Meine Meinung...
zur Thematik „ist Rollenspiel Kunst?“:Soziologisch betrachtet ist Kunst eine Institution, die nur im reziproken Prozess verschiedener Akteure entstehen kann. Kunst ist also immer dann der Fall, wenn mehrere Akteure sich darauf einigen, dass es Kunst ist und dieses als solches gemeinsam auffassen.
Institutionalisiert wird Kunst durch entsprechende, sinnbehaftete Handlungen der Akteure. Wer also Rollenspiel als Kunst auffasst und auf andere trifft, die durch die eigene Handlung/Einstellung (Rollenspiel als Kunst aufzufassen) von der Sinnhaftigkeit überzeugt werden, und ihr eigenes Handeln dann entsprechend anpassen (Rollenspiel ebenfalls als Kunst auffassen und es so ausdrücken), der institutionalisiert Rollenspiel als Kunst (zumindest im kleinen Rahmen. Vgl. Berger und Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit)
Es kommt also immer auf den Rahmen an in dem Rollenspiel betrachtet wird: Sehe ich es als Kunst und gibt es Alter Egos, die es auch als Kunst empfinden, ist es Kunst. Sonst nicht.
zur Thematik „regelloses Freeplay“:Soziologisch gesehen gibt es kein regelloses Freeplay. Alle Aktionen zwischen Akteuren laufen in einer geregelten Struktur ab. Das Spiel ist dabei die grundlegende
Struktur*, die den Akteuren den Rahmen setzt. Bei einem Freeplay bedeutet das zwar, dass man sehr freie Entscheidungsmöglichkeiten hat, aber es ist nicht regellos. Wie Eukaryot schon richtig andeutete, existieren allein schon auf Basis des
>>gemeinsamen Spielgedankens<< regeln, die dazu führen, dass sich die beteiligten Akteure aufeinander beziehen. Wenn jeder das machen würde, was er möchte (bspw. andere nicht zu wortkommen lassen; alles so umdefinieren, dass der eigene Geschichtenstrang im Vordergrund steht oder alle einfach aneinander vorbei erzählen) gäbe es kein Spiel. (Vgl. Huizingas „
Homo ludens“ und
Caillois "Les jeux et les hommes")
* Struktur entsteht aus dem Fakt, das Interaktion immer aus drei Grundkomponenten besteht (gemeinsam verstandener
Sinn - Legitimität - Macht (vgl. Max Weber)), die sich in gesellschaftliche Strukturen umwandeln (Institutionen - Regeln - Ressourcen (vgl.
Giddens))