Fasar - Yol-Fassar
Auszug aus einem sehr langen Brief von
Major-Maga Isarun von Spogelsen, Magistra i.s.m. des Ordo Sagittarum Luminis, Zweite Hofmaga Ihrer Kaiserlichen Majestät Rohaja I. von Gareth
an
Seine Ehrwürden Assavo Yitskok vom Großen See, Prälat des Sacer Ordo Draconis, Zirkelkongregation Mittellande
datiert auf den 02. INGerimm 1030 BF.
"Liebster Assavo,
vor vier Wochen bin ich gemeinsam mit
Abelmir und
Boltax aus Gareth aufgebrochen, um unsere Freundin
Zhulamin in ihrer Heimatstadt zu besuchen.
Yarlan schloss bei Punin zu uns auf und wir kamen trotz einiger Angriffe von wilden Ferkinas recht schnell über den Raschtulswall – glücklicherweise fürchtet sich dieses Volk sehr vor der Sternenkraft, sodass es uns drei zaubermächtigen Reisenden nicht allzu schwer viel, die Angreifer in die Flucht zu schlagen. Vorgestern sind wir endlich in Fasar angekommen – ach, es fühlt sich schon viel länger an, so viel haben wir bereits gesehen! Ich vermisse dich und
Klein-Emi sehr und möchte dir am liebsten sofort alles erzählen, was ich erlebe. Ich hoffe, die Recherche zur Historie der Tsakulte geht gut voran. Sollte ich hier interessante Literatur entdecken, bringe ich sie dir natürlich mit. Bis zum Jahreswechsel bin ich gewiss wieder zu Hause. Jetzt aber erzähle ich dir von unserer Ankunft in Fasar!
Wir erreichten die Stadt von Norden. Der gewaltige
Gadang erstreckte sich von links nach rechts vor dem eigentlichen Stadtgebiet mit seinen vielen Türmen. Eigentlich hätte man ihn aber gar nicht sehen müssen, um zu wissen, dass er da war – dieser Fluss stinkt erbarmungswürdig! Die ansässigen Ferkinas und Tulamiden benutzen ihn für alles von der Gerberei über die Notdurft bis hin zur Trinkwasserversorgung – und alles keine zehn Schritt voneinander entfernt. Die Herrin PERaine möge über die armen Seelen wachen, die diese grässliche Brühe trinken... Vor den Toren (nun ja, Tore hat Fasar zwar, doch keine Stadtmauer) der Stadt erstreckten sich die
Viertel der Handwerker, die uns sogleich ihre Waren verkaufen wollten. Ich habe für dich und
Onkel Valnar einige hübsche Schreibfedern erstanden, die ich diesem Brief beifüge – sie stammen von einem besonders flauschigen, rosagefiederten Geier, der im Lokalglauben der Marbo zugeordnet wird ("Karneolgeier" sagte der Händler, wenn ich ihn richtig verstanden habe). Yarlan erstand einen ganzen Satz Geschirr mit merkwürdig proportionierten Eselmotiven für seine Gemahlin und Abelmir verschwand erst einmal mit einem einheimischen "Führer". Wenig später fanden wir ihn völlig berauscht auf einer Brücke stehend und Boltax fragend, warum dieser plötzlich blau sei. Später identifizierte Zhulamin die Droge als Zithabar. Wie unvorsichtig von Abelmir, gleich dem erstbesten Fremden Rauschkraut abzukaufen und es unbeaufsichtigt zu konsumieren!
Dank Zhulamins guter Wegbeschreibung wussten wir bereits, dass wir uns nach Überqueren der Brücke nur nach rechts halten mussten, auf den großen, rosafarbenen, phallischen Turm zu... der war wirklich schwer zu übersehen. Abelmir behauptete, den Weg finden zu können, und führte uns durch ein Gewirr von Gassen, durch zahlreiche Hinterhöfe und gar durch zwei Wohnhäuser zum
Tempel der Radscha Uschtammar. Ein mit überwältigend (manchmal verstörend) detaillierten Reliefs und Statuetten geschmücktes Bauwerk im uralten Stadtviertel
Mantrabad, durch das betäubende Rauschkrautschwaden waberten.
Während wir uns noch die Fassade ansahen, erreichte auch
Rafim den Tempel, der von Süden her angereist war.
Mira ist inzwischen so groß wie die größten Tralloper Riesen! Hoffentlich hält sie die große Hitze in Fasar aus, aber wenn sie so lange Zeit in Al'Anfa gelebt hat, wird sie ein solches Klima wohl ertragen können. Rafim erzählte uns, dass
novadische Reiter seinen einheimischen Führer niedergeritten hatten und er ihn daher im Perainetempel abgeliefert hatte. Außerdem berichtete er, dass drei
Praiosgeweihte versucht hatten ihn zu beklauen! Yarlan klappte der Mund auf und zu wie einem Fisch, als er diese Ungeheuerlichkeit vernahm. Obwohl er selbst seine Ordinationsgewänder abgelegt hat und nun selbst wieder als einfacher Ritter auftritt, war er verständlicherweise vollkommen empört über diesen Vorfall und wollte Rafim kaum glauben. Aber Rafim zeigte uns eine Wunde an seinem Arm, die von einer vergifteten Klinge geschlagen wurde. Das Gift konnten Abelmir und ich nach kurzer Untersuchung als
Gelbschwanzskorpiongift identifizieren – also brauchten wir uns bei einem Kerl wie Rafim keine Sorgen machen.
Rafim hatte uns aus Al'Anfa allerlei
Geschenke mitgebracht: einen Stein für Boltax, zwei Paar Partner-Plattenstiefel für Yarlan und Leonida, zwei al'anfanische Seidengewänder für uns (schwarz und rot für KOr... nun ja, vielleicht können wir sie daheim beim Frühstück tragen, sie fühlen sich wirklich angenehm leicht an, aber für gesellschaftliche Auftritte sind sie wohl eher ungeeignet) und ein entzückendes kleines Seidenmäntelchen mit einem eingestickten Panther für Emi. (Das müssen wir ihr unbedingt anziehen, wenn Albrax das nächste Mal in der Stadt ist! Er wird begeistert sein.) Dann musste ich mich auf Rafims Bitte umdrehen, weil er nicht wollte, dass ich sein Geschenk an Abelmir sehe. Aber da Rafim so laut geflüstert hat, weiß ich doch, dass es ein Mengbilar ist. Ich hoffe, dass Abelmir nicht mit dem Gedanken spielt, eine solch abscheuliche Meuchlerwaffe einzusetzen. Hoffentlich ist sie nur so etwas wie ein makaberes Standeszeichen in der Bruderschaft der "Wissenden"... Bei dieser Gelegenheit übergab Boltax Yarlan noch eine kleine Bernsteinstatuette, die Yarlan selbst darstellte, da dieser sich nicht über sein letztes Geschenk (das zwergische Liederbuch) gefreut hatte.
Danach betraten wir den Tempel. Liebster Assavo, dieser
Rahjatempel ist der ungewöhnlichste, den ich je gesehen habe! Es gibt kein Wasserbecken dort und auch sonst keine Gelegenheit, sich zu waschen. So mussten wir ganz und gar staubig von der Reise unsere Freundin Zhulamin begrüßen, die in einem Nebenraum mit verbundenen Augen an einem Säbelkampftanz teilnahm. Wir sahen auch die Tempelvorsteherin Reshalia ai Djer Khalil, die Hüterin des Ersten Schleiers, sowie ein gewaltiges
Skelett: das der
Riesin Männertod. Abelmir interessierte sich sehr für die Male auf den Knochen der Riesin und fragte der armen Zhulamin Löcher in den Bauch: von welchen Waffen sie wohl herrührten und warum man das Skelett vom Raschtulswall bis nach Fasar geschleift habe? Er war noch immer sehr berauscht. Boltax und Rafim gestanden währenddessen, dass sie
beide ihre
Kaiser-Rauls-Schwerter in Gold verloren hatten! Rafim als Wetteinsatz beim Armdrücken (gegen wen er wohl verloren hat? das muss ja ein Troll oder eine Riesin gewesen sein) und Boltax in einem Kanal in Belhanka, als er den Orden wie einen Stein übers Wasser hüpfen lassen wollte... Liebster Assavo, du wirst dich freuen, dass ich mich in unseren Meditationsübungen zur Gelassenheit geübt habe und nicht der geringste Tadel, sondern nur ein mildes Lächeln über meine Lippen kam!
Da es bereits auf den Abend zuging, führte Zhulamin uns und unsere Tiere einen im gleichen Stadtviertel gelegenen
Stadtpalast, der von den Rahjageweihten und ihren Verbündeten bewohnt wird. Er ist von außen recht schmucklos, im Inneren aber recht luxuriös ausgestattet. Auch Unterstände für Pferde sowie ein zum Verweilen einladendes Wasserbecken befanden sich im Innenhof. Der Blick von meiner Schlafkammer über den Gadang ist äußerst prächtig! Ich habe dir eine kleine Zeichnung zur Abenddämmerung angefertigt, die ich diesem Brief beilege. Du darfst dich glücklich schätzen, dass ich es nicht vermag, Gerüche auf dem Papier einzufangen – so schön der Anblick ist, so schlimm ist der herüber wehende Gestank von Gerberei, Fäkalien und nassem Fell. Zhulamin sandte eine äußerst ungezogene Akoluthin aus, um die vier Schimmelstuten aus dem hohen Norden von den verbündeten Ferkinas herbeitreiben zu lassen. Während wir warteten, erzählte sie uns von den komplizierten Beziehungen der
"Erhabenen" der Stadt untereinander und ihren noch viel komplizierteren
Farbsystemen – stell dir bloß vor, man darf hier nicht die Farben tragen, die dem eigenen Stand oder der eigenen Position angemessen sind, denn sonst wird man dem Gefolge eines der Erhabenen zugerechnet und womöglich von anderen Fraktionen angegriffen! Oder sogar von der Fraktion des Erhabenen selbst, weil man "vortäuscht", seiner Fraktion anzugehören. Als Schwarzmagier gibt sich Abelmir als Angehöriger der
Al'Achami-Fraktion von Spectabilitas Atherion zu erkennen – das ist ein Glück, denn diese Fraktion ist zufällig mit der des Rahjatempels verbündet... Ich hingegen wurde aufgefordert, mir den grauen Reisemantel über die weiße Robe zu werfen (denn sonst würde ich dem sogenannten
"Marawedi-Mogul" zugeordnet), aber bloß keinen grauen Gesichtsschleier zu tragen (sonst würde ich der
Feqz-Kirche zugeordnet). Es ist wirklich furchtbar kompliziert; untereinander sind sich diese Erhabenen wohl so spinnefeind, dass man ohne viel Federlesens von den Brücken gestürzt wird, wenn man irgendwo die "falschen" Farben trägt! Einige der Erhabenen haben uns aber laut Zhulamin zu den in zwei Tagen stattfindenden
Festspielen in der
Murak'al'Kira-Arena eingeladen, unter anderem der Vorsteher des Praiostempels, der Mondsilberwesir der Mada Basari und der Vorsteher des Kortempels. Bei diesen Festspielen handelt es sich wohl um Gladiatorenkämpfe (Rafim war hellauf begeistert und fragte, ob er auch mitmachen könne), Kämpfe gegen wilde Tiere und Wettrennen (hier bekundete Yarlan sein Interesse an einer Teilnahme) – und das nicht nur
in der Arena, sondern auch in den Gassen der Stadt!
Für Zhulamin hatte Rafim natürlich auch etwas aus seiner Heimat mitgebracht: ein Gemälde von ihm und seinen Ordensbrüdern und -schwestern vor der Festung der
Basaltfaust. Er erzählte, dass er den Künstler eigentlich beauftragt habe, nur Rafim selbst vor der Festung zu malen, aber als die Brüder und Schwestern hörten, dass es ein Geschenk für Zhulamin ist, wollten alle mit drauf. Unsere Freundin ist anscheinend eine kleine Berühmtheit in Al'Anfa, dort kursieren laut Rafim... "vielgeliebte" Bilder von ihr, nachdem ein Grande sie im letzten Götterlauf hatte malen lassen. Zhulamin wirkte sichtlich erheitert von dieser Information und fragte uns, welche
Sehenswürdigkeiten wir uns in den nächsten Tagen ansehen möchten. Yarlan wollte unbedingt das Bodenmosaik im Rondratempel sehen, Boltax die Erz- und Brillantzwerge besuchen sowie die Unterstadt "Al'Taht" besichtigen. Wie ich erfuhr, handelt es sich bei dieser Unterstadt um die vielfach überbauten Schichten von Fasar, also um einen echten Ausflug in die Vergangenheit! Ich bin sehr gespannt und werde dir alles davon berichten, liebster Assavo! Auch den Hesindetempel und die berühmte steinerne Sphinx im Süden der Stadt werden wir uns in den nächsten Tagen ansehen. Abelmir möchte natürlich die Al'Achami besuchen und dabei Werbung für seine ehrgeizigen Pläne zum Wiederauflebenlassen des
Consilium Sinistrae machen. Ob man ihn dort anhören wird? Immerhin hat er immer noch nicht seine Magusarbeit verfasst und beklagte sich über die "schwierige Quellenlage" zu seinem Thema. Boltax äußerte seine Sorge, dass Abelmir an Altersschwäche sterben könnte, bevor er seine Arbeit zu Ende bringen kann.
Während uns Yarlan von seinem Gutshof nördlich von Greifenfurt erzählte, brachten die Ferkinas die
Schimmelstuten und ihre Fohlen herein. Zhulamin hatte sie Thalionmel, Etilia, Hashnabith und Rajadscha genannt, wobei die ersten drei mit Yarlans Hengst Vitus gekreuzt wurden und Rajadscha mit einem Shadif, da sie Vitus nicht mochte. Die Fohlen sind nunmehr einjährig und zeigen vielversprechende Anlagen, ausdauernd und elegant wie ihre Mütter, aufgeschlossen und neugierig wie es alle jungen Rösser sein sollten. Eine feine kleine Zucht, in die man nun natürlich weitere Tiere einkreuzen muss, um die Linie gesund zu erhalten. So zeigt sich, dass die milde IFirn ihre schützende Hand über die unschuldigen Tiere gehalten hat, die sicher unter hässlichen Bedingungen das Licht der Welt erblickten.
Am nächsten Morgen erwachten wir alle mit Kopfschmerzen ob des Gestanks und Lärms, der auch während der Nacht vom Gadang herüberwehte. Zum Frühstück hatten wir Datteln und Feigen – genau wie damals, wenn Onkel Reckhart unserer Familie wieder einmal einige Kisten und Fässer aus Khunchom zukommen ließ. Abelmir war das natürlich nicht Recht; er beklagte sich über das Fehlen von Marmelade, dann zermatschte er Datteln und verrührte die klumpigen Überreste mit Honig, um sich diesen Form gewordenen Zuckerschock einzuverleiben. So etwas lassen wir Emi aber dereinst nicht durchgehen!
Nach dem Frühstück begann Zhulamin, uns über die Brücken durch die Stadt zu führen. Unser erster Anlaufpunkt war der
Kortempel im Stadtteil Mantrabad: ein merkwürdiges, prismenförmiges Bauwerk aus roten und schwarzen Ziegeln mit einem gewaltigen Panther, der frei in seinem Inneren herumlief. Rafim erklärte uns, dass dies der wichtigste Ort für den Aspekt des Guten Kampfes sei: der Richter der Neun Streiche säße hier und warte auf Herausforderungen. Da der Gewinner aber selbst die Rolle des Richters übernehmen und auf die nächste Herausforderin warten muss, ist das für Rafim natürlich viel zu langweilig. Hier sahen wir sehr viele Söldner (auch welche von den Kor-Knaben) und zahlreiche Aushänge mit Preislisten und Arbeitsgesuchen für das Soldvolk. Während wir von einem Balkon des Kortempels hinab einen Blick in die Murak'al'Kira-Arena werfen konnten (in der gerade ein paar ärmliche Hütten von Stadtgardisten geräumt wurden, um Platz zu machen für die Spiele), erschien hinter uns plötzlich ein riesiger, gehörnter Mann! Er stellte sich als
Ban Shayan vor, ein Erwählter des Ras'ar'Ragh (einer heidnischen, lokalen Gottheit in Form eines schwarzen Bullen, dessen Kult aus alten Zeiten stammt und für Fruchtbarkeit und Stärke steht) in Begleitung von drei dreckigen, vernarbten Kriegerinnen mit verfilzten Haaren. Er knurrte uns an, dass morgen keine Korspiele in der Arena stattfänden, sondern
Levthanarien. Bei uns allen schlugen die Alarmglocken: diese Hörner mussten doch ein Paktmal sein! Andererseits konnte dieser Kerl den Tempel betreten... vielleicht hatte er auch eine Begegnung mit Feen oder Kobolden... oder der Tempel hat seine Weihe verloren. Bevor wir fragen konnten, was es mit diesen Levthanarien oder seinen Hörnern auf sich hatte, legte er sich schon mit uns an, besonders mit Rafim, und verließ dann reichlich dramatisch den Balkon. Typisch. Das ist doch nur wieder einer von denen, die erst große Töne von sich geben und dann aufs Maul bekommen.
Nach unserem Besuch im Kortempel wanderten wir über die Brücken ins Stadtviertel
Yol-Fessar (den Feqzenshügel), wo sich Rondra- und Feqztempel befanden. Der hiesige
Rondratempel trägt den Namen "Tempel der Rahandra". Boltax fiel sofort auf, dass der Tempel mit zwergischer Handwerkskunst erbaut wurde und hielt mir einen anderthalbstündigen Vortrag über die verwendeten Quarzsorten, ihre Eigenschaften und künstlerischen Bedeutungen, während ich die interessantesten Fresken und Reliefs abzeichnete (die Zeichnungen findest du diesem Brief – sie sind mit Kohle angefertigt, nichts für Emis Patschehändchen!). Wir sahen viele merkwürdige Motive: Rondra in männlicher Gestalt als Sturmgott, dann jedoch wieder als Bauerngottheit mit einem regenbringenden Pflug, was eine Diskussion zwischen Boltax, Zhulamin und Yarlan über das überlieferte Geschlecht von Göttern auslöste. Daneben gab es ein Fresko der Sphinx, aber auch viele Mosaike, die Yarlan ja unbedingt sehen wollte: von Rastullah, von Ras'ra'Ragh (wie ein Minotaurus dargestellt und eindeutig in der Funktion eines Kriegsgottes) und von einer merkwürdigen Kampfszene zwischen Kor und Feqz, der hier nicht nur als Gott von Handel, List und Heimlichkeit verehrt wird, sondern auch als Echsentöter und Kämpfer in der Nacht. Zhulamin erzählte uns den Grund dafür: als Fasar von Menschen besiedelt wurde, herrschten dort die Achaz und weitere Echsen. Feqz gab den Menschen die Idee, den Schutz der Nacht auszunutzen, um die Echsen während ihrer Zeit der Trägheit zu töten. Außerdem gibt es eine lokale Sage, derzufolge der Gigant Adawatu die ersten Menschen aus Lehm, Blut und dem Wasser des Gadangs geformt habe. Was für ein hanebüchener, ja sogar frevlerischer Unsinn! Das kommt davon, wenn die Kinder nicht wie in zivilisierten Landen in die Praiostagsschule geschickt werden, um die wahre Entstehungsgeschichte der Welt zu lernen.
Unser nächstes Ziel war der
Tempel des Feqz ganz in der Nähe. Im Tempel sahen wir einige der bereits vorhin erwähnten Darstellungen des Feqz. Interessanterweise wird er hier in Fasar als Schutzpatron der Zauberei verehrt, obwohl er doch Madas Kerker bewacht! Hier wurden auch einige Kinder "unterrichtet"... oder vielmehr wurde ihnen eine seltsame Sage über nichtmenschliche Zaubermeister namens "Kophta" erzählt, denen Feqz immer wieder Stücke von ihren Schwänzen abschnitt. Hast du so etwas Seltsames schon ein mal gehört? Wenn ich auf dem Basar ein Büchlein zur lokalen Sagenwelt finde, werde ich es dir mitbringen. Boltax fand eine Darstellung eines zwergisch-menschlichen Diebespaares: Calaman Sohn des Curthag und Assaf ibn Kasim. Nun folgte wieder eine seiner langatmigen zwergischen Erzählungen, aber die Ereignisse um den Tag des Zorns kennst du ja bestens. Der merkwürdigste Fund war jedoch ein Relief, das die Sieben Gezeichneten darstellte – obwohl das Kunstwerk selbst mehr als 1000 Götterläufe alt war! Wir spekulierten, dass es auf eine alte Prophezeiung hin angefertigt worden sein musste. Wenn ich mehr darüber erfahre, schreibe ich dir natürlich!
Weiter ging es in den Süden der Stadt, doch hier mussten wir die bequemen Brücken verlassen und uns in das Gewusel der Gassen Fasars begeben und
Al'Suq (den Basarbezirk) durchqueren. Es war überwältigend laut und voll, lauter als eine zwergische Blaskapelle und voller als jedes Garether Volksfest! Yarlan wäre fast ausgeraubt worden, weil er unbedingt Malven für seine Frau kaufen wollte. Aus jeder Ecke schrie jemand. Auf einer Kiste stehend sahen wir sogar einen Mann in rot-schwarzen Gewändern, der vom Sphärenschänder und seiner "Kirche" predigte! Boltax belegte ihn sogleich mit einem Silentium und als wir den "Prediger" erreicht hatten, packten Rafim und Yarlan sich den Kerl und zerrten ihn unsanft von der Kiste. Dann..."