Das Lange Haus.
Eine Handvoll Fischerhütten an der Küste, eine kleine Siedlung von Schäfern in der Heide oder ein Holzfällercamp in den Bergen – manchmal ist es stimmiger für ein Dutzend Bewohner keine „richtige“ Taverne anzubieten, sondern die Helden an den großen Tisch im Gemeinschaftshaus einzuladen. Oft das einzige gemauerte bzw. mehrstöckige Gebäude im Ort, wird es einfach nur „Das Feste Haus“, „Das Lange Haus“ oder „Das Hohe Haus“ genannt. Es ist Taverne, Herberge, Versammlungsort und Wohnsitz der wichtigsten Familie in Einem. Bei mir hatte es den letzten Einsatz bei der Durchquerung der Abagunder Heide (Albernia) im Rahmen des Abenteuers „Die Wächter der Feenpforte“. Der weitere Text enthält keine Spoiler.
Anreise: Ihr folgt dem Karrenweg weiter durch die Abagunder Heide. Zwischen Ginster, Heidekraut und kleinen Bächen verliert sich der Pfad fast im Hochmoor, doch kleine Türme aus aufeinandergestapelten Steinen markieren in regelmäßigen Abständen den weiteren Verlauf. Ein modrig dumpfer Geruch liegt in der Luft und dort wo Torf gestochen wurde säumen mit brackigem Wasser vollgelaufene Gruben den Wegrand. Nach einem halben Tagesmarsch führt der Pfad eine steinige Anhöhe hinauf, die die schwarz verkohlten Mauern einer Burgruine trägt. An diesem Relikt der jüngeren Kriege angekommen könnt ihr von Bruchsteinmauern eingefriedete Heidewiesen überblicken. Der Wind trägt Blöcken und Gebimmel von den grünen Hügeln herüber und zwischen den Schafsherden könnt ihr eine kleine Siedlung ausmachen. Der Weg führt zu einer Ansammlung von einem Duzend Hütten und Ställen, in deren Mitte ein langgezogenes Blockhaus nach Thorwaler Art steht.
Wo steht die Einrichtung? In der südlichen Abagunder Heide zwischen Otterntal, Traviarim und Burg Abagund, die jeweils etwa einen knappen Tagesmarsch (25 Meilen durch Heide und Hochmoor) entfernt liegen. Möglich wären aber auch ein abgelegener Küstenabschnitt oder ein Bergtal.
Wer leitet sie und warum? Das Lange Haus und das umliegende Land gehören zur Grafschaft Abagund und Graf Cullyn ui Niamand hat das Lange Haus und die umgebenen Weiden dem Junker Olgard Knallfaust zum Lehen vermacht. Olgard ist ein Nachfahre der Knallfaust Otta; eine Abstammung, die er mit Baron Kjaskar Knallfaust im drei Tagesmärsche entfernten Jannendoch teilt. Doch das Sagen im Langen Haus hat seine Frau Solva, die darauf achtet, dass kein Dreck hereingetragen wird, keine gotteslästerlichen Reden unter ihrem Dach duldet und Keilereien mit der Bratpfanne beendet.
Wie sieht es hier aus? Für die umliegenden Hütten wurden Pfähle in den Boden getrieben, dazwischen Reisig geflochten, mit Lehm abgedichtet und mit Reet gedeckt. Doch für das Lange Haus wurden Baumstämme aus dem Gundelwald herangeschafft und zu einem langgestreckten Blockhaus verbaut. Betreten werden kann das 30 Schritt lange Gebäude nur durch ein schweres, zweiflügeliges Tor an der Stirnseite, das tagsüber offensteht und nachts mit schweren Balken von Innen verriegelt wird. Der Dachfirst verläuft bogenförmig, wie der Kiel einerOtta und Drachenköpfe zieren die Enden der sich kreuzenden Dachbalken.
Direkt am Eingangstor befinden sich die Stallungen mit den beiden Kaltblut-Pferden der Hausherren und einige leerer Boxen für die tierischen Begleiter der Gäste. Hinter einer Trennwand mit Holztür beginnt der große Gemeinschaftsraum des Dorfes. In der Mitte erstrecken sich vier Tafeln mit einfachen Holzbänken und an den Wänden stehen mit Lammfell bezogene Pritschen, die nachts mit Vorhängen abgetrennt werden, um Gästen eine einfache Schlafmöglichkeit zu bieten. Den Übergang zum Wohnbereich der Hausherren bildet eine große, offene Feuerstelle deren Rauch durch eine Öffnung an der höchsten Stelle des offenen Daches abzieht. Auf der einen Seite des Feuers steht etwas erhöht der mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Sitz des Dorfvorstehers und auf der anderen Seite steht eine Statue, die Swafnir im Kampf mit der Seeschlange Hranngar zeigt.
Den hinteren Teil des Langhauses nimmt der Wohnbereich der Junkerfamilie ein. Von der offenen Küche aus hat die Herrin des Hauses, Solva Knallfaust, ein wachsames Auge auf den Gemeinschaftsraum. Ihre Aufmerksamkeit gilt leeren Krügen und Tellern gleichermaßen wie schlechten Manieren.
Wer kehrt hier regelmäßig ein?Die Hütten der Schäfer sind kaum mehr als überdachte Schlafstätten und so kommt abends ein guter Teil des Dorfes im Langen Haus zusammen. Wenn es einen Grund zum Feiern, interessante Gäste oder eine Abstimmung des Dorfrates gibt, dann sind fast alle Bewohner anwesend. Regelmäßige Gäste von Außerhalb sind Vieh-, Woll- und Tuchhändler aus den Städten Albernias, die Steuereintreiber und Boten des Grafen Cullyn ui Niamand und gelegentlich die Ritter der Burgen, die den Krieg überstanden haben. (Abagunder Grafengarde, Drachenreiter, Crumolds Wacht, Weiße Löwen und Steinlöwen) Gefürchtet hingegen sind die herrenlosen Heckenritter des Abagund, entmachtete Adelige der unterlegenen Häuser, die mal Tribute fordern und mal das Vieh stehlen.
Wie ist die Stimmung? Die Stimmung im Langen Haus spiegelt die Stimmung im Dorf wieder. Wurde in Kind geboren wird ausgelassen gefeiert und es gibt ein Fass auf‘s Haus. Wurde Vieh gestohlen ist die Stimmung argwöhnisch und gereizt. Regent es für Wochen fast ohne Pause sind die Tische fast leer und niemand möchte reden. Doch egal wie die Stimmung ist, interessante Neuigkeiten aus nahen oder fernen Ländern und Heldengeschichten finden immer schnell ein paar Zuhörer.
Was kann man bestellen? Solva Knallfaust nimmt ihre Rolle als Gastgeberin sehr ernst und versorgt jeden Einheimischen oder Durchreisenden mit einem Krug Schafsmilch und einem Teller Gemüsesuppe, der höflich darum bittet. Für diese Gastfreundschaft erwartet sie keinen Lohn und verweist stattdessen auf den Geldstock für Spenden an der Swafnir-Statue. Doch für Bier, Lammhaxe und Wacholderschnapps muss mit klingender Münze bezahlt werden und selbst Ihre Nachbarn können nicht Anschreiben lassen.
Welchen Ruf genießt das Etablissement? Das Lange Haus ist so etwas wie die Seele der Thorwaler-stämmigen Siedler in diesem Teil der Abagunder Heide. Mögen bis auf die Namen und Bärte fast alle Spuren ihrer Herkunft im Alltag verschwunden sein, das Lange Haus bleibt eine lebendige Erinnerung an die Geschichte der Knallfaust Otta und der Thorwaler-Besiedlung des Landstriches.