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Autor Thema: Wie lernt man seinen Charakter kennen?  (Gelesen 4890 mal)

Neflite

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  • 17. Mai 2022, 23:38:26
Wie lernt man seinen Charakter kennen?
« am: 17. Mai 2022, 23:38:26 »

Heyho :)

Heute hatten wir eine sehr spannende Nachbesprechung unserer Runde und darin kam auf, dass wir ggf. nicht unsere Charaktere gespielt, sondern aus SpielerInnen-Sicht agiert haben.

Darauf hin habe ich bemerkt, dass ich irgendwie planlos bin, wenn es darum geht, herauszufinden, wie mein Charakter über verschiedene Dinge denken könnte.
Bisher hatte ich eher ein Bild vom Charakter und habe ihn dementsprechend gespielt - ohne die Spielwelt zu berücksichtigen.
Aber der Charakter LEBT ja dort und das wird ihn beeinflussen.

Nur wie komme ich als Spielerin dahin, diesen Einfluss zu sehen und ausspielen zu können?
Wie komme ich an Charakterwissen?

Wie handhabt ihr das? Wie leitet ihr euch die Ansichten und Standpunkte, das Weltbild eurer Charaktere her?
Vielleicht finden sich ja ein, zwei Impulse ^^

Liebe Grüße!
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Sensei

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Re: Wie lernt man seinen Charakter kennen?
« Antwort #1 am: 18. Mai 2022, 08:10:20 »

Das sind durchaus interessante Fragen, die auch schon von Anfang des Rollenspiel an, aufgetaucht sind. Historisch gesehen.
Erst einmal steht aber natürlich die Frage im Raum, sollte sich Charakter Perspektive und Spielerinperspektive unterscheiden? Und wenn ja, wie sehr?

Klar haben Hans, der Koch und Thomas, der Melker im Mittelalter eine andere Lebensperspektive gehabt als Menschen in der heutigen Zeit. (Bildung, Gesundheit, Lebenserwartung, Gewalterfahrungen, um nur einige Aspekte anzureissen)
Aber möchte ich das tatsächlich spielen? Lautet die Antwort "Ja", dann kann man sich natürlich entsprechend informieren. Für mich persönlich war das Interesse am europäischen Mittelalter nie besonders hoch. Das war eher die Antike. Und da gibt es einige interessante geschichtswissenschaftliche Quellen darüber, wie das Denken der Menschen in der Zeit ausgesehen hat. Die habe ich dann gerne studiert - im besonderen für Griechenland, Rom und Japan.

In (mehr oder weniger) generischen Fantasy settings sehe ich diesen Anspruch allerdings als nicht gegeben an. Solche Welten (DnD, DSA, Pathfinder) haben wenig realistischen Anspruch mMn. Oft ist die Abenteuererperspektive (klassische Mörder-Hobo) dann tatsächlich das einzige realistische, was man da spielen kann.
Und letztlich im Rahmen der eskapistischen Realitätsflucht geht es in manchen Rollenspielen ja doch gerade um mich in exotischtisten Traumwelten. Auch dort ist es nicht der Sache angemessen, die Perspektive einer fremden Person einzunehmen.

Letztlich bleibt die Frage, warum - außer in bestimmten Einzelfällen - es ein Problem darstellt, wenn man im Rollenspiel die eigene Perspektive nicht verlässt?
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Nin

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  • 18. Mai 2022, 09:40:03
Re: Wie lernt man seinen Charakter kennen?
« Antwort #2 am: 18. Mai 2022, 09:40:03 »

Nur wie komme ich als Spielerin dahin, diesen Einfluss zu sehen und ausspielen zu können?
Wie komme ich an Charakterwissen?
Wie handhabt ihr das? Wie leitet ihr euch die Ansichten und Standpunkte, das Weltbild eurer Charaktere her?

Unabhängig davon, ob das Spielsystem es in einer Mechanik schon vorgibt oder nicht, mache ich mir Gedanken über den Hintergrund (wo die Figur herkommt, was sie erlebt hat, wie sie in der Vergangenheit mit Konflikten umgegangen ist,...), über die Gegenwart (z.B. was treibt sie aktuell um, lässt sie gut oder schlecht schlafen, was/wen fürchtet sie, was/wen liebt sie), über die Zukunft (was sind nahe Ziele, was sind entfernte etc.).

Testweise habe ich letztens den Hintergrund zu einem Charakter anhand von einem Solo-Spiel gestaltet. Der Charakter und sein Mikrokosmos war dann natürlich super griffig und komplex.
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Oel

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  • 18. Mai 2022, 13:27:23
Re: Wie lernt man seinen Charakter kennen?
« Antwort #3 am: 18. Mai 2022, 13:27:23 »

Ich habe für einen meiner Charaktere über Jahre ein Tagebuch geführt, welches einerseits als Chronik diente, mir andererseits aber auch sehr dabei geholfen hat, die Welt durch seine Augen zu sehen. Das ist natürlich ein mega aufwändiger Weg, weil das Schreiben des Tagebuchs regelmäßig mehr Zeit in Anspruch genommen hat als die zugehörigen Sitzungen. Aber ich habe dadurch unglaublich viel über meinen Exil-Maraskaner erfahren und war manchmal am Ende des Eintrags überrascht, dass Farahjin die Dinge doch ein wenig anders wahrgenommen hat als ich in dem Moment. :D
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Salandrion

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  • 18. Mai 2022, 13:31:59
Re: Wie lernt man seinen Charakter kennen?
« Antwort #4 am: 18. Mai 2022, 13:31:59 »

Mir helfen geschriebene Alltagsgeschichten, also beispielsweise wie der Charakter aufsteht, was sein Morgenritual ist ect um ein Gefühl zu bekommen. Tagebuch Ingame führen ist auch gut.
Und sonst spielen spielen spielen und sich entwickeln lassen.

Der eigentlich düstere Monsterjäger-Elf ist in einer Runde zum Laufburschen geworden, weil er keine Lust hatte, den anderen immer zuzuhören. Er ist mittlerweile eher ein Botenläufer mit Söldnermentalität als wirklich düster.
Und im nachhinein der sozialste Char in der Gruppe gewesen.

Gerade One-Shot-Chars sind mehr Klischees, aber haben auch immer eigene Macken.
Einfach mal durchatmen und "In-Charakter-Denken". Was sind meine Motivationen? Was will ich erreichen? Wovor hab ich Angst? Was mag ich? Was bin ich bereit, zu geben? Was nicht? Wo sind meine Grenzen?

Klar, nicht ganz so einfach bei Fantasy-Wesen, aber ein wenig du selbst darf dein Char auch immer sein.

Spannend wird es, wenn du merkst, das deine Chars dich verändern, also du völlig anders SPIELST, wenn du Char X oder Y spielst:
Mein oben genanter Elf ist kein großer Denker, sondern Bauch-"Elf" losdrauf voran. Die meisten meiner anderen Chars sind Analytiker, die den elfen selbst in den wahnsinn treiben würden.
Ich als Spieler bin mit dem Elfen fürchterlich gelangweilt von diskussionen, die ins nichts führen, mit Magiern ist es das gegenteil, ich hab unfassbaren spaß dran und denke noch drei Loops durch.

Jaja, so geht das hin und her mit Charakteren und SpielerIn. Spiel spannende Figuren, dann machen sie dich und dein Leben spannender  :thumbsup:
« Letzte Änderung: 18. Mai 2022, 13:33:38 von Salandrion »
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Ravno

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  • 18. Mai 2022, 15:42:09
Re: Wie lernt man seinen Charakter kennen?
« Antwort #5 am: 18. Mai 2022, 15:42:09 »

Letztlich bleibt die Frage, warum - außer in bestimmten Einzelfällen - es ein Problem darstellt, wenn man im Rollenspiel die eigene Perspektive nicht verlässt?

Wenn man die eigene Perspektive verlässt und versucht von einer anderen darauf zu schauen, kann man etwas lernen.

Wie komme ich an Charakterwissen:
Historische Texte, Dokumentationen, Quellenbücher des Systems, Fachbücher, Wikipedia, Sendung mit der Maus, Biographie, usw.  <-- Stark abhängig von der Figur die du spielen möchtest.

Für mein adeliges Strohschwein habe ich mir Bierkrüge angeguckt. Da ich beschlossen hatte das es in einem wohnt.
Für meinen Schriftsteller hatte ich mir die Geschichte der Toskana angeguckt mit Scherpunkt auf Florenz.
Für meinen Goblinwundarzt habe ich die meiste Zeit darauf verbracht ein passendes Bild zu suchen und mir zu überlegen, wie der bisher unter Großlingen überhaupt überlebt hat.

Meine Antwort verändert sich also je nach dem über welche meiner Figuren ich gerade nachdenke.

Hilfreich könnte sein:
Schau dir eine Figur aus deiner Lieblingsserie an. Warum findest du die Figur gut?  Wie verändert sich die im Laufe der Handlung und warum?
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Neflite

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  • 21. Mai 2022, 22:05:23
Re: Wie lernt man seinen Charakter kennen?
« Antwort #6 am: 21. Mai 2022, 22:05:23 »

Das 'Problem' beim Vermischen von meinem Charakter mit mir ist, dass mein Charakter ja in einem anderen Kontext lebt als ich ^^ Ihre Welt ist eine andere, ihre Herkunft ebenso, ihre Erfahrungen auch. Daher ist meine Spielerin-Entscheidung nicht immer das, was mein Charakter machen würde...

An Hintergrund fehlt es meinem Charakter nicht. Eher an Motivation bzw Zielen, denke ich.

Ich habe für unser Gruppentagebuch schon einiges aus Sicht meines Charakters nieder geschrieben, aber da das ein wenig eingeschlafen ist, werd ich das mal wieder aufgreifen... hat Spaß gemacht und ich glaube, dadurch war es wirklich lange Zeit leichter, das Geschehen durch ihre Augen zu betrachten ^^

Ich spiele sie schon seit 5 realen Jahren.
Ich mag sie eigentlich sehr :D
Eigentlich habe ich das Gefühl, sie sehr gut zu kennen, aber irgendwie fällt der Perspektivwechsel zur Zeit schwer.

Danke für eure Fragen und Ideen. Ich werde sie beim Schreiben berücksichtigen bzw. aufgreifen :3
Ich habe mit dem 'Handbuch des Drachen - Spieler machen Leute' schon angefangen, sie nochmal aufzudröseln und neu zu betrachten. Aber für den Prozess - und als solcher sehe ich das Ganze, etwas nicht abschließbares - bin ich immer noch neugierig auf eure Impulse ^^
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Avalia

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  • 22. Mai 2022, 00:48:14
Re: Wie lernt man seinen Charakter kennen?
« Antwort #7 am: 22. Mai 2022, 00:48:14 »

Anfangen würde ich normalerweise bei den typischen Fragensammlungen (ausführlicher als die 20 Fragen und ernsthaft beantwortet).

Mir hilft es normalerweise zu überlegen, wann und wo der Charakter zum Träumen (oder wenn das nicht passt: Nachdenken) Zeit und Ruhe findet. Dann gehe ich von dort aus zurück und überlege, welche Situationen das Leben des Charakters meist bestimmen und welche Auswirkungen diese Situationen auf das Alltägliche, Wünsche, Bedürfnisse und so weiter haben.

Was mir in stressfreien Zeiten auch geholfen hat, war einen Charakter geistig als Gepäck mitzunehmen und bei jeder (ja, auch alltäglichen) Handlung zu überlegen, wie der Charakter die Situation erlebt.
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