It´s cool, man! 2
38.j (Vex)
"Blue?"
"Ja."
"Alles sauber. Jetzt kannste Strom umstellen."
Es dauerte nur kurz, dann meldete sie sich wieder. "Ich komm nicht auf die Server."
"Wir kommen und bringen euch runter.
Vex blieb bei den Forschern zurück. Wir drei gingen mit Blue runter zu den Servern vor der T-Rex-Höhle. Blue nestelte eine Datenwanze an ein Kabel und begann, die Daten runter zu ziehen. "Das wird n paar Stunden dauern."
Gut, dann warten wir.
"Ich glaube", fuhr Blue fort, "wir müssen das hier irgendwie sicher machen."
"Was heißt sicher machen?", wollte Omega wissen.
"Sicher stellen, dass niemand mit dem grünen Zeug in Berührung kommt, sonst gibt es Saurier wie die. Vielleicht sollten wir nach Abzug sprengen? Hab ich da vorhin nicht was von Plastiksprengstoff gehört?"
"Der Saurier war auch ordentlich verstrahlt", warf Omega ein.
"Den wird das Museum auch vermissen...", hörte ich Blue murmeln. Sie schien inzwischen in die Daten vertieft zu sein, die sie runterzog. Man hörte zwischendurch immer wieder ein "interessant..." oder ein "die Zeit ab dem ersten Erfolg packe ich extra...". So vergingen zwei Stunden.
Neo streckte sich irgendwann und ergriff das Wort: "Dekan, was meinste, wir sollten mal nach Pauli schaun."
"Ja, wir sollten vielleicht mal ne Runde inspizieren."
Blue hatte uns unerwarteterweise wohl gehört. "Klar, ich kann einfach eins meiner Kommlinks da lassen wegen der Daten. Die Verbindung hält bis hier."
Ich verdrehte nur die Augen. Wir hängen hier zwei Stunden rum und warten, weil wir Daten ziehen müssen und jetzt sagt sie uns nebenbei, dass es auch von oben geht...?
Wir liefen alle wieder nach oben. Die Türen zu den Mannschaftsräumen und der Küche waren noch geschlossen. Neos Sticks, die auf dem Boden lagen, leuchteten noch. Wir nahmen die Forscher mit nach draußen. Weit und breit war außer uns keine Seele zu sehen. Omega und Blue blieben am Eingang, um den Datenfluss bei höchstmöglicher Geschwindigkeit zu halten. Wir anderen gingen auf den Hügel hoch zur Steinruine und den umliegenden Schuppen.
Einer der Forscher fragte in die Runde: "Habt ihr irgendwas gefunden da drin?"
"Nö, alles leer." Ich stieg mit der Antwort ein noch bevor irgendjemand etwas sagen konnte. Mir war auch egal, dass er es sofort als pure Lüge identifizieren würde. Mann, gehen die mir mit ihrer Neugier auf den Sack!
Pauli lebte offensichtlich noch. Er war in einem der Schuppen angekettet. Sein Rucksack stand in der Nähe. "Na, alles fit?" Neo in bester Laune. Und zu mir fuhr er über Mikrotransceiver fort: "Wollen wir Pauli auch als Zivilisten betrachten?"
"Is ok. Was kann die arme Sau dafür, dass er was für die Familie tun muss." Als Neo auf das Gewehr deutete, nickte ich.
Pauli rieb sich seine Handgelenke, nahm sein Gewehr und meinte nur lapidar: "Gehn wir jetzt?"
"Wir warten erstmal bis wir fertig sind", stellte Neo klar, "und um das klar zu stellen. Du funkst nicht mehr."
Gut, das Sat-Link ist eh schon bei Blue.
Ich hielt Ausschau während Neo anfing mit seinem Kocher Teewasser zu schmelzen. "Läuft das bei dir mit dem Daten runterladen, Blue?"
"Nicht hier. Unten."
"Was?"
"Na, die Daten werden nicht hier bei mir runtergeladen, sondern unten am Server."
Schweres Atmen. "Aber die Daten werden runtergeladen?"
"Ja."
Neo hatte den Tee fertig. Um seine Unterhaltung über Funke nicht zu stören, sagte ich direkt zu ihm, dass wir zurück sollten und deutete Richtung Bunker. Die merkwürdige Unterhaltung über Funk ging ohne Pause weiter.
"Wie lange dauerts noch?"
"Zehn hoch vier Millisekunden."
"Du bist echt merkwürdig." Ja, das ist sie in der Tat.
"Wie hat man gesagt? Ich bin nicht einzigartig, aber eine Singularität."
"Jetzt sag endlich, wie viele Stunden dauerts noch!?"
"So etwa zwei."
Als wir am Eingang ankamen, beschlossen wir schnell, dass wir den Server löschen würden, bevor wir gehen. Ob und wie wir die Raptoren in den Tanks ausschalten würden und/oder ob wir den Eingang oder zumindest unten vor dem Reaktor sprengen würden, das waren die Fragen, die diskutiert wurden. Die Forscher hatten sich damit abgefunden, dass wir am liebsten über Funk kommunizierten und hatten wohl akzeptiert, außen vor zu sein. Ihre Freude über ihr Überleben überwog dann doch die Stärke ihrer Neugier oder die Kränkung, nicht einbezogen zu werden.
"Wir sollten jeden Inkubator einzeln ausschalten." Wir sollten das sicher angehen.
"Nehmt panzerbrechende Munition", gab Blue zu bedenken, "dann bricht der Inkubator vielleicht erst, wenn es tot ist."
"Drek, ich hab nur noch 246 Schuss davon." Und 120 Ex, 300 Standard, 100 Gel und 100 Silberkugeln. 12 Splitter, 12 Spreng- und 12 Betäubungsgranaten. Und noch einige IR-Rauch Eier zum Werfen.
"Wenn wir erst die Flüssigkeit ablassen, dann spart ihr erheblich Munition."
Omega lachte zynisch. "Mein Geigerzähler mag das Zeug gar nicht."
"Du sollst das auch nicht trinken. Wir lassen es ab. In irgendeinen.. Bach..."
"Nein!!!", kam es von Neo, Omega und mir gleichzeitig.
"Du erzählst uns eben noch, was das Zeug macht, wenn es mit was Lebenden in Berührung kommt und jetzt willst du das in die Pampas sprühen...?" Mag ja in der Matrix ein As sein, aber denkt nicht von elf bis s leut...
"Können wir das nicht wieder runter zum Reaktor leiten?" Gute Idee von Omega. Ging nur leider nicht.
Letzten Endes beschlossen wir, oben zu sprengen. Blue nahm unterwegs die uralte Mikrowelle aus der Küche mit und grinste sich dabei einen. Dann steckte sie aus den kleinen wie auch unten aus den großen Computern Festplatten rein und ließ sie ein paar Sekunden laufen. Nachdem wir uns um die Zerstörung der Daten vor Ort gekümmert hatten begann ich, eine der Engstellen in der Nähe des Eingangs zu verkabeln. Glücklicherweise hatte ich meinen fünf Kilo Vorrat C10 mitgebracht. Zeug, das Chenji mir mit ihren Yak-Kontakten besorgt hatte. Ich stellte die Zeitzünder so ein, dass wir mehr als genug Zeit hatten, hinter der Hügelkuppe in absolut sicherer Deckung zu warten.
Zündung. Krach. Zittern des Bodens. Krach. Knirschen. Neuer Krach. Poltern. Hüpfen des Bodens. Knirschen. Abnehmende Lautstärke und... Ruhe. Drek! Was war das? Der ganze Berg hat sich bewegt. Der muss instabil gewesen sein...!
"Ja, hab ich mir gedacht. Da muss eine Instabilität im Berg gewesen sein."
"Blue. Du bist wirklich schlau." Ich wartete, damit sich das Schmeicheln in ihr legte. "Aber kannst du nächstes Mal ausnahmsweise vorher schlau sein?" Das hatte sie offensichtlich beleidigt.
Als wir vorsichtig schauten, sahen wir einen T-Rex und weit über ein Dutzend Raptoren... Drek! 5 Kilo Plastiksprengstoff fürn Arsch!
"Das sind so viele, mit denen leg ich mich nicht an." Neo klang resigniert. Mit Blue zusammen schleusten sie die Forscher in einen der Schuppen. Wenn nichts passiert, sind die im Schuppen früher oder später Futter.
Omega und Pauli schienen noch dabei zu sein. Verdammt, ich brauch einen Plan. Ablenkung. Fallen stellen. Ich schoss als erstes eine Splittergranate Richtung Anstieg. Eins Schräge voll Schnee und Eis. Mal schaun, wie sie darauf reagieren. Omega und Pauli gebe ich Zeichen, dass sie sich leicht mit Schnee bedecken. Hoffentlich könnt ihr aus dem Hinterhalt einen oder zwei abknallen. "Ok, wenn du meinst...", hörte ich Omega über funke. Eine kleinere Gruppe Raptoren rennt Richtung Abstieg, kommt dort ins rutschen und verliert den Halt. Weitere vier oder fünf schauen ihnen zu. Der T-Rex schreit und läuft hinkend durch die Gegend. Zwei Hand voll verteilen sich etwas. Omega wirft weiter Schnee über sich, der Tyrannosaurus schaut sich um. Ich schleiche den Kamm des Hügels entlang von den anderen weg. Der Abgrund...40 oder 50 Meter. Arbeite damit.... Automatisch schalte ich die Wahrnehmung auf meinen Ultraschall im Kopf um. Der Plan nahm Gestalt an. Während ich die IR-Rauchgranate bereit mache, schauen der T-Rex und einige Raptoren noch einigen ihrer Brut beim Abrutschen zu. Die anderen Raptoren haben sich in zwei kleine Grüppchen aufgeteilt. Ich schleiche den Hügel bis zur Kuppe hoch "Wartet ab." gebe ich über Funk durch. Gerade als ich die Granate ein paar wenige Meter hinter mich werfe, dreht sich der T-Rex um. Er scheint mich aber nicht zu sehen. Ich mache die Enterhakenkanone bereit., stehe dann auf und schreie rum. Rexy rennt sofort an den Hügel heran, die anderen Raptoren schauen in meine Richtung. Ich renne den Hügel runter zur Felskante. Die Viecher folgen tatsächlich mit Getöse. In diesem Moment geht die Infrarot-Rauchgranate hoch. Schlagartig versagte meine angeborene Sicht im heißen Rauch und ich nahm die Welt nurmehr ausschließlich über meinen Ultraschall wahr. Ich lasse mich in den Abgrund fallen und schieße die Enterhakenkanone ab. Sie verfängt, ich schwinge an die Steilwand und stabilisiere mich dort. Von Oben höre ich Knarzen als würde etwas Schweres den Schnee großflächig zusammendrücken. Wird wohl die Hitze durch die Granate sein.... Ich sehe weit und breit keinen Überhang, falls gleich eine Lawine abgeht, aber ich hatte Glück und stand bereits gut platziert im Hang. Kurz darauf höre ich von Oben quieken und brüllen. An mir fällt ein riesiger Körper vorbei und immer mehr kleine. Wie grün...es klappt. Haupsache, der Dicke is weg.. Ich klettere hoch, oben ist alles vereist. Hm, die Hitze der Granate? Aber warum ist das schon wieder gefroren?
Als ich erst einmal keinen Saurier mehr sah, fuhr ich langsam etwas runter. "Schaut euch mal vorsichtig um, ob hier noch irgendeiner ist."
Alle meldeten, dass sie keinen sähen. Wir trafen uns oben auf dem Hügel an der Ruine. "Hammer Aktion!" Neo nickte anerkennend.
"Hast du toll gemacht", hörten wir eine krächzige Stimme, "ein kleines Kunststückchen. Ich hab mal mit einer Eisschicht nachgeholfen." Wir sahen Gundula, die wieder wie aus dem Nichts erschienen war und vom Fuße des Hügels langsam zu uns nach oben lief. "Was hatten wir nochmal als Belohnung ausgemacht. Achja. Ein Danke. Danke." Sie sah unsere Gesichter. "Ne, war Spaß. Was wollt ihr denn so? Geld oder sowas haben wir nicht."
"Naja, ihr habt hier in den Alpen doch garantiert irgendwas, was für euch normal ist, aber da draußen was Wert ist. Keine Ahnung. Wir haben unterwegs so ein Einhorn, also vermutlich ein Bergeinhorn gerettet. Also vielleicht habt ihr irgendsowas Magisches von einem Critter oder so."
"Hmmm", sie kraulte ihr Kinn und sah nachdenklich in die Runde. "Endlich ist es hier wieder ruhig. Ich mag es ruhig. Vielleicht habt ihr euch ein Einhorn verdient." Nach kurzem Stutzen. "Also kein Einhorn, aber ein..."
"Einhornhorn." ergänzte ich. "Und vielleicht muss hier ja mal wieder für Ruhe gesorgt werden. Ich würde so gern nochmal für Ruhe sorgen." Dabei streichelte ich mein schweres MG. "Vielleicht kann ich mit euch Hexen ein wenig in Kontakt bleiben", sie sah mich skeptisch an, "vielleicht über Pauli." Ich wand mich unserem Bergführer zu "Ich wollte dir schon ne Kugel in den Kopf jagen, aber zum Glück haben hier einige Verständnis dafür, dass man für seine Familie dumme Dinge tut." Unwillkürlich blickte ich kurz zu Neo.
"Welche Hexen? Hexen gibts gar nich. Aber jo, das könntn wir wohl machn." Gundulas Stimme war wirklich kratzig. "Und die Belohnung bekommt ihr an der Mauer, wenn ihr hier bei uns schön artig seid." Sie giggelte kurz.
Klar, wir legen auf dem Rückweg noch ein paar Kalkwyvern um."