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Autor Thema: Crossgender : Meinungssammlung (DZW Grundlage)  (Gelesen 10745 mal)

Marot

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  • 10. April 2022, 11:30:43
Crossgender : Meinungssammlung (DZW Grundlage)
« am: 10. April 2022, 11:30:43 »

Hallo Leute,
da das Thema immer wieder aufkommt, aber ungünstig mit verschiedenen anderen Themen vermischt und teils auch vertauscht wird, habe ich beschlossen einen DZ-Wissenswert Austausch zum Thema Crossgender zu organisieren. Damit wir an einem solchen Abend aber nicht  mit Grundlagendefinitionen starten müssen, sondern schon einen Pool von formulierten Thesen haben und außerdem nicht vom Hölzchen zum Stöckchen kommen, halte ich es für sinnvoll die verschiedenen Thesen hier schon einmal zu sammeln.

 Wichtig: Hier in diesem Thread geht es nicht um einen Meinungsaustausch mit Diskussion wer Recht hat und wer Unrecht hat. Es geht hier einzig und alleine um die Gegenüberstellung der verschiedenen Behauptungen und Annahmen zu Crossgender im Rollenspiel.  Ich möchte einmal geordnet sammel, was zu diesem Thema angeführt werden kann. Um eine "wissenschaftliche" Grundlage für spätere Diskussionen zu haben.
 Es ist so gesehen eine Art Umfrage.

Die Fragestellung lautet:

Wie stehst du zu Crossgender im Rollenspiel? Begründe deine Haltung
 oder auch:
Was spricht für und was spricht gegen Crossgender im Rollenspiel.


Die Beantwortung dieser Fragen können völlig frei und dürfen auch stark meinungslastig sein.

Einzige Einschränkung ist die Einhaltung der Forenregeln.


Nicht gewünscht ist jedoch die Reaktion auf diese Meinungen. Ich möchte hier also ausdrücklich keine Diskussion. Diskussionsansätze werde ich direkt der Moderation melden und bitten, sie aus meinem Thread herauszunehmen. Hier soll jede Meinung erst einmal unkommentiert nebeneinander koexistieren können.

Eine Diskussion über diese Meinungen wird es dann in Form eines DZW-Abends später geben.
(man darf auch gerne eigene Meinungen aus anderen Threads zitieren)
Ich selbst werde die verschiedenen Aussagen aus verschiedenen Threads durchsuchen und hier anonym aufführen, sollte es keine ausreichende Beteiligung geben. Zunächst werde ich mich diesbezüglich aber zurückhalten)
Wer gerne etwas beitragen möchte, aber seinen Namen nicht öffentlich mit der eigenen Meinung assoziiert wissen will, darf mir gerne eine PM schreiben und ich poste diese Meinung dann als Beitrag einer anonymen User*in



Hinweis: Dies ist eine eigenständige Aktion des Users Marot

Weiterer Hinweis: Eine Diskussion über den Sinn oder Unsinn meines Thread wünsche ich ebenfalls nicht.

Ich freue mich auf eure Beiträge
 Euer Marot
« Letzte Änderung: 10. April 2022, 19:20:30 von Marot »
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LoneWolf

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  • 10. April 2022, 12:27:09
Re: Crossgender Pro und Contra ( DZW Grundlage)
« Antwort #1 am: 10. April 2022, 12:27:09 »

Ich mache mal den Anfang- wie stehe ich zu Crossgendern.

Und um mich gleich unbeliebt zu machen: Was in "meinen" Gruppen gespielt wird ist mir persönlich egal. Wenn jemand das Bedürfnis hat das andere Geschlecht zu spielen, oder auch das Geschlecht zu fühlen als dass er sich selbst sieht ist das für mich absolut in Ordnung. Leben und Leben lassen. Funktioniert in einer meiner Gruppen super.

Aber es ist genauso valide wenn Spieler, Spielleiter und Spieltreppen damit ein Problem haben. Ich finde es wichtig zu betonen:

Jeder darf sich selbst aussuchen, mit wem er spielt.

Es ist egal warum du mit Leuten nicht spielen magst. Ob dir sein Spielstil nicht gefällt, ob du ihn einfach unsympathisch findest- oder auch, ob du keine Lust hast mit Leuten zu spielen die ein anderes Geschlecht als ihr eigenes Geschlecht verkörpern. Ansonsten wird es beiden keinen Spaß machen. Das ist das Selbe, wie wenn du einen Nazi und einen Punk dazu zwingst zusammen ein Bier zu trinken- klar kann es klappen. Aber in 90% der Fälle werden sie keinen Spaß haben und am Ende des Tages den Anderen immer noch hassen.

Genauso ist es auch im Rollenspiel: Manche Leute haben Probleme mit anderen Leuten. Das ist eine hässliche Wahrheit- aber normalerweise ist es für alle Beteiligten spaßiger, wenn dann nicht gerade diejenigen, die einander nicht mögen, ihre Abende zusammen verbringen. Deswegen ist es für mich völlig legitim, in eine Ausschreibung zu schreiben, ich will kein Crossgender, weil ich dadurch weniger Spaß habe. Klare Ansagen. Sorgt dafür, das Leute deren Spielstil nicht zusammen passt nicht zusammen spielen. Ist genau das Selbe für mich wie wenn ich sage, ich will keine Anfänger, keine Powergamer, oder keine DnDler in meinen Gruppen  ;)
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Bulka

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  • 10. April 2022, 12:33:58
Re: Crossgender Pro und Contra ( DZW Grundlage)
« Antwort #2 am: 10. April 2022, 12:33:58 »

Danke für deine Worte, und ich stimme dir in allen Punkten zu!
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Bulka

Ravno

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  • 10. April 2022, 12:54:24
Re: Crossgender Pro und Contra ( DZW Grundlage)
« Antwort #3 am: 10. April 2022, 12:54:24 »

Pro:

Es kann unfassbar lustig sein, gerade in Komödien.
Es erlaubt den Versuch eine unbekannte Perspektive einzunehmen.
Es macht Spaß Dinge zu spielen, die man nicht ist.
Es erlaubt seine/ihre Lieblingsfigur zu spielen.
Es verdoppelt die Auswahl der Figuren , die zu Wahl stehen.
Es erlaubt neue Optionen innerhalb der Geschichte  und der Szenengestaltung.


Contra:
Latexelfen

Manche können das halt nicht und das kann die Spielqualität reduzieren für alle anderen. (Ich als Frau ist sehr peinlich, mache ich trotzdem. Versucht mich aufzuhalten  :P :P  :P)
« Letzte Änderung: 10. April 2022, 12:59:35 von Ravno »
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1984 was a warning, not an instruction manual!

Scafina

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  • 10. April 2022, 13:13:43
Re: Crossgender Pro und Contra ( DZW Grundlage)
« Antwort #4 am: 10. April 2022, 13:13:43 »

Contra:

Ich persönlich habe Crossgender lange in meinen Gruppengesuchen verboten. Warum?

Gebranntes Kind scheut das Feuer! Ich komme ursprünglich rein aus der DSA-Community. Lange war das mein einziges System. Es gab mal Ausbrüche zu SR oder CoC, aber primär DSA. Dort hatte ich fast immer nur Runden mit Männern. Warum war das so? Vermutlich weil in dem Bereich die Frauenquote nicht so hoch ist wie in anderen Systemen. Und alle, wirklich alle Erfahrungen von CG-Konzepten haben bei mir einen negativen Beigeschmack hinterlassen. Klar, Rollenspiel lebt auch von Archetypen und Klischees. Das kann für einen One-Shot Spaß machen. Aber sich permanent anzuhören, wie sich gespielt weibliche Chars den anderen Mitspielern anbiedern oder total devot gespielt werden - sorry, da hab ich mich als Frau irgendwann gefragt, was für ein verqueres Bild des weiblichen Geschlechts anscheinend gruseligerweise in vielen Köpfen existiert. Es hat mich Ot getriggert und ich begann, solche Spieler zu meiden. Und wenn ich es dann doch mal ab und zu wieder versuchte, weil ich selbst nicht glauben konnte, dass ich nur solche Erfahrungen machen würde, wurde ich doch wieder enttäuscht. Das hat mich dazu gebracht, speziell im DSA nicht mehr mit solchen Konzepten zu spielen. Das gilt btw für beide Darstellungen (von Männern als Frauen und Frauen als Männern). Dabei hat es mich prinzipiell nicht interessiert, wer da vorm Rechner sitzt und was er/sie/es privat macht. Ich würde auch nicht mit einem Mann spielen, der die ganze Zeit einen total übergriffigen Klischeetypen spielt. Einfach, weil es mich langfristig nerven würde.

Pro:

Als ich vor drei Jahren begonnen habe, andere Systeme zu entdecken, wurde ich eines Bessern belehrt. Zb in Kult oder auch in Monsterhearts habe ich zu meiner Freude feststellen können, dass bei einem jünger verkörperten Char anscheinend auch noch nicht so festgefahrene Klischees ausgepackt werden. In solchen Systemen spiele ich inzwischen regelmäßig mit Mädels/Frauen, die Jungs verkörpern und Jungs/Männer, die Mädels spielen usw. Und das macht mir immer noch Spaß.

Contra:

Was stört da dennoch?

Was ich aber leider erlebe, ist andere SpielerInnen, die mich als SL erziehen möchten. Wenn ich etwas beschreibe als SL, wurde ich schon gemaßregelt, weil ich falsche Pronomen benutzt hätte, weil ich Ot SpielerInnen ausschließen würde, obwohl ich It etwas beschrieb. Mir ist es schlicht zu anstrengend, beim Spielen ständig auf politische Korrektheit achten zu müssen. In meinem beruflichen Alltag muss ich das tun und tue es gerne. Aber RPG heißt für mich Entspannung, Hobby, Freizeit. Und wenn ich da Secret Hitler spiele oder sonstiges, will ich mir schlicht nicht den Kopf zerbrechen, politisch korrekt zu sein. Daher auch hier, meide ich es, mit Personen zu spielen, die mich in dem Bereich "erziehen" oder mir reinreden wollen. Da ist es mir egal, wie sich die Person Ot identifiziert, auf was oder wen sie steht oder was sonstige Vorlieben sind. Leider waren die Überschneidungen von diesen SpielerInnen und Crossgender-Erfahrungen hier öfter vorhanden, was mich als SL und Spielerin schlicht vorsichtiger werden lässt. Darum schreibe ich auch heute noch "Kein Crossgender" in meine Ausschreibungen und werde es auch weiter tun.
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Danii0206

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  • 10. April 2022, 13:27:41
Re: Crossgender Pro und Contra ( DZW Grundlage)
« Antwort #5 am: 10. April 2022, 13:27:41 »

Ich verstehe nicht, warum diese Frage immer wieder so gestellt wird.

Gibt es in Runden, die das verbieten, dann auch nur NSC mit dem Geschlecht des Spielleiters? Wenn nein, warum ist an der Stelle Crossgendern kein Thema?

Ich sehe da kein Pro/Contra. Es ist weder von Vorteil, noch von Nachteil für mich, wenn ein Spieler crossgender-Charactere spielen möchte. Es gibt in den meisten mir bekannten Rollenspielen keine relevanten Stats, die mit dem Geschlecht verbunden sind.

Rollenspiel ist auch dazu da, andere Sichtweisen auszuprobieren. Ich kenne viele, die in einem Fantasysetting nie einen Menschen spielen, wenn es Zwerge, Elfen oder andere gibt. Begründung: "Mensch sein kenn ich schon, das bin ich jeden Tag." Warum wird dieses Konzept beim Crossgendern konsequent hinterfragt?

Wenn jemand nicht mit Crossgendercharacteren spielen möchte, sehe ich das als persönliche Präferenz - genauso wie jemand vllt nicht mit Zwergen spielen möchte. Das ist ok, aber zu meiner persönlichen Präferenz inkompatibel. Das hat aber für mich nichts mit Pro/Contra zu tun.

Also... Ich glaube mich stört an der Fragestellung die Formulierung, die suggeriert, dass es allgemeine eingebaute Vor-/Nachteile gibt. Das sehe ich hier nicht.

So allgemeine Formulierungen haben schnell den Beigeschmack, dass man jemanden, der sein Rollenspiel so betreibt - egal bei welchem Thema - irgendwas falsch macht. Solche Formulierungen grenzen aus. Andere auszugrenzen hat für mich klare Contra Argumente.
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Corvin

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  • 10. April 2022, 18:10:49
Re: Crossgender : Meinungssammlung ( DZW Grundlage)
« Antwort #6 am: 10. April 2022, 18:10:49 »

Ich denke, es gibt sehr wenige Frauen, die glaubhaft einen männlichen Char spielen können und noch weniger Männer, die gut einen weiblichen Char verkörpern.
Da sind dann nur langweilige Klischees....

Irgendwann kommen wir vor politischer Korrektheit nicht mehr zum Spielen.
« Letzte Änderung: 10. April 2022, 18:26:25 von Corvin »
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Ravenking

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  • 10. April 2022, 18:19:16
Re: Crossgender : Meinungssammlung ( DZW Grundlage)
« Antwort #7 am: 10. April 2022, 18:19:16 »

Ich habe eine halbe Ewigkeit privat mit den unterschiedlichsten Leuten in zahlreichen Runden gespielt, wo wir völlig selbstverständlich Charaktere mit verschiedenen Geschlechter bespielt haben ohne das je zu thematisieren oder für ein Thema zu halten. Den Begriff "Crossgender" und dass manche Menschen darin ein Problem sehen, habe ich erst vor einigen Jahren kennengelernt, seit ich über meine privaten Runden hinaus (off- und online) stärkeren Kontakt in der Rollenspiel-Community habe.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie sehr es mich irritiert hat, dass die Darstellung eines anderen Geschlechts als des eigenen als Problem empfunden wird, da es für mich beim Rollenspiel doch im Kern genau darum geht: in die Rolle von Personen zu schlüpfen, die anders sind als man selbst. Und Dinge zu tun und zu erleben, die man im "normalen" Leben nicht hat und tut.
Ich spiele seit jeher und bis heute recht ausgeglichen ca. 50% männliche oder weibliche Charaktere - als Spielleitung bin ich auch schon in die Rolle von divers-geschlechtlichen Personen geschlüpft und finde es auch selbstverständlichen Teil des Hobbys, dass ich geschlechtslose Androide, Außerirdische mit fünf Geschlechtern oder übernatürliche Gottheiten mit mehreren Geschlechtern gleichzeitg darstelle.

Mit einem Pro & Contra tue ich mich daher echt schwer, weil mir bei der Crossgender Debatte nie wirklich klar wird, was die Darstellung eines anderen Geschlechtes denn so grundlegend von der Darstellung anderer, ebenfalls von unserem persönlichen Leben abweichender Punkte unserer Rolle unterscheiden sollte?

Wenn argumentiert wird, dass die Erfahrung fehlt, es glaubhaft darzustellen:
die fehlt auf die ein oder andere Weise bei den meisten von uns, wenn wir in eine andere Rolle schlüpfen - sonst könnten wir nur uns selbst spielen! Als junge Menschen haben wir nicht die Lebenserfahrung der Alten, als moderne Menschen kennen wir nicht das Alltagserleben vorindustrieller Gesellschaften, als Gebildete wissen wir nicht selbst, was es bedeutet Analphabet zu sein - und als Menschen haben wir keine Ahnung, was es heißen könnte ein Elf oder Zwerg zu sein...
Trotzdem scheint damit niemand ein Problem zu haben, Rollen darzustellen, die in diesen und zahlreichen weiteren Punkten so ganz anders sind als der eigene Erfahrungshorizont? Was also macht das Geschlecht denn so anders, dass dabei ein Problem gesehen wird, das all die anderen Kategorien offenbar nicht produzieren?
Ist Rollenspiel nicht letztlich immer der Versuch, sich empathisch einzufinden und sich auf eine andere Rolle einzulassen, auch und gerade weil man das nicht selbst ist?

Wenn argumentiert wird, dass die Immersion leidet, weil "körperlich" die passenden Voraussetzungen fehlen wie z.B. die richtige Stimmlage:
wie ja auch schon oft dazu gesagt wurde: wenn das ein Punkt wäre, warum ist es dann ein Punkt nur bei den Mitspielenden und nicht bei der Spielleitung? Dort wird das doch offenbar nie als Problem gesehen. Und auch hier: warum stört es nicht genauso die Immersion, wenn eine junge Stimme eine Greisin spricht? Oder ein bayrischer Aktzent einen Normannen? Oder ein sehr hektischer Sprecher in der Rolle eines ausgeglichen, in sich ruhenden Mönches spricht?
Kann und muss Vorstellungskraft und suspension of disbelief nicht stärker sein als solche Äußerlichkeiten? Ist die reine Stimme denn wirklich ein so gewichtiger Punkt der Immersion? Bei mir persönlich tritt die Wahrnehmung der reinen Stimme sehr schnell in den Hintergrund, wenn die Immersion durch glaubhafte Sprache, passende Reaktionen und überzeugendes Spiel geschaffen wird - und wenn diese Punkte nicht passen, bricht die Immersion bei mir, selbst wenn die Stimme perfekt passen sollte.

Wenn argumentiert wird, dass überzogene Klischees der Grund sind, Crossgender nicht zu mögen oder zu wollen:
das kann ich voll und ganz verstehen, das ist eine Frage des Spielstils. Aber wenn es "nur" darum geht: warum das dann nicht genauso auch benennen? Überzogene Klischees gibt es schließlich auch bei anderen Punkten als Geschlecht - den dämlichen Barbaren spielen, den saufenden, rachsüchtigen Zwergen spielen... Wenn man keine platten Klischees in der Runde will, sondern ausgewogenes Charakterspiel, kann man das doch als gewünschten Spielstil genauso angeben. Das wäre dann punktgenauer als "Crossgender" auszuschließen - weil man zum einen auch andere dumme Klischees mit ausschließen kann und zum anderen nicht die ausschließt, die ohne Klischee in eine andere Geschlechterrolle schlüpfen wollen.

Wie immer ich es also betrachte: ob es um Erfahrung, Immersion oder Klischees geht - ich kann verstehen, dass diese Themen bedacht werden sollten und ggf. auch mal zu Schwierigkeiten führen können. Aber m.E. gilt das gleichermaßen für viele Aspekte - warum dabei gerade der Aspekt "Geschlecht" die große, problematische Ausnahme sein soll, während andere Punkte bei diesen Themen dann irgendwie kaum ein Problem zu sein scheinen, finde ich schwer nachvollziehbar.

Letztlich denke ich, es sollte allen selbst überlassen sein, ob sie Crossgender spielen möchten - und natürlich auch, ob sie mit Leuten spielen möchten, die Crossgender spielen. Wer wann wie mit wem warum was spielt, sollte selbstverständlich von den Beteiligten selbst entschieden werden. Es wäre sowieso immer eine schlechte Idee, irgendwen zu "verplichten" mit Menschen zu spielen, mit denen das  - aus welchen Gründen auch immer - nicht gewünscht ist!
Es kann allerdings m.E. auch nicht schaden, sich selbst immer mal wieder zu fragen, wen ich aus welchen Gründen aus meinem Spiel (bewußt oder auch unbewußt) ausschließe - und ob das wirklich von mir so gewollt und beabsichtigt ist oder vielleicht nur ein voreiliges Missverständnis aufgrund von schlechter Formulierung oder Unüberlegtheit.
In diesem Sinne finde ich einen Austausch zum Thema wichtig und interessant!
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Wave

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Re: Crossgender : Meinungssammlung ( DZW Grundlage)
« Antwort #8 am: 10. April 2022, 18:49:23 »

Wie stehst du zu Crossgender im Rollenspiel?
Ich selbst habe schon Charaktere beiden Geschlechts gespielt. Dabei gibt es für mich keine Präferenz, ich spiele das, worauf ich in der konkreten Gruppe Lust habe.
In einer meiner Gruppen gibt es einen Spieler, der einen weiblichen Charakter spielt. Tbh ist er mit diesem Charakter der Grund, warum ich mich der Gruppe schlussendlich angeschlossen habe (Ja, du bist gemeint, ich weiß dass du es liest!) und seither sehr viele Stunden mit ziemlich intensiven und mitreißenden Szenen für meinen Charakter erleben durfte.
Fazit: Definitiv positiv und offen eingestellt.

Was spricht für und was spricht gegen Crossgender im Rollenspiel.
Pro: Es ist immer noch ein Rollen-Spiel. Man bespielt eine Rolle und kann auch mal außerhalb seiner Komfort-Zone ein wenig Austesten.
Pro: Freiheit!
Pro: Man kann neue Erfahrungen sammeln.
Kontra: Krasse Übertreibungen. zB. das Weibchen, dass sich bei jedem Kerl anbiedert. Der Kerl, der vresucht alle Weibchen flach zu legen.
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Neflite

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  • 10. April 2022, 20:27:36
Re: Crossgender : Meinungssammlung (DZW Grundlage)
« Antwort #9 am: 10. April 2022, 20:27:36 »

Wie stehst du zu Crossgender im Rollenspiel? Begründe deine Haltung

Es gibt Crossgender.
Es gibt Spielende, die Crossgender spielen.
Ich habe das bislang nur einmal ausprobiert, nach der Debatte aus bekanntem Thread.
Mir mangelt es an Erfahrung, es in 'mag ich' oder 'mag ich nicht' für mich persönlich als Spielende einzusortieren.
Als SL gilt für mich: Spiele das, was dir Spaß macht! Und wer Crossgender spielen möchte, soll dies bitte auch machen :)
Dementsprechend habe ich in meinen OneShots Gender und Namen frei gelassen und die Spielenden entscheiden lassen.

Was spricht für und was spricht gegen Crossgender im Rollenspiel.

Pro/Contra - eigene Vorliebe, was man spielen mag und womit man Spaß hat
Pro/Contra - Die Gruppe und das Gruppenverständnis von Rollenspiel
Pro/Contra - eigene Erfahrungen bei allen in der Runde beteiligten

Alle drei Punkte können, je nachdem, wie sie mit Inhalt gefüllt sind, sowohl für Crossgender 'werben' als auch davon abraten.

Allgemein gülige Argumente sind bei diesem subjektiv erlebten Thema meines Erachtens nach nicht möglich.
Ich gehe an das Thema aufgrund meiner Unerfahrenheit und Offenheit recht selbstreflektiv ran und merke, wie viel ich noch lernen kann ^^

Ich finde den subjektiven Erfahrungsaustausch sehr spannend und falls jemand Fragen hierzu hat, mein PM Fach steht offen :D
« Letzte Änderung: 10. April 2022, 20:29:42 von Neflite »
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Re: Crossgender : Meinungssammlung ( DZW Grundlage)
« Antwort #10 am: 10. April 2022, 21:12:28 »

Irgendwann kommen wir vor politischer Korrektheit nicht mehr zum Spielen.

Man aber auch einfach drauf Pfeifen und muß nicht jedes Thema in sein Spiel mit rein nehmen, oder gleich soooo gewichten.

Ob man jetzt Elfen, Zwerge oder sechs armige Aliens spielt oder irgendwelche abgespacten Meta Spezien ist ja komischerweise nie ein Punkt.
Ausser besagtes ist dann bei manchen cross gespielt. Aber man spielt ja interessante Figuren, wenn da manchen Mitspielern die Fantasie ausgeht, sollten sie auf PC oder Brettspiele am besten umschwenken da gibts weniger zum vorstellen...

Pro/Contra:

Ich verstehe nicht, warum diese Frage immer wieder so gestellt wird.

Gibt es in Runden, die das verbieten, dann auch nur NSC mit dem Geschlecht des Spielleiters? Wenn nein, warum ist an der Stelle Crossgendern kein Thema?

Ich sehe da kein Pro/Contra. Es ist weder von Vorteil, noch von Nachteil für mich, wenn ein Spieler crossgender-Charactere spielen möchte. Es gibt in den meisten mir bekannten Rollenspielen keine relevanten Stats, die mit dem Geschlecht verbunden sind.

Rollenspiel ist auch dazu da, andere Sichtweisen auszuprobieren. Ich kenne viele, die in einem Fantasysetting nie einen Menschen spielen, wenn es Zwerge, Elfen oder andere gibt. Begründung: "Mensch sein kenn ich schon, das bin ich jeden Tag." Warum wird dieses Konzept beim Crossgendern konsequent hinterfragt?

Wenn jemand nicht mit Crossgendercharacteren spielen möchte, sehe ich das als persönliche Präferenz - genauso wie jemand vllt nicht mit Zwergen spielen möchte. Das ist ok, aber zu meiner persönlichen Präferenz inkompatibel. Das hat aber für mich nichts mit Pro/Contra zu tun.

Also... Ich glaube mich stört an der Fragestellung die Formulierung, die suggeriert, dass es allgemeine eingebaute Vor-/Nachteile gibt. Das sehe ich hier nicht.

So allgemeine Formulierungen haben schnell den Beigeschmack, dass man jemanden, der sein Rollenspiel so betreibt - egal bei welchem Thema - irgendwas falsch macht. Solche Formulierungen grenzen aus. Andere auszugrenzen hat für mich klare Contra Argumente.

Das bringt auf den Punkt
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FzeroBat

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  • 11. April 2022, 00:20:32
Re: Crossgender : Meinungssammlung (DZW Grundlage)
« Antwort #11 am: 11. April 2022, 00:20:32 »

Wie stehst du zu Crossgender im Rollenspiel?

Als Spielleiter diverser Runden habe ich selbst sehr oft Personen anderer Geschlechter und anderen Alters darstellen dürfen und versuche hier nicht Klischees zu bedienen, sondern mich in die jeweilige Rolle einzufühlen (Natürlich gab es hierzu auch Ausnahmen, wenn es einfach angebracht war ein Klischee zu benutzen).

Außerdem durfte ich im Laufe der Jahre viele MitspielerInnen erleben, die Charaktere anderer Geschlechter dargestellt haben, und ziehe insgesamt eine sehr positive Bilanz. Weder in langen (teilweise über Jahre haltenden) Runden, noch in One-Shots, habe ich eine Person erlebt, die sich eines übertriebenen sexuellen Klischees bedient hat. Ich bin zudem davon überzeugt, dass es den SpielerInnen dieser ungewohnten Rollen hilft eine andere Perspektive zu verstehen, dadurch dass sie im Rollenspiel mit Situationen konfrontiert werden, die sie im realen Leben nie aus dieser Perspektive erleben könnten.

Fazit: Finde Crossgender im Rollenspiel positiv, spannend und den Horizont erweiternd.


Was spricht für und was spricht gegen Crossgender im Rollenspiel.

Pro: Es ermöglicht ein besseres Verständnis einer anderen mitunter unbekannten Perspektive.
Pro: Es ermöglicht allen Mitspielenden in ihrer jeweiligen Komfortzone zu spielen.
Pro: Es erweitert auch mein Erlebnis der Mitspielenden, wenn diese in für mich ungewohnten Rollen agieren.

Kontra: Hierzu fällt mir ehrlich gesagt nichts ein, denn selbst wenn ich tatsächlich einmal auf eine hier oft zitierte "Latexelfe" treffen würde, wäre das für mich kein Argument gegen Crossgender im Rollenspiel, sondern nur gegen geschmackloses Rollenspiel. Eine Person die zu solch einer "Spielleistung" im Stande ist, lässt sich wahrscheinlich auch nicht in ihrer "biologisch vorgegebenen" Geschlechterrolle davon abhalten geschmacklos zu spielen.
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Salandrion

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  • 11. April 2022, 05:14:00
Re: Crossgender : Meinungssammlung (DZW Grundlage)
« Antwort #12 am: 11. April 2022, 05:14:00 »

Wie stehst du zu Crossgender im Rollenspiel?

Mein (fast) erster Char war Crossgender, als 16jähriger fand ich es einfach viel spannender, eine Elfe zu spielen als einen Elfen oder anderen Charakter.
Dabei ging es mir aber vermutlich weniger darum, das andere Geschlecht zu verstehen oder zu verkörpern, als das mir einfach die Idee so sehr gefiel, ähnlich wie es spannender war, in einem MMO weibliche Chars zu spielen, statt Männliche.
Ich war, denke ich zu dem Zeitpunkt pupertär und hab den Char vermutlich auch nicht so gut/komplex ausgespielt, wie ich das hete könnte und würde. Meiner Erinnerung nach war der Char aber nicht sexuell aufgeladen in irgendeiner Form, sondern eher asexuell. Und es war auch irgendwie typisch "Oldshool-DSA" zu beginn der 4ten Edition, also in den 2000ern. 
Erst später ist diese Elfe in den Hintergrund meines Namensgebenden Chars Salandrion gerückt als seine Elfenmama. Zu dem Zeitpunkt hab ich sie aber garnicht mehr verkörpert.
Milyina, meine irre Elfe... ein bischen vermiss ich sie schon ;)

Seit dem spiele immer noch primär DSA, dort spiele ich aber ausschließlich männlich gelesene Charaktere, auch weil es mir leichter fällt und mir "natürlicher" rüberkommt. Ich fokussiere mich auf andere Veränderungen.
Ich beschäftige mich mit dem Konzept Gender/Sex, gelesenes Geschlecht und ähnlichen Themen seit ein paar Jahren intensiv, doch seit dem hab ich kein neues Charakterkonzet entworfen, sondern eigentlich nur alte "aufgewärmt".
Auch scheint es mir in DSA-Gruppen wenig Raum für echtes ernsthaftes Geschlechterrollenspiel zu geben (zb. wirklch ernsthaftes "erleben" von der realität anderer Geschlechter oder eines Transgender-Chars), der Fokus liegt doch auf anderen Dingen. Und dann wird es sehr schnell Klischeehaft oder primär unbedeutend. Ganz ehrlich, ich glaub, ich hab sehr wenig von meinem frühen Crossgener über Weiblichkeit gelernt...

Dazu bräuchte es vermutlich eine "spezielle Gruppe", stelle ich mir zumindest so vor. In anderen Rollenspielen kann ich mir das viel besser vorstellen, es gibt ja sogar welche extra mit diesem Hauptfokus.
In One-Shots ect. stelle ich mir das aber auch zu klischeebeladen und komplex vor. Ich denke, die anderen SpielerInnen hätten andere Erwartungen an die Runde, als sich mit Geschlechtsidentität zu beschäftigen.

Als SL spiele ich andauernd Crossgender ich das und bin in meinen Runden immer mehr darauf aus, geschlechtsklischees zu durchbrechen und im Zweifel das Geschlecht des NSCs weiblich darzustellen.
Da bin ich die letzten 2-3 Jahre auch viel Empfindlicher geworden, was Sexismus und Klischees angeht und spreche das regelmäßig in meinen Gruppen an, wenn die Hintergrundgeschichte Geschlechterrollen in der Familie klischee-typisch verteilt oder keine Freunde des anderen geschlechtes vorgesehen sind. (Oder garkeine Freunde überhaupt...).

In meinen Runden lege ich wert darauf, das Menschen Charaktere spielen, die sie darstellen können und die glaubhaft und ernsthaft in die Welt finden. Wer das gerne mit einem Crossgender-Char tun will, gut, aber dann lass uns bitte drüber reden und auch diskutieren, wieso. Genau, wie ich auch Spielern sage: "muss dieser nicht wirklich mit der Story verbundene Exotenhintergrund sein? Was versprichst du dir davon? Soll nur cool aussehen?" Dann konzentrier dich doch lieber auf was anderes typisches passendes. Was nicht bedeutet, dass man keine Exoten spielen kann, nur dann sollte darauf der Fokus liegen und es nicht nur optisch schückendes Beiwerk sein.

Richtig schlechte Erfahrung hab ich auf Cons mit Crossgender gemacht. Da passt das, was Scafina sagt, einfach 1 zu 1 rein. Latexelfen, Klischees, Sexismus par exelance, ausgelebt in vermeidlicher offenheit in "ich spiele ja sogar weibliche Chars". Es war eklig, verstörend und in DSA-Runden, die ich damals primär gespielt habe, leider die Regel bei Crossgender-SpielerInnen. Beidseitig. Durch den viel höheren Spieleranteil aber erwartungsgemäß in eine Richtung krasser -> Latexelfen, Rahjageweihte, brünstige Kriegerinnen, Sexzauberinnen.

Die Erfahrung hab ich auch mal bei SR machen müssen, auch ein Grund, warum ich damit nie warm geworden bin.

Eine Sonderform von Crossgender gab es auch noch: Weiblich gelesene SpielerInnen, die keine Lust auf ständiges IT-Anbaggern hatten und deswegen formal nen männlichen Char gespielt haben.
Auch im Kontext unangenehm, wenn die männlichen Mitspieler so scheiße sind, Spielerinnen zu so was zu drängen...

Alles lange her, ich war schon ca. 10 Jahre nicht mehr auf Rollenspielcons und die Szene hat sich hoffentlich verändert.
Manchmal bekommen ich davon aber auch hier auf der Zwinge mit, insbesondere mit Oldschool-Rolelnspielern.

Was spricht für und was spricht gegen Crossgender im Rollenspiel.

Pro:  :thumbsup:
-Wer es wirklich will und die Möglichkeit mit der Gruppe bekommt, es ernsthaft zu bespielen, kann sich mit anderen Rollen auseinander setzen und andere Perspektiven einnehmen.
-Mehr Freiheit
-Menschen können sich mit Dingen identifizieren und beschäftigen, die sie vielleicht sich sonst nie trauen, in sich zu hinterfragen.
-Sexismus und andere kompexe Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Transgendernormen und "soziales geschlecht" können im Rollenspiel und damit gesellschaftlich relevant werden.

Contra:  :-\
-zusätzliche Herausforderung: Es ist meistens herausfordernder, ein anderes Geschlecht zu bespielen. Rollenspiel fordert so schon, sich mit nicht alltäglichen Dingen auseinander zu setzen. Mehr und Mehr themen werden auch mehr und mehr komplexer und schnell werden dann klischees daraus oder eigentlich relevante Themen weggelassen.
(Wer hat sich schonmal mit Menstrutation, Wechseljahren oder Stimmungsschwankungen, Erektionsproblemen oder einer Blasenentzündung im Rollenspiel beschäftigt? Selbstwertprobleme wegen Gendernormen, Genderpaygap, Militärdienst, Selbstmordraten, geringere Lebensdauer. Alles Themen, die auch mit dem Geschlecht ins Spiel kommen könnten, aber meiner Erfahrung nahc nicht passieren)

-Klischee!!!: Bisher jedes mir bekannte Crossgender-Konzept ist mehr oder weniger Klischeeüberladen. und Zwar auf das geschlecht bezogen. Und das wären diese Konzepte eben nicht, wenn das Crossgender wegfällt. Die Frauen sind nie ganz normal, sondenr entweder in die eine oder andere richtung extrem. Großbusig oder flachbrüstig, hübsch oder abgrundtiefhexenhässlich, Rahjageweihte oder großgewachsene Kriegerin. Potenter Meistermagier oder schlacksiger somemrsprossiger Adelsspross. Klischees ohne Ende. Damit kommen wir auch gleich zum nöchsten Punkt:

-Fokus auf das Geschlecht: ganz ehrlich, in den meisten meiner Runden ist das Geschlecht der Charaktere völlig unwichtig. Ob sie jetzt Beroma oder Berona heißen. Mit Cossgender wird aber darauf wert gelegt und plötzlich sind klischees da, die vorher nie Thema waren. Und Themen, die vorher kaum relevant im Rollenspiel waren (weil der fokus anderswo liegt).

-Komplexes Thema wird vereinfacht: Wer ernsthaft spielt und die innere Welt von Charakteren zum Thema macht, der kann solche Themen wie Sexualität, Sexismus, Gleichberechtigung, aber auch Transsexualität, Vielfalt und sexuelle Offenheit angehen, ohne dass es Crossgender braucht. Meiner Erfahrung nach kann es aber mit Crossgender dazu führen, dass diese Themen dann als "noch fremder" weiter wegrücken.
Die meisten Menschen haben ja eben schon im eigenen sozialen Geschlecht genug Vorurteile, Probleme und vorbehalte gegenüber herausfordernden Themen.

-Latexelfen, es gibt sie, und ja, das sind auch ohne Crossgender geschmacklose RollenspielerInnen. (primär Männer)
Wer "Kein Crossgender" dran schreibt, der will vielleicht diese Leute von vorherein aussortieren. Kann ich teils nachvollziehen, auch wenn ich das nicht mache (sondern anders vor-/aussortiere)

Fazit:  ::)
Es braucht mehr, als "Ich mach mal Crossgender". Es sollte ernsthaftes tiefgehendes Rollenspiel dazu gehören oder zumindest bewusstes Spiel, um Klischees bewusst anzugehen / zu vermeiden.
Denn sonst werden Rollenbilder weiter verfestigt, einem "gelesenen" / sozialem Geschlecht wird noch mehr Aufmerksamkeit gegeben, als es sein sollte und Klischees verfestigen sich ins uns, statt sich aufzulösen.
So kann es schnell ein Schritt in die falsche Richtung sein! Queerfeminismus. Sehr komplexes Thema. Und offensichtlich aufgeladen as fuck.

PS: Für mich hat Crossgender garnix mit Transgender zu tun. Wer sich als Y fühlt und Z spielt, macht Crossgender. Es geht um das Hineinfühlen, wer sich selbst so sieht, kann das besser als mit "fremden Geschlechtern".
« Letzte Änderung: 11. April 2022, 12:03:03 von Salandrion »
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Matthias F.

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  • 11. April 2022, 09:48:07
Re: Crossgender : Meinungssammlung (DZW Grundlage)
« Antwort #13 am: 11. April 2022, 09:48:07 »

Wie stehst du zu Crossgender im Rollenspiel?

Ohne Crossgender funktioniert Rollenspiel nicht. Wenn die SL nur ihr eigenes Geschlecht spielt, dann bricht die Welt in sich zusammen (oder wird zumindest zu einer Welt, in der andere Geschlechter nur aus stummen Hintergrundfiguren bestehen).

Was spricht für und was spricht gegen Crossgender im Rollenspiel.

Dickes Plus mit Doppelsternchen, da wie oben geschrieben Rollenspiel (in der Regel) sonst nicht funktioniert.
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Lule

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Re: Crossgender : Meinungssammlung (DZW Grundlage)
« Antwort #14 am: 11. April 2022, 16:32:57 »

Für mich gilt generell: Alle dürfen alles  spielen, was sie wollen. Manche halt nur einmal mit mir! (Und am liebsten hätte ich solche negativen Erfahrungen gleich vermieden.)

Das Wort Rollenspiel drückt für mich schon fast alles von selbst aus, was ich hier mache und hier suche. Meist ergänze ich noch um ein Wort, nämlich kooperativ.

Für mich ist Rollenspiel ein kooperatives Spiel, in dem man versucht Rollen in einer Geschichte mit Leben zu füllen. Wie schön wäre es, wenn es so einfach wäre. Leider ist es das nicht, weil die Menschen zum Glück unterschiedlich sind und auch aus unterschiedlichen Dingen Spaß ziehen und daher Rollenspiel nicht nur anders betreiben, interpretieren und teilweise auch unterschiedliches darunter verstehen. Nicht alles dabei ist kompatibel zueinander.

Daher ist es gut zu wissen, was einem Spielspaß bereitet und was diesem eher abträglich ist. Dann kann man entsprechend passende Menschen suchen, die Ähnliches suchen und bieten.

Ich selbst ziehe fast meinen gesamten Spielspaß aus der Darstellung des Charakters. Das kann  im  Alltagsleben eines Chars sein, aber natürlich auch Extremsituationen oder Dilemmasituationen. Ich überlege also stets, was würde der Char jetzt tun oder sagen, wie handeln? Mein Spielspaß steigt, wenn ich es schaffe, den Charakter für mich stimmig und konsistent darzustellen. Und er steigt nochmals, wenn das auch den anderen Spielenden gelingt, inklusive der spielleitenden Person. Da ist die Stimme ein Bestandteil, aber nicht den bedeutendsten Teil ein. Das meiste findet aber außerhalb der Stimme statt. Aber zugeben, die Stimme ist auch keine Nebensache. Nervig ist es, wenn ich dann wegen der Stimme im Eifer des Gefechts den Char mit dem falschen Pronomen anspreche. Das nimmt mir ungemein Spielspaß.

Klar liebe ich Chars darzustellen, die nicht mir im realen Leben entsprechen. Ich möchte ja gerade nicht mich als Person spielen. Aber ich weiß auch, dass ich nicht alles darstellen kann und manches auch nicht darstellen will, was ich könnte. An die Grenzen gehe ich immer mal wieder ran, kündige das dann aber an, auch weil es das Feedback verbessert. Dennoch ist es immer ein vorsichtiges Herantasten. Und genau dies erwarte ich auch von anderen Spielenden.

Hierbei wurde ich aber auch schon bitter enttäuscht, weil die Personen sich und ihr Können gnadenlos selbst überschätzt haben. Andere können das Darstellen, was sie wollen, nur leider entsprechen dann die Chars absoluten Klischees oder haben andere nervtötende Eigenschaften und Charakterzüge, die letztlich nicht wirklich gruppendienlich sind (Stichwort: kooperatives Spiel).

Mir geht es nicht darum, immer alles optimal umzusetzen. Es ist und bleibt Hobby. Da ist mir jedes Anspruchsdenken zuwider. Aber wenn eine gewisse Schwelle unterschritten wird, leidet mein Spielspaß so sehr, dass ich keine Lust habe der Gruppe meine Freizeit zur Verfügung zu stellen, nur damit sie weiter spielen und Spaß haben können. Das mag jetzt hart klingen, aber ich bin nicht deren Leo/Himbeertoni/Larry. Klar, sie sind auch nicht meine Leos/Himbeertonis/Larrys. Im Idealfall tragen Alle zum Spielspaß der Anderen bei. Aber ganz so einfach ist es nicht, siehe oben.

Manchmal habe ich schon cross-gender ausgeschlossen, manchmal nicht. Das SLs bei NSCs auch crossgendern, ist für mich kein valides Gegenargument, denn sie sollten nicht die Hauptrolle in der Geschichte sein, das sollten die Charaktere der Spielenden sein. Aber je bedeutender die NSCs in einer Geschichte sind und je mehr Raum sie einnehmen, desto besser sollten sie dargestellt werden.

Und darum geht es mir: gute Darstellung. Nun glauben aber viele, dass sie vieles gut Darstellen können. Das ist das Ärgerliche. Andere können mehr, trauen sich aber nicht. Das ist sehr schade. Und aus meiner meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es meist Männer waren, die Frauen schlecht dargestellt haben. Aber ich habe auch schon Frauen erlebt, die Männer schlecht dargestellt haben, wenn auch deutlich seltener. Gerade wenn es um kurze Runden geht, kann ich daher verstehen, wenn beschränkende Vorgaben gemacht werden (kein Crossgender, kein Archetyp x und y, ...). Da will man nicht x Dinge besprechen und Zeit nutzen, die man fürs Spielen haben könnte. Das hat auch schon zu Ausschlüssen von mir als Spielenden geführt. Bei Festgruppen sehe ich das anders. Da ist jede am Anfang für Besprechungen investierte Stunde echtes Gold wert. Hier möchte ich solche Vorgaben gerne besprechen oder gemeinsam finden.

Ich denke also, wie störend Crossgender empfunden wird, hängt neben der Darstellungskompetenz des Spielenden, der einen solchen Char führt, vor allem auch davon ab, was für ein Spieltyp der andere Spielende hat, also woraus diese Person ihren Spielspaß zieht. Eine Einschränkung kann ich umso besser nachvollziehen, je weniger Spielzeit zur Verfügung steht. Sie ist sicherlich nicht optimal, vor allem wenn man bedenkt, dass sich andere von dieser Einschränkung angegriffen fühlen können. Aber dies ist ein Dilemma, das ich hier nicht lösen kann. Denn einerseits möchte ich im realen Leben niemanden verletzen, andererseits möchte ich aber nicht von wenig Spielzeit auch noch viel durch Absprachen und Auswahlverfahren verlieren (ist meist ja auch nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig) oder, dass während der Spielzeit mein Spielspaß zu sehr leidet. Wie ich mit dem Dilemma in Zukunft umgehen werde, wird sich noch zeigen.
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