Die Schlacht der drei Kaiser
Brief der Kräuterfrau Kunhuta an den Traviageweihten Melcher für ihre Schwester
Sehr geehrter Vater Melcher,
bitte lest doch meiner Schwester Travigunde diesen Brief vor da ich weiß, dass sie des Lesens nicht kundig ist.
Liebes Schwesterlein, zu aller erst: Ich lebe ! Den Göttern sei Dank habe ich die Schrecken der
letzten Tage und Wochen überstanden und konnte dem Praioten, die mich aus unserer Dorfgemeinschaft entführten,
entkommen. Doch ich sollte von vorne beginnen wie uns unser seliger Vater ständig ermahnte. Du erinnerst dich sicherlich
noch wie dieser Praiot mich anklagte eine Hexe zu sein und mich bei lebendigem Leib verbrennen wollte. Was habe ich getan
um vom Herrn Praios so gestraft zu werden ? Ich habe doch nur Kräuter gegen Zahnweh und Rückenleiden in unserem Moor
gesammelt. Jedenfalls landete ich im Eisenkäfig mit so einem hässlichen Wasserkopf, du weißt schon diese Grolme, und
erwartete am nächsten Morgen verbrannt zu werden. Da ritten so zwei Gestalten zu Pferd heran und sprachen mit diesem Albuin
in seiner Kate. Irgendwann haben sie mich dann aus dem Käfig geholt und mich den beiden übergeben. Stell dir vor, das waren
eine Weiß-Maga und noch so ein Praiot aus dem fernen Gareth. Travia sei Dank wollten diese mich nicht verbrennen und
nahmen mich mit zur „Inspizierung“ oder so. Wir ritten dann Richtung Talf und ich durfte sogar bei der feinen Damen mitreiten, so
richtig wie so eine Baronin und so. Naja, als wir dann ankamen waren da noch zwei weitere Leute. Eine wunderschöne Rahjani aus
dem Süden, nach ihrem komischen Akzent nach, und so ein Kleinwüchsiger die Vater immer als Zwerge bezeichnete. Was ihm an Größe
fehlt macht er mit Haar- und Bartwuchs wieder mehr als wett. Die haben auch noch eine weitere Frau in einer Besenkammer mit Eisen
gefesselt weil die anscheinend eine echte böse Hexe ist.
Warum hat dieser Albuin die nicht verbrannt ? Naja, der Herr Praios wird es schon wissen warum. Dann kommen noch so zwei Gestalten herein,
die mir Angst machten. Der eine von denen ist riesig, also wirklich riesig. Noch größer als diese hässlichen Trollzacker, die hinter ihm die Gaststube
betreten und einen traviaungefälligen Lärm verbreiten. Liebe Travigunde, ich habe noch nie so viele Narben bei einem Mann oder Frau gesehen wie bei
diesem Kerl. Außerdem war da noch dieser Schwarzmagier, ja Travigunde du hörst richtig, ein Schwarzmagier der mich finster mustert dass mir Angst
und Bange wird. Der scheint wohl aus dem fernen Horasreich zu kommen seinem Akzent nach und außerdem kommen da doch wohl alle diesen
feinen Pink… ich meine Herren her. Hält sich wohl für was Besseres mit seinen feinen Manieren und sauberen Händen. Aber das sage ich ihm natürlich
nicht sonst verwandelte er mich bestimmt in einen Frosch oder so. Die feine Dame, sie nannte sich Isarun von Spogelsen, hat dann irgendwas
magisches gemacht und gesagt, dass ich keine Hexe bin. Das hätte ich ihr auch so gesagt. Der Schwarzberobte schreibt irgendwas auf ein Blatt Pergament
dass er Protogroll nannte. Dann tauschen sie wilde Geschichten untereinander aus so wie damals als wir Kinder am Lagerfeuer waren, du weißt schon in
den guten alten Zeiten. So fantasievoll waren unsere Geschichten allerdings nicht und ich bin mir ziemlich sicher dass keine davon wahr ist.
Wo kommt allerdings diese Hexe in der Besenkammer her ?
Plötzlich schreien diese Trollzacker herum, dass der Himmel brennt. Oh liebste Schwester, ich würde dem guten Herrn Boron jeden Erdtag eine Gebet
widmen wenn ich wüsste, dass ich dadurch verhindern könnte so etwas noch einmal zu erleben.Ich fühlte mich auf einmal so schwer als wenn irgendetwas
meine Seele zu Boden drücken würde. Und dann kam es urplötzlich. Die feinen Herren und Damen nannten es später ein Alptraumgewitter und ich solle besser
nicht weiter nachfragen und es vergessen. Als wenn ich das könnte ! Bei Boron, diese Stimme die zu uns allen sprach. Wie eine Sichel die an einem Knochen
entlang gezogen wird. Nein, ich mag mich nicht mehr gern daran erinnern. Es erschien mir wie eine Ewigkeit lang dass ich diese Stimme in meinem Kopf hörte.
Und dann war es vorbei und ich fand mich weinend auf dem Boden wieder. Die Leute haben dann die Köpfe zusammengesteckt und etwas beredet dass nicht für
meine Ohren bestimmt war. Ich konnte nur sowas wie Waffen, Drache, Altzoll und Halsband verstehen. Wollen die jetzt in die schwarzen Lande reisen für ein
Schmuckstück ? Ohne mich, der liebe Herr Vater und die liebe Mutter haben keine dumme Pute aufgezogen die für nutzlosen Kirmestand ihr Leben riskiert.
Oh nein ! Ich habe aber dann doch einen großen Schreck erlebt als plötzlich so ein riesiges Wesen mit langem Bart in die gute Stube tritt, der Kleinwüchsige
nannte es einen Troll oder so, und irgend was zu den Damen und Herren sagt. Ich habe nicht recht aufgepasst da ich nur auf seinen riesigen Bart schauen konnte
und dachte mir nur was er wohl darunter trägt. Nein Travigunde, nicht diese traviaungefälligen Gedanken die du mir in der Vergangenheit unterstellt hast.
Ich frage mich ob er auch soviele Narben wie dieser Südländer hat, du weißt schon der andere riesige Kerl. Naja, auf jeden fall nimmt er diese stinkenden Trollzacker mit.
Travia sei Dank !
Sie beschließen mich nach Gareth mit zu nehmen und bieten mir für das erste eine Stelle in ihrem Haushalt an. Stell dir vor, ich reise nach Gareth und wohne in einem
feinen Haus. Wenn das unser lieber Vater noch hätte erleben dürfen ! Der Schwarzberobte erzählt unterwegs noch etwas von Untoten und Geistern in einem Wald und einem
Hügelgrab. Warum erzählt er nicht etwas über Prinzessinnen oder Feen ? Ich mag seine Geschichten nicht besonders. Sie sind so unheimlich, genau wie er.
Naja, wir haben dann einige Zeit auf der großen Strasse nach Wehrheim verbracht und die hübsche Rahjani hat Geschichten aus ihrer Heimat im Süden erzählt.
Ob sie mich mal mitnimmt in die schöne Stadt Fasar ? Sie unterhalten sich auch über diesen Praioten Albuin und was sie dagegen unternehmen können.
Sie wollen Hand an einen Praiosgeweihten legen ? Ob das dem Herrn Praios recht ist ? Wir begegnen auch so herumstreifenden Abenteurern, wie sie sich selbst nennen.
Angesichts der hohen Herren legen sie aber ihre Rauflust ab und werden von ihnen nach Widmannshus geschickt. Achja, die Hexe haben sie in Ketten auch mitgeschleift,
also die Herren und nicht die Abenteurer. Wir kamen dann irgendwann in Avesheim an und begegnen dort so einer Hesindepriesterin und noch so einem Magier.
Die Draconiterin, ja Travigunde ich habe diesmal aufgepasst, und ihr Magus berichten von Zweimühlen und so einem ekligen Nekrodingsbumms der da herrscht.
Der Magier bietet „unserem Schwarzmagier“ etwas Pfeifenkraut an und der macht nach ein paar Zügen so ein komisches, kaum zu beschreibendes Gesicht. Merkan,
also der Draconitermagier, geht dann nach oben in sein Zimmer. Irgendwie, ich weiß nicht wie, stehen dann alle auf und gegen dem Mann hinterher und keiner erzählt mir warum,
Sie kommen dann mit verkniffen Gesichtern zurück. Wir gingen dann alle schlafen. Des Nachts werde ich dann wach als ein plumpsendes Geräusch aus dem Flur mich weckt.
Als ich nachschaue schleifen Frau von Spogelsen und der Narbenmann die Geweihte in ihr Zimmer. Ich dachte mir, dass ich wohl besser in die Schlafstube zurück gehe und
nicht weiter nachfrage. Am nächsten Morgen ist die Stimmung gedrückt was wohl auch an dieser Hesindegeweihten und der Hexe liegt.
Sie haben sich wohl nachts etwas überlegt und der Kleine, die Weißmaga, die Draconiteren und die Hexe sind wohl in der Nacht verschwunden. Was geschieht hier ?
Keiner erzählt was und ich traue mich nicht zu fragen. Irgendwann am Mittag kehren sie alle zurück, Travia weiß wo sie hin waren, und die hohen Herren veranstalten irgendeine
Art von Prozess. Sie sagen, sie sind Grafen oder so und sie dürfen dass. Naja, ich werde sie bestimmt nicht daran hindern der Hexe einen Prozess zu machen. Ich weiß ja was sich
gehört vor Praios und so. Vorher erzählen die Rückkehrer noch irgendwas von einem Heiligtum in der Nähe. Travia stehe mir bei, wo bin ich hier reingeraten ?
Der Prozess zieht sich in meinen Augen, wie die Sülze vom Alrik dem Fleischer, in die Länge und mir fallen bald die Augen zu. Können sie die Hexe nicht verurteilen und verbrennen ?
Also bei echten Hexen, nicht wie bei mir, wäre das nur Recht und Ordnung. Travigunde, du wirst mir nicht glauben wenn ich dies dir hier erzähle.
Diese Leute, die Grafen also, haben die Hexe leben gelassen und sie nur zu Ortsattest oder so verurteilt. Das heißt die Hexe darf den Ort ihres Unheils nicht wieder verlassen und auch
keine Leute mehr verhexen. Außerdem soll das so ein neuer Traviaorden der Hexe auf die Finger schauen. Ich bin ein wenig enttäuscht dass es heute keine ordentliche Verbrennung stattfindet.
Dann hätte ich dir genau schildern können wie ihr Fleisch von den Knochen schmilzt. Ja, ich weiß du magst solche Geschichten nicht. Und stell dir vor, diese niederhöllische Buhle
schlägt dem Narbenmann und dem Schwarzmagier eine letzte Liebesnacht vor bevor sie abreist. Was für eine schamlose Person ihren Richtern so ein Angebot zu machen !
Wir reiten dann weiter über Wehrheim nach Gareth und begegnen so machen finsteren Haufen Bewaffneter aber die hohen Herren und Damen kennen wohl einige von Ihnen und
so haben wir keine Probleme. Stell dir vor wir begegnen sogar dem Herausgeber des Boten, du weißt schon dieses Blatt aus dem manchmal Vater Melcher uns allen vorliest, der auf dem
Weg nach Wehrheim ist. Er scheint wohl nicht mehr richtig klar im Kopf zu sein so allein durch diese gefährliche Gegend zu reisen. Nach tagelanger Reise erreichen wir dann endlich Gareth.
Travigunde, du kannst dir nicht vorstellen wie riesig diese Stadt ist. Unser Dorf würde wohl hunderte Male hier hineinpassen und es wäre immer noch Platz frei für mehr.
Und diese Gerüche, diese Geräusche, diese Farben. Ich weiß gar nicht wo ich zuerst hinschauen soll. Wie im Traum erreichen wir dann so ein feines Viertel und betreten das herrschaftliche Haus.
Ich muss an dieser Stelle aufhören, da ich ja für die feinen Leute arbeiten soll und nicht Maulaffenfeil halten soll. So haben uns unsere Eltern nicht erzogen. Die Haushälterin weist mir
dann ein eigenes Zimmer zu. Kannst du dir das vorstellen, einen Raum nur für mich !
Ich schreib dir bald mehr von meinen Abenteuern und meinen Eindrücken aus dieser Stadt.
Deine dich liebende Kunhuta