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Autor Thema: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?  (Gelesen 47715 mal)

Olf

  • GRUPPE Geschichten aus der ADL
  • Jungdrache
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  • Online Online
  • Beiträge: 329
  • 09. Januar 2023, 19:49:01
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #30 am: 09. Januar 2023, 19:49:01 »

United Universe - Der Run 2
33.o Jay Smiley
Ich schaue vom Flachdach der "mapf-Werbung" nach Süden. Meine Brille blendet mir ein: 18.45 Uhr. Den Turm, auf dem die zuletzt ausgefallene Kamera montiert ist, kann ich nur erahnen, scheint aber erst einmal alles normal zu sein dort. Allerdings ist er doch eher außerhalb meiner Sicht. Neo macht sich auf den Weg dorthin, ich lasse eine Fly-Spy steigen, um ihn rechtzeitig warnen zu können, falls doch etwas ist. Die Gestelle, auf denen die Überwachungskamera sind, sind lediglich von einem hüfthohen Zaun umgeben. Also für einen Norm hüfthoch. Neo entdeckt unter dem Turm einen Metallkasten. Er steigt über den Zaun und schaut ihn sich näher an. Ich erkenne gleich einen Störsender, der zielgerichtet ist. Zielgerichtet nach oben zur Kamera.  Erkläre Neo kurz, wie man den aus macht. Bingo, Kamera 12 geht wieder. Neo geht weiter zu Kamera 11. Da stehen vier Leute am Zaun mit Bierchen. Alle Norms mit Lederklamotten. Auch dort steht ein Köfferchen unter dem Aufbau für die Kamera. Als Neo über den Zaun steigt, wird er von einem der Norms angeraunzt. Der ist dann still, als er den Security-Ausweis sieht. Geht dann etwas weg und holt sein Komm heraus. Ich lasse die Fly-Spy etwas sinken, um ihn zu belauschen. Ich verstehe es nicht, aber es sollte Italienisch sein. Sende den Feed an Frau Urbani weiter. Die kann das. Übersetzung ungefähr "...mit den Motorrädern..." und "...ja, so machen wir das...".
Während Neo weitergeht zu den Bühnen vier und drei, sehe ich, wie bei Kamera 14, gerade am Ponyreiten vorbei etwas südlich von mir, drei Leute in Lederkluft und mit Bierdosen vom hüfthohen Zaun wegschlendern. Darunter jetzt ein bekanntes Köfferchen. Ich schwinge mich am zurechtgelegten Enterhaken auf der Rückseite runter und gehe zügig zum Turm 14. Hüpfe schnell rüber und schalte den Störsender aus. Wieder draußen, die drei verfolgen, die nach Süden zurück schlenderten. Die grüßen zwei, die an ihnen vorbei Richtung Norden gehen. Die telefonieren. Während ich zu ihnen aufschließe, bekomme ich mit, dass Neo die Kamera an der Bühne drei reaktiviert hat. Die bei Bühne vier ist einfach verschwunden... Den Feed lasse ich gleich zu Frau Urbani laufen. ""...alles früher?" und "Verstehe, also doch keine Zeit mehr. Ciao."
"Frau Urbani, soll ich die beiden festsetzen?"
"Ja". Tatze meldete, dass er an den Weg kommen würde. Er war am Eingang zu Bühne sieben, der wir ja eigentlich zugeteilt waren. Er würde helfen. Die beiden fielen in einen Dauerlauf, es war jedoch keine große Sache, sie einzuholen. Dabei wählte ich bereits Schnäutzer an. Nachdem ich in der AR die Security-Berechtigung ausstrahle, halte ich einen der beiden von hinten einfach fest. Aber Drek! Der ist verdammt schnell und kräftig, so dass er sich gleich wieder befreien kann. Auf gebrochenen Deutsch schreit er mich an: "Was willst du Penner?!" Der andere zieht eine Pistole und meint mit deutlichem italienischem Akzent: "Was willst du, ist eh alles zu spät!", während der erste ein Kampfmesser zog und meinte: "Wir können das sofort hier blutig entscheiden, aber..." Ich lasse ihn nicht ausreden und schlage zu. Diesmal keine Rücksicht mit Festhalten und ausknocken per Griff. Diesmal haue ich meine Faust mit Titanknochen direkt rein in den Mann. Aber der duckt sich einfach weg! Der andere schießt auf mich, aber die Kugel bleibt in meinem Anzug hängen. Eine fliegende Seifenblase oder so etwas taucht neben dem Revolverhelden auf. Nina lässt Fotos von den insgesamt mindestens neun Leuten über Jay im allgemeinen Netzwerk rumgehen zusammen mit einer Alarmierung. Sollte die anderen Securities wecken. Und bei Schnäutzer klingelt es immer noch... Als ich ein weiteres Mal zuschlage, treffe ich den Typen, aber er bleibt stehen! Definitiv sowas von keine Anfänger! Revolverheld hat einen Streifschuss bei mir gelandet und schreit in sein Komm "...Pronto!..." Dann stülpt sich die Luftblase über seinen Kopf und er schnappt nach Luft. Messer sticht zu und bleibt in meinem Anzug hängen. Ich schlage wieder mit voller Kraft zu, diesmal eher links, nachdem er das letzte Mal nach rechts ausgewichen ist, und lande einen brachialen Volltreffer. Die Faust zermatscht die Rippen. Revolverheld schüttelt den Geist ab, ich schlage nochmal zu und auch sein Brustkorb zerbricht unter der Wucht meiner Faust.
19.05 Uhr. Schnäutzers Komm klingelt immer noch. 10 Sekunden Ewigkeit...

33.p
Freitag, 28.07.2079, 19:05:21 Uhr
Nachdem wir kein TacNet haben, aber immerhin einen Herrn Smiley, bei dem die Informationen zusammenlaufen, habe ich nicht immer den aktuellen Überblick, aber man kann sich mit etwas Verzögerung auf den Stand bringen. Ich lasse Tatze hinter mir und jogge Richtung Süden. Dort wird mir von Süden her Neo entgegenkommen. Zwischen uns drei von den Italienern. Frau Urbani ist zwei weiteren auf den Versen, allerdings Richtung Innenstadt, wo sich noch Kleinkunstbühnen für die Familien befinden. Herr Smiley markiert uns die drei Itaker und will sie hacken. Drek! Die sind verdammt weit weg!
"Neo, fang die drei ab! Tatze, Angriffe melden!" Just in diesem Moment meldet sich Schnäutzer. Nachdem ich außer joggen nichts zu tun habe, kann ich locker plaudern. "Erbitte Erlaubnis für Schusswaffeneinsatz." Das Gespräch sollten alle anderen auch mitbekommen, das Herr Smiley eine dauerhafte Konferenzschaltung eingerichtet hat.
"...wenn´s sein muss... wir haben den Kontakt zur 4 verloren..."
Anscheinend ist ihm die Lage noch nicht bewusst, obwohl Herr Smiley die bekannten Informationen schon an die Security weitergegeben hat. Anscheinend gilt Schnäutzers Aufmerksamkeit eher seiner Nase.
"Wir wissen, dass Kamera 4 weg ist. Setzen drei Leute zwischen der 12 und der 14 fest. An der 7 liegen schon zwei."
"Ich schicke Sammler los."
"Tatze, wir brauchen deine Hilfe unten. Schnäutzer, weitere Anweisungen?"
"Ich melde mich, wenn es was Neues gibt." Schnäutzer legt auf.
Tatze meldet sich: "Was kann ich tun?"
"Unten unterstützen."
In der Zwischenzeit ist Neo auf die drei gestoßen, der Kampf geht los. Frau Urbani hat einen der beiden Verfolgten direkt ausgeschalten. Meine Spy-Fly lasse ich Richtung der Bühne 4 fliegen, um die fehlende Kamera zu ersetzen. Wird aber etwas dauern. Neben mir erscheint aus dem Nichts eine Taube und fliegt mit mir. Muss Tatzes Geist sein.
"Schick den Geist runter zu Neo. Der braucht jede Hilfe."
"Was meinst du mit `unten´?"
"Süden. Neo braucht auf jeden Fall Hilfe." Dass Magiebegabte manchmal Probleme mit Technik haben, ist nicht wirklich etwas Neues, aber dieser Tatze ist wirklich weltfremd, was das angeht...
Freitag, 28.07.2079, 19:05:27 Uhr
Während sich meine Drohne Richtung Bühne bewegt, meldet Frau Urbanis Monitor gelb. Sie ist verletzt.

33.q
Während ich so Richtung Süden zu Neo laufe, mache ich mir ein Bild. Bei Nina liegen zwei Leute am Boden und die Leute drum herum wollen einer armen Frau helfen, die gerade angegriffen wird. Bei Neo sind auch zwei Leute am Boden und einer richtet noch eine Waffe auf Neo. Die Leute sind entsetzt und laufen davon.
Freitag, 28.07.2079, 19:05:30
Während ich immer noch gemütlich Richtung Süden jogge, pinge ich den Feed meiner Fly-Spy für Jay. Die Reaktion kam umgehend. Jay meldete sich mit: "Neo, kannst du mal zu Bühne 3 gehn? Bist am nächsten dran."
Neo: "Kann hier nicht weg."
Freitag, 28.07.2079, 19:05:33
Nachdem ich nun meine Fly-Spy nicht mehr wirklich bewegen muss, weil sie über Bühne 4 eingetroffen ist, kann ich mir während des Joggens den Feed ansehen. Einige Leute liegen in einer roten Lache. Anscheinend wurde Explosivmunition verwendet, so wie das Fleisch in Fetzen liegt. Ich höre mindestens eine Schnellfeuerwaffe, eine Shotgun und Geschrei.
"Alle sofort zur Bühne 4. Attentat." Lage klar benennen.
Jay meldet sich sofort: "Hab ich doch schon gesagt! Warum hört keiner auf mich?!"
Frau Urbani: "Brauche Unterstützung!"
Neo: "Ich muss mich eigentlich noch um die Leute hier kümmern."
"Dann beeil dich." Bin gleich bei dir.
Neo: "Roger."
Jay: "Kommt jetzt jemand endlich zu Bühne 3? Da ist einer über den Haufen geschossen worden!"
Frau Urbani: "Servici Sicuretta Baretta als unfreundliche Ziele markieren."
Zeitgleich hört man Schnäutzer: "Verdammte Scheiße, die Servici Sicuretta Baretta an Bühne 4 drehen voll durch!"
Neo stellt einen Feed ein. Rucksack mit Flaschen drin. "Sie haben Molotows."
"Wir sind unterwegs Jay." Das beruhigt hoffentlich seine Ungeduld. Drek, dass wir Nina nur schwer helfen können.

33.r
Freitag, 28.07.2079, 19:05:36
Beim Joggen schaue ich mir den Feed aus der Gegend von Frau Urbani an, um zu sehen, wie sie von einem Typen mit Elektroschlagstock zu Boden geschickt wird. Ein Security (oder vielleicht auch ein kräftiger Festivalbesucher?) springt auf den Schlagstocktypen, gibt ihm eine Schelle und der Typ mit dem Stock geht ko. Irgendjemand im Hintergrund schreit: "Schnell, wir müssen ihr helfen."
"Herr Smiley, bitte Erste Hilfe für Frau Urbani organisieren." Hoffentlich schnell.
Die Antwort kam prompt: "Geht raus."
An Bühne 4 schießen mindestens vier Maskierte Norms von der Bühne herab auf das fliehende Publikum. So wie es aussieht ziemlich wahllos. Im Zugangsbereich strömen fliehende Besucher nach draußen, aber zwei Securities haben sich dort verschanzt und nehmen die Bühne unter Feuer.
Freitag, 28.07.2079, 19:05:42
Zu Neo aufgeschlossen, wir joggen gemeinsam zur Bühne.
"Neo, du kannst doch dieses Astralwahrnehmungsdingens." Drek, unter Feuer lässt meine Rhetorik wieder nach.
Wir planen eine Überraschung, basierend auf Anschleichen, IR-Rauchgranaten  und purer Feuerkraft.
Freitag, 28.07.2079, 19:05:54
"Hüpfen wr doch einfach da vorne über den Zaun und schleichen uns seitlich zur Bühne an."
"Oder wir nehmen einfach die Türe da." Neo sprachs und hielt seine Security-Card an den Scanner. Mann, an barrierefreien Zugang muss ich mich echt gewöhnen. Neo scheint das gewohnt zu sein. Kein Wunder, hat auch für nen Con gearbeitet. Wir tragen alle unser Päckchen. Solange er uns nicht verarscht, ist alles gut. Wenn er falsch spielt, leg ich ihn halt um.
Ich nicke anerkennend, als wir durch die Türe anschleichen. Hier hinter der Bühne war eine Art Hinterhof, einige abgestellte Autos, abgedecktes Equipment für die Bühne. Jay meldet sich: "Sagt Bescheid, wenn´s losgeht, ich sorge für Ablenkung." Ich denke über DNI und Kommlink ein "ok" und wir schleichen uns an. Hinter der Bühne gehen wir hinter einigen Autos in Stellung. Keine zehn Meter von den Attentätern entfernt. Ich krame eine IR-Rauchgranate raus, halte sie Neo grinsend vor die Nase und ziehe den Ring. Der aufleuchtende Timer zeigt drei Sekunden und läuft sofort. "3...2..."
Freitag, 28.07.2079, 19:06:03
Ich bereite mich vor, auf die Bühne zu springen und loszulegen. In einer Hand meine Walter Secura mit Gelgeschossen, in der anderen die Granate. Da springt auf einmal einer der Maskierten von der Bühne, schreit panisch herum und will rennen.
Neo: "Der gehört mir."
In diesem Moment drehen die Scheinwerfer auf der Bühne hoch. Die Schussgeräusche lassen schlagartig nach. Während Neo zu seinem Ziel läuft, hüpfe ich auf die Bühne ("...1...los") und grunze grinsend "Kuckuck". Mein Blendschutz in den Kontaktlinsen leistet ganze Arbeit.
Freitag, 28.07.2079, 19:06:06
Ich stelle meine Wahrnehmnung auf Ultraschall um, gehe zum ersten Maskierten und dresche ihn eine Faust voll rein. Die Granate noch in der Hand. Nach dem Schlag fiel er blutig um. Die innere Uhr voll auf Kampf getaktet. Dann zum nächsten. Der geht voll in Verteidigungsstellung und schafft es, auszuweichen. Gleichzeitig lasse ich die IR-Rauchgranate los. Sie fällt auf den Boden. Noch vor dem Aufschlag geht sie hoch. Aus mehreren Löchern wird mit Hochdruck heißer Rauch ausgeblasen. Heiß genug, um auch mit Wärmesicht nichts mehr sehen zu können, kalt genug, um sich nicht zu verbrennen. Der Typ vor mir feuert tatsächlich auf mich. Ich weiche seiner Salve aus. Sie streift meinen Mantel. Ich schlage zu. Anscheinend hat ihn der plötzliche Rauch dermaßen überrascht, dass er sich eine Blöße gab und neben seinem Helm flog auch sein halber Unterkiefer nach meinem Faustschlag davon. Titanknochen sind einfach grün.
Freitag, 28.07.2079, 19:06:09
Ich niete die Dreksäcke um, Gott wird sie richten. Beim letzten nehme ich nicht nur etwas Fliegendes neben ihm wahr, sondern auch eine magische Präsenz. Muss ein Geist von Tatze sein. Drek, ich hoffe, es ist einer von Tatze!. Mein Schlag lässt den letzten Attentäter auf der Bühne umfallen.
Schlagartig entfährt es mir: "Drek, jemand hat meine Drohne geklaut!" und gleichzeitig höre ich über einen Feed den Sound von Motorrädern. Dutzenden Motorrädern. Prima. Es ist Krieg und ich steh nackig auf dem Schlachtfeld...

33.s Der Dekan
Im Astralraum wurde Tatzes Geist von zwei Feuerelementaren zerfetzt. Neo holte mit seinem Taser eine Drohne aus der Luft und eine Vorhut der Rocker-Streitmacht preschte schon Richtung Schlossplatz, wo die Familien-Bühnen waren. Einige hatten einen Beiwagen, von dem aus komfortabel in die Menge geschossen werden konnte. Nur hielten sie sich nicht mit Schusswaffen auf. Sie warfen Granaten. Einer hatte wohl auch einen Granatwerfer. Ich für meinen Teil rannte Richtung Brücke, wo ich sie vielleicht aufhalten könnte. Zumindest wäre dort erst einmal eine Engstelle.
Während Frau Urbani gerade von Tatze geheilt wurde, kam von Jay aus der Matrix ein Feed, der weitere ca. 40 Motorräder zeigte. Kurze Zeit später meldete er, dass Alarm gegeben wurde und "die Bullen" mehrere HTR-Teams schicken würden. "Ich bin raus.", waren seine letzten Worte und schon war er aus de Matrix verschwunden, wie auch aus allen Konferenz-Schaltungen.
Frau Urbani meldete sich: "Zieht euch zurück. Eingreifen nach eigenem Ermessen."

33.t
Der Befehl der Chefin hieß also Rückzug. Ein Guerilla-Krieg wäre kein Problem - mit meiner vollen Ausrüstung. Aber mit zwei Pistolen, einer Hand voll Rauch- und Betäubungsgranaten und einem Jagdgewehr, mit dem ich nicht einmal wirklich gut umgehen kann, ist einfach kein Krieg zu gewinnen. Also Brückenstraße nach Norden Richtung Bühne 7 und Campingplätze. Zum Glück ist die Straße fast menschenleer. Die Rocker fahren auch eher bequem - zumindest laut Frau Urbani und Neo - so dass ich locker weit vor ihnen bleiben sollte.
Frau Urbani meldete sich über die Konferenzschaltung: "Ich weiß nicht, was ihr macht, aber ich muss nochmal rein. Jemanden retten."
"Wer ist wo drin?"
"Eine Freundin."
"Geoping." Er traf sofort ein. Ebenso wie einige Token auf ein Wohnmobil. Auf dem Campingplatz nur hundert Meter nördlich der Bühne 7. Unterwegs am Seil meiner Enterhaken-Kanone wieder auf das Flachdach der "mapf-Werbung". Rucksack und Gewehr geschnappt. Runterspringen. Fünf Meter Höhe kein Problem. Bilder kommen hoch. Ich muss dieses Zeug lernen, was der Franzose damals beim Bund drauf hatte. Parcour hieß das, glaub ich. Ich sah vor meinem geistigen Auge, wie er über ein Dachgeländer sprang, drei Meter tiefer auf einem Balkon abrollte und sich wie ein Affe von Balkon zu Balkon bis auf die Straße durchhangelte. Schneller als jeder Aufzug.
Im Bereich der Bühne 7 hörte man die Durchsage: "Gehen Sie in Deckung, bewahren Sie Ruhe, Hilfe ist unterwegs." Während gleichzeitig dutzende Festivalbesucher die wenigen Ordner überrannten und auf die Straße strömten. Wird ein Fest für die Rocker aus dem Süden. Auch aus Richtung Norden, vom Campingplatz rannten mir einige Leute entgegen.
Ich öffnete das Wohnmobil schon als ich es sah, leider war es nicht geriggt. Ab auf den Fahrersitz, drinnen niemand zu sehen.
"Hey, was suchst du in meinem Auto?!", kam es von unten. Ganz unten. Ich griff unters Auto und erwischte einen Knöchel. Rausziehen, hochheben, über mich auf den Beifahrersitz bugsieren. Na gut, der Kopf war im Fußraum, aber es war noch alles an der jungen Asiatin dran.
"Deine Freundin schickt mich." Ich starte den Wagen. Anscheinend wusste sie Bescheid, denn sie machte keine Szene. Oder sie war eingeschüchtert. Oder beides. Im Norden hatte ich eine Horde Motorräder und brennende Zelte gesehen. Im Süden kommen auch welche. Im Osten lag der See. Also ab in den Westen, den Feldweg zwischen den Zelt- und Campingplätzen entlang. Als ich in der Mitte an die Kreuzung kam, sah ich, dass einige Leute die gleiche Idee hatten wie ich und im Westen an der B249 ein Stau war. Also ab nach Süden. Da waren Gartenlauben und viele große Schuppen. So etwas wie alte Scheunen, die irgendwann einmal zu einem Bauernhof gehörten. Ich sah mich nach einem Versteck um, aber das Beste, was ich finden konnte, war ein Stellplatz neben einer Scheune. Besser als nix. Zumindest waren wir erst einmal aus dem direkten Schussfeld raus.
Dann kamen auch schon die anderen in Frau Urbanis Auto. Frau Urbani unterhielt sich sogleich mit Miha, wie ihre Freundin und Besitzerin des Wohnmobiles hieß. Neo drückte mir einen Rucksack in die Hand. Darin, das Klappern ließ es bereits vermuten, die erbeuteten Molotow-Cocktails. Frau Urbani unterhielt sich angeregt mit ...der Luft? Nein, mein Ultraschall-Sensor lieferte das Bild eines Hundes. Tatze war in Hundeform und hatte Unsichtbarkeit auf sich gelegt. Anscheinend ging es auch um Klamotten. Ich ging gerade über die Straße auf den Campingplatz, suchte ein Auto mit Tasche auf dem Rücksitz, schlug das Fenster ein und brachte ihm die Tasche. War unter irgendwelchen Leuchtklamotten auch ein Jogginganzug dabei. Passte sogar. Nachdem sich Tatze dann im Jogginganzug in Menschenform wieder sichtbar machte, stellte ich mein Ultraschall auch wieder aus. Er zierte so lange herum, ob das / die HTR-Team/s auch Nazis wären (Hä? Tatze ist doch ein Norm...) und er Angst vor Verfolgung hatte, weil er ein Hund sei, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Tatze war ein Werwesen. Also Wandler. Oder so. Reflexartig ging meine Hand an das Kampfmesser aus Silberlegierung. Jetzt war auch klar, warum er manchmal selbstverständlichste Dinge nicht wusste oder drauf hatte. Neo arbeitet für einen Konzern, Tatze ist ein Werwesen, was zur Hölle ist hier nur los?! Was Nina und Jay wohl für Geheimnisse haben...
Das Wohnmobil löschte meine Tokens und fuhr davon. Frau Urbani hatte den Autopilot eingestellt. Das Wohnmobil stellte sich in den Stau im Westen.  Neo starrte Nina von der Seite aufgebracht an: "Was bringst du deine Tochter hierher?"
"Eine Freundin."
"Du weißt doch, dass es hier gefährlich wird!" Schmollte Neo? Offensichtlich...
Das Tor war mit Eisenkette und Vorhängeschloss gesichert. Ein Ruck, offen. Darin ein Mini-Traktor, verschiedene Geräte für Haus und Garten, Schränke, Regale, Säcke. Ich stellte meinen erbeuteten Störsender in das Regal nach hinten. Hole ihn später ab, wenn ich den Bulldog mit Schmuggelfach wieder habe. Verdammt, der Kostenvoranschlag ließ schon ahnen, dass ich in den Bereich pleite komme. Aus dem Norden und Osten waren Explosionen zu hören. Frau Urbanis Komm klingelte. Sie stellte auf Lautsprecher. Schneutzer war dran. "Kurzes Update. Wir werden überall angegriffen. An der zehn, zwei, eins, sieben und auf dem Zeltplatz. Wir werden absagen müssen. Danke für eure Arbeit. Sie können gerne auf freiwilliger Basis weiter arbeiten, aber es ist jetzt ihre Entscheidung."
Frau Urbani legte auf. "Versoffener, verkokster Nichtsnutz!"
Neo sah uns an: "Ich werde losziehen und noch ein paar Zivilisten retten."
Was für eine Dummheit. Aber jeder hat so seine Prinzipien. "He, Robin Hood!" Neo drehte sich zu mir um. Ich hielt ihm den Rucksack mit Molotows entgegen. "Den kannst du vielleicht brauchen."
Als Neo gegangen war, warteten wir etwas und hörten auf die Kampfgeräusche. Nach einer Viertelstunde meldete sich Schneutzer noch einmal. Seine Stimme klang durch den Lautsprecher des Komms niedergeschlagen. "Eben kam die offizielle Bestätigung. Das Festival wurde abgesagt." Er wollte wohl noch weitersprechen, doch Nina legte auf.
Als wir überlegten, wie es weitergehen sollte, ließ ich die Nachrichten durchlaufen:
Nachrichten vom 28.07.2079
28.07.2079

Pressemitteilung 48 Stunden nach dem Anschlag auf Ares Vorstand.

Seattle News

Es ist schön Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen, wie immer folgen nun die Nachrichten des Tages. Die heutige Pressekonferenz mit Damian Night hat großes Aufsehen erregt, hier die Wiederholung für Sie: Mit ausdrucksloser Miene verkündete Mr. Night: „Wir arbeiten eifrig daran, einen Zivilen Vertreter zu wählen, der Ares in der nächsten Zeit als Ansprechpartner für zukünftige und bereits bestehenden Handelsverträge dienen wird. Leider verzögern gewisse Umstände diesen Prozess, doch ich bin zuversichtlich, das wir dies zeitnah umsetzen können“. Unser Reporter vor Ort stellte dann die Frage die uns im Moment wohl alle am meisten interessiert: „Was können Sie uns zu den beiden Vorkommnissen in ihren Einrichtungen letzte Nacht sagen?“ Als Antwort bekamen wir: „Hiermit bestätige ich das es 2 zeitgleiche Angriffe auf unsere Einrichtungen gegeben hat, diese konnten von unseren professionellen Mitarbeitern vor Ort aber vereitelt werden“ Im Holo sieht man jetzt wie Damian Night sich nach vorne auf das Pult lehnte und sprach weiter: „Alle Angreifer sind dabei ums Leben gekommen, sie entpuppten sich als Söldner und wir gehen den Spuren Nach, um ihre Auftraggeber zu ermitteln. Wer glaubt das wir nun schwach wären, dem sollte dieses Ergebnis eine Lehre sein“. Er Pocht nun mit dem Zeigefinger auf das Pult: „Der feige Anschlag auf unsere Führung hat uns enger zusammen geschweißt und jeder der versucht diesen Umstand auszunutzen, wird nicht länger von uns „freundlich“ behandelt werden“. Daraufhin hörte man gedämpftes Gemurmel und die Reporter versuchten nun weitere Fragen zu stellen, doch es wurden keine mehr beantwortet, Damian Night verließ darauf die Konferenz. Wie sie gesehen haben, gab uns Ares nur das nötigste an Informationen, bleiben Sie uns weiter treu und erfahren Sie auch zukünftig alle Neuigkeiten.

Europa News: Das Univers United Festival hält weiterhin den Kontinent in Atem, die Klickzahlen in der Matrix haben astronomische Höhen erreicht und kein Festival hatte in den letzten 20 Jahren so viele Besucher. Alles was Rang und Namen hat liefert dort eine Show ab, die ihres gleichen sucht, die Einnahmen gehen in die Millionen und das schon nach 2 Tagen Laufzeit. Es wurden keine weiteren Störungen gemeldet, Gerüchten zufolge hat sich einer der Security von der einschlägigen Musik Rammsteins hinreißen lassen und ist in die Menge gesprungen um sich herum tragen zu lassen, doch dies können wir nicht bestätigen. Berühren Sie hier ihr Holo um alle Informationen über die Bands und ihre Programme zu erfahren.

Das neueste aus Asien: Die Unruhen halten an, haben sie zuerst in Ost Russland begonnen, ziehen sie nun weiter Richtung Westen. Es ist immer noch nicht bekannt warum das alles geschieht, nur das es viele tote und verletzte gibt. Die ersten Gerüchte werden laut, demnach sollen es überwiegend Orks und Zwerge sein, die an den Unruhen beteiligt sind. Ist dies ein Anfang für erneut aufkeimenden Rassenhass? Doch scheinen auch vereinzelnd alle anderen Metas hier und da mit beteiligt zu sein, wenn auch nur sehr wenige. Die Behörden schweigen sich weiter aus, sie empfehlen aber jedem, sich aus den betroffenen Gebieten fern zu halten, Reisebeschränkungen gibt es noch keine. Die Bilder die wir über die Matrix erhalten haben, sind zu verstörend als das wir diese hier zeigen dürfen. Berühren Sie hier ihr Holo und bestätigen Sie die Sicherheits und Haftungsausschluss Bedingungen um Zugriff auf unseren Internen Bereich mit den aktuellen Informationen zu erhalten, alle Angaben sind dort wie immer ohne Gewähr.

Dies waren die Highlights des Tages, kommen wir nun zu den aktuellen News aus unserer schönen Stadt und danach zum Wetter.
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Zumindest hatte Schmitt Nina Urbani kontaktiert. Er wolle sich zur Auszahlung unseres Soldes treffen. Ich schüttelte den Kopf. Zur Zeit nur Scheiße am Hacken, aber die Schmitts schienen sich ehrenhaft zu verhalten. Verrückte Welt.

33.u
So um drei Uhr nachts lichtete sich der Stau etwas. Wir diskutierten im Schuppen, ob wir noch im Schutz der Dunkelheit mit der Masse gehen wollten oder Abwarten bis die Polizei abgezogen ist. Die Komms klingelten. Gruppenanruf. Jay.
"Werden wir noch bezahlt?"
"Naja, Neben den 2,5k Anzahlung waren 15k vereinbart. Bei Abbruch werden 14 k abgezogen, bleiben 1 k pro Person."
"Habt ihr was dagegen, wenn ich das verdoppel? Dafür bringt ihr mir meine Belohnung mit."
Neo meldete sich zu Wort: "Ist ja schön, wenn du uns Geld geben willst. Hast du so viel?"
"Prinzipien und so. Auch wenn ich dabei draufzahle."
Ist ein Statement. Geld scheint für Jay Smiley zumindest kein Problem zu sein.
Wir beschlossen dann, im Schutz der Masse noch nachts den Abgang zu machen. Ich ließ meine Suzuki in Niederdünzebach starten und nördlich vom See über die B249 anfahren, um mich abzuholen. Leider war dort Stau. Wer hätte das gedacht? Ich verzichtete auf die motorradtypischen Überholmanöver. Es war nicht die Zeit, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. So dauerte es tatsächlich noch bis 4.30 Uhr bis die Maschine da war. Dann ab nach Hause und in Obertshausen in meinem Mittelschicht-Haus erst einmal unter die Dusche und ab ins Bett. Wecker noch auf 14.00 Uhr stellen, denn um 15.00 Uhr wollte uns die Schmitt (naja, der Avatar war weiblich... das war aber auch der einzige Hinweis) in der Matrix treffen. Gleicher Ort wie bei Anheuerung. Beim Frühstück einmal durch die neuesten DeMeKo Nachrichten gesurft.  In riesigen Lettern: "Massaker auf dem Universe United Festival.", und darunter etwas kleiner: "Einige wenige Helden stellen sich der Bluttat entgegen bis das HTR eintrifft". Darunter einige Trids for free. Auf einem sieht man, wie bei der 7 eine Sprenggranate hochgeht, auf einem anderen zwei-Sekunden-Snippet wie eine Frau, die vor Unschärfe kaum zu erkennen ist, einem Biker voll eine reindonnert. Der Kleidung nach Nina. Respekt! Der Rest ist hinter der Paywall. Ach ja, Interessierte dürfen gerne den AB meiner genutzten Fake-Sin volllabern. Die Reportermeute wird irgendwann die Security-Liste durchgehen und interviewen wollen...
Aber nun in die Matrix. Alle da außer Jay. Als die Schmitt erscheint, höre ich Nina sagen: "Hat Sie der Ping weitergebracht?"
Schmitt: "Sehr gut. Da wird etwas extra für Sie drin sein."
"Welcher Ping?"
"Ich habe einen der Biker mit einem Tracker versehen. Ortermuni."
Ich nicke anerkennend.
Die Schmitt fuhr fort: "Natürlich muss ich vertragsgemäß 14k von der Belohnung abziehen." Und zu Urbani gewandt: "Teilen Sie?"
"Wir sind als Gruppe angetreten."
Gute Einstellung.
"Das wären dann 5,5k pro Person. Waren Sie nicht einer mehr?"
"Einer unserer Leute ist ... anderweitig gebunden. Ich verwalte seinen Anteil."
"Sind die anderen damit einverstanden?"
Alle nickten. Bei manchem Avatar sah das wirklich schräg aus. Matrixspielchen. So übernahm Nina wie abgemacht Jays Anteil bis zur Übergabe an ihn.
"Ich bin mit Ihrer Leistung zufrieden."
Ich nicht.
Frau Urbani schwankte mit dem Kopf: "Der Informationslage entsprechend..."
"Darf ich wieder auf Sie zukommen?"
Ich konnte es mir nicht verkneifen: "Dann aber mit schwerem Geschütz..."
Nina fiel gleich mit ein: "...Panzersperren..."
"...schweres Maschinengewehr..."
Schmitt lachte bitter: "Dazu bräuchte ich eine Bewilligung. Denen da oben sind Metamenschen nicht so wichtig."
Bewilligung. Anscheinend staatlicher Akteur.
Nach dem Treffen gebe ich eine Nachricht an Jay durch. "5,5. Du wolltest verdoppeln?"
Anscheinend hatte ich das Zwinker-Smiley vergessen, denn es kam sofort zurück: "Nein, nur tausend."
Um sieben trafen wir uns alle mit Smiley, um unseren kleinen Bonus von ihm abzukassieren. Als er seinen Stick bekam und darauf schaute rief er: "Hurra, ich bin reich!" Das machte mich stutzig. Mit 5k reich, aber einfach so 4k raushauen, um an 1k zu kommen?... Das riecht nach irgendwelchen Nebengeschäften oder er hat uns irgendwie abgezogen. Zumindest investiert er es in die eigene Sicherheit. Das ist schon mal was. Aber diesen speziellen Omae sollte man im Auge behalten...
Wir kippten noch ein paar Runden. An Jay vermittelte ich noch die Nummer von Frau Mesmer, meiner SIN-Spezialistin. Gab nochmal 2k extra. Nach und nach ging jeder nach Hause. Wo immer das war.
Am Montag holte ich meinen Bulldog von Fix, Flott & Fly ab. Fix wollte mir am Komm tatsächlich einen Titan andrehen. Hat anscheinend bei einem umsatzkräftigen Kunden wie mir ein Zusatzgeschäft gerochen. Wir einigten uns auf 30k für die Reparatur. Der Bulldog war wie neu. Auch alle Extras liefen wie eine eins. Endlich wieder vollständig! Und pleite. Aber Hauptsache Duftbäume mit "Feinste Fichte aus dem Schwarzwald" am Rückspiegel. Naja, bissl Taschengeld auf den Kontos der verschiedenen Sins und etwas in der Tasche. Aber ja, im Prinzip sowas wie pleite.
Auf der Fahrt ließ ich alles Revue passieren.
Das fing schon irgendwie damit an, dass wir schnell, schnell noch einen Run zwischenschieben mussten... Von wegen schnell verdientes Geld. Und dann warst du bei dem Pfaffen viel zu vertrauensselig. Da hättest du dir das in Liberia mal ne Lehre sein lassen sollen als dich der Pfaffe mit deiner Seele fertig machen wollte...
Liberia an einer mit Leichen gepflasterten Feldstraße neben einem Jeep. Ein Pfarrer in Soutane liegt am Boden. Angeschossen. Ich drücke auf seine Wunde, so dass er uns endlich den Aufenthaltsort unserer Zielperson verrät. Er sieht mein Kettchen mit dem Kreuz. "Ich bin ein unschuldiger Priester. Wenn du mich auch umbringst, kommst du in die Hölle." Er sieht mir an, wie er mich innerlich getroffen hat. Anscheinend sah er dann auch die Entscheidung noch bevor sie für mich klar war. Seine Augen weiteten sich vor Schrecken. "Du weißt genau, dass ich keine Seele habe. Ich hatte einmal eine. Gott hat sie mir genommen, damit ich die Welt von Abschaum säubere. Du bist ein Erstgeborener!" Mit dieser Anspielung auf eine der Plagen aus dem alten Testament schickte ich ihn ins Jenseits. Der Troll, der ich damals war, und Uff genannt wurde, lachte kurz auf, als mir klar wurde, dass der tote Priester vermutlich noch nie etwas von den Deutsch-Katholen gehört hatte.Ich schon. Als Norm war ich so erzogen worden. Als ich auf den toten Priester herabsah, dachte ich: "Ich danke Dir, dass du mir durch diesen Priester meine Bestimmung gezeigt hast. Ich werde sie alle töten, damit kein anderer diese Schuld auf sich nehmen muss. Denn die Gerechtigkeit ist dein."
...spätestens als du den RFID entdeckt hast, hättest du den Braten riechen müssen. Aber nein, der Kragen war dir ja Vertrauensbeweis genug. Und weil er verneint hat, zu den Deutsch-Katholen zu gehören! Du warst einfach so arrogant zu glauben, dass er dich nicht hätte täuschen können! Und dann die Sache mit der Fly-Spy beim zweiten Anschlag als du die Reporterin auf der Terrasse kalt gemacht hast! Dann hättest du dein Team kontaktieren können als du alle abgeschüttelt hattest bis auf den verfraggten Heli! Aber nein! Du musstest ja mal wieder dein Team schützen. Hast dich mal wieder für deine Kameraden ans Kreuz schlagen lassen! Zumindest war die Flucht kreativ. Hattest aber vermutlich mehr Glück als Verstand. Bist nur nicht entdeckt worden, weil sich niemand vorstellen konnte, dass du unter Wasser in einem von der Abluft aufgeblähten Bio-Anzug gegen den Strom ankämpfst und damit quasi in Zeitlupe durch die Grenze gespült wirst. Sei froh, dass dich das alles nur rund 80k gekostet hat! Dann stürzt du dich in den unterbrochenen Run rein ohne die Parameter nochmal klar zu machen. Zumindest hattest du sie klarer als mancher deiner Kameraden. Ist schon mal was. Aber ist das Profi? Hä?! Dann lässt du dich entmutigen, weil die Deppen eine Bombe unter das Publikum legen. Also anstatt deinen verfraggten Job zu Ende zu machen, überprüfst du die beiden letzten Bühnen nicht! Und das, obwohl du wusstest, dass das die beiden abgelegenen Bühnen waren, die du vorher schon als gefährdet angesehen hast! Zumindest haben wir den Tank mit Stickstoff gesichert. Deswegen ist das Päckchen vom Zwerg... Moment... Der hatte das Päckchen genau in die Öffnung geworfen. Über eine 3,5 Meter hohe Absperrung ohne die Öffnung zu sehen... Woher wusste er... Oh Mann... natürlich... die hatten Hilfe von innen... 
Mein Komm holt mich abrupt aus meinen Gedanken. Eine Nachricht von unbekannt. Bon einer Reinigung. Meine Auftrag kann abgeholt werden. Ich schüttelte den Kopf. Es brauchte etwas bis mir klar wurde, dass Nina wohl auch meine Wäsche in Eschwege abgeholt haben muss als sie wegen Tatzes Ausrüstung nochmal hochfuhr. Zumindest hatte sie am Samstag irgendsowas mit ihm abgemacht.

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« Letzte Änderung: 22. März 2023, 18:25:35 von Olf »
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Olf

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  • 28. März 2023, 21:55:22
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #31 am: 28. März 2023, 21:55:22 »

Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Jay Smiley, Norm, Technomancer, was an Haaren auf dem Kopf nicht wegrasiert ist, ist blau gefärbt.
Chenji/Yina/Kaede/Nina, Norm, gebürtig japanische Ki-Adeptin. Aussehen und Benehmen nach Belieben. Drückt noch die Schulbank, arbeitet aber schon fleißig und erfolgreich für die Frankfurter Yakuza.


Die Brotdose
35.a Nina Urbani, Jay Smiley
Nachdem ich den Störsender ohne große Probleme abgeholt hatte, widmete ich weiter meinem Training. Abends immer wieder gerne Desert Wars und Urban Brawl. Geht als Weiterbildung durch. Der Sommer war heiß, trocken und strahlend blau. Mein Komm vibrierte.
Nachricht von 2Take
Fr, 10.08.2079, 15:56:26
Nachricht: 2Take
Hey Chummer, hier kam gerade eine Anfrage rein, habe da sofort an dich gedacht. Die Quelle hat gute Referenzen. Falls du den Job annimmst, mach deine Sache gut und lass mich nicht hängen.

Auftragsanfrage: von KIM
Tätigkeit:                   Beschaffung und Transport
Erwartete Schwierigkeit:   Gering bis Mittel
Bezahlung:          10000€ pro Auftrag
Teamgröße:          Ihre Entscheidung
Voraussetzungen:       Schon länger dabei, Verlässlichkeit
Zeitraum:                  2 Tage bis unbestimmt (ab morgen)
Haben sie Interesse ?      JA   NEIN
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Höre ich da durch die Blume ein `Bitte´? Scheint aber der Beschreibung nach ein `Müllrun´ zu sein, um die Crew zu testen. Immerhin redet da jemand von Aufträgen. Mehrzahl. Könnte aber auch ein Schmitt sein, der geschickt einen Müllrun verkauft. Oder Schlimmeres. Auf der anderen Seite: 2Take sagt, er hätte gute Referenzen. Und er will es gut erledigt haben, sprich: Er erwartet sich auch mehr.
Ich drückte ´JA´und sofort erschien eine neue Nachricht.
Nachricht von KIM
Fr 10.08.2079, 15:56:52
Nachricht von KIM
Morgen 15 Uhr im Greif, Frankfurt Hühnerweg. Melden sie sich beim Barkeeper.
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Was sich immer gut macht, ist magische Rückendeckung. Was würde ich für Drag geben... Aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert. Zumindest Tatze war erreichbar. Der wollte sich irgendwo in Offenbach mit mir treffen, war aber unfähig, mir einen Treffpunkt als Geoping anzugeben, geschweige denn, zu schicken. Aber so ist das mit ihm. Ist halt nicht seine Baustelle. Am Ende schicke ich ihm eine Postadresse von einem Kindergarten, ein paar Häuser vom Greif entfernt für das Taxi, das er nehmen wollte. Erstmal alle einsammeln und dann geschlossen auftreten. Weder Frau Urbani noch Nagato oder Jay Smiley waren erreichbar. Zumindest erreichte ich noch Omega. Zur Not sollte das als Kerntruppe reichen.
Am nächsten Tag stand ich um 14:00 Uhr vor der KiTa und beobachtete den Greif. Ein kleines Restaurant mit dem Charme eines umgebauten Kiosks. Hier in Sachsenhausen vermutlich ein Renner. Etwa um halb sah ich Tatze die Straße hochkommen. Ich rief ihn an und lotste ihn in den Bulldog. Um 14:40 Uhr ein SUV, der direkt vor dem Greif parkte. Es stieg ein beleibter Zwerg aus in Frack mit Melone auf dem Kopf. Mit seinem watschelndem Gang hatte er den Charme eines Pinguins. Er ging hinein, ich beobachtete den SUV scharf. Anscheinend niemand mehr darin. Zumindest nichts, was man von Außen sehen konnte. Auf den Dächern anscheinend keine Drohnen. Omega parkte kurz darauf mit seinem Bulldog quasi gegenüber. Auch ihn lotste ich zu mir. Als er mich sah, meinte er nur: "Mann, hast du dich verbessert im Verkleiden." Ich wusste gar nicht, was er damit meinte, war aber von zwei Gangern von den "Harten Zähnen" abgelenkt, die gerade ihre Bikes vor dem Greif parkten.
"Hier sind noch deine 12,5k." Omega hielt mir einen Credstick hin. Als ich nicht reagierte, fügte er hinzu: "Von Schwester Barbara." Und mit einer kurzen Pause: "Oder hast du mit ihr schon alles geklärt?"
Siehe an, eine ehrliche Haut. Ich winkte ab: "Alles gut, ich wurde bereits entlohnt."
Omega war freudig überrascht, als er den Stick wieder einsteckte.
Wir gehen also in den Greif. Die beiden Ganger sitzen an einem Tisch und essen. Am Tresen ein Zwerg mit Schürze und Haube.  Er sieht uns einladend an: "Na, was darf´s denn sein?" Norddeutscher Akzent.
"Drei Bier."
"Klar."
Als er am Zapfen war, wurde es Punkt 15 Uhr. "Wir sollen uns bei Ihnen melden."
"Ah, ihr wollt also zu Boris. Die erste Runde geht auf´s Haus." Er stellte ein Bierglas vor Tatze und eines vor Omega. "Und für den großen eine besondere Portion." Ein Schnapsglas.
Ich zuckte nur die Schultern. "Einem geschenktem Gaul..."
Er lachte. "Nein... das war ein Zwergenwitz..." und zapfte mir noch einen ordentlichen Humpen. "Boris erwartet euch draußen."
Auf dem Weg gab mir Tatze sein Bier. Ich schluckte es weg und stellte es im Vorbeigehen auf den nächsten Tisch.
Draußen saß ein blonder Zwerg, sehr adrett mit einem Schnauzer und großem Spitzbart. Vor ihm ein riesiger Teller Fisch und Chips.
"Sind Sie Boris?"
"Ahh, schön, dass Sie gekommen sind. Setzen Sie sich doch."
Russischer Akzent, will sympathisch wirken. Ich setze mich neben ihn und nasche einfach ungefragt von seinem Teller.
Er lacht. "Darf ich Ihnen etwas anbieten?", und zu seinem Kommlink gewandt, "Kim, nimm doch die Bestellung auf."
Aus dem Komm die Antwort "Ja, Meistäh."
Starker norddeutscher Dialekt. Scheint sein Decker zu sein. Kurze Zeit später hatten wir mehr Fisch und Chips auf dem Tisch.
"Ist das Ihre ganze Gruppe?" Boris sah mich lächelnd, aber fragend an.
""Nun, ich weiß noch nicht, worum es genau geht. Die Gruppe ist jederzeit noch erweiterbar."
Er lachte. Sein Lachen zwischendurch ging mir auf die Nerven, schien aber echt zu sein.
"Nun gut, nun gut, es geht um meine Brotdose. Sie ist mir abhanden gekommen." Er wartete kurz. Nachdem ich ihn nur erwartend ansah, fuhr er fort. "Sie wurde mir auf dem Flughafen entwendet. Eigentlich wollte ich sie als Handgepäck mit mir führen, aber sie sagten mir, sie ist zu groß und ich muss sie aufgeben. Also als Gepäck. Da wurden sicher Leute bestochen am Flughafen."
Ein Scherzkeks. Kann noch nicht einmal Tacheles reden, wenn es um den Job geht.
"Sind Sie sicher, dass die Brotdose überhaupt hier angekommen ist? Vielleicht ist sie schon früher verschwunden."
"Also in Moskau hatte ich sie noch."
Flug Moskau - Frankfurt.
"Dann bräuchte ich die Nummer Ihres Fluges."
"Weshalb?"
"Um herauszufinden, wie der Weg Ihrer ... Brotdose war."
"Ahh. Wir wissen, wo der Koffer ist."
Ich sah ihn fragend an.
"Vorher müsste ich allerdings wissen, ob Sie den Job annehmen oder nicht."
Ich nickte, die anderen auch.
Er wandte sich an sein Kommlink. "Kim, gibst du unseren Gästen den Geoping?"
"Ja, Meistäh."
"Und die Frequenz des RFID, bitte."
"Kim, ..."
"Kannst du nicht auch mal zwei Knöpfe drücken, Meistäh? Ich bin doch nicht dein Diener..."
Dennoch kam die Frequenz. Der Ort war ein Bürogebäude in einem eher heruntergekommenen Industriegebiet im Westend. Sicherheit von Seiten des Sternschutzes eher so mittel.
Omega räusperte sich: "Wie viel Zeit haben wir?"
"Bis Montag früh. Vermutlich wurde der Koffer von angeheuerten Söldnern geklaut. Was mit ihnen passiert, ist mir eigentlich egal, aber sie sind wahrscheinlich Mitglieder einer Organisation. Wahrscheinlich sind es Orks. Sie wissen ja sicher, dass es in meiner Heimat Probleme zwischen Zwergen und Orks gibt." Er sah kurz zu Omega. "Anwesende natürlich ausgeschlossen."
Nun räusperte sich Tatze: "Was, wenn die Brotdose geöffnet ist oder etwas fehlt?"
"Nun, das ist eine sehr spezielle Brotdose. Am Montag kommt ihr Experte, der sie öffnen will."
"Haben Sie auch ein Bild?", fuhr Tatze fort.
"Kim..."
"Ja, Meistäh." Der Tonfall war leicht genervt. Das Bild eines hochklassigen Sicherheitskoffers erschien.
"Nun, Kim hätte noch eine Bitte.Er möchte lernen und wäre gerne als Zuschauer dabei."
Na prima. Eine Nanny. Aber nachdem dieser Boris mit 2Take ganz eng ist... Sollte Jay entscheiden.
"Wir können für seine Sicherheit nicht garantieren."
"Er kann auf sich selbst aufpassen."
"Nun, ich bin davon nicht begeistert. Aber ich sage auch nicht nein. Das wird unser Decker entscheiden."
"Gut. Hier ist die Nummer, unter der Sie mich erreichen können."
Ich gab ihm auch eine neue Nummer. Die des Wegwerf-Komms für den Run. Tatze gab ich eines meiner Metalinks. Der hatte keines zum Wegwerfen. Tatze und Omega hatten offensichtlich einiges gelernt. Zumindest stellten sie die richtigen Fragen.
"Übrigens. Boris Martowitsch." Der Zwerg hielt uns die Hand hin. Einer nach dem anderen schlug ein und nannte seinen Straßennamen. "Nun, dann lasse ich sie besser alleine. Die Rechnung am Ende geht auf mich. Bestellen Sie ruhig noch einmal nach."
Nachdem er weg war, kam auch schon die Frage auf "Warum hast du nicht verhandelt, Dekan?"
Ich erklärte die Sache mit dem Müllrun und dass da etwas Lukrativeres zu erwarten ist. "Auf jeden Fall machen wir das heimlich und ohne Leichen. Nicht so wie in Eschwege."
"Eschwege? Sag bloß, ihr ward auf dem Festival?" Omega sah uns an. "Und ich hab mal wieder alles verpasst... aber im Netz sind geile Bilder. Anscheinend hat da jemand Bilder und Trids verscheuert."
Soso, ob das die Geldquelle von Herrn Smiley war?

35.b Omega
Draußen rufe ich Herrn Smiley an. Jetzt nimmt auch jemand ab.
"Deka, was gibts? Willste mich daten oder zum Essen einladen?"
"Deimal darfst du raten."
"Daten?"
"Nein."
"Du willst mich zum Essen ausführen?"
"Nein."
"Du hast einen Job."
"Treffer. Hast du Zeit?"
"Joa, sag an."
"Schmitt hat guten Leumund. Will das Ganze heimlich durchziehen. Nur 2k für jeden. 2 Tage Arbeit. Wir werden vermutlich angetestet. Ist noch mehr Arbeit in Aussicht."
"Klingt gut, bin dabei. Worum gehts?"
"Lass uns treffen."
"Klar, komm nach Hanau."
"Nein, komm lieber hierher." Ich schicke den Geoping vom Äppelwoi Wagner in Sachsenhausen. "Wann kannst du da sein?"
"Eine Stunde."
Alles klar. Nach dem Telefonat dann Frau Urbani, Chenji, Kaede, wie immer sie sich gerade nennt... Auch sie war da und kommt direkt zum Wagner.
Mit Tatze und Omega, der mir mit seinem Bulldog folgte, kamen wir um 16.30 am Wagner an. Ausgemacht war fünf. Drin steuere ich automatisch den leeren Stammtisch an und setze mich. Ich musste mich schon zusammenreißen, nicht automatisch "Becky, Schätzchen, einmal das Übliche" Richtung Theke zu raunzen. Wir saßen gerade als Becky auch schon auftauchte.
"Ähm, entschuldigung, hier ist ein Stammtisch. Könnten Sie sich bitte an einen anderen Tisch setzen?"
"Oh, natürlich."
Wir setzten uns um. "Was darf ich Ihnen bringen?" Ich bestellte mir den üblichen Pitcher Äppelwoi und Handkäs mit Musik. Danach saßen wir gelangweilt rum. Omega wirkte irgendwie beschäftigt.
"Tatze, Lust auf eine Partie Dart?"
"Naja, ich spiele lieber Ball."
"Fußball, Handball, Basketball?"
"Ne, so Ball suchen, Ball holen und so."
Ich stutzte kurz. "...und Stöckchen, nehme ich an...?"
"Woher weißt du das?!"
Naja, wir warfen eine Runde. Der Magier war ganz schön schwer zu besiegen. Als Chenji immer noch nicht da war, gab es noch eine Revange. Diesmal besiegte Tatze mich sogar... Wow. Während des Games kam Chenji. Nachdem sie mit Becky eine freundliche Begrüßung ausgetauscht hatte, kam sie zu uns.
"Wir können nach unten."
"Wir sind noch nicht vollzählig."
"Ah, naja, ich mache es mir schon einmal unten auf der Couch gemütlich."
Rechtzeitig zu meiner Niederlage erschien Herr Smiley. "Der hat doch sicher beschummelt und die Darts levitiert oder so."
Wie dem auch sei, wir gingen alle runter. Mit der Tür schloss sich auch der Faradaysche Käfig, was bei Herrn Smiley zu sichtlichem Unwohlsein führte. Wir erörterten die Lage. Herr Smiley war komplett dagegen, diesen Kim mitzunehmen. "Ich lasse mir doch nicht in meine Tricks reinschauen!"
"Musst du auch nicht. Du kannst gerne Nein sagen. Aber wenn du ihm einige deiner Tricks verkaufen willst, ist das deine Sache. Das geht mich nichts an."
Die Aussicht auf Geld hat ihn überzeugt. Kim darf mit.
Auf der Fahrt Richtung Westend bzw. Rödelheim ging Herr Smiley in die Matrix, um uns Pläne zum Gebäude zu besorgen. Ich rief die Nummer an, die Boris uns gegeben hatte. Statt Boris´ Stimme hatte ich ein Strichmännchen-Avatar und eine Computerstimme dran. Kim. Ich machte mit ihm aus, dass Herr Smiley sich bei ihm meldet. Ich ließ das Rhuthenium-Polymer eine typisches Baustellenfahrzeug anzeigen. Hochtief. Bekannte Baufirma. Nichtssagende Fassade. Dann parkte ich an der großen Baustelle hinter dem Bürogebäude an der Gaugrafenstraße. Für Chenji, die mit ihrem kleinen Flitzer im Wohngebiet im Zentmarkweg parkte, ließ ich zwei meiner Kanmuchis raus. Sie sollte sie abholen und in der Nähe des Bürogebäudes absetzen. Das Gebäude war eingerahmt von der Gaugrafenstraße hinten, der Seegewann vorne, einigen kleinen Firmen wie ´merz property GmbH&Co´ und ´Vintage Consult´. Auf der anderen Seite ein altes Wohnhaus, das vermutlich zu ´Uhle + Wolf Gerüstbau´ gehört, das über der Seegewann lag. Auf den Häusern rund um das Bürogebäude brachte ich vier Fly-Spys in Stellung. An der Frontseite von der Seegwann aus noch eine fünfte als Reserve. Dann waren meine Kanmuchis auch schon geliefert. Die eine geparkt, die andere die Wand hoch aufs Dach. Lüftung suchen. Gab auch eine. Da das Gebäude alt war, war die Lüftung nicht gegen Minidrohnen gesichert. Ich ließ sie hinein krabbeln. Etwa hier war Herr Smiley wieder ansprechbar und hatte die Pläne. Mit deren Hilfe konnten wir die Räume im OG des einstöckigen Gebäude identifizieren. Im Gang entdeckten wir eine Dobermann Drohne mit einer Colt M23. Sturmgewehr. Alles klar. Zudem bewacht es genau den Gang, durch den man müsste, um die einzigen beiden Räume zu betreten, die ich nicht ausspionieren konnte. Laut Plan der Server- und der Überwachungsraum. Leute waren keine zu sehen. Der Sicherheitskoffer auch nicht. Nebenbei nahm ich zur Kenntnis, dass Kim nun auch da sei. Auch mit einer Drohne. Wohl auch eine Spy-Fly. Außerdem kletterte Chenji, die sich von Tatze hat unsichtbar machen lassen, gerade aufs Dach und wollte oben eine Gelegenheit suchen, eine Datenwanze anzuklemmen. Das Gebäude hatte einen Host und eine nicht zu unterschätzende Sicherheit. Zumindest laut Smiley. Draußen gab es nichts. Sie entdeckte eine Gelegenheit, im Treppenhaus, unter dem Dachfenster, einen Kasten öffnen zu können.
"Warte kurz, ich laufe mit der Drohne im Belüftungssystem zum Treppenhaus und stehe Schmiere. Gesagt, getan. Ich behielt den Feed im Auge, während Chenji einbrach und ließ meine zweite Kanmuchi Richtung Seegewann seitlich am Bürogebäude vorbeilaufen. Dauert. So eine Kanmuchi ist echt lahm. Dafür aber extrem unauffällig. Inzwischen hatte Jay Smiley schon längst Tokens auf meine Drohnen bekommen. Nicht dass er sie wieder hacken muss wie in Eschwege... Endich kam ich an den Rolltoren zur Tiefgarage im Keller an. Da waren Lücken, durch die konnten sogar Katzen oder Teufelsratten. Drin war es genauso dunkel wie im Treppenhaus. Zum Glück konnte ich die Kameras meiner Kanmuchis noch mit Restlichtverstärkung ausstatten, wenn schon kein Platz mehr für ein Mikro war. Die Garage war leer. Abgesehen von einem Ares Roadmaster... Also doch Personal vor Ort. Nicht nur Drohnen und Sicherheitssysteme.

35.c
Über meine Kanmuchi in der Parkgarage konnte ich eine Aufschrift auf dem schwarzen Roadmaster erkennen. Werbung für eine Sicherheitsfirma namens ´Stahlriegel´ nebst zugehöriger Kommnummer. Gab ich selbstverständlich an Jay weiter. Der war allerdings erst noch beschäftigt mit der Datenwanze, die Chenji im Bürogebäude angebracht hatte. Es stellte sich heraus, dass er nun alle sechzehn Dachfenster nun bedienen konnte. Er fabulierte darüber, dass in diesem Gebäude woh eine ´Kabelmatrix´ liegen würde, etwas, was heute eigentlich keiner mehr macht, weil viel zu teuer. Im Prinzip nur noch Hochsicherheitseinrichtungen. `Gekapselt ´nannte er das. Chenji gab durch, dass sie auf dem Dach einige Kameras ausgemacht hatte. Kameras. Mehrzahl. Von unten aus betrachtet sah man an dem ganzen alten verlotterten Bau nur eine einzige Kamera und die war am Haupteingang. Nur an den Nachbargebäuden gab es noch zwei oder drei Kameras, in deren Pegel wir kommen könnten.
Das war schon ein merkwürdiges Haus. Von außen uralt, aber anscheinend hatte es innen harte Sicherheitstechnik. Vielleicht ließ sich über die Sicherheitsfirma mehr herausfinden. Möglicherweise lagen dort Daten über diesen Auftrag herum. Jay Smiley machte sich in der Matrix auf den Weg. Wir spannen so lange herum, wie wir die Sache angehen würden. Gas über die Belüftung, Ablenkungen durch Abriss-Bulldozer oder Gangs. Zumindest war klar, dass der Schaltraum im Erdgeschoss ein Ziel sein könnte. Dort hätte Jay direkten Zugang zum Host, an den er physisch musste, das Belüftungssystem wurde von da aus gesteuert und möglicherweise konnten wir von dort aus über Sicherungen die Elektrik steuern.
Jay hatte erste Infos über die Sicherheitsfirma ´Stahlriegel´. Sie würden Situationen schnell eskalieren lassen. Manche schreckt das ab, andere engagieren sie gerade deswegen. Zudem erledigen sie ihre Aufträge zuverlässig. Klingt nach Profi. Das wurde auch untermauert, als um 19.30 Uhr ein Ork mit Panzerjacke und Helm unter seinem Arm aus dem Kontrollraum kam. Er verschwand durch die Sicherheitstür Richtung Treppen und Aufzug und kam nach fünf Minuten wieder. Dass er offensichtlich eine Cyberhand hatte oder Cyberaugen irritierte mich weniger als sein geschmeidiger und kraftvoll bestimmter Gang, der auf verstärkte und gestraffte Muskeln hinwies. Bewaffnet war er mit einer Pistole und einer MP. Zumindest passten die Puzzleteile zusammen. In der Tiefgarage ließ ich meinen Krabbler Richtung doppelflügliger Feuer- und Sicherheitstür laufen und ging mit etwas Abstand, so dass sie mich nicht erwischen kann, wenn sie geöffnet wird, in Stellung. Stück für Stück reinarbeiten.
Chenji war wohl unterwegs, denn als sie berichtete, dass die Bestellung heute Nacht abgeholt werden könne, nahm sie unsere Essensbestellung auf. Einfach eine prima Sache. Chenji hat Zugang zu guten Schiebern. Mir konnte sie auch schon recht schnell Plastiksprengstoff besorgen. Mit dem Neurostun hatten wir eine gute Chance, die Wachen schnell auszuschalten.  Um 20.45 Uhr ein weiterer Ork. Mit Datenbuchse, Panzerjacke, Pistole. Richtung Treppe, Aufzug, nach fünf Minuten wieder zurück.
Herr Smiley meldete sich mit neuen Informationen: ´Stahlriegel´ würde keine Werbung machen, es gibt keine Infos oder Angaben zu Klienten auf den Schattenboards. Nur Hinweise darauf, dass sie Söldner anheuern. Das wies auf organisierte Kriminalität hin. Ein fester Auftraggeber. Nachdem es eine russische Sache war, lag die Vory nahe. Sagte mir allerdings nichts in diesem Zusammenhang. Zumindest hat uns Boris Martowitsch, unser Auftraggeber in dieser Sache nicht belogen.
Nachdem Nina um 21.30 Uhr mit dem Essen auftauchte und wir noch etwas über die Planung berieten, beschlossen wir doch, Schluss zu machen. Um uns Fahrtzeit zu sparen, bot uns Chenji einen Unterschlupf an. In Frankfurt-Hausen. Peter Zeger Straße. Unterschichtgegend. Auf dem Klingelschild stand ´Kokoku Nashi´.
Beim gemeinsamen Frühstück am Sonntag um zehn fabulierten wir darüber, wer infiltrieren könnte. Da es sich laut Schmitt aka Martowitsch um eine rein orkische Gruppe handeln solle, kam nur Omega in Frage. Kurze Zeit später gab es ihn doppelt! Tatsächlich war Chenji ins Bad verschwunden und kam als Omega zurück. An der Kleidung kann man noch arbeiten, aber jedes Piercing, Kettchen oder Ohrring war perfekt kopiert! Allerdings nicht mit echtem Schmuck, sondern Attrappen. Täuschend bis hin zur Stimme. Wir lasen die Daten der Kanmuchis aus. Insgesamt waren wohl fünf Orks im Überwachungsraum. Alle waren ein- bis zweimal kurz weg. Zwei allerdings jeweils eine knappe Stunde...
Jays Komm klingelte. "Mein Kontakt ist dran. Hat wohl weitere Infos über diese Firma ausgraben können.

35.d
Die Gründer von Stahlriegel haben alle Bundeswehrvergangenheit. Ihr Vertrag ist sei ausgelaufen und sie hätten nicht verlängert. Vor vier Jahren haben sie sich also mit dieser Firma selbstständig gemacht. Sie suchen Leute, die es mit dem Gesetz nicht so ernst nehmen. Sie sind so erfolgreich, dass sie vor einem Jahr eine Art Tochterfirma namens Talida in einem eigenen Bürogebäude aufgemacht haben, die als Scam Tech-Support liefert. Nun ja, sie hatten einmal ein Problem mit dem Gesetz. Eine Mordanklage. Fallen gelassen wegen Mangel an Beweisen. Ein Zeuge ist nicht zum Gerichtstermin erschienen. Zum momentanen Auftrag gebe es einen Zahlungseingang auf ein offizielles Stahlriegel-Konto über 20k von einer Briefkastenfirma namens Leuchtkäfer AG aus Russland.
Mit Chenji und Omega waren wir schon zu dritt, die Ahnung von Verkleiden hatten. Chenji sah nun aus wie Rudi Roller, der Hausmeister des Bürogebäudes von Talida. Von ihm und der CEO hatten wir Fotos und Daten. Ich war quasi noch im Planungsmodus, aber alle anderen packten bereits ihre Sachen und es ging los.
Kokoku Nashi. Keine Werbung. Für die meisten wird das wohl erstmal als Name durchgehen. Ich schüttelte meinen Kopf. Auf solche Ideen muss man erst einmal kommen. Wir fuhren mit drei Wägen in die Wolf-Heidenheim-Str. Dort stiegen alle zu mir um. Tatze machte sich selbst, Jay und mich unsichtbar. Ich war etwas überrascht, aber klar. Wir hatten einen bzw. eigentlich zwei grobe Pläne und ab dem Erstkontakt wird sowieso improvisiert. Also fuhren wir alle mit dem Bulldog in von hinten an das Bürogebäude in die kleine Seitengasse. Bodenluke auf, wir drei unsichtbare raus. Ran an die erste Kamera am Nachbargebäude. Über meinen Ultraschall hatte ich alle im Auge. Ich hob bei `Vintage Consultant` Jay hoch und er nestelte an der Außenkamera herum.
Selbes Spiel dann am Haupteingang des Bürogebäudes. Glücklicherweise war heute, am Sonntag, auch am helligsten Tag nichts los und bisher gab es keinen Alarm, obwohl wir durch den Sichtbereich der Kamera an die Kamera ran mussten. Während ich Jay so hielt, ließ ich meine Kanmuchi im Obergeschoss an die untere Ecke der Tür zum Sicherheitsraum krabbeln. Zumindest der patroullierende Dobermann hat es nicht gemerkt. Den Feed legte ich mir in meine Bildverbindung. Zumindest sehe ich so, wann der Spaß losgeht.
"Ok, Kamera ist aus, wir könnten rein."
"Hast du die Schlösser?"
"Moment."
"Hey, wo seid ihr?" Chenji als Rudi Roller stand zusammen mit Omega als Ork-Leibwache unten am Rolltor zur Tiefgarage.
"Wir sind noch oben. Kommen gleich."
"Mist, hat nicht geklappt mit den Schlössern."
Als wir runtergingen, fielen mir in der Tiefgarage sofort zwei Spy-Flies auf, die vom Roadmaster her kamen. Vermutlich lag das an meinem Ultraschall. Ich machte meine Kameraden darauf aufmerksam.

35.e
Als ´Rudi Roller´ den Wagenheber und das Stemmeisen auspackt, gehe ich langsam zu ihm und behalte die Fly-Spies im Auge. "Kann ich helfen?" Gleichzeitig heult Tatze auf.
"Übernimm du das." Roller zieht sein Wakizashi, ein japanisches Kurzschwert, das auch ein magischer Fokus ist. Geister!.
Tatze bestätigt sogleich: "Da sind Geister, kann ich Unsichtbarkeit abbrechen?". Seine Stimme ist durchzogen von Stöhnen.
Omega: "Ich seh sie nicht." Zieht seine Pistole und geht in Deckung.
Tatze jault auf. Ich knacke mit dem Stemmeisen die Verriegelung des Rolltors auf. Das war es dann wohl mit heimlich. Kein Plan übersteht den Erstkontakt.
Tatze fällt um.
Roller: "Tatze is down.". Zieht ein Patch.
Ich schiebe das Rolltor nach oben, muss es aber oben halten, da es anscheinend kein Gegengewicht gibt. "Ich hab Stim-Patches." Haue auf die unterste Querstrebe des Rollgitters, so dass es verkantet.
Omega geht rein, wechselt seinen Streifen und geht an der Ecke zur Feuertür in Deckung.
Von Jay: "Decker down."
Also stehen wir astral wie in der Matrix unter Beschuss. In beiden Fällen kann ich nichts tun. Ich gehe zu Omega rein und wechsle den Streifen in meiner Kiddie. Gebe Omega mit MilSpec Handzeichen zu verstehen, dass um die Ecke zwei Kameras sind. Zumindest laut Plan.
Omega schießt. Auf seiner Ares Predator V ist leider kein Schalldämpfer.
Ich stecke den neuen Streifen ein, schaue Omega an, lege meinen Zeigefinger an die Lippe, stelle über Smartgun den Feuermodus um und zerschieße die Kamera im Rückraum der Tiefgarage. Kiddie ist zwar ein Sturmgewehr, aber Yamaha hat bei den Raiden standardmäßig Schalldämpfer eingebaut. Tatze ist wieder bei Bewusstsein. Ob die Unsichtbarkeit noch steht? Da ich gerade mit Ultraschall wahrnehme, weiß ich es nicht.

35.f Jay Smiley
Nachdem er aber auf mich reagiert hat und er weder Ultraschall noch astrale Wahrnehmung hat, ist der Zauber wohl durch.
Tatze jault auf und fällt wieder um.
Magier down, jetzt wird´s kritisch. Ich gehe ums Eck, zerschieße die zweite Kamera am Zugang von der Tiefgarage in das Gebäude, schalte auf internen Lufttank um. "Besser Gasmasken auf." Gleichzeitig sehe ich über den Feed der Bildverbindung, wie oben am Sicherheitsraum die Türe aufgeht. Die Kanmuchi schwenkt an der unteren Türecke in den Raum. Zwei der Orks rennen raus, drei weitere sind im Raum. Einem läuft Blut aus der Nase, einer sitzt vor den Monitoren, steuert vermutlich Drohnen, einer gruschelt irgendwas vor sich hin. Nicht erkennbar, weil ich ihn nur von hinten sehe.
Omega zerschießt eine der Fly-Spies, die inzwischen wieder in die Tiefgarage zurückgeflogen kam.
Als ich die andere zerschieße, gebe ich durch: "Zwei unterwegs."
Omega: "Nehm wer die zwei hier unten in Empfang? Was ist mit dem Geist? Ist Tatze in Ordnung?"
Alles gute Fragen, aber es geht im Moment um jede Sekunde. Zur Not muss ich schnell nach oben und mindestens den Magier ausschalten. Aber zuerst trete ich die Feuertür vor mir auf. Sie gibt beim ersten Tritt nach. Ich schubse die beiden Flügel zur Seite.
Omega schließt auf. "Das beantwortet fast alle Fragen."
Aus dem Treppenhaus Laufgeräusche. Mit Glück lassen wir sie hier in einen Hinterhalt laufen. Über meinen Feed sehe ich, wie der Rigger aufsteht und die Tür zum Sicherheitsraum schließt.
Einer der Orks kommt aus dem Treppenhaus, sieht uns und verschwindet um eine Ecke. Ist nicht mehr zu sehen.
Die Computerstimme von KIM: "Er steht direkt um die Ecke."
Chenji: "Großer, kannst du Orks tragen?"
Jay: "Ich kann ihn in Sicherheit bringen."
Ich laufe an die Ecke, stelle auf AM um, ziele und schieße 6 Kugeln in den Ork. Drek. Noch normale Mun drin. Wollten doch keinen umbringen. Glücklicherweise steht er noch. Gerade so, wie es aussieht.
Omega weicht einem Schuss vom zweiten Ork aus, der gerade aus dem Treppenhaus kommt.
Ich werfe über die Smartgun den Streifen aus, stecke einen neuen mit Gel-Mun ein, schieße weitere 6 Schuss in den Ork vor mir, was ihn umhaut und sage zu ihm auf russisch: "Gib auf."
Omega zieht sich zurück, weicht einem Abfangversuch des anderen Orks aus, geht an der Ecke in Deckung und feuert noch einmal. Treffer.
Ich rotze dem zweiten 10 Schuss in den Rücken. Er fällt.
Der Ork am Boden: "OK, ich ergebe mich." Und schiebt seine Schrotflinte weg.
Ich hebe den Ladestreifen auf, gehe zur nächsten Ecke, wobei ich im Vorbeigehen in die Kamera schaue mit den Worten "Pass auf ihn auf." und zerschieße die Kamera, die den Bereich vor dem Technikraum im Auge hat. Besser, wir fluten noch das Gebäude mit Neurostun bevor neue Geister auftauchen.
Der Ork am Boden gibt auf deutsch laut und deutlich über Funk durch: "Es ist aus. Wir haben verloren. Wir geben auf."
Chenji schließt auf, (russisch): "Hier noch Kamera.", und deutet auf die Cam, die den am Boden liegenden Ork im Auge hat.
(Russisch) "Zur Überwachung." Ich trete die Tür zum Technikraum auf. Vor mir fährt ein Azzy Crawler in den Stand-by. 
Ein Schuss hinter mir. Chenji geht im Technikraum in Stellung.
"Ich gehe hoch. Auf mein Kommando flutest du." Unterwegs sammle ich Omega ein. In der Kamera ein Einschussloch. Omega kann wohl kein russisch. Treppenhaus hoch. Vor mir öffnen sich die Türen. Scheinen aufzugeben, aber man muss immer auf einen Hinterhalt gefasst sein. Im Technikraum hatten bereits alle die Hände erhoben. (russisch) "Ihr seid Diebe im Gesetz. Wir wissen, wer ihr seid. Baut keine Scheiße und keinem passiert etwas. Wo ist der Koffer."
Der Magier antwortet, ebenfalls russisch mit deutschem Akzent: "Im Tresor, der Code ist..."
Ich winke mit Kiddie, mit der ich ihn die ganze Zeit im Visier hatte. "Du gehst voraus und öffnest."
Er ging voraus, in den Eckraum, von dem wir wussten, dass darin der Tresor ist. Er öffnet ihn. "Ist da eine Sprengfalle drin?" Er verneint. Ich überprüfe. Nichts zu sehen. Ich lasse Kiddie in den Gurt fallen und ziehe die Walter Secura II mit Schalldämpfer. Entnehme den Koffer. Schwer. Etwa 50 kg. "Du wirst uns astral nicht verfolgen." Er nickt.
Wir gehen. Lassen die Ausrüstung des Gegners unangetastet. Sogar den Roadmaster. Chenji bestätigte, dass wir astral nicht verfolgt werden. Ich sammle neben der Kanmuchi an der Tür zum Sicherheitsraum und aus dem Parkhaus noch die Fly-Spies ein. Dauert etwas. Der Gegner hält still. Erst einmal zurück zum Unterschlupf.

35.g
Während der Rückfahrt schminkte ich mich ab und zog mich um. Chenji kümmerte sich um Tatzes Wunden. Währenddessen meldete sich KIM im WAN. "Wünschen Sie, dass ich den Peilsender erst einmal ausstelle? Oder soll ich es lieber lassen?"
Es war gut, diesen merkwürdigen Decker mit seiner Computerstimme dabei zu haben. Wir ließen ihn das Signal abstellen.
"Darf ich Ihnen noch eine persönliche Frage stellen?" Er durfte. "In 80% solcher Fälle werden die Kombattanten getötet oder verwundet. Sie dagegen haben sich entschieden, ihre Gegner am Leben zu lassen. Könnten Sie mir das erklären?"
"Nun ja", begann ich, "das ist gar nicht so einfach. Zum einen kann ich dieser Leute ganz gut verstehen. Sie machen im Prinzip das Gleiche wie ich. Dann wissen wir, dass eine Organisation hinter ihnen steht. Mit der müssen wir uns nicht unbedingt anlegen. Die ´Wahrheit´ liegt da irgendwo dazwischen."
Omega fuhr fort: "Ihre Seele war noch nicht so weit, vom Fährmann in den Hades gebracht zu werden. Ich hatte das Gefühl, dass die noch irgendwas im Leben zu tun hätten."
Omega glaubt.
Ich holte das Fairlight aus der faradayschen Tasche meines Mantels von Mortimer und lies es über gedankliche Befehle Schmitt aka Boris Martowitsch anrufen. Der Zwerg meldete sich sofort. Er konnte um 19.00 Uhr im ´Greif´ sein. Damit mussten wir noch drei Stunden überbrücken.
Chenji und Tatze stiegen bei "Keine Werbung" aus und nutzten den Unterschlupf. Omega stieg auf sein Motorrad um. So war nur noch Jay Smiley bei mir. Ich hielt die Brotdose durch einen Ausflug in den Odenwald in Bewegung, so dass sie uns wesentlich schwerer wieder abgenommen werden könnte. Lieber wäre es mir gewesen, die magische Unterstützung wäre weiter im Bulldog geblieben, allerdings stand es um Tatze laut Chenji nicht gut.
Also erst einmal spazieren gefahren. Dabei Kontakt mit 2Take aufgenommen und einen Schalldämpfer für die Ares Predator V bestellt. Er schaut sich um. Viertel vor sieben vor dem Greif geparkt. Omega dreht auf seiner Maschine Runden in der Nähe, um die Gegend im Blick zu behalten. Um 18.59 Uhr parkt der gleiche gemietete SUV, den Boris schon bei der Anwerbung hatte und er stieg aus. Wir ebenfalls.
"Pünktlich, wie es sich gehört."
Der Pavillon war außer uns leer. Anscheinend hatte Martowitsch alles vorbereitet. Boris holt aus der Brotdose einen Credstick. Wir waren etwas neugierig und lehnten uns zur Seite, um bei der Entnahme hineinzusehen. Es waren Cyberbeine. Er lachte über unsere Neugier und erläuterte, dass das neueste Technik sei, die man in Russland nicht bekommen könne. Warum er sie aus Russland mitgebracht habe, wäre eine lange Geschichte. "Leider musste ich meine Pläne ändern. Geplant war noch die Begleitung des Koffers und eventuell noch ein zweiter Transport. Laut KIM habt ihr gute Arbeit geleistet." Er übergab mir den Credstick. Ich steckte ihn in mein Metalink, um ihn zu checken. 50k! Ich musste mich zusammenreißen, mir nichts anmerken zu lassen. "Ich hoffe, ich kann wieder über sie verfügen, wenn ich wieder in der Stadt bin."
"Es ist eine Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten."
Beim anschließenden Small-Talk lies Boris Martowitsch durchscheinen, dass sein Bruder der Grund der Planänderung wäre. Wir verabschiedeten uns voneinander.
Anschließend meine Chummer angerufen. Treffen uns morgen um 17.00 Uhr im Äppelwoi Wagner. Ich war spät dran, weil Parkplatz eine Hölle war. Anscheinend waren die Nachmittags-Leute noch nicht weg und einige begannen ihren Abend etwas früher. Egal. Zumindest war der Schalldämpfer da. Im Wagner traf ich Jay Smiley und Omega. Jay war am Futtern. Omega meinte gerade, die anderen wären schon unten und würden warten. Anscheinend hatte Chenji den Raum gemietet.
Beim Vorbeigehen sprach mich Becky-Schätzchen an. "Was darfs denn sein, Großer?"
Ich musste mich wieder zusammenreißen, nicht "Becky-Schätzchen, das Übliche." vor mich hin zu knurren, sondern eloquent einen Bembel Äppler und eine Portion Handkäs mit Musik zu bestellen. Irgendwie sah sie mich schief an.
Als wir nach hinten gingen, öffnete ich den anderen beiden die Türe in den Keller. "Geht schonmal runter, ich komme gleich nach." Als sie nach unten gingen, schloss ich die Türe wieder und klopfte einige Meter weiter an der Bürotüre von Herrn Takeshi. "Hai", hörte ich von drinnen. Zwei Bodyguards. Kurzes Aufblitzen von Hoffnung, vielleicht Goliath wiederzusehen. Vielleicht wüsste der was Aktuelles von Navy oder Mileilee, wie sie sich jetzt nannte. Doch kein Troll zu sehen.
"Wie ich höre, haben Sie hervorragende Arbeit geleistet."
"Ihre Anfrage war deutlich. Keine Fehler. Ich versuchte, alles doppelt abzusichern. Es wurde auch Zeit, dass wir unseren Ruf wieder etwas aufpolieren."
Herr Takeshi nickte. Wir verstanden uns. "Ihre Bestellung."
Er legte einen Schalldämpfer in einer Plastikfolie eingepackt auf seinen Schreibtisch. Ich einen Credstick. Er zog Geld herunter. Ich steckte ihn wieder ein und nahm den Schalldämpfer mit. Unterwegs checkte ich meinen Stick. Er hatte 800 entnommen. Nun gut. Er wird seine Gründe haben.
Im Keller führte uns Chenji die neuesten Nachrichten vor. Es gab eine Explosion. Das Büro der Firma Stahlriegel im Hochhaus ist explodiert. Es gab keine Verletzten oder Toten. Der Brand wütete heute morgen um null-zweihundert. Sehr interessant.
Ich überwies jedem 10k. Alle waren positiv überrascht. Für Omega legte ich noch den Schalldämpfer drauf. "Für das nächste Mal."
Chenji und Jay gingen. Tatze und Omega konnte ich noch überreden, mit in die ´Heiße Ritze´ zu kommen. Da war heute Wrestling. War wieder groß im Kommen. Dummerweise mussten wir unsere Waffen draußen lassen. Nachdem wir durch den Laden mit sabbernden Männern an den Pole-Tischen gegangen waren, kamen wir an eine Tür mit Bodyguard. Dahinter dann ein Raum mit einem Ring in einem Käfig. Cage-Fight! Darkman vs. Hitman. Ein Klassiker! Darkman hatte sein großes Comeback! Die anderen beiden konnten nur bedingt etwas mit Wrestling anfangen. Tatze stand auch nicht auf Hundekämpfe oder so etwas. Der wollte nur Stöckchen holen. Naja, kann eben nicht jeder Stil haben.
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Leider muss Neo aus persönlichen Gründen die Leitung ungeplant abgeben. Schade.
« Letzte Änderung: 17. Mai 2023, 21:17:56 von Olf »
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Olf

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  • 17. Mai 2023, 21:17:27
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #32 am: 17. Mai 2023, 21:17:27 »

Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Jay Smiley, Norm, Technomancer, was an Haaren auf dem Kopf nicht wegrasiert ist, ist blau gefärbt.
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.

Down Time
Weiter am Trainieren für Parcour. So übermäßig toll ist das nun auch nicht. Aber Kleinigkeiten, die es ausmachen könnten. Nebenher mal vernünftige Autosofts für meine Drohnensteuerung gekauft. Clearsight und Pilotprogramme für Spy-Fly und Kanmuchi. So muss ich die nicht immer alle einzeln einsammeln.
Komm klingelt. 2Take. Er leitet mit einer japanischen Floskel ein, damit ich weiß, dass die Leitung abgehört wird. Anscheinend immer noch. Der Drek mit dem BIS.  "Eine gemeinsame Bekannte möchte Dich einladen. Es ist eine komplizierte Geschichte. Na, du ja auch. Es wäre eine Abholung organisiert. Privat-formale Kleidung wäre passend zu dem Essen. Zeitpunkt wäre übermorgen 17.00 Uhr. Ort legst du fest. Gehe davon aus, dass es eine gewisse Sicherheitsstufe gibt." Zeitgleich kam von einer unbekannten Nummer ein Link. Anscheinend hatte 2Take seinen Decker am Start. Der Link war eine Map von Frankfurt City. Ich gebe ein Parkhaus in Sachsenhausen an.
Zwei Tage später dann in Sachsenhausen. Bulldog geparkt. Der Link hatte nicht gelogen. Nach der Benachrichtigung x minus 24 Stunden kam eine x minus 2, x minus 1 Stunde, x minus 15 Minuten begann ein Countdown. Punktgenau bei Null hielt ein Honda Fantom vor mir. Eine Oberklassen-Limousine mit doppelflügeliger Hintertür. Niemand darin. Ich passe ausgezeichnet in diesen Schlitten mit meiner Kombination aus Argentum und Barwick von Mortimer. Nur das Interieur war doch merklich wenig spezifisch für homo ingentis ausgelegt, aber vier Plätze für Norms machten das wett. Ein Teil der Wand des Rückraums senkte sich (sehr altmodisch) und ein Chauffeur kam zum Vorschein. Ein graumellierter Asiate.
"Möchten Sie eine besondere Unterhaltung? Unsere Fahrt dauert 15-20 Minuten."
"Nein, danke."
"Möchten Sie die originale Aussicht oder bevorzu..."
"Original."
Er nickte. Das Panell fuhr wieder nach oben. Wir fuhren über den Main ins Westend. Nach Bockenheim und weiter nach Hausen. Little Tokyo. Wird wohl zum Oyabun gehen. Ob der wieder einen Transport für den Vampir hat? Diesmal leg ich ihn um! Und nehme mehr Geld.
Die Limo fuhr in eine Tiefgarage eines Wohnkomplexes und hielt direkt vor einem Aufzug. Die versteckten Waffenscanner waren gut zu sehen, wenn man wusste, worauf zu achten war. Mal gespannt, welchen Aufruhr meine beiden Pistölchen verursachen. Der Aufzug öffnet sich vor mir. Als ich eintrat, schloss sich die Türe hinter mir und er fuhr nach oben. Er brachte mich in eine Etage mit drei Türen. Vermutlich drei Wohnungen. Vor einer ein Asiate mit einem Actioneer. Ausbuchtung. Katana offensichtlich an der Seite hängend. Eindeutig Leibwächter. Die Türe öffnet sich. Ich nicke dem asiatischen Norm zu.
Drinnen zwei traditionelle Geishas. In ihrem schrecklichem Akzent kann ich ein "Düllfen will Ihn etwa abnehm?" verstehen. Anscheinend eher Lautsprache als dass sie wirklich Deutsch sprechen würden. Sie nehmen meinen Mantel und ziehen mir die Schuhe aus. Meine beiden Überlebensmesser an den Knöcheln kommen zum Vorschein. Sie kommen mit einem Tablett und einem Stofftuch. "Feuellwaffe bittä." Ich lege meine Walter und meine Browning darauf. Sie decken es mit einem Tuch zu und stellen es auf einen kleinen Tisch. Ihrer Geste nach darf ich nun in den Wohnbereich. Darin in einer offenen Küche ein asiatischer Mann, der mit einem Wok und einem Messer, das auch ein kleines Beil sein könnte, zu Gange war. Im Wohnzimmerbereich eine Frau. Sie sah Chenji sehr ähnlich, nur noch ein paar Jahre jünger. Ich grüßte auf japanisch.
"Wir können gerne bei Deutsch bleiben. Das ist die Sprache meines Mutterlandes."
Sie hielt mir ein weiteres Tablett hin. Unter dem Stofftuch kamen leere Halterungen für Wakizashi und Katana zum Vorschein. Die Aufforderung war klar. Ich legte meine beiden Kampfmesser darauf. Dann das mit Silberlegierung. Dann das aus Holz. Dann die beiden Überlebensmesser. Selbstverständlich auf die Fläche und keinesfalls in eine der Halterungen. Sie legte das Stofftuch wieder darüber und stellte das Tablett neben sich auf einen teuren Tisch. Typisch Japan. Die Scheiße darf streng riechen, aber es muss ein kleines Deckmäntelchen darüber hängen. Egal, wie durchschaubar es ist.
"Nachdem wir hier absolut nichts Geschäftliches zu besprechen haben, können wir es uns erst einmal gemütlich machen", sie wies auf eine Ecke im japanischen Stil. Zwei Sitzkissen, ein niedriger Tisch. "Das Geschäftliche besprechen wir nach dem Essen." Ich setzte mich auf eines der Kissen im Zazen. Sie auch. Die beiden Geishas bedienten uns exakt gleichzeitig.
"Ich würde noch für eine Sprachbarriere sorgen." Sie betätigte einen White-Noise-Generator. "Wenn wir bei Deutsch bleiben, können uns die Damen nicht verstehen."
Ich nickte nur.
"Sie fragen sich sicher: Wozu das alles? Ich möchte einfach etwas Offenheit zwischen uns produzieren."
"Klingt gut." Fang du an.
"Nun, ich habe Verbindungen zu einem gewissen Syndikat. Herr Takeshi hat ja auch Verbindungen zur Yakuza. Das Laufen ist von mir so eine Art ...Nebentätigkeit. Beim Laufen war ich nur einmal im Familiengeschäft unterwegs, aber das Team wusste von Anfang an Bescheid. Ich besitze eine außerordentliche Menschenkenntnis. Ich sehe Dinge in Dir, die anderen verborgen bleiben. Zum Beispiel deinen herausragenden Intellekt. Ich begrüße die Änderung im Ton, die du getroffen hast. Das ist so ganz anders als vorher. Und mit welcher Konsequenz du deine Rolle durchhältst ... wunderbar."
"Ich war schon immer der, der ich heute bin." Was kann ich dafür, dass ich KFS habe?
"Ja, natürlich. Gibt es deinerseits vielleicht etwas, das du mitteilen möchtest?"
Ja, japanische Etikette geht mir mit der Zeit echt auf den Zeiger. Und ich habe keine Ahnung, wer du bist. Du könntest irgendjemand sein, der weiß, dass ich eine Frau kenne, die aussieht wie diese. Aber gut, spielen wir das Spiel. "Wo ich wandle, fließt das Blut. Aber zuerst brauche ich einen Beweis, dass du die bist, von der ich denke, dass du sie bist." Sie sah mich an. "Verwandle dich in einen Ork, den wir beide kennen."
"Natürlich. Würdest du mich kurz entschuldigen?"
Ich schob mir ein Sushi in den Mund und sah ihr nach, wie sie in einen Nebenraum ging. Man sah eine zusammengelegte Wolldecke und ein Holzkästchen. Nach einiger Zeit öffnete sich die Türe. Es erschien ein Omega in einfachem Overall.
"Den Schmuck habe ich leider gerade nicht zur Hand." Sie lief einmal durch den Raum. "Ich schlüpfe schnell wieder in etwas Bequemeres." Kurz darauf erschien wieder die junge Chenji im gleichen Overall. Nur hatte sie noch einen Gürtel eines Bademantels um die Hüften. Sie setzte sich mir wieder gegenüber und sah mich erwartungsvoll an.
"Das Leben ist ein Krieg und ich bewege mich durch die Minenfelder zusammen mit meinen Kameraden. Du hast Bindungen. Ich habe keine." Sollte erst einmal genügen.
Sie sah mich an. Dann nickte sie und wechselte das Thema: "Dieser Ort hier ist eine Hilfe. Wenn ich im Kampf neben Dir am Boden liege, dann bringe mich hierher, wenn Du es irgendwie kannst."
"Wie ist das hier erreichbar?"
"Natürlich ist das hier erreichbar. Über die Autobahn, die U-Bahn..."
Die will mich wohl verarschen!?! "Ich meine, ich kann Dich hier einfach abgeben?"
"Ja, das ist eine feste Adresse. Du kannst auch einfach beim Concierge anrufen. Dann werde ich abgeholt."
Ich hielt lange Blickkontakt. Stille. "Ich mag die japanische Einstellung, aber nicht die Eigenart, so lange um den heißen Brei herumzureden. Das ist hinderlich im Kampf."
"Nun ja, ich bin nun einmal Halbjapanerin. Meine Mutter ist Deutsche. Hast du noch irgendwelche persönliche Fragen?"
"Ich würde gerne die offizielle Geburtsurkunde sehen."
Sie lächelte. "Die müsste ich aus Japan anfordern."
Selbstverständlich. Die Yaks schieben eine schnelle Fälschung rüber. "Vielleicht kommen wir zum Dessert, um anschließend das Geschäftliche zu besprechen?"
Nach dem Dessert öffnete sich eine geschickt in der Wand getarnte Sicherheitstüre. Könnte zwei oder sogar drei Tritte benötigen. Dahinter ein ovaler, fensterloser Raum. Darin nur ein Stuhl und ein Tisch. Anscheinend ein Panic-Room. Sie holte aus einem versteckten Schrank einen Stuhl. Trollsize. Zum Aufklappen. Wir setzten uns. Ich sah mich um. "Ich nehme einmal an, das hier wird nicht romantisch."
"Nein. Ich kann die Türe offen lassen."
Hat sie meine Blicke bemerkt? Vermutlich. "Sie können sie gerne schließen."
Sie zuckte die Schultern und tat es. "Mir geht es weniger um Romantik, sondern eher um Ehrlichkeit. Ich hätte eine kleine Bitte." Ihr Gesicht änderte sich. "Wenn Du dieses Gesicht siehst, wäre es sehr nett, wenn Du Dich... davorstellen würdest." Sie sah mich an und wartete ab.
"Das ist Ihr echtes Gesicht." Ich formulierte es als Feststellung.
Sie nickte. Du kannst mir vieles erzählen. Aber beeindruckend ist diese Inszenierung schon. Die Japsen machen so etwas, wenn sie Respekt zeigen wollen.
"Ich hoffe, es hat dich nicht verletzt, dass ich auf dem Festival die Führung übernommen habe?"
"Mir ist es egal, wer die Hosen an hat. Hauptsache, die Führung ist kompetent."
"Ja, das war schon eine ganz schöne..."
"Scheiße."
"Ich hoffe, du hattest kein Problem mit meinem Führungsstil. Ich war manchmal ganz schön bestimmend."
Richtig. Da hast du nicht so lange rumgelabert. "Nein. Sie haben sich dort nicht gerade mit Ruhm bekleckert und das hat sich auf unsere Motivation niedergeschlagen." Und nach einem kurzen Zögern. "Zumindest auf meine." Sie nickte ebenfalls. "Aber vielleicht kommen wir nun zu dem Job, wegen dem ich hier bin."
"Äh, das muss ein Missverständnis sein. Es gibt keinen Job."
"Sag mal, du verarscht mich doch oder?! Fragst mich über meinen Fixer an, die ganze Show und nun..." Ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Keineswegs. Ich wollte unser gemeinsames Band stärken. Dein Portfolio an Skills und Ausrüstung kennenlernen. Hast du noch größere Kaliber? Also manche würden sich freuen, so ein Gewehr zu haben, wie du es hast..."
"Ja." Das sollte alles bekannt sein. Große Kaliber. Gepanzerte Schlitten. Drohnenaufklärung. Brauchbares Face.
Falls dies alles echt war, war es vermutlich eine Geste, die unter Runnern Freundschaft bedeutete. Vielleicht sogar mehr. Doch ich wurde schon so oft hinter das Licht geführt. Ich kann nicht anders als vorsichtig bleiben. Nach einer förmlichen Verabschiedung brachte mich die Limousine wieder zurück zum Parkhaus. Sie könnte jemand werden wie DC, Drag oder Doc. Aber warten wir es ab.

Komm klingelt mal wieder. Tatze.
"Äh, hallo Dekan. Äh, kennst du irgendwas, wo man so ohne Anmeldung unterkommen kann? Aber mit Fenster. Für Freitag bis Sonntag."
Also 11.-13.08. "Da gibts einige Sarghotels, aber das wäre schwierig mit Fenstern." Kurz durch meine Liste geblättert. "Ich glaube, ich habe da etwas. Ich melde mich in 10 Minuten wieder."
Mordequai Square Dawson. Armenküche und Safe House in Offenbach.
"Hallo Herr Dawson."
"Kenne ich Sie?"
"Nein, allerdings haben wir einen gemeinsamen Freund. Bembel."
"Ah."
"Ich bräuchte zwei Zimmer. mit Fenstern..."
"Oh, Geschäftliches bespreche ich ungern am Telefon. Vielleicht kommen Sie einfach bei mir vorbei?"
"Gut. Vielleicht kann ich einen der zukünftigen Mieter direkt mitbringen?"
Selbstverständlich durfte ich. "Gehen Sie einfach durch den Eingang mit dem Löwen darüber."
Also ab in die Ludwigsstraße nach Offenbach. An der Ecke Bahnhofstraße ein heruntergekommenes Hotel mit Parkplatz. Tatze kam mit einem Taxi. Ich habe meine Mirage ausgepackt und pfiff auf die täglichen Staus. Zurückgesetzt eine Tür mit einem Löwen darüber. Eigentlich das Nebengebäude. Hinter der Türe eine Hotelrezeption. Anscheinend geht es von hier auch in das Haupthaus.
"Wir haben einen Termin bei Herrn Dawson."
"Sie heißen?"
"Dekan."
"Selbstverständlich. Sie werden erwartet. Einfach die Treppe nach unten und dem Gang folgen."
Ich schaute auf den Treppenabgang. Offensichtlich geht es in den Keller. Um die Ecke nach einigen Metern eine Feuerschutztür. Dahinter nach einigen Metern noch eine. Rockmusik war leise zu hören. Als wir die zweite Tür öffneten, war dahinter eine Kneipe. An einem Tisch saß ein Elf in einer Motorrad-Kombi, Katana, Sonnenbrille, Mantel über dem Stuhl hängend. An einem anderen Tisch eine kleine Feier. Zwei Orks, ein paar Norms und eine offensichtlich ziemlich betrunkene Elfe. Aus Richtung Theke kam ein Zwerg in unsere Richtung.
"Sie müssen Der Dekan sein. Und Sie..." Er schaute auf Tatze.
"Tatze. Ich bräuchte zwei Zim..."
"Aber setzen wir uns doch."
Wir setzten uns und bestellten bei der Bedienung.
"Also Zwei Zimmer."
"Ja. Ohne SIN. Und mit Fenstern."
"Ah, das war ernst gemeint. Echte Fenster, keine Projektoren. Also wollen Sie nicht komplett abtauchen..." Er bemerkte wohl Tatzes fragende Blicke. "Sie haben nichts dagegen, von Außen gesehen zu werden." Tatze nickte. "Möchten Sie gar nicht registriert werden, oder ist Ihnen egal, wenn irgendetwas registriert wird."
"Das ist egal, denke ich. Hauptsache mit Fenstern."
Tatze reservierte ein Doppel- und drei Einzelzimmer für 500.
"Auf wen soll ich reservieren?"
"Patrick Meier."
"Gut. Sie befinden sich alle im zweiten Stock." Und etwas leiser fügte er hinzu: "...also europäisch zweiter Stock."
Nachdem das Geschäftliche abgeschlossen war, bestellten wir noch eine Runde.
"Was macht Bembel denn gerade so?"
Verdammter Mist. Ist ja nicht so, dass diese Frage nicht erwartbar war. Aber ich hatte dennoch nicht an sie gedacht. "Er ist gerade in der Schweiz. In einem Sanatorium."
"Ah. Das hätte ich nun nicht erwartet. Naja, wenn man sichs leisten kann..."
Er scheint allerdings auch nicht wirklich daran interessiert zu sein, ob ich die Wahrheit sage oder nicht. "Sie wissen ja, er lässt sich nur ungerne in die Karten schauen."
"Jaja, so ist er nun mal."
Im weiteren Small-Talk wurde es interessant. Dawson stellte seine Kneipe als einen Treff von Wannabes vor. Es gab sogar einen Karl Kombatmage Fan Club. Geniale Tarnung für sein Safe House. Darunter mischten sich dann anscheinend immer wieder Runner, die den Koller im fensterlosen Zimmer nicht mehr aushielten.
"Siehst du den Elfen? Das ist n Bulle."
"Woran siehst du das?"
"Ich bezahl ihn." Auf mein Schweigen hin fuhr er fort. "Der kauft Merchandise wie seinen Mantel mit Schmauchspuren von einem Feuerball."
"Wow, dem kann man also jeden Scheiß andrehen..."
"Nein, so einfach ist das leider nicht. Er hat wohl nen Kumpel in der Forensik, der sowas überprüfen kann. Auch astral... Aber, so schön es auch ist... die Geschäfte rufen. Bestellt euch ruhig noch etwas." Mit diesen Worten winkte er seine hübsche Bedienung herbei. Ein Bier und ein kaltes Wasser ohne Eis später erfuhren wir, dass alles schon bezahlt sei. "Vom Chef. Wegen alten Freundschaften und so."
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Neos Nachwuchs
36.a
Neo am Komm. Wegen einem Job. Klar und direkt, wie ich es liebe. Zum Äppelwoi Wagner schaffe ich es locker in einer Stunde. Herrn Takeshi habe ich schon in der Leitung und reserviere ein Zimmer. Als ich reinkomme, sehe ich Neo schon am Stammtisch sitzen. Da entfährt mir ein: "Becky Schätzchen, einmal das Übliche." Bembels Standardspruch. Unten kommt uns eine Putzfrau entgegen. Staubsauger und Drähte in der Tasche. Gehören zu einem Wanzenscanner. Auf Polnisch meint sie: "Dauert noch zwei Minuten, ist noch nicht trocken."
Ich sage ihr danke und schiebe ihr in der AR 50 € rüber.
Neo: "Wie viele Sprachen sprichst du denn?"
"So viele wie nötig." Musst nicht wissen, dass Polnisch meine andere Muttersprache ist.
Als wir drin waren, nahm er einen Schluck Wasser und ich einen aus dem Bembel, den mir Becky in die Hand gedrückt hatte. Dann fing er an: "Es ist etwas heikel. Du bist lange im Geschäft und kennst dich aus. Ich bin´s noch nicht so lange. Das hat so seine Gründe. Ich mache das nur nebenher. Wollte das nie mischen, aber jetzt kann ich es nicht mehr trennen."
"Du hast Ärger mit deinem Kon." Was sollte sonst dahinter stecken.
"Ich werde nicht gesucht oder so." Er suchte nach Worten. "Ich fange wohl am besten ganz von Anfang an. Meine Frau... sie war auf Forschungsreise und hat irgendwelche magischen Pilze... naja, sie ist daran gestorben. Ich war in tiefer Trauer und habe mich gehen lassen. Dir ist sicher schon aufgefallen, dass ich keinen Alkohol anrühre. Das liegt daran, dass ich so damals viel Alkohol getrunken habe. Koks auch. Es kam, wie es kommen musste. S-K hat mich aus meiner "normalen" Tätigkeit rausgeschmissen und nach Konzernrecht die Vormundschaft meiner Tochter übernommen. Sie ist jetzt 16... Ich konnte mich damals nicht mehr um sie kümmern..." Er wollte noch weiter erzählen, doch dann stockte er. "Nun ja, dann habe ich mich wieder Dank meines besten Freundes gefangen und jetzt will ich meine Tochter zurückerobern. Dazu brauch ich Anwälte, die kosten Geld und dafür brauche ich Jobs." Wieder eine Pause. Ich sah ihn nur an. Interessant. Spezialeinheit bei S-K. "Jetzt nutzt es jemand aus, dass ich demnächst auf Konzerngelände gehe. Ich soll Informationen entwenden und kann nicht nein sagen. Alleine schaffe ich das nicht. Meine Tochter will ich da raushalten. Sie würde es nicht gut heißen. Pro Kopf wären 5k drin."
Naja, ehrlich. Aber so ein Run unter Zwang ist zweischneidig. "Ich weiß nicht, ob ich der Richtige bin. S-K weiß nicht, dass ich es weiß, aber die haben mir einen Chip in den Kopf gepflanzt. Die können mich orten, wenn sie wollen. Zumindest irgendjemand dort." Hintertür offenhalten, auch wenn mir diese Preisgabe nicht schmeckt.
"Heißt das, du lehnst ab?"
"Soll heißen, dass ich vielleicht nicht der Richtige bin. Hört sich eher so an, als bräuchtest du Leute für Matrix und Infiltration." Drek, ich kann einfach keinen aus meiner Einheit im Stich lassen. "Aber ich helfe dir zumindest bei der Zusammenstellung des Teams."
"Gut. Es sollen zwei Runs sein. Für den ersten 5k, für den zweiten 15k. Wenn der Auftraggeber zufrieden ist, legt er nochmal 5k drauf. Also 25k für jeden. Der erste geht gegen das Internat, in dem meine Tochter zur Schule geht. Da werden lauter Konzernbürger und die, die es unbedingt werden wollen, in Technik und Magie unterrichtet."
"Und du als hochgestellte Konzernpersönlichkeit kommst natürlich mit einem Leibwächter." Ich klopfe leicht an den Revers meines Mantels.
"Die Sache ist die, ich habe am Mittwoch einen Termin bei meinem Anwalt. Ich habe keine Ahnung, worum es genau geht, aber die Auftraggeberin wusste es wohl schon. Fakt ist auf jeden Fall, dass ich nächsten Monat an einem Treffen in der Schule meiner Tochter teilnehme." Dann wieder Zögern. "Die Auftraggeberin nannte sich Ms. Tanaka. Sie arbeitet vermutlich für die Yakuza." Er zeigte mir auf dem Komm ein Video. Eine japanische Frau stieg aus einem Taxi, in dem sie beide fuhren und stieg auf eine Suzuki. Fünf andere Biker warteten offensichtlich an diesem Ort auf sie.
"Ich denke, wir warten erst einmal deinen Termin nächsten Mittwoch ab. Wir sollten aber auf jeden Fall Chenji, Tatze und Jay mit ins Boot holen."
"Übernimmst du bitte Chenji, ich kenne die nicht gut."
Chenji war gerade in Urlaub. Dort war es Nacht. Und heiß. Und Chenji war am Jammern. Ich legte auf, bevor es stundenlang so weiter geht. Manche Leute haben eine merkwürdige Art, ihren Urlaub zu verbringen.


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« Letzte Änderung: 28. Mai 2023, 22:31:51 von Olf »
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