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Autor Thema: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?  (Gelesen 56048 mal)

Olf

  • GRUPPE Geschichten aus der ADL
  • Jungdrache
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  • Beiträge: 334
  • 09. Januar 2023, 19:49:01
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #30 am: 09. Januar 2023, 19:49:01 »

United Universe - Der Run 2
33.o Jay Smiley
Ich schaue vom Flachdach der "mapf-Werbung" nach Süden. Meine Brille blendet mir ein: 18.45 Uhr. Den Turm, auf dem die zuletzt ausgefallene Kamera montiert ist, kann ich nur erahnen, scheint aber erst einmal alles normal zu sein dort. Allerdings ist er doch eher außerhalb meiner Sicht. Neo macht sich auf den Weg dorthin, ich lasse eine Fly-Spy steigen, um ihn rechtzeitig warnen zu können, falls doch etwas ist. Die Gestelle, auf denen die Überwachungskamera sind, sind lediglich von einem hüfthohen Zaun umgeben. Also für einen Norm hüfthoch. Neo entdeckt unter dem Turm einen Metallkasten. Er steigt über den Zaun und schaut ihn sich näher an. Ich erkenne gleich einen Störsender, der zielgerichtet ist. Zielgerichtet nach oben zur Kamera.  Erkläre Neo kurz, wie man den aus macht. Bingo, Kamera 12 geht wieder. Neo geht weiter zu Kamera 11. Da stehen vier Leute am Zaun mit Bierchen. Alle Norms mit Lederklamotten. Auch dort steht ein Köfferchen unter dem Aufbau für die Kamera. Als Neo über den Zaun steigt, wird er von einem der Norms angeraunzt. Der ist dann still, als er den Security-Ausweis sieht. Geht dann etwas weg und holt sein Komm heraus. Ich lasse die Fly-Spy etwas sinken, um ihn zu belauschen. Ich verstehe es nicht, aber es sollte Italienisch sein. Sende den Feed an Frau Urbani weiter. Die kann das. Übersetzung ungefähr "...mit den Motorrädern..." und "...ja, so machen wir das...".
Während Neo weitergeht zu den Bühnen vier und drei, sehe ich, wie bei Kamera 14, gerade am Ponyreiten vorbei etwas südlich von mir, drei Leute in Lederkluft und mit Bierdosen vom hüfthohen Zaun wegschlendern. Darunter jetzt ein bekanntes Köfferchen. Ich schwinge mich am zurechtgelegten Enterhaken auf der Rückseite runter und gehe zügig zum Turm 14. Hüpfe schnell rüber und schalte den Störsender aus. Wieder draußen, die drei verfolgen, die nach Süden zurück schlenderten. Die grüßen zwei, die an ihnen vorbei Richtung Norden gehen. Die telefonieren. Während ich zu ihnen aufschließe, bekomme ich mit, dass Neo die Kamera an der Bühne drei reaktiviert hat. Die bei Bühne vier ist einfach verschwunden... Den Feed lasse ich gleich zu Frau Urbani laufen. ""...alles früher?" und "Verstehe, also doch keine Zeit mehr. Ciao."
"Frau Urbani, soll ich die beiden festsetzen?"
"Ja". Tatze meldete, dass er an den Weg kommen würde. Er war am Eingang zu Bühne sieben, der wir ja eigentlich zugeteilt waren. Er würde helfen. Die beiden fielen in einen Dauerlauf, es war jedoch keine große Sache, sie einzuholen. Dabei wählte ich bereits Schnäutzer an. Nachdem ich in der AR die Security-Berechtigung ausstrahle, halte ich einen der beiden von hinten einfach fest. Aber Drek! Der ist verdammt schnell und kräftig, so dass er sich gleich wieder befreien kann. Auf gebrochenen Deutsch schreit er mich an: "Was willst du Penner?!" Der andere zieht eine Pistole und meint mit deutlichem italienischem Akzent: "Was willst du, ist eh alles zu spät!", während der erste ein Kampfmesser zog und meinte: "Wir können das sofort hier blutig entscheiden, aber..." Ich lasse ihn nicht ausreden und schlage zu. Diesmal keine Rücksicht mit Festhalten und ausknocken per Griff. Diesmal haue ich meine Faust mit Titanknochen direkt rein in den Mann. Aber der duckt sich einfach weg! Der andere schießt auf mich, aber die Kugel bleibt in meinem Anzug hängen. Eine fliegende Seifenblase oder so etwas taucht neben dem Revolverhelden auf. Nina lässt Fotos von den insgesamt mindestens neun Leuten über Jay im allgemeinen Netzwerk rumgehen zusammen mit einer Alarmierung. Sollte die anderen Securities wecken. Und bei Schnäutzer klingelt es immer noch... Als ich ein weiteres Mal zuschlage, treffe ich den Typen, aber er bleibt stehen! Definitiv sowas von keine Anfänger! Revolverheld hat einen Streifschuss bei mir gelandet und schreit in sein Komm "...Pronto!..." Dann stülpt sich die Luftblase über seinen Kopf und er schnappt nach Luft. Messer sticht zu und bleibt in meinem Anzug hängen. Ich schlage wieder mit voller Kraft zu, diesmal eher links, nachdem er das letzte Mal nach rechts ausgewichen ist, und lande einen brachialen Volltreffer. Die Faust zermatscht die Rippen. Revolverheld schüttelt den Geist ab, ich schlage nochmal zu und auch sein Brustkorb zerbricht unter der Wucht meiner Faust.
19.05 Uhr. Schnäutzers Komm klingelt immer noch. 10 Sekunden Ewigkeit...

33.p
Freitag, 28.07.2079, 19:05:21 Uhr
Nachdem wir kein TacNet haben, aber immerhin einen Herrn Smiley, bei dem die Informationen zusammenlaufen, habe ich nicht immer den aktuellen Überblick, aber man kann sich mit etwas Verzögerung auf den Stand bringen. Ich lasse Tatze hinter mir und jogge Richtung Süden. Dort wird mir von Süden her Neo entgegenkommen. Zwischen uns drei von den Italienern. Frau Urbani ist zwei weiteren auf den Versen, allerdings Richtung Innenstadt, wo sich noch Kleinkunstbühnen für die Familien befinden. Herr Smiley markiert uns die drei Itaker und will sie hacken. Drek! Die sind verdammt weit weg!
"Neo, fang die drei ab! Tatze, Angriffe melden!" Just in diesem Moment meldet sich Schnäutzer. Nachdem ich außer joggen nichts zu tun habe, kann ich locker plaudern. "Erbitte Erlaubnis für Schusswaffeneinsatz." Das Gespräch sollten alle anderen auch mitbekommen, das Herr Smiley eine dauerhafte Konferenzschaltung eingerichtet hat.
"...wenn´s sein muss... wir haben den Kontakt zur 4 verloren..."
Anscheinend ist ihm die Lage noch nicht bewusst, obwohl Herr Smiley die bekannten Informationen schon an die Security weitergegeben hat. Anscheinend gilt Schnäutzers Aufmerksamkeit eher seiner Nase.
"Wir wissen, dass Kamera 4 weg ist. Setzen drei Leute zwischen der 12 und der 14 fest. An der 7 liegen schon zwei."
"Ich schicke Sammler los."
"Tatze, wir brauchen deine Hilfe unten. Schnäutzer, weitere Anweisungen?"
"Ich melde mich, wenn es was Neues gibt." Schnäutzer legt auf.
Tatze meldet sich: "Was kann ich tun?"
"Unten unterstützen."
In der Zwischenzeit ist Neo auf die drei gestoßen, der Kampf geht los. Frau Urbani hat einen der beiden Verfolgten direkt ausgeschalten. Meine Spy-Fly lasse ich Richtung der Bühne 4 fliegen, um die fehlende Kamera zu ersetzen. Wird aber etwas dauern. Neben mir erscheint aus dem Nichts eine Taube und fliegt mit mir. Muss Tatzes Geist sein.
"Schick den Geist runter zu Neo. Der braucht jede Hilfe."
"Was meinst du mit `unten´?"
"Süden. Neo braucht auf jeden Fall Hilfe." Dass Magiebegabte manchmal Probleme mit Technik haben, ist nicht wirklich etwas Neues, aber dieser Tatze ist wirklich weltfremd, was das angeht...
Freitag, 28.07.2079, 19:05:27 Uhr
Während sich meine Drohne Richtung Bühne bewegt, meldet Frau Urbanis Monitor gelb. Sie ist verletzt.

33.q
Während ich so Richtung Süden zu Neo laufe, mache ich mir ein Bild. Bei Nina liegen zwei Leute am Boden und die Leute drum herum wollen einer armen Frau helfen, die gerade angegriffen wird. Bei Neo sind auch zwei Leute am Boden und einer richtet noch eine Waffe auf Neo. Die Leute sind entsetzt und laufen davon.
Freitag, 28.07.2079, 19:05:30
Während ich immer noch gemütlich Richtung Süden jogge, pinge ich den Feed meiner Fly-Spy für Jay. Die Reaktion kam umgehend. Jay meldete sich mit: "Neo, kannst du mal zu Bühne 3 gehn? Bist am nächsten dran."
Neo: "Kann hier nicht weg."
Freitag, 28.07.2079, 19:05:33
Nachdem ich nun meine Fly-Spy nicht mehr wirklich bewegen muss, weil sie über Bühne 4 eingetroffen ist, kann ich mir während des Joggens den Feed ansehen. Einige Leute liegen in einer roten Lache. Anscheinend wurde Explosivmunition verwendet, so wie das Fleisch in Fetzen liegt. Ich höre mindestens eine Schnellfeuerwaffe, eine Shotgun und Geschrei.
"Alle sofort zur Bühne 4. Attentat." Lage klar benennen.
Jay meldet sich sofort: "Hab ich doch schon gesagt! Warum hört keiner auf mich?!"
Frau Urbani: "Brauche Unterstützung!"
Neo: "Ich muss mich eigentlich noch um die Leute hier kümmern."
"Dann beeil dich." Bin gleich bei dir.
Neo: "Roger."
Jay: "Kommt jetzt jemand endlich zu Bühne 3? Da ist einer über den Haufen geschossen worden!"
Frau Urbani: "Servici Sicuretta Baretta als unfreundliche Ziele markieren."
Zeitgleich hört man Schnäutzer: "Verdammte Scheiße, die Servici Sicuretta Baretta an Bühne 4 drehen voll durch!"
Neo stellt einen Feed ein. Rucksack mit Flaschen drin. "Sie haben Molotows."
"Wir sind unterwegs Jay." Das beruhigt hoffentlich seine Ungeduld. Drek, dass wir Nina nur schwer helfen können.

33.r
Freitag, 28.07.2079, 19:05:36
Beim Joggen schaue ich mir den Feed aus der Gegend von Frau Urbani an, um zu sehen, wie sie von einem Typen mit Elektroschlagstock zu Boden geschickt wird. Ein Security (oder vielleicht auch ein kräftiger Festivalbesucher?) springt auf den Schlagstocktypen, gibt ihm eine Schelle und der Typ mit dem Stock geht ko. Irgendjemand im Hintergrund schreit: "Schnell, wir müssen ihr helfen."
"Herr Smiley, bitte Erste Hilfe für Frau Urbani organisieren." Hoffentlich schnell.
Die Antwort kam prompt: "Geht raus."
An Bühne 4 schießen mindestens vier Maskierte Norms von der Bühne herab auf das fliehende Publikum. So wie es aussieht ziemlich wahllos. Im Zugangsbereich strömen fliehende Besucher nach draußen, aber zwei Securities haben sich dort verschanzt und nehmen die Bühne unter Feuer.
Freitag, 28.07.2079, 19:05:42
Zu Neo aufgeschlossen, wir joggen gemeinsam zur Bühne.
"Neo, du kannst doch dieses Astralwahrnehmungsdingens." Drek, unter Feuer lässt meine Rhetorik wieder nach.
Wir planen eine Überraschung, basierend auf Anschleichen, IR-Rauchgranaten  und purer Feuerkraft.
Freitag, 28.07.2079, 19:05:54
"Hüpfen wr doch einfach da vorne über den Zaun und schleichen uns seitlich zur Bühne an."
"Oder wir nehmen einfach die Türe da." Neo sprachs und hielt seine Security-Card an den Scanner. Mann, an barrierefreien Zugang muss ich mich echt gewöhnen. Neo scheint das gewohnt zu sein. Kein Wunder, hat auch für nen Con gearbeitet. Wir tragen alle unser Päckchen. Solange er uns nicht verarscht, ist alles gut. Wenn er falsch spielt, leg ich ihn halt um.
Ich nicke anerkennend, als wir durch die Türe anschleichen. Hier hinter der Bühne war eine Art Hinterhof, einige abgestellte Autos, abgedecktes Equipment für die Bühne. Jay meldet sich: "Sagt Bescheid, wenn´s losgeht, ich sorge für Ablenkung." Ich denke über DNI und Kommlink ein "ok" und wir schleichen uns an. Hinter der Bühne gehen wir hinter einigen Autos in Stellung. Keine zehn Meter von den Attentätern entfernt. Ich krame eine IR-Rauchgranate raus, halte sie Neo grinsend vor die Nase und ziehe den Ring. Der aufleuchtende Timer zeigt drei Sekunden und läuft sofort. "3...2..."
Freitag, 28.07.2079, 19:06:03
Ich bereite mich vor, auf die Bühne zu springen und loszulegen. In einer Hand meine Walter Secura mit Gelgeschossen, in der anderen die Granate. Da springt auf einmal einer der Maskierten von der Bühne, schreit panisch herum und will rennen.
Neo: "Der gehört mir."
In diesem Moment drehen die Scheinwerfer auf der Bühne hoch. Die Schussgeräusche lassen schlagartig nach. Während Neo zu seinem Ziel läuft, hüpfe ich auf die Bühne ("...1...los") und grunze grinsend "Kuckuck". Mein Blendschutz in den Kontaktlinsen leistet ganze Arbeit.
Freitag, 28.07.2079, 19:06:06
Ich stelle meine Wahrnehmnung auf Ultraschall um, gehe zum ersten Maskierten und dresche ihn eine Faust voll rein. Die Granate noch in der Hand. Nach dem Schlag fiel er blutig um. Die innere Uhr voll auf Kampf getaktet. Dann zum nächsten. Der geht voll in Verteidigungsstellung und schafft es, auszuweichen. Gleichzeitig lasse ich die IR-Rauchgranate los. Sie fällt auf den Boden. Noch vor dem Aufschlag geht sie hoch. Aus mehreren Löchern wird mit Hochdruck heißer Rauch ausgeblasen. Heiß genug, um auch mit Wärmesicht nichts mehr sehen zu können, kalt genug, um sich nicht zu verbrennen. Der Typ vor mir feuert tatsächlich auf mich. Ich weiche seiner Salve aus. Sie streift meinen Mantel. Ich schlage zu. Anscheinend hat ihn der plötzliche Rauch dermaßen überrascht, dass er sich eine Blöße gab und neben seinem Helm flog auch sein halber Unterkiefer nach meinem Faustschlag davon. Titanknochen sind einfach grün.
Freitag, 28.07.2079, 19:06:09
Ich niete die Dreksäcke um, Gott wird sie richten. Beim letzten nehme ich nicht nur etwas Fliegendes neben ihm wahr, sondern auch eine magische Präsenz. Muss ein Geist von Tatze sein. Drek, ich hoffe, es ist einer von Tatze!. Mein Schlag lässt den letzten Attentäter auf der Bühne umfallen.
Schlagartig entfährt es mir: "Drek, jemand hat meine Drohne geklaut!" und gleichzeitig höre ich über einen Feed den Sound von Motorrädern. Dutzenden Motorrädern. Prima. Es ist Krieg und ich steh nackig auf dem Schlachtfeld...

33.s Der Dekan
Im Astralraum wurde Tatzes Geist von zwei Feuerelementaren zerfetzt. Neo holte mit seinem Taser eine Drohne aus der Luft und eine Vorhut der Rocker-Streitmacht preschte schon Richtung Schlossplatz, wo die Familien-Bühnen waren. Einige hatten einen Beiwagen, von dem aus komfortabel in die Menge geschossen werden konnte. Nur hielten sie sich nicht mit Schusswaffen auf. Sie warfen Granaten. Einer hatte wohl auch einen Granatwerfer. Ich für meinen Teil rannte Richtung Brücke, wo ich sie vielleicht aufhalten könnte. Zumindest wäre dort erst einmal eine Engstelle.
Während Frau Urbani gerade von Tatze geheilt wurde, kam von Jay aus der Matrix ein Feed, der weitere ca. 40 Motorräder zeigte. Kurze Zeit später meldete er, dass Alarm gegeben wurde und "die Bullen" mehrere HTR-Teams schicken würden. "Ich bin raus.", waren seine letzten Worte und schon war er aus de Matrix verschwunden, wie auch aus allen Konferenz-Schaltungen.
Frau Urbani meldete sich: "Zieht euch zurück. Eingreifen nach eigenem Ermessen."

33.t
Der Befehl der Chefin hieß also Rückzug. Ein Guerilla-Krieg wäre kein Problem - mit meiner vollen Ausrüstung. Aber mit zwei Pistolen, einer Hand voll Rauch- und Betäubungsgranaten und einem Jagdgewehr, mit dem ich nicht einmal wirklich gut umgehen kann, ist einfach kein Krieg zu gewinnen. Also Brückenstraße nach Norden Richtung Bühne 7 und Campingplätze. Zum Glück ist die Straße fast menschenleer. Die Rocker fahren auch eher bequem - zumindest laut Frau Urbani und Neo - so dass ich locker weit vor ihnen bleiben sollte.
Frau Urbani meldete sich über die Konferenzschaltung: "Ich weiß nicht, was ihr macht, aber ich muss nochmal rein. Jemanden retten."
"Wer ist wo drin?"
"Eine Freundin."
"Geoping." Er traf sofort ein. Ebenso wie einige Token auf ein Wohnmobil. Auf dem Campingplatz nur hundert Meter nördlich der Bühne 7. Unterwegs am Seil meiner Enterhaken-Kanone wieder auf das Flachdach der "mapf-Werbung". Rucksack und Gewehr geschnappt. Runterspringen. Fünf Meter Höhe kein Problem. Bilder kommen hoch. Ich muss dieses Zeug lernen, was der Franzose damals beim Bund drauf hatte. Parcour hieß das, glaub ich. Ich sah vor meinem geistigen Auge, wie er über ein Dachgeländer sprang, drei Meter tiefer auf einem Balkon abrollte und sich wie ein Affe von Balkon zu Balkon bis auf die Straße durchhangelte. Schneller als jeder Aufzug.
Im Bereich der Bühne 7 hörte man die Durchsage: "Gehen Sie in Deckung, bewahren Sie Ruhe, Hilfe ist unterwegs." Während gleichzeitig dutzende Festivalbesucher die wenigen Ordner überrannten und auf die Straße strömten. Wird ein Fest für die Rocker aus dem Süden. Auch aus Richtung Norden, vom Campingplatz rannten mir einige Leute entgegen.
Ich öffnete das Wohnmobil schon als ich es sah, leider war es nicht geriggt. Ab auf den Fahrersitz, drinnen niemand zu sehen.
"Hey, was suchst du in meinem Auto?!", kam es von unten. Ganz unten. Ich griff unters Auto und erwischte einen Knöchel. Rausziehen, hochheben, über mich auf den Beifahrersitz bugsieren. Na gut, der Kopf war im Fußraum, aber es war noch alles an der jungen Asiatin dran.
"Deine Freundin schickt mich." Ich starte den Wagen. Anscheinend wusste sie Bescheid, denn sie machte keine Szene. Oder sie war eingeschüchtert. Oder beides. Im Norden hatte ich eine Horde Motorräder und brennende Zelte gesehen. Im Süden kommen auch welche. Im Osten lag der See. Also ab in den Westen, den Feldweg zwischen den Zelt- und Campingplätzen entlang. Als ich in der Mitte an die Kreuzung kam, sah ich, dass einige Leute die gleiche Idee hatten wie ich und im Westen an der B249 ein Stau war. Also ab nach Süden. Da waren Gartenlauben und viele große Schuppen. So etwas wie alte Scheunen, die irgendwann einmal zu einem Bauernhof gehörten. Ich sah mich nach einem Versteck um, aber das Beste, was ich finden konnte, war ein Stellplatz neben einer Scheune. Besser als nix. Zumindest waren wir erst einmal aus dem direkten Schussfeld raus.
Dann kamen auch schon die anderen in Frau Urbanis Auto. Frau Urbani unterhielt sich sogleich mit Miha, wie ihre Freundin und Besitzerin des Wohnmobiles hieß. Neo drückte mir einen Rucksack in die Hand. Darin, das Klappern ließ es bereits vermuten, die erbeuteten Molotow-Cocktails. Frau Urbani unterhielt sich angeregt mit ...der Luft? Nein, mein Ultraschall-Sensor lieferte das Bild eines Hundes. Tatze war in Hundeform und hatte Unsichtbarkeit auf sich gelegt. Anscheinend ging es auch um Klamotten. Ich ging gerade über die Straße auf den Campingplatz, suchte ein Auto mit Tasche auf dem Rücksitz, schlug das Fenster ein und brachte ihm die Tasche. War unter irgendwelchen Leuchtklamotten auch ein Jogginganzug dabei. Passte sogar. Nachdem sich Tatze dann im Jogginganzug in Menschenform wieder sichtbar machte, stellte ich mein Ultraschall auch wieder aus. Er zierte so lange herum, ob das / die HTR-Team/s auch Nazis wären (Hä? Tatze ist doch ein Norm...) und er Angst vor Verfolgung hatte, weil er ein Hund sei, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Tatze war ein Werwesen. Also Wandler. Oder so. Reflexartig ging meine Hand an das Kampfmesser aus Silberlegierung. Jetzt war auch klar, warum er manchmal selbstverständlichste Dinge nicht wusste oder drauf hatte. Neo arbeitet für einen Konzern, Tatze ist ein Werwesen, was zur Hölle ist hier nur los?! Was Nina und Jay wohl für Geheimnisse haben...
Das Wohnmobil löschte meine Tokens und fuhr davon. Frau Urbani hatte den Autopilot eingestellt. Das Wohnmobil stellte sich in den Stau im Westen.  Neo starrte Nina von der Seite aufgebracht an: "Was bringst du deine Tochter hierher?"
"Eine Freundin."
"Du weißt doch, dass es hier gefährlich wird!" Schmollte Neo? Offensichtlich...
Das Tor war mit Eisenkette und Vorhängeschloss gesichert. Ein Ruck, offen. Darin ein Mini-Traktor, verschiedene Geräte für Haus und Garten, Schränke, Regale, Säcke. Ich stellte meinen erbeuteten Störsender in das Regal nach hinten. Hole ihn später ab, wenn ich den Bulldog mit Schmuggelfach wieder habe. Verdammt, der Kostenvoranschlag ließ schon ahnen, dass ich in den Bereich pleite komme. Aus dem Norden und Osten waren Explosionen zu hören. Frau Urbanis Komm klingelte. Sie stellte auf Lautsprecher. Schneutzer war dran. "Kurzes Update. Wir werden überall angegriffen. An der zehn, zwei, eins, sieben und auf dem Zeltplatz. Wir werden absagen müssen. Danke für eure Arbeit. Sie können gerne auf freiwilliger Basis weiter arbeiten, aber es ist jetzt ihre Entscheidung."
Frau Urbani legte auf. "Versoffener, verkokster Nichtsnutz!"
Neo sah uns an: "Ich werde losziehen und noch ein paar Zivilisten retten."
Was für eine Dummheit. Aber jeder hat so seine Prinzipien. "He, Robin Hood!" Neo drehte sich zu mir um. Ich hielt ihm den Rucksack mit Molotows entgegen. "Den kannst du vielleicht brauchen."
Als Neo gegangen war, warteten wir etwas und hörten auf die Kampfgeräusche. Nach einer Viertelstunde meldete sich Schneutzer noch einmal. Seine Stimme klang durch den Lautsprecher des Komms niedergeschlagen. "Eben kam die offizielle Bestätigung. Das Festival wurde abgesagt." Er wollte wohl noch weitersprechen, doch Nina legte auf.
Als wir überlegten, wie es weitergehen sollte, ließ ich die Nachrichten durchlaufen:
Nachrichten vom 28.07.2079
28.07.2079

Pressemitteilung 48 Stunden nach dem Anschlag auf Ares Vorstand.

Seattle News

Es ist schön Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen, wie immer folgen nun die Nachrichten des Tages. Die heutige Pressekonferenz mit Damian Night hat großes Aufsehen erregt, hier die Wiederholung für Sie: Mit ausdrucksloser Miene verkündete Mr. Night: „Wir arbeiten eifrig daran, einen Zivilen Vertreter zu wählen, der Ares in der nächsten Zeit als Ansprechpartner für zukünftige und bereits bestehenden Handelsverträge dienen wird. Leider verzögern gewisse Umstände diesen Prozess, doch ich bin zuversichtlich, das wir dies zeitnah umsetzen können“. Unser Reporter vor Ort stellte dann die Frage die uns im Moment wohl alle am meisten interessiert: „Was können Sie uns zu den beiden Vorkommnissen in ihren Einrichtungen letzte Nacht sagen?“ Als Antwort bekamen wir: „Hiermit bestätige ich das es 2 zeitgleiche Angriffe auf unsere Einrichtungen gegeben hat, diese konnten von unseren professionellen Mitarbeitern vor Ort aber vereitelt werden“ Im Holo sieht man jetzt wie Damian Night sich nach vorne auf das Pult lehnte und sprach weiter: „Alle Angreifer sind dabei ums Leben gekommen, sie entpuppten sich als Söldner und wir gehen den Spuren Nach, um ihre Auftraggeber zu ermitteln. Wer glaubt das wir nun schwach wären, dem sollte dieses Ergebnis eine Lehre sein“. Er Pocht nun mit dem Zeigefinger auf das Pult: „Der feige Anschlag auf unsere Führung hat uns enger zusammen geschweißt und jeder der versucht diesen Umstand auszunutzen, wird nicht länger von uns „freundlich“ behandelt werden“. Daraufhin hörte man gedämpftes Gemurmel und die Reporter versuchten nun weitere Fragen zu stellen, doch es wurden keine mehr beantwortet, Damian Night verließ darauf die Konferenz. Wie sie gesehen haben, gab uns Ares nur das nötigste an Informationen, bleiben Sie uns weiter treu und erfahren Sie auch zukünftig alle Neuigkeiten.

Europa News: Das Univers United Festival hält weiterhin den Kontinent in Atem, die Klickzahlen in der Matrix haben astronomische Höhen erreicht und kein Festival hatte in den letzten 20 Jahren so viele Besucher. Alles was Rang und Namen hat liefert dort eine Show ab, die ihres gleichen sucht, die Einnahmen gehen in die Millionen und das schon nach 2 Tagen Laufzeit. Es wurden keine weiteren Störungen gemeldet, Gerüchten zufolge hat sich einer der Security von der einschlägigen Musik Rammsteins hinreißen lassen und ist in die Menge gesprungen um sich herum tragen zu lassen, doch dies können wir nicht bestätigen. Berühren Sie hier ihr Holo um alle Informationen über die Bands und ihre Programme zu erfahren.

Das neueste aus Asien: Die Unruhen halten an, haben sie zuerst in Ost Russland begonnen, ziehen sie nun weiter Richtung Westen. Es ist immer noch nicht bekannt warum das alles geschieht, nur das es viele tote und verletzte gibt. Die ersten Gerüchte werden laut, demnach sollen es überwiegend Orks und Zwerge sein, die an den Unruhen beteiligt sind. Ist dies ein Anfang für erneut aufkeimenden Rassenhass? Doch scheinen auch vereinzelnd alle anderen Metas hier und da mit beteiligt zu sein, wenn auch nur sehr wenige. Die Behörden schweigen sich weiter aus, sie empfehlen aber jedem, sich aus den betroffenen Gebieten fern zu halten, Reisebeschränkungen gibt es noch keine. Die Bilder die wir über die Matrix erhalten haben, sind zu verstörend als das wir diese hier zeigen dürfen. Berühren Sie hier ihr Holo und bestätigen Sie die Sicherheits und Haftungsausschluss Bedingungen um Zugriff auf unseren Internen Bereich mit den aktuellen Informationen zu erhalten, alle Angaben sind dort wie immer ohne Gewähr.

Dies waren die Highlights des Tages, kommen wir nun zu den aktuellen News aus unserer schönen Stadt und danach zum Wetter.
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Zumindest hatte Schmitt Nina Urbani kontaktiert. Er wolle sich zur Auszahlung unseres Soldes treffen. Ich schüttelte den Kopf. Zur Zeit nur Scheiße am Hacken, aber die Schmitts schienen sich ehrenhaft zu verhalten. Verrückte Welt.

33.u
So um drei Uhr nachts lichtete sich der Stau etwas. Wir diskutierten im Schuppen, ob wir noch im Schutz der Dunkelheit mit der Masse gehen wollten oder Abwarten bis die Polizei abgezogen ist. Die Komms klingelten. Gruppenanruf. Jay.
"Werden wir noch bezahlt?"
"Naja, Neben den 2,5k Anzahlung waren 15k vereinbart. Bei Abbruch werden 14 k abgezogen, bleiben 1 k pro Person."
"Habt ihr was dagegen, wenn ich das verdoppel? Dafür bringt ihr mir meine Belohnung mit."
Neo meldete sich zu Wort: "Ist ja schön, wenn du uns Geld geben willst. Hast du so viel?"
"Prinzipien und so. Auch wenn ich dabei draufzahle."
Ist ein Statement. Geld scheint für Jay Smiley zumindest kein Problem zu sein.
Wir beschlossen dann, im Schutz der Masse noch nachts den Abgang zu machen. Ich ließ meine Suzuki in Niederdünzebach starten und nördlich vom See über die B249 anfahren, um mich abzuholen. Leider war dort Stau. Wer hätte das gedacht? Ich verzichtete auf die motorradtypischen Überholmanöver. Es war nicht die Zeit, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. So dauerte es tatsächlich noch bis 4.30 Uhr bis die Maschine da war. Dann ab nach Hause und in Obertshausen in meinem Mittelschicht-Haus erst einmal unter die Dusche und ab ins Bett. Wecker noch auf 14.00 Uhr stellen, denn um 15.00 Uhr wollte uns die Schmitt (naja, der Avatar war weiblich... das war aber auch der einzige Hinweis) in der Matrix treffen. Gleicher Ort wie bei Anheuerung. Beim Frühstück einmal durch die neuesten DeMeKo Nachrichten gesurft.  In riesigen Lettern: "Massaker auf dem Universe United Festival.", und darunter etwas kleiner: "Einige wenige Helden stellen sich der Bluttat entgegen bis das HTR eintrifft". Darunter einige Trids for free. Auf einem sieht man, wie bei der 7 eine Sprenggranate hochgeht, auf einem anderen zwei-Sekunden-Snippet wie eine Frau, die vor Unschärfe kaum zu erkennen ist, einem Biker voll eine reindonnert. Der Kleidung nach Nina. Respekt! Der Rest ist hinter der Paywall. Ach ja, Interessierte dürfen gerne den AB meiner genutzten Fake-Sin volllabern. Die Reportermeute wird irgendwann die Security-Liste durchgehen und interviewen wollen...
Aber nun in die Matrix. Alle da außer Jay. Als die Schmitt erscheint, höre ich Nina sagen: "Hat Sie der Ping weitergebracht?"
Schmitt: "Sehr gut. Da wird etwas extra für Sie drin sein."
"Welcher Ping?"
"Ich habe einen der Biker mit einem Tracker versehen. Ortermuni."
Ich nicke anerkennend.
Die Schmitt fuhr fort: "Natürlich muss ich vertragsgemäß 14k von der Belohnung abziehen." Und zu Urbani gewandt: "Teilen Sie?"
"Wir sind als Gruppe angetreten."
Gute Einstellung.
"Das wären dann 5,5k pro Person. Waren Sie nicht einer mehr?"
"Einer unserer Leute ist ... anderweitig gebunden. Ich verwalte seinen Anteil."
"Sind die anderen damit einverstanden?"
Alle nickten. Bei manchem Avatar sah das wirklich schräg aus. Matrixspielchen. So übernahm Nina wie abgemacht Jays Anteil bis zur Übergabe an ihn.
"Ich bin mit Ihrer Leistung zufrieden."
Ich nicht.
Frau Urbani schwankte mit dem Kopf: "Der Informationslage entsprechend..."
"Darf ich wieder auf Sie zukommen?"
Ich konnte es mir nicht verkneifen: "Dann aber mit schwerem Geschütz..."
Nina fiel gleich mit ein: "...Panzersperren..."
"...schweres Maschinengewehr..."
Schmitt lachte bitter: "Dazu bräuchte ich eine Bewilligung. Denen da oben sind Metamenschen nicht so wichtig."
Bewilligung. Anscheinend staatlicher Akteur.
Nach dem Treffen gebe ich eine Nachricht an Jay durch. "5,5. Du wolltest verdoppeln?"
Anscheinend hatte ich das Zwinker-Smiley vergessen, denn es kam sofort zurück: "Nein, nur tausend."
Um sieben trafen wir uns alle mit Smiley, um unseren kleinen Bonus von ihm abzukassieren. Als er seinen Stick bekam und darauf schaute rief er: "Hurra, ich bin reich!" Das machte mich stutzig. Mit 5k reich, aber einfach so 4k raushauen, um an 1k zu kommen?... Das riecht nach irgendwelchen Nebengeschäften oder er hat uns irgendwie abgezogen. Zumindest investiert er es in die eigene Sicherheit. Das ist schon mal was. Aber diesen speziellen Omae sollte man im Auge behalten...
Wir kippten noch ein paar Runden. An Jay vermittelte ich noch die Nummer von Frau Mesmer, meiner SIN-Spezialistin. Gab nochmal 2k extra. Nach und nach ging jeder nach Hause. Wo immer das war.
Am Montag holte ich meinen Bulldog von Fix, Flott & Fly ab. Fix wollte mir am Komm tatsächlich einen Titan andrehen. Hat anscheinend bei einem umsatzkräftigen Kunden wie mir ein Zusatzgeschäft gerochen. Wir einigten uns auf 30k für die Reparatur. Der Bulldog war wie neu. Auch alle Extras liefen wie eine eins. Endlich wieder vollständig! Und pleite. Aber Hauptsache Duftbäume mit "Feinste Fichte aus dem Schwarzwald" am Rückspiegel. Naja, bissl Taschengeld auf den Kontos der verschiedenen Sins und etwas in der Tasche. Aber ja, im Prinzip sowas wie pleite.
Auf der Fahrt ließ ich alles Revue passieren.
Das fing schon irgendwie damit an, dass wir schnell, schnell noch einen Run zwischenschieben mussten... Von wegen schnell verdientes Geld. Und dann warst du bei dem Pfaffen viel zu vertrauensselig. Da hättest du dir das in Liberia mal ne Lehre sein lassen sollen als dich der Pfaffe mit deiner Seele fertig machen wollte...
Liberia an einer mit Leichen gepflasterten Feldstraße neben einem Jeep. Ein Pfarrer in Soutane liegt am Boden. Angeschossen. Ich drücke auf seine Wunde, so dass er uns endlich den Aufenthaltsort unserer Zielperson verrät. Er sieht mein Kettchen mit dem Kreuz. "Ich bin ein unschuldiger Priester. Wenn du mich auch umbringst, kommst du in die Hölle." Er sieht mir an, wie er mich innerlich getroffen hat. Anscheinend sah er dann auch die Entscheidung noch bevor sie für mich klar war. Seine Augen weiteten sich vor Schrecken. "Du weißt genau, dass ich keine Seele habe. Ich hatte einmal eine. Gott hat sie mir genommen, damit ich die Welt von Abschaum säubere. Du bist ein Erstgeborener!" Mit dieser Anspielung auf eine der Plagen aus dem alten Testament schickte ich ihn ins Jenseits. Der Troll, der ich damals war, und Uff genannt wurde, lachte kurz auf, als mir klar wurde, dass der tote Priester vermutlich noch nie etwas von den Deutsch-Katholen gehört hatte.Ich schon. Als Norm war ich so erzogen worden. Als ich auf den toten Priester herabsah, dachte ich: "Ich danke Dir, dass du mir durch diesen Priester meine Bestimmung gezeigt hast. Ich werde sie alle töten, damit kein anderer diese Schuld auf sich nehmen muss. Denn die Gerechtigkeit ist dein."
...spätestens als du den RFID entdeckt hast, hättest du den Braten riechen müssen. Aber nein, der Kragen war dir ja Vertrauensbeweis genug. Und weil er verneint hat, zu den Deutsch-Katholen zu gehören! Du warst einfach so arrogant zu glauben, dass er dich nicht hätte täuschen können! Und dann die Sache mit der Fly-Spy beim zweiten Anschlag als du die Reporterin auf der Terrasse kalt gemacht hast! Dann hättest du dein Team kontaktieren können als du alle abgeschüttelt hattest bis auf den verfraggten Heli! Aber nein! Du musstest ja mal wieder dein Team schützen. Hast dich mal wieder für deine Kameraden ans Kreuz schlagen lassen! Zumindest war die Flucht kreativ. Hattest aber vermutlich mehr Glück als Verstand. Bist nur nicht entdeckt worden, weil sich niemand vorstellen konnte, dass du unter Wasser in einem von der Abluft aufgeblähten Bio-Anzug gegen den Strom ankämpfst und damit quasi in Zeitlupe durch die Grenze gespült wirst. Sei froh, dass dich das alles nur rund 80k gekostet hat! Dann stürzt du dich in den unterbrochenen Run rein ohne die Parameter nochmal klar zu machen. Zumindest hattest du sie klarer als mancher deiner Kameraden. Ist schon mal was. Aber ist das Profi? Hä?! Dann lässt du dich entmutigen, weil die Deppen eine Bombe unter das Publikum legen. Also anstatt deinen verfraggten Job zu Ende zu machen, überprüfst du die beiden letzten Bühnen nicht! Und das, obwohl du wusstest, dass das die beiden abgelegenen Bühnen waren, die du vorher schon als gefährdet angesehen hast! Zumindest haben wir den Tank mit Stickstoff gesichert. Deswegen ist das Päckchen vom Zwerg... Moment... Der hatte das Päckchen genau in die Öffnung geworfen. Über eine 3,5 Meter hohe Absperrung ohne die Öffnung zu sehen... Woher wusste er... Oh Mann... natürlich... die hatten Hilfe von innen... 
Mein Komm holt mich abrupt aus meinen Gedanken. Eine Nachricht von unbekannt. Bon einer Reinigung. Meine Auftrag kann abgeholt werden. Ich schüttelte den Kopf. Es brauchte etwas bis mir klar wurde, dass Nina wohl auch meine Wäsche in Eschwege abgeholt haben muss als sie wegen Tatzes Ausrüstung nochmal hochfuhr. Zumindest hatte sie am Samstag irgendsowas mit ihm abgemacht.

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« Letzte Änderung: 22. März 2023, 18:25:35 von Olf »
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Olf

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  • 28. März 2023, 21:55:22
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #31 am: 28. März 2023, 21:55:22 »

Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Jay Smiley, Norm, Technomancer, was an Haaren auf dem Kopf nicht wegrasiert ist, ist blau gefärbt.
Chenji/Yina/Kaede/Nina, Norm, gebürtig japanische Ki-Adeptin. Aussehen und Benehmen nach Belieben. Drückt noch die Schulbank, arbeitet aber schon fleißig und erfolgreich für die Frankfurter Yakuza.


Die Brotdose
35.a Nina Urbani, Jay Smiley
Nachdem ich den Störsender ohne große Probleme abgeholt hatte, widmete ich weiter meinem Training. Abends immer wieder gerne Desert Wars und Urban Brawl. Geht als Weiterbildung durch. Der Sommer war heiß, trocken und strahlend blau. Mein Komm vibrierte.
Nachricht von 2Take
Fr, 10.08.2079, 15:56:26
Nachricht: 2Take
Hey Chummer, hier kam gerade eine Anfrage rein, habe da sofort an dich gedacht. Die Quelle hat gute Referenzen. Falls du den Job annimmst, mach deine Sache gut und lass mich nicht hängen.

Auftragsanfrage: von KIM
Tätigkeit:                   Beschaffung und Transport
Erwartete Schwierigkeit:   Gering bis Mittel
Bezahlung:          10000€ pro Auftrag
Teamgröße:          Ihre Entscheidung
Voraussetzungen:       Schon länger dabei, Verlässlichkeit
Zeitraum:                  2 Tage bis unbestimmt (ab morgen)
Haben sie Interesse ?      JA   NEIN
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Höre ich da durch die Blume ein `Bitte´? Scheint aber der Beschreibung nach ein `Müllrun´ zu sein, um die Crew zu testen. Immerhin redet da jemand von Aufträgen. Mehrzahl. Könnte aber auch ein Schmitt sein, der geschickt einen Müllrun verkauft. Oder Schlimmeres. Auf der anderen Seite: 2Take sagt, er hätte gute Referenzen. Und er will es gut erledigt haben, sprich: Er erwartet sich auch mehr.
Ich drückte ´JA´und sofort erschien eine neue Nachricht.
Nachricht von KIM
Fr 10.08.2079, 15:56:52
Nachricht von KIM
Morgen 15 Uhr im Greif, Frankfurt Hühnerweg. Melden sie sich beim Barkeeper.
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Was sich immer gut macht, ist magische Rückendeckung. Was würde ich für Drag geben... Aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert. Zumindest Tatze war erreichbar. Der wollte sich irgendwo in Offenbach mit mir treffen, war aber unfähig, mir einen Treffpunkt als Geoping anzugeben, geschweige denn, zu schicken. Aber so ist das mit ihm. Ist halt nicht seine Baustelle. Am Ende schicke ich ihm eine Postadresse von einem Kindergarten, ein paar Häuser vom Greif entfernt für das Taxi, das er nehmen wollte. Erstmal alle einsammeln und dann geschlossen auftreten. Weder Frau Urbani noch Nagato oder Jay Smiley waren erreichbar. Zumindest erreichte ich noch Omega. Zur Not sollte das als Kerntruppe reichen.
Am nächsten Tag stand ich um 14:00 Uhr vor der KiTa und beobachtete den Greif. Ein kleines Restaurant mit dem Charme eines umgebauten Kiosks. Hier in Sachsenhausen vermutlich ein Renner. Etwa um halb sah ich Tatze die Straße hochkommen. Ich rief ihn an und lotste ihn in den Bulldog. Um 14:40 Uhr ein SUV, der direkt vor dem Greif parkte. Es stieg ein beleibter Zwerg aus in Frack mit Melone auf dem Kopf. Mit seinem watschelndem Gang hatte er den Charme eines Pinguins. Er ging hinein, ich beobachtete den SUV scharf. Anscheinend niemand mehr darin. Zumindest nichts, was man von Außen sehen konnte. Auf den Dächern anscheinend keine Drohnen. Omega parkte kurz darauf mit seinem Bulldog quasi gegenüber. Auch ihn lotste ich zu mir. Als er mich sah, meinte er nur: "Mann, hast du dich verbessert im Verkleiden." Ich wusste gar nicht, was er damit meinte, war aber von zwei Gangern von den "Harten Zähnen" abgelenkt, die gerade ihre Bikes vor dem Greif parkten.
"Hier sind noch deine 12,5k." Omega hielt mir einen Credstick hin. Als ich nicht reagierte, fügte er hinzu: "Von Schwester Barbara." Und mit einer kurzen Pause: "Oder hast du mit ihr schon alles geklärt?"
Siehe an, eine ehrliche Haut. Ich winkte ab: "Alles gut, ich wurde bereits entlohnt."
Omega war freudig überrascht, als er den Stick wieder einsteckte.
Wir gehen also in den Greif. Die beiden Ganger sitzen an einem Tisch und essen. Am Tresen ein Zwerg mit Schürze und Haube.  Er sieht uns einladend an: "Na, was darf´s denn sein?" Norddeutscher Akzent.
"Drei Bier."
"Klar."
Als er am Zapfen war, wurde es Punkt 15 Uhr. "Wir sollen uns bei Ihnen melden."
"Ah, ihr wollt also zu Boris. Die erste Runde geht auf´s Haus." Er stellte ein Bierglas vor Tatze und eines vor Omega. "Und für den großen eine besondere Portion." Ein Schnapsglas.
Ich zuckte nur die Schultern. "Einem geschenktem Gaul..."
Er lachte. "Nein... das war ein Zwergenwitz..." und zapfte mir noch einen ordentlichen Humpen. "Boris erwartet euch draußen."
Auf dem Weg gab mir Tatze sein Bier. Ich schluckte es weg und stellte es im Vorbeigehen auf den nächsten Tisch.
Draußen saß ein blonder Zwerg, sehr adrett mit einem Schnauzer und großem Spitzbart. Vor ihm ein riesiger Teller Fisch und Chips.
"Sind Sie Boris?"
"Ahh, schön, dass Sie gekommen sind. Setzen Sie sich doch."
Russischer Akzent, will sympathisch wirken. Ich setze mich neben ihn und nasche einfach ungefragt von seinem Teller.
Er lacht. "Darf ich Ihnen etwas anbieten?", und zu seinem Kommlink gewandt, "Kim, nimm doch die Bestellung auf."
Aus dem Komm die Antwort "Ja, Meistäh."
Starker norddeutscher Dialekt. Scheint sein Decker zu sein. Kurze Zeit später hatten wir mehr Fisch und Chips auf dem Tisch.
"Ist das Ihre ganze Gruppe?" Boris sah mich lächelnd, aber fragend an.
""Nun, ich weiß noch nicht, worum es genau geht. Die Gruppe ist jederzeit noch erweiterbar."
Er lachte. Sein Lachen zwischendurch ging mir auf die Nerven, schien aber echt zu sein.
"Nun gut, nun gut, es geht um meine Brotdose. Sie ist mir abhanden gekommen." Er wartete kurz. Nachdem ich ihn nur erwartend ansah, fuhr er fort. "Sie wurde mir auf dem Flughafen entwendet. Eigentlich wollte ich sie als Handgepäck mit mir führen, aber sie sagten mir, sie ist zu groß und ich muss sie aufgeben. Also als Gepäck. Da wurden sicher Leute bestochen am Flughafen."
Ein Scherzkeks. Kann noch nicht einmal Tacheles reden, wenn es um den Job geht.
"Sind Sie sicher, dass die Brotdose überhaupt hier angekommen ist? Vielleicht ist sie schon früher verschwunden."
"Also in Moskau hatte ich sie noch."
Flug Moskau - Frankfurt.
"Dann bräuchte ich die Nummer Ihres Fluges."
"Weshalb?"
"Um herauszufinden, wie der Weg Ihrer ... Brotdose war."
"Ahh. Wir wissen, wo der Koffer ist."
Ich sah ihn fragend an.
"Vorher müsste ich allerdings wissen, ob Sie den Job annehmen oder nicht."
Ich nickte, die anderen auch.
Er wandte sich an sein Kommlink. "Kim, gibst du unseren Gästen den Geoping?"
"Ja, Meistäh."
"Und die Frequenz des RFID, bitte."
"Kim, ..."
"Kannst du nicht auch mal zwei Knöpfe drücken, Meistäh? Ich bin doch nicht dein Diener..."
Dennoch kam die Frequenz. Der Ort war ein Bürogebäude in einem eher heruntergekommenen Industriegebiet im Westend. Sicherheit von Seiten des Sternschutzes eher so mittel.
Omega räusperte sich: "Wie viel Zeit haben wir?"
"Bis Montag früh. Vermutlich wurde der Koffer von angeheuerten Söldnern geklaut. Was mit ihnen passiert, ist mir eigentlich egal, aber sie sind wahrscheinlich Mitglieder einer Organisation. Wahrscheinlich sind es Orks. Sie wissen ja sicher, dass es in meiner Heimat Probleme zwischen Zwergen und Orks gibt." Er sah kurz zu Omega. "Anwesende natürlich ausgeschlossen."
Nun räusperte sich Tatze: "Was, wenn die Brotdose geöffnet ist oder etwas fehlt?"
"Nun, das ist eine sehr spezielle Brotdose. Am Montag kommt ihr Experte, der sie öffnen will."
"Haben Sie auch ein Bild?", fuhr Tatze fort.
"Kim..."
"Ja, Meistäh." Der Tonfall war leicht genervt. Das Bild eines hochklassigen Sicherheitskoffers erschien.
"Nun, Kim hätte noch eine Bitte.Er möchte lernen und wäre gerne als Zuschauer dabei."
Na prima. Eine Nanny. Aber nachdem dieser Boris mit 2Take ganz eng ist... Sollte Jay entscheiden.
"Wir können für seine Sicherheit nicht garantieren."
"Er kann auf sich selbst aufpassen."
"Nun, ich bin davon nicht begeistert. Aber ich sage auch nicht nein. Das wird unser Decker entscheiden."
"Gut. Hier ist die Nummer, unter der Sie mich erreichen können."
Ich gab ihm auch eine neue Nummer. Die des Wegwerf-Komms für den Run. Tatze gab ich eines meiner Metalinks. Der hatte keines zum Wegwerfen. Tatze und Omega hatten offensichtlich einiges gelernt. Zumindest stellten sie die richtigen Fragen.
"Übrigens. Boris Martowitsch." Der Zwerg hielt uns die Hand hin. Einer nach dem anderen schlug ein und nannte seinen Straßennamen. "Nun, dann lasse ich sie besser alleine. Die Rechnung am Ende geht auf mich. Bestellen Sie ruhig noch einmal nach."
Nachdem er weg war, kam auch schon die Frage auf "Warum hast du nicht verhandelt, Dekan?"
Ich erklärte die Sache mit dem Müllrun und dass da etwas Lukrativeres zu erwarten ist. "Auf jeden Fall machen wir das heimlich und ohne Leichen. Nicht so wie in Eschwege."
"Eschwege? Sag bloß, ihr ward auf dem Festival?" Omega sah uns an. "Und ich hab mal wieder alles verpasst... aber im Netz sind geile Bilder. Anscheinend hat da jemand Bilder und Trids verscheuert."
Soso, ob das die Geldquelle von Herrn Smiley war?

35.b Omega
Draußen rufe ich Herrn Smiley an. Jetzt nimmt auch jemand ab.
"Deka, was gibts? Willste mich daten oder zum Essen einladen?"
"Deimal darfst du raten."
"Daten?"
"Nein."
"Du willst mich zum Essen ausführen?"
"Nein."
"Du hast einen Job."
"Treffer. Hast du Zeit?"
"Joa, sag an."
"Schmitt hat guten Leumund. Will das Ganze heimlich durchziehen. Nur 2k für jeden. 2 Tage Arbeit. Wir werden vermutlich angetestet. Ist noch mehr Arbeit in Aussicht."
"Klingt gut, bin dabei. Worum gehts?"
"Lass uns treffen."
"Klar, komm nach Hanau."
"Nein, komm lieber hierher." Ich schicke den Geoping vom Äppelwoi Wagner in Sachsenhausen. "Wann kannst du da sein?"
"Eine Stunde."
Alles klar. Nach dem Telefonat dann Frau Urbani, Chenji, Kaede, wie immer sie sich gerade nennt... Auch sie war da und kommt direkt zum Wagner.
Mit Tatze und Omega, der mir mit seinem Bulldog folgte, kamen wir um 16.30 am Wagner an. Ausgemacht war fünf. Drin steuere ich automatisch den leeren Stammtisch an und setze mich. Ich musste mich schon zusammenreißen, nicht automatisch "Becky, Schätzchen, einmal das Übliche" Richtung Theke zu raunzen. Wir saßen gerade als Becky auch schon auftauchte.
"Ähm, entschuldigung, hier ist ein Stammtisch. Könnten Sie sich bitte an einen anderen Tisch setzen?"
"Oh, natürlich."
Wir setzten uns um. "Was darf ich Ihnen bringen?" Ich bestellte mir den üblichen Pitcher Äppelwoi und Handkäs mit Musik. Danach saßen wir gelangweilt rum. Omega wirkte irgendwie beschäftigt.
"Tatze, Lust auf eine Partie Dart?"
"Naja, ich spiele lieber Ball."
"Fußball, Handball, Basketball?"
"Ne, so Ball suchen, Ball holen und so."
Ich stutzte kurz. "...und Stöckchen, nehme ich an...?"
"Woher weißt du das?!"
Naja, wir warfen eine Runde. Der Magier war ganz schön schwer zu besiegen. Als Chenji immer noch nicht da war, gab es noch eine Revange. Diesmal besiegte Tatze mich sogar... Wow. Während des Games kam Chenji. Nachdem sie mit Becky eine freundliche Begrüßung ausgetauscht hatte, kam sie zu uns.
"Wir können nach unten."
"Wir sind noch nicht vollzählig."
"Ah, naja, ich mache es mir schon einmal unten auf der Couch gemütlich."
Rechtzeitig zu meiner Niederlage erschien Herr Smiley. "Der hat doch sicher beschummelt und die Darts levitiert oder so."
Wie dem auch sei, wir gingen alle runter. Mit der Tür schloss sich auch der Faradaysche Käfig, was bei Herrn Smiley zu sichtlichem Unwohlsein führte. Wir erörterten die Lage. Herr Smiley war komplett dagegen, diesen Kim mitzunehmen. "Ich lasse mir doch nicht in meine Tricks reinschauen!"
"Musst du auch nicht. Du kannst gerne Nein sagen. Aber wenn du ihm einige deiner Tricks verkaufen willst, ist das deine Sache. Das geht mich nichts an."
Die Aussicht auf Geld hat ihn überzeugt. Kim darf mit.
Auf der Fahrt Richtung Westend bzw. Rödelheim ging Herr Smiley in die Matrix, um uns Pläne zum Gebäude zu besorgen. Ich rief die Nummer an, die Boris uns gegeben hatte. Statt Boris´ Stimme hatte ich ein Strichmännchen-Avatar und eine Computerstimme dran. Kim. Ich machte mit ihm aus, dass Herr Smiley sich bei ihm meldet. Ich ließ das Rhuthenium-Polymer eine typisches Baustellenfahrzeug anzeigen. Hochtief. Bekannte Baufirma. Nichtssagende Fassade. Dann parkte ich an der großen Baustelle hinter dem Bürogebäude an der Gaugrafenstraße. Für Chenji, die mit ihrem kleinen Flitzer im Wohngebiet im Zentmarkweg parkte, ließ ich zwei meiner Kanmuchis raus. Sie sollte sie abholen und in der Nähe des Bürogebäudes absetzen. Das Gebäude war eingerahmt von der Gaugrafenstraße hinten, der Seegewann vorne, einigen kleinen Firmen wie ´merz property GmbH&Co´ und ´Vintage Consult´. Auf der anderen Seite ein altes Wohnhaus, das vermutlich zu ´Uhle + Wolf Gerüstbau´ gehört, das über der Seegewann lag. Auf den Häusern rund um das Bürogebäude brachte ich vier Fly-Spys in Stellung. An der Frontseite von der Seegwann aus noch eine fünfte als Reserve. Dann waren meine Kanmuchis auch schon geliefert. Die eine geparkt, die andere die Wand hoch aufs Dach. Lüftung suchen. Gab auch eine. Da das Gebäude alt war, war die Lüftung nicht gegen Minidrohnen gesichert. Ich ließ sie hinein krabbeln. Etwa hier war Herr Smiley wieder ansprechbar und hatte die Pläne. Mit deren Hilfe konnten wir die Räume im OG des einstöckigen Gebäude identifizieren. Im Gang entdeckten wir eine Dobermann Drohne mit einer Colt M23. Sturmgewehr. Alles klar. Zudem bewacht es genau den Gang, durch den man müsste, um die einzigen beiden Räume zu betreten, die ich nicht ausspionieren konnte. Laut Plan der Server- und der Überwachungsraum. Leute waren keine zu sehen. Der Sicherheitskoffer auch nicht. Nebenbei nahm ich zur Kenntnis, dass Kim nun auch da sei. Auch mit einer Drohne. Wohl auch eine Spy-Fly. Außerdem kletterte Chenji, die sich von Tatze hat unsichtbar machen lassen, gerade aufs Dach und wollte oben eine Gelegenheit suchen, eine Datenwanze anzuklemmen. Das Gebäude hatte einen Host und eine nicht zu unterschätzende Sicherheit. Zumindest laut Smiley. Draußen gab es nichts. Sie entdeckte eine Gelegenheit, im Treppenhaus, unter dem Dachfenster, einen Kasten öffnen zu können.
"Warte kurz, ich laufe mit der Drohne im Belüftungssystem zum Treppenhaus und stehe Schmiere. Gesagt, getan. Ich behielt den Feed im Auge, während Chenji einbrach und ließ meine zweite Kanmuchi Richtung Seegewann seitlich am Bürogebäude vorbeilaufen. Dauert. So eine Kanmuchi ist echt lahm. Dafür aber extrem unauffällig. Inzwischen hatte Jay Smiley schon längst Tokens auf meine Drohnen bekommen. Nicht dass er sie wieder hacken muss wie in Eschwege... Endich kam ich an den Rolltoren zur Tiefgarage im Keller an. Da waren Lücken, durch die konnten sogar Katzen oder Teufelsratten. Drin war es genauso dunkel wie im Treppenhaus. Zum Glück konnte ich die Kameras meiner Kanmuchis noch mit Restlichtverstärkung ausstatten, wenn schon kein Platz mehr für ein Mikro war. Die Garage war leer. Abgesehen von einem Ares Roadmaster... Also doch Personal vor Ort. Nicht nur Drohnen und Sicherheitssysteme.

35.c
Über meine Kanmuchi in der Parkgarage konnte ich eine Aufschrift auf dem schwarzen Roadmaster erkennen. Werbung für eine Sicherheitsfirma namens ´Stahlriegel´ nebst zugehöriger Kommnummer. Gab ich selbstverständlich an Jay weiter. Der war allerdings erst noch beschäftigt mit der Datenwanze, die Chenji im Bürogebäude angebracht hatte. Es stellte sich heraus, dass er nun alle sechzehn Dachfenster nun bedienen konnte. Er fabulierte darüber, dass in diesem Gebäude woh eine ´Kabelmatrix´ liegen würde, etwas, was heute eigentlich keiner mehr macht, weil viel zu teuer. Im Prinzip nur noch Hochsicherheitseinrichtungen. `Gekapselt ´nannte er das. Chenji gab durch, dass sie auf dem Dach einige Kameras ausgemacht hatte. Kameras. Mehrzahl. Von unten aus betrachtet sah man an dem ganzen alten verlotterten Bau nur eine einzige Kamera und die war am Haupteingang. Nur an den Nachbargebäuden gab es noch zwei oder drei Kameras, in deren Pegel wir kommen könnten.
Das war schon ein merkwürdiges Haus. Von außen uralt, aber anscheinend hatte es innen harte Sicherheitstechnik. Vielleicht ließ sich über die Sicherheitsfirma mehr herausfinden. Möglicherweise lagen dort Daten über diesen Auftrag herum. Jay Smiley machte sich in der Matrix auf den Weg. Wir spannen so lange herum, wie wir die Sache angehen würden. Gas über die Belüftung, Ablenkungen durch Abriss-Bulldozer oder Gangs. Zumindest war klar, dass der Schaltraum im Erdgeschoss ein Ziel sein könnte. Dort hätte Jay direkten Zugang zum Host, an den er physisch musste, das Belüftungssystem wurde von da aus gesteuert und möglicherweise konnten wir von dort aus über Sicherungen die Elektrik steuern.
Jay hatte erste Infos über die Sicherheitsfirma ´Stahlriegel´. Sie würden Situationen schnell eskalieren lassen. Manche schreckt das ab, andere engagieren sie gerade deswegen. Zudem erledigen sie ihre Aufträge zuverlässig. Klingt nach Profi. Das wurde auch untermauert, als um 19.30 Uhr ein Ork mit Panzerjacke und Helm unter seinem Arm aus dem Kontrollraum kam. Er verschwand durch die Sicherheitstür Richtung Treppen und Aufzug und kam nach fünf Minuten wieder. Dass er offensichtlich eine Cyberhand hatte oder Cyberaugen irritierte mich weniger als sein geschmeidiger und kraftvoll bestimmter Gang, der auf verstärkte und gestraffte Muskeln hinwies. Bewaffnet war er mit einer Pistole und einer MP. Zumindest passten die Puzzleteile zusammen. In der Tiefgarage ließ ich meinen Krabbler Richtung doppelflügliger Feuer- und Sicherheitstür laufen und ging mit etwas Abstand, so dass sie mich nicht erwischen kann, wenn sie geöffnet wird, in Stellung. Stück für Stück reinarbeiten.
Chenji war wohl unterwegs, denn als sie berichtete, dass die Bestellung heute Nacht abgeholt werden könne, nahm sie unsere Essensbestellung auf. Einfach eine prima Sache. Chenji hat Zugang zu guten Schiebern. Mir konnte sie auch schon recht schnell Plastiksprengstoff besorgen. Mit dem Neurostun hatten wir eine gute Chance, die Wachen schnell auszuschalten.  Um 20.45 Uhr ein weiterer Ork. Mit Datenbuchse, Panzerjacke, Pistole. Richtung Treppe, Aufzug, nach fünf Minuten wieder zurück.
Herr Smiley meldete sich mit neuen Informationen: ´Stahlriegel´ würde keine Werbung machen, es gibt keine Infos oder Angaben zu Klienten auf den Schattenboards. Nur Hinweise darauf, dass sie Söldner anheuern. Das wies auf organisierte Kriminalität hin. Ein fester Auftraggeber. Nachdem es eine russische Sache war, lag die Vory nahe. Sagte mir allerdings nichts in diesem Zusammenhang. Zumindest hat uns Boris Martowitsch, unser Auftraggeber in dieser Sache nicht belogen.
Nachdem Nina um 21.30 Uhr mit dem Essen auftauchte und wir noch etwas über die Planung berieten, beschlossen wir doch, Schluss zu machen. Um uns Fahrtzeit zu sparen, bot uns Chenji einen Unterschlupf an. In Frankfurt-Hausen. Peter Zeger Straße. Unterschichtgegend. Auf dem Klingelschild stand ´Kokoku Nashi´.
Beim gemeinsamen Frühstück am Sonntag um zehn fabulierten wir darüber, wer infiltrieren könnte. Da es sich laut Schmitt aka Martowitsch um eine rein orkische Gruppe handeln solle, kam nur Omega in Frage. Kurze Zeit später gab es ihn doppelt! Tatsächlich war Chenji ins Bad verschwunden und kam als Omega zurück. An der Kleidung kann man noch arbeiten, aber jedes Piercing, Kettchen oder Ohrring war perfekt kopiert! Allerdings nicht mit echtem Schmuck, sondern Attrappen. Täuschend bis hin zur Stimme. Wir lasen die Daten der Kanmuchis aus. Insgesamt waren wohl fünf Orks im Überwachungsraum. Alle waren ein- bis zweimal kurz weg. Zwei allerdings jeweils eine knappe Stunde...
Jays Komm klingelte. "Mein Kontakt ist dran. Hat wohl weitere Infos über diese Firma ausgraben können.

35.d
Die Gründer von Stahlriegel haben alle Bundeswehrvergangenheit. Ihr Vertrag ist sei ausgelaufen und sie hätten nicht verlängert. Vor vier Jahren haben sie sich also mit dieser Firma selbstständig gemacht. Sie suchen Leute, die es mit dem Gesetz nicht so ernst nehmen. Sie sind so erfolgreich, dass sie vor einem Jahr eine Art Tochterfirma namens Talida in einem eigenen Bürogebäude aufgemacht haben, die als Scam Tech-Support liefert. Nun ja, sie hatten einmal ein Problem mit dem Gesetz. Eine Mordanklage. Fallen gelassen wegen Mangel an Beweisen. Ein Zeuge ist nicht zum Gerichtstermin erschienen. Zum momentanen Auftrag gebe es einen Zahlungseingang auf ein offizielles Stahlriegel-Konto über 20k von einer Briefkastenfirma namens Leuchtkäfer AG aus Russland.
Mit Chenji und Omega waren wir schon zu dritt, die Ahnung von Verkleiden hatten. Chenji sah nun aus wie Rudi Roller, der Hausmeister des Bürogebäudes von Talida. Von ihm und der CEO hatten wir Fotos und Daten. Ich war quasi noch im Planungsmodus, aber alle anderen packten bereits ihre Sachen und es ging los.
Kokoku Nashi. Keine Werbung. Für die meisten wird das wohl erstmal als Name durchgehen. Ich schüttelte meinen Kopf. Auf solche Ideen muss man erst einmal kommen. Wir fuhren mit drei Wägen in die Wolf-Heidenheim-Str. Dort stiegen alle zu mir um. Tatze machte sich selbst, Jay und mich unsichtbar. Ich war etwas überrascht, aber klar. Wir hatten einen bzw. eigentlich zwei grobe Pläne und ab dem Erstkontakt wird sowieso improvisiert. Also fuhren wir alle mit dem Bulldog in von hinten an das Bürogebäude in die kleine Seitengasse. Bodenluke auf, wir drei unsichtbare raus. Ran an die erste Kamera am Nachbargebäude. Über meinen Ultraschall hatte ich alle im Auge. Ich hob bei `Vintage Consultant` Jay hoch und er nestelte an der Außenkamera herum.
Selbes Spiel dann am Haupteingang des Bürogebäudes. Glücklicherweise war heute, am Sonntag, auch am helligsten Tag nichts los und bisher gab es keinen Alarm, obwohl wir durch den Sichtbereich der Kamera an die Kamera ran mussten. Während ich Jay so hielt, ließ ich meine Kanmuchi im Obergeschoss an die untere Ecke der Tür zum Sicherheitsraum krabbeln. Zumindest der patroullierende Dobermann hat es nicht gemerkt. Den Feed legte ich mir in meine Bildverbindung. Zumindest sehe ich so, wann der Spaß losgeht.
"Ok, Kamera ist aus, wir könnten rein."
"Hast du die Schlösser?"
"Moment."
"Hey, wo seid ihr?" Chenji als Rudi Roller stand zusammen mit Omega als Ork-Leibwache unten am Rolltor zur Tiefgarage.
"Wir sind noch oben. Kommen gleich."
"Mist, hat nicht geklappt mit den Schlössern."
Als wir runtergingen, fielen mir in der Tiefgarage sofort zwei Spy-Flies auf, die vom Roadmaster her kamen. Vermutlich lag das an meinem Ultraschall. Ich machte meine Kameraden darauf aufmerksam.

35.e
Als ´Rudi Roller´ den Wagenheber und das Stemmeisen auspackt, gehe ich langsam zu ihm und behalte die Fly-Spies im Auge. "Kann ich helfen?" Gleichzeitig heult Tatze auf.
"Übernimm du das." Roller zieht sein Wakizashi, ein japanisches Kurzschwert, das auch ein magischer Fokus ist. Geister!.
Tatze bestätigt sogleich: "Da sind Geister, kann ich Unsichtbarkeit abbrechen?". Seine Stimme ist durchzogen von Stöhnen.
Omega: "Ich seh sie nicht." Zieht seine Pistole und geht in Deckung.
Tatze jault auf. Ich knacke mit dem Stemmeisen die Verriegelung des Rolltors auf. Das war es dann wohl mit heimlich. Kein Plan übersteht den Erstkontakt.
Tatze fällt um.
Roller: "Tatze is down.". Zieht ein Patch.
Ich schiebe das Rolltor nach oben, muss es aber oben halten, da es anscheinend kein Gegengewicht gibt. "Ich hab Stim-Patches." Haue auf die unterste Querstrebe des Rollgitters, so dass es verkantet.
Omega geht rein, wechselt seinen Streifen und geht an der Ecke zur Feuertür in Deckung.
Von Jay: "Decker down."
Also stehen wir astral wie in der Matrix unter Beschuss. In beiden Fällen kann ich nichts tun. Ich gehe zu Omega rein und wechsle den Streifen in meiner Kiddie. Gebe Omega mit MilSpec Handzeichen zu verstehen, dass um die Ecke zwei Kameras sind. Zumindest laut Plan.
Omega schießt. Auf seiner Ares Predator V ist leider kein Schalldämpfer.
Ich stecke den neuen Streifen ein, schaue Omega an, lege meinen Zeigefinger an die Lippe, stelle über Smartgun den Feuermodus um und zerschieße die Kamera im Rückraum der Tiefgarage. Kiddie ist zwar ein Sturmgewehr, aber Yamaha hat bei den Raiden standardmäßig Schalldämpfer eingebaut. Tatze ist wieder bei Bewusstsein. Ob die Unsichtbarkeit noch steht? Da ich gerade mit Ultraschall wahrnehme, weiß ich es nicht.

35.f Jay Smiley
Nachdem er aber auf mich reagiert hat und er weder Ultraschall noch astrale Wahrnehmung hat, ist der Zauber wohl durch.
Tatze jault auf und fällt wieder um.
Magier down, jetzt wird´s kritisch. Ich gehe ums Eck, zerschieße die zweite Kamera am Zugang von der Tiefgarage in das Gebäude, schalte auf internen Lufttank um. "Besser Gasmasken auf." Gleichzeitig sehe ich über den Feed der Bildverbindung, wie oben am Sicherheitsraum die Türe aufgeht. Die Kanmuchi schwenkt an der unteren Türecke in den Raum. Zwei der Orks rennen raus, drei weitere sind im Raum. Einem läuft Blut aus der Nase, einer sitzt vor den Monitoren, steuert vermutlich Drohnen, einer gruschelt irgendwas vor sich hin. Nicht erkennbar, weil ich ihn nur von hinten sehe.
Omega zerschießt eine der Fly-Spies, die inzwischen wieder in die Tiefgarage zurückgeflogen kam.
Als ich die andere zerschieße, gebe ich durch: "Zwei unterwegs."
Omega: "Nehm wer die zwei hier unten in Empfang? Was ist mit dem Geist? Ist Tatze in Ordnung?"
Alles gute Fragen, aber es geht im Moment um jede Sekunde. Zur Not muss ich schnell nach oben und mindestens den Magier ausschalten. Aber zuerst trete ich die Feuertür vor mir auf. Sie gibt beim ersten Tritt nach. Ich schubse die beiden Flügel zur Seite.
Omega schließt auf. "Das beantwortet fast alle Fragen."
Aus dem Treppenhaus Laufgeräusche. Mit Glück lassen wir sie hier in einen Hinterhalt laufen. Über meinen Feed sehe ich, wie der Rigger aufsteht und die Tür zum Sicherheitsraum schließt.
Einer der Orks kommt aus dem Treppenhaus, sieht uns und verschwindet um eine Ecke. Ist nicht mehr zu sehen.
Die Computerstimme von KIM: "Er steht direkt um die Ecke."
Chenji: "Großer, kannst du Orks tragen?"
Jay: "Ich kann ihn in Sicherheit bringen."
Ich laufe an die Ecke, stelle auf AM um, ziele und schieße 6 Kugeln in den Ork. Drek. Noch normale Mun drin. Wollten doch keinen umbringen. Glücklicherweise steht er noch. Gerade so, wie es aussieht.
Omega weicht einem Schuss vom zweiten Ork aus, der gerade aus dem Treppenhaus kommt.
Ich werfe über die Smartgun den Streifen aus, stecke einen neuen mit Gel-Mun ein, schieße weitere 6 Schuss in den Ork vor mir, was ihn umhaut und sage zu ihm auf russisch: "Gib auf."
Omega zieht sich zurück, weicht einem Abfangversuch des anderen Orks aus, geht an der Ecke in Deckung und feuert noch einmal. Treffer.
Ich rotze dem zweiten 10 Schuss in den Rücken. Er fällt.
Der Ork am Boden: "OK, ich ergebe mich." Und schiebt seine Schrotflinte weg.
Ich hebe den Ladestreifen auf, gehe zur nächsten Ecke, wobei ich im Vorbeigehen in die Kamera schaue mit den Worten "Pass auf ihn auf." und zerschieße die Kamera, die den Bereich vor dem Technikraum im Auge hat. Besser, wir fluten noch das Gebäude mit Neurostun bevor neue Geister auftauchen.
Der Ork am Boden gibt auf deutsch laut und deutlich über Funk durch: "Es ist aus. Wir haben verloren. Wir geben auf."
Chenji schließt auf, (russisch): "Hier noch Kamera.", und deutet auf die Cam, die den am Boden liegenden Ork im Auge hat.
(Russisch) "Zur Überwachung." Ich trete die Tür zum Technikraum auf. Vor mir fährt ein Azzy Crawler in den Stand-by. 
Ein Schuss hinter mir. Chenji geht im Technikraum in Stellung.
"Ich gehe hoch. Auf mein Kommando flutest du." Unterwegs sammle ich Omega ein. In der Kamera ein Einschussloch. Omega kann wohl kein russisch. Treppenhaus hoch. Vor mir öffnen sich die Türen. Scheinen aufzugeben, aber man muss immer auf einen Hinterhalt gefasst sein. Im Technikraum hatten bereits alle die Hände erhoben. (russisch) "Ihr seid Diebe im Gesetz. Wir wissen, wer ihr seid. Baut keine Scheiße und keinem passiert etwas. Wo ist der Koffer."
Der Magier antwortet, ebenfalls russisch mit deutschem Akzent: "Im Tresor, der Code ist..."
Ich winke mit Kiddie, mit der ich ihn die ganze Zeit im Visier hatte. "Du gehst voraus und öffnest."
Er ging voraus, in den Eckraum, von dem wir wussten, dass darin der Tresor ist. Er öffnet ihn. "Ist da eine Sprengfalle drin?" Er verneint. Ich überprüfe. Nichts zu sehen. Ich lasse Kiddie in den Gurt fallen und ziehe die Walter Secura II mit Schalldämpfer. Entnehme den Koffer. Schwer. Etwa 50 kg. "Du wirst uns astral nicht verfolgen." Er nickt.
Wir gehen. Lassen die Ausrüstung des Gegners unangetastet. Sogar den Roadmaster. Chenji bestätigte, dass wir astral nicht verfolgt werden. Ich sammle neben der Kanmuchi an der Tür zum Sicherheitsraum und aus dem Parkhaus noch die Fly-Spies ein. Dauert etwas. Der Gegner hält still. Erst einmal zurück zum Unterschlupf.

35.g
Während der Rückfahrt schminkte ich mich ab und zog mich um. Chenji kümmerte sich um Tatzes Wunden. Währenddessen meldete sich KIM im WAN. "Wünschen Sie, dass ich den Peilsender erst einmal ausstelle? Oder soll ich es lieber lassen?"
Es war gut, diesen merkwürdigen Decker mit seiner Computerstimme dabei zu haben. Wir ließen ihn das Signal abstellen.
"Darf ich Ihnen noch eine persönliche Frage stellen?" Er durfte. "In 80% solcher Fälle werden die Kombattanten getötet oder verwundet. Sie dagegen haben sich entschieden, ihre Gegner am Leben zu lassen. Könnten Sie mir das erklären?"
"Nun ja", begann ich, "das ist gar nicht so einfach. Zum einen kann ich dieser Leute ganz gut verstehen. Sie machen im Prinzip das Gleiche wie ich. Dann wissen wir, dass eine Organisation hinter ihnen steht. Mit der müssen wir uns nicht unbedingt anlegen. Die ´Wahrheit´ liegt da irgendwo dazwischen."
Omega fuhr fort: "Ihre Seele war noch nicht so weit, vom Fährmann in den Hades gebracht zu werden. Ich hatte das Gefühl, dass die noch irgendwas im Leben zu tun hätten."
Omega glaubt.
Ich holte das Fairlight aus der faradayschen Tasche meines Mantels von Mortimer und lies es über gedankliche Befehle Schmitt aka Boris Martowitsch anrufen. Der Zwerg meldete sich sofort. Er konnte um 19.00 Uhr im ´Greif´ sein. Damit mussten wir noch drei Stunden überbrücken.
Chenji und Tatze stiegen bei "Keine Werbung" aus und nutzten den Unterschlupf. Omega stieg auf sein Motorrad um. So war nur noch Jay Smiley bei mir. Ich hielt die Brotdose durch einen Ausflug in den Odenwald in Bewegung, so dass sie uns wesentlich schwerer wieder abgenommen werden könnte. Lieber wäre es mir gewesen, die magische Unterstützung wäre weiter im Bulldog geblieben, allerdings stand es um Tatze laut Chenji nicht gut.
Also erst einmal spazieren gefahren. Dabei Kontakt mit 2Take aufgenommen und einen Schalldämpfer für die Ares Predator V bestellt. Er schaut sich um. Viertel vor sieben vor dem Greif geparkt. Omega dreht auf seiner Maschine Runden in der Nähe, um die Gegend im Blick zu behalten. Um 18.59 Uhr parkt der gleiche gemietete SUV, den Boris schon bei der Anwerbung hatte und er stieg aus. Wir ebenfalls.
"Pünktlich, wie es sich gehört."
Der Pavillon war außer uns leer. Anscheinend hatte Martowitsch alles vorbereitet. Boris holt aus der Brotdose einen Credstick. Wir waren etwas neugierig und lehnten uns zur Seite, um bei der Entnahme hineinzusehen. Es waren Cyberbeine. Er lachte über unsere Neugier und erläuterte, dass das neueste Technik sei, die man in Russland nicht bekommen könne. Warum er sie aus Russland mitgebracht habe, wäre eine lange Geschichte. "Leider musste ich meine Pläne ändern. Geplant war noch die Begleitung des Koffers und eventuell noch ein zweiter Transport. Laut KIM habt ihr gute Arbeit geleistet." Er übergab mir den Credstick. Ich steckte ihn in mein Metalink, um ihn zu checken. 50k! Ich musste mich zusammenreißen, mir nichts anmerken zu lassen. "Ich hoffe, ich kann wieder über sie verfügen, wenn ich wieder in der Stadt bin."
"Es ist eine Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten."
Beim anschließenden Small-Talk lies Boris Martowitsch durchscheinen, dass sein Bruder der Grund der Planänderung wäre. Wir verabschiedeten uns voneinander.
Anschließend meine Chummer angerufen. Treffen uns morgen um 17.00 Uhr im Äppelwoi Wagner. Ich war spät dran, weil Parkplatz eine Hölle war. Anscheinend waren die Nachmittags-Leute noch nicht weg und einige begannen ihren Abend etwas früher. Egal. Zumindest war der Schalldämpfer da. Im Wagner traf ich Jay Smiley und Omega. Jay war am Futtern. Omega meinte gerade, die anderen wären schon unten und würden warten. Anscheinend hatte Chenji den Raum gemietet.
Beim Vorbeigehen sprach mich Becky-Schätzchen an. "Was darfs denn sein, Großer?"
Ich musste mich wieder zusammenreißen, nicht "Becky-Schätzchen, das Übliche." vor mich hin zu knurren, sondern eloquent einen Bembel Äppler und eine Portion Handkäs mit Musik zu bestellen. Irgendwie sah sie mich schief an.
Als wir nach hinten gingen, öffnete ich den anderen beiden die Türe in den Keller. "Geht schonmal runter, ich komme gleich nach." Als sie nach unten gingen, schloss ich die Türe wieder und klopfte einige Meter weiter an der Bürotüre von Herrn Takeshi. "Hai", hörte ich von drinnen. Zwei Bodyguards. Kurzes Aufblitzen von Hoffnung, vielleicht Goliath wiederzusehen. Vielleicht wüsste der was Aktuelles von Navy oder Mileilee, wie sie sich jetzt nannte. Doch kein Troll zu sehen.
"Wie ich höre, haben Sie hervorragende Arbeit geleistet."
"Ihre Anfrage war deutlich. Keine Fehler. Ich versuchte, alles doppelt abzusichern. Es wurde auch Zeit, dass wir unseren Ruf wieder etwas aufpolieren."
Herr Takeshi nickte. Wir verstanden uns. "Ihre Bestellung."
Er legte einen Schalldämpfer in einer Plastikfolie eingepackt auf seinen Schreibtisch. Ich einen Credstick. Er zog Geld herunter. Ich steckte ihn wieder ein und nahm den Schalldämpfer mit. Unterwegs checkte ich meinen Stick. Er hatte 800 entnommen. Nun gut. Er wird seine Gründe haben.
Im Keller führte uns Chenji die neuesten Nachrichten vor. Es gab eine Explosion. Das Büro der Firma Stahlriegel im Hochhaus ist explodiert. Es gab keine Verletzten oder Toten. Der Brand wütete heute morgen um null-zweihundert. Sehr interessant.
Ich überwies jedem 10k. Alle waren positiv überrascht. Für Omega legte ich noch den Schalldämpfer drauf. "Für das nächste Mal."
Chenji und Jay gingen. Tatze und Omega konnte ich noch überreden, mit in die ´Heiße Ritze´ zu kommen. Da war heute Wrestling. War wieder groß im Kommen. Dummerweise mussten wir unsere Waffen draußen lassen. Nachdem wir durch den Laden mit sabbernden Männern an den Pole-Tischen gegangen waren, kamen wir an eine Tür mit Bodyguard. Dahinter dann ein Raum mit einem Ring in einem Käfig. Cage-Fight! Darkman vs. Hitman. Ein Klassiker! Darkman hatte sein großes Comeback! Die anderen beiden konnten nur bedingt etwas mit Wrestling anfangen. Tatze stand auch nicht auf Hundekämpfe oder so etwas. Der wollte nur Stöckchen holen. Naja, kann eben nicht jeder Stil haben.
[close]

Leider muss Neo aus persönlichen Gründen die Leitung ungeplant abgeben. Schade.
« Letzte Änderung: 17. Mai 2023, 21:17:56 von Olf »
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Olf

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  • 17. Mai 2023, 21:17:27
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #32 am: 17. Mai 2023, 21:17:27 »

Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Jay Smiley, Norm, Technomancer, was an Haaren auf dem Kopf nicht wegrasiert ist, ist blau gefärbt.
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.

Down Time
Weiter am Trainieren für Parcour. So übermäßig toll ist das nun auch nicht. Aber Kleinigkeiten, die es ausmachen könnten. Nebenher mal vernünftige Autosofts für meine Drohnensteuerung gekauft. Clearsight und Pilotprogramme für Spy-Fly und Kanmuchi. So muss ich die nicht immer alle einzeln einsammeln.
Komm klingelt. 2Take. Er leitet mit einer japanischen Floskel ein, damit ich weiß, dass die Leitung abgehört wird. Anscheinend immer noch. Der Drek mit dem BIS.  "Eine gemeinsame Bekannte möchte Dich einladen. Es ist eine komplizierte Geschichte. Na, du ja auch. Es wäre eine Abholung organisiert. Privat-formale Kleidung wäre passend zu dem Essen. Zeitpunkt wäre übermorgen 17.00 Uhr. Ort legst du fest. Gehe davon aus, dass es eine gewisse Sicherheitsstufe gibt." Zeitgleich kam von einer unbekannten Nummer ein Link. Anscheinend hatte 2Take seinen Decker am Start. Der Link war eine Map von Frankfurt City. Ich gebe ein Parkhaus in Sachsenhausen an.
Zwei Tage später dann in Sachsenhausen. Bulldog geparkt. Der Link hatte nicht gelogen. Nach der Benachrichtigung x minus 24 Stunden kam eine x minus 2, x minus 1 Stunde, x minus 15 Minuten begann ein Countdown. Punktgenau bei Null hielt ein Honda Fantom vor mir. Eine Oberklassen-Limousine mit doppelflügeliger Hintertür. Niemand darin. Ich passe ausgezeichnet in diesen Schlitten mit meiner Kombination aus Argentum und Barwick von Mortimer. Nur das Interieur war doch merklich wenig spezifisch für homo ingentis ausgelegt, aber vier Plätze für Norms machten das wett. Ein Teil der Wand des Rückraums senkte sich (sehr altmodisch) und ein Chauffeur kam zum Vorschein. Ein graumellierter Asiate.
"Möchten Sie eine besondere Unterhaltung? Unsere Fahrt dauert 15-20 Minuten."
"Nein, danke."
"Möchten Sie die originale Aussicht oder bevorzu..."
"Original."
Er nickte. Das Panell fuhr wieder nach oben. Wir fuhren über den Main ins Westend. Nach Bockenheim und weiter nach Hausen. Little Tokyo. Wird wohl zum Oyabun gehen. Ob der wieder einen Transport für den Vampir hat? Diesmal leg ich ihn um! Und nehme mehr Geld.
Die Limo fuhr in eine Tiefgarage eines Wohnkomplexes und hielt direkt vor einem Aufzug. Die versteckten Waffenscanner waren gut zu sehen, wenn man wusste, worauf zu achten war. Mal gespannt, welchen Aufruhr meine beiden Pistölchen verursachen. Der Aufzug öffnet sich vor mir. Als ich eintrat, schloss sich die Türe hinter mir und er fuhr nach oben. Er brachte mich in eine Etage mit drei Türen. Vermutlich drei Wohnungen. Vor einer ein Asiate mit einem Actioneer. Ausbuchtung. Katana offensichtlich an der Seite hängend. Eindeutig Leibwächter. Die Türe öffnet sich. Ich nicke dem asiatischen Norm zu.
Drinnen zwei traditionelle Geishas. In ihrem schrecklichem Akzent kann ich ein "Düllfen will Ihn etwa abnehm?" verstehen. Anscheinend eher Lautsprache als dass sie wirklich Deutsch sprechen würden. Sie nehmen meinen Mantel und ziehen mir die Schuhe aus. Meine beiden Überlebensmesser an den Knöcheln kommen zum Vorschein. Sie kommen mit einem Tablett und einem Stofftuch. "Feuellwaffe bittä." Ich lege meine Walter und meine Browning darauf. Sie decken es mit einem Tuch zu und stellen es auf einen kleinen Tisch. Ihrer Geste nach darf ich nun in den Wohnbereich. Darin in einer offenen Küche ein asiatischer Mann, der mit einem Wok und einem Messer, das auch ein kleines Beil sein könnte, zu Gange war. Im Wohnzimmerbereich eine Frau. Sie sah Chenji sehr ähnlich, nur noch ein paar Jahre jünger. Ich grüßte auf japanisch.
"Wir können gerne bei Deutsch bleiben. Das ist die Sprache meines Mutterlandes."
Sie hielt mir ein weiteres Tablett hin. Unter dem Stofftuch kamen leere Halterungen für Wakizashi und Katana zum Vorschein. Die Aufforderung war klar. Ich legte meine beiden Kampfmesser darauf. Dann das mit Silberlegierung. Dann das aus Holz. Dann die beiden Überlebensmesser. Selbstverständlich auf die Fläche und keinesfalls in eine der Halterungen. Sie legte das Stofftuch wieder darüber und stellte das Tablett neben sich auf einen teuren Tisch. Typisch Japan. Die Scheiße darf streng riechen, aber es muss ein kleines Deckmäntelchen darüber hängen. Egal, wie durchschaubar es ist.
"Nachdem wir hier absolut nichts Geschäftliches zu besprechen haben, können wir es uns erst einmal gemütlich machen", sie wies auf eine Ecke im japanischen Stil. Zwei Sitzkissen, ein niedriger Tisch. "Das Geschäftliche besprechen wir nach dem Essen." Ich setzte mich auf eines der Kissen im Zazen. Sie auch. Die beiden Geishas bedienten uns exakt gleichzeitig.
"Ich würde noch für eine Sprachbarriere sorgen." Sie betätigte einen White-Noise-Generator. "Wenn wir bei Deutsch bleiben, können uns die Damen nicht verstehen."
Ich nickte nur.
"Sie fragen sich sicher: Wozu das alles? Ich möchte einfach etwas Offenheit zwischen uns produzieren."
"Klingt gut." Fang du an.
"Nun, ich habe Verbindungen zu einem gewissen Syndikat. Herr Takeshi hat ja auch Verbindungen zur Yakuza. Das Laufen ist von mir so eine Art ...Nebentätigkeit. Beim Laufen war ich nur einmal im Familiengeschäft unterwegs, aber das Team wusste von Anfang an Bescheid. Ich besitze eine außerordentliche Menschenkenntnis. Ich sehe Dinge in Dir, die anderen verborgen bleiben. Zum Beispiel deinen herausragenden Intellekt. Ich begrüße die Änderung im Ton, die du getroffen hast. Das ist so ganz anders als vorher. Und mit welcher Konsequenz du deine Rolle durchhältst ... wunderbar."
"Ich war schon immer der, der ich heute bin." Was kann ich dafür, dass ich KFS habe?
"Ja, natürlich. Gibt es deinerseits vielleicht etwas, das du mitteilen möchtest?"
Ja, japanische Etikette geht mir mit der Zeit echt auf den Zeiger. Und ich habe keine Ahnung, wer du bist. Du könntest irgendjemand sein, der weiß, dass ich eine Frau kenne, die aussieht wie diese. Aber gut, spielen wir das Spiel. "Wo ich wandle, fließt das Blut. Aber zuerst brauche ich einen Beweis, dass du die bist, von der ich denke, dass du sie bist." Sie sah mich an. "Verwandle dich in einen Ork, den wir beide kennen."
"Natürlich. Würdest du mich kurz entschuldigen?"
Ich schob mir ein Sushi in den Mund und sah ihr nach, wie sie in einen Nebenraum ging. Man sah eine zusammengelegte Wolldecke und ein Holzkästchen. Nach einiger Zeit öffnete sich die Türe. Es erschien ein Omega in einfachem Overall.
"Den Schmuck habe ich leider gerade nicht zur Hand." Sie lief einmal durch den Raum. "Ich schlüpfe schnell wieder in etwas Bequemeres." Kurz darauf erschien wieder die junge Chenji im gleichen Overall. Nur hatte sie noch einen Gürtel eines Bademantels um die Hüften. Sie setzte sich mir wieder gegenüber und sah mich erwartungsvoll an.
"Das Leben ist ein Krieg und ich bewege mich durch die Minenfelder zusammen mit meinen Kameraden. Du hast Bindungen. Ich habe keine." Sollte erst einmal genügen.
Sie sah mich an. Dann nickte sie und wechselte das Thema: "Dieser Ort hier ist eine Hilfe. Wenn ich im Kampf neben Dir am Boden liege, dann bringe mich hierher, wenn Du es irgendwie kannst."
"Wie ist das hier erreichbar?"
"Natürlich ist das hier erreichbar. Über die Autobahn, die U-Bahn..."
Die will mich wohl verarschen!?! "Ich meine, ich kann Dich hier einfach abgeben?"
"Ja, das ist eine feste Adresse. Du kannst auch einfach beim Concierge anrufen. Dann werde ich abgeholt."
Ich hielt lange Blickkontakt. Stille. "Ich mag die japanische Einstellung, aber nicht die Eigenart, so lange um den heißen Brei herumzureden. Das ist hinderlich im Kampf."
"Nun ja, ich bin nun einmal Halbjapanerin. Meine Mutter ist Deutsche. Hast du noch irgendwelche persönliche Fragen?"
"Ich würde gerne die offizielle Geburtsurkunde sehen."
Sie lächelte. "Die müsste ich aus Japan anfordern."
Selbstverständlich. Die Yaks schieben eine schnelle Fälschung rüber. "Vielleicht kommen wir zum Dessert, um anschließend das Geschäftliche zu besprechen?"
Nach dem Dessert öffnete sich eine geschickt in der Wand getarnte Sicherheitstüre. Könnte zwei oder sogar drei Tritte benötigen. Dahinter ein ovaler, fensterloser Raum. Darin nur ein Stuhl und ein Tisch. Anscheinend ein Panic-Room. Sie holte aus einem versteckten Schrank einen Stuhl. Trollsize. Zum Aufklappen. Wir setzten uns. Ich sah mich um. "Ich nehme einmal an, das hier wird nicht romantisch."
"Nein. Ich kann die Türe offen lassen."
Hat sie meine Blicke bemerkt? Vermutlich. "Sie können sie gerne schließen."
Sie zuckte die Schultern und tat es. "Mir geht es weniger um Romantik, sondern eher um Ehrlichkeit. Ich hätte eine kleine Bitte." Ihr Gesicht änderte sich. "Wenn Du dieses Gesicht siehst, wäre es sehr nett, wenn Du Dich... davorstellen würdest." Sie sah mich an und wartete ab.
"Das ist Ihr echtes Gesicht." Ich formulierte es als Feststellung.
Sie nickte. Du kannst mir vieles erzählen. Aber beeindruckend ist diese Inszenierung schon. Die Japsen machen so etwas, wenn sie Respekt zeigen wollen.
"Ich hoffe, es hat dich nicht verletzt, dass ich auf dem Festival die Führung übernommen habe?"
"Mir ist es egal, wer die Hosen an hat. Hauptsache, die Führung ist kompetent."
"Ja, das war schon eine ganz schöne..."
"Scheiße."
"Ich hoffe, du hattest kein Problem mit meinem Führungsstil. Ich war manchmal ganz schön bestimmend."
Richtig. Da hast du nicht so lange rumgelabert. "Nein. Sie haben sich dort nicht gerade mit Ruhm bekleckert und das hat sich auf unsere Motivation niedergeschlagen." Und nach einem kurzen Zögern. "Zumindest auf meine." Sie nickte ebenfalls. "Aber vielleicht kommen wir nun zu dem Job, wegen dem ich hier bin."
"Äh, das muss ein Missverständnis sein. Es gibt keinen Job."
"Sag mal, du verarscht mich doch oder?! Fragst mich über meinen Fixer an, die ganze Show und nun..." Ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Keineswegs. Ich wollte unser gemeinsames Band stärken. Dein Portfolio an Skills und Ausrüstung kennenlernen. Hast du noch größere Kaliber? Also manche würden sich freuen, so ein Gewehr zu haben, wie du es hast..."
"Ja." Das sollte alles bekannt sein. Große Kaliber. Gepanzerte Schlitten. Drohnenaufklärung. Brauchbares Face.
Falls dies alles echt war, war es vermutlich eine Geste, die unter Runnern Freundschaft bedeutete. Vielleicht sogar mehr. Doch ich wurde schon so oft hinter das Licht geführt. Ich kann nicht anders als vorsichtig bleiben. Nach einer förmlichen Verabschiedung brachte mich die Limousine wieder zurück zum Parkhaus. Sie könnte jemand werden wie DC, Drag oder Doc. Aber warten wir es ab.

Komm klingelt mal wieder. Tatze.
"Äh, hallo Dekan. Äh, kennst du irgendwas, wo man so ohne Anmeldung unterkommen kann? Aber mit Fenster. Für Freitag bis Sonntag."
Also 11.-13.08. "Da gibts einige Sarghotels, aber das wäre schwierig mit Fenstern." Kurz durch meine Liste geblättert. "Ich glaube, ich habe da etwas. Ich melde mich in 10 Minuten wieder."
Mordequai Square Dawson. Armenküche und Safe House in Offenbach.
"Hallo Herr Dawson."
"Kenne ich Sie?"
"Nein, allerdings haben wir einen gemeinsamen Freund. Bembel."
"Ah."
"Ich bräuchte zwei Zimmer. mit Fenstern..."
"Oh, Geschäftliches bespreche ich ungern am Telefon. Vielleicht kommen Sie einfach bei mir vorbei?"
"Gut. Vielleicht kann ich einen der zukünftigen Mieter direkt mitbringen?"
Selbstverständlich durfte ich. "Gehen Sie einfach durch den Eingang mit dem Löwen darüber."
Also ab in die Ludwigsstraße nach Offenbach. An der Ecke Bahnhofstraße ein heruntergekommenes Hotel mit Parkplatz. Tatze kam mit einem Taxi. Ich habe meine Mirage ausgepackt und pfiff auf die täglichen Staus. Zurückgesetzt eine Tür mit einem Löwen darüber. Eigentlich das Nebengebäude. Hinter der Türe eine Hotelrezeption. Anscheinend geht es von hier auch in das Haupthaus.
"Wir haben einen Termin bei Herrn Dawson."
"Sie heißen?"
"Dekan."
"Selbstverständlich. Sie werden erwartet. Einfach die Treppe nach unten und dem Gang folgen."
Ich schaute auf den Treppenabgang. Offensichtlich geht es in den Keller. Um die Ecke nach einigen Metern eine Feuerschutztür. Dahinter nach einigen Metern noch eine. Rockmusik war leise zu hören. Als wir die zweite Tür öffneten, war dahinter eine Kneipe. An einem Tisch saß ein Elf in einer Motorrad-Kombi, Katana, Sonnenbrille, Mantel über dem Stuhl hängend. An einem anderen Tisch eine kleine Feier. Zwei Orks, ein paar Norms und eine offensichtlich ziemlich betrunkene Elfe. Aus Richtung Theke kam ein Zwerg in unsere Richtung.
"Sie müssen Der Dekan sein. Und Sie..." Er schaute auf Tatze.
"Tatze. Ich bräuchte zwei Zim..."
"Aber setzen wir uns doch."
Wir setzten uns und bestellten bei der Bedienung.
"Also Zwei Zimmer."
"Ja. Ohne SIN. Und mit Fenstern."
"Ah, das war ernst gemeint. Echte Fenster, keine Projektoren. Also wollen Sie nicht komplett abtauchen..." Er bemerkte wohl Tatzes fragende Blicke. "Sie haben nichts dagegen, von Außen gesehen zu werden." Tatze nickte. "Möchten Sie gar nicht registriert werden, oder ist Ihnen egal, wenn irgendetwas registriert wird."
"Das ist egal, denke ich. Hauptsache mit Fenstern."
Tatze reservierte ein Doppel- und drei Einzelzimmer für 500.
"Auf wen soll ich reservieren?"
"Patrick Meier."
"Gut. Sie befinden sich alle im zweiten Stock." Und etwas leiser fügte er hinzu: "...also europäisch zweiter Stock."
Nachdem das Geschäftliche abgeschlossen war, bestellten wir noch eine Runde.
"Was macht Bembel denn gerade so?"
Verdammter Mist. Ist ja nicht so, dass diese Frage nicht erwartbar war. Aber ich hatte dennoch nicht an sie gedacht. "Er ist gerade in der Schweiz. In einem Sanatorium."
"Ah. Das hätte ich nun nicht erwartet. Naja, wenn man sichs leisten kann..."
Er scheint allerdings auch nicht wirklich daran interessiert zu sein, ob ich die Wahrheit sage oder nicht. "Sie wissen ja, er lässt sich nur ungerne in die Karten schauen."
"Jaja, so ist er nun mal."
Im weiteren Small-Talk wurde es interessant. Dawson stellte seine Kneipe als einen Treff von Wannabes vor. Es gab sogar einen Karl Kombatmage Fan Club. Geniale Tarnung für sein Safe House. Darunter mischten sich dann anscheinend immer wieder Runner, die den Koller im fensterlosen Zimmer nicht mehr aushielten.
"Siehst du den Elfen? Das ist n Bulle."
"Woran siehst du das?"
"Ich bezahl ihn." Auf mein Schweigen hin fuhr er fort. "Der kauft Merchandise wie seinen Mantel mit Schmauchspuren von einem Feuerball."
"Wow, dem kann man also jeden Scheiß andrehen..."
"Nein, so einfach ist das leider nicht. Er hat wohl nen Kumpel in der Forensik, der sowas überprüfen kann. Auch astral... Aber, so schön es auch ist... die Geschäfte rufen. Bestellt euch ruhig noch etwas." Mit diesen Worten winkte er seine hübsche Bedienung herbei. Ein Bier und ein kaltes Wasser ohne Eis später erfuhren wir, dass alles schon bezahlt sei. "Vom Chef. Wegen alten Freundschaften und so."
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Neos Nachwuchs
36.a
Neo am Komm. Wegen einem Job. Klar und direkt, wie ich es liebe. Zum Äppelwoi Wagner schaffe ich es locker in einer Stunde. Herrn Takeshi habe ich schon in der Leitung und reserviere ein Zimmer. Als ich reinkomme, sehe ich Neo schon am Stammtisch sitzen. Da entfährt mir ein: "Becky Schätzchen, einmal das Übliche." Bembels Standardspruch. Unten kommt uns eine Putzfrau entgegen. Staubsauger und Drähte in der Tasche. Gehören zu einem Wanzenscanner. Auf Polnisch meint sie: "Dauert noch zwei Minuten, ist noch nicht trocken."
Ich sage ihr danke und schiebe ihr in der AR 50 € rüber.
Neo: "Wie viele Sprachen sprichst du denn?"
"So viele wie nötig." Musst nicht wissen, dass Polnisch meine andere Muttersprache ist.
Als wir drin waren, nahm er einen Schluck Wasser und ich einen aus dem Bembel, den mir Becky in die Hand gedrückt hatte. Dann fing er an: "Es ist etwas heikel. Du bist lange im Geschäft und kennst dich aus. Ich bin´s noch nicht so lange. Das hat so seine Gründe. Ich mache das nur nebenher. Wollte das nie mischen, aber jetzt kann ich es nicht mehr trennen."
"Du hast Ärger mit deinem Kon." Was sollte sonst dahinter stecken.
"Ich werde nicht gesucht oder so." Er suchte nach Worten. "Ich fange wohl am besten ganz von Anfang an. Meine Frau... sie war auf Forschungsreise und hat irgendwelche magischen Pilze... naja, sie ist daran gestorben. Ich war in tiefer Trauer und habe mich gehen lassen. Dir ist sicher schon aufgefallen, dass ich keinen Alkohol anrühre. Das liegt daran, dass ich so damals viel Alkohol getrunken habe. Koks auch. Es kam, wie es kommen musste. S-K hat mich aus meiner "normalen" Tätigkeit rausgeschmissen und nach Konzernrecht die Vormundschaft meiner Tochter übernommen. Sie ist jetzt 16... Ich konnte mich damals nicht mehr um sie kümmern..." Er wollte noch weiter erzählen, doch dann stockte er. "Nun ja, dann habe ich mich wieder Dank meines besten Freundes gefangen und jetzt will ich meine Tochter zurückerobern. Dazu brauch ich Anwälte, die kosten Geld und dafür brauche ich Jobs." Wieder eine Pause. Ich sah ihn nur an. Interessant. Spezialeinheit bei S-K. "Jetzt nutzt es jemand aus, dass ich demnächst auf Konzerngelände gehe. Ich soll Informationen entwenden und kann nicht nein sagen. Alleine schaffe ich das nicht. Meine Tochter will ich da raushalten. Sie würde es nicht gut heißen. Pro Kopf wären 5k drin."
Naja, ehrlich. Aber so ein Run unter Zwang ist zweischneidig. "Ich weiß nicht, ob ich der Richtige bin. S-K weiß nicht, dass ich es weiß, aber die haben mir einen Chip in den Kopf gepflanzt. Die können mich orten, wenn sie wollen. Zumindest irgendjemand dort." Hintertür offenhalten, auch wenn mir diese Preisgabe nicht schmeckt.
"Heißt das, du lehnst ab?"
"Soll heißen, dass ich vielleicht nicht der Richtige bin. Hört sich eher so an, als bräuchtest du Leute für Matrix und Infiltration." Drek, ich kann einfach keinen aus meiner Einheit im Stich lassen. "Aber ich helfe dir zumindest bei der Zusammenstellung des Teams."
"Gut. Es sollen zwei Runs sein. Für den ersten 5k, für den zweiten 15k. Wenn der Auftraggeber zufrieden ist, legt er nochmal 5k drauf. Also 25k für jeden. Der erste geht gegen das Internat, in dem meine Tochter zur Schule geht. Da werden lauter Konzernbürger und die, die es unbedingt werden wollen, in Technik und Magie unterrichtet."
"Und du als hochgestellte Konzernpersönlichkeit kommst natürlich mit einem Leibwächter." Ich klopfe leicht an den Revers meines Mantels.
"Die Sache ist die, ich habe am Mittwoch einen Termin bei meinem Anwalt. Ich habe keine Ahnung, worum es genau geht, aber die Auftraggeberin wusste es wohl schon. Fakt ist auf jeden Fall, dass ich nächsten Monat an einem Treffen in der Schule meiner Tochter teilnehme." Dann wieder Zögern. "Die Auftraggeberin nannte sich Ms. Tanaka. Sie arbeitet vermutlich für die Yakuza." Er zeigte mir auf dem Komm ein Video. Eine japanische Frau stieg aus einem Taxi, in dem sie beide fuhren und stieg auf eine Suzuki. Fünf andere Biker warteten offensichtlich an diesem Ort auf sie.
"Ich denke, wir warten erst einmal deinen Termin nächsten Mittwoch ab. Wir sollten aber auf jeden Fall Chenji, Tatze und Jay mit ins Boot holen."
"Übernimmst du bitte Chenji, ich kenne die nicht gut."
Chenji war gerade in Urlaub. Dort war es Nacht. Und heiß. Und Chenji war am Jammern. Ich legte auf, bevor es stundenlang so weiter geht. Manche Leute haben eine merkwürdige Art, ihren Urlaub zu verbringen.

36.b
Donnerstag, 31.08.79, 09.30 Uhr. Neo am Komm. Hatte gestern sein Treffen.
"He, Dekan. Treffen uns heute mit einer Dame für weitere Informationen zur geplanten Feier."
"Klar. Schicke mir einfach den Geoping." Gasthaus zur Tann direkt an der A3 bei Aschaffenburg.
"Klappt das bis 12.00 Uhr?"
"Klar."
Ich war schon gegen 11 da und beobachtete die Gegend, indem ich mit meiner Suzuki immer wieder etwas spazieren fuhr. Sie trafen alle ziemlich pünktlich ein. Jay Smiley mit einem neuen Auto. Da hat er ordentlich Geld angelegt. Ich fuhr dann zum Grüppchen mit dazu, denn wir wollten uns um zehn vor vor dem Eingang treffen.
"Wir haben reserviert. Auf Meier." Neo unterhielt sich mit dem Wirt.
"Na, ke Meier."
"Neo vielleicht?"
"Na, a kei Neo. Ä Tanaka hättn mer."
"Ja, genau, Tanaka."
Neo heißt also Meier. Hätte er selbst reserviert, wäre so ein Fehler nicht passiert. Anscheinend hat die Schmitt namens Tanaka das Treffen vorbereitet.
Eine junge Asiatin wartete am Tisch. Europäisch gekleidet. Schwarzer Anzug. Nach Begrüßung und Bestellung von Essen und Getränken, hob Frau Tanaka an: "Ares hat hier in Frankfurt zu einem Freundschaftsturnier eingeladen. Neben den Ares Predators nehmen die LabRats, Fireraisers, Black Barons, Massakers, Centurios und einige andere Teil."
Ja, lauter Mannschaften aus Groß-Frankfurt sind eingeladen. Abgesehen von den Predators und den Centurios. Und es gibt eine Wild Card für eine Amateurmannschaft. Über das Spielgelände wird bisher gemutmaßt. Ich persönlich tippe auf Oberrath. Die Neo-A´s ärgern.
"Ich vertrete einige sportinteressierte Herren, die daran interessiert sind, wie die Spiele ausgehen."
Wettmanipulation.
"In diesem Sport ist es durchaus üblich, sich elektronisch verstärken zu lassen. Diese Daten sollen sie besorgen."
Ich stutzte. "Wir sprechen von einem TacNet?"
Sie nickte.
Jay fragte nach: "Welches Modell?"
"Ein Siemens Nixdorf. Neueste Generation."
"Möchten sie nur die Daten oder auch das Gerät?" Jays Gesicht war anzumerken, wer seiner Meinung nach das TacNet behalten sollte.
"Nur die Daten. Trainingsprotokolle, Taktiken, alles."
"Dann dürfen wir also das Gerät behalten?"
"Wenn das Gerät verschwindet, wäre das sehr auffällig und das wäre den Auftraggebern alles andere als recht. Wenn sie bei dieser Gelegenheit natürlich das Gerät einer anderen Mannschaft stehlen... wäre das immer noch auffällig, aber... nun ja, es wäre immer noch auffällig... genug."
Jay wird sich eines sichern wollen. Macht die Sache schwierig. Außerdem gefährdet es das Missionsziel. Er ist einfach gierig.
Seine nächste Frage sprach Bände. "Und wo befindet sich das Zentralgerät?"
"Es ist nur ein kleines Gerät. Vermutlich trägt es während des Spiels der Mannschaftsführer. Die Mannschaft ist die ganze Woche bis zum Freundschaftsspiel mit der Schulmannschaft des S-K-Nachwuchses am 09.09. vor Ort."
Schulmannschaft? Das ist neu.
"Glücklicherweise befindet sich an diesem Tisch jemand, der zu diesem Spiel eingeladen wurde. Auf dem Schwarzmarkt gibt es im Übrigen noch Fankarten. Sie sind nicht sonderlich beliebt, da sie SIN-gebunden sind." Sie sah in die Runde.
Einbruch. S-K  hat einen Chip in meinem Kopf. Das Lucius-Internat befindet sich größtenteils auf exterritorialem Konzerngelände. S-K wird da nicht lang fackeln. Ich sehe da einfach keinen Part für mich in irgendeinem Plan. Ich sah Neo lange an und schüttelte ganz langsam den Kopf. Er musste mich missverstanden haben.
"Das ist etwas wenig an Information. Sie können sicher noch etwas nachlegen, oder?"
"Nun, ich kann schauen, ob ich noch etwas ausgraben lassen kann."
"Wie viel ist drin?" Jay. Immer direkt.
"Ein bis zum Rand gefüllter Standardstick. Mit Potential zu einem Folgeauftrag. Da würde ich auf einen gefüllten silbernen Stick aufrunden. Und wenn sie mich vollständig zufrieden stellen, mache ich aus dem oder ein und."
"Das passt." Und zu Neo: "Kennst du die Schmitt?"
"Flüchtig."
"Das heißt, wir übernehmen den Auftrag?"
"Ich muss. Ich habe keine Wahl."
Neo gezwungen. S-K in meinem Kopf. Jay geldgeil wie nur was. Ich bin raus. "Eventuell müssten wir noch Spieler mit dazunehmen oder austauschen."
"Das ist kein Problem. Das Budget ist noch nicht überschritten. Nur... die neuen Spieler sollten mir vorgestellt werden." Und beim Aufstehen. "Wenn das nun alles wäre, meine Herren."
Es war alles.

36.c
Die Schmitt bzw. Tanaka ging. Die Rechnung war beglichen.
"Dann sind wir uns so weit einig?"
Ich hob die Hand. "Kann ich dich draußen sprechen?"
Neo sah etwas verwundert drein, aber wir gingen nach draußen auf den Parkplatz, liefen langsam Richtung Lärmschutzwand zur Autobahn hin.
"Ich glaube, das ist nicht mein Run."
Neo atmete tief durch. "Warum?"
"Zuerst habe ich einen Chip in meinem Kopf. Der ist von irgendeinem S-K-Typen. Dann ist da Jay. Der will Geld um jeden Preis machen. Das kann den Run in Gefahr bringen. Dann weißt du selbst, dass es kein guter Start ist, wenn einer gezwungen ist, den Run durchzuziehen. Und zum Schluss sehe ich einfach keine Rolle für mich in diesem Game. Aber ich will dich nicht hängen lassen. Ein gemeinsamer Bekannter hätte jemanden an der Hand, habe ich gehört. Ich kenne ihn nicht, aber er bietet sich als magisches Face und Manipulator an."
Stille.
"Welcher gemeinsame Freund?"
"Der, bei dem wir erst vor Kurzem im Keller waren."
"Weißt du, Dekan, ich hab mich nicht ohne Grund an dich als erstes gewandt. Du bist schon lange dabei und, viel wichtiger, ich vertraue dir." Mann, bist du ein Dummkopf. Vertrauen wird immer verraten. In meiner Erinnerung blitzt ein verblasstes Bild von Polen-Paule auf, erster Schattenkontakt eines Trolls namens Uff. Polen-Paule wollte Uff mit der Vory als Mittelsmann Uff an S-K verkaufen. Dreks Troll! Neos Worte unterbrachen die Erinnerung. "Den anderen kenne ich nicht. Ich baue auf dich. Schau mal, ich habe ewig lange nachgedacht, wie wir das Durchziehen können, ohne auf Kon-Gelände zu müssen und ich bin grob auf drei Möglichkeiten gekommen. Also erstens. Wir fangen sie ab, wenn sie mit dem Bus anreisen. Zweitens. Wir schlagen während des Spiels zu. Da musst du nicht mit rein. Du kannst auch von Draußen mit deinen Drohnen arbeiten. Drittens. Wir überfallen den Bus bei der Abreise. Wäre dasselbe wie Plan eins, nur dass die Leute dann etwas geschlaucht, vielleicht sogar verletzt sind."
Als ich ihn nur nachdenklich ansah, fuhr er fort: "Außerdem kannst du dann ein Auge auf Jay haben."
"Das wird schwer. Ich kann ihn in der Matrix nicht beobachten, er mich aber jederzeit."
"Und deinen Chip im Kopf wird doch nicht jemand die ganze Zeit im Auge haben, oder?!"
"Man kann es auch nicht ausschließen." Aber so ganz aus der Luft gegriffen ist Neos Argument auch nicht. "Auf der anderen Seite hat mich damals jemand von S-K rekrutiert, um einen Run gegen S-K zu laufen..."
"Also so ein internes Ding... "
"Pass auf. Wenn wir nicht rein müssen, überlege ich es mir. Ich fürchte aber, wenn ich ja sage, denkst du über Option zwei gar nicht mehr nach."
"Aber bei eins und drei wärst du dabei, oder?"
Wieder Stille.
"Wenn du ernsthaft über alle drei Optionen nachdenkst, dann bin ich bei eins und drei dabei. Ich kann meine Einheit einfach nicht in Stich lassen."
Zufrieden war anders, aber Neo nickte. In seinem Gesicht war sogar so etwas wie... Verständnis.
Ich klopfte auf meinen Schädel: "Es ist nicht meine Tochter, die draufgeht, wenn wegen meinem Kopf was schief geht."
Er schluckte. Ich zuckte die Schultern. "Dein Run, deine Entscheidung."
Als wir zurück zum Gasthaus gingen, kamen vier Reiter mit komischen Mützen. Eine Frau und drei Kinder. Sie banden ihre Pferde an und geben ihnen irgendwas in einem Eimer. Wir gingen rein zu den anderen.
"Seid ihr fertig?" Jay und Tatze schauten uns eher etwas gelangweilt an.
Waren wir. Neo erörterte die drei Pläne. "Aber wenn wir leise reingehen, dann werden wir ausschließlich die Daten mitnehmen, nicht das Gerät."
"Dann machen wir es laut." Jay. Klar. Es folgte eine Diskussion, ob Tanaka ausgeschlossen hat, dass wir ein Gerät stehlen oder es nur eine dringende Bitte war. Da niemandem von uns, inklusive mir, ein Verbot in Erinnerung war, einigten wir uns auf das zweitere. "Aber natürlich nehmen wir nur das Zweitgerät."
"Hämm... wir befinden uns in einer Gaststätte. Vielleicht unterhalten wir uns an einem weniger öffentlichen Ort weiter?"
Mein Einwand wurde ernst genommen und nach einer kleinen Diskussion folgten wir einem Waldweg nach Süden. Sehr gewunden. Der Verkehrslärm wurde sofort weniger. Ich ließ Drohnen zurück, um sicher zu gehen, dass wir nicht verfolgt werden. Tatze sah sich astral um.
"Also bei Möglichkeit zwei werden wir nur die Daten ziehen, weil ich eine persönliche Einladung habe. Zum Spiel im Lucius-Internat. Und es würde... Nun ja, es gibt Gründe."
Sicher, du würdest deine Tochter in Gefahr bringen.
"Was ist denn das für ein Gerät und warum müssen wir das unbedingt mitnehmen?" Tatze sah Jay fragend an. Jay erklärte die Möglichkeiten eines TacNets der zweiten Generation. Nach Neos Gesichtszügen ging ihm erst jetzt bei der Erklärung ein Lichtchen auf. "Ich will das TacNet für uns als Gruppe."
Ist durchaus ein Argument. Das würde vieles vereinfachen. Hätte ich Jay gar nicht zugetraut, dass er die Gruppe über seinen geliebten Westwind stellt.
Plötzlich Bodennebel überall. Unnatürlich schnell. Komische Geräusche, Vogelgesang mitten am Tag, Rehe schauen uns ohne Scheu an. Von Verkehr nichts mehr zu hören.
"Drek, wir sind mitten in einem Sperrgebiet wegen einem Geist oder so." Jay. "Zumindest sagt das die AR."
Glücklicherweise verlässt mich mein Richtungssinn auch im dichtesten Nebel nicht und so führte ich uns auf dem exakt gleichen Weg zurück, den wir gekommen waren. Wir fanden ein zugewuchertes Schild. Aus Holz. Deshalb war es wohl nicht weiter aufgefallen. Ich befreite es von Ranken. Darauf stand, dass der Brunnen hier im Klingengraben, südlich von Hösbach, seit 2024 Wohnstatt eines Geistes sei.
Tatze schaute noch interessiert in den Nebel. "Ich glaube, der will Gesellschaft."
Neo: "Was meinst du?"
"Den Geist da.""
Neo schaute nun auch astral. Tatze machte Anstalten, wieder in den Nebel zu verschwinden. Ich schaute ihn an. "Willst du das wirklich kurz vor einem Run riskieren." Er reagierte nicht einmal groß. Ich ludt panzerbrechende Mun in meine Walter Secura und zog mein Kampfmesser mit Silberlegierung. "Zur Not kenne ich einen Magier, der dich ersetzen kann." Tatze ließ sich einfach nicht aufhalten und war sogleich im Nebel verschwunden.
Während Tatze nun weg war, kamen wir ins Gespräch über Stadtkriegs-Mannschaften. Es gipfelte in der unverschämten Aussage Jays: "Aber jeder ist Fan von den Centurios, die gewinnen immer!"
"Von wegen, die haben gar keine Fans! Die haben nur Kunden! Keine Sau mag die! Nicht mal die selber!" Dann sogar lieber die LabRats, die dreks Verräter! Ich krönte das ganze durch den Schlachtruf "Massaker! Massaker!"
"Das ist ja nicht so mein Sport. Also ich steh eher auf Darkman."
Ich werd verrückt! "Mann, der hatte erst sein Comeback gegen Hitman!"
"Ja, Mann, und ich konnte nicht dabei sein."
"Ich war da, Mann, war voll grün!" Aber bevor ich den gnadenlosen Piledriver, der Hitman ins Nirvana geschickt hatte mit jemanden nachstellen konnte, war Tatze zurück. Nebel gab es auch keinen mehr.
"Der wollte nur spielen."
Wir schüttelten den Kopf und gingen zurück auf den Parkplatz, setzten uns auf eine Bank am Waldrand. Jay meinte, er hätte hier auch wesentlich bessere Verbindung und setzt sich erstmal ins Auto, um Nachforschungen in der Matrix anzustellen. Ich versuchte, Doc in Essen zu erreichen. Vielleicht konnte ich im Small-Talk ein paar Infos rausziehen. Aber da war nur ein Anrufbeantworter. "Wenn es eilig oder dringend ist, hinterlassen sie eine Nachricht."
"Hi Doc, weder eilig noch dringend. Falls du mal wieder Zeit hast, ich freue mich über einen Anruf."
Nichts.
"Vielleicht sollten wir Omega anrufen. Den könnten wir bei Plan eins und drei auch gut brauchen." Neo schaute in die Runde. "Wer kennt ihn am besten."
"Tatze." Mein Kopf nickte in seine Richtung. Nach einem Anruf war Omega auf dem Weg zu uns. Genauso wie einige Drohnen von Aldi-Burger nach meiner Bestellung in der AR. 3 Minuten. Gab einen auf der anderen Seite der Autobahn.
Omega traf ein und nach einer Begrüßung gesellte sich auch schon Jay mit dazu. Seinem Gesichtsausdruck nach hatte er einiges ausgegraben.
"Also", er zeigte uns die Dateien mit einem kleinen Holo, " Es gibt noch keine Arena, die muss erst hier im NO des S-K-Gebiets an der A45 gebaut werden. Dafür sind viele LKW unterwegs. Die Anreise der Mannschaft und des Equipments erfolgt mit Mannschaftsbus und eventuell einem Begleitfahrzeug. Einige Spieler reisen auch privat an oder wohnen hier in der Gegend. Für die Mannschaft ist ein Hotel in Bad Nauheim gebucht. Da das quasi die dritte Mannschaft mit einem oder zwei Star-Spielern ist, auch nichts wirklich Teures. Am 08.09., also einem Tag vor dem Spiel, gibt es zwischen 15 und 19 Uhr ein Meet n Greet im S-K-Puma-Outlet auf exterritorialem Gebiet. Der genaue Tag der Anreise ist noch unbekannt."
Nach einer kurzen Diskussion, bei der alle der Meinung waren, lieber mit mir als dem unbekannten Magier zu arbeiten, sah ich mich schon mit Schürzchen durch die Gänge des Hotels schweben und Zimmer säubern. Zumindest war das mangels besserer Faces der Plan. Die Reinehalte-Firma finden und mich einschleusen.
Nachricht von Tanaka
Paket erreicht das Gelände per Bahn (DB) am 05.09.2079 um 05.38 Uhr aus Richtung Hessen-Nassau. Übergabe an DSKL (Deutsche Stadtkriegs-Liga) am 08.09.2079 zwischen 16 und 17 Uhr. Central Industries CI-133A2 der DSKL-Standort wird markiert.
[close]
"CI133A2, eine rollende Kommandozentrale mit einem oder mehreren Anhängern. Arrestzellen, Nasszellen, Schlafgelegenheiten, Drohnenhalterungen, Drohnenwerkstatt, alternativer Ausstiege in der Dachluke, Rigger-Kokon", die anderen sahen mich etwas verblüfft an, als ich das Fahrzeug beschrieb, "Sie nutzen das vermutlich für die Übertragung des Spiels.". Ich zuckte mit den Achseln. "Militärfahrzeug. Wird zur Überwachung einer Front aus dem Rückraum verwendet."

36.d
Jay schleppte uns noch tonnenweise Daten an. Die fünf S-K-Wagons waren die einzigen eines großen Konzerns im ganzen Zug. Die anderen vierzig Wagen waren Besitz der DB. Der Zug fährt von Neu-Essen über Siegen nach Wetzlar, Gießen bis Nidda. Da werden die fünf Wagen abgekoppelt und fahren auf das exterritoriale S-K-Gebiet im Norden Groß-Frankfurts. In drei der S-K-Wägen war schweres Gerät. In einem Ausrüstung, in einem die Sicherheit. Jay war Feuer und Flamme. Wenn es nach ihm ging, dann würden wir die ganzen Waggons mitnehmen. Die Frage, ob die Daten dort überhaupt auf dem Gerät wären, schien ihn weniger zu interessieren.
"Es hieß, wir sollen die Daten besorgen, die auf dem Gerät sind. Wenn keine drauf sind, ist das doch nicht unser Problem!", so seine Argumentation.
Sicher, kann man so sehen. Dann hat man halt bald keine Jobs mehr. "Der Auftrag sind die Daten. Wir sollten durchdenken, wann der Erfolg am gesichertsten ist."
"Klar, aber wenn die nicht drauf sind..., dann hätten wir auf jeden Fall n Haufen Zaster." Er zuckte die Achseln.
"Du lässt dich von deiner Gier leiten, das versaut am Ende noch den Run."
Dem Tonfall nach hatte ich Jay anscheinend beleidigt. "Wenn du mir nicht traust, dann macht den Run doch ohne mich!"
"Das wäre durchaus eine Option." Es war wichtig, den Ton ruhig und sachlich zu halten. Aber erpressen durfte man sich auc nicht lassen. Entweder spielt Jay im Team oder gar nicht. Ich ging nicht weiter darauf ein, sondern ging die Möglichkeiten weiter durch. "Also, es geht um die Daten über Aufstellung, Training etc., die Tanaka möchte." Jay hob an. Ich beschwichtigte. "Die sich nach ihren Angaben auf dem Gerät befinden sollen. Wir wissen allerdings nicht, ob Daten und Gerät getrennt befördert werden. Wir wissen nur sicher, dass sie während der Spiele auf dem Gerät sind." Wissen wir das wirklich? Egal. Da hat Jay Recht. Wenn es während des Spiels auch nicht so ist, dann hat Tanaka auf Sand gebaut. "So gesehen, wäre die Übergabe..." Nein, ich Trottel! "...nein... als Centurios wäre ich viel zu vorsichtig, bevor eine Quelle des DSKL meine Daten weiter verkauft. Vielleicht ist es sogar eine ausgesprochen schlechte Idee bei Übergabe zuzuschlagen."
"Also, äh, die Daten werden doch zum Training und so gebraucht..." Tatze, tastete sich langsam an die Frage ran, die er noch nicht ganz hatte. "...also muss doch der Trainer die Daten haben, wenn er mit seinem Rudel... äh, der Mannschaft spricht." Er sah in die Runde. Nicken. "Also vielleicht doch im Hotel?"
"Ja, Hotel sollten wir im Auge behalten. Aber auch den Zug. Jay hat da einen Punkt. Wir schlagen früh und unerwartet zu." Dann könnte ich endlich mal wieder die richtige Wumme auspacken. "Wir sprengen die Gleise, wenn der Sicherheitszug drüber ist, ich halte die Mannschaft beschäftigt und ihr durchsucht den Waggon." Noch während ich redete merkte ich, zu welchen Problemen das führte. "Dann wäre allerdings sofort Alarm da, wir hätten nicht viel Zeit und müssten das Gerät in kürzester Zeit finden, natürlich nachdem wir ihn geknackt haben..."
"Knacken kann ich. Und den Alarm kann man auch ausschalten."
"Allerdings wird der Waggon der Sicherheit über zahlreiche Sicherungen verfügen..."
"Ja, ich habe schlechte Nachrichten." Neo sah in die Runde. "Der Sicherheitswagen ist eine rollende Festung. Schießscharten, diverse Ausgänge, Kameras mit IR und Restlicht standardmäßig. Außerdem Ultraschall, die aber nur seitlich. Dazu Atmosphärenscanner in erster Linie für chemische Kampfstoffe und Radioaktivität."
Das war hart.
Stille.
"Jay nahm das Wort auf. "Und was, wenn wir den Sicherheitswaggon einfach während des Fahrens vom Zug abkoppeln?"
Wir fanden heraus, dass es diverse Sicherheitssysteme gab, die Unfälle während der Fahrt verhindern sollten. Der Plan war gut, aber nicht einfach umzusetzen. Jay fand im Netz diverse Zugliebhaber. Auf unsere genaue Bedürfnisse passten zwei Fünde in irgendwelchen Eisenbahnforen. Einer im Taunus sammelte Katastrophentrids von Zugunfällen. Um den kümmern sich Omega und Tatze. Neo und Jay wollten sich in das Hotel einmieten, in dem die Mannschaft unterkommen wird und mir fiel ein gewisser Tramper namens Paul Gersinger zu. Aus dem Schwarzwald.

36.e
Also rufe ich diesen Paul Gersinger mal an.
"Jap. Wer s n da?"
"Hallo, ich habe Ihre Nummer aus einem Forum für Zugliebhaber."
"Züge, klar, voll grün. schöne Dinger. Worauf stehstn so?"
"Auf diese wunderbaren mechanischen Gestalten."
"Jaja, Züge sinn so mechanisch und so."
"...und natürlich alles mit Bewaffnung."
"Ja, ja, kenn ich. Ja, weiß wo einer steht. Aber hammse heut nimmer."
"Was haben sie denn dann?"
"Ja, so Viehfänger un Schneefräsn. Aba ich steh so auf die schwebenden Dinger."
"Schwebend?"
"Ja, so Transrapid un so."
"Äh, und der coole Zug mit der Bewaffnung, wo kann man den sehn?" Langsam übergleiten in seinen Slang.
"Ja, im Südn von Frankfurt, da isn Museeum. Da steht einer ausm Eurokrieg. Frankfurt, voll grün, kennste Loreley-Strecke, kennste? Voll herrlich. Voll grün."
"Voll grün, was passiertn eichentlich, wenn da son Wachong abreißt?"
"Is grün, weil dann alles bremst, wo kei Druck mehr is."
"Boah, dann bremst doch dea ganse Zuch..."
"Nene, nich, wenn man den ordntlich abkopplt. Lernste erste Woche Ausbildung. Aba das is voll geheim und so. Ey, wie heißtn du eichentlich. Ich bin deä Schnotze. Hast du n Trampernamn?"
"Trampernamen?"
"Ja, genau, ich bin Schnotze und du?"
"Äh, ..."
"Egal, wir verpassn dir scho einen."
"Also, so Trampen hört sich gut an. Wie machtn mer das?"
"Naja, ich nehm immer Güterzüche. Brauchst nur n bissl Geduld. Unn s Ziel muss dia egal sei."
"Höat sich gut an. Wo könn mer uns treffn? Heute?"
"Langsam, langsam, ich bin grad in der Tschechei un so in ein, zwei Tachn in Frankfuat, dann noch Duschn unn ma Ausschlafn... Sachn mer 3.?"
"Äh, klah, unn wo?"
"Kennste Pension 2 Raben in Mainz, kennste? Kommste einfach am 3. zum Frühstücksbuffet. Musst dia aba was mitbringn. Weil Buffet nua füa Gäste unn so." Er schickte einen Geoping.
"Und ich erkenn dich, weil du bist deä Troll..."
"...ne, bin kei Troll..."
"...du bist doch ausm Schwazzwald..."
"...aba n Haua unn stolz drauf."
"Ey, Chummer, voll grün..."
"...unn bring noch Essn füa unnerwechs mit."
"Klar, kannste mia den Geoping nochma schickn. Habn aus Versehn gelöscht." Nochmal exakt der gleiche. Sehr gut. Wer weiß, wie viel der so gesoffen hat. "Ey, grün, wir sehn unns da!"
"Jou, bis dann. Unn dann kriegste n Trampernahm!"
Ich schüttelte den Kopf. Noch n paar Tage hin. Omega und Tatze hatten wohl schon was klar gemacht mit ihrem Zugfetischisten. Sie machten sich schon ab. Nach dem, was sie mir so zeigten in rechtsfreies Gebiet im Taunus. Wir machten die endgültige Besprechung für den 4.8. aus. Ein Tag sollte reichen für Schnotze. Inzwischen werden sich Neo und Jay um das Hotel kümmern.

36.f (Omega)
Ich kaufe mir gebrauchte Klamotten und ziehe mir Einmalklams aus einem Automaten. Dazu noch Wodka und Schwarzwälder Kirschwasser. Genug Energieriegel und Klopapier. Drunter nur meine Panzerweste. Fertig ist der Tramper-Look. Mit der Einkaufstasche in der Hand geht es also los. Erst nach Mainz in ein Parkhaus in der Nähe der Pension Zwei Raben. Ich laufe auf dem Weg ins Industriegebiet, in dem die Pension offensichtlich liegt, an einer S-Bahn-Haltestelle vorbei. Ein ausgeplünderter Automat. Hinten links unten noch ein Riegel. Mit meinem langen Arm komme ich hin. "Mit Vrucht" steht ganz groß auf der Verpackung. Vermutlich für die Extraportion Fitamine. Klar. So ka. Vor mir blinkt auf einem großen Beton-Komplex das Logo von "Heidelberger Zement". Kommt mir irgendwie bekannt vor. Geruch von brackigem Flusswasser steigt mir in die Nase...
Die Pension mitten im Industriegebiet hat fünf Stockwerke. Die abgeranzte Lobby war übersichtlich. Neben der Rezeption schon ein großes Schild "Frühstücksbüffet" mit Pfeil. Die nicht besonders hübsche, aber herausgeputzte Rezeptionistin schaut auf, sagt aber nichts. Selbst die Umgangsform ist abgeranzt. Ich zahlte die 25 Ocken für das Büffet und ging hinein. Neben zehn Norms waren hier noch ein Elf, drei Zwerge, fünf Orks und ein Troll. Drek. Im Spiegel. Hätte mich fast nicht wiedererkannt und dennoch... eigentlich wollte ich mich noch schminken... Was soll´s, muss jetzt. Ich hole mir erstmal ein Tablett und lade es mal richtig voll. Dann spähe ich nach einem Sitzplatz, aber dabei mustere ich die Orks. Einer in Panzerjacke mit Fake-Stacheln dran betrachtet mich. Das muss er wohl sein. 
"Schnotze?"
"Ah,..., hallo." Er lächelte mich an.
"Hey, Chummer, ich bin voll aufgeregt, wann geht´s los?"
"Jetzt lass uns erstmal frühstücken."
"Und, haste schon n Nahm?" Immer schön mit Fragen nerven und ihn zum zentralen Thema bringen. Nicht dass er noch auf die Idee kommt, nach meinem Privatleben zu fragen.
"Immer langfahm", mampfte er, "daf mafn wer naf dem Aufflug."
"Hab auch alles dabei." Ich klopfe stolz auf meine Tasche.
Er schaute die Einkaufstasche an und schluckte. "Kannste mit dem Ding inner Hand überhaupt klettern?"
Ich zuckte die Achseln.
"Naja", er kramte in seinem Rucksack, "ich hab immer Panzertape dabei. Reichlich." Er grinste mich an. "Mindestens drei Rollen. Gib ma die Tasche."
Ich leerte den Inhalt meiner Einkaufstasche auf den Boden und gab sie ihm. Er schüttelte den Kopf. Mit erstaunlichem Geschick hatte er mir aus der Einkaufstüte einen provisorischen Rucksack gemacht. Schulterriemen, Bauchgurt, verstärkter Boden. Nicht übel. "Na, dann kann´s ja losgehn. Gleich hier umme Ecke."
Wir gingen also "umme Ecke" zu einem Maschendrahtzaun, hinter dem weitläufiges abschüssiges Gelände lag. Schnotze grinste mich an, hob einen Pfahl hoch und bog ihn nach hinten. Ein Eingang, den er offensichtlich schon öfter benutzt hatte. Dahinter sah man im Tal mehrere Gleisstränge, Weichen und Stellanlagen. Und Kamerabäume.
"Da untn is ja alles überwacht..." Ich sah Schnotze enttäuscht an.
Er lächelte nur und ging mit mir über einen kleinen Hügel. Dort war ein altes Abstellgleis mit Prellbock. Darauf ein rostiger alter Wagen. "Die Gleise gehn alle ins Zementwerk. Seit es mal ...Probleme bei den Weichen gegebn hat, sinn hier überall Kameras, aber das olle Abstellgleis hier is unwichtich. Hier könn wer sogar nackt tanzn, interessiert keinen."
Ich begann, mich auszuziehen.
"Nein, nein." Er verdrehte die Augen. "Füa den Waggon hier interessiert sich keiner. Also, wenn du mal n Platz zum Pennen brauchst... Aber zum Pissen und Kacken gehste an den Zaun, klar?!"
Am Wagon fehlte eine Tür, so dass man noch Überreste von Übernachtungsgästen sah. Schnotze machte vor, wie man in einen Güterzug eindringt. Hochspringen an die Führungsleiste der Türe, Füße absetzen, mit dem Brecheisen das Schloss öffnen ("Manchmal sind die Schlösser auch elektronisch. Das ist Kacke."). Tür öffnen, rein und die Türe schließen aber mit Karabinern und Spanngurten dafür sorgen, dass die Türe nicht ins Schloss fällt. "Eigentlich ganz einfach. Manchmal hast du aber auch nicht nur eine Tür, sondern eine mit doppelten Flügeln."
Ich machte die Bewegungen nach, um schon einmal den Ablauf an der Türe drin zu haben.
"So, un nu wirds ernst."
Ich deutete runter auf die Züge. Natürlich schüttelte er den Kopf. "Nene,  da müssn wer n bissl laufn."
Wir latschen also ein paar Kilometer nach Süden, immer ein paar hundert Meter von den Gleisen weg. Zwei Hobos auf Tour. Was soll da schon passieren? Dann kamen wir an eine Brücke, die über die Bahn führte. Schnotze peilte einen Trampelpfad an, der neben der Brücke den Hang steil hinunter führte.
"Pass auf, dass de nich auf ne Spritze trittst. Brauchst ma noch festere Schuh."
Die Brücke unten ist vollgesprüht mit Grafitties. Also nicht diesen Kunst-Grafitties wie in manchen wohlhabenden Vorstädten. Das waren nicht mal Gang-Taggs. Das sah eher so aus, als wäre es vollgesprüht, damit halt vollgesprüht ist. Aber vielleicht macht das für andere Leute Sinn...
"Wir gehn da nicht drunter. Das wäre voll unhöflich", flüsterte Schnotze, "da schläft auch noch einer."
Tatsächlich. Zwischen den ganzen Kartons und Drahtschnüre mit Decken dran sah man ein paar Füße. Als ein Transrapid unter der Brücke durchdonnerte. Schnotze sprach weiter, schien immer noch zu flüstern, nur verstand ich ihn nicht. Wollte ihn nicht verstehen. Ich hätte das Zuggeräusch einfach ausfiltern können, aber ich blieb lieber der dumme unwissende Troll-Depp. Langsam ließ der Lärm nach.
Schnotze deutete dem Zug hinterher: "...auf sowas warten wir. Der kommt in zehn Minuten."
"Waaaas? Auf so einen aufspringen...?"
"Nein, nein, aber für den 12.58 müssen die Güterzüge hier langsamer machen und heute geht einer über die Loreley." Er grinste mich an. "Voll schöne Strecke. Du solltest dich aufwärmen, sonst zerrste dir am Ende was." Er begann, sich zu dehnen. Ein paar Übungen später schaute er auf seine imaginäre Uhr. "So, jetzt gehts gleich los. Ist dein Rucksack auch fest?"
Nach der Überprüfung wies er mich an eine Stelle neben dem Brückenbogen. "Wir müssen ja nicht gleich gesehen werden. Du rennst einfach los, wenn ichs auch mach. Beim zehnten Wagen. Dann kommer in den fuffzehntn."
Es rollten in gemächlichem Tempo zwei E-Loks vorbei. Beim zehnten Wagen rannten wir los. Zumindest das, was Schnotze rennen nannte. Für mich war eher die Herausforderung, meine Geschwindigkeit an ihn anzupassen und seinen Weg nicht zu kreuzen. Schnotze sprang auf und hing sich mit einem Brecheisen in die Führungsschiene oben. Für mich waren die leicht greifbar.  Doppelflügeltür. Schnotze hangelt sich in die Mitte, knackt mit einem Bolzenschneider das Vorhängeschloss, hebelt mit dem Brecheisen die Türe auf, hängt das Schloss offen wieder ein, schiebt die Flügel zur Seite und hält sie mir auf.
"Komm rein." Er hält mir seine Hand hin. Kümmert sich um seine Chummers. Und das obwohl ich ihm einen wirklich dummen Deppen vorspiele mit extrem dummen Nachfragen und wörtlich nehmen des Gesagten. Und er nimmt alles gelassen hin. Wäre ein guter Offizier.
Drin war hinter der Türe etwas Platz bis zur gegenüberliegenden Türe. Auf der einen Seite geschlossene Holzkisten auf Paletten, auf der anderen Seite Paletten in Plastikfolie. Anscheinend zusammengewürfeltes Stückgut. Alles vertäut mit Spanngurten und Karabinern. So ein Zufall.
"Hey, Jackpot", ich deutete auf die Paletten, "da könn mer aba einiches mitnehm."
"Ne, pass da ma lieber auf. In den Kistn sind Lichtsensorn und die Plastikpaletten... naja, ich sach ma so. Wennde wirklich dringend ma was brauchst... n Kumpl hat mia erzählt, dass die so 3 Prozent Verlust einkalkuliern, danach wirds kritisch. Wenn wir nich deren Zeuch anrührn, rührn die uns auch nich an. Abä des geht nur bei Transrapid. Hieß früher ma Deutsche Bahn, Des rote Rechteck von heute nur mit DB statt TR. Naja...egal... also bei TR kannste des bringen, was wir machen, also trampen, die andern Betreiber sinn da viel empfindlicher." Anscheinend hatte er meinen Blick im Wagon und  durch den Spalt an der Tür nach oben gesehen. "Und nochn Tipp: Was vieln Anfängern des Lebn kostet. Geh bloß nich nach obn! Da is ne elektrische Oberleitung, die grillt sogar jemandn wie dich."
Ich ließ mir etwas Zeit bis ich wieder zum Punkt kam. Auf jeden Fall sprudelten die Infos nur so aus der Quelle. Erst einmal holte ich den Schnaps und jede Menge Riegel aus meinem ´Rucksack´ und zwischen den Bahnhöfen genossen wir den Ausblick auf die Loreley. Erst danach schnitt ich das Thema Abkoppeln nochmal an.
"Das zeig ich dir in Koblenz." Gut. Hauptsache, du zeigst es mir noch.
"Jetzt müssen wir langsam packen. Raus geht leichter als rein. Is aber dreimal so gefährlich." Er grinste dabei und zog einige dicke Jogginghosen aus seinem Rucksack, um sie unter die Lederhose zu ziehen. "Polsterung, weißte, aber son harter Troll wie du hälts auch ohne aus..."
"Joa, runter kommse alle", äffte ich meinen Fallschirmeinweiser nach. Inklusive süffisantem Ton und Grinsen.
Schnotze lachte. "Des stimmt." Der Zug verlangsamte sein Tempo.  "So. Hier müssn wer ma zumachn." Er zog die Flügel zusammen und zählte "Ein Elefant, zwei Elefant... so, willkommen in Westrhein-Luxemburg! Da vorne ist ne weiche Stelle. Brombeeren. N bissl stachelig aber zumindest nich giftig. Pass auf die Pfosten auf."
Er öffnete die Flügel, stellte sich an die gegenüberliegende Tür und schien sich auf etwas zu konzentrieren. Klar, den Takt der Pfosten. Er rannte los und sprang. Ich tat es ihm nach.
Nur acht, neun Kilometer weiter war eine Endstation S-Bahn von Koblenz. Da wir über die Gleise kamen, waren wir schnell an ein paar abgestellten Wagen. "Also abkoppen. Da drehste hier auf...."
Drek! Das ist ein Spezialschlüssel. "Wo bekomm ich denn son Schlüssl her?"
"Kriegste in der Ausbildung." Schnotze grinste, als er die Enttäuschung in meinem Gesicht sah. "Wenn du uns die erste Klasse klr machst, dann kriegste einen. Meine Alte hat den vor der Wäsche immer aus der Hose und danach nie reingetan. Hab zwei dutzend davon." Wie grün ist das denn?! Manchmal darf man echt Glück haben. Also die S-Bahn is etwas komplizierter, weil dann musste hier die Kabelstränge noch trennen, Licht, Sensoren, Kameras. Aber Hydraulik is klar. Dann is da noch die Druckluft. Die kommt dann raus und der Zug bremst..."
Ich zeigte mich enttäuscht. "Aba du hast doch gesacht, das geht auch so dass der Zuch weiterfährt..."
"Da musst du den Druckkreis unterbrechen. Aber wer will das schon."
"Ah." Druckkreis unterbrechen. Ein Punkt mehr auf der Liste für Jay.
"Also..." Er deutete auf die S-Bahn. "Lass uns mal mit Klasse reisen."
Es war abends. Wir stiegen hinten ein und gingen vor zur ersten Klasse. Darin zwei Punks, schlitzten gerade paar Polster auf. "Ey, Alter, willste Schtunk?!"
"Verpisst euch, ihr Loser." Ich sah die beiden streng an, ich bettelte quasi darum, dass sie angriffen. Die beiden Normies verpissten sich.
"Hauerpower!" hörte ich von Schnotze und er gab mir einen seiner Schlüssel.
"Und? Haste jetz nen Nahm für mich? Wie wärs mit Erste Klasse?"
"Hm... aber mit einem großen S davor. Is ja ne S-Bahn hier."
"Serste Klasse? Wie kacke klingt das denn?!"
"Nene, SssssssErste Klasse. Mit zischendem S und großem E." Ich sah ihn nur sprachlos an. "Na, Abkürzung SEK?"
Ich lachte und klatschte auf meinen Oberschenkel.
Zum Abschluss plante Schnotze noch meine Rückfahrt. Dabei erfohr ich, dass es zwei Hauptrouten den Rhein entlang gab. Unser Zug wird sich auf einer Nebenroute befinden.
Montag, 04.09.79 kam ich um 2.30 Uhr in meinem Haus in Obertshausen an. Ich schicke Jay noch ein paar Nachfragen. Wach war er nicht. Zumindest antwortete er nicht. Schlafregulator einschalten.
Aus.
Montag, 04.09.2079, 05.46. Ich bin hellwach. Duschen. Dabei läuft schon die Kaffeemaschine. Um 6.00 Uhr Nachricht an alle. "Ruft mich an."
Um Nullsechshundertdreißig hatte ich Neo an der Strippe (sagt man immernoch so) und erfuhr, dass er gar nicht mit im Hotel war. Das hat Jay alleine erledigt.
Um Nullsiebenhundertdreißig Uhr Tatze. Er war mit Omega zusammen im Hintertaunus bei einem Vampir, der mit Begeisterung Modelleisenbahnen sprengt und Trideos mit Zugunglücken sammelt.  Er sprengt die Modelleisenbahnen "maßstabsgetreu". Also Maßstab 1:1 kann ich auch jederzeit zeigen...
Um Nullneunhundert Jay mit der Bemerkung "Schläfst du auch mal irgendwann?". Wir machten einen Treffpunkt um zwölfhundert aus. Einen anderen. Eine Hackerkneipe namens Zuses Use ´n´ Loose in Hanau. "Schick den anderen einfach Geoping und Uhrzeit."
Mir schoss noch durch den Kopf, dass ich gar keine Geckohandschuhe hatte. Ich rief Neo an. Er auch nicht. Also machten wir uns zusammen auf, welche zu kaufen. In Ferdis Bergwander- und Naturzubehör in Hanau-Steinheim. Idyllisch gelegen in einer Räumlichkeit innerhalb der Burgmauer in der Innenstadt, mitten in der Fußgängerzone...
Der Laden stellte sich als Teil des "Alpenvereins deutscher Länder" heraus. Im Gegensatz zum "Deutschen Alpenverein" nicht so national, mit den österreichischen und schweizerischen Mitgliedern sogar so etwas wie international. Zumindest meinte der Inhaber Horst Schulz das. Hier gab es jegliche Survival- und Campingausrüstung. Auch alles für Natursportarten wie Klettern, Paragliding oder Fallschirmspringen. Sogar Bögen und Armbrüste gab es. Wir bestellten für Neo und mich je zwei Paar Gecko-Handschuhe. Da das Express sein musste, war es dementsprechend teuer. Klappte aber. Sollte man für den vierfachen Preis auch erwarten können. Für Neo musste ich auslegen... Nun ja, zumindest hielt uns Herr Schulz für Wilderer und ließ erkennen, dass er damit kein Problem hatte. Da gab ich noch eine verstärkte Enterhakenkanone in Auftrag. Mal schaun.
Dann weiter mit dem Bulldog zum "Loose´n´Goose". Der Ping führte uns zu einem Hochhaus. Die Kneipe sollte im 15. Stock sein.
"Nachdem das eine Hacker-Kneipe ist, lieber alles auf offline stellen...", murmelte ich vor mich hin.
Neo musste mich gehört haben: "Das ist ne Matrix-Kneipe? Woher weißt du das?"
"Hat mir Jay gesagt."
"Warum sagt der mir sowas nicht?! Habe nur einen Geo-Ping und die Zeit bekommen."
Richtig. So sagte ich ihm das. "Ich schätze, er hat haargenau das gemacht, was ich ihm gesagt hatte."
Wir schalteten also beide alles off. Dauerte bei mir etwas. Weder vor noch im Hochhaus wies irgendetwas auf eine Kneipe hin. Im Fahrstuhl gab es keinen Knopf für die 15. Nach der 14 kam einfach die 16. Erst ein Blick in die AR löste das Problem. Wir drückten also den Button in der Matrix. Oben ein dunkler Raum mit Schwarzlicht. Sessel, Sofas, alle Fenster mit dünnen, schwarz gestrichenen Wänden abgestellt. An der Bar war Jay mit einer Frau mit AR-Brille. Ich konnte hören, was sie ihn gerade fragte: "Und wer von denen ist der Köter? Nicht der Troll, also der andere."
Jay wendete sich zu uns: "Ich komm gleich zu euch."
Wir setzten uns in eine der vielen Ecken mit Sessel und Sofas. Die Kneipe war absolut still. Außer den Geräuschen, die die Läute mit ihren Bewegungen machten. Gleichzeitig schien die Tussi vorhin das Gefühl gehabt zu haben, dass sie flüstere. Dafür war ihre Stimme aber doch zu laut. Nachdem ich keine Karte auf dem Tisch oder an einer Wand sah, schaute ich doch wieder in die AR. Sofort ertönte Musik. Während ich die Karte mit komplett überzogenen Preisen aufrief und überflog, öffnete sich der Aufzug und Tatze kam in Menschengestalt herein.
"55 Öcken für n Bier? Die können wohl auf Kunden verzichten." Ich konnte ein kurzes Lachen nicht unterdrücken. Wahrscheinlich nur Fassade. Ich sah mich um. In einer Ecke standen einige Automaten mit Soft-Drinks. Ich ging hin. Gerade wollte ich einen Cred einschieben, als mir wieder einfiel, wo ich war. Ist zwar nur Kleingeld, aber wer lässt sich freiwillig beklauen? Die ziehen mir den Stick einfach leer.
Als ich gerade ausholte, um einen Automaten zu demolieren, hörte ich von hinten: "Wer wird denn gleich alles kaputt machen..." Eine junge Frau kam vorbei. "Was willst du haben?" Ich zeigte auf eine Buzz. Sofort öffnete sich das Fach.
"Was willst du dafür?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Gib mir nen Drink aus, wenn wir uns wieder treffen."
Als ich zurück kam, waren alle da. Auch Jay. Wir nahmen uns einen abgeschirmten Raum, den es hier gab.
"Also Jay, ich bin mal alles durchgegangen." Ich erleuterte den Plan grob. "Also in der realen Welt ist alles klar, aber ich weiß nicht, ob du das alles in der Matrix schaffst."
"Das kann ich nicht alles gleichzeitig machen, das habe ich vor zwei oder drei Tagen schon gesagt..."
"Das ist mir dann wohl entgangen."

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« Letzte Änderung: 18. November 2023, 18:48:30 von Olf »
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Olf

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  • 17. August 2023, 18:50:01
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #33 am: 17. August 2023, 18:50:01 »

Neos Nachwuchs 2

36.g (Der Dekan)
Irgendwie muss ich in meinen Bemühungen, weitere benötigte Ausrüstung aufzulisten, weggedriftet sein. Soll typisch sein für KFS-Infizierte wie mich. Tatze schnipste mit den Fingern, ich schüttelte den Kopf und nahm wahr, dass ich gerade mit Neo und ihm in meinen Bulldog einstieg.
"Den Plan haste aber schon mitbekommen, oder? Über den wird auch nicht mehr diskutiert."
Nichts habe ich mitbekommen. Drek! "Wiederhole nochmal. Sicher ist sicher." Ich ließ dabei offen, ob ich mich, ihn oder uns alle drei meinte.
"Also Jay wird den Zug mit einem gefakten Signal auf der Strecke in einem kleinen Kaff zwischen Siegen und Wetzlar anhalten. In Rudersdorf vor dem Tunnel. Ich mach uns alle unsichtbar und beschwöre einen Geist. Wir steigen heimlich zu. Omega fährt parallel zu uns und wir haben mehr als eine Stunde Zeit für die Durchsuchung. Jay organisiert noch eine Unterstützung für die Matrix. In Wetzlar steigen wir genauso heimlich wieder aus. Plan B ist das Hotel, Plan C die Sportveranstaltung."
"Klingt gut. Könnte von mir sein. Jemand was dagegen, wenn wir nochmal shoppen gehn, bevor es losgeht?"
Als wir unterwegs zum Laden sind, kommen Nachrichten rein. Zuerst Omega: "Wir brauchen dein Auto, aber ich müssts fahn. Meins noch in der Werkstatt." Ich schickte ihm einen Daumen hoch. Dann noch Neo. Er hatte Pläne. S-K Triebwagen mit Security, Schwerlast-Wagon und geschlossener Transport-Wagon. Die beiden Schwerlasten fielen raus, da wird wohl kein TacNet gelagert sein. In einem der beiden Transport-Wagons wurde in der Ladeliste Sprengstoff angegeben. Das musste der Transrapid AG angegeben werden. Gesetzliche Bestimmung. Empfindliche Elektronik wird da wohl nicht mit drin sein. Also blieb noch ein Wagon.
Es lief gut.

36.h
Mit den beiden nochmal zu Ferdis Berg-, Wander- und Naturzubehör. Horst Schulz war erstaunt und erfreut zugleich. Ich nahm noch ein Fallschirmgeschirr mit. Damit konnte ich Tatze in Hundeform vorne mit Karabinern anklicken und jemanden im Notfall auf dem Rücken transportieren. Dann müsste ich mir natürlich mit dem Rucksack etwas einfallen lassen. Weiter zu einem Elektronikladen und zehn faradaysche Taschen gekauft. Mit modischer Außentasche.
Jay gab per Textnachricht durch, dass er jemanden zur Matrixunterstützung gefunden hätte. Ein Anfänger, in der Fleischwelt nicht brauchbar. Wir müssten Baby sitten. Jay kennt den Typen nicht, aber er traut den Leuten, die ihn empfohlen haben.
"Sollen wir den mit reinnehmen?"
Ich wägte für und wider ab während wir im Bulldog streng nach Verkehrsregeln durch Hanau rollten, aber es war eindeutig. "Wir brauchen die Unterstützung, wenn wir das durchziehen wollen."
Wir trafen uns in der Nähe von Siegen auf einem Parkplatz. Ich ließ eine meiner Fliegen raus, um ein Auge auf die Gleise am Bahnhof werfen zu können. Sie war gerade in Position, als die anderen eintrafen. Die Unterstützung stellte sich als eine Orkin heraus.
"Du musst Blue sein." Ich hielt ihr meine Hand hin, die sie nach einigem Zögern ergriff.
Schon nach drei Sätzen war klar, dass sie in der Fleischwelt null Ahnung hatte. Vermutlich liegt die den ganzen Tag auf dem Sofa und lässt die Matrix für sich arbeiten. Während sie sich mit den anderen ungelenk unterhielt, musterte ich sie. Overall, Tarnholster, der sichtbar war selten doof und eine Hammerli darin.
Ich wartete eine Gesprächspause ab. "Hast du eine SIN." Sie schaute mich an wie ein Pferd. Vermutlich überlegt sie, was ich von ihr will, also füge ich hinzu: "Falls die Bullen uns anhalten."
Sie zögerte kurz. "Treffen wir auf dem Run auf frei laufende Tiere?"
Das war für mich tatsächlich fast zu viel. Ich erklärte langsam: "Falls uns unterwegs Polizisten oder andere uniformierte Sicherheitskräfte anhalten..."
"Ah, ahso, ja, ja, hab ich. Also bei euch sind das Bullen. Ich dachte immer, das wären Schweine..."
Ich rollte mit den Augen. "Am besten du redest nicht mit ihnen..."
"...na klar, mit der Polizei redet man nicht!" Die empörte Feststellung scheint ernst zu sein.
"Hast du eine Lizenz?" Ich deutete auf die Hammerli.
"Äh, nein."
Mir fiel fasst mein Gebiss aus dem Gesicht. "Weißt du, wie man schießt?"
Sie drehte kurz die Augen: "Klar, ich hab ein Talent dafür."
Oh mein Gott. Ne Anfängerin mit Talentleitung. "Hast du schon mal geschossen?"
Wieder drehte sie kurz ihre Augen. "Klar."
Vermutlich meinst du irgendwelche Matrix-Shooter. Prima. Ich hielt ihr meine Handfläche hin. Sie sah mich fragend an. "Gib mir die Waffe."
"Auf keinen Fall, die hab ich ausgeliehen."
Wäre mir mein Gebiss nicht schon aus dem Gesicht gefallen, wäre es spätestens jetzt so weit. Sie atmete tief durch, nahm die Waffe heraus und ließ das Magazin auswerfen. "Magazin und Waffe muss man immer getrennt aufbewahren."
Ich schüttelte nur den Kopf. Beim Versuch, den Streifen wieder in die Waffe zu schieben, kam eine Fehlermeldung. Die Waffe war wohl individuell angepasst. Ich legte sie ins Handschuhfach.
"Muss nochmal jemand aufs Töpchen, bevors losgeht?" Ich schaute in die Runde. Blue meldete sich und lief los. Ich ihr hinterher. Vermutlich ist sie zu dumm zum kacken. Oder sie verrät uns. Sie ging nicht auf das öffentliche Klo hier am Parkplatz, sondern steuerte einen MacDöner an. Während sie dort auf die Toilette verschwand, bestellte ich in der AR eine Lage Dönerteller für alle. Danach ein kleines "Upsie", als ich fast die Damentoilette betrat. Gerade kurz genug, um eine Fliege reinzulassen. Dann auf die Herrentoilette. Blue machte auf WC das, was man da so macht. Auf der anderen Seite würde ich ein Telefonat von ihr nicht mitbekommen. Auf dem Rückweg die Fliege und die Dönerteller eingepackt. Sie kam mir mit jeder Menge Sweeties und ein paar warmen Apfeltaschen entgegen...
Wir fuhren also zusammen nach Rudersdorf. Es wurde dunkel. "Ich beschwöre mal einen Geist.", hörte ich Tatze von hinten. Kurz darauf war auch schon die Präsenz von Magie deutlich zu spüren.
Unterwegs übergab ich den Bulldog an Omega.
"Ich weiß das sehr zu schätzen."
Kurz wollte ich etwas erwidern, schenkte es mir aber.
In Rudersdorf angekommen, verkleidete ich Neo und mich. Blue meinte, sie würde uns in der Matrix etwas maskieren. Ich schaltete mein Komm auf Schleichfahrt. Der Dongle war nicht gut, aber zumindest kann ich erst einmal schleichen und alle geslavten Sachen online halten ohne gleich gehackt werden zu können.
Jay setzte eine Perücke und eine Gesichtsmaske auf und sah sofort anders aus. "Einprogrammiert.", meinte er nur lapidar.
Tatze machte sich selbst, Neo, Jay und mich unsichtbar.
Dann sahen wir uns am Bahnhof mit Hilfe einer meiner Fly-Spy-Drohnen um. Kaum Beleuchtung, in den beiden Betrieben entlang der Schiene nur Notbeleuchtung. Niemand zu sehen. Vielleicht gab es irgendwo die eine oder andere gelangweilte Wache. Alles grün.

36.i
Ich halte also im Siegen den Bahnhof im Auge. Die Wagen stehen tatsächlich nach unseren Informationen in Reihung. Die SK-Wägen hingen ganz hinten. Zunächst die beiden Schwerlast-Wagons, dann die beiden geschlossenen Wagons und ein Schubwagen, in dem die Sicherheit untergebracht war. Der Zielwagon war direkt hinter der Schwerlast. Etwas von der Sicherheit entfernt. Sehr gut. Beim Anfahren parkte ich meine Fliege und kappte dann die Verbindung.
Während der Zug zu uns fuhr, kümmerte sich Jay um das Haltesignal. Diesmal sind wir extrem von Jay und dieser Blue abhängig. Das gefällt mir gar nicht.
Beim Einfahren in den Bahnhof waren die Wagons immer noch in Reihe. Ich betrachtete die Wagons intensiv auf der Suche nach Sensoren. Sie waren extrem gut verarbeitet. An den geschlossenen Wagons konnte ich die Kamera-Paneele erkennen und am Schubwagen verschiedene Paneele. Ich schaltete wieder auf Ultraschall um. So ein militärischer Sensor im Kopf ist etwas Wert. Solange Jay mit uns zusammen ist, wird er uns schon nicht linken. Da er der einzige war, der keine unsichtbaren Leute sehen konnte, behielt ich ihn im Auge. Als Blue das Tor des Zielwagons öffnete, liefen wir nach vorne. Neo vorneweg, dann Jay und ich machte mit dem vor meinem Bauch hängenden Hund namens Tatze den Abschluss.
"Drohne ist gehackt."
Noch während wir am Zusteigen waren. Wirklich schnell, die beiden. Alle Sensoren übernommen und manipuliert, die Drohne entdeckt und ausgeschalten.
"Drek", kam es von Jay, "das TacNet ist im anderen Wagon! Inaktiv. Und Blue meint, dass im Sicherheitswagon eines in Gebrauch ist. Da sind sechs SK-SINs aktiv, einer mit ESUS-Zertifikat, wahrscheinlich Rigger."
Prima. Aber es kann eben nicht alles glatt laufen. In jedem Run gibt es einen Punkt, an dem man beginnen muss, mit Unwägbarkeiten umzugehen. Warum auch immer die Centurios ihr TacNet im gleichen Wagen transportieren wie den Sprengstoff und Waffen.
Wir kamen überein, dass wir nun eine gute Stunde hatten, den Wagon zu plündern. Wir warteten kurz bis Blue alle Lichtsensoren in den verschiedenen Kisten ausgeschalten und die Magschlösser geöffmet hatte ("Magschlösser? Nein, knacken kann ich die nicht. Wäre zu laut und dann sind die doch kaputt. Ich kann sie nur öffnen.") und machten uns über die Kisten im ersten der vier Ecken her. Leider waren die Motorräder in der Mitte des Wagons zu groß, um sie mitzunehmen. Nachdem wir uns durch einige Kisten mit Fan-Shirts für T-Shirt-Kanonen gewühlt hatten, murmelte ich ein "Ein Inhaltsverzeichnis wäre klasse." vor mich hin.
Blues meldete sich: "Ich hab eins."
Zweimal tief durchatmen. Den Ärger einfach ausatmen. Ich schaute durch. Zwei Zwinger waren voll mit Fan-Artikel, einer mit Werkzeugen für die Motorräder, einer mit Ersatzteilen. Die Ersatzteile waren am meisten Wert und gut zu transportieren. Wir holten uns gezielt Teile heraus. Zwischendurch zeigte uns Neo eine Nachricht der Schmitt: "Könnte ab Mitternacht Probleme auf der Strecke geben. Soll dagegen interveniert werden, oder soll man die Wahrscheinlichkeit der Probleme fördern?" Wir einigten uns darauf, dass Schmitt sich heraushalten soll, um auch keine indirekte Verbindung zu uns zu legen. Jay frotzelte herum, dass ich als der, der immer kritisch mit dem Looten des Wagons war, jetzt am begeistertsten am Aussuchen der wertvollsten Stücke war. Ich lächelte ihn an und zeigte einen Daumen nach oben. Dann wurde mir klar, dass er mich nicht sehen konnte. "Wer weiß, vielleicht lag ich ja falsch."
Nun gut. Die Zeit verrann und der nächste Wagon wartete auf uns.
Die Wagons trennten zwei Türen. Der Zwischenraum war offen, doch gab es Plattformen, auf denen man stehen konnte. Blue öffnete das Magschloss, während Jay auf Drohnen im Wagon achtete. Neo und ich mit Tatze am Bauch gingen rein. Da waren zwei Steel Lynx, wie erwartet. Neo auf der einen Seite in Deckung, ich auf der anderen. Wir nahmen beide je eine Drohne ins Visier. Die eine ging auch gleich in Ausgangsstellung zurück, während die andere an uns vorbei Richtung offener Türe fuhr. Dann drehte sie sich um und fuhr wieder an ihren Platz zurück.
"Die beiden sind temporär blind. Habe eine Fehlermeldung installiert." Jay war etwas angespannt. Blue kam ihm zu Hilfe: "Kein Alarm. Der Rigger war mal kurz erschrocken und holt sich jetzt einen Kaffee. IC ist blind, Kamera im Loop und TacNet markiert."
Die Sicherungen wurden geknackt, wir zogen uns die Daten. Jay gab jedem von uns ein Backup. Sogar Neo war kurz versucht, das TacNet mitzunehmen. Den Sicherheitswagon wollten wir nicht stürmen. Zu großes Risiko für das Ersatz-TacNet.
Tatze meldete sich: "Wir können es ja im Hotel holen. Wow, wenn wir nichts geklaut hätten, ist es gerade so, als wären wir nie da gewesen..."
Guter Gedanke. Das Zeug ist eh nur knapp 10k Wert. Und das im Einkauf...  Ich ließ mir von Blue zeigen, wo was verpackt war. Nachdem ich ihr keine Marke geben konnte (irgend so ein Matrix-Zeug), behandelte sie mich wie ein Kleinkind. Sie legte in der AR bunte Formen über die Teile und die Kisten. Wie bei Babys, die Formen in die richtigen Löcher stecken sollen... Ja, in deiner Welt bin ich ein Baby, mag sein. Aber du auch in meiner.
Nachdem alles wieder hergestellt war, warteten wir auf die Einfahrt nach Wetzlar, wo wir den Zug wieder verlassen wollten.

36.j
In Wetzlar hält der Zug auf dem Bahnhof. Wir gehen durch ein Verladetor nach draußen. Lärm. Megafone. Blaulicht. In beiden Richtungen des Zuges, aber nichts in unserer Nähe. Der Lärm scheint eher aus dem Osten, das Blaulicht eher aus dem Westen zu kommen. Auf dem Nachbargleis steht auch ein Zug. Wir kriechen zwischen zwei Wagons durch, über fünf weitere Gleise zu einer doppelten Baumreihe im Norden. In einiger Entfernung Leute in Warnwesten mit dem TR-Logo. Mitarbeiter der Transrapid AG. Nachdem wir alle weiterhin unsichtbar waren, kamen wir problemlos über einen Feldweg Richtung Norden raus aus dem Trubel. Der einzige Ausweg nach Norden war allerdings eine Brücke über die Lahn. Dort stand ein Streifenwagen. Obwohl die Beamten nicht sonderlich engagiert schienen, gingen wir kein Risiko ein. Etwas abseits levitierte uns Tatze über den Fluss direkt an ein Schulzentrum am Rande eines Siedlungsgebietes. Um ein Uhr nachts kam also Omega mit meinem Bulldog vorbei und wir stiegen bei langsamer Fahrt ein. Omega sollte Schritttempo fahren, dass man auf eventuellen Kameraaufnahmen der Schule nur einen Van sah, der sich wohl verfahren hatte. Ich passte auf Jay auf, der uns andere nicht sah. Im Bulldog dann versteckte ich Kiddie wieder im Geheimfach, während Neo sie wieder ablenkte. Als ich wieder sichtbar war, hielt ich Jay die Faust hin. "Gute Arbeit." Haben wir alles Dir und Blue zu verdanken.
Ich löste Omega wieder als Fahrer ab. Neo kontaktierte Tanaka. Jay bezahlte Blue mit Candys und Soft-Drinks. Komisches Käutzchen, diese Blue. ALI färbte die A45 und A5 in der Nähe Wetzlar rot. Es waren Motorduellisten unterwegs. So nahmen wir Bundesstraßen zurück nach Groß-Frankfurt.
Treffpunkt mit der Tanaka war ein gewisses Hotel Emanuelle in Bad Homburg. Es lag hinter einer etwa gut zwei Meter hohen Mauer. Am Gittertor war eine altmodische Klingel. Hinter dem Gittertor war ein Kiesplatz und ein kleiner Garten. Über dem hohen, doppelflügeligen Eingang eine kleine Balustrade. Genauso wie die doppelflügelige Eingangstüre war auch innen alles aus Holzimitat. Hinter dem Tresen des Empfangs ein bauchfreier junger Elf. "Sie sind die Gruppe, die den stillen Raum gemietet hat?" Nach Neo waren wir das wohl. Wir gingen durch eine Lounge mit abgetrennten gemütlichen Sitzecken, manche durch einen Vorhang vor neugierigen Blicken geschützt. Dahinter eine breite Türe in einen langen Gang, in dem viele spärlich bekleidete Frauen auf Stühlen saßen. Der Elf führte uns zu einer Treppe nach unten. Er deutete abwärts. "Die Türe am Ende des Ganges ist das stille Zimmer."
Als wir nach unten gingen, stellte ich auf meine interne Sauerstoffversorgung um. Sicher ist sicher. Im Zimmer wartete Frau Tanaka. Sie saß in einem schwarzen Domina-Outfit auf einem Thron. Bänke mit Handschellen, Ketten an den Wänden. Erinnerte alles an eine Folterkammer.
"Ich hoffe, wir müssen uns nicht hinknieen." Neo schien amüsiert.
"Wenn ihr brav seid."
Das war Jays Stichwort. "Wir haben alles, was verlangt war." Auf sein Zeichen hin übergaben wir alle unsere Chips. "Ich habe einige Sicherheitskopien gemacht. Für den Notfall."
"Ich hoffe, Sie haben nicht vor, eine davon zu behalten."
"Natürlich nicht. Und hier ist ein kleines Extra. Ich hab noch einiges an Metadaten über die Dateien und das Gerät ausgegraben. Wo es überall war, womit es Kontakt aufgenommen hat und solche Sachen."
Frau Tanaka musterte uns zufrieden und fuhr an Neo gewandt fort: "Sie haben eine interessante Menagerie an Talenten. Wie viele waren es noch?"
"Alle, die sie hier sehen plus eins."
Ich dachte, sie würde auf Neos Erwiderung beginnen, darauf herumzureiten, dass sie auf persönlicher Vorstellung bestanden hätte, aber nichts davon geschah. Sie übergab Neo sechs Sticks. Neo prüfte sie und gab sie weiter.
"Vielleicht könnten Sie mir einen kleinen Gefallen tun."
Ich hielt mich zurück, Neo sagte sofort "Ja" und auch der ein oder andere war interessiert. Es ging um eine Übergabe in einem Hotel, die heimlich sein sollte. Morgen (also eigentlich schon heute) früh. Zum Frühstück. Was immer das genau bedeuten sollte. Während de anderen sich beratschlugen, wer genau alles mitmachen wolle, übergab mir Neo unauffällig einen Stick. "Danke." Achja, die 2k für das Zeug, das wir dann doch nicht brauchten. Vielleicht das nächste Mal. Wer weiß?
Neo sollte also in Bad Nauheim in einem Hotel namens Dolce by Windham den Stick an einem Typen übergeben, der auf einem Foto zu sehen war, das er erhielt. Dazu das Losungswort "Ich bevorzuge das herzhafte britische Frühstück gegenüber dem kontinentalen." Der fette Zwerg in seinem feinen Zwirn und Whyskey in der Hand wird das schon verstehen. Der andere Zwergentyp daneben sah auch nicht besser aus. Stinkende Oberschicht-Fuzzies.
"Und wie viel springt dabei raus?"
Keine Ahnung, wer genau diese Frage stellte.
"Ich sagte bereits, dass ich das als Gefallen ansehen würde. Sie erkaufen damit noch mehr meines Wohlwollens."
Ich konnte es mir nicht verkneifen. Über den Team-Funk schickte ich ein "Yippie" raus. "Hey, wir müssen nichts mehr bezahlen, um für sie arbeiten zu dürfen..."
Naja. Neo macht das schon.
Im Bulldog gebe ich Blue ihre Hämmerli wieder. Den Stick von Neo wollte sie nicht. Sie war wirklich mehr als merkwürdig.
"Krieg, da hat jemand Krieg ausgerufen." Jay sah bedeutungsschwanger in die Runde. "Vielleicht war deshalb die Autobahn gesperrt."
Ich schaute auf den Artikel. "Gewerkschaft", "Genossen", "Bahn-Lokführer". Erklärt zumindest die Vorkommnisse in Wetzlar.
"Ah, nein... Die Gewerkschaft der Lokführer hat mal wieder einen Streik ausgerufen. Die nennen das nur Krieg." Ich schüttelte den Kopf. Manchmal war Jay auch komisch. Aber zumindest nicht so abgedreht wie Blue. Aber sie habens drauf.
Ich setzte die anderen nach und nach ab. Anruf von Neo. "He, Dekan." Niedergeschlagene Stimme. "Ich hab eben einen dringenden Termin reinbekommen. Ich ... darf ... den auf keinen Fall ... versäumen." Lange Pause. "Echter Drek, ich muss zu einem unangekündigten medizinischen Test..." Nochmal tiefes Durchatmen. Ich wartete. "Naja, könntest du das mit der Übergabe übernehmen?"
In einem ewigen Augenblick schwankte ich von Schieb dir den doofen Gefallen ganz tief in deinen Arsch! zu Da steigen die Centurios eh ab und Jay hat da schon ein Zimmer. Schauen wir uns doch gleich um, wo das TacNet so rumliegt. "Na gut, aber nur, wenn du das Frühstück zahlst."
Es war vier Uhr nachts. Ich musste Tatze absetzen, um mich zu Hause vorzubereiten. Da er mitkommen wollte, machte ich mit ihm einen Ort aus, um ihn dort um sechs abzuholen. Vielleicht war er etwas beleidigt, aber ich werde den Teufel tun, ihn mit zu meinem Unterschlupf zu nehmen.

36.k
In Obertshausen ab in meinen maßgeschneiderten englischen Anzug, der mir in einem anderen Leben für einen Adelsball in London angefertigt wurde. Selbst dort galt er damals als konservativ. Noch einen Monokel ins Auge und den Gehstock dazu, in dem ein Degen verborgen war. Mein Gesicht verändert, so dass nichts auf mich zurückfallen würde, wenn es doch Aufsehen gab. Keine Bewaffnung. Diesmal mussten meine sozialen Skills genügen. Ich bestellte ein Taxi zu einem Hotel in der Nähe und stieg zu. Dann Tatze aufgabeln. Er war nicht nur von meinem Aussehen verwirrt, sondern auch von meinem englischen Akzent. Einen astralen Blick und ein Schnüffeln später schien er zufrieden zu sein. Inzwischen trafen von Jay Informationen zu dem Zwerg in extravagantem Anzug auf dem Foto ein. Unsere Zielperson war ein gewisser Joschua Christian Ohlig. Ein hohes Tier in der Gewerkschaft der Lokführer. Genau die Gewerkschaft, die den Streik in Wetzlar organisiert hatte. Tatze wollte als mein Leibwächter mitkommen, was jedoch daran scheiterte, dass er keine passende SIN dazu hatte. Und auch keinen obligatorischen Actioneer-Anzug, wie in solch einer Umgebung üblich. Zumindest konnte ich ihn abhalten, in dem videoüberwachten Innenraum des Taxis seine Gestalt zu ändern. Omega war schon mit seinem Hobel vor Ort und gab durch, dass dort viel los sei. Zusammen mit einem Bild von zwei Streifenwagen des Sternschutzes vor dem Hotel. Drek! Also war mit intensiveren SIN-Überprüfungen zu rechnen.
Wir stiegen an einem Parkplatz des weitläufigen Parkes aus, der das Dolce by Windham hier in Bad Nauheim umgab. Eine hohe Kamerapräsenz. Wir gingen ans Ufer des Teiches, wo sich einige blinde Flecken in der Überwachung fanden. Vermutlich gewollt, um reichen Turteltäubchen einen Safe-Space zu geben. Tatze legte einen Zauber über sich und war nun zumindest optisch unauffällig, da er sich dem Standard der Umgebung anpasste. Leider wird er im Park bleiben müssen. Dort sahen wir omega, wie er seinen Hobel am Wasserfall abgestellt hatte und verschiedene Pflanzen genauer inspizierte. Vermutlich wird der punkige Ork auch bald inspiziert werden. Wir gingen weiter zum Schweizer Milchhäuschen, einem Kiosk im Park, der zu dieser Morgenstunde lediglich automatisch bediente. Mein Ziel war allerdings das WC nebenan. Dort entfernte ich die Schminke aus meinem Gesicht, wie auch die Auflagen zur Formänderung von Nase, Wangen oder Stirn. Als ich wieder hinausging, war eine attraktive junge Joggerin unterwegs, die fortlaufend in eine der sie begleitenden Kamera-Drohnen sprach. Kam mir bekannt vor. Irgendeine Influencerin. Aber nicht die, die wir in Berlin einige Tage entführt hatten. Egal. Wichtig war nur, außerhalb der Kamerawinkel zu bleiben.
Während Tatze also im Park blieb und Omega weiter seine Kreise zog, schlenderte ich auf das Hotel zu als würde es mir gehören. Auf eine SIN-Anfrage wies ich mich als Nikolas Kowalsky aus, Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta. Lizenzen für Bodenfahrzeuge und Boote. Schusswaffenlizenz für Malta und den Vatikan. Ein Hoch auf Schwester Barbara! Und dem Sternschutz viel Erfolg bei der offiziellen Anfrage. In der Lobby jede Menge Actioneer-Träger. Die versammelte Leibwächterschaft. Schnurstraks zur Rezeption.
"Guten Tag. Ik bin interessiert an eine Treffen mit eine gute Freund von misch. Sie wissen nischt zufallich, wann Herr Ohlig gäht fruschtucken normalerweise?"
Er wollte mir als Gast einen Gefallen tun und antwortete auf gepflegtem Englisch. "Es tut mir sehr Leid, aber die Politik des Hauses verbietet es mir, Auskünfte über mögliche Gäste zu erteilen. Sie können allerdings gerne an unserem Frühstücks-Buffet teilnehmen."
Ich bot ihm 250 an, von denen er allerdings nur die 90 plus 10 für Nicht-Übernachter abzog. "It is schön zu sehen, dass in diese Hotel Diskretion noch wird groß geschrieben. Isch werde sie an meine Freunde empfehlen." Habe ich zu wenig Schmiergeld angeboten, hat er es nicht kapiert oder lässt er sich nicht bestechen? Ich folgte der Beschilderung zum Frühstücks-Raum.
Die Fenster waren mit spanischen Wänden abgestelt und schwarzen Vorhängen abgehangen. Die Tische an den Fenstern direkt waren frei. Im Inneren des Raumes waren schon einige Grüppchen. Ich ging zum Buffet, nahm einige kleine typisch englische Häppchen und einen Tee, setzte mich an einen der Fensterplätze und bestellte mir in der AR das aktuelle Manager-Magazin. So beobachtete ich eine Zeit lang wie beispielsweise einige Mitglieder der Centurios oder andere kleine Gruppen zum Frühstück kamen.  Mein Caliban legte mir eine Nachricht von Neo auf die Bildverbindung in meinen Kontaktlinsen: "Bin fertig. Wie ist die Lage?" 08.15 Uhr. Ging ja sehr schnell.
Über meine Riggersteuerung im Kopf dachte ich die Textnachricht "Ich warte auf unseren Freund. Alles gut."
"Wie kann ich helfen?"
"Komme einfach in die Nähe für den Notfall. Tatze ist im Park. Omega auf seinem Motorrad."
Es dauerte eine weitere Weile, Neo war inzwischen in Bad Nauheim eingetroffen. Eine Gruppe kam in den Raum, unter ihnen der blasierte Zwerg, mit dem Ohlig zusammen auf dem Foto zu sehen war. Aber Ohlig war nicht dabei. Kurze Zeit später traf er ein und grüßte die Gruppe um den blasierten Zwerg, die inzwischen schon mit ihren Tabletts an einem Tisch saßen. Ich reihte mich mit meinem Tablett hinter Ohlig ein.
"Isch bevorzuge ja das herzafte britische Fruhstuck gegenuber dem kontinentalen." Der Zwerg drehte sich um, sah meine Kniescheibe und von dort an langsam nach oben. "Nehmen Sie doch eine kleine Stuck gute britische Butter." Ich stellte ein kleines Schüsselchen auf sein Tablett und schob dabei den Chip unter seine Serviette. Er faltete sofort die Serviette. Also hat er den Chip erwartet.
Es tat einen Schlag im Raum. Der Kopf des blasierten Zwerges explodierte fast. Einschussloch im Sichtschutz. Die Bodyguards kamen rein ("Alle runter! Weg von den Fenstern!")
Omega: "Der Schuss kam aus östlicher Richtung."
Während ich mich langsam hinlegte, gab ich durch: "Bleibt ruhig. Das ist nicht unser Problem."
Ein gehörnter Ork in Hawaii-Hemd, geschützt von fünf Centurios näherte sich dem Opfer und wollte ihn wohl versorgen. Vermutlich ihr Mannschaftsarzt. Die Actioneers machten die Fenster dicht. Ich nutzte den Trubel und kroch nach draußen, lief dann Richtung WC. Von dort aus konnte ich durch ein Fenster die Lage vor dem Hotel beobachten. Inzwischen, nach kaum zwei Minuten die ersten Schlagzeilen "Schüsse in Bad Nauheim". Klar. Die Presse ist wegen der Centurios schon vor Ort. Hinter den Streifenwägen, hinter denen Beamte mit gezückter Waffe in Deckung waren, war ein Übertragungswagen von DeMeKo zu sehen.
Omega wieder: "Anscheinend ist die Action hier in der Klinik. Was ist der Plan? Alles erledigt?" Klar. Die Klinik auf der anderen Seite des Parks. Gutes Schussfeld.
"Wir brauchen nur einen Exit."
Neo: "Wie kann ich helfen?"
Nachricht vom Hotel: "Um Sie für die Unannehmlichkeiten zu entschädigen, steht ein Zimmer für Sie bereit." Dazu ein Bild eines luxuriösen Zimmers.
Weitere Streifenwägen trafen mit Blaulicht ein. Ein Hubschrauber in der Luft. Wägen zur Aufruhrbekämpfung gingen in Stellung. Ganz großes Kino.
Omega: "Ich halte lieber mal etwas mehr Abstand. Zu viele Bullen."
Neo: "Ich bleibe auch in der Nähe."
Tatze: "Soll ich noch hier bleiben, wo du ´Sitz´ gesagt hast?"
"Sag bloß, du stehst noch gegenüber vom Hotel...?"
"Ja, genau da. Soll ich woanders hin?"
"Ja. Gehe einfach durch den Park spazieren und triff dich dann mit Neo." Mannomann. Ein echter Hund...
In der AR ploppte auf, dass der untere Hotelbereich geschlossen wird. Es wird gewarnt, das Hotel zu verlassen und darum gebeten, sich auf die Zimmer zurückzuziehen. Im Foyer gab es einen Drink aufs Haus auf den Schrecken. Einige Gäste vom Frühstück waren zu sehen. Drei Spieler der Centurios, Ohlig mit einigen Gewerkschaftern. Die Actioneer-Träger hatten ihre VIPs anscheinend schon in Sicherheit gebracht.
Das bereitgestellte Zimmer war erste Sahne. Ich schaute mir auf dem Trid an, was sich vor dem Hotel so tat. Es klopfte an der Türe. Zwei Sternschutz-Heinis in 1a werbetauglicher Paradeuniform.  Sie wiesen auf ein Zeugenformular in der AR hin und ob es mir vielleicht eventuell möglich wäre, es auszufüllen, wenn es nicht zu viele Umstände mache...
Ich gab an alle Entwarnung raus. Werde mich hier erst noch etwas verwöhnen lassen.

36.l
Konferenzschaltung. Dabei kam raus, dass sich Jay Smiley schon hier im Hotel in seinem gemieteten Zimmer befand. Zumindest meinten das die anderen. Wir werden es also hier probieren. So ein TacNet ist was Feines. Die anderen blieben auf Abruf. Tatze untersucht die magische Sicherheit des Hotels. Jay würde ich dann schon erreichen.
In der Zwischenzeit sah ich, wie drei riesige Fahrzeuge des Sternschutzes zur Aufruhrbekämpfung vor dem Hotel in Stellung gingen. In ziemlicher Geschwindigkeit wurden zusätzlich mobile Straßensperren aufgestellt. Die fuhren echt alles auf. Letale wie non-letale Waffen, Schall- und Mikrowellen-Kanonen, Mehrfach-Granatwerfer, um die ganze Gegend einzunebeln, Leute in Kampfpanzerung. Quasi alles außer Luftabwehr.
In der Zwischenzeit nahm jemand in Jays Zimmer ab. Es war Blue. Nebenbei fragte ich sie, ob sie die beiden TacNets aufspüren könne. Würde sie machen, aber nur gegen ein großes Erdbeer-Eis. Ohne Zusatzstoffe.  (Ja, sie war sehr merkwürdig). Und nur in meinem Zimmer, weil Jay davon nichts erfahren müsse. Der war nämlich gerade im Spa, irgendwas mit heißen Steinen. Ich bestellte einen Troll-Becher. Leider konnte es im Moment nicht mit der Drohne an mein Fenster geliefert werden, da um das Hotel eine No-Fly-Zone war. Vor Kurzem vom SS verhängt. Nun gut, dann eben über die Lobby.  Als Blue da war, wartete sie erst einmal bis das Eis da war. Der Typ in der Lobby war offensichtlich nicht erfreut über Lieferungen von außer Haus. Was solls?!
In der Zwischenzeit waren mehrere Busse vorgefahren, flankiert von einigen Sicherheitsfahrzeugen. Pavillions waren vom Hotelpersonal in Windeseile aufgebaut worden. Nein, es war doch eine Firma, kamen jedoch aus dem Hotel. Mussten über den Hintereingang reingekommen sein. Zumindest hatte man keine Einsicht mehr auf den Bereich zwischen Hotel und Bussen, die gerade von SS-Personal nach Sprengfallen abgesucht wurden. Dann tat sich irgendwas, obwohl man es nur erahnen konnte. Die Scheiben der Busse waren abgedunkelt, aber ich konnte am oberen Rand sehen, dass sich die Türen öffneten und zwei Minuten später wieder schlossen. Dazu hörte man so etwas wie "schnell, schnell, schnell". Irgendeine Evakuierung.
Nachdem Blue ihr hochpreisiges Erdbeereis in der Hand hatte, dauerte es nur zwei oder drei Löffel bis sie mir zei Geopings gab. Einen für ein TacNet, das nie abgeschalten war und eines für einen letzten Aufenthaltsort. Beides auf exterritorialem Gebiet von Saeder-Krupp. So weit zum Plan im Hotel. Die ganze Sache war damit wohl durch.. Ich gab die Infos an die Leute außerhalb durch. Vielleicht waren sie ja so lebensmüde und wollten es versuchen.
Nachdem Blue der Meinung war, dass Jay vom Erdbeereis nichts wissen durfte (habe ich schon erwähnt, dass sie wirklich merkwürdig ist?), kam ich mit ihr ins Quatschen. Sie hat von der Welt echt keinerlei Ahnung. Wirklich keine. Ich bestellte ihr noch einen weiteren Trollbecher, was dem Typen in der Lobby eine weitere Portion seiner Service-Freundlichkeit nahm. Nach einiger Zeit ging Blue mit dem zweiten Eisbecher  auf WC. Im Trid sah man vor dem Hotel nur noch ein paar verlorene Streifenwägen und den Übertragungswagen von DeMeKo. Nach einiger Zeit sah ich mal ins Bad, ob Blue kotzen war oder so etwas. Sie lag, eingehüllt in einen Trollsize-Flauschi-Bademantel gehüllt, in der Badewanne und hatte den Becher mit halb geschmolzenen Erdbeereis inniglich umarmt. Ich schüttelte nur den Kopf.

36.m
Anscheinend hat Jay irgendwie herausgefunden, dass Blue bei mir ist, denn es kam die Textnachricht: "Pass auf Blue auf oder liefer sie irgendwann ab, wenn du sie schon entführt hast."
"Ich habe sie nicht entführt, sondern konstruktiv mit ihr zusammengearbeitet, so wie die ganze Zeit schon."
Wie dem auch sei. Blue erwachte kurz darauf und wollte unbedingt etwas salziges. Zum Glück hatte ich mir auch ein paar Packen gesalzene Erdnüsse liefern lassen. Anschließend ging ich mit ihr hoch zu Jays Zimmer.
"Wo wart ihr denn so lange?"
"In meiner Badewanne." Jays Gesichtsausdruck war unbezahlbar.
Am nächsten morgen nahm ich noch das Frühstücks-Buffet mit. Ich dachte, ich wäre der erste (um den Zeitrahmen voll und ganz ausschöpfen zu können), doch eine junge Orkin war schon vor Ort. Sie hatte ein blaues Auge und kühlte es mit einem Eisbeutel. Esteffania Woznak. Nachwuchs-Scout bei den Essener Centurios. Ich zögerte erst etwas und setzte mich dann an den Tisch neben sie. "Heiße Nacht gehabt?" Ich deutete leicht auf ihr Gesicht.
"War nur ein Missverständnis."
Well, ik bin Kommunikationsmanager. Vielleicht kann ik Sie helfen?"
"Der dreks Typ wollte mich nich ins Hotel lassen, obwohl ich ne Karte hab, da hab ich ihn eine verpasst. Kann ja nich wissen, dass der gleich im Kranknhaus landet un n Bulle is. Zum Glück is das alles unter der Hand gerechelt wordn. Muss n son komisches Training machn und was für die Wohlfahrt..."
"Vielleicht ergibt sik das Gelegenheit, dass Sie mik berichten von die Ausgang von Ihre Training."
"Ja und dann muss ich noch Kohle sammeln. Für Kinder oder so."
"Sehr nett, wenn Sie sammeln Geld fur die Rente von die Waisenkinder ihre armen Eltern."
"Ja. Klar." Sie schüttelte den Kopf. "Ich muss dann mal."
Nach dem Frühstück gings ab nach Hause. Mit ein paar Zwischenstationen zum Umziehen. Aus den Nachrichten erfuhr ich, dass Swetlana "Bounce" Jurjewa (die elfische Scoutin von den Centurios) zusammen mit Teamkollegen verhaftet wurde. Wegen Beleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Dazu sah man kurz das Sterschutz-Logo. Sie stehe dennoch für das nächste Spiel zur Verfügung, denn es wäre auf höherem Niveau geklärt und es wäre keine Haftstrafe zu befürchten.
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Interludium
Anruf von Omega wegen Treffen und Organisieren von Lizenzen für einen Hund, um mit Tatze in Hundeform legal zu sein. Trafen uns in einer restaurantartigen Arbeiter-Klitsche. Gab für 2k den Kontakt zu Frau Mesmer, meiner SIN-Connection weiter. Wir bestellten dort Hundemarken gegen unsere Hundephobie. Frau Mesmer hatte immer diesen Spleen, ihre Kunden therapieren zu wollen... Nun ja, wir taten ihr diesen Gefallen.

Ein Anruf von Bella. Sie hätte einen Kunden, der militärisches Material kaufen möchte und sie wüsste, dass ich Connections in diese Richtung hätte. Habe ich. Und wollte sowieso demnächst dorthin. Der Kunde entpuppte sich als Jay. Ich fuhr mit ihm also runter nach Mannheim auf eines der letzten Gelände in der ADL, das die UCAS noch für sich beansprucht. Ich fuhr also mit meinem Bulldog vor und wurde am gesicherten Eingang aufgehalten. Ich lies die Scheibe herunter als sich ein bewaffneter Soldat in Kampfanzug, wohl der Bequemlichkeit halber ohne Helm, näherte.
"Was möchten Sie?"
"Ich möchte zu James Ryan. Ich habe seine Nummer."
Er sah mich verständnislos an. Anscheinend ein neuer.
"Was möchten Sie von ihm und woher haben Sie die Nummer?"
"Das geht Sie nichts an. Ich habe die Nummer, das muss genügen."
Er sah mich an als wolle er mich erschießen.
Jay meldete sich über unser Headset. "Was machst du da, verdammt?"
"Vertrau mir. Das läuft hier so."
Der Wachmann rief jemanden an. "Aber Sir... wirklich, Sir, jawoll, Sir." Dann ließ er uns mit ungläubigem Gesicht durch.
James Ryan war schwer beschäftigt. Als er von Jay allerdings hörte, dass es sich um eine Bio-Drohne handelte, die er wollte, nahm er sich die Zeit und überließ die Aufsicht über das Verladen in eine Frachtmaschine einem anderen. Jay einigte sich für seine Taube auf einen Preis von etwa 14k. Meine Bestellung war dagegen bescheiden. Granaten und jede Menge erweiterte Magazine. Für die Raiden, das Ruhrmetall SF 20 und die Unterlauf-Granatwerfer. Ich konnte auf dem Schießplatz ein paar Schüsse abgeben. Als ich Kiddie herausholte, war er sehr interessiert. Er untersuchte die rosa lacierte Raiden genau."
"Dieses Sturmgewehr wurde von mir verkauft."
"Keine Ahnung, das muss ein anderer in mein Auto gelegt haben."
Er sah mich durchdringend an. Ich spielte sein Spiel konsequent durch. Ich wusste von Nichts. Kannte nicht einmal Jay. Alsi ich dann auf ein Ziel in extremer Reichweite schoss war der Schuss nahezu perfekt.
"Das habe ich schon besser gesehen." War sein Kommentar. Aber ich darf jederzeit wieder kommen. Und Jay auch, nachdem er mir etwas Kohle für den Kontakt abgedrückt hatte. as halbe Jahr kann er auch gerne verkürzen. Da Allein drei Monate wohl für den Transport von der UCAS in die ADL draufgehen, kenne ich Leute, die das gegen etwas Geld in ein paar Tagen erledigen können...

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« Letzte Änderung: 12. November 2023, 11:17:07 von Olf »
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Olf

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Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #34 am: 18. November 2023, 18:48:02 »

Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.
und
Vex, Norm, typischer Hamburger Kiezmensch. Streetsam mit vielen Connections. Punkig, und immer frei Schnauze.

Moin
37.a
Anscheinend hatten die anderen auch keinen Drang, weiter einem TacNet hinterherzulaufen. Auf jeden Fall vergingen einige Wochen bis mein Komm eine Textnachricht von Neo ausspuckte. "Ich habe heute Abend einen Termin und würde mich freuen, wenn ihr dabei seid." Anhängig ein Geo-Ping, ein Datum und eine Uhrzeit. 30.09.2079, 22.00 Uhr.
Heidelberg also. In der Bar "Spirit of Spirits" in der Innenstadt. Die Sicherheitsstufe liegt das bei A-AA und der Verkehr ständig überlastet. Im Neckartal am besten Motorrad. Mein Mortimer mit Argentum-Mantel macht sich auch gut auf der Mirage.  Es ist 21.45 Uhr als ich gegenüber des Eingangs parke. Anscheinend sind Fahrräder, Pedilacs und Mofas hier in der Innenstadt Standard. Die Innenstadt war ...historisch-eng. Ein Haus neben dem anderen, die Straßen teilweise noch mit Kopfsteinpflaster. Auf der Straße standen ein paar junge hippe Leute, die rauchten und Sprüche klopften, hinter ihnen ging eine gemauerte Treppe hoch bis zu einer Art Eingangsbogen mit großer Holztür, über dem in großen Lettern "Spirit of Spirits" leuchtete. An der Seite ein altmodischer Briefkasten-Schlitz. An den Türstehern vorbei in den Mantelraum. Eine Garderobiere nahm mir den Argentum ab und ich bekam eine Marke. Ich muss hier deutlich den Kopf einziehen, man hat damals die Raumhöhe wohl nicht an Trolle angepasst. Dieser instrumentenlastige elektronische Jazz, der hier aus den Lautsprechern kam, ging mir schnell auf die Nerven. Auch im offenen Treppenraum mit Bar, der sich anschloss, wurde es nicht besser. Hier gab es sogar Leute, die zu diesem Drek noch tanzten... Nur der Geist hinter der Theke als Barkeeper war interessant. Hatte anscheinend keinen Unterkörper. Die Tische waren nach Themen ausgestattet. Neo und Tatze waren schon da. Sie erzählten gleich, dass Jay abgesagt hatte. Er wolle nicht mehr für eine so schlecht zahlende Arbeitgeberin arbeiten. Als Omega kurz darauf kam, gingen wir nach oben. Neo, Tatze und Omega hier vorne, ich über das hintere Treppenhaus. Im ersten Stock war die Musik gedämpft. Anscheinend so eine Art Empore mit Balustrade. Hinten spielten sie Brettspiele, vorne lurrten einige Studies den tanzenden Mädels in den Ausschnitt. Im zweiten Stock ein durchgehender Gang mit vielen Türen. Im dritten Stock ein Atelier mit angebautem Wintergarten. Im Wintergarten wartete Frau Tanaka mit einem jungen Mann in einem Actioneer auf uns. In der Mitte eine Feuerstelle, deren Rauch durch einen Schornstein durch das Glasdach nach draußen geleitet wurde. Eine Art Kamin, den man auch zum Grillen oder Backen nutzen konnte.
"Nehmen Sie doch Platz. Dort hinten sind Bambusstäbe und Marshmallows." Sie wartete kurz bis wir saßen. Auf Marschmelonen hatte keiner Lust. "Sie sind mit Extraktionen vertraut?"
Wir bejahten.
"Es geht um eine Person mit Celebrity-Status. Sie werden sie möglichst unversehrt übergeben. Die Person kann sich leidlich selbst zur Wehr setzen und wird im zivilen Rahmen beschützt. Noch etwas?"
"Wie viel gibt es für diesen Run oder müssen wir diesmal bezahlen, um für Sie arbeiten zu dürfen?" Ich konnte es mir nicht verkneifen.
"Das war bereits abgesprochen. 15k." Sie wollte noch etwas zu diesem Thema sagen, fuhr dann aber weiter. "Es sollte möglichst unauffällig geschehen, nicht dass sie irgendwelche Verfolger mit zur Übergabe bringen. Sonst betrachte ich die Sache als gescheitert. Nehmen Sie an?"
Nach und nach nickten wir. Vor allem als klar war, dass sie wieder für sechs Personen zahlen würde. So hatten wir noch Ressourcen offen. Für einen Decker beispielsweise...
Sie legte eine eingeschweißte Sammelkarte auf den Tisch. Svetlana "Bounce" Jurjewa. Elfische Scoutin der Essener Centurios.
"Für persönliche oder ikonographische Dinge aus ihrem Besitz und anderen Merchandise wird der Auftraggeber extra zahlen. Sie wird in einem Hotel untergekommen sein, die Übergabe wird irgendwo am Wasser statt finden." Sie gab uns ein E-Paper. "Meine Nummer haben Sie."
Während Neo mit Frau Tanaka noch einmal in der Ecke einige Worte wechselt, checke ich, ob die Daten auf dem E-Paper sind. Omega will unbedingt eine Kopie. Kann er haben. Bis morgen beschäftigen wir uns etwas mit Hamburg und dann besprechen wir die Lage.

37.b
Ich schaute mir also bis zum nächsten Tag Vieles zur Sicherheit und den Gebieten HHs an, lernte etwas Hansesprech und stolperte über eine Organisation namens "Likedeeler", die Gleichteiler. Die waren dann doch interessanter als die Gangs, über die ich mir eigentlich einen Überblick geben wollte.
Nach einigem Hin und Her machten wir ein Treffen im "Greif" aus. Das Restaurant, in dem wir den Run um die Brotdose angenommen hatten. Das Gute war, dass das Ding im Prinzip gegenüber einer SS-Niederlassung lag, also wirklich sicher. Neo hatte uns dort ein Separée besorgt. Billard und Dart-Zimmer für Raucher. Zur Sicherheit nutzten wir alle, Neo, Omega, Tatze und ich, unser Kehlkopfmikrofon. Neo und Omega hatten sich ebenfalls etwas mit HH beschäftigt. In den Daten, die uns Tanaka zur Verfügung stellte, sahen wir uns den Terminkalender des Hotels Vierjahreszeiten bezüglich einer Besuchergruppe an.  Schnell waren die Besonderheiten ausgemacht. Führung durch Fischmarkt und Markthalle, Abholung zu einem Termin bei Aetherlink, Führung in Wildost, Stadt-und Hafenrundfahrt, Besuch bei der Gated Community Stormarn, noch einen Termin im Frachthafen und den Trockendocks. Das Dumme war nur, dass jeweils nur die Anzahl der Personen vermerkt war, allerdings nie genau, wer dabei wäre. Über die DNI meiner Riggerkontrolle nahm ich Kontakt mit meinem Fairlight Caliban auf und rief Jay an. Er würde uns für 2k Daten besorgen. Mal schaun, was das bringt. Auch die anderen fanden das grün. Dazu noch ein schneller Anruf bei 2Take. Leider nur der AB. Hinterließ eine Nachricht, ob er Einkaufsmöglichkeiten in HH kennt. Er soll mir die Konditionen einfach mitteilen. Außerdem hatten wir nähere Daten zur Zielperson. Swetlana "Bounce" Jurjewa ist bekannt für ihre Sprungkraft auf Grund ihrer Cyberbeine. Dazu war sie Adeptin. Sehr gut. Magie und Cyberware verträgt sich nicht. Wie bei Navy... Ich war kurz abgelenkt, als ich an das letzte Dossier über Navy  oder Mileilee, wie sie sich jetzt nannte, nachdachte. Sie lebte jetzt eben ein anderes Leben. Rennen im RRP...
Die anderen rätselten noch herum und hatten schon den Fischmarkt als Zugriff ausgemacht, da dort am sichersten war, dass sie dabei wäre. Zumindest war dieser Termin als einziger mit 6 Personen vermerkt. Also außerhalb des Hotels. Da alle Essen im hauseigenen Restaurant ebenfalls mit 6 Personen vermerkt waren...
"Vielleicht sollten wir unsere Planungen in HH vor Ort weiter führen. Wir benötigen vermutlich sowieso eine lokale Kraft." Die anderen stimmten zu.
Ich fuhr nach Hause und lud alle meine legale Ausrüstung ein. Es wäre zwar kein Problem, illegale Dinge nach HH reinzubekommen, aber raus wäre ein massives Problem. Das erinnert stark an Berlin.  Anruf. Weiterleitung von 2Take. Sprachnachricht. "Herzlich willkommen bei Ninja Burger. Bitte geben Sie nun ihren Standort ein." Nachdem ich einen Geoping in der Nähe eingegeben hatte, lief sofort ein Countdown mit etwa vier Stunden. "Ihre Lieferung ist nun zu Ihnen unterwegs."
Ich stellte mich an den Punkt, den ich angegeben hatte. In der Matrix hatte ich das erstbeste Sarghotel in HH Harburg herausgesucht. Dort würden wir uns alle treffen. Die anderen fuhren schon los. Omega hatte - genau wie ich - seinen Hobel ebenfalls mit eingepackt. Nach vier Stunden, exakt bei null,  hielt ein Fahrrad neben meinem Fahrerfenster. Ich ließ es herunter. Ein junger Asiate mit Schnauzbart hielt mir eine betont neutrale braune Tüte hin. Er selbst hatte ein Wakizashi auf dem Rücken und eine abgesägte Schrotflinte am Rad. Der Typ fuhr davon. In der Tüte war eine pinke Tasche, in dem ein pinkes Wegwerf-Komm war. Nicht trollgeeignet. Toll. Dafür ein Stift. Zwei Nummern. Nr.1: Ninja-Burger. Nummer 2: Assistent. Ich rief bei Ninja-Burger an, um dort zu erfahren, dass sie Burger & Co auch in jedes Feuergefecht liefern. Dafür kostete auch dieser Anruf schon hundert, auch ohne jede Bestellung. Dafür mit verbriefter Garantie, dass 90% der Ware ankommt und drei Rabattgutscheine für ein Laufhaus in Sachsenhausen ...  Also war der Schieber wohl "Assistent". Einen Kontrollanruf ließ ich lieber mal.
Ich fuhr also die Euro-Route bis HH durch. Kostete Maut, aber dafür garantiert duellantenfrei. Zumindest wenn sie nicht mal wieder übermütig wurden, weil sie die falschen Drogen geschmissen hatten. Die Grenze in HH erinnerte wirklich an Berlin. Kurze Zeit später, um zehn Uhr morgens war ich dann endlich am Sarghotel. PKW-Parkplatz. Zumindest Omega war schon da. Seinen Bulldog kannte ich. Stand auch hier. Ich stellte die Diebstahlsicherungen scharf und legte mich pennen. Um elf weckte mich mein Komm. Diebstahlsicherung Bulldog. Annäherungsalarm. Da ging nicht nur jemand vorbei, da lungerten Leute rum. Nackig wie ich war, warf ich nur meine Panzerjacke über und schnappte mir meine zwei Wummen. Die jungen Russen mit ihren Pling-Plings waren erstaunt, als sie mich unten ohne mit zwei Knarren in der Hand sahen. Ein paar andere Leute auch. Nach ein paar Sätzen hatte ich einen hellhäutigen, dunkelhaarigen Ork namens Dymitri Sirota kennen gelernt. Wir waren uns schnell einig, dass sie nicht an meinen Radkappen interessiert waren, niemand auf meinen Schwanz schaut oder gescaut hat ("Wir sind doch nicht schwul") und ich gerne ihren bewachten Parkplatz benutze. Mit den angebotenen fünfhundert hatte ich den Preis der Gang Faktor fünf überschätzt... Es war hier wohl der Turf der Pierc. Sie parkten Touris zu und erpressten so Kohle. Nachdem ich herausfand, dass er wohl so zwanzig bis dreißig Leute mobilisieren könnte ("Locker so siebzig, achzig..."), sicherte ich mir seine Nummer. Vielleicht brauchen wir mal eine billige Ablenkung. Außerdem gab ich Omega Bescheid. Sie hatten seine Karre auch auf dem Kieker.


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« Letzte Änderung: 26. November 2023, 21:04:14 von Olf »
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