Forum Drachenzwinge

Spielrundenbörse => Gruppenbeschreibungen => Thema gestartet von: Avalia am 02. September 2020, 21:48:05

Titel: [SR6] Fremde Welten
Beitrag von: Avalia am 02. September 2020, 21:48:05
Die Schritte der beiden Menschen hallten auf dem Marmorfußboden.

"Folgen Sie mir.", meinte der Ältere zum Jüngeren.

Die beiden betraten einen vollverglasten Wintergarten, der sich dem Stadtbild des erneuerten Monacos öffnete.
Seit den Erdbeben in den 2040ern hatte sich einiges getan. Die Stadt war auf den Ruinen der Vergangenheit aufgebaut worden.

Der junge, blonde Mann starrte nachdenklich. Die Führungen der letzten Tage hatten ihm gezeigt, welche Wahrheit sich dort unten verbarg. Das würde nur eines seiner Probleme sein.

Leviathan verwalten.
Mit den Reichen der Stadt jonglieren.
Die öffentliche Ordnung wieder einsetzen.


Der Ältere schob ihm in der AR einen symbolischen Schlüssel zu und verließ langsam den Raum. Schon bald war er nicht mehr zu hören.

Diese Stadt würde die Vergangenheit hinter sich lassen.

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Spielsystem: Shadowrun 6
Technik: Teamspeak der Drachenzwinge, Roll20 (https://app.roll20.net/join/6941535/RUoI6A), Kanka (https://kanka.io/de/campaign/35672/campaign), Genesis (https://www.rpgframework.de/index.php/de/downloads/)
Spieltermin: Mittwoch, wenigstens zweimal im Monat, 19:00 - 23:30
Ingame-Datum: Januar 2082

Charaktere
Karl Magnússon (fUHUx) - Ex-Marine Maersk Inc.
Amélie Martinez (Dshiny) - Gescheiterte Eiskunstläuferin
Melody Palmer (Illirith) - Partyhexe
Logan Davis (Valpo) - Ex-Knacki und Vampirjäger

bisherige Spieltermine:
Präludien
16.09.2020 - Präludium Melody
30.09.2020 - Präludium Logan
07.10.2020 - Präludium Amélie
14.10.2020 - Präludium Karl
[close]
Kapitel 1: Lose Enden
21.10.2020 - 1. Spieltermin
04.11.2020 - 2. Spieltermin
11.11.2020 - 3. Spieltermin
18.11.2020 - 4. Spieltermin
02.12.2020 - 5. Spieltermin
23.12.2020 - 6. Spieltermin
30.12.2020 - 7. Spieltermin
06.01.2021 - 8. Spieltermin
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Kapitel 2: Im Disseits I
13.01.2021 - 9. Spieltermin
20.01.2021 - 10. Spieltermin
10.02.2021 - 11. Spieltermin
24.02.2021 - 12. Spieltermin
03.03.2021 - 13. Spieltermin
17.03.2021 - 14. Spieltermin
24.03.2021 - 15. Spieltermin
31.03.2021 - 16. Spieltermin
07.04.2021 - 17. Spieltermin
[close]
Kapitel 3: Nur dein Bestes I
14.04.2021 - 18. Spieltermin
28.04.2021 - 19. Spieltermin
05.05.2021 - 20. Spieltermin
19.05.2021 - 21. Spieltermin
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Kapitel 4: Im Disseits II
02.06.2021 - 22. Spieltermin
09.06.2021 - 23. Spieltermin
23.06.2021 - 24. Spieltermin
30.06.2021 - 25. Spieltermin
07.07.2021 - 26. Spieltermin
04.08.2021 - 27. Spieltermin
18.08.2021 - 28. Spieltermin
25.08.2021 - 29. Spieltermin
01.09.2021 - 30. Spieltermin
08.09.2021 - 31. Spieltermin
15.09.2021 - 32. Spieltermin
22.09.2021 - 33. Spieltermin
06.10.2021 - 34. Spieltermin
13.10.2021 - 35. Spieltermin
20.10.2021 - 36. Spieltermin
[close]
Titel: Auftakt zum Präludium: Tempest
Beitrag von: Avalia am 16. September 2020, 16:40:52
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=nDyOoROhrUI)

Ein klirrendes, metallisches Geräusch riss Yuri (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/247494) aus seinen Gedanken. F-43-N stand offen vor ihnen. Die Stimme im Funkgerät klang weit entfernt. Monate der Vorbereitung lagen hinter ihm, Einsätze auf drei verschiedenen Kontinenten und alles hatte auf den heutigen Tag hingearbeitet. Es lief gut. Es lief überraschend gut. Ein kaum hörbares, platschendes Geräusch ließ ihn innehalten. Er sah auf den rechten Ärmel seines Mantels und schaute verständnislos auf den dickflüssigen Tropfen, der auf der Innenseite der Armbeuge herunterlief. Blut? Ein kurzer Griff ins Gesicht, ein metallisch schimmernder Klumpen löste sich und fiel in seiner Wahrnehmung beinahe qualvoll laut zu Boden.

Er musste sich konzentrieren. Es hing von ihnen allen ab. Die Männerstimme im Funkgerät forderte erneut Handlungen seinerseits ab und er setzte sich in Bewegung. Während die Vierergruppe den Eingang von F-43-N sicherte, klang die Stimme seiner Schwester im Hinterkopf. Ihr Lieblingsgedicht, dass sie gebetsmühlenartig jeden Tag vor und nach dem Training wiederholt hatte.

She stands with royalty,
Yet, she rises as a warrior,
Spreading her wings within a breath,
Heaven's twilight with scarlet raining down.


Ihr Angriff hier unten hatte dank der Vorbereitungen keinen Alarm ausgelöst. Niemand bekam hier zufällig etwas mit. Sie hatten den ersten Puffer hinter sich gelassen. Zwei Wachmänner hatten sich hinter Sicherheitsglas versteckt und schienen immer noch verzweifelt Kontakt zu einem der Hauptknoten aufnehmen zu wollen - sie würden niemanden erreichen. Der bullige Osteuropäer hatte unterdessen eine pneumatische Ramme vor der Zugangstür zum zweiten Puffer-Perimeter installiert und das regelmäßige Wummern donnerte wie ein zweiter, verstörend ruhiger Herzschlag durch die hohen Tunnel. Er sah ihr Gesicht vor sich, wie sie sich in einer Umarmung von ihm verabschiedete, dieselben Worte wie jeden Morgen auf den Lippen.

To defend her kingdom, her nation,
She must stand against the confrontation,
Sounds of steel creating music in the wind,
incorruptible soul against unconquerable sin.


Als er vor der letzten Tür ankam, hatte der kräftige Deutsche bereits die unscheinbaren Verbindungstunnel zur rechten und linken Seite aufgebrochen und starrte fokussiert ins Leere. Zwei Drohnen schossen durch das Labyrinth an Gängen und transportierten die leitfähigen Elemente an Ort und Stelle, die in wenigen Augenblicken öffnen würde. Er konnte den Gedanken nicht beenden: Die Tür vor ihm öffnete sich und sie traten ein. Korrekter: Er trat ein. Nach kurzem Flackern erhellte hellgrüne Notbeleuchtung den Raum, er jedoch hatte nur Augen für die zwölf Kapseln. Ein paar Augenblicke später steuerte er zielgerichtet auf F-43-N-08 zu. Unwillkürlich begannen seine Hände zu zittern. Er konnte es nicht glauben: Nach vier Jahren der Ungewissheit würden sie endlich wieder vereint sein.

She bows to no such majesty,
No lord, no king, no deity,
To protect Earth's radiant pearl,
As she will overcome the world.


Verwirrtes Blinzeln war die erste Reaktion auf die grüne Signalleuchte an der Kapsel. Sie war entsichert, also entweder leer oder die Person darin befand sich derzeit nicht in Leviathan. Noch bevor er den übergroßen Plastiksarg öffnete, ließ ihn irgendetwas am Rande des Wahrnehmbaren bereits schaudern. Geräuschvoll zog sich der Zentralteil der Abdeckung in die dahinter liegende Wand zurück, während die geschwungenen Seiten sich in die Verschalung schoben. Die Person vor ihm war seine Schwester, doch ... sie atmete nicht? "Suba (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/247493)? Kleine Suba ... wach auf! Während die letzten Reste seines klaren Verstandes noch prüften, ob sie wirklich offline war, zogen seine bebenden Hände die Pistole an seinem Gürtel.

Ein Schuss in die Versorgungseinheit ihrer Kapsel. Ein Schuss auf den Stromkasten nahe des Einganges. Ein Schuss ... noch einer ... und noch einer ...
Titel: Auftakt zum Präludium: Logan
Beitrag von: Avalia am 01. Oktober 2020, 23:09:07
Stimmung (http://youtuberepeat.com/watch?v=0P90CdRWYos)

Alejandra Vascez (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/266785) öffnete zwei weitere AR-Fenster und füllte sie mit einer Handgeste mit Inhalten. Verfluchtes Leviathan. Es war nicht ärgerlich genug, dass die Petrois mehr und mehr Kontrolle über das Projekt bekamen. Nein, dieser Emporkömmling Kamil hatte sich in die Stadtleitung geschlichen und würde einige wichtige Projekte für Monate, wenn nicht gar Jahre blockieren. Also wieder der schmutzige Weg.

»Dima (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/241434), Status?«, sprach sie in den Raum hinein. "Alle Systeme sind online und funktionieren im Rahmen der akzeptablen Parameter und Latenzen.", antwortete die Projektion der Blauhaarigen.

Die Frau nickte und ihr Blick huschte von einem AR-Bildschirm zum nächsten. Schließlich fand sie, wonach sie suchte. Den richtigen Spielstein.

»Dima, Status der Kapsel B-3-L.«, forderte sie nach wenigen Sekunden der Überlegung. "Die Kapsel von Ta...", begann sie, wurde aber von einem Zischen der Trollin unterbrochen. »Keine Namen, Dima.« Das Hologramm straffte sich ein wenig und nickte dann. "Kapsel B-3-L ist derzeit ... Fehler.", etwas unsicher hob die Projektion den Kopf und begann rasch zu blinzeln. "Kapsel B-3-L ist ... offline. Zustand der Insassin: unbekannt. Zustand der Kapsel: geöffnet."

Zwei Handgesten später rief sie jemanden an. Als die Verbindung hallte ihr Brüllen in dem geräumigen Arbeitszimmer wieder: »Holt mir die Göre! Keine Ausreden, keine Widerworte! Du hast vier Stunden Zeit und weißt, was sonst passiert.«
Titel: Auftakt zum Präludium: Amélie
Beitrag von: Avalia am 07. Oktober 2020, 01:33:04
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=HitDB-Be_74)

Müde betrachtete Palani (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/270764) die Nachricht seiner Eltern. Sie waren nicht einverstanden mit den Ausgaben. Sie waren nicht einverstanden damit, dass er sich seit Monaten ausschwieg, was seine vorgeschlagenen Verlobten anging. Sie waren mit der gesamten Welt nicht einverstanden und manchmal verstand er es.

Doch hier und jetzt gab es etwas, dass er nicht nur tun konnte, sondern auch tun wollte. Wenn sie es schaffte und seine Eltern ihn dazu getrieben hatten, konnten sie danach unmöglich Einwände haben, nicht wahr?

"Dima (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/241434), setz' eine Testumgebung auf.", meinte er leicht geistesabwesend. Er verstand nicht, was all' die seltsamen Worte bedeuteten, die dort standen, weshalb er die weitere Einrichtung an Mitarbeiterin von Daming Solutions (https://kanka.io/de/campaign/35672/organisations/55158) übergab. Eine Tonfolge bestätigte, dass Dima die Aufgabe abgeschlossen hatte und diese Instanz nicht mehr anwesend war.

Gleich morgen früh würde er sie anrufen. Darauf freute er sich bereits.
Titel: Auftakt zum Präludium: Karl
Beitrag von: Avalia am 18. Oktober 2020, 18:02:35
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=x8w-8CEj8_A)

Von einem Felsen aus sah Sari (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/275374) auf die Masse an Metamenschen unter ihr. Knapp vierzig Personen lagen wie schlafend auf dem Boden. Keine Kugel war verschossen worden, kein Blut geflossen, so mochte sie ihre Arbeit. Zufrieden wischte sie mit dem Rücken ihrer Hand über die Nasenspitze und schaute die Menschenmenge noch einmal misstrauisch an, ehe sie sich mit raschen Sprüngen den Abhang herunterbewegte.

Keine Stunde später hatte sie alle Anwesenden verschnürt und brummte angesichts der aufkommenden Bezahlung wohlig. Jetzt musste sie nur noch Transportmittel beschaffen.

Etwa vier Monate später

Nach dem Festsetzen dieser Leute hatte es Ärger gegeben. Nicht vom Großen. Der Große war verschwunden. Den Ärger hatte es von jenen gegeben, die dem Großen gefolgt waren. Beim Gedanken an diese Leute schüttelte sie sich und wandte den Blick zurück zum Krankenzelt am Berg. Irgendetwas war geschehen. Die Ärzte waren aufgekratzt und ständig lief irgendwer zu dem Versorgungswagen, der im Hintergrund stand. Abgesehen von einem Namen war allerdings bisher nicht viel an ihre Ohren gedrungen: "Karl ..."

Dieser Karl war sicher ein interessantes Spielzeug.
Titel: Ausklang der Präludien
Beitrag von: Avalia am 18. Oktober 2020, 18:07:02
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=crLut8Plq9c)

Rotwein sog sich in dünnen Schlieren durch das schneeweiße Tischtuch. Kamil (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/257727) war es gleich. Er betrachtete die Datenströme, zog sich Details heran, verband sie zu neuen Konstrukten. Ein livrierter Diener hatte die Reste des Weinglases beinahe lautlos entfernt und ohne ihn saßen nur noch er und seine Assistentin Celestine (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/257732) am Tisch.

Ebendiese erhob das Wort und sah den älteren Elfen etwas unsicher an. Sein Wutanfall schien vorüber, doch sie kannte ihn noch nicht so gut. "Monsieur Petroi, erklären sie mir bitte, welchen Zweck diese Operation hatte. Ich verstehe, warum die Elfe nach Harquin suchen musste, doch das Zulassen des Ausbruchs ..."

Kamil schnaubte einmal und sah dann zu seiner Assistentin auf: "Es ist denkbar einfach. Wir sperren sie ein, wir versorgen sie mit Atemluft und Nährstoffen und im Gegenzug bereichern die Gefangenen uns. Das Komitee erwartet von mir allerdings, dass ich die Situation wirtschaftlicher gestalte. Und ich habe eine Idee. Celestine, Liebes, es ist eigentlich ganz einfach: Wenn sie keine Luft mehr zum Atmen haben, sterben sie. Wenn sie keine Nährstoffe mehr haben, sterben sie. Wenn sie jemals wieder freikommen, haben sie keinen Wert für uns. Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass es durchaus möglich ist, einen metamenschlichen Körper und seinen Geist zu trennen. Ein Gefangener, der über keinen Körper mehr verfügt, verursacht uns keine Kosten. Ein Gefangener, der über keinen Körper mehr verfügt, kann nicht mehr in die Außenwelt zurückkehren. Er kann arbeiten oder aufhören zu existieren. Das ist die Zielstellung unserer Familie und wir haben sieben Jahre Zeit.

Celestine nickte unsicher und musterte ihren Vorgesetzten. Sie verstand immer noch nicht mehr, doch nach dieser - für seine Verhältnisse - langen Erklärung würde weiteres Nachfragen höchstens einen weiteren Wutanfall zur Folge haben.

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Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=kkcq3tX2nOA)

Eine Transaktion erregte Kamils (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/257727) Aufmerksamkeit. Sicher, 50.000 Nuyen waren nicht viel und es gab allein in den letzten zwei Tagen mehrere Dutzend Buchungen mit deutlich höheren Beträgen. Doch dieser Buchung interessierte ihn. Er hatte vor Jahren einmal festgelegt, dass jedes Familienmitglied in einer leicht anderen Farbe dargestellt wurde. Seine Nichte hatte Geld überwiesen?

Ihn störte nicht, dass sie das Geld genommen hatte. Von diesem Gemeinschaftskonto gingen regelmäßig Buchungen aller volljährigen Familienmitglieder ab und wurden dann auf die persönlichen Konten verteilt. Aber Tanya (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/266436) galt seit vier Jahren als verschwunden. Die Buchung ging in die Gemeinschaft von Turkestan. Seltsam.

"Celestine (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/257732), organisiere ein Außenteam. Sie sollen nach Turkestan aufbrechen. Die genaue Adresse erhältst und Ansprechpartner vor Ort organisierst du."

Sollte Tanya tatsächlich am Leben sein, würde sich einiges ändern.

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Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=F4eccPBFEjE)

Ein weiterer erschöpfter, beinahe gequälter Blick nach draußen. Palani (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/270764) drehte sich von der Glasfront weg und ließ den Blick durch das Büro seines Vaters schweifen. Er wartete mittlerweile seit über einer Stunde hier und abgesehen von dessen Sekretärin, die zweimal hereingekommen war, um ihn nach seinen Wünschen zu fragen, war niemand aufgetaucht.

Er griff nach einem herumliegenden Controller, stellte die Anlage an und nickte beiläufig im Takt der Musik, während er seine Nachrichten prüfte. Quartalsberichte, Projektfortschritte, Einladungen zu den Veranstaltungen der besseren Gesellschaft - all' diese Dinge interessierten den jungen Mann nicht wirklich. Schließlich: der regelmäßige medizinische Bericht über den Verbleib von Amélie (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/247761). Seit den Vorfällen im Riviera Marriott (https://kanka.io/de/campaign/35672/locations/265070), die zu ihrer Inhaftierung geführt hatten, hatte er umso mehr ein Auge auf seine Liebste. Er hatte sie nach ihrem Auswurf in der Klinik besucht und sie im Schlaf beobachtet. Die Nachricht, dass sie in die Suchtbehandlung musste, hatte ihn verstört. Es bedeutete, dass sie noch Monate in Rehablitation vor sich hatte. Alles seine Schuld.

Was er las, ließ ihn in seiner Bewegung erstarren. Das teure Markenkommlink fiel auf den Tisch. Verständnislos blickte er auf die Worte des vorletzten Satzes, ehe sich die Mundwinkel hoben.

Seine Amélie würde freikommen. Und um den Rest kümmerte er sich.

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Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=QiSMxKkOaAc)

Müde hob Sari den Blick. Sie hatte die Stadt im Blick. Die Stadt inmitten des Rauchs. Eine einzelne Gestalt löste aus der Schwärze. Er kam zurück. Es war soweit. Unwillkürlich hoben sich ihre Mundwinkel und sie stürzte ihm entgegen. Sie würde ihn in der Mitte der Schlucht erreichen, würde seine Wärme spüren und es würde sie in ihrem Willen bestärken, das hier weiter zu machen. Es geschah unregelmäßig, doch nach all' der Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten, konnte sie es nicht ignorieren.

Schließ erreichte sie ihn, schloss die Arme um die muskulösen Schultern des Skandinaviers und lehnte sich gegen seine Brust, ehe sie hinauf in seine Augen sah. Der dünne schwarze Nebel in seinen Augen jagte ihr jedes Mal eine Gänsehaut über Arme und Rücken, doch sie hatte sich an den Anblick gewöhnt. Der Mann hob die Mundwinkel zu einem wiedererkennenden Lächeln, legte die Arme um sie und drehte sie, als wöge die Frau nicht mehr als ein Blatt im Wind, um sich herum. Während ihrer Umarmung ging er ein paar Schritte weiter und begann zu schwarzem Rauch zu zerfasern.
Sie nickte nur resigniert und bereitete sich darauf vor sich abzufangen. Augenblicke später fiel sie den halben Meter, ein gewohntes Schauspiel. Der umarmte Mann löste sich unterdessen mehr und mehr auf. Der Rauch strömte in der Schlucht zurück gen der dunklen Stadt. Doch etwas anderes ließ sie stutzen. Dort kamen noch mehr Schattenbilder.

Den Tränen nahe beobachtete sie zwei weitere der schattenhaften Abbilder und stürzte auf den nächsten von ihnen zu. Wo sie ihn erreichte, war er noch nicht materiell genug. Sie stolperte durch ihn hindurch, während die Asche einen schwarzen Film auf ihrem Gesicht hinterließ und die verdorbene Luft in Mund und Rachen brannte. Er ging einfach durch sie hindurch und warf ihnen mitleidigen Blick über die Schulter zu ihr zurück. Sie drückte sich durch, rannte ihm nach und erreichte ihn erst, als er wieder zu zerfasern begann.

Tränen rannen über ihre Wangen, während das dritte Abbild zu Asche zerfiel. Weitere kamen ihr entgehen, jedes einzelne trug sein Gesicht, ein perfektes und doch nicht reales Abbild.

Anklagend hob sie den Blick zum Himmel und wimmerte: "Karl, du bist zurück. Lass' das. Es muss aufhören ..."
Titel: Kapitel 1: Lose Enden
Beitrag von: Avalia am 01. November 2020, 14:25:28
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=UspCdPNwdE8)

Ein kurzes Piepen. Yuri (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/247494#tab_entry) nickte in Richtung des AR-Fensters, das ihn darauf hinwies, dass er noch 17 Minuten bis zum Treffen hatte. Hier im nördlichen Teil von Grenoble war in den Morgenstunden dieses Oktobertages beinahe nichts los. Er hörte die Autobahn in der Ferne und selten das Wummern eines LKWs, wenn er über die Dehnungsnaht der nahe gelegenen Brücke fuhr. Er hatte keine Streifen oder Drohnen irgendeines Sicherheitsdienstleisters entdecken können, was die von Bekannten festgehaltene Sicherheitsklassifikation 'C' bestätigte.

Ein weiteres Mal piepte sein Kommlink für die minütliche Erinnerung. Nach der Entführung und dieser Elfe in der Kapsel hatten die Spuren zum Dunstkreis eines gewissen Kamil Petroi (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/257727) geführt. Petroi war kein Unbekannter und hatte den größeren Teil der Operation über Marseille abgewickelt. Eine Ausländerin eingeladen, die vor Ort die Drecksarbeit erledigte, während er seine kleine Schwester an irgendeine Chinesin weiterverkaufte.

Ein weiteres Piepen. Es war soweit. Zur üblichen Zeit begab er sich in die Lagerhalle eines Möbelhauses. Der Blick schweifte aufmerksam durch die Dunkelheit und suchte reflektierende Augen oder das sanfte Schimmern von Drähten. Er vertraute seinen Kontakten, er ging nicht davon aus, aber sie waren mitunter nicht die Einzigen, die seinen Bewegungen folgen konnten. Die Kisten hier waren in bis zur Decke reichenden Regalen gestapelt und die Spuren am Boden verrieten, dass hier regelmäßig eine Hubdrohne unterwegs war. Er sah sich im aktuellen Gang und durch die zahlreichen Lücken auch in den benachbarten Gängen um. Endlich sah er etwas: Eine sitzende Gestalt mit dem Rücken an eines der Regale gelehnt, eine schwach schimmernde tiefrote Lache unter ihr.
Reflexartig zog er eine Taschenlampe hervor und beleuchtete die Gestalt. Ein hauchfeines Geräusch irgendwo zwischen Sirren und Ticken verriet, dass die Photoplatten, die dieser Mannequin anstelle von Augen hatte, einen Mechanik ausgelöst hatten. Entfernt hörte er etwas: Ein langgezogenes Zischen und Pfeifen. Instinktiv warf er sich in den schmalen Spalt zwischen zwei Regalen, als eine Druckwelle, kurz gefolgt von ohrenbetäubendem Dröhnen, seine Welt in einen Dunst aus Staub, Holz und Holzsplittern tauchte.

Mit dem verzweifelten Versuch dieser Situationen einen Sinn zu geben beschäftigt, nahte ein weiteres - nein, zwei weitere dieser Pfeiltöne und schlugen in die Lagerhalle ein.

Zurück blieben nur Trümmer.
Titel: Kapitel 1: Lose Enden
Beitrag von: Avalia am 15. November 2020, 22:03:49
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=MiuzQ5BRjbA)

Unbehaglich drehte sich Iris (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/290561) in ihrem Bett herum und zog die Decke über den Kopf. Ein neuer Morgen. Schlaftrunken drehte sie die Beine aus dem Bett und sah zum Fenster. Es regnete Asche und düstere Wolken verhüllten hier unten den Blick in die Ferne. Beiläufig nahm sie das Glas Wasser auf ihrem Nachttisch mit zum Fenster und sah nach unten auf den Dunst, der die große Stadt verbarg. Grau in schwarz, schade. Der trübweiße Morgennebel konnte an guten Tagen ein wenig farbliche Abwechslung bringen. Aber nicht heute. Vermutlich war es später Vormittag oder gar bereits Mittagszeit.

Sie schlüpfte in ihr Lieblingskleid aus grüner Seide und strich mit einem Anflug von Genuss über den fließenden Stoff, ehe sie ihren Raum verließ. Außerhalb gab es nur die Wendeltreppe des Turmes. Sehnsüchtig betrachtete sie die nach unten führenden Stufen. Ein paar Ebenen weiter unten musste ein Fenster sein, denn sie hörte Geschrei von unten aus der Stadt. Alle hundert Jahre versuchte sie wieder einmal nach unten zu gelangen, doch alle bisherigen Versuche hatten lediglich zu einem leidigen Gefühl von Hunger gefühlt, während sie Ebene um Ebene herabstieg, ohne dass der Abstieg in die Tiefe voranging. Heute war kein Tag, an dem sie den Versuch wiederholen würde.

Widerwillig stieg sie die Treppenstufen hinauf und sah in den nächsten Raum. Wie jeden Tag stand auf dem Tisch eine Schale mit Äpfeln und allerlei andere Dinge zum Frühstück. Lustlos schmierte sie ein Brot und sah trotzig zu den Äpfeln. Ein Scherz auf ihre Kosten. Also das übliche Spiel. Zwei Äpfel in die rechte Hand, ein dritter in die linke Hand und sie warf ihn mit Schwung aus dem Fenster ihres Speisezimmers und folgte seiner Flugbahn verträumt. Der zweite flog sogar noch ein Stück weiter, ehe er im Dunst nach der Stadt nach unten verschwand. Mit einer Spur von Fröhlichkeit wechselte auch der letzte Apfel in ihre Linke und sie holte Schwung. Schmerzen durchzuckten ihre Hand, als der Apfel aus ihrer Hand auf das Fensterbrett und dann nach unten abtropfte, während ihre Finger gegen die unsichtbare Barriere im Fensterrahmen geschlagen waren. Mit gequältem Gesichtsausdruck schüttelte sie die Hand einige Male aus und holte etwas Eis, um sie zu kühlen.

Der Aufstieg ging weiter. Zwei weitere Umrundungen des Turms später - heute war kein Putztag - erreichte sie das, was in ihrem Kopf als Arbeitszimmer benannt war. Der Raum hatte einen Durchmesser von etwa fünf Metern und in seiner Mitte war ein vielleicht metriges Podest mit einem Schaukelstuhl und einem Beistelltisch, die geradewegs auf das fehlende Viertel des Turmes ausgerichtet waren. Der Wind heulte an den Randsteinen entlang und Gewebe flatterte und knallte unregelmäßig über ihr. Sie hasste diese Geräusche: Solange sie nicht am Arbeiten war, konnte sie das Gewebe nicht sehen, weshalb es ihr regelmäßig einen Schrecken einjagte. Unwirsch ließ sie in den Schaukelstuhl fallen und blickte über die Wolken hinweg in die Ferne.

Der Horizont war in endlose Schwärze gehüllt, die anders war als hier in ihrer Heimat, in Dis. Sie hatten ihr erklärt, dass dieser Ort nicht stabil war. Diese Stadt, der Knotenpunkt so vieler Welten, zerfiel seit Anbeginn der Ewigkeit. Und wenn sie nicht Teil dieses Zerfalls werden wollte, musste sie etwas dagegen tun. Mit Unmut zog sie die schweren Metallhandschuhe über die Hände und setzte den Helm mit den schillernden Augenlinsen auf.

Willkommen, Weberin.
Arachnae-Protokoll initialisiert.
Leite Chronos-Normalisierung ein.
Moira-Module werden geladen ... ... ... ... ... ... ... abgeschlossen.


Für einen Augenblick hatte sie das Gefühl nach vorn geworfen zu werden, ehe lediglich die Übelkeit zurückblieb. Langsam blinzelnd öffnete sie die Augen und besah ihr verändertes Blickfeld: Der Turm und der Dunst der Stadt unter ihr waren verschwunden, die mit riesigen Ringen versehenen Haken an den Rändern der Öffnung führten nun ein Gewebe von einer Seite ihres Sichtfeldes zur anderen. Der Stoff hätte entfaltet und entknäult sicher eine Gesamtbreite von zwei Metern gehabt, doch der böige Wind und der Durchmesser der Ringe ließen ihr immer ein verdrilltes, mehrlagiges Stück zurück. Dann wurde ihre Sicht schärfer und erreichte das gewohnte Maß. Selbst aus mehreren Metern Entfernung konnte sie mühelos jeden einzelnen Faden erkennen und mit Fingergesten ergreifen. Die stetige, aber schleichend langsame Bewegung machte ihr dabei nichts aus, sie hatte irgendwann einmal, am Anfang, gestört.

Vorsichtig entfaltete sie das Gewebe und betrachtete das Teilstück in seiner Gesamtheit: Der scheinbar gleichmäßige Stoff gliederte sich in zahllose Knäuel und Bündel und hinterließ dabei winzige Löcher. Viele Fäden waren im Wesentlichen grau, zeigten nur hier und da die schwache Nuance einer Farbe, doch das spielte keine Rolle. Die Schicksale dieser Wesen spielten im Allgemeinen keine Rolle und daran würde sie nur in den seltensten Fällen etwas ändern. Ihre Neugier weckte etwas anderes. Zwei kupferne und zwei stählerne Fäden lösten sich aus der größten Fädensammlung, die in ihrer Zylinderform vermutlich selbst für das menschliche Auge mühelos sichtbar gewesen wäre. Alle vier entfernten sich ein kaum merkliches Stück von ihrem neuen Ursprung und bewegten sich dann parallel weiter. Iris' Blick folgte ihrem Pfad und sie erschrak.

Die Anforderung war eindeutig gewesen. Das durfte nicht geschehen. Nicht jetzt, am besten niemals.

Nachdenklich strichen die klauenartigen Glieder ihrer schwarzen Metallhandschuhe über die umgebenden Fäden. Einer nach dem anderen offenbarte einen kurzen Eindruck des Metamenschen, den er darstellte. Mehrere Male schweifte sie ab, folgte dem Faden Jahre oder Jahrzehnte und schüttelte dann den Kopf. Schließlich fand sie jemanden (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/290688). Ein kurzes Zupfen am Faden riss ihn an der richtigen Stelle, ehe sie ihn um den problematischen schwarzen Faden legte und das Ende um die vier metallnen Fäden knotete.
Titel: Kapitel 1: Lose Enden
Beitrag von: Avalia am 02. Dezember 2020, 02:53:14
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=Ea1Tw4mwX7s)

Immer noch leicht außer Atem ließ Dr. Grubbs (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/296113) sich in seinen Bürostuhl fallen und den Blick durch die Werkhalle unter sich fallen. Drohnenarme griffen die Kadaver von den Fertigungsstraßen, drehten sie in die richtige Position, während ihre Gegenspieler sie in Teilstücke zersägten und wieder ablegten. Die Begegnung in der Kirche war ernsthaft knapp gewesen. Die Operationen durften nicht mit der Universität in Verbindung gebracht werden. Aber zukünftig würden mehr Vorkehrungen getroffen werden müssen. Blieb nur noch die Frage, was aus der Komori und ihrem Schatz geworden war.
Ungeduldig tippte er mit den Fingern auf seinem Datenpad herum und wartete. Nach zwei Minuten wandte er sich dem Fortschritt anderer Projekte zu: Die Ernte weiterer Schätze stand in näherer Zukunft nicht an, weshalb er - verdammt, warum rief Florin (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/296149) nicht an? Klare Gedanken würde er ohnehin nicht fassen. Normalerweise vermied er es, wo er konnte, doch die Ungeduld raubte ihm den Nerv. Er wählte Florins Nummer und wartete.

Viermal, fünfmal piepte es, dann hörte er die gehetzte Stimme Florins. Eine männliche Stimme prostete im Hintergrund einer anderen zu und ein paar Sekunden später schloss sich eine Tür in seiner Nähe, ehe sein Bildschirm nun auch Videodaten empfing. "Status?", knurrte er kurz angebunden und das Zucken in Florins Gesicht bestätigte ihm den richtigen Ton getroffen zu haben. Der vermied einen direkten Blick in die Kamera und sah zu Boden. "Boss, wir haben ein Problem. Die Leute, die uns in Eglise (https://kanka.io/de/campaign/35672/locations/279265) aufgespürt haben.", fing er unsicher an zu stammeln, "Diese Leute haben die Operation beendet. Ich schicke ihnen die Aufnahmen. Beim kurzen Drüberhören habe ich die Namen Amélie, Melody und Karl aufschnappen können. Den Ork müssen wir noch identifizieren. Dazu ein Besuch bei einer Verwandten. Wegen der Zusammenfassung melde ich mich auch erst jetzt. Ich war noch einmal in der Kirche und der Priester ..." Statt weiterer Worte zieht er die Kapuze zurück und auf der ganzen Haut sind rote Flächen zu sehen. "Weihwasser, am Arsch ... alchemistische Kampfmittel, wenn sie meine Meinung hören wollen, Boss. Eglise ist auf jeden Fall verbrannt nach dem heutigen Tag."

Einen Augenblick starrte er stumm auf den Monitor und nickte wiederholt langsam. "Welche Ausprägung hat sie?", fragte er schließlich ruhig und schloss an in Erwartung des Schlimmsten die Augen. "Keine bisher, Boss. Die Ärztin war vermutlich eine Normale und zwei von ihnen verzogen mächtig das Gesicht, als sie das Ding länger betrachteten. Diese Melody und der Ork sind wohl Erwachte. Aber keiner von beiden hat eine Ahnung, was das ist." Sekundenlang starrte er einfach nur auf dem Bildschirm, dann nickte er und stieß einen kaum wahrnehmbaren Seufzer der Erleichterung aus. "Dann hetz' ihnen die Hündin auf den Leib."

Die Gesichtsfarbe des anderen wurde langsam blasser.

Er trennte die Verbindung.

Menschen waren so erbärmlich.
Titel: Intro Kapitel 2: Im Disseits
Beitrag von: Avalia am 23. Dezember 2020, 03:08:22
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=h40-lfTgKRE)

Erschöpfung ließ Bodvica (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/296135) auf dem Dach eines Müllcontainers zusammensinken. Sie betrachtete die Unruhe auf der Straße, die heranrasenden Wagen mit grellblauem Licht und verstand nicht viel. Es war nicht ihre Zeit, schon lange nicht mehr. Aber war es noch ihre Welt? Konnte diese Welt eine Zuflucht für sie werden? Sie wollte nicht zurück ins Disseits (https://kanka.io/de/campaign/35672/locations/276737). In einer fließenden Bewegung sprang sie herunter, ging die wenigen Meter zur Straße und sah zur Tür. Sie kamen nicht immer noch nicht. Als der Blick eines dieser Männer in Uniform auf sie fiel, verschwand sie einfach und entstand Augenblicke später wieder auf dem Container.

Hündin, beweg dich! Zu. Mir!

Die Worte, die durch ihren Kopf und Körper brandeten, ließen sie die Augen zusammenkneifen und als die Schmerzen langsam abklangen, sah sie das Gebäude hinauf, schüttelte kurz mit dem Kopf und verschwand aus dieser Welt. Die Stadt um sie herum begann zu verschwimmen. Sie ließ die Stadt, größer als ihr geliebtes Londinium, zurück und schoss über die Berge und Hänge, die tief unter ihr nur ein schwach lebendiger Schleier waren. Schließlich diese andere Stadt. Ein Moloch dieser Welt, aber ein Paradies im Vergleich zum Disseits. Einen Augenblick hielt sie inne, betrachtete die Stadt aus der Luft und schoss dann der größten Ansammlung aus Rauch und Dunkelheit entgegen, die sie ausmachen konnte. Es schüttelte sie kurz, als sie durch das Dach dieses Hauses flog und unten auf einem Knie materialisierte: »Meister?«, fragte sie, den Blick gen Boden gerichtet und das Grollen in der Stimme kaum unterdrückend.

Dr. Grubbs (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/296113) sah sie nur kopfschüttelnd an, Häme und Missgunst tanzten um seine Augen: "Eine schöne Hündin bist du. Findest sie und gibst nicht Bescheid. Du bist wertlos. Der nächste Befehl ist einfach: "Geh sofort zurück in die erste Stadt!" Die Worte hingen wie eiserne Ketten an ihr und während sie fassungslos den Blick hob und ihn mit offenem Mund ansah, spürte sie auch schon einen leichten Sog, der vom ausgesprochenen Befehl ausging. Dünne Zungen aus Rauch legten sich um ihren Hals und ein fahler Hauch des rauchigen Geschmacks ließ ihre Augen tränen. Mit wortlosem Flehen starrte sie ihn an, während sie sich Schritt für Schritt von ihm entfernte. Nachdem er sich abwandte, ohne den vorherigen Befehl zu widerrufen, verschwand sie aus dieser Welt.

Unbestimmte Zeit später

Sie hatte die Tore passiert. Die Häme der Wachen ignoriert und sich auf den Weg zum Markt gemacht. Nun stand sie wie jedes Mal vor dem Geschäft, welches ihr viel Kummer bereitete. In Gold geprägte Lettern verhießen Aitherikum über der Eingangstür, doch sie hatte nur Augen für die Auslagen. Unter Glas und von zahlreicher Magie geschützt lag dort das gut geölte Rad eines Streitswagens aus dunklem Holz. Leicht verträumt strich sie die Form eines Luftbildes dieses Rades nach, als eine Stimme sie aus ihrer Verlorenheit riss. Sie sprach von einem Mann mit enorm breitem Bau, tiefsitzenden Brauen und anderen Merkmalen, die ihr noch lebhaft in Erinnerung waren.
Verwundert drehte sie sich zu der Gestalt, die gerade sprach und meinte mit kaum mehr als einem Flüstern: »Ich weiß, wo dieser Mann ist.« Zischen und Knurrlaute von einigen Seiten erinnerten sie daran, dass in dieser Stadt unter freiem Himmel meist nur von Unerfahrenen und Fremden gesprochen wurde und der Aschefilm auf ihrer Zunge brannte diese Lektion auch in anderem Sinne ein. Die Elfe (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/275374) jedoch starrte sie mit unverhohlener Neugier an, griff nach einem kurzen fragenden Blick ihren Arm und führte sie unter den Blicken der Umstehenden fort.

Nach dem Gespräch starrte sie fassungslos auf den Schatz, den ihr die andere gegeben hatte: Eine Äthermünze (https://kanka.io/de/campaign/35672/items/95335). Es war lange Zeit vergangen, seit sie das letzte Mal eine besessen hatte. Für die letzten hatte sie ihre Freiheit gegeben, aber damit war jetzt - hoffentlich - Schluss. Nun musste sie nur noch die graue Ritterin finden. Sie verlor sich in der scheinbar endlosen Schwärze und stand irgendwann vor ihr, der grauen Leev (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/307177). Die Gerüstete betrachtete sie einen Augenblick und streckte ihr dann wortlos die Hand entgegen. Widerwillig schob sie die Münze in die gepanzerte Hand und bekam den Wink ihr zu folgen.

Nun würde alles den richtigen Weg finden.
Titel: Kapitel 1: Lose Enden
Beitrag von: Avalia am 13. Januar 2021, 11:10:10
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=lZMidtI6h8s)

Ruckartig drückte Flynt (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/270945) sich im Bett auf und sah sich um. Es gab nicht viele Geräusche, die solch eine Reaktion in ihm auslösten, das Geräusch einer durchladenden Waffe gehörte allerdings dazu. Nach ein paar Augenblicken folgte die Erkenntnis, dass niemand ihn unmittelbar bedrohte. Tomyrra (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/263034) neben ihm löste sich kichernd aus ihrer Bettdecke und schlüpfte in ihr Nachthemd. "Beruhige dich, Süßer. Draußen stehen mindestens sieben Leute. AKs aus dem Ostblock, das seltsame Geräusch beim Durchladen spricht dafür, dass sie so eine Waffe noch nie in der Hand hatten. Auf unser Fenster blicken wenigstens drei Schützen -"

Ihre Ausführungen wurden Geräusch einer berstenden Hotelzimmertür unterbrochen und sie hob mit dem Anflug eines Grinsens die Hände. Florin (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/296149) wischte mit einer Pistole durch den Raum: »Ganz ruhig. Ihr steht jetzt langsam auf und folgt uns. Dann muss niemandem etwas geschehen.« Tomyrra drückte sich wie an einem unsichtbaren Haken aufwärts und schwang sich vor das Bett, während sechs Bewaffnete mit Sturmgewehren das eher kleine Hotelzimmer nun beinahe vollständig ausfüllten. Flynt schob die Decke von sich, schlüpfte in Shorts, Hose und ein leicht ausgerissenes T-Shirt, ehe er nach einem kurzen Seitenblick den Mann mit der Sonnenbrille ansprach: "Ey!"

Den kurzen Augenblick, in dem alle Blicke auf ihm ruhten, nutzte Daze, um dem ersten Bewaffneten ihren Fuß ins Gesicht zu rammen, woraufhin der gegen den Nächsten taumelte. Der Dritte wandte unsicher den Blick zu seinen Kumpanen, während ein anderer die Tür schloss und die übrigen etwas früher als der Rest das Feuer eröffneten. Gelmunition und Schmauchgase begannen den Raum zu füllen.

~~~

Ein paar Augenblicke später war es vorbei. Drei von Florins Leuten waren verletzt. Eine gebrochene Nase, irgendetwas mit den Rippen und was der Dritte hatte, musste ein Medkit auf der Heimfahrt herausfinden.

Florin wollte sich gerade zum Gehen wenden, als das Standardgeräusch einer eingehenden Nachricht auf einem Kommlink seine Aufmerksamkeit forderte. Er las den Nachrichtenverlauf, grübelte einen Augenblick und tippte dann:

»Keine Ahnung, wenn wir hier fertig sind ...«

Dann brach er die Abdeckung auf der Unterseite auf, warf Energiezelle und Kommlink in den Müll und verließ den Raum.

Das würde sie aufhalten.

Konfrontation war unabdingbar.

Aber dieses Mal würden seine Leute die Oberhand behalten.
Titel: Ende Kapitel 1: Lose Enden
Beitrag von: Avalia am 13. Januar 2021, 12:12:27
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=Sls6JTiCNxg)

In Damons (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/296113) Ohren hallten die Worte Karls (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/242805) wieder. Dieser ... Wurm. Diese Leute hatten die Dreistigkeit besessen seine Ernte zu stehlen und nun standen sie vor ihm und erklärten, dass sie alles ruiniert hatten. Und besaßen im Gegenzug die Dreistigkeit zu fordern, was er ihnen genommen hatte. In seiner Wut hatte er sich auf die Zunge gebissen und fokussierte sich einen Augenblick auf den eisenhaltigen Geschmack.

Die Gegenseite schien sein Schweigen als Eingeständnis von Handlungsunfähigkeit zu verstehen und forderte mehr. Doch sein Fokus lag auf etwas ganz anderem. Die Luft um sein linkes Handgelenk begann sich zu verdichten und binnen Augenblicken hatte sich ein Reif aus Metall geformt, an dem er den leichten Zug einer Kette spürte. Entferntes Rauschen kündigte ihn an. Damon Grubbs stockte, als er sich erneut umsah. Rief ihnen ein paar höhnische Worte zu und wandte sich dann zum Gehen.

Du. Hast. Versagt. Wir. Müssen. Reden.

Geistesabwesend löste er sich aus dem Griff eines dieser Würmer, ehe er die Worte rezitierte, die sich in Körper und Geist gefressen hatten:

"Die Worte der Auflösung sollen meinen Körper zerfressen,
Gerechtigkeit und Hass endlosen Hunger heraufbeschwören,
das Licht Detail und Trug meiner Vergangenheit aufzeigen,
mich von allem trennen, was ich liebe und zuinnerst begehre,
mich von Leidenschaft und Lebenswille für immer befreien,
Trübsal und Hoffnungslosigkeit über alles nach mir bringen,
am Tag, an dem ich Akasha verrate.

Die Winde sollen meinen Namen auslöschen,
auf festem Boden meine Spuren verwischen,
das Feuer mir den kühlen Schatten versagen,
das Wasser die Essenz meines Seins fordern,
in der Nacht nach meiner Schande.
"

Ein letztes Mal öffnete er die Augen und besah die feste rote Kuppel, ehe er diese Welt verließ.
Titel: Intro Kapitel 3: Nur dein Bestes
Beitrag von: Avalia am 03. Februar 2021, 21:06:07
Stimmung (https://listenonrepeat.com/?v=mKKIo7zvlAA&s=12&e=225#LYODRA_-_I%E2%80%99D_DO_ANYTHING_FOR_LOVE_(Meat_Loaf)_-_GRAND_FINAL_-_Indonesian_Idol_2020)

Kaum hatte er das Bewusstsein wieder erlangt, packte ihn eine grobe Hand an den Kieferansätzen. Sie zwang seinen Kopf nach oben und goss Wasser in den Mund. Plättchen einer blutigen Kruste und der eisenhaltige Geschmack fügten sich mit seinen Schmerzen am ganzen Körper zu einem Bild. Diese verdammten Schweine! Palani (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/270764) öffnete die Augen langsam, ließ das linke gegen den Druck einer Schwellung aber wieder entspannen und nahm seine verschwommene Umgebung auf: Ein bulliger Mann neben ihm hielt immer noch seinen Kiefer im Griff und begann mit einem Tuch, das nach Desinfektionsmittel stank, sein Gesicht zu reinigen.

Er musste einige Zeit ohnmächtig gewesen sein, denn als er wieder zu Bewusstsein kam, hatten die Schmerzen nachgelassen und jemand hatte ihn anders drapiert. Der Geruch von Kaffee und typischen Köstlichkeiten eines gut gedeckten Frühstücks ließ ihn verwirrt blinzeln. Tatsächlich hatten sie ihn an einen Frühstückstisch gesetzt und nicht einmal gefesselt. Was waren das für Verbrecher? Im Trideo hätten sie den Helden wenigstens gefesselt. Hier jedoch war er frei und sah aus einer Außentür den Mann eintreten, der ihn in den letzten Wochen immer wieder beschäftigt hatte: Michele (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/307552).

Ohne Umschweife trat der groß gewachsene Italiener ein, setzte sich ihm gegenüber an den Tisch, wusch die Finger in der bereitgestellten Stahlschüssel und tupfte sie dann beinahe manierlich an einem schneeweißen Tuch ab. Dabei bedachte er Palani mit keinem einzigen Blick. Er spürte Wut in sich hochkochen. Was bildete dieser Mann sich ein? Wusste er eigentlich, mit wem er hier umgang? Wen seine Leute da verprügelt hatten? Er setzte sich auf und wollte den Mann anblaffen, als dieser ihm das Wort abschnitt:

"Monsieur Durand, wir haben sie auf dem Gelände des Hotel Mercure (https://kanka.io/de/campaign/35672/locations/312866) angetroffen, obwohl sie derzeit über keine Reservierung eines Zimmers oder Tagungsraumes verfügen. Als meine Mitarbeiter sie darauf ansprachen, was sie hier tun würden, wurden sie ungehalten. Nach der Information, dass für sie derzeit keine freien Zimmer zur Verfügung stünden, wurden sie abermals ungehalten und bedrohten meine Mitarbeiter. Bei deren Eintreffen weigerten sie sich der Haussicherheit zu folgen und betonten ihre Rechte. Trotz ihrer Weigerung und Handgreiflichkeit haben wir sie nicht nur erstversorgt, sondern ihnen auch medizinische Pflege angedeihen lassen. Wenn sie unser Haus so sehr schätzen, dass sie selbst mit dem Krankenzimmer vorlieb nehmen möchten, sagen sie beim nächsten Mal doch einfach etwas. Die Damen und Herren hatten an etwas angemesseneres gedacht."

Palani kochte. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Er hatte doch nur seine Amélie sehen wollen. Er wusste in welchem Zimmer sie wohnte und hatte es schon ein paar Male versucht. Jedes Mal schien wie zufällig gerade Personal eines der angrenzenden Zimmer zu reinigen, doch dieses Mal hatte ihn die Geduld verlassen. Er straffte sich und wollte erneut ansetzen, als ihn die weiteren Worte Micheles verstummen ließen. Sie waren aus der Position eines Vaters gesprochen, der seinen kindlichen Sohn belehrt, ließen jedoch jegliche Wärme vermissen:

"Palani, wir haben uns um ihre Angelegenheiten bemüht. Ihre Geschäftstermine sind über einen Sportunfall informiert worden und ihr persönlicher Assistent sieht mit einem großzügigen Handgeld über fehlende Details hinweg. Ihr Termin in 30 Minuten mit dem Vorarbeiter steht übrigens immer noch. Ich schlage also vor sie frühstücken und wir lassen diese Angelegenheit hinter uns, junger Mann."

Palani schnaubte hörbar. Er konnte nichts tun. Nicht hier. Nicht jetzt. Er wollte sich nicht ausmalen, was dieser frisierte Affe sonst noch anstellte. Es ging um sie, nicht um ihn. Um ihn konnte er sich später kümmern. Nach der Kreuzfahrt. Der Gedanke ließ ihn lächeln und er begann stillschweigend zu essen.

~~~

Abends las er noch eine Nachricht. Endlich eine Antwort von Amélie: Was deine Frage zu dem Urlaub angeht muss ich ablehnen. Ich lebe mich gerade erst in der Stadt ein, baue mir etwas auf und finde langsam ein stabiles Umfeld - ich will nicht gleich wieder für eine längere Zeit abhauen. Ich denke es ist so das Beste. Auch glaube ich das ein gemeinsamer Kreuzfahrt-Urlaub ein falsches Bild vermitteln könnte.

Ein Glas zersplitterte an der Wand. Ein kurzer Schrei. Dann verließ er die Wohnung.
Titel: Kapitel 3: Nur dein Bestes
Beitrag von: Avalia am 17. März 2021, 01:50:37
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=Q3zeeO8kLuE)

Erschöpfung. Ja, Erschöpfung war das richtige Wort. Erschöpfung war das, was Palani (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/270764) mit sich trug. Erschöpft drückte er sich von seinem Ledersofa auf, ließ müde den Blick über die elektronischen Papiere mit den Artikeln über die Erfolge seiner Amélie schweifen. Er ging langsam zur großen Glasfront, die sich bei Annäherung gen schneeweißem Balkon öffnete. Seine Finger fanden halt an der Außenbalustrade, während sein Kopf noch überlegte, wo die Stunden des heutigen Tages geblieben waren. Die kalte Stadtluft tat gut. Sie erdete ihn und führte ein wenig zu anderen Gedanken. Hier oben war die Welt ein wenig mehr in Ordnung als bei den Menschen dort unten. Er verlor die Zeit aus den Augen.

Auf dem Weg zurück auf sein Sofa sammelte er den Bademantel ein, den er abgestreift hatte und betrachtete die Wohnung. Schalen mit geliefertem Essen, von einer Haushaltsdrohne mit Plastikfolie verschlossen, leere Plastikflaschen und verklebte Taschentücher. Eine Einblendung am Rande seines Sichtfeldes, die ihn über verpasste Termine vor mittlerweile vier Tagen informierte, 83 verpasste Anrufe und die halbausgeblendete Warnung, seinen Konsum an Alkohol und Medikamenten zu reduzieren, da sonst ein medizinisches Notfallteam angefordert würde. Er fischte eine Packung Streichhölzer heraus und warf eines davon in hohem Bogen in die Feuerschale im Raum. Knistern und bald darauf Harzgeruch erfüllten den Raum. Seine Laune besserte sich langsam.

Schnelles Blinzeln rief sein AR-Interface auf. Nachrichten. Er las die letzte Nachricht von Amélie und schüttelte den Kopf. Sie hatte deutlich gemacht, was sie von ihm hielt. Es genügte nicht reich zu sein. Es genügte nicht, ihr ein Leben vor die Füße zu legen, in dem sie an seiner Seite leben konnte, wie sie wollte. Das konnten andere auch. Es hatte ein paar schmerzhafte Tage gebraucht, doch schließlich hatte er verstanden. Es war einfach nicht genug. Er musste ... mehr tun. Somit blieb einzig und allein die Frage, was genau zu tun war. Seiner Erfahrung nach ließ sich Anerkennung nur in einem begrenzten Maße kaufen und mit Ruhm sah es nicht anders aus. Er wischte die Nachricht zur Seite; sie musste von sich aus kommen. Vielleicht fiel ihr sogar nach einiger Zeit bereits auf, was sie an ihm hatte. Wenn sie wieder in Schwierigkeiten kam; sie kam mit ihren neuen Freunden ständig in Schwierigkeiten. Er beobachtete sie. Die Sache mit dem Sprengstoff war furchtbar knapp gewesen, aber nicht genug eskaliert, dass er ihr helfen sollte.

Auf der Suche nach Inspiration fanden seine Gedanken einschlägige Videos, einzelne Guides und Videos. Die meisten davon konnte man keine Minute ansehen, ohne in schmerzhaftes Lachen auszubrechen oder einfach nur den Kopf zu schütteln. Die ersten Sonnenstrahlen tauchten seine Wohnung in goldenes Licht als er unter dem seinem Spam etwas fand, dass ihn schließlich irritiert aufhorchen ließ:

Sie haben Sie verloren, obwohl Sie derjenige sind, der Sie verdient hätte?

Andere haben mehr Erfolg, wo er eigentlich Ihnen vergönnt sein sollte?

Sie haben eingesehen, dass sie etwas tun müssen?

Dann ergreifen Sie noch heute Ihre Chance!

Kontaktieren Sie uns und wir erschaffen gemeinsam Ihre glückliche Zukunft.

Egal, ob persönlich (http://) oder in der Matrix (http://), wir nehmen uns die Zeit, die Sie verdient haben.

Alles, was sie tun müssen, ist ihre Chance ergreifen - am besten noch heute!

Coce Inc. ist eine eingetragene Marke und haftet nicht mehr für seelische und moralische Schäden, die aus dieser Nachricht entstehen können.


Zweifelhaft und ziemlich sicher Geld- und Zeitverschwendung. Allerdings immer noch der beste Fingerzeig der gesamten Nacht, so traurig das war.

Nach dem Aufstehen würde er sich darum kümmern und im Laufe des Tages zu seinem alten Leben zurückkehren.

Erst einmal ohne Amélie.
Titel: Intro Kapitel 5: La Famiglia Martinez
Beitrag von: Avalia am 17. März 2021, 01:51:07
Stimmung (https://listenonrepeat.com/?v=hrEu_1sHgI4&s=16&e=148#*MAFIA*_%7C_Aggressive_Mafia_Trap_Rap_Beat_Instrumental_%7C_Mafya_M%C3%BCzi%C4%9Fi_%7C_Prod_by_Pasha_Music)

Flüchtige Küsse auf rechte und linke Wange eröffneten das Gespräch und Sofia Andersen (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/272634) ließ sich in den bequem gepolsterten Korbsessel sinken, während ein Kellner kleinere Snacks und Kaffee servierte. Ihr Gegenüber lächelte herzlich, zog einen altmodischen Umschlag hervor und ließ ihn behutsam über den Tisch gleiten. Sie öffnete, schätzte die Menge an Banknoten und sah ihn dann prüfend an: "Keine Konzernwährung dieses Mal?" Der Ton ihrer Worte ließ keinen Zweifel über das Vergnügen an diesem Geld.
"Signora Andersen", strahlte der Mann sie an, "ich habe ihnen damals 50.000 Euro versprochen, wenn sie mir eine geeignete Person liefern können, die sich in unser munteres Bild einpflegen lässt. Ich habe - nicht allein wegen ihres Namens, der alles noch ein wenig leichter machte - diese Summe noch einmal um 25.000 Euro erhöht. Mir blutet das Herz eine schöne Frau enttäuschen zu müssen, wenn sie jetzt auch noch die Aufschläge für allerlei schmutzige Transaktionen aus mir herauspressen wollen." Nach diesen Worten strich er den weißen Anzug kaum merklich glatt und nippte am Kaffee.

Ihre Finger zählten routiniert das Geld und ehe sie den gefüllten Umschlag in ihrer Tasche verstaute: "Nach allem, was ich höre, sollte ich weitere 50.000 Euro für meinen Neffen verlangen. Wenn ich sie richtig verstehe, ist er mittlerweile nicht unerheblicher Teil ihres Planes geworden und bisher eine eher kostenlose Dreingabe. Ich weiß, dass wir alle von diesem Plan auf lange Sicht profitieren. Wenn sie es gut anstellt sogar das Mädchen. Falls nicht ist es eine Kugel weniger, die unsere Leute am Ende fangen." Bedächtig strichen ihre Fingernägel über das Porzellan, ehe sie den Gedanken wieder aufnahm. "Diese Leute, mit denen sich die beiden umgeben, sind alles Kriminelle. Kleine Fische, wenn sie mich fragen, aber Leute mit krimineller Energie und einem gewissen Temperament. Dann kehren die Zustände aus den Zeiten Don Daniels zurück." Bei der Nennung des Namens bekreuzigte sie sich kurz und sah zu dem Mann herüber.

"Aber, aber, Sofia! Sie unterstellen mir bereits jetzt solche Dinge. Sie ist ein zartes Gewächs mit einem wachen Verstand. Ich will, dass sie wächst und ihren Platz in unserem Haus findet. Und damit sie einen solchen Platz finden kann, muss nun einmal Unkraut ausgerissen werden. Das ist Arbeit, die selbst erledigen muss. Und wenn sie dabei einen starken Partner an seiner Seite hat, dessen jetzige Stellung sie noch schwerer anzutasten macht, umso besser. Geben wir ihr Gelegenheit zu wachsen."

"Ich sehe nicht, wie sie Donna werden soll, aber ihr Vater hat da sicher einen Plan, Michele."
Titel: Kapitel 2: Im Disseits I
Beitrag von: Avalia am 07. April 2021, 23:34:00
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=U0yUBkFDEG0)

Er zog den Helm (https://kanka.io/de/campaign/35672/items/110354) zurecht, sprühte die Ränder mit einer Blumenbrause ab und ließ die Versiegelung beide Teile verbinden. Im Spiegel prüfte er den Sitz der Elemente, ehe der junge Mann den großzügigen Kragen hochklappte und auf die große Uhr hier im Hauptraum schaute. Nur noch ein paar Minuten bis zu ihrer Ankunft. Er kniff die Augen zusammen, rieb vorsichtig über den Bereich der Panzerung, der seine rechte Niere bedeckte und verzog für Außenstehende unsichtbar das Gesicht. Nicht mehr lange.
Die ersten Schritte in der Panzerung waren wie immer ziemlich anstrengend. Er hinkte ein wenig auf dem rechten Bein und stolperte beinahe die Stufen zur Ausgangstür hinauf. Nach einer weiteren Versicherung, dass die Zeit gekommen war, öffnete er die Tür und geifernde Krallen aus schwarzgrauem Rauch kamen ihm entgegen. Hastig schloss er die Tür hinter sich und ging weiter.

Nach ein paar Schritten verließ er den Windschutz des Hauses und die immerwährenden Böen der Stadt Aeryllia (https://kanka.io/de/campaign/35672/locations/337555) umfingen ihn und versuchten ihn einfach mitzureißen. Er hatte merkliche Mühe ihm standzuhalten und stolperte in Richtung seines Ziels. Ein paar Augenblicke später, als das Gefühl jeden Moment zu fallen verging, griff er in die Tasche seiner Uniform und holte die Glovi heraus. Glovi waren technische Geräte mit der Größe eines Handballs. Sie besaßen zahlreiche Lücken und Kanäle, in denen der Druck des Windes auf die Membran zur Energieerzeugung genutzt wurde. Elektrisches Licht funktionierte in die dieser Welt nicht, aber er hatte sich schnell an sie gewöhnt und folgte dem türkisfarbenen Licht seines Wegführers durch die zahllosen Gassen der Stadt.

Als er sich der Innenstadt näherte, bemerkte er die Gestalt einer Wölfin, die schweigend neben ihm herlief. Er blieb stehen, streckte die Arme behutsam nach ihr aus und ließ Magie durch beide strömen. Ein paar Augenblicke später vernahm er ihre brummenden Gedanken: "Puan (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/359275), heute ist der Tag der Abreise. Wo sind all' deine Sachen?
Er besah sie einen Augenblick nachdenklich, als würden ihm Teile ihrer Kritik erst jetzt und nicht schon damals in seiner Wohnung deutlich werden, doch die Gedankenbrücke trug lediglich ein Lachen zur Wölfin: "Im Haus. Es ist noch eine Weile gemietet und du meintest, dass sie heute ankommen. Sie sind viel zu schwer in meinem Zustand und ich kann die edle Boudicca doch nicht zu meiner Lastenträgerin machen." Ein kurzes Brummen antwortete ihm in Gedanken, ohne klare Abneigung oder Wohlwollen zu suggerieren.

"Ich bringe dich zum Tor, zur Not auf meinem Rücken, du gibst mir meine Münze und danach bist du auf dich allein gestellt." Gespielter Trotz klang in ihrer Stimme mit, doch sie ließ sich ein paar Schritte zurückfallen, damit er ihre mitleidigen Blicke nicht sehen konnte.

Das konnte doch kein gutes Ende haben.
Titel: Kapitel 6: The Very Last One On Earth
Beitrag von: Avalia am 07. April 2021, 23:34:26
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=_3WFtStc7Nk)

Platschen, erneutes Platschen, dann eine längere Pause, dann ein weiteres Platschen. Das Wasser stand ihr bis über die Knie hinweg und sie schleppte sich mit dieser jungen Frau auf dem Rücken weiter.

Vor vier Tagen war sie aufgewacht, am Arm mit Handschellen an die Rohre eines alten Heizungskellers gefestigt, während die Frau ihr immer wieder in einer hart klingenden Sprache gut zugeredet hatte. Mittlerweile war die ukrainische Sprache wieder in ihrem Gedächtnis aufgetaucht, doch das martialische Äußere der Frau und der Anblick von drei Personen, die man scheinbar bei lebendigem Leibe auseinander gerissen hatten, hatten sich über alle Grenzen hinweg in die Bewusstlosigkeit zurückgetrieben.

Als sie das nächste Mal zu sich gekommen war, hatte die Frau sich als Tanya Petroi (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/266436) vorgestellt und ihr einen kurzen Überblick gegeben: Sie selbst, Larka Bielas (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/360361), hatte die junge Frau aus einem Höhlensystem befreit. Ihre Erinnerungen gaben das ebenso wenig her wie andere Erinnerungen. Sie erinnerte sich einzig an eine Stadt voller Rauch und Nebel, gellende Schmerzensschreie und daran, dass sie einen mächtigen Freund hatte, der sie niemals im Stich lassen würde. Beide Frauen waren gemeinsam durch das Land gereist, auf der Flucht vor Verfolgern, deren Motivation sie nicht herausbekamen, weil sie die hiesige Sprache nicht verstanden, aber deren Zahl groß, wenigstens dreistellig zu jeder Zeit, sein musste.
Die Erinnerung vor vier Tagen, so erzählte Tanya, stammte aus der Zeit, wo sie während Tanyas Erkundungen gefunden worden war. Schlaftrunken hatten einige Betäubungsgranaten ihr das Licht ausgeknipst und Tanya hatte sich bei ihrer Rückkehr des Problems angenommen. Ihr Schädel brummte immer noch, wenn sie versuchte die verworrenen Ereignisse in irgendeine sinnvolle Reihenfolge zu bringen.

Vor ein paar Stunden hatten sie Tanya ausgeschalten. Es waren doch Stunden, oder? Ein halbes Dutzend Jeeps, jeweils mit Fahrer und Bordschütze, hatten sie zusammen getrieben und unter dem Sperrfeuer der Sturmgewehre war Tanya zusammengebrochen. In diesem Moment brüllte etwas primitives, beinahe urtümliches in ihr auf. Als sie wieder klare Gedanken fassen konnte, steckten Glassplitter in ihrer Kleidung und sie trug Tanya irgendeine Hauptstraße einer Stadt hinunter.

Dieselbe Straße, deren Ende sie bald erreichen würden. Große Teile der Stadt waren bei einem Luftbombardement zerstört worden. Aber vielleicht, nur vielleicht gab es irgendeine Möglichkeit hier herauszukommen.

Als ihre Beine wieder einmal nachgaben, schaute sie flehentlich zum Himmel, verwischte Tränen und Dreck in ihrem Gesicht und brüllte: "Warum lässt ihr mich schon wieder allein?"
Titel: Ausklang Kapitel 2: Im Disseits I
Beitrag von: Avalia am 14. April 2021, 22:13:20
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=XcbrQ9c7q20)

Müde schleppte sich Bodvica (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/296135) an die Spitze der Klippe und versuchte die klaffende Wunde an ihrer Bauchseite zu bedecken. Es war nicht das erste Mal, dass sie verdrängt worden war. Aber es war das erste Mal, dass sie an einem Ort wieder aufwachte, dessen baldiges Ende sie spüren konnte. Kraftlos brachen die Beine unter ihr hinweg,  umklammerten die Arme das spitz zulaufende Gestein, glitt der Kopf über die Kante. Ein wenig Blut tropfte von ihrem Kinn, während die Augen den Kilometer durchmessenden Talkessel abmaßen, in dem sich ihre Heimatstadt, Aeryllia (https://kanka.io/de/campaign/35672/locations/337555), befand.
Sie hasste das, was im Laufe der Jahrtausende aus dieser Stadt geworden war. Seit ihrem Tod bei Londinium, an dessen Details sie sich nicht wirklich erinnerte, waren beinahe einhunderttausend Jahre vergangen. In den ersten Jahren war ihr die Stadt wie ein Wunderwerk der Technologie vorgekommen: Sich bewegende und gar fliegende Aufbauten, eigenständig bewegende Maschinen und Körperteile aus Metall und Zahnrädern, die Versehrten ein besseres Leben ermöglichten. Doch Aeryllia hatte sich verändert. Im Laufe der Jahrtausende hatten sie immer noch Dinge entdeckt, Bodenschätze wie Kohle besser einzusetzen verstanden und heute lag die Stadt im Kessel unter einer milchig wirkenden Glocke aus schlechter Luft. Doch darum ging es heute nicht.

Darum war es nie gegangen.

In der Stadt unten stand einer der Wächter. Eine Kreatur von ihnen, beinahe zwanzig Meter groß und damit deutlich größer als die meisten Gebäude der Stadt. Regungslos hatte er seit seinem Auftauchen vor ein paar Tagen verharrt. Er war eine der ersten Dinge gewesen, die sie nach ihrer Verdrängung gesehen hatte. Sie hatte Geschichten aus den anderen Welten gehört. Sie wusste, dass es mit dieser Stadt zu Ende ging. Vielleicht sogar mit dieser Welt. Eine weitere Verbindung zwischen ihrer alten Welt und der Stadt Dis würde - vermutlich für immer - verschlossen werden.
Tränen rannen ihre Wangen herab. Sie hätte gern geholfen, doch sie konnte nicht. Sie war zu schwach. Sie war immer zu schwach gewesen. Hilflos beobachtete sie, wie erste Regung in das Wesen kam. Wie beiläufig Gebäude unter dem Druck der zwölfbeinigen Kreatur zusammenfielen. Wie es spielerisch Verteidigungsanlagen der Stadt zur Seite wischte. Wie mächtigere Geister als sie selbst, die im Dienst der Stadt standen, wieder und wieder verdrängt wurden und sich verzweifelt gegen das Monstrum warfen.

Alles war umsonst.
Titel: Kapitel 3: Nur dein Bestes
Beitrag von: Avalia am 04. Juli 2021, 15:37:59
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=xc6z40GKYao)

Sie rückte den Stoff um ihren Kopf zurecht und das hauchfeine Netz an UV-abweisenden Stoffen folgte und bildete den erwarteten Schleier vor ihrem Gesicht. Najida (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/422786) sah hinab in die Straßenschluchten und schüttelte den Kopf. Sonnenuntergänge waren nur dann schön anzusehen, wenn es etwas zu sehen gab. Ein weiterer verschwendeter Morgen. Aber die Schuldigen würden ihre Rechnung bezahlen.

Die Worte des gestrigen Meetings waren ihr noch sehr lebendig im Kopf. Jemand hatte viel Geld in die Hand genommen, um sein persönliches Glück zu realisieren. Eine halbe Million Budget für ihre Operationen sprach von wahrscheinlich dem Zehnfachen für ihre Organisation. Wochen der Nachforschung waren vergangen und sie konnte guten Gewissens davon sprechen, dass sie auf ihre Ziele gut vorbereitet war. Nicht jedes ihrer Ziele gefiel ihr, aber das spielte keine Rolle.

Für den Anfang würden Kleinkriminelle reichen müssen.

Außer für den Japaner.

Da sollten Profis ran.
Titel: Kapitel 3: Nur dein Bestes
Beitrag von: Avalia am 04. Juli 2021, 15:38:20
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=pggN6f4h4So)

Willkommen, Weberin.
Außergewöhnliche Motivationsparameter festgestellt.
Circe-Matrix wird gefestigt.
Divergenzen im Aeryllia-Modul normalisiert.
Odysseus-Navigationsmodul wird initialisiert ... ... ... ... Fehler.


Kichernd strich Iris (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/290561) sich einige ihrer goldenen Strähnen aus dem Gesicht. Die Maschine! Sie hat einen Fehler! Darauf wartete sie seit Jahrtausenden. Ihr Plan schien zu funktionieren. Hastig tanzten ihre Finger über das Gewebe auf der Suche nach einer Entdeckung, die schon Jahre zurücklag. Ihre Finger betasteten das winzige Loch im Gewebe. Es war so anders als die anderen Stellen. Schob sie selbst Fäden zur Seite, so entstand zwar auch ein Loch, eine Leerstelle, aber es war nicht wirklich ein Loch. Hier jedoch war es anders. Überquellende Dunkelheit, ihre Dunkelheit hatte hier ihren Anfang genommen.

Sie lehnte sich vorsichtig gen Loches und erschrak angesichts des Lichtes und der Farbenpracht. Der Feldzug ihrer Partner in den vergangenen Wochen und Monaten hatte sie davon entwöhnt. Die triste und trübe Stadt Dis war nie sonderlich farbenfroh gewesen, aber seit jenen Tagen war kaum noch mehr als grauer Stein in grauen Aschenwolken zu sehen. Mehrfach blinzelnd schaute sie erneut durch das Loch und grinste unverhohlen. Das war keine der Nachbarwelten der Ersten Stadt. Doch sie besaß eine längst vergangene Erinnerung. Fünfhundert Jahre mochten vergangen sein. Wie war es noch gewesen? Die Bewohner dieser Welt hatten die Erste und Letzte Stadt aus ihrer Welt getilgt. Sie hatten das Zeitalter der Magie ihrer Welt beendet.
Diese Dummheit hatte sie jedoch nicht davon abgehalten in den kommenden Jahrhunderten wieder und wieder jemanden in diese Welt zu verlieren. Ein jeder von ihnen ein Faden im Gewebe, im Vlies vor ihr. Einen Augenblick tasteten ihre Sinne durch den Spalt in diese Welt. Sie fühlte sie Bewohner, durchdrang jeden Einzelnen für den Bruchteil eines Augenblicks. Sie litt und lachte mit ihnen. Sie spürte durchlebte ihre Vergangenheit und erlebte ihre Zukunft. Nichts davon rührte sie auch nur im Geringsten.

Was waren sieben oder acht Milliarden Opfer, wenn so viel mehr auf der anderen Seite stand.

Sie lehnte sich zurück in ihren Schaukelstuhl und nickte zufrieden. Ihre Finger erschufen Realität, die sich mit längst getroffenen Entscheidungen verband und sinistre Kinder gebar.

Nyx-Anomalie festgestellt.
Hekate-Würfel wird entfaltet.
Odysseus-Navigationsmodul wird initialisiert ... ... ... ... Fehler.


Siegesgewiss hatte sie den erneuten Systemfehler abgewartet, sprang nun auf und drückte das schleimige, schwarzgoldene Gebilde in ihrer linken Hand in das Gewebe hinein. Wie lebendig schlangen sich schleimige Ärmchen um einen einzigen Faden, während sie den Großteil der verbleibenden Masse in Richtung des wieder entdeckten Loches zog. Ihre Schöpfung schien mit jedem Ruck schwerer und widerspenstiger zu werden. Schließlich schloss sie die Augen, um sich gegen die grellweißen Buchstaben in ihren Sichtfeld abzuschirmen:

Eris-Protokoll fehlgeschlagen.
Vorhang der Ewigen Nacht wird aufgefächert.
Start der Chaos-Kerne wird vorbereitet.
Tartaros-Ankerpunkt wieder wiederhergestellt.
Rücksetzung der Gaiasphäre wird eingeleitet.


Wut und Widerwille brandeten auf. Das war nicht ihr Ziel gewesen! Panisch blinzelnd riss sie die Masse von den Fäden fort. Jener eine Faden folgte der Masse und riss mit einem kaum hörbaren Laut, um sich aus eigenem Antrieb wieder mit der Gesamtheit zu verbinden. Handgesten machten die Teile der Realität ungeschehen, die einen zunehmend kleineren Knoten in ihrer Hand formten. Die Fortschrittsbalken der Prozesse hörten nicht auf zu wandern. Nach einigen sinnlosen Versuchen kam ihr schließlich die rettende Idee. Sie riss sich den Helm vom Kopf, verließ den Schaukelstuhl und hastete in Richtung der Eingangstür. Unwillkürlich kauerte sie sich ein wenig zusammen und wartete einen Augenblick mit angehaltenem Atem.

Nichts passierte.

Unsicher hob sie den Blick. Dann hörte sie schwere Schritte die Stufen herunterkommen. Tief schluckend setzte sie sich den Helm auf, während sie in den Schaukelstuhl fallen ließ. Sie begann das Nachrichtenprotokoll zu bereinigen, strich die Unordnung der Fäden ein wenig glatt, beruhigte ihre Atmung und hinterließ alles in bester Ordnung.

Der schwarze Tropfen, der über den Rand des Loches in jene Welt entkam, übersah sie jedoch.
Titel: Kapitel 4: Im Disseits II
Beitrag von: Avalia am 04. Juli 2021, 15:38:49
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=Vsjsf-WFyDY)

Die Tür schloss sich beinahe geräuschlos hinter ihm und Andrei (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/456174) strich die Falten seiner Anzughose glatt. Der Außenflur dieser Konzerneinheit war nicht einmal drei Meter breit und er blickte auf den Moloch herab, der seit dem sechsten Lebensjahr seine Heimat war. Amsterdam, die größte und verkommenste Vergnügungsmeile der Welt, breitete sich unter ihm bis zur toxischen Nordsee in alle Richtungen aus. Einzelne Bojen auf dem, was früher das Eiselmeer gewesen war, lockerten die endlose Schwärze des Horizonts auf und langsam beruhigte er sich wieder.

Seine Tante hatte ihn herausgeschickt. Ein einziger, kurzer Blick in seine Richtung, offensichtliche Abscheu und sie hatte ihm klar gemacht, dass er dem Gespräch nicht weiter beiwohnen solle. Was konnte er dafür, dass diese Schlange so ... gut aussah? Ihre Kleidungsstil war exotisch, ihre Rundungen gefielen ihm und warum dachte er darüber überhaupt nach? Frustriert strich er ein weiteres Mal seine Anzughose glatt und begann seinen Sicherheitscode einzugeben.

Als die Tür sich öffnete, war seine Tante allein im Büro. Antonia (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/456203) lächelte ihrem Neffen zu und deutete auf dem Platz vor ihrem Schreibtisch. Er zog sich einen Stuhl heran und wartete, was sie zu sagen hatte. Sie sprach über den Erfolg der Verhandlung, ließ sich beiläufig darüber aus, wie wenig hilfreich er wäre, gab ihm ein paar weitere Aufgaben zu erledigen und beschrieb die Leute, die er dafür anheuern sollte.

Er nahm es stoisch und gelassen hin. Man erlebte nicht jeden Tag die Geburtsgeschichte einer Landmasse mit.
Titel: Kapitel 6: The Very Last One On Earth
Beitrag von: Avalia am 11. Juli 2021, 22:52:19
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=C2IgJgChsRk)

Rufus Harding blickte auf fünfzehn Jahre Dienstzeit zurück. Er hatte seinem Mutterland, dem Vereinigten Königreich Großbritannien, einige Jahre gedient und war Mitte der 2070er zu Leviathan Inc. (https://kanka.io/de/campaign/35672/organisations/48642) in der Hoffnung dort durch ein paar Freunde ein wenig Karriere zu machen und irgendwann die Feldeinsätze im Ausland gegen familiäre und repräsentative Pflichten einzutauschen. Wenige Jahre später, 2077, hatte man ihm zwar nicht die erhoffte Beförderung, aber zumindest eine Tätigkeit im Umfeld der Stadt Monaco angeboten. Er sollte eine kleine Einheit führen, die sich um wertvolle Assets des Konzerns kümmerte. Rückblickend hätte er damals misstrauisch werden sollen, aber er nahm an und er wähnte sich glücklich, bis er Asset 08X4 kennen lernte.

Damals war Asset 08X4, bürgerlicher Name Aneta Bielas, das lebendige Aushängeschild des Konzerns, dass das Spielen ihres Kernproduktes Leviathan tatsächlich Menschen reich machen konnte. Der Weltöffentlichkeit unbekannt litt diese Frau allerdings auch an mehr als einem Dutzend unterschiedlicher Krankheiten, die zwei Gemeinsamkeiten hatten: Sie waren nicht ansteckend und bis zum heutigen Tage unheilbar. Rufus hielt sie bis zum heutigen Tag für den Fleisch gewordenen Alptraum eines jeden Personenschützers und verwendete gefühlte achtzig Prozent seiner Arbeitszeit nur auf Organisationsmaßnahmen, die 08X4 betrafen.
Ihr Transport erfolgte normalerweise in einer Biokapsel, die in einem Stepvan wenig Raum für weitere Personen ließ und gemäß Konzernanweisungen war sicher zu stellen, dass der Katalog an lebensnotwendigen Medikamenten minutengenau verabreicht wurde und ihre Matrixverbindung zu keinem Zeitpunkt auch nur für Sekunden abriss. Dank dieser Aufgabe waren Rufus' einziger Lichtblick im Leben jene Tage im Jahr geworden, die 08X4 tatsächlich offline zu ausführlichen Untersuchungen verbringen musste.

Diese Zeit war für dieses Jahr leider um.

~~~

Seit drei Stunden hielt er mit seiner Einheit eine Videokonferenz. Anspannung im Blick und in der Körpersprache war spürbar. Es war nie ein Problem gewesen, dass sieben Personen einen Katalog von mehr als dreißig Assets beschützten, doch heute ging die Welt unter. Harding hatte um Unterstützung gebeten, doch sein direkter Vorgesetzter war über das Wochenende im Urlaub, anderweitig nicht erreichbar und Antworten von höheren Stellen ließen auf sich warten. Seine Leute waren ihren veränderten Aufgabenlage überfordert und instruierten Konzernsicherheit die einzelnen Vorfälle zu untersuchen, während sie hier in ihrer kurzfristig errichteten digitalen Kommandozentrale alle Spuren dieses offensichtlich konzertierten Angriffes zusammenwarfen.
Rufus hörte seit einigen Minuten nicht mehr wirklich zu. Ein kurzer Anruf im Komplex hatte ihm zumindest eine der vorliegenden Informationen bestätigt: Die Kapsel von 08X4 konnte derzeit nicht dorthin überführt werden. Der Transport in das nächste größere Rechenzentren von der Klinik aus würde in drei Stunden beginnen.

Sichtlich genervt stellte er die gesamte Konferenz stumm und knurrte:

»Das ist das dritte und letzte Mal, dass ich frage: Wer kümmert sich um die Sicherheit in Amsterdam?«
Titel: Kapitel 4: Im Disseits II
Beitrag von: Avalia am 13. Oktober 2021, 17:09:31
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=Q8hjdFai5sk)

Unruhig verlagerte sie ihr Gewicht von einer Stelle auf die andere. Irgendetwas störte sie. Nabla (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/494813) war es nicht gewohnt, dass sie nicht meditieren konnte. Ihre Finger glitten über den Stein, suchten nach Unebenheiten, fehlenden Elementen oder ... etwas anderem. Sie mochte Veränderung nicht und dennoch hatten sie ihre Befähigungen sie dazu ausersehen für ihre Art und ihre Siedlung nach der stetigen Änderung des Wetter zu sehen.

Bereits in den ersten Tagen vor ... langer Zeit hatte sie die Aufgabe mit einem resignierten Lächeln angenommen. Khusak (https://kanka.io/de/campaign/35672/locations/456787) besaß kein wirkliches Wetter. Nur Sand und Felsen und Hitze und manches Mal ein wenig Wind. Selten einmal kamen starke Winde auf, doch ehe sie diese spürte, hatte jemand anderes sie längst den Bewohnern ihrer Heimatstadt, Diyge (https://kanka.io/de/campaign/35672/locations/456809) verkündet.

Sie lief zwei Runden um ihren Stein, den sie normalerweise für die Meditation verwendete, setze sich erneut und versuchte zur Ruhe zu kommen: Es funktionierte einfach nicht. Jedes Mal, wenn sie ihren Geist auf die Manaströme der Umgebung einlassen wollte, war dort irgendetwas, dass sie störte. Etwas Großes, etwas Unbekanntes, etwas ... Fließendes? Sie kannte es nicht und konnte es nicht einordnen. Etwas beklommen blickte sie von Horizont zu Horizont. Hatte sie ihre Gabe verloren? Sie war doch das Einzige, was sie ausmachte. Würden die Älteren sie verstoßen? Sie wollte nicht aufhören zu sein!

Irgendetwas zwischen Angst um sich selbst und Sorge vor dem, was sie spürte, drückte sie schließlich nach oben und sie sprang über die Kante, befestigte sich mehrere Male kurz am Gestein, um ihren Fall zu bremsen und donnerte schließlich auf den kiesigen Boden. Kurze Zeit später stand sie am Tempel von Huxi. Sie war nicht die Einzige. Viele der anderen Shitou standen ebenfalls hier, ratlos und ein wenig unschlüssig, ob sie mit der Priesterschaft über ihre Wahrnehmung sprechen sollten. Nach nur wenigen Augenblicken gab sie sich einen Ruck und stieg die Tempelstufen hinauf. Zwei der massiven Wachen stellten sich ihr in den Weg und der fragende Blick war eindeutig.

»Eine Flutwelle kommt! Sie wird die Siedlung unter sich begraben!«

Lachen der beiden Wachen antwortete ihr, doch die anderen Shitou blieben still.

Der ganze Platz war still.

Ohne eine einzige Wolke am Himmel begann es zu regnen...
Titel: Kapitel 6: The Very Last One On Earth
Beitrag von: Avalia am 08. Mai 2022, 15:53:55
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=C2IgJgChsRk)

Unsicher sah Larka Bielas (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/360361) in die Tiefe. Vermutlich waren die vier aufgerissenen Stockwerke vor ihr einmal Kellergeschosse gewesen. Sie nickte Tanya Petroi (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/266436) zu und bewachte deren Abstieg gegen die Umgebung. Sie verstand nicht, was hier vor sich ging. Sie hatten in den letzten Tagen Kreaturen getroffen, die es auf der Erde nicht geben sollte. Metergroße Krabben mit schillernden Panzerstrukturen, mehrere Meter durchmessende Spinnen mit spindeldürren Gliedmaßen und mitten unter ihnen ein Mann, der sich nach der Tötung seiner Tiere als Karl Magnusson vorgestellt hatte. Sie war sich nicht sicher, was sie von dieser Aussage halten sollte. Als er von seinen Tieren sprach, hatte er wohl auch die Menschen gemeint, die teilweise von Schalen und Panzern überwuchert gewesen waren. Sie, alle, waren nun tot.

Sie hing noch ein paar Augenblicke den letzten Tagen nach, als Tanyas Ruf sie aufschrecken ließ. Sie war unten angekommen. Mit grazilen Bewegungen nahm sie Stockwerk um Stockwerk und mit dem vierten Poltern und Brechen von Beton beim Abrollen sah sie zu ihrer Weggefährtin, dann zu dem beinahe sechs Meter durchmessenden Ring aus Flammen auf dessen anderer Seite eine ausgebrannte Ebene, von roten und schwarzen Adern durchzogen, zu sehen war. Sie hob eine Münze, sah zu Tanya und hob die Mundwinkel zum schwachen Anflug eines Lächelns: "Wie versprochen, Tanya, Kopf oder Zahl?"

"Kopf."

Larka nickte, warf die Münze und hielt sie ihr hin. "Zahl. Du gehst vor." Beide, durch die Qual der letzten Zeit zu Freundinnen geworden, starrten sich einen Augenblick stillschweigend an, ehe Tanya sich zu den Flammen drehte. Ein kurzes Nicken zu sich selbst, dann sprang sie in langen Sätzen zwischen die beinahe allgegenwärtigen Flammen und zu jenem Portal. Quälend lange Augenblicke folgte Larka ihr besorgt mit dem Blick, ehe sie schließlich das Portal erreichte.

In diesem Moment schoss ein Schmerz durch ihren Körper, der sie den Nacken rückwärts überstrecken ließ und jegliche Luft aus ihren Lungen trieb. Sie verkrampfte sich und versuchte gegen das, was mit ihrem Körper geschah, anzukämpfen. Augenblicke später fühlte sie sich ... größer. Schwerer. Mächtiger. Der Blick auf ihre Krallen, ihre schuppenbewehrten Arme, die Ränder ihrer Flügel, nichts davon beunruhigte sie im Geringsten. Sie verstand nichts, aber sie wusste, dass alles seine Richtigkeit hatte.

~~~

Anderenorts ...

... fiel Iris (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/290561) mit Freudentränen in den Augenwinkeln aus dem Stuhl der Weberin. Sie hatte es nicht für möglich gehalten.

Aber die Menschen hatten sie von ihrem Versprechen erlöst.

Von ihrer Knechtschaft.

Von der Ewigkeit.
Titel: Ausklang Kapitel 3: Nur dein Bestes
Beitrag von: Avalia am 08. Mai 2022, 15:54:27
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=tg8UmmBHHhU)

Palani Durand (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/270764) lächelte seinem Spiegelbild zu. Er strich mit den Fingern beinahe zärtlich über die Kamera, betrachtete die riesige spiegelnde Wand vor sich und dachte nicht über die Menschen nach, die ihm möglicherweise durch diese Wand zusahen. Er öffnete seinen Geist, entspannte sich und fokussierte sich für einen Augenblick auf das Lächeln in seinem Gesicht.

"Ich bin leicht.", begann er beinahe mantraartig, "Ich habe mich von allen Fesseln gelöst, die mich zurückhalten. Ich habe mich von allem Gewicht befreit, das mich zu Boden ziehen oder aufhalten will. Ich bin leicht." Er atmete tief ein und der verzückte Ausdruck auf seinem Gesicht machte deutlich, dass es nicht nur gewöhnliche Atemluft war, die hier den Weg in seinen Körper fand. Ruhig knöpfte er sein Hemd auf und besah für einen Augenblick das Becken im Zentrum des Raumes.

"Ich kenne mein Ziel.", setzte er fort, während er sich mit den Händen durch das Gesicht wischte, "Ich habe dem entsagt, was mich von meinem Weg abbringt. Ich bin bereit zu konfrontieren, was immer sich in meinen Weg stellt. Ich kenne mein Ziel."
Lächelnd schob er die dunkle Rasierklinge vor dem Spiegel mit den Fingerspitzen zur Seite und schüttelte innerlich den Kopf. Über solche Hilfsmittel war er lange hinaus. Das Zittern und Zucken der Schatten im Raum irritiert ihn schon länger nicht mehr.

"Ich habe den freien Willen.", intonierte er beim Öffnen der Schuhe, "Ich habe die Ziele der Anderen verstanden, doch ich allein treffe meine Entscheidungen. Ich kenne meine Wünsche und sie sind mein Wunsch allein. Ich habe den freien Willen." Dunkelheit schmiegte sich wie warmes Leder an seine Arme und er ließ sie gewähren. Er mochte das Gefühl, doch in diesem Augenblick spielte es keine Rolle. Er konnte es sich nicht leisten Gedanken daran zu verschwenden.

"ich scheide Wahrheit und Trug.", schüttelte er den Kopf und setzte sich an den Rand des Beckens, "Ich habe gelernt die Wahrheit aufzunehmen und zu verinnerlichen. Ich habe gelernt die Lügen zu erkennen und sie wie Gift auszuscheiden. Ich scheide Wahrheit und Trug." Der Rest seiner Kleidung schien sich wie von selbst in dem dunkler werdenden Raum aufzulösen. Stattdessen traten dunkle, arkane Linien an ihren Platz.

"Ich durchschreite Licht und Dunkel.", schrie er gegen den dämpfenden Effekt der Dunkelheit an, "Denn es ist das Licht, das meine Seele zerreißt und die Dunkelheit, die mich wieder und wieder gebären wird." Statt die Worte zu wiederholen sprang er Kopf voran in das Becken, welches sich beinahe zur Gänze mit einer tiefroten Flüssigkeit gefüllt hatte. Im Nebenraum, hinter dem Spiegel blinzelten die anwesenden Forscher verdutzt, ehe der Älteste von ihnen eine Kurzwahltaste betätigte: "Direktorin Klein, McGordon hier, Forschungssubjekt D. Dem Subjekt ist es erfolgreich gelungen eine Verbindung nach Akasha aufzubauen."

~~~

Anderenorts ...

... erstarrte Iris in der Bewegung und wischte sich die Freudentränen aus dem Gesicht, während kalter Schweiß ihren Rücken herunterlief.

Das ... war ... unmöglich. Menschen konnten so etwas nicht tun.

Was bedeutete das?
Titel: Kapitel 5: La Famiglia Martinez
Beitrag von: Avalia am 08. Mai 2022, 15:55:07
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=uxAtTrX8TpY)

Michele (https://kanka.io/en/campaign/35672/characters/307552) kniff die Augen zusammen und sah dem Businessrock der Frau nach, die sein Arbeitszimmer verließ. Monatelange Bemühungen hatten sich ausgezahlt. Seine Pläne gingen in die nächste Phase über. Noch nicht die letzte, aber zumindest eine weitere Phase. Schmunzelnd wählte er die Nummer Sofias (https://kanka.io/de/campaign/35672/characters/272634) auf der AR-Tastatur und wartete einen Augenblick.

"Unsere Freunde aus Sizilien haben angerufen. Sie haben mein Angebot angenommen. Aber sie haben ihre Unterstützung an ein paar Bedingungen geknüpft. Zwei Bedingungen, um genau zu sein." Er wartete ihre Rückfragen ab, nickte tonlos, während ihm ein Cappuccino auf den Tisch gestellt wurde. "Ja, genau wie erwartet. Ja, Gasperi. Nein, das ist nicht absehbar, aber sie ist intelligent genug diese Entscheidung zu treffen. Und falls nicht, liefert sie dennoch einen Grund."

Um ihn herum wurde es dunkel. Das war das vierte Mal heute. "Ja, hier ist auch gerade wieder der Strom ausgefallen. Nein, das Komitee hat immer noch keine öffentliche Stellungnahme von sich gegeben. Ich habe dir ja gesagt, ich rufe sie gleich an. Und du kümmerst dich endlich um den Jungen." Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, legte er auf, zog Cappuccino und Gebäck heran und genoss das Leben für einen Augenblick.

Dann rief er Amelie an.
Titel: Intro Kapitel 7: Im Disseits III
Beitrag von: Avalia am 08. Mai 2022, 15:55:52
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=CzpKvUWhn1M)

Die Wolke aus Asche begann unmittelbar nach dem Verlassen des Portals abzukühlen und graue Flocken landeten überall. Ein Mann trat durch das Portal und pulsierende Hitzewellen begleiteten jeden seiner Schritte. Mit einem Lächeln hob er die Hand zur Stirn besah die Stellungen in wenigen hundert Metern Entfernung. Eine knarzende Stimme erklang aus einem Megaphon: "Karl Magnusson, lassen sie sofort alle Waffen fallen und stellen sie die Kampfhandlungen ein. Sie erhalten einen fairen Prozess vor einem Kriegsgericht." Düsteres Lachen antwortete, als er zwei Schritte vorwärts machte und das Sturmgewehr fallen ließ.

Unterdessen waren zwei weitere Gestalten aus dem Portal getreten: Nackte Gestalten von der Größe eines Trolls mit aschfarbener Haut und dem Körperbau von Dryaden. Eine der beiden nackten Gestalten war ein junger Mann von ebenmäßiger Statur, in dessen Händen die Ascheflocken Bogen und Köcher formten. Die Frau neben ihm schien desselben Alters zu sein und teilte seine Waffenpräferenzen hinsichtlich Bogen und Köcher. Der angesprochene Mann hingegen sah ein wenig genervt zu den Aschezwillingen und rollte mit den Augen:

"Apollon, Artemis, ihr habt mir Belagerungsgerät versprochen."

Die Zwillinge nickten und sahen einander grinsend an und schossen in unfassbarer Geschwindigkeit Pfeile in den Himmel, denen eine große Rauchfontäne folgte. Die feindlichen Kräfte eröffneten das Feuer und ... die Temperatur nahm zu. Das zuvor knöcheltiefe Wasser begann zu brodeln und der heiße Wasserdampf gesellte sich zum Rauch, bis Sicht vollkommen unmöglich wurde.

Als Rauch und Hitzedämpfe sich legten, ließen die Soldaten auf der anderen Seite fassungslos die Waffen fallen und nicht wenige hoben Augenblicke später ihre Kommlinks. Hinter dem menschlichen Hünen und den statuengleichen Aschegestalten erhob sich etwas vom Boden, das menschliche Vorstellungskraft überstieg. Der verkohlte Kadaver eines echsenartigen Wurms mit kupierten Flügeln und rotglühenden Augen regnete weitere Asche und jede Bewegung des verstörend-eleganten Wesens ließ die Wolke, die sich mittlerweile beinahe 20 Meter in die Höhe erhob, weiter an Höhe und Fläche gewinnen.

Keine Minute später war der Kampf vorbei. Karl besah das Amalgam aus Plastik, Blut, Asche und menschlichen Überresten, schüttelte leicht den Kopf und sah zu den Zwillingen:

"Das hier ist keine Stadt. Diese Petroi (https://kanka.io/en/campaign/35672/characters/266436) sprach von den glühenden Ruinen einer Stadt um das Portal, durch welches sie hierher kam. Das hier sieht nicht aus wie eine Stadt. Wir sind hier falsch. Schickt das Biest ... Sirrurg ... zurück. Wir suchen das andere Portal und machen dort weiter." Kopfschüttelnd betrachtete er das Schlachtfeld. Tausende von Leichen.

Die Menschheit war so eine Verschwendung von Zeit.
Titel: Ausklang Kapitel 4: Im Disseits II
Beitrag von: Avalia am 08. Mai 2022, 15:56:12
Stimmung (https://www.youtube.com/watch?v=ZsT2HS1GZQk)

Mila Latona (https://kanka.io/en/campaign/35672/characters/754248) biss sich auf die Unterlippe und schüttelte mit dem Kopf. Sie hatte die Reisenden in die Pyramide zurückkehren sehen und nun hatten sie - wenn die Sinne nicht täuschten - diese Welt wiederum verlassen. Sie hatten diese Welt im Stich gelassen, bedauerlich aber nicht mehr zu ändern.

Sie hob ihre Linke und betrachtete das Glas mit den Ameisen, ein paar Zweigen und honigfarben schimmernden Flüssigkeit am Boden. Jeder hatte ein Reich zu verteidigen und eine weitere  Belagerung Khuzaks (https://kanka.io/en/campaign/35672/locations/456787) stand kurz bevor. Sie ließ die Klippen oberhalb der Portalstadt hinter sich und begab sich in die Wüste. Es war ein offenes Geheimnis, wo sich die Erste Stadt (https://kanka.io/en/campaign/35672/locations/276737) in die Grenzfläche zwischen Sheol (https://kanka.io/en/campaign/35672/locations/584679) und Khuzak geschoben hatte, um einen Landepunkt für die Eroberung zu finden. Müde setzte sie das Glas auf den Boden und sah den Ameisen zu, wie sie langsam herauskletterten, während ihr Körper zusehends zu Sand zerfiel.

Bis die ersten Tiere das Glas verlassen hatten, hielt sie die Augen geschlossen und ihre Sinne streckten sich in die Ferne aus, um Leben in dieser Welt zu spüren. Aus der nahe Stadt konnte sie nicht noch mehr nehmen. Ihr Handeln hatte wenige das Leben gekostet und die Reisenden auf ihre Spur geführt. Ein oder zwei Tage noch, dann hätte sie sich offenbart. Dann hätten sie genug verstanden, um ihnen eine Motivation für diesen Krieg zu geben, die nicht mehr vergehen würde. Stattdessen waren sie geflohen und sie musste weitersuchen. Irgendwann fand sie weitestgehend unberührte Oasen im Felsenmeer, Tausende von Kilometern entfernt und seufzte erleichtert auf.

Nach ein paar Augenblicken ruhigen Atmens begann sie zu ziehen. Alles Lebende in ihrer Wahrnehmungsreichweite erstarrte für einen Herzschlag und das Meiste lebte weiter und erinnerte sich nicht einmal wirklich an den kleinen Stolperer. Nur in den entfernten Oasen brachen ein paar Tiere und vereinzelte Geister tot zusammen. Sie blinzelte eine Träne weg und ließ die Lebenskraft in Richtung ihres Körpers zusammenströmen, ehe sie das Reservoir mit den Ameisen zu verbinden begann. Augenblicke später begannen sie zu wachsen; ihr Rücken hob sich auf Zentimeterhöhe, dann einen Meter, dann zwei und drei, ehe das Wachstum langsamer wurde und sie langsam auf beinahe vier Meter Schulterhöhe heranwuchsen.

Ihr Verhalten bestätigte: Sie waren satt und das war das Wichtigste für den Moment. Telepathisch nahm sie Kontakt zur ersten Ameise und trieb jene Instinkte in den Vordergrund, die die Verteidigung eines Baus beinhalteten. Während das Tier erstarrte, formten Stahl und Stein massive Panzerung um seinen Leib. Als es schließlich die nahe Stadt als seinen Bau und die verrauchte Ebene gen Sheol als seinen Feind erkannte, begann es mit den anderen zu kommunizieren.

Es hätte so viel einfacher sein können, wären die Fremden geblieben.