Kapitel 1: Die Bluttage von Brückeneck
Gut eine Woche brauchten die Gefährten, um sich von dem blutigen Gefecht gegen die Kreaturen des Namenlosen Gottes zu erholen. Doch auch wenn es
trotz aller Sorge und Pflege bei einigen zum gefährlichen Wundbrand kam, waren nach Ablauf der Woche alle so weit genesen, dass sie sich auf den nächsten
Teil ihrer Reise vorbereiten konnten. Auch auf den weiteren Wegen wollte man zusammen reisen und den beiden Geflohenen hinterher, auch wenn diese Suche
wohl länger dauern mochte, als es auf den ersten Moment zu scheinen begann. Schließlich fehlte den Gefährten jeder Anhaltspunkt, wohin die beiden Frauen
aus Nadoret hin geflohen waren, weswegen man sich auch entschloss, der Bitte der jungen Adepta vom Nebelturm nachzugehen und in den verwunschenen
Sümpfen von Moorbrück nach einem gefallenen Stern zu suchen, der einige Wochen zuvor dort niedergegangen war. Sehr zur Trauer aller Gefährten erklärte
die junge Bardin Blanca Blütenherz, dass es sie jedoch auf andere Bahnen zog und sie sich so von den neu gewonnenen Freunden verabschieden musste.
Aus Nadoret aufgebrochen, folgten die Gefährten dem berühmten Treidelpfad des Großen Flusses gen Süden, entlang der Wellen und Ufer, welche dem großen
Flussvater gebührten. Immer wieder kamen sie dabei an verlassenen Gehöften vorbei, Relikte besserer Zeiten, wie so mancher Koscher sagt. Nicht alle diese von
den Bewohnern verlassenen Gebäude waren frei von den Spuren der Vergangenheit und so stießen die Gefährten auch auf Seelen der Verstorbenen, die nicht mit
dem göttlichen Boten des Herrn Boron über das Nirgendmeer geflogen waren. Aber auch Lebende trafen sie. So schloss sich ihnen in einem kleinen Gasthof der
Zauberkünstler und Gaukler Felian an, welcher ebenfalls auf dem Weg nach Moorbrück war, um dort einem Verwandten in Not beizustehen.
Am 1. Tag des Perainemondes verweilten die Gefährten im beschaulichen Gerrun, wo sie die ganze Gastfreundlichkeit der Koscher Flussleute kennenlernten. Wie
es die Schriften vorgeben und die Ernten erlaubten, feierten sie zusammen mit den Bürgern der Stadt das Apfelfest zu Ehren der gütigen Herrin Peraine, bei welcher
seine Ganden Grimmwulf die Geweihten von Gerrun mit Fleiß und Tatkraft unterstützte. Nach dem Kampf gegen die finsteren Kreaturen war dies wohl eine doch
dehr willkommene Abwechslung und sollte den Gefährten Kraft geben, für das, was sie in Kürze ereilen würde.
Nur einige Tage später erreichten die Helden den Ort Brückeneck. Jener Ort, wo der "Rote Schlächter" vor einiger Zeit für Schrecken und Jammer gesorgt hatte, so
dass die Diener des Götterfürsten daselbst in die Stadt am Großen Fluss eilten und dort den ketzerischen Jakob Fenzeslau stellten. Schon damals hatten Abenteurer
den Häschern der Inquisition zur Seite gestanden und so kam es ganz im Sinne des Götterfürsten, dass es erneut Abenteurer waren, die eine neue Serie von grausamen
Morden aufdeckten.
Die Gefährten waren erst wenige Stunden im Ort, als der örtliche Metzger, selbst geschlachtet wie ein Vieh, in den Gasthof "Zur Brücke" gestolpert kam. Sterbend brach
er zusammen, gezeichnet von schweren Klingen, das Innere wie einst bei den Opfern des "Roten Schlächters" geraubt. Der Rechtschaffenheit verpflichtet, machten sich
die Gefährten alsbald an die Suche nach dem Mörder, wobei sich ihnen der Zwerg Schorlosch groscho Sordolax Mirschag aus dem stolzen Volk der Ambosszwerge an
die Seite stellte. Den Mord an Lutz Uferbau, dem Schankknecht der "Zur Brücke" konnten sie leider nicht verhindern, doch klärten sie das tragische Verschwinden des
örtlichen Waidmanns und stießen nach dem Fund seiner sterblichen Überreste auf noch eine weitere Leiche, verborgen in einer Kate tief im dunklen Wald. Zu ihrem
Schrecken erkannten sie, dass es sich dabei um die Schwester des Lutz Uferbaus handelte, die junge Alissia, welche ebenfalls im Schankhaus ihre Pflicht versah. Noch
am Vortag, kurz vor dem Mord an ihrem Bruder, hatte diese versucht die tapfere Kriegerin Larja zu verführen, war aber gescheitert. Dem kundigen Blick seiner Gnaden
Grimwulf Schotterbiert und den kundigen Augen des Spurenlesers in Form des Zwergen Schorlosch groscho Sordolax entging jedoch nicht, dass die Verstorbene schon
seit mehr als einer Woche hier liegen musste. Alarmiert eilten die Gefährten zurück zur Stadt Brückeneck und stellten dort erst den Wirt der "Zur Brücke" zur Rede, welcher
ihnen den Ort nannte, an welchem die Alissia mit ihrem Bruder gelebt hatte. Bei der Durchsuchung des Hauses unter dem Befehl des Herrn Ritters von Bachsjerpengurken
stellten die Gefährten einen leibhaftigen Gestaltwandler, welcher sich der Ergreifung natürlich zu wiedersetzen versuchte. Unter den Waffen der Gefährten fiel diese finstere
Kreatur des Namenlosen Gottes jedoch und ging so in die Finsternis zurück, welche sie einst ausgespieen hatte.
Vom Kampf nur leicht verletzt, doch von der Jagd nach dem gestaltlosen Wesen erschöpft, beschlossen die Gefährten noch einige Tage in Brückeneck zu verweilen, um zu
prüfen, ob der Gestaltwandler der einzige seiner Art gewesen war. Nach dem Tod hatte dieser sein wahres Ich offenbart: Eine Kreatur, bläulich-grauer Schlangenhaut, in Form
und Gestalt den Menschen ähnlich und ihnen doch auch zugleich völlig fremd. Ohne Knochen im Leibe, das Fleisch wie zäher Knochenleim. Vielerorts kennt man Geschichten
über diese Kreatur und selbst habe ich sie nicht mehr gesehen, doch die tapferen Männer der Brückenecker Garde bestätigten mir die Gerüchte, die in der Stadt aufgekommen
waren. Seine Gnaden und auch Meister Schorlosch groscho Sordolax ließen den Kadaver verbrennen, auf dass er sich auch nicht wieder erhebe. Derweilen machten sich die
anderen daran, die weitere Reise nach Moorbrück vorzubereiiten und in den Archiven der Stadt nach weiteren Spuren solcher Kreaturen zu suchen. Die Suche nach den beiden
geflohenen Frauen aus Nadoret und die Suche nach dem gefallenen Stern ließen jedoch kaum Zeit für langes Verweilen, so dass die Gefährten schon kurze Zeit später wieder
auf den Wegen des Herrn Nandus und meines Herrn Aves unterwegs waren.
- Aus den Aufzeichnungen eines anonymen Chronisten der Kirche des Aves
Spielabende: 5
Belohnung: 100 AP