Bravo. Wir zwei Rigger waren einiges vor dem Taxi dort. Arbeiterviertel. Heruntergekommene Wohnblöcke. Profialkoholiker morgens um halb zehn beim Bierfrühstück am Kiosk. So ist das hier am Westring in Mainz. Während ich mich umziehe bekomme ich über Mikrotransceiver mit, dass Omega mit einem Hund Gassi gehen will. Magier. Machen immer so Sachen... Der Hundeschamane ist wirklich ganz schön hundig. Wir sind also zwischen den Wohnblöcken Gassi gehen als das Taxi vorfuhr und draußen am Westring hielt. Die FlySpy ließ ich schnell aus dem Taxi fliegen und parkte sie erstmal auf einem anderen Auto, das daneben stand. Der Typ ging zu einer Türe und klingelte. Ich zoomte mir die Klingen ran. Marcel Berthe, achter Stock, Appartement zwei. Keiner öffnete. Als er zurück Richtung Kiosk ging, schlichen wir uns an die Türe. Ich drückte sie langsam auf. Die Türe selbst war überraschend stabil, aber der Rahmen löste sich vom Gemäuer. Ich zog sie etwas heraus, wir alle rein und zog sie wieder zu. Also schön schaut die Türe nicht aus, aber wirklich auffallen wird das in dem abgefraggten Haus hier auch nicht. Im Treppenhaus wurden wir schon von Pissegeruch empfangen. Aufzug. Treppe. Wir nahmen die Treppe. Walther Secura mit Silbernitrat-Mun. Kampfmesser mit Silberüberzug. Hoch in den achten.
An der Türe angekommen machte uns Jay das Magschloss auf. Türe auf, Drohne richtet sich auf mich aus. Hingerannt, zugestoßen. Drohne fast kaputt. Der Motor der Plattform summte noch etwas, aber liegend macht das Ding nichts mehr. Wohnzimmer- und Küchenbereich ansonsten leer. Schlafzimmer. Bett mit viel Kleinzeug drauf. Haare hauptsächlich. Zerwühlt leer. Wandschrank mit Doppeltüre. Während ich mich vorbereite, geht Omega einfach an die Badtüre und macht die auf ohne sich vorzubereiten. Hat nicht mal einen Schalldämpfer... Zum Glück war das Bad leer. Der Wandschrank auch. Sah so aus, als ob hier Zeug für zwei Personen wäre, wobei einer nur immer ein paar Tage bleibt. Oder nur über Nacht. Zwei Gasmasken für Zwerge, Chamäleonanzug für Zwerge, zwei Actioneers, Survival-Kid, vier Microtransceiver, Packung Militärrationen vom UCAS-Militär. Eigentlich für nen Monat. Reicht mir zehn Tage.
Im Schlafzimmer sehe ich Omega ne Pistole einstecken. "Bembel, Tatze hat eine Spur aufgenommen. Wir sollen ihm folgen." Wow, der Köter ist doch im Wohnzimmer und nicht am Transceiver... Wie kann der das wissen? Muss wohl Magie sein...
Wir also Tatze hinterher raus in den Gang. Nachdem im Appartement kein Fenster war und ich die FlySpy dort deponieren wollte, gehe ich zur Feuertüre am Ende des Ganges. Draußen eine Feuerleiter. Von Omega kam durch: "Tatze hat was gefunden." Omega stand mit Tatze an der Türe des Nachbarappartements. Smiley machte wieder die Türe auf. Ich stelle das ganze Zeugs neben der Türe ab. Walther, Silberklinge. Das Appartement schien genauso geschnitten zu sein. Wir waren im Wohn-/Küchenbereich. Blutflecken.Trideo läuft. Nachrichten. Eine Zeugin einer Mordserie in Groß-Frankfurt ist spurlos verschwunden.  Schlafzimmer. Eine Frauenleiche auf dem Bett. Arm abgerissen, liegt halb unter dem Bett. Ein Stück der Brust war abgerissen. Riesige Blutlache. Ich zoome mir den Hals heran. Keine Einstiche von Zähnen zu sehen. Ich tänzele durch die Blutlachen. Im Bad hört man Wasser laufen. Mache auf. Schleiche mich an. Die Gestalt in der Dusche dreht sich um und öffnet den Vorhang. Drek! Ich stoße sofort mit dem Kampfmesser zu. Ein perfekter Angriff. Ausgewichen. Verfraggt! Das letzte Mal schaffte das ein Shedim in der UCAS. Der Typ sah aus wie das eine Viech aus dem neuen Lord of the Rings. Der hieß Gülle oder so ähnlich. Habs nich so mit Fantasy. Lange, lichte Haare auf seiner Glatze, ausgemerkelte, viel zu lange Arme und Beine am ebenfalls ausgemerkelten Körper, an dem man jede einzelne Rippe sah. Er sprang mich an und schlitzte meine Panzerjacke auf. Ich stieß nochmal zu. Volltreffer. Das Messer ging durch bis durch seinen Rücken und nagelte ihn an die Wand. Mein Unterarm steckte in deinem Bach. Ein lauter Schuss. Ein Einschlag. Das Vieh ist wohl geschockt und greift an meinen Unterarm. Die Wunden schließen sich teilweise. Der Schuss von Omega, ok. Aber die Klinge? So weit zum Thema Silber...  Ich schlitze es bis zur Schulter auf.
"Verfraggter Drek! Hast du das wenigstens drauf?"
"Alles im Kasten."
Ich säge den Kopf ab und schmeiße ihn in die Kloschüssel. Panzerjacke ausgezogen, in ein Handtuch eingeschlagen und Arm unter der Dusche gereinigt. Keine Verletzung. Pfuh. Drek! Der Schuss war laut. Auch wenn das ne Dreksgegend ist, sollten wir abhauen! Mir fallen die Füße vom Köter und Omega auf. "Hey, ihr seid ja voll durch die Blutlache gelaufen!"

34.d
Omega hält seine Stampfer unter den Duschstrahl, Tatze läuft zur Wohnungstüre. Ich hüpfe durch die Blutlachen im Schlafzimmer zurück. Jemand stapft schwer im Gang. Heftige Schläge gegen die Türe. "Hey, wenn du nicht gleich leise bist, dann komm ich rein sorg selbst für Ruhe!"
Wir warten. Er wartet. "Haste verstanden, du Dreksack?!"
Wir warten. Er wartet. Zeug knallt an die Wand. Vermutlich das Zeug, das ich neben die Türe gestellt hatte. Er stapft zurück.
Inzwischen steht Omega neben mir und ich sehe die Blutspuren durch den Wohn-/Essbereich. Daneben die Hundespuren. Kopfschüttelnd stelle ich das Sofa und den Sessel über die Spuren. Tisch und Stühle drauf. Alles möglichst leise. Das generische Fett aus dem Soyspender über das Sofa geschmiert. Im Kühli 60%iger Wodka. Drübergeschüttet. Shishakohle, nix wie drauf. Ganz oben auf meine Panzerjacke. Bevor ich anzünde, nochmal Check, ob da ein Feuerbekämpfungssystem ist. Rauchmelder, hängt kaputt an der Decke. Vermutich wegen der Shisha. Hat ja keine Fenster hier. Nochmal auf den Gang gelurrt. Niemand da. Sachen auf dem Gang zusammengesucht. Omega und Tatze gehen ins Nachbarappartement und waschen sich. Inzwischen zünde ich schonmal an. Paar Minuten später sind wir auf der Feuertreppe außen am Haus. Wir kommen drei, vier Stockwerke runter, als immer mehr Leute raus kommen und neugierig rumgucken. Wir gehen in aller Ruhe zu unseren Fahrzeugen.
Jay Smiley hatte sich in der Matrix umgeschaut und diese "Mockingbird" gefunden. Hat nur eine Datenbuchse drin laut Krankenakte. Hatte sich ein Kunstherz einbauen lassen. War MMVVI-infiziert. Pech gehabt. Wir können von ausgehen, dass die schon verwandelt ist. Arbeitet als Praktikantin beim Freien Funk Hessen. Er hat sie dort über das Bild gefunden. Dort steht: "Unsere neue Praktikantin Vera von der Goethe-Uni." Also ab zur Goethe-Uni in Frankfurt. Übel sicheres Gebiet. Auch außenrum. Unterwegs hole ich mir eine Panzerjacke von der Stange. Vorsorglich ziehe ich meinen Anzug an.
Vor Ort stellen wir uns auf einen Parkplatz. Jay und Tatze schwärmen getrennt aus und suchen "Vera". Jay macht auf Reporter und bei Tatze glauben alle, er wäre in sie verknallt... Auf jeden Fall kriegen wir über den Microtransceiver (den wir dann auf Kommlink umschalten mussten, wegen der Entfernung), wie Tatze über einen Typen, der ihm einen Gefallen tun will, in den AStA kommt. Da ist eine Studentin und die hat eine Katze... Was immer genau passiert ist, die Katze hat es wohl überlebt. Ich höre nur Tatze sagen: "Hast du gesehen, wie die mich angeknurrt hat?!" Naja, auf jeden Fall wurde er wohl rausgeschmissen. Also dieser Tatze scheint das mit dem Hund-Sein ganz schön ernst zu nehmen. Drag hat sich doch auch nie auf Bäume gesetzt und auf Autos gekackt... Oder doch? Ich schüttle nur den Kopf. Jay kommt rein. Auch nichts.. Nichtmal die Lieferung vom Macces war vollständig. Prima. Dafür ein 10er-Pack mit 1€-Gutscheinen. Natürlich immer nur einer pro Bestellung... Zumindest kam noch eine Drohne mit dem fehlenden Burger. Dazu noch ein Haufen extra Pommes. Die haben sie einfach ohne Packung reingekippt.

34.e
Fünfzehnhundertdreißig. Wir müssen nach Mainz. Da steht der Freie Funk Hessen. Die anderen fahren alle mit Omega. Ich alleine hinterher. Nur damit ich meine Überraschung für eventuelle Verfolger mal auspacken kann. Aber der beste Sperrbandwerfer bringt nichts, wenn du vom Sternschutz angepingt wirst und du zu einer Verkehrskontrolle raus musst.
"Die Bullen haben mich gepingt."
"Sollen wir warten?"
"Nein. Fahrt schon mal weiter. Ich stelle auf Kommlink um."
Sollen sie schonmal in Mainz auskundschaften, während ich hier auf dem Parkplatz warte. Anscheinend haben die hier was größeres vor. Der SS in Kampfpanzerung. Keine Straßenuniform. Hunde schnüffeln. Moment... ein Zwerg?! Seit wann hat der SS Metamenschen in seinen... achso, ja, die Alibi-Quote in Megaplexen... Ich schau mal, ob was großes passiert ist. Bei der Suche in den News haut es auf einmal voll rein:
Die Schlagzeile: "Regionalderby mit internationalem Gast"
und darunter:
"Lokaltunier mit Try-Outs und internationalem Gast von Frankfurt Masaker angekündigt. Teilnehmer AGC Lab Rats, Black Barons Mainz, Frankfurt Fireraisers, Stahlfalken Mannheim und New York Slashers sind vom jeweiligen Management bestätigt worden. Platz für zwei Amateur-Teams soll reginonal vergeben werden."
Verdammt, es ist wieder Kriiiiiiiiiieg! Den verfraggten Pissern von der AG Chemie, den LabRats muss einfach aufs Maul gehauen werden! Und eine NYer Mannschaft als Gast. Ist das grüüüün! Gleich mal schauen, ob Massaker auch mit optimaler Besetzung antreten kann.
Es klopft an der Türe. Drek! Ich wollte ja nach Aufruhr suchen. Naja, muss die Gang-Schießerei sein. Auch wenn sie diesmal echt übertreiben. Gut, dass ich mich schon abgeschminkt hatte und meinen Anzug trage. Ich lasse die Scheiben runter, beide Hände sichtbar am Lenkrad (das ich nicht benötige) und sehe den Zwerg mit meiner Sonnenbrille an.
"Was kann ich für Sie tun, Officer?" Die meisten Cops stehen drauf, wenn man auf Ami-Unterwürfigkeit macht. Der Zwerg geht einfach nach hinten, eine ... Frau übernimmt. Zumindest hört sich die Stimme so an. Norm. Oder vielleicht auch Elf.
"Papiere bitte. Wo kommen Sie denn her und wo möchten Sie hin?"
"Ähm, aus Frankfurt und ich fahre nach Wiesbaden. Ham Se gelesen, die Barons und die Massakers spielen im Tryout gegen ne Truppe aus NY, ist das nich..."
"Jaja, Was wollen Sie denn in Wiesbaden, Herr Müller?"
"Nun, da gab es erst eine Schießerei. Ein paar Gangs sind voll durchgeknallt. Da hab ich mir gedacht, da ist für einen Sicherheitsberater wie mich sicher Arbeit drin. Wissen Sie, viele Leute fühlen sich in meiner Gegenwart gleich viel sicherer. Vielleicht können wir ja mal zusammenarbeiten?" Ich lächelte sie an. Sie wandte sich ab.
"Öffnen Sie Ihren Kofferraum. Was werden wir da finden?"
"Jede Menge Kisten mit Ausrüstung."
"Finden wir da etwas Illegales?"
"Äh, nix, wofür ich keine Lizenz hätte." Ich dachte an Kiddy im Schmuggelfach.
"Verbotene Substanzen? Sprengstoff? Munition?"
"Äh, nein. Nur Munition für meine Pistolen. Hab ich Lizenzen für."
Der Hundeführer ließ schnüffeln, während ich einige Kisten öffnen durfte. Und, oh Wunder, es war drin, was die Beschriftung sagte.
"Wenn Sie sich wirklich interessieren, Herr Müller, dann können Sie Ihre Bewerbung direkt einreichen. Sie winkte nach dem Zwerg.
"Äh, bewerben, ich dachte da an ein zeitliches Arrangement."
"Nein, wir arbeiten nicht mit externen. Zu viele schlechte... Erfahrungen."
Der Zwerg gesellte sich mit dazu. "Also, wenn Sie schnell sind, in Wiesbaden ist gerade ein Platz frei. Wenn der voll ist, dann müssen Sie nach Offenbach. Also besser gleich unterschreiben..."
Über Komm bekam ich mit, dass die anderen am Freien Funk angekommen sind und schon irgendwie versuchen, an die Adresse von "Vera" zu kommen. Ich ließ mir vom Zwerg einen ARO geben und gab ihm meinen. Anton Geissler, Sternschutz, Kontaktoffizier Groß-Frankfurt Nord. Toll.
Ich fuhr weiter.
Habs nicht ganz mitbekommen, wie, aber auf einmal meinte Tatze, sie hätten die Adresse.
"Dann treffen wir uns da. Schieb mir einfach den Geoping rüber."
Er hielt seine Kommlink-Kamera auf ein anderes Display. Ich schüttelte innerlich den Kopf. Kennt sich denn wirklich kein verdammter Magier mit Technik aus? Von der Seite Orkfinger. Wischen. Mein Komm vermeldet einen Dateneingang. Der Geoping.
"Ich muss nur noch was erledigen, dann bin ich unterwegs."
"Äh, was erledigen?"
"Selbe wie an der schweizer Grenze. Zoll Basel und so, weißt du noch?"
Sollte Omega kapieren. Ich packe meinen Wanzenscanner aus. Et voilà: eine Wanze. Ganz unerwartet in der Holzkiste des Paters. Die mit der Silbermuni und dem Weihwasser drin. Ich sags den anderen und wir einigen uns drauf, dem Schmitt seine Wanze zu lassen.
Komm klingelt. Das echte, nicht das Wegwerf für den Run. Fritten-Toni.
"Hey, also wegen eurer Frage. Also für den Kleinen und das Horn tun es Eisen, für die Frau Silber. Weil die sich alle anders ändern und so." Ja, danke. Dass Silber beim Zwerg nicht geholfen hat, hab ich schon rausgefunden.
"Äh, danke."
Gut. Für Vera dann Silber. Ich gebe es an die anderen durch. "Wir müssen sowieso davon ausgehen, dass sie schon verwandelt ist."
"Bembel, hast du die Nachrichten mitbekommen?" Jay.
"Ja, klar, es ist wieder Kriiiiiiieg!"
"Äh, was???"
"Na, die Try-Outs. Massakers gegen die anderen aus Groß-Frankfurt und welche aus New York als Gast! Voll grün, was?!!!"
"Ne, ich meine das hier."
Das Komm vermeldet Dateneingang. Ich gehe auf den Link.
"Brand und Explosion in Mainzer Wohnhaus
Bei einem Brand nach einer Explosion in einem Wohnblock im Westring gab es 23 Verletzte. Ob es noch Personen gibt, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen oder durch die Feuerwehr gerettet werden konnten, kann noch nicht gesagt werden. Die Bergungsarbeiten gehen wegen der Einsturzgefahr nur langsam voran. Bis abgesehen werden kann, ob auch die angrenzenden Häuser in ihrer Statik beeinträchtigt sind, wurden diese vom Sternschutz evakuiert. Dabei wurden 3 Sternschutzmitarbeiter von Anwohnern verletzt. Es kam zu Verhaftungen. Das BKA hat sich eingeschaltet und prüft Verbindungen zu den Vorkommnissen in Essen."
"Was ein Glück, dass wir schon weg waren." Jay sah mich entgeistert an. "Jetzt stell Dir vor, die wären uns in die Quere gekommen. Was da passiert wäre...?!" Jay Smiley schüttelte seinen Kopf. Aber echt. Hätte ich mir voll sparen können, die Wohnung abzufackeln. Dass die Terroristen aber auch immer erst nach mir kommen...
Wir treffen uns in Frankfurt-Bockenheim. Eine Wohnanlage. Gute Gegend. Wir haben Siebzehnhundertdreißig, aber das "Date", das Tatze mit Vera hätte, ist erst um neunzehnhundert. Ein Date? Naja. Tatze hatte auf verliebten Studie gemacht, der sie auf irgendeiner Fete gesehen haben will und sich verknallt hat...
Auf jeden Fall legte Tatze um kurz vor neunzehnhundert eine physische Maske auf Omega und macht mich unsichtbar. Auf Nachfrage meinte er, das helfe auch bei Kameras. Also ab in den Laden. Ich stell auf Ultrasound um. So habe ich Rundum-"Blick" und kann den anderen Gästen ausweichen. Schlüpfe mit den anderen beiden durch die Türe. Umgebautes Lagerhaus. Stahlstreben. Oben eine Art offene zweite Ebene. Unten keine Vera. Ich klettere eine Stahlstrebe in der Ecke hoch. Die knackte ganz schön. Vielleicht ist die doch nicht so stabil an der Wand... Oben auch keine Vera. Wir warten ein paar Minuten. Bleibe still auf dem Träger. Vera ist auf einmal vorne an der Theke. Kam wohl von hinten rein. Tatze gesellt sich zu ihr. Über Microtransceiver bekommen wir zumindest mit, was Tatze sagt.
"Äh, ja... Ich habe dich auf dieser Fete vor drei Wochen gesehen und mich nicht getraut, dich anzusprechen... Ja, weiß nicht, willst du ein bisschen ..Spazieren gehen?..." Sogar ich schüttele den Kopf. Kann er auch gleich fragen, ob sie im Park vögeln gehen. "Äh, ja, klingt gut." Sie gehen Richtung Türe. Gleiche Seite wie der Eingang. Omega geht Richtung Eingang, ich hinterher. Draußen sehen wir, dass die beiden wohl auf der Terrasse sitzen müssen, die mit einer Mauer vom Parkplatz abgetrennt ist. Also wieder rein und auf die Terrasse. Neben "Vera", Tatze und Omega nur noch zwei Gäste. Ich schleiche mich neben sie. "Zugriff", denke ich über Komm.
"Nein, noch nicht. Hier sind Gäste."
Was machen die so lange rum? Sollen sie ihren Drek echt alleine machen! Ich stell mich in die Ecke. Danach komme ich mir vor wie in einer Teenie-Schnulze.
"Irgendwie glaube ich nicht, dass wir auf die gleichen Parties gehen."
"Du hast eine tolle Lederjacke an."
Ich muss mich zusammenreißen, nicht loszulachen.
"Also, wer hat dich geschickt?!"
"?"
"Also die Industrie nicht, dann hättest du eine bessere Geschichte, wärst besser vorbereitet. Also entweder packst du jetzt aus oder..."
"Ich habe Informationen über den Terroranschlag."
Vera bzw "Mockingbird" schaut sich um, geht zu den anderen Gästen und besticht sie mit einem Freigetränk nach drinnen zu gehen. Sie lässt durchblicken, dass sie mit ihrem "Freund" kurz allein sein will. Nachdem sich Omega weigert, legt sie noch einen Keks drauf. Die beiden gehen, Omega bleibt. Vera sieht wohl ein, dass sie bei ihm nicht weiter kommt. Sie geht zu Tatze zurück.
"Stört es dich, dass er noch da ist oder sollen wir doch noch einen Spaziergang machen?"

34.f
"Ich hole mir mal ein Getränk, willst du auch was?" Tatze stand auf und sah Vera/Mockingbird fragend an.
"Willst du jetzt doch nicht spazieren gehen?"
"Naja, ich rede einfach ein bisschen leiser, dann geht das schon."
Tatze ging rein. Über Mikrotransceiver: "Da draußen ist ne Kamera."
Ich schüttle nur noch den Kopf. Einmal nur mit Profis... "Und warum genau bist du nicht mit ihr Spazieren...???", denke ich in mein Komm.
"Hattest du nicht Zugriff gesagt? Jetzt kannst du."
Ich schüttle nur noch den Kopf, schau mich noch einmal genau nach Kameras um. Wo eine ist... Kameras haben uns nur noch von drin zwei durch die Glasfront im Blick, aber auf der Mauer sitzt eine Fly-Spy. Interessant. Mockingbird ist mit Rückendeckung da. Oder jemand spioniert sie aus. Soll mir aber egal sein, ich schleiche mich an sie ran.
"Moment, lass mich erst noch reingehen." Omega. Der wird Zeugen haben wollen, dass er nicht an ihr dran ist und von drin durch die Glasfront filmen. Ich warte kurz. Vera schaut auf ein E-Paper. Darauf Bilder vom Zwergen-Stripper, dem Opfer aus dem Appartement in Mainz-am Westring und noch ein Bild mit Namen Martin Berger. Ein Zwerg. M.B. Mike Bravo. Vermutlich unsere erste Zielperson. Dieser Gollum. Ja, Gollum, so hieß das Vieh aus LOTR. Eine von vielen überflüssigen Neuverfilmungen. Als Omega in seiner magischen Maske als junger Norm-Studi vorbeiläuft, macht sie aus. Sie schaut sich um, sieht die Glasfront und will sich gerade umsetzen, als ich ihr das Kampfmesser mit Silberlegierungsüberzug voll in den Kopf ramme.Dabei bricht ihr Schädelknochen. Blut spritzt. Hand, Brust und Gesicht sind versaut. Gut, ne Kamera beobachtet mich. Nehme trotzdem in aller Ruhe ein paar Servietten und tupfe mich ab.
"Ahhh, Hilfe, der ist gerade der Kopf geplatzt! Einfach in die Luft geflogen!" Eine Frau ist panisch, der Typ neben ihr kann nicht mal schreien. Ich packe noch einen Pack Servietten ein. Die Fly-Spy ist inzwischen in der Luft. Ich hüpfe über die Mauer.
"Bembel, hast du ein Beweisfoto gemact?"
"Omega, das war dein verdammter Job!"
"Ok, ich versuche noch eins zu machen."
Machte ich auch. Ein Versuch über die Mauer. Sie lag allerdings mit ihrem Kopf so unglücklich zwischen den Sesseln, dass ich nur ihren Körper und eine riesige Blutlache drauf hatte.
Gehe an eine, von einer weiteren Ebene überdachte Fensterfront. Die verspielte Architektur hier auf dem Campus ist mein Freund. Keine Fly-Spy in der Nähe. Ich putze das restliche Blut ab. Doch nicht so schlimm, wie ich zuerst dachte. Ich gehe in eine Ecke, in der mich niemand sieht.
"Kannst mich wieder sichtbar machen."
"Bist du sicher?"
"Ja."
"Erledigt.... verdammter Mist, die Türen sind zu!"
Es stellte sich heraus, das der Barkeeper wohl den Panicbutton gedrückt hatte. Automatische Verriegelung, stiller Alarm. Warum zur Hölle mussten sie auch da bleiben und sind nicht spazieren gegangen... Ich ging in aller Ruhe weiter. Eine Spy-Fly verfolgte mich nicht, aber die erste Drohne der Sternies trudelte ein. Und schnell wurden es mehr. Kurz vor dem P&R Parkplatz, einen Kilometer vom Tatort entfernt, ging ich nochmal in den Aldi Real und genehmigte mir nen Kaffee mit Donuts. Jay hatte die Verriegelung der Eingangstür geknackt. Omega und Tatze liefen weg. Nachdem die Gegend mit Drohnen geflutet wurde, rasten drei Streifen durch. Ansonsten war ich wohl zu weit weg, um was zu sehen. Also ging ich noch ne Runde einkaufen. Omega hatte auch kein gutes Bild mehr machen können. Was ein Drek! Inzwischen fuhren Tatze und Omega davon. Mit meinen Einkäufen am Parkplatz 100m weiter angekommen, ich auch. Schaute nochmal wegen dem Terroranschlag in Essen. Anscheinend hatte letzte Nacht jemand einen Block in Neu-Essen gesprengt. War im Besitz von S-K, aber nicht exterritorial, heißt es. Zeitlich passte das mit dem Telefonat mit Doc zusammen...
Wir trafen uns in Bruchköbel, nördlich von Hanau. Einundzwanzighundert. In der Zwischenzeit ließ sich Jay Smiley von den Sternies evakuieren, machte eine Zeugenaussage und war ebenfalls raus. Er wollte zu Hause auf Suche nach dem dritten Ziel gehen. Musste noch irgendein Bild in der Datei entschlüsseln oder so. Wir gingen erstmal was essen, mieteten uns ein Sarghotel und poften erstmal ordentlich. Beim Frühstück wunderten wir uns jedoch irgendwie alle darüber, dass Vera noch kein bisschen verwandelt war... und die anderen waren dieser merkwürdigen Meinung, dass wir die Terroristen wären, wegen denen das Mietshaus am Westring in Mainz in die Luft geflogen wäre. Ideen haben die...

34.g
Jay Smiley ging in die Matrix und Omega schwang sich ans Komm. Jay machte Spyder als Anführer der Spyder-Mörfi-Gang ("SMG") aus, nachdem er das Foto entschlüsselt hatte. Der Turf liegt im Mainzer Norden am Rhein. Von Budenheim, in der Nähe der Grenze, bis Mainz-Mombach, wo dann der Dimesser Ort angrenzt. Omega kannte jemanden, der jemanden kannte und so. Der wollte sich mal umhören.
"Ich müsste nochmal bei mir zu Hause vorbei." Omega und Tatze sehen mich an. "Kiddy holen."
"Äh, ist Kiddy ne Katze?" Tatze mit strafendem Blick.
"Ja, n rosa Kätzchen." Hello Kiddy war doch rosa, oder?
"He, das kannst du nicht machen, ich mag keine Katzen! Katzen sind voll doof, die mach ich zur Sau!"
Achso. Die Nummer. "Ja, äh, Kiddy ist rosa und ist kei Katz und kei Sau, sondern ne Yamaha Raiden." Verdutztes Schweigen von unwissenden Gesichtern. "Yamaha Raiden? Bestes Sturmgewehr der Welt? Standardmäßig Schalldämpfer eingebaut?"
Tatze schien erleichtert aber aus dem Komm kam von Jay: "Hey, weiß doch jeder, dass die besten Waffen von Ares kommen! Schaust du keine Werbung???"
Ich musste erst einmal tief durchatmen. Immer solche hochkompetenten Einwürfe von der Seitenlinie. Ich wollte schon ansetzen, was alles an der Raden besser ist, aber meinte dann doch nur: "Ja, die Alpha is nich übel. Wenn s die Raiden net gäb, dann hätt ich die wohl."
"Und kann mich auch jemand abholen?"
"Gut, dann holt ihr Jay und ich hol Kiddy. Obwohl... die nennen sich SMG. Vielleicht sollte ich die Ruhrmetall nehmen..."
"Heißt SMG nicht SubMachineGun?"
Zweimal tief durchatmen. "Ja, in Amiland heißt SMG SubMachineGun. Aber hier sinn wer inner ADL und da redet mer Deutsch. Da heißt des Schweres MaschinenGewehr."
Omega wechselte das Thema: "Wo wollen wir uns treffen?"
Ich wiegelte nur noch ab: "Äh, wie wärs einfach mit dem Parkplatz vom Waldstadion?"
"Grün."
Mir fuhr unterwegs in den Kopf, dass ja in der Kiste vom Pater eine Wanze drin ist. So rief ich Elrico an, einen Kleinschieber und Gelegenheitsrunner aus Offenbach an, der aus dem Kofferraum seines abgefraggten alten Opels heraus "gebrauchte Ware aller Art" vertickte. Nur Muni war immer frisch. Für nen Hunni würde der ne Stunde aufpassen.
Kaum hatte ich die Kiste abgegeben, Omega am Komm. "Hey, hier in Frankfurt ist die Hölle los. Heute ist n Spiel im Stadion. Hast du ne andere Idee?"
Aus dem Bauch heraus: "Wie wärs mit Neu-Isenburg? Da ist erst vor nem Jahr das KFS-Flugzeug abgestürzt. Dann irgendwie rüber südlich an Rüsselsheim vorbei auf die A60 und dann über Süden nach Mainz rein. Also so ungefähr. Machste mal n Plan?"
Kurze Zeit später kam ein Plan rein. Sah ungefähr so aus, wie erwartet. Gab nur Daumen zurück. Wird schon passen. Zu Hause kurz überlegt, ob ich wirklich Monster einpacken soll. Aber die Ruhrmetall musste zu Hause bleiben. Tatze sollte Kiddy ruhig mal kennen lernen. Die war aber tatsächlich schon im Geheimfach... Muni für die schweren Pistolen durchgeschaut und die mit Eisenkernen genommen anstatt denen mit Kupfer. Zweitwaffe mit Gel. Zu Kiddy Vollmantel und panzerbrechend und dann schmeiße ich einige Clips mit Offensivgranaten dazu. Ne Hand voll Wurfgranaten drauf, fertig. Kiste bei Elrico wieder abholen und ab zum Parkplatz in Neu-Isenburg. Ali führte mich zum Parkplatz am Waldfriedhof. Ich fuhr hiter Omega her. B44, B486, A667, dann die A60 südlich an Rüsselsheim vorbei. Da waren ganz schön viele einzelne Sperrungen. Viel zu viele, um Zufall zu sein. Aber keine Zeit, mich damit auseinanderzusetzen.
Als wir auf den Parkplatz des Burger King, südlich der Westgrenze des Dimesser Orts fahren, fällt uns erstmal das Lachen aus dem Gesicht. Fünf (!) Sternschutz-Streifen in einer Reihe. Ich fahre in aller Ruhe auf einen Parkplatz.
"Verdammt! Sternies! Sollen wir weiterfahren? Ne, zu ... verdächtig, oder?" Omega.
"Parke einfach ein und geh ins Restaurant. Alles andere fällt nur auf." Tat er dann. Tatze hatte sich wieder in einen Hund verwandelt. Also der hatte wirklich einen Tierfetisch! Drinne weit und breit kein Sternie zu sehen.
"Was darf es denn sein?" Sehr freundlich. Bin ich gar nicht gewohnt.
"Äh, ich nehm drei BicMäc und drei Pommes."
"In Ordnung. Noch einen Softdrink dazu?"
"Äh, ja, ne Coke, ne Fanta und n 7up."
"Unsere BicMäc heißen Doppelwopper, die sind dafür gegrillt und nicht nur einmal durchs heiße Fett gezogen."
"Äh, ja, deswegen komm ich ja auch zu euch..."
"Sie können quasi gratis noch drei Nachspeisen dazubekommen, wenn Sie drei Menüs nehmen. Und...", sie schaute ganz bedeutend, "UNSERE Eismaschine funktioniert!"
"Oh, wow." Ich suchte mir drei verschiedene Sorten aus. "Äh, ist irgendwas Besonderes, da draußen stehen echt viele Streifen."
"Ach, das ist normal, die stehen da auf Abruf. Seitdem gibt es hier keinen Raubüberfall mehr."
Ich muss zugeben, es juckte mich kurz. Aber ich nahm meine drei Trollmenüs und verkrümelte mich an einen Tisch mit metaverstärkten Möbeln.
Omega kam, nahm aus jedem seiner Burger den Paddy raus, packte ihn in die Schachtel und brachte sie Tatze, den er vor der Türe mit einer Hundeleine festgemacht hatte. Danach kam er zurück und biss herzhaft in seinen paddylosen Burger. Jay kam mit einem kleinen Salat und irgendeinem Obst-Scheiß. Konnte es mir nicht verkneifen, überlange draufzulurren und einen "Guten Appetit" zu wünschen. Jay nickte nur.
"Vielleicht sollten wir trotzdem woanders hin, wenn wir länger warten müssen. Mein Kontakt hat noch nicht angerufen."
"Erstmal was futtern."
Irgendwann fuhr einer der SS-Streifenwagen los, durch den Drive-Thru und wieder zurück an seinen Platz. Alles klar. Ich schau auf die Karte. Die haben tatsächlich einen Donut-Burger...
Omegas Komm klingelt. Gespräch dauert etwas.
Omegas Kontakt hatte tatsächlich etwas für uns. Im Dimesser Ort gab es einen Typen, der nannte sich "Der Koch". Hatte auch nen Geoping dazu. Und der sollte wissen, wo sich ein gewisser Frederic Nolan aufhält. Das ist ein Schieber, bei dem Spyder einkauft. Prima Sache. Wir aßen auf und fuhren los.
Unterwegs meldete ich mich bei ALI ab und ließ mein Smartshield mehrere random Matrixmeldungen abstrahlen. So fuhren wir bis zur Auenstraße. Das Sicherheitsrating für diese Gegend war eher mäßig. In der Nacht noch viel mäßiger. Wir fuhren auf einen Parkplatz. Das alte Fabrikgebäude rauchte - allerdings nicht aus dem Schornstein, sondern aus den kaputten Oberlichtern überall. Drei, vier handvoll Motorräder, zwei Biker stochern in einem Helm rum und essen irgendwas. In der AR ein Tagg. "Küche" mit Pfeil in Richtung Tor. Fabriktor halb offen. Drin ist einiges los. Anscheinend so ne Art Stadtteil-Küche hier. Ich richte die Kisten und lege Kiddie hinten griffbereit in das offene Geheimfach. Sicher ist sicher.
"Lasst mir noch n bissl Zeit, mich zu verkleiden." Noch sicherer ist noch sicherer.
Omega geht mit Tatze an der Leine rein. Ich halte mich an Jay. Ist zwar n Depp, aber hat in der Matrix was auf m Kasten. Soll nich gleich draufgehn. Später reicht auch noch. Drin setzt er sich hin und schaut wieder durch alles durch. Ich warte einfach. Das Inventar ist zusammengestutzt. Gartenmöbel, Bierbänke, paar geklaute Burger King Garnituren. Omega und Tatze stehen an. Über der Essensausgabe steht in abgeblättertem Weiß "Warenannahme". Die Leute haben ihr eigenes Geschirr und Besteck dabei. Omega unterhält sich mit dem Typen vor ihm. Anscheinend ist sein Hund das Thema. Irgendwann kommen die zu uns an den Tisch.
"Den Koch können wir erst so um zwei oder drei treffen, wenn hier der Betrieb nachlässt..."

34.h
Auf den Koch mussten wir also noch bis 14 oder 15 Uhr warten. Dreks Mittags-Betrieb hier. Jay hatte tatsächlich Mörfis Bild und eine Nummer aufgetan. Mörphi war eine Trollin. Ich machte nicht lange herum und wählte die Nummer. Nach einigem Tuten nahm jemand ab und eine echt katerige Stimme  krächzte ein "Welcher Arsch isn da mitten in der Nacht."
"Öi, hoi, äh, ich hab gehört, ihr habt die voll krasse Gang, ey!"
"Ja, äh klar."
"Is da inner Gang noch n Platz frei?" Ich grinste ins Metalink. "Kammer da noch beitretn?"
"Oh Mann, bist du einer von letzter Nacht?"
"Öh, ja, vielleicht."
"Also da musst du schon vorbei kommen und n paar Prüfungen bestehn, dann kannste vielleicht mitmachn."
"Hoi grün."
"Kommst du aus Mainz oder was?"
"Äh, ne, aus Offenbach."
Pause. Leises stöhnendes Ausatmen.
"Hast du nen fahrenden Untersatz?"
"Klar. Ich kann mich gleich auf mein Fahrrad schwingn."
"Fahrrad?!?..."
"Öh, ja, klar, ich mach mich aufm Wech."
"Hast du auch nen Namen."
"Ja, klar, hab einen."
Aufgelegt. Jay war zufrieden. Hatte einen Geoping. War quasi gleich gegenüber dieser Slum-Squatter-Ganger-Volxküche. Ein Areal mit Containern quasi ummauert. Also über die Straße. Jay quatschte mit den beiden Ork-Wachen am "Tor", also einem Zaun, wahrscheinlich irgendwie schiebbar oder so. Dafür gleich doppelt, so dass sich unter einem Container eine Art abgeschlossener Raum entstand. Jay brachte die beiden Wachen tatsächlich dazu, diese Mörfi zu holen. Ich hielt mich 3, 4 Meter im Hintergrund. Jay hatte das voll drauf. Kam ziemlich gleich auf den Punkt. Lies durchblicken, dass Spyder ein Problem sein könnte. Sie schickte die Wachen weg und unterhielt sich alleine mit uns draußen auf der Straße. Anscheinend war sie gar nicht so dicke mit Spyder. Nachdem sie erfahren hatte, dass er sich wohl mit MMVV infiziert hatte, rief sie ihn an. Sie will ihn besuchen. Also war er nicht hier... Anscheinend war jemand anderes dran, ein Typ, der sich "Heiler" nannte. Sie kannte ihn wohl nicht. Spyder wäre vor heute Abend nicht zu sprechen.
Als Mörfi irgendwas von wegen Fahrrad und mitten in der Nacht vor sich hinmurmelte, gab ich mich zu erkennen. Nachdem sie sich um Spyder "gekümmert" hat, soll ich ihr um Mitternacht ne Kanne Kaffee im alten Schwimmbadturm auf ihrem Turf am Rhein ausgeben. Also dem abgefraggten stinkenden Seitenarm hier im Dimesser Ort. Was immer nun auch "kümmern" heißt, sie hatte anscheinend auch Kontakte zu MMVV-Leuten, wir würden zuschauen und erstmal schauen, was passiert. Danach gibts Reste-Essen. Jay hatte sich wohl über den Anruf von Mörfi den Geoping von Spyders Komm besorgt. Also so nützlich wie der ist, darf der gerne ab und an sein Maul mal aufreißen.
Wir fuhren also rüber ans Mombacher Rheinufer. Eine Müllkippe, umzäunt mit Maschendrahtzaun. Oben ein Y mit Natodraht. Ein Gebäude, paar Container, Gerümpelhaufen. Alles völlig abgefraggt. Als wir mal dran entlanggefahren waren, hielten wir 50m weiter. Omega und ich ließen unsere Drohnen ausschwärmen. Als wir gerade dabei waren, kam ein E-Scooter mit einer jungen Tusse. Hatte das "SMG"-Logo auf dem Rücken und strahlte es sogar in der AR aus. Sie fuhr zum Tor. Vier Orks kamen.
"Hey, macht auf, ich will rein."
Die vier antworteten im Chor komplett synchron: "Im Moment darf keiner herein. Komme heute Abend wieder."
Das Mädchen war völlig perplex. "Hey, ich bin´s, Izzy, jetzt last mich schon rein!..."
"Verschwinde.", kam es synchron aus ihren Mündern. Die Orks hoben gleichzeitig ihre Hände etwas. Izzy verschwand. Versteckte einige Meter weiter entfernt ihren Scooter und schlich um das Areal. Meine Fly Spy war ziemlich hoch und anscheinend rechnete sie auch nicht mit Beobachtung von oben. Sie kam an einen Abschnitt, an dem ein Zaunelement fehlte. Sie suchte etwas am Boden. Dann sprang sie an die Containerwand. Anscheinend war da was im Boden eingegraben. Minen? Wer weiß. Auf jeden Fall ging sie im Gelände seelenruhig an ein Fass, an dessen Feuer sich andere Orks wärmten. Im Sommer am Mittag??? Alles in allem waren es 11 Orks, die so verteilt in drei kleinen Grüppchen im Hof standen. Nette kleine Streitmacht.
Haben noch die Fly Spies verteilt. Im Norden gibt es noch einen größeren Berg unter einem Tarnnetz verborgen. Kann spannend werden.

34.i
Ich rufe Mörfi über das Metalink an.
"Hoi, kennst du eine Izzy?"
"Äh, ja..."
"Hast du sie geschickt?"
"Wie geschickt?"
"Sie ist gerade hier beim Turf von Spyder."
Tiefes Schnaufen. "Die sollte doch wegbleiben. Verdammt!"
"Inzwischen hat sie sich reingeschlichen. Was sollen wir machen?"
"Ich bin unterwegs."
"Ruf kurz vorher nochmal an." Die Trollin legte auf.
"Ich schätze, wir haben eine Ablenkung." Die andern sahen mich fragend an. Das Gespräch fand ja nur über meine Datenbuchse aus der Riggersteuerung in meinem Kopf statt. "Mörfi ist unterwegs. Wenn die kommt, wird irgendwas passieren und wir können ungesehen rein."
Tatze und Omega nickten. Tatze machte Omega und mich unsichtbar. Wir schlichen bis zum fehlenden Zaunteil. Ich untersuchte den Boden. Drähte auf jeden Fall, eventuell ist die Metallplatte auch eine Druckplatte als Auslöser. Omega knipste am Zaun daneben rum, soweit ich das hören konnte. Die Uhr tickte. Mörfi kündigte sich an. Paar Minuten noch. Jay, der alles über meine und Omegas Drohnen im Auge hatte, legte den Feed vom Haupttor auf unsere Bildverbindungen.
Mörfi stieg mit vier Orks aus einem Auto. Bewaffnet mit Sturmgewehren. Geschrei. Schlagartig Stille, alle bewegungslos. Spätestens als der erste das Schweben anfing, war klar: Da ist Magie im Spiel! Ich hüpfte rein auf den Balken kurz vor der Mauer der Lagerhalle, wie Izzy es getan hatte, und ging seitwärts runter. Omega robbte unter dem aufgeknipsten Zaun rein, zumindest wurde das Loch im Zaun angehoben und Staub auf dem Boden bewegte sich.  An der Lagerhalle entlang bis einem der riesigen Schutthaufen. Heimlich über den Haufen zu kommen, war nicht möglich. Entweder wir eröffnen von hier aus das Feuer oder wir vertrauen auf die Unsichtbarkeit und schleichen zum Haus.
"Am Tor ist eine große magische Kraft, aber von hier aus kann ich nichts Genaues sehen." Tatze war noch bei den beiden Autos. Wir ließen uns noch ein paar Bilder über die Drohnen zeigen, aber am Tor war nichts zu sehen. Außer dass ein Ork nach dem nächsten langsam über den Zaun schwebte und auf der anderen Seite wie eine Statue herumstand. Wir fassten uns ein Herz und rannten los. Omega zum Haus, ich erst einmal so weit über den Hof, dass ich das Tor sehen konnte. Die Orks, die an den Feuerfässern standen, nahmen von uns keinerlei Notiz. Am Tor sah ich ein Schwummern. Eine riesige Metalldrohne, einen Krabbler. Muss wohl eine Wolfsspinne von SK sein. Aber ohne Waffe drauf. Dafür von einem Geist verschleiert... Nein! Das Ding WAR der Geist. Machte schnell kehrt und rannte zum Haus.
Ich trete gleich das Tor ein." Ich musste Omega warnen, weil wir uns gegenseitig nicht sehen konnten.
"Ich steh an der Ecke. Da ist ne Tür."
Ein Tritt später war das Tor offen. Darin ein in Spinnfäden eingewebter Mensch. Ausgemergelt. Ausrüstung unter dünnen Spinnweben. Ein blinkender Kasten. Ich trete drauf. Nichts blinkt mehr.
"Hey, warum machst du meine Spielzeuge kaputt?!" Jay. "Ich habe das PAN hier übernommen. Ist keine Sau drin. Jetzt sind sechs Drohnen tot..."
"Von unseren?"
"Nein, von den übernommenen natürlich."
Waren sechs Lichter am Blinken gewesen. Macht Sinn. "Äh, sorry."
Sonst nur noch eine Tür. Der Größe nach vermutlich das Scheißhaus. Aufgetreten. Klo und Dusche. Ein Metallschädel mit Spyders Fleischgesicht. Foto. Mit Kiddy draufgehalten. Vollmantel mit Eisen, wie es Schmitt gesagt hatte. Schädel durchlöchert. Foto. Ich gebe es durch. Die Frage nach dem restlichen Körper konnte ich natürlich nicht beantworten. Nur dass hier weit und breit nichts zu sehen war. Also wieder raus in die Halle, wo Omega wartete. Die Spinnendrohne sah man schon über den Hof auf uns zukommen. Ich wechselte auf APDS.
"Wer seid denn ihr?"
"Wir wollen zu Spyder."
"Kommt erst heute Abend."
"Dann ist er also nicht hier. Wo ist er denn im Moment?"
Die Spinne sah uns mit ihren vielen Kameraaugen an und wippelte etwas auf ihren acht Beinen, wobei sich die verschiedenen Teile nicht zu berühren schienen.
"In Sicherheit. Ihr sollt so lange warten."
"Äh, müssen wir auch an so eine Tonne?"
"Hm, hat er nichts von gesagt... "
Also war das tatsächlich sein Geist. Irgendwie. Wie war das... ein Wendigo hat magische Fähigkeiten...
"... ihr sollt hier warten, keinem Menschen etwas tun außer sie greifen an...hmmm...nein, ich glaube, es ist egal, wo ihr wartet."
"Na dann geh ich nochmal und komm heute Abend wieder." Ich drehte mich weg Richtung Tor.
"Nein, nein, jetzt wo ihr da seid, darf ich euch nicht mehr gehen lassen."
Auf einmal kam von hinten ein Hund. Die Spinne sah zwischen ihren Beinen durch. "Aber von Hunden hat er nichts gesagt... vielleicht kann man die essen...?"
"Zum Glück darf dieser Geist keinem MENSCHEN etwas tun", hob ich mit lauter Stimme an, "bei Tieren ist er sich noch nicht so sicher." Nichts geschah. Der Schäferhund sah immer noch genauso treudoof aus wie Tatze als Hund halt so schaute. "Vielleicht würde er HUNDE auffressen, aber MENSCHEN sind SICHER." Endlich, er hat es geschnallt und verwandelt sich in einen Menschen. Da stand er dann nackt. Mit zwei Hundehalsbändern und seinem Rucksack.
Die Spinne ruckte mehrmals mit dem Kopf. "Komischer Hund. Ich weiß nicht. Hund. Mensch. Hund. Mensch. Ich frage sicherheitshalber nochmal nach, wenn er kommt. Jaja, nochmal fragen."
Tatze hatte tatsächlich noch den Mikrotransceiver an der Kehle. Der Spinnengeist hatte etwas dagegen, dass wir uns heimlich unterhielten. Er moserte immer wieder herum, dass wir flüstern.
"Wie kommt es eigentlich, dass du hier Wache schiebst?"
"Spyders Erwachen hat Spuren im Weltennetz hinterlassen. Oh ja. Es ist nicht unbemerkt geblieben..."
"Wenn Spyder kommt, hat das Vieh Verstärkung." Omega.
Tatze sagte nur eins: "Wir müssen es töten."
Der magische Profi hatte gesprochen.


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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 16. August 2022, 13:45:30
Holy Rolers  - Drei Vampire für Pater Johnson 2
34.j
Geister. Ich hasse sie. Unberechenbar. Gefährlich. Der beständige Regen geht mir auf den Sack. Waffe anheben, zielen, volle zehn Schuss panzerbrechende Mun rausgerotzt. Die Kugeln schlagen ein, Pfeifen, Klackern, ein Dampfrohr platzt und eine Dampfwolke entweicht. Aber ohne die übliche Hitze. Die mechanische Geisterspinne grummelt irgendwas und rennt an einer Lagerhalle um die Ecke. Zum Glück hatte sie ihre Verschleierung schon fallen lassen, sonst müsste ich sie erst wieder suchen. Oder sie verschleiert sich erneut...? Aus dem Haus, in dem wir Spyders Kopf in der Dusche fanden, röhrt ein Schuss. Omega. Anscheinend sieht er zumindest die Spinne, denn er zielt dahin, wo sie hingelaufen ist. Tatze geht ihr hinterher und konzentriert sich. Vermutlich ein Zauber. Einer der orkischen Ganger, die Mörfi mitgebracht hatte, zieht eine MP und schießt auf Tatze. Streifschuss. Klar, ein anderes Ziel hat er nicht, da Omega und ich noch unsichtbar sind. Zwei orkische Squatter ziehen Messer und rennen Richtung Tatze. Sie sind allerdings echt lahm zu Fuß. Ein anderer Ganger zieht seine Pistole und schießt ebenfalls. Auf einmal geht mein Smartlink voll ab. Reagiert schneller und präziser als gewohnt. Ein orkischer Squatter zerschlägt am Feuerfass eine Bierflasche und rennt Richtung Haus .Ich gehe so weit, dass ich um die Ecke der Lagerhalle blicken kann. Dort ist dieser komische Spinnen-Mechanik-Geist in voller Abwehrhaltung. Das Smartlink hatte ihn schon erfasst, der Screen mit der wahrscheinlichsten Trefferzone war einiges kleiner als gewohnt. Zielen, sechs Schuss. Beine fliegen weg, die Spinne zerfließt zu rot-grünem Metallstaub und löst sich in Luft auf. Ich drehe mich sofort, um meine rückwärtige Seite zu sichern. Aus dem Haus dröhnt ein Pistolenschuss. Schmerzensschreie. Ein Squatter dreht sich vom Feuerfass weg und klettert panisch den Müllberg hinter ihm hoch. Ein Ork-Ganger schießt auf einen der orkischen Squatter. Izzy rennt von einem Feuerfass zur Hausecke und geht in Deckung. Ein anderer Squatter rennt aus meinem Sichtfeld. Drüben am Tor, wo Mörfi mit drei ihrer Ganger steht, gehen sie in Deckung und ziehen ihre MPs. Mörfi hat eine Ares Alpha. Ein Squatter schreit panisch und hüpft kopf voraus in einen weiteren Müllhaufen. Anscheinend ist der Zauber so weit von allen abgefallen.
"So, jetzt kommen wir mal wieder ganz langsam runter. Der Geist ist tot." Hm, ich weiß nicht, ob das so vertrauenserweckend ist, wenn aus dem Nichts eine Stimme kommt. Zum Glück hat Tatze die Unsichtbarkeit die ganze Zeit gehalten. Hätte auch völlig anders laufen können hier... N echter Profi.
Mörfis Stimme hallt über den Schrottplatz. "Was für ne verfickte Scheiße ist hier los...?!"
"Hey Mörfi, alles klar bei Dir?" Dann fügte ich hinzu: "Hier Bembel." Dann biss ich mir auf die Zunge. Drek! Ich hatte ihr bisher meinen Namen nicht gesagt... Hätte ich mir jetzt auch sparen können!
Mörfi war anscheinend nicht so abgebrüht, wie man es auf Grund ihrer Ausrüstung hätte annehmen können. Sie schrie nur nochmal: "Was für eine verfickte Scheiße..." Ja, sie ist wirklich schlagfertig...
Von Jay kam ein Geoping. "Das Kommlink unserer Zielperson muss ungefähr hier sein. Umkreis so fünf Meter."
"Bin dran." Ging rüber zu einem der Feuerfässer. Auf dem Boden war nichts zu sehen, aber der Squatterork, der hier noch rumstand, hatte ein viel zu teures Kommlink in seiner Brusttasche. Unsichtbar wie ich war, schlich ich an ihm vorbei und stahl es aus seiner Tasche. Er merkte nichts. Schaue kurz aufs Display. Ein Atom-Symbol mit einem Dreieck als Elektron. Irgend so ein SciFi-Interface. Egal.
"Jay, ich habs. Muss ich irgendwas machen, dass du Zugriff hast?"
"Mir geben."
"Dann komm vor zum Tor." Wird etwas dauern. Jay Smiley saß noch gemütlich in Omegas Schüssel.
Die beiden Ganger und Izzy gesellten sich gerade zu Mörfi und ihrer Gang dazu. Sie hatten sich um ihr Feuerfass verschanzt und checkten noch immer die Lage. Nicht von der schnellen Sorte.
"Tatze, wär toll, wenn ich wieder sichtbar wäre."
Ging anscheinend schnell, denn die fünf Ganger und Mörfi hielten ihre Wummen sofort erschrocken in meine Richtung. Mörfi achtete darauf, dass Izzy in volle Deckung kam. Anscheinend ist die irgendwie wichtig. Betont lässig ging ich an ihnen vorbei Richtung Tor. "Hey, locker, is alles grün hier." Am Tor übergab ich Spyders Komm an Jay. Der wollte lieber wieder in Omegas Schüssel zurück. Hätte ihn auch reinlassen können. Der Öffnungsmechanismus war jetzt keine Raketentechnik.
Eine Explosion! Ungefähr vom geheimen Eingang mit den Minen! Ich ließ alles hochfahren und rannte schnell wie ein Blitz rüber an die andere Lagerhalle und lugte heimlich um die Ecke. Dort hinten lag was. Ich lies meine Linse heranzoomen. Anscheinend ein Squatter, der sich selbst in die Luft gesprengt hatte. Schlau genug, um einen Ausgang zu suchen. Leider waren da drei Minen versteckt... Etwas anderes bewegte sich. Im Müllberg. Squatterbeine.
"Hey, ich seh dich."
Die Beine wurden angewinkelt und an den im Müllberg versteckten Körper gezogen.
Als ich zu Mörfi zurückgin, kam ich an einem Squatter vorbei, der in Fötusstellung auf dem Boden lag und weinte.
"Also Mörfi, ich hab Spyder gefunden, aber... Na ja, wenn dus siehst, weißte Bescheid."
Sie folgte mir ins Haus. Dem Mikrotransceiver nach müssten auch Tatze und Omega darin sein. Von denen war nichts zu sehen. Dafür ein Ganger mit fett blutender Schusswunde. Ich ging achtlos an ihm vorbei und zeigte Mörfi das Bad.
"Oh, er hat wohl seinen Kopf verloren."
"Der Geist meinte, bei seinem Erwachen wäre ihm ein neuer gewachsen."
"Vielleicht gehts ihm dann doch gut." Mörfi schien irgendwie weggetreten.
"Ich glaub, er ist jetzt ein Wendigo."
Mörfi sah den in Spinnweben eingewickelten ausgemergelten Körper auf dem Sofa. "Du hast ihm das alles angetan!" Kalte Wut. Sie schoss ihm in den Kopf.
"Wenn du die Sache mit Spyder klären willst, dann nimm Vollmantelgeschosse auf Eisenbasis. Nicht die mit Kupferanteil."
"jaja."
"Hey, hör ma! DU hast gesagt, IHR kümmert euch. Ich geb dir hier nen echt heißen Tipp von nem Typen, der sich mit so Zeugs auskennt. Wenn du das nicht ernst nimmst, dann scher dich zum Teufel!"
Hinter mir fährt ein Gebläse hoch. Ich dreh mich sofort um und mache Kiddy bereit. Eine Hoverdrohne kommt aus dem Spinnennetz herausgefahren. Auf dem Trideo eine schwarze Spinne mit einem roten Kreuz darauf. Man hört schweres Atmen. "Was macht ihr denn hier?" Die Stimme wirkte ersaunt. "Mörfi, hat man dir nicht gesagt, dass du erst heute Abend kommen sollst? Ich will keinem von euch etwas tun."
"Was hat der Typ mit dir gemacht, bevor ich ihm den Kopf weggeschossen hab?!"
"Ist er tot...?" Die Drohne fuhr herum. "Ja... und den Geist von Spinne... ihr habt ihm Schmerzen zugefügt und dann getötet." Es war eine neutrale Feststellung. "Ist Izzy hier?"
Oh, Izzy. Für IHN scheint sie wichtig zu sein.
Da wir bereits auf dem Weg nach draußen waren, zeigte Mörfi bereits in ihre Richtung. "Ja." Tatze und Omega folgten uns unsichtbar.
Die Stimme aus dem Lautsprecher der Hoverdrohne wurde panisch: "Dann bringt sie weg! Bringt Izzy weg!"
Jay schickte den Geoping von Spyders Aufenthaltsort. Er war mitten auf dem Schrottplatz. Unter dem Tarnnetz, das inzwischen weg war. Dort stand ein alter, völlig durchrosteter UCAS-Mega-Truck. Zugmaschine und Auflieger waren getrennt.
"Ich will keinem etwas tun, ihr müsst hier weg!"
Tatze zeitgleich: "Ich kann nicht mehr."

34.k
Am Himmel schwebt eine Zeppelin-Drohne. Wusste gar nicht, dass Jay eine hat. Die Tür vom Truck springt auf. Ein übergroßer Wendigo springt aus der Beifahrertür. Mörfi und die Ganger legen genau wie ich sofort darauf an.
"Hey, ich bin´s, ihr kennt mich doch!" Der Wendigo hob beschwichtigend die Hände.
"...Spyder?"
Der Ton in Mörfis Stimme sagt mir schon, dass sie hier gar nichts regeln wird. Ich halte drauf und spicke ihn mit Vollmantelgeschossen auf Eisenbasis. Zehn Kugeln aus meiner Kiddy hauen das seelenlose Vieh um. Blut spritzt. Mal wieder. Die drei Ganger und Mörfi gehen in Deckung und legen auf mich an. Verdammt, das könnte zu viel werden.
"Was zum Teufel soll das?! Lass das!"
Ich laufe schnell in Deckung und sehe schon, dass ich mich falsch entschieden hatte. Der Wendigo war aus dem Schussfeld. "Das ist ein dreks Wendigo!"
Von woanders fallen Schüsse. Schwere Pistole. Muss Omega sein.
Mörfi schreit ein "Verschwindet!", begleitet von einem "Plops". Granate. Drek! Schlagartig war alles in Rauch gehüllt. Allerdings konnte ich noch Wärmesignaturen sehen. Trollaugen. Ich renne nochmal zum Wendigo hin und rotze noch einmal zehn Kugeln rein. Er liegt am Boden und zuckt.  "Omega, hast du das drauf?"
"Ich? Ja."
Alles klar. Ich ducke mich vor Mörfis Salve weg, aber sie trifft mich. Sie ist gut. Hat mit ihrer Ares auch ne volle Zehn rausgehaun, schreit noch: "Du hast´s ja nich anders gewollt!"
Anscheinend geben ihre Leute Sperrfeuer. Einer feuert noch auf mich, aber ich kann leicht ausweichen.
Smiley über Funke: "Scheiße, scheiße, scheiße, da hat einer die Bullen alarmiert!" Etwas Pause. "Und die kommen tatsächlich!"
Drek! Ich muss das Tempo hier erhöhen. Ich mache Mörfi und ihre drei Leute an einem Fleck aus. Plop. Offensivgranate raus. Schlägt auch exakt ein. Mörfi kommt noch weg, die anderen nur zwei, drei Meter und stecken Splitter ein. Zwei fallen hin. Nochmal ein Schuss vom Tor. Die schwere Pistole von Omega. Zum Glück sieht man die beiden immer noch nicht.
Von Mörfi hört man ein "Zieht euch zurück!" und einen weiteren Plop. Zum Glück weht es die Betäubungsgranate weit ab und sie tut nichts weiter.
Ich halte nochmal zehn Schuss auf Mörfi, was sie umhaut. Volltreffer. Mich trifft ne Kugel vom Sperrfeuer. Blauer Fleck.
Über Funk gebe ich durch "Zieht euch zurück, so lange ihr unsichtbar seid." Auch wenn Omega alles im Kasten hat, ich mache lieber ein Foto, wie ich dem Wendigo das Hirn wegballer. Einfach zur Sicherheit. Mist! In dem Rauch macht das dreks Kommlink keine Aufnahme. Einfach nur grau alles. Ich schleife den Wendigo nach hinten aus dem Rauch. Omega: "Scheiße, ich hab keine richtige Aufnahme!". Ich rolle die Augen, während ich den Wendigo durch den Rauch und das Sperrfeuer nach hinten wegziehe. "Hey, verpisst euch, bevor die Bullen da sind. Ich komme nach."
Omega: "Wir treffen uns an der Kreuzung."
Jay Smiley: "Moment, ich hab gleich die perfekte Einstellung."
Während ich dem Wendigo den Lauf in den Mund ramme, schwebt der Zeppelin ran. Ich halte auch mit dem Kommlink drauf und geben den Feed an Jay durch. Die Gehirnmasse fliegt nach allen Seiten. Die Schädeldecke ist weg. Alles im Kasten.
Ich laufe hinter den Schuppen Richtung fehlendem Zaunstück. Irgendein Ganger gibt immer noch Sperrfeuer. Unter dem riesigen Tarnnetz ist tatsächlich ein Zeppelin. Also so ein großer. Ich hüpfe raus. Durch die Pampas der ehemaligen Kleingartensiedlung Richtung Zivilisation. Drek! So Arschlöcher haben hier ihren Sondermüll abgekippt. Langsam ätzt es mir die Stiefel weg. Die Dämpfe sind auch nich so lecker. Meinen Bulldog lasse ich derweil Richtung Budenheim fahren. Die werden alles absperren und mit Drohnen fluten. Ich glaube, ich gehe erst einmal saunieren.

34.l
Während ich meine eigesifften Stiefel in Lagen von Plastikfolie packe und meine Füße mit jede Menge Desinfektionsmittel säubere, lasse ich den Bulldog Richtung Saunaanlage Schwitzkasten in Budenheim rollen. Auf dem Parkplatz angekommen, parke ich über einem Gulli. Anscheinend hatte ich genau den Fettabscheider erwischt. Kiddy war schon mit Muni und Ersatzladestreifen in Plastik eingeschlagen, wie auch einiges anderes illegales Zeug wie Schalldämpfer. Ich wickel ein Seil von der Enterhakenkanone rum und mache es mit Industriekleber an der Decke fest. Funkt. Aus der Kiste mit dem Taucheranzug ein Handtuch rausgeholt, abgeschminkt, Müll in den Schacht geschmissen, eingeparkt. Und ab in die Sauna, während sich die Bullen draußen einen abhecheln. Ich bin auch echt angegriffen. Mörfis Kugel hat tatsächlich getroffen. War aber nicht wild. Ansonsten war ich aber echt außer Puste. Also schön rein wie Otto Normalo, Eintritt gezahlt, Umkleide. Kommlink. Jay. "Bembel, auf uns war ein Privatdetektiv angesetzt. Der hat uns bei den Bullen verpfiffen. Der hat auch den Code vom RFID Chip aus der Holzkiste, darüber hatte der uns getrackt. Und den hat er jetzt an die Bullen weitergegeben." Klick.
Mich traf es wie ein Schlag. Erstmal raus. Zügig. Waffen rausgeholt, Truhe vom Schmitt reingeworfen. Terpentin drüber, Überlebensfackel rein. Zusammen mit dem Fett sollten die Bullen aus dem Rest hier in der Kanalisation nix mehr anfangen können. Dreeek! Nochmal Jay anrufen. "Jay, geh in die Saunaanlage Budenheim in der Matrix und lösche die Aufnahmen von mir."
"Moment, bleib dran." Kurzer Augenblick. "Zu spät, der Sternschutz hat die Aufnahmen bereits."
"Untertauchen." Klick. Ich geb Gummi. Am Eingang zum Hinterhofparkplatz hatten bereits zwei SS-Schlitten sauber an der Seite geparkt, ich fahre auf die Straße. Auf der einen Seite auf jeden Fall Straßensperre. Also andere Seite. Auch Straßensperre. Ich geb noch mehr Gas und presche über die beiden Bahngleise rechts von mir. Ich nehme nicht die Straße, sondern rumple durch den Garten. Hinter mir blitzen auf der Straße Blaulichter auf. Die sind echt überall! Drohnen über mir. Ich gebe weiter Gummi immer in den Süden. Ab in den Wald. Ich kann die Streifen flott abschütteln, auch die Drohnen, aber den Heli bleibt dran. Ich kann ihn auch im Wald nicht abschütteln. Die werden sich voll auf mich konzentrieren, also können die anderen zumindest abhaun. Drek, der Heli wird mich im Wald sogar besonders gut tracken können, weil der Motor so heiß ist! Im Süden werden die alles dicht gemacht haben. Außerdem haben die meine echte Fresse auf Trideo. Ich bin verbrannt! Also auf keinen Fall Kontakt mit den anderen aufnehmen! Gut. Es ist durch. Aber noch habe ich die Initiative. Ich drehe langsam im Wald und fahre wieder Richtung Norden. Taucheranzug. Check. Chemoanzug drüber. Rucksack. Kiddy rein. Der teure Anzug. Panzerjacke. Medkit und Patches. Chipkiste. Abhörzeug, Wanzenscanner. Nochmal in Plastik einwickeln. Panzertape. Über der Grenze ein Heli. Tut keinen Schlag. Aber der BGS wird mich voll im Auge haben. Ich rase durch einige Felder auf den Rhein zu. Seitentür öffnen. Ich lese noch "Wassersportfreunde Neptun e.V." bevor ich volle Kanne zwischen kleinen Booten in den Rhein fahre und dabei ins Wasser springe. Erstmal in die Flussmitte. Wo ist die verdammte Flussmitte... Egal, jetzt gegen die Strömung, mit aller Kraft. Der Chemoanzug hatte sich aufgeblasen. Ich stelle auf meinen eingebauten Lufttank um. Ja... Drek, oben werden die Drohnen schon suchen, also kann ich keine Luft ablassen...muss also so gehen. Immer weiter, immer weiter, immer weiter... Bilder der Strafbatallione bei der Bundeswehr kommen wieder hoch. Nur dass diesmal keine anderen Soldaten und dann sogar Ausbilder neben mir zusammenklappen. Ich stehe alleine. Schritt. Für Schritt. Für Schritt.
Irgendwann auf einmal verstärkte Strömung. Man könnte einfach auftauchen und schwimmen, ich tauche aber drunter durch. Auf einmal keine Strömung mehr. Mir fehlt die Richtung. Dann reißt die Strömung auf einmal ab. Bin ich schon am Main? An einem Seitenarm des Rheins? Eine abgerundete feste Form. Hier scheint ein größeres Boot zu liegen. Ich tauche vorsichtig auf.
Klingeln. Mein Komm klingelt. Das Fairlight. Es macht "Who let the dogs out, wuff, wuff, wuff, wuff...". Tatze. Ich zögere kurz, nehme dann doch per Riggersteuerung ab. Ich muss so knapp unter Wasser sein, dass de Verbindung funkt. Aber das Rauschen ist heftig. Tatze stammelt rum. Schwer zu verstehen. Ich falle ihm ins Wort. "Bist du verrückt, mich anzurufen? Untertauchen! Sofort!". Klick. Ich warte kurz. Er ruft nicht mehr an.
Eine Fähre. Fährseil in zehn Meter Höhe. Hubschrauberschrappen in der Nähe. Hinter mir Autos in gleichbleibender Geschwindigkeit. Gegenüber ein einzelnes Haus und vielleicht noch ein oder zwei. Nein, aus dem Rhein erst in Dunkelheit. Es ist saukalt, aber ich habe endlich Zeit zum Nachdenken.
Der Privatdetektiv hat uns überwacht. Die Kiste war vom Schmitt. Mit Chip drin. Der Schmitt wollte, dass wir keinen Kollateralschaden machen. Hm, vielleicht sollte der Schnüffler uns melden, wenn wir Zivilisten umlegen? Die Fly-Spy auf der Mauer als ich die Tussi umgenietet hab... Mannomann, nen Kragen und auf Pfaffe gemacht und ich bin viel zu vertrauensselig. Hätte den Chip brennen sollen als ich ihn entdeckt hatte... Irgendwas machst du immer falsch... Oder... oder Smiley verarscht uns alle. Von uns kennt den keiner. Fritten Toni hat den geschickt. Vielleicht handelt Smiley in seinem Auftrag? Unwahrscheinlich, aber möglich. Alles checken.
Wooooouuuu, wahrscheinlich schon zu spät, aber wenigstens sollte man es versuchen. Über die Riggersteuerung aktivierte ich das Fairlight.

34.m
Das beleuchtete Schild "Heidelberger Beton" und mein GPS verriet mir meinen Standpunkt: Ich war tatsächlich irgendwie durch die Grenze im Rhein gespült worden und befinde mich in Badisch Pfalz. Unglaublich, wenn man bedenkt, wie heftig ich mich gegen die Strömung gestemmt hatte, aber das aufgeblasene Zäpfchen von Chemoanzug hatte anscheinend zu viel Angriffsfläche für die Strömung geboten. Vielleicht wurde ich dadurch so langsam durchgespült, dass ich nicht weiter auffiel... Es war müßig, darüber nachzudenken. Inzwischen meldete sich DC.
"Ja, Uf...Bembel, was geht, icke hab hier fett was am Laufen."
"Hoi, äh, prima. Könntest du nen Job übernehmen? Überprüfung von vier SINs, ob die kompromittiert sind und überprüfen, auf welcher Grundlage mich der SS in Frankfurt sucht. Hol dir die Kohle einfach von einem der Konten, ich geb dir die Daten durch."
"Meld dich mal wieder, wenn du in Berlin bist."
Nächster Anruf Doc. Hob diesmal gleich ab. "Ah, was gibts?"
"Ich bräuchte n neues Gesicht und du bist der Beste dafür."
"Äh, wie groß muss die Veränderung sein?"
"Meine Fresse darf nicht mehr erkannt werden und kannst du mir die rote Hautfarbe wieder wegmachen, die du mir das letzte Mal einfach verpasst hast?"
"Hm, ja, das muss ich nicht mal selbst machen, das kann ein Franchise erledigen... warte... hier, eine Klinik hier im Rhein-Ruhr-Plex. Kannst quasi heute Nacht noch in den Tank springen. Dauert vier Wochen, aber greift dafür die Essenz nicht an. Sollte dir entgegenkommen, oder?"
"Ja, gebongt. Darfst mich ruhig noch n bissl aufhübschen."
"Brauchst du noch eine Lerneinheit in gesellschaftlichem Umgang?"
"Sollte nicht schaden."
"Gut, eben dazugebucht. Reine Materialkosten etc kommen auf 10k."
Gebongt."
Dann 2-Take. "Hallo Herr Takeshi. Ich würde einen diskreten Transport nach Neu-Essen benötigen."
"Ich melde mich, sobald ich etwas habe. Kosten kann ich noch nichts sagen. Ist gerade eine merkwürdige Stimmung in der Szene."
"Äh, warum? Ist etwas passiert?"
"Vielleicht solltest du mal wieder Nachrichten ansehen?"
"Prima. Können Sie noch ein paar Leute anheuern und überprüfen, ob diese Adresse hier überwacht wird?"
"Selbstverständlich. 5k."
"Vielen Dank."
Inzwischen Nachricht von DC. "Keine SIN kompromittiert. Sehr schlechte Aufnahme von schräg hinten oben. Du stehst aber auf der Vermisstenliste."
Merkwürdig. Aber zumindest mal etwas Glück im Unglück.
News von DeMeKo: "Schwules Zwergenpäärchen in FfM weiter auf der Flucht. Nachdem einer der beiden, ein gefährlicher Söldner, seine Wohnung in die Luft sprengte..." Es waren noch Bilder zu sehen. Auch von unserem zwergischen Stripper. Nun gut. Dann aber schluckte ich. Fritten-Toni war zu sehen. "... setzte der Sternschutz einen Drahtzieher aus der Organisierten Kriminalität fest. Verdächtigt wird er wegen Handel mit Drogen und Waffen..." Drek!
Wie dem auch sei. Es war dunkel, mir war saukalt und bevor ich im Rhein ohnmächtig werde, muss ich an Land. Ich tauchte am Kai von "Heidelberger Zement" auf. Hinter dem offenen Rolltor der Lagerhalle helles Licht, Mucke, Party. Am Kai ein paar Orks. In der Halle auch ziemlich viele Orks. Viele bewaffnet. Ein Tagg an der Wand. Keine der Flussgangs aus Frankfurt, die ich kenne. In der Halle johlen sie komisch. Anscheinend sahen sie sich gerade ein Jetski-Rennen oder so etwas an. Ich versteckte mich etwas am Kai, als mein Fairlight sich meldete.
"Die BuMoNa kümmert sich um jeden Notfall. Bitte geben Sie an, ob sie selbstständig zum Rettungsfahrzeug kommen können." Ja. "Geben Sie nun einen Geoping ein." Ich übermittelte meinen Standort. "Freie Fläche erkannt." In der AR wurde ein Zielkreis auf dem Pier gekennzeichnet. "Halten Sie sich bereit, in acht Minuten transportiert zu werden."
Wow. Herr Takeshi war schnell. Als ich mich etwas umsah, beschloss ich, doch meinen Standort zu ändern. Neben dem Pier war ein Waldstück zwischen dem ganzen überschwemmten Gebiet. Ich konnte mich etwas trocknen.
Fairlight. Tatze. Ich verdrehe die Augen. "Ich wollte mal fragen, wie es dir geht."
"Sag mal, was genau hast du an untertauchen und nicht mehr anrufen nicht verstanden?! Also pass auf. Du hast dich super geschlagen. Musst noch ein paar Sachen lernen, aber war schon gut. ... Sag mal, Tatze. Warum heißt du eigentlich Tatze, haben Hunde nicht Pfoten?"
"Naja, die haben mich halt so genannt."
Ich guckte erstmal blöd. "Also gut. Du legst jetzt auf. Ich bin ein paar Wochen weg. Taucht unter und ruf mich nicht mehr an. Ich melde mich, wenn ich wieder zurück bin."
"Ja, also gut. Ich wollte ja auch nur wissen, ob du noch lebst und obs dir gut geht."
Ich lege auf, schüttle den Kopf und gehe vom Kai weg, an einem überschwemmten ehemaligen Parkplatz vorbei und gebe BuMoNa neue Koordinaten durch. Wäre doof, wenn die Ganger nervös würden, weil da irgendwas mit Blaulicht und tröröö auftaucht.
Schon wieder das Kommlink. Jay Smiley. Ich seufze schicksalsergeben. "Ich habe doch..."
"...gesagt, dass Tatze nicht mehr anrufen soll und deshalb..."
"...rufst du an. Klar. Was gibts?"
"Willst du die Arschlöcher, die uns gelinkt haben, geeken?"
"Warum? Rache zahlt keine Rechnung. Oder hast du jemanden, der zahlt?"
"Da wird sich schon jemand finden. Die haben Toni erwischt."
"Smiley, wenn wir jetzt loslegen und suchen dann nach jemanden, der zahlt... warum genau sollte jemand zahlen, wenn die Arbeit schon erledigt ist...?" Grummeln am anderen Ende. "Also pass auf, ich tauche jetzt ein paar Wochen unter und dann komme ich wieder. Sehe dann nur etwas anders aus."
Die blaue BuMoNa-Schlange erschien wieder in der AR. Ping. "X-5Minuten. Stehen Sie unter Beschuss?" Nein.
Fairlight klingelt. Ich scheiß gleich die Wand an, echt. "Ja."
"Hallo, spreche ich mit Bembel?"
"Hm."
"Mein Name ist Bella. Toni ist mein Vater. Möchten Sie ihre Ausrüstung wieder..."
"Dein Vadder hat uns voll verarscht, Mann... Moment. ...Warum soll der dann im Knast sein..."
"Ja, manchmal dauerts etwas länger, jaja. Ich wusste, dass dieses Gespräch schwerer werden würde als das letzte... Möchten Sie nun ihre Ausrüstung wieder haben? Wir haben uns bereits Sorgen gemacht und Sie auf die Vermisstenliste setzen lassen."
"..." Ich happste etwas, blieb allerdings sprachlos.
"Falls Sie an ihrer Ausrüstung interessiert sind, melden Sie sich unter dieser Nummer. Fragen Sie nach Schwester Barbara. Es wird Sie Fünftausend kosten. Sie können es sich überlegen." Sie legte auf.
Der BuMoNa-Transport kündigte sein Kommen an.
Nun musste ich noch ein Telefonat führen. Es klingelte. Eine verschlafene Stimme. "Schwestern der Sylvestrinerinnen, Schwester Birgit."
"Könnte ich Schwester Barbara sprechen, bitte?"
"Ah, Schwester Barbara. Mal wieder." Man hörte, wie das Kommlink auf den Tisch gelegt wurde mit einem lauten Klack und sich Schritte entfernten Warum bitte nahm sie es nicht einfach mit? Einige Minuten später wieder Schritte, diesmal etwas agiler. "Ja, hier Schwester Barbara."
"Äh, ja, ich sollte mich melden wegen meiner Ausrüstung."
"Ah, ja, es ist alles hier. Man müsste natürlich wieder eine Grundreinigung durchführen, aber prinzipiell..." Das prinzipiell zog sie extrem in die Länge. "Aber wie ich sehe, kommen Sie gerade aus Malta, Herr Kowalsky."
"Ähm,... jaaaah...?"
"...und nach Ihrem Bad im Rhein sind Sie ausgeflogen worden in die... Schweiz. Wäre Ihnen das Recht, Herr Kowalsky?"
Ich grunzte nur kurz.
"Wie ich sehe, soll eine Klinik in St. Gallen sehr schön sein. Darf ich Ihnen ihre neue SIN übermitteln, Bruder Nikolas?"
"Äh, ja..."
Sie ging ein. Nikolas Kowalsky, geb. 06.06.2050. Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta. Lizenz Führerscheine für Bodenfahrzeuge und Boote, sowie eine Lizenz für Faustfeuerwaffen auf Malta und im Vatikan. Außerdem Besitzer eines Ferienhauses auf Malta (jwd und immer vermietet) und satten 20k bei der Bank von Valetta.
"Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Bruder Nikolas, nachdem bei meinem Auftrag für Sie einiges schief gelaufen ist."
"Ähä."
Sie legte auf. Also entweder werde ich schon wieder massiv verarscht, oder...
Der Transport kündigte sich durch massive Lautstärke an. Ein Vektorschub-Flieger von der Größe eines Kleinwagens. Ich musste über ein Förderband zusteigen.
"Haben Sie bekannte Allergien?" Nein.
"Geben Sie ihr Ziel an." Ich gab den Ping durch, den ich von Doc bekommen hatte.
"Dies ist keine Vertragsklinik. Außerdem benötigt dies eine Zwischenlandung und einen Krankenwagen. Möchten Sie nicht lieber in eine Vertragsklinik in..." Nein.
"Bitte entspannen Sie sich"
Ich wurde mit "Scheiß-egal-Gas" geflutet und einige Sägen schnitten mir meine Panzerjacke vom Leib. Scheißegal. Die Nachrichten und Reportagen waren alle zensiert. Nichts worüber man sich aufregen hätte können. Natur, Kochen, Lifestyle. Keine Politik. Nicht mal Sport. So Urban Brawl wärs gewesen. Oder Desert Wars oder so...
So oder so. Was nun kommt, liegt nicht mehr in meiner Hand...

34.m
Als ich im Tank aufwachte, war im lokalen Knoten alles bereitgestellt. Die sozialen Interaktionen waren sogar auf mein neues Aussehen abgestimmt. Einen neuen Namen hatte ich mir noch nicht ausgesucht. Ich schwankte zwischen Diakon, Prälat, Dekan oder Pole. Natürlich immer mit einem großen Der davor. Eigentlich gut gelaufen. Also vermutlich bin ich pleite, aber ich konnte meine SINs behalten, sogar eine neue dazubekommen, mein Haus in Obertshausen wurde nicht von der Polente überwacht und der Schmitt namens Sr. Barbara schien wirklich hinter ihren Runnern zu stehen. Das hatte ich so noch nie erlebt. Hat sich tatsächlich gekümmert anstatt alle Verbindungen zu kappen. Anscheinend war der Fixer, den sie geschickt hatte, dieser Pater Johnson, mit den Deutsch-Katholen verbandelt und hatte sie gelinkt. Sehr bemerkenswert. Nun war ich in Neu-Essen, ehemals Mühlheim a.d. Ruhr. Mein Bulldog stand in Limburg. Darum hatte sich Sr. Barbara gekümmert. Wie auch immer sie an den gekommen ist. Der SS hatte den sicher nicht freiwillig herausgerückt.
Sie ließen den Tank ab. Ein Arzt mit Assi stand vor mir, ein Krankenpfleger fuchtelte vor meinen Augen herum. "Irgendwelche Schwindelgefühle, Unwohlsein oder sonstige Beschwerden, Herr ... Unbekannt?"
Ich reckte mich. "Keineswegs."
"Sie wissen, wo Sie sich befinden?"
"In einer Klinik in Neu-Essen."
"Sehr gut." Er kritzelte etwas auf ein AR-Formular. "Dann können Sie ihr Paket aus dem Schließfach nehmen. Dürfen wir Ihnen noch ein Taxi bestellen?"
"Ja, bitte. Zum nächsten Hauptbahnhof."
Branntheiß fiel mir ein, dass im "Paket" noch Kiddy war. Über meine Riggersteuerung verband ich mich mit dem Fairlight aus meinem "Paket", das ich nun in den Händen hielt und rief Doc an.
"Hm."
"Hallo Herr Doktor. Vielleicht könnten Sie ein Paket für mich über eine Grenze schicken?"
"Hm, ja, sollte möglich sein. Wohin?"
"In die Badische Pfalz bitte."
"Ok... ich schicke es nach Gießen in einen Außenbezirk. Aber bleib unauffällig. Da wohnen Familien." Doc. Empfindlich geworden, seit er Nachwuchs bekommen hat.
"Aber selbstverständlich. Vielen Dank."
Um über die Grenze zu kommen, müssen meine SINs so weit sein. DC in Berlin.
"Hi, zurück im Leben?!"
"Vollkommen. Ich wollte sicher gehen, dass mit den Bestellungen alles in Ordnung geht. Ich hätte hier noch einige Bilder." Ich gab mehrere Aufnahmen meines neuen Gesichtes frei.
"Die hast du mir schon vor ein paar Wochen gegeben."
"Ah, oh, das muss ich im Trubel der Ereignisse vergessen haben. Könnten Sie in diesem Zuge möglicherweise unseren gemeinsamen Freund, den Käptn, in Bilde setzen?"
"Äh,... ja. "
Wunderbar Käptn Haddock hat zwar schon länger nichts mehr von sich hören lassen, aber so eine Verbindung in Berlin muss gepflegt werden.
In aller Ruhe ließ ich mich vom Taxi zum Hbf Neu-Essen bringen und nahm den nächsten Zug nach Limburg. Das "Kloster" lag mitten in der Stadt. Nachdem ich mich kurz angekündigt hatte, nahm mich Sr. Barbara in Empfang. Eine drahtige junge Frau in einer hellblau-schwarzen Nonnentracht. Sie bewegte sich mit einer Schnelligkeit und Wucht, wie man sie nur unter Athleten und Runnern sah.
"Willkommen Bruder Nikolas, Ihr Auto steht auf dem Hof." Sie führte mich durch einen kurzen Gang. "Ihre drei Mitstreiter waren übrigens schon hier und haben ihre Belohnung in Empfang genommen." Sie öffnete eine Tür und im Hof dahinter stand der Bulldog. "Sie sollten ihn nicht starten, im Motor steht noch das Wasser des Rheins. Wir haben nur einmal abfließen lassen." Dementsprechend sah die Ausrüstung aus. Zum Glück hatte alles im versiegelten Schmuggelfach überlebt. Auch die verschiedenen Rüstungen. Die billige Riggersteuerung von Radio Shack schwamm in Einzelteilen im Koffer. Aber die Maersk Spider brauchte nur eine kleinere Reparatur. Zwei KanMuchis konnte ich wegwerfen. Der Rest musste auch nochmal zum Mechaniker. Wie auch einiges von der Elektronik aus den Kisten. Den Schnüffler-Sensor, den ich für das Festival besorgt hatte, war hinüber. Aber das sollte eh durch sein. Aber Drek! Wie bekomme ich jetzt Kiddy nach Groß-Frankfurt? Unbewusst bin ich davon ausgegangen, dass ich hier den Bulldog einfach abhole und dann das Paket einpacken kann...
Sr. Barbara schien mir anzusehen, wie ich mich fühlte. "Ich bedauere, dass mein Fixer Sie und mich dermaßen hintergangen hat. Wir haben uns bereits um dieses Problem gekümmert."
Sie war wirklich die zuvorkommenste Schmitt für die ich je arbeitete. "Schwester Barbara, für Sie würde ich sogar in die Hölle fahren und dem Teufel in die Eier treten."
Sie lächelte und gab mir eine Nummer, unter der sie zu erreichen war.
Ein letzter Anruf. Fix, Flott & Fly in Frankfurt. Sie werden sich freuen. Vermutlich bin ich nach den ganzen Reparaturen pleite. Zumindest einiges ärmer. Die drei Zwerge werden Samba tanzen.
"Unter welchem Namen darf ich Sie denn eintragen?" Sr Barbara sah mich fragend an, während sie auf ihrem Komm tippte.
Ich überlegte kurz. Ein wenig gebildetes Gehabe konnte nicht schaden. In Zukunft werde ich die Panzerjacke an den Nagel hängen und die Anzug-Kombination von Mortimer zu meinem täglichen Begleiter machen. Damit war die Wahl getroffen. "Der Dekan."

[close]

Gut, Bembel wird erst einmal etwas aussetzen müssen und im Tank verbringen, um sein Aussehen zu ändern.

Rider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix.
Aber: Bembel isch ouwä, der Dekan lebt.
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 10. Oktober 2022, 21:04:30
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.
Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Chenji/Yina/Kaede/Nina, Norm, gebürtig japanische Ki-Adeptin. Aussehen und Benehmen nach Belieben. Drückt noch die Schulbank, arbeitet aber schon fleißig und erfolgreich für die Frankfurter Yakuza.
Jay Smiley, Norm, Technomancer, was an Haaren auf dem Kopf nicht wegrasiert ist, ist blau gefärbt.
Bembel... äh... Der Dekan - Troll, Face, Streetsam und Rigger. Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.

Wir sind aus mehreren Gründen übereingekommen, dass wir den Run zusammen weiterspielen möchten. Dazu haben wir das Festival etwas verschieben müssen.

Universe United - Der Run

33.f (irgendwie waren das zwei getrennte Treffen. Habe ich irgendwie bei der Beschreibung versemmelt)
Als ich im Tank war hatte es wohl geregnet. Geregnet. Und nochmal geregnet. So viel, dass der TÜV die Statik der Bühnen des Universe United beanstandet hatte. Als die Nachricht der Schmitt reinkam, musste ich lachen. Das Festival wurde um einen Monat verschoben. Im Laufe des Monats wurde von der Schmitt ein weiterer Runner engagiert - Jay Smiley. Was ein Zufall. Vermutlich hatten Omega und Tatze da ihre Hand drin. Neo war auch noch dabei. Für Schmitt war mein neues Gesicht kein Problem - die Lizenz für das Festival lief weiter auf die gleiche SIN.
Fix, Flott und Fly freuten sich über die ausgiebige Reparatur meines Bulldogs, hieß aber auch, der fiel erstmal aus. Nachdem die Schmitt auf Legalität gedrängt hatte, machte das nichts, ich konnte mich auch auf die Suzuki Mirage schwingen. Ich traf mich in Eschwege mit Jay, Tatze und Omega, weil die irgendetwas von Bembel wollten. Jemand, der nicht mehr existierte. Diesen Bembel mussten mir wohl meine KFS-Naniten vorgegaukelt haben. Ich bin und war schon immer Der Dekan! Und weder dieser Bembel noch dieser Uff! Außerdem konnten wir ab heute aufs Gelände.
"Wow, Bembel, du siehst ja wirklich ganz anders aus!" Omega staunte.
"Riechst aber noch genauso." Tatze schnüffelte an mir rum.
"Bembel? Wer ist dieser Bembel? Mir ist kein Individuum namens Bembel bekannt. Mich nennt man Den Dekan." Ich sah überzeugt in die Runde.
"Zu schade, wir hätten hier noch 20k für ihn. Aber wenn es ihn nicht mehr gibt..." Jay sah mich herausfordernd an, nachdem er mit Tatze getuschelt hatte.
Verdammter Mist! 20k! Könnte ich bestens brauchen... "Was immer Sie mit diesem Bembel noch zu klären hätten,. mich interessiert das nicht."
Jay blitzte mich schnippisch an. "Also, wenn du nicht Bembel bist, dann gehören die 20k auch nicht dir, richtig?" Grinsen.
"Sie haben die Sachlage vollständig erfasst." Während sie das Geld aufteilten, schrie ich innerlich. Aber was sollte ich tun? Wenn ich mich gegen dieses KFS durchsetzen wollte, dann durfte ich nicht mehr Bembel sein. Der ich nie war. Nie. Nimmer nicht! Jeder Krieg fordert seine Opfer. "Reden wir von wichtigen Dingen wie unseren Auftrag. Schmitt hat mich als Ersatz für diesen unzuverlässigen ...Bembel nannten Sie ihn, richtig? Nun, für ihn wurde ich als Ersatz angeheuert."
"Was hast du Clown so drauf?" Herr Smiley hatte wohl noch nie einen Troll im Mortimer gesehen.
"Nun, meine Stärke liegt in der Macht der Worte. In ihren Kreisen nennt man das wohl Face. Außerdem..."
Reifen quietschen neben uns. Omega meinte beschwichtigend: "Ich habe Nina Bescheid gegeben."
Nina, genau, Nina Urbani. Der abgenommene Helm legte reine Schönheit frei. Sie strahlte uns an: "Hi!"
"...von einer solchen Schönheit lasse ich mich nur zu gerne unterbrechen."
"Ah, du musst der Neue sein." Sie streckte ihre Hand aus, die ich gerade ergreifen wollte, als mir Herr Smiley zuvor kam. Was für eine Unverfrohrenheit! Nachdem Herr Smiley eine längere Kostprobe seines äußerst fragwürdigen Charmes gab, sah Frau Urbani mich an. "Und du bist der Ersatz für Bembel?"
Ich verneigte mich leicht. "Sehr treffend festgestellt."
"Also Bembel hatte schon gesagt, er würde durch den See antauchen. Sonst noch Ideen?"
"Schade, dass Bembel nicht dabei ist." Kam von hinten. Ein Mann in Panzerjacke. "Der hätte die Bühne aus Spaß in die Luft gejagt. Hi, Neo." Er streckte mir die Hand hin, die ich ergriff. "Dieser Alkoholiker scheint ein richtiger Tunichtgut gewesen zu sein." Sie lachten.
Neo sah auf die Uhr. "Ich denke, wir können rein."
Wir gingen zum zugewiesenen Eingang c , der wohl alleine für das Personal war. Ein Norm mit großer Aufschrift `Security` auf seiner Jacke musterte uns. "Wo wollt ihr hin?"
"Zu Herrn Schnäutzer", antwortete Omega.
Wir zeigten unsere SINs, er schien zufrieden zu sein.
"Sind Sie bewaffnet?"
Wir bejahten.
"Dann gebe ich euch Kevin als Aufpasser mit. Ein Troll, dessen Jacke ebenfalls mit `Security` gekennzeichnet war, raunzte nur "Ihr geht voraus."
Es ging an einer langen Doppelreihe von Containern vorbei. Über einem stand ´Büro`. Kevin zeigte in die Richtung.
Drin erstmal ein Vorraum mit einer Orkin. Ihr Namensschild verriet uns, dass sie ebenfalls Nina hieß. "Bitte legen Sie ihre Waffen ab." Alle nach und nach legten ihre Waffen in eine Wanne. Dann durften wir durch eine Türe. Neo voraus. Dahinter erwartete uns ein Sekretär am Schreibtisch, weiter hinten sah man einen größeren, dahinter einen Hinterkopf, der sich langsam von links nach rechts bewegte.
"Wir möchten zu Herrn Schnäutzer."
"Haben Sie einen Termin?"
"Selbstverständlich. Wir werden von Frau Schmitt geschickt."
Der Sekretär schaute kurz ins Leere und meinte dann: "Selbstverständlich. Herr Schnäutzer erwartet Sie."
Als wir näher kamen, wanderte der Hinterkopf immer noch und ein leises Schnorcheln kam dazu.
Neo ergriff das Wort: "Hallo... Herr Schnäutzer?... Wir sind da."
Schnäutzer schaute hoch und blaffte durch seinen Zwergenbart: "Habt ihr nix Besseres zu tun als mich zu stören? Ihr seht doch, dass ich beschäftigt bin."
Ich konnte mir eine kleine Spitze nicht verkneifen: "Herr Schnäutzer, Sie haben da etwas" künstliche Pause "Puder an der Nasenspitze." Neben mir hörte ich ein leises "die Party ist schon im vollem Gange".
"Was geht euch das an! Geht gefälligst an eure Arbeit!"
"Genau deswegen sind wir hier", Nina Urbani übernahm das Wort und - ich schwöre - ich konnte selbst ihren Hinterkopf lächeln sehen. "Bongiorno, Nina Urbani, wir wurden angeheuert, direkt an der Bühne als Security zu arbeiten."
Schnäutzer schien etwas besänftigter zu sein. "Achso... na dann... hier eure Pässe." Er schob einige Karten an langen dicken Bändern über den Schreibtisch zu schieben. Unsere Bilder ganz groß drauf. Dazu ein S in Gold und ein B. "Das S steht für Security, das B für Bühnenbereich. Gold heißt, ihr dürft überall hin. Aber das erzähle ich euch am Donnerstag um neun. Beim Treffen der Security."
Nina lächelte ihn mit einem Augenaufschlag an. "Nun, wenn ihr schon Mal da seid... Ihr fangt morgens an und der Tag endet erst, wenn die letzte Band und das Publikum weg ist, Funkbereitschaft muss immer gegeben sein, Schusswaffengebrauch erst nach meiner persönlichen Freigabe und kommt bloß nicht auf die Idee, hier Granaten rumzuschmeißen oder mit Sprengstoff was in die Luft zu jagen! Und, genau, keine physischen oder magischen Barrieren... ja?"
Ich hatte mich gemeldet wie ein Schulkind. "Dürfte man zur Schutz der Band Rauchgranaten einsetzen? Ich hätte auch die nötigen Lizenzen."
"Äh, ja, ok."
Gut. Werde ich noch holen.
"Und: Der Bühnenchef ist kein Spielzeug! Ihr habt zu tun, was er sagt!"
Ninas Stimme war die Freundlichkeit in Reinform. "Selbstverständlich.", um dann in Besorgtheit umzuschwenken "Was ist dem armen Bühnenchef denn passiert?"
"Also einmal hat er Fliegen gelernt", Schnäutzer kicherte leise in seinen Bart, "aber sein Körper ist in Einzelteilen auf dem Fußballfeld gelandet. War ne Riesesauerei. Lasst sowas! Der Bühnenchef is tabu, ok?!"
Wir nickten. Und grinsten innerlich.
"Könnten wir Zugang zum Matrixsystem bekommen?" Nina denkt mit.
"Äh, klar."
"Bei wem müssen wir uns denn melden?"
Schnäutzer schrie nach vorne. "Wie heißt der Typ nochmal, der Matrixtyp, weißt schon..."
Der Sekretär hatte wohl mehr Überblick als sein Chef. Der fuhr fort. "Unterkünfte werden morgen zugewiesen. Essensmarken bekommt ihr auch. Trolle bekommen zwei. Noch Fragen? Nein? Dann bis Donnerstag."
Wir waren entlassen. Beim Gehen hörten wir von hinten wieder Schnorcheln.

33.g
Als wir den Bürocontainer verließen, um nach nebenan zu gehen, grinste uns draußen unser Kindermädchen Kevin wieder an. Er wurde von uns allen ignoriert und wir schauten bei Andreas, dem Systemadministrator vorbei. Der war ein älterer Norm, was Jay Smiley anscheinend ziemlich bemerkenswert fand.
"Ey, bist du der Admin?"
"Jap."
"Bist schon ganz schön alt für unser Geschäft. Wie kommt´n das?"
Er grinste leicht. "Weil ich mich im Hintergrund halte und mich nicht überschätze. Und du möchtest...?"
"Die Marken."
Andreas sah sich den Ausweis Jays an. Anscheinend hatte er das mit den Marken unmerkbar schnell erledigt, denn er fragte nur: "Braucht sonst noch jemand?"
"Ja, die fürs Essen." Tatze. Meinte das tatsächlich ernst.
Smiley sah ihn irritiert an und deutete auf seinen Ausweis: "Die hast du doch schon." Und weiter zu Andreas: "Was´n das alles?"
"Also, ein Überblick über alle Ausweise, die rausgingen und Zugriff auf alle Kameras. Ist noch nicht alles drin. Bühnenkameras und Mikros kommen noch dazu." Smiley nickte, während Tatze tatsächlich an seinem Ausweis roch.
"Sag mal, hast du noch Material von Früher? Von dem alten Festival?"
"Ne, Mann, das wurde alles einkassiert. Aber wenn ich euch ´nen Rat geben darf: Haltet euch zurück, wenn die Besoffenen kommen. Gibt nur Ärger. Und die, die richtig druff sind natürlich."
"Hast du damals auch gearbeitet?", versuchte Jay es weiter.
"Wir als locklock GmbH stehen dafür, dass alles glatt läuft. Wir sind zum ersten Mal engagiert. Von den alten Sachen kann ich auch nur erzählen, was ich gehört habe."
Hier war also nichts weiter rauszufinden. Ich verabschiedete mich bis morgen (erst dann konnten wir die Container beziehen), um noch meine IR-Rauchgranaten von zu Hause zu holen. Schnäutzer hatte in diesem Punkt zugestimmt. Auch Neo hatte noch etwas zu erledigen. Tatze ging mit Frau Urbani... wohin auch immer (anscheinend war er mit ihr genauso eng wie mit Omega) und Jay wollte offensichtlich Saufen gehen. Egal. Hauptsache, er war zum Job wieder fit.
Am Mitwoch Morgen fuhr ich auf der Mirage zurück nach Eschwege. An den Grenzen wurde ich durchgewunken. Außer mir waren durch den zu erwartenden Stau noch viele andere schlaue Leute auf Bikes unterwegs. Ging schnell, aber die Fahrt dauerte etwa 30 Minuten länger als erwartet. War nicht weiter schlimm. Vor Ort fuhr ich durch unseren Zugang, ließ die Kontrollen über mich ergehen, zeigte brav meinen Ausweis. Zumindest spart man sich mit dem Ding jetzt den Kevin. Ich fuhr zu den abgezäunten Containerparks und öffnete mit der Chipkarte die Tür Nummer vier. Dahinter in einer Art kleinem Hof sechs umgebaute Schiffscontainer, je zwei aufeinander. Unten mittig groß gekennzeichnet: Bad & WC. Außer mir niemand hier. Ich parkte meine Maschine und schaute überall durch. Einer war trollsize eingerichtet. Bingo. Bunkerte allerdings nur meine Klamotten. Die teure Ausrüstung trug ich lieber am Mann. Erstmal was futtern. War schon fast Mittag. Paar Containerhöfe für die anderen Sicherheitsfuzzies weiter die Suppenküche. Bierbänke, auf denen offensichtlich die Security saß und Hollywood-Schaukeln und Sofas für die Bands. Ich holte mir nen Trolltopf Nudeln mit Soße ab und setzte mich einfach zu fünf Norms in schwarzen Mänteln und schwarzen Sonnenbrillen. Also einer sah für die Menge aus wie ein Norm, aber ich durchschaute den Zauber und sah sein wirkliches Aussehen als Ork.
"Hey, ihr habt ja schicke Mäntel an." Ich zupfte meinen Mortimer zurecht gegen den die Ledermäntel absolut abstunken. Den Chic trug damals Artholomew Johnson, britischer Infobroker, irgendwas mit MI5 und so. Britischer Chic ist einfach klassisch zeitlos.
"Hoi."
Naja, sehr gesprächig waren die nicht. "Und? Wer seid ihr so?"
"Kennst du uns nicht?"
Drek. Gekränkte Eitelkeit. Künstler halt. "Äh, klar, mir fällt nur euer Name gerade nicht ein."
"Wir sind die Black Sunglasses!" Dabei tippte er auf seine Brille.
"Ah, klar." Ich schüttelte den Kopf als würde ich mich über meine eigene Dummheit ärgern.
Das schien ihn zu versöhnen, denn er fuhr mit wesentlich freundlicheren Tonfall fort: "Wir treten morgen um 12 Uhr auf Bühne 2 auf. Komm doch vorbei!"
"Klar." Ich musterte bereits die Umgebung. Auf den Zäunen schimmerte etwas. Vermutlich Monodraht. Sie haben an Sicherheitsmaterial anscheinend nicht gespart. Im Norden standen Busse, vermutlich die der Bands. Und mitten im Getümmel stand gerade Neo an der Essensausgabe an und winkte mir zu. Als er seinen Teller hatte, ging ich zu ihm.
"Hallo, ... äh ... Dekan. Du bist der Ersatz für den anderen Troll, der jetzt weg ist. Habe gehört, der ist in den Rhein gefahren."
"Ja, dieser Bembel. Ich sagte bereits, dass man sich auf solche Alkoholiker nicht verlassen sollte. Er hätte sich auch gleich Doppelkorn nennen können. Kein Wunder, dass er im Suff in den Rhein fährt. Ausgerechnet. Das ist eine giftige Brühe."
Er musterte mich und murmelte eher als dass er mit mir sprach: "Sie haben gute Arbeit geleistet in der Klinik, deine Haut..."
"Oh, schön, dass Ihnen das aufgefallen ist. Für meine Haut verwende ich Flauschi von Babycare. Hier, sollten Sie auch versuchen." Ich gab ihm eine kleine Tube Creme, die Neo erstaunt annahm. "Aber da Sie das gerade erwähnen. Ich war tatsächlich erst vor Kurzem in einer Klinik in St. Gallen. Sehr zu empfehlen."
Er sah mich nur an und schüttelte den Kopf und konnte ein Kichern kaum unterdrücken. "Ich glaube, Sie sind ein Fan von Jean Tinguely, oder?"
"Nun, seine an das Genre des Steampunk erinnernde Skulpturen und Maschinen sind wirklich eindrucksvoll. Wussten Sie, dass ihm in seiner Geburtsstadt Basel ein ganzes Museum gewidmet ist?"
Neo unterdrückte nur mühsam ein Lachen. "...ja..."
"...und dass drei seiner Skulpturen ebenfalls in Basel zu finden sind, aber gar nicht im Museum stehen... Ah, da sind unsere anderen Kollegen."
Neo wandte sich ab als Frau Urbani mit Tatze zu uns stießen. Von Herrn Smiley war weit und breit nichts zu sehen. Aber offizieller Arbeitsbeginn war auch erst morgen früh um 9 Uhr.
"Hallo, wundervoll, dass Sie alle schon hier sind."
"Die Freude ist ganz auf unserer Seite, Frau Urbani."
Sie lächelte mich an. "Nachdem wir schon alle hier sind, wollen wir uns etwas umsehen?"
"Nun, ich hätte meine Sensoren dabei. Wir könnten die Bühnen nach Sprengstoff und schmutzigen Bomben überprüfen."
Sie sah mich etwas musternd an. "Was genau war noch Ihre Expertise, Herr Dekan?"
"Ich bin ausgebildet in multidimensionaler zwischenmenschlicher Kommunikation."
Sie sah mich nur lächelnd an ohne irgendetwas zu sagen. Ich fuhr fort: "Vielleicht richten wir eine Konferenzschaltung ein?" Zustimmung. Herr Smiley war allerdings nicht zu erreichen.
"Ich würde vielleicht noch zum Container und meinen Spürhund holen?"
"Selbstverständlich, Frau Urbani"
Sie ging mit Tatze davon und kam einige Minuten später mit einem Hund zurück, der eine merkwürdige Maske trug. Sie sah meinen Blick. "Wegen des Lärms." https://www.spartanat.com/wp-content/uploads/2021/12/K9-Helmets-Katalog-2021.png (https://www.spartanat.com/wp-content/uploads/2021/12/K9-Helmets-Katalog-2021.png)
Wie auf Kommando fuhr auch jemand mit irre lauter Musik langsam hinter den Absperrungen die Straße entlang. https://www.youtube.com/watch?v=MidrD2efig4 (https://www.youtube.com/watch?v=MidrD2efig4) (Ab Minute 1) Noch merkwürdiger war, dass in der AR über dem Hund eine Sprechblase auftauchte. "Hoi, Digga."
"Äh... hoi...", ich suchte das passende Wort, "...Homey."
Wir fanden schon an der ersten Bühne Sprengstoff. Sogar reichlich davon. Für die Bühnenshow. Prima. Anscheinend suchen wir eine Nadel im Nadelhaufen. Bühne zwei und drei waren sauber. Bühne vier war in einer Industriehalle. Mein Scanner zeigte nichts an, aber der Hund legte sich vor eine Tür mit Aufschrift `Lager`. Sie war abgeschlossen. Auch die herumlaufende Crew hatte keinen Schlüssel. Wir sahen uns an.
"Rufen wir einfach Herrn Schnäutzer an." Alle nickten.

33.h Neo
"Ja, Schnäutzer!" Es war zu erwarten, dass er aggressiv auftreten wird, um die Leute davon abzuschrecken, ihn mit ihren Anliegen zu nerven.
"Guten Tag, Herr Schnäutzer. Ich weiß, dass Sie sehr beschäftigt sind, deswegen komme ich gleich zum Punkt. Wir stehen hier vor einer Lagertür im Haus von Bühne 4. Darauf steht "Lager". Offensichtlich befindet sich darin Sprengstoff. Leider hat hier niemand einen Schlüssel dafür. Könnten Sie uns diesen Raum zugänglich machen?"
"Hm, in Ordnung, ich schick den Heinz vorbei."
Heinz stellte sich als dicker Norm im Alter von etwa 50 Jahren heraus. Die Karte wies ihn aus als Chef des Brandschutzes.
"Hallo. Ihr wollt das Lager überprüfen?"
"Genau. Und wir haben keinen Schlüssel für diese Türe. Da ist Sprengstoff drin." Mal schauen, wie er reagiert.
Ein kleines Lachen. "Ja, klar ist da Sprengstoff drinne, irgendwo muss das Zeug für die Bühnenshows ja lagern..." Er schüttelte den Kopf und schloss uns die Türe auf. Dahinter ein muffiger dunkler Gang. Das bisschen Licht, das durch die geöffnete Türe hineinfiel ließ die Türen rechts und links erahnen. Als ich die Restlichtverstärkung aktivierte sah ich, dass es Holzverschläge waren wie in Kellern von Wohnblöcken. Jeweils mit einem Schild. Anscheinend der Bandname.
"Herr Heinz, würden Sie uns bitte die Verschläge öffnen, damit wir den Inhalt kontrollieren können?"
"Äh, ich weiß nicht, ob ich das darf... "
"Dann schlage ich vor, dass Sie mit Herrn Schnäutzer Rücksprache halten."
Er schluckte hart. Offensichtlich war er an einem Telefonat mit dem grätzigen kokssüchtigen Zwerg nicht besonders interessiert. Ich holte mein Metalink für diesen Run heraus und drückte die Kurzwahltaste.
"Herr Schnäutzer, entschuldigen Sie bitte, dass ich schon wieder Ihre wertvolle Zeit vergeude. Herr Heinz benötigt ihre Freigabe für die Kontrolle des Lagers. Ich übergebe."
Heinz nahm das Metalink, das ich ihm hinhielt, hörte kurz zu. "Ja, Chef." Er legte auf, gab mir das Komm zurück. "Also, hier sind alle Inventarlisten und so." Er schloss alle Zellen auf. "Also, das wird bei euch etwas dauern, oder?" Nachdem wir bejahten, meinte er nur, wir sollen Bescheid geben, wenn wir fertig sind. Er muss noch ein paar Sachen erledigen. Taten wir dann auch. In den Kisten war drin, was auch draufstand. Stimmte auch alles mit den Inventarlisten überein. Außer dass ein Kanister Benzin fehlte.
Wir zogen weiter zur Bühne zwei am Fußballfeld. Herr Smiley rief mit offensichtlichem Hangover an und fragte, wo die Verköstigung sei. Er würde sich erst einmal dort aufhalten. Auf dem Feld stand mittig ein Truck an einem locker 40 Meter hohem Plastahl-Gestell. Außerdem ein Loch im Boden. Die Bühne wurde gerade mit Akustik bestückt. Als wir näher kamen, sahen wir im Boden einen großen Tank und wurden von einem der Männer dort gestoppt. Dem Aussehen nach, war es der Chef.
"Halt, Zutritt verboten." Er sah unsere Ausweise baumeln. "Ah, bitte haltet etwas Abstand, wir bereiten hier die Feuerlanze vor."
Wir ließen uns erklären, wie die Feuerlanze funktionieren würde. Die Flüssigkeit aus dem Tank würde hochgepumpt und entzündet werden. Die 25 Meter hohe Feuerlanze würde in 10 Meter Höhe mehrfach zwischen Turm und Bühne durch das Publikum wandern. "Das is ne geile Show, echt!" Er sah uns begeistert an.
"Und Sie belüften den Tank wirklich einfach mit Luft? Da sollte man Stickstoff nehmen! Ansonsten fliegt doch bei jedem weggeworfenen Stummel gleich alles in die Luft!" Scharfe Worte von Frau Urbani. Aber durchaus berechtigte.
"Die Anlage wurde so abgenommen."
Ich schüttelte den Kopf. Welcher Idiot macht denn so was?
"Wir haben den Effekt jetzt schon bei 25 Shows durchgezogen. Ist nie etwas passiert."
Ich zuckte nur die Schultern und rief Heinz an.
"Herr Heinz. Wir stehen hier gerade am Fussballfeld. Hier ist ein Tank mit hochexplosiver Flüssigkeit im Boden. Die Belüftung besteht aus Luft."
"Jaja, das soll so. Ist in Ordnung. Ist nur ne Flamme nach oben, kann den Zuschauern nix passieren."
Frau Urbani übernahm in der Konferenz das Wort. "Sollte das nicht mit Stickstoff gekühlt sein?"
Kurze Pause. "Also, wenn Sie das zahlen..."
Wir legten auf, sahen uns sprachlos an und waren uns alle einig. Die können uns mal. Wir gingen essen.
Irgendwie rumorte es in mir. Wir sollten eigentlich die See- und die Waldbühne noch überprüfen. Aber hey - unser Job begann eigentlich erst morgen früh um neun.
In der Nacht weckte mich ein Knall. Exakt 02:17 Uhr. Rein in den Anzug. Waffen. Medkit. Raus. Tatze war da und Herr Smiley kletterte auf die Container, sah aber nichts. Frau Urbani schlief irgendwo anders und schickte ein Video. Damit war die Richtung klar. Ich rannte los. Zur Waldbühne. Die anderen kamen mit mir gleichzeitig an. In Frau Urbanis Auto.

33.i Nina Urbani
Wo die Bühne war, war ein Loch und brennende Gerüstteile. Auch lagen überall kleine Teile herum. Überall kleine Feuerchen verteilt. Aber noch brannte der Wald nicht. Die beiden Wachmänner funkten eher kopflos herum. Ich stellte mein Medkit ab und ab nach Süden in den Wald. Neo und Jay übernahmen den Norden, Neo dann weiter den Wald und Jay am Ufer entlang. Tatze wollte einen Wassergeist beschwören.
Ich lief einen Hügel durch den Wald hoch und querte zwei Waldwege. Immer wieder anhalten und lauschen. Parallel zu mir lief noch jemand quer durch den Wald. In einiger Entfernung Musik. Über die Konferenzschaltung war klar, das ist Neo, der die Jugendlichen schon abcheckt. Ich entdeckte eine frische Mountainbike-Spur. Hinterher. Bis zum Parkplatz. Dann Asphalt. Spur weg. Inzwischen hatte Jay eine weitere Spur an der Werra gefunden. Motorrad. War wohl abgestellt und delbe Strecke zurückgefahren. Wir wollten uns alle dort treffen. Also nach Norden, an der Waldbühne vorbei. Erste Feuerwehrautos vor Ort. Runter zur Werra. Mit den anderen der Spur hinterher. Über die Feldwege nach Niederdünzelbach. Dort verlor sich die Spur. Also wieder zurück zum Tatort. Ich sah mich etwas um. Immer in Spirale von Außen nach Innen. Ich fand einige Reste typischer Verpackung von Plastiksprengstoff und einen recht gut erhaltenen Zünder. Fotos gemacht.  Die Wachmänner haben uns widerwillig machen lassen, aber jetzt kam die Landespolizei. Die überprüften unsere SINs und wiesen uns vom Tatort ab. Ich sah ihnen bei der Arbeit zu. Sie begannen in der Mitte des Kraters und arbeiteten sich in Spiralform nach Außen.
Als ich beim Zuschauen bissl 2D-Trid glotzte, kam ein Hammer:
+++Breaking News+++Breaking News+++Breaking News+++Detroit UCAS: Im Ares Headquarter gab es mehrere massive Explosionen, die einige Stockwerke in Mitleidenschaft zogen. 57 Leute gelten als vermisst. Damien Knight ließ verlautbaren, dass es sich um einen feigen terroristischen Akt handele. Es wird vermutet, dass sich unter den Vermissten auch der bekannte Öko-Anwalt Arthur Vogel mit dem gesamten Ares-Vorstand befinden, die sich zuvor zu einer Dringlichkeitssitzung einfanden. Mister Knight war glücklicherweise verhindert. Er werde "alles tun, um die Verursacher zur Strecke zu bringen." Hierzu verhängte er das Notstandsrecht auf Konzerngebiet und übernahm vorübergehend die vollständige Kontrolle über den Megakon.+++Breaking News+++Breaking News+++Breaking News+++
"Wow", dachte ich, "da hat wohl einer alle seine Konkurrenten auf einen Schlag ausgeschalten."

33.j
Frau Urbani brachte die anderen zurück. Sie wollten rechtzeitig ins Bett, um nachher um neun wieder fit zu sein. Währenddessen eine neue Nachricht bei DeMeKo. +++Unfall auf dem OpenFlairFestival. Massiver Feuerwehr- und Polizeieinsatz+++ Ich musste schmunzeln, auch weil Frau Urbani gerade zurückkam und sich zu mir gesellte.
"Hat sich noch etwas Wichtiges ergeben?"
"Nein, nicht wirklich. Im Grunde wollte ich gerade gehen." Ich hielt ihr meinen Ellbogen hin wie ein Gentleman, der mit einer Dame flanieren möchte. "Wollen wir?"
Sie lächelte nur und mit ihrem Lächeln erhellte sich ihr Auto, öffnete sich und der Beifahrersitz baute sich in Trollsize um. "Warum gut laufen, wenn man auch gut fahren kann?"
Als sie gerade anfuhr, meinte ich beiläufig: "Ein schönes Auto hast du hier, Nina." Künstliche Pause. "Oh, Entschuldigung Frau Urbani. Ich darf Sie doch Nina nennen...?"
Sie lächelte. "Aber nur, wenn keine ...Zivilisten in der Nähe sind."
War das ein Zwinkern?
"Und wie darf ich dich nennen, Dekan?"
Ich überlegte kurz. "Der."
Sie schaute mich mit einem durchdringenden Blick an. "Ich glaube, ich bleibe lieber bei Dekan." Sie stoppte am Mitarbeiterparkplatz am Zugang, wo mittlerweile auch meine Mirage stand. "Dann bis nachher." Sie fuhr davon.
Am Eingang Polizeiaufgebot. Anscheinend klären hier einige Bullen die Lage mit Schnäutzer zusammen. Am Container angekommen, saß Neo noch draußen auf der Treppe, die zu seinem Container oben führte.
"Alles so weit in Ordnung, Herr Neo?"
"Ja, ja, genieße nur die Nacht. Wer weiß, was noch passiert."
"Sie sollten lieber noch etwas schlafen. Morgen wird ein langer Tag und die Besprechung ist bereits um neun."
"Ich weiß, ich weiß. Habe vorhin schon genug geschlafen und normalerweise", er tippte auf sein Handgelenk, eine Geste, die aus Zeiten stammt, in denen man noch Chronometer an den Handgelenken trug, "stehe ich normalerweise sowieso gleic auf." Es war 04.10 Uhr...
"Nun gut, dann empfehle ich mich."
In meinem Quartier schaltete ich ausnahmsweise den Schlafregulator während eines Runs an. Wie gesagt, morgen wird ein langer Tag. Weckzeit: 08:00.
0800. Die Injektionen wecken mich aus meinem chemischen Schlaf. Sofort hellwach. Dusche, WC, Zähne, Konferenzschaltung besteht schon. Neo, Jay, Tatze und Nina sind schon am Buffet angekommen. Als ich ankomme, sehe ich, wie sich Tatze mit einem Ork unterhält. Der Ork ist ganz schön angepisst. Sollte heute auf der Waldbühne spielen und hat jetzt Angst um seinen Auftritt. Dabei wird er immer aggressiver. In der Schlange treffe ich Neo. Als wir an einen Tisch gehen, sehen wir, wie der Ork Tatze am Kragen schnappt.
"Wie, du bist nicht im Dienst? Warum hast du dann einen Security-Pass umhängen, hä?!"
Jay hält sich zurück, Frau Urbani mischt sich ein. "Was ist denn das Problem?"
"Problem? Wir sollten auf der Waldbühne spielen und jetzt ist die weg! Und keiner sagt uns, ob oder wo wir jetzt spielen! das ist so eine Scheiße hier!" Er schrie wieder.
"Bitte zeigen Sie mir ihren Ausweis."
"Hä?"
"Wenn Sie in einer Band spielen, haben Sie auch einen Ausweis. Bisher habe ich nur ihre Behauptung. Also. Name, Bandname, Uhrzeit des Auftritts?"
"Äh, also...hier. Infant Annihilator. Erik Stein. Wir sollten um 20.00 Uhr spielen. Ich bin der Sänger."
Am Tisch stupste mich Neo an und nickte Richtung der Situation. "Willst du das übernehmen?"
"Ich beobachte noch, wie Frau Urbani mit der Situation umzugehen gedenkt." Meine Hand schweifte mit einem Schulterzucken. Soll Neo das klären, wenn nötig.
"Herr Stein, falls Sie meinen Kollegen nicht loslassen, müsste ich Sie wegen Körperverletzung anzeigen. Danke. Außerdem war es mir so, dass ich vorhin irgendetwas über Drogen von ihnen gehört habe?" Seiner Miene nach hat sie ins Schwarze getroffen. "Wenn Sie kooperieren, lasse ich das auf sich beruhen. Ich werde mich erkundigen, was weiter geplant ist und ihnen Bescheid geben." Er gab sich zufrieden. "Außerdem... Sie haben einen netten Hintern." Frau Urbani zwinkerte ihm zu. Falls er bisher nicht überzeugt war, jetzt schon.
0900. Eine große Gruppe trifft sich an den Containern, in denen die Leitung der Security sitzt. Die Orkin Nina und der Troll Kevin flankieren Schnäutzer, der sich auf einen Schemel stellt.
"Guten Tag, meine Damen und Herren. Schnauze jetzt und Zuhören!" Es wurde ruhig. "Wer noch keinen Ausweis hat, meldet sich anschließend. Marken für die Matrix gibt es bei Andreas." Er deutete zur Seite, wo Andreas neben seinem Container stand und kurz winkte. "Also, Dienstbeginn ist um 11.00 Uhr. An jeder Bühne gibt es einen Chef, der das Sagen hat. Auf den hört ihr, klar?! An die Magier: keine Barrieren! Schusswaffengebrauch nur nach Freigabe! Kein Sprengstoff oder Granaten!"
Eine Hand ging hoch. Jay. "Und was ist mit Rauch und Gasgranaten? Die waren doch erlaubt, oder?"
"Ja, Rauch und so, aber nix tödliches, klar?! Also. Securitas Veritas, Bühne 1 ..."
Ich sah mich um. Jede Menge Leute. Typische Türsteher, auch wenn manche aussehen wie Ganger.
"...Servizzi Sicuretta Baretta, Bühne 4..."
Aufpassen. Welche armen Schweine bekommen die Bühne mit der Bombe drunter...
"...Schwarzer Handschuh, Bühne 5..."
Na klar. Wir. Was ein Drek!
"...Final Fantasy ... Sieben? Naja, ihr seid Bühne 6."
Jay schreit mal wieder dazwischen. "Das ist ja uralt!"
"Hey, was heißt da uralt?!" Ein Troll mit Minigun als Unterarm... Wie war das nochmal mit verbotenen Waffen? Ich schüttelte den Kopf.
"Genau, alter Klassiker, sag ich doch!" Jay hatte nochmal die Kurve bekommen. Zumindest zeigte der Troll mit der anderen Hand einen Daumen nach oben und grinste fett.
"...und ich möchte noch mit der Gruppe Schwarzer Handschuh in meinem Container sprechen." Schnäutzer beendete seine kleine Ansprache.
Im Container kam Schnäutzer gleich zur Sache. "Ich hörte, Sie waren gestern Nacht vor Ort. Haben Sie Informationen?"
"Ja, das waren wir tatsächlich." Ich sah mich um, wer so alles hier war.
Schnäutzer schaltete schnell. "Ich verstehe. Einen Moment." Er stellte einen White-Noise-Generator auf den Tisch und aktivierte ihn.
Ich fuhr fort. "Gefunden haben wir Verpackung von Plastiksprengstoff und einen Zünder, der auf eine Zeitzündung schließen lässt. Am Turm waren einige Jugendliche, die hat Neo geprüft." Neo nickte. "Ich habe eine freische Fahrradspur gefunden, die sich leider am Waldparkplatz verlor und Jay fand eine Motorradspur". Hier horchte Schnäutzer auf. "Die wir jedoch in Niederdünzebach nicht mehr weiter verfolgen konnten."
"Wo war denn die Motorradspur?"
Jay ließ einen Ping auf der Karte erscheinen.
"Es sind letzte Nacht ziemlich viele Motorradrowdies unterwegs gewesen..."
Neo nickte.
"Wenn sie wirklich mit Motorrädern zuschlagen", ich besah demonstrativ die AR-Karte, "schlagen sie vermutlich an Bühne 6 und 7 zu. Sie stehen einzeln und frei. Einfache Anfahrt und noch wichtiger, einfache Flucht. Vielleicht noch Bühne 5. Allerdings müssten sie hier, hier oder hier über die Seitenarme der Werra auf die Insel."
"Die Brücken sind alle gut bewacht." Ich nickte. "Vielen Dank für ihre Einschätzung."
Als wir uns fertig machten, um zum Dienst zu gehen, seufzte Tatze: "Zum Glück sind wir nur für Bühne fünf zuständig."
"Nein. Das ist so nicht korrekt." Verwies ich ihn. "Schnäutzer hat uns für Bühne fünf eingeteilt. Schmitt bezahlt uns, um das Festival zu schützen. Dieser Job hier ist nur unsere Tarnung."
Frau Urbani seufzte: "Wir hätten gestern alle Bühnen überprüfen müssen..." Ich konnte nur zustimmen. So schwierig es auch war, eine Nadel im Nadelhaufen zu finden.
Auf dem Weg zur Bühne, erste Besucher waren schon auf dem Platz. Tatze war wieder ein Hund namens Rex oder Hasso oder so. Er schlug an. Bei einer Gruppe Mädchen. Nach Ausweis zwischen 16 und 18. Am Ende stellte sich heraus, dass sie Wunderkerzen dabei hatten. Und Gras. Sie waren echt froh, dass wir deswegen keinen Aufstand machten. Und in den Köter hatten sie sich auch gleich verliebt...
Wir teilten uns auf. Neo blieb mit mir an der Bühne. Frau Urbani ging mit Tatze Streife und schnüffelte herum. Jay blieb im Container und war in der Matrix. An der Bühne machte ich mit meinem Chemsniffer eine Karte, wo überall der Sprengstoff für die Show verteilt war. Unter der Bühne war jedenfalls alles sprengstofffrei. Zumindest das. Hoffentlich fliegt der Tank nicht in die Luft. Frau Urbani hat jedenfalls noch sicherheitshalber Stickstoff aus dem Baumarkt mit Priorität liefern lassen...

33.k
War ja echt klar, dass wir die Bühne mit der Bombe unterm Publikum bekommen... Jedenfalls teilten wir uns auf. Während Jay im Container den Host sicherte, indem er irgendwie einen vorgetäuschten Host in der Matrix vorgaukelte, zumindest habe ich das so verstanden und Frau Urbani zusammen mit Tatze sich in Sachen Notfallausgänge umsah, ging ich mit Neo zurück zum Turm, unter dem der Tank mit der Brennflüssigkeit vergraben war. Ich packte vorne ans myomerische Seil einen Kamera-Chip und dann kam auch schon das Problem. Ich hatte nur eine Lowlight-Taschenlampe. Neo hielt mir ein grünes Stäbchen hin. Knicklicht.
"Wird unterschätzt. Genauso wie Flash-Packs."
"Ja, bin gegen Flash-Packs geschützt, aber irgendwie sind die aus der Mode gekommen." Ich musste an meine Flash-Packs in meiner Wohnung in Obertshausen denken, die ich nicht mitgenommen hatte... Aber das muss man nicht an die große Glocke hängen.
"Und dazu sind die auch noch legal."
"Nun ja, legale Dinge sind nicht unbedingt meine Stärke."
"Dafür hat man ja auch ein Team. Jeder kann was, was der andere nicht kann. Für so Sachen wie Smiley sie macht, wäre ich zu dumm zu..."
Ich ließ mich auf diese Diskussion lieber nicht ein, zumal der Konferenzkanal offen war. Das Risiko auf böses Blut war zu hoch und wir hatten es hier schon schwer genug. Statt dessen konzentrierte ich mich auf meine Aufgabe, den Tank noch ein weiteres Mal zu kontrollieren. Das dauerte so etwa 15 Minuten bis ich sicher war, dass niemand eine Sprengladung am Tank oder in der Nähe angebracht hatte.
"Tank gecheckt. Liegt etwas an. Vielleicht sollten wir uns langsam dem ´Chef de la Cuisine´ vorstellen? Was meinen Sie, Frau Urbani?" Wir hatten uns auf Nina als Anführerin geeinigt.
"Ja, das sollten wir langsam tun. Wir treffen uns an der Bühne."
Auf dem Weg zur Bühne fielen mir zwischen den Zuschauern viele Leute mit einheitlicher Lederhose auf. Aber so rockergang-mäßig kamen die nicht rüber. Als ich eine der Hosen mit dem Link fotografierte und in den Feed stellte, wurde schnell klar, dass das Fans der "Superbuam" waren. Stand ja auch drauf, auf den Hosen...
Also hin zur Bühne. Da standen wir drei mit dem Köter und hatten Herrn Smiley in der Konferenz dabei. Er hatte alle Cams unter Aufsicht, meldete er. Wir sollten mal machen, er wäre beschäftigt. Sind schon etwas eigen, diese Matrix-Jockeys.
Neo schnappte sich gleich einen Arbeiter: "Hey Meister, wo ist denn hier der Chef?"
"Hinter der Bühne im Zelt und jetzt steht hier nich mehr so blöd im Weg rum."
Im Zelt hinter der Bühne ein Typ, der von gleich gekleideten Typen belagert wurde. Offensichtlich eine Band. Der Typ war nach Ausweis "Heiko", der Bühnenchef. Als die endlich abgespeist waren, hielt Neo ihm seinen Ausweis unter die Nase. "Yo Meister, wir sind da."
Er sah erst etwas verdutzt auf die Karte. "Solltet ihr nicht erst um 11 kommen?"
Nina schaltete sich ein. "Ja, das stimmt. Das liegt daran, dass im Plan von gestern noch 10 Uhr stand und jetzt wussten wir nicht, ob das vielleicht ein Versehen ist. Bei dem Trubel hier wäre das verständlich. Wir wollten nur auf Nummer sicher gehen."
Er nickte. "Schon klar. Hier ist der Bühnenplan. Ich halte den so aktuell, wie ich kann. jetzt um 13 Uhr die Superbuam, dann um drei die Orkgrunzer..." Er zählte auf. Anscheinend waren die Auftritte auf 90 Minuten geplant mit je 30 Minuten Umbau. "Wenn ich nochwas für euch tun kann?"
"...vielleicht können sie uns vorwarnen, wann es von der Bühnenshow her Wumms macht. Eine kleine Vorwarnung wäre sinnvoll."
"Aber selbstverständlich, Frau... Urbani. Meines Wissens geht der erste Knall heute um vier los, aber genaueres kann euch Pyro-Mario erzählen. Der macht das. Auf jeden Fall wirds heute bei Rammstein um 22 Uhr ganz schön abgehen. Aber euren Köter habt ihr nicht die ganze Zeit dabei? Der bleibt dann weg. Wenn der wild geht bei dem ganzen Feuerwerk..."
"Ich kann sie beruhigen. Wir sind Profis." Nina lächelte ihn an und man sah, wie er sich geschmeichelt fühlte.
"Nun ja, der Große sieht auch sehr beeindruckend aus. Mit dem will man sich wirklich nicht anlegen." Er schaute mich von unten nach oben an.
"Meine Aufgabe ist ist das beruhigen der Menschen." Ich richtete meinen Mantel über dem Anzug und ließ so die Kombination von Mortimer sprechen. "Falls Sie jemanden haben, der psychologischen Beistand benötigt, bin ich Ihr Mann."
Neo neben mir meldete sich zu Wort. "Der Mann fürs Grobe bin ich."
Heiko sah uns drei etwas ungläubig an, schüttelte kurz den Kopf. "Naja, Schnäutzer hat euch engagiert und meinte, ihr wärt Profis. Das genügt mir. Und jetzt..." Er deutete auf eine weitere Band, die schon ziemlich ungehalten immer wieder ins Zelt reinluckte.
Wir teilten uns wieder auf. Ich kontrollierte noch einmal die Bühne. Sprengstoffmäßig alles nach Plan. Im absoluten Notfall boten sich die Stahlrohrtürme, an denen das Licht hing, als Vogelnest für mich als Scharfschützen an. Eventuell auch die Türme aus Boxen links und rechts neben der Bühne. Waren aber nur von hinten zu beklettern und vermutlich würde dabei auch irgendwas an den Boxen kaputt gehen. Dass da was abbricht, war kaum zu verhindern...
"Urbani an Dekan. Unser Paket ist angekommen. Tor 10."
"Bestätige, Frau Urbani."
An Tor 10 ahmen wir unsere Mun, die Granaten udn die Flaschen mit Stickstoff in Empfang. Nina und Tatze brachten Jay ein paar Kugeln Gelmun vorbei, während Neo mit mir die Flaschen zum Turm schleppte. Kurz darauf kam auch Nina mit Tatze in Menschengestalt und ich half ihr, die Flaschen zu justieren. Als ich sie so mit dem Werkzeug hantieren sah, musste ich unweigerlich an Navy denken. Ein heißer Schauer durchlief mich, als ich an unseren kurzen Moment auf dem Rasen dachte. Zwischen dutzenden von Leichen. Inzwischen fuhr sie unter dem Namen Mi Lei Lee illegale Rennen im Rhein-Ruhr Plex. Ich hatte ein Trid aus der Fahrerperspektive. Auf dem Armaturenbrett ein paar Wackelfiguren, die ihr damals von Artyon zu Weihnachten geschenkt wurden...Ich schüttelte den Kopf.
An der Bühne machte ich mein Jagdgewehr bereit. Allerdings ließ ich die Clips mit der Mun in meiner Jackentasche verschwinden. Nicht dass hier ungewollte Unfälle passieren. Die Zeit strich ins Land. Um 12.55 Uhr, kurz vor Beginn schickte Schnäutzer uns eine Nachricht. Eine Drohung ist bei ihm eingetroffen. Wortlaut: "Es wird auch dieses Jahr keinen Sieg für die Vermischung der Rassen geben. Beenden Sie das Festival sofort. Das kleine Feuerchen an der Waldbühne war die letzte Warnung"
Als die Superbuam spielten, konnte ich die Drohung verstehen. https://www.youtube.com/watch?v=jQVWjUF_-yA (https://www.youtube.com/watch?v=jQVWjUF_-yA) Selten war ich so dankbar, dass ich einen Geräuschfilter in den Ohrstöpseln hatte.
Hinter der Bühne machten sich noch während des Auftritts der Buam die Orkgrunzer bereit. Einer von ihnen hatte anscheinend einen Zauber auf sich liegen. Machte die Hauer mächtiger. Der Sänger poste anscheinend mit magischer Hilfe. Auf der Bühne dann beleidigten sie ihr Publikum auf Or´Zet. Mischung aus Beleidigungen, die man als Trog so zu hören bekommt und machomäßiges Schwanzposieren. Neo zeigte einen Feed, wie sich das Publikum in zwei Hälften zu ungefähr gut 500 Leuten teilte. Die Lederhosen-Norms waren verschwunden, dafür ziemlich viele Orks und Trolle zwischen den wild aussehenden Norms. Der Sänger zählte auf Or´Zet bis zehn und dann gingen die beiden Gruppen aufeinander los. Lief alles mehr oder weniger gut. Neo zog vorne mit der Bühnen-Security ein paar Leute raus und ließ sie verarzten...
So zog sich der Abend wie Kaugummi... Langsam wird es 22.00 Uhr...

33.l Nina Urbani
Die Nachrichten meinen, wir leben in turbulenten Zeiten:
Nachrichten
Seattle News
Danke das Sie wieder eingeschaltet haben, sie sehen jetzt die Nachrichten des Tages. Die Welt hält noch
immer den Atem an, der Anschlag auf die Ares Führung ist in aller Munde. Es gibt noch immer keine
Hinweise auf die Täter oder deren Motiv, während die Gerüchteküche in der Matrix sich weiter aufheizt.
Die Ares Aktien haben fast die Hälfte ihres Wertes verloren, dies könnte dazu führen, das Ares ihren Platz
in den Top 10 verliert, doch noch ist es nicht soweit. Damian Night hat für morgen 18 Hundert eine
Pressekonferenz einberufen, wir alle erwarten voller Spannung die Neuigkeiten, die dort verkündet
werden. Natürlich halten wir Sie wie immer auf dem laufendem, berühren sie hier Ihr Holo, wenn sie die
bisherigen Daten noch einmal sehen wollen.
Kommen wir nun zu den Europa News. Letzte Nacht hat es eine Explosion auf dem Univers United
Festival gegeben, ob dies eine Panne vom dort großzügig gelagertem Feuerwerk oder gar ein Anschlag
war, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Doch Sie erinnern sich sicher an das letzte Festival,
welches kein schönes Ende nahm. Wir haben Ihnen diese Daten natürlich wieder zusammen gefasst,
berühren sie hier ihr Holo um diese abzurufen. Das Fest ist weiter in vollem Gange und wir halten sie
weiter auf dem laufendem.
Auch in Raum Asien scheint es nicht ganz so gut zu laufen, Gerüchte über Massenunruhen mit vielen
Toten haben uns erreicht. Leider ist es schwer diese Informationen zu bestätigen, es gibt zwar einige
Videos und Bilder in der Matrix, aber die dortigen Behörden sehen sich nicht in der Pflicht den Rest der
Welt darüber zu informieren. Sehr beunruhigend ist auch, das dies so kurz nach dem aufgedecktem
Skandal über verschleppte und zerstückelte Elfen geschieht. Bis heute ist noch nicht geklärt, wer dafür
verantwortlich war, immerhin scheint es sich bei den Unruhen nicht um Involvierte Elfen zu handeln.
Sobald wir bestätigte Informationen haben, stellen wir Ihnen diese natürlich zur Verfügung, doch zum
jetzigem Zeitpunkt, ist dies nicht möglich.
Dies waren die Highlights des Tages, kommen wir nun zu den aktuellen News aus unserer schönen Stadt
und danach zum Wetter.
[close]
Die zerstückelten Elfen gab es in Russland. Evo ist eigentlich für seine metafreundliche Politik bekannt. Da scheint irgendwas mächtig krumm zu laufen. Aber jetzt wieder auf den Job konzentrieren. Inzwischen hatte ich mehrere meiner Spy-Flies auf die Stahlkonstruktion gesetzt, um hinter der Bühne 5 das Gelände zu den Bühnen 6 und 7 im Auge behalten zu können. Ich tippte immer noch auf Biker, die schnell zuschlagen. Die Umbaupause zu Rammstein, dem heutigen Main-Act war in vollem Gange und dauerte auch etwas länger. Punkt 21.40 Uhr meldete sich Herr Smiley über die Konferenzschaltung.
"Ey, eben is n Rucksack über den Zaun geflogen. Der liegt da jetzt rum."
Ich reagierte sofort. "Geben Sie bitte einen Ping. Ich kümmere mich darum." Sprachs und rannte den Servicegang entlang, der um das ganze Gelände 5 führte. Vermutlich waren das nur Drogen, aber was, wenn das doch eine Bombe ist? Neo Meldete, dass er weiter die Bühne sichert. Am Punkt selbst kletterte ich über den Bauzaun nach innen. Oben waren sogar Stacheln  drauf. Runter in die Menge. Kein Rucksack weit und breit.
"Rucksack ist weg", meldete ich, während ich mich umsah. Einige Leute schauten mich an. Mit meiner Kombination von Mortimer war ich unter den Metal-Fans wie ein Punk-Ganger in einer Frankfurter Nobel-Mall. Glaub mir, ich weiß genau, wovon ich spreche. Ich war der Punk-Ganger. Ich schüttelte den Kopf. Nein, war ich nicht! Da waren sie wieder, die verfraggten KFS-Naniten! Aber ich bin stärker! Ich werde diese falschen Dämonen von Bembel und Uff nicht in meinen Kopf lassen! Der Herr ist mein Hirte!
Da! In der Menge teilt sich etwas. Immer Richtung Turm, unter dem der Tank installiert ist! Wer genau da läuft, kann ich nicht sehen, scheint klein zu sein, aber da ist definitiv etwas! Ich laufe direkt hinterher. Rücksicht ist fehl am Platz. Die Gefahr, dass das eine Bombe ist, ist eben enorm gestiegen! Meine beiden Trollarme wie eine Ramme zwischen die Leute und dann auseinanderdrücken. Ist wie schwimmen. Die zu erwartenden "Heys", "Eys" und "Dreks" verpufften hinter mir. Der Drekhead geht tatsächlich straks Richtung Turm!
"Hab mir die Aufnahmen der Kameras angeschaut. Ein Zwerg hat den Rucksack genommen." Jay ist halt n Profi. Ein Zwerg? Warum sollte ein Zwerg hier einen Terroranschlag verüben? Vielleicht doch Drogen.
Immer weiter hinterher! Am Zaun zum Turm fliegt der Rucksack drüber. Nein definitiv Bombe!
"Kann ich helfen?" Neo. Steht noch vorne an der Bühne.
"Nimm den Steg zum Turm." Gut, Steg war übertrieben, es war nur eine Kabelkonstruktion, aber Neo ist ein athletisches Kerlchen. Auf keinen Fall zu unterschätzen. Am Turm schau ich mich um. Kein Zwerg. Doch! Da! Verändert mitten in der Menge sein Aussehen! Magier! "Ein Magier.", gebe ich durch, während ich die letzten Schritte zur Zielperson mache und ihn in einen Klammergriff nehme. Anscheinend war er so geschockt, dass er kaum Widerstand leistete. Oder es war nicht sein Spezialgebiet. Ein kurzer Druck, um die empfindlichen Punkte an Hals und Kopf zu überreizen und er wurde ohnmächtig.
Neo kam genau richtig. Anscheinend hatte er sich gegen die Stahlseilkonstruktion entschieden und rannte im Jackie-Chan-Style über die Schultern des ziemlich dicht gedrängten Publikums. Ich hielt ihm den bewusstlosen Zwerg entgegen. "Bitte sichern." Sofort zum Zugang zum Turmgelände. Im Zaun eine Tür, mit Magschloss gesichert. Karte ran, Tür offen. Der Rucksack lag genau an der Öffnung zur Belüftung, wo wir auch die Stickstoffflaschen angebracht hatten. Zum einen muss er gewusst haben, wo er hinzuwerfen hat und zum anderen musste er verdammt gut werfen können! Glaub´mir, ich weiß wovon ich spreche! Ich unterdrückte mit einem leisen Fluchen Bilder von Sprengstoffpäckchen, die ein gewisser Uff im Grenzgebiet zwischen Azlan und Amazonien im Dschungel an verschiedene Punkte eindes bewachten Gebäudes warf. Verfraggtes KFS! Amen!
Rucksack genommen, kurz überprüft, ob der Verschluss gesichert ist. Ein Bewegungszünder konnte es nach dem Wurf ja nicht sein. Geöffnet. Anscheinend selbst zusammengebrautes Zeug. Zumindest keine industrielle Verpackung. Der Zünder sieht auch nach Marke Eigenbau aus. Werkzeug aus der Tasche, Zündkapsel herausnehmen. Zur Sicherheit die Päckchen aus dem Rucksack genommen, um sicher zu gehen, dass darunter kein zweiter Zünder ist. War es nicht. Alles wieder zurück. Verfraagt! Meine Sachen zur Aservatensicherung nicht mitgenommen! Glücklicherweise konnte Neo aushelfen. Als ich die Tüte durch die Tür entgegennahm, sah ich, wie er einen ziemlich großen Troll handelte, der sich darüber aufregte, dass ein Norm einen Zwerg festgenommen hatte. Gut, mal ausnahmsweise mit Profis zu arbeiten. Neo, Jay, Nina, Tatze. Haben alle was drauf in ihrem Gebiet und stellen sich nicht dumm an. Gutes Team!
Anruf. Schnäutzer und Heiko. "Wir haben einen Notfall. Bühne 5 am Turm."
"Jawoll, Herr Schnäutzer. Ist bereits geklärt. Wir haben einen Rucksack mit Sprengstoff genauso wie einen Attentäter gesichert. Weiteres Vorgehen?"
"Äh, hervorragend. Bringen Sie bitte alles zu mir."
Unterwegs gab Neo noch das Link des Zwerges bei Jay in seinem Container ab. Der wollte den Inhalt checken. Neo ging zurück, während ich Herrn Schnäutzer ins Bilde setzte. Er schien sehr zufrieden zu sein. "Rechnen Sie damit, dass die Behörden sich noch einmal bei Ihnen melden und... ich bräuchte sein Kommlink noch."
Ich rief Jay an und ließ Schnäutzer mithören, was ich zu sagen hatte. "Herr Smiley, ich werde noch etwas essen und dann werde ich das Kommlink wieder abholen müssen. Wegen der Behörden."
"Jo, bis dann hab ich alles."
Schnäutzer lächelte mich an. "Kann ich die Informationen dann haben? Die Bullen erzählen einem ja nix." Ich nickte und ging.
Zurück an der Bühne sah ich mir die Feuershow mal an, weshalb unbedingt unter dem Publikum eine Bombe installiert werden musste. Ich muss sagen, es war eher enttäuschend. https://www.youtube.com/watch?v=NyiijYOIysc (https://www.youtube.com/watch?v=NyiijYOIysc) Paar Flämmchen hin und her und ab und an ne Stichflamme aus dem Turm.
Nach Jay war das ein Runner, der von einem Schmitt angeheuert wurde. Das Link war was besser. Ungewöhnlich für ein Wegwerf-Link. Schnäutzer vermeldete später, dass die Behörden alles abgeholt hatte.

33.m
Schnäutzer meinte auch, wir sollten der Sache weiter nachgehen. Anscheinend hält er wirklich große Stücke auf die Ordnungshüter der ADL. Zu diesem Zweck hatte sich Herr Smiley die Daten vom Komm gezogen. Ich fragte mich immer noch, warum sich ein Zwerg hergibt, das Universe United in die Luft jagen zu wollen, als die Rattle Skulls anfingen zu spielen. Eigentlich dachte ich. Rammstein wäre der Main-Act. Muss wohl wegen der fehlenden Waldbühne sein... Auf jeden haben die echt was mit Totenköpfen. Reguliere kurz meine Geräuschdämpfung und drehe sie gleich wieder hoch. War vielleicht ein Fehler, den Zwerg von der Sprengung abzuhalten... Ob die Trommeln und Rasseln aus echten Totenköpfen sind? Die Musik weckt auf jeden Fall den Wunsch, zu sterben. Nach dem Auftritt pöbelt einer der Skulls rum, obwohl der Veranstalter die Deadline rausgegeben hat. Anscheinend waren 60 Minuten Auftritt vertraglich festgelegt, aber sie hatten wohl erst 50 gespielt. Als das Publikum ging, war auch dem letzten klar, die hinter der Bühne einen Aufstand probten, dass es keine Zugabe mehr geben würde.
"Tut mir Leid Leute, aber da kann ich nix mach´n. Lärmschutzvorschriften." Heiko zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Alles weitere müsst ihr mit der Orga klären."
Neo salutiert im Vorbeigehen. War definitiv bei einer Spezialeinheit. Mir fällt nur nicht ein, welche. Ich salutiere zurück. Bundeswehrmanier. Rest-Zuckungen dieser KFS-Entität namens Olaf Müller. Er hielt sich damals für einen Norm. Daher kam auch diese Vertrauensseligkeit dem Priester gegenüber...
Frau Urbani bleibt noch etwas wach. Ich lege mich etwas hin und lasse den Schlafregulator seine Arbeit tun. Ab 0445 ist wieder Schicht.
0445. Wecker. Duschen, Pullern, Zähne, Anziehen, ab auf die Suzuki und Runden drehen. Die Absperrungen sind nach Anruf bei Schnäutzer kein Thema mehr. Der war tatsächlich schon oder noch wach. Ich tippe auf noch. Mit Frau Urbani zusammen die Seebühne (oder auch Bühne Nummer 7) gecheckt. Alles in Ordnung. Frau Urbani begab sich dann zur Nachtruhe.
Am nächsten Tag um neun neue Einteilung. Frau Urbani war schon wieder vor Ort und ließ mich über eine Bildverbindung und Komm mitsehen und -hören.
"...Servizzi Sicuretta Baretta Bühne Nummer vier, Fanal Fantasy Sieben Bühne fünf, Schwarzer Handschuh Bühne sechs..."
Bühne sechs also. Einer der Bühnen, bei denen ich mit schnellen Bikern zuschlagen würde. Ich machte mich schon auf den Weg. Gleich auf meinem Bike erkunden, wie man das konkret durchführen könnte.
"...Securitas Veritas Bühne elf. Einsatz ab elf Uhr. Ihr kennt die Regeln. Ich bedanke mich für eure Arbeit. Gestern konnten zwei Zwischenfälle professionell geklärt werden. Vielen Dank."
Nachdem sonst alle in ihren Betten lagen, sah ich mir schon einmal die Bühne an. Stahlgerüst in der Mitte. Unten abgesperrt. Auf gut halber Höhe, eine kleine Bühne mit Mischpult. Ich wusste gar nicht, dass Play drücken schon unter Musik machen fällt... Sniffer herausgeholt. Sprengstoffkarte machen. Nur an den vier Ecken. Sieht nach Show aus. Außen herum offenes Gelände. Im Süden ein Reitstall, in dem Ponyreiten angeboten wird. Im Westen und Südwesten die ersten kleinen Betriebe. Ich sehe mir eine kleine Werbeklitsche mit Flachdach an. Gutes Schussfeld. Man kann den Süden zwischen Reithalle und Bühnengelände abdecken, hat die Zugangsstraße westlich des Geländes direkt vor der Nase, kann gut ins Gelände sehen und auch recht gut darüber. Selbstverständlich gab es nahe an den Absperrungen und durch die Gebäude blinde Flecken, aber einen besseren Punkt gab es nicht. Die Reithalle hatte Giebeldach und sonst gab es nichts.
Dann lief mir der Bühnenchef über den Weg. Ein Norm namens Sven Vandenboom. Von ihm erfuhr ich, dass hier "DJs" auftreten. Die drücken Knöpfe. Auf jeden Fall werden die am Eingang zum Gelände von einem Team Security abgeholt und auch zurück gebracht. Quer durch die Menge! Am Fuß der Bühne gibt es acht Securitys und je zwei an den Zugängen. Wobei einer zum Zelt des Roten Kreuzes führte. Wir kommen on top. Sprengstoffplan wurde bestätigt.
Nachdem die anderen nun zumindest teilweise wach waren, ließ ich Neo einiges an Frühstück für mich mitnehmen und wir planten unseren Einsatz. Neo wird an der Bühne bleiben. Herr Smiley liegt im Container und Frau Urbani wird mit Tatze Gassi gehen rund um die Bühne. Ich lege mich auf das Flachdach und habe alles im Auge. Zur Not auch durch das Fadenkreuzes meines Sportgewehrs...

33.n
Checke auf meinem Flachdach den Plan für den 27.07.79 an Bühne sechs. Bis 15.00 Uhr erst einmal "Nachmittags-Chillout" aus der Konserve. Komischerweise lungern schon vor elf die ersten am Eingang rum. Neo behält nun doch lieber den Eingang im Auge. Nina ist auch auf dem Gelände und Tatze streunt um das Gelände herum, deckt meine toten Winkel ab. Irgendwie wirkt der sogar als Norm wie ein Hund. Ich weiß auch nicht. Tatze meldet ein paar Leute, die hinter dem Gelände im Busch verschwunden sind. Neo schaut rum. Meldet dann, dass sie nur kiffen. Er hat sie freundlich darauf hingewiesen, dass sie keinen Brand verursachen sollen.  Um 13.00 Uhr hatte sich der Platz schon etwas gefüllt mit etwa hundert Personen und es wurden stetig mehr.
Um 14.45 Uhr kam vom Süden eine Traube aus Menschen. In der Mitte zwei Leute mit Kapuzenpullis. Die nennen sich jetzt Hoodies. Also die Pullis, nicht die Leute. Die beiden waren wohl die "Sample Masters", die ab 15.00 Uhr auflegen sollten (so nennt man das Knöpfe drücken als Musiker). Umringt von vier Leibwächtern, die professionell die Traube von zwanzig bis dreißig Fans auf Abstand hielten. Sie gingen hinein und wurden von vier Securities abgeholt. Irgendwas muss gewesen sein, denn Neo machte am Eingang rum. Anscheinend wollte er absperren lassen, was ihm nach einigem hin und her auch gelang. Doch dann gab es Tumult. Die letzten paar Leute wollten unbedingt rein.
"Gibt es etwas Besonderes am Tor, Neo?"
"Nein, eigentlich nicht, sind nur langsam zu viele Leute auf dem Gelände."
Ich sah mich um. Außer dem guten Dutzend am Tor war kein Andrang von der Straße her zu sehen.
"Schließe doch einfach vorne an der Straße. Da ist nichts los. Den Rest einfach noch kontrollieren und durchlassen."
"Gute Idee."
Kaum ausgesprochen, wurde auch schon einer, dann beide Securities umgeschubst und drei Leute brachen durch. Glücklicherweise übernahm das Frau Urbani, die bereits im Inneren bereitstand. So weit so gut. Nachdem das alles geklärt war, hörte ich kurz in die Musik hinein, um mir ein Bild über den Aufputsch-Faktor zu machen. https://music.youtube.com/watch?v=BfUHUtqGxhw&list=OLAK5uy_m30oAC4k-aGQhEsXGfKhXbcwdK4CYvRao (https://music.youtube.com/watch?v=BfUHUtqGxhw&list=OLAK5uy_m30oAC4k-aGQhEsXGfKhXbcwdK4CYvRao) Eher gering. Ich schaltete den Geräuschfilter wieder ein.  Um 16.30 Uhr gaben die beiden "Sample Masters" noch Autogramme, als schon der nächste aus dem Süden die Straße hoch kam. Zumindest sind die Künstler immer an der Fan-Traube zu erkennen. Diese hier hatten alle Lederhosen und derartige Dinge an. Genauso wie der Künstler selbst. Hinter ihm noch jemand, der Equipment schleppte. Der Plan entpuppte den Typen als "Elektro-Seppel". Um seinen Hals hing so eine Art Blasebalg mit Knöpfen. Er hatte einen professionellen Leibwächter dabei, der vier Leute befehligte, die mit der Situation teilweise überfordert waren. Im Gelände kamen noch vier Securities von der Bühne dazu. Dann wieder den Putsch-Level-Check. https://www.chilloutzone.net/video/fuers-bierzelt-2035.html (https://www.chilloutzone.net/video/fuers-bierzelt-2035.html) Eindeutig schon einiges höher. Zum Glück ersparte mir mein Geräuschfilter dieses Ablenkungspotential. Währenddessen begann Frau Urbani einen Rundgang zu den Bühnen sieben und fünf.
Über "Mr. Oizo flat Eric", der ab 19.00 Uhr dran war, informierte ich mich vorher. Während ich seine Musik hörte, sah ich ihn auch schon kommen. Ein großes gelbes Kuscheltier-Kostüm in einer Menschentraube. https://music.youtube.com/watch?v=8kIcRg9yfg4 (https://music.youtube.com/watch?v=8kIcRg9yfg4) Die vier Bodyguards waren Profis. Kaum war die Traube am Eingang durch, meldete sich Herr Smiley. "Südlich von euch sind alle Kameras ausgefallen. Die lassen sich auch nicht rebooten. Aufpassen!" Im Süden war das Drehkreuz zwischen dem Hauptgelände und der Stadt mit den kleinen Bühnen. Anscheinend wollten sie nicht vom offenen Gelände her zuschlagen, sondern aus der Stadt heraus. Das könnte äußerst heikel werden...



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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 09. Januar 2023, 19:49:01
United Universe - Der Run 2
33.o Jay Smiley
Ich schaue vom Flachdach der "mapf-Werbung" nach Süden. Meine Brille blendet mir ein: 18.45 Uhr. Den Turm, auf dem die zuletzt ausgefallene Kamera montiert ist, kann ich nur erahnen, scheint aber erst einmal alles normal zu sein dort. Allerdings ist er doch eher außerhalb meiner Sicht. Neo macht sich auf den Weg dorthin, ich lasse eine Fly-Spy steigen, um ihn rechtzeitig warnen zu können, falls doch etwas ist. Die Gestelle, auf denen die Überwachungskamera sind, sind lediglich von einem hüfthohen Zaun umgeben. Also für einen Norm hüfthoch. Neo entdeckt unter dem Turm einen Metallkasten. Er steigt über den Zaun und schaut ihn sich näher an. Ich erkenne gleich einen Störsender, der zielgerichtet ist. Zielgerichtet nach oben zur Kamera.  Erkläre Neo kurz, wie man den aus macht. Bingo, Kamera 12 geht wieder. Neo geht weiter zu Kamera 11. Da stehen vier Leute am Zaun mit Bierchen. Alle Norms mit Lederklamotten. Auch dort steht ein Köfferchen unter dem Aufbau für die Kamera. Als Neo über den Zaun steigt, wird er von einem der Norms angeraunzt. Der ist dann still, als er den Security-Ausweis sieht. Geht dann etwas weg und holt sein Komm heraus. Ich lasse die Fly-Spy etwas sinken, um ihn zu belauschen. Ich verstehe es nicht, aber es sollte Italienisch sein. Sende den Feed an Frau Urbani weiter. Die kann das. Übersetzung ungefähr "...mit den Motorrädern..." und "...ja, so machen wir das...".
Während Neo weitergeht zu den Bühnen vier und drei, sehe ich, wie bei Kamera 14, gerade am Ponyreiten vorbei etwas südlich von mir, drei Leute in Lederkluft und mit Bierdosen vom hüfthohen Zaun wegschlendern. Darunter jetzt ein bekanntes Köfferchen. Ich schwinge mich am zurechtgelegten Enterhaken auf der Rückseite runter und gehe zügig zum Turm 14. Hüpfe schnell rüber und schalte den Störsender aus. Wieder draußen, die drei verfolgen, die nach Süden zurück schlenderten. Die grüßen zwei, die an ihnen vorbei Richtung Norden gehen. Die telefonieren. Während ich zu ihnen aufschließe, bekomme ich mit, dass Neo die Kamera an der Bühne drei reaktiviert hat. Die bei Bühne vier ist einfach verschwunden... Den Feed lasse ich gleich zu Frau Urbani laufen. ""...alles früher?" und "Verstehe, also doch keine Zeit mehr. Ciao."
"Frau Urbani, soll ich die beiden festsetzen?"
"Ja". Tatze meldete, dass er an den Weg kommen würde. Er war am Eingang zu Bühne sieben, der wir ja eigentlich zugeteilt waren. Er würde helfen. Die beiden fielen in einen Dauerlauf, es war jedoch keine große Sache, sie einzuholen. Dabei wählte ich bereits Schnäutzer an. Nachdem ich in der AR die Security-Berechtigung ausstrahle, halte ich einen der beiden von hinten einfach fest. Aber Drek! Der ist verdammt schnell und kräftig, so dass er sich gleich wieder befreien kann. Auf gebrochenen Deutsch schreit er mich an: "Was willst du Penner?!" Der andere zieht eine Pistole und meint mit deutlichem italienischem Akzent: "Was willst du, ist eh alles zu spät!", während der erste ein Kampfmesser zog und meinte: "Wir können das sofort hier blutig entscheiden, aber..." Ich lasse ihn nicht ausreden und schlage zu. Diesmal keine Rücksicht mit Festhalten und ausknocken per Griff. Diesmal haue ich meine Faust mit Titanknochen direkt rein in den Mann. Aber der duckt sich einfach weg! Der andere schießt auf mich, aber die Kugel bleibt in meinem Anzug hängen. Eine fliegende Seifenblase oder so etwas taucht neben dem Revolverhelden auf. Nina lässt Fotos von den insgesamt mindestens neun Leuten über Jay im allgemeinen Netzwerk rumgehen zusammen mit einer Alarmierung. Sollte die anderen Securities wecken. Und bei Schnäutzer klingelt es immer noch... Als ich ein weiteres Mal zuschlage, treffe ich den Typen, aber er bleibt stehen! Definitiv sowas von keine Anfänger! Revolverheld hat einen Streifschuss bei mir gelandet und schreit in sein Komm "...Pronto!..." Dann stülpt sich die Luftblase über seinen Kopf und er schnappt nach Luft. Messer sticht zu und bleibt in meinem Anzug hängen. Ich schlage wieder mit voller Kraft zu, diesmal eher links, nachdem er das letzte Mal nach rechts ausgewichen ist, und lande einen brachialen Volltreffer. Die Faust zermatscht die Rippen. Revolverheld schüttelt den Geist ab, ich schlage nochmal zu und auch sein Brustkorb zerbricht unter der Wucht meiner Faust.
19.05 Uhr. Schnäutzers Komm klingelt immer noch. 10 Sekunden Ewigkeit...

33.p
Freitag, 28.07.2079, 19:05:21 Uhr
Nachdem wir kein TacNet haben, aber immerhin einen Herrn Smiley, bei dem die Informationen zusammenlaufen, habe ich nicht immer den aktuellen Überblick, aber man kann sich mit etwas Verzögerung auf den Stand bringen. Ich lasse Tatze hinter mir und jogge Richtung Süden. Dort wird mir von Süden her Neo entgegenkommen. Zwischen uns drei von den Italienern. Frau Urbani ist zwei weiteren auf den Versen, allerdings Richtung Innenstadt, wo sich noch Kleinkunstbühnen für die Familien befinden. Herr Smiley markiert uns die drei Itaker und will sie hacken. Drek! Die sind verdammt weit weg!
"Neo, fang die drei ab! Tatze, Angriffe melden!" Just in diesem Moment meldet sich Schnäutzer. Nachdem ich außer joggen nichts zu tun habe, kann ich locker plaudern. "Erbitte Erlaubnis für Schusswaffeneinsatz." Das Gespräch sollten alle anderen auch mitbekommen, das Herr Smiley eine dauerhafte Konferenzschaltung eingerichtet hat.
"...wenn´s sein muss... wir haben den Kontakt zur 4 verloren..."
Anscheinend ist ihm die Lage noch nicht bewusst, obwohl Herr Smiley die bekannten Informationen schon an die Security weitergegeben hat. Anscheinend gilt Schnäutzers Aufmerksamkeit eher seiner Nase.
"Wir wissen, dass Kamera 4 weg ist. Setzen drei Leute zwischen der 12 und der 14 fest. An der 7 liegen schon zwei."
"Ich schicke Sammler los."
"Tatze, wir brauchen deine Hilfe unten. Schnäutzer, weitere Anweisungen?"
"Ich melde mich, wenn es was Neues gibt." Schnäutzer legt auf.
Tatze meldet sich: "Was kann ich tun?"
"Unten unterstützen."
In der Zwischenzeit ist Neo auf die drei gestoßen, der Kampf geht los. Frau Urbani hat einen der beiden Verfolgten direkt ausgeschalten. Meine Spy-Fly lasse ich Richtung der Bühne 4 fliegen, um die fehlende Kamera zu ersetzen. Wird aber etwas dauern. Neben mir erscheint aus dem Nichts eine Taube und fliegt mit mir. Muss Tatzes Geist sein.
"Schick den Geist runter zu Neo. Der braucht jede Hilfe."
"Was meinst du mit `unten´?"
"Süden. Neo braucht auf jeden Fall Hilfe." Dass Magiebegabte manchmal Probleme mit Technik haben, ist nicht wirklich etwas Neues, aber dieser Tatze ist wirklich weltfremd, was das angeht...
Freitag, 28.07.2079, 19:05:27 Uhr
Während sich meine Drohne Richtung Bühne bewegt, meldet Frau Urbanis Monitor gelb. Sie ist verletzt.

33.q
Während ich so Richtung Süden zu Neo laufe, mache ich mir ein Bild. Bei Nina liegen zwei Leute am Boden und die Leute drum herum wollen einer armen Frau helfen, die gerade angegriffen wird. Bei Neo sind auch zwei Leute am Boden und einer richtet noch eine Waffe auf Neo. Die Leute sind entsetzt und laufen davon.
Freitag, 28.07.2079, 19:05:30
Während ich immer noch gemütlich Richtung Süden jogge, pinge ich den Feed meiner Fly-Spy für Jay. Die Reaktion kam umgehend. Jay meldete sich mit: "Neo, kannst du mal zu Bühne 3 gehn? Bist am nächsten dran."
Neo: "Kann hier nicht weg."
Freitag, 28.07.2079, 19:05:33
Nachdem ich nun meine Fly-Spy nicht mehr wirklich bewegen muss, weil sie über Bühne 4 eingetroffen ist, kann ich mir während des Joggens den Feed ansehen. Einige Leute liegen in einer roten Lache. Anscheinend wurde Explosivmunition verwendet, so wie das Fleisch in Fetzen liegt. Ich höre mindestens eine Schnellfeuerwaffe, eine Shotgun und Geschrei.
"Alle sofort zur Bühne 4. Attentat." Lage klar benennen.
Jay meldet sich sofort: "Hab ich doch schon gesagt! Warum hört keiner auf mich?!"
Frau Urbani: "Brauche Unterstützung!"
Neo: "Ich muss mich eigentlich noch um die Leute hier kümmern."
"Dann beeil dich." Bin gleich bei dir.
Neo: "Roger."
Jay: "Kommt jetzt jemand endlich zu Bühne 3? Da ist einer über den Haufen geschossen worden!"
Frau Urbani: "Servici Sicuretta Baretta als unfreundliche Ziele markieren."
Zeitgleich hört man Schnäutzer: "Verdammte Scheiße, die Servici Sicuretta Baretta an Bühne 4 drehen voll durch!"
Neo stellt einen Feed ein. Rucksack mit Flaschen drin. "Sie haben Molotows."
"Wir sind unterwegs Jay." Das beruhigt hoffentlich seine Ungeduld. Drek, dass wir Nina nur schwer helfen können.

33.r
Freitag, 28.07.2079, 19:05:36
Beim Joggen schaue ich mir den Feed aus der Gegend von Frau Urbani an, um zu sehen, wie sie von einem Typen mit Elektroschlagstock zu Boden geschickt wird. Ein Security (oder vielleicht auch ein kräftiger Festivalbesucher?) springt auf den Schlagstocktypen, gibt ihm eine Schelle und der Typ mit dem Stock geht ko. Irgendjemand im Hintergrund schreit: "Schnell, wir müssen ihr helfen."
"Herr Smiley, bitte Erste Hilfe für Frau Urbani organisieren." Hoffentlich schnell.
Die Antwort kam prompt: "Geht raus."
An Bühne 4 schießen mindestens vier Maskierte Norms von der Bühne herab auf das fliehende Publikum. So wie es aussieht ziemlich wahllos. Im Zugangsbereich strömen fliehende Besucher nach draußen, aber zwei Securities haben sich dort verschanzt und nehmen die Bühne unter Feuer.
Freitag, 28.07.2079, 19:05:42
Zu Neo aufgeschlossen, wir joggen gemeinsam zur Bühne.
"Neo, du kannst doch dieses Astralwahrnehmungsdingens." Drek, unter Feuer lässt meine Rhetorik wieder nach.
Wir planen eine Überraschung, basierend auf Anschleichen, IR-Rauchgranaten  und purer Feuerkraft.
Freitag, 28.07.2079, 19:05:54
"Hüpfen wr doch einfach da vorne über den Zaun und schleichen uns seitlich zur Bühne an."
"Oder wir nehmen einfach die Türe da." Neo sprachs und hielt seine Security-Card an den Scanner. Mann, an barrierefreien Zugang muss ich mich echt gewöhnen. Neo scheint das gewohnt zu sein. Kein Wunder, hat auch für nen Con gearbeitet. Wir tragen alle unser Päckchen. Solange er uns nicht verarscht, ist alles gut. Wenn er falsch spielt, leg ich ihn halt um.
Ich nicke anerkennend, als wir durch die Türe anschleichen. Hier hinter der Bühne war eine Art Hinterhof, einige abgestellte Autos, abgedecktes Equipment für die Bühne. Jay meldet sich: "Sagt Bescheid, wenn´s losgeht, ich sorge für Ablenkung." Ich denke über DNI und Kommlink ein "ok" und wir schleichen uns an. Hinter der Bühne gehen wir hinter einigen Autos in Stellung. Keine zehn Meter von den Attentätern entfernt. Ich krame eine IR-Rauchgranate raus, halte sie Neo grinsend vor die Nase und ziehe den Ring. Der aufleuchtende Timer zeigt drei Sekunden und läuft sofort. "3...2..."
Freitag, 28.07.2079, 19:06:03
Ich bereite mich vor, auf die Bühne zu springen und loszulegen. In einer Hand meine Walter Secura mit Gelgeschossen, in der anderen die Granate. Da springt auf einmal einer der Maskierten von der Bühne, schreit panisch herum und will rennen.
Neo: "Der gehört mir."
In diesem Moment drehen die Scheinwerfer auf der Bühne hoch. Die Schussgeräusche lassen schlagartig nach. Während Neo zu seinem Ziel läuft, hüpfe ich auf die Bühne ("...1...los") und grunze grinsend "Kuckuck". Mein Blendschutz in den Kontaktlinsen leistet ganze Arbeit.
Freitag, 28.07.2079, 19:06:06
Ich stelle meine Wahrnehmnung auf Ultraschall um, gehe zum ersten Maskierten und dresche ihn eine Faust voll rein. Die Granate noch in der Hand. Nach dem Schlag fiel er blutig um. Die innere Uhr voll auf Kampf getaktet. Dann zum nächsten. Der geht voll in Verteidigungsstellung und schafft es, auszuweichen. Gleichzeitig lasse ich die IR-Rauchgranate los. Sie fällt auf den Boden. Noch vor dem Aufschlag geht sie hoch. Aus mehreren Löchern wird mit Hochdruck heißer Rauch ausgeblasen. Heiß genug, um auch mit Wärmesicht nichts mehr sehen zu können, kalt genug, um sich nicht zu verbrennen. Der Typ vor mir feuert tatsächlich auf mich. Ich weiche seiner Salve aus. Sie streift meinen Mantel. Ich schlage zu. Anscheinend hat ihn der plötzliche Rauch dermaßen überrascht, dass er sich eine Blöße gab und neben seinem Helm flog auch sein halber Unterkiefer nach meinem Faustschlag davon. Titanknochen sind einfach grün.
Freitag, 28.07.2079, 19:06:09
Ich niete die Dreksäcke um, Gott wird sie richten. Beim letzten nehme ich nicht nur etwas Fliegendes neben ihm wahr, sondern auch eine magische Präsenz. Muss ein Geist von Tatze sein. Drek, ich hoffe, es ist einer von Tatze!. Mein Schlag lässt den letzten Attentäter auf der Bühne umfallen.
Schlagartig entfährt es mir: "Drek, jemand hat meine Drohne geklaut!" und gleichzeitig höre ich über einen Feed den Sound von Motorrädern. Dutzenden Motorrädern. Prima. Es ist Krieg und ich steh nackig auf dem Schlachtfeld...

33.s Der Dekan
Im Astralraum wurde Tatzes Geist von zwei Feuerelementaren zerfetzt. Neo holte mit seinem Taser eine Drohne aus der Luft und eine Vorhut der Rocker-Streitmacht preschte schon Richtung Schlossplatz, wo die Familien-Bühnen waren. Einige hatten einen Beiwagen, von dem aus komfortabel in die Menge geschossen werden konnte. Nur hielten sie sich nicht mit Schusswaffen auf. Sie warfen Granaten. Einer hatte wohl auch einen Granatwerfer. Ich für meinen Teil rannte Richtung Brücke, wo ich sie vielleicht aufhalten könnte. Zumindest wäre dort erst einmal eine Engstelle.
Während Frau Urbani gerade von Tatze geheilt wurde, kam von Jay aus der Matrix ein Feed, der weitere ca. 40 Motorräder zeigte. Kurze Zeit später meldete er, dass Alarm gegeben wurde und "die Bullen" mehrere HTR-Teams schicken würden. "Ich bin raus.", waren seine letzten Worte und schon war er aus de Matrix verschwunden, wie auch aus allen Konferenz-Schaltungen.
Frau Urbani meldete sich: "Zieht euch zurück. Eingreifen nach eigenem Ermessen."

33.t
Der Befehl der Chefin hieß also Rückzug. Ein Guerilla-Krieg wäre kein Problem - mit meiner vollen Ausrüstung. Aber mit zwei Pistolen, einer Hand voll Rauch- und Betäubungsgranaten und einem Jagdgewehr, mit dem ich nicht einmal wirklich gut umgehen kann, ist einfach kein Krieg zu gewinnen. Also Brückenstraße nach Norden Richtung Bühne 7 und Campingplätze. Zum Glück ist die Straße fast menschenleer. Die Rocker fahren auch eher bequem - zumindest laut Frau Urbani und Neo - so dass ich locker weit vor ihnen bleiben sollte.
Frau Urbani meldete sich über die Konferenzschaltung: "Ich weiß nicht, was ihr macht, aber ich muss nochmal rein. Jemanden retten."
"Wer ist wo drin?"
"Eine Freundin."
"Geoping." Er traf sofort ein. Ebenso wie einige Token auf ein Wohnmobil. Auf dem Campingplatz nur hundert Meter nördlich der Bühne 7. Unterwegs am Seil meiner Enterhaken-Kanone wieder auf das Flachdach der "mapf-Werbung". Rucksack und Gewehr geschnappt. Runterspringen. Fünf Meter Höhe kein Problem. Bilder kommen hoch. Ich muss dieses Zeug lernen, was der Franzose damals beim Bund drauf hatte. Parcour hieß das, glaub ich. Ich sah vor meinem geistigen Auge, wie er über ein Dachgeländer sprang, drei Meter tiefer auf einem Balkon abrollte und sich wie ein Affe von Balkon zu Balkon bis auf die Straße durchhangelte. Schneller als jeder Aufzug.
Im Bereich der Bühne 7 hörte man die Durchsage: "Gehen Sie in Deckung, bewahren Sie Ruhe, Hilfe ist unterwegs." Während gleichzeitig dutzende Festivalbesucher die wenigen Ordner überrannten und auf die Straße strömten. Wird ein Fest für die Rocker aus dem Süden. Auch aus Richtung Norden, vom Campingplatz rannten mir einige Leute entgegen.
Ich öffnete das Wohnmobil schon als ich es sah, leider war es nicht geriggt. Ab auf den Fahrersitz, drinnen niemand zu sehen.
"Hey, was suchst du in meinem Auto?!", kam es von unten. Ganz unten. Ich griff unters Auto und erwischte einen Knöchel. Rausziehen, hochheben, über mich auf den Beifahrersitz bugsieren. Na gut, der Kopf war im Fußraum, aber es war noch alles an der jungen Asiatin dran.
"Deine Freundin schickt mich." Ich starte den Wagen. Anscheinend wusste sie Bescheid, denn sie machte keine Szene. Oder sie war eingeschüchtert. Oder beides. Im Norden hatte ich eine Horde Motorräder und brennende Zelte gesehen. Im Süden kommen auch welche. Im Osten lag der See. Also ab in den Westen, den Feldweg zwischen den Zelt- und Campingplätzen entlang. Als ich in der Mitte an die Kreuzung kam, sah ich, dass einige Leute die gleiche Idee hatten wie ich und im Westen an der B249 ein Stau war. Also ab nach Süden. Da waren Gartenlauben und viele große Schuppen. So etwas wie alte Scheunen, die irgendwann einmal zu einem Bauernhof gehörten. Ich sah mich nach einem Versteck um, aber das Beste, was ich finden konnte, war ein Stellplatz neben einer Scheune. Besser als nix. Zumindest waren wir erst einmal aus dem direkten Schussfeld raus.
Dann kamen auch schon die anderen in Frau Urbanis Auto. Frau Urbani unterhielt sich sogleich mit Miha, wie ihre Freundin und Besitzerin des Wohnmobiles hieß. Neo drückte mir einen Rucksack in die Hand. Darin, das Klappern ließ es bereits vermuten, die erbeuteten Molotow-Cocktails. Frau Urbani unterhielt sich angeregt mit ...der Luft? Nein, mein Ultraschall-Sensor lieferte das Bild eines Hundes. Tatze war in Hundeform und hatte Unsichtbarkeit auf sich gelegt. Anscheinend ging es auch um Klamotten. Ich ging gerade über die Straße auf den Campingplatz, suchte ein Auto mit Tasche auf dem Rücksitz, schlug das Fenster ein und brachte ihm die Tasche. War unter irgendwelchen Leuchtklamotten auch ein Jogginganzug dabei. Passte sogar. Nachdem sich Tatze dann im Jogginganzug in Menschenform wieder sichtbar machte, stellte ich mein Ultraschall auch wieder aus. Er zierte so lange herum, ob das / die HTR-Team/s auch Nazis wären (Hä? Tatze ist doch ein Norm...) und er Angst vor Verfolgung hatte, weil er ein Hund sei, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Tatze war ein Werwesen. Also Wandler. Oder so. Reflexartig ging meine Hand an das Kampfmesser aus Silberlegierung. Jetzt war auch klar, warum er manchmal selbstverständlichste Dinge nicht wusste oder drauf hatte. Neo arbeitet für einen Konzern, Tatze ist ein Werwesen, was zur Hölle ist hier nur los?! Was Nina und Jay wohl für Geheimnisse haben...
Das Wohnmobil löschte meine Tokens und fuhr davon. Frau Urbani hatte den Autopilot eingestellt. Das Wohnmobil stellte sich in den Stau im Westen.  Neo starrte Nina von der Seite aufgebracht an: "Was bringst du deine Tochter hierher?"
"Eine Freundin."
"Du weißt doch, dass es hier gefährlich wird!" Schmollte Neo? Offensichtlich...
Das Tor war mit Eisenkette und Vorhängeschloss gesichert. Ein Ruck, offen. Darin ein Mini-Traktor, verschiedene Geräte für Haus und Garten, Schränke, Regale, Säcke. Ich stellte meinen erbeuteten Störsender in das Regal nach hinten. Hole ihn später ab, wenn ich den Bulldog mit Schmuggelfach wieder habe. Verdammt, der Kostenvoranschlag ließ schon ahnen, dass ich in den Bereich pleite komme. Aus dem Norden und Osten waren Explosionen zu hören. Frau Urbanis Komm klingelte. Sie stellte auf Lautsprecher. Schneutzer war dran. "Kurzes Update. Wir werden überall angegriffen. An der zehn, zwei, eins, sieben und auf dem Zeltplatz. Wir werden absagen müssen. Danke für eure Arbeit. Sie können gerne auf freiwilliger Basis weiter arbeiten, aber es ist jetzt ihre Entscheidung."
Frau Urbani legte auf. "Versoffener, verkokster Nichtsnutz!"
Neo sah uns an: "Ich werde losziehen und noch ein paar Zivilisten retten."
Was für eine Dummheit. Aber jeder hat so seine Prinzipien. "He, Robin Hood!" Neo drehte sich zu mir um. Ich hielt ihm den Rucksack mit Molotows entgegen. "Den kannst du vielleicht brauchen."
Als Neo gegangen war, warteten wir etwas und hörten auf die Kampfgeräusche. Nach einer Viertelstunde meldete sich Schneutzer noch einmal. Seine Stimme klang durch den Lautsprecher des Komms niedergeschlagen. "Eben kam die offizielle Bestätigung. Das Festival wurde abgesagt." Er wollte wohl noch weitersprechen, doch Nina legte auf.
Als wir überlegten, wie es weitergehen sollte, ließ ich die Nachrichten durchlaufen:
Nachrichten vom 28.07.2079
28.07.2079

Pressemitteilung 48 Stunden nach dem Anschlag auf Ares Vorstand.

Seattle News

Es ist schön Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen, wie immer folgen nun die Nachrichten des Tages. Die heutige Pressekonferenz mit Damian Night hat großes Aufsehen erregt, hier die Wiederholung für Sie: Mit ausdrucksloser Miene verkündete Mr. Night: „Wir arbeiten eifrig daran, einen Zivilen Vertreter zu wählen, der Ares in der nächsten Zeit als Ansprechpartner für zukünftige und bereits bestehenden Handelsverträge dienen wird. Leider verzögern gewisse Umstände diesen Prozess, doch ich bin zuversichtlich, das wir dies zeitnah umsetzen können“. Unser Reporter vor Ort stellte dann die Frage die uns im Moment wohl alle am meisten interessiert: „Was können Sie uns zu den beiden Vorkommnissen in ihren Einrichtungen letzte Nacht sagen?“ Als Antwort bekamen wir: „Hiermit bestätige ich das es 2 zeitgleiche Angriffe auf unsere Einrichtungen gegeben hat, diese konnten von unseren professionellen Mitarbeitern vor Ort aber vereitelt werden“ Im Holo sieht man jetzt wie Damian Night sich nach vorne auf das Pult lehnte und sprach weiter: „Alle Angreifer sind dabei ums Leben gekommen, sie entpuppten sich als Söldner und wir gehen den Spuren Nach, um ihre Auftraggeber zu ermitteln. Wer glaubt das wir nun schwach wären, dem sollte dieses Ergebnis eine Lehre sein“. Er Pocht nun mit dem Zeigefinger auf das Pult: „Der feige Anschlag auf unsere Führung hat uns enger zusammen geschweißt und jeder der versucht diesen Umstand auszunutzen, wird nicht länger von uns „freundlich“ behandelt werden“. Daraufhin hörte man gedämpftes Gemurmel und die Reporter versuchten nun weitere Fragen zu stellen, doch es wurden keine mehr beantwortet, Damian Night verließ darauf die Konferenz. Wie sie gesehen haben, gab uns Ares nur das nötigste an Informationen, bleiben Sie uns weiter treu und erfahren Sie auch zukünftig alle Neuigkeiten.

Europa News: Das Univers United Festival hält weiterhin den Kontinent in Atem, die Klickzahlen in der Matrix haben astronomische Höhen erreicht und kein Festival hatte in den letzten 20 Jahren so viele Besucher. Alles was Rang und Namen hat liefert dort eine Show ab, die ihres gleichen sucht, die Einnahmen gehen in die Millionen und das schon nach 2 Tagen Laufzeit. Es wurden keine weiteren Störungen gemeldet, Gerüchten zufolge hat sich einer der Security von der einschlägigen Musik Rammsteins hinreißen lassen und ist in die Menge gesprungen um sich herum tragen zu lassen, doch dies können wir nicht bestätigen. Berühren Sie hier ihr Holo um alle Informationen über die Bands und ihre Programme zu erfahren.

Das neueste aus Asien: Die Unruhen halten an, haben sie zuerst in Ost Russland begonnen, ziehen sie nun weiter Richtung Westen. Es ist immer noch nicht bekannt warum das alles geschieht, nur das es viele tote und verletzte gibt. Die ersten Gerüchte werden laut, demnach sollen es überwiegend Orks und Zwerge sein, die an den Unruhen beteiligt sind. Ist dies ein Anfang für erneut aufkeimenden Rassenhass? Doch scheinen auch vereinzelnd alle anderen Metas hier und da mit beteiligt zu sein, wenn auch nur sehr wenige. Die Behörden schweigen sich weiter aus, sie empfehlen aber jedem, sich aus den betroffenen Gebieten fern zu halten, Reisebeschränkungen gibt es noch keine. Die Bilder die wir über die Matrix erhalten haben, sind zu verstörend als das wir diese hier zeigen dürfen. Berühren Sie hier ihr Holo und bestätigen Sie die Sicherheits und Haftungsausschluss Bedingungen um Zugriff auf unseren Internen Bereich mit den aktuellen Informationen zu erhalten, alle Angaben sind dort wie immer ohne Gewähr.

Dies waren die Highlights des Tages, kommen wir nun zu den aktuellen News aus unserer schönen Stadt und danach zum Wetter.
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Zumindest hatte Schmitt Nina Urbani kontaktiert. Er wolle sich zur Auszahlung unseres Soldes treffen. Ich schüttelte den Kopf. Zur Zeit nur Scheiße am Hacken, aber die Schmitts schienen sich ehrenhaft zu verhalten. Verrückte Welt.

33.u
So um drei Uhr nachts lichtete sich der Stau etwas. Wir diskutierten im Schuppen, ob wir noch im Schutz der Dunkelheit mit der Masse gehen wollten oder Abwarten bis die Polizei abgezogen ist. Die Komms klingelten. Gruppenanruf. Jay.
"Werden wir noch bezahlt?"
"Naja, Neben den 2,5k Anzahlung waren 15k vereinbart. Bei Abbruch werden 14 k abgezogen, bleiben 1 k pro Person."
"Habt ihr was dagegen, wenn ich das verdoppel? Dafür bringt ihr mir meine Belohnung mit."
Neo meldete sich zu Wort: "Ist ja schön, wenn du uns Geld geben willst. Hast du so viel?"
"Prinzipien und so. Auch wenn ich dabei draufzahle."
Ist ein Statement. Geld scheint für Jay Smiley zumindest kein Problem zu sein.
Wir beschlossen dann, im Schutz der Masse noch nachts den Abgang zu machen. Ich ließ meine Suzuki in Niederdünzebach starten und nördlich vom See über die B249 anfahren, um mich abzuholen. Leider war dort Stau. Wer hätte das gedacht? Ich verzichtete auf die motorradtypischen Überholmanöver. Es war nicht die Zeit, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. So dauerte es tatsächlich noch bis 4.30 Uhr bis die Maschine da war. Dann ab nach Hause und in Obertshausen in meinem Mittelschicht-Haus erst einmal unter die Dusche und ab ins Bett. Wecker noch auf 14.00 Uhr stellen, denn um 15.00 Uhr wollte uns die Schmitt (naja, der Avatar war weiblich... das war aber auch der einzige Hinweis) in der Matrix treffen. Gleicher Ort wie bei Anheuerung. Beim Frühstück einmal durch die neuesten DeMeKo Nachrichten gesurft.  In riesigen Lettern: "Massaker auf dem Universe United Festival.", und darunter etwas kleiner: "Einige wenige Helden stellen sich der Bluttat entgegen bis das HTR eintrifft". Darunter einige Trids for free. Auf einem sieht man, wie bei der 7 eine Sprenggranate hochgeht, auf einem anderen zwei-Sekunden-Snippet wie eine Frau, die vor Unschärfe kaum zu erkennen ist, einem Biker voll eine reindonnert. Der Kleidung nach Nina. Respekt! Der Rest ist hinter der Paywall. Ach ja, Interessierte dürfen gerne den AB meiner genutzten Fake-Sin volllabern. Die Reportermeute wird irgendwann die Security-Liste durchgehen und interviewen wollen...
Aber nun in die Matrix. Alle da außer Jay. Als die Schmitt erscheint, höre ich Nina sagen: "Hat Sie der Ping weitergebracht?"
Schmitt: "Sehr gut. Da wird etwas extra für Sie drin sein."
"Welcher Ping?"
"Ich habe einen der Biker mit einem Tracker versehen. Ortermuni."
Ich nicke anerkennend.
Die Schmitt fuhr fort: "Natürlich muss ich vertragsgemäß 14k von der Belohnung abziehen." Und zu Urbani gewandt: "Teilen Sie?"
"Wir sind als Gruppe angetreten."
Gute Einstellung.
"Das wären dann 5,5k pro Person. Waren Sie nicht einer mehr?"
"Einer unserer Leute ist ... anderweitig gebunden. Ich verwalte seinen Anteil."
"Sind die anderen damit einverstanden?"
Alle nickten. Bei manchem Avatar sah das wirklich schräg aus. Matrixspielchen. So übernahm Nina wie abgemacht Jays Anteil bis zur Übergabe an ihn.
"Ich bin mit Ihrer Leistung zufrieden."
Ich nicht.
Frau Urbani schwankte mit dem Kopf: "Der Informationslage entsprechend..."
"Darf ich wieder auf Sie zukommen?"
Ich konnte es mir nicht verkneifen: "Dann aber mit schwerem Geschütz..."
Nina fiel gleich mit ein: "...Panzersperren..."
"...schweres Maschinengewehr..."
Schmitt lachte bitter: "Dazu bräuchte ich eine Bewilligung. Denen da oben sind Metamenschen nicht so wichtig."
Bewilligung. Anscheinend staatlicher Akteur.
Nach dem Treffen gebe ich eine Nachricht an Jay durch. "5,5. Du wolltest verdoppeln?"
Anscheinend hatte ich das Zwinker-Smiley vergessen, denn es kam sofort zurück: "Nein, nur tausend."
Um sieben trafen wir uns alle mit Smiley, um unseren kleinen Bonus von ihm abzukassieren. Als er seinen Stick bekam und darauf schaute rief er: "Hurra, ich bin reich!" Das machte mich stutzig. Mit 5k reich, aber einfach so 4k raushauen, um an 1k zu kommen?... Das riecht nach irgendwelchen Nebengeschäften oder er hat uns irgendwie abgezogen. Zumindest investiert er es in die eigene Sicherheit. Das ist schon mal was. Aber diesen speziellen Omae sollte man im Auge behalten...
Wir kippten noch ein paar Runden. An Jay vermittelte ich noch die Nummer von Frau Mesmer, meiner SIN-Spezialistin. Gab nochmal 2k extra. Nach und nach ging jeder nach Hause. Wo immer das war.
Am Montag holte ich meinen Bulldog von Fix, Flott & Fly ab. Fix wollte mir am Komm tatsächlich einen Titan andrehen. Hat anscheinend bei einem umsatzkräftigen Kunden wie mir ein Zusatzgeschäft gerochen. Wir einigten uns auf 30k für die Reparatur. Der Bulldog war wie neu. Auch alle Extras liefen wie eine eins. Endlich wieder vollständig! Und pleite. Aber Hauptsache Duftbäume mit "Feinste Fichte aus dem Schwarzwald" am Rückspiegel. Naja, bissl Taschengeld auf den Kontos der verschiedenen Sins und etwas in der Tasche. Aber ja, im Prinzip sowas wie pleite.
Auf der Fahrt ließ ich alles Revue passieren.
Das fing schon irgendwie damit an, dass wir schnell, schnell noch einen Run zwischenschieben mussten... Von wegen schnell verdientes Geld. Und dann warst du bei dem Pfaffen viel zu vertrauensselig. Da hättest du dir das in Liberia mal ne Lehre sein lassen sollen als dich der Pfaffe mit deiner Seele fertig machen wollte...
Liberia an einer mit Leichen gepflasterten Feldstraße neben einem Jeep. Ein Pfarrer in Soutane liegt am Boden. Angeschossen. Ich drücke auf seine Wunde, so dass er uns endlich den Aufenthaltsort unserer Zielperson verrät. Er sieht mein Kettchen mit dem Kreuz. "Ich bin ein unschuldiger Priester. Wenn du mich auch umbringst, kommst du in die Hölle." Er sieht mir an, wie er mich innerlich getroffen hat. Anscheinend sah er dann auch die Entscheidung noch bevor sie für mich klar war. Seine Augen weiteten sich vor Schrecken. "Du weißt genau, dass ich keine Seele habe. Ich hatte einmal eine. Gott hat sie mir genommen, damit ich die Welt von Abschaum säubere. Du bist ein Erstgeborener!" Mit dieser Anspielung auf eine der Plagen aus dem alten Testament schickte ich ihn ins Jenseits. Der Troll, der ich damals war, und Uff genannt wurde, lachte kurz auf, als mir klar wurde, dass der tote Priester vermutlich noch nie etwas von den Deutsch-Katholen gehört hatte.Ich schon. Als Norm war ich so erzogen worden. Als ich auf den toten Priester herabsah, dachte ich: "Ich danke Dir, dass du mir durch diesen Priester meine Bestimmung gezeigt hast. Ich werde sie alle töten, damit kein anderer diese Schuld auf sich nehmen muss. Denn die Gerechtigkeit ist dein."
...spätestens als du den RFID entdeckt hast, hättest du den Braten riechen müssen. Aber nein, der Kragen war dir ja Vertrauensbeweis genug. Und weil er verneint hat, zu den Deutsch-Katholen zu gehören! Du warst einfach so arrogant zu glauben, dass er dich nicht hätte täuschen können! Und dann die Sache mit der Fly-Spy beim zweiten Anschlag als du die Reporterin auf der Terrasse kalt gemacht hast! Dann hättest du dein Team kontaktieren können als du alle abgeschüttelt hattest bis auf den verfraggten Heli! Aber nein! Du musstest ja mal wieder dein Team schützen. Hast dich mal wieder für deine Kameraden ans Kreuz schlagen lassen! Zumindest war die Flucht kreativ. Hattest aber vermutlich mehr Glück als Verstand. Bist nur nicht entdeckt worden, weil sich niemand vorstellen konnte, dass du unter Wasser in einem von der Abluft aufgeblähten Bio-Anzug gegen den Strom ankämpfst und damit quasi in Zeitlupe durch die Grenze gespült wirst. Sei froh, dass dich das alles nur rund 80k gekostet hat! Dann stürzt du dich in den unterbrochenen Run rein ohne die Parameter nochmal klar zu machen. Zumindest hattest du sie klarer als mancher deiner Kameraden. Ist schon mal was. Aber ist das Profi? Hä?! Dann lässt du dich entmutigen, weil die Deppen eine Bombe unter das Publikum legen. Also anstatt deinen verfraggten Job zu Ende zu machen, überprüfst du die beiden letzten Bühnen nicht! Und das, obwohl du wusstest, dass das die beiden abgelegenen Bühnen waren, die du vorher schon als gefährdet angesehen hast! Zumindest haben wir den Tank mit Stickstoff gesichert. Deswegen ist das Päckchen vom Zwerg... Moment... Der hatte das Päckchen genau in die Öffnung geworfen. Über eine 3,5 Meter hohe Absperrung ohne die Öffnung zu sehen... Woher wusste er... Oh Mann... natürlich... die hatten Hilfe von innen... 
Mein Komm holt mich abrupt aus meinen Gedanken. Eine Nachricht von unbekannt. Bon einer Reinigung. Meine Auftrag kann abgeholt werden. Ich schüttelte den Kopf. Es brauchte etwas bis mir klar wurde, dass Nina wohl auch meine Wäsche in Eschwege abgeholt haben muss als sie wegen Tatzes Ausrüstung nochmal hochfuhr. Zumindest hatte sie am Samstag irgendsowas mit ihm abgemacht.

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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 28. März 2023, 21:55:22
Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Jay Smiley, Norm, Technomancer, was an Haaren auf dem Kopf nicht wegrasiert ist, ist blau gefärbt.
Chenji/Yina/Kaede/Nina, Norm, gebürtig japanische Ki-Adeptin. Aussehen und Benehmen nach Belieben. Drückt noch die Schulbank, arbeitet aber schon fleißig und erfolgreich für die Frankfurter Yakuza.


Die Brotdose
35.a Nina Urbani, Jay Smiley
Nachdem ich den Störsender ohne große Probleme abgeholt hatte, widmete ich weiter meinem Training. Abends immer wieder gerne Desert Wars und Urban Brawl. Geht als Weiterbildung durch. Der Sommer war heiß, trocken und strahlend blau. Mein Komm vibrierte.
Nachricht von 2Take
Fr, 10.08.2079, 15:56:26
Nachricht: 2Take
Hey Chummer, hier kam gerade eine Anfrage rein, habe da sofort an dich gedacht. Die Quelle hat gute Referenzen. Falls du den Job annimmst, mach deine Sache gut und lass mich nicht hängen.

Auftragsanfrage: von KIM
Tätigkeit:                   Beschaffung und Transport
Erwartete Schwierigkeit:   Gering bis Mittel
Bezahlung:          10000€ pro Auftrag
Teamgröße:          Ihre Entscheidung
Voraussetzungen:       Schon länger dabei, Verlässlichkeit
Zeitraum:                  2 Tage bis unbestimmt (ab morgen)
Haben sie Interesse ?      JA   NEIN
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Höre ich da durch die Blume ein `Bitte´? Scheint aber der Beschreibung nach ein `Müllrun´ zu sein, um die Crew zu testen. Immerhin redet da jemand von Aufträgen. Mehrzahl. Könnte aber auch ein Schmitt sein, der geschickt einen Müllrun verkauft. Oder Schlimmeres. Auf der anderen Seite: 2Take sagt, er hätte gute Referenzen. Und er will es gut erledigt haben, sprich: Er erwartet sich auch mehr.
Ich drückte ´JA´und sofort erschien eine neue Nachricht.
Nachricht von KIM
Fr 10.08.2079, 15:56:52
Nachricht von KIM
Morgen 15 Uhr im Greif, Frankfurt Hühnerweg. Melden sie sich beim Barkeeper.
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Was sich immer gut macht, ist magische Rückendeckung. Was würde ich für Drag geben... Aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert. Zumindest Tatze war erreichbar. Der wollte sich irgendwo in Offenbach mit mir treffen, war aber unfähig, mir einen Treffpunkt als Geoping anzugeben, geschweige denn, zu schicken. Aber so ist das mit ihm. Ist halt nicht seine Baustelle. Am Ende schicke ich ihm eine Postadresse von einem Kindergarten, ein paar Häuser vom Greif entfernt für das Taxi, das er nehmen wollte. Erstmal alle einsammeln und dann geschlossen auftreten. Weder Frau Urbani noch Nagato oder Jay Smiley waren erreichbar. Zumindest erreichte ich noch Omega. Zur Not sollte das als Kerntruppe reichen.
Am nächsten Tag stand ich um 14:00 Uhr vor der KiTa und beobachtete den Greif. Ein kleines Restaurant mit dem Charme eines umgebauten Kiosks. Hier in Sachsenhausen vermutlich ein Renner. Etwa um halb sah ich Tatze die Straße hochkommen. Ich rief ihn an und lotste ihn in den Bulldog. Um 14:40 Uhr ein SUV, der direkt vor dem Greif parkte. Es stieg ein beleibter Zwerg aus in Frack mit Melone auf dem Kopf. Mit seinem watschelndem Gang hatte er den Charme eines Pinguins. Er ging hinein, ich beobachtete den SUV scharf. Anscheinend niemand mehr darin. Zumindest nichts, was man von Außen sehen konnte. Auf den Dächern anscheinend keine Drohnen. Omega parkte kurz darauf mit seinem Bulldog quasi gegenüber. Auch ihn lotste ich zu mir. Als er mich sah, meinte er nur: "Mann, hast du dich verbessert im Verkleiden." Ich wusste gar nicht, was er damit meinte, war aber von zwei Gangern von den "Harten Zähnen" abgelenkt, die gerade ihre Bikes vor dem Greif parkten.
"Hier sind noch deine 12,5k." Omega hielt mir einen Credstick hin. Als ich nicht reagierte, fügte er hinzu: "Von Schwester Barbara." Und mit einer kurzen Pause: "Oder hast du mit ihr schon alles geklärt?"
Siehe an, eine ehrliche Haut. Ich winkte ab: "Alles gut, ich wurde bereits entlohnt."
Omega war freudig überrascht, als er den Stick wieder einsteckte.
Wir gehen also in den Greif. Die beiden Ganger sitzen an einem Tisch und essen. Am Tresen ein Zwerg mit Schürze und Haube.  Er sieht uns einladend an: "Na, was darf´s denn sein?" Norddeutscher Akzent.
"Drei Bier."
"Klar."
Als er am Zapfen war, wurde es Punkt 15 Uhr. "Wir sollen uns bei Ihnen melden."
"Ah, ihr wollt also zu Boris. Die erste Runde geht auf´s Haus." Er stellte ein Bierglas vor Tatze und eines vor Omega. "Und für den großen eine besondere Portion." Ein Schnapsglas.
Ich zuckte nur die Schultern. "Einem geschenktem Gaul..."
Er lachte. "Nein... das war ein Zwergenwitz..." und zapfte mir noch einen ordentlichen Humpen. "Boris erwartet euch draußen."
Auf dem Weg gab mir Tatze sein Bier. Ich schluckte es weg und stellte es im Vorbeigehen auf den nächsten Tisch.
Draußen saß ein blonder Zwerg, sehr adrett mit einem Schnauzer und großem Spitzbart. Vor ihm ein riesiger Teller Fisch und Chips.
"Sind Sie Boris?"
"Ahh, schön, dass Sie gekommen sind. Setzen Sie sich doch."
Russischer Akzent, will sympathisch wirken. Ich setze mich neben ihn und nasche einfach ungefragt von seinem Teller.
Er lacht. "Darf ich Ihnen etwas anbieten?", und zu seinem Kommlink gewandt, "Kim, nimm doch die Bestellung auf."
Aus dem Komm die Antwort "Ja, Meistäh."
Starker norddeutscher Dialekt. Scheint sein Decker zu sein. Kurze Zeit später hatten wir mehr Fisch und Chips auf dem Tisch.
"Ist das Ihre ganze Gruppe?" Boris sah mich lächelnd, aber fragend an.
""Nun, ich weiß noch nicht, worum es genau geht. Die Gruppe ist jederzeit noch erweiterbar."
Er lachte. Sein Lachen zwischendurch ging mir auf die Nerven, schien aber echt zu sein.
"Nun gut, nun gut, es geht um meine Brotdose. Sie ist mir abhanden gekommen." Er wartete kurz. Nachdem ich ihn nur erwartend ansah, fuhr er fort. "Sie wurde mir auf dem Flughafen entwendet. Eigentlich wollte ich sie als Handgepäck mit mir führen, aber sie sagten mir, sie ist zu groß und ich muss sie aufgeben. Also als Gepäck. Da wurden sicher Leute bestochen am Flughafen."
Ein Scherzkeks. Kann noch nicht einmal Tacheles reden, wenn es um den Job geht.
"Sind Sie sicher, dass die Brotdose überhaupt hier angekommen ist? Vielleicht ist sie schon früher verschwunden."
"Also in Moskau hatte ich sie noch."
Flug Moskau - Frankfurt.
"Dann bräuchte ich die Nummer Ihres Fluges."
"Weshalb?"
"Um herauszufinden, wie der Weg Ihrer ... Brotdose war."
"Ahh. Wir wissen, wo der Koffer ist."
Ich sah ihn fragend an.
"Vorher müsste ich allerdings wissen, ob Sie den Job annehmen oder nicht."
Ich nickte, die anderen auch.
Er wandte sich an sein Kommlink. "Kim, gibst du unseren Gästen den Geoping?"
"Ja, Meistäh."
"Und die Frequenz des RFID, bitte."
"Kim, ..."
"Kannst du nicht auch mal zwei Knöpfe drücken, Meistäh? Ich bin doch nicht dein Diener..."
Dennoch kam die Frequenz. Der Ort war ein Bürogebäude in einem eher heruntergekommenen Industriegebiet im Westend. Sicherheit von Seiten des Sternschutzes eher so mittel.
Omega räusperte sich: "Wie viel Zeit haben wir?"
"Bis Montag früh. Vermutlich wurde der Koffer von angeheuerten Söldnern geklaut. Was mit ihnen passiert, ist mir eigentlich egal, aber sie sind wahrscheinlich Mitglieder einer Organisation. Wahrscheinlich sind es Orks. Sie wissen ja sicher, dass es in meiner Heimat Probleme zwischen Zwergen und Orks gibt." Er sah kurz zu Omega. "Anwesende natürlich ausgeschlossen."
Nun räusperte sich Tatze: "Was, wenn die Brotdose geöffnet ist oder etwas fehlt?"
"Nun, das ist eine sehr spezielle Brotdose. Am Montag kommt ihr Experte, der sie öffnen will."
"Haben Sie auch ein Bild?", fuhr Tatze fort.
"Kim..."
"Ja, Meistäh." Der Tonfall war leicht genervt. Das Bild eines hochklassigen Sicherheitskoffers erschien.
"Nun, Kim hätte noch eine Bitte.Er möchte lernen und wäre gerne als Zuschauer dabei."
Na prima. Eine Nanny. Aber nachdem dieser Boris mit 2Take ganz eng ist... Sollte Jay entscheiden.
"Wir können für seine Sicherheit nicht garantieren."
"Er kann auf sich selbst aufpassen."
"Nun, ich bin davon nicht begeistert. Aber ich sage auch nicht nein. Das wird unser Decker entscheiden."
"Gut. Hier ist die Nummer, unter der Sie mich erreichen können."
Ich gab ihm auch eine neue Nummer. Die des Wegwerf-Komms für den Run. Tatze gab ich eines meiner Metalinks. Der hatte keines zum Wegwerfen. Tatze und Omega hatten offensichtlich einiges gelernt. Zumindest stellten sie die richtigen Fragen.
"Übrigens. Boris Martowitsch." Der Zwerg hielt uns die Hand hin. Einer nach dem anderen schlug ein und nannte seinen Straßennamen. "Nun, dann lasse ich sie besser alleine. Die Rechnung am Ende geht auf mich. Bestellen Sie ruhig noch einmal nach."
Nachdem er weg war, kam auch schon die Frage auf "Warum hast du nicht verhandelt, Dekan?"
Ich erklärte die Sache mit dem Müllrun und dass da etwas Lukrativeres zu erwarten ist. "Auf jeden Fall machen wir das heimlich und ohne Leichen. Nicht so wie in Eschwege."
"Eschwege? Sag bloß, ihr ward auf dem Festival?" Omega sah uns an. "Und ich hab mal wieder alles verpasst... aber im Netz sind geile Bilder. Anscheinend hat da jemand Bilder und Trids verscheuert."
Soso, ob das die Geldquelle von Herrn Smiley war?

35.b Omega
Draußen rufe ich Herrn Smiley an. Jetzt nimmt auch jemand ab.
"Deka, was gibts? Willste mich daten oder zum Essen einladen?"
"Deimal darfst du raten."
"Daten?"
"Nein."
"Du willst mich zum Essen ausführen?"
"Nein."
"Du hast einen Job."
"Treffer. Hast du Zeit?"
"Joa, sag an."
"Schmitt hat guten Leumund. Will das Ganze heimlich durchziehen. Nur 2k für jeden. 2 Tage Arbeit. Wir werden vermutlich angetestet. Ist noch mehr Arbeit in Aussicht."
"Klingt gut, bin dabei. Worum gehts?"
"Lass uns treffen."
"Klar, komm nach Hanau."
"Nein, komm lieber hierher." Ich schicke den Geoping vom Äppelwoi Wagner in Sachsenhausen. "Wann kannst du da sein?"
"Eine Stunde."
Alles klar. Nach dem Telefonat dann Frau Urbani, Chenji, Kaede, wie immer sie sich gerade nennt... Auch sie war da und kommt direkt zum Wagner.
Mit Tatze und Omega, der mir mit seinem Bulldog folgte, kamen wir um 16.30 am Wagner an. Ausgemacht war fünf. Drin steuere ich automatisch den leeren Stammtisch an und setze mich. Ich musste mich schon zusammenreißen, nicht automatisch "Becky, Schätzchen, einmal das Übliche" Richtung Theke zu raunzen. Wir saßen gerade als Becky auch schon auftauchte.
"Ähm, entschuldigung, hier ist ein Stammtisch. Könnten Sie sich bitte an einen anderen Tisch setzen?"
"Oh, natürlich."
Wir setzten uns um. "Was darf ich Ihnen bringen?" Ich bestellte mir den üblichen Pitcher Äppelwoi und Handkäs mit Musik. Danach saßen wir gelangweilt rum. Omega wirkte irgendwie beschäftigt.
"Tatze, Lust auf eine Partie Dart?"
"Naja, ich spiele lieber Ball."
"Fußball, Handball, Basketball?"
"Ne, so Ball suchen, Ball holen und so."
Ich stutzte kurz. "...und Stöckchen, nehme ich an...?"
"Woher weißt du das?!"
Naja, wir warfen eine Runde. Der Magier war ganz schön schwer zu besiegen. Als Chenji immer noch nicht da war, gab es noch eine Revange. Diesmal besiegte Tatze mich sogar... Wow. Während des Games kam Chenji. Nachdem sie mit Becky eine freundliche Begrüßung ausgetauscht hatte, kam sie zu uns.
"Wir können nach unten."
"Wir sind noch nicht vollzählig."
"Ah, naja, ich mache es mir schon einmal unten auf der Couch gemütlich."
Rechtzeitig zu meiner Niederlage erschien Herr Smiley. "Der hat doch sicher beschummelt und die Darts levitiert oder so."
Wie dem auch sei, wir gingen alle runter. Mit der Tür schloss sich auch der Faradaysche Käfig, was bei Herrn Smiley zu sichtlichem Unwohlsein führte. Wir erörterten die Lage. Herr Smiley war komplett dagegen, diesen Kim mitzunehmen. "Ich lasse mir doch nicht in meine Tricks reinschauen!"
"Musst du auch nicht. Du kannst gerne Nein sagen. Aber wenn du ihm einige deiner Tricks verkaufen willst, ist das deine Sache. Das geht mich nichts an."
Die Aussicht auf Geld hat ihn überzeugt. Kim darf mit.
Auf der Fahrt Richtung Westend bzw. Rödelheim ging Herr Smiley in die Matrix, um uns Pläne zum Gebäude zu besorgen. Ich rief die Nummer an, die Boris uns gegeben hatte. Statt Boris´ Stimme hatte ich ein Strichmännchen-Avatar und eine Computerstimme dran. Kim. Ich machte mit ihm aus, dass Herr Smiley sich bei ihm meldet. Ich ließ das Rhuthenium-Polymer eine typisches Baustellenfahrzeug anzeigen. Hochtief. Bekannte Baufirma. Nichtssagende Fassade. Dann parkte ich an der großen Baustelle hinter dem Bürogebäude an der Gaugrafenstraße. Für Chenji, die mit ihrem kleinen Flitzer im Wohngebiet im Zentmarkweg parkte, ließ ich zwei meiner Kanmuchis raus. Sie sollte sie abholen und in der Nähe des Bürogebäudes absetzen. Das Gebäude war eingerahmt von der Gaugrafenstraße hinten, der Seegewann vorne, einigen kleinen Firmen wie ´merz property GmbH&Co´ und ´Vintage Consult´. Auf der anderen Seite ein altes Wohnhaus, das vermutlich zu ´Uhle + Wolf Gerüstbau´ gehört, das über der Seegewann lag. Auf den Häusern rund um das Bürogebäude brachte ich vier Fly-Spys in Stellung. An der Frontseite von der Seegwann aus noch eine fünfte als Reserve. Dann waren meine Kanmuchis auch schon geliefert. Die eine geparkt, die andere die Wand hoch aufs Dach. Lüftung suchen. Gab auch eine. Da das Gebäude alt war, war die Lüftung nicht gegen Minidrohnen gesichert. Ich ließ sie hinein krabbeln. Etwa hier war Herr Smiley wieder ansprechbar und hatte die Pläne. Mit deren Hilfe konnten wir die Räume im OG des einstöckigen Gebäude identifizieren. Im Gang entdeckten wir eine Dobermann Drohne mit einer Colt M23. Sturmgewehr. Alles klar. Zudem bewacht es genau den Gang, durch den man müsste, um die einzigen beiden Räume zu betreten, die ich nicht ausspionieren konnte. Laut Plan der Server- und der Überwachungsraum. Leute waren keine zu sehen. Der Sicherheitskoffer auch nicht. Nebenbei nahm ich zur Kenntnis, dass Kim nun auch da sei. Auch mit einer Drohne. Wohl auch eine Spy-Fly. Außerdem kletterte Chenji, die sich von Tatze hat unsichtbar machen lassen, gerade aufs Dach und wollte oben eine Gelegenheit suchen, eine Datenwanze anzuklemmen. Das Gebäude hatte einen Host und eine nicht zu unterschätzende Sicherheit. Zumindest laut Smiley. Draußen gab es nichts. Sie entdeckte eine Gelegenheit, im Treppenhaus, unter dem Dachfenster, einen Kasten öffnen zu können.
"Warte kurz, ich laufe mit der Drohne im Belüftungssystem zum Treppenhaus und stehe Schmiere. Gesagt, getan. Ich behielt den Feed im Auge, während Chenji einbrach und ließ meine zweite Kanmuchi Richtung Seegewann seitlich am Bürogebäude vorbeilaufen. Dauert. So eine Kanmuchi ist echt lahm. Dafür aber extrem unauffällig. Inzwischen hatte Jay Smiley schon längst Tokens auf meine Drohnen bekommen. Nicht dass er sie wieder hacken muss wie in Eschwege... Endich kam ich an den Rolltoren zur Tiefgarage im Keller an. Da waren Lücken, durch die konnten sogar Katzen oder Teufelsratten. Drin war es genauso dunkel wie im Treppenhaus. Zum Glück konnte ich die Kameras meiner Kanmuchis noch mit Restlichtverstärkung ausstatten, wenn schon kein Platz mehr für ein Mikro war. Die Garage war leer. Abgesehen von einem Ares Roadmaster... Also doch Personal vor Ort. Nicht nur Drohnen und Sicherheitssysteme.

35.c
Über meine Kanmuchi in der Parkgarage konnte ich eine Aufschrift auf dem schwarzen Roadmaster erkennen. Werbung für eine Sicherheitsfirma namens ´Stahlriegel´ nebst zugehöriger Kommnummer. Gab ich selbstverständlich an Jay weiter. Der war allerdings erst noch beschäftigt mit der Datenwanze, die Chenji im Bürogebäude angebracht hatte. Es stellte sich heraus, dass er nun alle sechzehn Dachfenster nun bedienen konnte. Er fabulierte darüber, dass in diesem Gebäude woh eine ´Kabelmatrix´ liegen würde, etwas, was heute eigentlich keiner mehr macht, weil viel zu teuer. Im Prinzip nur noch Hochsicherheitseinrichtungen. `Gekapselt ´nannte er das. Chenji gab durch, dass sie auf dem Dach einige Kameras ausgemacht hatte. Kameras. Mehrzahl. Von unten aus betrachtet sah man an dem ganzen alten verlotterten Bau nur eine einzige Kamera und die war am Haupteingang. Nur an den Nachbargebäuden gab es noch zwei oder drei Kameras, in deren Pegel wir kommen könnten.
Das war schon ein merkwürdiges Haus. Von außen uralt, aber anscheinend hatte es innen harte Sicherheitstechnik. Vielleicht ließ sich über die Sicherheitsfirma mehr herausfinden. Möglicherweise lagen dort Daten über diesen Auftrag herum. Jay Smiley machte sich in der Matrix auf den Weg. Wir spannen so lange herum, wie wir die Sache angehen würden. Gas über die Belüftung, Ablenkungen durch Abriss-Bulldozer oder Gangs. Zumindest war klar, dass der Schaltraum im Erdgeschoss ein Ziel sein könnte. Dort hätte Jay direkten Zugang zum Host, an den er physisch musste, das Belüftungssystem wurde von da aus gesteuert und möglicherweise konnten wir von dort aus über Sicherungen die Elektrik steuern.
Jay hatte erste Infos über die Sicherheitsfirma ´Stahlriegel´. Sie würden Situationen schnell eskalieren lassen. Manche schreckt das ab, andere engagieren sie gerade deswegen. Zudem erledigen sie ihre Aufträge zuverlässig. Klingt nach Profi. Das wurde auch untermauert, als um 19.30 Uhr ein Ork mit Panzerjacke und Helm unter seinem Arm aus dem Kontrollraum kam. Er verschwand durch die Sicherheitstür Richtung Treppen und Aufzug und kam nach fünf Minuten wieder. Dass er offensichtlich eine Cyberhand hatte oder Cyberaugen irritierte mich weniger als sein geschmeidiger und kraftvoll bestimmter Gang, der auf verstärkte und gestraffte Muskeln hinwies. Bewaffnet war er mit einer Pistole und einer MP. Zumindest passten die Puzzleteile zusammen. In der Tiefgarage ließ ich meinen Krabbler Richtung doppelflügliger Feuer- und Sicherheitstür laufen und ging mit etwas Abstand, so dass sie mich nicht erwischen kann, wenn sie geöffnet wird, in Stellung. Stück für Stück reinarbeiten.
Chenji war wohl unterwegs, denn als sie berichtete, dass die Bestellung heute Nacht abgeholt werden könne, nahm sie unsere Essensbestellung auf. Einfach eine prima Sache. Chenji hat Zugang zu guten Schiebern. Mir konnte sie auch schon recht schnell Plastiksprengstoff besorgen. Mit dem Neurostun hatten wir eine gute Chance, die Wachen schnell auszuschalten.  Um 20.45 Uhr ein weiterer Ork. Mit Datenbuchse, Panzerjacke, Pistole. Richtung Treppe, Aufzug, nach fünf Minuten wieder zurück.
Herr Smiley meldete sich mit neuen Informationen: ´Stahlriegel´ würde keine Werbung machen, es gibt keine Infos oder Angaben zu Klienten auf den Schattenboards. Nur Hinweise darauf, dass sie Söldner anheuern. Das wies auf organisierte Kriminalität hin. Ein fester Auftraggeber. Nachdem es eine russische Sache war, lag die Vory nahe. Sagte mir allerdings nichts in diesem Zusammenhang. Zumindest hat uns Boris Martowitsch, unser Auftraggeber in dieser Sache nicht belogen.
Nachdem Nina um 21.30 Uhr mit dem Essen auftauchte und wir noch etwas über die Planung berieten, beschlossen wir doch, Schluss zu machen. Um uns Fahrtzeit zu sparen, bot uns Chenji einen Unterschlupf an. In Frankfurt-Hausen. Peter Zeger Straße. Unterschichtgegend. Auf dem Klingelschild stand ´Kokoku Nashi´.
Beim gemeinsamen Frühstück am Sonntag um zehn fabulierten wir darüber, wer infiltrieren könnte. Da es sich laut Schmitt aka Martowitsch um eine rein orkische Gruppe handeln solle, kam nur Omega in Frage. Kurze Zeit später gab es ihn doppelt! Tatsächlich war Chenji ins Bad verschwunden und kam als Omega zurück. An der Kleidung kann man noch arbeiten, aber jedes Piercing, Kettchen oder Ohrring war perfekt kopiert! Allerdings nicht mit echtem Schmuck, sondern Attrappen. Täuschend bis hin zur Stimme. Wir lasen die Daten der Kanmuchis aus. Insgesamt waren wohl fünf Orks im Überwachungsraum. Alle waren ein- bis zweimal kurz weg. Zwei allerdings jeweils eine knappe Stunde...
Jays Komm klingelte. "Mein Kontakt ist dran. Hat wohl weitere Infos über diese Firma ausgraben können.

35.d
Die Gründer von Stahlriegel haben alle Bundeswehrvergangenheit. Ihr Vertrag ist sei ausgelaufen und sie hätten nicht verlängert. Vor vier Jahren haben sie sich also mit dieser Firma selbstständig gemacht. Sie suchen Leute, die es mit dem Gesetz nicht so ernst nehmen. Sie sind so erfolgreich, dass sie vor einem Jahr eine Art Tochterfirma namens Talida in einem eigenen Bürogebäude aufgemacht haben, die als Scam Tech-Support liefert. Nun ja, sie hatten einmal ein Problem mit dem Gesetz. Eine Mordanklage. Fallen gelassen wegen Mangel an Beweisen. Ein Zeuge ist nicht zum Gerichtstermin erschienen. Zum momentanen Auftrag gebe es einen Zahlungseingang auf ein offizielles Stahlriegel-Konto über 20k von einer Briefkastenfirma namens Leuchtkäfer AG aus Russland.
Mit Chenji und Omega waren wir schon zu dritt, die Ahnung von Verkleiden hatten. Chenji sah nun aus wie Rudi Roller, der Hausmeister des Bürogebäudes von Talida. Von ihm und der CEO hatten wir Fotos und Daten. Ich war quasi noch im Planungsmodus, aber alle anderen packten bereits ihre Sachen und es ging los.
Kokoku Nashi. Keine Werbung. Für die meisten wird das wohl erstmal als Name durchgehen. Ich schüttelte meinen Kopf. Auf solche Ideen muss man erst einmal kommen. Wir fuhren mit drei Wägen in die Wolf-Heidenheim-Str. Dort stiegen alle zu mir um. Tatze machte sich selbst, Jay und mich unsichtbar. Ich war etwas überrascht, aber klar. Wir hatten einen bzw. eigentlich zwei grobe Pläne und ab dem Erstkontakt wird sowieso improvisiert. Also fuhren wir alle mit dem Bulldog in von hinten an das Bürogebäude in die kleine Seitengasse. Bodenluke auf, wir drei unsichtbare raus. Ran an die erste Kamera am Nachbargebäude. Über meinen Ultraschall hatte ich alle im Auge. Ich hob bei `Vintage Consultant` Jay hoch und er nestelte an der Außenkamera herum.
Selbes Spiel dann am Haupteingang des Bürogebäudes. Glücklicherweise war heute, am Sonntag, auch am helligsten Tag nichts los und bisher gab es keinen Alarm, obwohl wir durch den Sichtbereich der Kamera an die Kamera ran mussten. Während ich Jay so hielt, ließ ich meine Kanmuchi im Obergeschoss an die untere Ecke der Tür zum Sicherheitsraum krabbeln. Zumindest der patroullierende Dobermann hat es nicht gemerkt. Den Feed legte ich mir in meine Bildverbindung. Zumindest sehe ich so, wann der Spaß losgeht.
"Ok, Kamera ist aus, wir könnten rein."
"Hast du die Schlösser?"
"Moment."
"Hey, wo seid ihr?" Chenji als Rudi Roller stand zusammen mit Omega als Ork-Leibwache unten am Rolltor zur Tiefgarage.
"Wir sind noch oben. Kommen gleich."
"Mist, hat nicht geklappt mit den Schlössern."
Als wir runtergingen, fielen mir in der Tiefgarage sofort zwei Spy-Flies auf, die vom Roadmaster her kamen. Vermutlich lag das an meinem Ultraschall. Ich machte meine Kameraden darauf aufmerksam.

35.e
Als ´Rudi Roller´ den Wagenheber und das Stemmeisen auspackt, gehe ich langsam zu ihm und behalte die Fly-Spies im Auge. "Kann ich helfen?" Gleichzeitig heult Tatze auf.
"Übernimm du das." Roller zieht sein Wakizashi, ein japanisches Kurzschwert, das auch ein magischer Fokus ist. Geister!.
Tatze bestätigt sogleich: "Da sind Geister, kann ich Unsichtbarkeit abbrechen?". Seine Stimme ist durchzogen von Stöhnen.
Omega: "Ich seh sie nicht." Zieht seine Pistole und geht in Deckung.
Tatze jault auf. Ich knacke mit dem Stemmeisen die Verriegelung des Rolltors auf. Das war es dann wohl mit heimlich. Kein Plan übersteht den Erstkontakt.
Tatze fällt um.
Roller: "Tatze is down.". Zieht ein Patch.
Ich schiebe das Rolltor nach oben, muss es aber oben halten, da es anscheinend kein Gegengewicht gibt. "Ich hab Stim-Patches." Haue auf die unterste Querstrebe des Rollgitters, so dass es verkantet.
Omega geht rein, wechselt seinen Streifen und geht an der Ecke zur Feuertür in Deckung.
Von Jay: "Decker down."
Also stehen wir astral wie in der Matrix unter Beschuss. In beiden Fällen kann ich nichts tun. Ich gehe zu Omega rein und wechsle den Streifen in meiner Kiddie. Gebe Omega mit MilSpec Handzeichen zu verstehen, dass um die Ecke zwei Kameras sind. Zumindest laut Plan.
Omega schießt. Auf seiner Ares Predator V ist leider kein Schalldämpfer.
Ich stecke den neuen Streifen ein, schaue Omega an, lege meinen Zeigefinger an die Lippe, stelle über Smartgun den Feuermodus um und zerschieße die Kamera im Rückraum der Tiefgarage. Kiddie ist zwar ein Sturmgewehr, aber Yamaha hat bei den Raiden standardmäßig Schalldämpfer eingebaut. Tatze ist wieder bei Bewusstsein. Ob die Unsichtbarkeit noch steht? Da ich gerade mit Ultraschall wahrnehme, weiß ich es nicht.

35.f Jay Smiley
Nachdem er aber auf mich reagiert hat und er weder Ultraschall noch astrale Wahrnehmung hat, ist der Zauber wohl durch.
Tatze jault auf und fällt wieder um.
Magier down, jetzt wird´s kritisch. Ich gehe ums Eck, zerschieße die zweite Kamera am Zugang von der Tiefgarage in das Gebäude, schalte auf internen Lufttank um. "Besser Gasmasken auf." Gleichzeitig sehe ich über den Feed der Bildverbindung, wie oben am Sicherheitsraum die Türe aufgeht. Die Kanmuchi schwenkt an der unteren Türecke in den Raum. Zwei der Orks rennen raus, drei weitere sind im Raum. Einem läuft Blut aus der Nase, einer sitzt vor den Monitoren, steuert vermutlich Drohnen, einer gruschelt irgendwas vor sich hin. Nicht erkennbar, weil ich ihn nur von hinten sehe.
Omega zerschießt eine der Fly-Spies, die inzwischen wieder in die Tiefgarage zurückgeflogen kam.
Als ich die andere zerschieße, gebe ich durch: "Zwei unterwegs."
Omega: "Nehm wer die zwei hier unten in Empfang? Was ist mit dem Geist? Ist Tatze in Ordnung?"
Alles gute Fragen, aber es geht im Moment um jede Sekunde. Zur Not muss ich schnell nach oben und mindestens den Magier ausschalten. Aber zuerst trete ich die Feuertür vor mir auf. Sie gibt beim ersten Tritt nach. Ich schubse die beiden Flügel zur Seite.
Omega schließt auf. "Das beantwortet fast alle Fragen."
Aus dem Treppenhaus Laufgeräusche. Mit Glück lassen wir sie hier in einen Hinterhalt laufen. Über meinen Feed sehe ich, wie der Rigger aufsteht und die Tür zum Sicherheitsraum schließt.
Einer der Orks kommt aus dem Treppenhaus, sieht uns und verschwindet um eine Ecke. Ist nicht mehr zu sehen.
Die Computerstimme von KIM: "Er steht direkt um die Ecke."
Chenji: "Großer, kannst du Orks tragen?"
Jay: "Ich kann ihn in Sicherheit bringen."
Ich laufe an die Ecke, stelle auf AM um, ziele und schieße 6 Kugeln in den Ork. Drek. Noch normale Mun drin. Wollten doch keinen umbringen. Glücklicherweise steht er noch. Gerade so, wie es aussieht.
Omega weicht einem Schuss vom zweiten Ork aus, der gerade aus dem Treppenhaus kommt.
Ich werfe über die Smartgun den Streifen aus, stecke einen neuen mit Gel-Mun ein, schieße weitere 6 Schuss in den Ork vor mir, was ihn umhaut und sage zu ihm auf russisch: "Gib auf."
Omega zieht sich zurück, weicht einem Abfangversuch des anderen Orks aus, geht an der Ecke in Deckung und feuert noch einmal. Treffer.
Ich rotze dem zweiten 10 Schuss in den Rücken. Er fällt.
Der Ork am Boden: "OK, ich ergebe mich." Und schiebt seine Schrotflinte weg.
Ich hebe den Ladestreifen auf, gehe zur nächsten Ecke, wobei ich im Vorbeigehen in die Kamera schaue mit den Worten "Pass auf ihn auf." und zerschieße die Kamera, die den Bereich vor dem Technikraum im Auge hat. Besser, wir fluten noch das Gebäude mit Neurostun bevor neue Geister auftauchen.
Der Ork am Boden gibt auf deutsch laut und deutlich über Funk durch: "Es ist aus. Wir haben verloren. Wir geben auf."
Chenji schließt auf, (russisch): "Hier noch Kamera.", und deutet auf die Cam, die den am Boden liegenden Ork im Auge hat.
(Russisch) "Zur Überwachung." Ich trete die Tür zum Technikraum auf. Vor mir fährt ein Azzy Crawler in den Stand-by. 
Ein Schuss hinter mir. Chenji geht im Technikraum in Stellung.
"Ich gehe hoch. Auf mein Kommando flutest du." Unterwegs sammle ich Omega ein. In der Kamera ein Einschussloch. Omega kann wohl kein russisch. Treppenhaus hoch. Vor mir öffnen sich die Türen. Scheinen aufzugeben, aber man muss immer auf einen Hinterhalt gefasst sein. Im Technikraum hatten bereits alle die Hände erhoben. (russisch) "Ihr seid Diebe im Gesetz. Wir wissen, wer ihr seid. Baut keine Scheiße und keinem passiert etwas. Wo ist der Koffer."
Der Magier antwortet, ebenfalls russisch mit deutschem Akzent: "Im Tresor, der Code ist..."
Ich winke mit Kiddie, mit der ich ihn die ganze Zeit im Visier hatte. "Du gehst voraus und öffnest."
Er ging voraus, in den Eckraum, von dem wir wussten, dass darin der Tresor ist. Er öffnet ihn. "Ist da eine Sprengfalle drin?" Er verneint. Ich überprüfe. Nichts zu sehen. Ich lasse Kiddie in den Gurt fallen und ziehe die Walter Secura II mit Schalldämpfer. Entnehme den Koffer. Schwer. Etwa 50 kg. "Du wirst uns astral nicht verfolgen." Er nickt.
Wir gehen. Lassen die Ausrüstung des Gegners unangetastet. Sogar den Roadmaster. Chenji bestätigte, dass wir astral nicht verfolgt werden. Ich sammle neben der Kanmuchi an der Tür zum Sicherheitsraum und aus dem Parkhaus noch die Fly-Spies ein. Dauert etwas. Der Gegner hält still. Erst einmal zurück zum Unterschlupf.

35.g
Während der Rückfahrt schminkte ich mich ab und zog mich um. Chenji kümmerte sich um Tatzes Wunden. Währenddessen meldete sich KIM im WAN. "Wünschen Sie, dass ich den Peilsender erst einmal ausstelle? Oder soll ich es lieber lassen?"
Es war gut, diesen merkwürdigen Decker mit seiner Computerstimme dabei zu haben. Wir ließen ihn das Signal abstellen.
"Darf ich Ihnen noch eine persönliche Frage stellen?" Er durfte. "In 80% solcher Fälle werden die Kombattanten getötet oder verwundet. Sie dagegen haben sich entschieden, ihre Gegner am Leben zu lassen. Könnten Sie mir das erklären?"
"Nun ja", begann ich, "das ist gar nicht so einfach. Zum einen kann ich dieser Leute ganz gut verstehen. Sie machen im Prinzip das Gleiche wie ich. Dann wissen wir, dass eine Organisation hinter ihnen steht. Mit der müssen wir uns nicht unbedingt anlegen. Die ´Wahrheit´ liegt da irgendwo dazwischen."
Omega fuhr fort: "Ihre Seele war noch nicht so weit, vom Fährmann in den Hades gebracht zu werden. Ich hatte das Gefühl, dass die noch irgendwas im Leben zu tun hätten."
Omega glaubt.
Ich holte das Fairlight aus der faradayschen Tasche meines Mantels von Mortimer und lies es über gedankliche Befehle Schmitt aka Boris Martowitsch anrufen. Der Zwerg meldete sich sofort. Er konnte um 19.00 Uhr im ´Greif´ sein. Damit mussten wir noch drei Stunden überbrücken.
Chenji und Tatze stiegen bei "Keine Werbung" aus und nutzten den Unterschlupf. Omega stieg auf sein Motorrad um. So war nur noch Jay Smiley bei mir. Ich hielt die Brotdose durch einen Ausflug in den Odenwald in Bewegung, so dass sie uns wesentlich schwerer wieder abgenommen werden könnte. Lieber wäre es mir gewesen, die magische Unterstützung wäre weiter im Bulldog geblieben, allerdings stand es um Tatze laut Chenji nicht gut.
Also erst einmal spazieren gefahren. Dabei Kontakt mit 2Take aufgenommen und einen Schalldämpfer für die Ares Predator V bestellt. Er schaut sich um. Viertel vor sieben vor dem Greif geparkt. Omega dreht auf seiner Maschine Runden in der Nähe, um die Gegend im Blick zu behalten. Um 18.59 Uhr parkt der gleiche gemietete SUV, den Boris schon bei der Anwerbung hatte und er stieg aus. Wir ebenfalls.
"Pünktlich, wie es sich gehört."
Der Pavillon war außer uns leer. Anscheinend hatte Martowitsch alles vorbereitet. Boris holt aus der Brotdose einen Credstick. Wir waren etwas neugierig und lehnten uns zur Seite, um bei der Entnahme hineinzusehen. Es waren Cyberbeine. Er lachte über unsere Neugier und erläuterte, dass das neueste Technik sei, die man in Russland nicht bekommen könne. Warum er sie aus Russland mitgebracht habe, wäre eine lange Geschichte. "Leider musste ich meine Pläne ändern. Geplant war noch die Begleitung des Koffers und eventuell noch ein zweiter Transport. Laut KIM habt ihr gute Arbeit geleistet." Er übergab mir den Credstick. Ich steckte ihn in mein Metalink, um ihn zu checken. 50k! Ich musste mich zusammenreißen, mir nichts anmerken zu lassen. "Ich hoffe, ich kann wieder über sie verfügen, wenn ich wieder in der Stadt bin."
"Es ist eine Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten."
Beim anschließenden Small-Talk lies Boris Martowitsch durchscheinen, dass sein Bruder der Grund der Planänderung wäre. Wir verabschiedeten uns voneinander.
Anschließend meine Chummer angerufen. Treffen uns morgen um 17.00 Uhr im Äppelwoi Wagner. Ich war spät dran, weil Parkplatz eine Hölle war. Anscheinend waren die Nachmittags-Leute noch nicht weg und einige begannen ihren Abend etwas früher. Egal. Zumindest war der Schalldämpfer da. Im Wagner traf ich Jay Smiley und Omega. Jay war am Futtern. Omega meinte gerade, die anderen wären schon unten und würden warten. Anscheinend hatte Chenji den Raum gemietet.
Beim Vorbeigehen sprach mich Becky-Schätzchen an. "Was darfs denn sein, Großer?"
Ich musste mich wieder zusammenreißen, nicht "Becky-Schätzchen, das Übliche." vor mich hin zu knurren, sondern eloquent einen Bembel Äppler und eine Portion Handkäs mit Musik zu bestellen. Irgendwie sah sie mich schief an.
Als wir nach hinten gingen, öffnete ich den anderen beiden die Türe in den Keller. "Geht schonmal runter, ich komme gleich nach." Als sie nach unten gingen, schloss ich die Türe wieder und klopfte einige Meter weiter an der Bürotüre von Herrn Takeshi. "Hai", hörte ich von drinnen. Zwei Bodyguards. Kurzes Aufblitzen von Hoffnung, vielleicht Goliath wiederzusehen. Vielleicht wüsste der was Aktuelles von Navy oder Mileilee, wie sie sich jetzt nannte. Doch kein Troll zu sehen.
"Wie ich höre, haben Sie hervorragende Arbeit geleistet."
"Ihre Anfrage war deutlich. Keine Fehler. Ich versuchte, alles doppelt abzusichern. Es wurde auch Zeit, dass wir unseren Ruf wieder etwas aufpolieren."
Herr Takeshi nickte. Wir verstanden uns. "Ihre Bestellung."
Er legte einen Schalldämpfer in einer Plastikfolie eingepackt auf seinen Schreibtisch. Ich einen Credstick. Er zog Geld herunter. Ich steckte ihn wieder ein und nahm den Schalldämpfer mit. Unterwegs checkte ich meinen Stick. Er hatte 800 entnommen. Nun gut. Er wird seine Gründe haben.
Im Keller führte uns Chenji die neuesten Nachrichten vor. Es gab eine Explosion. Das Büro der Firma Stahlriegel im Hochhaus ist explodiert. Es gab keine Verletzten oder Toten. Der Brand wütete heute morgen um null-zweihundert. Sehr interessant.
Ich überwies jedem 10k. Alle waren positiv überrascht. Für Omega legte ich noch den Schalldämpfer drauf. "Für das nächste Mal."
Chenji und Jay gingen. Tatze und Omega konnte ich noch überreden, mit in die ´Heiße Ritze´ zu kommen. Da war heute Wrestling. War wieder groß im Kommen. Dummerweise mussten wir unsere Waffen draußen lassen. Nachdem wir durch den Laden mit sabbernden Männern an den Pole-Tischen gegangen waren, kamen wir an eine Tür mit Bodyguard. Dahinter dann ein Raum mit einem Ring in einem Käfig. Cage-Fight! Darkman vs. Hitman. Ein Klassiker! Darkman hatte sein großes Comeback! Die anderen beiden konnten nur bedingt etwas mit Wrestling anfangen. Tatze stand auch nicht auf Hundekämpfe oder so etwas. Der wollte nur Stöckchen holen. Naja, kann eben nicht jeder Stil haben.
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Leider muss Neo aus persönlichen Gründen die Leitung ungeplant abgeben. Schade.
Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 17. Mai 2023, 21:17:27
Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Jay Smiley, Norm, Technomancer, was an Haaren auf dem Kopf nicht wegrasiert ist, ist blau gefärbt.
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.

Down Time
Weiter am Trainieren für Parcour. So übermäßig toll ist das nun auch nicht. Aber Kleinigkeiten, die es ausmachen könnten. Nebenher mal vernünftige Autosofts für meine Drohnensteuerung gekauft. Clearsight und Pilotprogramme für Spy-Fly und Kanmuchi. So muss ich die nicht immer alle einzeln einsammeln.
Komm klingelt. 2Take. Er leitet mit einer japanischen Floskel ein, damit ich weiß, dass die Leitung abgehört wird. Anscheinend immer noch. Der Drek mit dem BIS.  "Eine gemeinsame Bekannte möchte Dich einladen. Es ist eine komplizierte Geschichte. Na, du ja auch. Es wäre eine Abholung organisiert. Privat-formale Kleidung wäre passend zu dem Essen. Zeitpunkt wäre übermorgen 17.00 Uhr. Ort legst du fest. Gehe davon aus, dass es eine gewisse Sicherheitsstufe gibt." Zeitgleich kam von einer unbekannten Nummer ein Link. Anscheinend hatte 2Take seinen Decker am Start. Der Link war eine Map von Frankfurt City. Ich gebe ein Parkhaus in Sachsenhausen an.
Zwei Tage später dann in Sachsenhausen. Bulldog geparkt. Der Link hatte nicht gelogen. Nach der Benachrichtigung x minus 24 Stunden kam eine x minus 2, x minus 1 Stunde, x minus 15 Minuten begann ein Countdown. Punktgenau bei Null hielt ein Honda Fantom vor mir. Eine Oberklassen-Limousine mit doppelflügeliger Hintertür. Niemand darin. Ich passe ausgezeichnet in diesen Schlitten mit meiner Kombination aus Argentum und Barwick von Mortimer. Nur das Interieur war doch merklich wenig spezifisch für homo ingentis ausgelegt, aber vier Plätze für Norms machten das wett. Ein Teil der Wand des Rückraums senkte sich (sehr altmodisch) und ein Chauffeur kam zum Vorschein. Ein graumellierter Asiate.
"Möchten Sie eine besondere Unterhaltung? Unsere Fahrt dauert 15-20 Minuten."
"Nein, danke."
"Möchten Sie die originale Aussicht oder bevorzu..."
"Original."
Er nickte. Das Panell fuhr wieder nach oben. Wir fuhren über den Main ins Westend. Nach Bockenheim und weiter nach Hausen. Little Tokyo. Wird wohl zum Oyabun gehen. Ob der wieder einen Transport für den Vampir hat? Diesmal leg ich ihn um! Und nehme mehr Geld.
Die Limo fuhr in eine Tiefgarage eines Wohnkomplexes und hielt direkt vor einem Aufzug. Die versteckten Waffenscanner waren gut zu sehen, wenn man wusste, worauf zu achten war. Mal gespannt, welchen Aufruhr meine beiden Pistölchen verursachen. Der Aufzug öffnet sich vor mir. Als ich eintrat, schloss sich die Türe hinter mir und er fuhr nach oben. Er brachte mich in eine Etage mit drei Türen. Vermutlich drei Wohnungen. Vor einer ein Asiate mit einem Actioneer. Ausbuchtung. Katana offensichtlich an der Seite hängend. Eindeutig Leibwächter. Die Türe öffnet sich. Ich nicke dem asiatischen Norm zu.
Drinnen zwei traditionelle Geishas. In ihrem schrecklichem Akzent kann ich ein "Düllfen will Ihn etwa abnehm?" verstehen. Anscheinend eher Lautsprache als dass sie wirklich Deutsch sprechen würden. Sie nehmen meinen Mantel und ziehen mir die Schuhe aus. Meine beiden Überlebensmesser an den Knöcheln kommen zum Vorschein. Sie kommen mit einem Tablett und einem Stofftuch. "Feuellwaffe bittä." Ich lege meine Walter und meine Browning darauf. Sie decken es mit einem Tuch zu und stellen es auf einen kleinen Tisch. Ihrer Geste nach darf ich nun in den Wohnbereich. Darin in einer offenen Küche ein asiatischer Mann, der mit einem Wok und einem Messer, das auch ein kleines Beil sein könnte, zu Gange war. Im Wohnzimmerbereich eine Frau. Sie sah Chenji sehr ähnlich, nur noch ein paar Jahre jünger. Ich grüßte auf japanisch.
"Wir können gerne bei Deutsch bleiben. Das ist die Sprache meines Mutterlandes."
Sie hielt mir ein weiteres Tablett hin. Unter dem Stofftuch kamen leere Halterungen für Wakizashi und Katana zum Vorschein. Die Aufforderung war klar. Ich legte meine beiden Kampfmesser darauf. Dann das mit Silberlegierung. Dann das aus Holz. Dann die beiden Überlebensmesser. Selbstverständlich auf die Fläche und keinesfalls in eine der Halterungen. Sie legte das Stofftuch wieder darüber und stellte das Tablett neben sich auf einen teuren Tisch. Typisch Japan. Die Scheiße darf streng riechen, aber es muss ein kleines Deckmäntelchen darüber hängen. Egal, wie durchschaubar es ist.
"Nachdem wir hier absolut nichts Geschäftliches zu besprechen haben, können wir es uns erst einmal gemütlich machen", sie wies auf eine Ecke im japanischen Stil. Zwei Sitzkissen, ein niedriger Tisch. "Das Geschäftliche besprechen wir nach dem Essen." Ich setzte mich auf eines der Kissen im Zazen. Sie auch. Die beiden Geishas bedienten uns exakt gleichzeitig.
"Ich würde noch für eine Sprachbarriere sorgen." Sie betätigte einen White-Noise-Generator. "Wenn wir bei Deutsch bleiben, können uns die Damen nicht verstehen."
Ich nickte nur.
"Sie fragen sich sicher: Wozu das alles? Ich möchte einfach etwas Offenheit zwischen uns produzieren."
"Klingt gut." Fang du an.
"Nun, ich habe Verbindungen zu einem gewissen Syndikat. Herr Takeshi hat ja auch Verbindungen zur Yakuza. Das Laufen ist von mir so eine Art ...Nebentätigkeit. Beim Laufen war ich nur einmal im Familiengeschäft unterwegs, aber das Team wusste von Anfang an Bescheid. Ich besitze eine außerordentliche Menschenkenntnis. Ich sehe Dinge in Dir, die anderen verborgen bleiben. Zum Beispiel deinen herausragenden Intellekt. Ich begrüße die Änderung im Ton, die du getroffen hast. Das ist so ganz anders als vorher. Und mit welcher Konsequenz du deine Rolle durchhältst ... wunderbar."
"Ich war schon immer der, der ich heute bin." Was kann ich dafür, dass ich KFS habe?
"Ja, natürlich. Gibt es deinerseits vielleicht etwas, das du mitteilen möchtest?"
Ja, japanische Etikette geht mir mit der Zeit echt auf den Zeiger. Und ich habe keine Ahnung, wer du bist. Du könntest irgendjemand sein, der weiß, dass ich eine Frau kenne, die aussieht wie diese. Aber gut, spielen wir das Spiel. "Wo ich wandle, fließt das Blut. Aber zuerst brauche ich einen Beweis, dass du die bist, von der ich denke, dass du sie bist." Sie sah mich an. "Verwandle dich in einen Ork, den wir beide kennen."
"Natürlich. Würdest du mich kurz entschuldigen?"
Ich schob mir ein Sushi in den Mund und sah ihr nach, wie sie in einen Nebenraum ging. Man sah eine zusammengelegte Wolldecke und ein Holzkästchen. Nach einiger Zeit öffnete sich die Türe. Es erschien ein Omega in einfachem Overall.
"Den Schmuck habe ich leider gerade nicht zur Hand." Sie lief einmal durch den Raum. "Ich schlüpfe schnell wieder in etwas Bequemeres." Kurz darauf erschien wieder die junge Chenji im gleichen Overall. Nur hatte sie noch einen Gürtel eines Bademantels um die Hüften. Sie setzte sich mir wieder gegenüber und sah mich erwartungsvoll an.
"Das Leben ist ein Krieg und ich bewege mich durch die Minenfelder zusammen mit meinen Kameraden. Du hast Bindungen. Ich habe keine." Sollte erst einmal genügen.
Sie sah mich an. Dann nickte sie und wechselte das Thema: "Dieser Ort hier ist eine Hilfe. Wenn ich im Kampf neben Dir am Boden liege, dann bringe mich hierher, wenn Du es irgendwie kannst."
"Wie ist das hier erreichbar?"
"Natürlich ist das hier erreichbar. Über die Autobahn, die U-Bahn..."
Die will mich wohl verarschen!?! "Ich meine, ich kann Dich hier einfach abgeben?"
"Ja, das ist eine feste Adresse. Du kannst auch einfach beim Concierge anrufen. Dann werde ich abgeholt."
Ich hielt lange Blickkontakt. Stille. "Ich mag die japanische Einstellung, aber nicht die Eigenart, so lange um den heißen Brei herumzureden. Das ist hinderlich im Kampf."
"Nun ja, ich bin nun einmal Halbjapanerin. Meine Mutter ist Deutsche. Hast du noch irgendwelche persönliche Fragen?"
"Ich würde gerne die offizielle Geburtsurkunde sehen."
Sie lächelte. "Die müsste ich aus Japan anfordern."
Selbstverständlich. Die Yaks schieben eine schnelle Fälschung rüber. "Vielleicht kommen wir zum Dessert, um anschließend das Geschäftliche zu besprechen?"
Nach dem Dessert öffnete sich eine geschickt in der Wand getarnte Sicherheitstüre. Könnte zwei oder sogar drei Tritte benötigen. Dahinter ein ovaler, fensterloser Raum. Darin nur ein Stuhl und ein Tisch. Anscheinend ein Panic-Room. Sie holte aus einem versteckten Schrank einen Stuhl. Trollsize. Zum Aufklappen. Wir setzten uns. Ich sah mich um. "Ich nehme einmal an, das hier wird nicht romantisch."
"Nein. Ich kann die Türe offen lassen."
Hat sie meine Blicke bemerkt? Vermutlich. "Sie können sie gerne schließen."
Sie zuckte die Schultern und tat es. "Mir geht es weniger um Romantik, sondern eher um Ehrlichkeit. Ich hätte eine kleine Bitte." Ihr Gesicht änderte sich. "Wenn Du dieses Gesicht siehst, wäre es sehr nett, wenn Du Dich... davorstellen würdest." Sie sah mich an und wartete ab.
"Das ist Ihr echtes Gesicht." Ich formulierte es als Feststellung.
Sie nickte. Du kannst mir vieles erzählen. Aber beeindruckend ist diese Inszenierung schon. Die Japsen machen so etwas, wenn sie Respekt zeigen wollen.
"Ich hoffe, es hat dich nicht verletzt, dass ich auf dem Festival die Führung übernommen habe?"
"Mir ist es egal, wer die Hosen an hat. Hauptsache, die Führung ist kompetent."
"Ja, das war schon eine ganz schöne..."
"Scheiße."
"Ich hoffe, du hattest kein Problem mit meinem Führungsstil. Ich war manchmal ganz schön bestimmend."
Richtig. Da hast du nicht so lange rumgelabert. "Nein. Sie haben sich dort nicht gerade mit Ruhm bekleckert und das hat sich auf unsere Motivation niedergeschlagen." Und nach einem kurzen Zögern. "Zumindest auf meine." Sie nickte ebenfalls. "Aber vielleicht kommen wir nun zu dem Job, wegen dem ich hier bin."
"Äh, das muss ein Missverständnis sein. Es gibt keinen Job."
"Sag mal, du verarscht mich doch oder?! Fragst mich über meinen Fixer an, die ganze Show und nun..." Ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Keineswegs. Ich wollte unser gemeinsames Band stärken. Dein Portfolio an Skills und Ausrüstung kennenlernen. Hast du noch größere Kaliber? Also manche würden sich freuen, so ein Gewehr zu haben, wie du es hast..."
"Ja." Das sollte alles bekannt sein. Große Kaliber. Gepanzerte Schlitten. Drohnenaufklärung. Brauchbares Face.
Falls dies alles echt war, war es vermutlich eine Geste, die unter Runnern Freundschaft bedeutete. Vielleicht sogar mehr. Doch ich wurde schon so oft hinter das Licht geführt. Ich kann nicht anders als vorsichtig bleiben. Nach einer förmlichen Verabschiedung brachte mich die Limousine wieder zurück zum Parkhaus. Sie könnte jemand werden wie DC, Drag oder Doc. Aber warten wir es ab.

Komm klingelt mal wieder. Tatze.
"Äh, hallo Dekan. Äh, kennst du irgendwas, wo man so ohne Anmeldung unterkommen kann? Aber mit Fenster. Für Freitag bis Sonntag."
Also 11.-13.08. "Da gibts einige Sarghotels, aber das wäre schwierig mit Fenstern." Kurz durch meine Liste geblättert. "Ich glaube, ich habe da etwas. Ich melde mich in 10 Minuten wieder."
Mordequai Square Dawson. Armenküche und Safe House in Offenbach.
"Hallo Herr Dawson."
"Kenne ich Sie?"
"Nein, allerdings haben wir einen gemeinsamen Freund. Bembel."
"Ah."
"Ich bräuchte zwei Zimmer. mit Fenstern..."
"Oh, Geschäftliches bespreche ich ungern am Telefon. Vielleicht kommen Sie einfach bei mir vorbei?"
"Gut. Vielleicht kann ich einen der zukünftigen Mieter direkt mitbringen?"
Selbstverständlich durfte ich. "Gehen Sie einfach durch den Eingang mit dem Löwen darüber."
Also ab in die Ludwigsstraße nach Offenbach. An der Ecke Bahnhofstraße ein heruntergekommenes Hotel mit Parkplatz. Tatze kam mit einem Taxi. Ich habe meine Mirage ausgepackt und pfiff auf die täglichen Staus. Zurückgesetzt eine Tür mit einem Löwen darüber. Eigentlich das Nebengebäude. Hinter der Türe eine Hotelrezeption. Anscheinend geht es von hier auch in das Haupthaus.
"Wir haben einen Termin bei Herrn Dawson."
"Sie heißen?"
"Dekan."
"Selbstverständlich. Sie werden erwartet. Einfach die Treppe nach unten und dem Gang folgen."
Ich schaute auf den Treppenabgang. Offensichtlich geht es in den Keller. Um die Ecke nach einigen Metern eine Feuerschutztür. Dahinter nach einigen Metern noch eine. Rockmusik war leise zu hören. Als wir die zweite Tür öffneten, war dahinter eine Kneipe. An einem Tisch saß ein Elf in einer Motorrad-Kombi, Katana, Sonnenbrille, Mantel über dem Stuhl hängend. An einem anderen Tisch eine kleine Feier. Zwei Orks, ein paar Norms und eine offensichtlich ziemlich betrunkene Elfe. Aus Richtung Theke kam ein Zwerg in unsere Richtung.
"Sie müssen Der Dekan sein. Und Sie..." Er schaute auf Tatze.
"Tatze. Ich bräuchte zwei Zim..."
"Aber setzen wir uns doch."
Wir setzten uns und bestellten bei der Bedienung.
"Also Zwei Zimmer."
"Ja. Ohne SIN. Und mit Fenstern."
"Ah, das war ernst gemeint. Echte Fenster, keine Projektoren. Also wollen Sie nicht komplett abtauchen..." Er bemerkte wohl Tatzes fragende Blicke. "Sie haben nichts dagegen, von Außen gesehen zu werden." Tatze nickte. "Möchten Sie gar nicht registriert werden, oder ist Ihnen egal, wenn irgendetwas registriert wird."
"Das ist egal, denke ich. Hauptsache mit Fenstern."
Tatze reservierte ein Doppel- und drei Einzelzimmer für 500.
"Auf wen soll ich reservieren?"
"Patrick Meier."
"Gut. Sie befinden sich alle im zweiten Stock." Und etwas leiser fügte er hinzu: "...also europäisch zweiter Stock."
Nachdem das Geschäftliche abgeschlossen war, bestellten wir noch eine Runde.
"Was macht Bembel denn gerade so?"
Verdammter Mist. Ist ja nicht so, dass diese Frage nicht erwartbar war. Aber ich hatte dennoch nicht an sie gedacht. "Er ist gerade in der Schweiz. In einem Sanatorium."
"Ah. Das hätte ich nun nicht erwartet. Naja, wenn man sichs leisten kann..."
Er scheint allerdings auch nicht wirklich daran interessiert zu sein, ob ich die Wahrheit sage oder nicht. "Sie wissen ja, er lässt sich nur ungerne in die Karten schauen."
"Jaja, so ist er nun mal."
Im weiteren Small-Talk wurde es interessant. Dawson stellte seine Kneipe als einen Treff von Wannabes vor. Es gab sogar einen Karl Kombatmage Fan Club. Geniale Tarnung für sein Safe House. Darunter mischten sich dann anscheinend immer wieder Runner, die den Koller im fensterlosen Zimmer nicht mehr aushielten.
"Siehst du den Elfen? Das ist n Bulle."
"Woran siehst du das?"
"Ich bezahl ihn." Auf mein Schweigen hin fuhr er fort. "Der kauft Merchandise wie seinen Mantel mit Schmauchspuren von einem Feuerball."
"Wow, dem kann man also jeden Scheiß andrehen..."
"Nein, so einfach ist das leider nicht. Er hat wohl nen Kumpel in der Forensik, der sowas überprüfen kann. Auch astral... Aber, so schön es auch ist... die Geschäfte rufen. Bestellt euch ruhig noch etwas." Mit diesen Worten winkte er seine hübsche Bedienung herbei. Ein Bier und ein kaltes Wasser ohne Eis später erfuhren wir, dass alles schon bezahlt sei. "Vom Chef. Wegen alten Freundschaften und so."
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Neos Nachwuchs
36.a
Neo am Komm. Wegen einem Job. Klar und direkt, wie ich es liebe. Zum Äppelwoi Wagner schaffe ich es locker in einer Stunde. Herrn Takeshi habe ich schon in der Leitung und reserviere ein Zimmer. Als ich reinkomme, sehe ich Neo schon am Stammtisch sitzen. Da entfährt mir ein: "Becky Schätzchen, einmal das Übliche." Bembels Standardspruch. Unten kommt uns eine Putzfrau entgegen. Staubsauger und Drähte in der Tasche. Gehören zu einem Wanzenscanner. Auf Polnisch meint sie: "Dauert noch zwei Minuten, ist noch nicht trocken."
Ich sage ihr danke und schiebe ihr in der AR 50 € rüber.
Neo: "Wie viele Sprachen sprichst du denn?"
"So viele wie nötig." Musst nicht wissen, dass Polnisch meine andere Muttersprache ist.
Als wir drin waren, nahm er einen Schluck Wasser und ich einen aus dem Bembel, den mir Becky in die Hand gedrückt hatte. Dann fing er an: "Es ist etwas heikel. Du bist lange im Geschäft und kennst dich aus. Ich bin´s noch nicht so lange. Das hat so seine Gründe. Ich mache das nur nebenher. Wollte das nie mischen, aber jetzt kann ich es nicht mehr trennen."
"Du hast Ärger mit deinem Kon." Was sollte sonst dahinter stecken.
"Ich werde nicht gesucht oder so." Er suchte nach Worten. "Ich fange wohl am besten ganz von Anfang an. Meine Frau... sie war auf Forschungsreise und hat irgendwelche magischen Pilze... naja, sie ist daran gestorben. Ich war in tiefer Trauer und habe mich gehen lassen. Dir ist sicher schon aufgefallen, dass ich keinen Alkohol anrühre. Das liegt daran, dass ich so damals viel Alkohol getrunken habe. Koks auch. Es kam, wie es kommen musste. S-K hat mich aus meiner "normalen" Tätigkeit rausgeschmissen und nach Konzernrecht die Vormundschaft meiner Tochter übernommen. Sie ist jetzt 16... Ich konnte mich damals nicht mehr um sie kümmern..." Er wollte noch weiter erzählen, doch dann stockte er. "Nun ja, dann habe ich mich wieder Dank meines besten Freundes gefangen und jetzt will ich meine Tochter zurückerobern. Dazu brauch ich Anwälte, die kosten Geld und dafür brauche ich Jobs." Wieder eine Pause. Ich sah ihn nur an. Interessant. Spezialeinheit bei S-K. "Jetzt nutzt es jemand aus, dass ich demnächst auf Konzerngelände gehe. Ich soll Informationen entwenden und kann nicht nein sagen. Alleine schaffe ich das nicht. Meine Tochter will ich da raushalten. Sie würde es nicht gut heißen. Pro Kopf wären 5k drin."
Naja, ehrlich. Aber so ein Run unter Zwang ist zweischneidig. "Ich weiß nicht, ob ich der Richtige bin. S-K weiß nicht, dass ich es weiß, aber die haben mir einen Chip in den Kopf gepflanzt. Die können mich orten, wenn sie wollen. Zumindest irgendjemand dort." Hintertür offenhalten, auch wenn mir diese Preisgabe nicht schmeckt.
"Heißt das, du lehnst ab?"
"Soll heißen, dass ich vielleicht nicht der Richtige bin. Hört sich eher so an, als bräuchtest du Leute für Matrix und Infiltration." Drek, ich kann einfach keinen aus meiner Einheit im Stich lassen. "Aber ich helfe dir zumindest bei der Zusammenstellung des Teams."
"Gut. Es sollen zwei Runs sein. Für den ersten 5k, für den zweiten 15k. Wenn der Auftraggeber zufrieden ist, legt er nochmal 5k drauf. Also 25k für jeden. Der erste geht gegen das Internat, in dem meine Tochter zur Schule geht. Da werden lauter Konzernbürger und die, die es unbedingt werden wollen, in Technik und Magie unterrichtet."
"Und du als hochgestellte Konzernpersönlichkeit kommst natürlich mit einem Leibwächter." Ich klopfe leicht an den Revers meines Mantels.
"Die Sache ist die, ich habe am Mittwoch einen Termin bei meinem Anwalt. Ich habe keine Ahnung, worum es genau geht, aber die Auftraggeberin wusste es wohl schon. Fakt ist auf jeden Fall, dass ich nächsten Monat an einem Treffen in der Schule meiner Tochter teilnehme." Dann wieder Zögern. "Die Auftraggeberin nannte sich Ms. Tanaka. Sie arbeitet vermutlich für die Yakuza." Er zeigte mir auf dem Komm ein Video. Eine japanische Frau stieg aus einem Taxi, in dem sie beide fuhren und stieg auf eine Suzuki. Fünf andere Biker warteten offensichtlich an diesem Ort auf sie.
"Ich denke, wir warten erst einmal deinen Termin nächsten Mittwoch ab. Wir sollten aber auf jeden Fall Chenji, Tatze und Jay mit ins Boot holen."
"Übernimmst du bitte Chenji, ich kenne die nicht gut."
Chenji war gerade in Urlaub. Dort war es Nacht. Und heiß. Und Chenji war am Jammern. Ich legte auf, bevor es stundenlang so weiter geht. Manche Leute haben eine merkwürdige Art, ihren Urlaub zu verbringen.

36.b
Donnerstag, 31.08.79, 09.30 Uhr. Neo am Komm. Hatte gestern sein Treffen.
"He, Dekan. Treffen uns heute mit einer Dame für weitere Informationen zur geplanten Feier."
"Klar. Schicke mir einfach den Geoping." Gasthaus zur Tann direkt an der A3 bei Aschaffenburg.
"Klappt das bis 12.00 Uhr?"
"Klar."
Ich war schon gegen 11 da und beobachtete die Gegend, indem ich mit meiner Suzuki immer wieder etwas spazieren fuhr. Sie trafen alle ziemlich pünktlich ein. Jay Smiley mit einem neuen Auto. Da hat er ordentlich Geld angelegt. Ich fuhr dann zum Grüppchen mit dazu, denn wir wollten uns um zehn vor vor dem Eingang treffen.
"Wir haben reserviert. Auf Meier." Neo unterhielt sich mit dem Wirt.
"Na, ke Meier."
"Neo vielleicht?"
"Na, a kei Neo. Ä Tanaka hättn mer."
"Ja, genau, Tanaka."
Neo heißt also Meier. Hätte er selbst reserviert, wäre so ein Fehler nicht passiert. Anscheinend hat die Schmitt namens Tanaka das Treffen vorbereitet.
Eine junge Asiatin wartete am Tisch. Europäisch gekleidet. Schwarzer Anzug. Nach Begrüßung und Bestellung von Essen und Getränken, hob Frau Tanaka an: "Ares hat hier in Frankfurt zu einem Freundschaftsturnier eingeladen. Neben den Ares Predators nehmen die LabRats, Fireraisers, Black Barons, Massakers, Centurios und einige andere Teil."
Ja, lauter Mannschaften aus Groß-Frankfurt sind eingeladen. Abgesehen von den Predators und den Centurios. Und es gibt eine Wild Card für eine Amateurmannschaft. Über das Spielgelände wird bisher gemutmaßt. Ich persönlich tippe auf Oberrath. Die Neo-A´s ärgern.
"Ich vertrete einige sportinteressierte Herren, die daran interessiert sind, wie die Spiele ausgehen."
Wettmanipulation.
"In diesem Sport ist es durchaus üblich, sich elektronisch verstärken zu lassen. Diese Daten sollen sie besorgen."
Ich stutzte. "Wir sprechen von einem TacNet?"
Sie nickte.
Jay fragte nach: "Welches Modell?"
"Ein Siemens Nixdorf. Neueste Generation."
"Möchten sie nur die Daten oder auch das Gerät?" Jays Gesicht war anzumerken, wer seiner Meinung nach das TacNet behalten sollte.
"Nur die Daten. Trainingsprotokolle, Taktiken, alles."
"Dann dürfen wir also das Gerät behalten?"
"Wenn das Gerät verschwindet, wäre das sehr auffällig und das wäre den Auftraggebern alles andere als recht. Wenn sie bei dieser Gelegenheit natürlich das Gerät einer anderen Mannschaft stehlen... wäre das immer noch auffällig, aber... nun ja, es wäre immer noch auffällig... genug."
Jay wird sich eines sichern wollen. Macht die Sache schwierig. Außerdem gefährdet es das Missionsziel. Er ist einfach gierig.
Seine nächste Frage sprach Bände. "Und wo befindet sich das Zentralgerät?"
"Es ist nur ein kleines Gerät. Vermutlich trägt es während des Spiels der Mannschaftsführer. Die Mannschaft ist die ganze Woche bis zum Freundschaftsspiel mit der Schulmannschaft des S-K-Nachwuchses am 09.09. vor Ort."
Schulmannschaft? Das ist neu.
"Glücklicherweise befindet sich an diesem Tisch jemand, der zu diesem Spiel eingeladen wurde. Auf dem Schwarzmarkt gibt es im Übrigen noch Fankarten. Sie sind nicht sonderlich beliebt, da sie SIN-gebunden sind." Sie sah in die Runde.
Einbruch. S-K  hat einen Chip in meinem Kopf. Das Lucius-Internat befindet sich größtenteils auf exterritorialem Konzerngelände. S-K wird da nicht lang fackeln. Ich sehe da einfach keinen Part für mich in irgendeinem Plan. Ich sah Neo lange an und schüttelte ganz langsam den Kopf. Er musste mich missverstanden haben.
"Das ist etwas wenig an Information. Sie können sicher noch etwas nachlegen, oder?"
"Nun, ich kann schauen, ob ich noch etwas ausgraben lassen kann."
"Wie viel ist drin?" Jay. Immer direkt.
"Ein bis zum Rand gefüllter Standardstick. Mit Potential zu einem Folgeauftrag. Da würde ich auf einen gefüllten silbernen Stick aufrunden. Und wenn sie mich vollständig zufrieden stellen, mache ich aus dem oder ein und."
"Das passt." Und zu Neo: "Kennst du die Schmitt?"
"Flüchtig."
"Das heißt, wir übernehmen den Auftrag?"
"Ich muss. Ich habe keine Wahl."
Neo gezwungen. S-K in meinem Kopf. Jay geldgeil wie nur was. Ich bin raus. "Eventuell müssten wir noch Spieler mit dazunehmen oder austauschen."
"Das ist kein Problem. Das Budget ist noch nicht überschritten. Nur... die neuen Spieler sollten mir vorgestellt werden." Und beim Aufstehen. "Wenn das nun alles wäre, meine Herren."
Es war alles.

36.c
Die Schmitt bzw. Tanaka ging. Die Rechnung war beglichen.
"Dann sind wir uns so weit einig?"
Ich hob die Hand. "Kann ich dich draußen sprechen?"
Neo sah etwas verwundert drein, aber wir gingen nach draußen auf den Parkplatz, liefen langsam Richtung Lärmschutzwand zur Autobahn hin.
"Ich glaube, das ist nicht mein Run."
Neo atmete tief durch. "Warum?"
"Zuerst habe ich einen Chip in meinem Kopf. Der ist von irgendeinem S-K-Typen. Dann ist da Jay. Der will Geld um jeden Preis machen. Das kann den Run in Gefahr bringen. Dann weißt du selbst, dass es kein guter Start ist, wenn einer gezwungen ist, den Run durchzuziehen. Und zum Schluss sehe ich einfach keine Rolle für mich in diesem Game. Aber ich will dich nicht hängen lassen. Ein gemeinsamer Bekannter hätte jemanden an der Hand, habe ich gehört. Ich kenne ihn nicht, aber er bietet sich als magisches Face und Manipulator an."
Stille.
"Welcher gemeinsame Freund?"
"Der, bei dem wir erst vor Kurzem im Keller waren."
"Weißt du, Dekan, ich hab mich nicht ohne Grund an dich als erstes gewandt. Du bist schon lange dabei und, viel wichtiger, ich vertraue dir." Mann, bist du ein Dummkopf. Vertrauen wird immer verraten. In meiner Erinnerung blitzt ein verblasstes Bild von Polen-Paule auf, erster Schattenkontakt eines Trolls namens Uff. Polen-Paule wollte Uff mit der Vory als Mittelsmann Uff an S-K verkaufen. Dreks Troll! Neos Worte unterbrachen die Erinnerung. "Den anderen kenne ich nicht. Ich baue auf dich. Schau mal, ich habe ewig lange nachgedacht, wie wir das Durchziehen können, ohne auf Kon-Gelände zu müssen und ich bin grob auf drei Möglichkeiten gekommen. Also erstens. Wir fangen sie ab, wenn sie mit dem Bus anreisen. Zweitens. Wir schlagen während des Spiels zu. Da musst du nicht mit rein. Du kannst auch von Draußen mit deinen Drohnen arbeiten. Drittens. Wir überfallen den Bus bei der Abreise. Wäre dasselbe wie Plan eins, nur dass die Leute dann etwas geschlaucht, vielleicht sogar verletzt sind."
Als ich ihn nur nachdenklich ansah, fuhr er fort: "Außerdem kannst du dann ein Auge auf Jay haben."
"Das wird schwer. Ich kann ihn in der Matrix nicht beobachten, er mich aber jederzeit."
"Und deinen Chip im Kopf wird doch nicht jemand die ganze Zeit im Auge haben, oder?!"
"Man kann es auch nicht ausschließen." Aber so ganz aus der Luft gegriffen ist Neos Argument auch nicht. "Auf der anderen Seite hat mich damals jemand von S-K rekrutiert, um einen Run gegen S-K zu laufen..."
"Also so ein internes Ding... "
"Pass auf. Wenn wir nicht rein müssen, überlege ich es mir. Ich fürchte aber, wenn ich ja sage, denkst du über Option zwei gar nicht mehr nach."
"Aber bei eins und drei wärst du dabei, oder?"
Wieder Stille.
"Wenn du ernsthaft über alle drei Optionen nachdenkst, dann bin ich bei eins und drei dabei. Ich kann meine Einheit einfach nicht in Stich lassen."
Zufrieden war anders, aber Neo nickte. In seinem Gesicht war sogar so etwas wie... Verständnis.
Ich klopfte auf meinen Schädel: "Es ist nicht meine Tochter, die draufgeht, wenn wegen meinem Kopf was schief geht."
Er schluckte. Ich zuckte die Schultern. "Dein Run, deine Entscheidung."
Als wir zurück zum Gasthaus gingen, kamen vier Reiter mit komischen Mützen. Eine Frau und drei Kinder. Sie banden ihre Pferde an und geben ihnen irgendwas in einem Eimer. Wir gingen rein zu den anderen.
"Seid ihr fertig?" Jay und Tatze schauten uns eher etwas gelangweilt an.
Waren wir. Neo erörterte die drei Pläne. "Aber wenn wir leise reingehen, dann werden wir ausschließlich die Daten mitnehmen, nicht das Gerät."
"Dann machen wir es laut." Jay. Klar. Es folgte eine Diskussion, ob Tanaka ausgeschlossen hat, dass wir ein Gerät stehlen oder es nur eine dringende Bitte war. Da niemandem von uns, inklusive mir, ein Verbot in Erinnerung war, einigten wir uns auf das zweitere. "Aber natürlich nehmen wir nur das Zweitgerät."
"Hämm... wir befinden uns in einer Gaststätte. Vielleicht unterhalten wir uns an einem weniger öffentlichen Ort weiter?"
Mein Einwand wurde ernst genommen und nach einer kleinen Diskussion folgten wir einem Waldweg nach Süden. Sehr gewunden. Der Verkehrslärm wurde sofort weniger. Ich ließ Drohnen zurück, um sicher zu gehen, dass wir nicht verfolgt werden. Tatze sah sich astral um.
"Also bei Möglichkeit zwei werden wir nur die Daten ziehen, weil ich eine persönliche Einladung habe. Zum Spiel im Lucius-Internat. Und es würde... Nun ja, es gibt Gründe."
Sicher, du würdest deine Tochter in Gefahr bringen.
"Was ist denn das für ein Gerät und warum müssen wir das unbedingt mitnehmen?" Tatze sah Jay fragend an. Jay erklärte die Möglichkeiten eines TacNets der zweiten Generation. Nach Neos Gesichtszügen ging ihm erst jetzt bei der Erklärung ein Lichtchen auf. "Ich will das TacNet für uns als Gruppe."
Ist durchaus ein Argument. Das würde vieles vereinfachen. Hätte ich Jay gar nicht zugetraut, dass er die Gruppe über seinen geliebten Westwind stellt.
Plötzlich Bodennebel überall. Unnatürlich schnell. Komische Geräusche, Vogelgesang mitten am Tag, Rehe schauen uns ohne Scheu an. Von Verkehr nichts mehr zu hören.
"Drek, wir sind mitten in einem Sperrgebiet wegen einem Geist oder so." Jay. "Zumindest sagt das die AR."
Glücklicherweise verlässt mich mein Richtungssinn auch im dichtesten Nebel nicht und so führte ich uns auf dem exakt gleichen Weg zurück, den wir gekommen waren. Wir fanden ein zugewuchertes Schild. Aus Holz. Deshalb war es wohl nicht weiter aufgefallen. Ich befreite es von Ranken. Darauf stand, dass der Brunnen hier im Klingengraben, südlich von Hösbach, seit 2024 Wohnstatt eines Geistes sei.
Tatze schaute noch interessiert in den Nebel. "Ich glaube, der will Gesellschaft."
Neo: "Was meinst du?"
"Den Geist da.""
Neo schaute nun auch astral. Tatze machte Anstalten, wieder in den Nebel zu verschwinden. Ich schaute ihn an. "Willst du das wirklich kurz vor einem Run riskieren." Er reagierte nicht einmal groß. Ich ludt panzerbrechende Mun in meine Walter Secura und zog mein Kampfmesser mit Silberlegierung. "Zur Not kenne ich einen Magier, der dich ersetzen kann." Tatze ließ sich einfach nicht aufhalten und war sogleich im Nebel verschwunden.
Während Tatze nun weg war, kamen wir ins Gespräch über Stadtkriegs-Mannschaften. Es gipfelte in der unverschämten Aussage Jays: "Aber jeder ist Fan von den Centurios, die gewinnen immer!"
"Von wegen, die haben gar keine Fans! Die haben nur Kunden! Keine Sau mag die! Nicht mal die selber!" Dann sogar lieber die LabRats, die dreks Verräter! Ich krönte das ganze durch den Schlachtruf "Massaker! Massaker!"
"Das ist ja nicht so mein Sport. Also ich steh eher auf Darkman."
Ich werd verrückt! "Mann, der hatte erst sein Comeback gegen Hitman!"
"Ja, Mann, und ich konnte nicht dabei sein."
"Ich war da, Mann, war voll grün!" Aber bevor ich den gnadenlosen Piledriver, der Hitman ins Nirvana geschickt hatte mit jemanden nachstellen konnte, war Tatze zurück. Nebel gab es auch keinen mehr.
"Der wollte nur spielen."
Wir schüttelten den Kopf und gingen zurück auf den Parkplatz, setzten uns auf eine Bank am Waldrand. Jay meinte, er hätte hier auch wesentlich bessere Verbindung und setzt sich erstmal ins Auto, um Nachforschungen in der Matrix anzustellen. Ich versuchte, Doc in Essen zu erreichen. Vielleicht konnte ich im Small-Talk ein paar Infos rausziehen. Aber da war nur ein Anrufbeantworter. "Wenn es eilig oder dringend ist, hinterlassen sie eine Nachricht."
"Hi Doc, weder eilig noch dringend. Falls du mal wieder Zeit hast, ich freue mich über einen Anruf."
Nichts.
"Vielleicht sollten wir Omega anrufen. Den könnten wir bei Plan eins und drei auch gut brauchen." Neo schaute in die Runde. "Wer kennt ihn am besten."
"Tatze." Mein Kopf nickte in seine Richtung. Nach einem Anruf war Omega auf dem Weg zu uns. Genauso wie einige Drohnen von Aldi-Burger nach meiner Bestellung in der AR. 3 Minuten. Gab einen auf der anderen Seite der Autobahn.
Omega traf ein und nach einer Begrüßung gesellte sich auch schon Jay mit dazu. Seinem Gesichtsausdruck nach hatte er einiges ausgegraben.
"Also", er zeigte uns die Dateien mit einem kleinen Holo, " Es gibt noch keine Arena, die muss erst hier im NO des S-K-Gebiets an der A45 gebaut werden. Dafür sind viele LKW unterwegs. Die Anreise der Mannschaft und des Equipments erfolgt mit Mannschaftsbus und eventuell einem Begleitfahrzeug. Einige Spieler reisen auch privat an oder wohnen hier in der Gegend. Für die Mannschaft ist ein Hotel in Bad Nauheim gebucht. Da das quasi die dritte Mannschaft mit einem oder zwei Star-Spielern ist, auch nichts wirklich Teures. Am 08.09., also einem Tag vor dem Spiel, gibt es zwischen 15 und 19 Uhr ein Meet n Greet im S-K-Puma-Outlet auf exterritorialem Gebiet. Der genaue Tag der Anreise ist noch unbekannt."
Nach einer kurzen Diskussion, bei der alle der Meinung waren, lieber mit mir als dem unbekannten Magier zu arbeiten, sah ich mich schon mit Schürzchen durch die Gänge des Hotels schweben und Zimmer säubern. Zumindest war das mangels besserer Faces der Plan. Die Reinehalte-Firma finden und mich einschleusen.
Nachricht von Tanaka
Paket erreicht das Gelände per Bahn (DB) am 05.09.2079 um 05.38 Uhr aus Richtung Hessen-Nassau. Übergabe an DSKL (Deutsche Stadtkriegs-Liga) am 08.09.2079 zwischen 16 und 17 Uhr. Central Industries CI-133A2 der DSKL-Standort wird markiert.
[close]
"CI133A2, eine rollende Kommandozentrale mit einem oder mehreren Anhängern. Arrestzellen, Nasszellen, Schlafgelegenheiten, Drohnenhalterungen, Drohnenwerkstatt, alternativer Ausstiege in der Dachluke, Rigger-Kokon", die anderen sahen mich etwas verblüfft an, als ich das Fahrzeug beschrieb, "Sie nutzen das vermutlich für die Übertragung des Spiels.". Ich zuckte mit den Achseln. "Militärfahrzeug. Wird zur Überwachung einer Front aus dem Rückraum verwendet."

36.d
Jay schleppte uns noch tonnenweise Daten an. Die fünf S-K-Wagons waren die einzigen eines großen Konzerns im ganzen Zug. Die anderen vierzig Wagen waren Besitz der DB. Der Zug fährt von Neu-Essen über Siegen nach Wetzlar, Gießen bis Nidda. Da werden die fünf Wagen abgekoppelt und fahren auf das exterritoriale S-K-Gebiet im Norden Groß-Frankfurts. In drei der S-K-Wägen war schweres Gerät. In einem Ausrüstung, in einem die Sicherheit. Jay war Feuer und Flamme. Wenn es nach ihm ging, dann würden wir die ganzen Waggons mitnehmen. Die Frage, ob die Daten dort überhaupt auf dem Gerät wären, schien ihn weniger zu interessieren.
"Es hieß, wir sollen die Daten besorgen, die auf dem Gerät sind. Wenn keine drauf sind, ist das doch nicht unser Problem!", so seine Argumentation.
Sicher, kann man so sehen. Dann hat man halt bald keine Jobs mehr. "Der Auftrag sind die Daten. Wir sollten durchdenken, wann der Erfolg am gesichertsten ist."
"Klar, aber wenn die nicht drauf sind..., dann hätten wir auf jeden Fall n Haufen Zaster." Er zuckte die Achseln.
"Du lässt dich von deiner Gier leiten, das versaut am Ende noch den Run."
Dem Tonfall nach hatte ich Jay anscheinend beleidigt. "Wenn du mir nicht traust, dann macht den Run doch ohne mich!"
"Das wäre durchaus eine Option." Es war wichtig, den Ton ruhig und sachlich zu halten. Aber erpressen durfte man sich auc nicht lassen. Entweder spielt Jay im Team oder gar nicht. Ich ging nicht weiter darauf ein, sondern ging die Möglichkeiten weiter durch. "Also, es geht um die Daten über Aufstellung, Training etc., die Tanaka möchte." Jay hob an. Ich beschwichtigte. "Die sich nach ihren Angaben auf dem Gerät befinden sollen. Wir wissen allerdings nicht, ob Daten und Gerät getrennt befördert werden. Wir wissen nur sicher, dass sie während der Spiele auf dem Gerät sind." Wissen wir das wirklich? Egal. Da hat Jay Recht. Wenn es während des Spiels auch nicht so ist, dann hat Tanaka auf Sand gebaut. "So gesehen, wäre die Übergabe..." Nein, ich Trottel! "...nein... als Centurios wäre ich viel zu vorsichtig, bevor eine Quelle des DSKL meine Daten weiter verkauft. Vielleicht ist es sogar eine ausgesprochen schlechte Idee bei Übergabe zuzuschlagen."
"Also, äh, die Daten werden doch zum Training und so gebraucht..." Tatze, tastete sich langsam an die Frage ran, die er noch nicht ganz hatte. "...also muss doch der Trainer die Daten haben, wenn er mit seinem Rudel... äh, der Mannschaft spricht." Er sah in die Runde. Nicken. "Also vielleicht doch im Hotel?"
"Ja, Hotel sollten wir im Auge behalten. Aber auch den Zug. Jay hat da einen Punkt. Wir schlagen früh und unerwartet zu." Dann könnte ich endlich mal wieder die richtige Wumme auspacken. "Wir sprengen die Gleise, wenn der Sicherheitszug drüber ist, ich halte die Mannschaft beschäftigt und ihr durchsucht den Waggon." Noch während ich redete merkte ich, zu welchen Problemen das führte. "Dann wäre allerdings sofort Alarm da, wir hätten nicht viel Zeit und müssten das Gerät in kürzester Zeit finden, natürlich nachdem wir ihn geknackt haben..."
"Knacken kann ich. Und den Alarm kann man auch ausschalten."
"Allerdings wird der Waggon der Sicherheit über zahlreiche Sicherungen verfügen..."
"Ja, ich habe schlechte Nachrichten." Neo sah in die Runde. "Der Sicherheitswagen ist eine rollende Festung. Schießscharten, diverse Ausgänge, Kameras mit IR und Restlicht standardmäßig. Außerdem Ultraschall, die aber nur seitlich. Dazu Atmosphärenscanner in erster Linie für chemische Kampfstoffe und Radioaktivität."
Das war hart.
Stille.
"Jay nahm das Wort auf. "Und was, wenn wir den Sicherheitswaggon einfach während des Fahrens vom Zug abkoppeln?"
Wir fanden heraus, dass es diverse Sicherheitssysteme gab, die Unfälle während der Fahrt verhindern sollten. Der Plan war gut, aber nicht einfach umzusetzen. Jay fand im Netz diverse Zugliebhaber. Auf unsere genaue Bedürfnisse passten zwei Fünde in irgendwelchen Eisenbahnforen. Einer im Taunus sammelte Katastrophentrids von Zugunfällen. Um den kümmern sich Omega und Tatze. Neo und Jay wollten sich in das Hotel einmieten, in dem die Mannschaft unterkommen wird und mir fiel ein gewisser Tramper namens Paul Gersinger zu. Aus dem Schwarzwald.

36.e
Also rufe ich diesen Paul Gersinger mal an.
"Jap. Wer s n da?"
"Hallo, ich habe Ihre Nummer aus einem Forum für Zugliebhaber."
"Züge, klar, voll grün. schöne Dinger. Worauf stehstn so?"
"Auf diese wunderbaren mechanischen Gestalten."
"Jaja, Züge sinn so mechanisch und so."
"...und natürlich alles mit Bewaffnung."
"Ja, ja, kenn ich. Ja, weiß wo einer steht. Aber hammse heut nimmer."
"Was haben sie denn dann?"
"Ja, so Viehfänger un Schneefräsn. Aba ich steh so auf die schwebenden Dinger."
"Schwebend?"
"Ja, so Transrapid un so."
"Äh, und der coole Zug mit der Bewaffnung, wo kann man den sehn?" Langsam übergleiten in seinen Slang.
"Ja, im Südn von Frankfurt, da isn Museeum. Da steht einer ausm Eurokrieg. Frankfurt, voll grün, kennste Loreley-Strecke, kennste? Voll herrlich. Voll grün."
"Voll grün, was passiertn eichentlich, wenn da son Wachong abreißt?"
"Is grün, weil dann alles bremst, wo kei Druck mehr is."
"Boah, dann bremst doch dea ganse Zuch..."
"Nene, nich, wenn man den ordntlich abkopplt. Lernste erste Woche Ausbildung. Aba das is voll geheim und so. Ey, wie heißtn du eichentlich. Ich bin deä Schnotze. Hast du n Trampernamn?"
"Trampernamen?"
"Ja, genau, ich bin Schnotze und du?"
"Äh, ..."
"Egal, wir verpassn dir scho einen."
"Also, so Trampen hört sich gut an. Wie machtn mer das?"
"Naja, ich nehm immer Güterzüche. Brauchst nur n bissl Geduld. Unn s Ziel muss dia egal sei."
"Höat sich gut an. Wo könn mer uns treffn? Heute?"
"Langsam, langsam, ich bin grad in der Tschechei un so in ein, zwei Tachn in Frankfuat, dann noch Duschn unn ma Ausschlafn... Sachn mer 3.?"
"Äh, klah, unn wo?"
"Kennste Pension 2 Raben in Mainz, kennste? Kommste einfach am 3. zum Frühstücksbuffet. Musst dia aba was mitbringn. Weil Buffet nua füa Gäste unn so." Er schickte einen Geoping.
"Und ich erkenn dich, weil du bist deä Troll..."
"...ne, bin kei Troll..."
"...du bist doch ausm Schwazzwald..."
"...aba n Haua unn stolz drauf."
"Ey, Chummer, voll grün..."
"...unn bring noch Essn füa unnerwechs mit."
"Klar, kannste mia den Geoping nochma schickn. Habn aus Versehn gelöscht." Nochmal exakt der gleiche. Sehr gut. Wer weiß, wie viel der so gesoffen hat. "Ey, grün, wir sehn unns da!"
"Jou, bis dann. Unn dann kriegste n Trampernahm!"
Ich schüttelte den Kopf. Noch n paar Tage hin. Omega und Tatze hatten wohl schon was klar gemacht mit ihrem Zugfetischisten. Sie machten sich schon ab. Nach dem, was sie mir so zeigten in rechtsfreies Gebiet im Taunus. Wir machten die endgültige Besprechung für den 4.8. aus. Ein Tag sollte reichen für Schnotze. Inzwischen werden sich Neo und Jay um das Hotel kümmern.

36.f (Omega)
Ich kaufe mir gebrauchte Klamotten und ziehe mir Einmalklams aus einem Automaten. Dazu noch Wodka und Schwarzwälder Kirschwasser. Genug Energieriegel und Klopapier. Drunter nur meine Panzerweste. Fertig ist der Tramper-Look. Mit der Einkaufstasche in der Hand geht es also los. Erst nach Mainz in ein Parkhaus in der Nähe der Pension Zwei Raben. Ich laufe auf dem Weg ins Industriegebiet, in dem die Pension offensichtlich liegt, an einer S-Bahn-Haltestelle vorbei. Ein ausgeplünderter Automat. Hinten links unten noch ein Riegel. Mit meinem langen Arm komme ich hin. "Mit Vrucht" steht ganz groß auf der Verpackung. Vermutlich für die Extraportion Fitamine. Klar. So ka. Vor mir blinkt auf einem großen Beton-Komplex das Logo von "Heidelberger Zement". Kommt mir irgendwie bekannt vor. Geruch von brackigem Flusswasser steigt mir in die Nase...
Die Pension mitten im Industriegebiet hat fünf Stockwerke. Die abgeranzte Lobby war übersichtlich. Neben der Rezeption schon ein großes Schild "Frühstücksbüffet" mit Pfeil. Die nicht besonders hübsche, aber herausgeputzte Rezeptionistin schaut auf, sagt aber nichts. Selbst die Umgangsform ist abgeranzt. Ich zahlte die 25 Ocken für das Büffet und ging hinein. Neben zehn Norms waren hier noch ein Elf, drei Zwerge, fünf Orks und ein Troll. Drek. Im Spiegel. Hätte mich fast nicht wiedererkannt und dennoch... eigentlich wollte ich mich noch schminken... Was soll´s, muss jetzt. Ich hole mir erstmal ein Tablett und lade es mal richtig voll. Dann spähe ich nach einem Sitzplatz, aber dabei mustere ich die Orks. Einer in Panzerjacke mit Fake-Stacheln dran betrachtet mich. Das muss er wohl sein. 
"Schnotze?"
"Ah,..., hallo." Er lächelte mich an.
"Hey, Chummer, ich bin voll aufgeregt, wann geht´s los?"
"Jetzt lass uns erstmal frühstücken."
"Und, haste schon n Nahm?" Immer schön mit Fragen nerven und ihn zum zentralen Thema bringen. Nicht dass er noch auf die Idee kommt, nach meinem Privatleben zu fragen.
"Immer langfahm", mampfte er, "daf mafn wer naf dem Aufflug."
"Hab auch alles dabei." Ich klopfe stolz auf meine Tasche.
Er schaute die Einkaufstasche an und schluckte. "Kannste mit dem Ding inner Hand überhaupt klettern?"
Ich zuckte die Achseln.
"Naja", er kramte in seinem Rucksack, "ich hab immer Panzertape dabei. Reichlich." Er grinste mich an. "Mindestens drei Rollen. Gib ma die Tasche."
Ich leerte den Inhalt meiner Einkaufstasche auf den Boden und gab sie ihm. Er schüttelte den Kopf. Mit erstaunlichem Geschick hatte er mir aus der Einkaufstüte einen provisorischen Rucksack gemacht. Schulterriemen, Bauchgurt, verstärkter Boden. Nicht übel. "Na, dann kann´s ja losgehn. Gleich hier umme Ecke."
Wir gingen also "umme Ecke" zu einem Maschendrahtzaun, hinter dem weitläufiges abschüssiges Gelände lag. Schnotze grinste mich an, hob einen Pfahl hoch und bog ihn nach hinten. Ein Eingang, den er offensichtlich schon öfter benutzt hatte. Dahinter sah man im Tal mehrere Gleisstränge, Weichen und Stellanlagen. Und Kamerabäume.
"Da untn is ja alles überwacht..." Ich sah Schnotze enttäuscht an.
Er lächelte nur und ging mit mir über einen kleinen Hügel. Dort war ein altes Abstellgleis mit Prellbock. Darauf ein rostiger alter Wagen. "Die Gleise gehn alle ins Zementwerk. Seit es mal ...Probleme bei den Weichen gegebn hat, sinn hier überall Kameras, aber das olle Abstellgleis hier is unwichtich. Hier könn wer sogar nackt tanzn, interessiert keinen."
Ich begann, mich auszuziehen.
"Nein, nein." Er verdrehte die Augen. "Füa den Waggon hier interessiert sich keiner. Also, wenn du mal n Platz zum Pennen brauchst... Aber zum Pissen und Kacken gehste an den Zaun, klar?!"
Am Wagon fehlte eine Tür, so dass man noch Überreste von Übernachtungsgästen sah. Schnotze machte vor, wie man in einen Güterzug eindringt. Hochspringen an die Führungsleiste der Türe, Füße absetzen, mit dem Brecheisen das Schloss öffnen ("Manchmal sind die Schlösser auch elektronisch. Das ist Kacke."). Tür öffnen, rein und die Türe schließen aber mit Karabinern und Spanngurten dafür sorgen, dass die Türe nicht ins Schloss fällt. "Eigentlich ganz einfach. Manchmal hast du aber auch nicht nur eine Tür, sondern eine mit doppelten Flügeln."
Ich machte die Bewegungen nach, um schon einmal den Ablauf an der Türe drin zu haben.
"So, un nu wirds ernst."
Ich deutete runter auf die Züge. Natürlich schüttelte er den Kopf. "Nene,  da müssn wer n bissl laufn."
Wir latschen also ein paar Kilometer nach Süden, immer ein paar hundert Meter von den Gleisen weg. Zwei Hobos auf Tour. Was soll da schon passieren? Dann kamen wir an eine Brücke, die über die Bahn führte. Schnotze peilte einen Trampelpfad an, der neben der Brücke den Hang steil hinunter führte.
"Pass auf, dass de nich auf ne Spritze trittst. Brauchst ma noch festere Schuh."
Die Brücke unten ist vollgesprüht mit Grafitties. Also nicht diesen Kunst-Grafitties wie in manchen wohlhabenden Vorstädten. Das waren nicht mal Gang-Taggs. Das sah eher so aus, als wäre es vollgesprüht, damit halt vollgesprüht ist. Aber vielleicht macht das für andere Leute Sinn...
"Wir gehn da nicht drunter. Das wäre voll unhöflich", flüsterte Schnotze, "da schläft auch noch einer."
Tatsächlich. Zwischen den ganzen Kartons und Drahtschnüre mit Decken dran sah man ein paar Füße. Als ein Transrapid unter der Brücke durchdonnerte. Schnotze sprach weiter, schien immer noch zu flüstern, nur verstand ich ihn nicht. Wollte ihn nicht verstehen. Ich hätte das Zuggeräusch einfach ausfiltern können, aber ich blieb lieber der dumme unwissende Troll-Depp. Langsam ließ der Lärm nach.
Schnotze deutete dem Zug hinterher: "...auf sowas warten wir. Der kommt in zehn Minuten."
"Waaaas? Auf so einen aufspringen...?"
"Nein, nein, aber für den 12.58 müssen die Güterzüge hier langsamer machen und heute geht einer über die Loreley." Er grinste mich an. "Voll schöne Strecke. Du solltest dich aufwärmen, sonst zerrste dir am Ende was." Er begann, sich zu dehnen. Ein paar Übungen später schaute er auf seine imaginäre Uhr. "So, jetzt gehts gleich los. Ist dein Rucksack auch fest?"
Nach der Überprüfung wies er mich an eine Stelle neben dem Brückenbogen. "Wir müssen ja nicht gleich gesehen werden. Du rennst einfach los, wenn ichs auch mach. Beim zehnten Wagen. Dann kommer in den fuffzehntn."
Es rollten in gemächlichem Tempo zwei E-Loks vorbei. Beim zehnten Wagen rannten wir los. Zumindest das, was Schnotze rennen nannte. Für mich war eher die Herausforderung, meine Geschwindigkeit an ihn anzupassen und seinen Weg nicht zu kreuzen. Schnotze sprang auf und hing sich mit einem Brecheisen in die Führungsschiene oben. Für mich waren die leicht greifbar.  Doppelflügeltür. Schnotze hangelt sich in die Mitte, knackt mit einem Bolzenschneider das Vorhängeschloss, hebelt mit dem Brecheisen die Türe auf, hängt das Schloss offen wieder ein, schiebt die Flügel zur Seite und hält sie mir auf.
"Komm rein." Er hält mir seine Hand hin. Kümmert sich um seine Chummers. Und das obwohl ich ihm einen wirklich dummen Deppen vorspiele mit extrem dummen Nachfragen und wörtlich nehmen des Gesagten. Und er nimmt alles gelassen hin. Wäre ein guter Offizier.
Drin war hinter der Türe etwas Platz bis zur gegenüberliegenden Türe. Auf der einen Seite geschlossene Holzkisten auf Paletten, auf der anderen Seite Paletten in Plastikfolie. Anscheinend zusammengewürfeltes Stückgut. Alles vertäut mit Spanngurten und Karabinern. So ein Zufall.
"Hey, Jackpot", ich deutete auf die Paletten, "da könn mer aba einiches mitnehm."
"Ne, pass da ma lieber auf. In den Kistn sind Lichtsensorn und die Plastikpaletten... naja, ich sach ma so. Wennde wirklich dringend ma was brauchst... n Kumpl hat mia erzählt, dass die so 3 Prozent Verlust einkalkuliern, danach wirds kritisch. Wenn wir nich deren Zeuch anrührn, rührn die uns auch nich an. Abä des geht nur bei Transrapid. Hieß früher ma Deutsche Bahn, Des rote Rechteck von heute nur mit DB statt TR. Naja...egal... also bei TR kannste des bringen, was wir machen, also trampen, die andern Betreiber sinn da viel empfindlicher." Anscheinend hatte er meinen Blick im Wagon und  durch den Spalt an der Tür nach oben gesehen. "Und nochn Tipp: Was vieln Anfängern des Lebn kostet. Geh bloß nich nach obn! Da is ne elektrische Oberleitung, die grillt sogar jemandn wie dich."
Ich ließ mir etwas Zeit bis ich wieder zum Punkt kam. Auf jeden Fall sprudelten die Infos nur so aus der Quelle. Erst einmal holte ich den Schnaps und jede Menge Riegel aus meinem ´Rucksack´ und zwischen den Bahnhöfen genossen wir den Ausblick auf die Loreley. Erst danach schnitt ich das Thema Abkoppeln nochmal an.
"Das zeig ich dir in Koblenz." Gut. Hauptsache, du zeigst es mir noch.
"Jetzt müssen wir langsam packen. Raus geht leichter als rein. Is aber dreimal so gefährlich." Er grinste dabei und zog einige dicke Jogginghosen aus seinem Rucksack, um sie unter die Lederhose zu ziehen. "Polsterung, weißte, aber son harter Troll wie du hälts auch ohne aus..."
"Joa, runter kommse alle", äffte ich meinen Fallschirmeinweiser nach. Inklusive süffisantem Ton und Grinsen.
Schnotze lachte. "Des stimmt." Der Zug verlangsamte sein Tempo.  "So. Hier müssn wer ma zumachn." Er zog die Flügel zusammen und zählte "Ein Elefant, zwei Elefant... so, willkommen in Westrhein-Luxemburg! Da vorne ist ne weiche Stelle. Brombeeren. N bissl stachelig aber zumindest nich giftig. Pass auf die Pfosten auf."
Er öffnete die Flügel, stellte sich an die gegenüberliegende Tür und schien sich auf etwas zu konzentrieren. Klar, den Takt der Pfosten. Er rannte los und sprang. Ich tat es ihm nach.
Nur acht, neun Kilometer weiter war eine Endstation S-Bahn von Koblenz. Da wir über die Gleise kamen, waren wir schnell an ein paar abgestellten Wagen. "Also abkoppen. Da drehste hier auf...."
Drek! Das ist ein Spezialschlüssel. "Wo bekomm ich denn son Schlüssl her?"
"Kriegste in der Ausbildung." Schnotze grinste, als er die Enttäuschung in meinem Gesicht sah. "Wenn du uns die erste Klasse klr machst, dann kriegste einen. Meine Alte hat den vor der Wäsche immer aus der Hose und danach nie reingetan. Hab zwei dutzend davon." Wie grün ist das denn?! Manchmal darf man echt Glück haben. Also die S-Bahn is etwas komplizierter, weil dann musste hier die Kabelstränge noch trennen, Licht, Sensoren, Kameras. Aber Hydraulik is klar. Dann is da noch die Druckluft. Die kommt dann raus und der Zug bremst..."
Ich zeigte mich enttäuscht. "Aba du hast doch gesacht, das geht auch so dass der Zuch weiterfährt..."
"Da musst du den Druckkreis unterbrechen. Aber wer will das schon."
"Ah." Druckkreis unterbrechen. Ein Punkt mehr auf der Liste für Jay.
"Also..." Er deutete auf die S-Bahn. "Lass uns mal mit Klasse reisen."
Es war abends. Wir stiegen hinten ein und gingen vor zur ersten Klasse. Darin zwei Punks, schlitzten gerade paar Polster auf. "Ey, Alter, willste Schtunk?!"
"Verpisst euch, ihr Loser." Ich sah die beiden streng an, ich bettelte quasi darum, dass sie angriffen. Die beiden Normies verpissten sich.
"Hauerpower!" hörte ich von Schnotze und er gab mir einen seiner Schlüssel.
"Und? Haste jetz nen Nahm für mich? Wie wärs mit Erste Klasse?"
"Hm... aber mit einem großen S davor. Is ja ne S-Bahn hier."
"Serste Klasse? Wie kacke klingt das denn?!"
"Nene, SssssssErste Klasse. Mit zischendem S und großem E." Ich sah ihn nur sprachlos an. "Na, Abkürzung SEK?"
Ich lachte und klatschte auf meinen Oberschenkel.
Zum Abschluss plante Schnotze noch meine Rückfahrt. Dabei erfohr ich, dass es zwei Hauptrouten den Rhein entlang gab. Unser Zug wird sich auf einer Nebenroute befinden.
Montag, 04.09.79 kam ich um 2.30 Uhr in meinem Haus in Obertshausen an. Ich schicke Jay noch ein paar Nachfragen. Wach war er nicht. Zumindest antwortete er nicht. Schlafregulator einschalten.
Aus.
Montag, 04.09.2079, 05.46. Ich bin hellwach. Duschen. Dabei läuft schon die Kaffeemaschine. Um 6.00 Uhr Nachricht an alle. "Ruft mich an."
Um Nullsechshundertdreißig hatte ich Neo an der Strippe (sagt man immernoch so) und erfuhr, dass er gar nicht mit im Hotel war. Das hat Jay alleine erledigt.
Um Nullsiebenhundertdreißig Uhr Tatze. Er war mit Omega zusammen im Hintertaunus bei einem Vampir, der mit Begeisterung Modelleisenbahnen sprengt und Trideos mit Zugunglücken sammelt.  Er sprengt die Modelleisenbahnen "maßstabsgetreu". Also Maßstab 1:1 kann ich auch jederzeit zeigen...
Um Nullneunhundert Jay mit der Bemerkung "Schläfst du auch mal irgendwann?". Wir machten einen Treffpunkt um zwölfhundert aus. Einen anderen. Eine Hackerkneipe namens Zuses Use ´n´ Loose in Hanau. "Schick den anderen einfach Geoping und Uhrzeit."
Mir schoss noch durch den Kopf, dass ich gar keine Geckohandschuhe hatte. Ich rief Neo an. Er auch nicht. Also machten wir uns zusammen auf, welche zu kaufen. In Ferdis Bergwander- und Naturzubehör in Hanau-Steinheim. Idyllisch gelegen in einer Räumlichkeit innerhalb der Burgmauer in der Innenstadt, mitten in der Fußgängerzone...
Der Laden stellte sich als Teil des "Alpenvereins deutscher Länder" heraus. Im Gegensatz zum "Deutschen Alpenverein" nicht so national, mit den österreichischen und schweizerischen Mitgliedern sogar so etwas wie international. Zumindest meinte der Inhaber Horst Schulz das. Hier gab es jegliche Survival- und Campingausrüstung. Auch alles für Natursportarten wie Klettern, Paragliding oder Fallschirmspringen. Sogar Bögen und Armbrüste gab es. Wir bestellten für Neo und mich je zwei Paar Gecko-Handschuhe. Da das Express sein musste, war es dementsprechend teuer. Klappte aber. Sollte man für den vierfachen Preis auch erwarten können. Für Neo musste ich auslegen... Nun ja, zumindest hielt uns Herr Schulz für Wilderer und ließ erkennen, dass er damit kein Problem hatte. Da gab ich noch eine verstärkte Enterhakenkanone in Auftrag. Mal schaun.
Dann weiter mit dem Bulldog zum "Loose´n´Goose". Der Ping führte uns zu einem Hochhaus. Die Kneipe sollte im 15. Stock sein.
"Nachdem das eine Hacker-Kneipe ist, lieber alles auf offline stellen...", murmelte ich vor mich hin.
Neo musste mich gehört haben: "Das ist ne Matrix-Kneipe? Woher weißt du das?"
"Hat mir Jay gesagt."
"Warum sagt der mir sowas nicht?! Habe nur einen Geo-Ping und die Zeit bekommen."
Richtig. So sagte ich ihm das. "Ich schätze, er hat haargenau das gemacht, was ich ihm gesagt hatte."
Wir schalteten also beide alles off. Dauerte bei mir etwas. Weder vor noch im Hochhaus wies irgendetwas auf eine Kneipe hin. Im Fahrstuhl gab es keinen Knopf für die 15. Nach der 14 kam einfach die 16. Erst ein Blick in die AR löste das Problem. Wir drückten also den Button in der Matrix. Oben ein dunkler Raum mit Schwarzlicht. Sessel, Sofas, alle Fenster mit dünnen, schwarz gestrichenen Wänden abgestellt. An der Bar war Jay mit einer Frau mit AR-Brille. Ich konnte hören, was sie ihn gerade fragte: "Und wer von denen ist der Köter? Nicht der Troll, also der andere."
Jay wendete sich zu uns: "Ich komm gleich zu euch."
Wir setzten uns in eine der vielen Ecken mit Sessel und Sofas. Die Kneipe war absolut still. Außer den Geräuschen, die die Läute mit ihren Bewegungen machten. Gleichzeitig schien die Tussi vorhin das Gefühl gehabt zu haben, dass sie flüstere. Dafür war ihre Stimme aber doch zu laut. Nachdem ich keine Karte auf dem Tisch oder an einer Wand sah, schaute ich doch wieder in die AR. Sofort ertönte Musik. Während ich die Karte mit komplett überzogenen Preisen aufrief und überflog, öffnete sich der Aufzug und Tatze kam in Menschengestalt herein.
"55 Öcken für n Bier? Die können wohl auf Kunden verzichten." Ich konnte ein kurzes Lachen nicht unterdrücken. Wahrscheinlich nur Fassade. Ich sah mich um. In einer Ecke standen einige Automaten mit Soft-Drinks. Ich ging hin. Gerade wollte ich einen Cred einschieben, als mir wieder einfiel, wo ich war. Ist zwar nur Kleingeld, aber wer lässt sich freiwillig beklauen? Die ziehen mir den Stick einfach leer.
Als ich gerade ausholte, um einen Automaten zu demolieren, hörte ich von hinten: "Wer wird denn gleich alles kaputt machen..." Eine junge Frau kam vorbei. "Was willst du haben?" Ich zeigte auf eine Buzz. Sofort öffnete sich das Fach.
"Was willst du dafür?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Gib mir nen Drink aus, wenn wir uns wieder treffen."
Als ich zurück kam, waren alle da. Auch Jay. Wir nahmen uns einen abgeschirmten Raum, den es hier gab.
"Also Jay, ich bin mal alles durchgegangen." Ich erleuterte den Plan grob. "Also in der realen Welt ist alles klar, aber ich weiß nicht, ob du das alles in der Matrix schaffst."
"Das kann ich nicht alles gleichzeitig machen, das habe ich vor zwei oder drei Tagen schon gesagt..."
"Das ist mir dann wohl entgangen."

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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 17. August 2023, 18:50:01
Neos Nachwuchs 2

36.g (Der Dekan)
Irgendwie muss ich in meinen Bemühungen, weitere benötigte Ausrüstung aufzulisten, weggedriftet sein. Soll typisch sein für KFS-Infizierte wie mich. Tatze schnipste mit den Fingern, ich schüttelte den Kopf und nahm wahr, dass ich gerade mit Neo und ihm in meinen Bulldog einstieg.
"Den Plan haste aber schon mitbekommen, oder? Über den wird auch nicht mehr diskutiert."
Nichts habe ich mitbekommen. Drek! "Wiederhole nochmal. Sicher ist sicher." Ich ließ dabei offen, ob ich mich, ihn oder uns alle drei meinte.
"Also Jay wird den Zug mit einem gefakten Signal auf der Strecke in einem kleinen Kaff zwischen Siegen und Wetzlar anhalten. In Rudersdorf vor dem Tunnel. Ich mach uns alle unsichtbar und beschwöre einen Geist. Wir steigen heimlich zu. Omega fährt parallel zu uns und wir haben mehr als eine Stunde Zeit für die Durchsuchung. Jay organisiert noch eine Unterstützung für die Matrix. In Wetzlar steigen wir genauso heimlich wieder aus. Plan B ist das Hotel, Plan C die Sportveranstaltung."
"Klingt gut. Könnte von mir sein. Jemand was dagegen, wenn wir nochmal shoppen gehn, bevor es losgeht?"
Als wir unterwegs zum Laden sind, kommen Nachrichten rein. Zuerst Omega: "Wir brauchen dein Auto, aber ich müssts fahn. Meins noch in der Werkstatt." Ich schickte ihm einen Daumen hoch. Dann noch Neo. Er hatte Pläne. S-K Triebwagen mit Security, Schwerlast-Wagon und geschlossener Transport-Wagon. Die beiden Schwerlasten fielen raus, da wird wohl kein TacNet gelagert sein. In einem der beiden Transport-Wagons wurde in der Ladeliste Sprengstoff angegeben. Das musste der Transrapid AG angegeben werden. Gesetzliche Bestimmung. Empfindliche Elektronik wird da wohl nicht mit drin sein. Also blieb noch ein Wagon.
Es lief gut.

36.h
Mit den beiden nochmal zu Ferdis Berg-, Wander- und Naturzubehör. Horst Schulz war erstaunt und erfreut zugleich. Ich nahm noch ein Fallschirmgeschirr mit. Damit konnte ich Tatze in Hundeform vorne mit Karabinern anklicken und jemanden im Notfall auf dem Rücken transportieren. Dann müsste ich mir natürlich mit dem Rucksack etwas einfallen lassen. Weiter zu einem Elektronikladen und zehn faradaysche Taschen gekauft. Mit modischer Außentasche.
Jay gab per Textnachricht durch, dass er jemanden zur Matrixunterstützung gefunden hätte. Ein Anfänger, in der Fleischwelt nicht brauchbar. Wir müssten Baby sitten. Jay kennt den Typen nicht, aber er traut den Leuten, die ihn empfohlen haben.
"Sollen wir den mit reinnehmen?"
Ich wägte für und wider ab während wir im Bulldog streng nach Verkehrsregeln durch Hanau rollten, aber es war eindeutig. "Wir brauchen die Unterstützung, wenn wir das durchziehen wollen."
Wir trafen uns in der Nähe von Siegen auf einem Parkplatz. Ich ließ eine meiner Fliegen raus, um ein Auge auf die Gleise am Bahnhof werfen zu können. Sie war gerade in Position, als die anderen eintrafen. Die Unterstützung stellte sich als eine Orkin heraus.
"Du musst Blue sein." Ich hielt ihr meine Hand hin, die sie nach einigem Zögern ergriff.
Schon nach drei Sätzen war klar, dass sie in der Fleischwelt null Ahnung hatte. Vermutlich liegt die den ganzen Tag auf dem Sofa und lässt die Matrix für sich arbeiten. Während sie sich mit den anderen ungelenk unterhielt, musterte ich sie. Overall, Tarnholster, der sichtbar war selten doof und eine Hammerli darin.
Ich wartete eine Gesprächspause ab. "Hast du eine SIN." Sie schaute mich an wie ein Pferd. Vermutlich überlegt sie, was ich von ihr will, also füge ich hinzu: "Falls die Bullen uns anhalten."
Sie zögerte kurz. "Treffen wir auf dem Run auf frei laufende Tiere?"
Das war für mich tatsächlich fast zu viel. Ich erklärte langsam: "Falls uns unterwegs Polizisten oder andere uniformierte Sicherheitskräfte anhalten..."
"Ah, ahso, ja, ja, hab ich. Also bei euch sind das Bullen. Ich dachte immer, das wären Schweine..."
Ich rollte mit den Augen. "Am besten du redest nicht mit ihnen..."
"...na klar, mit der Polizei redet man nicht!" Die empörte Feststellung scheint ernst zu sein.
"Hast du eine Lizenz?" Ich deutete auf die Hammerli.
"Äh, nein."
Mir fiel fasst mein Gebiss aus dem Gesicht. "Weißt du, wie man schießt?"
Sie drehte kurz die Augen: "Klar, ich hab ein Talent dafür."
Oh mein Gott. Ne Anfängerin mit Talentleitung. "Hast du schon mal geschossen?"
Wieder drehte sie kurz ihre Augen. "Klar."
Vermutlich meinst du irgendwelche Matrix-Shooter. Prima. Ich hielt ihr meine Handfläche hin. Sie sah mich fragend an. "Gib mir die Waffe."
"Auf keinen Fall, die hab ich ausgeliehen."
Wäre mir mein Gebiss nicht schon aus dem Gesicht gefallen, wäre es spätestens jetzt so weit. Sie atmete tief durch, nahm die Waffe heraus und ließ das Magazin auswerfen. "Magazin und Waffe muss man immer getrennt aufbewahren."
Ich schüttelte nur den Kopf. Beim Versuch, den Streifen wieder in die Waffe zu schieben, kam eine Fehlermeldung. Die Waffe war wohl individuell angepasst. Ich legte sie ins Handschuhfach.
"Muss nochmal jemand aufs Töpchen, bevors losgeht?" Ich schaute in die Runde. Blue meldete sich und lief los. Ich ihr hinterher. Vermutlich ist sie zu dumm zum kacken. Oder sie verrät uns. Sie ging nicht auf das öffentliche Klo hier am Parkplatz, sondern steuerte einen MacDöner an. Während sie dort auf die Toilette verschwand, bestellte ich in der AR eine Lage Dönerteller für alle. Danach ein kleines "Upsie", als ich fast die Damentoilette betrat. Gerade kurz genug, um eine Fliege reinzulassen. Dann auf die Herrentoilette. Blue machte auf WC das, was man da so macht. Auf der anderen Seite würde ich ein Telefonat von ihr nicht mitbekommen. Auf dem Rückweg die Fliege und die Dönerteller eingepackt. Sie kam mir mit jeder Menge Sweeties und ein paar warmen Apfeltaschen entgegen...
Wir fuhren also zusammen nach Rudersdorf. Es wurde dunkel. "Ich beschwöre mal einen Geist.", hörte ich Tatze von hinten. Kurz darauf war auch schon die Präsenz von Magie deutlich zu spüren.
Unterwegs übergab ich den Bulldog an Omega.
"Ich weiß das sehr zu schätzen."
Kurz wollte ich etwas erwidern, schenkte es mir aber.
In Rudersdorf angekommen, verkleidete ich Neo und mich. Blue meinte, sie würde uns in der Matrix etwas maskieren. Ich schaltete mein Komm auf Schleichfahrt. Der Dongle war nicht gut, aber zumindest kann ich erst einmal schleichen und alle geslavten Sachen online halten ohne gleich gehackt werden zu können.
Jay setzte eine Perücke und eine Gesichtsmaske auf und sah sofort anders aus. "Einprogrammiert.", meinte er nur lapidar.
Tatze machte sich selbst, Neo, Jay und mich unsichtbar.
Dann sahen wir uns am Bahnhof mit Hilfe einer meiner Fly-Spy-Drohnen um. Kaum Beleuchtung, in den beiden Betrieben entlang der Schiene nur Notbeleuchtung. Niemand zu sehen. Vielleicht gab es irgendwo die eine oder andere gelangweilte Wache. Alles grün.

36.i
Ich halte also im Siegen den Bahnhof im Auge. Die Wagen stehen tatsächlich nach unseren Informationen in Reihung. Die SK-Wägen hingen ganz hinten. Zunächst die beiden Schwerlast-Wagons, dann die beiden geschlossenen Wagons und ein Schubwagen, in dem die Sicherheit untergebracht war. Der Zielwagon war direkt hinter der Schwerlast. Etwas von der Sicherheit entfernt. Sehr gut. Beim Anfahren parkte ich meine Fliege und kappte dann die Verbindung.
Während der Zug zu uns fuhr, kümmerte sich Jay um das Haltesignal. Diesmal sind wir extrem von Jay und dieser Blue abhängig. Das gefällt mir gar nicht.
Beim Einfahren in den Bahnhof waren die Wagons immer noch in Reihe. Ich betrachtete die Wagons intensiv auf der Suche nach Sensoren. Sie waren extrem gut verarbeitet. An den geschlossenen Wagons konnte ich die Kamera-Paneele erkennen und am Schubwagen verschiedene Paneele. Ich schaltete wieder auf Ultraschall um. So ein militärischer Sensor im Kopf ist etwas Wert. Solange Jay mit uns zusammen ist, wird er uns schon nicht linken. Da er der einzige war, der keine unsichtbaren Leute sehen konnte, behielt ich ihn im Auge. Als Blue das Tor des Zielwagons öffnete, liefen wir nach vorne. Neo vorneweg, dann Jay und ich machte mit dem vor meinem Bauch hängenden Hund namens Tatze den Abschluss.
"Drohne ist gehackt."
Noch während wir am Zusteigen waren. Wirklich schnell, die beiden. Alle Sensoren übernommen und manipuliert, die Drohne entdeckt und ausgeschalten.
"Drek", kam es von Jay, "das TacNet ist im anderen Wagon! Inaktiv. Und Blue meint, dass im Sicherheitswagon eines in Gebrauch ist. Da sind sechs SK-SINs aktiv, einer mit ESUS-Zertifikat, wahrscheinlich Rigger."
Prima. Aber es kann eben nicht alles glatt laufen. In jedem Run gibt es einen Punkt, an dem man beginnen muss, mit Unwägbarkeiten umzugehen. Warum auch immer die Centurios ihr TacNet im gleichen Wagen transportieren wie den Sprengstoff und Waffen.
Wir kamen überein, dass wir nun eine gute Stunde hatten, den Wagon zu plündern. Wir warteten kurz bis Blue alle Lichtsensoren in den verschiedenen Kisten ausgeschalten und die Magschlösser geöffmet hatte ("Magschlösser? Nein, knacken kann ich die nicht. Wäre zu laut und dann sind die doch kaputt. Ich kann sie nur öffnen.") und machten uns über die Kisten im ersten der vier Ecken her. Leider waren die Motorräder in der Mitte des Wagons zu groß, um sie mitzunehmen. Nachdem wir uns durch einige Kisten mit Fan-Shirts für T-Shirt-Kanonen gewühlt hatten, murmelte ich ein "Ein Inhaltsverzeichnis wäre klasse." vor mich hin.
Blues meldete sich: "Ich hab eins."
Zweimal tief durchatmen. Den Ärger einfach ausatmen. Ich schaute durch. Zwei Zwinger waren voll mit Fan-Artikel, einer mit Werkzeugen für die Motorräder, einer mit Ersatzteilen. Die Ersatzteile waren am meisten Wert und gut zu transportieren. Wir holten uns gezielt Teile heraus. Zwischendurch zeigte uns Neo eine Nachricht der Schmitt: "Könnte ab Mitternacht Probleme auf der Strecke geben. Soll dagegen interveniert werden, oder soll man die Wahrscheinlichkeit der Probleme fördern?" Wir einigten uns darauf, dass Schmitt sich heraushalten soll, um auch keine indirekte Verbindung zu uns zu legen. Jay frotzelte herum, dass ich als der, der immer kritisch mit dem Looten des Wagons war, jetzt am begeistertsten am Aussuchen der wertvollsten Stücke war. Ich lächelte ihn an und zeigte einen Daumen nach oben. Dann wurde mir klar, dass er mich nicht sehen konnte. "Wer weiß, vielleicht lag ich ja falsch."
Nun gut. Die Zeit verrann und der nächste Wagon wartete auf uns.
Die Wagons trennten zwei Türen. Der Zwischenraum war offen, doch gab es Plattformen, auf denen man stehen konnte. Blue öffnete das Magschloss, während Jay auf Drohnen im Wagon achtete. Neo und ich mit Tatze am Bauch gingen rein. Da waren zwei Steel Lynx, wie erwartet. Neo auf der einen Seite in Deckung, ich auf der anderen. Wir nahmen beide je eine Drohne ins Visier. Die eine ging auch gleich in Ausgangsstellung zurück, während die andere an uns vorbei Richtung offener Türe fuhr. Dann drehte sie sich um und fuhr wieder an ihren Platz zurück.
"Die beiden sind temporär blind. Habe eine Fehlermeldung installiert." Jay war etwas angespannt. Blue kam ihm zu Hilfe: "Kein Alarm. Der Rigger war mal kurz erschrocken und holt sich jetzt einen Kaffee. IC ist blind, Kamera im Loop und TacNet markiert."
Die Sicherungen wurden geknackt, wir zogen uns die Daten. Jay gab jedem von uns ein Backup. Sogar Neo war kurz versucht, das TacNet mitzunehmen. Den Sicherheitswagon wollten wir nicht stürmen. Zu großes Risiko für das Ersatz-TacNet.
Tatze meldete sich: "Wir können es ja im Hotel holen. Wow, wenn wir nichts geklaut hätten, ist es gerade so, als wären wir nie da gewesen..."
Guter Gedanke. Das Zeug ist eh nur knapp 10k Wert. Und das im Einkauf...  Ich ließ mir von Blue zeigen, wo was verpackt war. Nachdem ich ihr keine Marke geben konnte (irgend so ein Matrix-Zeug), behandelte sie mich wie ein Kleinkind. Sie legte in der AR bunte Formen über die Teile und die Kisten. Wie bei Babys, die Formen in die richtigen Löcher stecken sollen... Ja, in deiner Welt bin ich ein Baby, mag sein. Aber du auch in meiner.
Nachdem alles wieder hergestellt war, warteten wir auf die Einfahrt nach Wetzlar, wo wir den Zug wieder verlassen wollten.

36.j
In Wetzlar hält der Zug auf dem Bahnhof. Wir gehen durch ein Verladetor nach draußen. Lärm. Megafone. Blaulicht. In beiden Richtungen des Zuges, aber nichts in unserer Nähe. Der Lärm scheint eher aus dem Osten, das Blaulicht eher aus dem Westen zu kommen. Auf dem Nachbargleis steht auch ein Zug. Wir kriechen zwischen zwei Wagons durch, über fünf weitere Gleise zu einer doppelten Baumreihe im Norden. In einiger Entfernung Leute in Warnwesten mit dem TR-Logo. Mitarbeiter der Transrapid AG. Nachdem wir alle weiterhin unsichtbar waren, kamen wir problemlos über einen Feldweg Richtung Norden raus aus dem Trubel. Der einzige Ausweg nach Norden war allerdings eine Brücke über die Lahn. Dort stand ein Streifenwagen. Obwohl die Beamten nicht sonderlich engagiert schienen, gingen wir kein Risiko ein. Etwas abseits levitierte uns Tatze über den Fluss direkt an ein Schulzentrum am Rande eines Siedlungsgebietes. Um ein Uhr nachts kam also Omega mit meinem Bulldog vorbei und wir stiegen bei langsamer Fahrt ein. Omega sollte Schritttempo fahren, dass man auf eventuellen Kameraaufnahmen der Schule nur einen Van sah, der sich wohl verfahren hatte. Ich passte auf Jay auf, der uns andere nicht sah. Im Bulldog dann versteckte ich Kiddie wieder im Geheimfach, während Neo sie wieder ablenkte. Als ich wieder sichtbar war, hielt ich Jay die Faust hin. "Gute Arbeit." Haben wir alles Dir und Blue zu verdanken.
Ich löste Omega wieder als Fahrer ab. Neo kontaktierte Tanaka. Jay bezahlte Blue mit Candys und Soft-Drinks. Komisches Käutzchen, diese Blue. ALI färbte die A45 und A5 in der Nähe Wetzlar rot. Es waren Motorduellisten unterwegs. So nahmen wir Bundesstraßen zurück nach Groß-Frankfurt.
Treffpunkt mit der Tanaka war ein gewisses Hotel Emanuelle in Bad Homburg. Es lag hinter einer etwa gut zwei Meter hohen Mauer. Am Gittertor war eine altmodische Klingel. Hinter dem Gittertor war ein Kiesplatz und ein kleiner Garten. Über dem hohen, doppelflügeligen Eingang eine kleine Balustrade. Genauso wie die doppelflügelige Eingangstüre war auch innen alles aus Holzimitat. Hinter dem Tresen des Empfangs ein bauchfreier junger Elf. "Sie sind die Gruppe, die den stillen Raum gemietet hat?" Nach Neo waren wir das wohl. Wir gingen durch eine Lounge mit abgetrennten gemütlichen Sitzecken, manche durch einen Vorhang vor neugierigen Blicken geschützt. Dahinter eine breite Türe in einen langen Gang, in dem viele spärlich bekleidete Frauen auf Stühlen saßen. Der Elf führte uns zu einer Treppe nach unten. Er deutete abwärts. "Die Türe am Ende des Ganges ist das stille Zimmer."
Als wir nach unten gingen, stellte ich auf meine interne Sauerstoffversorgung um. Sicher ist sicher. Im Zimmer wartete Frau Tanaka. Sie saß in einem schwarzen Domina-Outfit auf einem Thron. Bänke mit Handschellen, Ketten an den Wänden. Erinnerte alles an eine Folterkammer.
"Ich hoffe, wir müssen uns nicht hinknieen." Neo schien amüsiert.
"Wenn ihr brav seid."
Das war Jays Stichwort. "Wir haben alles, was verlangt war." Auf sein Zeichen hin übergaben wir alle unsere Chips. "Ich habe einige Sicherheitskopien gemacht. Für den Notfall."
"Ich hoffe, Sie haben nicht vor, eine davon zu behalten."
"Natürlich nicht. Und hier ist ein kleines Extra. Ich hab noch einiges an Metadaten über die Dateien und das Gerät ausgegraben. Wo es überall war, womit es Kontakt aufgenommen hat und solche Sachen."
Frau Tanaka musterte uns zufrieden und fuhr an Neo gewandt fort: "Sie haben eine interessante Menagerie an Talenten. Wie viele waren es noch?"
"Alle, die sie hier sehen plus eins."
Ich dachte, sie würde auf Neos Erwiderung beginnen, darauf herumzureiten, dass sie auf persönlicher Vorstellung bestanden hätte, aber nichts davon geschah. Sie übergab Neo sechs Sticks. Neo prüfte sie und gab sie weiter.
"Vielleicht könnten Sie mir einen kleinen Gefallen tun."
Ich hielt mich zurück, Neo sagte sofort "Ja" und auch der ein oder andere war interessiert. Es ging um eine Übergabe in einem Hotel, die heimlich sein sollte. Morgen (also eigentlich schon heute) früh. Zum Frühstück. Was immer das genau bedeuten sollte. Während de anderen sich beratschlugen, wer genau alles mitmachen wolle, übergab mir Neo unauffällig einen Stick. "Danke." Achja, die 2k für das Zeug, das wir dann doch nicht brauchten. Vielleicht das nächste Mal. Wer weiß?
Neo sollte also in Bad Nauheim in einem Hotel namens Dolce by Windham den Stick an einem Typen übergeben, der auf einem Foto zu sehen war, das er erhielt. Dazu das Losungswort "Ich bevorzuge das herzhafte britische Frühstück gegenüber dem kontinentalen." Der fette Zwerg in seinem feinen Zwirn und Whyskey in der Hand wird das schon verstehen. Der andere Zwergentyp daneben sah auch nicht besser aus. Stinkende Oberschicht-Fuzzies.
"Und wie viel springt dabei raus?"
Keine Ahnung, wer genau diese Frage stellte.
"Ich sagte bereits, dass ich das als Gefallen ansehen würde. Sie erkaufen damit noch mehr meines Wohlwollens."
Ich konnte es mir nicht verkneifen. Über den Team-Funk schickte ich ein "Yippie" raus. "Hey, wir müssen nichts mehr bezahlen, um für sie arbeiten zu dürfen..."
Naja. Neo macht das schon.
Im Bulldog gebe ich Blue ihre Hämmerli wieder. Den Stick von Neo wollte sie nicht. Sie war wirklich mehr als merkwürdig.
"Krieg, da hat jemand Krieg ausgerufen." Jay sah bedeutungsschwanger in die Runde. "Vielleicht war deshalb die Autobahn gesperrt."
Ich schaute auf den Artikel. "Gewerkschaft", "Genossen", "Bahn-Lokführer". Erklärt zumindest die Vorkommnisse in Wetzlar.
"Ah, nein... Die Gewerkschaft der Lokführer hat mal wieder einen Streik ausgerufen. Die nennen das nur Krieg." Ich schüttelte den Kopf. Manchmal war Jay auch komisch. Aber zumindest nicht so abgedreht wie Blue. Aber sie habens drauf.
Ich setzte die anderen nach und nach ab. Anruf von Neo. "He, Dekan." Niedergeschlagene Stimme. "Ich hab eben einen dringenden Termin reinbekommen. Ich ... darf ... den auf keinen Fall ... versäumen." Lange Pause. "Echter Drek, ich muss zu einem unangekündigten medizinischen Test..." Nochmal tiefes Durchatmen. Ich wartete. "Naja, könntest du das mit der Übergabe übernehmen?"
In einem ewigen Augenblick schwankte ich von Schieb dir den doofen Gefallen ganz tief in deinen Arsch! zu Da steigen die Centurios eh ab und Jay hat da schon ein Zimmer. Schauen wir uns doch gleich um, wo das TacNet so rumliegt. "Na gut, aber nur, wenn du das Frühstück zahlst."
Es war vier Uhr nachts. Ich musste Tatze absetzen, um mich zu Hause vorzubereiten. Da er mitkommen wollte, machte ich mit ihm einen Ort aus, um ihn dort um sechs abzuholen. Vielleicht war er etwas beleidigt, aber ich werde den Teufel tun, ihn mit zu meinem Unterschlupf zu nehmen.

36.k
In Obertshausen ab in meinen maßgeschneiderten englischen Anzug, der mir in einem anderen Leben für einen Adelsball in London angefertigt wurde. Selbst dort galt er damals als konservativ. Noch einen Monokel ins Auge und den Gehstock dazu, in dem ein Degen verborgen war. Mein Gesicht verändert, so dass nichts auf mich zurückfallen würde, wenn es doch Aufsehen gab. Keine Bewaffnung. Diesmal mussten meine sozialen Skills genügen. Ich bestellte ein Taxi zu einem Hotel in der Nähe und stieg zu. Dann Tatze aufgabeln. Er war nicht nur von meinem Aussehen verwirrt, sondern auch von meinem englischen Akzent. Einen astralen Blick und ein Schnüffeln später schien er zufrieden zu sein. Inzwischen trafen von Jay Informationen zu dem Zwerg in extravagantem Anzug auf dem Foto ein. Unsere Zielperson war ein gewisser Joschua Christian Ohlig. Ein hohes Tier in der Gewerkschaft der Lokführer. Genau die Gewerkschaft, die den Streik in Wetzlar organisiert hatte. Tatze wollte als mein Leibwächter mitkommen, was jedoch daran scheiterte, dass er keine passende SIN dazu hatte. Und auch keinen obligatorischen Actioneer-Anzug, wie in solch einer Umgebung üblich. Zumindest konnte ich ihn abhalten, in dem videoüberwachten Innenraum des Taxis seine Gestalt zu ändern. Omega war schon mit seinem Hobel vor Ort und gab durch, dass dort viel los sei. Zusammen mit einem Bild von zwei Streifenwagen des Sternschutzes vor dem Hotel. Drek! Also war mit intensiveren SIN-Überprüfungen zu rechnen.
Wir stiegen an einem Parkplatz des weitläufigen Parkes aus, der das Dolce by Windham hier in Bad Nauheim umgab. Eine hohe Kamerapräsenz. Wir gingen ans Ufer des Teiches, wo sich einige blinde Flecken in der Überwachung fanden. Vermutlich gewollt, um reichen Turteltäubchen einen Safe-Space zu geben. Tatze legte einen Zauber über sich und war nun zumindest optisch unauffällig, da er sich dem Standard der Umgebung anpasste. Leider wird er im Park bleiben müssen. Dort sahen wir omega, wie er seinen Hobel am Wasserfall abgestellt hatte und verschiedene Pflanzen genauer inspizierte. Vermutlich wird der punkige Ork auch bald inspiziert werden. Wir gingen weiter zum Schweizer Milchhäuschen, einem Kiosk im Park, der zu dieser Morgenstunde lediglich automatisch bediente. Mein Ziel war allerdings das WC nebenan. Dort entfernte ich die Schminke aus meinem Gesicht, wie auch die Auflagen zur Formänderung von Nase, Wangen oder Stirn. Als ich wieder hinausging, war eine attraktive junge Joggerin unterwegs, die fortlaufend in eine der sie begleitenden Kamera-Drohnen sprach. Kam mir bekannt vor. Irgendeine Influencerin. Aber nicht die, die wir in Berlin einige Tage entführt hatten. Egal. Wichtig war nur, außerhalb der Kamerawinkel zu bleiben.
Während Tatze also im Park blieb und Omega weiter seine Kreise zog, schlenderte ich auf das Hotel zu als würde es mir gehören. Auf eine SIN-Anfrage wies ich mich als Nikolas Kowalsky aus, Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta. Lizenzen für Bodenfahrzeuge und Boote. Schusswaffenlizenz für Malta und den Vatikan. Ein Hoch auf Schwester Barbara! Und dem Sternschutz viel Erfolg bei der offiziellen Anfrage. In der Lobby jede Menge Actioneer-Träger. Die versammelte Leibwächterschaft. Schnurstraks zur Rezeption.
"Guten Tag. Ik bin interessiert an eine Treffen mit eine gute Freund von misch. Sie wissen nischt zufallich, wann Herr Ohlig gäht fruschtucken normalerweise?"
Er wollte mir als Gast einen Gefallen tun und antwortete auf gepflegtem Englisch. "Es tut mir sehr Leid, aber die Politik des Hauses verbietet es mir, Auskünfte über mögliche Gäste zu erteilen. Sie können allerdings gerne an unserem Frühstücks-Buffet teilnehmen."
Ich bot ihm 250 an, von denen er allerdings nur die 90 plus 10 für Nicht-Übernachter abzog. "It is schön zu sehen, dass in diese Hotel Diskretion noch wird groß geschrieben. Isch werde sie an meine Freunde empfehlen." Habe ich zu wenig Schmiergeld angeboten, hat er es nicht kapiert oder lässt er sich nicht bestechen? Ich folgte der Beschilderung zum Frühstücks-Raum.
Die Fenster waren mit spanischen Wänden abgestelt und schwarzen Vorhängen abgehangen. Die Tische an den Fenstern direkt waren frei. Im Inneren des Raumes waren schon einige Grüppchen. Ich ging zum Buffet, nahm einige kleine typisch englische Häppchen und einen Tee, setzte mich an einen der Fensterplätze und bestellte mir in der AR das aktuelle Manager-Magazin. So beobachtete ich eine Zeit lang wie beispielsweise einige Mitglieder der Centurios oder andere kleine Gruppen zum Frühstück kamen.  Mein Caliban legte mir eine Nachricht von Neo auf die Bildverbindung in meinen Kontaktlinsen: "Bin fertig. Wie ist die Lage?" 08.15 Uhr. Ging ja sehr schnell.
Über meine Riggersteuerung im Kopf dachte ich die Textnachricht "Ich warte auf unseren Freund. Alles gut."
"Wie kann ich helfen?"
"Komme einfach in die Nähe für den Notfall. Tatze ist im Park. Omega auf seinem Motorrad."
Es dauerte eine weitere Weile, Neo war inzwischen in Bad Nauheim eingetroffen. Eine Gruppe kam in den Raum, unter ihnen der blasierte Zwerg, mit dem Ohlig zusammen auf dem Foto zu sehen war. Aber Ohlig war nicht dabei. Kurze Zeit später traf er ein und grüßte die Gruppe um den blasierten Zwerg, die inzwischen schon mit ihren Tabletts an einem Tisch saßen. Ich reihte mich mit meinem Tablett hinter Ohlig ein.
"Isch bevorzuge ja das herzafte britische Fruhstuck gegenuber dem kontinentalen." Der Zwerg drehte sich um, sah meine Kniescheibe und von dort an langsam nach oben. "Nehmen Sie doch eine kleine Stuck gute britische Butter." Ich stellte ein kleines Schüsselchen auf sein Tablett und schob dabei den Chip unter seine Serviette. Er faltete sofort die Serviette. Also hat er den Chip erwartet.
Es tat einen Schlag im Raum. Der Kopf des blasierten Zwerges explodierte fast. Einschussloch im Sichtschutz. Die Bodyguards kamen rein ("Alle runter! Weg von den Fenstern!")
Omega: "Der Schuss kam aus östlicher Richtung."
Während ich mich langsam hinlegte, gab ich durch: "Bleibt ruhig. Das ist nicht unser Problem."
Ein gehörnter Ork in Hawaii-Hemd, geschützt von fünf Centurios näherte sich dem Opfer und wollte ihn wohl versorgen. Vermutlich ihr Mannschaftsarzt. Die Actioneers machten die Fenster dicht. Ich nutzte den Trubel und kroch nach draußen, lief dann Richtung WC. Von dort aus konnte ich durch ein Fenster die Lage vor dem Hotel beobachten. Inzwischen, nach kaum zwei Minuten die ersten Schlagzeilen "Schüsse in Bad Nauheim". Klar. Die Presse ist wegen der Centurios schon vor Ort. Hinter den Streifenwägen, hinter denen Beamte mit gezückter Waffe in Deckung waren, war ein Übertragungswagen von DeMeKo zu sehen.
Omega wieder: "Anscheinend ist die Action hier in der Klinik. Was ist der Plan? Alles erledigt?" Klar. Die Klinik auf der anderen Seite des Parks. Gutes Schussfeld.
"Wir brauchen nur einen Exit."
Neo: "Wie kann ich helfen?"
Nachricht vom Hotel: "Um Sie für die Unannehmlichkeiten zu entschädigen, steht ein Zimmer für Sie bereit." Dazu ein Bild eines luxuriösen Zimmers.
Weitere Streifenwägen trafen mit Blaulicht ein. Ein Hubschrauber in der Luft. Wägen zur Aufruhrbekämpfung gingen in Stellung. Ganz großes Kino.
Omega: "Ich halte lieber mal etwas mehr Abstand. Zu viele Bullen."
Neo: "Ich bleibe auch in der Nähe."
Tatze: "Soll ich noch hier bleiben, wo du ´Sitz´ gesagt hast?"
"Sag bloß, du stehst noch gegenüber vom Hotel...?"
"Ja, genau da. Soll ich woanders hin?"
"Ja. Gehe einfach durch den Park spazieren und triff dich dann mit Neo." Mannomann. Ein echter Hund...
In der AR ploppte auf, dass der untere Hotelbereich geschlossen wird. Es wird gewarnt, das Hotel zu verlassen und darum gebeten, sich auf die Zimmer zurückzuziehen. Im Foyer gab es einen Drink aufs Haus auf den Schrecken. Einige Gäste vom Frühstück waren zu sehen. Drei Spieler der Centurios, Ohlig mit einigen Gewerkschaftern. Die Actioneer-Träger hatten ihre VIPs anscheinend schon in Sicherheit gebracht.
Das bereitgestellte Zimmer war erste Sahne. Ich schaute mir auf dem Trid an, was sich vor dem Hotel so tat. Es klopfte an der Türe. Zwei Sternschutz-Heinis in 1a werbetauglicher Paradeuniform.  Sie wiesen auf ein Zeugenformular in der AR hin und ob es mir vielleicht eventuell möglich wäre, es auszufüllen, wenn es nicht zu viele Umstände mache...
Ich gab an alle Entwarnung raus. Werde mich hier erst noch etwas verwöhnen lassen.

36.l
Konferenzschaltung. Dabei kam raus, dass sich Jay Smiley schon hier im Hotel in seinem gemieteten Zimmer befand. Zumindest meinten das die anderen. Wir werden es also hier probieren. So ein TacNet ist was Feines. Die anderen blieben auf Abruf. Tatze untersucht die magische Sicherheit des Hotels. Jay würde ich dann schon erreichen.
In der Zwischenzeit sah ich, wie drei riesige Fahrzeuge des Sternschutzes zur Aufruhrbekämpfung vor dem Hotel in Stellung gingen. In ziemlicher Geschwindigkeit wurden zusätzlich mobile Straßensperren aufgestellt. Die fuhren echt alles auf. Letale wie non-letale Waffen, Schall- und Mikrowellen-Kanonen, Mehrfach-Granatwerfer, um die ganze Gegend einzunebeln, Leute in Kampfpanzerung. Quasi alles außer Luftabwehr.
In der Zwischenzeit nahm jemand in Jays Zimmer ab. Es war Blue. Nebenbei fragte ich sie, ob sie die beiden TacNets aufspüren könne. Würde sie machen, aber nur gegen ein großes Erdbeer-Eis. Ohne Zusatzstoffe.  (Ja, sie war sehr merkwürdig). Und nur in meinem Zimmer, weil Jay davon nichts erfahren müsse. Der war nämlich gerade im Spa, irgendwas mit heißen Steinen. Ich bestellte einen Troll-Becher. Leider konnte es im Moment nicht mit der Drohne an mein Fenster geliefert werden, da um das Hotel eine No-Fly-Zone war. Vor Kurzem vom SS verhängt. Nun gut, dann eben über die Lobby.  Als Blue da war, wartete sie erst einmal bis das Eis da war. Der Typ in der Lobby war offensichtlich nicht erfreut über Lieferungen von außer Haus. Was solls?!
In der Zwischenzeit waren mehrere Busse vorgefahren, flankiert von einigen Sicherheitsfahrzeugen. Pavillions waren vom Hotelpersonal in Windeseile aufgebaut worden. Nein, es war doch eine Firma, kamen jedoch aus dem Hotel. Mussten über den Hintereingang reingekommen sein. Zumindest hatte man keine Einsicht mehr auf den Bereich zwischen Hotel und Bussen, die gerade von SS-Personal nach Sprengfallen abgesucht wurden. Dann tat sich irgendwas, obwohl man es nur erahnen konnte. Die Scheiben der Busse waren abgedunkelt, aber ich konnte am oberen Rand sehen, dass sich die Türen öffneten und zwei Minuten später wieder schlossen. Dazu hörte man so etwas wie "schnell, schnell, schnell". Irgendeine Evakuierung.
Nachdem Blue ihr hochpreisiges Erdbeereis in der Hand hatte, dauerte es nur zwei oder drei Löffel bis sie mir zei Geopings gab. Einen für ein TacNet, das nie abgeschalten war und eines für einen letzten Aufenthaltsort. Beides auf exterritorialem Gebiet von Saeder-Krupp. So weit zum Plan im Hotel. Die ganze Sache war damit wohl durch.. Ich gab die Infos an die Leute außerhalb durch. Vielleicht waren sie ja so lebensmüde und wollten es versuchen.
Nachdem Blue der Meinung war, dass Jay vom Erdbeereis nichts wissen durfte (habe ich schon erwähnt, dass sie wirklich merkwürdig ist?), kam ich mit ihr ins Quatschen. Sie hat von der Welt echt keinerlei Ahnung. Wirklich keine. Ich bestellte ihr noch einen weiteren Trollbecher, was dem Typen in der Lobby eine weitere Portion seiner Service-Freundlichkeit nahm. Nach einiger Zeit ging Blue mit dem zweiten Eisbecher  auf WC. Im Trid sah man vor dem Hotel nur noch ein paar verlorene Streifenwägen und den Übertragungswagen von DeMeKo. Nach einiger Zeit sah ich mal ins Bad, ob Blue kotzen war oder so etwas. Sie lag, eingehüllt in einen Trollsize-Flauschi-Bademantel gehüllt, in der Badewanne und hatte den Becher mit halb geschmolzenen Erdbeereis inniglich umarmt. Ich schüttelte nur den Kopf.

36.m
Anscheinend hat Jay irgendwie herausgefunden, dass Blue bei mir ist, denn es kam die Textnachricht: "Pass auf Blue auf oder liefer sie irgendwann ab, wenn du sie schon entführt hast."
"Ich habe sie nicht entführt, sondern konstruktiv mit ihr zusammengearbeitet, so wie die ganze Zeit schon."
Wie dem auch sei. Blue erwachte kurz darauf und wollte unbedingt etwas salziges. Zum Glück hatte ich mir auch ein paar Packen gesalzene Erdnüsse liefern lassen. Anschließend ging ich mit ihr hoch zu Jays Zimmer.
"Wo wart ihr denn so lange?"
"In meiner Badewanne." Jays Gesichtsausdruck war unbezahlbar.
Am nächsten morgen nahm ich noch das Frühstücks-Buffet mit. Ich dachte, ich wäre der erste (um den Zeitrahmen voll und ganz ausschöpfen zu können), doch eine junge Orkin war schon vor Ort. Sie hatte ein blaues Auge und kühlte es mit einem Eisbeutel. Esteffania Woznak. Nachwuchs-Scout bei den Essener Centurios. Ich zögerte erst etwas und setzte mich dann an den Tisch neben sie. "Heiße Nacht gehabt?" Ich deutete leicht auf ihr Gesicht.
"War nur ein Missverständnis."
Well, ik bin Kommunikationsmanager. Vielleicht kann ik Sie helfen?"
"Der dreks Typ wollte mich nich ins Hotel lassen, obwohl ich ne Karte hab, da hab ich ihn eine verpasst. Kann ja nich wissen, dass der gleich im Kranknhaus landet un n Bulle is. Zum Glück is das alles unter der Hand gerechelt wordn. Muss n son komisches Training machn und was für die Wohlfahrt..."
"Vielleicht ergibt sik das Gelegenheit, dass Sie mik berichten von die Ausgang von Ihre Training."
"Ja und dann muss ich noch Kohle sammeln. Für Kinder oder so."
"Sehr nett, wenn Sie sammeln Geld fur die Rente von die Waisenkinder ihre armen Eltern."
"Ja. Klar." Sie schüttelte den Kopf. "Ich muss dann mal."
Nach dem Frühstück gings ab nach Hause. Mit ein paar Zwischenstationen zum Umziehen. Aus den Nachrichten erfuhr ich, dass Swetlana "Bounce" Jurjewa (die elfische Scoutin von den Centurios) zusammen mit Teamkollegen verhaftet wurde. Wegen Beleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Dazu sah man kurz das Sterschutz-Logo. Sie stehe dennoch für das nächste Spiel zur Verfügung, denn es wäre auf höherem Niveau geklärt und es wäre keine Haftstrafe zu befürchten.
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Interludium
Anruf von Omega wegen Treffen und Organisieren von Lizenzen für einen Hund, um mit Tatze in Hundeform legal zu sein. Trafen uns in einer restaurantartigen Arbeiter-Klitsche. Gab für 2k den Kontakt zu Frau Mesmer, meiner SIN-Connection weiter. Wir bestellten dort Hundemarken gegen unsere Hundephobie. Frau Mesmer hatte immer diesen Spleen, ihre Kunden therapieren zu wollen... Nun ja, wir taten ihr diesen Gefallen.

Ein Anruf von Bella. Sie hätte einen Kunden, der militärisches Material kaufen möchte und sie wüsste, dass ich Connections in diese Richtung hätte. Habe ich. Und wollte sowieso demnächst dorthin. Der Kunde entpuppte sich als Jay. Ich fuhr mit ihm also runter nach Mannheim auf eines der letzten Gelände in der ADL, das die UCAS noch für sich beansprucht. Ich fuhr also mit meinem Bulldog vor und wurde am gesicherten Eingang aufgehalten. Ich lies die Scheibe herunter als sich ein bewaffneter Soldat in Kampfanzug, wohl der Bequemlichkeit halber ohne Helm, näherte.
"Was möchten Sie?"
"Ich möchte zu James Ryan. Ich habe seine Nummer."
Er sah mich verständnislos an. Anscheinend ein neuer.
"Was möchten Sie von ihm und woher haben Sie die Nummer?"
"Das geht Sie nichts an. Ich habe die Nummer, das muss genügen."
Er sah mich an als wolle er mich erschießen.
Jay meldete sich über unser Headset. "Was machst du da, verdammt?"
"Vertrau mir. Das läuft hier so."
Der Wachmann rief jemanden an. "Aber Sir... wirklich, Sir, jawoll, Sir." Dann ließ er uns mit ungläubigem Gesicht durch.
James Ryan war schwer beschäftigt. Als er von Jay allerdings hörte, dass es sich um eine Bio-Drohne handelte, die er wollte, nahm er sich die Zeit und überließ die Aufsicht über das Verladen in eine Frachtmaschine einem anderen. Jay einigte sich für seine Taube auf einen Preis von etwa 14k. Meine Bestellung war dagegen bescheiden. Granaten und jede Menge erweiterte Magazine. Für die Raiden, das Ruhrmetall SF 20 und die Unterlauf-Granatwerfer. Ich konnte auf dem Schießplatz ein paar Schüsse abgeben. Als ich Kiddie herausholte, war er sehr interessiert. Er untersuchte die rosa lacierte Raiden genau."
"Dieses Sturmgewehr wurde von mir verkauft."
"Keine Ahnung, das muss ein anderer in mein Auto gelegt haben."
Er sah mich durchdringend an. Ich spielte sein Spiel konsequent durch. Ich wusste von Nichts. Kannte nicht einmal Jay. Alsi ich dann auf ein Ziel in extremer Reichweite schoss war der Schuss nahezu perfekt.
"Das habe ich schon besser gesehen." War sein Kommentar. Aber ich darf jederzeit wieder kommen. Und Jay auch, nachdem er mir etwas Kohle für den Kontakt abgedrückt hatte. as halbe Jahr kann er auch gerne verkürzen. Da Allein drei Monate wohl für den Transport von der UCAS in die ADL draufgehen, kenne ich Leute, die das gegen etwas Geld in ein paar Tagen erledigen können...

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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 18. November 2023, 18:48:02
Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.
und
Vex, Norm, typischer Hamburger Kiezmensch. Streetsam mit vielen Connections. Punkig, und immer frei Schnauze.

Moin
37.a
Anscheinend hatten die anderen auch keinen Drang, weiter einem TacNet hinterherzulaufen. Auf jeden Fall vergingen einige Wochen bis mein Komm eine Textnachricht von Neo ausspuckte. "Ich habe heute Abend einen Termin und würde mich freuen, wenn ihr dabei seid." Anhängig ein Geo-Ping, ein Datum und eine Uhrzeit. 30.09.2079, 22.00 Uhr.
Heidelberg also. In der Bar "Spirit of Spirits" in der Innenstadt. Die Sicherheitsstufe liegt das bei A-AA und der Verkehr ständig überlastet. Im Neckartal am besten Motorrad. Mein Mortimer mit Argentum-Mantel macht sich auch gut auf der Mirage.  Es ist 21.45 Uhr als ich gegenüber des Eingangs parke. Anscheinend sind Fahrräder, Pedilacs und Mofas hier in der Innenstadt Standard. Die Innenstadt war ...historisch-eng. Ein Haus neben dem anderen, die Straßen teilweise noch mit Kopfsteinpflaster. Auf der Straße standen ein paar junge hippe Leute, die rauchten und Sprüche klopften, hinter ihnen ging eine gemauerte Treppe hoch bis zu einer Art Eingangsbogen mit großer Holztür, über dem in großen Lettern "Spirit of Spirits" leuchtete. An der Seite ein altmodischer Briefkasten-Schlitz. An den Türstehern vorbei in den Mantelraum. Eine Garderobiere nahm mir den Argentum ab und ich bekam eine Marke. Ich muss hier deutlich den Kopf einziehen, man hat damals die Raumhöhe wohl nicht an Trolle angepasst. Dieser instrumentenlastige elektronische Jazz, der hier aus den Lautsprechern kam, ging mir schnell auf die Nerven. Auch im offenen Treppenraum mit Bar, der sich anschloss, wurde es nicht besser. Hier gab es sogar Leute, die zu diesem Drek noch tanzten... Nur der Geist hinter der Theke als Barkeeper war interessant. Hatte anscheinend keinen Unterkörper. Die Tische waren nach Themen ausgestattet. Neo und Tatze waren schon da. Sie erzählten gleich, dass Jay abgesagt hatte. Er wolle nicht mehr für eine so schlecht zahlende Arbeitgeberin arbeiten. Als Omega kurz darauf kam, gingen wir nach oben. Neo, Tatze und Omega hier vorne, ich über das hintere Treppenhaus. Im ersten Stock war die Musik gedämpft. Anscheinend so eine Art Empore mit Balustrade. Hinten spielten sie Brettspiele, vorne lurrten einige Studies den tanzenden Mädels in den Ausschnitt. Im zweiten Stock ein durchgehender Gang mit vielen Türen. Im dritten Stock ein Atelier mit angebautem Wintergarten. Im Wintergarten wartete Frau Tanaka mit einem jungen Mann in einem Actioneer auf uns. In der Mitte eine Feuerstelle, deren Rauch durch einen Schornstein durch das Glasdach nach draußen geleitet wurde. Eine Art Kamin, den man auch zum Grillen oder Backen nutzen konnte.
"Nehmen Sie doch Platz. Dort hinten sind Bambusstäbe und Marshmallows." Sie wartete kurz bis wir saßen. Auf Marschmelonen hatte keiner Lust. "Sie sind mit Extraktionen vertraut?"
Wir bejahten.
"Es geht um eine Person mit Celebrity-Status. Sie werden sie möglichst unversehrt übergeben. Die Person kann sich leidlich selbst zur Wehr setzen und wird im zivilen Rahmen beschützt. Noch etwas?"
"Wie viel gibt es für diesen Run oder müssen wir diesmal bezahlen, um für Sie arbeiten zu dürfen?" Ich konnte es mir nicht verkneifen.
"Das war bereits abgesprochen. 15k." Sie wollte noch etwas zu diesem Thema sagen, fuhr dann aber weiter. "Es sollte möglichst unauffällig geschehen, nicht dass sie irgendwelche Verfolger mit zur Übergabe bringen. Sonst betrachte ich die Sache als gescheitert. Nehmen Sie an?"
Nach und nach nickten wir. Vor allem als klar war, dass sie wieder für sechs Personen zahlen würde. So hatten wir noch Ressourcen offen. Für einen Decker beispielsweise...
Sie legte eine eingeschweißte Sammelkarte auf den Tisch. Svetlana "Bounce" Jurjewa. Elfische Scoutin der Essener Centurios.
"Für persönliche oder ikonographische Dinge aus ihrem Besitz und anderen Merchandise wird der Auftraggeber extra zahlen. Sie wird in einem Hotel untergekommen sein, die Übergabe wird irgendwo am Wasser statt finden." Sie gab uns ein E-Paper. "Meine Nummer haben Sie."
Während Neo mit Frau Tanaka noch einmal in der Ecke einige Worte wechselt, checke ich, ob die Daten auf dem E-Paper sind. Omega will unbedingt eine Kopie. Kann er haben. Bis morgen beschäftigen wir uns etwas mit Hamburg und dann besprechen wir die Lage.

37.b
Ich schaute mir also bis zum nächsten Tag Vieles zur Sicherheit und den Gebieten HHs an, lernte etwas Hansesprech und stolperte über eine Organisation namens "Likedeeler", die Gleichteiler. Die waren dann doch interessanter als die Gangs, über die ich mir eigentlich einen Überblick geben wollte.
Nach einigem Hin und Her machten wir ein Treffen im "Greif" aus. Das Restaurant, in dem wir den Run um die Brotdose angenommen hatten. Das Gute war, dass das Ding im Prinzip gegenüber einer SS-Niederlassung lag, also wirklich sicher. Neo hatte uns dort ein Separée besorgt. Billard und Dart-Zimmer für Raucher. Zur Sicherheit nutzten wir alle, Neo, Omega, Tatze und ich, unser Kehlkopfmikrofon. Neo und Omega hatten sich ebenfalls etwas mit HH beschäftigt. In den Daten, die uns Tanaka zur Verfügung stellte, sahen wir uns den Terminkalender des Hotels Vierjahreszeiten bezüglich einer Besuchergruppe an.  Schnell waren die Besonderheiten ausgemacht. Führung durch Fischmarkt und Markthalle, Abholung zu einem Termin bei Aetherlink, Führung in Wildost, Stadt-und Hafenrundfahrt, Besuch bei der Gated Community Stormarn, noch einen Termin im Frachthafen und den Trockendocks. Das Dumme war nur, dass jeweils nur die Anzahl der Personen vermerkt war, allerdings nie genau, wer dabei wäre. Über die DNI meiner Riggerkontrolle nahm ich Kontakt mit meinem Fairlight Caliban auf und rief Jay an. Er würde uns für 2k Daten besorgen. Mal schaun, was das bringt. Auch die anderen fanden das grün. Dazu noch ein schneller Anruf bei 2Take. Leider nur der AB. Hinterließ eine Nachricht, ob er Einkaufsmöglichkeiten in HH kennt. Er soll mir die Konditionen einfach mitteilen. Außerdem hatten wir nähere Daten zur Zielperson. Swetlana "Bounce" Jurjewa ist bekannt für ihre Sprungkraft auf Grund ihrer Cyberbeine. Dazu war sie Adeptin. Sehr gut. Magie und Cyberware verträgt sich nicht. Wie bei Navy... Ich war kurz abgelenkt, als ich an das letzte Dossier über Navy  oder Mileilee, wie sie sich jetzt nannte, nachdachte. Sie lebte jetzt eben ein anderes Leben. Rennen im RRP...
Die anderen rätselten noch herum und hatten schon den Fischmarkt als Zugriff ausgemacht, da dort am sichersten war, dass sie dabei wäre. Zumindest war dieser Termin als einziger mit 6 Personen vermerkt. Also außerhalb des Hotels. Da alle Essen im hauseigenen Restaurant ebenfalls mit 6 Personen vermerkt waren...
"Vielleicht sollten wir unsere Planungen in HH vor Ort weiter führen. Wir benötigen vermutlich sowieso eine lokale Kraft." Die anderen stimmten zu.
Ich fuhr nach Hause und lud alle meine legale Ausrüstung ein. Es wäre zwar kein Problem, illegale Dinge nach HH reinzubekommen, aber raus wäre ein massives Problem. Das erinnert stark an Berlin.  Anruf. Weiterleitung von 2Take. Sprachnachricht. "Herzlich willkommen bei Ninja Burger. Bitte geben Sie nun ihren Standort ein." Nachdem ich einen Geoping in der Nähe eingegeben hatte, lief sofort ein Countdown mit etwa vier Stunden. "Ihre Lieferung ist nun zu Ihnen unterwegs."
Ich stellte mich an den Punkt, den ich angegeben hatte. In der Matrix hatte ich das erstbeste Sarghotel in HH Harburg herausgesucht. Dort würden wir uns alle treffen. Die anderen fuhren schon los. Omega hatte - genau wie ich - seinen Hobel ebenfalls mit eingepackt. Nach vier Stunden, exakt bei null,  hielt ein Fahrrad neben meinem Fahrerfenster. Ich ließ es herunter. Ein junger Asiate mit Schnauzbart hielt mir eine betont neutrale braune Tüte hin. Er selbst hatte ein Wakizashi auf dem Rücken und eine abgesägte Schrotflinte am Rad. Der Typ fuhr davon. In der Tüte war eine pinke Tasche, in dem ein pinkes Wegwerf-Komm war. Nicht trollgeeignet. Toll. Dafür ein Stift. Zwei Nummern. Nr.1: Ninja-Burger. Nummer 2: Assistent. Ich rief bei Ninja-Burger an, um dort zu erfahren, dass sie Burger & Co auch in jedes Feuergefecht liefern. Dafür kostete auch dieser Anruf schon hundert, auch ohne jede Bestellung. Dafür mit verbriefter Garantie, dass 90% der Ware ankommt und drei Rabattgutscheine für ein Laufhaus in Sachsenhausen ...  Also war der Schieber wohl "Assistent". Einen Kontrollanruf ließ ich lieber mal.
Ich fuhr also die Euro-Route bis HH durch. Kostete Maut, aber dafür garantiert duellantenfrei. Zumindest wenn sie nicht mal wieder übermütig wurden, weil sie die falschen Drogen geschmissen hatten. Die Grenze in HH erinnerte wirklich an Berlin. Kurze Zeit später, um zehn Uhr morgens war ich dann endlich am Sarghotel. PKW-Parkplatz. Zumindest Omega war schon da. Seinen Bulldog kannte ich. Stand auch hier. Ich stellte die Diebstahlsicherungen scharf und legte mich pennen. Um elf weckte mich mein Komm. Diebstahlsicherung Bulldog. Annäherungsalarm. Da ging nicht nur jemand vorbei, da lungerten Leute rum. Nackig wie ich war, warf ich nur meine Panzerjacke über und schnappte mir meine zwei Wummen. Die jungen Russen mit ihren Pling-Plings waren erstaunt, als sie mich unten ohne mit zwei Knarren in der Hand sahen. Ein paar andere Leute auch. Nach ein paar Sätzen hatte ich einen hellhäutigen, dunkelhaarigen Ork namens Dymitri Sirota kennen gelernt. Wir waren uns schnell einig, dass sie nicht an meinen Radkappen interessiert waren, niemand auf meinen Schwanz schaut oder gescaut hat ("Wir sind doch nicht schwul") und ich gerne ihren bewachten Parkplatz benutze. Mit den angebotenen fünfhundert hatte ich den Preis der Gang Faktor fünf überschätzt... Es war hier wohl der Turf der Pierc. Sie parkten Touris zu und erpressten so Kohle. Nachdem ich herausfand, dass er wohl so zwanzig bis dreißig Leute mobilisieren könnte ("Locker so siebzig, achzig..."), sicherte ich mir seine Nummer. Vielleicht brauchen wir mal eine billige Ablenkung. Außerdem gab ich Omega Bescheid. Sie hatten seine Karre auch auf dem Kieker.

37.c
Am Abend beschlossen wir, uns einfach einmal am Fischmarkt umzusehen. Immerhin war da die Zielperson da gesichert dabei. Mein Komm zeigte 17.45 Uhr am 02.10.2079 als ich auf den Platz vor der Markthalle auflief. Meinen Bulldog hatte ich in einem Parkhaus in der Nähe geparkt. Omega war mit Tatze und Neo schon vor Ort. Auf dem Platz war weit und breit nix los. Auch die Parkplätze vor Ort waren weitestgehend leer. Die Fischauktionshalle war ein Backsteingebäude mit massiven Türen, in denen Sensoren verbaut waren. Auf dem Boden waren Markierungen für Fahrzeuge, die wohl dort hineinfuhren. Überall waren dezent angebrachte Kameras. Ein paar Japaner machten Fotos. Ein Patrouillen-Boot der HanSec fuhr vorbei. Die AR verriet uns, dass die Öffnungszeiten täglich von 4.00-11.00 Uhr war. Sicherheitsstatus: Nachts A bis AA, tagsüber B. Vor Taschendieben wird gewarnt.
Da standen wir nun. Der Troll in maßgeschneiderten Anzug, ein Norm in einer Panzerjacke, der aber vom sonstigen Kleidungsstil her irgendwie nach Konzern roch und ein orkischer Punk mit seinem Köter. Sollte auffällig genug sein für die örtlichen Kiezheinis. Ich sah mich um: "Wollen wir nicht da drüben n Bierchen trinken?" Ich deutete auf eine Bierkneipe im Einflugsgebiet zur Reeperbahn. Die anderen hatten nichts dagegen.
Die Kneipe glänzte durch ein Industrie-Chique, als Eye-Catcher gab es einen mehrere Stockwerke hohen Braukessel, der mittig stand. Um ihn herum Ballustraden. Jede Menge davon. Welche Gang hier auch immer herrscht. Du solltest sie nicht offen über den Haupteingang angreifen. Außer mit einem Panzer. Oder einem ferngesteuerten Laster voller C8.
Wir setzten uns an den Tresen. Wir bestellten Astra. Was anderes gab es eh nicht. Astra Light war ganz witzig. Astra L. Astral. Naja. Ist nicht witzig, wenn man es nochmal erklärt bekommt. Egal. Es dauerte nicht lange, da setzte sich ein pinker Iro mit genausoviel Metall im Gesicht wie Omega direkt in unsere Richtung in Bewegung und stellte sich mit zur Schau gestelltem Selbstbewusstsein zwischen uns. Ah, Erstkontakt.
"Moin. Wen wollt´n ihr anschieten? Macht hier auf min Turf ma keen Schiet."
Neo sah ihn schief an: "Wir wollen hier nur etwas trinken."
"N Troll im Anzuch, nen Konzerner un einer, der normal ausziecht. Dat riecht doch nach Ärcher."
"Der Typ gefällt mir", hörte man Omega über Funk.
"Also, von wo kommt ´er denn?"
"Wie kommst du darauf, dass wir nicht von hier sind?" Neo ging auf Front.
"Vorsicht, der hat einiges eingebaut, sagt Tatze." Tatze war gerne irgendwie mit einem Zauber mit Omega in Verbindung.
Also, fang wer ma von ganz vorne an. Ich bin Vex und werd ma einer von den ganz großn." Er schaute erwartungsvoll in die Runde. Wir stellten uns vor. Er nickte. "Also ihr braucht erstma passende Klamotten für Hamburg. Was machtn ihr, wenn ersma echtes Schietwetter kommt? Säureregen oder so? Da brauchter ers ma n Friesnnerz. Finden wer in der Barterkant. Oder schonmal von der schwarzn Flut gehört? Seitdem lungern hier auch gern ma Toxikgeister rum."
"Barterkant...?"
"Ja, die is in der Schmökerkant."
Anscheinend hatte sich außer mir niemand mit Hansesprech beschäftigt. Ich biss mir nur in den Hintern, dass ich den sauren Regen nicht ernst genommen habe.
"Du kommst nicht zufällig an was mit ordentlich Wumms und Durchschlagskraft ran?"
"Klar, kriegste alles in den Underkant."
Neo funkte mich an. "Meinst du, den könnten wir brauchen oder ist der auf uns angesetzt worden?"
"Also, gehen wir mal davon aus, wir wollen hier Ärger machen, dann bräuchten wir erst einmal ein ruhiges Zimmer."
"Klar, kommt mit."
Als klar war, dass wir einen Aufzug betreten würden, schaltete ich auf interne Luftversorgung um. Ein paar Etagen weiter oben stand man in einer Art Konzernetage. Empfangstresen mit verstärkten Platten, verschiedene Türen. Wir gingen in einen Raum, in dem ein großer Konferenztisch mit 24 Stühlen daran stand. Auf Nachfrage nach White Noise aktivierte Vex die elektronischen Sicherungen. Neo war erschrocken, da sein Komm keinen Empfang mehr hatte. Er fragte nach. "Störsender, White Noise, Glas verdunkelt", dabei lies er seine Arme die Glasfront entlangwandern, "was man halt so macht."
"Also Vex", ich hob an, um das Eis etwas zu brechen, "vielleicht überdenkst du deinen Namen nochmal. Er klingt wie Wichs."
Smalltalk - kann ich.
"Hm, ja, is ja auch erstmal provisorisch, bin da noch auf der Suche. Aber ich werde mal voll der Held."
"Helden sind tot."
"Ne, Helden nich, nur Legenden."
Schlagfertig war er schonmal. Und immer direkt.
"Also ihr habt was vor. Bin ich drin?"
Neo sah mich an: "Du bist der Profi, was sagst du denn?"
"Du steckst am tiefsten drin, was sagst du denn?", gab ich den Ball zurück.
Vex atmete tief durch. "Ich geh dann ma raus."
"Das ist ein Punkt mehr", ich nickte Richtung Tür, die sich eben geschlossen hatte, "er scheint n Profi zu sein."
"Meinst du, ich soll ihm das gleiche bezahlen?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Deine Sache."
"Ich stelle ihn mal auf die Probe."
Als er wieder drin war, hob ich an: "Also, wir könnten dich brauchen. Du bist genau, was wir brauchen. Und wir haben dich sowas von ohne Probleme gefunden, dass wir misstrauisch sind."
"Jap. Ich wurde geschickt, um zu schauen, ob ihr Ärger macht."
"Ah und von wem?"
"Von meinem Chef." Er verschränkte die Arme. Damit war klar, dass er zu dem Thema keine Auskunft mehr geben würde.
"Vory oder Likedeeler?" Ich stellte die Frage eher, damit er wusste, dass wir nicht völlig auf doof hier aufgeschlagen sind.
Er zuckte nur die Schultern. "Das sind die großen hier."
"Also, wir würden 10k zahlen, 15 wenn alles glatt geht."
Er nickte leicht. Neo fuhr fort. "Wir sollen jemanden extrahieren, ist bekannt aus den Medien."
"Gehört die nem Kon oder is die von hier? Die Leute hier halten zusammen wie Pech und Schwefel. Leg dich mit einem an und du legst dich mit allen an."
"Das ist mir nicht ganz unbekannt. Die Person gehört einem Konzern."
"Ich hoffe, ihr seid nich so doof und wollt das am Fischmarkt durchziehn. Angriffe auf Touri-Ziele wern militärisch beantwortet. Die HazMat is nur 200 Meter übern Fluss. Außerdem wird die Seagate-Arco regelmäßig infiltriert, also is die Sicherheit hier in der Gegend entsprechend hoch..."
Als er einen Blick auf den Tagesablauf warf, meinte er, Wild-Ost wäre ok. Außerdem wird die Aetherlink-Niederlassung erst gebaut, da wäre die Sicherheit sicher noch nicht komplett. Zumindest möglich aber normalerweise ein No-Go.
"Wir warten noch auf Informationen. Aber Vex, kannst du vielleicht einen Unterschlupf organisieren?"
"Fürn paar Stunden auf jeden. In Altona immer."
"Und dann evtl. auch für ein paar Tage, falls sich das mit der Übergabe zieht? Und Drogen, um jemanden bewusstlos zu halten?"
Er lächelte. "Kein Thema. Wollt ihr ne Wohnung oder ein Ferienhaus?"
Wir nahmen das Ferienhaus.

37.d
Wir bekamen mehr Informationen. Jay hat den Kalender einer gewissen Zindy Precht gehackt. Das war die PR-Tussi, die für die Gruppe zuständig war. Danach war klr, dass Wild-Ost keine Alternative mehr war. Entweder würden wir zuschlagen, wenn die Zielperson mit dem Hubschrauber nach Hannover zur Aetherlink-Niederlassung geflogen wird, bei der Stadtrundfahrt im Auto oder auf der Bootsrundfahrt. Wir entschieden uns für letzteres und buchten direkt ein paar Plätze, um uns den Ablauf etwas anzuschauen.
Zuerst: Die sogenannte Bootsrundfahrt begann in einem Doppeldeckerbus. Der Reiseleiter war ein Zwerg. Als wir durch die Innenstadt tingelten, nahm ich den Bus genauer unter die Lupe. Das Ding ist militärisch gepanzert außer am Treppenstück. Das scheint erst nachträglich eingebaut worden zu sein.  Das Führerhaus hat ein Schott als Abtrennung. Keine Fenster im Laderaum unten, Innenkameras, Schränke mit dem Üblichen. Erste Hilfe, Feuer, Rettungswesten, Notschlauchboot, Leuchtpistole und einige Aufschriften auf Kyrillisch. Sicherheit und Notfall. Später sah ich noch Außenkameras.
Der Bus baute sich am Ufer um zu einem Hovercraft. Wir fuhren im Hafen an der HazMat vorbei, an Big Willie, einem Hochsicherheitsknast, im Trockendock lag ein Eisbrecher, der vor Kurzem von einem Meistersänger angegriffen wurde (irgendso ein riesiges Seemonster), einige spielten Hoverball auf Jet-Skis (so eine Art Polo im Wasser), weiter vorbei an der Proteus-Arko, am HSV-Stadion inklusive Friedhof und dem Tiergarten, wobei sich der Reiseleiter über den reichhaltigen Bestand an erwachten Insekten auszulassen und dem Hinweis, dass dort weltweit der erste Bereich für toxische Critter geplant werde.

37.e
Wir planten. Tatze hatte sich schon seit längerem einen komischen Helm gekauft. Im Helm verbaut waren Troden, so dass er über Funk nun auch in Hundeform mit uns sprechen kann. Erleichtert einiges. Natürlich wurden verschiedene Möglichkeiten durchgesprochen. Wollen wir im Wasser zuschlagen oder an Land? Besorgen wir uns einen Platz in der gleichen Fahrt wie das Ziel oder kommen wir von Außen? Das Fahrzeug für die Stadtrundfahrt war immerhin ein umgebauter Mostrans KVP-27T.  Neu war quai nur die aufgesetzte Dachterrasse und damit verbunden die Treppe und die Luke ins Innere.
Von Jay bekam ich noch ein kostenloses Datenpaket nachgeliefert. Ein Link, der sich hinter einer Paywall befand. Für 5€ im Monat hatte ich nun Zugriff auf Momo, einem Hamburg-spezifischen sozialem Netzwerk. Account von Zindy Precht. Daraus ging hervor, dass in der Gruppe neben ihr und Bounce noch Esteffania Woznak, der Leibwächter Pierre Meier und Claudia Arndt von der Rechtsabteilung mit dabei wären. Somit also drei ernsthafte Gegner. Zwei Urban Brawlerinnen und der Leibwächter. Die PRlerin und die Rechtsanwältin. Noch einige Touris.
Wir entschieden uns, beim Übergang vom Wasser an Land zuzuschlagen. Zum einen lag dieser Punkt in Altona und damit war die Sicherheit eher niedrig und zum anderen konnte uns Vex einen Unterschlupf in der Nähe besorgen. Abtransport mit unseren Bulldogs. Von denen gab es hier in der Stadt genug, so dass sie unauffällig waren.
Cyberwareblocker besorgte Vex. Patches, Kabelbinder und Frauenklamotten Marke "One Size Fits It All" ließen wir uns getrennt zustellen.
Tanaka schickte uns eine Karte in Berlin, in der Wasserflächen fehlten. Omega und ich waren einer Meinung. Das waren ausschließlich Wasserflächen, wo ein Wasserflugzeug starten konnte. Auch Vex stimmte zu. Dazu wahlweise ein Timer mit Minimum zwei Stunden oder man konnrte eine Uhrzeit einstellen. Nicht übel.
Mit Tatze (als Mensch) machte ich einen Ausflug in einen Taliskrämer-Laden in Altona. Der Eingang lag in Kellerhöhe. Anscheinend ist das Haus irgendwie eingesunken. Die Tussi da wollte mir einen Traumfänger andrehen. Tatze nahm neben den Drams tatsächlich einen.
Am Dienstag tauchten Bilder auf Momo auf. Zindy und Pierre (der mürrisch aussah) morgens um fünf in einer Flugzeugfrachthalle. Neben einem Gabelstapler stand ein Container. Ich hatte den schon im Zug gesehen. Stand aber auch bei, dass darin Urban Brawl Ausrüstung war. Die PR über das gerichtlich angeordnete Charity von Bounce und Woznak lief auf vollen Touren... Ich sollte noch zwei Faradaysche Koffer kaufen...

37.f
"Wollen wir nicht doch bei der Stadtrundfahrt dabei sein?" Vex sah in die Runde.
"Ich dachte, das wäre vom Tisch?"
Vex sah das anders. Ich hatte Jay am Komm. Es ergab sich zwischen den anderen ein hin und her. Ich hörte ein "Das bezahle ich aber nicht von unserem Geld."
Das läuft wie in Paris. Und am Ende stirbt die Zielperson wegen so einem Drek. Die Entscheidung war schnell getroffen: "Wir nehmen die Karten, Jay, ich zahle die Tausend." Vex war zufrieden. Neo war zufrieden. Vielleicht macht es sich bezahlt, jemanden an Bord zu haben. Auf jeden Fall will ich nicht noch ewig diskutieren. "Gut, dann gehen Vex und Omega auf Tour?" Sie nickten.
Wir hatten noch einige Tage. In denen verfolgten wir die "Charity-Tour" unserer straffälligen Urban-Brawlers auf Momo, dem hamburger Social Network.
Am Dienstag, 03.10.2079, dem Allianztag, einem Feiertag, der früher einmal Tag der deutschen Einheit hieß, gab es eine Konferenz mit Persönlichkeiten der Stadt. Eine Menge Reden wurden gehalten. Unsere Zielperson kam im Kleid. Man sah ihre Cyberbeine. Die Knie bogen sich nach hinten statt nach vorne ab, was beim Schleichen Vorteile bot. Später wurden noch Sternschutz-Beamte geehrt. Das hatten sich die beiden wohl nicht träumen lassen, als sie den SS-Typen vor dem Hotel verprügelten.
Am Mittwoch, 04.10.2079 Machten sie am Vormittag eine Führung durch den Fischmarkt und die Markthalle. Am Nachmittag waren sie in der Aetherlink-Niederlassung, um eine Gedenktafel für alle Opfer des Sprengstoffanschlages zu enthüllen. Immerhin wurde offen gesagt, dass es sich im Zuge der Konzernkriege ereignete. Die Täter bzw. der Auftraggeber war immer noch unbekannt.
Am Donnerstag, 05.10.2079 waren sie nachmittags in Stormarn, einer Gated Community. Unser Ziel war in Rüstung und gab irgendwelchen Rich-Kids Autogramme. Immer wieder wurde betont, dass der Sternschutz dort für die Sicherheit verantwortlich war und wie zufrieden alle damit seien. Anschließend besichtigten sie ein Kraftwerk, in dem ebenfalls überall SS-Beamte im Bild platziert wurden. Zum guten Schluss fuhren sie die Haustier-Nummer auf. Süße Frettchen. Sie waren bei der Frettchen-Staffel des Sternschutzes. Werden standardmäßig auf allen größeren Flughäfen eingesetzt, um Magie aufzuspüren. Teuer, aber effektiv. Bei unserer Zielperson, der elfischen Soutin Jurijewa und auch bei der orkischen Woznak schlugen sie an. Woznak ist also auch magisch. Interessant.
Am Freitag waren wir dann recht beschäftigt. Heute sollte die Stadtrundfahrt stattfinden, auf der wir Jurjewa extrahieren wollten. Noch ein paar letzte Bestellungen wie zwei Faradaysche Koffer für die Rüstung, die sie hoffentlich trug (würde gut extra Cash geben), der Lagerraum in Altona wurde von Tatze vorbereitet, um es magischen Verfolgern schwerer zu machen, die Zielperson durch ein Ritual aufzuspüren, wir verkleideten uns alle. Vex und Omega gingen auf die Stadtrundfahrt, Neo und ich holten Tatze ab. Er beschwor einen Geist, der uns alle drei verschleierte und dazu machte er uns beide und sich selbst unsichtbar. Mir gab er dafür einen Fokus. So ein Speicher für Zauber.
Omega hatte schon durchgegeben, dass es sich heute wirklich auch um das gleiche Boot handelte, wie bei unserer gemeinsamen Stadtrundfahrt.
Später kam eine Textnachricht von Vex. "Es gibt einen kleinen Zwischenfall." zusammen mit einem Geoping an einer Brücke und einem Emoji, das einen zerquetschten Piraten darstellte. "Die Sicherheit wird wohl etwas höher sein."
Also gut. Etwas Verspätung. Ein Kleinwagen hielt vor der Schranke, die Verhindern sollte, dass Autofahrer aus Versehen hier vom Parkplatz in die Elbe fahren. Ein Ork stieg aus und ging zu ihr...

37.g
Der Typ stieg wieder ein und parkte auf unserer Ebene. Man hätte ja erwarten können, dass er wenigstens nach unten auf die bisher gesperrte und leere Uferebene fahren würde. Stattdessen fuhr er rückwärts etwa hundert Meter von der Fahrspur weg und stellte sich hinter einige andere parkende Autos.
"Der Typ ist verdächtig, der versteckt sich."
Tatze war anderer Meinung: "Der will nur in Ruhe etwas trinken."
Neo zuckte mit den Schultern: "Ist halt etwas verpeilt."
Ich nahm eine der zusammengerollten Würste aus durchsichtigen Plastikplanen aus einer der Plast-Kisten, öffnete die Bodenluke und rollte die Wurst darunter aus. Wenn man unsichtbar ist, sollte man sich nicht unbedingt im Schlamm suhlen, so ka?
"Ich schau mir den Typen mal an. Wir haben noch drei Minuten. Außerdem sollten wir sowieso langsam aussteigen."
"Dann könnten euch aber Magier aufspüren, das wisst ihr!?" Tatze. Denkt mit.
Es liegt einfach nicht in meiner Art, mich auf ausschließlich eine Sache zu verlassen, wenn ich mehrere Ressourcen zur Verfügung habe und so - trotz Unsichtbarkeit und Verschleierung- schlich ich mich bis zur Straße Richtung Pier, sah mich kurz um, überquerte schnell und schlich weiter bis zum Kleinwagen. Die Scheiben waren nicht verdunkelt. Der Ork saß darin und schaute nach unten, wo auch seine Hände waren. Dann sah ich, dass er etwas aß. Ich schlich näher heran. Er sah etwas erschreckt auf. Anscheinend auf ein Sensor-Array und sah sich um. Ultraschall-Sensoren für Annäherung. Gerne genommene Erweiterung des Einpark-Assistenten. Ich schlich wieder etwas zurück. Dann wieder nach vorne und zurück. Er sah sich um und klopfte auf den Array. Ich zog eines meiner Kampfmesser, schlich zügig nach vorne und machte auf der Fahrerseite einen kleinen Schlitz in Vorder- und Hinterreifen. Dann um das angrenzende Auto herum. Der Typ stieg aus, trat leicht gegen die Reifen und fluchte.
""Fehlerdiagnose gestartet", hörte ich die Elektronik des Autos. Ich war schon am Wegschleichen als er doch noch telefonierte. Ich lauschte. Es war kein Hansesprech und auch kein Afrikaans, kam aber in beidem vor. Musste Niederländisch sein. Irgendwas mit "abholen" und "Scheiße" und "Panne". Gut, vielleicht doch kein Runner.. Er macht noch Fotos von den Reifen. Noch zwei Minuten. Ich schlich zurück zur Straße, blieb aber in Deckung bzw. wäre auch sichtbar von der Seehexe aus kaum zu sehen gewesen.
"Leute, kommt mal langsam raus. Wenn sie an Land kommen, will ich entern. " Ich zog gemütlich meine Walter Secura II, gefüllt mit Gel-Munition. Irgendwie hatten die anderen Bedenken, Leute einfach umzubringen. Zumindest in einem Punkt teile ich diese. Herumspritzendes Blut lässt uns sichtbar werden und wir hinterlassen vielleicht auch unterwegs Spuren.
"Stehe schon bereit." Neo über den Funk.
"Bleibt unten, sonst sieht man euch auf der Astralebene."
Ich hoffe, Tatzes Geister werden die Astralebene beherrschen, so dass von dort nichts kommt. Aber muss der Geist nicht physisch werden, wenn er uns verschleiert...? Ich wischte den Gedanken weg. Magie war Tatzes und Neos Gebiet. Ich konzentrierte mich ganz auf meine Aufgabe.
"Zugriff."
Ich kam Neos Befehl nach und rannte Richtung Seehexe, die etwa eine Minute benötigen würde, um von Hovercraft auf Radantrieb umzustellen. Wenn mich jetzt jemand astral sah, war es eben so. Die Hexe hatte vermutlich auch dementsprechende Sensoren, so dass nun Geschwindigkeit Trumpf war. In nicht einmal drei Sekunden war ich an die Hexe gerannt. Der Kletteraffe aus dem Repertoire des Parcour half mir enorm, die gut vier Meter nach oben zu kommen. Ich enterte am Trollsitz, der Richtung Heck eingebaut war (der Quoten-Trollsitz), so dass ein Schuss auf die Zielperson zumindest möglich war. Omega stand mit Zindy Precht an der Bug-Reling. Svetlana "Bounce" Jurjewa sprang auf. Ki-Adept. Kann man kaum überraschen. Drek! Ich traf in den Bauch. Sie ging in die Knie. Nebenbei schaltete ich meinen Ultrasound zu. Drek! Irgendwas vergisst man immer. Der Schuss und das Zucken von Woznak erinnerte mich daran, dass auch Neo nicht sichtbar war.  Durch ihr Zucken stand sie jetzt in meinem Schussfeld auf die Zielperson. Egal. Man nimmt, was man bekommt. Sie machte zwar Ausweichbewegungen, aber nach meinem Schuss lag sie auf dem Boden.
Das war der Moment, in dem Vex aufstand und ein Pfeilgeschoss auf den Leibwächter abfeuerte. Mit einer komischen Pistole. Ich kenne mich mit den Dingern aus und tippte auf einen Eigenbau.
Omega schoss ebenfalls auf den Leibwächter und - anscheinend an Zindy gerichtet: "Ich kenne mich mit Vielem aus."
Pierre, der Leibwächter fiel um und robbte über den Boden auf die liegende Esteffania Woznak.
Der zwergische Guide am Bug robbte unter seinen Sitz, die Touris sind erstaunlich ruhig und heben ihre Hände. Eine Mama rutscht vor ihre Tochter, die Asiatin richtet ihre Kamera auf dem Stativ auf die Schießerei hier auf der Dachterrasse der Seehexe.
Svetlana "Bounce" Jurjewa macht genau das, wofür sie bekannt ist. Sie springt über die Reling und versucht, so zu entkommen. Neo schießt auf sie und trifft. Sie fällt hin. Neo springt hinterher. Ich nehme den Sitz, auf dem sie gerade noch saß als Sprungbrett und springe hinterher. Neo steht über Svetlana. Über Funk hört man ein "Zielperson bewusstlos."
Während Zindy Precht auf meinen Rücken fällt (Ihr Problem, nicht meines) antworte ich: "Ich übernehme." Gehe zu Neo und lade mir Svetlana auf. Das war der Moment, in dem Zindy und Neo umfielen. Mir wurde schummrig. Drek! Neurostun!

37.f
Die Umstellautomatik der Seehexe fährt zurück auf Hovercraft. Anscheinend hatte der Rigger entschieden, dass er über den Fluss schneller aus der Situation entkommt.
Ich lade mir Neo auf die andere Schulter. Mit ihm und Svetlana zurück zum Bulldog. Ich komme mir vor wie damals beim Bund im Strafbataillon. Über Funk gebe ich raus: "Rückzug, Rückzug, Rückzug" und gebe über DNI den Befehl an den Van, die hinteren Türen zu öffnen. Ich sprinte die letzten Meter und lege die beiden ab.
Die Seehexe beginnt, zurückzusetzen.
"Wo bleibt ihr?" Vex, Omega, melden!" Ich schaue mich um. Vex kommt angerannt, von Omega nichts zu sehen, Tatze steht neben dem Van und schaut konzentriert Richtung Hovercraft. "Omega, Omega, bitte melden!"
Automatisches Feuer auf der Seehexe. Jemand wird über die Reling geschmissen. Ich zoome mir die Situation heran. Keine Ahnung, wer da ballert. Muss oben auf dem Boden liegen oder knien. Auf jeden Fall niedriger positioniert als die Reling. Oben steht ein aufrecht gehender Hund in Lederjacke, der eben Omega von Deck geworfen hatte. Der trieb unten am Ufer mit dem Gesicht nach oben, aber sobald die Luftblase aus seiner Kleidung raus ist, wird er untergehen. Seine Verkleidung - zumindest die Maske im Gesicht - saß nicht mehr hundert Pro. Am Ufer liegen ein paar Pistolen. Vermutlich die Knarren von Neo. 
Als ich die AK aufnehme, höre ich ihn schon: "Schieß damit besser nicht!" Er macht die faradaysche Kiste auf und beginnt, Jurjewa reinstopfen zu wollen.
Der Hund in Lederjacke springt runter. Irgendwas ist mit Omega passiert, aber keine Ahnung was.
Ich lasse die AK wieder fallen, starte per Riggersteuerung den Bulldog und fahre los. Mein Ultrasound vermeldet mir eine Person, die noch am Parkplatz steht. Drek! Tatze war noch nicht eingestiegen!
Die Seehexe setzt ganz langsam weiter zurück.
Ein Ork kauert zwischen parkenden Autos und filmt. Der Hund ist ganz auf Omega fixiert. Es schießt keiner mehr. Vex schnappt sich die AK.
Tatze war über Funk zu hören: "Der Geist schnappt sich Omega und kommt zum Auto."
Die Seehexe beschleunigt nun rückwärts.
Ich springe aus dem Auto und lasse es am Ufer stoppen. Tatze läuft an mir vorbei, der Rigger der Seehexe war ein Zwerg und lehnte sich gerade aus dem Seitenfenster. Er bemühte sich, Zindy heranzufischen.
Ich laufe zum filmenden Ork und reiße ihm sein Kommlink aus der Hand. "Bleib unten Bruder oder stirb." Bruder als Or´Zet eingestreut.Auf dem Komm unterbreche ich das Telefonat. Laufe zum Ufer, sammle die Knarren ein. Auf dem Deck lässt sich kein Schütze blicken. Beim Einsteigen: "Vex, hast du überprüft, ob die Alte noch am Leben ist?"
"Ne, ich bin da ganz schnell raus."
Ich schnappe mir mein MedKit, am Handgelenk von Jurjewa blinkt was. Notfall. BuMoNa. Ich ziehe sie schnell aus und schmeiße alles in einen faradayschen Koffer. Gibt hoffentlich ein paar Creds extra. Schnappe mir meinen Wanzenscanner und checke sie ab. Zwei Chips in den Beinen, einer an der Hüfte und einer hinter dem rechten Ohr.
"Drek, die ist gespickt mit Chips."
Tatze: "Ihr könnt mal Omega aufwecken, damit er sein Auto wegfahren kann."
Vex zu ihm: "Hast du ein MedPack?"
"Ne."
Die Kiste ist viel zu klein für Jurjewa. Das MedKit zeigt "stabile Seitenlage".
Ich mache rum mit Kiste und Taschen, um die Chips einzeln abzuschirmen.
Vex pflaumt mich an: "Das bringt doch nix!"
"Dann sag doch, was ich machen soll, du Einstein!"
"Stopf sie einfach in die Kiste, Mann."
Mach ich. Langsam auch egal. Am Bein reßt irgendwas, aber kein Blut zu sehen.
Wir fahren im Halbkreis wieder Richtung Süden. Falls es Augenzeugen gab, werden sie berichten, dass die Täter nach Norden geflüchtet sind. Dabei ändere ich mehrfach Farbe, Schilder und Matrix-Kennung.
"Hat hier jemand diese Patches zum Aufwachen?" Tatze sah fragend in die Runde. Ich werfe ihm eine angefangene Maxi-Packung Stimm-Patches zu. Nach Verwendung wachen Neo und Omega wieder auf.
Neo stöhnt: "Alter, wo bin ich?"
Vex lacht: "Im Hanse-Knast."
Neo wendet sich Omega zu: "Du siehst aus wie ich mich fühle."
Omega schaut sich um: "Sind alle da? Wo ist die Zielperson? Lebt sie noch?"
Ich muss schmunzeln. "Schmitts Katze. Ist in der Kiste und wir wissen nicht, ob sie tot oder lebendig ist." Spätestens wenn ihr der Sauerstoff ausgeht...
Neo: "Weiß jemand, was da los war, als ich bewusstlos wurde?"
"Magie habe ich keine gespürt. Ich gehe von Neurostun aus."
"Drek, wo ist meine Knarre."
Ich deute nach hinten. "Irgendwo da drüben."
Neo war sehr erleichtert. "Ich schulde dir was." Jap, kommt zum Rest dazu.
"Ist meine Knarre auch da?" Omega wurde enttäuscht.
"Hast du Smartlink drin? Dann solltest du dein Kommlink ausschalten und wegwerfen."
Vex hat echt Ahnung von Technik.
Neo: "Wo hast du sie denn verloren?"
"Oben auf dem Dach."
"Mist!"
Neo kontaktiert Frau Tanaka. Der Countdown für die Abholung steht bei 36 Minuten.
Ich parke vor dem Haus. Wir bringen die Kiste in den vorbereiteten Keller. Ich stelle mir einen Wecker auf x-17 Minuten für den Aufbruch, da wir 15 Minuten bis zum Übergabeort benötigen. Somit werden wir uns hier 19 Minuten aufhalten. Hätte man nur vorhergewusst, dass die Übergabe-Crew so schnell vor Ort sein kann...
Wir lassen kurz Luft in die Kiste...
"Sie lebt noch." Neo hatte sie wohl askennt.
Ich schminke mich und Neo ab.
X-19, wir brechen auf und packen im Keller alles zusammen.
X-17, wir fahren los. Unterwegs schminke ich noch Omega und Vex ab. Omega hat einen merkwürdigen Ausschlag überall wo die Schminke vorher schon abgegangen war. Oder war die Schminke abgegangen, weil da was draufgespritzt ist? Ich ziehe wieder meinen Anzug an.
X-4. Wir kommen am Ufer an. Zu früh.
X-2. Im Wasser bildet sich ein Strudel und Metall taucht auf. Es nähert sich dem Ufer. Sie kommen tatsächlich mit einem U-Boot. Wir lassen noch einmal kurz Luft in die Kiste und ich entnehme mein MedKit.
X-0. Es taucht mehr Metall auf. Gleichzeitig wird eine Art Feuerwerk gestartet. Brennende Kugeln werden aus dem Wasser senkrecht nach oben abgeschossen und explodieren recht geräuschlos in einer Rauchwolke. Rauchwerfer. Militärischer Standard. Gleichzeitig Startet ein zweiter Countdown bei drei Minuten rückwärts. Auf dem Deck sieht man inzwischen mehrere Gestalten. Also, wenn man Ultraschall hat. Ein Landungssteg zum Ufer wird ausgefahren.
"Haben Sie das Paket?" Eine verzerrte weibliche Stimme. Alle in Kampfanzügen.
Neo: "Sie ist verletzt. Sie sollten mit ihr einen Arzt aufsuchen."
"Wir sind nur für den Transport zuständig. Wo ist das Paket?"
"Hier. Sie ist stark verchippt. Zwei an den Beinen, einen in der Hüfte, einen hinter dem rechten Ohr. Und hier noch eine Tasche mit ihren persönlichen Besitztümern. Ebenfalls verchippt."
Vex schob noch nach: "Sie sollten noch bestätigen, dass wir sie lebend übergeben haben."
Sie nahmen sie aus der Kiste, hakten sich links und rechts unter. "Bestätigt."
Als das U-Boot verschwand, hörte man schon in der Ferne auf dem Fluss Sirenen. Wir also ab in den Bulldog und weg.
Neo gibt Nachricht an Frau Tanaka und danach an Vex: "Ich danke dir für deine professionelle Hilfe." Er überwies ihm seine 15 k auf ein paar Credsticks.
Vex kannte einen Straßendoc in Hamburg-Reinbek. Arbeiterquartiere reihten sich hier. In einem der geräumigen Hinterhöfe parkten wir. Inzwischen hatte es Neo und Omega wieder umgehauen. Die Stimm-Patches hatten ihren Tribut verlangt. Hier hatte ´Schrapnell´ wohl seine Praxis. Vex öffnete die Hintertüre irgendwie über die Matrix. Im ersten Stock eine mehrfach übermalte Tür. Daneben ein Schild: `Praxis´. In der Tür ein älterer Herr mit schütterem Haar, Brille, weißem Doktor-Anzug und Stethoskop um den Hals.
"Das ist aber mehr als EIN Notfall. Guten Tag die Herren."
"Guten..."
"Ja, wenn es aber ein Notfall ist, dann kommt halt rein."
Sein Ton war forsch bis unfreundlich. Ist hier oben aber wohl üblich, habe ich in der Vorbereitung gelesen.
"Wer von denen stirbt denn als erstes?"
Trockener Humor.
Vex: "Ich hoffe, keiner. Aber kannst du mir Blut abnehmen, ich habe das selbe Zeug abbekommen."
"So wie ich dich kenne, ist da sowieso jede Menge Zeug im Blut."
Die beiden kennen sich gut.
Er holt einen Handschuh mit massiv Elektronik aus einem Schrank. Nimmt allen dreien Blut ab und macht einen Test.
"Also ich könnte was geben, aber das macht es nur kurzzeitig besser. Oder die längerfristige Behandlung? Die wäre auch günstiger."
"Wir nehmen günstig."
"Für deine beiden Freunde 500, weil sie hier bleiben müssen. Du solltest in nächster Zeit im Verkehr keine großen Sachen fahren."
"Mach ich doch eh nich."
Nachdem die Behandlung zum Ende kam, nahm ich mir den Doc noch zur Seite. "Sehen Sie, vielleicht werde ich noch öfter hier in Hamburg zu tun haben. Vielleicht kann ich mich finanziell an ihrer Paraxis beteiligen?" Ich stellte 3k in die AR. Er holte ein altes Transaktionsgerät heraus. "Oh, ich sehe, Sie verwenden veraltete Technik." und erhöhte auf 3,5k.
Er gab mir in der AR die Nummer 7. War wohl so eine Art Matrixzugang zu seiner Praxis. Gleichzeitig auch KommNummer.
"Sie dürfen gehen."
Wunderbar.
Vex verabschiedete sich. Unterwegs entsorgte ich noch das Kommlink des neugierigen Orks vom Kai. Dabei fiel mein Auge auf meinen RFID-Löscher. Innerlich schlug ich mir eine Hand an die Stirn...

37.g
Erstmal zum Einschlafen noch n bissl Boxen reingezogen. Tatze ging mir mit seinem ewigen Hecheln und treudoofen Blick auf den Senkel. Wollte unbedingt Klopse abhaben. Dummerweise sind mir tatsächlich zwei vom Teller auf den Boden gerollt. Dumme Sache. Aber was will man machen... In den Nachrichten wurde berichtet, dass irgendwelche Wild-Ostler ein Feuerwerk am Pier gezündet hatten. Sachen gibts. Der HSV verstärkt seine Teams quer durch verschiedene Sportarten. Wettermäßig empffielt man am Sonntag wind- und säurefeste Kleidung. Außerdem sollte man auch die Außenaktivitäten einstellen. Ich zeige dem Köter die Nachrichten. Versteht ja doch einiges. Könnte nur mal selber für sein Essen sorgen, aber irgendwie hab ich den halt gerade an der Backe.
Am nächsten Morgen komm ich gerade vom Scheißhaus. Frühstück bei Aldi-Real bestellt. Und wer liegt schon wach und hechelnd vor der Türe... Um 10 kommt eine Textnachricht von Omega rein: "Uns gehts gt, wie siehts bei euch aus?"
Neo: "Wo treffen wir uns?"
Ich stelle zwei Geopings rein. Eines mit dem Sarghotel an der Autobahn, eines bei der Kneipe, in der wir Vex getroffen hatten. Astra St. Pauli Brauerei.
Gerade als von Vex ein: "Ich bin jetzt wach, wie schaut´s aus?" kommt und wir uns auf die Kneipe einigen, fährt ein blauer Van vor und parkt vor meiner Einfahrt. Er fährt weiter und es klingelt an meiner Türe. Die Drohne von Aldi-Real.
"Ich werde erstmal frühstücken. Dauert noch was, bis ich komme." Die anderen waren zufrieden.
Fahre mit Tatze zur Brauerei-Kneipe. Zur Begrüßung schmeißt er Omega fast um. Vex macht für uns einen Raum im Keller klar. Interne Luftversorgung an. Als wir unten durch die Tür gehen, stutze ich. Sie hat sogar Verriegelungen auf der Seite mit den Angeln. Nicht schlecht für eine Feuertür.
Neo hob an: "Vielen Dank, dass ihr beim Run dabei wart. Ihr habt mir den Arsch gerettet", dabei nickt er mir zu, "Tanaka hat das Komm zurückgesetzt, womit der Run dann durch wäre und ihr bekommt euer Geld." Ich sacke meine 20k ein, bekomme meine kompletten Auslagen ersetzt und nochmal 3k obendrauf. Nicht übel.
Dann ist auf einmal der Saft weg. Kein Licht mehr. Die Tür geht auch nicht mehr auf. Neo hat ein Knicklicht. Tatze will einen Geist schicken, aber der Kellerraum ist auch im Astralraum abgeschirmt. Vex ist völlig ruhig. Dauert nur ein paar Minuten. Keinesfalls eine Stunde wegen Reeperbahn und so. Wir wären hier auch sicher. Da oben beißt sich so mancher seine Zähne aus. Aber nach einer Stunde ist auch Vex langsam unruhig.
"Ich mach dann mal die Tür auf..." Ich trete zu. Nichts. Drek! Das gabs noch nie. Auch die Wand neben der Türe ist stabil.
Nach knapp zwei Stunden klopfen von draußen. Ich haue innen das Schloss ab, von außen wird etwas durchgeschoben. Zischen. Säure oder so etwas. Und irgendwann geht die Tür endlich auf. Draußen ein Zwerg, der sich die Augen zuhält. "Ah, dachte ich mir, der Raum ist leer..." Komisches Volk hier.
Im Gastraum oben Tumult. Ständig hört man "Hast denn du Netz?" Anscheinend zieht sich der Ausfall über eine größere Fläche. Habe keine Verbindung zu meinem Van in einem Parkhaus in der Nähe. Matrix ist down.
Vex organisiert uns gutes Futter ("Die Steaks müssen weg, bevor sie schlecht werden"), wenn wir ein wenig auf den Laden aufpassen. Als wir oben sind, seen wir, dass anscheinend ganz Hamburg betroffen ist. Wir bekommen neben den Steaks auch noch ein paar gebrauchte Wummen. Nichts großes. Nichtmal Sturmgewehre. Zumindest war eine Knarre mit Griff in Trollgröße. Eine Browning Ultra-Power. Wir hauen ordentlich Steaks weg, aber die anderen haben es nicht so mit rohem Fleisch und improvisieren einen Grill. Ich höre immer noch Vexs: "Der ganze Plex ist ohne Saft, das gab´s auch noch nie." Aber nach einiger Zeit kam wieder Mucke aus den Lautsprechern und das Netz sprang wieder an. Die Kommlinks spielten alle gleichzeitig die Notfall-Durchsagen der letzten Stunden an: "Sie befinden sich in einer Notfall-Zone. Bitte bewahren Sie Ruhe. Das Problem wird umgehend beseitigt." Klar. Konnte jetzt nur noch Stunden dauern, bis sich die ganzen Staus wieder aufgelöst hatte. Aber was solls? Wir hatten einen erfolgreichen Run zu feiern und beschlossen, erst einmal in Hamburg bleiben zu wollen.




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Titel: Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
Beitrag von: Olf am 20. Februar 2024, 19:52:33
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.
Vex, Norm, typischer Hamburger Kiezmensch. Streetsam mit vielen Connections. Punkig, und immer frei Schnauze.
und
Blue, Orkin, Matrix und Couch-Potato. Nur am durchschnorren bei anderen.

It´s cool, man!
38.a
Die News brachten es ganz groß. Die Blackouts schwappen nach Europa. Allerdings hatte Hamburg das Ganze ausgezeichnet im Griff, da sie den Stromausfall innerhalb einiger Stunden bereits wieder im Griff hatten. Die Amis dagegen brauchten durchgehend Tage, manchmal gar Wochen! Allerdings konnten oder wollten die News nicht über die Ursache des Ganzen bringen.
Ich hing noch einige Tage bei Vex in Hamburg ab. Die Reeperbahn hat einiges zu bieten.
Am Samstag, 21.10.2079 um 10 Uhr klingelte mein Komm. Auf dem Bildschirm sah man einen Mann in Anzug. "Grüezi Gott. Bin i do richtich bejäm Herrn Bembel?"
Verdammt! Neue Nummern für die Komms wären auch was gewesen. Irgendwas ist immer. "Nennen Sie mich Dekan."
"Ah, guat, se häbben äs Gsicht... jo, väschtah." Der schweizerdeutsche Akzent war übel. Ich fasse den Rest einfach zusammen... Er setzte immer wieder an, um dann zu sagen, dass er dies und das nicht sagen darf (""Des döf ih ah ned sagäh..."). Auf jeden Fall wartete die nächsten 24 Stunden auf mich und meine Crew bei Hermes in Frankfurt ein Paket, das wir nach Basel bringen sollten. Dafür gibt es 4k pro Nase. Der "eigentliche" Auftrag wartet wohl in Basel.
Als erstes rief ich Omega an. Der war drin.
Jay war noch zwei Wochen beschäftigt, gab mir aber eine Nummer für Matrix-Ersatz. Das führte zu... Blue. Immerhin hat sie inzwischen eine SIN und eine Lizenz für ihren Ballermann.
Neo hatte ein Handtuch um den Nacken und war verschwitzt.
Nachdem "die Crew" beisammen war, gab ich noch Vex Bescheid. Der wollte noch seine AK mitnehmen. Anscheinend hatte er eine Lizenz dafür. Hatte ich so noch nie gehört. Aber wenn man sie wegpackt und einen Grund dafür hat, eine zu besitzen, dann darf man das wohl. So wie die Schweizer, die so ein Ding zu Hause in der Truhe haben für den Kriegsfall. Seit den Eurokriegen ist das wohl so. Auf jeden Fall beobachtete ich interessiert, wie sowohl die Hamburger wie auch die Zöllner des Norddeutschen Bundes mit der Lizenz zufrieden waren. Und der Tatsache, dass sie nicht riechen konnten, ob sie kürzlich abgefeuert wurde.
Um 10 Uhr starte ich in FfM einen Rundruf. Bei Neo war erst der AB dran, dann sah man ihn wieder verschwitzt und Lärm im Hintergrund. Er meinte, er würde gerade andere Leute trainieren. Blue soll ich in der Taunusstraße abholen. Omega kommt direkt zum Hochhaus in der Bürostadt an der A5. Dort hatte Hermes zwei Etagen. Blue schob sich die ganze Zeit irgendeinen Fast-Food-Drek rein. Zwischendurch Gummibärchen und Schokoeis. Mit Vex wettete ich um nen Zehner, dass sie bis Ende der Sitzung einen Zuckerschock haben wird. Ich weiß nur nicht mehr, ob ich dafür oder dagegen gewettet hatte... egal.
Bei Hermes war der Parkplatz leer. Omega kam ebenfalls mit seinem Bulldog. Neo in einem BMW Gaja. Er hatte eine Panzerjacke und Beinschienen an. Außerdem einen Gürtel mit ziemlich vielen kleinen Taschen.
"Will jemand auf meine Karte?" Blue sah sich um. Nachdem die anderen nur verdutzt in ihre Richtung sahen, übersetzte ich. "Sie fragt, ob ihr euer Zeug bei ihr slaven wollt."
Hermes war im 4. und 5. Stock. Zumindest war dort das Logo von "Hermes Int." angebracht. Ich klingelte.
"Guten Abend."
"Guten Abend. Wir haben einen Termin bei Herrn Meier."
"Äh, da muss es um ein Missverständnis handeln. Herr Meier hat seine Aufgaben in Basel."
"Genau. Und man sagte uns, es müsse dringend ein Paket nach Basel geliefert werden."
"Natürlich. Entschuldigung. Kommen Sie bitte hoch, Sie werden bereits erwartet."
Die anderen nahmen den Aufzug, ich die Treppe. Ober erwartete uns ein Mann in legerer Kleidung. In einem noblen Sitzungssaal stand auch ein Trollstuhl. Offensichtlich improvisiert hineingestellt.
"Also, Sie werden ein Paket nach Basel bringen. 4 k für jeden, völlig unabhängig davon, ob Sie den Folgeauftrag annehmen oder nicht." Er sah sich um. Er hatte unsere volle Aufmerksamkeit. "In der Schweiz wartet auf Sie eine Arbeitsgenehmigung für die wir selbstverständlich eine SIN bräuchten, auf die sie laufen müsste. Ihr Auftrag wird Sie in die Alpeninterdiktszone bringen. Sie sollten deshalb schwer bewaffnet kommen. Was Sie dort genau tun sollen, ist mir nicht bekannt. Allerdings dürfen Sie keine Fahrzeuge oder Tiere mitnehmen. Sie werden mehrere Tage unterwegs sein. Sie müssten ihre Ausrüstung selbst tragen. Im Schnee. Und klettern wäre eine weitere Voraussetzung. Das Finanzielle würde Herr Meier mit Ihnen vor Ort besprechen."
"Außerdem bräuchten wir spezielle Panzerung für das Hochgebirge." Neo.
Ich schaltete "Und unsere Waffen müssten auf von Schmiermittel auf Ölbasis gereinigt werden und mit Graphit geschmiert werden."
Er nickte. "Das wird sich machen lassen."
"Also... Könnten Sie unsere illegalen Waffen in die Schweiz bringen?"
"Es wird nicht illegal sein. Wir sind Hermes. Wir halten uns an die Gesetze. Wie viele dieser ...sensiblen Dinge müssten denn transportiert werden?"
"Nun, das Sie mir die Art der Bedrohung nicht genau nennen können, würde ich alles mitnehmen. Schweres Maschinengewehr, Sturmkanone, Sturmgewehr, mehrere tausend Schuss Munition, hundert Granaten und noch einiges an illegaler Elektronik."
"Gut, ich werde Ihnen eine Kiste mitgeben. Füllen Sie alles hinein und verplomben Sie es. Wenn sich die Vignette in die Plomben gebrannt hat, darf es keiner mehr öffnen. Bringen Sie mir die Kiste dann binnen einer Stunde nach der Besprechung. Wir transportieren Sie bis zur Zone. Dort ist dann alles legal. So lange es kein Fahrzeug oder Tier ist. Oder es die Hexen anders sehen..."
"Und dann bräuchte ich noch das Paket..."
Wir gingen nach hinten. Er nahm Paketband, faltete zwei Pakete zusammen und verklebte sie. "Hier, ihr Paket. Gehen Sie bitte vorsichtig damit um. Es darf auf keinen Fall beschädigt werden."
Ich unterdrückte ein Lächeln. "Selbstverständlich."
Nachdem wir unsere SIN abgegeben hatten, packten wir die Kiste. Das heißt, ich packte sie. Nur Vex steuerte noch ein AK bei. Ich gab die plombierte Kiste ab. Legal rumballern mit dem schweren MG. Wie grün wird das denn!
"Bevor ich es vergesse. Reisen Sie bitte frühestens am Montag um 12 Uhr in die Schweiz ein."

38.b
Am Montag morgen fuhren wir in Frankfurt los. Wir hatten unterwegs  einige Infos aus der Matrix ausgegraben. Die Alpeninterdiktszone ist von einer Mauer umgeben. Diese wird von der schweizer Armee beschützt. Es bekommen lediglich 10 k Leute pro Jahr die Erlaubnis, die Zone als Touristen betreten zu dürfen. Es sind weder Fahrzeuge noch Drohnen erlaubt. Es gibt dort besondere Critter. U.a. auch Einhörner. Montag mittag um 12.30 Uhr überquerten wir problemlos die schweizer Grenze.
In der Hermes-Niederlassung in einem Basler Vorort wurden wir zu Herrn Fellacci geschickt. Genau der gleiche Fellacci wie das letzte Mal. Nach einer kurzen Begrüßung kam er gleich zum Punkt: "Wir haben ein Problem. Sie erinnern sich an unseren letzten Auftrag? Wir haben den Tingueli-Code entschlüsselt. Er brachte uns Koordinaten in der Alpeninterdiktszone. Der Auftraggeber hat ein Team dorthin geschickt. Forscher. Sie kamen nicht zurück. Wir benötigen Sie, um die Leute zu retten und den Auftrag zu Ende zu bringen. Normalerweise benötigt man ein bis zwei Woche, um eine Genehmigung zu bekommen, wir bekommen sie aber schon morgen. Anscheinend sind die Behörden auch an der Klärung interessiert."
"Wir brauchen auf jeden Fall bessere Ausrüstung als die letzte Gruppe.", warf Omega ein.
Felacci hob beschwichtigend die Hände: "Die Gruppe bestand hauptsächlich aus Forschern, sie waren keineswegs so stark bewaffnet wie Sie. Ausrüstung wird selbstverständlich vom Auftraggeber gestellt."
"Ich nehme an, Sie sorgen auch für den Rücktransport unserer Waffen?" Nicht, dass wir dann mit unseren illegalen Wummen in der Schweiz rumstehen.
Er nickte. "Sie sind also dabei?"
"Wenn die Bezahlung stimmt." Er braucht uns bitter nötig.
"Dreißigtaus..."
"Sechzig." unterbrach ich ihn.
"Lassen Sie mich doch erst..."
"Hundertzwanzig." Omega von hinten. Ich sah ihn böse an.
Fellacci rang kurz um Fassung. "Dreißigtausend für Hin- und Rückreise. Fünfzehntausend für Rücktransport der Forscher. Zwanzigtausend für Informationen."
Als wir erfuhren, dass das Angebot pro Nase war, hörten wir sofort auf, zu verhandeln und sagten zu.
"Am Ziel wird Sie ein Reaktor für schweres Uran erwarten. Er sollte schon lange umgebaut werden, aber nach Auftraggeber stimmt das wohl nicht. Satellitenbilder zeigt an diesen Koordinaten nur eine alte Almhütte. Vermutlich liegt die Anlage unterirdisch." https://de.wikipedia.org/wiki/Reaktor_Lucens (https://de.wikipedia.org/wiki/Reaktor_Lucens)
"Sollen wir vor Ort sabotieren oder ähnliches?"
"Nein, Sie sammeln lediglich Informationen. Bleiben Sie ganz legal. Übrigens, es könnte sein, dass auch noch andere Firmen auf unser Ziel aufmerksam wurden und Sie auf Konkurrenz treffen."
"Gut, die schalten wir aus." Ich zog meinen Daumen über die Kehle.
"Nein, nein, bleiben Sie ganz legal. Ermorden Sie keine Leute oder Hexen oder Almbauern oder Einhörnern, Barghests oder Drachen. Nur falls Sie angegriffen werden wie von diesen Kalkwyvern oder so. Die bösen halt. Sonst bekommen Sie ernsthafte Probleme mit den Hexen oder dem Militär. Also in die Zone darf das Militär nicht hinein, aber..."
Ja, ist klar. Wir müssen irgendwann wieder raus. "Was genau waren die Spuren, die Tingueli gelegt hatte?" Immerhin habe ich mir das damals alles angeschaut.
"Nun, mehrere Werke scheinen mit unserem Problem zusammenzuhängen. Vielleicht sind das versteckte Hinweise. Leider passen sie zeitlich nicht zusammen."
Es folgte eine Liste:
https://www.tinguely.ch/de/tinguely-sammlung-restaurierung/sammlung.html?period=&material=&detail=962c9e68-e3b5-4fec-b8c1-033784e6e6e6 (https://www.tinguely.ch/de/tinguely-sammlung-restaurierung/sammlung.html?period=&material=&detail=962c9e68-e3b5-4fec-b8c1-033784e6e6e6) Der Totentanz.
https://www.tinguely.ch/de/tinguely-sammlung-restaurierung/sammlung.html?period=&material=&detail=fbdc64ec-60a2-49f1-aa9a-37f3374281fb (https://www.tinguely.ch/de/tinguely-sammlung-restaurierung/sammlung.html?period=&material=&detail=fbdc64ec-60a2-49f1-aa9a-37f3374281fb) Le Cyclop.
https://www.tinguely.ch/de/tinguely-sammlung-restaurierung/sammlung.html?period=&material=&detail=7df0506b-e150-4231-91d5-0694b10c6aa3 (https://www.tinguely.ch/de/tinguely-sammlung-restaurierung/sammlung.html?period=&material=&detail=7df0506b-e150-4231-91d5-0694b10c6aa3) End of the world. Eine Skizze von mehreren Gebäuden.
https://www.tinguely.ch/de/tinguely-sammlung-restaurierung/sammlung.html?period=&material=&detail=324060da-d2a2-4f71-815d-15fee38afa7b (https://www.tinguely.ch/de/tinguely-sammlung-restaurierung/sammlung.html?period=&material=&detail=324060da-d2a2-4f71-815d-15fee38afa7b)Dazu noch einige Bilder von Crittern, wie sie heute herumlaufen."
"Sie meinen, Tingueli ist ein Zeitreisender?"
Er winkte ab. "Nein. Aber Sie sollten die Liste aus Vollständigkeitsgründen sehen. Ihre Waffen werden ihnen an der Mauer übergeben. Außerdem wird dort ein Bergführer auf Sie warten. Ein Hotel für Sie ist gebucht. Sie können nun in der Halle ihre Ausrüstung inspizieren. Was Sie noch brauchen, werden wir Ihnen besorgen. Aber ich denke, Sie werden zufrieden sein. Bedenken Sie nur, dass sie alles selbst tragen müssen."
Wir waren ziemlich zufrieden. Nur dass wir die Ausrüstung nicht behalten dürfen... Aber vielleicht macht Fellacci einen guten Preis...

38.c
Ein Big Game Hunter als Rüstung mit Schutz gegen die Kälte, Zelt, Schlafsäcke, Kletterausrüstung, Satschüsseln, Chlortabletten, Werkzeuge verschiedenster Art, Elektronik und vor allem die gute schweizer Armeeschokolade und Armeekekse türmten sich. Es brach mir das Herz, aber schnell wurde klar, dass ich nicht mit meinem geliebten Monster in den Alpen rumballern durfte. Statt dessen war wohl Kiddie die Wahl. Da wog einfach sowohl Waffe wie auch Munition nur ein Viertel im Vergleich zum SMG. Also ließ ich Kiddie auf hellgrau umspritzen. Die Waffen wurden sowieso alle zerlegt und mit Gleitmittel auf Graphitbasis behandelt. Meine Laune sank merklich. Vor allem, weil die anderen nicht wirklich viel tragen konnten.
Als wir zu unserem Hotel nach Interlaken fuhren, forschte Blue nochmal über die Hexen nach. Ich wollte mit denen Kontakt aufnehmen. Viel war allerdings nicht zu finden. Offiziell existierten sie gar nicht und falls doch, will keiner etwas mit ihnen zu tun haben. Außer die irischen Gnome. Also die im Exil. Die finden die Hexen toll. Und es gab noch eine Fan-Page von Kindern. Genug Zeit hatten wir während der Fahrt, denn es schneite. Mal wieder. Schon hier war auf den Feldern ungefähr ein halber Meter Schnee. Aber Blue grub eine Kontaktadresse der Alpenschützer aus. Ich schickte eine Nachricht. Etwa wie man sich in der Interdiktszone verhalten solle, ob es einen Punkt dort gibt, der hochtechnisiert ist und ob man Kontakt mit den Hexen aufnehmen könne. Zwischendurch bekam ich einen schnellen Termin bei einem Arzt, um mir einige Zahnbehälter einbauen zu lassen. Möglicherweise muss man ein paar Chips besser verstecken als andere...
Das Hotel war ziemlich luxuriös. Zum Frühstück um 6.00 Uhr war noch keine Antwort auf meine Mail da. Aber Blue war mit mir zusammen erste am Buffet. Man muss einfach das Maximale aus All-You-Can-Eat rausholen. Da waren wir uns einig. Mit der Zeit kamen auch Omega, Neo und Vex dazu. Am Nachbartisch saß ein bekanntes Gesicht. Ich erkannte ihn als den Anwalt, dem wir damals in Basel begegnet sind. Er wollte uns in einer Unterführung das geklaute Teil von der Tingueli-Installation abkaufen. Ich hatte mir damals tatsächlich seine Nummer geben lassen. Als er uns zunickte und seine Tasse hob, stand ich auf und ging stellte mich an den Nachbartisch.
"Grüezi. Sie sind doch Anwalt bei Mayer & Müller. Heißt das, Sie sind diesmal unser Auftraggeber?"
"Nein, ich bin nicht der Auftraggeber, aber ich würde Sie gerne sprechen. Ich hätte auch ein kleines Räumchen für uns reserviert."
Das kleine Räumchen entpuppte sich als Konferenzraum für vierzig oder fünfzig Personen. Ein trollsize-Stuhl wurde spontan mit dazu gestellt. Der Unterschied im Stil war offensichtlich. Sein Begehren war einfach. Er wollte uns die Informationen abkaufen und fragte, was unsere Loyalität unserem Auftraggeber gegenüber denn koste.  Vex und Neo gaben ein nein durch, Blue war es egal und Omega wollte zehn Millionen. "Ich persönlich finde ihre Loyalität gut, aber mein Auftraggeber geht davon aus, dass jeder käuflich ist. Ich werde auf jeden Fall auf Sie warten. Sie können sich hier auch gerne noch etwas beraten."
Nachdem er den Raum verlassen hatte, gab uns Blue durch, dass der Raum abhörsicher sei. Wir würden hundert Prozent sicher abgehört werden.
Wie dem auch sei. Am nächsten Morgen gingen wir zur bewehrten Mauer, die die Alpeninterdiktzone umrundete. Drohnen schwirrten in der Luft. Vor uns ein Wachturm mit einem Tor so breit, dass drei oder vier Autos nebeneinander durchfahren könnten. Nebenan war eine kleinere Türe mit einigen Wachsoldaten davor.
"Guten Tag die Herrschaften, wir hätten heute um 10.00 Uhr einen Termin."
Sie musterten uns von oben bis unten. Nun ja, immerhin waren neben den beiden Norms noch zwei Orks und ich als Troll in der Gruppe.
"Wir benötigen Ihre SIN."
"Selbstverständlich."
Sie wunken uns durch. Hinter der Tür war ein Treppenhaus und ein Aufzug. Wir kamen mit dem Lift oben in eine Empfangshalle, von der mehrere Gänge und Türen abgingen.  Auch hier mussten wir unsere SIN vorzeigen.
"Sie dürfen in den Raum links. Nummer 15. Ihre Ausrüstung befindet sich bereits dort und es wartet auch jemand auf Sie."
Im Raum sitzt ein etwa 50jähriger Mann in Winterausrüstung mit wettergegerbten Gesicht. Unsere Ausrüstung wie auch die verplombte Kiste waren hier.
"Ich habe eine Mail bekommen von einem Herrn Dekan. Ich habe gehört, Sie schießen gerne. Also, es gibt ein paar Sachen, auf die Sie schießen dürfen. Dafür gibt es sogar Abschussprämien. Für erwachte Kupferottern und Bayards 300sFr, für Kalkwyvern 1.000 sFr. und für Alpenlindwürmern 5.000 sFr.."
"Aber da Sie ein erfahrener Bergführer sind, werden wir ihnen nicht begegnen." Neo lachte.
"Ich weiß ja noch nicht, wo sie rumlaufen wollen. Wir werden sehen. Ich bin Paul, mache das schon seit dreißig Jahren und kenne jeden Stein."
Blue hielt ein Kouvert in die Luft. "Die Koordinaten."
Paul weiter: "Also ich sehe, ihr müsst euch noch umziehen. Ich lasse euch mal alleine."
Paul geht. Kaum war er draußen, kam hinter der großen Kiste eine ältere Frau hervor. Mit ihren 1,60 m war es wohl kein Problem, sich dahinter zu verstecken.
"...und Sie sind...?"
"Gundula." Ihre Stimme war kratzig, kreischig und nervig anzuhören. "Wir haben ihre Tickets beschleunigt. Die Leute, die ihr sucht, haben etwas frei gelassen und jetzt sterben Einhörner und alles."
"Haben die Blasen und ihnen fallen die Haare aus..."
"Nein, sieht nach Krallen und Zähnen aus. Aber meistens findet man nicht mehr viel. Nur noch Blut und ein paar Fetzen. Wenn ihr das Ding weg macht, sorg ich dafür, dass ihr eine Belohnung kriegt. Welche, das denk ich mir noch aus."
"Kannst du uns irgendwie mit Essen versorgen?" Könnten wir brauchen. Bei so einem Vieh werde ich Monster nehmen müssen.
"Nein." Und schon verschwand sie hinter der Kiste. Als wir dahinter schauten, war da ... nichts. Auch nicht für Wärmesicht oder im Astralraum...
Ich stöhnte vor mich hin: "Ich brauche unbedingt die SMG. Also müssen wir Essen zurücklassen..."
"Warum nehmen wir nicht einfach Schlitten?" Neo deutete mit einem Lächeln nach draußen.

38.d
Paul schaute sich vor Ort um und hatte nach fünf Minuten einen Schlitten https://www.sportx.ch/de/p/495009700000/davoser-fsc-120-cm?gad_source=1&gclid=EAIaIQobChMI2ZXJ6pPRhAMVYq1oCR3xVATjEAQYASABEgKBOfD_BwE&gclsrc=aw.ds (https://www.sportx.ch/de/p/495009700000/davoser-fsc-120-cm?gad_source=1&gclid=EAIaIQobChMI2ZXJ6pPRhAMVYq1oCR3xVATjEAQYASABEgKBOfD_BwE&gclsrc=aw.ds). Nachdem wir einige mehr brauchen, schaute sich Paul nochmal um und kam nach einer Viertelstunde mit einem weiteren. Blue präsentierte uns in der Zwischenzeit ihren Notfallsender mit der Aufschrift "Zürich Orbital". Mit den beiden Schlitten war sie unzufrieden und besorgte uns vor Ort aus einem Laden sechs Lastenschlitten https://www.bushcraft-deutschland.de/threads/lastenschlitten.3881/#post-1032699 (https://www.bushcraft-deutschland.de/threads/lastenschlitten.3881/#post-1032699).
Wir zogen also los. Bei minus fünf Grad und 50 cm Schnee. Von der Mauer weg eine Dreiviertelstunde in ein Tal, so dass die Mauer nicht mehr zu sehen war. Blue öffnete das Kouvert mit den Koordinaten. Schnell hatten wir zwei Routen ausgeschaut und entschieden uns dafür, über das ehemalige Innertkirchen über die ehemalige 11 bis Wassen, dann die 12 bis Andermatt und die 19 bis Disentis. Von da aus nach Süden auf den Pass zum Hotel Dalla Platta und von da aus Richtung Südosten zum Val Plattas. Paul bereitete uns schon darauf vor, dass von den Dörfern und den Straßen nichts mehr zu sehen sein wird.
"Die Natur hat sich erstaunlich schnell erholt, die Gebäude und alles sind komplett weg. So als würden die Pflanzen die Häuser aktiv abbauen."
Unser erstes Lager schlugen wir beim ehemaligen Innertkirchen auf. Es war von der Infrastruktur, die hier einmal war, absolut nichts mehr zu sehen. Nachdem wir Holz gesammelt, Zelte aufgebaut und Feuer an gemacht hatten, kam es zum Small-Talk am Lagerfeuer.
"Und? Was macht ihr so?" eröffnete Paul.
"Ach, eher langweilige Sachen. Auto fahren, warten, leise sein." Ich wollte nicht zu viel erzählen und den Ball flach halten.
"Quatsch, das muss laut sein. Ich werde ne Legende." Vex wieder.
"Legenden sind tot. Hatten wir schon."
"Wer will schon ewig leben?"
"Ich."
Das Thema hatte sich tot gelaufen. Neo warf irgendwann in die Runde: "Das letzte Mal Camping war ich mit meiner Tochter."
"Schmeiß lieber etwas Chor in dein Wasser." Ich deutete auf seine Tasse, die er eben mit dem Schneewasser, das wir über dem Feuer erhitzt hatten, auffüllte.
"Das Wasser aus dem Schnee hier kann man astrein trinken." Paul schlürfte demonstrativ einen Schluck.
Neo sah sich astral um. "Hier scheint alles irgendwie leicht magisch zu sein."
Das Gespräch kam auf Hintergrundstrahlung und solche Sachen.
"In der SOX wollten die Magier gar nicht in den Astralraum." Ja, die SOX war wirklich kacke.
Wir organisierten die Nachtwachen. Währenddessen hörten wir ein Donnern von weit her. Echt lange. Bestimmt über eine halbe Minute. Paul zuckte nur die Schultern: "Lawine."
Am nächsten Tag begannen wir den Aufstieg zum Pass Richtung Wassen. Von der ehemaligen Straße sah man bestenfalls noch die groben Einschnitte in den Berg. Es wurde echt anstrengend. Als es so steil wurde, dass der Schlitten hinter mir immer wieder abrutschte und nach unten hing, stellten wir unsere Schlitten aufeinander. Ich zog, sie schob. So mühten wir uns den Pass hoch. Auch die anderen hatten zu kämpfen. Wir schafften es über die Kuppe und gingen noch einige hundert Meter abwärts. Wir waren alle so fertig, dass wir nur die Zelte aufstellten, uns noch mit Campingkochern Wasser heiß zu machen und zogen uns Kekse rein.
Am nächsten Morgen ging die Sonne auf als wir alle zusammen im Dunkeln frühstückten. Als es etwas heller wurde, fielen uns auf einmal in etwa einem Kilometer Entfernung drei Kalkwyvern in der Luft fliegend auf. Wir gingen in Deckung und machten die Waffen bereit. Ob sie vorher schon auf uns zu hielten oder nicht, diese fünf Meter langen Draco-Formen mit zehn Metern Spannbreite hielten auf uns zu. Für Vex und Omegas Sturmgewehre waren sie noch zu weit weg. Ich zoomte sie heran und schoss  sechs Standardkugeln in einen rein. Er zuckte und flog weiter.
Ich sollte dann lieber die panzerbrechende Mun einlegen.

38.e
Omega schießt auf mein Ziel. Der Kalkwyvern stürzt ab. "Treffer", kommentierte er trocken.
Ich nehme das Ziel links ins Visier. Sechs Schuss. Das Vieh stürzt ab.
Dann noch das letzte Ziel. Treffer, aber es fliegt weiter. Ist auch schon am Abdrehen, aber wir sollten es noch plätten. Nicht nur wegen der 3k. Ich kann auch gleich nachsetzen und es stürzt ab.
"Pauli, wie läuft das eigentlich mit dem Kopfgeld?"
"Ein Foto wäre gut."
"Ich hab alles gefilmt", kam von Omega und er tippte auf seine Cyberaugen.
"Und ich kann das ja auch bezeugen", fuhr Pauli fort.
"Meine Schießlehrerin hat gesagt, man muss immer gleich auffüllen", kam es von Blue.
Zumindest lernt sie dazu. Ich wechselte das angefangene Magazin nach hinten und schob ein Magazin Explosivmun rein.
Wir gingen weiter. Nach ein paar Minuten sah sich Pauli immer wieder nervös um.
"Was ist?", meinte Blue zu ihm.
"Ich glaube, da kommt ein Sturm." Pauli deutete auf eine schwarze Wolkenwand hinter uns.
Blue checkte ihren Atmosphärensensor und bestätigte.
"Halbe Stunde von hier ist eine Höhle." Pauli deutete voraus. Der Schneefall nahm schlagartig zu. Die Flocken fielen ziemlich dicht.
"Wir haben keine halbe Stunde", meinte Blue während sie sich eine zigarrengroße Spritze an den Hals hielt und abdrückte. Auf die fragenden Blicke zuckte sie nur die Schultern und beantwortete die ungestellte Frage: "Oxyrush."
Wir laufen also schneller bergab, als wir ein Grollen hören. Eine Lawine! Ich laufe zur Seite und lege die Hand auf den Auslöser für die Lawinen-Notausrüstung. Dadurch würde ein Peilsender auf Funkbasis aktiviert und ein großer Ballon aufgeblasen, um nicht so tief in die Lawine einzusinken.Ich hatte Glück. Im dichten Schneefall sah ich mich um. Omega, Blue und Vex winkten mir zu. Neo und Pauli waren verschwunden! Wir fanden sie über die Peilsender etwa 100-150 Meter weiter unten. Es dauerte etwas, sie mit unseren Klappspaten auszugraben. So lange, dass wir auf einmal mitten im Schneesturm standen. Wir bildeten zwei Dreiergruppen und banden uns aneinander an. Neo mit Omega und mir. Vex mit Blue und Pauli. Wir hatten etwas Mühe, zusammen zu bleiben und an irgendeiner Stelle bogen wir falsch ab, so dass wir umdrehen mussten. Aber letztendlich fanden wir die Höhle. Vex, Neo und Pauli fielen quasi direkt in ihre Schlafsäcke. Auch wenn es gerade mal 8.30 Uhr morgens war. Blue machte Tee und spielte dabei irgendein holographisches Spiel. Schach oder Dame oder wie das hieß. Omega schien auch noch fit zu sein und half mir dabei, mit Sprühkleber und Zeltplanen den Eingang dicht zu machen.
Omega und ich teilten uns die Wachen. Gegen 13.30 wurden die anderen langsam wieder wach und wurden von Blue untersucht. Ich beschloss, mich nochmal eine Runde aufs Ohr zu hauen.
Als der Sturm endlich vorbei war, hatten wir noch so etwa drei Stunden. Pauli meinte, er kenne keinen guten Lagerort, den wir von hier aus erreichen könnten. Vex hatte mit seinem Einwand, dass drei Stunden besser als nichts wären zwar Recht, aber wir beschlossen, auf Nummer sicher zu gehen. Blue hatte tatsächlich ein Kurbelradio dabei, über das wir unsere Kommlinks und kleinen elektronischen Gadgets aufladen konnten...

38.f
Am nächsten Morgen hatte es das Schneien aufgehört. Dafür war ein warmer Wind aufgekommen. Der Abstieg durch den Neuschnee war anstrengend, vor allem weil der warme Wind auch eine Schneeschmelze begünstigte. Nach einem halben Tag zum Mittag hin waren wir endlich unten. Nach einer Rast ging es weiter Richtung Wassen. Unterwegs kamen wir an einen Bach, von dem Pauli vorher schon gesprochen hatte. Die einsetzende Schmelze hatte den Bach auf stattliche sechs Meter Breite anschwellen lassen und das Wasser floss schnell.
"Müssen wir da rüber?" Blue schaute skeptisch.
Pauli ging nicht darauf ein. "Ja, über den Fluss da unten, in den er reinfließt, müssen wir auch noch. Würd ich aber lieber oben am Gletscher machen. Is einfacher."
Blue schluckte beim Wort Fluss deutlich. Bisher hat sie sich gut geschlagen. Als Orkin ist sie einfach etwas robuster als Otto Normalo.
"Lass uns den Baum da fällen und dann rüber." Vex zog schon eine Axt aus seinem Rucksack. Ich tat es ihm gleich und wir fällten das Ding. Drek! Vex mach das tatsächlich besser als ich. Respekt.
Als wir das Ding gefällt hatten und diskutierten, wie wir am geschicktesten rüber kommen würden, sahen wir alle, wie irgendwas im Bach runter getrieben wurde. Ein Bergeinhorn! Ich schob den gefällten Baum sofort in den Bach. Neo und Omega halfen direkt mit. Vex hatte seine AK in der Hand und zielte. "Ich erschieß das Ding!"
Pauli sprang mit einem lang gezogenem "Neeeeiiin!" dazwischen.
Vex zielte weiter. "Dann lassen wirs in Ruhe. Könnte was sein, was sich als Einhorn ausgibt."
Wir hatten den Baum rechtzeitig in den Bach geschoben. Das Einhorn wurde dagegen gespült und nach dem Aufprall durch die Strömung unter Wasser gedrückt. Ich knie mich auf den wackeligen Stamm, bekomme das Horn zu fassen und ziehe das Tier nach oben. Omega und Neo sind auch herangesprungen und stabilisieren den Stamm. Es dauert einige Zeit, aber ich bringe das wiehernde Einhorn Stück für Stück Richtung Ufer, wobei es durchgehend stark an den Stamm und die Äste gedrückt wird. Blue hat angefangen, mit ihrem Campingkocher Wasser zu erhitzen. "Ich koch uns mal Tee." Nach einer Viertelstunde bekommt das Bergeinhorn endlich Tritt und kommt am Land. Als ich merke, dass es sich gegen meinen Griff wehrt, lasse ich gleich los. Es läuft noch ein paar Meter von uns weg, legt sich aber schnell hin. Neo askennt es. "Panisch, aber gesund. Also... wird überleben."
Die anderen machen auf einmal Witze über Hörner und schauen mich schräg an.
"Jetzt kommt nicht auf dumme Ideen nur weil ihr das Einhorn nich abknallen dürft." Ich streichle über meine beiden Hörner. Ich halte dann den Baum fest, damit die anderen drüber balancieren können. Dann revangieren sich die anderen. Ich muss mehrmals rüber wegen den Schlitten. Einmal wäre ich fast gefallen.
Zwischen Wassen und Göschen - zumindest waren diese Orte auf den Karten noch markiert, auch wenn sie genauso wenig existierten wie die angebliche Straße, auf der wir unterwegs sein sollen - schlugen wir wieder unsere Zelte auf. Blue spielte wieder dieses Spiel. Es hieß Schach, wie ich erfuhr, als ich mir die Regeln erklären ließ. Die anderen hielten Small-Talk. Pauli war anscheinend ein Familienmensch.
Nach zwei weiteren verschneiten Tagen kamen wir am Ort des ehemaligen Disentis an. Gegenüber kam der Gletscher runter. Inzwischen waren die fünf Tage voll. Eigentlich wollten wir schon da sein. Pauli bereitete uns abends auf den Gletscher vor. "Der ist voller schmaler Spalten, sogar an der Seite. Wenn jemand fällt und du merkst, du kannst ihn nicht halten, dann spring auf die andere Seite. Das ist noch eine ganz gute Chance."
So gingen wir am nächsten morgen als Seilschaft den Rand des Gletschers hoch. Pauli voraus, danach Neo, Vex, Omega, Blue und ich als Schlusslicht. Blue rutscht auch schon bei der ersten Spalte ab. Ich ziehe sie recht mühelos wieder hoch. "Jetzt weiß ich, wie die Hohlräume auf meinen Scanner aussehen."
Sicher. "Du solltest mehr mit deinem Lawinenstab im Schnee stochern."
Nun ja, tat sie. Eine Weile. Dann stürzte sie wieder ab. Zum Glück war sie für mich nicht allzu schwer und auch Omega war nicht schwach. Hauerpower eben.
"Da sind wieder n paar von den Dingern." Vex schaute nach oben und machte seine AK bereit während Omega und ich noch mit Blue beschäftigt waren. "Sie sind wieder zu dritt."
Neo legt mit seiner Pistole an und zielt.
Vex ballert mit seiner AK eine 6er-Salve raus auf die Kalkwyvern.
Blue kriecht vom Loch weg und schut sich um.
Ich schau nach oben und sehe sie im Sturzflug auf uns zukommen, wobei eine unkontrolliert trudelt.
Neo schießt eine 3er-Salve mit seiner schweren Pistole.
Ich mache Monster bereit und rotze eine 6er Salve Explosivmun raus. Ein zweites Vieh trudelt.
Vex lässt auf den letzten nochmal eine 6er Salve raus und Omega mit seinem Schrfschützengewehr kurz darauf eine 3er Salve. Auch das letzte trudelt nun. Sie schlagen alle drei auf. Dabei bricht die Schneedecke ein und sie verschwinden in einer Gletscherspalte.
Ich lege ein neues Magazin Explosivmun ein und stecke das angebrochene nach hinten. Auch wenn das erweiterte Magazine sind, aber 100 Kugeln sind besser als 94.
"Ihr könnt das richtig gut." Blue deute in die neue Spalte, die sich vor uns aufgetan hatte.
Ich behalte Blue weiter im Auge und kann so bis zum Mittag den ein oder anderen Absturz verhindern, während wir auf eine felsige Steilwand zulaufen.
Gegen Mittag sind wir an der 40-50 Meter hohen Steilwand angekommen. Pauli setzt uns ins rechte Bild: "Grundsätzlich sollte man sich immer an drei Stellen festhalten. " Er schaute auf mich. "Zwei können noch gehen. Ich geh voraus und schlage die Haken ein. Nächstes Problem ist der Steinschlag." Vex klopft auf seinen Helm. "Deshalb gehe ich leicht schräg. Wenn jemand von euch was auslöst, dann ruft: `Achtung Fels´ oder so. Dann... falls jemand abstürzen sollte. Wenn es gut geht, halten die Sicherheitshaken. Wenn es schlecht läuft, muss jemand das Seil kappen. Besser einer tot als alle."
"Ich trage Blue."
"Aber ich kann doch klettern..."
"Ja, das hab ich voll gesehen."
Ich vergrabe einen Teil unserer Ausrüstung. Währenddessen tritt Pauli aus. Ich gebe Neo ein Zeichen auf MilSpec, dass er ihm heimlich folgen soll. Anscheinend hat er es immer noch nicht gelernt. Also mache ich Zeichen für Dummies. Er kapiert meine kleine Posse und geht Pauli hinterher.
"Also das erste habe ich verstanden, aber das zweite nicht."
"Er hat das erste nicht verstanden, aber das zweite schon. Du kannst MilSpec?!" Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
Na, so grundlegende Befehle." Vex zuckte mit den Schultern.
Als Neo zurück kommt, schaut er mit einer bösen Mine in meine Richtung.
Pauli kommt zurück: "Ich muss mit euch reden." Jetzt schaut Neo ihn böse an. "Es gibt ein Problem. Es ist eine zweite Rettungsgruppe losgegangen. Sie sind nach uns los aber waren schneller da. Sie haben einen Notruf abgesetzt und jetzt hört man nichts mehr von ihnen."
"Heißt das, du hast uns schlecht geführt?" Blue sah Pauli an.
Pauli druckste herum. "Sie hatten mich in der Hand. Ich sollte mit euch einen längeren Weg gehn. Ich sollte euch jetzt keine Fallen stellen oder so... nur dafür sorgen, dass ihr nach ihnen ankommt. Sie... sie haben meinen Sohn."
Neo mit strengem Ton: "Mit wem hast du da hinten mit der Satverbindung geredet?"
"Der, der meinen Sohn hat... Dieser Anwalt..."
Alles klar. Also hat dieser Fuchs Konkurrenz angeworben und wollte uns ausstechen. Anscheinend hält er aber genug von uns, dass er uns vorwarnen lässt.
Neo entwaffnet Pauli und durchsucht seinen Rucksack. Nach einiger Diskussion lassen wir Pauli mit hochklettern. Ich sorge dafür, dass ich jederzeit mit einer Hand an eine Pistole komme. Egal ob links oder rechts. Als wir hochklettern, quasselt mir Blue die Ohren blutig. Dummerweise hatten die Ohrstecker keinen Standard-Port, genausowenig wie Kontaktlinsen oder Brille, so dass sie vollkommen nutzlos waren. Noch nie habe ich meinen Geräuschfilter so vermisst! "Wenn wir dich nicht noch für das Knacken...", ich erinnerte mich an ihre Einwürfe damals auf dem Run gegen den Saeder-Krupp-Zug, "...Öffnen, ich meinte Öffnen von Türen brauchen würden, würde ich dich einfach abschnallen und dann tschüss."
Vex lachte: "Aus dem Rückweg können wir ne Arschbombe runter machen, Blue, der Pulverschnee ist weich."
Oben zieht Blue die leeren Schlitten hoch. Wenn sie was zu tun hat, labert sie wenigstens nicht. In einigen Kilometern Entfernung sehen wir die Ruinen der Station auf einem felsigen Hügel. Blauer Himmel, freie Sicht. Wir gehen in Deckung. Hoffentlich hat uns noch keiner gesehen. Hier gibt es kaum Deckung. Offenes Feld für Scharfschützen. Einmal abgesehen von...

38.g
Vex hatte ein optisches Fernglas dabei und sondierte die Lage. "Sieht mir ziemlich ruhig aus. Zu ruhig. Hat jemand n Mörser dabei?"
Ich klopfte auf meinen Unterlauf-Granatwerfer und grinste. Aber er hatte Recht. Keine Vögel mehr zu hören.
"Ich schau mal, ob die da drüben WLAN haben." Blue machte irgendwas.
Pauli räusperte sich: "Ist normal, dass in dieser Höhe nichts rumfliegt. Vielleicht mal n Adler." Oder du verarschst uns.
Omega: "Oder die Kalkwyvern haben da ihr Nest."
"Kann sein.", raunzte Pauli.
"Wollen wir eine Vorhut zur Erkundung schicken?", schaute Neo in die Runde.
"Sind schon zwei Gruppen verschwunden. Lass uns lieber zusammen bleiben." Wir müssen nur ungesehen da hoch kommen.
Vex taxierte immer noch die Landschaft mit seinem Fernglas. "Kann vielleicht ein Magier da rein und schon mal schauen?"
Allgemeines Kopfschütteln. Hätten wir alle gerne.
Blue zieht eine Pistole in Warn-Orange.
"Ist das eine Signalpistole?" Ich schüttelte den Kopf.
"Klar. Ich darf ja keine Pistole mitnehmen hast du gesagt."
"Pack das Ding weg und besorg dir ne Lizenz für ne Wumme."
"Hier sind zwei Gruppen verschwunden und es gibt hier keine Anzeichen von einem Kampf.", murmelte Neo vor sich hin.
"Oder es hat geschneit.", gab Vex zu bedenken.
"Nein, hat es seit zwei Tagen nicht.", erinnerte uns Pauli.
"Ich habs", Vex deutete einen Bogen an,"wir gehen da rüber zu den Felsen und kommen dann aus Richtung Westen an den Hügel. Da haben wir die Büsche zum Schutz und sie können nicht direkt vom Haus auf uns feuern, wenn wir erst einmal am Fuß des Hügels sind."
Vex hat eine gute militärische Ausbildung.
Neo hat ein Auge auf Pauli. Vex geht voraus, ich hinterher. Blue und Omega machen den Abschluss. Wir laufen einen Bogen und kommen am Fuß des Hügels an ohne dass sich irgendetwas regt. Wir steigen den steilen Hang hinauf. Auf unserer Seite der Ruine sind noch zwei Schuppen. Alles sehr baufällig. "Die Hintergrundstrahlung ist hier kaum vorhanden", bemerkte Neo. "Deshalb steht das alles vermutlich überhaupt noch. Lassen wir Pauli hier draußen oder wollen wir ihn mit in eine Kampfsituation nehmen?"
"Eigentlich würde ich sagen Kugel in den Kopf aber ich weiß, du hast Probleme damit."
Neo packte Metallhandschellen aus und fesselte Pauli an den Handgelenken und mit einer zweiten an ein noch halbwegs stabil aussehendes Rohr. Rucksack und Waffe stellte er an die Wand. Wir suchten in den beiden Schuppen nach einer Art verstecktem Eingang. Zu dem letzten Seitenschuppen müssten wir am Haupthaus vorbei. Dabei fielen mir Spuren im Schnee auf. Und rot. Blut. Ich zeigte es den anderen.
"Sieht so aus als wollte da jemand abhauen und hat es wohl nicht geschafft." Neo kniff die Augen zusammen.
"Ist aber schon n Minütchen her. Das Blut ist gefroren." Ich wollte Ultrasound zur Unterstützung starten, aber dann merkte ich, dass ich nur die Innenseite meines Helmes scannte. Prima. Also muss meine Wärmesicht genügen.
Wir gehen raus. Waffen im Anschlag.
"Da sind Krallenspuren. Hab doch gesagt, das war irgendein Mistvieh.", knurrte Neo.
"Blut und Krallen. Wie die Hexe gesagt hat."
Der Eingang war einmal eine doppelflügelige Türe. Dahinter ging nach links und rechts ein etwa sieben oder acht Meter breiter Gang die ganze Hauslänge entlang. Davon ab in regelmäßigen Abständen Durchgänge, die einmal mit Türen versehen waren.
Neo: "Lass mich lieber vorgehen."
Ich lasse ihn mit einem Achselzucken vorbei.
Die Blutspur führt durch eine der Türen. Von links ein komisches Geräusch, dann auch von rechts. Drek! Es ist tatsächlich ein Nest!
Aus den Durchgängen kommen skelettartige Dinos wie Raptoren mit roten Augen. Haut hängt ihnen in Fetzen runter. Aus allen Türen wie auf ein Kommando. Sie kommen nicht schnell, sondern versuchen uns taktisch einzukreisen.
Vex schießt von der Eingangstüre aus seiner Deckung. Neo steht mitten im Raum etwas schräg vor mir und schießt auch mit seiner Pistole. Ich drehe mich nach hinten, so dass ich sechs vor mir sehe und starte das Streufeuer mit meiner Explosivmunition. Alle werden getroffen und sind lädiert, stehen aber noch.
Blue schießt tatsächlich eine Signalkugel quer durch den Raum und rennt nach draußen. Besser so.
Vex schießt eine Salve und trifft. Neo tritt zu. Daneben.
Ich stoppe das Streufeuer und halte eine volle 10er-Salve auf das Vieh bei Neo. Es wird zerfetzt. Kein Blut.
Vex schießt. Diesmal daneben. Neo trifft mit seinem Schuss.
Jetzt kommen sie schneller.
Ich ziehe mich taktsch neben die Eingangstüre zurück und lasse Neo alleine stehen. So habe ich sechs von den Viechern im Bereich meines neu eröffneten Streufeuers. Vier fallen um, zwei weitere zucken getroffen. Einer kommt an mich heran und greift mich an. Ich weiche aus.
Neo wird zweimal angegriffen und weicht zweimal aus. Der Ki-Adept ist geübt im Kampf gegen mehrere Gegner.
Omega schießt und zieht sich auch durch die Türe zurück nach draußen.
Neo schlägt zu und trifft eines der komischen Kreaturen.
Vex haut erneut eine 6er Salve aus seiner AK und ein Echse fällt.
Ich schieße eine 6er Salve auf das Vieh, das mit mir im Nahkampf ist und es fällt.  Schon kommt ein neues und greift mich an. Es trifft zu allem Überfluss. Mit Ach und Krach hält die Rüstung gerade noch so mit viel Glück. Am Ende sind die infiziert...
Neo wird zweimal angegriffen. Einer trifft ihn. Hoffentlich wurde er nicht verletzt...
Vex schießt eine Salve auf den neben mir. Der weicht aber geschickt aus. Neo kommt auch zu mir, wirft sein Magazin aus und schiebt ein neues nach. "Lade nach".
Eine weitere Salve Explosivmun auf den Saurier vor mir, doch der weicht aus... Hoffentlich kommen nicht noch mehr... zumindest haben sich die vergrößerten Magazine echt gelohnt!

38.h
Neo ist verdammt schnell und knallt einen der Raptoren, von denen er sich gerade zurückgezogen hatte, ab. Vex haut mit seiner AK erneut eine 6er Salve raus, aber der Raptor neben mir steht noch. Gerade so. Nicht zu unterschätzen, wenn die so eine Salve aus nicht man zwei Metern Entfernung aushalten.
Ich setze mit einer weiteren 6er Salve aus meiner Ruhrmetall SF-20 nach und er ist Geschichte.
Der letzte (sichtbare) Raptor läuft zu Neo und greift ihn an. Der akrobatische Ki-Adept weicht souverän aus. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Omega draußen die Schrotflinte wegsteckt und sein Scharfschützengewehr von der Schulter nimmt. "So, jetzt mit der großen Wumme", kommentiert er.
Neo schlägt auf den letzten. Der Schlag sieht komisch aus und der Raptor zuckt auch merkwürdig. Muss irgendso ein Kampfkunst-Ding sein.
Vex kommt zwei Schritte rein und versenkt eine 6er Salve in den letzten und der fällt. "Das kanns ja nicht gewesen sein, was die anderen umgebracht hat."
"Sei mal froh, dass sie nicht alle gleichzeitig rausgekommen und direkt zu uns gerannt sind. "
"Ohne den Dekan mit seiner riesigen Waffe..." Neo ließ den Satz unvollendet und ließ seinen Arm in Richtung der Raptoren schweifen, die im Sperrfeuer umgekommen sind.
Ich entdecke zwei Raptoren, die zwar lagen, aber es war weit und breit kein Blut zu sehen. Ramme ihnen Monster in den Gaumen und schieße jeweils eine einzelne Kugel in den Kopf. Vor langer Zeit hatte ich Monster so modifizieren lassen, dass ich damit genauso Mun sparen konnte wie mit einem Sturmgewehr.
Die Geigerzähler, auf die im Kampf keiner geachtet hatte, schlugen in der Nähe der Viecher aus. Aber auch bei Neo. Der hatte einen kräftigen Schlag abbekommen, so wie ich auch. "Ist jemand verletzt?"
Neo meldete eine kleine Schramme.
"Falls die infiziert waren, reicht das schon..." Wir können nur das Beste hoffen. Wäre schade um ihn.
Wir machen ein paar Trid-Aufnahmen von den toten Dingern Und durchsuchen die Ruine. Die Räume hinter den Durchgängen waren zerfallen. Wir fanden zerfetzte Ausrüstung und Knochen. Anscheinend nicht die Forscher. Sah alles eher nach dem Kommando aus, das uns überholt hatte. Zerfetzte Waffen, kaputte Sat-Verbindung, Kommlinks. Die nahmen wir mit. Vielleicht gab es darauf noch interessante Daten für unseren Auftraggeber. Extra Euros sind immer willkommen. Du machst das doch nur für den Kick! Gibs zu., sagte eine Stimme anklagend in meinem Kopf, worauf sich eine andere meldete: Klar. Das und um die Welt von elenden Sündern zu reinigen. Ist n schmutziger Job, aber irgendjemand muss es ja tun. - Und ich steh einfach auf den Scheiß! Nebenbei fotografierte ich die Logos ab, die auf den Klamotten waren. Kamen mir bekannt vor, ich wusste aber nicht, woher. "Könnten Söldner gewesen sein, bin mir aber nicht sicher."
"Konzern ist es jedenfalls nicht. Könntest Recht haben." Neo sah die Logos auch nachdenklich an.
Wir klopfen den Boden und die Wände ab. Vergebens. Kein Geheimeingang wie in einem der Action-Trids. Die Schuppen waren direkt auf Erde gebaut, da war also auch nichts. Neo kümmerte sich um Pauli, unseren Bergführer. Aber auch der wusste nicht, wo der Eingang sein sollte. "Wir sind doch an den richtigen Koordinaten, oder?" fragte er nur in die Runde. So umrundeten Blue, Omega und ich den Hügel während Vex und Neo die Felswand in der Nähe erkunden gingen.
Nach einigen Minuten hörten wir einen einzelnen Schuss. Ich griff zur Funke. "Ist alles klar bei euch?"
"Ja, ja, alles klar", kam von Vex, "Wir haben hier irgendwas gefunden, was wie ein Hotelbunker ausschaut. Wüsste nicht, warum man sonst Fenster einbaut..."
"Alles klar. Wir kommen." Verdammt. Es hieß ja, dass der Eingang irgendwo dort an einer Felswand wäre...
Wir sahen schon von weitem, dass der Eingang offen stand. Die Fenster entpuppten sich als Schießscharten, die mit Metallplatten verschlossen waren. Drin war alles komplett dunkel. Ich nahm meinen Helm ab, um das Ultraschall zuschalten zu können. Die anderen nahmen Taschenlampen. Neo kramte zusätzlich noch Knicklichter aus seinem Rucksack. Wir blieben zusammen und rückten gemeinsam vor. Auf dem staubigen Fels konnten wir Fußspuren entdecken. Also eher Krallen-Spuren. Sehr, sehr viele. Im Inneren waren die Gänge direkt aus dem Fels gehauen. An den Decken altertümliche Lampen mit Neonröhren. Überall Staub. Keine Insekten. "Wir sollten vorsichtig sein. Vielleicht sind noch Viecher drin."
"Roger." bestätigte Neo.
"Wer ist Roger?" fragte Blue.
Der Gang war lang und breit. Hinter der ersten Türe fanden wir gleich ein WC. Ich drücke die Spülung. Läuft. Wertarbeit.
Neo lässt hier ein erstes Knicklicht fallen. Das nächste am Ventilationsraum, zwanzig Meter weiter. Gut zu wissen, dass man so Bunker mit Gas ausräuchern kann.
Im Gang finden wir Schilder neben den Räumen mit Bezeichnung. Blue beschwerte sich über die fehlenden AR-Features. Dann kamen wir nach einem Knick an die Küche mit Nebenräumen und Zugang zu einem großen Mannschaftsraum. Der War voll mit zylindrischen Brutkästen aus dickem Glas. Sie standen auf dem Boden und waren etwa zwei Meter hoch. In ihnen - Raptoren. Ihre Augen waren offen und rot. Die Geigerzähler reagierten wieder.
"Der Auftraggeber hat gesagt, er will nur die Daten und wir sollen nicht sabotieren, aber...."
"Also ich will bezahlt werden!" fuhr Blue dazwischen.
"Du hast vorhin was von C8 gesagt." Neo dachte wohl ähnlich.
"Auf alle Fälle haben wir Strom", Blue starrte durch den Raum als wäre sie in der AR oder so und deute in eine Richtung. Aber nicht in Blickrichtung. Die ist wirklich eigenartig. Sogar für ne Deckerin.
Im Raum waren zwei Dutzend Zylinder. Die Raptoren darin bewegten sich wie in Zeitlupe. Ob sie auf uns reagieren?
Gegenüber sahen wir eine weitere Türe.
"Sie sind ja noch im Tank." stellte Vex fest.
"Wir müssen da noch nicht durch, wir können auch erst einmal dem Gang weiter folgen", gab Neo zu bedenken.
Omega war anderer Meinung: "Wir brauchen die Daten."
"Wo Strom ist, sind oft auch Kabel", begann Blue zu suchen und fand auch etwas unter dem Staub. "Sieht alles sehr archaisch aus. Nicht mal Glasfaser, keine AR..."
"Gehn wir weiter oder wieder zurück? Was meinst du, Dekan?" Neo stellte die entscheidende Frage.
"Jetzt, wo es interessant wird, gehn wir weiter."
Als erst einmal nichts passierte, durchquerten wir langsam den Raum. In den Zylindern war eine Flüssigkeit. Vermutlich wurde sie beständig umgewälzt, so dass es so aussah, als würden sich die Dinger bewegen. Hinter der gegenüberliegenden Türe bot sich noch einmal der gleiche Anblick. Nur war der Raum etwas kleiner. Alles in allem nochmal etwa vierzig. Dort eine weitere Tür hinter der sich wieder ein Gang befand. Hier befindet sich wohl der Kernbereich. Da vorne die Gänge gehen Richtung Schießscharten ab.
Wir folgten den Gang zurück zur Ecke in die Richtung aus der wir gekommen waren. Hier gingen etliche weitere Gänge ab. Neo verteilte Knicklichter. Als wir uns neu orientiert hatten, widmeten wir uns einer weiteren Türe hier im Kernbereich. Anscheinend abgeschottet von Küche und Mannschaftsräumen. Auf dem Schild stand "K.P."
Neo öffnete die Türe. "Wir haben Überlebende." Nach einer kurzen Pause. "Könnt ihr mich verstehen? Sprechen Sie Deutsch?"
"Ja", kam es schwach zurück, "haben Sie Wasser..?"
Es waren die Forscher in ihren Ganzkörperanzügen. Der Raum stank nach Fäkalien. Wir gaben ihnen Wasser und ein paar Riegel von der guten Armeeschokolade. Neo askennte sie. "Warum seid ihr hier?"
"Na, wegen der Raptoren. Die haben unseren Chef getötet. Wir sind hier rein und haben die Tür zu gemacht."
"Wie lange seid ihr schon hier drin?"
"Keine Ahnung. Neun oder zehn Tage. Wir haben irgendwann aufgehört zu zählen..."
Blue verhielt sich wieder eigenartig. Als würde sie auf etwas hören, kommentierte sie: "Guck mal, der hat noch Strom" und ging direkt zu einem der altertümlichen Computern, der sich durch nichts von den anderen zu unterscheiden schien. Sie muss irgendeinen Sinn für so etwas haben.
Neo sah mich an: "Er wirkt vertrauenswürdig."
"Das heißt, deine magischen Sinne bestätigen, was sie sagen?"
Neo wackelt mit der Hand. "Du weißt wie das ist, aber..." Nein, weiß ich nicht. Aber du bist so sicher wie du sein kannst. Aber nicht hundert Pro.
Sie sind wohl hier angekommen. Durch die Gänge, alles ohne Strom. Dann haben sie eine Tür aufgemacht hinter der alles voll war mit Raptoren. Irgendwie haben es einige geschafft, sich hier zu verstecken.
"Das ist komisch, der redet nicht mit mir..." Blue sah den Rechner entsetzt an. Sie machte an irgendwelchen Kabeln rum. "Jetzt spricht was mit mir, aber ich versteh die Sprache nicht. Ich muss mal nach Hause."
"Du weißt schon, dass wir hier mitten in der Alpeninterdiktszone sind...?"
"Die Matrix ist mein Zuhause."
Vex und ich eskordierten sie zum Eingang, wo sie die Satverbindung aufbaute. "Ahhh, endlich Matrix.... Wie hacke ich Windows 7..." murmelte sie vor sich hin. Irgendwann war sie zufrieden. Sie stellte ein paar Verstärker auf und leitete so die Matrix in den Bunker. Im Computerraum blieb Omega zum Schutz bei Blue und den Forschern während wir in die Gänge schauten. Sie führten wirklich zu den Schießscharten. Zumindest zwei von ihnen. Und überall kleine Räume mit kaputten Zylindern...

38.i (Vex, Blue) - aus spieltechnischen Gründen platzierten wir Vex als Wache bei den Forschern, so dass Omega im Spiel war. Blue wurde an einer Stelle vom SL simuliert
Am Ende eines längeren Ganges nahm die Strahlung leicht zu und der Geigerzähler meldete sich zunehmend aufdringlicher.
"Klingt ja fast wie im Physik-Praktikum", meinte Omega.
An der Türe vor uns war keinerlei Vorrichtung zum Öffnen. Nach einigem Suchen fanden wir einen in der Wand versteckten Hebel. Die Tür öffnete sich nach dessen Betätigung.
In einer Art Vorraum standen links und rechts je acht Inkubatoren an der Wand. Mittig kam nach einigen Metern eine weitere Türe.
"Alles in allem ganz schön viele", meinte Neo.
"Ich frag mich, was man im Gebirge damit will", fügte Omega nachdenklich hinzu.
"Die werden hier wohl nur aufgezogen", nahm Neo den Ball wieder auf.
Über den Mikrotransceiver schaltete sich Blue zu: "Ich bin so weit durch. Habt ihr Zeit?" Hatten wir. "Ich bin jetzt so weit im System. Ich glaube, hier gibt es einen Reaktor. Ich wollte auf den Server, aber Strom wurde irgendwie umverteilt. Soll ich das zurückstellen und euch wieder Licht mach...?"
"Nein, dann fahren die Inkubatoren vielleicht runter."
"...aber..."
"Nein!!!" Nach einer kurzen Pause. "Lass uns erst alles fertig durchsuchen, dann kannst du den Saft umstellen."
Die nächste Türe hatte auch einen verborgenen Hebel. Dahinter ein älterer Raum. Er war leer, abgesehen von einigen herumliegenden kaputten Schutzanzügen. Baulich schien dieser Raum nichts mit dem Rest der Anlage zu tun zu haben. Die Wände waren nur grob behauen und auch alles andere als rechteckig. Eine Treppe führte uns nach unten.
Im ebenso grob behauenen Kellergewölbe standen altmodische Computer wie oben nur in Größe eines Schrankes. Das müssen wohl die Server sein.
Es ging eine weitere Treppe nach unten. Die Strahlung wird immer stärker.
Omega brummte: "So wie das Ding piept, sind wir goldrichtig."
"Zum Glück haben wir genug Jod dabei."
Hinter der Türe eine Höhle. Verworren und ungleichmäßig mit Buchten und verschiedenen Ebenen. Vor uns eine Art Reaktor, der leck zu sein schien. Zumindest kam eine Art grüner Glibber heraus, der sich am Boden in verschieden großen Pfützen sammelte. Der Geigerzähler drehte durch. Immer wieder weitere Brutbehälter. Ob in Nischen oder an Wänden entlang. Wirklich atemberaubend jedoch war, hinter massiv aussehenden Stahlgittern in einer Art abgetrennten Höhle, ein riesiger Tyrannosaurus. Das Ding war drei- oder viermal so groß wie der Reaktor. Es fixierte uns und begann sofort gegen das Gitter zu springen. Erst aus dem Stand, dann mit Anlauf. Die Gitter hielten.
Neo fand als erster Worte: "Ich hab Familie. Mit dem legen wir uns nicht an."
"Ja, der Auftraggeber hat gesagt, wir sollen nichts manipulieren." Reizen würde es mich schon, aber der Auftrag geht vor.
Wir hören noch durch die geschlossene Türe, dass der Saurier nun voll ausrastete. Er schrie und warf sich mit lautem Krachen immer wieder gegen das Gitter.
"Wir können doch gehen, wir haben doch alles, oder?" Neo sah mich an.
"Die Daten und so." Omega ließ seine Hand über die schrankgroßen Computer schweifen.
Das ist so nicht korrekt. "Blue war noch nicht an den Großrechnern und die macht er kaputt, falls er rauskommt." Ich deutete auf die wieder verschlossene Türe hinter der sich der T-Rex mit lauten Krachen gegen das Gitter warf.
Ich zog Monster, um meine Entscheidung klarzustellen. Omega machte sein Scharfschützengewehr bereit.  Neo seine schwere Pistole. "Alle an die Türe. Deckung. Anlegen."
Das Vieh war 40 Meter gegenüber schon ein Stück weiter gekommen. Kleine Steine rieselten von der Decke, wo die Gitterstäbe verankert waren. "Wir müssen das Vieh platt machen, bevor es durch die Reihen von Zylindern fegt und die Dinger alle frei sind."
Wir legten los. Ich wusste, dass es haarig wird, als auf einen fetten Treffer meiner panzerbrechenden Munition nur einige Schuppen von der rechten Schulter flogen. Neo ging mit seiner Pistole in die Höhle hinein, näher an das Vieh ran. Ich nahm es verwundert zur Kenntnis.
Wir schossen Salve um Salve, Schuss für Schuss in das riesige Vieh rein, aber es wollte und wollte nicht fallen. Oft wich es sogar aus! Inzwischen flogen bei jedem Krachen des Körpers gegen die Stäbe schon gröbere Brocken von der Decke. Wir pumpen weiter und weiter Blei in ihn rein, als sich mit einem lauten Krach ein großer Brocken Fels aus der Decke löste und einige Gitterstäbe brachen. Es läuft auf Neo erstaunlich schnell zu und will ihn wohl rammen, doch der weicht geschickt aus.
Omega knallt einen weiteren Schuss rein. "Was frisst der noch?"
Neo läuft von ihm weg, schießt und trifft.
Als er einen weiteren Sturmangriff auf Neo vor seiner Nase startet, sieht man ihn wanken. Neo weicht gerade so mit Ach und Krach aus.
"Der schluckt ja mehr als mein Alter", rutscht es mir zusammen mit einer weiteren Salve heraus.
Neo hat anscheinend noch Luft. "Das ist ein Untoter, was hast du denn gedacht?!", hört man ihn über Funk.
Noch bevor er noch einmal richtig ausholen konnte, nach einem weiteren Treffer Omegas, fiel das gigantische Ding zu Boden. Genau mit einer Art Bauchplatscher Richtung Neo. Doch dieser wich aus. Respekt! Zum Glück landete nur ein Teil seines Beines in einer größeren Pfütze, so dass sich das Herumgespritze in Grenzen hielt.
"Macht mal n Foto", hörte man Neo, der auf das Vieh kletterte und sich auf dem Kopf postierte. "Davon brauch ich dann unbedingt einen Abzug für meine Tochter!"
"Der Geigerzähler schlägt ganz schön aus, lass uns verpissen."
Wir schmissen uns im Raum vor der Höhle, zwischen den Servern, Jodtabletten ein. "Wer züchtet denn nen T-Rex? Haben die nicht Jurassic Park gesehen?" Neo schüttelte nur verständnislos den Kopf...




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