In der Vergangenheit habe ich auf der DZ einige „Projekte“ angestoßen, die mehr oder weniger erfolgreich waren.
Eines dieser Projekte war die Entwicklung eines Shadowrun Rulesets für FantasyGrounds2. Das Ruleset wurde durchaus auch genutzt, wurde aber erst später von jemand anderem fertiggestellt (Shadowrun4 gibt’s noch bei FG zum Download). Sprich, ich habe es begonnen, aber nicht zu Ende gebracht. Und hier lag auch schon der erste Knackpunkt, denn ich mag es zwar initiiert haben, aber es waren viele andere daran beteiligt und zwar auch maßgeblich. Dennoch glaubte ich damals die Verantwortung und zwar alleinig, auf mich nehmen zu „müssen“. Irgendwann dann während des Projektes hat es nicht mehr so richtig geklappt, es wurde schwieriger und es entsprach alles nicht mehr so ganz „meinen“ Vorstellungen. Etwas hatte sich geändert und ich war einfach zu starr, da ich glaubte, dass wir das vorbestimmte Ziel, dass wir uns gesetzt haben auch genau so erreichen müssten. Bei jedem war dann irgendwann die „Luft“ heraus. Wir haben es dann noch so einigermaßen abgeschlossen, aber ein richtiger Erfolg war es leider nicht. Das hat sicher auch damit zu tun, dass wir alle nicht so die Experten waren und ich mein „Wissen“ über Projekte nicht wirklich anwenden konnte, denn schließlich waren die Beteiligten nicht „meine Mitarbeiter“. Wir hatten bis dato nicht nur ein tolles (aber unfertiges) Regelwerk geschaffen, sondern auch jemanden, der absolut tolle Graphiken dazu gemacht hatte. Aber anstatt ihm freien Lauf zu lassen, dachte ich, ihn immer wieder einschränken und zielrichten zu müssen. Ein weiterer Fehler, der nur Motivationsverlust nach sich zog.
Dennoch habe ich nicht nur viel dadurch gelernt, sondern habe auch vieles über mich erfahren.
Ein anderes Projekt war „Das Raad“. Als Idee ist es auf einer DZ Con entstanden und alle Beteiligten waren Hype und haben sofort nach der Con angefangen daran zu arbeiten. Anfänglich waren die Ideen und Zusammenarbeit toll, aber dann kamen wir an mehrere Problempunkte. Eines der Probleme war, dass es sich wie eine „Competition“ anfühlte, wer mehr schaffen konnte. Die einzelnen „Teile“ wurden unterschiedlich betrachtet, gehandhabt und waren auf vollkommen unterschiedlichen Leveln und Niveau. Der ein oder andere „Teil“ des „Raads“ wurde auch in Testspielen bespielt. Einer von uns hatte absolut geniale Arbeit abgeliefert mit Ideen, Geschichten, Beschreibungen, die wirklich hervorragend und gut zu lesen waren. Er war mit seiner Gestaltung und Planung weit vor allen anderen. Da war so viel Energie und Power dahinter, dass ich ihn nicht stoppen oder bremsen wollte, obwohl ich (und andere) erkannt habe(n), dass es ein Problem war. Und da war auch ein weiterer Knackpunkt, „Ich“ habe gedacht, ich müsste das Problem lösen. Ich dachte auch, dass ich das Projekt „leite“, weil wir das so besprochen hatten. Ich dachte, weil ich schon so einige Projekte erfolgreich geleitet und zu Ende gebracht habe, schaffe ich es auch hier. Aber wie kann ich ein Projekt leiten, welches aus lauter Freiwilligen bestand? Wie konnte ich Probleme ansprechen, ohne die Freiwilligen zu beleidigen oder auf die Füße zu treten und gleichzeitig auch den Drive der Bestand beibehalten. Ich wollte es besser machen als beim vorherigen Projekt. Diesmal wollte ich es auch nicht alleine bestimmen, aber Verantwortung, jedenfalls dachte ich damals so, lässt sich nicht übertragen. Und ich fühlte mich verantwortlich.
Leider wurde das Projekt irgendwann auf Eis gelegt, da es überall einfach nicht mehr gepasst hat und anstatt Spaß zu machen, in Arbeit ausartete. Die Motivation ging verloren und „Das Raad“ blieb stehen….
Ein weiteres Projekt, „Game of Thrones“, wurde vor mehr als einem Jahr begonnen. Alle Spielleiter dort haben ihre Ideen zusammengeworfen und es hat richtig gut begonnen. Leider ist dann einer der drei Spielleiter gänzlich verschwunden. Wir vermuten, dass es etwas Schlimmes im RL geschehen ist, aber leider konnten wir das nicht nachvollziehen. Von den 3 Gruppen ist die Gruppe des verschwundenen Spielleiters, auch leider nicht sehr erfolgreich gewesen, die anderen beiden aber schon. Wir fanden einen Weg uns damit zurechtzufinden und das Szenario entsprechend anzupassen. Dann ist auch mir einiges wiederfahren, dass nicht schön war. Glücklicherweise konnte ich als Spielleiter ersetzt werden. Ich bin sehr dankbar dafür und ich bin absolut erfreut, dass es sogar besser vorangeht als mit mir als Spielleiter. Was die beiden Gruppen und Spielleiter gemeinsam erreichen ist immer wieder toll zu lesen und am besten ist es, dass sie Spaß dabei haben. Dennoch habe ich erkannt, dass ich auch hier (zwar nicht so wie in den vorherigen Projekten) an einigen Stellen falsch reagiert habe und falsche Voraussetzungen für mich hatte. Ich hatte ein wenig gelernt.
Was soll das jetzt alles, warum schreibt er das?
Zum ersten, weil ich jedem, der an diesen Projekten teilgenommen hat, dankbar bin. Es war eine Freude mit euch zusammenzuarbeiten. Ich konnte aus den Projekten sehr viel mitnehmen. Erstaunen, was alles möglich ist.
Freude, wie hoch Motivation sein kann.
Augenöffnende Idee, die ich so noch nicht gesehen hatte.
Traurigkeit, weil es zu Ende ging, ohne wirklich „abgeschlossen“ zu sein, bzw. einen Weg für die Zukunft zu haben.
Scham, weil ich glaube zum Großteil für das Scheitern verantwortlich zu sein.
Zum anderen, weil ich mich entschuldigen möchte, denn ich habe damals Dinge vorausgesetzt, ohne sie abzustimmen und zu kommunizieren (ich glaubte nicht, dass ich das müsste). Ich habe „Wissen“ eingebracht, über die Methodik, die sich jedoch so wie ich sie kannte, nicht anwenden lies. Es tut mir heute noch im Herzen weh zu sehen, was alles schon geschafft worden ist, nur um dann zu sehen, dass es nicht nutzbar ist.
Das ist der ganze Grund?
Nein, ist es natürlich nicht. Heute weiß ich, dass ich versagt habe, weil ich keine Methodik in der Hand hatte, so ein Projekt mit einem Team in einer solchen Umgebung durchzuführen. Heute weiß ich, dass keine ordentliche, aber agile, Zielsetzung gegeben war. Heute weiß ich, dass es andere Methodiken gibt, die nicht hierarchisch sind, die man bei solchen Projekten anwenden kann. Heute weiß ich mehr darüber, was damals falsch gelaufen ist. Heute weiß ich, dass ich einen Schuh anziehen wollte, der nicht richtig passte, aber ich hatte auch keinen anderen Schuh.
Aufgrund meiner Arbeit habe ich mich mit Soziokratie, Holacracy, Agilen Umgebungen, aber auch PRINCE (Projekts in a Controlled Environment) befasst. Heute würde ich vieles in den Projekten anders angehen. Aus diesem Grund habe ich alle Projekte meiner Vergangenheit reflektiert, die Guten, wie die schlechten, jeden Falls so weit, wie ich mich noch daran erinnern konnte. Jedes Projekt hat mir geholfen dort zu stehen, wo ich jetzt bin. Ich konnte einige Fehler entdecken und sehr viele Möglichkeiten, wie ich Dinge besser hätte angehen können, bzw. welche Methodik besser angewendet hätte werden können. Gerade auch die Projekte bei der DZ haben mir vieles beigebracht, was ich derzeit gar nicht einordnen konnte. Erst heuer kann ich Dinge, die in den Projekten geschehen sind einordnen und „meinen Finger auf das Problem legen“.
Falles jemand mit Projekten und Organisationsstrukturen zu tun hat, dann würde ich empfehlen sich einmal Soziokratie, Holacracy und reinventing Organizations anzuschauen. Auch die Agilen Projektmethoden, wie z.B Scrum, sind sehr interessant. Falls jemand Diskussions- oder Redebedarf darüber hat, dann schreibt mich an, ich habe derzeit Redebedarf und Wissensdurst 😊. Ich teile auch sehr gerne mein Wissen darüber, das zum Großteil noch nur theoretisch ist, aber teilweise auch bereits praktisch.
Euer Ginstor