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Autor Thema: [Polaris] Vor langer Zeit, am Ende der Welt  (Gelesen 10588 mal)

Harry

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  • 06. September 2011, 10:43:32
[Polaris] Vor langer Zeit, am Ende der Welt
« am: 06. September 2011, 10:43:32 »

Hej,

hire ein Bericht zu unserer Partie Polaris . Ich habe letzte Woche das Spiel zum erstem Mal gespielt, nachdem ich es Jahre im Schrank rumstehen hatte und bei meiner Tischrunde niemanden dafür begeistern konnte. Dann hat Nocturama hier die Initiative ergriffen, eine TS-Runde auf die Beine zu stellen, und die 4 Plätze waren innerhalb von 2 Stunden weg... Ich hatte Glück und habe den letzten abgestaubt.

Für die, die es nicht kennen: Polaris ist ein spielleiterloses Erzählspiel über "Ritterliche Tragödie im Hohen Norden". Es hat ein eigenes, mystisch-märchenhaftes Setting und ein relativ kompaktes Regelsystem, das im Grunde auf ritualisierte Schlüsselsätze zurückgreift, um den Ausgang von Szenen zu bestimmen. Hier ein Beispiel:

S1: "Ich finde die Schneekönigin in der Ödnis, in ihrem Sarg aus Eis"
S2: "DOCH NUR WENN sie auf die Seite der Dämonen übergewechselt ist"
S1: "DOCH NUR WENN ich das erkenne"
S2: "UND ÜBERDIES Du sie immer noch und trotzdem liebst"
S1. "SO GESCHAH ES"

(Ist bei uns nicht so gelaufen, mir fällt nur gerade nichts Anschaulicheres ein).

Klingt erst einmal komisch, klappt aber prima, wenn man sich daran gewöhnt und eine Übersicht über die möglichen Verzweigungen bekommen hat. Es ist eins der älteren "Indie"-Spiele und hat, glaube ich, viele neuere Entwicklungen mit geprägt. Die Schlüsselsätze und das Setting ergeben zusammen sehr schnell ein kohärentes, mystisch-tragisches Spielgefühl, das ich vorher noch bei keinem anderen Spiel hatte.

Ach so, und der Weltuntergang ist festes Spielelement. Es steht von vornherein fest, dass alle Charaktere sterben und/oder korrumpiert werden sowie wahrscheinlich Schuld haben am Untergang, na ja, der Welt eben. Yay!

Für die, die es kennen: Wir haben mit Hausregeln gespielt: Eifer, Eis und Licht begannen bei 2 und Erfahrungswürfe gaben Erfahrung bei 1-3, Auffrischung bei 4-6. Dadurch wollten wir erreichen, dass das Spiel schneller voranging, da wir maximal 2 Sitzungen eingeplant hatten. Wie sich herausstellte, haben wir es in einer geschafft.

Nocturama hat sich vorher irre viel Arbeit gemacht und die wichtigsten Regeln sowie das Setting zusammengefasst und übersetzt. Außerdem hat sie die Schlüsselsätze-Flowchart übersetzt. Das war eine Riesenerleichterung, wir konnte flüssig spielen. Die Charaktere haben wir vorab und teilweise gemeinsam erstellt, über ein Unterforum der Drachnzwinge und im TS. Sehr praktisch, so konnten wir sofort loslegen.

Und, wie fand ich es? Schlicht und einfach grossartig, so fand ich es. Es lief wie am Schnürchen (mit gelegentlichen Holperern, aber die waren vernachlässigbar), und die Geschichte war stimmig, flüssig, voller guter Ideen und abgrundtief traurig. Wunderbar. Das Regelsystem fluppt, es gab immer Ideen für Szenen, und das Setting definierte genau die richtige Stimmung. Toll. Vielen Dank an meine Mitspieler/innen.

So, genug geredet, jetzt zur Prosa:



Worte im Staub einer öden Ebene, geschrieben mit den zitternden Fingern der letzten Überlebenden des Volkes, kurz bevor auch sie ihren letzten Atemzug tut.

Das Volk lag im Sterben, vor langer Zeit und am Ende der Welt.

Polaris, der König, war verschwunden und mit ihm die Königin, die Schönste von allen, vom Volk geliebt, ihr wahrer Name vergessen, geheißen die Schneekönigin. Der Fehler war in die Welt getreten, hatte die Stadt in Teile geborsten und das Ende der Welt eingeläutet.

Doch noch war nicht aller Hoffnung Abend, denn die Sternenritter hörten noch den Gesang der Sterne.
Diese Worte künden von vieren, die sich gegen das Schicksal stellten und ihm doch den Weg ebneten.

Atria hatte als Kind in den Schriftrollen der tiefen Bibliothek alle Geschichten der Sternenritter gelesen. Und so war in ihrem Herzen der Wunsch gewachsen, selbst in den Orden einzutreten. Doch nun, wo sie selbst ein Ritter war, wuchs in ihr der Zweifel, dass ihr Schwert so scharf und ihr Mut so groß war wie der der anderen Ritter. Und der Dämon Tuchulcha erkannte den Zweifel in ihrem Herzen…

Nihal verfolgte, angetrieben von rot glühenden Flammen der Hoffnung und Rache die fließenden, braunen Blüten der ewigen Verführerin – der Prinzessin des Frühlings, Etzlitotec – um ihre verloren Tochter zu retten und ihren Sohn zu schützen.

Sargas, der Schatzmeister des Königs, hatte nach fast einem ganzen Leben Hunger auf neue Liebe. Und die schöne Ritterin Nihal stillte diesen Hunger für kurze Zeit. Und Sargas war nun gefangen zwischen ihr und seiner treuen Ehefrau. Und überdies stahl ein funkelnder Dämon immer wieder aus der Schatzkammer und ihr Glanz verblasste.

Aldebaran war zu einem der größten Sternenritter geworden, tapfer im Kampf und makellos bei Hofe, angetrieben von seiner Liebe zur Schönsten des schönen Volkes, der Schneekönigin. Und obwohl das Volk sie für tot hielt, hegte er in einem geheimen Winkel seines Herzens immer noch Hoffnung.

Und so begab es sich, dass Atria während dem Frühjahrsfeldzug gegen die Dämonen des Fehlers von Zweifel und Angst ergriffen wurde und zum ersten Mal den Einflüsterungen des Dämons Tuchulcha erlag. Sie schloss einen Handel mit ihm, und er führte ihre Hand und ihr Schwert gegen die Seinen, und sie mähte durch die Reihen der Dämonen wie kein Ritter und keine Ritterin vor ihr. Und so wurde sie in die Stadt zurück geführt, um als Heldin gefeiert zu werden. Doch Taurus, ewig misstrauisch, erkannte den Wandel in ihr und teilte seine Zweifel mit Aldebaran. Aldebaran erkannte Atrias Makel, doch der Dämon zeigte ihm ein Bild der Schneekönigin in einem Sarg aus Eis, und Aldebaran glaubte, ihren Aufenthaltsort zu erkennen. So ehrte er Atria vor dem Volk und machte sich von dannen, ohne dem Wissen um Atrias Makel Handeln folgen zu lassen. Und das Volk jubelte und wusste nichts davon, wie nah der Untergang war.

Und es begab sich ebenso, dass Nihal ihren Sohn Giehnah, entsprungen aus der Affäre mit Sargas, zu ebendiesem brachte. Denn sie wollte in die Ödnis ziehen, um im Eis nach der Prinzessin des Frühlings zu suchen. Und sie ließ ihr Kind in Sargas’ Obhut, und sie versprach ihrem Sohn niemandem weh zu tun, obwohl sie wusste dass sie ihr Versprechen nicht würde halten können. Und Sargas machte seine Sache schlecht, denn so vertieft war er in seine Berechnungen, dass er nicht merkte wie der Dämon Ignis Fatis ihm einen weiteren Schatz entwendete, den kostbarsten, seinen Sohn. Er brachte den Sohn tief unter die Stadt, in eine Kammer von Kälte und Knochen, und verspottete Sargas.
Sargas aber erschlug den Dämon in seinem Zorn. Doch nun konnte niemand ihm den Weg in die Kammer weisen, und er wähnte seinen Sohn verloren. Sargas verzweifelte und verlor den Glauben an sich und seine Fähigkeit, das Ende aufzuhalten.
Und als er zu seiner Ehefrau Adhara nach Hause kam verkündete sie, dass sie, die kinderlos geblieben war, ein Kind gefunden und angenommen hatte. Und mit Grauen sah Sargas den Körper des kleinen Giehnah in den Raum treten, und in dessen Augen war nichts, nicht einmal Hohn. Und da Sargas keine Freude zeigte, erkannte Adhara dass er sie nicht liebte und nie geliebt hatte, und Sargas erkannte es ebenfalls. Und so floh Sargas aus seinem eigenen Haus, um sich auf die Suche nach Nihal zu machen.

Und dann begab es sich, dass Nihal vielerlei Mühen erlitt, im Eis Gamma befragte, einen gefallenen Ritter, und erfuhr wo Etzliotec zu finden sei. Doch Gamma nannte ihr einen Weg voller Kämpfe und Gefahren, und obwohl sie den Weg fand wurde ihr Schwert aus Sternenlicht stumpf und schartig, und sie verlor den Glauben an sich und ihre Fähigkeit, auch nur einen Dämon endgültig zu vernichten.

Und es begab sich weiter, dass Aldebaran die Schneekönigin fand und aus ihrem Sarg aus Eis befreite, und es gelang ihm durch die Hilfe von Atria. Und Atria sah, dass Aldebaran nur die Schneekönigin liebte und nicht sie, und es schmerzte sie nicht nur in ihrem Herzen, es war auch ihr Urteil – denn nur Aldebarans Liebe konnte sie noch aus dem Griff des Dämons Tuchulcha befreien. Aldebaran aber führte die Schneekönigin zurück in die Stadt, um an ihrer Seite zu herrschen.
Nihal erreichte derweil den Ort, den Gamma ihr genannt hatte – doch sie fand nur die Scherben eines Sarges aus Eis. Und als sie in die Stadt zurückkehrte, erkannte sie, dass Aldebaran und das Volk getäuscht worden waren – auf dem Thron saß Etzliotec, Prinzessin des Frühlings, Verführerin und Verderberin, in Gestalt der Schneekönigin. Und so trat Nihal vor Aldebaran und die Schneekönigin und sprach die Wahrheit, und Atria trat neben sie und bestätigte sie, wenn auch nicht  aus Edelmut, sondern um Aldebaran für sich zu gewinnen.
Aldebaran aber glaubte ihnen nicht und ließ beide in den Kerker bringen.

Und so begab es sich, dass Sargas, der auf der Suche nach seiner Geliebten gewesen war, Nihal und Atria befreite. Und das Volk  teilte sich in jene, die Aldebaran und der Schneekönigin ergeben waren und jene, die Sargas, Nihal und Atria die Treue hielten. Und die Samen der Prinzessin des Frühlings verteilten sich, und aus ihrem Thron schlugen Wurzeln ins makellose Eis der Stadt, und die Wurzeln spalteten die Stadt, so wie der Streit der Sternenritter das Volk gespalten hatte. Und es gab Kampf und Streit und Blutvergießen im Volk, und die Dämonen im Fehler lachten und schmatzten.

Und das klare Blau und Grün und Rot und Weiß des Eises wurde überwuchert von schmutzigem Braun, beißendem Grün und allerlei schreienden Farben, und der Gesang der Sterne wurde erstickt im Gekreisch von Vögeln und dem Gebrumm von Insekten. Nihal jedoch war derart verblendet, dass sie dabei half die Samen zu verbreiten, denn sie hoffte das Volk im Angesicht der drohenden Gefahr zu einen. Und sie überredete Sargas, die Samen für sie aus der Schatzkammer zu stehlen, unter dem Vorwand sie vernichten zu wollen. Und als Sargas ihr die Samen brachte, umarmte und küsste sie ihn. Und gleichzeitig stieß sie ihm einen Dolch in den Rücken, denn er hätte niemals zugelassen, dass sie dem Frühling den Weg bereitet. Und der Dolch durchbohrte Sargas, und die Spitze des Dolches durchbohrte sein Brustbein und ritzte Nihal über dem Herzen die Haut, und es sollte ihren Tod bedeuten. Doch noch war es nicht soweit.

Und so kamen Atria und Nihal, um all dem ein Ende zu machen, schlichen sich in die Festung Etzliotec’s und stellten Aldebaran zur Rede. Und Aldebaran erkannte, dass er sich geirrt hatte, und wollte sich doch nicht gegen Etzliotec stellen, denn er hatte geschworen sie zu beschützen, und die Täuschung änderte nichts an seinem Schwur. Und so zogen sie ihre Schwerter, und Atria durchbohrte Aldebaran. Und er durchbohrte sie, und erkannte im letzten Moment, dass sie ihn liebte. Und auch in ihm erwachte Liebe zu ihr.
Und das Blut der beiden Liebenden rann zwischen die Wurzeln des Thrones und vergiftete alles, was die Prinzessin des Frühlings gesät hatte. Nihal aber erschlug Etzliotec, als sie sich in den Qualen des Giftes wand und floh aus der Stadt, als alles in sich zusammenbrach – Baum und Eis, Flocke und Moos – und nichts als öde Leere, Schlacke und Asche zurückließ.

Asche, in die Nihal diese Worte schreibt, bevor auch sie vergeht.

Und der Wind weht über die Ödnis und trägt die Asche davon.

Und so hat es sich zugetragen.

Doch all dies ist lange geschehen, und es gibt niemanden mehr, der sich dessen erinnert.



Dieser Spielbericht wird leicht geändert auch im Tanelorn-Forum gepostet. Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!


« Letzte Änderung: 06. September 2011, 11:01:51 von Harry »
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