Kapitel 53
Könige
Die Weidekönigin war bereit alles dafür tun, um uns aufzuhalten. Aber wir sind zu weit gekommen, um uns jetzt noch einschüchtern zu lassen. Sie hetzte ihre Lakaien auf uns, welche wir durch geschickte Manöver abwehren konnten. Doch die Weidekönigin selbst war um einiges Stärker und verlangte uns alles ab. Irgendwie gelang es uns letzten Endes, sie zu bezwingen. Wir konnten also endlich die Fleischschmiede stürmen!
Als wir eintrafen, begegneten wir der Seele einer Halbgöttin namens Rabe. Sie erzählte uns, was es wirklich mit diesem Ort auf sich hat. Rabe galt als die Heldin der Elfen und anscheinend war der Blattfürst nichts weiter als ein Dämon, den sie versuchte zu bekämpfen. Die Fleischschmiede diente dazu, um Wildlinge hervorzubringen, die sie bei ihrem Kampf unterstützen würden. Doch nicht nur die Wildlinge, sondern auch den Astbrechern gab sie einen Funken ihrer Ideale mit, um Herzland von dieser bösen Macht zu befreien. Doch der Blattfürst war zu stark, übte seine Macht auf Herzland aus und riss die Fleischschmiede an sich.
Wir begaben uns nach dem Gespräch tiefer in die Fleischschmiede hinein und fanden im Innersten eine Art Geburtsstätte für die Wildlinge. Der Raum war voller Kapseln, in welchen neue Säuglinge herangezüchtet wurden. Der Blattfürst – in Form eines gigantischem lebendigem Baumes- befand sich in der Mitte der Kammer und versuchte uns endgültig loszuwerden. Dafür erschuf er aus Holz Kopien von uns Himmelssuchern. Seine Holzpuppen imitierten unsere eigenen Kräfte und Fähigkeiten. Wir mussten somit gegen uns selbst bestehen…
Aber wie ich feststellte, waren es am Ende doch nichts weiter als reine Imitationen. Sie hatten unseren vereinten Kräften trotz ihrer Stärke wenig entgegenzusetzen und es gelang uns die Puppen zu besiegen. Die originalen Himmelssucher sind nun mal einzigartig!
Der Weidefürst wurde zerstört und der Raum fing an zu zerfallen. Yllafina schnappte sich noch schnell den Rabenstab, bevor wir von dort flüchteten. Als wir nach draußen gelangten, empfing uns ein besonderes Schauspiel am Himmel: Die abgestorbenen Teile des gigantischen Weidefürsten trieben in alle Richtungen davon. Jeder auf der Insel wusste somit was geschehen ist.
Als wir aus der Festung zurückkehrten, begegneten wir Aethor. Er teilte uns mit, dass alle Feinde mit dem Fall des Weidekönigs auch ihre Kräfte eingebüßt haben und der Kampf somit gewonnen war! Im Gegenzug berichteten wir von unseren Erlebnissen in der Fleischschmiede. Als Trickser einwarf, dass der als göttlich angesehen Weidefürst nichts weiter als ein Dämon war, war das für Aethor zu viel und er fiel in Ohnmacht. Unser Fuchswildling muss dringend lernen, nicht zu viel preiszugeben…
Nachdem Aethor sich wieder erholt hatte, begaben wir uns zurück zum befreiten Weidenhof und nahmen an der Versammlung der Astbrecher teil. Sie alle mussten akzeptieren, dass die Gottheit von Herzland nicht das war, wofür sie ihn gehalten haben. Als es darum ging einen neuen König zu wählen, erwählte auch Yllafina Anspruch auf diesen Posten. Die ganze Zeit war es ihr Ziel gewesen, Herzland zu befreien und dieses Vorhaben war nun erfüllt. Doch auch die Zukunft von Herzland musste gesichert werden. Eine Aufgabe, der Yllafina sich verpflichtet fühlte. Allerdings hatten wir schließlich noch eine Mission zu erfüllen, weshalb Aethor so lange den Platz übernehmen würde.
Nach der Zeremonie konnten wir es nicht lassen, den Weinkeller des Anwesens zu plündern. Schließlich gehört das Hab und Gut ja nun irgendwie unserer Elfe. Wir nahmen so viel mit, wie wir tragen konnten und begaben uns damit zum Schiff. Wir beteiligten uns die nächsten Tage dabei, die Nachwirkungen der Schlacht zu bereinigen und die Ordnung in Herzland wieder herzustellen. Auch eine Feier der Unabhängigkeit der Wildlinge stand auf dem Plan. Nach all der Zeit haben diese endlich ihre Freiheit erlangen können. Durch diese siegreiche Revolution stieg das Ansehen der Wildlinge beträchtlich. Nicht nur auf Herzland, sondern in den ganzen Himmeln, wie ich später feststellen durfte.
Irgendwann empfing uns unser Schiffsgeist Jophiel und erzählte uns, welche Aufgaben nun vor uns liegen würden. Da wir nun alle Seelenartefakte beisammenhatten, war es an der Zeit, diese zu bereinigen und von den Flüchen zu befreien. Dafür sollen wir die Herrin der Winde in Brücken und die Lebensmutter in Reichlich ersuchen. Da Brücken nicht allzu weit entfernt lag, begaben wir uns zuerst dorthin.
Als wir in Brücken eintrafen, begaben wir uns direkt in den örtlichen Tempel. Ein Priester führte für uns ein Ritual durch, um die Herrin der Winde zu rufen. Sie materialisierte sich vor uns, bereinigte einen Teil unserer Artefakte und trug uns auf, das Herz des Dämons zu finden. Bevor ich weitere Fragen stellen konnte, verschwand sie bereits wieder. Somit nahmen wir als nächstes die Reise nach Reichlich in Angriff. Als wir dort ankamen, trafen wir auch hier wieder einen Priester, welcher den Tempel der Lebensmutter verwaltet. Er führte ein Ritual durch und die Göttin erschien. Auch sie reinigte unsere Artefakte, befahl uns das Herz des Dämonenkönigs zu zerstören und verschwand, bevor ich ein Wort von mir geben konnte. Die Götter dieser Himmel scheinen allesamt nicht sehr gesprächig zu sein. Außer vielleicht Festival…
Unsere Artefakte hatten somit wieder ihre volle Stärke. Als wir den Tempel verließen, entsprangen aus den Artefakten plötzlich Lichtkugeln, die in den Himmel emporstiegen und in verschiedene Richtungen davonschossen. Zurück auf dem Schiff erklärte uns Jophiel die Bedeutung dahinter. Die ursprünglich versiegelten Geister der Artefakte durchsuchten nun die geborstenen Himmel nach dem Herz des Dämons.
Der Geist aus Naugrims Hammer kehrte als erstes zurück und zeigte ihm eine Vision von dem Herz. Naugrim erzählte uns von dem Traum. Er sah eine große, merkwürdig verformten Insel, umringt von einer riesigen Armee an dämonenbesetzten Schiffen. Es war wohl ein schrecklicher Anblick. Ich musste feststellen, dass wir aktuell keine Chance haben es mit dieser Übermacht aufzunehmen. Zumindest nicht allein…
Wir brauchen also die Kraft einer großen Armee. Yllafina hatte dafür einen Vorschlag: Als wir Festival begegnet waren, erhielt sie ein Amulett, welches uns behilflich sein würde, den Kriegsfürsten zu treffen. Dieser hätte die Macht, alle Völker der Himmel zu vereinen und in den Kampf zu führen. Um ihn zu finden, müssten wir uns zur schwindenden See begeben, einer riesigen von Eis bedeckte Insel, welche am höchsten Punkt der Himmel zu finden ist. Und die lange Reise begann…
Als wir uns dem Gebiet nach ewig vielen Wochen endlich näherten, erstreckte sich vor uns eine gigantische Eiswand über den ganzen Horizont. Es war ein ehrfürchtiger Anblick. Die schwindende See war der Grund, weshalb es in den geborstenen Himmel Wetterphänomene gab. Das Schmelzwasser fiel herunter und traf als Regen auf die verschiedensten Inseln. In dieser Höhe war es eiskalt und es fiel ohne Unterlass Schnee herab. Wir steuerten auf den Hafen von Erstheim zu, einer Siedlung, welcher in der Wand der Insel eingeschlagen war. Wir wurden von den örtlichen Orks empfangen. Auch hier hatte man bereits von dem Ruf der Himmelssucher gehört. Wir teilten unser Anliegen mit und erfuhren, dass der Kriegsfürst sich nur denen zeigt, die ihre Kraft in der Arena unter beweis stellen. Es blieb somit nichts anderes übrig, als unsere Stärke zu demonstrieren.
Sie führten uns durch ihre Siedlung und zeigten uns ihre Lebensweise. Ich fand das sehr spannend, auch wenn diese kalten Lebensbedingungen nichts für mich wären. Die Arena lag noch weiter oben auf der Insel und wir brauchten etwa zwei Tage, bis wir endlich ankamen. Vor uns erstreckte sich ein großes Gebilde, mit Zuschauerrängen und einem großen Kampfplatz in der Mitte. Auch dieses Bauwerk war vollkommen von Eis überzogen und unsere Gegner warteten bereits auf uns. Es ist an der Zeit, den Kriegsfürsten zu überzeugen…